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Full text of "Zur Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel. Text"

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Seit vier Jahren von heftiger, höchst schmerzhafter Krankheit an jeder streng- 
wissenschaftlichen Arbeit verhindert, war ich völlig ausser Stand, den Text zur 
«Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel u. s. w.» zu vollenden. Die letzten 
zehn Tafeln des Werkes sind seit mehr als zwei Jahren ganz fertig, und warteten 
von einer Zeit zur andern, ob nicht Besserung in meinem Zustande eintreten würde. Dies 
schiebt sich aber immer weiter hinaus, sodass es der Herr Verleger mit mir für ge- 
rathener hielt, dieselben allein erscheinen zu lassen, damit wenigstens dieser Theil des 
Werkes als abgeschlossenes Ganzes gebunden werden könne. Um die Tafeln leicht 
zugänglich zu machen, ist ein vollständiger Index angefertigt worden, der zugleich 
als Norm der jetzt angenommenen Speciesnamen zu betrachten ist und welcher zu- 
gleich die wenigen unrichtig bestimmten Arten der rechten Art zuweist. Sobald mir der 
Himmel wieder etwas leidlichere Gesundheit schenkt, werde ich mit möglichstem Eifer 
den Text zu vollenden suchen. Zu diesem würde noch auf drei Tafeln das Korn der 
Eier von den bekannten ‚wahrhaft gesonderten Generibus, in dreissigfacher Vergrösse- 
„ung dargeste -Ilt, beisgeben werden, wovon zwei Tafeln bereits mit grösster Sorgfalt 
"ausgeqpr tet sind Meine Sammlung enthält jetzt fast 1200 sicher bestimmte Arten 
von oreleien, Von diesen sind an 900 Arten in 1800 Nummern auf den 100 Ta- 
feln ER Die nicht abgebildeten werden wenigstens dem Texte zu Gute kommen. 


Dresden. im October 1856. 


Thienemann. 


Erste Ordnung — / 


Schreitvögel. Incedentes. x 


- 


Lehrbuch der Zoologie, S. 537. (Straussartige Vögel, Struthionidae. auct.) 


D: bekanntermaassen sehr gleichmässig entwickelten Vögel lassen in dieser Ordnung noch die 
mehrste Annäherung an die Säugthiere wahrnehmen. Ihre Befiederung wird haarartig, ihre Flügel sind 
zum Fluge ungeeignet, dagegen ihre Füsse zum Schreiten und Laufen vortrefllich eingerichtet. Auch 
an der Schale ihrer Eier zeigt sich mehr Annäherung zur Milchgerinnung, als bei einem andern Vogel. 
Im Gesammtvolum die grössten Vögel, legen sie auch die grössten Eier, obgleich diese nur verhältniss- 
mässig zum Körper sind, da tiejenigen Vögel, welche verhältnissmässig die grössten Eier legen, um 
so viel kleiner sind, dass ihre grössten Eier nur die kleinsten aus dieser Ordnung erreichen. Sie 
gehören den Tropenländern an und überschreiten deren Gränze nur wenig, halten sich paarweise 
oder in Polygamie, und zeichnen sich nicht durch besondre Fürsorge für die Brut aus, welche sie 
meist der Natur überlassen. Die Jungen verlassen das Ei ziemlich entwickelt, so dass sie im Stande 
sind, gleich für ihre Erhaltung zu sorgen. Nur geleitet werden sie von einem der Alten. An dem 
Wi welches häufig nur des Nachts geschieht, nimmt das Männchen Antheil oder besorgt es zum 
Theil allein. Wohin der Mensch sich mehr verbreitet, werden diese grossen Vögel immer seltner, da 
ihre Eier eine gute Speise gewähren und ihre Federn zum Theil als beliebter Schmuck gesuchter 
Handelsartikel sind. Durch Verfolgung werden sie auch immer scheuer und entziehen sich möglichst 
der Beobachtung, welcher Umstand Schuld ist, dass wir über viele Verhältnisse ihres Haushaltes noch 
nicht ganz im Klaren sind. Von manchen Ornithologen werden auch die Trappen zu dieser Ordnung 
gezogen; es scheint aber geeigneter, sie bei den Wadvögeln (Sumpfvögeln) zu lassen, denen sie auch 
hinsichtlich der Eier näher stehen. Ebendahin wird auch vorläufig der wunderliche Apteryx gestellt 


werden, welcher den Straussen in mehrerer Beziehung sehr nahe kommt. 


Einzige Familie, 
Strausse. Struthiones. 


Man könnte mit Linn die einzelnen Arten dieser Ordnung auch füglich unter einem Geschlechte 
vereinigt lassen, da nur wenig wesentliche Unterschiede an ihnen sich vorfinden. Mehr als 3 Ge- 
schlechter darf man aber wol auf keine Weise annehmen, wenn man nicht zu kleinlich verfahren will. 
Diese lassen auch an den Eiern ziemlich auffallenden Unterschied wahrnehmen: wir kennen im Ganzen 


5 Arten aus Afrika, Asien, Neuholland und Amerika. 


3 
® 


Erstes Geschlecht. rn 


kKasuar. (asuarius. 


/wei Arten bilden dieses Geschlecht, welche zu viel Übereinstimmung aufweisen, als dass man 
sie trennen sollte. Auch die Eier beider kommen sich sehr nahe. Ihre Schale hat an der Aussenfläche 
eine ganz eigenthümliche Bildung, welche am meisten der Milchgerinnung, wie wir sie etwa auf der 
Oberfläche von neuem Käse wahrnehmen, hinsichtlich der Form sich annähert, weshalb wir mit 
diesem Geschlechte die Reihe der Vögel, von den Säugthieren abwärts, beginnen wollen. Beide Arten 
gehören nur der südlichen Erdhälfte an, leben paarweise in möglichst menschenleeren Gegenden, 
nähren sich mehr von niedern Thieren als von Pflanzenstoffen, legen nicht viele, lebhaft gefärbte Eier. 

1) Der Emu oder Kasuar der alten Welt. Casuarius Emu. Larmn. 
Tab. I. fg. 1. (Kurs, ova. T. 2.) = 

Im gezähmten Zustande überall bekannt, hat dieser Vogel nur ein sehr eingeschränktes Vaterland, 
nämlich einige Inseln des indischen Archipels, die Molukken, Aru-Inseln und Neuguinea. wo er sparsam 
die freien Plätze der weniger zugänglichen Gebirgswälder bewohnt. Es muss mit grossen Schwierig- 
keiten verknüpft sein, ibn in seinen ursprünglichen Wohnsitzen aufzufinden, da uns alle neuern 
Reisenden nicht das Geringste von seinem Haushalte zu berichten wissen. Ältere Nachrichten, wie 
von Clusitis und Valentyn, sind ebenfalls unvollständig ; letzterer Reisender ist der einzige, welcher von 
einem Kasuar, auf 3 Eiern brütend angetroffen, berichtet. Lesson, in der Reise um die Welt unter 
Duperrey, sagt, dass er paarweise lebe, auf Neuguinea häufig sei, 3 Eier lege und diese nur des Nachts 
einen Monat lang bebrüte. Dies stützt sich aber nur auf Angaben von Eingebornen. Herr Müller, welcher 
bei längerm Aufenthalte im indischen Archipel so viel zur Aufklärung dortiger Naturprodukte gelei 
neigt sich, nach Angabe der Eingebornen, ebenfalls zu der Meinung, dass der Kasuar paarweise 
und gemeinsam brüte. Im gezähmten Zustande legt das Weibchen in unregelmässigen Zwischenräumen 
bis 9 Eier, welche in manchen Fällen vom Männchen, in andern vom Weibchen allein ausgebrütet 
wurden. In England brachte ein Männchen erst die Jungen zum Auskriechen, nachdem es 9 Wochen 
anhaltend auf den Eiern gesessen hatte. Vielleicht entwickelt sich in einem so viel kältern Klima die 
Brutwärme langsamer. ' 

Die Eier sind in Sammlungen nicht selten, rühren aber meist von gezähmten Vögeln her. Das 
abgebildete ist von Herrn Müller an das Leydner zoologische Museum, nebst einem andern fast gleichen, 
aus Ceram eingeschickt worden. Wie bei vielen andern Vögeln steht es, obgleich frisch genommen, 
an Lebhafligkeit der Färbung denen im gezähmten Zustande gelegten nach. Es ist 4” 7,” lang, 
373° breit, gestreckt, fast gleichhälflig, an der Basis ein wenig mehr zugespitzt als an der Höhe. 

Sein Gewicht, gefüllt, erreicht 15'/, Unze, das der Schale allein 2 Unzen. 

Die Schale ist mässig stark, von ihrem fast glattem Grunde erhebt sich die Schmelzmasse in 
gleichmässig gewölbten, ästig verschlungenen Zügen, kleinere oder grössere Becken zwischen sich 
lassend. Nach beiden Enden werden diese Züge feiner, dichter, niedriger. Die Grundfläche ist 
schmutzig blassgraugrün gefärbt und ganz glanzlos, die erhabnen Züge lebhaft graugrün, stark glä 
Die ganze Schalenmasse ist grünlich, nach innen ins Weisse ziehend, gegen das Licht inwendig grün 
durchscheinend 


3 


Die in der Gefangenschaft gelegten Eier werden meist grösser, gestreckter, dünnschaliger und 
viel lebhafter gefärbt. Die erhabnen Züge werden feiner und flacher, an manchen Stellen glätten sie 
sich ganz ab. 

Von den Eiern der folgenden Art, den einzigen, mit denen sie verwechselt werden können , unter- 
scheiden sie sich meist durch geringere Grösse und durch reinere Ränder der erhabnen Züge, welche 
bei jenen vielmehr zackig in einander greifen. 

2) Der neuholländische Kasuar. Caswarius novae Hollandiae. (Dromajus novae Hollandiae. Vırını.) 
Tab. I. fig. 2. 

Grösser als der vorige, indem das alte Männchen fast dem afrikanischen Strausse in Höhe 
gleichkommt, ist er in den noch weniger bewohnten Theilen Neuhollands nicht selten , wo er besonders 
ausgedehnte, nur mit einzelnem Gestrüpp bewachsene, hügelige Flächen bewohnt. Die Ansiedlung 
der Europäer in seinem Vaterlande hat ihn schon aus vielen Distrikten vertrieben , wo er sonst heimisch 
war. Sein Nest ist, nach dem Berichte Bennet's in seiner „Wandering“, I. p. 297, nur eine gescharrte 
flache Vertiefung, ringsum mit Holzstücken und Laub belegt, und enthält in den dortigen Sommer- 
monaten 9—13 Eier. 

Zur Beschreibung dienten 2 vom Herrn Baron v. Hügel aus Neuholland dem Wiener zoologischen 
Museum überbrachte Eier, und ein sehr kleines über London erhaltenes. 

Die beiden ersten sind sehr gleichartig; das eine ist 5” 9” lang, 3” A'/,”’ breit,‘ gestreckt 
ungleichhälfig, das zweite ein wenig kürzer, dafür etwas breiter. Bei beiden ist die Basis nur wenig 
stumpfer als die Höhe. 

Ihr Gewicht beträgt gefüllt 25 Unzen, das der Schale 3°/, Unze. 

Die Schale ist ziemlich stark, die Schmelzmasse erhebt sich ebenfalls in erhabnen Zügen, diese 
sind oben flach und greifen mit den zackigen Rändern so in einander, dass nur kleine, seichte 
Gruben zwischen ihnen bleiben und der Oberfläche ein zeriressnes Ansehen geben. Wo die Züge 
dicht an einander stossen, bleiben kleine rundliche oder etwas eckige Zwischenräume, Poren, welche 
vie] tiefer und häufiger vorhanden sind, als bei voriger Art, wo sie fast nur angedeutet erscheinen. 
Die Färbung dieser beiden Exemplare ist so auffallend und von der Angabe der Reisenden so ver- 
schieden, dass ich sie nicht zur Abbildung wählen mochte, in der Ueberzeugung, sie könne nicht 
die natürliche sein. Sie ist nämlich ein gesättigtes Schwarzblaugrün. Möglich, dass sie eine Zeit lang 
unter Wasser gelegen haben, da nicht selten die Brutplätze des Vogels durch grosse Regengüsse 
unter Wasser gesetzt werden. Gegen das Licht sind sie vollkommen undurchsichtig. 

Das abgebildete Exemplar mag wol zu den kleinsten gehören, da es nur 4” 41” lang und 
3” 3” breit ist. Seine erhabnen Züge sind zum Theil mehr abgeflacht und unregelmässiger. Seine 


Farbe ist aber eine blaugrüne, wie sie als die gewöhnliche angegeben wird. 


Zweites Geschlecht. 
Nandu. Rhea. MornHrın. 
Die Nandus verbinden die Kasuare mit den eigentlichen Straussen, und theilen mit beiden manche 
Verhältnisse. Die beiden bekannten Arten gehören dem südlichen Amerika an, wo die eine bis zum 


11°S.Br. vorkommt: die andre daselbst auftretend, noch ziemlich weit in das südliche Patagonien 
1° 


hinein sich erstreckt. Sie leben von Pflanzen und niedern Thieren, legen mehr Eier als die Kasuare, 
welche wenig lebhaft gefärbt sind Rx 
1) Der grössere Nandu. Ahea americana. Larn. 
Tab. Il. fie. 4. 

Er erreicht eine Höhe von fast 5 Fuss, dabei ein Gewicht bis 80 M. Pfunde, und bewohnt die 
grossen, unbewaldeten Flächen des südlichen Amerika, wenig scheu, wo er vom Menschen nicht 
verfolgt wird. Die besten Nachrichten über diese Vögel geben die Herren Azara, Darwin, D’Orbigny 
und Prinz Max zu Wied. Nach ihnen beginnt im Juli die Paarungszeit, wo das Männchen seine dem 
Brüllen eines Rindes ähnliche Stimme hören lässt. Das Nest wird meist an einer so freien Stelle angelegt, 
dass man es schon von weiten sieht, wodurch mehr der legende und brütende Vogel, als die Brut 
selbst, gesichert wird. Es ist nur eine ganz flache, weite Vertiefung in den Boden gescharrt, zuweilen 
mit etwas dürrem Grase ausgefüttert. In diese legt nun das Weibchen, vom September an, seine Eier. 
Man hat deren schon bis 80 in einem Neste gefunden , was jedoch der Satz mehrerer Weibchen ist, 
die sich, nach einstimmiger Angabe der Eingebornen,, zu einem Männchen halten. Ausserhalb des 
Nostes liegen immer noch einige Eier zerstreut umher, welche von den Alten den auskommenden 
Jungen als erste Nahrung zerschlagen werden sollen. Nach Azara und Darwin übernimmt das 
Männchen das Brüten und Führen der Jungen allein, Letzterer versichert, dass er dasselbe öfters so 
fest brütermd gefunden habe, dass es fast überritten werden konnte. Prinz Max beobachtete dagegen 
längere Zeit ein Weibchen , welches seine Jungen führte, wornach wol beide Fälle vorkommen mögen. 
In der Gefangenschaft legen diese Vögel ihre Eier in mehrtägigem Zwischenraume; in England brachten 
Truthühner, welche deren bebrüteten, in 5 Wochen Junge heraus. 

Die Eier kommen ziemlich häufig in Sammlungen vor, und gleichen in der Grösse denen des 
neuholländischen Kasuar, sie ändern aber ansehnlich in den Maassen. Man findet sie 5” I 
3,” breit; 5” 5°” lang, 34,” breit; 5” 3” lang, 3” 9” breit; meist etwas gestreckt, ungleich- 
hälftig oder ziemlich gleichhälfig. 

Das Gewicht der leeren Schale wechselt von 2/,—3'/, Unze, die grössern wiegen gefüllt etwas 
über 2 M. Pfund 

Die Schale ist mässig stark , ihre Schmelzschicht ziemlich gleichmässig verbreitet , lässt grössere, 
gestreckte, tiefe, oder kleinere, rundliche, flache Poren zwischen sich, welche die Oberlläche rauh 
machen , die aber dessenungeachtet stark glänzt. Nach beiden Achsen zu werden auch die grössern 
Poren rundlicher und flacher, stehen auch zuweilen mehr in gebognen Furchen, so dass grössere 
Stellen der Schmelzschicht dazwischen ganz glatt sind. 

Ihre Farbe ist gelblich oder graulichweiss, gegen das Licht scheinen sie grünlichgelb durch. 
Sie können nur mit denen der nächsten Art verwechselt werden, sind aber grösser als diese. 

2) Der kleinere Nandu. ZAhea pennata. D’Onnıonn. Ahea Darwini. Govun. 
Tab. Il. fig. 2. 

Nach den Berichten der Herren D’Orbigny und Darwin ist dieser Nandu \/, kleiner als voriger 
und fängt seine Verbreitung da an, wo jener aufhört, in der Nähe des 41" S.Br. Sonst gleicht er, 
nach ihnen, in Lebensweise der grössern Art, legt etwa 15 Eier, welche kleiner als von Ahea 
americana und blassblau gefürbt sind. Vier Stück dieser Eier liegen zur Vergleichung vor; das kleinste 


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derselben ist k” &”’ lang, 3” '”” breit, zwei andere 4” 6'/,”’ lang, 3” 3” breit, das letzte bei 
gleicher Breite #” 71), lang. Sie sind etwas ungleichhälftig. 

Das Gewicht des kleinern beträgt gefüllt 45 Unzen, der grössern 16 Unzen. 

Die Schale wiegt bei allen 2'/, Unze; sie ist bei allen glatter als an denen der vorigen Art, bei 
zweien sehr glatt und glänzend. Ihre Poren sind etwas kleiner und weniger tief, stehen an der Höhe 
meist in etwas gedrehten Furchen. Die Farbe zieht in das Grau- oder Grünlichbläuliche. Inwendig 


in das Grünlichgelbe durehscheinend. 


Drittes Geschlecht. 
Strauss. Struthio. L. 


Es bleibt, nach Absonderung der vorigen Arten, nur eine für das Linne'sche Geschlecht Siruthro 
übrig, der über ganz Alrıka und das angränzende Asien verbreitete Strauss, der grösste aller Vögel 
Alrıka, mit seinen baumleeren, ausgedehnten Flächen, bietet ihm den behaglichsten Aufenthalt, wo 
er ausser der Paarungszeit in kleinern oder grössern Gesellschaften, in derselben paarweise oder 
in Polygamie lebt. In Arabien ist er schon seltner, und jenseit des Ganges findet man ihn gar nicht 
mehr. Seine Nahrung ist mehr vegetabilisch als animalisch, und sein Verhalten hinsichtlich der Fort- 
pflanzung gleicht besonders dem Nandu. Seine wenig gefärbten Eier sind bei weitem die grössten 
unter allen Vogeleiern. 

Der afrikanische Strauss. Stiruthio camelus. L. 
Tab. II. [Kreiıx, ova. Tab. 1.] 

Das Männchen erreicht eme Höhe von 8 Fuss, das Weibchen bleibt etwas kleiner. Er kommt 
in den mehrsten Distrikten von Afrika vor, welche nicht zu bergig, waldıg oder stark bewohnt sind 
Im Juli beginnt die Paarungszeit, wo sich die bis dahin vereinten Schaaren auflösen. Es scheint, 
als ob es unter ihnen mehr Weibchen als Männchen gäbe, da sich häufig zu einem derselben mehr 
als ein Weibchen hält, welche so einig leben, dass sie ihre Eier in dasselbe Nest legen. Zur Zeit 
der Paarung färben sich die kahlen Stellen des Körpers lebhafter roth, und das Männchen lässt auch 
eigenthümliche Töne hören. Als Nistplatz wird eine von allen Seiten freie Stelle gewählt, die es dem 
Vogel möglich macht, herannahende Feinde zu bemerken Hier wird eine flache Vertiefung in den 
Boden gescharrt, welche etwa 30 Eier fasst. Der ausgescharrte Boden bildet einen Wall um das 
Nest, an welchen die Eier, auf der Basis stehend, angelehnt werden. Ausserhalb des Walles findet 
man immer noch eine Anzahl Eier zerstreut umherliegend, von welchen man, wie beim Nandu, 
versichert, dass sie zur ersten Nahrung der Jungen bestimmt seien. Vom August an beginnen die 
Weibchen zu legen, und es besteht ihr Satz, wenn sie nicht gestört werden, aus 12—15 Eiern. 
In der Nähe von Menschen bewohnter Distrikte werden ihnen häufig die Eier genommen, und sie 
machen dann einen zweiten und dritten schwächern Satz , so dass man fast das ganze Jahr Eier findet 
Die Reisenden Kolbe, Sparrmann, Le Vaillant, Lichtenstein, Burchel haben uns Nachrichten über den 
Haushalt dieses Vogels mitgetheilt. Zu Kolbe's Zeit (Anfangs vorigen Jahrhunderts) waren die Strausse 
noch sehr häufig in der Nähe von Capstadt, wo man sie jetzt nur noch sehr selten sieht. Er berichtet 
schon, dass Männchen und Weibchen brüten, auch eins oder das andre die Jungen führe. Le Vaillant 


selang es einmal, ein Straussennest in der Nähe eines Gebüsches zu entdecken, in welches er sich 


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verstecken konnte. Hier sah er nun den Tag über vier verschiedene Weibchen nach einander zum 
Neste kommen Eins derselben blieb eine Viertelstunde auf dem Neste hocken, ein zweites dazu- 
kommendes setzte sich neben dasselbe. Gegen Abend kam dann das Männchen herbei, welches mit 
der Kugel erlegt ward. Das Nest enthielt 38 Eier, welche in der Grösse verschieden waren; ausserdem 
lagen noch 13 Eier zerstreut umher. Sparrmann fand den 22. September ein brütendes Männchen 
auf den Eiern. Burchel fand den 12. August ein Straussennest mit 3 Eiern; ein andres den 30. August 
mit 47 Eiern innerhalb und 9 ausserhalb des Walles. In dieser Zeit stand das Thermometer am Tage 
nicht viel über 21°+, des Nachts nicht viel über 5’+ Reaum. Da der Reisende nie einen Strauss 
in der Nähe des Nestes bemerkte, so neigt er sich auch zu der Meinung, dass er nicht brüte. Es ist 
aber bekannt, dass er in besuchten Gegenden ausserordentlich scheu und vorsichtig sei, also den 
Reisenden stets eher als ihn dieser bemerkt habe. Alle gefundnen Eier waren auch noch ganz frisch, 
und auf solchen sitzt noch kein Vogel fest, der auch sonst eifrig brütet. Noch den 9. Mai fand derselbe 
Reisende frischgelegte Strausseneier. Nach Lichtenstein findet man vom Julius bis September die 
mehrsten Strausseneier. Nach ihm halten sich 3—5 Weibchen zu einem Männchen und beginnen 
das Brüten, wenn 10—12 Eier im Neste liegen, am Tage abwechselnd, während das Männchen | 
des Nachts allein es besorge. Dabei vertheidige dasselbe die Brut gegen Anfälle kleinerer Raubthiere, | 
welche man häufig von ihm neben dem Neste erschlagen findet. 
Die Dauer des Brütens wird von 36—40 Tagen angegeben. Die herausgekommnen Jungen 

werden von einem der Alten geführt und möglichst beschützt und vertheidigt. 

* Die Eier selbst sind die grössten aller Vogeleier; eins der kleinsten, welches zur Vergleichung 
diente, misst in der Länge 5” 5”, in der Breite 4” 2”, eins der grössten 5” 0” in der Länge, | 
4 9” in der Breite. Die mehrsten sind gleichhälfig, andre etwas ungleichhälfig und runden sich 

» von der Mitte aus ganz allmälig zu. Das Gewicht der frischen Eier giebt man durchschnittlich 

zu & M.Pfund (3 gewöhnliche Pfund) an; das grösste vorliegende gab, mit Wasser gefüllt, gerade 

48 Unzen, wovon 9 Unzen auf die Schale kommen Diese ist über eine Linie dick, fest, ihre 

Schmelzschiecht stark und ziemlich gleichmässig aufgetragen , lässt nur kleine, aber dichte und ziemlich 

tiefe, rundliche Poren bemerken, deren flacher Grund unter der Lupe wieder durch kleine Ver- 

bindungszweige der Schmelzmasse uneben und mit kleinsten Poren versehen, erscheint. Die Poren 

stehen meist in gebogenen Furchen, welche zuweilen nach beiden Enden zu länger und mehr gedreht 

erscheinen. Die Schmelzschicht kann man bis auf die Fläche der Poren abschleifen , wo sie dann eine | 

vortrelfliche Politur annimmt, wie sie die Eier der Crypturus- Arten von Natur haben. Auch die 

unpolirten Eier haben einen lebhaften Glanz, ihre Färbung ist gelblichweiss, inwendig, gegen das 

> Licht gehalten , scheinen sie gelb durch. Ihr Geschmack wird als weniger zart wie der von Hühner- 

eiern angegeben ; allein ein Ei kommt in der Masse wol 30 Hühnereiern gleich, und kann so zu | 

einer Mahlzeit für 4— 6 Personen ausreichen 


Aweite Ordnung. 
Greifvögel. Prendentes. 


Lehrbuch der Zoologie, S. 488. (Landvögel, Aves terrestres. auct. Gallinae, Passeres, Accipitres. L. 


Diese Ordnung umfasst alle die Arten, bei denen der Vogeltypus, Entwicklung für das Luft- 
element, am deutlichsten hervortritt. Die Einrichtung ihrer Füsse zum Greifen schien der gemein- 
gültigste Charakter zur Bezeichnung der ganzen Ordnung zu sein, welche als Stamm oder Kern der 
gesammten Vögel sehr stark ist und auch hinsichtlich der Fortpflanzung so viele Verschiedenheit auf- 
weist, dass man genöthigt wird, sie in Nebenordnungen zu zerspalten. Zu unserm Zwecke erscheinen 
deren sechs als nothwendig: die Hühnerarten oder Scharrvögel, die Taubenarten oder Flugvögel , die 


Klettervögel, die Saugvögel, die Singvögel und Raubvögel. 


Erste Nebenordnung. 
Scharrvögel. Rasores. Iıı. 


(Hühnerarten. Gallinacees. LACEP. Gallinae. L. 


Ein meist kräftiger, gedrungener Körper mit stämmigen, mehr zum Gehen und Scharren ein- 
gerichteten Beinen, mehr oder ausschliesslich vegetabilische Nahrung, welche meist auf dem Boden 
aufgenommen wird Ihre ziemlich festschaligen Eier, welche meist in grösserer Anzahl in kunstlose 
Nester, fast durchgängig auf den Boden, gelegt werden, so wie der Umstand, dass die Jungen im 
Ei sich so weit entwickeln, dass sie im Stande sind, sich selbstständig zu ernähren, erinnern sehr an 
die Schreitvögel, mit welchen manche Ornithologen sie zu einer Ordnung vereinen. Die einzelnen 
Arten, welche zum Theil auch ziemlich gross werden, halten sich fast über das ganze Festland der 
Erde gleichmässig verbreitet auf, theils als Stand-, Strich- oder Zugvögel, paarweise oder in Polv- 
gamie, einzeln, familienweise oder in Schaaren lebend. Die Eier sind meist verhältnissmässig in der 
Grösse; nur in der Familie der Hügelhühner werden so unverhältnissmässig grosse gelegt, wie bei 


wenigen andern Vögeln. Sie sind theils weiss, theils einfarbig, theils verschiedenartig gelleckt. 


Erste Familie, 
Schopfhühner. Cristatae. (Cracidae. auct.) 


Ansehnliche Vögel des wärmern Amerika, an dichtere Waldungen gewiesen, und meist auf 
Bäumen, sowie von deren Knospen, Blüthen und Früchten lebend. Ausser der Nistzeit halten sie 
sich meist gesellig, in derselben paarweise oder in Polygamie. Sie nisten meist auf Bäumen, wo 
diese, dicht mit Schlingpflanzen durchwachsen , geeignete Stellen darbieten, und legen wenige, 
weissliche, ziemlich grosse Eier. Man hat sie in viele Geschlechter zerspaltet, als: Chamaepetes et 
Salpiza. Wagl., Penelope et Ortalida. Merr., Crax. L., Ourax. Cuv., Mitu. Less, welche sich aber 


wol füglich unter Orax und Penelope vereinigen lassen. 


U, % 


Erstes Geschlecht. 
Hocko. Crax. L. 


Hierher gehören die grössten Arten der meist dunkelgefärbten Vögel, welche, wenigstens 
domestieirt, sehr varıiren und nur an ihrem natürlichen Wohnsitze hinsichtlich ihrer Artverschiedenheit 
besser auseinandergesetzt werden können, als es bisher der Fall gewesen ist. Über ihre Fortpflanzung 
im freien Stande wissen wir wenig. Nach v. Spiv' und v. Martius Bericht („Reise in Brasilien“, T. III. 
S. 1083, in der Note) leben sie in Polygamie; die Männchen kämpfen untereinander, und die Weibchen 
legen nur 2 Eier. Diese Eizahl hat man auch bei domestieirten gefunden. Prinz Max zu Wied berichtet 
dagegen, nach Angabe der Eingebornen,, dass der Satz bis 4 Eier betrage. Ausführliche Mittheilungen 
würden wir von dem trefllichen J. Natterer erhalten haben, wenn nicht ein zu früher Tod ihn der 
Wissenschaft entrissen hätte. Vielleicht wird es seinem Herrn Bruder bald möglich, seine Papiere zu 
ordnen und mitzutheilen. Von 3 Arten dieses Geschlechtes hat er Eier aus Brasilien an das kaiserliche 
Museum zu Wien überliefert, welche für unser Werk benutzt worden sind. Die in andern Museen 
befindlichen Exemplare sind in der Gefangenschaft gelegt und deshalb nur zur Vergleichung dienlich 
Die körnige Oberfläche unterscheidet diese Eier von allen bekannten. 

1) Der Mitu. Crar mitu. Cuv. Ourax mitu. Temm. Mutum cavallo in Brasilien. 
Tab. IV. fig. 3. 

Die Urwälder Brasiliens sind sein Aufenthalt, wo er in grössern oder kleinern Gesellschaften 
lebt. Seine Grösse ist die des Truthahns, die Länge beträgt gegen 2"/, Fuss. 

Das Ei ist 3” 1°), lang, 2” 2'/,”” breit, gleichhälfig, nach beiden Enden stark abfallend. Die 
Schale ist ziemlich diek und durch kleine, körnige, etwas ungleiche Erhabenheiten ganz rauh, welche 
an ihrer Höhe glatt sind. Ihre Basis und die sie umgebende Zwischenfläche ist matt. Die Farbe der 
Schale ist ein schmutziges Weiss, welches an der_Höhe der Körnchen reiner erscheint. Inwendig, 
gegen das Licht, scheint die Schale grünlich gelblich durch. 

2) Der Mutum. Crar tomentosa. Six. Mutum do la vermetho in Brasilien. 
Tab. IV. fig. &. 

Nach Natterers Angabe sind diese beiden Vögel sicher verschieden und diese Art stets etwas 
kleiner, was sich auch aus dem Ei ergiebt, da dieses nur nahe an 3” in der Länge und 2” 41,” 
in der Breite misst. Es ist beinahe gleichhälfiig, seine Schale hat ähnliche Beschaffenheit mit 
dem vorigen, nur sind die Körnchen etwas erhabner, rundlicher und gleichmässiger. Es haben, 
hinsichtlich der Oberfläche , diese Eier noch am meisten Verwandtschaft mit denen des Kasuars der 
alten Welt, nur dass dort die erhabenen Züge sich dem Körnigen nur nähern, während hier gesonderte 
Körnchen auftreten. 

Die Farbe dieses Eies ist schmutzigweiss, gegen das Licht scheint es ebenfalls gelblich durch. 

3) Der Uru-Mutum. Orax urumutum. Seix. 

Er ist ansehnlich schwächer als die beiden vorhergehenden Arten, und ihm gehört wahrscheinlich 
das dritte Ei der oben erwähnten. Es gleicht in Beschaffenheit den vorigen, hat 2” 2'/,”’ Länge und 
17 7°” Breite. Seine Schale ist dünner, die Körnchen Nacher und unregelmässiger. Es ist nicht 
abgebildet gegeben, da seine Bestimmung nicht sicher war 


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4) Der Pauxi. Orax Pauxi. L. Pauzxi galeata. Tenn. 
Einer der grössten des Geschlechtes, fast 3 Fuss lang, soll ursprünglich in Mexiko zu Hause 
sein. Ein im gezähmten Stande von ihm gelegtes Ei befindet sich im Leydner Museo. Es ist bei 3” 
Länge 2” 5”” breit, ungleichhälftig, ganz allmälig nach beiden Enden zugerundet, an der Höhe nur 
wenig schwächer als an der Basis, im Ganzen grösser als_vom Mitu, mit dem es in Beschaffenheit 


der körnigen Schale übereinstimmt. 


Zweites Geschlecht. 
Schaku. Penelope. Merk. 


Der Körper fasanartig gestreckt ist der wichtigste Unterschied vom vorigen Geschlechte, dem 
diese Vögel ın der Lebensweise nahe kommen. Sie halten sich ebenfalls nur in dichten, grossen 
Waldungen, welche sie nie verlassen. Auch in der Gefangenschaft verdauen sie härtere Samen, wie 
Mays, nicht. Sie kommen seltner auf den Boden, nisten auch in dichtverwachsene Zweige aus 
Reissern und legen 2—3 weissliche, ganz glatte, ziemlich grosse Eier, welche von denen des vor- 
hergehenden Geschlechtes ganz verschieden sich mehr denen der folgenden Familie nähern. 

1) Der Schaku-tinga. Penelope leucoptera. Pr. Max. [Reise, I. S.139. II. S.110. Beiträge, IV. 8.544 sq.] 

Tab. IV. fig. 5. 

In den innern geschlossenen Waldungen von Brasilien ist er zu Hause und erreicht eine Länge 
von 29 Zoll, wovon aber mehr als ein Drittel auf den Schwanz fällt. Die Jäger des Prinzen Max 
fanden im Februar das Nest dieses Vogels auf einem Baume, welches aus Reissern bestand. Nach 
einem Eie dieses Nestes ist die Abbildung gegeben. Seine Länge beträgt 2” 8”, die Breite 2”. 
Es ist kurz ungleichhälfig, nach der Höhe ziemlich zugespitzt, an der Basis stumpf zugerundet. Seine 
Schale ist mässig stark, glatt mit feinen sichtbaren Poren. Unter der Lupe sieht man, dass die flach 
erhabenen Züge der Schmelzmasse sehr kleine, diehte, flache Grübchen und tiefere , trichterförmige, 
einzelne zwischen sich lassen. Seine Farbe ist gelblichweiss, es hat etwas Glanz und scheint in- 
wendig gegen das Licht gelblich durch. 

2) Der Schaku-maraye. Penelope marail. Ge. 
Tab. IV. fig. 6. 

Kleiner als vorige Art, gegen 24 Zoll lang, in Guiana und Surinam zu Hause. Das abgebil- 
dete Ei ward nebst dem Vogel durch Dr. Hering aus Surinam eingesandt, dem wir mehrere Eier und 
Nester dortiger Vögel verdanken. Es ist 2” 6” lang, 4” 8'/,”” breit, gestreckt ungleichhälftig, nach der 
Basis allmälig, nach der Höhe stärker abfallend. Die Schale ist mässig stark, glatt, etwas glänzend, 
mit sehr sichtbaren Poren, von Beschaffenheit der erstern Art. Ihr Gewicht beträgt nur 135 Gram 
Die Farbe ist graugelblichweiss, inwendig gegen das Licht bräunlichgelblich durchscheinend. Von 
dem Eie der ersten Art ist es nur durch geringere Grösse, etwas zarteres Korn und einwenig schwä- 
chere Schale unterschieden. 

3) Der gefleckte Schaku. Penelope guttata. Srıx. 
Tab, IV. fig. 7. 
Noch kleiner als voriger, nur 19 — 20 Zoll lang lebt er im Innern von Südamerika, w oher ich 


mit dem Vogel das Ei erhielt. 


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Dieses ist 4” 11” lang, 4” 7'/,” breit, kurz, fast gleichhälfig, nach der Höhe nur wenig 
mehr abfallend als nach der Basis. Seine Schale ist mässig stark, glatt, glänzend. Das Korn und 
die Poren kommen mit dem der vorigen Arten überein. Die Farbe ist graugelblichweiss, inwendig 
gegen das Licht grünlich gelblich durchscheinend. Der runden Gestalt nach möchte man es für ein 
Eulenei halten, doch ist das Korn ein ganz anderes, durch welches man es auch von den Eiern der 
Haushühner sicher unterscheiden kann. Die Schale dieses Eies wiegt 69 Gran, ein gleichgrosses 
Hühnerei 90 Gran, das Ei der Schneeeule /Strir nyctea) ebenfalls gleichgross, 83 Gran. 


Zweite Familie, 
Hügelhühner. Accumulantes. (Megapodidae auct.) 


Schon von frühern Reisenden, als Pigafetta (1524), Gemelli Correri (1719) aufgefunden, hat 
man doch erst in neuester Zeit, besonders durch den wissenschafllichen Eifer des Hrn. Gould nähere 
Kenntniss von einigen dieser sonderbaren Vögel erhalten. Sie gehören Neuholland und mehrern 
Inseln des indischen Archipels an, erreichen nur mässige Grösse, für welche sie ausserordentlich 
grosse Eier legen, die sie nicht selbst bebrüten, sondern für welche sie zum Theil sehr grosse Hau- 
fen von Boden und sich erhitzenden Pflanzentheilen zusammenscharren, ohne sich dann weiter um 
die Brut zu bekümmern, wodurch sie an die Amphibien erinnern, welche ihre Eier in den Boden 
verscharren. Im Habitus und ihren übrigen Verhältnissen reihen sie sich am mehrsten an die zuletzt 
abgehandelten Hühnerarten an, Cuvier stellte sie zu den Wadvögeln neben Rallus, Wagler vereinigte 
sie mit Menura, Neuere haben sie in mehrere Geschlechter gespalten als Megapodius. Quoy et Gaim, 
Alecthelia. Less, Leipoa. Gould, Talegallus. Less, Megacephaloma. Temm., die wenigstens zum Theil | 


| 
| 


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unhaltbar sind. | 
Erstes Geschlecht. 
Scharrhuhn. Megapodius. (Jvov et Gam. 

Vielleicht können alle genannten Geschlechter unter diesem vereinigt bleiben, wenn man bei 
genauerer Kunde von ihnen nicht wesentlichere Unterschiede, als bisher, auffindet. So viel bekannt, 
bereiten alle Arten Bruthügel und übergeben diesen ihre Eier, doch ist noch manches Wichtige hin- 
sichtlich ihres Verhaltens zur Zeit der Brut ganz unerörtert. Was wir davon wissen, verdanken wir 
dem Herrn Gould in seinen Birds of Australia und Müller in den Verhandelingen over de naturlyke 
Geschiedenis der nederlanske overzeeische Bezittingen etc. 


1) Das Hügel-Scharrhuhn. Meg. tumulus. GouLv. Birds of Australia. 

Es erreicht diese Art etwa die Grösse des Perlhuhnes /Numida meleagris), und bewohnt die 
Nordküste von Neuholland. Nach Angabe von Freunden und Eingebornen hat Hr. Gould in Erfahrung 
gebracht, dass nur ein Paar dieser Vögel bei einem Hügel angetroffen werde, und dessen Erbauer 
sei, und doch traf er welche als Bänke von 24 — 40 Fuss Länge bei 5 Fuss Höhe. Er ist deshalb 
der Meinung, dass viele Jahre an Errichtung und Vergrösserung derselben gearbeitet werde. Diese 
Hügel bestehen aus leichter, vegetabilischer Erde, oder aus Laub und andern Pflanzentheilen, so wie 
aus Sand. Am 10. Februar fand Hr. Gould in einem Hügel, welcher an der Basis 60 Fuss im E 


Pan I. 


Umfang hatte und 15 Fuss hoch war, ein Ei auf der Basis stehend 5 Fuss unter der Oberfläche, vom 
Boden umher, welcher sich warm anfühlte, leicht berührt. Die Eier sollen des Nachts gelegt werden. 
Das aufgefundene Ei gibt Hr. Gould zu 2” 3” Breite, 3” 5” Länge nach englischem Maasse 
an, von dem nach unserm Maassstabe in der Länge "/,, in der Breite '/;”” abgeht. Seine Gestalt ist 
gleichhälftig und weicht von mehrern dieser Art, welche Hr. Gould erhielt, nicht besonders ab. 
2) Das kolbentragende Scharrhuhn. Megapodius (Megacephaloma) maleo. Temn. 
Tab. IV. fig. 1. 

Herr Müller hat an das Leydner Museum von Gelebes mehrere Eier unter dem Namen dieses 
Vogels eingesendet, diese jedoch nicht selbst aufgefunden, weshalb noch einiger Zweifel hinsichtlich 
ihrer Bestimmung obwaltet. 

Eier aus diesem Geschlechte sind es auf jeden Fall und zwar die grössten, die man kennt. 
Hr. Müller vergleicht diesen Vogel in der Grösse mit dem Zophophorus (Pavo) Cuwieri, wornach der- 
selbe den Meg. tumulus und rubripes übertrifft, was auch zu den Eiverhältnissen passt. Käme Mega- 
podius (Talegallus) Lathami. Gould in der Gegend vor, wo die Eier gesammelt sind, so könnten 
sie wol auch dieser Art angehören, deren Maasse bei Herrn Gould fast gleich angegeben werden. 

Die Länge dieser Eier beträgt 3” 7” bei 2” 7” Breite und 3” 41’” bei 2” 3” Breite; ihre 
Schale ist mässig stark, aber leicht, kaum eine halbe Unze schwer, während das Ei gefüllt 7/, Unze 
wiegt. Die Schmelzmasse erscheint nur als ein dünner Ueberzug, wo zwischen den flach erhabenen 
Zügen kleinere und grössere Grübehen bleiben. Die kleinern haben einen ebnen aber rauhen Grund, 
die tiefern grössern sind trichterförmig und enden in einen Spalt. Die Gestalt ist gestreckt gleichhälftig 
in der Mitte zum Theil walzig, wodurch sie an die Eier mehrerer grösserer Amphibien, besonders 
der Krokodile erinnern. Ihre Farbe ist frisch, gelblichweiss, von dem Boden, welchem sie anver- 
traut sind, werden sie verschiedenartig gefärbt. 

3) Das rothfüssige Scharrhuhn. Megapodius rubripes. Temm. 
Tanaly. fie. 

Bewohner des indischen Archipels, wird dieser Vogel etwa 13” lang und wenig grösser als ein 
Rephuhn. Seine Bruthügel sollen meist aus lockerem Sande bestehen. 

Herr Müller hat an das Leydner Museum mehrere Eier dieser Art von Timor eingeschickt, welche 
dort im November und Januar gefunden wurden. 

Diese wechseln im Maasse von 3” Länge bei 2” Breite und 3” 1”’ Länge bei 1” 14” Breite, 
sind gestreckt ganz, oder fast ganz gleichhälfiig, nach beiden Enden ganz allmälig zugerundet. 
Ihre Schale ist mässig stark, aber locker und wiegt nur 2'/, Drachme, während ein gleich grosses 
Gänseei mehr als das doppelte Gewicht hat. 

Ihre Oberfläche ist ohne eigentliche Schmelzmasse und es wird die unterste Schalenmasse von 
einer Schicht bedeckt, welche der gleich kommt, die man beim Emu deutlich unter der Schmelz- 
schicht liegen sieht. Sie ist nur locker aufgetragen, erscheint unter der Lupe flachkörnig und durch 
feine Sprünge in Felder getheilt, wie etwa ausgetrockneter Schlamm oder Lehm. Die mattgelblich- 
weisse Grundfarbe ist mehr oder minder durch Blutflecken oder Exeremente in der Cloake verdeckt. 
Inwendig gegen das Licht scheinen sie weissgelblich durch. 


% 
. 
Den jungen Vogel dieser Art bildet Hr. Lesson als besonderes Geschlecht, Aleethelia Urvillei 
(Voyage Coquille. Pl. 57), ab. 
4) Das Lathamsche Scharrhuhn. Megapodius (Talegallus) Lathami. Govw. Birds of Australia. 
Diese Vögel, welche die Grösse eines Truthuhnes erreichen, leben in Neuholland heerdenweise 
und errichten gemeinsam Bruthügel von bedeutender Grösse. Sie verfahren dabei so, dass sie mit 
den Krallen einen Klumpen von Pilanzenstoffen fassen und rückwärts gehend, diesen auf den be- 
stimmten Platz schaffen. Die gemachte Anhäufung treten sie dann immer horizontal, alles hervor- 
stehende unterbringend. Haben sie genug Stoffe zusammen, so legen sie die Eier in dieselben armstief 


hinein, 9— 12 Zoll von einander entfernt und stellen sie aufrecht auf die Basis. Die Eier sind um | 
3°/,” lang und 2'/,” breit gestreckt gleichhälftig und von Farbe rein weiss, kommen also denen sehr 
nahe, welche nach dem Leydner Museum als dem Megapodius maleo angehörig früher beschrieben 
wurden, was aber bei der nahen Verwandtschaft beider Vögel auch gewiss der Fall ist. 

5) Das Augen-Scharrhuhn. Megapodius (Leipoa) ocellatus. Govup. Birds of Australia. | 

Ebenfalls im Innern von Neuholland, aber paarweise lebend. Diese Vögel bauen sich Hügel | 
aus Sand, inwendig mit abgestorbenen dürren Pflanzentheilen gefüllt bis 3 Fuss hoch, und legen | 
ihre 12 oder mehr Eier darauf neben einander, doch jedes etwas gesondert, und bedecken dieselben | 


etwas, das Ausbrüten der Sonnenwärme überlassend. Hr. Gould führt an, dass die Eingebornen 
den Vögeln wol drei Mal die Eier nähmen, woraus doch hervorgeht, dass die Vögel ihre Brut nicht 
unbeachtet lassen, da sie sonst nicht bemerken würden, dass die Eier entwendet wären. So wäre 
es auch möglich, dass sie des Nachts auf denselben sässen, um die nöthige Wärme zu erhalten. 


Dritte Familie, 
Prachthühner. Splendidae. ( Phasianidae auct.) 


Meist ansehnliche, zum Theil mit den herrlichsten Federn geschmückte Vögel des wärmeren i 
Asien und Afrika. Nur zwei Arten gehören der nördlichen Hälle Amerikas an, Europa hat im wil- 
den Zustande keine davon, mehrere aber im gezähmten und halbwilden. Sie leben von allerhand 


Pflanzentheilen, vorzüglich aber von Samen der verschiedenen Gräser, halten sich meist in Poly- 
gamie und die Männchen haben anschnlichere Grösse und Färbung vor den Weibchen voraus. Die 
Weibchen legen viele Eier in eine Nachgescharrte Grube mit Unterlage von wenigen Pflanzenstoffen, 
mit denen sie auch die Eier etwas decken, wenn sie von denselben gehen. Sie besorgen das Brüten 
und führen die Jungen allein, ersteres währt von 3— 4 Wochen. Durch Ausfallen der Federn und 
Erweiterung der Brütestellen wird ein grosser Theil ihres Unterleibes kahl. In der letzten Periode des 


Brütens sitzen sie sehr fest 


Erstes Geschlecht. 


Pfau. Pavo. L. 


Unter den grössern Vögeln die prachtwollsten, die wir kennen, deren wenige Arten dem nörd- | 
lichen oder südlichern Indien angehören , sich zwar meist auf Bäumen aufhalten, ihre Nahrung aber - 


13 


am Boden suchen. Man hat dieses Geschlecht in mehrere gespalten, als: Polyplectron. Temm., Lo-- 
phophorus. Temm., Tetraogallus Gray, Pucrasia Gray, Orossoptilon. Hodgs., welche aber wol füglich 
unter Pavo vereinigt bleiben können. Von allen wissen wir hinsichtlich ihrer Fortpflanzung im 
Freien wenig. 
1) Der gemeine Pfau. Pavo eristatus. L. 
Tab. VI. fig. 1. [Krein, ova. Tab. XIV. fig. 1—2. Gurntuen et WinsisG. Tab. XXI. p. 83. Scımz, Eierw. 
Tab. XXV. fig. 7. p. 51.] 

Durch Alexander den Grossen zuerst nach Europa aus dem wärmern Asien gebracht, ist er 
jetzt im gezähmten Stande fast überall verbreitet, scheint aber doch in nördlichern Ländern von sei- 
ner natürlichen Munterkeit zu verlieren. In der Krim ist er nach Pallas Bericht halb verwildert, beson- 
ders in den grossen Gärten bergiger Districte, schläft daselbst stets auf Bäumen, sogar im Winter 
bei 15— 18° Kälte nach Reaum. Die Henne nistet dort entweder zwischen dichtes Gesträuch am 
Boden oder auf hohes Gemäuer und flache Dächer, von wo sie ihre Jungen auf dem Rücken herab- 
trägt. Die jungen Vögel pflanzen sich in der Regel erst im dritten Jahre fort, wo auch das Männ- 
chen erst sein volles Prachtgefieder erhält. 

In unserer Gegend beginnt gewöhnlich im März ihre Paarungszeit, und man gesellt meist einem 
Männchen mehrere Weibchen bei, diese fangen dann Ende Aprils oder Anfangs Mai an zu legen und 
zwar einen Tag um den andern, suchen sich einen einsamen, möglichst versteckten Winkel aus und 
legen die Eier in eine flachgescharrte Grube auf etwas Stroh oder Reissig. Lässt man die Eier lie- 
gen, so hören sie mit dem fünften oder sechsten auf und bebrüten sie dann, ausserdem legen sie 
8— 12, auch wol zwei Male des Jahres. Da sie bei uns nicht immer gut brüten und auch für die 
Jungen nicht sorgsam genug sind, so lässt man die Eier meist von Hühnern oder Truthühnern aus- 
brüten, welche 28 Tage zu ihrer Entwickelung brauchen. Die Jungen sind mit weichem, gelblichem 
Flaum bedeckt und in der ersten Zeit etwas zärtlich, weshalb in unserm Klima viele umkommen. 
Farbenvarietäten kommen nicht selten vor als gescheckte oder ganz weisse, welche sich auch fer- 
ner fortpflanzen. 

Die Eier sind verhältnissmässig und wechseln zwischen folgenden Maassen: 2” #'/, ” Länge bei 
1” 91%,” Breite; 2” 5”’ Länge bei 1” 114”” Breite; 2” 6”” Länge bei 1” 14” Breite; 2” 9’ Länge 
bei 1” 11'/,”” Breite, woraus man ersieht, dass sie mehr in der Länge als Breite abweichen. Sie 
sind stets ungleichhälftig, die gestreckten haben den grössten Durchmesser der allmälig abgerundeten 
Basis weit näher, und sind nach der Höhe stark zugespitzt Ihre Schale ist ziemlich stark und schwer, 
von 2'/, — 3'/, Drachmen, gefüllt wiegen sie 3— 3'/, Unze Die Schmelzschicht ist ziemlich stark, 
und auch hinsichtlich des Kornes gleichen sie mehr als eine andre Art denen des Strausses. Die 
sehr sichtbaren, tiefen Poren stehen meist in gebognen Furchen und gehen in der Tiefe rundlich oder 
spaltartig aus. Die Schmelzmasse ist nicht ganz so glatt als beim Strausse, sondern lässt ausser den 
Poren viele feine und feinste Grübchen zwischen sich, welche man schon mit unbewaflnetem Auge 
erkennt. Ihre Farbe ist graugelblich, entweder einfarbig oder mit blassen bräunlichen oder braunen, 
einzelnen oder dichteren Flecken, bei manchen nur schwach aufgetragen, und nur die Poren füllend, 
bei andern aber als gefärbte Schmelzmasse gleichmässig, am stärksten in den Poren, die ganze Ober- 
fläche überziehend, auch noch als Fleckenkranz an der Basis oder Höhe erscheinend. Was bei ihnen 


Ey 


durch die Zähmung verändert ist, muss erst durch Vergleichung ermittelt werden. Unter den bekannten 
Eiern nähern sie sich nur denen des Truthuhnes, unterscheiden sich aber von ihnen leicht durch ihr ‘ 
Korn und die bedeutendere Schwere der Schale, wo die Grösse sich nähert. Meist sind sie ansehn- 


lich grösser 


Zweites Geschlecht. 
Truthuhn. Meleagris. L. 


Ein der nördlichen Hälfte Amerikas eignes Hühnergeschlecht, von dem wir eine nördlichere Art 
ausführlich, eine südlichere nur unvollständig kennen. Es sind ziemlich grosse Vögel, in der Lebens- 
weise mit Pfau und Perlhuhn verwandt, bewohnen als Standvögel, welche nur im Herbste nach Nah- 
rung umherstreifen, grössere Waldungen, ruhen auf Bäumen und suchen ihre Nahrung, die aus 
Sämereien, Knospen und Blättern besteht, am Boden. Zur Nistzeit halten sie sich einzelner, in Poly 
gamie, ausserdem in Familien und Scharen. Die Männchen kämpfen zur Paarungszeit heflig mit- 
einander, wo sie sich treffen. 


1) Das gemeine Truthhuhn. Meleagris gallopavo. L. 


Tab. VI. fie. 2. [Kıeıs, ova. Tab, XII. fig. 4. Scminz, Eierw. Tab. XXV. fie. 6. Wırsox, Boxarante. Ill. p. 335. 
Nuttal. I. p. 639.) 


Das Männchen erreicht im wilden Stande eine Länge von 4 Fuss bei 20 — 28 M. Pfund Gewicht, 
das Weibchen wird nur gegen 12 M. Pfund schwer. 

Man kennt diesen Vogel seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts; 1521 kam er, wahrschein- 
lich aus Spanien, wohin er zuerst von Mexiko gebracht wurde, nach England. Gegenwärtig lebt er noch 
ziemlich häufig in manchen Distrikten Nordamerikas, von den Antillen und Mexiko bis Nieder-Canada. 
Zeitig im März beginnt ihre Paarungszeit, doch sitzen auch hier Männchen und Weibchen nicht dieht 
zusammen, zuweilen jedoch eine Lieblingshenne in unmittelbarer Nähe des Männchens. Vor Aufgang 
der Sonne beginnen die Männchen ihre kollernden Töne hören zu lassen, welche durch lange Wald- 
strecken, wo sie zu Hause sind, wiederholt werden. Etwas später begeben sie sich auf den Boden, 
um sich dann in aller Pracht vor ihrem Weibchen zu spreizen, wie wir es an unsern gezähmten 
zu sehen gewohnt sind. Treffen dabei zwei Nachbarn zusammen, so beginnt ein wüthender 
Kampf, der nur mit der Flucht, oder dem Tode des einen endet. Gegen Mitte Aprils suchen sich die 
Weibchen einen möglichst verborgenen Ort, um ihre Eier zu legen, für welche sie auf dem Boden 
an einem dürren Grasbusche, zwischen die Krone oder an den Stamm eines gefallenen Baumes, 
unter ein Dickicht von Sumach oder eines dornigen Strauches eine Nache Grube scharren. Der Satz 
besteht meist aus 10— 15, seltner bis 20 Stücken. Das Weibchen ist höchst vorsichtig, wenn es 
zum Neste oder von demselben geht, bedeckt auch die Eier mit Laub, so dass es höchst schwer 
hält, ein Nest aufzufinden. Audubon fand einmal 3 Weibchen auf 42 Eiern zusammen brütend, also 
etwas ähnliches ausnahmsweise, wie es beim Strausse und Nandu Regel zu sein scheint. Die Dauer 
des Brütens ist von 26 — 28 Tagen, beim Auskriechen ist die Mutter den Jungen behülflich, die 
Schale zu zerbrechen und sucht sie von allem Anklebenden zu reinigen. Mit grösster Umsicht führt 
sie dieselben und sucht sie besonders vor Feuchtigkeit zu wahren, welche ihnen leicht schädlich wird. 
Die erste Nacht führt sie dieselben meist zum Neste zurück, welches sie dann gewöhnlich mit ihnen 


—— u De 


ganz verlässt. Die Jungen nähren sich zuerst von verschiedenen Beeren und besonders Heuschrecken. 
In 14 Tagen sind sie fähig, der Alten auf Bäume zu ‚folgen, welche sie aber noch den ganzen Sommer 
durch führt. Besonders in den nördlicheren Distrikten ihres Vaterlandes schlagen sie sich im October 
öfters zu grossen Scharen zusammen, Männchen und Weibchen gesondert, und streifen nach Nah- 
rung umher. 

Die im wilden Stande gelegten Eier sollen ganz denen in der Domesticität gelegten gleichen. 

Diese sind in folgenden Maassen wechselnd: Länge 2” 3”, Breite 1” 10”: Länge DER, 
Breite A” 9”; Länge 2” 5””, Breite 4” 81/,”’; Länge 2” 5Y/,”’, Breite 4” 8”; Länge 2” 7”, 
Breite 1” 8”, wo bei zunehmender Länge fast stets die Breite sich vermindert, so dass der Inhalt 
ziemlich gleich bleibt. Ihr Gewicht gefüllt beträgt 2'/),— '/, Unze, das der Schale wechselt von 115 
bis 130 Gran. Die Schale ist mässig stark, glatt mit sichtbaren Poren, welche jedoch weder sehr 
gross, noch tief sind. Das Korn hält gerade das Mittel zwischen Pfau und Haushuhn. Die Grund- 
farbe ist schmutzig, graugelblichweiss, auf der entweder einzelner gelb- oder röthlichgraue grössere 
und kleinere zugerundete Flecke in zwei Steigerungen der Grundfarbe, oder sehr dichte, feine und 
feinste Fleckchen, fast die ganze Oberfläche deckend, vorkommen. Zuweilen findet sich über dem 
Ganzen noch ein dünnerer, kalkiger Überzug, welcher die lebhaftere Färbung der Flecken dämpft. 
Der Glanz ist ziemlich lebhaft, ausser bei den letztgenannten; inwendig gegen das Licht scheinen 
sie, nach der Färbung, mehr weisslich oder gelblich durch. Von den Eiern des Pfauen unterscheidet 
sie ein zarteres Korn, fast stets auch mindere Grösse und ein viel geringeres Gewicht der Schale. 
Die des Auerhuhnes hingegen haben ein zarteres Korn und sind ansehnlich leichter, auch wo die 
Grösse ziemlich gleich ist. 

Drittes Geschlecht. 
Perlhuhn. Numida. L. 


Ein Afrika allein eigenthümliches Geschlecht, auch nur aus wenigen Arten bestehend, welche 
denen der beiden vorhergehenden verwandten Geschlechter an Grösse weichen. Nur von der einen 
Art, welche seit alten Zeiten schon gezähmt gehalten wird und sich mit den Menschen in den wär- 
meren Theilen der Erde ausgebreitet hat, kennen wir die Fortpflanzungsverhältnisse, von den andern 
ist man zum Theil über die Artverschiedenheit noch nicht einig, oder hat sie auch, doch wol nicht 
vortheilhaft, von diesem Geschlechte gesondert, so Guttera. Wagl. Männchen und Weibchen sind 
in Gestalt und Grösse wenig verschieden. Sie leben mehr gesellig an den Ufern der Gewässer, wenn 
diese hohes Gras und einzelne Bäume haben, wie es in Afrika oft vorkommit. 

1) Das gemeine Perlhuhn. Numida meleagris. L. 
Tab. VI. fig. 3. [Krein, ova. Tab. XIII. fig. 7 et8. GUENTHER et Wirsing. Tab. XCIV. Scummz, Eierw. Tab. XXV. fig. 3.] 

Es nähert sich in der Grösse mehr dem Haushuhne als dem Truthuhne und findet sich jetzt 
noch in mehrern Distrikten des südlichen Afrika wild, wo es ausser der Paarungszeit sich in grös- 
sern oder kleinern Scharen aufhält. Am Tage halten sich diese Vögel zwischen hohem Grase, dessen 
Samen, so wie andre Pflanzentheile und Insekten, besonders Grashüpfer, ihre Nahrung ausmachen : 
die Nacht bringen sie auf Bäumen zu. In der Zähmung beginnen sie vom März an sich zu paaren, 
wo man einem Männchen bis 42 Hühner zugesellt, welche aber erst Ende Mai, oder im Junius zu 


. 
3 


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legen beginnen, häufig jedoch damit den ganzen Sommer hindurch fortfahren. Sie 
nicht immer gut, weshalb man dem Haushuhne, meist die Eier übergibt, welche 25 Tage zu ihrer 
Entwickelung nöthig haben. Die Jungen sind in unserm Klima zärtlich und verlangen zeitig Insekten 
zur Nahrung, wenn sie gedeihen sollen. 

Die Eier sind verhältnissmässig klein; 4” 8” lang, 1” 4” breit; 4” 9”” lang, 1” &” breit; 
17 9%” lang, 1” 5%” breit; 1” 40%,” lang, 1” 5°/,”" breit; so dass auch die grössern nur 
einem mässigen Hühnereie gleichkommen. Sie sind ungleichhälfig, der grössere Durchmesser der 
stumpf zugerundeten Basis weit näher als der of stark zugespitzten Höhe 

Die Schale ist ziemlich stark, wiegt 70 — 80 Gran, und hat einen ziemlich starken Schmelz- 
überzug mit grossen, runden , dichten Poren, welche entweder mit reinkalkiger oder ir 
am Grunde ausgefüllt sind. Manche sind fast glanzlos, andre stark glänzend; die G rbe ist 
bräunlich, in das Weissliche, Gelbliche, Röthliche, Grünliche ziehend, während die Poren meist dunk- 
lere Steigerung der Grundfarbe haben. In manchen erscheint auch nur stellenweise eine dunklere, 
marmorirte Färbung. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlichgelblich durch. 

Sie stehen den Eiern des Silberfasans /Ph. nyethemerus) schr nahe, unterscheiden sich aber von 
ihnen: 4) durch grössere, meist auch gefürbte Poren; 2) durch die inwendige Färbung, welche nie 
so dunkel erscheint als bei jenen. 

2) Das gehäubte Perlhuhn. Numida eristata. Pauı. (Guttera eristata. WasL.) 
Tab. VII. Sie. %. 

In der Grösse zwischen dem gemeinen Perlhuhn und dem Rephuhn inne stehend, theilt diese 
Art das Vaterland des vorigen, ist aber sonst noch wenig bekannt. Das Ei erhielt ich durch Hm. 
Dr. Tams, welcher es in Benguela gesammelt hatte Es lag einzeln neben einem hohen Grasbusche 
im Sande. 


[22 


Seine Grösse ist der des Vogels angemessen, da es 17 6” lang und 1” 2'/,” breit ist Seine 
Schale ist ziemlich stark und hat sehr deutliche, dichte Poren, die zum Theil mit Kalkmasse gefüllt 
sind Sein Glanz ist stark ; die Färbung graubräunlich, wie sie weder beim gewöhnlichen Perlhuhn, 
noch bei den Fasanen vorkommt, weshalb es nicht leicht mit einem andern Eie verwechselt 


werden kann R 


Viertes Geschlecht. 


Fasan. Phasianus. 1. 


Die bekannten Arten, welche alle nur Mittelgrösse haben, gehören dem Festlande und den 
Inseln des wärmern Asien an, wo sie waldige Distrikte der Ebenen oder Gebirge bewohnen. Auch 
von ihrem Haushalte ım wilden Stande weiss man nur wenig, da aber mehrere Arten hin und wie- 
der in Europa im halbwilden Stande leben, so kann man bei ihnen wol mit ziemlicher Sicherheit 
auf Übereinstimmung mit dem eigentlichen Zustande rechnen, und die bei ihnen gemachten Beobach- 
tungen benutzen. Danach leben sie in Polygamie; die Weibchen sind kleiner und weniger lebhaft 
gefürbt, legen ziemlich viele, verhältnissmässige Eier, welche stets einfarbig sind und in 21 —26 Tagen 
ausgebrütet werden. Es nähern sich ihre Eier ganz ausserordentlich denen der Enten , welche bei ähnli- 
cher Nahrung auch das mit ihnen gemein haben, dass sich die Jungen im Eie so weit entwickeln, dass 


Au 


” 
17 


sie zu selbständiger Erhaltung fähig sind. Alle nisten auf die Erde, scharren eine flache Grube und 
nehmen mehr zur Bedeckung der Eier, wenn sie von ihnen gehen, als zur Unterlage, umherliegen- 
des Laub und andre dürre Pflanzentheile. Die Jungen werden sorgsam geführt und die Mutter scharrt 
ihnen aus dem Boden Nahrung, wenn deren nicht ausserdem vorhanden. So lange sie noch nicht 
fliegen können, nimmt sie des Nachts oder bei Regenwetter die Mutter unter ihr Gefieder, sie wer- 
den aber bald flugbar und folgen dann der Mutter auf Bäume. Einige Arten sind dem Menschen im 
gezähmten Stande fast über die ganze Erde gefolgt, dem sie durch zahlreiche Eier und zartes Fleisch 
höchst nützlich werden. Auch dieses Geschlecht hat man in viele gesondert, als: Argus et Euplo- 
comus. Temm., Syrmaticus et Thaumalea. Wagl., Alector. Schranck, Gallus auet., Satyra. Less, 
Alectrophasis. Gray; alle diese bleiben auch den Eiern nach am besten unter einem Geschlechte, 
wo man sie in einige Gruppen sondern kann: 

a) Kammhühner. Der Schweif wird mehr oder minder dem Senkrechten nahe aufgerichtet 

getragen, auf der Stirn steht ein fleischiger Kamm. 


1) Das Sonneratische Huhn, Phasianus Gallus. Laru. (Gallus Sonnerati Tenn.) 

Es leidet wol keinen Zweifel, dass unsre jetzt gezähmten Hühner auf mehrere Stammarten 
zurückzuführen sind, mit denen sie noch viel Gemeinsames behalten haben. Diese Art bewohnt 
gegenwärtig noch mehrere Stellen des Festlandes von Asien, besonders Hindostan, wo sie zuerst 
von Sonnerat aufgefunden wurde. Das Männchen hat eine Länge von 2’ A”, das Weibchen ist fast 
ein Drittel kleiner. 

Nach Hrn. Sykes (Proc. of Zoolog. Soc. 1852. p. 149) halten sich diese Vögel häufig in den Wäldern 
der westlichen Gahts in 2 Varietäten, deren eine hochbeinigere von 2— 4000 Fuss, die andre kurz- 
beinigere, von 4000 Fuss und höher vorkommt. Er sagt ausdrücklich, dass die dortigen Haushühner, 
bis auf die fehlenden knorpeligen Federanhängsel, ganz mit der wilden Art übereinstimmten, nur 
dass diese weniger (3) und etwas kleinere Eier legte. 

2) Das Bankiva-Huhn. Phasianus Bankiva. Tenn. 
Tab. VI. fig. 5. 


3/79 


Das Männchen 2’ 5” lang, 1’ ®/,” hoch; das Weibchen 1° 2” lang, 10” hoch. 

In den Gebirgswaldungen von Java und Cochinchina findet sich diese Art, von welcher Herr 
Temminck annimmt, dass sie die Hauptstammrasse unsrer Haushühner sei. Sie leben im freien Stande 
höchst vorsichtig und scheu, weshalb es für den Europäer schwer sein mag, ihren Haushalt vollständig 
zu erforschen, worüber wir daher auch noch gar nichts wissen. Ein Ei, welches ich als von dieser 
Art aus Java erhalten habe, kommt in der Grösse einem mässigen Haushuhneie gleich. Es ist 27 1” 
lang, 1” 5'/” breit, gestreckt ungleichhälftig, nach der Höhe erst allmälig, zuletzt schnell abfallend und 
stumpf zugespitzt; nach der Basis allmälig zugerundet. Seine Schale ist mässig stark, wiegt 75 Gran; 
ihre Schmelzmasse ist glatt, von feinem Korne, flachen, aber ziemlich grossen Poren, die man sehr 
deutlich sieht. Die Farbe ist graugelblichweiss mit etwas Glanz: gegen das Licht inwendig bräunlich 
gelblich durchscheinend. Es kommt sonach dieses Ei wol mit einzelnen unsrer zahimen Hühner überein, 
doch mangeln ihm die tiefen , punktförmig ausgehenden Poren, welche man bei ihnen fast stets findet 

3 


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3) Das Riesenhuhn. Phasianus giganteus. Tuun. Pr 
Tab. VI. fig. 6. z x 


Die Stammmart unsrer grossen holländischen Hühner, im Innern von Java und Sumatra nach 
Hrn. Temminck zu Hause. Das Männchen 2’ 9” lang, 2’ 2” hoch, das Weibchen ein Drittel kleiner. 
Das abgebildete Ei habe ich von Sumatra erhalten. Es ist 1” 44’ lang, 1” 6'/%,”” breit, fast 
gleichhälfig, an der Höhe nur etwas weniges mehr zugespitzt als an der Basis, 82 Gran schwer, mit 
sehr glatter Schmelzmasse und feinem Korne. Nur einzeln, besonders nach der Basis zu, hat es 
etwas bemerkbarere Poren. Seine Farbe ist beinahe erbsgelb, inwendig scheint es bräunlichgelb 
durch. Es kommen unter den Eiern unsrer gewöhnlichen Haushühner zwar ebenso gefärbte vor, 
allein ihre Schale ist stets grobkörniger. Die gezähmten dieser grossen Art legen meist reinwei 
und viel grössere Eier, die über 2 Unzen gefüllt wiegen, wovon auf die Schale 90 — 100 Gran 
kommen. Den Eiern des Silberfasans ist es auch verwandt, doch viel grösser, 

4) Das Kluthuhn. Phasianus ecaudatus. Tunn. 

Diese auch in der Zähmung immer schwanzlose Art soll nach Hrn. Temminck auf Ceylon wild 
vorkommen. Bei dem zahmen, welches nie sehr gross wird, findet man die Eier stets sehr kurz 
und gerundet; ich habe deren vor mir, welche nur wenig von der Kugelform abweichen. Das eine 


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hat in der Länge 1” 7'%”, in der Breite 1” 6%,” 
5) Das Zwerghuhn. Phasianus furcatus. Tumn. 
Tab. VI. fig. 7. 

Das Männchen 2 Fuss, das Weibchen nur 1% Zoll lang, in den Wäldern von Java zu Hause, 
ist ohne Zweifel die Stammart des sogenannten englischen Huhnes. Das Krähen des Hahnes im wilden 
Stande wird durch die Sylben Co-erik ausgedrückt, was vollkommen auf die Stimme der gezähm- 
ten passt, wo sie abgesondert von andern Arten erzogen werden, von denen sie leicht ein längeres 
Krähen lernen. In der Zähmung zeichnen sie sich vor den andern durch Dummheit und Zutraulichkeit 
aus, legen auch in der Regel mehr und wohlschmeckendere Eier und brüten öfter und eifriger. 

Die Eier der wilden Art liegen in der Mehrzahl im Leydner Museum vor, durch den leider zu 
früh den Wissenschaften entrissnen H. Boje im Februar auf Java in der Umgebung von Tjikao gesam- 
melt; auch habe ich später deren mehrere übereinstimmende von Java erhalten. 

Sie messen: 17 8'/,”” in der Länge, 4” #°/, in der Breite; 4” 8%” in der Länge, 1” 4,” 
in der Beite; 4” 9” in der Länge, 1” 5” in der Breite; 1” 40” in der Länge, 1” &”” in der 
Breite, und das Gewicht der Schale beträgt 52—62 Gran. Diese ist mässig stark , mit dicker Schmelz- 
masse, welche ein gröberes oder feineres Korn hat. Sie kommen in zwei Farbenveränderungen vor; 
in einer gelblich weissen, und in einer erbsfarbnen. Die letzten haben grössere und tiefere Poren, 
die erstern kleinere und Nlachere, sind auch nicht so schwer. Ihre Form ist meist kurz, seltner etwas 
gestreckt ungleichhälflig, den grössten Durchmesser der allmälig zugerundeten Basis näher, an der 
Höhe stumpf zugespitzt. 

Gegen das Licht scheinen die helleren grünlichgelblich, die dunkleren bräunlichgelblich durch. 
Sie sind nahe verwandt mit den Eiern des Silberfasans, die jedoch meist etwas grösser sind und 
deutlichere, etwas unregelmässige Poren haben. Da sie überhaupt so selten sind, werden sie in 
Sammlungen keine grosse Noth machen. Desto mehr Unfug treiben die Eier der Haushühner der 


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verschiedenen Rassen, welche in Gestalt, Grösse, Färbung und Beschaffenheit der Schale ausseror- 
dentlich abweichen, und bei unvollkommner Kenntniss mit einfarbigen Eiern andrer Vögel verwech- 
selt werden können Von den Eiern der wilden Hühner unterscheiden sie sich durch sehr gerun- 
dete, tiefe punktförmig endende Poren, durch ihre Schwere sehr leicht von den Euleneiern, mit 
denen sie am häufigsten verwechselt werden, besonders die sogenannten Spul- oder Zwergeier, 
welche meist auch gerundet, wie die Euleneier, sind. Dass die Eier der zahmen Hühner, welche 
unter so verschiedenen Verhältnissen gehalten werden, auf das Verschiedenartigste gestaltet erscheinen, 
ist schr natürlich. In der Grösse kommen sie zuweilen nur den Sperlingseiern gleich und übertreffen 
in andern Fällen die Pfaueneier. Sie sind zuweilen vollkommen walzig, andre kugelrund, ausser- 
dem auf verschiedenartigste Weise missgestaltet. Bei genauer Betrachtung des Kornes unter der 
Lupe, bei Vergleichung des Gewichtes der Schale ist man immer im Stande, das Hühnerei zu er- 
kennen, unter welchem Namen und aus welchem Lande man es auch erhalten mag. Die Brütezeit 
der Haushühner dauert 3 Wochen, die Sorgfalt der Mütter gegen ihre Jungen ist zum Sprichwort 
geworden, während sich der Hahn gar nicht um sie kümmert. 

b) Eigentliche Fasane. Der Schweif mehr dem Horizontalen nahe oder gesenkt getragen; 

die Stirn hat keinen Kamm. 


6) Der Silberfasan. Phasianus nyethemerus. L. 
Tab. VI. fig. 4. GUENTHER et Wırsing. Tab. XLIX. p. 132. Scmmnz, Eierw. Tab. XXVII. fig. 3. 


Das Vaterland dieses sehr schönen Vogels, welcher im Körper einem starken Haushuhn gleich- 
kommt, ist das südöstliche Asien, von wo er erst in neuern Zeiten im Stande der Zähmung sich über 
Europa verbreitet hat. Er ist jedoch für unser Klima nicht recht geeignet und gedeiht nur bei sorg- 
fältiger Wartung, weshalb seine Zucht nicht allgemein geworden ist. Gegen Ende des April beginnt 
bei uns seine Paarungszeit und das Weibchen legt im Juni und Juli 8 — 1%, selten mehr Eier und 
brütet dieselben in 26 Tagen aus. 

Sie wechseln in folgenden Maassverhältnissen: Länge 1” 8”, Breite 1” %”"; Länge 17 8°/,”, 
Breite 4” 4°/,””; Länge 1” 91/,””, Breite 1” 5'/,””; Länge 1” 40””, Breite 1” #"”; Länge 4” 10”, 
Breite 1” 5”; Länge 1” 11”, Breite 4” 5”. Diese Maasse sind als die bemerkenswerthen aus 
einer grossen Anzahl von Exemplaren ausgewählt, woraus man sieht, dass die Abweichungen nicht 
sehr bedeutend sind. Sie sind ungleichhälftig, an der Basis mehr oder minder stumpf zugerundet, nach 
der Höhe meist stark zugespitzt. Die Schale ist ziemlich stark und wiegt 55 —80 Gran. Ihre Schmelz- 
schicht ist ziemlich stark und gleichmässig. die feinen Poren, welche man mit unbewaflneten Augen 
sieht, sind weder tief, noch regelmässig gerundet. Meist findet man sie mit roher Kalkmasse gefüllt, 
welche auch häufig noch die Schmelzschicht deckt, doch wol meist in Folge der Zähmung. Ihre 
Grundfarbe ist gelblich, in das Grünliche, Bräunliche und lebhaft Braune ziehend. So grün, wie 
die Eier des Edelfasans, werden sie nie. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlich oder bräun- 
lichgelblich durch. Von den Eiern des Goldfasans unterscheidet sie ansehnlichere Grösse und andre 
Grundfarbe, von den verschiedenen Hühnereiern die Beschaffenheit der Poren. Die grösste Verwandt- 
schaft haben sie mit den Eiern der Enten, welche gelbliche Eier legen, Anas histrionica und nyroca, 
wenn diese nach der Höhe mehr zugespitzt sind. Der Enteneier glatteres Korn, so wie leichtere Schale 


bei gleicher Grösse, geben jedoch stets sichere Unterscheidungszeichen. 


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7) Der Goldfasan. Phasianus pietus. 1. 


Tab. VIL. fig. 4. (Kuem, ov. Tab. XII. fie. 7—8? Gussrues ot Wınsıso, Tab. XXIV, Scumz, Eierw. 
Tab. XXVII. fie. 2.) 


Auch dieser überaus prächtige Vogel, den man wol mit Recht für den Phönix der Alten hält, 
hat China und das innere Asien zum Vaterlande, wo er sich durch die mongolischen Steppen noch 
einzeln bis zum Flusse Amur findet. Er würde hiernach sicher für das Klima des wärmeren Europa 
geeignet sein, doch steht wol seine Schönheit vorzüglich seiner Ausbreitung im Wege, die bei wei- 
tem nicht so ansehnlich ist, als bei folgender Art. Obgleich sehr lang, er misst beinahe 3 Fuss, 
ist sein Körper doch klein und kommt kaum dem eines Zwerghuhnes gleich. In der Paarungszeit, 
welche bei uns im April beginnt, sind die Hähne sehr streitsüchtig und betragen sich bei ihren 
Kämpfen wie die Haushähne. Sie lassen in dieser Zeit auch ihre zischende Lockstimme hören. 


Meist im Mai beginnen die Hühner zu legen, ihr Satz besteht in 10—15 Eiern, welche sie in 23 Tagen 
ausbrüten und sich als eben so sorgsame Mütter beweisen, wie die andern Arten. 

Die Eier sind im Verhältniss zum Vogel, deshalb kleiner als bei den andern Arten in folgenden 
Abänderungen der Maasse: 1” 6” lang, 1” 2'/,”” breit; 4” 7” lang, 1” 2°/,”” breit; 4” 8” lang, 
1” 2°/”” breit; 1” 8", lang, 1” 3°” breit. Ihre Schale ist mässig stark mit gleichmässigem, 
glattem Schmelze. Ihr Gewicht beträgt 28 — 40 Gran, und zwar haben auch die schwereren die 
grössern Maasse, In Korn und Poren gleichen sie den verwandten Arten, sind nur etwas feiner. 
Ihre Grundfarbe ist gelblich, meist in das Grünliche, seltner in das Bräunliche spielend. Inwendig 
gegen das Licht scheinen sie grünlich oder grüngelblich durch. Sie sind stets kleiner als die des 
Silberfasans und nie so grün als die des Edelfasans. Sonst kommen sie nur den kleinern Entenciern 
nahe, als denen von Anas crecca und querquedula, von denen sie sich durch ihr Korn, so wie durch 
grösseres Gewicht ihrer Schale, auch fast stets durch grössere Zuspitzung nach der Höhe unterscheiden. 


R 8) Der Edelfasan. Phasianus colchieus. L. 
Tab. VII fg. 4 [Guextuen et Winsins. Tab. XVI. p. 66. Scmixz, Eierw. Tab. XXVIH. fie. 1. Naumans et Bunte, 
Eierw. Heft 4. p. 10. Tab. VII. fig. 2.) 


Das Männchen ist 3 Fuss lang bis 4 M. Pfund schwer, das Weibchen 2 Fuss lang und 2 — 
2'/, M. Pfund schwer. Es hat dieser Vogel das mittlere Asien, vom Kaucasus an, auch ziemlich weit 
nördlich zum Vaterlande; füllt er mit der nächsten Art, wie es nicht unwahrscheinlich ist, zusam- 
men, so erstreckt sich dasselbe bis China, und er hätte dann die ausgedehnteste Verbreitung unter 
dem ganzen Geschlechte. Im Zustande halber Zähmung, oder voller Verwilderung, ist er auch über 
das wärmere und gemässigte Europa verbreitet, wo die Localbeschaffenheit dazu günstig ist. So 
finden wir ihn in mehrern Gegenden Griechenlands sehr häufig, ebenso in Ungarn, Oesterreich und 
Böhmen. Weiter nördlich verlangt er schon etwas mehr Pflege und sein Vorkommen wird beschränkter. 
Er hält sich am liebsten in der Nähe von stehendem oder fliessendem Wasser, wo Rohr, Gesträuche 
und Bäume wechseln, welche letzte er nur ungern entbehrt, da er auf ihnen die Nacht zubringt. Er 
ist ein überaus furchtsamer Vogel, der sich dem Menschen nie so anschliesst, als das Kammhuhn, 
sondern sich stets möglichst vor ihm verbirgt. So lebt er auch meist einsam und obgleich zur Paarungs- 
zeit sich mehrere Weibchen zu einem Männchen halten, so sind auch diese nur kurze Zeit des 
Morgens zusammen, wozu sie von demselben durch einen eigenthümlichen Ruf, eine Art Krähen, 
ein weit hörbares Gaah oder Haah herbeigelockt werden. Es beginnt die Paarungszeit im März und 


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währt etwa 6 Wochen, wobei sich das Männchen keinen festen Stand erwählt, sondern mit seinen 
Weibchen umherstreift, besonders wenn mehrere sich in der Nähe befinden, wo dann einer immer 
weichen muss. Sind des Morgens früh um den Baum, worauf das Männchen Nachtruhe gehalten 
hat, Weibchen versammelt, so fliegt dieses zu ihnen herab, stolzirt mit seinem muntern Rule, der 
wie Kök — Kök lautet, unter ihnen umher, schlägt mit den Flügeln lautschallend an den Körper 
und brüstet sich sonst auf alle Weise, wie wir es ähnlich bei dem Haushahne sehen, bis sich die 
Hühner wieder zerstreuen. Meist beginnt bei den Hennen der Paarungstrieb allmälig, so dass seltner 
mehr als eine oder die andre mit dem Hahne zusammen ist. Sobald sie anfangen wollen zu legen, 
wählen sie sich einen Nistplatz, oft sehr verborgen in geschlossenem Dickicht, oft ziemlich frei in 
lichtem Gebüsche oder Rohr, nach Maassgabe der Umstände, scharren sich eine flache Grube und 
in diese meist etwas dürres Laub, Halme oder Moos, worauf sie nach und nach 6— 15, wenn 
man diese wegnimmt, bis 30 Eier legen. Sie thun dies entweder einen Tag um den andern, oder 
setzen jeden dritten Tag aus. Sie bebrüten dieselben sehr eifrig 25 Tage lang und führen die Jungen 
sehr sorgsam, nehmen sie, ehe sie flugbar sind, unter die Flügel und trennen sich erst von ihnen, 
wenn sie ganz selbständig geworden. Die Eier sind verhältnissmässig und in folgenden Abwechs- 
lungen: 4” 7°” lang, 4” 31%” breit; 4” 8” lang, 1” 4” breit; 1” 94,” lang, 4” 34,” breit, 
im Ganzen nicht beträchtlich abweichend, dabei kurz, seltner etwas gestreckt eigestaltig, an der Basis 
sehr stumpf zugerundet, an der Höhe meist stark zugespitzt. Ihre Farbe ist graulich olivengrün, 
heller oder dunkler, etwas mehr ins Bräunliche oder Grüne ziehend, mit ziemlich lebhaftem Glanze. 
Ihre Schale ist mässig stark, von feinem Korne mit kaum sichtbaren Poren, welche unter der Lupe 
rundlich und ziemlich tief erscheinen. Ihr Gewicht beträgt 46 — 53 Gran. Ihre gesättigt grünliche 
Grundfarbe unterscheidet sie von allen verwandten Arten und findet nur bei einigen Enten wieder 
Verwandtschaft. Die Eier von Anas boschas, glacialis et acuta kommen ihnen zuweilen nahe, sowol 
in Form als Färbung, doch lassen sie sich sicher durch ihre weniger deutlichen Poren unterscheiden. 
9) Der Ringfasan. Phasianus torquatus, auet. Ph. colchieus $. torquatus. Paın. 
Tab. VI. fie. 2. 

In der Grösse fast ganz mit dem Vorhergehenden stimmend, unterscheidet er sich nur durch 
einzelne Maassverhältnisse, durch etwas verschiedene Färbung im Ganzen und durch einen weissen 
Ring um den Hals, welchen das alte Männchen erhält. Im ursprünglichen Zustande findet er sich 
mehr östlich als der vorige, besonders von den mongolischen Steppen an, ist aber auch, wie der- 
selbe, doch sparsamer in mehrern Distrikten Europas eingeführt, wo sein Verhalten dem des Vorigen 
nahe kommt. Auch seine Eier kommen in Grössenverhältnissen mit denen des Vorigen überein, 
unterscheiden sich aber durch ihre Grundfarbe, welche mehr in das Aschgraue geht, zuweilen auch 
mit schmutzigweiss marmorirt ist. Die zur Vergleichung vorliegenden Eier sind jedoch in der Zäh- 


mung gelegt und können nicht als vollgültig betrachtet werden. 
Vierte Familie, 
Stutzhühner. Truncatae. 


Eine nur dem tropischen Amerika eigne Familie mässig grosse oder kleinere Arten enthaltend, 


bei denen im Gegensatze mit den vorigen das Gefieder meist sehr einfach und düster gefärbt ist, 


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bei denen der Schwanz entweder ganz mangelt, oder nur geringe Entwickelung erlangt. Pe 
sich einsam oder paarweise in dem dichtesten Urwalde oder in hohem Grase, gehen zum grössten 
Theile nie auf Bäume, nähren sich von Insekten, Sämereien oder kleinern Früchten und nisten auf 
den Boden. Die Weibchen sind durch etwas geringere Grösse und etwas mattere Färbung vom 
Männchen verschieden, legen ziemlich viele, meist starkgefürbte und sehr glatte, glänzende auch 
ziemlich grosse Eier, aus denen die Jungen sehr entwickelt hervorgehen. Ihr übriges Verhalten, wie 
lange sie brüten, 2 das Männchen daran Theil nimmt, wie sie die Jungen führen, ist gänzlich un- 
bekannt, so ungemein häufig auch manche Arten in vielen Distrikten sind. Die Herren Azara und 
Prinz Max zu Wied haben noch die besten Nachrichten von ihnen in ihren Werken gegeben. Man 
hat sie in mehrere Geschlechter zerfällt, als: Tinamus. Lath., Orypturus. Illig., Pezus et Rhyn- 
chotis. Spir, Nothura. Wagl., Eudromia. D’Orbign., Tinamotis. Vig., welche aber wol füglich unter 
dem Geschlechte Orypturus. Illig. vereint bleiben können, da Tinamus ein ungrammatikalischer, des- 
halb zu verwerfender Name ist 


Erstes Geschlecht. 


Ynambu. Orypturus. Iuuıe. 


Man findet die Arten von der Grösse eines Perlhuhnes und kleiner als Wachteln. Ihre grossen 
Eier stehen in Leichtigkeit der Schale denen der Schakus, in Färbung denen der Fasanen nahe, 
während sich die Lebensweise der Vögel am mehrsten den Feldhühnern anschliesst. Die Eier über- 
treffen an Farbenpracht und Glanz alle andern Eier, und erscheinen in drei Hauptfärbungen, grün, 
röthlich und grau mit verschiedenen Uebergängen. » 


1) Der Mocolcogof, Orypturus Tao. Licnr. 
Tab. V. fig. 4. 

Neunzehn bis zwanzig Zoll lang, von der Grösse des Perlhuhnes, lebt diese Art in Brasilien 
und Paraguay, wo sie sich in dichten Waldungen, jedoch nicht auf Bäumen hält. Es geht diese Art 
mehr im Finstern ihrer Nahrung nach und lässt dabei ihre klagende Simme hören, die ihr den Namen 
gegeben. Etwas bestimmtes über ihre Fortpflanzung wissen wir nicht; Azara hat gehört, dass sie 
nur 2 Eier legte; da aber von den andern Arten bekannt ist, dass sie deren mehrere legen, so bleibt 
diese Angabe zweifelhaft. J. Natterer hat die Eier dieses Vogels aus Brasilien an das Wiener Museum 
zurückgebracht, welche zur Abbildung und Beschreibung benutzt worden sind. 

Länge 2” 5’, — 6”, Breite 47 9 — 9'/,”’, der grösste Durchmesser nur wenig der etwas 
stärker abfallenden Basis näher. Die Schale ist ziemlich schwach, wiegt nur 87 Gran, hat feines 
Korn und wenig bemerkbare Poren, die man erst der Höhe näher häufiger und deutlicher findet. 
Ihre Färbung ist ein gesättigtes Graublaugrün, nach beiden Enden etwas mehr in das Graue ziehend. 
Gegen das Licht scheinen sie lebhaft grün durch. Sie stehen in naher Verwandtschaft mit den Eiern 
der folgenden Art, unterscheiden sich von ihnen durch ansehnlichere Grösse, Schwere und etwas 
gestrecktere Gestalt. Sie sind in Sammlungen selten. 


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zu —— 


2) Der Maeuca. Orypturus brasiliensis. Lacnr (Pezus serratus. Spix.). 
Tab. V. fig. 2. [Prinz Max zu Wied, Beiträge. Tom. IV. p- 496.] 

Im Ganzen etwas kleiner als vorige Art, 17%, — 18'/, Zoll lang, hat er eine viel weitere Ver- 
breitung, von Brasilien bis Surinam, wo er häufig in den dichten Urwaldungen vorkommt, und 
abweichend von der vorigen Art seine Nachtruhe auf niedern Baumzweigen hält. Die Nistzeit beginnt 
vom September und währt bis December, wo sich das Weibchen eine flache Grube scharrt, in die- 
selbe 9—15 Eier legt und sie sehr eifrig bebrütet. Diese müssen nicht so schwer aufzufinden sein, 
da sie in Sammlungen häufig vorkommen. Ihre Grösse wechselt in folgenden Verhältnissen: Länge 
2” Ya „Breite 1” 87%,” ; Länge 2” 1”, Breite 4” 7,”’; Länge 2” 4%,” Breite 4” Bu: 
Länge 2” 2””, Breite 1” 9',’””; Länge 2” 21,”’, Breite 1” 9”. Da die Maasse aus einer grossen 
Anzahl Exemplare ausgewählt sind, so erscheint die Abweichung nicht bedeutend. Ihre Gestalt ist 
meist kurz, ganz oder fast ganz gleichhälftig, seltner ungleichhälftig, mit stark zugespitzter Höhe, 
und zugerundeter Basis. Die Farbe geht von wenig lebhaftem Graublau bis in das herrlichste Blau- 
grün, wie es kaum bei einem andern Eie vorkommt. Inwendig scheint ein lebhaftes Grün durch. 
Die Schale ist ziemlich dünn, wiegt nur 66 — 80 Gran, ihr Korn ist zart und fein, die kleinen, 
runden Poren sind ziemlich zahlreich über die ganze Fläche verbreitet, an ihrem Grunde aber meist 
mit bräunlicher Masse angefüllt. Hr. Dr. Hering schickte Eier nebst dem Vogel aus Surinam; aus 
Brasilien brachte sie J. Natterer dem Wiener, Sello dem Berliner Museum, so dass über ihre Be- 
stimmung kein Zweifel obwaltet. Durch etwas geringere Grösse, so wie durch die bräunlichen Poren 
unterscheiden sie sich von den Vorhergehenden, durch ansehnlichere Grösse aber von den Nachfol- 
genden, ähnlich gefärbten. 

3) Der graue Ynambu. Crypturus cinereus. Wacı. (Tinamus cinereus. Tenn.) 
Tab. V. fig. 3. 

Ungefähr 1 Fuss lang, vorzüglich in Surinam und Guiana zu Hause. 

Die Eier, welche Hr. Dr. Hering sammt Vogel aus Surinam einsandte, sind 4” 11Y/,”” lang, 
1” 8” breit; und 2” 1%” lang, 1” 6°,” breit; ihre Farbe ist ein ebenso herrliches Blaugrün, 
als das von manchen der vorigen Art, welchen sie auch hinsichtlich der Schale, des Kornes und der 
Poren nahe stehen. Da ich in keinem Museum die Eier dieser Art angetroffen habe, so bin ich über 
sie auch noch nicht ganz sicher, indem sie möglicher Weise sehr kleine Exemplare der vorigen Art 
sein könnten. 

4) Der Sabele. Crypturus noctivagus. Wacı. (Pezus sabele. Seıx.) 
Tab. V. fig. 4. 

Von der Grösse des vorigen lebt er in den dunkelsten Wäldern von Brasilien bis Surinam und lässt 
den Tag über, so wie in mondhellen Nächten, seine laute Stimme ertönen. Nach Prinz Max zu Wied 
legt er 6— 8 bläuliche Eier in eine flache Vertiefung. Ich erhielt diese Eier durch Hrn. Dr. Hering 
nebst Vogel aus Surinam, das Berliner Museum durch Sello aus Brasilien. 

Ihre Maasse sind folgende: 4” 10” lang, 4” 5%,” breit; 1” 14” lang, 1” 7” breit; etwas 
gestreckter oder kürzer eigestaltig, dem Eiförmigen nahe, nach beiden Enden allmälig oder schnell 
abfallend, an der Höhe nur wenig spitzer als an der Basis. Die Schale ist ziemlich dünn, 56 —60 Gran 


schwer, von zartem Korne, mit deutlichen aber flachen Poren, welche fast ganz mit bräunlicher 


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Masse ausgefüllt sind. Ihre Farbe ist ein blasseres oder lebhafleres. Blaugrün, ihr Glanz. ist 
5) Der gefleckte Ynambu. Crypturus guttatus. Narrennn. 

J. Natterer fand diese noch unbeschriebene Art, welche sich in der Grösse den beiden Vorigen 
anschliesst , in Brasilien. Auch ihre Eier unterscheiden sich fast nur durch gestrecktere Gestalt. Ihre 
Länge ist 4” 149° — 1" 14'4'”, ihre Breite 4” 5,” ; ihre Farbe ist fast ganz gleich mit den Eiern 
des Orypturus brasiliensis, ihre Schale ist ziemlich dünu, wiegt nur 4#3—50 Gran, in Korn und Poren 
kommen sie mit den Vorigen überein. 


6) Der rothbraune Ynambu. Crypturus rufescens. Lieur (Rhynchotus rufescens. Waaı.). 
Tab. V. fig. 5 

Azara /Voyag. T. IH. p. 145. L’ Ynambu-guazu) beschreibt die Naturgeschichte dieses Vogels 
noch am vollständigsten. Er findet sich nach ihm nur in fruchtbaren, mit hohem Grase und Kräutern 
bewachsenen Distrikten, hält sich of in der Nähe der Felder, die mit Mays und Weizen bestellt sind, 
deren Körner er gern frisst. Er geht in der Dämmerung oder bei Mondschein seiner Nahrung nach. 
Das Weibchen wählt sich zum Schutz des Nestes einen dichten Busch von Gras oder einer andern 
Pflanze und legt bis 7 violette Eier. Die Jungen findet man nie mit der Mutter vereinigt, sondern 
immer in einiger Entfernung von ihr vereinzelt. Das Wiener Museum hat Eier dieser Art durch 
J. Natterer, das Berliner durch Sello aus Brasilien erhalten, welche vollkommen mit der Angabe von 
Azara übereinstimmen. Sie sind 2” '/,”" lang, 4” 8”” breit; 2” 1/” lang, 1” 7%,” breit; 2” 
2” lang, breit; Azara gibt ihre Länge zu 2” 3”, ihre Breite zu 1” 8” an. Sie sind 
meist al A nach den beiden Enden schnell oder allmälig abfallend. Ihre Schale ist nicht stark, 
wiegt 60—62 Gran, bat höchst gleichmässig aufgetragene Schmelzmasse, in der man nur die kleinen, 
runden, ziemlich dichten Poren und feinsten Streifen von Federabdrücken wahrnimmt. Ihre Farbe 
ist heller oder dunkler violetgrau, ihr Glanz ausserordentlich, so dass man fast zweifelt, an ihnen 
ein reines Naturprodukt vor sich zu haben. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlichgelblich 
durch. Mit einem andern Eie sind sie nicht zu verwechseln, aber nahe verwandt mit denen einiger 
später folgenden Arten. 


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° T) Der gesprenkelte Ynambu. COrypturus adspersus. Licur (Tinamus vermiculosus. Temn.). 
Tab. V. fig. 6. 


Das Männchen ist 13 Zoll lang, das Weibchen etwas kürzer. Er lebt in Brasilien, doch muss 
sein Aufenthalt ein beschränkter sein, da weder Azara noch Prinz Max seiner erwähnen. J. Natterer 
hat die Eier desselben mitgebracht, welche sehr eigenthümlich gefärbt sind, und mit den Eiern des 
Urypturus strigulosus,, obsoletus und variegatus eine verwandte Gruppe bilden. 

Das vorliegende Ei ist 2” 2” lang, 1” 6”” breit, gestreckt beinahe gleichhälfig, an der 
Basis ein wenig mehr zugespitzt als an der Höhe. Die Schale ist dünn, wiegt nur 44 Gran; ihre 
Oberfläche zeigt unter der Lupe schmale, glänzende Erhabenheiten der Schmelzmasse, welche 
ziemlich grosse, gerundete, matte Vertiefungen einschliessen und etwas tiefere, runde Poren, die 
am Grunde mit einem bräunlichen Punkte enden. Ihre Farbe ist grauröthlichweiss, gegen das Licht 
scheinen sie gelblichröthlich durch. Nur mit den Eiern der folgenden Art haben sie Aechnlichkeit, 
doch sind sie ansehnlich grösser 


25 


8) Der gestrichelte Ynambu. Crypturus strigulosus. Wası. (Tinamus strigulosus. Timm.) 

Etwas über 10 Zoll lang, in Brasilien zu Hause. J. Natterer hat Eier eines Ynambu aus Bra- 
silien mitgebracht, welche denen der vorigen Art nahe stehen, nur ansehnlich kleiner sind, und 
wahrscheinlich dieser Art angehören. Als unsicher sind sie jedoch nicht abgebildet worden. Das 
eine ist 17 97,” lang, 1” 5”” breit; das andre 1” 10° lang, 1” 4,” breit; sie sind gleichhälftig, 
nach beiden Enden allmälig zugerundet, ihre Schale ist dünn, 36 — 10 Gran schwer, glatter als an 


voriger Art, von Farbe röthlichgrau mit ziemlichem Glanze. 


9) Der Schorovong. Crypturus variegatus. Wacı. (Tinamus variegatus. Larn.) 
Tab. V. fig. 8. ; } 

Das Männchen ist 1 Fuss lang, das Weibchen 1 Zoll kürzer, ziemlich häufig von Brasilien bis 
Surinam verbreitet. Nach Prinz Max zu Wied kommt er in Lebensweise mit dem Sabele und Macuca 
überein, geht des Nachts seiner Nahrung nach und lässt dabei seine eigenthümliche Stimme hören. 
Das Weibchen scharrt sich zur Nistzeit, vom September bis December, eine flache Grube und legt 
in diese auf etwas dürres Gras ziemlich viele, schön sanftrothe, fast rosenrothe Eier, wie es schon 
Sonnini angegeben. Die Jungen laufen gleich nach dem Auskriechen davon. Ich habe diese Eier durch 
Dr. Hering mit dem Vogel erhalten. Ihre Grösse wechselt in folgenden Maassen: Länge 1” 10Y,”, 
Breite 1” 3/,””; Länge 4” 10”, Breite 1” A1,””; Länge 2”, Breite 1” 2”; Länge 2” 4,””, 
Breite 1” A'/,””; sie sind gestreckt gleich- oder ungleichhälftig, zuweilen fast walzig, meist an der 
Höhe etwas spitzer als an der Basis, letztere zuweilen ganz abgestutzt. Die Schale ist ziemlich 
dünn, wiegt 36 — 46 Gran, hat glattere oder etwas körnige Schmelzmasse mit runden Poren, die 
am Grunde meist mit bräunlicher Masse gefüllt sind. Ihre Farbe ist blassröthlichgrau, rothgrau oder 
srauroth, wie man sie sonst bei keinem Eie findet, so wie auch ihre Gestalt sehr merkwürdig ist 
und mit mancher von Megapodius und Pterocles übereinkommt. Inwendig gegen das Licht scheinen 
sie röthlichbräunlich durch. 


10) Der Tururi, Orypturus sovi. Licntenst. (Tinamus sovi. Larn.) 
Tab. V. fig. 9. 

Das Männchen ist 10'/,, das Weibchen 9 Zoll lang, sein Vaterland erstreckt sich von Surinam 
bis Brasilien. Das abgebildete Ei ist mit dem Vogel aus Surinam gesendet worden, doch weiss ich 
über die Lebensweise des letztern nichts sicheres zu berichten. Nach Sonnini nistet er auf niedere 
Baumäste und legt in ein halbkugeliges Nest rundliche, weisse, denen der Tauben gleiche Eier, wo 
gewiss eine Verwechselung vorgegangen ist. Dem Prinz Max zu Wied ward von Jägern versichert 
dass er eine Vertiefung. am Boden scharre und etwas dürres Gras hineinbringe. Das Ei ist 17 9” 
lang, 1” 5°/,”” breit, ungleichhälftig, an der Basis allmälig zugerundet, nach der Höhe stark zu- 
gespitzt. Die Schale ist mässig stark, wiegt 40 Gran, ist sehr glatt mit ganz feinen, runden Poren, 
welche meist am Grunde mit graugelber Masse bedeckt sind. Die Farbe ist aschgrau, der Glanz 
mässig, wird jedoch an der glatteren Höhe, wo man die Poren deutlich sieht, stark. Inwendig gegen 
das Licht scheint es graugrünlich durch. Es ist mir kein Ei bekannt, dem es nahe käme. 


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— ii 


11) Der gefleckte Ynambu. Orypturus maculosus. Licnr. (Nothura media. Wası., CUryptura 
fasciata. Vırırı.) 
Tab. Y. fig. 4. 


Zehn und ein Drittel Zoll lang. Sein Aufenthalt sind die grasreichen offenen Ebenen von Brasilien 
und Paraguay, wo er sich paarweise aufhält, und das ganze Jahr hindurch seine laute, unangenehme 
Stimme hören lässt. Nach Azara legt er 6— 8 violette Eier, in Farbe denen des Or. rufescens ähn- 
lich, nur dunkler, 1” 6°” lang, 1” 1”” breit. Im Berliner Museum liegen diese Eier von, Sello 
als dem Cr. tataupa angehörig eingesandt, ich erhielt einen Satz derselben aus Buenosayres. Sie 
sind: 1” 6%,” lang, 1” 1°/,”” breit; 1” 6" lang, 1” 2”” breit; bei den 8 vorliegenden Exem- 
plaren nur geringe Abweichung, Sie sind gleich- oder ungleichhälfig, nach beiden Enden meist stark 
abfallend und dann mässig zugerundet. Ihre Schale ist dünn, wiegt 24— 26 Gran, ihre Oberfläche 
hat eben die glatte Schmelzmasse als bei Or. rufescens, nur ihe Korn hat mehr Achnlichkeit mit dem 
der grünen Eier. Die Farbe ist röthlichgraubraun, mehr in das Rothe oder Graue Der Glanz ist 
ausserordentlich, nur um weniges geringer als bei Or. rufescens. Inwendig gegen das Licht scheinen 
sie fast gar nicht durch. 


12) Der Boraquira. Crypturus boraquira (Nothura boraquira. Wası.) 
Tab. V. fig. 10. 

Elf Zoll lang, im innern Brasilien lebend. Wir wissen noch sehr wenig von dieser Art, unter 
deren Namen ich eine Anzahl Eier aus Riojaneiro erhalten habe. Sie sind 1” 91,” lang, 1” u” 
breit; 1” 19” lang, 1” 3°,”” breit, fast eiförmig, nur an der einen Seite etwas mehr zugespitzt. 
Ihr Glanz ist ausserordentlich, ihr Gewicht beträgt 38— 41 Gran, ihre Farbe ist ein dunkles Bräun- 
lichgrau , die Beschaffenheit der Oberfläche stimmt mit der von Orypt. rufescens. 

Anmerkung: Ich kann nicht mit Bestimmtheit entscheiden, ob Nothura major Wayl. eine eigne Art 
ist, oder zu einem der beiden vorhergehenden gehört. J. Natterer hat unter der Bezeichnung von Tinamus 
maculatus Eier aus Brasilien gebracht, welche in Grösse und Färbung gerade zwischen den beiden vorigen 
inne stehen. Sie sind 19” lang, 1” 3Y4” breit, ungleichhälftig, nach der Basis allmälig, nach der Höhe stark 
abfallend. Das Gewicht ist 35 Gran, die Schmelzmasse ist ganz glatt, ausserordentlich glänzend, dunkel- 
röthlich graubraun, inwendig ganz undurchscheinend. 


13) Der kleine Ynambu. Crypturus minor (Nothura minor. W Aası.) 
Tab. V. fig. 12. 

Acht und einen halben Zoll lang, in Brasilien und Surinam zu Hause, doch in seiner Lebens- 
weise wenig bekannt. Ich erhielt Eier und Vogel aus Surinam, dem Berliner Museum hat sie Sello 
als dem Or. variegatus angehörig eingeschickt. Sie wechseln in folgenden Maassen: Länge 1” 5'%,””, 
Breite 1” '/,"”; Länge 1” 6°”, Breite 1” %,””; Länge 1” 6'/,”, Breite I” 4'%”. Ihre Schale 
ist dünn, wiegt 23 — 28 Gran, kommt in Beschaffenheit der von Orypt. variegatus näher als dieser 
Gruppe, so auch in der Färbung, welche röthlichgrau oder grauroth ist, oder in das Violette zieht. 
Ihre Gestalt ist fast gleichhälfig, am einen Ende nur ein wenig mehr zugespitzt als am andern. Durch 
ihre geringe Grösse unterscheiden sie sich von allen vorhergehenden Arten 


4 


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Fünfte Familie. 
Balzhühner. Acclamantes. 


Die Männchen lassen zur Zeit der Paarung laute Töne hören, welche von den Weibchen mit 
leiseren, sanfteren beantwortet werden. Über die ganze Erde verbreitet, gehören doch die mehrsten 
Arten der nördlichen Halbkugel und in ihr wieder mehr den Gebirgen und den nördlichsten Distrikten 
an. Manche halten sich vorzugsweise in Waldungen, andre gehören nur ganz oflnen, freien Gegen- 
den an, so dass bei ihnen sich alles wiederholt, was sich bei den vorhergehenden fand. Alle nisten 
auf den Boden, legen viele mässig oder ziemlich grosse Eier, welche theils reinweiss, theils einfarbig, 
theils gefleckt sind. Bei allen bekannten brüten nur die Weibchen, welche auch allein einen grossen 
Brutflecken erhalten. Man hat diese grosse Familie, welche Linnee und Cuvier in ein Geschlecht 
vereinigen, in zahlreiche andre zerspalten: Alectoris. Kaup., Arborophila. Hodg., Attagis. Geof],, 
bonasa. Briss., Caccabis. Kaup., Callipepla. Wagl., Centrocereus. Sw., Chacura. Hodg., Chactopus 
Sw., Coturnix. Moehr., Oryptonyx. Temm., Francolinus. Briss., Hemipodius. Temm., Ithaginis. Wagl,, 
Lagopus. Briss., Lophortyx. Bonap., Lyrurus. Sw., Ocypetes. Wagl., Odontophorus. Vieill., Ortygia 
Boie., Ortyx. Steph., Perdix. Briss., Ptilopochus. Sw., Pernistis. Wagl., Rhizothera. Gr., Rollulus 
Bonn., Tetrao. L., Thinocorus. Eschh., Turnix. Bonn. 

Verfahren wir bei der generischen Eintheilung nicht nach zu kleinlichen Ansichten, so können 


wir unter Perdix und Tetrao die Arten füglich zusammenstellen. 


Erstes Geschlecht. 
Feldhuhn. Perdix. Brıss. 


Sie sind über die ganze Erde, die Polarländer ausgenommen verbreitet, Männchen und Weib- 
chen sind wenig von einander unterschieden und die mehrsten halten sich paarweise, nur bei einigen 
lebt das Männchen mit mehrern Weibchen vereinigt. Die meisten leben in freien Gegenden, andre 
besuchen den weniger dichten Wald, setzen sich aber nicht auf Bäume; noch andre ziehen sich zur 
Nachtruhe, oder, um sich ihren Nachstellern zu verbergen, auf Bäume. Nur wenige erreichen eine 
mittlere Grösse, die meisten gehören zu den kleinen und kleinsten Vögeln der ganzen Nebenordnung, 
geniessen mehr pflanzliche als thierische Kost. 

a) Rothhühner. Sie gehören dem gemässigten und wärmern Europa, Asien und Afrika, wo 
sie theils ziemlich hoch in die Gebirge hinaufgehen „» theils mehr in den ebenern Gegenden 
leben. Ihre Eier sind schwach gefleckt oder einfarbig. 

1) Das Steinrothhuhn. Perdix graeca. Buıss. (Perdir saratilis. Mey. Chacura graeca. Grav.) 


Tab. VII. fie. 5. a. b. [Naumann und Bunte, Eierw. Heft If. p. 10. Tab. IV. fig. 1. Scmmwz, Eierw. Heft IX. Tab. XXVII 
fie. 1—1? Tmenemann und Breum, Eierw. Heft IV. p. 2. Tab. XII. fig. 1. 


Ansehnlich stärker als das Rephuhn wird es 174 — 3”” lang und ist so das grösste der Roth- 
hühner. Sein Vaterland beginnt von den Bergen der Schweiz und des südlichen Tyrol und er- 
streckt sich über Italien, Griechenland, die Türkei nach Asien, vom Caucasus nach Persien und 
Östindien. Wo es sehr häufig ist, steigt es sogar in die Ebenen herab, wie auf einigen Inseln des 


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griechischen Archipels In den Pyrenäen scheint es seltener zu sein. Im Winter halten sich diese 
Vögel in Familien oder Scharen vereinigt und streichen ihrer Nahrung wegen umher; im Frühjahre 
vereinzeln sie sich paarweise. Sie wählen sich dann ein Revier, welches die Männchen gegen etwaige 
Nachbarn vertheidigen, wobei of lebhafte Kämpfe vorkommen. Die Paarungszeit beginnt meist im Mai, 
wo sich das Weibehen einen Nestplatz unter einem kleinen Gesträuch oder Grasbusch, neben einem 
vorragenden Steine, unter einem überhängenden Felsstück aussucht, sich eine Nache Grube schartt, 
diese mit etwas dürren Halmen und Blättern bedeckt, und darauf 10 — 20 Eier legt. Die mehr 
nördlich lebenden sind meist etwas grösser und legen auch grössere Eier, die nach der Nahrung 
mehr oder minder gefleckt sind. 

Von griechischen Exemplaren wechseln die Maasse in folgenden Verhältnissen: Länge 1” 4%”, 
Breite 1”; Länge 1” 5”, Breite 1” Y/,"”; Länge 1” 5'/,””, Breite 1” 4Y,””; Länge 1” 6””, Breite 
1” 2”. Von den Schweizer Exemplaren: Länge 1” 6Y,””, Breite 1” 2”; Länge 4” 7”, Breite 1” 
2'/,””; Länge 1” 7'/,””, Breite 1” 3”. Sie sind ungleichhällig, der grösste Durchmesser der stumpf- 
zugerundeten Basis weit näher als der meist ziemlich zugespitzten Höhe. Die Schale ist mässig stark, 
ihr Gewicht wechselt von 30—38 Gran, wobei die grössern griechischen mit den Schweizern über- 
einkommen. Das Korn ist fein, die Poren sehr sichtbar, tiefer oder flacher, runder oder etwas 
eckig, häufig auch am Grunde oder ganz dunkler gefürbt als die übrige Fläche, 

Die Grundfarbe ist gelblich, bei den griechischen Exemplaren ohne Flecken oder mit wenigen 
zuweilen auch ziemlich vielen, kleinern und grössern runden gelb- oder graubraunen Fleckchen; 
bei den Schweizer zieht die Grundfarbe mehr in das Bräunliche, die Flecke sind oft ziemlich gross, 
auch unregelmässiger, meist nach der Basis häufiger und daselbst einen undeutlichen Kranz bildend. 
Eine grosse Reihe von Exemplaren in der Gefangenschaft gelegt, hatte Hr. Custos Natterer in Wien 
die Güte, mir vorzulegen. Sie kommen in der Grösse mehr mit den griechischen überein, viele der- 
selben sind fast weiss mit kleinen braunröthlichen Flecken, besonders an der Basis, von denen viele 
über die Oberfläche vorragen, wie es bei den Frankolineiern als Regel vorkommt. Die meisten haben 
auch noch viele kleinere und grössere Kalkkörnchen, als Zeichen einer fehlerhaften Schalenent- 
wiekelung. Wahrscheinlich bezieht sich Bechstein’s Angabe, dass die Eier weiss mit rothen Flecken 
versehen wären, auf in der Gefangenschaft gelegte Exemplare. Diese Eier sind nahe verwandt mit 
denen der beiden folgenden Arten; von denen des Felsenhuhnes sind sie fast stets durch kürzere 
Gestalt, weniger lebhafte Färbung und weniger deutliche Flecken verschieden, so auch bei gleicher 
Grösse durch ansehnlicheres Gewicht der Schale. Die des Rothhuhnes sind stets intensiver gefärbt 
und deshalb gegen «das Licht weniger durchscheinend. 

2) Das Felsenhuhn. Perdir petrosa, Larn. 
Tab. VII. fig. 7. [(Scnisz, Eierw. Heft IX. Tab. XXVIL. fig. 2?) 

Zwölf bis Dreizehn Zoll lang. Es hewohnt die Gebirge des südlichen Spanien und dessen Inseln, 
ferner Sardinien, Corsica, Sieilien und mehrere Inseln des griechischen Archipels, so wie auch das 
nördliche Afrika bis zum Senegal nebst einigen der canarischen Inseln, und hält sich am liebsten 
in hügeligen Gegenden, die mit Gestrüpp und stacheligen Pflanzen versehen sind und in der Nähe 
bebaute Felder haben, in manchen Gegenden in der Region der Strandpalme, Chamaerops. Ganz 
offnes Feld meidet es möglichst. Im Winter lebt es gesellig, gegen den März sondern sich die Paare 


29 

und wählen sich ein Nestrevier, wo sich das Weibchen zum Nistplatze ein Gebüsch, einige Steine 
oder eine geeignete Stelle in einem Getreidefelde aussucht, daselbst eine flache Grube scharrt und 
auf Unterlage einiger dürren Halme 10 — 20 Eier legt. Von den Eiern besitze ich eine ziemliche 
Anzahl aus Griechenland; diese haben folgende Maasse: Länge 1” 4”, Breite 1” °/,”’; Länge 
1” 51%”, Breite 17 1”; Länge 1” 6'%””, Breite 17 1”. Sie sind gestreckt ungleichhälftig, den 
grössten Durchmesser der allmälig zugerundeten Basis näher als der stark abfallenden, stumpf zu- 
gespitzten Höhe. Ihre Schale ist etwas schwächer als bei voriger Art, wiegt 27 —30 Gran, die 
deutlichen Poren sind stets gefärbt, sonst, wie das Korn, denen der vorigen Art nahe, Grundfarbe 
und Flecke aber viel lebhafter, erstere gelblich, mehr in das Weisse oder Gelbe ziehend , aber eben- 
sowenig haltbar, als die Flecke, so dass beide leicht verloren gehen. Meist sieht schon die Seite, 
auf welcher sie einige Zeit im Neste gelegen haben, viel blasser aus als die andern. Inwendig gegen 
das Licht scheinen sie grünlich durch. Von denen der folgenden Art unterscheiden sie sich durch 
gestrecktere Gestalt und weniger intensive Färbung, weshalb sie auch stets liehter durschscheinen. 
Nach Hrn. Macquin-Tandon (Ornithologie des Iles Canaries) nistet es an öden unbebauten Stellen, 
legt 12— 15 Eier, welche kleiner als vom Rothhuhne, bräunlichschmutzigweiss mit grossen mehr 
oder minder dunklen braunen und fahlen Flecken und Punkten; was fast fürchten lässt, dass der 
gelehrte Herausgeber dieses Werkes kleine Exemplare von Perdix rubra vor sich gehabt habe. Herr 
Professor Küster (Isis 1855. p. 229) gibt die Maasse und Färbung dieser Eier von Sardinien ganz 
mit den meinigen übereinstimmend an. 


3) Das Rothhuhn. Perdir rubra. Barıss. 


Tab. VII. fig. 6. a. b. (Scumz, Eierw. Heft IX. Tab. XXVI. fig. 3— 3. TmiexnemAnn und BrEe#um, Eierw. Heft IV. 
Tab. XIII. fig. 2.) 


Zwölf und ein halb Zoll lang. Es wechselt in seiner Verbreitung mit den vorhergehenden Arten 
und kommt fast überall nur da vor, wo man jene nicht findet. Es lebt im südlichen England (ob 
jedoch ursprünglich oder eingeführt, ist zweifelhaft), auf den Inseln Jersey und Guernsey, sodann 
durch das wärmere Frankreich, Italien und Dalmatien, findet sich auch in Japan ganz unverändert 
wieder. An seinem Wohnsitze wählt es sich etwa dieselben Distrikte wie das Rephuhn, zieht jedoch 
steinige, trockne Plätze den nassern, üppigbewachsnen vor. Es setzt sich auch zuweilen auf Pfähle 
und Baumäste, wie es überhaupt gern auf etwas erhabnern Punkten Nachtruhe hält. Zähmen lässt 
es sich eben so leicht als die vorigen Arten, lebt im Winter ebenfalls familienweise, doch nicht so 
innig vereinigt, als das Rephuhn und vertheilet sich im Frühjahre paarweise, wo das Männchen 
häufig seinen Balzruf — kerreckkekkerkökköh — hören lässt. Das Weibchen wählt zum Nistplatze 
einen kleinen Busch, einen freiliegenden Stein oder eine Erdscholle, an denen es sich eine flache 
Grube scharrt, oder eine schon vorhandene benutzt, um in sie auf etwas dürres Laub oder Gras 
seine 10 — 20 Eier zu legen, welche in 23 Tagen ausgebrütet werden. Das Männchen kümmert 
sich während des Brütens nicht um das Weibchen und gesellt sich erst wieder zu ihm, wenn die 
Jungen schon etwas herangewachsen sind. 

Die Maasse der Eier sind folgende: Länge 1” 5”, Breite 1” 1Y,”’; Länge 1” 5'/,””, Breite 
1” 2”; Länge 1” 61”, Breite 1” 2”. Sie sind meist kurz ungleichhälftig, den grössten Durchmesser 


der zugerundeten Basis viel näher, als der stark zugespitzten Höhe. Die Schale ist ziemlich stark, 


we 


wiegt 32 — 36 Gran. bei gleicher Grösse mehr, als vorige Art Das Korn ist weniger geglättet, 
als bei den vorigen Arten, die ziemlich dichten , tiefen Poren sind stets dunkler als die Grundfarbe, 
welche bräunlich, heller oder dunkler, mehr ins Gelbliche oder Röthliche ziehend ist Die von 
dunklerer Grundfarbe haben meist nur kleinste und kleine, manche jedoch auch etwas grössere, 
gleichmässig dieht über das ganze Ei verbreitete Fleckchen; bei denen von blasserer Grundfarbe 
sind nur die kleinen Flecke gleichmässig über das Ganze vertheilt, übrigens finden sich noch grössere 
verworrene, oft sehr lebhaft gefürbte, besonders um den grössten Durchmesser kranzartig gelegte, 
die in seltnern Fällen fast die ganze Oberfläche bedecken, wie dies zuweilen beim Perlhuhne vor- 
kommt, mit denen diese Eier, die Grösse abgerechnet, sehr übereinkommen. Inwendig gegen das 
Licht scheinen sie nur schwach durch, doch erkennt man die dunklern Flecken 
4) Das Rephuhn’). Perdir einerea. Bus. 

Tab. VI. fie. 12. a. b. (Kurs, ova. p. 32. Tab, XV. fie. 5. Gumwruen und Wınsins, Eierw. Tab, 46. Nozemann 
und Sere. Tom. Il. p. 185. Tab. XCVIL Lewis, Tom. V. Tab. XXX. fig. 2. Scnxz, Eierw. Heft IX. Tab. XXVu 


fie. 1%. Navman und Bunte, Eyerw. Heft 2. p. 10. Tab. IV. ie.2 .—b. Tumxesass und Baeum, Eierw. Heft & 
- p. 3. Tab. Xitl. fie. &.) 


Zwölf Zoll lang. Seine Verbreitung beginnt von Schottland und England, geht durch Frankreich, 
Deutschland, Holland, Dänemark, Norwegen und Schweden (nach Trondheim und Upland zu ver- 
schwindend), Russland besonders abwärts bis zur Krimm und in diesem Striche durch Asien bis 
zur Lena und Davurien. Die höhern Gebirge und geschlossnen Waldungen ausgenommen, findet 
man es fast unter allen Verhältnissen , in sumpfigen Gegenden, wenn sie nur trockne Strecken zwi- 
schen sich haben, in Waldungen, welche Blössen oder etwas Feld einschliessen,, in ausgedehnten 
Feldfuren, in Weinbergen u. s. £ Wo sie Nahrung genug vorfinden, halten sie sich im Winter in 
geschlossnen Familien, sind sie genöthigt umherzustreifen, so vereinigen sie sich zu grossen Scharen, 
wie dies besonders in vielen Distrikten von Asien der Fall ist. Sie sind viel schwerer zu zähmen 
als die vorigen Arten. Mit dem Beginne der wärmeren Jahreszeit, bei uns Ende Februar oder An- 
fangs Mürz sondern sie sich in einzelne Paare ab, Männchen und Weibehen, die sich einmal gewählt 
haben, bleiben wo möglich für Lebenszeit verbunden und halten sich stets zusammen. In dieser 
Zeit lässt das Männchen häufiger als sonst seinen Lockton hören, der etwa wie Sürrhück oder ge- 
dehnter wie Sürrhaeck lautet, welcher auch dem Weibehen eigen ist, nur von diesem sanfter klingt. 
Sie wählen sich ein passendes Nistrevier nach der Oertlichkeit ihres Aufenthaltes sehr verschieden, 
wobei jedoch die Familienglieder meist auch wieder in der Nähe bleiben, und das Weibchen scharrt 
sich an einem Grasbusche, in einer Furche oder an einem Reine im Felde, in einer Wiese, einem 
Weinberge, sogar grösserm Obstgarten, in lichtes Gehölz und sonst unter den verschiedenartigsten 
Verhältnissen , eine flache Grube häufig ziemlich gut verborgen, öfters aber auch ganz frei. Es legt 
hier in Mitte April oder Anfüngs Mai seine 10 — 20 Eier, meist jeden Tag eins oder einmal den 
dritten Tag ausgesetzt, und bebrütet dieselben sehr eifrig 21 Tage lang. Sind in der Umgegend 
mehr Weibchen als Männchen , so halten sich wol zuweilen 2 Weibchen zu einem Männchen, legen 
dann auch in ein gemeinsames Nest, so dass man schon einige vierzig Eier beisammen gefunden hat. 


mn a _ 

*) Man ist wegen Schreibart dieses Namens nicht einig, ob es Reb-, Rep- oder Repp- Huhn heissen müsse. 
Ist os von seinem Rufe Ripriprip hergenommen, oder stammverwandt mit der Bezeichnung der Schneehühner, 
Ripe oder Rype, so wäre wol die gewählte Schreibart vorzuziehen. 


— % 


Sind aber mehr Männchen vorhanden, so kämpfen diese um die Weibchen, so dass das Nisten dadurch 
ganz gestört wird. Brütet das Weibchen, so hält sich das Männehen möglichst in seiner Nähe, um es 
bei nahenden Gefahren zu warnen. Das Weibchen verlässt bei zu drohender Gefahr laufend das 
Nest und sucht den Feind wo möglich von demselben abzuleiten. Durch grossen Umweg kehrt es 
dann später zu demselben zurück, eine List, welche wir bei vielen am Boden nistenden Vögeln 
angewendet finden, nur dass sich die mehrsten ungesehen zu entfernen suchen, das Rephuhn aber 
sich bemerklich macht. Die Jungen verlassen die Eischale sehr entwickelt und es hält schwer, in 
einem Neste, wo sie eben auskriechen, das eine oder andere mit der Hand zu greifen, besonders 
bei warmen trocknem Wetter, und sie laufen oft noch mit anklebenden Schalenstücken davon. Un- 
gestört reinigt sie die Alte davon und erwärmt sie einige Zeit, ehe sie dieselben zum Futter führt. 
Zuerst wählt sie womöglich einen Ameisenhaufen, den sie ihnen zerscharrt. Des Nachts und bei 
üblem Wetter nimmt sie dieselben unter ihre Federn und auch das Männchen fährt fort, sie zu bewachen 
und zu beschützen, besonders gegen Angrilfe der Raben und Krähen, die ihnen sehr nachstellen. 

Die Eier sind im Verhältniss zum Vogel meist etwas kleiner als bei den andern Rothhühnern. 
Länge 1” 24,””, Breite 1” %,””; Länge-1” 3””, Breite, 1” Y,””; Länge 4-” 3”, Breite 4” 4Y,’”: 
Länge 1” %””, Breite 1”; Länge 1” 5””, Breite 1”. Die meisten halten sich jedoch in den mitt- 
lern Verhältnissen, und da eine Anzahl von einigen hundert Exemplaren aus den verschiedensten 
Gegenden verglichen werden konnte, so sind die Abweichungen nur gering zu nennen. Sehr selten 
kommen sogenannte Zwerg- oder Spuleier vor. Ihre Schale ist mässig stark, wiegt 19 — 27 Gran, 
auch hierbei wieder die mehrsten in der Mitte sich haltend. Die erhabenen Züge der Schmelzmasse sind 
wenig glatt und umschliessen viele unter sich verworrene Gruben und die etwas tieferen zugerundeten 
Poren. Bei den mehrsten ist der Glanz mässig, bei wenigern ziemlich stark. Ihre Grundfarbe kommt 
den Eiern des Edelfasans nahe, ist graugrün, heller oder dunkler, in das Gelbliche oder Braune ziehend. 
Bei wenigen findet man die Poren braungefärbt, bei noch wenigern wirkliche bräunliche Fleckehen und 
Flecken, wodurch sie sich den vorigen anschliessen Nahe verwandt sind sie mit den Eiern von Perdix 
afra, welche aber nur ausnahmsweise so klein wie sie vorkommen, und die erhabenen Fleckehen 
der Frankoline haben. Sonst möchten sie nicht leicht mit einem andern Eie zu verwechseln sein. 

b) Frankoline. Durch deutlichen, einfachen oder doppelten Sporn der Männchen, oft auch 

durch verlängerten Oberschnabel von den vorigen etwas gesondert. Ihre Eier zeichnen sich 
durch feine, erhabene Fleckchen aus. Sie leben in Afrika, Asien und nur an wenigen Punk- 
ten des wärmsten Europa. 
5) Der Frankolin. Perdix francolinus. Larn. 
Tab. VII. fig. 8. 

Zwölf bis Dreizehn Zoll lang. Sicilien und Cypern sind jetzt die einzigen Punkte, die man in 
Europa als Wohnplätze dieser Art kennt; ausserdem findet sie sich in Nordafrika und durch Klein- 
asien, besonders auch sehr häufig am Euphrat und Tigris. Von der Lebensweise derselben theilt 
Hr. Malherbe, in seiner interessanten Faune ornithologique de la Sieile Folgendes mit. Es hält sich 
dieser Vogel einsam in nassen Ebenen oder an Flüssen und in Mitte von Schilf: im Frühjahre erst 
vereinigen sich die Pärchen, wo dann das Männchen sein wohllautendes Tre -Tre-Tre Morgens und 
Abends hören lässt. Nur nach fremder Mittheilung wird ferner angeführt, dass das Weibchen in das 


Gebüsch, in eine kleine gescharrte Grube, auf etwas dürre Blätter und Halme 10 — 14 Eier lege, 
welche die Grösse der Eier von Perdix cinerea hätten, weiss von Farbe, mit braunen Flecken. Herr 
Cantraine brachte an das Leydner Museum ein Ei angeblich von diesem Vogel aus Sicilien, dessen 
getreue Abbildung ich der Güte der Hrn. Schlegel verdanke. Nach dieser ist es 1” 7” lang, 1” 
1,” breit, ungleichhälfig, ziemlich zugespitzt an der Höhe, allmälig zugerundet an der Basis. Seine 
Grundfarbe ist graugelblich, es hat rothbraune Punkte, ausserdem bräunliche, matte, einzelne grös- 
sere Flecken, welche meist in der Mitte stehen. Sind die rothbraunen Punkte erhaben, so trügen 
sie den Charakter der Frankoline, sonst steht das Ei dem von Perdir petrosa sehr nahe. Sichern 
Aufschluss über diesen Gegenstand muss die Zukunft geben. 
6) Das Rufhuhn. Perdir clamator. Tem. 
Tab. VIl. fig. 9. 

Der grösste Vogel dieses Geschlechtes, fast das Perlhuhn erreichend und im südlichen Afrika 
zu Hause, wo ihn die Colonisten Fezant nennen. Wie unser Frankolin hält er sich gern an Fluss- 
ufern, lebt aber geselliger und verbirgt sich auf Bäumen. Seine Kost sind die Zwiebeln verschie- 
dener Gewächse, Sämereien, Würmer und Insekten. Das Männchen ruft in der Paarungszeit, vom 
September an, ein lautes erohä — erohä — cerohahach! Das Weibchen legt im October und November 
in eine faache Grube, ohne alle Unterlage rg 15 — 18 Eier. Von diesen liegt nur ein im 
Oetober gefundenes vor, welches 1” 8”” lang, 1” 3',”” breit und ungleichhälfig ist. Sein grösster 
Durchmesser liegt fast in der Mitte; doch fällt es nach der Höhe viel stärker ab, als nach der Basis. 
Die Schale ist ziemlich stark, wiegt 37 Gran, hat zartes Korn mit sparsamen, nicht tiefen, rundli- 
chen Poren. Die Färbung ist graubraun mit gelben Stellen, besonders nach der Höhe, nassgemacht 
wird es ganz gelb, was beim Trocknen wieder verschwindet. Diese Eigenschaft hat es mit den bei- 
den folgenden gemein, ausserdem habe ich sie nur noch bei den Eiern von Tetrao eupido bemerkt. 
An den gelben Stellen allein findet man die erhabenen Fleckchen rothbrauner Schmelzmasse, welche 
den Frankolineiern eigen sind. 

7) Das capische Feldhuhn, Perdir nudicollis. Larn. (P. rubricollis et capensis. Larn.) 

Tab. VII. fig. 10. 

Dreizehn Zoll lang, im südlichen Afrika zu Hause, Zwei Eier im October gesammelt dienen 
zur Vergleichung. Das eine ist 4” 5'/,”” lang, 1” 2'/,”” breit; das andere 4” 6”” lang, 1” 2%,” 
breit; das eine ist vollkommen gleichhälfig, das andere aber etwas ungleichhällig. Die Schale 
ist mässig stark, wiegt 16 — 17 Gran, hat ein feines Korn mit dichten, deutlichen, tiefen, gerunde- 
ten Poren. Die Farbe ist gelbbraun oder röthlichgraubraun. Die ganze Oberfläche ist mit feinen 
und feinsten, erhabenen Punkten gelbbrauner, oder rothgraubrauner Schalenmasse dicht bestreut. 

5) Das afrikanische Feldhuhn. Perdir afra. Larn. 
Tab. VL. fig. 11. 

Dreizehn Zoll lang, häufig im südlichen Afrika. Seine Eier gleichen in der Farbe sehr denen 
unseres Rephuhnes. Ihre Maasse sind folgende: Länge 1” 5'%”’, Breite 4” %,""; Länge 1” 6,” 
Breite 1” 1” Ya, Breite 4” %””; Länge 4” 744”, Breite A” 4”, & 

Sie sind gestreckt ungleichhälflig, den grössten Durchmesser der zugerundeten Basis viel näher, 
als der stark abfallenden Höhe, welche sich stumpf zuspitzt. Ihre Schale ist mässig stark, wiegt 23 bis 


; Länge 1” 6 


33 


26 Gran, ihr Korn ist sehr zart, die Poren sind klein und gehen punktförmig aus, die Grundfarbe 
ist grünlichgrau, mehr oder minder lebhaft, mit einzelnen gelben Stellen, nassgemacht ganz braun- 
gelb. Die braunvioletten erhabenen Fleckchen sind fein, bei manchen Exemplaren nur durch die 
Lupe sichtbar. Bei einem Zwergexemplare von 1” Länge und 9’ Breite sind sie aber ziemlich 
gross und dicht. 
c) Amerikanische Feldhühner. Sie legen reinweisse Eier, welche in der Schalentextur 
den Taubeneiern, in Gestalt denen der Feldhühner gleichen. 


9) Die Capuere, Perdir guianensis. Laru. (Odontophorus rufus. Vırsun.) 
Prinz Max zu Wied, Beiträge Tom. IV. p. 493. 

Länge 10'/, Zoll; im südlichen Amerika heimisch und dem Haselhuhne (Tetr. bonasia) in Le- 
bensart gleichend. Es halten sich diese Vögel in Familien oder paarweise auf Bäumen, fressen deren 
Knospen und Beeren, oder gehen auf dem Boden ihrer Nahrung nach. Die Männchen lassen in 
der Morgen- und Abenddämmerung ihre laute Stimme erschallen. Der sonst so zuverlässige Azara 
berichtet von diesem Vogel, dass er violettblaue Eier lege, wobei er ihn jedenfalls mit einem Ynambu 
(Crypturus) verwechselt. Man hat ihm auch berichtet, dass mehrere Weibchen in ein Nest legen, 
was auch bei unserm Rephuhne vorkommt. Nach Sonnini und Virey soll diese Art in Surinam auf 
Bäume nisten, was wol nur dann vorkommt, wenn niedre Zweige so dicht mit Schlingpflanzen 
bewachsen sind, dass sogar Tapire über sie hingehen. Prinz Max zu Wied fand das Nest auf dem 
Boden in dichtem Walde, unweit der Lagoa d’Arrara, welches 15 reinweisse Eier enthielt. Zwei 
Eier dieses Nestes, in der Sammlung seiner Durchlaucht, sind 1” 5—5'/,”’ lang und 1” 1— 11,” 
breit, ungleichhälftig, nach der Basis kurz zugerundet, nach der Höhe mehr oder minder zugespitzt, von 
ziemlich dünner Schale, feinem gleichmässigem Korne ohne deutliche Poren, gelblichweiss von Farbe. 


mit wenigem Glanze. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlich gelblich durch 


10) Das nordamerikanische Feldhuhn. Perdir virginiana. Larn. (P. borealis. Teunn. Orty.r borealis. Stirn.) 
Tab. VII. fig. 12. (Wırson. II. p. 223. Nurrar. I. p, 650. 

Gegen 9 Zoll lang, von Honduras und Mexiko bis Canada, oft in grosser Menge verbreitet 
Ausser der Paarungszeit leben diese Feldhühner in kleinern oder grössern Familien in ollnen Gegen- 
den, und, obgleich sie sich auf Bäume setzen, meiden sie doch zusammenhängenden Wald. Nur 
bei Futtermangel streifen sie etwas weiter umher, sonst halten sie fest an ihrem Entstehungsorte. 
Im Mai wählt sich das Weibchen einen Nistplatz, neben einem schützenden Grasbusche, oder einem 
andern passenden Gewächse, scharrt es sich eine kleine Grube, in diese eine ziemliche Masse Laub 
und Halme und legt darauf 15 — 24 Eier. Diese werden gegen % Wochen bebrütet, die auskom- 
inenden Jungen von der Mutter sorgsam geführt und beschützt. In den wärmeren Theilen seines 
Aufenthaltes übernimmt das Männchen die etwas herangewachsenen Jungen und das Weibchen bringt 
noch eine zweite Brut zu Stande, die beide sich später vereinen. In Jamaica hat man seit längerer 
Zeit diesen Vogel eingeführt, wo er sich vollkommen naturalisirt hat, dasselbe ist in neuerer Zeit 
in einigen Distrikten von England geschehen, wo er ebenfalls heimisch geworden ist, sich aber nur 
einmal im Jahre fortpllanzt. Es ist dieser Vogel ein sehr gutes Wildpret, vermehrt sich sehr stark 
und sollte deshalb in allen Gegenden Europas eingeführt werden, die für ihn sich eignen 


2} 


Die Maasse der Eier sind folgende: Länge 1” 1”, Breite 10°” ;,Länge 1” 2”, Breite 40'/,""; 
Länge 1” 2'/,””, Breite 19'/””; Länge 1” 3””, Breite 10%,”. Sie sind ungleichhälfig, der grösste 
Durchmesser nahe an der stumpfzugerundeten Basıs, die Höhe stark, zuweilen sehr scharf zugespitzt, 
wie es kaum bei einem andern Vogel vorkommt. Die Schale ist nicht stark, von sehr feinem Korne, 
ihr Gewicht beträgt 13 — 15 Gran. Nur an der Höhe mancher Exemplare bemerkt man einzelne 
kleine, nicht tiefe Poren. Sie sind rein kalkweiss, ofl ganz matt, zuweilen etwas glänzend. Inwendig 
gegen das Licht scheinen sie gelblich durch. Ihre eigenthümliche Gestalt, so wie die Beschaffenheit 
ihres Kornes unterscheidet sie von den Eiern mancher Tauben, Papageien und Spechte, denen sie 
in der Grösse gleichkommen. Die Eier der Schlagwachtel, auch noch ganz ungefärbt aus dem Vogel 
genommen , haben doch schon sehr deutliche Poren , wodurch sie sich sogleich von dieser Art unter- 
scheiden. Es liegt eine grosse Anzahl von Exemplaren aus Virginien und Philadelphia vor. 

d\ Wachteln. Die kleinsten Arten des Geschlechtes in allen Continenten vorkommend, wo 

sie theils Stand-, theils Zugvögel sind. Sie halten sich in der Nistzeit entweder paarweise, oder 
ein Männchen hat einige Weibchen um sich. Sie legen ziemlich viele, lebhaft gefleckte Eier. 


*" Vierzehige oder eigentliche Wachteln. 


11) Die Schlagwachtel. Perdir coturnir. Larn. Pe 


Tab. VI. fig. 1. a. b. 2. a. b. (Zivansı p. 36. Tab. V. fig. 19. Kırıy, ova. p. 33. Tab. XV. fig. 6. Gurstuen et 

Winsins, Tab. XXXV. Nozewans et Serr. Tont. IV. p. 145. Tab. LXXIV. Lewis. Tom. V. Tab. XXX. fig. 3. 

Navwans und Bunte, Eierw. Heft Il. p. 3. Tab. V. fig. 2. a—c. Scumz, Eierw. Hefl IX. Tab. XXVI. fie. 5—5. 
Tumexemans und Bneusm, Eierw. Heft IV. p. 4%. Tab. XII. fig. 5.) 


Länge 7 Zoll. Von Japan durch den grössten Theil von Asien und Europa, die kältesten Theile 
und höhern Gebirge abgerechnet , ebenso wie im nördlichen Afrika , bewohnt dieser Vogel die für ihn 
geeigneten Distrikte, und meidet hauptsächlich zu waldige, bergige und nasse Gegenden. Besonders 
sind ihm Fluren angenehm, in welchen Weizen gebauet wird. In den weniger warmen Ländern 
kann er den Winter nicht aushalten, und er verlässt deshalb Europa im Herbst fast ganz, um über 
das Mittelmeer nach Afrika zu gelangen. In den wärmern Frühlingstagen kehrt er erst an seine 
Nistplätze zurück , was in Deutschland meist im Mai geschieht. Wo der Winter mild genug ist, bleibt 
er Standvogel oder streift nur wenig umher. In der Paarungszeit halten sich meist mehrere Weib- 
chen zu einem Männchen, und benachbarte Männchen gerathen häufig in Streit, den sie sehr hitzig 
führen. Der bekannte, laute Balzruf der Männchen wird vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein, 
den heissen Mittag ausgenommen, gehört; er lautet mit einem weniger weit hörbaren Vorschläge, 
Grauaus — Grauaus, oder Raurau — Raurau, Pickterwick,, oft 40 und mehrmals wiederholt. Um 
ihn herauszubringen, wird eine ziemliche Anstrengung erfordert; der Vogel richtet sich dabei hoch 
auf und bewegt beim Hervorstossen des Tones, mit zugedrückten Augen, den zurückgebogenen Hals 
schnell nach vorn. Die Weibehen nähern sich in dieser Zeit dem Männchen mit sanfteren Tönen 
antwortend. In Sardinien beginnt nach Hrn. Küster das Männchen schon Ende März zu balzen. Das 
Weibchen wählt sich später ein geeignetes Nistplätzchen; eine grössere Erdscholle, ein etwas vor- 
ragender Stein, ein Feldrein, Grasbusch oder eine Ackerfurche dienen als Schutz desselben, und 
legt in eine Nachgescharrte Vertiefung auf einige Grashalme 8 — 16 Eier, welche in 18 — 20 Tagen 
ausgebrütet werden. Das Weibchen allein führt die Jungen sehr sorgsam zum Futter an, was 


ti 


ss — 


zuerst aus zarten Würmern und Insekten, besonders Ameisenpuppen, besteht, und nimmt sie des 
Nachts unter ihr Gefieder. 

Die, für den Vogel ziemlich grossen, Eier haben folgende Maassverhältnisse: Länge 1”, Breite 
9”; Länge 1” 1,””, Breite 9)”; Länge 1” %,””, Breite 40°%/,”’; Länge 4” 4””, Breite 9',””; 
Länge 1” 1”, Breite 10%,” ; Länge 1” 11%”, Breite 10” ; Länge 4” 2”, Breite 10°%,”’; Länge 
1” 3°”, Breite 11”; doch kommen die mittlern Verhältnisse am meisten vor. Sie sind ungleichhälftig, 
den grössten Durchmesser mehrentheils der kurz zugerundeten Basis weit näher, als der stark ab- 
fallenden, stumpfer oder schärfer zugespitzten Höhe. Die Schale ist mässig stark, wiegt 9—15 Gran, 
hat ein sehr feines Korn und kleine, ganz gerundete, ziemlich tiefe, am punktförmig ausgehenden 
Grunde stets gefärbte Poren. Die Grundfarbe ist gelblich, in das Gelblichweisse, Gelblichbraune 
und Braune ausgehend. Alle sind gefleckt, manche haben aber nur kleine und kleinste, rundliche 
und ganz runde Flecken, welche meist sehr dicht stehen, seltner untereinander verworren sind. 
Andre haben grössere, entweder gerundete und deutlich umgränzte oder vielgestaltige verwaschene 
oder mit den zerfaserten Rändern verworrene, über die ganze Fläche verbreitete Flecken, von 
hellerer oder dunkler, oft schwarzbrauner Farbe. Die Fleckenmasse ist dick aufgetragen und beim 
Erhärten meist in kleine Felder zersprungen, zuweilen hat sie sich dabei auch ganz abgelöst, so dass 
nur ein ringförmiger Rand übrig bleibt, welcher eine blasse Mitte einschliesst. Ihr Glanz ist meist 
sehr stark, inwendig gegen das Licht scheinen die Flecken auf grünlichem Grunde durch. 

Die Exemplare mit feinen Punkten haben einige Aehnlichkeit mit der Eiern des Charadrius 
minor, doch hat ihre Schale eine ganz andre Beschaffenheit hinsichtlich des Kornes, der Poren 
und des Glanzes. Bei fig. 2. a. b. sind 2 Exemplare vom Cap abgebildet. Man hat den dortigen, 
lebhafter als bei uns gefärbten Vogel früher als eigne Art abgesondert, eine grosse Anzahl 
von Eiern, die ich vergleichen konnte, geben auch nicht den geringsten standhaften Unterschied 
_ von unsern. 

12) Die australische Wachtel. Perdix australis. Vıeiun. (Synoicus australis. GovL».) 
Tab. VII. fig. 3. a. b. 

Wiegt etwa A”/, Unze; Grösse der Schlagwachtel. Sie ist in Neuholland zu Hause und hält 
sich familienweise, 10 — 18 Stück zusammen Nach Hrn. Gould gleicht ihr Ruf mehr dem unsres 
Rephuhnes, als der Wachtel. Zur Nistzeit scharrt das Weibchen ein kleines Nest mit etwas Laub 
und Gras und legt in dasselbe grosse, 10 — 18” lange, zuweilen einfarbige , bläulichweisse oder 
überall dicht mit dunkelbraun besprengte Eier. Hr. Dr. Preiss brachte eine ziemliche Anzahl dieser 
Eier aus Neuholland:; seine Exemplare stimmen sehr mit.denen der Schlagwachtel, so dass ich fast 
fürchte, die grossen, einfarbigen Eier des Hrn. Gould mögen einem andern Vogel angehören. Unsre 
lang, 10” breit; 1 


Durchmesser der allmälig zugerundeten Basis wenig näher, als der nur wenig stärker abfallenden 


22 [23 


Exemplare sind 1” 1 1,” lang, 10'%”” breit; ungleichhälftig, den grössten 
zugerundeten Höhe, welche Gestalt nur als seltne Ausnahme bei der Schlagwachtel vorkommt. Die 
Schale ist mässig stark, wiegt 12—1% Gran und gleicht in Korn und Poren vollkommen der Schlag- 
wachtel. Die Grundfarbe ist bräunlichgelb, aber von einer zahllosen Menge kleiner und kleinster zum 
Theil verworrener Fleckchen fast verdeckt. Bei manchen Exemplaren sind sie etwas grösser, die 
grössern gerundet und weniger dicht. Inwendig gegen das Licht scheinen sie lebhaft grünlich durch. 


A ee Zu 
IE WE ” 


Manche Exemplare der Schlagwachteleier kommen ihnen in der Färbung sehr nahe, und die allmälig 
abfallende Höhe bleibt das sicherste Unterscheidungszeichen. 
13) Die bunte Wachtel. Perdir pieta. (Ortyxr pieta. Dover.) 
Transaet. of the Linn. soe. of London. Tom. NVI. 1829. p. 155. 

Länge 10 Zoll; Gewicht 12 Unzen. Es lebt diese Art im Innern von Californien bis zum 
15." N. Br., vom October bis März in grossen Scharen vereinigt aul Sandboden in offnen Waldun- 
gen. Die Nahrung besteht in Samen des Bromus altissimus, Madia sativa,, Blättern von Fragaria und & 
Kätzchen von Corylus. Gegen den März paaren sie sich, wo das Männchen Wick - wiek - wick! ruf. 
Das Weibchen verbirgt seine Bier möglichst in ein Nest aus dürrem Grase und Laube unter den 
Busch eines Farrenkrautes, eines Rubus oder Ceanothus. Es legt deren 11—15, welche auf gelb- 
lichweissem Grunde braungefleckt sind. Nach dieser Angabe wird man veranlasst, diesen V; zu 
den Wachteln zu rechnen, was fortgesetzte Untersuchungen erweisen werden. 


”* Dreizehige Wachteln, Laufhühner. (Turni.r et Hemipodius Tuuu.) 

Der Mangel der Hinterzehe ist Hauptgrund generischer Trennung dieser Vögel, welche sonst 
sehr mit den Wachteln übereinkommen. Es gehören die Arten Europa, Afrika, Asien und Neuhol- 
land in ihren wärmeren Theilen an, wo sie offne, begrasete oder bebaute Gegenden bewohnen. 

14) Das andalusische Laufhuhn. Perdir andalusica. Larn. (Hemipodius tachydromus. Tann.) 
Tab. VII. fie. $. 

Sechs Zoll lang, im südlichen Spanien, Sieilien, Nord- und Südafrika zu Hause, wo es sich 
als Standvogel am liebsten in nassen, mit Gras bewachsenen Ebenen aufhält. Es fliegt nur ungern 
auf und fällt sogleich wieder ein. Ich erhielt 3 Eier dieses Vogels über Paris aus Algerien, ohne 
jedoch die Acchtheit derselben verbürgen zu können. 

Ihre Länge beträgt 1” bei 8%,”” Breite, oder 1” 4”” bei 9'4”” Breite. Die Schale ist 
mässig stark, wiegt 8—9 Gran, ihr Korn ist feiner als bei den Eiern der Schlagwachtel, doch sind 
die Poren gleich. Die Grundfarbe ist gelblichweiss, aber durch grosse, zerfaserte und verworrene, 
- dunkel grüngelbbraune Flecken meist verdeckt. Ihr Glanz ist stark, inwendig gegen das Licht 
scheinen sie grünlich durch. Gehören die Eier diesem Vogel, so wäre die Verwandtschaft mit den 
andern Wachteln sehr gross. Andern als den Eiern der Schlagwachtel kommen sie nicht nahe. 


15) Das neuholländische Laufhuhn. Perdir velor. (Hemipodius velox. Govww.) 

Grösse der Alauda arvensis, der Körper gedrungener. Nach Hrn. Gould (Birds of Australia) 
nistet dieser Vogel in Neuholland im September und October. Das Nest, eine flache Vertiefung mit 
etwas dürrem Grase, stand unter dem Schutze eines kleinen, dichten Grasbusches und enthielt 
b Eier von 11'/,”” Länge bei 9” Breite, auf schmutzig weissem Grunde dicht mit kastanienbraunen 
Abzeichnungen versehen. Sonach wären die Eier nahe mit den vorherbeschriebenen verwandt. 

16) Das kampflustige Laufhuhn. Perdir pugnar. (Hemipodius pugnasr. Teun.) 
Tab. VII. Sig. 8. 

Fünf und einen halben Zoll lang , auf den Sunda - Inseln und in Ostindien heimisch. Das Leydner 
Museum besitzt eine Anzahl diesem Vogel zugeschriebener Eier aus Java: allein auch über diese 
bin ich noch nicht ganz sicher, da sie sich zu sehr einigen Lercheneiern nähern und vielleicht der 


ur“ Dre 


42 


Br —- 


[22 


Alauda (Mirafra) javanica angehören. Ihre Länge beträgt 101), — /,” , ihre Breite 7'/, — '/,”"; sie 
sind kurz ungleichhälftig, nach der Basis allmälig, nach der Höhe stark abfallend und stumpf zugespitzt, 
so dass ihre Gestalt sich mehr den Eiern der Wachteln als Lerchen nähert. Die Schale ist dünn, 
wiegt kaum 6 Gran, hat ein feines Korn, was, nebst den einzelnen Poren, ganz mit dem der Ler- 
cheneier übereinkommt. Die Grundfarbe ist bläulich grünlichweiss, aber von gelbbraunen Fleckchen 
fast bedeckt, welche dicht verworren über die Oberfläche gleichmässig verbreitet sind. Unter ihnen 
findet man einzelne, schwarzbraune und graue grössere gerundete Flecken, besonders um den gröss- 
ten Durchmesser, was auch mit Lercheneiern übereinstimmt, nur dass die dunkeln Flecke sehr 
lebhaft sind. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlich durch. Ich habe gezründete Hoffnung 
noch vor Abschluss dieses Werkes über diesen Gegenstand berichten zu können. 


Zweites Geschlecht. 
Waldhuhn. Tetrao. 


Nur der nördlichen Erdhälfte, und auch hier mehr den Gebirgen und den nördlicheren Distrikten 
derselben angehörig, ist dieses Geschlecht daselbst der Hauptrepräsentant der Hühnerfamilie. Die Glie- 
der desselben sind entweder vollkommne Standvögel, oder sie streifen des Winters etwas weiter 
nach Futter umher. Zur Nistzeit leben sie zerstreut entweder in Polygamie, wo das Männchen 
durch den Balzruf die Hühner zur Paarung lockt, sich aber gar nicht weiter um das Weibchen 
und die Brut bekümmert, oder sie halten sich paarweise, wo das Männchen in der Nähe des brü- 
tenden Weibchens sich aufhält, um es bei Gefahren zu warnen. Alle nisten auf den Boden, legen 
in eine meist selbstgescharrte, flache Vertiefung auf Unterlage weniger, dürrer Pflanzentheile viele 
Eier, welche auf gelblichem oder röthlichem Grunde stärker oder schwächer gefleckt, selten ein- 
farbig sind, und sich so verschiedenen Geschlechtern der Familie anschliessen. Die Dauer des 
Brütens übersteigt nur bei manchen 3 Wochen, in welcher Zeit sich der Brütefleck über den Unter- 
leib und die Brust ausbreitet. Die erste Nahrung der Jungen besteht vorzüglich in Ameisen, so wie 
andern zarten Insekten und Würmern, bis sie allmälig sich an Beeren, Sämereien und andre vege- 
tabilische Stoffe gewöhnen. Die Brut bleibt bis zum Frühjahre mit der Mutter oder beiden Eltern, 
oder auch mit andern Familien, oft zu grossen Scharen vereinigt. Europa und Asien haben 5 Arten 
dieses Geschlechtes gemeinsam. Asien hat 1 eigenthümliche, Amerika 2 mit Europa gemeinsam, 
ausserdem noch wenigstens 8 eigenthümliche. Man kann dieses Geschlecht noch in 3 Gruppen sondern: 

a) Schneehühner. Lagopodes. Sie bewohnen die Nähe der Schneeregion in den Gebirgen 

und die nördlichen Distrikte, so weit in die Polarzone hinein, als es noch Pflanzenwuchs 
gibt. Sie lieben offne Gegenden, setzen sich wenig oder gar nicht auf Bäume und nähren 
sich vorzugsweise von Pflanzenstoffen, nach denen sie des Winters, oft in grosse Scharen 
vereinigt umherstreifen. Sie leben zu Paaren vereinigt in der Nistzeit, legen viele, sehr lebhaft 
gefärbte, ziemlich grosse Eier. Wahrscheinlich gibt es nur 2 standhaft verschiedene Arten, 
welche bei ihrer weiten Verbreitung um die ganze Erde mancherlei locale Abweichungen 
zeigen. Männchen und Weibchen sind in Grösse und Färbung nicht sehr oder gar nicht 


verschieden. 


. En 35 wi 


1) Das Alpensehneehuhn. Tetrao logopus. Gum. (Tetrao alpinus. Nıus. Vet. islandorum Fan. Tet. Bein- 
hardi. Baxım. Tet. rupestris auct,) 


Tab VII Ag 7“ b. e.d. \Scnmsz, Eierw. Heft LXXXIX. p. 52. Tab. XXV. fig. 4. 2. 3. 4. Turmesemans und Barum, 
Eierw. Hen Ill. p. 95. Tab. XI. fig. 11— 15.) 


Dreizehn bis vierzehn Zoll lang, vierundzwanzig bis sechsundzwanzig Unzen schwer. Der Aufent- 
halt dieses ebenso schönen als harmlosen Vogels erstreckt sich von Schottland durch die Pyrenäen, 
Schweizer-, Tyroler-, Salzburger- und Oestreicher - Alpen, durch die Sibirischen Gebirge bis zu 
denen von Nordamerika und beginnt dann wieder im höhern Norden, wo eine ähnliche Temperatur 
sich findet, als unfern der Schneegrenze der genannten Berge, vom höhern Skandinavien durch 
das nördliche europäische und asiatische Russland , das nördlichste Amerika, Grönland, Island, Spitz- 
bergen. Es liebt gebirgige, rauhe Lage, doch steigt es im höhern Norden bis zum Meeresstrande 
herab. Sobald die Witterung in ihrem Aufenthalte etwas milder wird, im April oder Mai, fangen 
diese Vögel an sich zu paaren; das Männchen sitzt dann häufig auf einer freien Klippe und lässt 
seinen lauten Balzruf, der wie arrrr oder orrrr klingt, des Morgens erschallen, den das Weibchen 
mit hohem, aber sanftem j-ak beantwortet. In dieser Zeit wirft das Weibehen seine Winterfedern 
ab und erhält allmälig die Sommertracht, die meist beim Anfange des Brütens zu Stande ist In 
der Wahl des Nestplatzes ist das Weibchen nicht sehr umständlich, ein mässig vorspringender Stein, 
ein alter Grasbusch, ein kleiner Busch von Rhododendrum, Weide, Zwergbirke oder Zwergkiefer, 
sind ihm als Schutz hinreichend, ja öfters steht es auf ganz freiem Boden. Zuweilen nimmt es etwas 
Laub, dürres Gras und einige seiner Federn als Unterlage, in andern Fällen liegen die Eier auf 
kahlem Boden. Meist im Juni ist es mit dem Satze zu Stande, welcher aus 6 — 9, seltner mehr 
Eiern besteht, welche in 24 Tagen ausgebrütet werden. Die südlichen stimmen mit den nordischen 
in der Legezeit ganz überein. So fand Saussure am 11. Juli in der Umgebung des Oberaargletschers 
ein Nest mit 8 Eiern, Hr. Bourrit zwei derselben auf den Savoyer Alpen etwa 5000 Fuss über dem 
Meer, das eine mit 6, das andre mit 8 Eiern Ende Juni. Herr F. Boie fand auf den Gebirgen von 
Ramsvik im nördlichen Norwegen Ende Juni ein Nest; auf Island fand ich deren von Mitte Juni an 
mit 6 — 10 Eiern und von der ersten Hälfte des Juli an ausgekommene Junge. Herr Holböll fand 
in Grönland von den ersten Tagen des Juli an Junge. Die Mutter führt die Kleinen höchst sorgsam 
und mit eigner Aufopferung bei nahenden Gefahren. Das Männchen, welches während der Brütezeit 
dicht beim Weibchen sich aufhält, verlässt dasselbe, wenn die Jungen herauskommen und zieht sich 
in höhere Gegenden, wohin ihm die Familie folgt, wenn die Jungen etwas herangewachsen sind. 
Gegen den Herbst vereinigen sich die Familien in Scharen und streifen nach Futter umher. In den 
kältesten Gegenden kommen diese Vögel mit ihrer doppelten Mauser of nicht ganz oder gar nicht 
zu Stande, wenigstens das Männchen bleibt dort das ganze Jahr hindurch weiss. 

Die Eier wechseln in folgenden Maassverhältnissen: Länge 1” 514°, Breite 1” 4”; Länge 
1” 6”, Breite 4 von diesen Dimensionen aber unter 100 nur 2!) Länge 1 ‚ Breite 
1" 17%” (unter 100 etwa 10!) Länge 1” 6%, — 7”, Breite 1” 1°, — 2”; (unter 100 etwa 67!) 
Länge 1” 7'/””, Breite 4” 1'/”” ; (unter 100 etwa 9!) Länge 4” 8'4,””, Breite 1” v7; (unter 
100 2!) Sie ind etwas gestreckt, seltner kurz ungleichhälfig, den grössten Durchmesser der allmälig 
zugerundeten Basis meist viel näher, als der gewöhnlichst stark abfallenden, mehr oder minder 


[73 | . ” 6 [22 


39 


stumpf zugespitzten Höhe. Ihre Schale ist mässig stark , wiegt in der Mehrzahl 25 — 26 , sehr selten 
nur 23 oder bis 29 Gran. Das Korn ist sehr fein mit mässig grossen, punktförmig endenden, am Grunde 
stets gefärbten Poren. Die Grundfarbe ist gelblich, in das Weissliche oder Bräunliche übergehend. 
Die Oberfläche ist nun mehr oder minder mit feinsten, feinen mässig oder sehr grossen, man- 
nigfach gestalteten und verworrenen, häufigst sehr dick aufgetragenen und deshalb in Felder zer- 
sprungenen Flecken bedeckt, deren Farbe entweder dunkel schwarzbraun oder lebhaft rothbraun 
ist. Nur wenige Exemplare haben blos kleine Flecken, noch weniger sparsame, so dass viel vom 
Grunde freibleibt. Ihr Glanz ist meist stark, inwendig gegen das Licht sieht man auf bräunlichem 
Grunde die Flecken durchscheinen. Zur Vergleichung liegen eine sehr grosse Menge aus den ver- 
schiedensten Gegenden vor, welche nicht den geringsten Unterschied bemerken lassen. Fig 7 a. ist 
ein Exemplar aus Labrador, b. aus Island, e. aus der Schweiz, doch absichtlich verschiedene Ab- 
änderungen gewählt, welche ganz übereinstimmend in den verschiedenen Gegenden vorkommen. 
Fig. 7. d. ist aus dem arktıschen Amerika und soll von Tetrao leucurus. Dougl. herrühren , welcher 
sich doch wol auch als Localvarietät dieser Art erweisen wird. Das Ei ist allerdings sehr eigen- 
thümlich, kleiner als irgend eins meiner andern Exemplare und wiegt auch nur 20 Gran. Die dunkel 
rothbraunen Flecke stehen so einzeln, wie es nur bei der nächsten Art vorzukommen pflegt, doch 
lässt sich bei nur I Exemplare nichts sagen. 

2) Das Moorschneehuhn. Tetrao albus. Gn. (Tetr. sabalpinus. Nıus. Saliceti. Denn. Lagopus albus et 

subalpinus auect. Lagopus scoticus. Vırıne.) 
Tab. VII. fig. 6. a. b. c. d. [Scamz, Eierw. Heft VIT—IX, p. 53. Tab. XXVI. fig. 5. 6. 7. 

Länge gegen 16 Zoll, Gewicht gegen 28 Unzen. Im Winter dem vorigen sehr ähnlich reinweiss 
gefärbt, im Sommer durch ganz andre Färbung zu unterscheiden, theilt es die Eigenthümlichkeit 
desselben in den höhern Breiten seines Vorkommens kein reines Sommerkleid zu erhalten , wogegen 
es in Schottland, dem mildesten Lande, in welchem es vorkommt, auch im Winter nicht weiss 
wird. Da es weniger die hohen Gebirge liebt, als das vorige, so findet man es nur im nördlichen 
Europa, von Schottland durch das nördlichere Norwegen, Schweden, Russland, durch Sibirien nach 
Amerika, in Grönland und Island fehlend. Kahlere Striche meidend hält es sich mehr im Gesträuch 
und Heide besonders in der Nähe von Bächen und Flüssen. Nach den Isothermen sich richtend, 
geht es in Asien weit südlicher als in Europa und ist in diesem Erdtheile in ausserordentlicher Menge 
vorhanden. Seine Nahrung hat es ziemlich mit der vorigen Art gemein, nur dass es mehr Knospen 
von Sträuchern geniesst. Sein Naturell ist ein etwas lebhafteres. In der Paarungszeit, welche Ende 
April oder Anfangs Mai beginnt, bleiben, wie beim Rephuhne, die Familien mehr zusammen, und 
die Männchen lassen in dieser Zeit auf einem Moorhügel, Steine oder auch Baume sitzend ihre Balz- 
stimme hören, welche nach Hrn. F. Boie in Norwegen wie erreck -kek-kek — koubah — koubah, 
nach Hrn. Macgillivray in Schottland wie go, go, go, go, go-back, goback — lautet. Gegen Ende 
des Mai beginnen die Hühner zu legen, suchen sich ein passendes Plätzchen am liebsten in der 
Heide, wo sie eine flache Grube scharren und diese mit etwas Laub, dürrem Grase oder Federn 
decken. Der Satz besteht aus 8$— 12, selten mehr Eiern, welche in 24 Tagen ausgebrütet werden. 
Das Männchen bleibt bei dem brütenden Weibchen und später auch bei der Familie sorgsam Wache 


haltend und sie gegen Angrille möglichst vertheidigend. So vertreibt es oft den Raben, welcher den 


Eiern und Jungen sehr nachstellt. Bis gegen den October bleiben die Familien meist allein, dann 
vereinigen sie sich in grosse und grössre Scharen nach Futter umherstreifend. Die Maassverhältnisse a£ 
der Eier sind folgende: Länge 1” 6°”, Breite 4” 2'/,”’; Länge 4” 7””, Breite 1” 2'/,"”; Länge 
1” 77%, Breite 1” 2/4”; Länge 1” 8”, Breite 4” 2'/,””; woraus hervorgeht, dass sie im 
Allgemeinen grösser sind als vorige Art. Sie sind ungleichhälfig, meist kürzer, nach der zugerun- 
deten Höhe weniger abfallend als die vorigen. Die Schale ist mässig stark, wiegt 29 — 35 Gran, 
ihr Korn ist fein, die Poren ziemlich dicht, mässig gross und am Grunde gefärbt, ganz wie bei 
voriger Art. Die gelbe Farbe ist die gewöhnlichste des Grundes, welche einerseits in das Weisse, 
andrerseits in das Rothe zieht. Die Flecke sind meist rothbraun, einzelner und reiner, doch haben 
manche Exemplare auch dichte und verworrene, meist grosse, kleine und kleinste unter einander. Nur 
in seltnern Fällen fehlen die grossen ganz, oder es ist nur einer oder der andre derselben vorhanden, 
Die Verwandtschaft mit den Eiern voriger Art ist gross, sie unterscheiden sich aber von jenen durch 
ihren grössern Querdurchmesser, schwerere Schale, lebhafte Färbung, sparsamere Flecken. Den 
Eiern des Birkhuhnes kommen zwar manche Exemplare in der Färbung nahe, bleiben aber stets in 
der Grösse zurück. Zur Vergleichung konnte eine grosse Anzahl von Exemplaren aus Amerika, Schott- 
land und Norwegen angewendet werden. In den Sammlungen sind sie seltner, meist liegen unter 
ihrem Namen die der vorigen Art, welche leichter zu erhalten sind. Die Eier von Tetrao scoticus. 
Lath., welchen ich als klimatische Varietät hierher zu ziehen geneigt bin, lassen sich durchaus nicht 
unterscheiden. Fig. 6. a. b. sind Exemplare aus dem borealen Amerika, 6. e. ist aus Norwegen, 
6. d. aus Schottland; es kommen aber überall dieselben Varietäten vor. 
b) Auerwaldhühner. Urogalli. Sie leben in Polygamie, balzen in sehr auflallender Weise, 
legen nur mässig grosse, nicht sehr stark gefleckte Eier. Das Männchen ist viel grösser 
und weit lebhafter gefärbt als das Weibchen . 


3) Das Auerhuhn, Tetrao urogallus. L. 

Tab. IX. fie. 1. a. b, [Kreim, ova. p. 33. Tab. XV. fig. 4, Guextuen et Winsise. p. 44. Tab. VII. Nest mit 
6 Eiern. Naumann und Bunte, Eierw. Heft Il. Tab. II. fig. 4. Scumxz, Eierw. Heft VIT—IX. p. #7. Tab. XXV. “i 
fie. 1— 2. Turexemans und Bneus, Eierw. Heft Il. p. 91. Tab. XI. fie. 8.) 
Männlicher Vogel, ganze Länge 3° 3”, Gewicht 46 M. Pfd.; weiblicher Vogel, ganze Länge j 


2 2”, Gewicht 8 M. Pfd. Das gemässigte und nördliche Europa, so wie das entsprechende Asien 
ist das Vaterland dieses ansehnlichen Vogels, des grössten vom ganzen Geschlechte. Zu seinem 
Aufenthalte wählt er grössere, geschlossene Waldungen und behauptet in diesen ein nicht sehr weites 
Revier das ganze Jahr hindurch, wenn nicht locale Verhältnisse ihn veranlassen, im Herbste oder 
Winter etwas weiter umherzustreifen. Zur Frühjahrszeit nehmen die männlichen Vögel einen festen 
Stand ein, aus welchem sie, so weit sie es vermögen, alle andern ihrer Art vertreiben. Nach Maass- 
gabe der Witterung und des Klimas beginnt das alte Männchen im März oder April die sonderbare 
Musik, welche man das Balzen nennt und hält mit derselben gegen 3 Wochen an. Es sitzt dabei 
vor Tagesanbruch meist auf einem stärkeren Aste eines hohen Baumes, seltner auf einem Felsvor- 
sprunge oder auf dem Boden, sträubt Kopf und Kehlfedern , streckt den Hals vor, breitet di wanz- 
federn aus und hebt sie im Verlaufe des Balzens bis zu senkrechter Stellung in die Höhe, während 
os «lie Flügel hängen lässt. Die Tone beginnen zuerst schwächer und abgesetzter, werden dann 


4 


schnalzend und klappend allmälig immer schneller und stärker hervorgestossen, bis ein viel stär- 
kerer, einzelner Laut einen Absatz macht. Mit anscheinend noch grösserer Anstrengung folgen hier- 
auf alsbald eigenthümlich rauschende oder zischende Töne, etwa denen ähnlich, welche durch leb- 
haftes Schleifen eines eisernen Werkzeuges auf dem Schleifsteine hervorgebracht werden, wobei der 
Vogel so-ausser sich geräth, dass er weder hört noch sieht, mit denen er aber auch nur wenige 
Secunden anhält, und sie in einem gezogenen Tone schliesst. Mit kürzern oder längern Pausen 
wird dies Balzen bis Sonnenaufgang oder auch länger fortgesetzt, während dem sich die Hühner, 
die sich zu dem balzenden Männchen halten, in dessen Nähe begeben, und ihre Anwesenheit durch 
einen öfters wiederholten sanften Ruf, der wie back! back! lautet, zu erkennen.geben. Das Männ- 
chen begiebt sich dann unter sie, brüstet sich auf mannichfache Weise und balzt noch etwas fort. 
Sind zwei oder mehrere Hähne näher beisanımen, so dass sie ihren Balzruf hören. so beginnt ein 
hitziger Kampf, bis der eine das Feld räumen muss. Jüngere, noch wenig starke Hähne kommen 
daher oft gar nicht zum Balzen und suchen, um den Paarungstrieb zu befriedigen, in der Nähe befind- 
liche Birkhennen auf. Sind aber die Hähne in einer weitern Umgegend durch Schiessen oder Fan- 
gen umgekommen, so halten sich dann zuweilen die Hühner zu Birkhähnen. Auf beide Weise gehen 
eigenthümliche Bastarde hervor, welche man einzeln überall bemerkt, wo beide Arten gemischt vor- 
kommen. Manche Ornithologen haben diese Mischlinge als eigenthümliche Art, unter dem Namen 
von Tetrao medius angenominen; da man aber nirgends dieselben unter sich gepaart oder nistend 
gefunden, hier und da aber schon einzelne unter Birkhuhngehecken bemerkt hat, so ist man jetzt 
über ihr wahres Verhältniss ausser Zweifel. Die einzelnen Hennen suchen sich zum Nistplatze im 
Walde ein möglichst verstecktes Plätzchen unter dem Schutze eines kleinen Busches, eines umgefall- 
nen Baumes oder eines überhängenden grössern Steinblockes. Hier scharren sie eine flache Ver- 
tiefung von etwa 1'/, Fuss Durchmesser und legen entweder ohne alle Unterlage oder auf wenige 
dürre Blätter oder Reischen Ende April oder Anfangs Mai ihre Eier. Jüngere Hühner legen deren 
5— 8, ältere bis 15, und bebrüten dieselben mit grösstem Eifer gegen 4 Wochen lang. Geht das 
Huhn der Nahrung wegen von den Eiern, so deckt es dieselben mit dürren Blättern oder Reischen 
zu. Naht sich eine Gefahr während es sitzt, so drückt es sich möglichst flach an den Boden, so 
dass man bei seiner Färbung es schwer von der Umgebung unterscheidet, und verlässt die Eier nur, 
wenn die Gefahr eindringt. Die herausgekommenen Jungen sind schnell im Stande, der Mutter zu 
folgen, oder sich bei ihrem Warnungsrufe zu verstecken. Sie werden von dieser zärtlichst geliebt 
und sogar mit eigner Lebensgefahr vertheidigt. Bald wachsen ihnen auch die Schwungfedern, so dass 
sie ihr auf Bäume folgen können. 

Die Eier haben folgende Grössenverhältnisse: 2” Länge bei 1” 41%” Breite; 2” 1” Länge 
bei 4” 5” Breite; 2” 2” Länge bei 1” 5” Breite; 2” 2” Länge bei 1” 6” Breite, doch 
halten die meisten sich in der Nähe des zweiten Verhältnisses, und sind ziemlich kurz oder etwas 
gestreckt ungleichhälftig, nach der Basis meist stark zugerundet, nach der Höhe mehr oder minder stark 
zugespitzt. Ihr Gewicht beträgt voll 1°/,— 2 Unzen, das der Schale 7&—85 Gran. Diese ist mässig 
stark, ziemlich glatt von feinem Korne. Die erhabnen Züge der Schmelzmasse verzweigen sich 
überall und lassen kleine und kleinste flache Gruben und ziemlich dichte, rundliche mässig tiefe, 

6 


— | » 


an ihrem Grunde meist stark gefärbte Poren zwischen sich. Frisch gelegt sind sie wenig er 
erhalten aber durch das Bebrüten stärkeren Glanz. 

Ihre nur oberflächlich, öfters sogar ungleich aufgetragene Grundfarbe ist bräunlich ins Gelb- 
liche, Röthliche oder Rothbraune ziehend, und richtet sich nach der Nahrung. In höhern Gebirgs- 
gegenden oder im Norden, wo diese Vögel Beeren und Blätter der Rauschbeere (Empetrum nigrum) 
oder andre Pflanzen verzehren, welche stark färbende Stoffe enthalten, sind sie auch stets dunkler 
gefärbt. Die Flecke sind nur zweifache Steigerung der Grundfarbe und entweder grösser, und dann 
einzelner über die ganze Oberfläche zerstreut, oder kleiner und dann ziemlich gleichmässig als fei- 
nere und stärkere Punkte fast die ganze Oberfläche deekend. Inwendig gegen das Licht erscheinen 
sie bräunlichgelb. 

Sie sind verwandt 4) mit den Eiern von Meleagris Gallopavo, denen sie in der Färbung zu- 
weilen sehr gleichen. Sie sind aber fast immer etwas kleiner, die Schale hat ein andres Korn und 
ist viel leichter; 2) mit den Eiern der nachfolgenden Art, doch nur in der Färbung, da sie stets 
ansehnlich grösser sind a, 
4) Das Birkwaldhuhn. Tetirao tetrir. L.. 0.0.07 rd 
Tab. IX. fie. 2. a. b. (Krem, ov. p. 33. Tab. XV. fig. 3. Guestuen et Wınsiss. Tab. XXIV. Nest und Eier, 
p- 10%. Nozemans et Serr. Tom. Il. p. 167. Lewis. Tom. V. Tab. XXX. fig. 2. Naumann, Vögel. A.A. T. I. Tab. XIX. 


fig. 38. Naumans und Bunte, Eierw. Heftl. Tab. II. fig. 5. p. 12. Scnmz, Eierw. Heft VII—IX. p. 48. Tab. XXV. 
fie. 4. Tumesesans und Baeum, Eierw. Heft Ill. p. 92. Tab. XI. fig. 9.) 


Länge des Männchens um 2 Fuss, Gewicht gegen &'/, M. Pfund, des Weibchens 1'/, Fuss, 
Gewicht 40 Unzen. Der Aufenthalt dieser Art ist ungefähr derselbe als der vorigen; er erstreckt sich 
über Europa, die südlichsten Länder ausgenommen, so wie fast über ganz Sibirien. Am liebsten 
bewohnt das Birkhuhn etwas lichteren Wald bergiger oder sumpfiger Gegenden, vorzüglich wo 
Birkenarten, sei es auch nur die Zwergbirke, vorkommen, ebenso Heidestrecken grosser Ebenen, 
und geht auch auf Gebirgen bis zu der Region der Zwergbirke oder des Knieholzes in die Höhe. 
Unruhiger und geselliger als die vorige Art streicht es im Herbst und Winter weiter umher, im Nor- 
den scharen sich dann Männchen und Weibchen gesondert, und wählt sich erst gegen den März 
ein festes Standrevier und auch dieses weniger einsam. Schon in diesem Monate beginnen die Hähne 
zu balzen und wählen dazu eine flache, möglichst kahle Stelle, da sie es meist gesellig vollziehen, 
wenn in näherer Umgegend mehrere vorhanden sind. Jeder Hahn nimmt schon am Abende auf 
einem Baume einen Stand in der Nähe des Balzplatzes ein und balzt auch meist noch etwas daselbst, 
allein das Hauptbalzen beginnt erst in der Nacht, noch vor Anbruch der Morgendämmerung auf dem 
ebenen Balzplatze. Hier beginnt er nun zuerst mit einzelnen, kurz abgebrochenen, pfeifenden Tönen, 

welchen nach einer Pause zischende und blasende und diesen kollernde folgen, welche Aechnlichkeit 
mit denen des Truthahnes haben. Dabei springt er, wenn er allein bleibt, mit den wunderbarsten 
Stellungen und Verdrehungen des Körpers umher, läuft vorwärts, rückwärts, auch im Kreise herum. 
Sind aber mehrere Hähne in der Umgegend, so besuchen sie die Balzplätze der andern und treiben 
dann ihr Spiel anscheinend bis zur Tollheit, kämpfen auf das wüthendste mit einander, schleifen 
sich auf dem Boden umher, ohne jedoch einander bedeutenden Schaden zuzufügen , oder die Auf- 
merksamkeit auf ihre Umgebung zu verlieren, so dass sie jede nahende Gefahr leicht bemerken. 
Die Hennen nahen sich in dieser Zeit im Verborgenen, geben durch sanflere Töne, welche wie tock ! 


#4 


43 


tock! lauten, ihre Anwesenheit zu erkennen, und gegen Sonnenaufgang begiebt sich jeder Hahn in 
die Gesellschaft seiner Hühner, die mit ihm vereinigt bleiben, bis sie ihr Brütegeschäft beginnen. 

Im Mai, nach Umständen zeitiger oder später, sucht sich das Weibchen einen Nistplatz auf, in 
dessen Wahl es oft gar nicht vorsichtig ist. Zum Schutze wählt es einen grössern Busch von Heide, 
Günster oder Segge, einen Wachholderstrauch, einen jungen Nadelholzbaum u. dgl., zuweilen dicht 
an ziemlich betretenen Waldwegen, scharrt sich eine flache Vertiefung etwa I Fuss im Durchmesser, 
deren Grund entweder freigelassen, oder mit wenigen dürren Blättern, Reischen, Moos- und Flech- 
tenstöckchen bedeckt wird. Der Satz besteht aus 6 — 16, am öftersten 9 — 12 Eiern, welche sehr 
eifrig bebrütet werden und nach Verlauf von 3 Wochen sich entwickeln. Das Weibchen sitzt oft 
so fest auf ihnen, dass es, ganz flach niedergedrückt, Menschen an sich heranlässt. Sieht es sich 
bemerkt, so verlässt es das Nest und sucht die Aufmerksamkeit des Anwesenden auf sich zu wen- 
den und flattert deshalb langsam vor ihm her, um dann später auf Umwegen zur Brut zurückzu- 
kehren. Bemerkt es bei öfteren Besuchen, dass man keine feindlichen Absichten hege, so bleibt es 
dann auch bei völliger Annäherung auf den Eiern sitzen, was ich selbst einige Male in der Umgegend 
von Dresden beobachtet habe. Da die Jungen nicht alle zugleich die Eischale verlassen, so bleibt 
die Alte meist den Tag des Herauskriechens auf ihnen sitzen, führt sie dann aber um desto eifriger, 
zuerst wo möglich zu einem Ameisenhaufen, auf deren Anwesenheit sie wol schon bei der Wahl 
eines Nistplatzes Rücksicht nimmt. Mit voller Aufmerksamkeit sucht sie ihre Jungen vor Gefahren 
zu schützen, welche auch schnell auf ihren Warnungsruf achten, bei demselben sich sogleich zer- 
streuen und möglichst verbergen. Des Nachts oder bei stärkerm Regen nimmt sie die Alte unter 
sich, bis sie flugbar werden und ihr auf Bäume folgen können. Bis gegen den Winter bleibt die 
Familie beisammen und nur die Hähne sondern sich in manchen Gegenden, wenn sie ihr volles 
Gefieder erlangt haben. 

Die Eier bieten folgende Veränderungen bei Vergleichung einer grossen Anzahl aus den ver- 
schiedensten Gegenden ihres Vorkommens. 

In der Grösse wechseln sie von 1” 9” Länge bei 1” #” Breite; 1 
1” 3,” Breite; 4” 44” Länge bei 1” 31%,”” Breite; 2” Länge bei 1” &’” Breite, was bei der 
Menge der vorliegenden Exemplare nur geringer Unterschied ist. Ihr Gewicht beträgt voll 1—1'/; Unze, 
das der Schale 40 — 50 Gran. Diese ist nur mässig stark, zart, von feinem Korne, sonst ganz 
dem der vorigen Art gleich. Frisch hat sie nur wenig Glanz, der sich aber durch das Bebrüten 
sehr vermehrt. Ihre Grundfarbe ist bräunlich, ins Gelbliche oder Röthliche, eben auch, wie beim 
Auerwaldhuhne, mit dichten Punkten und rundlichen Flecken sehr dick aufgetragen, in zwei Haupt- 
steigerungen der Grundfarbe, oder zu unterst einzelne kleine Fleckchen und zu oberst grössere, 
verschiedengestaltete, oft sehr intensiv gefärbte, meist häufiger nach der Höhe. Die beiden Abbil- 
dungen geben Belege zu den beiden vorherrschenden Verschiedenheiten. Nr. 2 a. ist ein Exemplar aus 
den Tyroler Gebirgen, Nr. 2 b. ist ein Exemplar aus der Dresdner Gegend, frisch gelegt am #. Mai 
aufgenommen. Auch diese Art legt im Norden und auf höhern Bergen meist tiefergelärbte Eier. 
Die grosse Verwandtschaft der Eier dieser Art und der des Auerwaldhuhnes lassen auf nächste 
Verwandtschaft der Vögel schliessen, was das im Freien nicht so gar seltne Verpaaren beider Arten 
erklärlich macht. Es ist wol möglich, dass das Ei, welches Klein Tab. XV. fig. 2. vorstellt, ein 

6° 


” 


10”” Länge bei 


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solches Bastardei ist, da es in der Grösse gerade das Mittel hält. Mit andern bekannten Eiern lassen 
sich diese Eier nicht füglich verwechseln. De ug ° .# 
5) Das doppelfläglige Waldhuhn. EUER L. “ 
j Tab. IX. fig. 3. a. b. [Wirson. I. p- 10%. Nuttalol. p. 662) “ 
Länge des Männchens 18 Zoll, Gewicht & M. Pfund, Weibchen ansehnlich kleiner und leichter. 
Unter den nordamerikanischen Waldhühnern nähert sich diese Art in Hinsicht der 
hältnisse noch am mehrsten unsern Auerwaldhühnern, ist durch viele Distrikte verbreitet und liebt 
besonders dürre Flüchen mit einzelnen Bäumen, namentlich Zwergeichen und beerentragendem Ge- 
sträuch, ist meist Standvogel und beginnt im März sich zu paaren. Das Männchen balzt auf dem ä 
Boden, geberdet sich dabei wie ein Truthahn “und lässt theils bauchrednerische hohle, theils sehr _ 
laut schallende Töne hören, auch kämpfen die Nachbarn auf das heftigste untereinander. Zum Nist- 
platze wählt sich das Huhn unter dem Schutze eines kleinen Strauches oder eines grössern Gras- 
busches ein möglichst verstecktes Plätzchen, sich eine flache Grube und legt in diese auf 
wenige dürre Halme im April und Mai 10— 15 Eier, bebrütet diese eben so en: als unsre ‚Wald- 
un und führt die Jungen mit gleicher Sorgfalt und Zärtlichkeit. 
ln der Grösse wechseln die Eier von 1” 5%” Länge bei 1” 1 Breite; 1" EZ une bei 
1” 17/4” Breite und 1” 7%,” Länge bei 1” 3” Breite. 
Sie sind ungle ichhälfig. nach der Basis stumpf zugerundet, nach der Höhe stark zugespizt. 


» 


Ihre Schale ist mässig stark, wiegt 38 — #5 Gran, nur bei der kleinen Varietät 30 . Die Grund- 
farbe ist bräunlich ins Graugelbe oder Graurothe, worauf entweder feine und fei pP gleich- 
mässig wie in Fig. 3 b, oder einzelnere kleinere und grössere runde oder rundkalie, l oder 
blassere gelb- oder rothgraubraune Fleckchen aufgetragen “ 


Das Korn ist fein, die Poren sind ziemlich gross und dicht, aber nicht sehr tief, der Glanz it 
stark. Inwendig gegen das Licht erscheinen die mit gelblicherer Grundfarbe grünlich, die grauröth- 
lichen mehr gelbbräunlich durch. In der Färbung stehen sie den Eiern des Truthuhnes nahe, doch 
können sie nicht füglich mit andern Eiern verwechselt werden. Zur Vergleichung dienten v viele theils « 
von Hrn. Koch, theils von andern Sammlern aus Nordamerika gesandte Eier. 
Anmerkung. Ob Tetrao obscurus. Say. im Innern von Nordamerika lebend, ganz zu der Gum 
gehöre, wird sich erst ergeben, wenn man seine Lebensverhältnisse vollkommen kennt. Des 
” wird mit den Sylben Coombe Goombe bezeichnet, Das Weibchen soll auf subalpinischen Hügeln, in we 2 
von Corylus und Betula nisten, 13—19 Eier, mit grossen und kleinen rothen Flecken bezeich n und 
diese in 3 Wochen aushrüten, ew u “ 
e, Fasanschwänzige Waldhühner. Phasianelli, ‚Sie gehören Nordamerika i 
sich durch gestreckten zugespitzten Schwanz aus, scheinen aber hinsichtlich der Forpllan- 


zung meht wesentlich von der vorigen Gruppe verschieden. y . 
6) Das grosse Fasan-Waldhuhn. Tetrao urophasianus. Un. Bon. “ 
Dovstas in: Transact, of the Linn. soe of London Tom. NV L 1899, p. 155. - w. Ye 
Männchen 2’ 6” lang, 8 M. Pfd. schwer, Weibchen kleiner. - 
Es scheint dieser Vogel erst jenseit des Rocky-Gebirges in Röcdininike auf dtren 


Strecken um den Golumbiafluss und von Californien vorzukommen. Im März beginnt die Paarungszeit, 


“ 


Te 


wo das Männchen mit anschwellender kahler Kehle, und mit Stellungen, denen des Birkhahnes 
ähnlich, auch diesem gleiche Töne hören lässt, welche der genannte Naturforscher durch die Sylben 
hurr — hurr — hurr — r-r-r-hoo ausdrückt. Das Weibchen scharrt sein Nest unter dem Schutze 
von Purshia tridentata, Artemisia, Cactus oder Phalaris arundinacea, und deckt dasselbe mit etwas 
dürrem Grase oder zarten Zweigen. Es legt 13 — 15 Eier in Grösse denen der englischen Hühner 
gleich, von holzbrauner Farbe, mit grössern chocoladenbraunen Flecken nach der Basis. Nach 21 
bis 22 Tagen verlassen die Jungen die Schale und wenige Stunden später das Nest. Den Sommer 
hindurch bleiben sie mit der Mutter vereinigt, im Herbst und Winter bilden dann mehrere Familien 
kleinere und grössere Scharen. 

Anmerkung. Von Tetrao urophasianellus. Douglas. berichtet der Entdecker am angeführten Orte, dass 
es die Hälfte kleiner als T. urophasianus sei und nur 2 Pfd. wiege. Es theile Aufenthalt und Lebensweise mit 
diesem, das Weibchen lege 11 — 15 aschgraue Eier von der Grösse der Taubeneier. 

7) Das Fasan-Waldhuhn. Teirao phasianellus. L. (Centrocereus phasianellus. Sw.) 

NuTTAL. I. p. 669. II. p. 615. 

Männchen etwa 16 Zoll lang, sein Gewicht gegen 3 M. Pfd. Es lebt an der Westseite des 
Rocky-Gebirges, nach Norden bis zum grossen Sklavensee, 64" N.Br., nach Süden zum Missuri, 
#1" N.Br., einzeln und scheu in Wachholder- und Lerchendickichten auf dem Boden. Nur zum 
Versteck begiebt es sich auf Bäume. Zur Zeit der Paarung wählen sich die Männchen eine ebene 
Stelle und laufen auf dieser in einem Kreise von 15 — 20 Fuss Durchmesser, wodurch ein ganz 
glattgetretener Ring entsteht. Manche laufen rechts, andre links herum, so dass sie sich begegnen 
und kreuzen. Dieser Balzlauf hört auf, sobald die Weibchen legen. Diese machen ihr Nest an einem 
Busche aus etwas dürrem Grase und Federn, legen 9— 13 weisse, dunkelgefleckte Eier, welche 
meist Mitte Juni ausgebrütet sind. 

d) Haselwaldhühner. Bonasiae. Sie finden sich in Europa, Asien und Amerika doch nur in 

wenigen Arten, bewohnen einsamer waldige Gebirgsgegenden oder dichtbewaldete Flächen, 

im höhern Norden. Männchen und Weibchen in Grösse und Färbung weniger verschieden 


leben paarweise; das Balzen der Männchen ist nicht sehr bemerkbar 


s) Das Kragen - Waldhuhn. Tetrao umbellus. L. 
In Canada Pheasant, in den mittlern und westlichen Staaten von Nordamerika Partridge 
Tab. IX. fig. 4. [Wırson VI. p. 45. Nurtar. I. p. 657.) 

Länge 17 Zoll. Gewicht 3'/, M. Pfd. Sein Aufenthalt erstreckt sich von der Hudsonsbay nörd- 
lich bis nach Georgien südlich, westlich bildet der Missuri seine Grenze. Im Süden ist es Stand- 
vogel, im Norden wandert es in kleinen Gesellschaften seiner Nahrung nach. Des Frühjahrs zeitig 
nehmen sie in dichtem Gebirgswalde ihre Nistplätze ein, und durch ein schnelles Schlagen mit den 
Flügeln bringt dann das Männchen einen ausserordentlich lauten Ton hervor, der dem ähnelt, wel- 
chen man mit zwei gegeneinandergeschlagenen, trocknen, aufgeblasenen Rindsblasen hervorbringen 
kann. Es steht dabei am frühen Morgen, ziemlich verborgen, häufig auf einem alten gestürzten 
Baume, senkt zuerst die Flügel, breitet den erhobenen Schwanz aus, zieht die Kehle ein, erhebt die 
beiden Nackenfederbüsche und bläst seinen ganzen Körper auf, sich fast wie ein Truthahn brüstend 


Nun beginnt es zuerst langsamer, dann immer schneller den Flügelschlag, so dass zuletzt die Töne 


vollkommen wirbeln. Hören sich trommelnde Nachbarn, so eilen sie zu einander, um sich zu be- 
kämpfen Das Weibchen baut im April oder Mai sein Nest im dichten Walde unter dem Schutze + 
eines Büschehens, eines alten Stammes oder Steines aus einer Hand voll dürren Laubes oder einiger 
Grashalme Der Eier sind 9—15, welche in 3 Wochen ausgebrütet werden. Die Mutter führt 
die Jungen sehr sorgsam. Wilson begegnete einst im Walde einem Kragenhuhne mit nur einem 
Jungen; die Mutter warf sich ihm erst in den Weg, um ihn sich nach und von dem Jungen abzu- 
ziehen; kurz darauf eilte sie aber zurück, fasste das Junge mit dem Schnabel und Nog mit ihm 
davon. Nach 10 Tagen können sie sich schon etwas mit Fliegen helfen. A : 

Grösse der Eier: Länge 1” 4%”, Breite 1” 94”; Länge 1” 5”, Breite 4” \%”"; Länge 
1” 5%”, Breite 1” ,””. Sie sind kürzer oder gestreckter ungleiehhälfig, an der Basis mehr oder 
minder stumpf zugerundet, nach der Höhe mehr oder weniger stark zugespitzt. Ihre Schale ist 
ziemlich stark, wiegt 23— 26 Gran, hat sehr zartes Korn und grosse, dichte nicht sehr tiefe Poren, 
ziemlich starken Glanz; ihre Farbe ist bräunlichgelb, matter oder lebhafler. Inwendig gegen das 
Licht erscheinen sie fast gleich wie aussen. Sechs Stück aus zwei verschiedenen Nestern aus Vir- 
ginien und Pensylvanien liegen zur Vergleichung vor. 

9) Das Haselhuhn. Tetrao bonasia. L. (Bonasa et Tetrastes auct.) 


Tab. IX. fig. 5. a. b. [Kreiv, ova. p. 33. Tab. XV. fig. 4. Lewm. Tom. V. Tab. XXXI. fig. 4. Scuxz, Eierw, Heft VIl— 
IX. p. 50. Tab. XXV. fie. 5. Tuexesans und Bneus, Eierw. Heft Ill. p. 93. Tab. XII. fig. 10.) 


Länge des Männchens 16 Zoll, Gewicht gegen 2M. Pfd. Das Weibchen etwas kleiner. Das 
Haselhuhn ist am häufigsten in Skandinavien und Russlands nördlichern Theilen, sparsamer geht es 
nach Süden etwa so weit als das Auerhuhn. Im Norden bewohnt es auch flache Gegenden, nach Süden 
hält es sich an die waldigen Mittelgebirge, nach Osten bildet die Lena in Sibirien seine Grenze. An 
den meisten Orten ist es Standvogel, an andern streicht es im Herbst und Winter mehr oder minder 
weit in kleinen Gesellschaften umher. Nur in der Fortpflanzungszeit leben sie paarweise, doch bleibt 
die Familie meist in geringer Entfernung. Im März oder April verbinden sich die Paare, wo die 
Männchen ihren Lockton, ein helles, gedehntes Pfeifen, welches Hr. Naumann durch die Sylben > 
Tihi-ti-ti-ti-tih! ausdrückt, eifriger und anhaltender als sonst hören lassen. Sie sitzen dabei meist auf 
dem Gipfel eines Baumes, sträuben die Federn des Scheitels, der Ohrgegend und des Halses empor 
und verdrehen den Körper auf verschiedene Weise, dies geschieht sowol in der Morgen - als Abend- 
düämmerung, kürzere oder längere Zeit. Sie behalten ihren Stand meist für Lebenszeit, wo sich das 
Weibchen im Mai oder Anfangs Juni einen Nestplatz unter einem kleinen Strauche, an einem grössern 
Steine, einem vorspringenden Felsenstücke, oder einem dichten Grasbusche, so versteckt als mög- 
lich, auswählt, und auf dichtes, dürres Moos, oder in eine gescharrte oder vorgefundene Boden- 
vertiefung, die es mit einigen dürren Halmen, Blättern oder Reischen bedeckt, seine 8 — 15 Eier 
legt. Diese bebrütet es 3 Wochen sehr eifrig, deckt sie, wenn es abgeht, mit dürren Stoffen der 
Umgebung, und führt die Jungen mit grosser Sorgfalt und Zärtlichkeit, deren erste Nahrung Ameisen 
und andre kleine Insekten vorzugsweise bilden. Können die Jungen erst etwas fliegen, so gesellt 
sich auch das Männchen zu der Familie, die nun bis zur Paarungszeit verbunden bleibt. 

Die Maassverhältnisse der Eier sind wie folgt: Länge 1” 4”, Breite 14'/,””; Länge 1” #4”, 
Breite 1” Y/,"”; Länge 1” &””, Breite 1” 1”; Länge 4” 4'/””, Breite 1” 4”. Sie sind ungleich- 


— Ws 


hälftig, an der Basis meist ziemlich kurz zugerundet, nach der Höhe mehr oder minder stark 
abfallend und stumpf zugespitzt. Die Schale ist mässig stark, wiegt 15— 25 Gran, hat feines Korn, 
ziemlich dichte, mässig grosse und tiefe, am Grunde fast stets gefärbte Poren und mässigen Glanz, 
welcher sich während des Bebrütens vermehrt. Ihre Grundfarbe ist bräunlich, in das Grauliche, 
Gelbliche oder Röthliche, auf welcher entweder feine und feinste Fleckchen, dicht über das Ganze 
verbreitet sind, oder etwas sparsamer zu unterst und dann grössere zu oberst. Seltner kommen 
grosse Flecke vor, welche sich fast stets näher der Höhe zeigen. Die Flecke sind fast stets doppelte 
Steigerung der Grundfarbe, nur seltner kommen auf graulichem Grunde lebhaft rothbraune vor. Von 
den Eiern der vorigen Art unterscheiden sie sich dadurch, dass sie stets gelleckt sind; mit den Eiern 
des Auer- und Birkhuhnes haben sie Färbung und Flecken gemein, sind aber stets viel kleiner, so 
dass sie nicht leicht mit einem andern Eie verwechselt werden können. Inwendig gegen das Licht 
scheinen sie gelblich durch. 

Es liegen eine grosse Anzahl von Eiern aus Oesterreich, Sachsen, der Schweiz, und dem Norden 
vor, welche dieselben Abwechselungen darbieten. In den Sammlungen verbleichen diese Eier leicht, 
auch werden die Flecke zuweilen grünlich, was sie am frischen Eie nie sind. 

10) Sabine's Waldhuhn, Tetrao Sabini. Dovsı. 
Transact. of the Linn. Soc. of Lond. Tom. XVI. I. 1829. p. 155 sq. 

Siebenzehn Zoll lang, YR Pfd. schwer. Im westlichen Nordamerika, zwischen dem #0 — 49° 
N.Br. ersetzt diese Art das Kragenwaldhuhn, Tetr. umbellus, dem es im Betragen nahe kommt. Es 
bewohnt in kleinen Gesellschaften waldige Distrikte, die Stimme des Männchens gleicht dem Picken 
einer Uhr, Tuck-tuck-tuck-, doch trommelt es zur Paarungszeit wie das Kragenwaldhuhn. Das 
Weibchen nistet unter Büsche von Corylus, Amelanchier, Pteris und nimmt zur Unterlage etwas 
dürres Laub und Gras. Die 9— 11 Eier sind schmutzig weiss mit rothen Flecken. 

Anmerkung. Ob Tetrao Francklini. Dougl. und Tetrao canadensis. L., welche in den nördlichern 
Theilen von Nordamerika zu Hause sind, mehr zu dieser oder einer andern Abtheilung der Waldhühner sich 
hinneigen, wird sich erst durch bessere Kenntniss ihrer Naturgeschichte ergeben. Die Eier der ersten Art 
sind nach Hrn. Douglas schmutzigweiss, ungefleckt, 5— 7 an der Zahl, der zweiten nach Pennant 5, auf 
weissem Grunde gelb und schwarzbraun gefleckt. 


Sechste Familie, 
Flughühner. VWolitantes. 


Nur den wärmern Theilen des alten Festlandes eigen, ersetzt diese Familie in den öden Steppen 
die andern Hühnerfamilien. Sie bewohnen die eigentlichen Wüsten ziemlich weit von aller Vege- 
tation entfernt, ebenso kahle, steinige Gebirge und dürre Hochebenen. In der Nistzeit leben sie 
paarweise, später vereinigen sie sich zu grossen oft unzählbaren Scharen und ziehen entweder 
regelmässig oder streifen nach Nahrung weit umher, und sind durch lange spitze Flügel zu raschem 
und andauerndem Fluge geeignet. Sie fressen die Samen von allerhand Grasarten und Hülsenfrüch- 
ten, ebenso kleinere Insekten. Die Normalzahl ihres Satzes scheint 3 zu sein, doch sollen sie meh- 
rere Bruten in einem Sommer machen; die Eier liegen in lachen, kleinen Gruben ohne alle Unterlage, 
und unterscheiden sich von denen aller bekannten Vögel. So haben auch die Jungen, welche gleich 


— . u 


48 


das Nest verlassen, ein schr merkwürdiges sammetartiges Gefieder aus haarartigen,, einfachen und 
an der Spitze verdiekten Gontourfedern zusammengesetzt. Man rechnet etwa 12 Arten, Auch pe 
einem Geschlechte vereinigt bleiben können. 


Erstes Geschlecht. 


Steppenhuhn. Pterocles. Temn. (Tetrao. L., Perdir. Larn., Oenas. Vıriun., Syrrhapten 
Iıı., Heteroclitus. Vıeiun., Nematura. Fisch.) 


Die Herren Ehrenberg und Smith sind die einzigen Naturforscher, die etwas Ausführlicheres 
über die Fortpflanzungsgeschichte dieser sonderbaren Vögel beobachtet haben und der gefälligen 
Mittheilung des ersten dieser Herren ist vieles des Folgenden zu danken. 

\ 1) Das Sand-Steppenhuhn. Prerocles arenarius. Tann. 
Tab. X. fig. 4. /Mocquin Tandon. Ornithol. Canarienne. p. 28.) 

Länge des Männchens etwa 1% Zoll. Am zahlreichsten lebt diese Art in den unfruchtbaren 
Steppen, welche der Kaukasus, das Caspische Meer, die Wolga und der Jaik einschliessen, ebenso 
zwischen dem Euphrat und Tigris, erstreckt sich aber auch einzelner bis Nordafrika, Griechenland, 


> er 


Sieilien, Sardinien und das südliche Spanien. Das einzige mir bekannte Ei habe ich aus Algerien 
erhalten. Es ist 1” 8'/,”” lang, 1” 2%,” breit, fast vollkommen gleichhälfig, nach der Höhe kaum 
merklich stärker abfüllend als nach der Basis. Die Schale-ist mässig stark, wiegt 33 Gran, ihr sehr 
sichtbares Korn besteht aus zweigartigen, erhabenen Zügen der Schmelzmasse,, welche enge Gruben 
und einzelne, ziemlich tiefe, mehr eckige, aber punktförmig endende Poren einschliessen. Die Grund- 
farbe ist röthlich gelblichbraun, auf ihr. stehen zu unterst blassgrauröthliche, dann graulichrothbraune 
und zu oberst lebhaft braune, kleinere und grössere Flecke, die unregelmässig gestaltet of unter sich 
zusammenhängen, auch sich zum Theil decken und nur wenig Stellen der Grundfarbe ganz frei 
lassen, wodurch das Ei schr bunt erscheint. Der Glanz ist sehr stark, inwendig gegen das Licht 
sieht man auf bräunlicher Grundfarbe die Flecken undeutlich durch. Es kommt den Eiern der 
folgenden Art nahe, unterscheidet sich aber durch ansehnlichere Grösse, andere Grundfarbe und 
aröberes Korn von ihnen 
2) Das borstenschwänzige Steppenhuhn,. Preroeles alchata. (Pt. setarius. Teun. Tetr. alchata. 1.) 
Tab. X. fie. 2. a. b. Scmxz, Eierw. Heft VIT—IX. p. 59. Tab. 28. fig. 6. Rour oruithologie prov. Vol. 2. p. 20.) 
Zwölf bis dreizehn Zoll lang. Es lebt dieser Vogel von der Kirgisensteppe bis zu dem südlichen 


Spanien, überspringt aber viele zwischenliegende Länder ganz und findet sich in Europa als Nist- 


vogel fast nur in sterilen Flächen des südlichen Frankreich und Spanien. 

Es liegen 9 Stück dieser Eier, angeblich aus 3 Nestern im südlichen Frankreich genommen, 
vor, deren Manseverhältsinse folgende sind: Länge 1” 7°”, Breite 4” u”: Länge 1” 7”, Breite 
1” 2,” ; Länge 17 7%,” , Breite 1” 9%,” Die Schale ist ziemlich dünn, wiegt nur 24— 26 Gran; 
ihr Korn ist feiner als an vorigem, die Schmelzmasse in verzweigten, nur schwach erhabenen Zügen, 
auch die Poren etwas kleiner und weniger tief, der Glanz aber gleich stark. Die Grundfarbe ist 
bräunlich, zieht etwas ins Gelbliche, Gelblichröthliche und Gelblichgrünliche. Alle haben zu unterst 
grössere, blassröthlichgraue,, dann röthlichgraubraune und zu oberst grünlich- oder röthlichbraune, 
grössere oder kleinere, höchst unregelmässige, an der Basis oder Höhe undeutlich kranzartig, sonst 


BuipeT 


fast gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilte Flecken. Es unterscheiden sich diese Eier von 
den nahe verwandten des Pt. guttatus durch etwas ansehnlichere Grösse und lebhaftere Färbung 
Gegen das Licht sind sie fast undurchscheinend. 


3) Das gelleckte Steppenhuhn, Perocies guttatus, Lacur. 
Tab. X. fig. 3. a. b. 

Länge 10 Zoll. Diese Art, sowie die 3 folgenden, nisten sämmtlich in Dongalas flachen Wüste- 
neien, oft weit von bewachsenen Strichen entfernt. Die Abbildungen sind nach Exemplaren gefertigt, 
welche Hr. Ehrenberg selbst gesammelt und an das Berliner Museum eingesandt hat, weshalb über 
Sicherheit der Bestimmung kein Zweifel obwaltet. 

Von dieser Art liegen 3 aus einem Neste genommene Eier vor. 

Sie sind 4” 5” lang und 1” '//” breit, oder 1” 7” lang, 1” 4”” breit, gestreckt eiförmig, mit 
fast undurchscheinender, sehr glatter, glänzender Schale. Ihre Grundfarbe ist etwas blasser als bei 
vorhergehender Art, ebenso die Flecken, welche auch sparsamer vorhanden sind. 


[270 


4) Das gekrönte Steppenhuhn, Perocles coronatus. Lıcnr. 
Tab. X. fig. 4. a. b. 

Länge 10 Zoll. Von dieser Art fand Hr. Ehrenberg 6 Stück in 2 Nestern, welche im Durchschnitt 
ziemlich klein sind. Sie wechseln auf folgende Weise: Länge 1” 5’”, Breite 1” 1"; Länge 1” 51/,”, 
Breite 4” ®%/”; Länge 4” 5°%//”, Breite 4”. Ihre Schale hat schr feines Korn, starken Glanz und 
scheint gegen das Licht inwendig gelblich durch. Die Grundfarbe ist bei manchen röthlichweisslich, 
bei andern zieht sie ins Gelbliche; auf ihr sieht man zu unterst blassgraue, dann röthlichgraue und 
zu oberst graubraune Flecken entweder kleiner und dichter, oder grösser und einzelner über die 
Fläche verbreitet. 


5) Das zweibindige Steppenhuhn. Prerocles bieinetus. Lienr. (Pt. Lichtensteinü, Tun.) 
Tab. X. fig. 5. a. b. 


Länge 9—10'/, Zoll. 3 Stück aus einem Neste; Grösse: 1” 6” lang, 4” //” breit; 1” 714” 
lang, 4” 1%” breit. Ihre Schale hat sehr feines Korn und nur wenig Glanz. Inwendig scheinen sie 
gegen das Licht etwas gelblich durch. Ihre Grundfarbe ist röthlichweisslich, untere und obere Flecke 


sind sparsam vertheilt. 


6) Das Senegalische Steppenhuhn. Perocles senegalensis. Lieur. (Pt. exustus. Trnn.) 
Tab. X. fig. 6. a. bh. 

Länge 10'/, Zoll; in Senegambien, Nubien und Egypten zu Hause. Auch hier fand Hr. Ehren- 
berg 3 Stück in einem Neste; diese sind 4” 7Y,” lang, 14” 4” breit; 4” 8” lang, 1” 11” breit, 
kommen also in der Grösse fast der ersten Art nahe. Sie haben eine blasse, gelblichweisse Grund- 
farbe mit blasseren und lebhafteren, röthlichgrauen unteren und blasser und lebhafter braungelben 
obern kleineren und grösseren Flecken, welche sich in der Nähe der Basis kranzartig anhäufen, ausser- 
dem sehr sparsam stehen. Ihr Korn ist etwas weniger fein, die Poren sichtbarer und der Glanz stark. 


1 


7) Das vierbindige Steppenhuhn. Perocles quadrieinetus, Tewn. 
Länge 9, Zoll; im westlichen und nordwestlichen Afrika lebend. 
In der Sammlung des Hrn. Des Murs zu Paris befinden sich 2 Exemplare dieser Art von 
Tanger, welche in der Länge von 1” 8'/” und Breite von 4” 41%” zu 4” 8%” Länge und 1” 4%,” 


Breite wechseln. Sie sind fast walzig, haben gelblichen Grund mit sparsamen aschgrauen, braungrauen 


und grünbraunen Punkten, rundlichen und verschieden gestalteten Fleckchen, und kommen in Korn 
und Glanz ganz mit den vorigen überein, während sie in der Anordnung und Gestalt der Flecken sich 
mehr denen des gekrönten Steppenhuhnes nähern. r 

Von allen Arten wird man erst bei Vergleichung vieler, richtig bestimmter Exemplare in den 
Stand kommen , charakteristische Unterscheidungsmerkmale aufzustellen. 


Nachträge zu dem Vorhergehenden. *) 


Erstes Geschlecht. Kasuar. 


2) Der neuholländische Kasuar. Pag. >. 

Nach der Versicherung des Herrn Gould sind die in der Freiheit frischgelegten Eier dieses 
Vogels lebhaft blaugrün. Das Exemplar in der reichhaltigen Sammlung dieses Herrn hat auch die 
frische Färbung erhalten. Ein anderes Exemplar, welches ich in London erhielt, obgleich licht gefärbt 
angekommen , hatte daselbst in kurzer Zeit seine Farbe in das ganz dunkle verändert. Das Exemplar 
des Herrn Gould hat noch geringere Dimensionen als mein kleinstes, da es bei #° 7” Länge nur 


3” 2” breit ist 


Viertes Geschlecht. Kiwi, Apteryx. Suaw. 


Einzige Art. Der neuseeländische Kiwi, -Spteryr australis. Suaw. 

Theils um noch die Möglichkeit offen zu halten, etwas. Genaueres über die Naturgeschichte 
dieses sonderbaren Vogels zu geben, theils weil er wirklich viel Uebereinstimmendes mit den Wat- 
vögeln hat, wollte ich ihn früher bei diesen erst abhandeln. Die Ansicht vieler Exemplare desselben 
in den Sammlungen zu Paris und London haben mir aber die Ueberzeugung gegeben, dass er am 
meisten mit den Schreitvögeln stimmt und zu diesen zu setzen ist. Der Kasuar hat unter denselben 
im Schnabelbaue nahe Beziehung zu den Scharrvögeln, der Kiwi zu den Watvögeln, besonders den 
ibisartigen; der Dronte, sonst in nächster Verwandtschaft mit dem Kiwi, mit den Diomedeen unter 
den Schwimmvögeln, und der Strauss gar mit den eidechsenartigen Amphibien, wobei eine conse- 


*, Bei einem Aufenthalte in Paris und London während des vorigen Sommers, wo mir alle öffentlichen und 
privaten Sammlungen meines Faches mit zuvorkommendster Güte geöffnet wurden, fand ich Gelegenheit, unter mannig- 
fachen Beiträgen zu diesem Werke auch noch einiges Wichtige über die schon abgehandelten Gruppen zu sammeln, 
welches hier wol gleich am besten seinen Platz findet . 


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quente Rückerinnerung an Vorhergehendes nicht zu verkennen ist". Die Füsse des Kiwi, fast nur in 
der Grösse von denen des Dronte verschieden, schliessen sich genau an die des Kasuar. Herr 
Cunningham hat der Londoner zoologischen Gesellschaft Folgendes über den Kiwi mitgetheilt: «Er 
bewohnt die dichtesten, dunstigsten Wälder von Neuseeland, wo er am Tage zwischen höheren 
Büschen von Seggen (Carex) oder in Löchern an den Wurzelstöcken der Bäume, besonders an 
Metrosideros robusta, sich versteckt hält. An dergleichen Stellen legt er auch sein Nest an, welches 
sehr einfach angegeben wird und nach übereinstimmender Aussage der Eingeborenen nur 4 Ei von 
der Grösse eines Enten- oder Gänseeies legt.» Vielleicht gelingt es noch den Bemühungen eines 
kenntnissvollen Reisenden, Näheres über die Fortpflanzungsgeschichte dieses so sehr merkwürdigen 
Vogels zu ermitteln, ehe derselbe bei steigender Cultur seines Vaterlandes, wie es zu fürchten steht, 
‘das Geschick des Dronte erleidet. 


Scharrvögel, Zweite Familie, Hügelhühner. Erstes Geschlecht, Scharrhühner. 


1) Das Hügelscharrhuhn, Megapodius tumulus. Govw. Pag. 10. **) 


In den Sammlungen der Herren Gould, Des Murs und Dr. Pittmann fanden sich viele Exemplare 


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dieser Art, deren Maassverhältnisse folgende waren: Länge 3” 31%’, Breite 2” 1”, bei einem 


andern gleich langen 2” 2”; Länge 3” 4”, Breite 2° 11/,” ; Länge 3” 51/”, Breite 2°. Sie sind 


ganz oder beinahe gleichhälftig, zum Theil fast walzig, nach den Polen schnell abfallend, zuweilen 
an einem etwas zugespitzt. An frisch gelegten Eiern bemerkt man nur wenig Ueberzug der Schalen- 
masse, der auch nur schwach gefärbt ist: allmälig bedeckt sich damit das Ei gleichmässig und nimmt 
zuweilen sehr starke Färbung aus dem Grauen in das Rothe oder Braune an, sicher durch gleich- 
zeitige innere Lebensthätigkeit und äussere färbende Stoffe hervorgebracht. Die Schale unter dem 
Ueberzuge ist dendritischmaschig mit dichten, gestreckten, schmalen Gruben. Frische Exemplare 
scheinen gegen das Licht grünlichgelblich durch, die andern, nach Maassgabe des Ueberzuges, gelblich 
oder bräunlich. 
4) Das Latham’sche Scharrhuhn. Pag. 12. 
Tab. XII. fig. 1. 

Das einzige Ei, welches Herr Gould mitgebracht hat, ist 3” 7” lang, 2” 3X” breit, etwas 

ungleichhälftig, nach der Höhe nur wenig stärker abfallend als nach der Basis. Es scheint frisch 


gelegt zu sein, sieht schmutzig gelblichweiss aus, hat auf der Oberfläche hügelige Erhabenheiten mit 


*, Man kann hiernach die Schreitvögel abtheilen in : 
I) Greifvögelartige : Kasuar, Casuarius ; 
2) Watvögelartige: Kiwi, Apteryx; 
3) Schwimmvögelartige:: Dronte, Didus; 
+) Amphibienartige: Strauss und Nandu, Siruthio et Rhea. 
Viele Arten dieser Ordnung sind, den neuen Entdeckungen zufolge, bereits ausgestorben, so dass wir nur noch 
Bruchstücke an den lebenden besitzen. 


*) Einige Ornithologen sind der Meinung, dass Megapodius tumulus. Gould und Megapodius rubripes. Temm. die- 
selbe Species seien. Die Eier, welche Herr Müller von Timor an das Leydner Museum gesendet hal, zeigen zwar viel 
Uebereinstimmendes mit denen, welche ich unter dem ersten Namen aus Neuholland vergleichen konnte, doch sind 
sie ansehnlich kleiner und lassen auch in der Textur der Schale specifische Verschiedenheit vermuthen 


4 


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feinen Körnchen dazwischen, wodurch es sich von Megapodius maleo und andern verwandten Arten 
unterscheidet. Jedoch sind mehrere Exemplare zur Vergleichung- erforderlich, um sichere Unter- 
scheidungszeichen festzustellen. 
5) Das Augenscharrhuhn. Megapodius ( Leipoa) ocellatus. Pag. 12. 
Tab. XI, fig. 2. 

In der Grösse steht diese Art der vorigen nahe, indem sie ungefähr mit dem Truthuhne über- 
einkommt. Ich konnte in London, besonders bei Herrn Gould, eine ziemliche Anzahl der Eier dieses 
Vogels vergleichen, welche in der Grösse auf folgende Weise wechseln: Länge 3” 3°, Breite 2” 3” ; 
Länge 3” $'/,”, Breite X” 3” ; Länge 3” 51”, Breite 2” 2”; Länge 3” 6°”, Breite 2” 4”", was 
bei einer Anzahl von 12 Exemplaren nicht bedeutend ist. Meist sind sie ungleichhälfig,, seltener dem 
Gleichhälfigen nahe, an der Höhe stärker abfallend und etwas zuzespitzt oder stumpf zugerundet. 
Die Schale kommt in Bildung, Färbung und Stärke sehr mit der von Megapodius tumulus überein; 
letztere ist o schr eigenthümlich, graulich fleischroth oder pfirsichblüthfarbig, zuweilen in das Violette, 
auch weissfleckiz, wo die Deckfarbe fehlt Nach der verschiedenen Färbung scheinen sie gegen das 
Licht verschiedenartig durch; die röthlichen sehen fast wie die gegen das Licht gehaltenen Finger 
aus, andere mehr in das Bräunliche oder Gelbgrünliche. 


Dritte Familie, Prachthühner. Erstes Geschlecht, Pfau. 


2) Der japanische Pfau. Pavo muticus. L., spieiferus. Cev. 


\uch von dieser Art, welche dem gemeinen Pfau in Grösse gleichkommt und als deren Heimat 
man Japan annimmt, besitzt man blos in der Gefangenschaft gelegte Eier, welche denen des gemeinen 
sehr gleichen. Sie sind theils ungefleckt gelblich, theils an Höhe und Basis mit feinen Fleckchen 
versehen, theils gleichmässig geleckt und dann der Grund etwas bräunlich. 


Fünftes Geschlecht. Glanzhuhn, Satyra. Lrss. 


Die Genera, Tragopan. Cuv., Lophophorus. Temm., Pucrasia. Gray, welche sich den Perlhühnern 
und Fasanen anschliessen, können vielleicht unter obigen Namen vereinigt werden. Sie gehören alle 
dem südlichen Asien an; doch halten sich die mehrsten in dessen nördlichen Gebirgswäldern auf. 
Die Eier der bekannten Arten, welche General Hardwick abgebildet und in Natur dem britischen 
Museum übergeben hat, schliessen sich innigst an die grössern Waldhühner an. 

1) Das impeyanische Glanzhuhn. Satyra impeyana. ( Lophophorus impeyanus. G. R. Guav, 


refulgens. Tenw. Pavo impeyanus. Cvv.) 
Tab. XIT. fig. 3. 


Es ist in Nepaul und im Himalayagebirge zu Hause und hat die Grösse eines Truthuhnes. 
Grösse, Gestalt und Färbung des Eies gibt die Abbildung. = 
2) Der Sahprus. Satyra ( Tragopan) Sahprus. 
Tab. Xu. fie. &. 
Diese Art ist etwas kleiner als die vorige, mit der sie das Vaterland gemein hat. Die Eier 
gleichen ausserordentlich denen des Auerhuhnes, besonders den recht dunkeln Abünderungen, wie sie 


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im Norden und auf höheren Gebirgen vorzukommen pflegen. Die Abbildung, welche General 
Hardwick gegeben, hat viel dunklern Grund als die Exemplare im britischen Museum , welche wol 
schon ausgebleicht sind. Genaue Vergleichung wird sichere Unterscheidungszeichen dieser so ver- 
wandten Eier aufstellen lassen. 

3) Das Schopfglanzhuhn, Satyra macrolopha. (Kulophus. Less. Pucrasia. G. R. Gray. Tragopan 


Duveaucelli. Tsns.) 
Tab. XII. fie. 5. 


Der Vogel ist etwas grösser als das Birkhuhn, und so unterscheiden sich auch die Eier nur 
durch etwas ansehnlichere Grösse, kommen sonst in Färbung und Flecken den Birkhuhneiern 
sehr nahe. 


Fünfte Familie, Balzhühner. Erstes Geschlecht, Feldhühner. 
e d. ** Wachteln mit 3 Zehen, Laufhiühner, p. 36. 


Nach Herrn Gould legen in Neuholland alle ihm bekannt gewordenen Arten stets 4 Eier. Diese 
haben die Gestalt der andern Arten des Geschlechtes, nähern sich in der Färbung theils den eigent- 
lichen Wachteln, theils manchen Lerchen. 

Man kennt schon über ein Dutzend Arten. 


15) Das schnelle Laufhuhn, Perdix (Hemipodius) velox. Govw. Pag. 30. 

Die Eier haben Aehnlichkeit mit manchen von Alauda calandra, nur dass bei genauerer Unter- 
suchung das eigenthümliche Korn und die festere Schale sichere Unterschiede an die Hand gibt. Sie 
sind in der Grösse etwas abweichend; 10” lang, 8,” breit; 11”” lang, 8'/” breit; 1” lang, 
8)” breit, was bei Vergleichung von nur 6 Exemplaren ansehnlich zu nennen ist, wenn nicht 
zufällig gerade die Extreme sich darunter befinden. In der Gestalt kommen sie mit den verwandten 
überein; sie sind sehr ungleichhälftig, nach der Basis mehr oder minder stark zugerundet, nach der 
Höhe stark abfallend und meist stark zugespitzt. Die Grundfarbe ist entweder rein gelblichweiss und 
hat dann graue und graubraune dichte Pünktchen und Fleckchen, oder mehr gelblich mit graubraunen 
und röthlichbraunen Pünktchen und zusammenhängenden Fleckchen. Der Glanz ist ziemlich stark, 
das Korn deutlich dendritisch erhaben, inwendig gegen das Licht sieht man die Fleckchen auf gelb- 
bräunlichem Grunde deutlich durch. 


16) Das kampflustige Laufhuhn. Pag. 36. 

Die als etwas zweifelhaft beschriebenen Eier gehören wirklich dieser Art an. Nahe verwandt 
mit ihr ist Perdix chinensis. Lath., dessen Eier 1” Y,” lang, 9,” breit sind. Herr OÖ. Des Murs 
besitzt Exemplare derselben von Java, welche ausser der Grösse ganz mit denen von P. pugnasx 
übereinkommen. 

17) Das bunte Laufhuhn, Perdix varia. (Hemipodius varius. Govn».) 
Tab. XII. fig. 6. 

Es kommt in der Grösse der Schlagwachtel nahe und lebt in Neuholland. Eine ziemliche 

Anzahl dieser Eier konnten in den Sammlungen der Herren Gould, ©. Des Murs und Dr. Pittmann 


verglichen werden, wo ichauch Exemplare für die eigne Sammlung erhielt. Ihre Länge wechselt 


Ber, 


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von 1” bis 1” 1”, ihre Breite von 9 bis 10; sie sind stets ungleichhälfig, an der Basis kurz zu- ) 
gerundet, an der Höhe mehr oder minder stark zugespitzt. Die weissliche Grundfarbe zieht theils 
mehr in das Gelbliche, theils Grauliche. Sie ist aber fast verdeckt durch aschgraue und dunkelgrün- 
braune, zu oberst gelblichbraune Pünktchen und Fleckchen, welche meist nach der Basis etwas 
grösser und lebhafter werden. Die Schale ist mässig stark, wiegt etwa 9 Gran, ihr Korn kommt 
mehr mit dem Eie des Rephuhnes als dem der Schlagwachtel überein, nur sind die erhabenen Züge | 
der Schmelzmasse meist etwas flacher und glatter. Ihr Glanz ist ziemlich lebhaft, inwendig gegen 
das Licht scheinen sie graugrünlich durch. Sie haben Achnlichkeit mit den feinpunktirten Eiern der 
Schlagwachtel und den Eiern des Flusssandläufers , sind aber durch ihr Korn immer leicht zu 
unterscheiden. 
15) Das braunwangige Laufhuhn. Perdir (Hemipodius) castanatus, Govın, 
Tab. X. fig. 7 

Ein wenig kleiner als das vorige, gehört diese Art ebenfalls Neuholland an, von wo sie Herr 
Gould nebst den Eiern mitbrachte. Die letztern sind 14” bis 14'/” lang und 9° bis 94 breit, 
ungleichhälfig, nach der Höhe stark abfallend und stumpf zugespitzt. Korn und Schale sind ein 
wenig zarter als an vorigen. Die Grundfarbe ist rein weiss, etwas ins Gelbliche ziehend. Auf ihr | 


EEE 


finden sich zu unterst aschgraue, dann graubraune und zu oberst zarte-gelbliche, meist gerundete, 
etwas sparsam über die ganze Fläche verbreitete Fleckchen. Inwendig gegen das Licht scheinen sie 


graugrünlich durch; ıhr Glanz ist stark. 


19) Das capische Laufhuhn. Perdir (Hemipodius) Hottentota. Twun. | 
In der Grösse kommt diese Art des südlichen Afrika so ziemlich mit der europäischen überein, 
und ist etwas stärker als P. pugnax. So ist auch sein Ei dem des letztern zwar sehr ähnlich, doch 
etwas grösser. Es ist ungleichhälfig, nach der stumpfen Höhe sanft abfallend, nach der Basis allmälig 
zugerundet, 14” lang 8”” breit. Seine Grundfarbe ist gelblichgrünlichweiss, aber fast bedeckt mit | 
aschgrauen,, grünbraunen dunklern und hellern Fleckchen, Flecken und marmorartigen Zeichnungen, 
welche von der Mitte bis zur Basis am dichtesten stehen. Das Korn gleicht dem von P. pugnaz; der 
Glanz ist stark. Inwendig scheint es graugrünlich schwach durch. Ausser der andern Grundfarbe 
unterscheiden es auch die viel weniger abstechenden und kleinern dunkeln Flecken von denen der 
Perdix pugnax. Es ward im October im Innern der Capcolonie gesammelt. 


Zweite Nebenordnung. 
Flugvögel. YVolitatores. | 


Tauben 


In vieler Beziehung den Hühnern verwandt, haben diese Vögel doch auch so viel Eigenthüm- 
liches , dass es gerathen scheint, sie als Nebenordnung für sich zu stellen. Viele derselben zeichnen 
sich durch reissenden, anhaltenden Flug vor allen Vögeln aus; nur wenige nähern sieh auch im Fluge 


—a — 


den Hühnern, und machen mehr von ihren Füssen Gebrauch als von den Flügeln. Sie sind über den 
grössten Theil der Erde, fast nur die eigentlichen Polarländer ausgenommen, in vielen Arten ver- 
breitet, halten sich theils am Boden und auf Felsen, theils auf Bäumen paarweise oder gesellig auf, 
nähren sich vorzugsweise von trocknen Sämereien, besonders der Grasarten, erreichen keine ansehn- 
liche Grösse und leben in Monogamie. Die Männchen lassen in der Paarungszeit eigenthümliche 
Töne hören, welche mit denen der Balzhühner zu vergleichen sind. Sie bauen ein sehr kunstloses 
Nest und legen, mit wenigen Ausnahmen, 2 reinweisse, etwas gestreckte mässig grosse Eier, welche 
in 14 bis 17 Tagen ausgebrütet werden, wobei die. Männchen die Weibchen des Tages wenigstens 
einige Stunden ablösen. Die Jungen stossen beim Auskriechen des Eies Basaltheil als Deckel ab, 
verlassen dasselbe noch blind und fast nackt und werden deshalb von den Alten noch längere Zeit 
erwärmt, welche ihnen im Kropfe erweichtes und mit einer milchartigen Absonderung vermischtes 
Futter in den Schnabel, vermittelst des Schnabels und der Zunge, einbringen. Sie machen im freien 
Stande meist einige Bruten des Jahres. Einige Arten hat man gezähmt, welche sich unter geeigneten 
. Verhältnissen fast das ganze Jahr hindurch fortpflanzen. 

Sie gehören alle nur einer Familie an, die man auch füglich unter einem Genus vereinigt lassen 
kann, obgleich man deren in neuerer Zeit, bei der Richtung nach bestimmter Einseitigkeit, schr viele 
- aufgestellt hat. 


Taube. Columba. L. 
Erste Abtheilung. 


Erdtauben. (Goura. Stern. Geophaps. GouLd. Phaps. Seusy. Peristera. Sw. 
Chamaepelia. Sw.) 


Sie halten sıch zum Theil ganz, zum Theil vorzugsweise am Boden und schliessen sich in 
einigen Stücken näher an die vorhergehenden Vögel. So fliegen die Wachtelerdtauben Neuhollands 
ungern vom Boden auf und verlassen sich bei der Flucht vor Gefahren mehr auf ihre Füsse als 
‚Flügel, sollen auch vollkommen entwickelt die Eihülle verlassen und bald nach dem Auskriechen 
fähig sein, den Alten zu folgen. In allem Uebrigen schliessen sie sich jedoch so innig an verschie- 
dene andere Taubenarten an, dass man wol besser thut, generische Sonderung nicht zu unternehmen. 


1) Die Kronenerdtaube, Columba coronata. L. (Goura coronata. Stern.) 

Die grösste aller bekannten Taubenarten, im Körper einer starken Haushuhne gleichkommend, 
ist auf den Molucken zu Hause. Man hält sie ihrer Schönheit wegen nicht selten in Menagerien,, wo 
sie zwar zuweilen Eier legt, aber — in Europa wenigstens — noch keine Jungen ausgebracht hat. 
Ein im Jardin des Plantes zu Paris im November 184% gelegtes Ei ist gegen 2” lang und 1'/,” breit. 
An einem andern, beim Legen zerbrochenen Exemplare lässt sich vollkommen weisse Färbung mit 
starkem Glanze und das eigenthümliche Korn der Taubeneier wahrnehmen, dessen Angabe gleich 
hier für das ganze Geschlecht Platz finden mag. 

Zarte, verzweigt zusammenhängende Erhabenheiten umziehen, gleich zugeschärften Gebirgs- 
kämmen, in dichter Reihenfolge die Oberfläche in die Quere und enthalten in den tiefsten Stellen der 


— 65 —— “ 


Zwischenräume die nicht sehr tiefen, unregelmässig geformten, an ihrem Grunde stark verengerten 
Poren Nur bei Berücksichtigung des Kornes wird es möglich, die Taubeneier von denen der Eulen, 
Papageien, Spechte und andern weissen Vogeleiern mit Bestimmtheit zu sondern. In allen Samm- 
lungen, die ich untersucht habe, fand ich zahlreiche Verwechselungen dieser Geschlechter vor *). 

2) Die Wachtelerdtaube, Columba (Geophaps) Swırmu. Govıo, Birds of Australia. 

Sie ist etwas grösser als die Schlagwachtel, bewohnt die Nordwestküste von Neuholland und 
besonders mit kurzem Grase bedeckte Strecken in der Nähe von Wasser. Sie pflanzt sich vom 
August bis October fort und legt ihre 2 Eier in einen etwas eingetretenen Grasbusch. Meine beiden 
Exemplare, von Herrn Dr. Preiss gesammelt, haben folgende Maasse : Länge 1” 4”, Breite 10”; 
Länge 1” 1°” Breite, 10”, und stimmen so nahe mit der Angabe des Herrn Gould. Ihr Weiss 
zieht etwas Weniges in das Graugrünliche, doch kaum mehr als bei frisch ausgeblasenen Eiern der 
Turteltaube, denen sie auch sonst in Korn und Glanz nahe kommen, scheinen auch gegen das Licht 
blass gelblichgrünlich durch. Das eine ist etwas ungleichhälfig, nach der Höhe ziemlich zugespitzt, 
nach der Basis sanft abfallend und zugerundet; das andere ist fast gleichhälfig, nach der Höhe nur 
wenig stärker abfallend als nach der Basis. Das Gewicht der Schale beträgt 14 bis 12 Gran und ist 
im Verhältniss schwerer als bei den andern Tauben. Herr Gould kennt diese Art nur nach Angabe 
‚les Herrn Gilbert, welcher ihm berichtet hat, dass die Jungen aus den Eiern, wie die Wachteln, mit 
Dunen bedeckt hervorkämen. Leider wird weder die Zeit des Brütens, noch auch der Umstand 
angegeben, ob die Jungen gleich schen können. 

3) Die Feldhuhnerdtaube. Columba seripta. Tenn. Geophaps seripta. Govın, Birds of Australia. 

Ungefähr von der Grösse des Rothhuhnes, lebt sie paarweise oder in kleinen Familien im Innern 
des südlichen Neuholland auf Ebenen, gern in der Nähe von Wasser. Sie läuft schnell, fliegt aber 
auch, aufgescheucht, auf Bäume, um sich auf stärkeren horizontalen Aesten zu verbergen. Ihre zwei 
Eier legt sie in Nache Vertiefung des Bodens ohne alle Unterlage. Herr Gould berichtet, dass er die 
Jungen, kaum so gross als Wachteln, schon laufend und Nliegend getroffen habe. 


4) Die Metallerdtaube, Columba chalcoptera. Laru. (Peristera chalcoptera. Swaıss. Phaps 
chalcoptera. GovLo.) 
Tab. XI. fig. 1. 


Sie erreicht die Grösse der Feldtaube noch nicht ganz, wiegt höchstens ein Pfund, ist über ganz 
Neuholland verbreitet und gleicht in manchen Stücken den beiden vorhergehenden, obgleich sie in 
übriger Lebensweise sich mehr den andern Tauben anschliesst. In den Monaten August bis December 
pflanzt sie sich fort und macht häufig 3 Bruten des Jahres. Sie baut sich ihr etwas vertieftes Nest 
aus wenigen dürren Zweigen meist auf den horizontalen Ast eines Baumes, nicht hoch vom Boden. 
Ihre beiden Eier sind meist fast gleichhälfig, nur an Basis oder Höhe etwas mehr abfallend und 
zugespitzt. Sie ändern in den Dimensionen nicht schr; Länge 1” 2'/x”, Breite 11”; Länge 1” 37, 
Breite 10”; bei einem andern von gleicher Länge 11%”; Länge 4” 3'/”, Breite 1” 41”. Aus- 
geblasen ist ihre Farbe milchweiss, ein wenig in das Grauliche ziehend, inwendig blassgraugrünlich 


*, Wenn Herr Bennet in seinen Wanderings, II p. 65, von der Columba nicobarica berichtet, dass sie sich meist 
auf Bäumen aufhalte und auch daselbst niste, so beruht dies wol auf einer Verwechselung. ’ 


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57 


durchscheinend. Ihr Glanz ist schwach , das Korn ist etwas deutlicher gefurcht als bei manchen 


‚andern Arten, die Poren sind aber ganz gleich. Das Gewicht der leeren Schale beträgt etwa 13 Gran. 


5) Die Zwergerdtaube. Columba minuta. Larn. (Chamaepelia minuta. G. Gnav.) 
Tab. XI. fig. 2. 

Wenig grösser als ein Sperling, ist sie eine der kleinsten Tauben, lebt über einen grossen Theil 
von Südamerika verbreitet, wo sie sich meist am Boden hält, doch ihr Nest ins Gesträuch baut. Ich 
erhielt zwei Eier derselben, in der Umgegend von Buenos-Ayres im Juli gesammelt. Diese sind 
8 bis 8/,” lang und 6”” breit, mehr oder minder ungleichhälftig, an der Höhe oder Basis, oder nur 
an ersterer, stumpf zugespitzt. Die grünlich- oder gelblichweisse Schale ist sehr zart, etwas glänzend, 
inwendig sehr blassgrünlich durchscheinend, und hat in Korn und Poren grösste Uebereinstimmung 
mit den gewöhnlichen Tauben. Ihr Gewicht beträgt 2 Gran. 

6) Die Rollaerdiaube, Columba Talpacoti. Trunu. (Chamaepelia Talpacoti. Sw.) 
Tab. XI. fig. 3. 

Sie hat etwa die Grösse der Grauammer und lebt in Brasilien und Paraguay, wo es Waldungen 
oder doch Gebüsch gibt, sehr wenig scheu sich den menschlichen Ansiedlungen nähernd. Azara 
(Nr. 323) berichtet, im Juli ein Nest dieser Art erhalten zu haben, Prinz Maximilian zu Wied (Bei- 
träge IV. p. 465) im December. Ich erhielt eins derselben aus Brasilien mit 2 Eiern, welches nur ein 
loser, flacher Klumpen von Tillandsienfäden ist. Das eine der Eier ist 10” lang und 8”” breit, wie 
es Azara angibt, das andere bei gleicher Breite °//” länger; beide sind fast gleichhälftig. Ein drittes 
fällt nach der Höhe etwas stärker ab als nach der Basis, hat gleiche Länge mit dem letzten, ist aber 
'/, schmäler. Die milchweisse Schale hat etwas Glanz und sonst alles mit den eigentlichen Tauben 
gemein. Im kaiserlichen Museo zu Wien befinden sich 2, von Johannes Natterer gesammelte Exem- 


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plare, wovon das eine bei 9°%//” Länge nur 7'/” breit ist, das andere mit meinem ersten überein- 


kommt. Sie scheinen also im Ganzen wenig abzuändern. Ihr Gewicht beträgt nur 4 Gran. 
7) Die Jurutierdtaube. Columba jamaicensis. Laru. (rufaxilla. Wacı. Peristera jamaicensis. Skusv.) 
Tab. XI. fig. 4. 

Eine schön gefärbte und zierlich gestaltete Taube des südlichen Amerika, etwa von der Grösse 
der Turteltaube. Nach Azara (Nr. 320, le pigeon brun) und Prinz Maximilian zu Wied (Beiträge IV. 
p. #7%) hält sie sich paarweise oder in kleinen Familien stets in dem dichtesten Gebüsche oder 
Walde und sucht daselbst ihre Nahrung auf dem Boden. In einem dichten Busche oder niedern 
Baume legt sie aus dürren Reischen ihr kunstloses Nest an und in dasselbe ihre 2 Eier. Diese sind 
fast gleichhälftig, nach der Höhe nur wenig stärker abfallend als nach der allmälig zugerundeten 
Basis, 1” Y/, bis 4”” lang und 9'/, bis 10” breit, rein weiss und schwach glänzend, 9 Gran schwer. 
Sie heisst in Südamerika Pomba juruti oder juriti: Johannes Natterer brachte Exemplare der Eier 
aus Brasilien, von wo ich ebenfalls mehrere erhielt. 

8) Die Maskenerdtaube, Columba larvata. Tuun. Peristera larvata, Seuwy. 

Ihr Vaterland ist das südliche Afrika, wo sie, nach Levaillant, auf den Zweigen niedriger Bäume ihr 

flaches Nest baut und 2 bräunlichweisse Eier legt *). Sie erreicht die Grösse der Turteltaube noch nicht. 


*, Es ist nicht wohl zu erwarten, dass diese Taube anders gefärbte Eier lege als ihre Verwandten. Wahrscheinlich 
hat Levaillant zufällig beschmutzte Exemplare erhalten ! 
S 


9) Die geöhrte Erdiaube, Columba aurita. Trun. Zenaida aurita. G. R. Gar. 
Tab. XI. fig. 15. 

Sie ist etwas kleiner als die Felstaube (Meyen gibt ihre Länge zu 4’ an) und über einen 
grossen Theil von Südamerika, namentlich Chile, verbreitet. Aus letzterem Lande erhielt ich ohne 
nähere Angabe ihr Ei, welches, die Grösse abgerechnet, in nächster Verwandtschaft zur Felstaube 
steht. Es ist 1” 3%” lang, 14’ breit, etwas ungleichhälftig, nach beiden Polen sanft, nur nach 
der Höhe etwas stärker abfallend; graugelblich weiss von Farbe, ziemlich stark glänzend. Die Schale 
ist ziemlich derb und wiegt über 16 Gran, also so viel wie die ansehnlich grössern Eier der Fels- 
taube, vielleicht nur individuelle Beschaffenheit! 


10) Die geschuppte Erdtaube. Columba squamosa. Teun. 
In der Grösse steht sie zwischen Nr. 6 und 7 und lebt im Innern von Südamerika sehr zahl- 
reich verbreitet. Sie erbaut nach Prinz Maximilian zu Wied ihr Nest auf einem dichten Strauche 
oder jungen Baume von kleinen Reischen und legt 2 weisse Eier. 


Zweite Abtheilung. 
Eigentliche Tauben. 


Sie suchen zwar ihre Nahrung auch meist am Boden, halten sich aber ausserdem auf Bäumen 


oder Felsen, wo sie auch nisten. 


11) Die Turteltaube. Columba turtur. 1. (Turtur auritus. Rav.) 


Tab. X. fig. 5. | Zınannı, p. 33. Tab. IV. fig. 15. Kıerıy, p. 33. Tab. XVI. fie. 3 et8. Nozewans und Serr, Tom. I. 

p- 12. Tab. VI. Lewin, Tom IV. Tab. XIX. fig. 4. Nausass, Vögel. A. A. Tab. XVI. fig. 35. Naumass und Bunte, 

Eierw. Heft V. Tab. IX. fig. 3. Tuuexesmans und Barum, Eierw. Heft IV. p. 89. Tab. XI. ig. 7. Hewirsox, Ilustrat. 
Tab. LX. fie. b.) 


Sie ist über den grössten Theil des alten Continentes verbreitet und findet sich vom Vorgebirge 
der guten Hoffnung und Bengalen an fast durch ganz Afrika und Asien bis zum 58° nördlicher 
Breite, und in Europa erreicht sie in Schottland und dem südlichen Schweden ihre nördliche Grenze. 
In den weniger warmen Ländern ist sie Zugvogel, doch bleiben schon im südlichen Europa den 
Winter hindurch viele zurück. Als Waldvogel findet sie sich wenigstens in der Nistzeit nicht in 
unbewaldeten Gegenden, und bewaldete Flussufer sind dann ihr liebster Aufenthalt "). Obgleich sie 
ausser der Brutzeit gesellig leben, so nisten sie doch selten näher bei einander. In den nördlichern 
Gegenden ihres Aufenthaltes machen sie des Jahres nur zwei Bruten, in den südlichern sollen sie 
dreimal brüten. Im mittlern Europa kommen sie im April an und vertheilen sich an ihre Brüteplätze. 
Sie legen ihr Nest, welches nur eine lockere Schicht dürrer Zweige ist und etwa 6 bis 8” Quer- 
durchmesser hält, meist ziemlich versteckt in einem dichten Busch oder niedern Baum an, so dass 
es selten unter 8 oder über 20° hoch steht. Werden sie beim Bau desselben bemerkt oder im Brüten 
davon verscheucht, so verlassen sie es fast immer. Der Tauber lässt in der Nistzeit sein munteres 
Girren Nleissig hören, wodurch er seinen Standort verräth. Die erste Brut kommt bei uns im Mai, 


*) Es ist diese Taube im Allgemeinen mehr scheu als zutraulich, was sich aber nach Localitäten ändert. So findet 
man in vielen hollündischen Städten die grössern Bäume, welche an den Kanälen und oft dicht an den Häusern stehen, 
mit nistehden Turteltauben bevölkert 


Ze... 


die zweite im Juli zu Stande; das Bebrüten der Eier währt 16 bis 17 Tage, worauf die Jungen mit 
gelben langen Dunen versehen ausschlüpfen und von den Alten sorgsam gewärmt und gefüttert 
werden, bis sie flugbar sind und sich selbst ernähren können. Die Eier sind meist ungleichhälftig, 
dem Gleichhälftigen nahe, sehr selten ganz gleichhälftig, kürzer oder gestreckter, an Basis und Höhe 
sanft abfallend und zugerundet, selten etwas zugespitzt. 

20 Exemplare aus den verschiedensten Gegenden Europas wechseln in folgenden Maassverhält- 
nissen : Länge 4” '/”, Breite 10Y//””; Länge 1” %//”, Breite 10%’; Länge 1” N’”, Breite 10”: 
Länge 1” 11%”, Breite 10%” ; Länge 1” 21//”, Breite 10!//”, so dass der Längenunterschied noch 
nicht 2””, der der Breite noch nicht /,” beträgt, was bei einer grössern Anzahl mässig zu nennen 
ist. Die mehrsten Exemplare halten sich jedoch in den mittlern Dimensionen. 

Die Schale’ist ziemlich zart mit mässigem Glanze; ihr Weiss zieht etwas Weniges in das Grün- 
liche oder Gelbliche; ihr Gewicht beträgt 8 bis 9 Gran, da die ganz gleich grossen Eier von €. Smithüi 
meist über 11 Gran wiegen. Sie kommen den Eiern der Columba marginata aus Nordamerika und 
chinensis aus Ostindien ziemlich nahe, doch lassen sie sich durch verschiedene Verhältnisse in 
Gestalt und Beschaffenheit der Schale von ihnen unterscheiden , welche bei diesen Arten ange- 
geben werden. 

12) Die getiegerte Taube. Columba chinensis. Scor. (Columba tigrina. Tunn. Turtur 

chinensis. G. R. Gray.) 
Tab. X. fig. 6. 

In Grösse und Gestalt nächst verwandt mit voriger Art, hat sie die Sundainseln und einen Theil 
des Festlandes von Südasien zum Vaterlande, wo sie in der Lebensweise ebenfalls der Turteltaube 
gleicht. Sie lässt sich zähmen und pflanzt sich auch in der Gefangenschaft fort. Eine ziemliche An- 
zahl dieser Eier wurden von Java an das Leydner Museum durch Boie, Kuhl und van Hasselt ein- 
gesendet, die dort in den Monaten März bis October eingesammelt waren. Ihr Nest, welches eben- 
falls im Leydner Museo sich befindet, besteht, wie das der Turteltaube, aus locker übereinander- 
gelegten Reischen. Die Eier sind fast oder ganz gleichhälfug; ihre Länge wechselt von 11°/” bei 
91/” Breite; 1” Y/” bei 10” Breite; 4” 11//” bei 101/” Breite. Dabei ist ihr Korn zarter als das 
von ©. turtur. Allein ein in Leipzig gelegtes Ei dieser Art, welches 1” 1'//” lang und 10°” breit 
ist, hat ein noch tiefer gefurchtes Korn als die Turteltaube. Es wiegt, wie eins der javanischen, 
9 Gran, während andere viel leichter sind und nur 7 Gran wiegen. 


13) Die ägyptische Taube. Columba senegalensis. L. (Columba aegyptiaca. Laru. Turtur 
senegalensis. G. R. Gray.) 
Tab. XI. fig. 7. 

Sie ist kleiner als die Turteltaube und fast über ganz Afrika, einen grossen Theil des südlichen 
und mittlern Asien und angrenzenden Europa verbreitet Die Herren Ehrenberg und Hemprich fanden 
sie in Nubien, Herr Kotschky in Assuan nistend; Letzterer brachte Nester und Eier an das Wiener 
Museum. Die Nester sind aus Aestchen der Tamarir articulata und /Inula arabica und Wurzeln der 
letztern locker zusammengelegt. Die Eier sind 1” lang, 9” breit; 1” 


L,rm 
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lang, 9” breit, etwas 
zartschaliger als die der Turteltaube, der sie in Färbung und Korn nahe kommen. Ihr Gewicht be- 


trägt nur 6 Gran. 


14) Die Lachtaube, Columba risoria. L. (Turtur risorins. Swunv.) 
Tab. XI. fig. 8. 


Sie ist in Afrika zu Hause, etwas grösser als die Turteltaube und von sanftem Naturell, weshalb 
sie schon lange Zeit in Zähmung übergegangen ist. Durch diese sind, wie bei der Haustaube, eine 
Anzahl Abarten entstanden. Im nördlichen Europa kann sie das Klima im Freien nicht vertragen 
und lässt sich nur im Zimmer erhalten. Ihre laute, dem Lachen ähnliche Stimme, die besonders das 
Männchen in der Paarungszeit hören lässt, hat ihr den Namen gegeben. Im wilden Zustande baut 
sie ihr lockeres Nest auf Bäume und Sträucher. 

Ein Ei der kleinern capschen Varietät "), im Freien gelegt, kommt manchen unserer Turteltaube 
sehr nahe; dieses ist fast ganz gleichhällig, 1” Y/” lang, 10” breit; ein zweites ist um 1/4” 
schmäler bei gleicher Länge. Ihr Weiss zieht ein wenig mehr ins Gelbliche und so scheinen sie auch 
mehr gelblich durch, während die der Turteltaube mehr ins Grünliche spielen. Die in der Gefangen- 
schaft gelegten werden meist grösser, 13, bis 1&” lang, 10%, bis 44”” breit, sind of sehr un- 
gleichhälftig, nach der Höhe weit stärker abfallend als nach der Basis, und erhalten auch eine etwas 
derbere Schale. Die vom Cap wiegen 8 Gran, die andern werden bis 10 Gran schwer. 


15) Die amboinische Taube. Columba amboinensis. L. (Macropygia amboinensis. G. R. Guw. 
Columba phasianella, Tenn.) 
Tab. XI. fig. 9. 


Ungeführ von der Grösse der Turteltaube, lebt sie weit verbreitet über den indischen Archipel, 
mehr paarweise im Walde und Gebüsche, offene Gegenden meidend. Ihre Stimme wird als eintönig 
und melancholisch angegeben. Von Java, wo sie häulig nistet, erhielt das Leydener Museum eine 
Anzahl Eier derselben, durch Kuhl und van Hasselt gesammelt, die durch gestreckte Gestalt und 
etwas gelbliche Färbung sich von den in der Grösse verwandten Arten unterscheiden. Länge 4” 1%”, 
Breite 9%,” ; Länge 4” 4%”, Breite 10”; dabei sind sie fast gleichhälfig, nur an Basis oder Höhe 
etwas stärker abfallend. Ihr Gewicht hält sich um ® Gran. 


16) Die gestreifte Taube, Columba striata. L. (Geopelia striata. G. R. Grav. Columba sinica et 
malaccensis. Gw,) . | 
Tab. XI. fig. 10. j 


Sie misst zwar 9 Zoll, doch kommen davon 4 auf den Schwanz, so dass sie in Körpergrösse 
zu den kleinern Arten gehört, und ist über einen grossen Theil des südlichen Asien verbreitet, wo 
sie sich an den Waldrändern aufhält und vom April bis October auf Bäumen nistet. Sie lässt sich 
leicht zähmen und ist in den europäischen Menagerien oft zu sehen. Die Eier wurden von Kuhl und 
van Hasselt an das Leydner Museum gesendet; sie sind mehr oder minder gestreckt, etwas ungleich- 
hälfig, an der Höhe stärker abfallend als an der sanft zugerundeten Basis, öfters auch daselbst etwas | 
zugespitzt. Länge 10'/,”, Breite 7”; Länge 14”, Breite 8°”. Die zarte Schale ist reinweiss oder 
etwas gelblichweiss und scheint blass graulichgrünlich oder graugelblichweiss durch. Sie kommen 
in der Grösse denen der Columba talpacoti nahe, sind aber immer etwas mehr zugespitzt. Ihr Ge- 
wicht hält sich um 4 Gran. 


*, Ich verdanke dieses Fi der gefülligen Mittheilung meines Freundes, des Herrn Löbbecke in Rotterdam. 


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17) Die Carolinaische Taube, Columba marginata. L. (KEctopistes marginatus. G. R. Grav. 
Columba carolinensis. Gun.) 
Wirs. II. p. 186. Nurrar, I.p 626. Aupusox, Tab. XVII. Vogel und Nest. 


Ihr Körper ist etwas schwächer als bei der Turteltaube, obgleich sie dieselbe Länge hat. Sie 
bewohnt einen grossen Theil von Nordamerika von Florida bis Canada, ist jedoch in den nördlichern 
Theilen ihres Aufenthaltes Zugvogel. Wenig scheu, besucht sie die Meierhöfe und mischt sich unter 
das zahme Geflügel, wenn dieses gefüttert wird. Sie nistet in den nördlichern Theilen nur 2 Male, 
im März und Juli, und legt ihr kunstloses Nest auf horizontalen Baumästen aus mehrern Lagen dürrer 
Reischen an. Ihre Eier sind ungleichhälftig, an der Basis stumpf zugerundet, nach der Höhe stark 
abfallend und stumpf zugespitzt, 4” A bis 2”’ lang, 9'/, bis 10” breit, und kommen im Ganzen denen 
der Columba jamaicensis am nächsten, nur dass sie nach der Höhe viel stärker abfallen. Ihre Grund- 
farbe ist etwas gelblicher als an denen der Turteltaube, auch scheinen sie inwendig etwas gelblicher 


durch. Ihr Gewicht beträgt etwa 9 Gran. / 


18) Die Wandertaube, Columba migratoria. L. ( Ectop!stes migratorius. Sw.) 
Tab. X1. fie.22 [Wıuson, V. p. 102. Tab. XLIV. Aupus. Tab. LXI. 1.p. 319. Nurrar, I. p. 629. 

Diese schöne, langgestreckte Taube, im Körper etwas schwächer als die Feldtaube,, dabei aber 
16 Zoll lang, bewohnt, stets gesellig lebend, in grossen Scharen das nördliche Amerika diesseits des 
Rocky-Gebirges. Die Zerstörung eines grossen Theiles der ursprünglichen Waldungen und die un- 
glaublichen Niederlagen, welche die neuen Einwohner des Landes ihnen beibrachten, haben sie jetzt 
sehr beschränkt und in die entlegensten Distrikte verscheucht. Allein früher ist ihre Verbreitung 
allgemeiner und ihre Anzahl so gross gewesen, dass man wol mit Recht einen grossen Antheil an 
der Fruchtbarkeit des Bodens in ihrem Vaterlande ihren Exerementen zuschreibt. Noch jetzt richten 
sie in den Gegenden, die sie bewohnen, durch herabgebrochene Baumäste und durch vollkommen 
zerstörte Vegetation oft meilenweit Greuel der Verwüstung an, die erst nach mehreren Jahren wieder 
verschwinden. Diese Taube, besonders auf Früchte verschiedener Waldbäume, vorzüglich der Buchen 
und Eichen angewiesen, muss ihren Aufenthalt periodisch wechseln, sowie bei grosser Menge der 
zusammen nistenden Individuen die Nahrung für ihre Jungen oft in sehr grosser Entfernung herbei- 
holen, was ihr bei ausserordentlicher Flugfertigkeit und Ausdauer im Fluge möglich wird. Bei ihrem 
reissenden Fluge sollen sie im Stande sein, mehrere Stunden hintereinander in je # Minuten eine 
deutsche Meile zurückzulegen *). Ihre Nistplätze wählen sie im Innern zusammenhängender Waldun- 
gen, wie sie in den westlichen Distrikten von Canada und den vereinigten Freistaaten sich finden. 
Diese haben zuweilen 8 bis 10 deutsche Meilen in der Länge bei '/, Meile Breite, wo dann fast jeder 
Baum mit Nestern bedeckt ist, die so dicht wie möglich neben einander angelegt werden. Dadurch 
geschieht es oft, dass durch die Last der aufsitzenden Individuen die Aeste brechen. Im gemässigten 
Theile ihres Aufenthaltes beginnen sie im Mai das erste Mal zu brüten und sollen, wenn es nicht an 
Nahrung fehlt, daselbst 3 Bruten aufziehen. Ein solcher Nistplatz wird von anwohnenden Menschen 


*) Nehmen wir so an, dass sie in der Stunde einen Grad durchfliegen kann, so brauchte sie doch wenigstens zwei 
Tage, um an die englische Küste zukommen. Nun ist es schon nicht wahrscheinlich, dass sie mit einem solchen Fluge, 
ohne Nahrung und Trinken, es zwei Tage würde aushalten können, geschweige denn noch länger; wonach ihr angeb- 
liches Vorkommen bei Wien näherer Erläuterung bedarf! 


und Thieren nach Möglichkeit ausgebeutet Schaaren von Raubthieren und Raubvögeln finden sich 
ein, da sie Beute in UVeberfluss vorfinden. Die Einwohner schlagen vollkommene Lager dabei auf 
und führen, ausser Geräthen, sich der Tauben zu bemächtigen und die getödteten aufzubewahren, 
„uch noch grosse Heerden von Schweinen mit sich, um sie mit Eiern und Jungen zu mästen. Sobald 
die Jungen flügge zu werden beginnen, füllt man solche Bäume, die deren recht viele enthalten, und 
sammelt die herabgeschleuderten ein. Die Augenzeugen Wilson und Audubon schildern hierbei 


Scenen, von denen man sich in einem eivilisirten Lande keine Vorstellung macht. — Die Nester 


bestehen aus einigen lockern Lagen dürrer Zweige, und der Eier sind zwei, welche, wie bei den 
meisten Tauben, ein Pärchen enthalten. - Wilson versichert zwar, dass nur stets ein Junges aufkäme; 
doch ist dies wol nur in der von ihm beobachteten Colonie der Fall gewesen, vielleicht aus Mangel 
an hinlänglichem Futter. Ueber die Eier selbst bin ich ausser Stande, etwas Näheres anzugeben. 
Das abgebildete, welches ich als ihr angehörig aus Pensylvanien erhielt, ist für die Grösse des Vogels 
zu klein und entweder eine sehr kleine Abänderung, oder der vorigen Art angehörig. In keiner 
Sammlung findet sich ausserdem ein Ei dieser Taube vor. In Gestalt wird es wol dem der nahe 
verwandten vorhergehenden Art gleichkommen, allein es muss ungefähr die pösse des Eies der 
Columba livia haben. 


19) Die Ringeltaube, Columba palumbus. L.. 


Tabs. XI. Ge. 12. |Zusassıı p. 32, Tab, IV. fg. 1%. Kurs, p. 33, Tab, XII. ig. 2. Nozemann und Serr, T. 1. Tab..V. 
Guexsrunn und Winsisa, p. 401. Tab. XXX. Lewis, Tom. IV. Tab. XXIX. fig. 5, Tusexemans und Baeus, Eierw, 
Heft II. p. 86. Tab. XII. fig. 4. Hewırsox, Coloured Illustrations, Tab. LX. fig. 1. 


Eine der grössern Tauben, durch ganz Europa, mit Ausnahme der Polarländer, verbreitet, auch 
noch im angrenzenden Asien vorkommend, bewohnt vorzüglich waldige Distrikte in grösserer Menge, 
fehlt aber auch in kleineren Holzungen selten. Durch häufige Nachstellungen des Menschen wird sie 
sehr vorsichtig, gewöhnt sich aber geschützt mehr an denselben, obgleich sie nie recht zahm wird ”. 
In den nördlichen Theilen ihres Aufenthaltes ist sie Zugvogel, in den südlichern streicht sie nur des 
Winters nach Nahrung umher. Zeitiger oder später im Frühjahre bezieht sie ihre Nistplätze, welche 
nach der Landesart sehr verschieden sind. Sie wählt sich in höherem Gebirge oder in einsamen Ge- 
birgsgegenden überhaupt of einen niedern, dichten, einzelnen Busch oder einen lebenden Zaun, 
während sie in bewohnteren Strichen hohe, möglichst unzugängliche Bäume aufsucht, das Nest in 
ıleren Krone entweder sehr verbirgt oder auch ziemlich frei auf einen vorstehenden Seitenast an- 
bringt. Hierbei bewährt sich der Satz vollkommen, dass die Arten der Vögel, welche eine weite 
Verbreitung unter sehr verschiedenen örtlichen Verhältnissen haben, auch auf das mannigfachste in 
ihren Sitten abändern. — Das Nest weicht nur hinsichtlich der Stoffe.und deren Menge etwas ab, da 
es bei vorgefundener guter Unterlage aus nur sehr wenigen dürren Reischen und Würzelchen be- 
steht, in andern Fällen wol einige Zoll hoch gebaut wird, entweder gerundet ist und dabei 9 bis 44” 
OQuerdurchmesser hält, oder auch gestreckt, wo der Längendurchmesser den Querdurchmesser fast 
um die Häle übertriM. Ueberdies benutzt sie auch nicht selten verlassene Nester der Eichhörnchen, 


* In Dresden, dessen benachbarte grössere Kieferwälder sie haufig bewohnt, und wo man es oft versucht hat, 
ihre Jungen unter zahme Tauben zu gewöhnen, diese aber ihres störrischen Wesens halber fliegen liess, haben sich 
diese nicht selten in Gärten, sogar auf einzeln stehenden Pappeln in der Stadt angesiedelt und lüungere Zeit daselbst 
genistetl 


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Elstern, Krähen und Holzheher, an denen sie entweder gar nichts ändert, oder wo sie nur einige 
Reischen auflegt. Die erste Brut kommt meist im April, die zweite im Juli zu Stande. Die beiden 
Eier sind der Grösse des Vogels angemessen, meist etwas gestreckt, gleichhälftig, nach beiden Polen 
sanft zugerundet, dem Gleichhälftigen nahe, an der Höhe etwas stärker abfallend und etwas zu- 
gespitzt, seltener ungleichhälftig, nach der Höhe ziemlich stark abfallend. Länge 1” 5”, Breite 
N” Yy; Länge 1” 51%”, Breite 1” °/”; Länge 1” 6”, Breite 1” 4”. Die Schale ist zart, doch 
fühlbar genarbt, ihr Weiss fast rein mit mässigem Glanze, gegen das Licht schwach grünlich. Ihr 
Gewicht wechselt zwischen 18 bis 20 Gran. Von grossen Varietäten der Haustaube sind sie schwer 
zu unterscheiden, Schale und Korn ist jedoch bei ihnen fast stets viel zarter, und sie ziehen inwendig 
nicht in das Gelbliche. 


20) Die Hohltaube, Columba oenas. L.*) 


Zn « n ‚ir * r “0 rm r « 
Tab. X. fig. 13. (Kreis, p. 33. Tab. XVI. fig. 6. Nozemanx und Sepp, Tom. I. p. 13. Tab. VII. Guesrmer und 
Wırsing, Tab. LXXXVII. Lewis, Tom. IV. Tab. XXIX. fig. 2. Naumann, Vögel, a. A. B. 1. Tab. XV. fig. 34. NAUMANN 
und Bunte, Eierw. Heft V. Tab. IX. fig. 2. Tmiexemann und Brena, Eierw. Heft IV. Tab. Xll. fig. 5. Hewırsos, Col 
Hlustr. Tab. LX. fig. 2. | 
Sie ist kleiner als die vorige und im Körper auch ein wenig schwächer als die folgende, mit 
er sie I " Länge sehr übereinkommt. Von England an, in dessen nördlichen Theilen, sowie in 
der sie in der Länge sehr übereinkommt. Von England an, 1 llichen Theil 
Schottland sie fehlt, geht sie durch ganz Europa, die nördlichsten Theile, wo höherer Wald mangelt, 
ausgenommen, bis in das mittlere Asien und nördliche Afrika; ist in den nördlichern Theilen ihres 
Aufenthaltes Zugvogel, kehrt aber im Frühjahre zeitiger zurück als vorige. Fast ausschliesslich nistet 
sie in Baumlöchern und hält sich sonach in der Nistzeit nur da auf, wo sie deren findet, wenn es nur 
nicht zu tief im Walde ist. Da in bewohnten Gegenden Bäume mit Höhlungen meist immer seltener 
werden, so benutzen sie alle, welche nur einiger Maassen zum Neste dienen können, und zwängen 
sich oft in sehr enge ein ‘*). So nehmen sie auch solche ein, welche wenig über dem Boden befindlich 
sind. Das Nest besteht nur aus einigen lockern Schichten dürrer Zweige, Würzelchen und Blätter, 
seltener mit etwas Moos vermischt. Sie machen in einem Sommer wo möglich 3 Bruten, benutzen 
aber dasselbe Nest erst im nächsten Jahre wieder. Mit der ersten Brut fangen sie schon im März 
oder zeitig im April-an, mit der zweiten im Mai und der dritten im Juli oder August; doch wird diese 
Ordnung zuweilen gestört, so dass man zuweilen nach Mitte October eben erst flügge Junge antriflt. 
Sie hängen mehr an ihrer Brut als die Ringeltauben und verlassen die Eier nicht so leicht, wenn sie 
auch öfter von ihnen gescheucht werden, und brüten so fest, dass sie öfters auf den Eiern ergriffen 
werden. Die beiden Eier sind fast stets etwas kürzer als die der Ringeltaube, nach den Polen mehr 
oder minder stark abfallend, gleich- oder fast gleichhälftig. Länge 1” A”, Breite 1” '//” ; Länge 
. /* ze . . . \ “ mer 77} 
1” 41%”, Breite 1” 4” (in der Nähe dieses Maasses fanden sich die mehrsten); Länge 1” 5 
Breite 1” 1%”; Länge 1” 6”, Breite 1”, letztere Dimension nur selten. Das Gewicht der leeren 
*) Da viele der ältern Ornithologen bis auf Pallas diese Art mit der folgenden verwechseln, so muss man sich 
hüten, ihre Angaben von Verbreitung und Lebensweise nicht auf die falsche Art zu beziehen. 
**) Herr Salmon erzählt von dieser Art (nicht von der folgenden!), in Loudon’s Magazin, Vol. IX, p- 520, dass 
sie in Norfolk in Kaninchengehägen und Haiden häufig sei und in verlassenen Kaninchenhöhlen sowol, als unter 
Gestrüpp des Stachelginst (Ulex europaeus), wenn die Kaninchen eine Höhlung gescharrt haben, zu nisten pflege 


In Baumlöchern nisteten sie dort selten. Bechstein führt von ihr an, dass sie in künstlich ausgehöhlte und aufgehan- 
gene Baumstücke leicht zum Nisten sich eingewöhne. 


Schale schwankt zwischen 15, und 16'/, Gran, ist also geringer als das der Ringel-, meist auch 
der Felstaubeneier. In der Färbung stehen sie den vorhergehenden nahe; das Korn ist etwas flacher, 
auch die Poren kleiner. Das Bebrüten derselben währt 16 bis 18 Tage, und die Jungen brauchen 
etwas über & Wochen, ehe sie sich selbständig ernähren können, so dass auf eine Brut etwa 7 Wochen 
kommen. Die in der Gefangenschaft aufgezogenen Jungen gewöhnen sich unter die Haustauben, 
bleiben aber scheu und verlassen auch leicht den unfreiwilligen Aufenthalt. 
21) Die Felstaube, Columba livia. Buıss. 
Tab. XI. fig. 1%. |Hewirsox , Col. Illustr. Tab. LX. fig 2. | 

Sie erhält sich im Stande der Zähmung, wie manche andere Vögel, zum Theil fast in unverän- 
derter Grösse und Färbung und führt da den Namen der Feldtaube oder des Feldfüchters. Auf der 
andern Seite geht sie die vielen Veränderungen ein, die wir unter den Haustauben vorfinden, welche 
fast noch mannigfacher sind als bei den Haushühnern. Im wilden Stande kommt sie an den meisten 
für sie geeigneten Meeresküsten von Europa und dem angrenzenden Asien und auch im Innern bier 
und da, stets gesellig, of in grössten Schwärmen vor, und bleibt auch in nördlichen Gegenden als 
Standvogel. Auf den Faröern, Shetland, sowie einigen Hebriden, wählt sie besonders tiefe Höhlungen 
der Strandfelsen, um gegen Stürme gesichert zu sein; auf mehreren Inseln des südlichen Norwegens 
zieht sie Absätze steiler Felsen vor, wenn sie mit einigem Gestrüpp bewachsen sind. Auf Sardinien 
und den benachbarten kleinen Inseln bewohnt sie sowol Höhlen als Felsvorsprünge. In Dalmatien, 
wo sie ungemein häufig lebt, wählt sie die unzugänglichen, trichterförmigen, zum Theil mit kurzem 
Gestrüpp bewachsenen Abgründe der Kalkgebirge, um in denselben zugleich mit dem Thurmfalken, 
verschiedenen Eulen, Alpenkrähen und Steindrosseln zu nisten, während im Norden sie sich an Staare 
und Scharben anschliessen *). An ihren Nistplätzen findet man das ganze Jahr hindurch brütende 
Paare, doch soll jedes einzelne höchstens 5 Bruten in einem Jahre zu Stande bringen, während sie 
im Stande der Zähmung deren 8 bis 9 aufziehen. — Die grosse Vorsicht, welche die Felstaube im 
wilden Zustande anwendet, um sich menschlicher Beobachtung zu entziehen, hat es verursacht, dass 
man von ihrem Betragen während der Fortpflanzung wenig weiss. Es wird aber schwerlich von 
dem im halbwilden oder zahmen Zustande an ihr beobachteten sehr abweichen. Hier wählt der 
junge Tauber im Frühjahre eine Täubin, mit welcher er für Lebenszeit vereint bleibt, sucht einen für 
das Nest geeigneten Platz aus, auf dem er sich niedersetzt, und lockt durch eigenthümliche Töne das 
Weibchen herbei, welches meist bald sich einstellt, worauf nach eigenthümlichem Putzen und Schnä- 
beln die Paarung erfolgt. Nach Verlauf einiger Tage treibt dann der Tauber das Weibchen zu diesem 
Platze, welches sich daselbst niedersetzt und die von dem Männchen allmälig _herbeigeschaflten Nest- 
materialien, dürre Reischen und Hälmchen, in Ordnung legt. Die Anlage zum ersten Neste ist meist 
nur sehr Nach, da sie aber später dasselbe wieder benutzen und dann neue Materialien auflegen, so 
wird es dann öfters handhoch und höher. Das Brüten beginnt meist gleich nach dem Legen des 
ersten Eies (das andere wird aber gewöhnlich erst am dritten Tage gelegt), und dauert 16 bis 
IS Tage, wo das Männchen meist im Mittage, etwa von 10 bis 3 Uhr, sein Weibchen ablöst, auch 


*) Es besitzt diese Art meist eine eigne Scheu, sich auf einen Baum zu setzen. Nur wenn gezähmte Ringel- oder 
Hohltauben unter einem Schwarme von Feldtauben sind, wagen es diese mit grosser Aengstlichkeit und Vorsicht, 
sich auf einen Ast niederzulassen, und bleiben selten längere Zeit darauf sitzen. 


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des Nachts, auf dem Rande des Nestes oder dicht daneben sitzend, Wache hält. Die Jungen werden 
von beiden Alten sorgsam gefüttert und zwar am liebsten mit Sämereien der Cerealien, der Hülsen- 
früchte und Oelgewächse, ausserdem aber auch mit kleinen Knollenwurzeln der Steinbrecharten und 
des Polygonum viviparum, besonders im Norden. Können sie von allen diesen nichts vorfinden, so 
nehmen sie zu kleinen Schnecken mit Haus oder weicheren Insectenlarven ihre Zuflucht. Auch im 
wilden Stande müssen sie häufig zu kleinern Strandschnecken greifen, vielleicht sind diese auch ein 
Grund, dass sie vorzüglich gern Felsen der Meeresküsten bewohnen. 

Ihre Eier sind zwar denen der Hohltaube sehr ähnlich, unterscheiden sich aber durch reineres 
Weiss und stärkeren Glanz. Ich habe 5 Stück aus Griechenland und Dalmatien vor mir, welche alle 
diese Kennzeichen aufweisen. Länge 1” 4”, Breite 4” Y/y”; Länge 1” 4”, Breite 1” 14”: 


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/2 


Länge 1” 4,”, Breite 44°/” ; Länge 1” 5””, Breite 4” !/,” ; Länge 1” 5%”, Breite 1”, dies die 
5 südlichen Exemplare; die nordischen wechseln auf folgende Weise: Länge 1” 4'//”, Breite 4” °/,”: 


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[222 


Länge 1” 51//”, Breite 1” 1'//”, also auch im Ganzen nicht bedeutend. Ihr Gewicht beträgt 16), 
bis 47'% Gran. Dabei sind sie etwas ungleichhälftig oder gleichhälftig, nach beiden Polen nur wenig, 
oder nach dem einen etwas stark abfallend. In der Zähmung werden sie oft grösser, gelblicher und 
haben ein sichtbareres Korn, welches bei den in der Freiheit gelegten sehr zart ist. Oefters haben 
sie flache, faltenartige, schräg laufende Erhabenheiten. Gegen das Licht scheinen sie weiss schwach 
ins Grünliche ziehend durch. 

22) Die raudllügelige Taube. Columba poeciloptera. Vırıuı. 

Sie hat etwa die Grösse der Felstaube und ist in den Waldregionen von Südamerika zu Hause. 
Ich erhielt aus Brasilien das Ei dieser Taube, welches in nächster Verwandtschaft mit den Eiern der 
Ringeltaube steht, nur verhältnissmässig kleiner ist. Seine Länge beträgt 1” 5””, seine Breite 1”: 
dabei ist es fast gleichhälftig, nach beiden Polen sanft, nach der Höhe nur ein wenig stärker abfal- 
lend. In Korn und Färbung kommt es ganz mit den Eiern der Ringeltaube überein; sein Gewicht 
beträgt 17 Gran. 

23) Die sprechende Taube. Columba plumbea. Vısıuı., loeutrir. Pr. M. 

Sie ist etwas kleiner als die vorhergehende und lebt in den Urwaldungen des innern Brasilien. 
Prinz Maximilian zu Wied fand sie am häufigsten in den Urwäldern am Flusse Ilheos und in denen 
der Camacan-Indianer, wo sie, weniger scheu als andere brasilianische Tauben, gepaart auf den 
höchsten dürren Zweigen der Bäume sassen. Nest und Eier sollen denen der verwandten Arten nahe 


kommen. 


24) Die Guineataube. Columba Guinea. L. 
Ihr Vaterland ist Südafrika, ihre Grösse die der Felstaube. Nach Levaillant nistet sie eben so 
wol in Felslöchern als auf Bäumen und verbände so die bei unsern Tauben getrennten Eigenschaften 
Ich erhielt ein Ei dieser Art vom Vorgebirge der guten Hoffnung, welches in der Grösse den Eiern 


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der Felstaube gleichkommt, 1” 5”” lang, 1” 1”” breit, etwas ungleichhälftig ist und nach beiden 
Polen sanft, nur nach der Höhe ein wenig stärker abfällt. Die Grundfarbe ist graulichweiss, das 
Korn sehr zart und der Glanz ziemlich stark. Es ist sehr nahe mit den Eiern der Felstaube ver- 
wandt und nur durch die Grundfarbe und den etwas schwächern Glanz von ihnen verschieden 


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25) Die Purpurtaube, Columba areuatrix. Tnmw. 

Ungeführ von der Grösse der Ringeltaube und im südlichen Afrika zu Hause. Nach Levaillant 
nistet sie auf Bäumen wie unsere Ringeltaube, legt 2 weisse Eier und brütet diese in 13 bis 15 
Tagen aus. Die Schwierigkeit, mit welcher man im Freien genaue Beobachtungen über Brütedauer 
zu Stande bringen kann, macht es zweifelhaft, ob Levaillant die genaue Zeit ermittelt hat; vielleicht 
rechnete er erst vom Tage nach Legen des andern Eies an, wo es denn ziemlich mit unsern Arten 


stimmen würde 


26) Die Captaube, Columba capensis. L. Oena capensis. Seın. 
Es bewohnt diese Art einen grossen Theil von Afrika und ist etwas grösser als die Turteltaube. 
Sie nistet, nach Levaillant, in niederem Gesträuch und legt in das Nache Nest zwei sehr dünnschalige 
Eier, welche gefüllt, vom durchscheinenden Dotter, röthlich aussehen. 


27) Die Tracataube, Columba speciosa. L. 

Sie ist etwas kleiner als die Felstaube und in den Wäldern des tropischen Amerika zu Hause. 
Nach Angabe des Prinzen Maximilian zu Wied (Beiträge I. p. 447) ist ihre Stimme, die sie nur in 
der Fortpflanzungszeit, und auch da nicht oft, in dichten Baumwipfeln verborgen, hören lässt, nicht 
stark. Ausser der Brutzeit vereinigen sich die benachbarten Familien zu Schaaren und streichen 
umher, ihre Nahrung, kleine Baumfrüchte, aufzusuchen. Ihr Nest gleicht ganz dem anderer Tauben ; 
ihre Eier kommen denen der metalllügeligen Taube am nächsten, sind etwa 1” 3°’ lang und 4” 
breit, etwas ungleichhälfig, an der sanftabfallenden Basis etwas zugespitzt, nach der Höhe stärker 
abfallend und stumpf zugespitzt. Ihr Weiss zieht ein wenig in das Grüngelbliche; ihr Glanz ist 


schwach. 
28) Die weissköpfige Taube, Columba leucocephala. 1. 


Eine Bewohnerin der südlichen Hälfte von Nordamerika, wo sie, nach Audubon, strichweise 
gesellig in Felsenhöhlen nistet und darinnen, sowie in der Grösse, mit der Felstaube übereinkommt. 


29) Die Warzentaube, Columba caruneulata. Tun. Verrulia carunculata. Fırnn. 

Ihr Vaterland ist die Südspitze von Afrika; sie hat etwa die Grösse der Turteltaube. Was 
Levaillant von ihrer Fortpflanzung berichtet, ist sehr von der Taubennatur abweichend und bedarf 
näherer Bestätigung. Er sagt, dass sie in eine flache Bodenvertiefung auf dürre Reischen und Pflan- 
zenstengel 6 bis 8 Eier von-röthlichweisser Farbe lege, welche Männchen und Weibchen gemeinsam 
ausbrüteten. Die Jungen, mit röthlichgrauen Dunen bedeckt, folgten sogleich nach dem Ausschlüpfen 
der Alten, welche sie mit Ameisenpuppen und anderen Insekten ernährten, fleissig zusammenriefen 
und unter die Flügel nähmen. So lange die Thatsache nicht ganz festgestellt ist, wird es gerathen 
sein, sie ohne weitere Schlüsse anzuführen. 

30) Die weissbunte Taube, Columba Norfoleiensis. Larn. (Carpophaga Norfole. G. R. Gar. 
Columba leucomela. Tenn. 

Nach Herrn Gould lebt sie in mehreren Theilen von Neuholland, besonders in dichten Waldun- 
gen, da sie fast ganz an Bäume gewiesen ist und, ausser zum Trinken, nicht an den Boden geht. Sie 
hat etwa die Grösse der Felstaube, lebt zur Brütezeit paarweise, baut sich ein lockeres Nest und legt 


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oft nur ein Ei. Herr Gould brachte deren nach London, welche 1” 6 bis 7” lang und etwas über 
1” breit, dabei sehr zartschalig sind. 


31) Die abyssinische Taube. Columba abyssinica. Laru. (Treron abyssinica, G. R. Grar.) 
Levaillant fand sie im Lande der Gross-Namaqua’s, wo sie in Baumlöchern nistete und auf 
Unterlage dürrer Zweige, Blätter und Moos 4! gelblichweisse oder isabellfarbene Eier legen soll. 


32) Die grüne Taube. Columba aromatica. Gun. (Treron aromatica. G. R. GraY.) 

Das südlichste Asien nebst den benachbarten Inseln ist das Vaterland dieser schönen Taube. 
die im Körper stärker ist als die Turteltaube. Sie baut ihr Nest, welches Kuhl und van Hasselt nebst 
mehreren Eiern dem Leydner Museum zuschickten, auf Bäume und etwas sorgsamer als die meisten 
andern Tauben, ziemlich dicht aus Pflanzenstengeln und legt es inwendig mit zarten Grashälmchen 
aus. Es hat gegen #” Querdurchmesser bei 4” Höhe. Die Eier sind gleich- oder ungleichhälftizg, 
ziemlich kurz, an beiden Polen abgerundet oder nach der Höhe stark abfallend und stumpf zu- 
gespitzt. Länge 4” 11%”, Breite 11Y//””; Länge 1” 2””, Breite 11Y/”; die Schale ist zart, wiegt 
etwa 14 Gran, sieht schmutzig gelblichweiss aus und hat etwas Glanz. Inwendig scheint sie fast 
weiss, sehr wenig in das Grünliche durch. Das Korn weicht von den andern Tauben sehr ab, da ein 
feiner Ueberzug alle Unebenheiten ausgleicht. Hierinnen, sowie in der Färbung, kommen sie den 
Eiern der Amboinischen Taube nahe, doch sind sie stets grösser. 


Dritte Nebenordnung. 
Steigvögel. Scansores. 


Meist sehr eigenthümliche, zwar durch fortlaufende Uebergänge verbundene, doch unter einan- 
der ziemlich abweichende Vögel. Manche derselben haben 3 Zehen nach vorn, eine nach hinten; 
der grössere Theil hat 2 nach vorn, 2 nach hinten; andere können die eine Zehe nach hinten oder 
vorn beliebig richten ; noch andere haben die vordern Zehen bis über die Mitte verwachsen: manche 
endlich führen nur 3 Zehen, wo die eine vordere fehlt. Ebenso weicht der Schnabel in Grösse, 
Gestalt und Masse auf das Mannigfachste ab, so dass überall Verwandtschaft mit andern Nebenord- 
nungen hervortritt. Ein Theil nährt sich von vegetabilischen Stoffen, vorzüglich Früchten und Säme- 
reien, auch Blütensaft; ein anderer von niedern Thieren, besonders Insekten; wenige von beiden 
zugleich. Fast alle zeigen zum Nestbau nur schwachen Kunsttrieb; die mehrsten nisten in Baum- 
löchern und legen weisse Eier, nur sehr wenige gefärbte und gefleckte. Ein Geschlecht übergibt sogar 
dieselben andern Vögeln zum Bebrüten und Aufziehen der herausgekommenen Jungen. Sie sind 
zwar fast über die ganze Erde verbreitet, aber vorzüglich an stärkern Baumwuchs und Waldung 
gebunden, und gehen auch nur so hoch nach den Polen zu, als der Baumwuchs. Einige Familien 
sind allen Welttheilen eigen, wie die Kukuke und Eisvögel; andere nur einem oder einigen, wie die 
Nashornvögel, Pfefferfresser, Papageien und Spechte. Sie erreichen zwar keine sehr bedeutende 
Grösse, es kommen aber auch nur wenige sehr kleine Arten unter ihnen vor. In den Papageien 
erreicht die Intelligenz, so weit es der Vogelnatur angemessen ist, wol ihren Scheitelpunkt. 

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Erste Familie, 
Kronvögel. Corythaices. 
Eine kleine Reihe schöner afrikanischer Vögel, deren Stellung im Systeme nicht recht deutlich 
ausgesprochen ist, weshalb sie von Manchen unter die Kegelschnäbel neben Fringilla, von Andern 
neben die Papageien gestellt werden. Sie haben auch einige Beziehung zu den Tauben und mögen 


deshalb, sich an diese reihend , die Steigvögel beginnen. 


Erstes Geschlecht. 
Kronvogel. Corythaix. Inzıs. Opaöthus. Vierte. 
Die bekannten Arten leben von Früchten und nisten in hohlen Bäumen. Männchen und Weibchen 
trennen sich nicht, brüten auch gemeinsam. 
1) Der capische Kronvogel,. Corythair persa. Iunıc. Cuculus persa. L. 


Tab. XIV. fie. 1. 

Er gleicht im Körper etwa einer Haustaube und hält sich im Gehölz des südlichen Afrika. 
Sein Naturell ist sanft, weshalb er sich in der Gefangenschaft gut erhalten lässt. Levaillant gibt 
von ihm an, dass er am Cap in hohlen Bäumen niste und dass Männchen und Weibchen gemeinsam 
brüteten, was nebst seinen weissen Eiern an die Tauben erinnert. Ich habe nur in der Gefan- 
genschaft gelegte Eier vor mir, da es bei Vögeln, welche in Löchern grosser Bäume nisten, of 
schwer hält, Eier zu erlangen. Sie sind ungleichhälfig, nach der Höhe etwas stärker abfallend als 
nach der sanft zugerundeten Basis, 1” & bis 4'/” lang und 4” '/,” breit, gelblichgraulichweiss, von 
sehr zartem Korne, welches sich eher dem von Coracias, als Columba nähert, was freilich nach 
Eiern in der Gefangenschaft gelegt nicht sicher zu erörtern ist. An der Basis finden sich nur seichte 
Grübchen, nach der Höhe zu aber sehr tiefe Poren. Inwendig scheinen sie gelblich durch. Es hat 
diese Art sowol in der kaiserlichen Menagerie in Schönbrunn, als in Leipzig beim verstorbenen Kauf- 


mann Heinrich Ploss Eier gelegt. 


Zweite Familie, 
Surukua’s. Trogones. 

Ebenfalls vielseitige Vögel, sich an die Kuckuke, Bartvögel, Kronvögel anschliessend, über deren 
Stellung man wol nicht so leicht sich vereinigen wird. Es sind einsame Bewohner der düstern Wal- 
dungen vom wärmeren Amerika, Afrika und Asien. Nach Levaillant nisten sie in Höhlungem ange- 
faulter Bäume, die sie so erweitern, dass sie sich bequem darinnen umdrehen können. Nach andern 
Berichten sollen sich manche Arten sackförmige Nester machen. Man hat, nach geringen Abwei- 
chungen, die Geschlechter Prioteles, Apaloderma Harpactes, Calurus abgesondert, welche aber 
füglicher unter Trogon vereinigt bleiben. 


Erstes Geschlecht. 
Surukua. Trogon. Mosur. 
Vögel von der Grösse einer Taube, mit lebhaft gefürbtem , of metallisch glänzendem Gefieder 
und zum Theil sehr langem Schwanze 


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1) Der rothbäuchige Surukua. Trogon eurueni. L. 
Tab. XIV. fig. 2, 

Er ist im Körper kaum grösser als eine Turteltaube, lebt in einem grossen Theile von Süd- 
amerika, besonders in den dichten Waldungen, von der Seeküste an bis in das Innere hinein. Es 
scheinen diese Vögel sehr phlegmatisch zu- sein, halten sich ausser der Nistzeit still und allein an 
demselben Standorte. Nur in der Paarungszeit hört man einen Ton von ihnen, welcher, nach Prinz 
Maximilian zu Wied, aus öfterer melancholischer , aber lauter und klangvoller Wiederholung der 
Sylben pio besteht, mit welcher sich Männchen und Weibchen zurufen *). Azara berichtet von dieser 
Art, dass sie ihr Nest am Fusse der auf Bäumen befindlichen Ameisennester anbringe, und versichert, 
den männlichen Vogel in dieser Beschäftigung angetroffen zu haben; er mache sich daselbst eine 
hinlängliche Aushöhlung und das Weibchen lege, nach Angabe Einiger, 2, nach Andern % Eier, ohne 
jedoch durch nähere Angabe seiner Meinung Glauben zu erwecken. Desmarest zieht diesen Nestbau 
in Zweifel und vermuthet, dass der- Vogel nur der Nahrung wegen an den Ameisennestern arbeite. 
Vielleicht lässt sich beides vereinen, da auch die Ameisen zu ihren Wohnungen faulende Bäume 
wählen und der Vogel sie wol erst vertreiben muss, um ruhig nisten zu können. Das einzige 
bekannte Ei dieser Art besitze ich aus Brasilien, durch Freyreiss gesammelt. Es ist ungleichhälftig, 
nach der abgestumpften Höhe stark abfallend, nach der Basis kurz zugerundet, 4” 21/,” lang, 11” 
breit, graulichweiss (es war schon stark bebrütet), glatt und glänzend. Das Korn ist Nach dendri- 
tisch, in die Quere laufend, mit seichten, in Spalt oder Punkt ausgehenden Poren. Inwendig gegen 
das Licht scheint es ganz blassgrünlich durch. Ich kenne kein anderes weisses Ei, welches gleiches 
Korn hätte; sein Gewicht beträgt 9 Gran. 


2) Der schwarzhälsige Surukua. Trogon atricollis. Vıriun. 
Tab. XIV. fig. 3. 

Diese Art scheint in den Ländern diesseits vom Aequator in Südamerika häufiger vorzukommen, 
hat aber Grösse und Lebensart mit dem vorigen gemein. Ich erhielt sein Ei aus Surinam; es zeigt 
grosse Uebereinstimmung mit dem vorigen. Seine Gestalt nähert sich mehr dem Gleichhälftigen ; die 
Farbe’ ist weiss, sehr schwach ins Bläuliche; die Länge beträgt 1” 2'//”, die Breite 10%”; das 
Korn ist noch etwas zarter als am vorigen, sonst gleich. Inwendig scheint es weisslich sehr schwach 
ins Bläuliche durch. Nur eine grössere Anzahl von Exemplaren wird unterscheidende Kennzeichen 


der verschiedenen Arten möglich machen. Sein Gewicht beträgt gegen 9 Gran. 


3) Der Quezalt. Trogon (Calurus) paradiseus. Boxar, 


Nach Angabe des Prinzen von Musignano lebt er, jedoch seltener, in den bergigen Distrikten 
der Provinz Vera-Paz in Centralamerika und baut sein Nest in Gestalt eines langen Sackes, an beiden 
Enden offen (also wol in horizontaler Richtung ?), so dass er mit seinem langen Schwanze bequem 
aus- und einkriechen kann. Es würde sehr erwünscht sein, etwas Näheres über das Fortpflanzungs- 
geschäft dieser interessanten Vögel zu erfahren. 


*) Sollten es nicht vielleicht eher benachbarte Männchen sein ? 


4) Die Narina. Trogon narina. Vıriur. 
Diese Art lebt im südlichen Afrika, nistet, nach Levaillant, in Baumlöchern und legt & fast 
runde, weisse, gefüllt roth durchscheinende, dünnschalige, zerbrechliche Eier, und brütet sie in 
20 Tagen aus 


Dritte Familie, 
Pfefferfresser. Rhamphasti. 


Sehr merkwürdige Vögel des südlichen Amerika, wo sie in den grossen Waldungen von 
Früchten und Fruchtkernen vorzugsweise leben. In manchen Beziehungen erinnern sie sehr an die 
Krähen, während sie in den meisten sich doch ganz den Steigvögeln anschliessen. Noch keinem der 
reisenden europäischen Ornithologen gelang es, das Nest und die Eier von einem dieser Vögel auf- 
zufinden:; Prinz Maximilian zu Wied versichert jedoch, dass sie, nach glaubwürdiger Angabe der 
Eingeborenen, in hohlen Bäumen oder Baumästen nisteten und 2 weisse Eier legten. Eben dies ver- 
sichert Azara, ohne jedoch die Eier zu beschreiben. Die beiden früher gesonderten Geschlechter 
dieser Familie, Ahamphastos und Pteroglossus, sind so nahe verwandt, dass man sie füglich wieder 
vereinigen kann; noch weniger Halt haben die neuen Geschlechter Selenidera und Aulacorhamphus. 


Erstes Geschlecht. 
Pfeflerfresser. Rhamphastos. L. 


I) Der Arassari. Ahamphastos aracari. 1. ( Pteroglossus aracari. Ira. ) 
Tab. XIV. fig. 4, 


Er wird im Körper etwa so stark als eine Haustaube und ist in vielen Gegenden von Süd- 
amerika äusserst häufig, wo er in der Nistzeit paarweise, ausserdem in kleinen Gesellschaften lebt 
und of, auf den obersten dürren Zweigen eines Waldbaumes sitzend, seinen kurzen Ruf ‚ der wie 
Kulik! Kulik! klingt, hören lässt. Ich erhielt ein Ei, angeblich dieser Art angehörig, aus Surinam, 
und obgleich es der weitern Bestätigung seiner Echtheit bedarf, so kann es doch sehr wohl diesem 
Vogel angehören. 

Es ist etwas ungleichhälflig, erst nach beiden Polen gleichmässig sanft, aber dicht vor der Höhe 
schnell abfallend und stark zugespitzt, 1” 5” lang, 11'/” breit, schwach graugelblichweiss, inwendig 
gelblichweiss durchscheinend. Die Schale ist zart, glatt, wenig glänzend, das Korn sehr eigenthüm- 
lich, etwas an Trogon erinnernd. Dichte, eckige, abgeflachte Körnchen lassen schmale, verzweigte 
Furchen zwischen sich, die sich hier und da zu seichten, eckigen, in Spalte endenden Poren erwei- 
tern. Es wiegt nur I& Gran, einige Gran weniger als ein ungefähr gleichgrosses Taubenei. 

2) Der Toko, ARhamphastos Toco. L. 

Er ist ebenfalls über den grössten Theil von Südamerika verbreitet, hält sich, nach Azara, gern 
in der Nähe menschlicher Ansiedelungen und erzieht in Baumlöchern zwei Junge, welche er so lange 
füttert, bis sie Augbar sind. Nähere Angabe über das Ernähren der Jungen muss bei diesen so gross- 
schnübeligen Vögeln besonders wichtig erscheinen. 


Mer EN 


Vierte Familie, 
Nashornvögel. Bucerotes. 


Es sind diese beiden Familien -so nahe verwandt, dass man sie füglich nicht von einander 
stellen darf. Die Nashornvögel vertreten gewissermaassen die Stelle der Pfeflerfresser in Afrika und 
Asien, und scheinen mit ihnen auch ähnliche Lebensweise zu haben. Ihre Nahrung besteht aus 
Früchten und Beeren, doch auch aus Insekten und Fleische höherer Thiere, so weit sie desselben 
habhaft werden können. Ueber ihre Fortpflanzung haben wir wenig sichere Nachrichten. Nach Vieillot 
halten sie sich paarweise, nisten in Baumlöchern oder, in Ermangelung derselben, auf starken Aesten 
dicht an dem Stamm, und legen 4 bis 5 Eier. Die javanischen Arten sollen in Felsspalten nisten. 

Man hat die Geschlechter Euryceros, Tragopan und Tockus abgesondert, welche jedoch wol 
wieder vereinigt werden können. 

1) Der abyssinische Nashornvogel. Buceros abyssinieus. Gw. (Tragopan abyssinicus. G. R. Gray.) 

Er wird so gross als ein Truthuhn und lebt in Abyssinien. Nach Vieillot (Galerie, I. p. 321) 
baut er sein Nest auf grosse, dichte Bäume, wo möglich in der Nähe eines grössern Gebäudes. Er 
bedeckt es, wie die Elster, und macht es viermal so breit wie das eines Adlers. Er legt es nicht 
sehr hoch an, lehnt und befestigt es an den Stamm. Der Eingang des Nestes ist stets nach Morgen. 
Man hat anzunehmen, dass sein Satz zahlreich ist, denn man trifft die Alten zuweilen mit 18 Jungen, 
welche ihnen auf der Erde Schritt vor Schritt folgen. Später sondern sie sich paarweise. — Wie 
weit diese Angaben mit der Natur übereinkommen, müssen genauere Untersuchungen lehren. 

2) Der weissschnäbelige Nashornvogel. Buceros malabarieus. Gun. (B. albirostris. Snaw.) 
Tab. XII fig. 8. 

Er erreicht etwa die Grösse des Raben, bewohnt Ostindien und die benachbarten Inseln, wo er 
seines sanften Naturells wegen häufig gezähmt erhalten wird. In Java heisst er Klinglingan ; von 
dort brachte Herr Dr. Horsfield unter seinen vielen ornithologischen Schätzen auch 3 Eier desselben 
zurück, die einzigen sicher bestimmten, welche man von einem Nashornvogel besitzt, und der beson- 
dern Güte dieses Herrn verdanke ich die Möglichkeit, Abbildung und Beschreibung derselben geben 
zu können. Ihre Maasse sind folgende: Länge 1” 9”, Breite 1” 2'/”; Länge 4” 10’, Breite 
17 21%”; Länge 1” 10'//”, Breite 4” 31/4”. Sie sind ungleichhälftig, der grösste Durchmesser ist 
der Basis ansehnlich näher als der Höhe; nach der Basis sind sie sanft zugerundet, nach der Höhe 
stark abfallend, stumpf zugespitzt. Die Farbe ist matt graulichkalkweiss mit weisseren Fleckchen, 
welches die glatteren seichten Poren sind. Das Korn ist unregelmässig mit grössern und kleinern 
Vertiefungen versehen, was man bei den Mineralien zerfressen nennt, sehr ähnlich dem des schwarzen 
Storches, und unterscheidet diese Eier von allen der verwandten Vögel. Inwendig gegen das Licht 
scheinen sie gelblich durch. Gewicht 48 Gran. 

3) Der gekrönte Nashornvogel. Buceros coronatus. Suaw. 
Tab. XIV. fig. 5. 

Sein Körper ist kleiner als der einer Elster, sein Aufenthalt das südliche Afrika, wo er ausser 

der Nistzeit heerdenweise auf dürren Baumästen oder unter Krähen und Geyer gemischt sich hält 


und von Insekten und Aas gestorbener Thiere sich nährt. Nach Levaillant legt er in hohle Bäume 
% ganz weisse Eier. Das abgebildete Ei stammt vom Vorgebirge der guten Hoffnung und ist diesem 
Vogel zugeschrieben. Es ist 4” Y/” lang, 10'/,” breit, ungleichhälfig, nach der Basis sanft, nach 
der Höhe stärker abfallend und stumpf zugespitzt, graulichweiss von Farbe und von zartem Korne, 
welches sich der vorigen Art nähert. g 


Fünfte Familie, 
Papageien. Psittaci. 

Ueber die Tropenländer der ganzen Erde verbreitet und nur einzeln deren Grenzen überschrei- 
tend, finden sich diese schönen, durch körperliche Gewandtheit, wie durch Intelligenz ausgezeich- 
neten Vögel, die nur mässige Grösse erreichen und auch in sehr kleinen Arten vorkommen "). 
Amerika und Australien sind mit viel mehr Arten versehen als Afrika und Asien, und besonders im 
erstern Welttheile gehen einige Arten ziemlich weit in die gemässigten Zonen hinein, während Asien 
und Europa in südlichern Strichen keinen besitzen. Sie sind an Baumwuchs gebunden, und viele 
Arten gehen nie an den Boden, während andere wiederum viel am Boden sich aufhalten. Sie nähren 
sich von Früchten und Sämereien sehr verschiedener Art, manche von Blütensäften, nisten, so viel 
man bisher weiss, in Baum - oder Felslöchern und legen 2 oder mehr weisse Eier ""). 

Man hat auch bei ihnen in neuerer Zeit eine grosse Menge von Geschlechtern abzusondern ver- 
socht: da aber überall Bindeglieder vorkommen, so dürfte es gerathener scheinen, sie nur in Unter- 
abtheilungen, nach ‚vorstechenden Merkmalen gesondert, ‘unter dem alten Genus Psittacus vereinigt 
zu lassen. 


Erstes Geschlecht. 
Papagei. Psittacus. L. 
4. Sittige. 


Kleiner Schnabel, gestreckter Schwanz , mittlere oder kleine Statur. Sie gehören Afrika, Asien 
und Neuholland an. 


1) Der herrliche Papagei. Psittacus eximius. Suaw. ( Platycercus exrimius. Vie.) 


Seine Grösse ist etwa die der Turteltaube,, sein Vaterland Neuholland, wo er, wie seine Ver- 
wandten, sich ein Nestloch in einem angefaulten Baumast aushöhlt und seine Eier ohne weitere 


*, Der kleinste von allen ist der Zwergpapagei,' Psittacus pygmaeus |Micropsites pygmaeus. Isid. Geoffr., 
Nasiterna pyymaea. Wagl.), von Neu - Guinea; kaum so gross als ein Zeissig. 

**) Ich muss hier eine Angabe des sonst so zuverlässigen Azara beifügen, welche mir zweifelhaft scheint. Er sagt 
bei seinem Maracana la jeune veuve, einem Papageie, den er zwischen Psittacus aureus und rirescens setzt, und 
der dem erstern in Grösse nahe kommt, Folgendes: «Diese Vögel nisten nicht in Baumlöchern, sondern erbauen ihr 
Nest auf Bäume aus einer grossen Masse von spitzen Zweigen; es bildet einen Ballen voller Stacheln, 3,’ Im Durch- 
messer; sein Eingang ist an der Seite; das Innere ist mit grünen Kräutern ausgekleidet. In dasselbe legt er 3 bis 4 
Eier!» — Hält man diese Beschreibung eines Nestes, welches Azara sicher in Händen hatte und welches ihm als diesem 
Papagei angehörig bezeichnet wurde, mit demjenigen zusammen, welches Prinz Maximilian zu Wied bei seinem 
Anabates rufifrons beschreibt, so wird man kaum zweifeln können, dass es dasselbe sei, und dass dieser Papagei nur 
gelegentlich in diese Nester lege! 


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Unterlage hineinlegt. Diese sind kurz, dem Gleichhälftigen nahe, nach beiden Polen sanft, nach der 
Höhe nur etwas mehr abfallend, gegen 1” lang und gegen 40’ breit, graugelblichweiss, fast matt, 
inwendig graugrünlichweiss durchscheinend. Das Korn trägt den Charakter des ganzen Geschlechtes; 
es ist zart, fast glatt, nur etwas wellig erhaben und dazwischen vertieft, mit vielen geglätteten, trich- 
terförmigen, in einen Punkt oder kurzen Spalt ausgehenden Poren, die meist am Grunde etwas 
dunkel sind (jedoch wol nur in Folge mechanischer Färbung) und dadurch sichtbarer werden. 
Herr Dr. Pittmann in London erhielt diese Eier aus Neuholland:; ich verdanke seiner Güle ein 
Exemplar. 


2) Der Gürtelpapagei. Psittacus zonarius. Snaw, ( Platycercus zonarius. Wacı. (Pl. Baueri.\ıc. 
et Horsr.) 

Ein wenig grösser als der vorige, ebenfalls in Neuholland zu Hause. Herr Gould besitzt 6 Stück 

dieser Eier vom westlichen Neuholland, im October aus der Nesthöhle genommen, welche nur wenig 

unter einander abweichen. Sie sind 4” 1” 


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lang, 11”” breit, oder A /; lang, A4!/,/” breit, 


schmutzig weiss, fast matt, sonst ganz den vorigen gleich. 


3) Der gelbbändige Papagei. Psittacus semitorguatus. Quoyx et Gayn. (Platycercus semitor- 
quatus. GovLD.) 
Kaum grösser als der vorige, über einen grossen Theil vom westlichen Neuholland verbreitet. 
Herr Gould berichtet von ihm, dass er Ende Septembers oder Anfangs October seine 7 bis 9 rein- 
weissen Eier in die Höhlung eines Eucalyptus auf weiche Fasern lege. 


4) Der rothllügelige Papagei. Psittacus erythropterus. Gun. (Aprosmictus erythropterus. GovnD.) 

Nur wenig kleiner als der vorige und von sehr weiter Verbreitung, da er von Neuholland über 
Neuguinea bis Timor vorkommt. Er nistet, nach Herrn Gould, am liebsten an Flussufern in Höh- 
lungen grosser Bäume, legt 4 bis 5 Eier, die in Färbung und Gestalt den vorigen gleichen, etwa 1” 
lang und 10°” breit sind. 


3) Der Halsringpapagei. Psittacus torquatus. Brıss. (Palaeornis torquatus. Vic.) 


Sein Vaterland ist Bengalen und Pondichery, seine Grösse die einer Turteltaube. Ich kenne 
seine Eier nur in der Gefangenschaft gele&t, die fast stets etwas anders sich verhalten, als die in der 
Freiheit gelegten. Ihre Gestalt ist ungleichhälftig, nach der Höhe mehr oder minder stark abfallend, 
stumpf zugerundet oder etwas zugespitzt, nach der Basis sanft zugerundet. Ihre Länge beträgt 
1” 1”, ihre Breite wechselt von 10 bis 10°”. Sie sind reinweiss, etwas glänzend und haben das 
charakteristische Korn des ganzen Geschlechtes ziemlich deutlich entwickelt. Gegen das Licht scheinen 
sie schwach grünlichgelblich durch. 


6) Der schwarzschwänzige Papagei. Psittacus melanurus. ( Polytelis melanurus. GovLD.) 

Er hat die Grösse des vorigen und lebt besonders im westlichen Neuholland, woher Herr Gould 
seine, im October gesammelten, Eier erhielt. Diese sind 4” Yy” lang, 9°,” breit, sehr sanft nach 
beiden Polen abfallend, fast reinweiss mit wenig Glanz, und gleichen übrigens ganz den vorher- 
beschriebenen Arten. 

10 


— U — | | 


T) Der Falkenpapagei. Psittacus novae Hollandiae. Gw. (Nymphicus nov. Holl. W xsı.) 

Auch dieser schöne, über das Innere von Neuholland in ausserordentlicher Menge verbreitete 
Papagei hat ungefähr die Grösse des vorigen, liebt Bäume am Wasser zu seinem Nistplatze und legt 
5 bis 6 Eier, die die Herren Gould und Pittmann vom westlichen Neuholland,, im October genom- 
men, besitzen. Sie sind ungleichhälfig, etwas gestreckt, nach beiden Polen allmälig, nur nach der 
Höhe stärker abfallend, 1” '/” lang, 8” breit; 4” 4” lang, 9%” breit; 4” 2)” lang, 10%” 
breit; in Farbe und Korn den vorigen gleichend. 

s) Der zierliche Papagei. Psittacus elegans. (Nanodes und Euphema elegans. Govı».) 

Tab. XIV. fie. 6. 

Im Körper so stark als ein Staar, lebt er über einen grossen Theil von Neuholland,, besonders 
in grasreichen Distrikten, da Grassamen seine Hauptnahrung ausmachen. Er nistet im September 
und October und legt in ein Baumloch 4 bis 7 Eier. Ich konnte eine Anzahl dieser Eier bei Herrn 
Gould vergleichen und besitze deren auch von den Herren Doctoren Pittmann und Preiss, welcher 
Letztere sie selbst sammelte. Sie wechseln vom fast Runden bis in das Gestreckte und kommen dem 
Gleichhälfigen mehr oder minder nahe. Ihre Maasse sind folgende: Länge 9/,”, Breite 8'/.”, fast 
gleichmässig zugerundet; Lünge 9//”, Breite 7°//”, nach der Höhe stark abfallend; Länge 10.” 
Breite 7%,” ; Länge 10°%/”, Breite 8//”. Frisch gelegt sehen sie reinweiss aus, liegen sie längere 
Zeit, so nehmen sie von der Unterlage eine schmutziggelbliche oder bräunliche Färbung an; sie sind 
ganz malt, haben sehr dünne, zarte Schale mit mässig dichten, runden oder etwas eckigen, tiefen 
Poren, sichtbaren oder kaum bemerkbaren Furchen. 


9) Der Canarienvogelpapagei. Psittacus undulatus. Suaw. (Melopsittacus undulatus. Govıs.) 

Einer der zierlichsten und lieblichsten Papageien, nur so gross als ein Sperling; zur Fortpflan- 
zungszeit in den mittlern und südlichen Distrikten von Neuholland, im Herbste nördlich ziehend. Sie 
nisten im November in Höhlungen und Spalten der Eucalyptus-Arten, und Ende December sind ihre j 
Jungen meist flügge. Ihr Satz besteht aus 3 bis 4 Eiern, die zu den kleinsten der Papageien gehö- 
ren, mit folgenden Maassen: Länge 7'/, Breite 6”; Länge 8”, Breite 6'/”’; Lünge 8'//”, Breite 
6'/,””. Dabei sind sie ungleichhälfig, nach der Basis mehr oder minder sanft, nach der Höhe stärker 
abfallend stumpf zugespitzt, haben sehr zarte Schale, feines Korn mit ziemlich tiefen Furchen und 
kleinen, aber tiefen, gerundeten oder etwas eckigen Poren! 

10) Der rothstirnige Papagei. Psittacus australis, Larıu. (Lathamus coneinnus, Luss. Trichoglossus 
concinnus. Vıc. et Honsr.) 

Er lebt in Neuholland und Vandiemensland, von welchem letztern Herr O. Des Murs die Eier, | 
durch Herrn Verreaux gesammelt, besitzt, während Herr Gould 2 Stück derselben im Liverpool- 
distrikte aus einem hohlen Eucalyptus erhielt. Sie sind den verwandten Arten ganz gleich, 14”” lang, | 
8,” breit. . | 

11) Der rothscheitelige Papagei. Psittacus purpureus. Divrniensen. (Trichoglossus porphyro- 
cephalus. Diwra. ) 

Er lebt vorzüglich im Süden und Westen von Neuholland und hat im Körper Staarengrösse. 
Herr Gould besitzt 2 Eier dieser Art, im October gesammelt, aus dem westlichen Neuholland. Sie 
sind 9'//” lang, 8”” breit und rein kalkweiss. 


L6) 


12) Der kleine Papagei. Psittacus pusillus. Laru. (Trichoglossus pusillus. Vic. et Honsr. 
Lathamus pusillus. Less.) 

Etwas kürzer als der Canarienvogelpapagei, aber im Körper doch stärker, lebt dieser sehr 
niedliche Papagei, über die Südhälfte von Neuholland verbreitet, von Blütensäften und deshalb um- 
herstreifend. Herr Gould fand am 11. October seine 4 Eier in der Asthöhle eines hohen Eucalyptus. 
Sie sind reinweiss, gegen 9” lang, 7”” breit, ein wenig grösser als die von Psittacus undulatus, aber 
ihnen sehr ähnlich. 

B. Ara’s. 
Grossschnäbelige, langschwänzige, zum Theil sehr grosse Papageien des südlichen Amerika. 
13) Der Arara. Psittacus macao. L. (Ara macao. Barıss.) 
Tab. XIV. fig. 7. z 

Einer der ansehnlichsten Papageien, im Körper etwa dem Raben gleich, welcher Brasilien jen- 
seits des Aequator bis etwa zum 23° angehört. In seiner Lebensweise gleicht er den mehrsten ame- 
rikanischen Papageien, die alle von verschiedenen Früchten leben, in der Nistzeit sich paarweise, 
ausserdem gesellig halten und nach Nahrung umbherstreifen. Den zum Neste erwählten Standort 
suchen sie regelmässig wieder auf, und ein recht grosser, alter Waldbaum mit einem angefaulten 
Aste ist ihnen dazu am liebsten. Bei Anlage des Nestes erweitern sie die vorgefundene Oeflnung 
bis zu gehöriger Grösse und das Weibchen legt seine 2 Eier, welche Zahl bei den mehrsten ameri- 
kanischen Arten Norm scheint, in die Höhlung ohne weitere Unterlage. Diese Auskunft verdanken 
wir dem Prinzen Maximilian zu Wied; alle andere Reisenden geben gar nichts über das Fortpflan- 
zungsgeschäft dieser Vögel an. Azara erwähnt nur der Eier, welche, 2 an. der Zahl, nach der Höhe 
etwas zugespitzt, 2” lang, 1” 4” breit angegeben werden. 

Prinz Maximilian zu Wied besitzt ein Weibchen, welches zuweilen legt. Ich verdanke der 
grossen Güte Sr. Durchlaucht 2 Stück derselben. Das eine ist klein und krankhaft, das andere aber 
gut entwickelt, ungleichhälftig, nach der Höhe sehr stark abfallend, stumpf zugespitzt; nach der Basis 
sanft zugerundet, 4” 10” lang, 4” 3”” breit, glänzend weiss, ein Wenig ins Gelbliche. Das Korn 
ist zart, mit dichten, runden, mässig tiefen Poren. Inwendig scheint es weiss, schwach ins Gelbliche 
durch. Gewicht #1 Gran. 

14) Der rothgefleckte Papagei. Psittacus guianensis. (Conurus et Sittace guianensis. auct.) 
Tab. XIV. fig. ®. 

Er lebt über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet und ist im Körper noch nicht so 
stark als eine Turteltaube. Ich erhielt 2 Eier desselben aus Brasilien; diese sind sehr ungleichhälftig. 
nach der Basis sanft, nach der Höhe ziemlich oder sehr stark abfallend und zugespitzt, 11'/, bis 
11°//” lang, 8°//” breit. Das Papageikorn ist sehr deutlich entwickelt, zart, aber doch überall mit 
feinen, flachen, verzweigten Erhabenheiten und Vertiefungen dazwischen, mit dichten grössern und 
kleinern, tiefern und seichtern Poren. Sie sind schmutzigweiss mit etwas Glanz, inwendig fast rein- 
weiss. Ihr Gewicht beträgt 9 Gran. 

15) Der störrische Papagei. Psittacus pertinax. L. Sittace pertinar. Wacı. 

Ein wenig kleiner als der vorige, ebenfalls in Brasilien zu Hause. Ein Weibchen dieser Art 
legte in Dresden in der Gefangenschaft jährlich #4 bis 5 Eier, deren mehrere gut entwickelte in 

10° 


—_ u 


meinen Besitz gelangt sind. Ihre Maasse sind folgende: Länge 10'/”, Breite 8%.” ; Länge 111%”, 
Breite 8°/”’; Länge 11%”, Breite 8'/”’. Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis sanft, nach der 
Höhe stärker oder sehr stark abfallend, stumpf oder scharf zugespitzt. Bei den mehrsten ist das 
Korn vollständig entwickelt und gleicht da dem der vorigen Art. Das Dotter schien bei den noch 
gefüllten stark durch und gab ihnen einen röthlichgelben Schein. Gewicht 6 bis 7 Gran. 


16) Der graufahle Papagei. Psittacus murinus. 1. (Sittace murina. W ıcı.) 

Im kaiserlichen Naturaliencabinet zu Wien finden sich 3 Stück dieser Art, in der Gefangenschaft 
gelegt, nach folgenden Maassen: Länge 1” '/”, Breite 9°; Länge 1” %//”, Breite 9%” , dabei sind 
sie fast gleichhälftig und ganz wie die vorhergehenden beschaffen. Ein Exemplar, welches ich unter 
diesem Namen aus Brasilien erhielt, hat folgende Dimensionen: Länge 14” °//”, Breite 9", dabei 
fällt es nach der Höhe nur wenig stärker ab, als nach der Basis. Seine Schale ist sehr zart und 
gleicht ganz der von Psittacus quianensis, nur sind die Poren grösser. Da der graufahle Papagei, 
welcher über einen grossen Theil von Südamerika sich erstreckt, etwas grösser ist als der eben 
genannte, so sind die Eier ganz verhältnissmässig. 

17) Der graukehlige Papagei. Psittacus canigularis. Gw. (Sittace canigularis. W acı.) 

Ebenfalls in Südamerika zu Hause, aber kleiner als der vorige. Ich besitze sein Ei nur in der 
Gefangenschaft gelegt; es ist ungleichhälfig, nach der Basis sanft, nach der Höhe stärker abfallend, 
stumpf zugespitzt, 10'// lang, 8'/”” breit, sehr zartschalig. 

15) Der orangestirnige Papagei. Psittacus Iendaya. L. (Ps. auricapillus. Iunıs. Aratinga auri- 
frons. Srıx.) 
Tab. XIV. fig. 9.°) 

Fast von der Grösse les vorigen und in vielen Gegenden von Südamerika zu Hause Ich be- 
sitze 3 Stück dieser Art angehörige Eier vom Plata, deren Maasse folgende sind: Länge 10)”, 
Breite 8'/”; Länge 11”, Breite 7°”. Sıe sind ungleichhälfig, nach der Basis sanft oder schnell, 
nach der stumpf zugespitzten Höhe stärker abfallend; fast reinweiss, stark glänzend mit vollständig 
entwickeltem Papageikorn und Poren. Gegen das Licht scheinen sie fast reinweiss, schwach ins 


Gelbliche durch; ihr Gewicht beträgt 6 bis 7 Gran. 


€. Lori. 

Eine kleine Anzahl südasiatischer Papageien mit kürzerem, etwas keilförmigem Schwanze, 

kaum von den eigentlichen Papageien zu sondern. 
19) Der purpurköpfige Papagei. Psittacus domicella. L. (Lorius domicella. Baıss. ) 

Dieser schöne Papagei lebt auf den Molucken. Ich besitze ein in der Gefangenschaft gelegtes 
Ei, welches fast ganz gleichhälfig, 1” 1” lang, 44°” breit ist und das Papageikorn nebst Poren 
sehr entwickelt zeigt. 
20) Der grosse Papagei. Psittacus grandis. Gm. (Lhorius grandis. auet. KEclectus grandis. W ası..) 

Er lebt auf den Molucken und ist im Körper grösser als eine Krähe. In der Gefangenschaft legt 


[223 


er zuweilen Eier, deren eins im kaiserlichen Naturaliencabinet zu Wien sich befindet. Es ist 4” 5), 


*, Unter dem Namen von Psittacus auricomus. 


em 


lang, 1” 1'/” breit, dabei ungleichhälftig, nach der Höhe ziemlich zugespitzt. In Farbe, Korn und 


Poren gleicht es vollkommen andern Papageien von ähnlicher Grösse. 


D. Eigentliche Papageien. 
Afrikanische und amerikanische Arten mit untersetztem Körper und kurzem geraden Schwanze. 
21) Der aschgraue Papagei. Psittacus erithacus. L. 

Ein sehr bekannter und wegen seiner Gelehrigkeit beliebter Papagei, der im westlichen Afrika, 
besonders in Guinea, zu Hause ist und von da häufig nach Europa gebracht wird. In Frankreich hat 
er sich zuweilen in der Gefangenschaft fortgepflanzt; die Weibchen legten 3 bis 4 Eier, brachten 
aber nur 3 Junge heraus. Es ist unbekannt, ob es sich in der Freiheit eben so verhält. Ein in der 
Gefangenschaft gelegtes Ei verdanke ich der Güte der Frau Gräfin Bose, geborenen Reichenbach, 
welches Schale und Korn ziemlich vollständig entwickelt zeigt. Es ist ungleichhälftig, nach der Basis 


2 


sanft, nach der Höhe stark abfallend und stumpf zugespitzt. Seine Länge beträgt 1” 51/”, seine 


Breite 1” 1””; die Farbe ist gelblichweiss; es hat etwas Glanz und ein Gewicht von 21 Gran. 
22) Der Mangua-Papagei. Psittacus aestivus. L. 
Tab. XIV. fig. 11. 

Sehr häufig an den Küstenstrecken des südlichen Amerika und in der Gefangenschaft auch in 
Europa; im Körper einer Taube gleichkommend. Es soll diese Art, nach Mittheilung des Prinzen 
Maximilian zu Wied, gern in Mangua -Bäumen nisten, deren Früchte ihre Hauptnahrung ausmachen. 
Ich erhielt vom Ufer des Plata ein diesem Vogel angeblich zugehöriges Ei, welches seiner Grösse 
auch entspricht. Es ist etwas ungleichhälftig, nach der Höhe nur wenig stärker abfallend als nach 


[224 


der sonst zugerundeten Basis, 4” 4” lang, 4” 4” breit, ziemlich festschalig mit derberem Korne 
als bei andern Papageien, flacheren, nur nach der Höhe zu ganz papageiartigen Poren. Es wiegt 
19 Gran. 


23) Der Amazonen-Papagei. Psittacus amazonicus. Larn. 
Tab. XIV. fig. 12. 

Er ist dem vorigen nahe verwandt, aber etwas kleiner, und bewohnt mehr die hohen Wald- 
rücken des Innern von Südamerika, wo er ausser der Brütezeit in kleinern oder grössern Scharen 
vereinigt, in derselben paarweise zerstreut lebt. Nach Prinz Maximilian zu Wied legt er, wie alle 
verwandte Arten in Amerika, nur 2 Eier, nach Azara 3, und Levaillant gibt nach unsichern Berichten 
oder nach Beobachtung in der Gefangenschaft 4 an. Ich besitze nur ein dieser Art zugeschriebenes 
Ei aus Südamerika, welches zu seiner Grösse passt Es ist ungleichhälfig , mit grösstem Querdurch- 
messer in der Mitte, aber nach der zugespitzten Höhe viel stärker abfallend als nach der sanft zu- 
gerundeten Basis, 4” 3°/” lang, 1” 1%” breit, schwach graugelblichweiss, glänzend, inwendig fast 
reinweiss durchscheinend,, mit vollkommen entwickeltem Papageikorn, zarten, flach erhabenen, ver- 
zweigten Querzügen, mit vielen seichtern oder tiefern Poren in den Furchen. Gewicht 47 Gran. 

24) Der chilenische Papagei. Psittacus eyanolyseos. Larn. 
Tab. XIV. fig. 15. 
Ungefähr von der Grösse des Mangua-Papageis und in einigen Gegenden von Chili häufig. Nach 


Herrn Pöppig nistet er in Colonien besonders in den Felswänden der Nordprovinzen, doch auch in 


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den Anden von Antuco, wo er sich Nistlöcher in der thonigen Ausfüllung der zerklüfeten Felsmassen 
aushöhlt. Tritt man in die Nähe einer solchen Ansiedelung ein, so wird man bald von den männ- 
lichen Vögeln umschwärmt, die den Eindringenden zu verscheuchen suchen, ohne jedoch es zu 
wagen, wie die kühnern Seeschwalben, auf den Menschen zu stossen. Die Chilenen lassen sich öfter 
von oben an Stricken zu ihren Nistplätzen herab, um die függen, wohlschmeckenden Jungen zu 
holen. Ueber Nistzeit und Dauer, sowie alle andern Verhältnisse dabei, sind wir auch bei dieser 
Art ganz ohne Kunde. Ich erhielt unter einer Sammlung von Eiern fast sämmtlicher in Chili einhei- 
mischen Vögel auch ein diesem Papagei angehöriges Ei, welches fast gleichhälfig ist, nach beiden 
Polen sanft, nach der Höhe nur ein wenig stärker abfallend, graulichweiss, stark glänzend, mit etwas 
derbem Korne, wie solches die grössern Arten haben. Länge 1” #/”, Breite 4” Y/4”; Gewicht 
20 Gran. 
25) Der louisianische Papagei. Psittacus Iudovicianus. L. (Ps. carolinensis. Wins.) 

Er geht unter allen amerikanischen Papageien am weitesten nördlich, nämlich bis nach Vir- 
zinien, nistet aber doch erst in den südlichen Provinzen der vereinigten Staaten, weshalb auch über 
seine Fortpllanzungsweise nichts Sicheres bekannt ist. Es sollen mehrere Weibchen in eine gemein- 
same Höhlung, jedoch jedes nur 2 Eier legen, die fast rund und hellgrünlichweiss angegeben werden, 
wobei man fast auf eine Verwechselung schliessen möchte. 


26) Der Sperlingspapagei. Psittacus passerinus. L. (Psittacula passerina. auct.) 

Ein sehr kleiner Papagei, nur wenig grösser als der kleine neuholländische Papagei ; findet sich 
über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet. Nach Azara (IV. p. 79) wählt er häufig die 
verlassenen Nester des Hornero | Opetiorhynchus figulus) zum Nistplatze und bringt & Junge aus. Ich 
besitze ein Ei dieser Art aus Brasilien, welches von dem des kleinen neuholländischen Papageies sich 
durch etwas bedeutendere Grösse und reineres Weiss unterscheidet. Es ist ungleichhälfig, nach der 
Höhe stärker. abfallend als nach der Basis, und stumpf zugespitzt, 8”° lang, 6'/,” breit. Sein Gewicht 
beträgt wenig über 2 Gran. r 


E. Kaknatuen. 


Sie haben einen starken Schnabel, auf dem Kopfe einen ansehnlichen Federbusch und leben in 
Neuholland, Neuguinea und den benachbarten Inseln. Man weiss von ihrer Fortpflanzung sehr wenig; 
die Eier, welche man von ihnen kennt, ähneln mehr denen anderer neuholländischen als den ame- 
rikanischen Papageien. 

27) Der grosse gelbhaubige Kakatu, Psittacus galeritus. Larn, (Cacatua galerita. Vıriur.) 
Tab. XIV. fig. 13. 

Er lebt in Van-Diemensland, Neuholland und Neuguinea und erreicht fast die Körpergrösse des 
Raben. Nach Herrn Gould nistet er ebensowol in Felsspalten als in Baumhöhlen. Ich besitze ein in 
der Freiheit und ein in der Gefangenschaft gelegtes Ei. Das erste ist gestreckt ungleichhälfiig, nach 
der Basis sanft, nach der Höhe sehr stark abfallend und stumpf zugespitzt, 4” 40” lang, 1” 2),” 
breit, kalkweiss mit wenig Glanz, inwendig fast reinweiss. Sein Korn ist ziemlich derb mit deutlich 
erhabenen, ästig verzweigten Zügen und ansehnlichen, of in Poren ausgehenden zwischenliegenden 


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Vertiefungen. Es wiegt 38 Gran. Ein anderes in der Gefangenschaft gelegtes Exemplar ist bei 
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1” 8” Länge 1” 3” breit, hat glattere Schale mit dichteren Poren und scheint inwendig etwas gelb- 

lich durch. Sein Gewicht beträgt 39 Gran, wonach die Abweichung von ersterem nicht bedeutend ist. 


70 


Herr Gould besitzt ein Exemplar, welches 4” 6” lang und 1” 2”” breit und dabei stark zu- 
gespitzt ist. 
28) Der moluckische Papagei. Psittacus moluccensis. Gn. 
Tab. XIV. fig. 14. 

Es liegen nur zwei in der Gefangenschaft gelegte Eier dieser Art vor, welche kleiner als die 
vorige ist und die Molucken und Sumatra bewohnt. Ich verdanke dieselben dem Herrn Conservator 
Schulz in Dresden. Das eine ist fast walzig und offenbar nicht gehörig entwickelt, obgleich es im 
Korn deutlich den Papagei nachweist; das andere ist gehörig entwickelt und nähert sich dem in der 
Freiheit gelegten von voriger Art. Es ist ungleichhälftig, nach der Basis mässig zugerundet, nach der 


stumpfen Höhe stärker abfallend ; seine Farbe ist kalkweiss mit etwas Glanz, inwendig etwas ins 


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127), 
2 


Grünlichgelbliche durchscheinend. Seine Länge beträgt 4” 5”, seine Breite , sein Gewicht 
20 Gran. 
29) Der Fischerpapagei. Psittacus piscinator. Kunz. (Licmetis piscinator. Govw.) 

Ungefähr von der Grösse des Ps. galeritus und in Neuholland zw Hause. Herr Gould besitzt 
Eier dieser Art aus dem westlichen Neuholland, im August gesammelt, welche bei 1” 5” Länge 
1” 1/, bis 2”” breit, oder bei 4” 7'/” Länge 4” 2”” breit sind. Dabei sind sie ungleichhälftig, nach 
der Höhe mehr oder minder stark abfallend, kalkweiss, inwendig schwach ins Gelbliche durchschei- 
nend. In Korn und Poren kommen sie denen des Ps. galeritus sehr nahe. 

30) Der Nasenpapagei. Psittacus tenuirostris. Kunı. (Psittacus nasicus. Denn. Licmetis tenui- 
rostris. Was.) 

Herr Gould hat aus West-Neuholland 2, im November selbst gesammelte, Eier mitgebracht, 
welche sich vollkommen an die der andern dieser Gruppe anschliessen. Das eine ist fast ganz 
gleichhälftig, das andere fällt nach der Höhe stärker ab als nach der Basis. Ihre Länge beträgt 
1” 61/” , ihre Breite 4” 3, ”. 


Sechste Familie, 


Bartvögel. Buccones. 


Eine recht eigenthümliche Art Vögel aus dem tropischen Asien, Afrika und Amerika, mehren- 
theils kleineren Körpers, oft aber von sehr lebhafter und bunter Färbung. Man könnte von ihnen 
sagen, dass sie die Fringillen mit den Papageien verbänden. In der Nistzeit leben sie paarweise, 
manche ausser derselben einsam, andere in Gesellschaften, nähren sich von Insekten und Früchten, 
nisten, so viel man weiss, in Baum- oder Erdlöchern und legen weisse Eier. 

Man hat eine grosse Anzahl von Geschlechtern abzgesondert, die man bei den vorkommenden 
vielen Uebergängen wol wieder unter das alte von Bucco vereinigen kann. 


Erstes Geschlecht. 
Bartvogel. Bucco. L. 


1) Der grosse Bartvogel. Bucco grandis. Gun. 
Tab. XII. fig. 9. 


Er hat eine weite Verbreitung im südlichsten Asien und erreicht etwa die Grösse des Eichel- 
hehers. General Hardwike hat die Eier und deren Abbildung aus Östindien mitgebracht. Letztere 
findet sich im britischen Museo, woselbst die Herren Gray sie mir gefälligst vorlegten. Die Eier sind 
im Besitze des bekannten Ornithologen Herrn Yarrel, dessen Güte ich ein Exemplar verdanke. Sie 
stimmen mit der Stellung des Vogels überein, das heisst, man weiss nicht recht, wo sie am nächsten 
sich anschliessen. Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis sanft zugerundet, nach der gestreckten 
Höhe sehr stark abfallend und zugespitzt. Die Schale ist derb und fest, mit glatten, glänzendem, 
schmutziggelblichem Ueberzuge; unter demselben mit allseitig verzweigten, erhabenen Zügen und 
tiefen, zwischenliegenden Furchen,, in denen die undeutlichen, eckigen Poren ziemlich dicht stehen. 
Die Länge 1” 2'/, bis '/”, die Breite 10'/4”’ ; inwendig gegen das Licht scheinen sie gelblich durch; 
ihr Gewicht beträgt um 15 Gran. Der glatte Ueberzug kommt ähnlich bei Coceyzus dominicus vor, 
das Korn nähert sich mehr dem von Colius capensis. Nur wenn man die Eier von vielen Bartvögeln 
kennen wird, darf man hoffen, ıhre nächste Verwandtschaft zu ermitteln. 


2) Der gelbbäuchige Tamatia. Bucco tenebrosus. Iunıs. (Ouculus tenebrosus. Pau. Lipornir 
tenebrosa. Wacı. Chelidoptera tenebrosa. Govwn,) 

Dieser Vogel, aus dessen vielartigem Namen man schon ersieht, wie schwer er im Systeme 
einzureihen ist, hat im Körper etwa die Grösse eines Staaren und ist über einen grossen Theil von 
Südamerika verbreitet. Er ist sehr wenig scheu, lebt im dichten Urwalde und dessen Rändern, setzt 
sich gern auf einen hohen, freien Zweig und lässt daselbst seine kurze Lockstimme hören. 

Prinz Maximilian zu Wied berichtet (Beitr. IV. p. 376), dass er in den Wäldern der Botokuden 
im August den Vogel nistend antraf. Im senkrechten Lehmufer eines Flusses hatte er sich zwei Fuss 
tief in horizontaler Richtung eingegraben, woselbst auf der Unterlage weniger Federn zwei milch- 
weisse Eier lagen. Diese sind leider verloren gegangen, weshalb ein Schluss auf Stellung des Vogels 
aus ihrer Beschaffenheit nicht gegeben werden kann. 


Siebente Familie, 
Kuckuke. Cveculi. 


Höchst interessante, über die ganze Erde verbreitete Vogel, im Süden zum Theil mit den herr- 
lichsten Metallfarben prangend, sonst auch, und besonders im Norden, einfach und unansehnlich 
gefürbt. Bei grosser äusserer Verwandtschaft zeigen sich die merkwürdigsten Abweichungen in dem 
Fortpflanzungsgeschäfe, wonach eine nicht grosse, aber weit verbreitete Gruppe verhältnissmässig 
sehr kleine Eier legt und diese nicht selbst ausbrütet, sondern sie gewissen Pflegeältern aus deı 
Reihe der kleinen Sänger überlässt, während die andern ganz verhältnissmässige Eier legen und 
(diese selbst bebrüten. Sie zerfallen in mehrere gut gesonderte Geschlechter. 


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Erstes Geschlecht. 
Kegelschnabel. Colius. Gm. 


Von Linne zu den Kernbeissern, von Cuvier neben sie gestellt, zeigt doch dieses Geschlecht 
durch seine Wendezehe, wie durch langen Schwanz und die gestreckte Gestalt, grosse Annähe- 
rung an die Kuckuke, und kann wol mit gleichem Rechte zu ihnen gestellt werden. Ausser der 
Grösse kommen die Eier auch denen der eigentlichen Kuckuke nahe, haben aber auch grosse Ver- 
wandtschaft mit denen mancher Fringillen. Genauere Kunde ihres gesammten Haushaltes und ihrer 
Eigenthümlichkeiten wird erst den Ausschlag geben, wohin man sie mit grösserem Rechte zu stellen 
habe. Man kennt nur wenige Arten vom Vorgebirge der guten Hoffnung und andern südafrikani- 
schen Ländern. 

1) Der capische Kegelschnabel. Colius capensis. Gn. 
Tab. XV. fie. 7 [8]. 

Am Vorgebirge der guten Hoffnung häufig, etwa von der Körpergrösse der Goldammer, nistet 
er, nach Levaillant, in dichtes, stacheliges Gebüsch, baut sich ein halbkugelförmiges Nest aus Wur- 
zeln, mit Federn ausgefültert, und legt in dasselbe A bis 7 weisse, braungefleckte Eier. 

Ich besitze ein Ei dieses Vogels, durch Herrn Drege gesammelt, welches viel Eigenthümliches 
hat. Es ist ungleichhälftig, an der Basis kurz zugerundet, nach der etwas gestreckten Höhe stark 
abfallend und stumpf zugespitzt. Seine Länge beträgt 10”, seine Breite 7”; die Grundfarbe ist 
blassblau mit sehr kleinen und kleinen grauen und braunrothen Pünktchen und Fleckchen, die nach 
der Basis zu dichter werden. Einige grössere blassbraune Fleckchen sitzen sehr oberilächlich und 
sind vielleicht erst in der Cloake darauf gekommen. Das Korn ist ziemlich glatt; flach erhaben ver- 
zweigte, etwas gekörnte Züge, lassen schmale Furchen zwischen sich, in denen die unregelmässigen, 
grössern und kleinern, meist länglichen Poren stehen, und hat so ziemliche Uebereinstimmung mit 
dem der eigentlichen Kuckuke. Die Schale ist dünn, hat ziemlich starken Glanz und scheint gegen 
das Licht blassbläulich durch. Ihr Gewicht beträgt 3 Gran. Dem Eie nach, schliesst sich dieses 
Geschlecht also recht gut hier an und mehr als an die Finkenarten. Ist das Nest ein wirklich künst- 
liches, so würde dieses freilich Hinneigung zu dieser letzten Gruppe beweisen. 


Zweites Geschlecht. 
Wahrer Kuckuk. Cuculus. L. 


Unter den wenigen Vögeln, die ihre Eier nicht selbst ausbrüten, sondern dieselben fremden 
Pflegeeltern übertragen, zeichnet sich das Geschlecht der Kuckuke aus"), welches in mehreren, 
meist nicht eben grossen Arten über Neuholland, Asien, Afrika und Europa verbreitet ist, sich vor- 
zugsweise von Insekten, besonders deren Raupen, ernährt, die kältern Länder im Herbste verlässt 


und im Frühjahre seinen Sommeraufenthalt wieder bezieht, während es in den wärmern entweder 


*) Mehrere Nummern der Tab. XV sind durch Nachlässigkeit des Lithographen verwechselt, weshalb die 
der Unterschrift im Einschluss beigesetzt ist. 

*) Bis jetzt kennt man nur noch zwei Vögel aus der Abtheilung der Staare, welche ein gleiches Verhalten hin- 
sichtlich der Eier, aber ganz andere Lebensweise haben. 


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vollkommen Standvogel ist, oder nur etwas umbherstreilt. Man hat sich vielfach bemüht, den Grund 
aufzufinden, weshalb dieses Geschlecht seine Eier nicht selbst ausbrüte. Manche haben ihn in der 
Lage, in der unverhältnissmässigen Grösse, oder der inwendigen Behaarung des Magens gesucht, was 
sich aber Alles als unstatthat erwiesen hat, da dieselben Verhältnisse auch bei andern Vögeln vor- 
kommen. Wir wissen so viel, dass alle eigentlichen Kuckuke im Verhältniss sehr kleine Eier legen, 
welche leicht durch den Legdarm geführt werden, ohne in demselben den eigenthümlich gereizten 
Zustand hervorzurufen, der die Brütewärme und Brütelust mit hervorruft. Damit wird freilich noch 
nicht erklärt, warum die Kuckuke so kleine Eier legen, wobei zuletzt immer das Bestreben der Natur 
zu beachten bleibt, alle Möglichkeiten innerhalb der gegebenen Sphäre darzustellen, oder das vor- 
genommene Thema durch irgend mögliche Variationen zu erschöpfen. Die Hügelhühner brüten eben- 
falls ihre Eier nicht aus, sondern bereiten sich Brütehügel ; hier kommt eine andere Abänderung, das 
Uebergeben der Eier an Pflegeeltern. Mit dem Verhalten hierbei sind wir beim europäischen Kuckuke 
so ziemlich im Klaren; von den ausländischen Arten wissen wir nur wenig. 


1) Der europäische Kuckuk. Cueulus conorus. L. 


Tab. XV. fig. 1. a. b. c. d.e. (Lewin, Tom. II. Tab. X. fig. 2. Naumann, Vögel, a. A. 8° B.I. Tab. XLV. fie. 102. 
Naumann und Bunte; Eierw. Heft Il. p. 6. Gnaves, ovar. britannie. Tab. I. Scmxz, Eierw. p. 71. Tab. XXX. fie. 5 u. 6. 
Tiiesesans und Baeuw, Eierw. Heft III. p. 54. Tab. X. fig. 15 u. 16. Hewırsox, Col. Illustr. Tab. LV. fig. 4.) 


Der Kuckuk bewohnt fast ganz Europa, nach Norden so weit hinauf, als noch kräftiger Baum- 
wuchs vorhanden ist, ebenso einen grossen Theil von Asien und Afrika; und der am Cap vorkom- 
mende scheint als Art nicht von unserem verschieden. Fast jede Oertlichkeit, wo kleine insekten- 
fressende Vögel nisten und wo nur etwas Baumwuchs sich findet, ist ihm genehm, so dass man ihn 
ebenso im geschlossenen Hochwalde, als in zusammenhängenden Fruchtbaumanlagen, an der Grenze 
des Baumwuchses in höheren Gebirgen, wie im Weidengebüsche der Flussufer und Niederungen 
antrifft. Nach dem südlichen Europa kehrt er im März aus Afrika zurück und kommt in Schottland, 
Norwegen und Schweden gegen Mitte Mai's an und zerstreut sich dann paarweise. Sobald das 
Männchen seinen Stand eingenommen hat, den es jährlich wieder aufsucht, lässt es seinen bekannten 
Ruf erschallen, der von den benachbarten beantwortet wird. Sind mehrere zu nahe bei einander, so 
entsteht hefliger Streit, und der schwächere wird genöthigt, weiter hinweg zu ziehen. In andern 
Fällen scheinen sie sich jedoch auch in einem Revier zu vertragen. Seiner Nahrung wegen ist der 
Kuckuk genöthigt, umherzustreifen, ihut dies aber meist innerhalb der Grenzen des gewählten Be- 
zirkes. Das häufig und laut rufende Männchen macht sich natürlich bemerklicher, als das stille 
Weibchen, welches man desto öfter im Aufsuchen von Nestern antrifft, nach denen es oft in die Nähe 
der Menschen kommen muss. Es ist der Kuckuk von Natur nicht sehr scheu, aber höchst vorsichtig. 
Bemerkt er, dass man ihm gar nicht nachstellt, so wird er ziemlich zutraulich; ausserdem hält er 
sich meist ausser Schussweite. Noch hat nicht erörtert werden können, ob die Kuckuke in geschlos- 
senen Paaren leben oder ob ein Weibchen sich zu mehreren Männchen halte, oder umgekehrt. 
Manche Paare leben freilich von andern so getrennt, dass man auf einzelne Paarung schliessen muss, 
wie es Levaillant vom Cueulus solitarius am Cap angibt; aber unmöglich ist es nicht, dass bei diesem 
sonderbaren Vogel Mehrerlei vorkomme. Bei dem Weibchen entwickeln sich die Eier in ziemlich 
fernen Zwischenräumen, 6 bis 8 Tage auseinander, so dass im mittlern Deutschland das erste An- 


83 


fangs Mai, das letzte Anfangs Juli gelegt wird, und erst in der Nähe der Legezeit sucht das Weibchen 
ein Nest auf, dem es dasselbe anzuvertrauen denkt. Nach den bisher angestellten Beobachtungen 
sind folgende Vögel als Pflegeeltern des jungen Kuckuks bekannt: Sylvia hortensis, cinerea, atri- 


.capilla? eurruca, tithys, phoenicurus, rubegula, arundinacea, palustris, cariceti, locustella, trochilus, 


Accentor modularis, Troglodytes vulgaris, Saxicola rubetra, Motacilla alba et flava, Anthus campestris 
et pratensis, Alauda arvensis, Emberiza citrinella. Am Cap nennt Levaillant Sazwicola supereiliaris 
et pastor, Lanius collaris und bacbakiri als Pflegeeltern; bei uns hat man noch nie in einem Würger- 
neste einen jungen Kuckuk bemerkt. Nach der Oertlichkeit wählt er einen oder den andern Vogel 
vorzugsweise, wartet den Zeitpunkt ab, wo die Eigner des Nestes abwesend sind, die ihn sonst 
durch ihr Geschrei beunruhigen, und legt sein Ei in das Nest hinein. Am liebsten scheint er Nester 
zu wählen, die schon einige Eier des Eigners enthalten, aber man fand auch schon ölter das 
Kuckuksei als das erste im Neste ‘). Er legt nur ein Ei in ein Nest, wol schon aus dem Grunde, weil 
in der Zeit, wo sein zweites Ei zum Legen reif ist, das erste von der Pflegemutter schon anhaltend 
bebrütet wird. Zuweilen findet man aber doch zwei Kuckukseier in einem Neste, die wahrscheinlich 
von zwei verschiedenen Weibchen gelegt worden sind. Ob die Eier, zu denen er das seine legt, 
noch frisch seien, scheint der Kuckuk nicht ganz sicher zu wissen, da man es schon zu verlassenen 
oder verdorbenen Eiern gelegt antraf“"). Er scheut auch sehr verborgene und in Höhlungen ange- 
brachte Nester nicht, zwängt sich entweder zu ihnen hinein, oder legt sein Eiam Boden, nimmt es in 
den Schnabel und schiebt es in das Nest hinein. Da der Kuckuk besonders beim Eilegen sehr vor- 
sichtig ist, so hat man ihn bei der Handlung, sein Ei mit dem Schnabel in ein Nest zu schieben, noch 
nicht recht sicher beobachtet, oft jedoch hat man Weibchen geschossen, die ein Kuckuksei im Rachen 
hatten. Das Kuckuksei wird in gleicher Zeit mit den eigentlichen Nesteiern ausgebrütet, und der ganz 
junge Vogel ist auch kaum Y, oder \/, grösser als seine Nestgeschwister, von denen er sich beson- 
ders durch grossen Kopf unterscheidet. Die letztern werden in den ersten Tagen auch mit ihm auf- 
gefüttert, bald aber wird er grösser wie sie und schafft sie durch einen eignen Kunstgriff über den 
Nestrand, wo sie umkommen. Er sucht nämlich unter sie zu kommen, ladet sie auf seinen Rücken, 
der in der ersten Lebensperiode mit einer besondern Vertiefung versehen ist, und wirft sie, rück- 
wärts bis zum Nestrande sich erhebend, über denselben hinaus *"), was er auch mit den nicht aus- 
gebrüteten Eiern thut. Nach etwa 14 Tagen hört diese rastlose Bestrebung des jungen Kuckuks auch 
in der Gefangenschaft auf und dann leidet er andere Vögel neben sich. Kommen zwei junge Kuckuke 
in einem Neste auf, so wirft der Stärkere den Schwächern aus dem Neste hinaus --). Nicht immer 
nehmen die erkorenen Pflegeeltern das fremde Ei an, wenigstens hat man es zuweilen aus dem Neste 
ausgeworfen gefunden. Nur selten bringen sie einige der eigenen Jungen mit auf, wie Herr Brehm 
an einem Zaunkönigsneste beobachtete, wo das enge Eingangsloch wahrscheinlich das Ueberbord- 
werfen verhindert hatte. Meist füttern die Pflegeeltern mit grösstem Eifer den Fremdling auf und 
*) Zuweilen wirft auch der legende Kuckuk, ob absichtlich oder von ungefähr bleibt ungewiss, die im Neste 
schon vorhandenen Eier heraus. r 
**, Vergl. Brenm’s Beiträge, I. p. 479. 
*"+) Diese Beobachtung, zuerst von Dr. Jenner gemacht, ist später öfters, von Engländern besonders, wiederholt 


worden. Vergl. MacsırLıwray, Hist. of Brit. Birds, Vol. III. p. 124 sq. 
+) Ibid. p. 129. ° 


— ner 


tragen, um seinem starken Appetite zu genügen, grosse Massen von Nahrung herbei, womit sie auch 
dann noch fortfahren, wenn der Kuckuk schon das Nest verlassen hat, und werden in der letzten Zeit 
zuweilen dabei auch von andern benachbarten kleinen Vögeln unterstützt. Herr Brehm fand zwar 
bei jungen Kuckuken, welche er auflütterte und die er hungrig in das Freie setzte, nie einen füttern- 
den Vogel, allein die Beobachtung ist nicht genügend, da das Beispiel der fütternden Pflegeeltern 
fehlte. Nach allen Beobachtungen der neuern Zeit kümmern sich die alten Kuckuke durchaus nicht 
weiter um die gelegten Eier und verlassen of kurz nach Ablegung des letzten Eies ihren Sommer- 
aufenthalt, und die Jungen bleiben allein zurück, bis sie vollkommen flugbar sind, was bei den nörd- 
lich wohnenden erst im September geschieht. Dass die Mutter nicht einmal stets vorsichtig genug 
für ihre Jungen sorgt, beweist der Umstand, dass man schon junge Kuckuke in Baumlöchern ein- 
geschlossen fand, aus denen sie ohne künstliche Erweiterung nicht herauskonnten. 


Die Eier selbst sind, wie schon angegeben, für den Vogel sehr klein, etwa von gleicher Grösse 


wie die der Goldammer "), welche als verhältnissmässig gross zu betrachten sind. Unter einer An- 
zahl von 25 Stücken, aus den verschiedenen Ländern Europa’s, finde ich folgende Maasse: Länge 
9", Breite 7, 2 Stück; Länge 9'//”, Breite 7°”, 4 Stück; Länge 9'//”, Breite 7'//”, 2 Stück ; 
Länge 9'/”, Breite 7%”, 1 Stück; Länge 9'/,” Breite 6%”, 1 Stück; Länge 9%//”, Breite 7 /,”, 


3 Stück; Länge 9/”, Breite 7)”, 3 Stück; Länge 9%”, Breite 8°”, 4 Stück; Länge 10", Breite 


7'/”, 2 Stück; Länge 10”, Breite 7”, 2 Stück; Länge 40'//”, Breite 7'//”, & Stück; Länge 


4 . 
10", Breite 74”, 3 Stück. Alle sind ungleichhälfig, der grösste Durchmesser stets der Basis 


Fa 
näher; of nach der Höhe stark gestreckt; nach der Basis kurz oder sanft zugerundet, nach der 
Höhe spitz zugerundet, seltener zugespitzt: Die Färbung geht aus dem Weissen in das Gelbliche, 
Grauliche,, Grünliche. Die mit weisslichem Grunde sind sparsam gefleckt; die untern Flecken sind 
aschgrau,, dann folgen grau- oder grünlichbraune Punkte, Fleckchen oder auch verschlungene Züge, 
zu oberst hellere oder dunklere Punkte, und meist gerundete, oN auch an den Rändern verwaschene 
Fleekchen. Die von der Grundfarbe scharf abstechehden, einzelnen Punkte sind bei den mehrsten 
Eiern charakteristisch und fehlen nur in seltenen Fällen ganz. 

Die mit dunklerem Grunde haben meist die Flecken in deutlich dreifacher Steigerung der 
Grundfarbe. In manchen Fällen sind sie undeutlich, meist aber dicht über die ganze Fläche vertheilt, 
an der Basis zuweilen dichter, selten einen undeutlichen Kranz daselbst bildend. So ähneln manche 
derselben den Eiern der weissen Bachstelze, des Baumpiepers, der F eldlerche und der grossen Gras- 
mücke, und lassen sich von denselben nur durch die scharfen Punkte und das Korn unterscheiden. 
Dieses letztere ist glatt und besteht aus mehr oder minder Nach erhabenen, meist maschig verzweig- 
ten Zügen, welche kleine, abgesonderte Vertiefungen einschliessen,, von denen manche zu etwas tie- 
feren, ungeregelt eckigen Poren sich gestalten. Diese eigenthümliche Bildung ist stets ein sicheres 
Unterscheidungszeichen, wenn andere nicht zureichen wollen. Inwendig scheinen sie grünlich, nur 
nach der Grundfarbe reiner oder in das Graue und Bräunliche ziehend durch; ihr Gewicht wechselt 
von 3 Gran (bei 12 Stück) zu 3'/, Gran (bei 10 Stück) und & Gran |bei 3 Stück). Die frischen, 
gefüllten Eier wiegen 4 Quentchen 10 bis 20 Gran. u r 


v 


* Das Gewicht des Kuckuks hält sich um 9 Loth, während die Goldammer noch niel.t 3 Loth schwer wird. 


85 


2) Der gelbbauchige Kuckuk. Cveutus Havus. Gn. 
Tab. XV. fig. 2. 

Gestalt und Lebensweise dieses javanischen Vogels kommen mit unserem Kuckuke überein, 
nur ist er ansehnlich kleiner. Die Herren Boie und Macklot schickten Eier desselben von Java an 
das Leydner Museum, welche aus den Nestern des Enicurus coronatus. Temm. und Megalurus pa- 
lustris. Horsf. im Juni und Juli genommen waren. Sie sind ungleichhälftig, an der Basis ziemlich 
kurz zugerundet, nach der Höhe sanft abfallend, stumpf zugespitzt, 8'/, bis 9 lang, 61,” breit, 
Ihre Grundfarbe ist röthlich grauweiss oder röthlich gelbgrau; auf ihr finden sich, wenig sichtbar, 
sehr feine aschgraue oder einzelne rothgraue Pünktchen und Fleckchen, vor der Basis kranzartig 
gehäuft, auf der übrigen Fläche gleichmässig zerstreut. Die Schale ist dünn, ihr Korn ganz wie 
bei den vorigen, nur viel zarter. Inwendig gegen das Licht scheinen sie gelblich oder grünlich- 
weiss durch. 

3) Der aschgraue Kuckuk. COxeutus eineraceus. Vıs. et Horsr. 
x Tab. XV. fie. 3. 

Kaum etwas grösser als unser Kuckuk und ihm nahe verwandt, lebt diese Art in Neuholland 
und legt ihre Eier in die Nester mehrerer kleiner Insektenfresser. Ich erhielt 2 Stück derselben durch 
Herrn Dr. Preiss, im westlichen Neuholland im October aus den Nestern der Meliphaga ( Glyeiphila) 
fulwifrons genommen; bei Herrn Gould traf ich ein drittes aus dem Neste einer Rhipidura motacil- 
loides. Sie sind ungleichhälftig, kurz oder gestreckt, nach der Basis sanft zugerundet, nach der ab- 


1, 


[273 _ 
lang, 7°/% 


gestumpften Höhe wenig stärker als nach der Basis, oder auch sehr stark abfallend, 10 
breit; 10%,” lang, 8” breit; 14°,” lang, 7,” breit, und sonach etwas grösser als die unseres 
Kuckuks. Die Farbe ist schmutzig röthlichweiss *), mehr in das Grauliche oder Gelbliche, fast unge- 
leckt. Nur mit der Lupe sieht man kleine, verwaschen gelbröthliche Fleckchen. Die Schale ist sehr 
> 
zart, ihr Korn gleicht dem der-vorigen Art, indem es etwas zarter ist als an unserem: auch hat es 
5 5 


etwas feinere und deutlichere Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen sie graugelblich durch. 
4) Der einsame Kuckuk. Cxeutus solitarius. Cvv. 

Er lebt paarweise, aber sehr sparsam vertheilt, am Vorgebirge der guten Hoffnung und legt, 
nach Levaillant, seine Eier, welche röthlichweiss mit hellbraunen Flecken bestreut sind, in die Nester 
der Sazxicola supereiliaris, Malurus macrourus, Sylvia coryphea, Turdus reclamator. 

9) Der zweifarbige Kuckuk. Cweulus serratus. Spann. (Cuculus edolius. Cuv. Oxylophus 
edolius. Sw.) 

Ebenfalls am Cap zu Hause ‘ legt er seine Eier in die Nester von Motaeilla capensis, Malurus 
subflavus und anderer kleiner Insektenfresser. Levaillant gibt seine Eier reinweiss von Farbe, 6” 
lang und #” breit, nach der Höhe stärker als nach der Basis abfallend an. 


6) Der schwarze Kuckuk, Cuculus niger. L. (Kudynamys niger. Vıs. et Honsr. Gymnopus 
% niger. Buyru.) 
- Für einen Kuckuk ‚von ansehnlicher Grösse, im Körper etwa so stark als der Holzheher, und 
Östindien angehörig, legt, nach Angabe des General Hardwicke, seine Eier im April in Krähennester. 


*, Es ist bemerkenswerth, dass auch die Eier vieler neuholländischen Vözel, besonders aus der Abtheilung der 
Meliphagen, röthlichen Grund haben. 


86 
— —— 


Ein von diesem eifrigen Ornithologen mitgebrachtes Ei stimmt mit der Abbildung desselben, welche 
er dem britischen Museo übergeben hat. Es ist 4” '//” lang, 8'//” breit, ungleichhälfig, dem gröss- 
ten Durchmesser der stark abfallenden Basis näher, nach der vorgestreckten, stumpfen Höhe san 
abfallend. Seine Grundfarbe ist grünlich grauweiss, fast gleichmässig bedeckt mit feinsten, verwor- 
renen graubraunen und gelbbraunen Fleckehen. Die Schale ist glatt und glänzend mit ziemlich 
derbem Korne, welches dem der andern Kuckuke gleicht, nur etwas deutlichere, länglich eckige Poren 
hat. Inwendig scheint es graugrünlichweiss durch und wiegt 6 Gran. ’ - 


7) Der Glanzkuckuk. Cueulus Incidus. Laru, (Chaleites Iucidus. Lass.) 
Tab. XV. fie. 5... b. be 

Im Körper kaum schwächer als ein Staar, findet sich dieser Kuckuk über Neuholland und Neu- 
seeland verbreitet, wo er seine Eier in die Nester kleiner Insektenfresser legt. Als Pflegeeltern der- 
selben sind folgende bekannt: Acanthiza diemensis et chrysorhoea, Glyeiphila fulvifrons, Malurus 
eyaneus und andere dieses Geschlechtes, Petroica multicolor. Seine Eier sah ich in ziemlicher Anzahl 
in den Londoner und Pariser Museen, besitze auch deren selbst & Stück von Herrn Dr. Preiss, im 
westlichen Neuholland gesammelt. Bei Beschreibung des Malurus oyaneus sagt Herr Gould | Birds of 
Australia), dass er oR neben seinen Jungen einen jungen Glanzkuckuk mit aufziehen müsse, woraus 
zu schliessen wäre, dass hier das Herauswerfen der Nestgeschwister nicht vorkomme. Allerdings 
ist dieser Kuckuk viel kleiner als der unserige und bedarf deshalb nicht so viel Nahrung, aber man 
muss erst durch sichere Beobachtung den Thatbestand kennen, ehe man darauf bauen darf. 


Die Eier sind meist gestreckt ungleichhälfig, zuweilen fast walzenförmig, stumpf oder scharf j 


zugespitzt, 7.” lang, 5,” breit; 7%” lang, 5°” breit; 8” lang, 5'/” breit; 8” lang, 5%,” 
breit; 8'/” lang, 5°” breit; 8'//” lang, 51%” breit; 8'/”” lang, 6” breit, was bei so kleinem 
Verhältnisse grosse Abweichung zu nennen ist. Noch weit mehr ändert die Färbung, und zwar auf 
eine Weise, wie sie nur noch bei dem Mövengeschlechte vorkommt. Man findet nämlich den Grund 
weiss und mit Roth und Rothbraun in den verschiedensten Nuancen gefleckt, meist mit zartesten 
dichten Pünktchen, die sich nach der Basis häufen und oN einen deutlichen Kranz bilden, ‚oder mit 
grösseren, verworrenen, oft erhaben aufgetragenen Fleckchen, wie bei manchen Hühnerarten. Dann 
kommen völlig olivengrüne oder olivenbraune vor, die in der Färbung den Eiern der Nach- 
tigall gleichen, wo jedoch die Basis dunkler, die Höhe etwas lichter gefärbt ist, wie bei vielen Eiern 
neuholländischer Vögel. So ist es ausser durch Berücksichtigung des Kuckukskornes kaum möglich, 
sie zu erkennen, da manche den Eiern der Pflegeeltern so überaus ähnlich sehen. Inwendig scheinen 
die blassen weisslich, die dunkeln grünlich durch; ihr Gewicht beträgt 4'/, bis 1'/, Gran. 


8) Der Goldkuckuk, Cueulus auratus. Gw. (Chrysococeyx auratus. Boi. Chalcites auratus. Lnss,) 
Tab. XV. fig. &. Ast 
Er hat ungeführ die Grösse des vorigen und lebt am Cap. Nach Levaillant legt er seine Eier i 
die Nester der dortigen kleinsten Insektenfresser. Dieser aufınerksame Forscher schoss ein Weibchen, 
welches ein eignes Ei im Rachen hatte, und schloss daraus, dass der Vogel die Eier in ihm unzu- 
züngliche Nester mittelst des Schnabels einbrächte. Ich besitze ein dieser Art angehöriges Ei, welches 
8” lang und 6”” breit, dabei gestreckt ungleichhälfig, nach der Basis ziemlich stark, nach der Höhe 


56565 en ee a 


87 


stark abfallend und stumpf zugespitzt ist. Seine Farbe ist glänzend reinweiss, sein Korn gleicht dem 


anderer Kuckuke. 


Drittes Geschlecht. 


Strausskuckuk. Coceyzus. Vırını. (Cuculus. L. Coccyzon. GLoGer.  Üoceygius. 
Nırzscn. Erythrophrys. Sw.) 

Eine kleine Anzahl von Kuckuksarten aus Amerika und Afrika‘), die mit den eigentlichen Kuckuken 
nahe verwandt, sich von ihnen besonders dadurch unterscheiden, dass sie selbst Nester bauen und 
verhältnissmässige, zwar gefärbte, aber ungefleckte Eier legen. 

1) Der Regen -Strausskuckuk, Coccyzus americanus. Boxar. (Cuculus americanus. L.) 


Tab. XV. fie. 5 (6!). [Wırsox, IV. p. 13. Nurrat, I. p. 551. Hewırsox, Col. Illustr. Tab. LV. fig. 2. Aupunon, 
Synops. 187.) 


Er hat kaum die Grösse unseres Kuckuks und lebt in Nordamerika, im Sommer bis zu den 
nördlichen Distrikten der Vereinigten Staaten, im Winter in Mexiko und Louisiana. Ende April oder 
Anfangs Mai bezieht er sein Nistrevier im Walde selbst oder an dessen Rändern, auch in zusammen- 
hängenden Fruchtbaumanlagen dem Menschen sich annähernd. Kommen mehrere Männchen näher 
zusammen, so entstehen heftige Kämpfe unter ihnen, bis das eine Sieger bleibt und das andere 
weichen muss. Ihre Balzstimme ist viel mannigfacher als die unseres Kuckuks, doch kommen die 
Haupitöne desselben auch dabei vor. Meist noch in der ersten Hälfte des Mai beginnen sie ihren 
Nestbau und wählen zur Anlage einen horizontalen Baumast oder einen einzelnen dichten Busch in 
einem versteckten Waldtheile. Das Nest selbst ist höchst kunstlos aus kleinen Reischen in Ziekzack 
über einander gelegt. In dasselbe legt das Weibchen 3 bis 4 Eier und bebrütet sie in der letzten 
Zeit so eifrig, dass man es fast mit der Hand berühren kann, ehe es abfliegt, wo es dann, nach Art 
mehrerer Hühner und Raubmöven, durch ängstliches Flattern am Boden den Eindringenden vom 
Neste abzuziehen sucht. Was Audubon über das Fortpflanzungsgeschäft dieses Vogels berichtet, ist 
ausserordentlich wunderbar; er fand nämlich in demselben Neste 2 fast flügge Junge, dann 3 andere 
in den verschiedensten Altersstufen, das jüngste derselben noch mit Dunen bedeckt, endlich 2 Eier, 
deren eins bereits einen Embryo enthielt, während das andere frisch gelegt war. Ein Freund ver- 
sicherte ihm, dass er aus demselben Neste im Verlaufe vieler Wochen nach einander allmälıg 11 Junge 
habe ausfliegen sehen. Ob dieses regelmässig oder nur in manchen Fällen geschieht, muss noch 
ermittelt werden. Das Männchen hält sich in der Nähe des brütenden Weibehens und warnt dasselbe 
bei annähernden Gefahren. Beide Alten füttern die Jungen gemeinschaftlich und gern mit solchen 
Raupen, die sich auf Aepfelbäumen aufhalten. Ich besitze nur ein Ei dieser Art aus Pensylvanien. 
Es ist fast gleichhälftig, gestreckt, nach beiden Polen sanft abfallend, 4” 1°” lang, 10°//” breit, 
blaugrünlich mit glattem, schmutzig grünlichgelblichem Ueberzuge meist bedeckt, der nur an einigen 
Stellen den Grund etwas freier lässt, wo man dann das Korn deutlicher sieht. Dieses ist sehr zart 
und wird von schmalen, schwach erhabenen, verzweigten Zügen gebildet, welche etwas breitere, 
flache Vertiefungen umschliessen, die sich hier und da zu undeutlichen Poren erweitern. Sind sie am 


*) So lange die Fortpflanzungsweise bei dem Cueulus glandarius nicht bekannt ist, stellt man ihn wol am füg- 
lichsten hierher, ebenso den Cuculus eristatus vom Cap. 


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. 
* * 


Grunde mit der Ueberzugmasse gefürbt, so werden sie deutlicher sichtbar; doch kommt dies nur 
einzeln vor. Inwendig gegen das Licht scheint es grünlichgelblich durch. Das Gewicht beträgt 
10 Gran j 

2) Der rothäugige Strausskuckuk., Coceysus dominieus. Nurr. (COueulus dominicus, L. (. ery- 


throphthalmus. Wıus.) 
Tab. XV. fie. 6. |Wırsox, IV. p. 46. Norrar, I. p. 556.) 


Er ist etwas kleiner als der vorige, sparsamer und mehr südlich verbreitet, und kommt etwas 
später im Frühjahre an seine nördlichern Brüteplätze. Er hält sich, vom Menschen entfernt, mehr im 
Walde auf, frisst aber ebenfalls gern Vogeleier. Das Männchen hat eine der des vorigen ähnliche 
Balzstimme, hält sich in der Nähe des brütenden Weibchens, welches sehr fest sitzt und nur erst 
abfliegt, wenn man dicht beim Neste ist. Das Nest ist ziemlich sorgsam auf einem Wachholder - oder 
andern dichten Strauche angebracht und besteht aus gut durch und über einander gelegten stärkern 
und zartern Reischen zu unterst, und ist inwendig und zu oberst mit Blattstielen, zarten Ranken, 
dürren Blättern, besonders von Kastanien und Eichen und abgefallenen Blütenkätzchen der Kastanien 
und Eichen belegt. Seine Gestalt ist unregelmässig und richtet sich nach der Unterlage; das, welches 
ich aus Pensylvanien besitze, ist auswendig und unten etwa 6” lang, 5” breit, in der Mitte kaum 3” 
lang, 2” breit und 2” hoch. Die 3 bis & Eier sind ungleichhälfig, of dem Gleichhälfigen nahe. 
Länge 1”, Breite 9)” ; Länge 4” '//”, Breite 9'/”. Ihre Grundfarbe ist lebhafter als an den vorigen, 
bläulich, reiner oder mit dünnem, gelblichem Ueberzuge, inwendig gleichfarbig durchscheinend. Ihr 
Korn ist äusserst glatt, mit abgeschliffenen, verzweigten, feinen Erhabenheiten und Nachen, zusam- 
menhängenden , grubenförmigen Vertiefungen dazwischen. Ihr Glanz ist schwach, ihr Gewicht 6 bis 
6/, Gran. Da sie ansehnlich kleiner als die vorigen sind, so kenne ich keine Eier, mit denen man 
sie verwechseln könnte. j 

3) Der Hauben-Strausskuckuk. Coceysus eristatus. Vıriun. (Coua. Cvv.) 
LevaıLLant, V. p. 67. 

Von dieser Art fand Levaillant ein Nest am Vorgebirge der guten Hoffnung in einem gestürzten, 
vom Wasser ausgehöhlten Baume, welches & Junge enthielt. Die vorgefundenen Bruchstücke von 
Eischalen sahen weisslichgrau aus. Frisst dieser Vogel aber etwa Vogeleier, wie seine amerikani- 
schen Verwandten, so können es auch Schalen von einem andern Vogel gewesen sein. 

4) Der Heher-Strausskuckuk. Coceyzus glandarius. Vırıur. (Ouculus glandarius. Gum.) 

Die Länder um das Mittelmeer von Afrika und Asien sind der eigentliche Aufenthalt des Heher- 
kuckuks, und es ist noch zweifelhaft, ob er in Europa auch als Standvogel sich finde. In den ange- 


gebenen Ländern fehlen uns genaue ornithologische Beobachtungen fast ganz, weshalb auch von der 
Fortpflanzung dieses Vogels nichts bekannt ist. . 


Viertes Geschlecht. 


Spornkuckuk. Centropus. Iunis. ( Cuculus. L. Corydonix. Vırına. Polophilus. Leacn.) 


Afrikanische, asiatische und neuholländische Vögel mit langem, zugespitztem Daumennagel, die 
in der Lebensweise sich den vorigen anschliessen. Sie nisten in Baumlöchern und legen weisse Eier, 
‚deren Schale sehr unentwickelt ist. Nach Levaillant brüten Männchen und Weibchen gemeinsam. 


89 


1) Der schwarze Spornkuckuk, Centropus aethiops. Cuv. 
LEvAILLANT, V. Nr. 222. 

Er lebt im südlichen Afrika und erreicht etwa die Grösse der Wachholderdrossel. Nach Levail- 
lant nistet er in einem Baumloche und legt A kreideweisse Eier. 

2) Der afrikanische Spornkuckuk. Centropus afer. Cvv. 
LEVAILLANT, V. Nr. 226. 

Er hat das Vaterland mit vorigem gemein und bringt, nach Levaillant, stets 2 Junge auf. Bei 
dieser Gelegenheit stellt derselbe als durchgängig von ihm beobachtetes Gesetz auf, dass bei allen 
Vögeln, welche 2 Eier legen, eines derselben einen männlichen, das andere einen weiblichen Vogel 
enthielt. In den mehrsten Fällen findet man allerdings die Wahrheit dieser Angabe bestätigt. 

3) Der javanische Spornkuckuk, Centropus affinis. Honsr. 
Tab. XIV. fig. 46. 

Dieser ansehnliche Vogel, grösser als unser Kuckuk, lebt auf Java und nistet daselbst in Baum- 
löchern. Die Herren Boie und Macklot fanden im April die Eier und sandten deren eine Anzahl an 
das Leydner Museum. Sie sind gleichhälftig oder fast gleichhälftig, gestreckt oder rundlich, 1” 1,” 
lang, 14°” breit; 4” 4” lang, 14,” breit; 4” 1%/,” lang, 9°%/,” breit; 4” 3°” lang, 10°” breit, und 
so nach ansehnlich abändernd. Ihre Farbe ist matt milchweiss; die Schale ist mit zartem Ueberzuge 
bedeckt, welcher Eindrücke von Federn enthält. Unter demselben ist das Korn dem der Strauss- 
kuckuke ähnlich, aber weniger entwickelt. Gegen das Licht scheinen sie weisslich, schwach in das 
Gelbliche oder Grünliche durch. Gewicht 10'/, bis 12 Gran. 

4) Der Fasanspornkuckuk. Centropus phasianus. Vıc. et Honse. (Cueulus phasianus. Ları.) 

Noch grösser als der vorige, lebt diese Art in Neuholland. Herr Gould fand 3 Stück seiner Eier 
zu Port Essington. Sie sind fast gleichhälftig, ursprünglich wol reinweiss, etwas glänzend. Ihre 
Länge ist 4” 3”°, die Breite 4” 1%”, oder 4” A” bei 4” 1” Breite. Ihr Korn ist sehr fein, fast 
gestrickt, mit sparsamen, höchst feinen und undeutlichen Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen 
sie gelblich durch. 


Fünftes Geschlecht. 


Honigkuckuk. - Indicator. Vıriuz. (Cuculus. Gm. Prodotes. Nırzscn.) 


Kleinere Vögel des südlichen Afrika, bekannt durch ihre Nahrung, welche meist in Honig 
besteht, zu dessen Erlangung sie oft auf menschliche Beihilfe Anspruch machen. Ihre Eier sind weiss 
und stehen im Korne den eigentlichen Kuckuken nahe. Sie werden, 3 bis # an der Zahl, in Baum- 
löcher gelegt. 

1) Der grössere Honigkuckuk. Indicator major. Vırıun. (Cueculus indicator. G=.) 
Tab. XIV. fig. 47. 

Etwa von der Grösse des Zanius collurio, lebt er in bewaldeten Distrikten des südlichen Afrika 

und wählt sich daselbst Baumlöcher zum Nistplatze, wo er auf faules Holz seine 3 bis 4 Eier legt. 


. - ym . 1 [273 , 
breit; 9” lang, 7,” breit; 9'/ lang, 


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4 


Diese sind seiner Grösse angemessen, 8°//” lang, 7' 
7” breit; ungleichhälftig, kurz, und dann an der Basis stumpf zugerundet, an der Höhe stumpf zu- 
gespitzt, oder gestreckt, nach der Basis sanft, nach der spitzen Höhe stark abfallend. Ihre Farbe ist 


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ganz matt milchweiss, meine 3 Stück wahrscheinlich vom faulen Holze, auf dem sie gelegen haben, 
bräunlich beschmutzt. Das Korn besteht aus Nachen, breiteren, verzweigten Erhabenheiten, mit zwi- 
schenliegenden Gruben , in welchen hier und da die unregelmässigen und undeutlichen , wenig tiefen 
Poren sich finden. Inwendig gegen das Licht scheinen sie graugelblichweiss durch; ihr Gewicht 
beträgt um 3 Gran. 
2) Der kleinere Honigkuckuk, Indicator minor, Vırını. 
Levam.nast, V. Nr. 242. 

Er ist nur so gross als ein Sperling und legt, nach Levaillant, & ganz weisse Eier in ein 

Baumloch. 


Sechstes Geschlecht. 
Madenfresser. Crotophaga. L. 


Ziemlich ansehnliche, schwarz- oder weissgefärbte Vögel des südlichen Amerika, welche zu den 
Krähen, Nashornvögeln und sogar Scharben einige Beziehung zeigen. Sie halten sich gesellig zu 10 
bis 30 innigst vereinigt, so dass bei allem Gemeinsamen ihres Lebens nie Zank oder Streit vor- 
kommt. So bauen sie auch gemeinsame Nester, legen ihre Eier neben einander, brüten zusammen 
und abwechselnd und füttern gemeinsam. Die Eier schliessen sich sehr genau an die der Strauss- 
kuckuke an, nur erreicht der Ueberzug eine Stärke, wie wir sie blos bei den Scharben und Peli- 
kanen finden. 

1) Der kleine Madenfresser. Crotophaga Ani. L. 
Tab. XV. fig. 9. a. b. [Azana, Vol. II, p. 26. Virier. Gal. I. p. 36.) 

Er hat etwa die Körpergrösse der Elster und hält sich in offneren Gegenden, nie im geschlos- 
senen Walde. Ihr gemeinsames Nest bringen diese Vögel meist auf einem hohen, dichten Busche an, 
bauen es sehr fest aus biegsamen Schlingpflanzen, legen es inwendig mit Blättern aus und bringen 
aussen herum einen erhabenen Rand an. Sie bedecken auch die frisch gelegten Eier mit Blättern, 
wenn sie von denselben sich entfernen, und jeder brütende Vogel sondert seinen Satz von den andern 
(durch einen Kranz von Blättern. Ein solches Nest enthält 20 bis 30 Eier, so dass wol auf jedes 
Weibchen deren zwei kommen. Diese sind aus den verschiedenen Gegenden von Südamerika — ich 
besitze deren selbst 17 Stück von Jamaica bis Buenos-Ayres — sehr unbedeutend abweichend, meist 
gleichhällig, etwas gestreckt, seltener etwas kurz, oder an dem einen Pole merklich stärker abfallend 
als an dem andern. Die Maasse variiren auf folgende Weise: Länge 4” 1'/”, Breite 11Y//”, 1 Stück ; 
Länge 1” 2”, Breite 11'//”, 4 Stück; Länge 4” 2'//”, Breite 10%”, 4 Stück; Länge gleich, Breite 
11'/”, 2 Stück ; Länge 1” 2'/,”, Breite 40)”, A Stück; Länge gleich, Breite 14%”, 2 Stück: 
Länge 4” 3°”, Breite 11'/”, 1 Stück; Länge 4” 3'/”, Breite 14”, 3 Stück; Länge 1” #”, Breite 
1” '/,” (Azara gibt das Maass zu 4” #” Länge, 4” Breite an), 4 Stück; Länge 1” 4'//”, Breite 
1” 17”, 2 Stück; Länge 1” 4”, Breite 1”, 1 Stück. Die Schale ist zu äusserst mit einem ziemlich 
dicken, gleichmässigen, weissen Ueberzuge, der von der untern Farbe etwas bläulich erscheint, und 
mit Kritzeln, wahrscheinlich von den Krallen des Vogels, und feinen Federeindrücken versehen. 
Diesen Ueberzug kann man mit einem scharfen Werkzeuge oder mit Säure leicht wegnehmen, und 
dann erscheint die eigentliche Schale von blaugrünlicher Färbung, die zuweilen mehr in das Graue 


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zieht. Vielleicht werden auch manchmal Eier ohne Ueberzug gelegt, wenigstens habe ich nicht selten 
unter den andern auch Eier erhalten, an denen man keine Spur desselben sah und bei denen auch 
das Korn etwas deutlicher entwickelt ist. Dieses letztere gleicht ausserordentlich dem der Strauss- 
kuckuke, ist zart, mit verzweigten, flachen Erhabenheiten, die seichte Furchen und Grübehen zwischen 
sich lassen, deren letzte öfters zu eckigen, undeutlichen Poren werden und dann meist in einen Punkt 
ausgehen. Inwendig gegen das Licht scheinen sie blaugrünlich durch. Ihr Gewicht beträgt 17 bis 
24. Gran, bei weitem die Mehrzahl hält sich auf 48 und 19 Gran. Ich kenne kein Ei, mit dem sie 
zu verwechseln wären. 
2) Der grosse Madenfresser. Crotophaga major. L. 
Tab. XV. fig. 8 (10!). [L’anno-guazu. Azana, T. IV. p. 29. 

Vom vorigen fast durch doppeltes Gewicht verschieden, ziemlich von derselben Verbreitung, 
aber viel seltener und scheuer, sich mehr an niederes Dickicht haltend. Seine Nahrung und Fort- 
pflanzungsweise soll mit dem vorigen übereinstimmen. Ich besitze 3 Eier dieser Art aus Surinam, 
welche, ausser der Grösse, ganz mit denen der vorigen Art übereinkommen. Sie sind gleichhälftig 
oder fast gleichhälftig, 4” 7 bis 7'//” lang, 1” 3°/, bis A” breit *). Der Schalenüberzug ist ganz wie 
bei voriger Art, nur etwas dicker und deshalb weisser, sehr glatt und etwas glänzend, mit Federein- 
drücken, Kritzeln und abgeriebenen Stellen, durch welche der Grund sichtbar wird, dessen lebhafte 
Färbung mehr in das Grüne zieht. Das Korn unterscheidet sich wenig von dem der vorigen, nur 
dass es etwas gröber ist; inwendig scheinen sie intensiv blaugrün durch. Ihr Gewicht beträgt um 
41 Gran. Ist ihr Ueberzug entfernt, so bekommen sie einige Aehnlichkeit mit manchen Erypturus- 
Eiern, wo sie jedoch das Korn sogleich unterscheidet. Das Maass, welches Azara von seinem Exem- 
plare gibt, stimmt vollkommen mit dem des Orypturus brasiliensis. 

3) Der weisse Madenfresser, Crotophaga Guira. (Cuculus Guira. L. Crotophaga piririgua. Vıriun. 
Ptiloleptus Guira. Swaıns.) 
Tab. XV. fig. 41. [Azara, T. IV. p. 24. 

Einige nicht sehr erhebliche Abweichungen haben die Systematiker bewogen, diesen Vogel von 
den Madenfressern zu trennen, mit denen er in Lebensweise und Fortpflanzung innigst verwandt ist. 
In der Grösse steht er gerade zwischen den beiden vorigen Arten, lebt gesellig und schliesst sich, 
wunderbarer Weise, oft ganz dem kleinen Madenfresser an, mit dem er, nach Azara (l. e. p. 23), 
sogar gemeinsam brütet. Seine Eier gehören zu den schönsten und merkwürdigsten, die es gibt, da 
der weisse Ueberzug der vorigen bei ihnen wie ein grossmaschiges Gewebe über die ganze Ober- 
fläche verbreitet ist und den grünen Grund zwischen sich frei lässt. Herr Des Murs besitzt in seiner 
ausgezeichneten Sammlung eine Anzahl dieser Eier; zwei derselben verdanke ich seiner Güte. Sie 
sind gleichhälftig oder fast gleichhälftig, zuweilen fast walzig, 1” 6” lang, 4” 1'/” breit; oder 
1” 6,” lang, 4” 1°/” breit. Sowol der Schleierüberzug, als die eigentliche Oberfläche haben 
etwas Glanz, die Grundfarbe zieht mehr in das Grünliche oder Bläuliche und ist mehr oder minder 
lebhaft. Ihr Korn ist zart, aber etwas deutlicher entwickelt als bei den beiden vorigen Arten, sonst 


ihnen ganz gleich. Die flach erhabenen, abgeschliffenen, verzweigten Züge lassen Grübchen und 


, Azara gibt von seinem Exemplare das Maass zu 2’’ 1’’’ Länge bei 1’ 8’’’ Breite an, was ein sehr starker 
Unterschied wäre und für den Vogel zu gross ist. Vielleicht hat Azara ein Crypturus-Ei für das dieses Vogels gehalten 


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er 


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gebogene Furchen zwischen sich, von denen manche sich zu undeutlichen Poren vertiefen. Inwendig 
gegen das Licht scheinen sie blassblaugrünlich durch. Er 


Achte Familie, 
Spechte. Pici. 


Sehr eigenthümliche Vögel, die sich im Aeussern den Eisvögeln am meisten annähern, in 
Lebensweise aber ganz von ihnen abweichen. Auf der andern Seite verbindet sie der Wendehals mit 
den Kuckuken, wonach wir ihre Stellung eingerichtet haben. Ihre Nahrung besteht fast ausschliess- 
lich aus Insekten in ihren verschiedenen Lebenszuständen, die sie meist unter der Rinde der Bäume, 
besonders wo diese abzusterben beginnt, hervorholen und zu diesem Behufe stets an Bäumen um- 
herklettern. Nur wenige gehen, besonders der Ameisen und Termiten wegen, an die Erde und 
können dann auch höhern Baumwuchs entbehren. Ihre zahlreichen Arten sind über Amerika, Asien, 
Afrika und Europa verbreitet, erlangen keine bedeutende Grösse, nisten alle in Baumlöchern, die sie 
sich meist selbst verfertigen. Sie leben einsam und paarweise, legen ziemlich viele, verhältniss- 
mässige, weisse, glänzende Eier auf einige Holzspähne, ohne ein Nest zu bauen. Beim Brüten löst 
das Männchen im Mittage das Weibchen einige Zeit ab; beide haben dann einen grossen Brüteflecken 
am Unterleibe Die Jungen bleiben im Neste, bis sie vollkommen flugbar sind und werden, auch aus- 


geflogen, von den Alten noch lange fortgefüttert. Sie lassen in der Fortpflanzungszeit eigenthümliche _ 


Töne hören, bringen auch durch schnelles Hacken an einer dürren Astspitze weit schallende, schwir- 
rende Töne hervor. Sie sind meist Stand- oder Strich-, ausnahmsweise Zugvögel. 


Erstes Geschlecht. 
Wendehals. Jynz. L. 


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Man kennt nur eine, aber über fast ganz Europa, einen grossen Theil von Afrika und Asien 
verbreitete Art, die sich in körperlichen Verhältnissen genau an die eigentlichen Spechte anschliesst, 
aber nicht klettert, der Lebhafligkeit derselben ermangelt und, wenigstens in den weniger warmen 
Ländern ihres Aufenthaltes, Zugvogel ist. Die zahlreichen Eier sind nahe mit den Spechteiern 
verwandt. 

1) Der gemeine Wendehals. Jyn.xr torquilla. L. 
Tab. XIll. fig. 6. |Zıvansı, p. 32. Tab. XI. fig. 63. Kreis, Tab. IV. fig. 5 u. 6. Lewiv, Tom. Il. Tab. XI. fie. ». 


Naumann und Bunte, Eierw, Heft I. Tab. I. fig. 16. Scnınz, Eierw. Tab. XXIX. fig. 4. Tuiexesmanv und Baene, Eierw. 
Heft III. Tab. Xi. fig. 7. Hewırsox, British Oval. Tab. XCV. fig. 4. /dem, Col. Illustr. Tab. LI. fie. 1. 


Dieser allbekannte Vogel, in Körpergrösse der Feldlerche ziemlich gleich, mit einem Gewichte 
von 2 Loth 4 bis 2 Quentchen, kommt im südlichen Europa im März, im mittlern Ende April, im 
nördlichen Anfangs Mai an, bezieht dann seine Lieblingsplätze, Vorhölzer und lichtere Laubwaldun- 
gen, wenn sie besonders nicht zu trocken gelegen sind. Selbst kleinere Baumanlagen und Obstgärten 
verschmäht er nicht, wenn er Ameisen und Gelegenheit zu nisten vorfindet. Die zuerst ankom- 
menden Männchen setzen an warmen, feuchten Frühlingsmorgen sich auf einen Zweig und lassen ihre 
Balzstimme lauter oder schwächer ertönen, welche wie Weib, Weib, Weib; Weid, Weid, Weid oder 


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Waid, Waid, Waid klingt. Rufen zwei Männchen in der Nähe, so rücken sie zu einander und rufen 
sich an, ohne sich doch in Thätlichkeiten einzulassen. Der rufende Vogel bleibt ausserdem oft längere 
Zeit auf einem Platze oder wechselt mit einem andern, doch stets innerhalb eines kleineren Bezirkes, 
den er zu seinem Standrevier erwählt. Hat sich sein Weibchen bei ihm eingefunden und beide haben 
sich einen Nistplatz erwählt, so singt er weniger eifrig und anhaltend; sind die Jungen ausgekrochen, 
so verstummt er ganz. Als Nistplatz wird ein Baumloch von 4 bis 30° über dem Boden erwählt, 
das ihnen bequem Platz gewährt. Sie benutzen ein vorhandenes und fertigen selbst nie ein solches, 
reinigen es nur von schmutzigen Stoflen, die sich etwa in demselben befinden. Sie sind in der Wahl 
durchaus nicht schwierig und nehmen oft Löcher in Obstbäumen in Besitz, die an besuchten Garten- 
wegen sich finden, wodurch viele Bruten umkommen; da aber eine starke Vermehrung stattfindet, so 
bemerkt man doch bei dem Wendehalse heutzutage eher Vermehrung als Verminderung. Das Weib- 
chen legt nun ohne alle Unterlage, oder auf etwas Holzspähne, oder von einem alten Neste eines 
andern Vogels vorgefundene Materialien 7 bis 14 Eier, welche es in 44 Tagen ausbrütet und dabei 
vom Männchen in der Mittagszeit auf einige Stunden abgelöst wird. Es ist keine kleine Arbeit, eine 
so grosse Anzahl hungriger Mägen zu befriedigen, welche meist mit: Ameisenpuppen, später auch mit 
kleinen, haarlosen Schmetterlingsräupchen aufgefüttert werden. Allein die Alten lieben ihre Brut 
ausserordentlich und sind in dieser Zeit höchst thätig. Die ganze Fortpflanzung nimmt bei ihnen 
etwa 8 Wochen in Anspruch, da sie Anfangs Mai zu legen beginnen und Ende Juni, wenn sie nicht 
gestört werden, ihre Jungen sich selbst überlassen können. Diese letztern lassen im Neste und so 
lange sie noch von den Alten ausserhalb desselben geführt werden, eine zirpende, schwirrende Stimme 
hören und verstummen erst, wenn sie sich eine Zeitlang selbst ihr Futter suchen mussten. 

Die Eier sind meist der Grösse des Vogels angemessen, öfters auch etwas klein, ungleichhälftig, 
kürzer oder gestreckt, an der Basis zuweilen kurz zugerundet, meist aber sanft abfallend, wie nach 
der abgestumpften oder etwas zugespitzten Höhe. Ihre Maasse an Ä8 Exemplaren aus sehr verschie- 
denen Ländern sind folgende: Länge 8°//”, Breite 61”, A Stück; bei gleicher Länge, Breite 7’”, 
1 Stück; Länge 9”, Breite 7 bis 7'/y”, 2 Stück; Länge 9///”, Breite 6°, bis 7°”, 7 Stück; Länge 
91/5", Breite 6°/, bis 7”, 5 Stück; Länge 9°//”, Breite 7 bis 7'/,”, 3 Stück. Ihre Farbe ist milch- 
weiss, meist etwas ins Gelbliche; frisch und gefüllt röthlich vom durchscheinenden Dotter; der Glanz 
ist mässig oder schwach. Ihr Korn ist etwas derb; ästig verzweigte, dichte, schmale, erhabene Züge 
schliessen schmälere oder breitere seichte Vertiefungen ein, welche sparsam etwas eckige, in Punkte 
ausgehende Poren bilden. Inwendig scheinen sie weiss, fast ohne Beimischung durch; ihr Gewicht 
beträgt 3°/, bis 4°/, Gran. Es gibt viele weisse Eier anderer Vögel, mit denen sie verwechselt wer- 
den können; beachtet man aber Grösse, Gestalt, Gewicht und Korn, so ist es nur der Kleinspecht, 


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von dem sie schwerer zu unterscheiden sind. 


Zweites Geschlecht. 
. Zwergspecht. Picumnus. Temn. 


Man kennt nur wenige Arten, die gerade zwischen Wendehals und Specht inne stehen und dem 


südlichen Amerika angehören. Sie sollen in Baumlöchern nisten. 


1) Der kleine Zwergspecht. Picumnus minutissimus. Teun. 

Er lebt, nach Prinz Maximilian zu Wied, ganz spechtartig in allen brasilianischen Waldungen 
im Sommer paarweise, im Winter familienweise umberstreifend, und soll daselbst in Baumhöhlen 
nisten. Das Berliner Museum hat von Herrn Sellow die Eier dieses Vogels, der in seiner Grösse 
den Zaunkönig kaum übertrifft, erhalten. Sie sind leider nicht ausgeblasen und deshalb verfärbt. Ihre 
Länge beträgt 8/, bis 8'//”, ihre Breite 6”, so dass sie der Grösse des Vogels angemessen sind. 
Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis mässig, nach der Höhe stärker abfallend und stumpf zuge- 
spitzt, wie die meisten Eier des Wendehalses. Ihre Farbe ist ursprünglich wol reinweiss; das Korn 
stimmt ganz mit dem der Spechte überein, ist sehr zart mit ziemlich vielen und tiefen Poren. Der 
Glanz ist nur mässig, hat aber gewiss ebenfalls gelitten. 


Drittes Geschlecht. 
Specht. Picus. L. 


Hier gilt Alles, was bei der Familie als charakteristisch angegeben ward. Nach unbedeutenden 
Merkmalen, besonders im Schnabelbau, hat man dieses Geschlecht in mehrere Unterfamilien und 
viele Geschlechter abgesondert, die wir füglicher wieder unter dem alten Linne’'schen Namen ver- 
einen. Das Korn der glatten, schr glänzenden Eier besteht aus schmalen, flach erhabenen, maschig 
verzweigten Zügen, welche gerundete, ungleichgrosse, glatte Flächen einschliessen, von denen manche 
zu runden, glatten Poren sich vertiefen. Inwendig scheinen alle reinweiss durch. Ihr Gewicht, wenn 
sie gefüllt sind, verhält sich zu dem des Vogels etwa wie I zu 18, das der leeren Schale zu dem 
gefüllten Eie wie I zu 12. 

A. Dreizehige Spechte. (Picoides. Lacep., Tridactylia. Steph., Dendrocopus. 
Koch., Apternus. Sur.) 
Sie gleichen vollkommen der nächsten Abtheilung, nur dass ihnen die Innenzehe fehlt. 
1) Der dreizehige Specht. Picus tridactylus. Gn. a 
Tab. XII. fig. 41. 

Er kommt in der Grösse fast ganz mit Picus medius überein und wiegt etwas über 4'/, Loth. Er 
lebt im Norden von Europa, Asien und Amerika und in den höhern Gebirgswäldern der südlichen 
Länder. Nadelwald mit Laubholz gemischt ist sein Lieblingsaufenthalt. Sobald die wärmere Früh- 
lingswitterung es gestattet, beginnt er sein Nestloch einzurichten, welches er am liebsten in einem 
etwas isolirt stehenden, glatten, hohen Stamme anbringt. Wo einzelne Buchen unter Nadelholz wach- 
sen, sind diese genöthigt, schnell mit aufzuwachsen, bekommen dann leicht schadhaftle Krone und 
faulen von oben herab Dies sind die Lieblingsbäume der Spechte, und ich fand auch in einem 
solchen auf dem Wiener Schneeberge ein Paar dieser Spechte, etwa in einer Höhe von 40’ nistend. 
Sie hatten im Mai bereits Junge, obgleich noch ganz in ihrer Nähe Schnee lag; Männchen und Weib- 
chen trugen Futter herbei, waren aber dabei, ihres abgesonderten Aufenthaltes ungeachtet, sehr scheu ) 


*, Auch auf dem schlesischen Gebirge kommt der dreizehige Specht einzeln nistend vor. Ich erhielt auf dem 
Riesengebirge im April ein altes Männchen, dessen Testikeln im vollkommen angeschwollenen Zustande sich befanden 


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Die Eier, deren diese Art % bis 5 legen soll, habe ich aus der Schweiz erhalten. Sie sind ungleich- 
hälfig, etwas gestreckt, nach der Basis sanft oder etwas stark, nach der vorgestreckten Höhe 
allmälig abfallend und stumpf zugespitzt, 10%,” lang, 8°” breit; 11”” lang, 8'/,”” breit, und haben 
so grosse Annäherung an die Eier des Picus medius, die jedoch meist kürzer sind. Nur bei einer 
grössern Anzahl von Exemplaren, als ich vergleichen konnte, wird es möglich werden, sichere Unter- 
schiede aufzustellen. Wie bei allen Spechten, wird die Schale während des Bebrütens, wenn etwas 
Feuchtigkeit im Nestloche ist, gelblich, bräunlich oder braungefleckt. Ihr Gewicht beträgt höchstens 


5 Gran, wonach sie etwas grösser als die des Picus medius und kleiner als die des Pieus major sind. 


B. Eigentliche Spechte, mit vier Zehen, ganz geradem, gefurchtem Schnabel. (Cam- 
pephilus. Gray, Dendrobates. Sw., Campethera. Gray, Dryocopus. Boie, 
Chloronerpes. Sw., Chrysoptilus. Sw., Melanerpes. Sw., Tripsurus. Sıw.) 


2) Der Riesenspecht, Picus prineipalis. L. (Campephilus prineipalis. G. R. Grar.) 
Tab. XII. fig. 7. !Aupugox, ornith. Biogr. I. p. 344.) 

Noch etwas grösser als unser Schwarzspecht und so einer Krähe im Körper ziemlich gleich- 
kommend, bewohnt er Amerika, angeblich von Brasilien bis zu den südlichern Provinzen der nord- 
amerikanischen Freistaaten, als Standvogel. Zu Anlegung seines Nestes wählt er einen grossen, mög- 
lichst unzugänglichen Waldbaum und eine Stelle desselben, welche das Eindringen des Regens in 
das Nistloch verhindert, also besonders gern den Schutz eines vorspringenden Astes. Beide Alten 
arbeiten nun abwechselnd und mit grösstem Kraftaufwande an der Aushöhlung des Nistplatzes, machen 
die Eingangsöffnung kreisrund, aber nur so weit, dass sie gerade hindurch können, führen dann die 


Röhre abwärts von 10” bis 3° tief und erweitern sie am Grunde zu 7 bis 8”. Es ist sonach der 


über 18” lange Vogel genöthigt, beim Brüten Kopf und Schwanz ganz aufzurichten oder erstern auf 


den Rücken zu legen. Nach Audubon soll er zwei Bruten machen; die erste Anfangs März, die 


zweite im August beginnen und bis 6 Eier auf wenige Spähne legen. Diese sind etwa 1'/,” lang und 


4” 1” breit, ungleichhälftig, nach der Basis sanft, nach der Höhe stärker abfallend und stumpf 


zugespitzt, in Allem mit den andern Spechten stimmend. 


3) Der weissrückige Specht. Picus leuconotus. Beeust. (Picus eirris. Paun.) 
Tab. XIU. fig. 8. 

Sein Aufenthalt ist mehr östlich und weniger nördlich als der des dreizehigen Spechtes. Einzeln 
kommt er nistend in den steyrischen und österreichischen Gebirgswaldungen vor und wird nach 
Russland zu häufiger, wo er dann durch ganz Sibirien bis Kamtschatka geht. Sein Gewicht beträgt 
7 bis 8 Loth. Wir wissen nur von Pallas, dass er bis 7 Eier lege; ich selbst fand ihn am Wiener 
Schneeberge nistend, wo er im Mai in einer glatten, der Krone beraubten Buche, etwa 50° hoch, sein 
Nistloch hatte und bereits Futter für die Jungen herbeitrug. Durch Herrn L. Parreyss in Wien erhielt 
ich von dort 2 Eier dieses Vogels, welche ungleichhälfig, mehr oder minder gestreckt, nach der 
Basis sanft, nach der Höhe allmälig oder stark abfallend und stumpf zugespitzt sind. Sie messen wie 
folgt: Länge 11°//”, Breite 8°//”; Länge 1” //””, Breite 9°”. Ihr Gewicht beträgt 7 Gran. Sie stehen 


sonach zwischen den Eiern des Grau- und Rothspechtes mitten inne. 


4) Der Rothspecht. Picus major. L. 
Tab. XII. fig. % Kurs, p- 17. Tab. IV. fie. 3. Gomsruen und Winsins, Tab. LXI. Navman und Bonte, Eier 
Hen t. Tab. 1. fig. 4. Tumexemanv und Bauens, Eierw. Heft 3. Tab. XI. fig. 4. Hewırsos, Col. Illuste. Tab. LIE. fig. 3. 


Ein durch den grössten Theil von Europa und das angrenzende Asien verbreiteter Vogel von 
etwa 6 Loth Gewicht und sonach etwas kleiner als der vorhergehende. Im Winter meist etwas 
weiter umherstreifend, hält er sich des Sommers am häufigsten im Nadelwalde, doch verschmäht er 
auch Laubwaldungen und kleine Obstbaumanlagen nicht, wenn sie nur alte und grosse Bäume ent- 
halten. In der Fortpflanzungszeit macht sich das Männchen sehr bemerklich, indem es seine Lock- 
stimme, ein scharfes Tgik, Kgik oder Kix, anhaltend, doch immer abgesondert, hören lässt. Auch 
bringt es die schnurrenden Töne, die nach Maassgabe des schallenden Holzes tiefer oder höher 
klingen, besonders in den Morgenstunden häufig hervor. ON kommen benachbarte Männchen und 
Weibchen in Streit, verfolgen sich dann, zwischen dem Schnurren in der Luft herumkreisend,, und 
schnurren dann wieder abwechselnd, bis das eine den Bezirk meiden muss. Das Schnurren wird 
vom Männchen meist so lange fortgesetzt, bis die Jungen zu füttern sind, was dann auch seine Zeit 
ganz in Anspruch nimmt. In der Wahl des Nistplatzes sind sie nicht sehr eigensinnig und nehmen 
die verschiedenartigsten Waldbäume, sowie grössere Aepfel- und Birnbäume dazu, wo sie in einem 
angefaulten Aste oder faulenden Stamme von 6° bis zu ansehnlicher Höhe ihr kreisrundes Eingangs- 
loch nur eine kurze Strecke horizontal, dann abwärts etwa 1” tief hineinarbeiten und am Grunde 
gegen 6” weit machen. Die Wände werden immer möglichst glatt gearbeitet, doch bleiben of härtere 
Holzstreifen in ihnen stehen. Ob die Oeflnung von Menschen leicht bemerkt werden könne, berück- 
sichtigt er wenig, füngt aber ol mehrere Höhlungen an zu bearbeiten, ehe er eine beendet. In die 
fertige Nesthöhble legt das Weibchen auf einige feinere Holzspähne, bei uns meist im April, seine 4 
bis 6, meist 5 Eier, welche in 14 bis 16 Tagen ausgebrütet werden. Das Futter der Jungen, welche 
die Alten ganz besonders lieben, besteht in Räupchen und zarten Maden. Die Eier sind ungleich- 
hälftig, fallen nach der Basis sanft, nach der Höhe etwas stärker ab und sind daselbst stumpf zuge- 
spitzt. In den Maassen finde ich an 10 Exemplaren folgende Abweichungen: Länge 10°, Breite 
8'//”, 2 Exemplare; Länge 10)”, Breite 8'/”, 2 Exemplare; Länge 11”, Breite 8)”, 3 Exem- 
plare; Länge 14'//”, Breite 8%”, 2 Exemplare; Länge 1”, Breite 8%”, 4 Exemplar. Hır Gewicht 
beträgt im gefüllten Zustande 80 Gran, das der Schale 5'/, bis 6 Gran, und sie sind sonach etwas 
kleiner als die des Picus leuconotus und grösser als die des Pieus medius. 


5) Der Haarspecht. Picus villosus. L. 
Wirs. I. p. 455. 
Er kommt mit dem vorigen in der Grösse ganz überein, lebt in Nordamerika von der Hudsons- 
bay bis Carolina und liebt ganz besonders Obstgärten mit alten Aepfelbäumen, in denen er auch seine 
Nesthöhle gern anbringt und in dieselbe im Mai 5 Eier zu legen pflegt. 


6) Der Mittelspecht. Picus medius. L. 


Tab, XII. fig. 10. | Nausans und Bunte, Eierw. Heft 2. Tab. IV. fig. 42. Turexesans und Brenw, Eierw, 
Heft 3, Tab. XI. fig. 5.) 


Obgleich er in den Maassen dem Rothspechte ziemlich nahe kommt, ist er doch über ein Loth 
leichter als derselbe Er liebt mehr Laubwaldungen und findet sich häufiger im gemässigten und 


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südlichen als nördlichen Europa, doch nur in wenigen Gegenden etwas häufiger. Er ist lebhafter 
und gewandter als der Rothspecht, seine Lockstimme, auch etwas feiner und höher, wird fast stets 
öfter und schnell hintereinander, also mehr zusammenhängend ausgestossen. Das Schnurren ist 
aber dem des Rothspechtes ganz gleich. In der Paarungszeit, Ende März oder im April, sind diese 
Vögel ausserordentlich lebhaft, und sowol benachbarte Männchen als auch Männchen und Weibchen 
Jagen sich an Bäumen oder in der Luft umher, bis sich alle gepaart haben, worauf die Anlegung des 
Nestloches beginnt. Sie sind in der Wahl desselben vorsichtiger als der Rothspecht, und deshalb 
findet man ihre Eier in den Sammlungen nicht häufig. Sie legen es meist hoch, oft bis 60°, in einem 
grossen Baume an, wo eine angelfaulte Stelle sich findet, da sie in frisches, hartes Holz, bei ihrem 
schwächeren Schnabel, nicht einzudringen vermögen. Nach Vollendung der Höhle, welche etwas 
enger als die des Rothspechtes, und dabei 7 bis 10” tief ist, werden vom Weibchen auf wenige 
Holzspähne 5 bis 7 Eier gelegt, die nach 15tägigem Bebrüten ausschlüpfen. Die Alten sitzen beim 
Brüten fest und lieben ihre Brut sehr, sogar mit Hintansetzung ihrer eignen Sicherheit. Die Eier sind 
ungleichhälftig, meist etwas kurz, seltner etwas gestreckt; im ersten Falle nach der Basis kurz zuge- 
rundet, nach der stumpfen Höhe stärker abfallend, im andern nach der Basis sanft abfallend. Sie 
wechseln nicht sehr in den Maassverhältnissen: Länge 9°”, Breite 8”, Länge 10”, Breite 7°/”, 
Länge 10'//”, Breite 8'//”. Ihr Korn ist nach Verhältniss etwas feiner als bei den grossen Arten, 
ihr Gewicht hält sich um 5 Gran. In den Maassverhältnissen und der Gestalt kommen manche von 
ihnen mit Eiern des Eisvogels überein, unterscheiden sich aber leicht durch das Spechtkorn‘). 


7) Der Kleinspecht. Picus minor. L. 


Tab. XII. fig. 12. a. b. (Lewis, Tom. II. Tab. XI. fig. 3. Turexemans und Breum, Eierw. Heft 3. Tab. XI. fig. 3. 
Hewırson, Col. Illustr. Tab. LI. fig. 4. 


Seine Grösse ist etwa die des Haussperlings, sein Gewicht 1'/, bis 2 Loth. Fast über ganz 
Europa und Asien erstreckt sich sein Aufenthalt, obgleich er nirgends häufig vorkommt. Laubwal- 
dungen und Obstbaumanlagen liebt er vorzugsweise. In Stimme und Schnurren gleicht er sehr den 
verwandten grössern Arten, nur ist beides viel zarter und feiner. Zum Nistplatze wählt er angefaulte 
Aeste oder Stammstellen, selten nur 10° meist aber viel höher belegen, macht den Eingang etwa 11%,” 
durchmessend, kreisrund, und arbeitet etwa 6” tief abwärts den Grund bis 2'/,” weit. Im April 
legt das Weibchen 5 bis 6, selten 7 Eier auf feine Holzspähne und brütet sie mit dem Männchen in 
14 Tagen aus. Auch nach dem Ausfliegen füttern sie ihre Jungen, welche sie sehr lieben, noch eine 
Zeitlang fort, bis sich dieselben allmälig von ihnen entfernen und umherstreifen. 

Die ungleichhälftigen Eier sind kürzer oder gestreckter, an der Basis kurz zugerundet oder 
sanft, zuweilen auch stark abfallend, nach der Höhe stark abfallend und zugespitzt, oder sanlt abfal- 
lend und stumpf. Ihre Maasse sind folgende: Länge 8'//”’, Breite 61”, 2 Stück; Länge 8%”, 
Breite 6°”, 5 Stück; Länge 8°”, Breite 7”, 2 Stück; Länge 9°”, Breite 6°, bis 7””, 3 Stück ; 
Länge 9'/”, Breite 7”, 2 Stück. Ihr Korn ist vollkommen das der andern Spechte, nur nach Ver- 
hältniss zarter; ihr Gewicht beträgt gefüllt 33 bis 34 Gran, leer 3, bis + Gran. Sie haben in 


*) Wenn Levaillant dem Picus notatus, Licht. Ois. d’Afr. Tom. VI. nro. 250. % bläulich weisse, braungefleckte 
Eier legen lässt, so ist hierbei gewiss eine Verwechselung vorgefallen. 


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Grösse und Gestalt viel Uebereinstimmendes mit den Eiern des Wendehalses, welche man in den 
mehrsten Samınlungen an ihrer Stelle findet, unterscheiden sich aber von diesen doch stets d 
das Korn und den lebhafleren Glanz. Es gehört aber eine starke Vergrösserung und Uebung dazu, 


um beide sicher von einander zu sondern. 


5) Der Sperlingsspecht. Picus passerinus. L. (Dendrobates passerinus. Sw.) 
Tab XII. fg. 16. 
Er hat etwa die Grösse der Spechtmeise und ist über einen grossen Theil von Südamerika ver- 
breitet und soll in seiner Lebensweise ganz mit unsern Buntspechten übereinkommen. Ich erhielt 
sein Ei aus Brasilien. Gestalt und Dimensionen ersieht man aus der Abbildung. 


9) Der Goldschulterspecht. Picus fulviscapus. Iuuıs. (Levaue. Ois. d’Afrique, VI. or. 254.) 
Grösse des Picus minor. _Levaillant berichtet von ihm, dass er 5 — 7 reinweisse Eier lege. 


10) Der Schwarzspechl. Picus martius. L. (Dryocopus martius. Bor.) 


Tab. XII. fie. 13. Naumann und Bunee, Eierw, Heft %. p. 6. fig. 8. Tab. VI. Tuesemans und Barum, Eierw. 
Heft 3. Tab. XI. fg. 4. Hewırsox. Col. Illustr. Tab. LI. fie, 4. 


Ein ansehnlicher Vogel, nicht viel kleiner als der Riesenspecht von Amerika, etwa 22 Loth 
schwer und ziemlich weit verbreitet, indem er sich fast in ganz Europa und einem grossen Theile 
des angrenzenden Asien findet. Geschlossner Wald, besonders in Gebirgsgegenden, ist sein Lieb- 
lingsaufenthalt, wo er zuweilen auch etwas häufiger vorkommt, da er im Ganzen sehr zerstreut lebt. 
Er klettert ausserordentlich gewandt und ist überhaupt ein höchst unruhiger Vogel. Im Frühjahre 
besonders lässt er seine sehr laute und verschiedenartige Stimme hören und sein Schnurren ist so 
kräfig, dass man es auf '/ Stunde weit hören kann. Meist Anfangs April beginnt er das Fortpflan- 
zungsgeschäft unter lebhafem Schreien und Herumjagen, besonders wenn zwei Männchen benach- 
barte Reviere inne haben. Kommen später die Paare in Ruhe, so beginnt das Weibchen ein Nest- 
loch auszuarbeiten, wenn es nicht ein altes zu benutzen findet. Sie wählen dazu den abgebroche- 
nen Ast eines im Innern faulen Baumes, oder sonst eine angefaulte Stelle des Stammes, meist 
ansehnlich hoch. Dabei ist im Innern die Arbeit oft sehr beschwerlich und geht nur langsam von 
Stätten, bis erst etwas Raum gewonnen ist; dann arbeitet der Vogel of ansehnlich lange Spähne los, 
besonders wenn zwischen dem verfaulten Holze noch frische sitzen, und kömmt oft erst nach einer 
Arbeit von I4 Tagen damit zu Stande. Die Röhre wird gegen 15” abwärts getrieben und hat etwa 
die Hälfe in der Weite Die Wände der Röhre sind glatt gearbeitet und nach unten wird sie flach 
ausgehöhlt und mit feinen Spähnen bedeckt. Bei Benutzung einer schon vorhandenen Röhre wird 
dieselbe von allem in ihr Befindlichen sorgfältig gesäubert”). 

Ist die Nisthöhle zu Stande gebracht, so legt das Weibchen gegen Mitte des April seine 3 bis &, 
seltner bis 6 Eier, die denen der andern Spechte gleichen, nur im Verhältnisse grösser sind und 
gegen den 18. Tag von den Jungen verlassen werden. 


*) Der Schwarzspecht hat ein ziemlich grosses Nistrevier und da er sein Nest fast stets im dichten Hochwalde 
anlegt, so ist es oft sehr schwer aufzufinden, besonders wenn ein früheres wieder benutzt wird. Bei einem fri- 
schen werden die Spähne, welche am Fusse des Baumes liegen, zu Wegweisern. 


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Sie sind ungleichhälftig, meist der grösste Durchmesser der Basis weit näher als der Höhe, an 
ersterer stumpfer oder spitzer zugerundet, nach letzterer meist stark abfallend und stumpf zugespitzt, 
seltner nach beiden Polen sanft, nur nach der Höhe etwas stärker abfallend. 

Ihre Maasse wechseln in folgender Weise: 

Länge 1” 3”, Breite 19”, nach der Basis schnell abfallend spitz zugerundet, nach der Höhe 
sehr stark abfallend stumpf zugespitzt, 3 Stück. 

Länge 15'/”, Breite 10'/, bis 11'/”, nach beiden Polen sanft, nur nach der Höhe etwas stär- 
ker abfallend, 3 Stück. Länge 16”, Breite 10'/”, Gestalt vom vorigen, 1 Stück. Bei Verglei- 
chung einer grössern Zahl von Exemplaren werden sich gewiss noch mehrere Abänderungen finden ). 

Gewicht der leeren Schale um 13 Gran. 


11) Der Schopfspecht. Picus pileatus. L. 
\ Wirs. II. p. 49. Nürtar. I. p. 567 
Ein schöner Vogel etwa von der Grösse unsres Schwarzspechtes und von Mexiko bis zum süd- 
lichen Canada verbreitet. Nach den genannten Schriftstellern nistet er wie andre Spechte in selbst- 
gearbeitete Höhlungen und legt seiner Grösse angemessene Eier. 


12) Der Streifspecht, Picus lineatus. L. 

Auch ungefähr von derselben Grösse als beide vorige ist er über einen grossen Theil von Süd- 
amerika verbreitet. Ein Ei desselben, das ich von Minas Geraös erhielt, gleicht ganz den Eiern der 
andern grossen Spechte, nur dass es fast ganz gleichhälftig ist. Seine Länge beträgt 1” 2”, seine 
Breite 11'//”, und es fällt nach beiden Polen sanft ab. 


13) Der Feldspecht. Piceus campestris. Licur. (Chrysoptilus campestris. Sw.) 
Azarı, Tom. III. p. 10. 

Seine Grösse stimmt ungefähr mit der unsres Grünspechtes, sein Aufenthalt sind die oflnen, 
höchstens mit sparsamem, niederem Gebüsche bedeckten Triften des innern, südlichen Amerika; in 
Paraguay ist er der gemeinste aus den Spechten. Nach Azara macht er im August sein Nestloch in 
alte Wände, die aus Erde oder Lehmziegeln errichtet sind, oder auch in schroffe Flussufer, führt es 
über 2 Spannen tief hinein und legt auf den Grund desselben, ohne weitere Unterlage, seine 2 bis & 
Eier, welche 1” 2” lang, 10'//” breit, glänzend weiss, an der Höhe etwas spitzer als an der 
Basis sind. 

14) Der Grünspecht. Picus viridis. L. (Geeinus viridis, Boıe.) 
Tab. XII. fig. 14. a. b. [Zıyanst, pag. 73. Tab. XI. fig. 65. Kueın, pag. 17. Tab. IV. fig. 1. GuENTuER, pag. 37 
Tab. V. untere Figur. NOZEMANX und Sepp, Tom. I. Tab. XXIII. Lewis, Tom. II. Tab. Xl. fig. 12. Naumann und 
Buure, Heft %. p. 6. Tab. VII. fig. 9. Tmienemanx und Brenn, Heft 3. p. 59. Tab. IX. fig. 2. Hewırson, Brit. Oolog. 
Tab. XCV. fig. 2. I/dem, Illustr. Tab. LII. fig. 2.) 
Er ist ein ansehnlicher, fast über ganz Europa und einige benachbarte Distrikte von Asien und 


Afrika verbreiteter Specht, in der Grösse geringer als der Schwarzspecht und nur 13 bis 14 Loth 


*) Herr Brehm behauptet, dass unter den Eiern sehr kleine Abänderungen vorkämen, welche in den Maassen 
den grössern vom Grünspecht nachstünden. Eine solche stellt die Abbildung im Eierwerke vor, sie scheinen aber 
Ausnahmen zu sein. 


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schwer. Er liebt besonders mit Wiesen und andern freien Plätzen abwechselnde Waldungen, wo es 
. viele Ameisen gibt, die seine Lieblingskost sind, weshalb er auch nicht in höhere Gebirge hinauf- 


steigt, und sich mehr dem Menschen annähert, in dessen Culturen manche Ameisenarten sich beson- 
ders vermehren. Im Winter ist er genöthigt oft weit nach Nahrung umherzustreifen, doch kehrt er 
im Februar in sein ausgedehntes Nistrevier zurück , in welchem er keinen seines Gleichen, nicht ein- 
mal den Grauspecht leidet. Das den andern Arten der hierländischen Spechte eigenthümliche Schnur- 
ren bringt er nicht hervor; das Männchen lockt aber im Frühjahre, auf oder an einem Baumgipfel 
sitzend, mit lauten Tönen, welche sich etwa durch die Sylben dlüh, dlüh, dlüh, dlück, dlück, dlück, 
dlücklücklücklück! ausdrücken lassen, besonders in den Morgenstunden warmer Frühlingstage sein 
Weibchen herbei. Sobald dieses in die Nähe kommt, jagen sich beide scherzend um die Baum- 
stimme herum, wobei sie ein sanfltönendes djück, djück, djück hören lassen. Zur Anlage ihrer 
Nesthöhle ist ihnen jeder hohe Baum genehm, wenn er einen angefaulten Ast oder sonst eine faule 
Stelle enthält. Sie meisseln jedoch weniger gern als der Schwarzspecht und verlassen deshalb öfters 
die angefangne Arbeit, wenn sie dabei auf frisches Holz stossen. Unter 20° hoch legen sie selten 
ihr Nest an, meist aber viel höher; den Eingang desselben machen sie kreisrund und nur so weit, 
dass sie eben hinein können ; das absteigende Rohr ist aber weiter und meist über 4” tief, unten eine 
flache Aushöhlung bildend. Auf etwas feinere Holzspähne werden nun meist 6, seltner 5, 7,8 
Eier gelegt, die im allgemeinen denen andrer Spechte gleichen. Sie sind mehr oder minder ungleich- 
‚ hälfig, nach der Basis und Höhe mehr oder weniger stark abfallend, immer aber sanfter als manche 
des Schwarzspechtes. Sie wechseln in den Maassen auf folgende Weise: Länge 1” %%”, Breite 10”, 
nach der Höhe nur wenig stärker abfallend als nach der sanft zugerundeten Basis, 1 Stück; Länge 
1" 1”, Breite 10'/”, nach der Basis sanft zugerundet, nach der Höhe stärker abfallend , stumpf zu- 
gespitzt, 2 Stück; Länge 1” 1'/, Breite 10'/,”, Gestalt wie vorige, 2 Stück ; Länge 1” 2””, Breite 
10'/,”, nach der Basis ziemlich schnell, nach der Höhe sanfter, aber doch ziemlich stark abfallend, 
stumpf zugespitzt, 3 Stück; Länge 4” 2'//”, Breite 10 bis 10'/”, nach der Basis und Höhe stark 
abfallend, an der Höhe zugespitzt, 3 Stück. Das Gewicht der leeren Schale hält sich um 10 Gran, 
diese ist dünner als beim Schwarzspechte,, aber mit deutlicheren, erhabneren, an der Höhe abgeflach- 
ten und verzweigten Zügen, welche rundliche, Nache Vertiefungen, nebst den deutlicheren aber etwas 
kleinern Poren einschliessen. In der Grösse wie im Gewicht halten sie so ziemlich die Mitte zwischen 
den Eiern des Schwarz- und Grauspechtes und sind dadurch von beiden leicht zu unterscheiden. 
Mit den Eiern gleich grosser ausländischer Spechte kommen sie mehr überein, wie mit denen des 
Picus auratus, welche letztere ein etwas zarteres Korn als einzigen Unterschied aufweisen. 

In 16 bis 48 Tagen werden die Jungen ausgebrütet, die, wie bei allen Spechten, blind sind, 
sehr dicke Köpfe haben und in der Angst eigenthümliche Töne hervorbringen. Bei dieser Art sind 
sie durchdringend klirrend. Beide Alten füttern höchst eifrig, im Anfange fast ganz mit Ameisen- 
puppen, später mit verschiednen Insektenraupen. Die Jungen klettern in der Nisthöhle in die Höhe, 
’ sobald sie Federn bekommen und gucken aus dem Loche heraus, lassen sich, schon Nugbar, auch 

noch lange von den Alten fortfüttern. 


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15) Der Grauspecht. Picus canus. Gun. 
Tab. XII. fig. 15. [Kreiv, pag. 47. Tab. IV. fig. 2. Naumann und Bunte, Heft 5. Tab. X. fig. 12. 
TuIENEMANN und Brenm, Heft 3. Tab. XI. fig. 3.) 


Merkbar kleiner als der vorige, wird er nur bis 8', Loth schwer und hat so ungefähr das 
Gewicht des Weissspechtes. Sein Aufenthalt sind die Länder des mittlern und nördlichen Europa. 
so wie das angrenzende Asien, in welchen letztern er besonders häufig ist, und zwar unter gleichen 
Verhältnissen wie beim Grünspechte, dem er in Nahrung und Lebensweise gleichkommt. Das Männ- 
chen lässt im Frühjahre ebenfalls sehr laute Töne erschallen, welche mit hellem klih, klih beginnen, 
allmälig aber zu viel tieferem klüh, klüh! herabfallen, wodurch sie sich, so wie durch langsameres 
Tempo, von denen des Grünspechtes unterscheiden. Etwas später, meist erst im Mai, beginnen sie 
sich Nistlöcher zu bereiten oder vorjährige auszuräumen, wo dann das Weibchen gegen die Mitte 
dieses Monats ihre 5 bis 6, seltener 7 bis 8 Eier auf den Boden der gegen 7” weiten und etwa 4’ 
tiefen Niströhre legt, die man in verschiedenartigen grossen Waldbäumen , meist über 20° hoch antriflt. 

Die Eier kommen in der Gestalt mit denen des Grünspechtes überein, doch sind sie ansehnlich 
kleiner und wechseln auf folgende Weise: Länge 1”, Breite 9'//”, ungleichhälftig, nach der Basis 
zugerundet, nach der Höhe stark abfallend, stumpf zugespitzt, 3 Stück; Länge 1” '//”, Breite 9°”, 
Gestalt wie vorige, 2 Stück; Länge 1” 11/4”, Breite 9'/,”, nach der Basis etwas stärker abfallend, 
2 Stück; Länge 1” 1°//”, Breite 9'//”, nach der Basis schnell und stark abfallend, zugespitzt, nach 
der Höhe sanft abfallend, stumpf zugespitzt, A Stück; Länge 1” 1°//”, Breite 9'/”, fast gleichhälftig, 
nur ein wenig stärker nach der Höhe abfallend, 1 Stück. Ihr Gewicht hält sich um 9 Gran. 


16) Der Carolinische Specht. Picus carolinus. L. (Centurus carolinus. Sw.) 
Tab. XII. fig. 48. [Wırsox, I. p. 443. NurttaL, I. p. 572.) 

Er hat etwa die Grösse des Weissspechtes und findet sich von Canada bis Florida und Jamaika 
verbreitet, wo er auch an geeigneten Orten nistet. In den vereinigten Staaten lässt er, nach Angabe 
der angeführten Ornithologen, zeitig im April sein Schnurren ertönen, ausserdem klingen seine Lock- 
töne wie tschau, tschau, tschau. Sein Nistloch treibt er meist in einen faulen Ast hinein, doch soll 
er auch frische Stellen dazu wählen. Er legt 5 Eier und die Jungen sind Ende Mai oder Anfangs 
Juni flügge, woraus Nuttal schliesst, dass er 2 Mal brüte, was wir jedoch bei keinem andern Spechte 
finden. Es liegen 3 Stück Eier dieses Vogels aus Pensylvanien vor, welche aus einem Neste sind 
und deshalb wenig abändern. Länge 11)”, Breite 9'/”, ungleichhälftig, an der Basis kurz zuge- 
rundet, nach der Höhe stark abfallend und zugespitzt; Länge 1”, Breite 9'/, und 9°/”, Gestalt wie 
am vorigen. Ihr Gewicht beträgt 8 Gran, ihr Korn ist höchst zart und der Glanz ausserordentlich. 


17) Der Goldspecht. Picus auratus. L. (Colaptes auratus. Sw.) 
Tab. XII. fig. 47. [Wırsox, I. p. 45. Aupuron, Ornith. Biogr. I. p. 191. Nurrtar, I. p. 561. 


Er nähert sich in der Grösse dem Grünspechte und ist in Nordamerika vom südlichen Labrador 
bis Florida heimisch, soll aber in den kälteren Gegenden im Winter wegziehen. In Neuengland 
erscheint er im April und macht da auch bald Anstalt zum Nisten. Am liebsten wählt er den ange- 
faulten Stamm einer alten Eiche oder eines starken Apfelbaumes, doch soll er in Ermanglung einer 
angefaulten Stelle auch in gesundem Holze seine bis 15” tiefe Nisthöhle auszuhacken vermögen, in 
welche das Weibchen auf wenige Spähne 5 bis 6 Eier legt 


Von den 3 vorliegenden Eiern sind 2 Stück ” 7 lang, 9, und 10” breit, kurz, ungleich- 
hälftig das eine, das andre dem Gleichhälfiigen nahe, der grösste Durchmesser nur wenig der Basis 
näher. Das dritte ist 1” 2 lang, 10°” breit, ungleichhälfig, der grösste Durchmesser der Basis 
weit näher als der stark abfallenden, zugerundeten Spitze. Ihr Gewicht beträgt um 10 Gran. 

Die Jungen im Neste machen, wenn sie beunruhigt werden , ein schlangenartiges Gezisch; ver- 
lassen ihre Nisthöhle, ehe sie Augbar sind, und klettern am Stamme umher. 


IS) Der Erdspecht. Picus olivaceus. Laru. (Picus arator. Cuv. Geocolaptes terrestris. Buncn.) 
LevaitLant, VI p. 27. or. 34. 

Er hat etwa die Grösse von Picus camıs und lebt im südlichen Afrika, seine Nahrung nur am 
Boden suchend. Nach Levaillant nistet er in Felshöhlen und legt 5 bis 8 röthliche Eier. Das letzte 
zilt sicher von den gefüllten Eiern, da der durchscheinende Dotter eine röthliche Färbung bei allen 
Spechteiern hervorbringt. Sind unter Felsen schroffe Lehmwände, oder lehmige Ausfüllungen zwi- 
schen Felsspalten verstanden, so käme dieser Specht in der Anlage seiner Nisthöhle mit dem süd- 
amerikanischen Picus campestris überein, was aufzuklären für die Spechtnatur von grossem Interesse 
ist, die, im Ganzen genommen, so viel Uebereinstimmendes hat, dass man nur künstlich generische 
Sonderung vornehmen kann. x 


Neunte Familie, 
Eisvögel. Alcedines. 


Eine Gruppe sehr eigenthümlich gestalteter, oft sehr lebhaft und glänzend gefärbter Vögel, die 
inehr dem Süden und der südlichen Halbkugel angehören, von Amphibien, Fischen, Insekten oder 
Krebsen leben, denen sie auflauern. Sie nisten in Erd- oder Baumlöcher, legen reinweisse, glän- 
zende, rundliche, mässig grosse Eier, die das Weibchen allein ausbrütet. 

Man hat von den eigentlichen Eisvögeln eine ziemliche Anzahl Geschlechter aufgestellt , welche 
sich aber wol füglich auf die zweie, Alcedo und Dacelo zurückführen lassen, während die Jacamare 
sich sehr wohl an sie anschliessen. 


Erstes Geschlecht. 
Eisvogel. Alcedo. L. 


Nur von sehr wenigen Arten dieses zahlreichen Geschlechtes, von denen Europa 2 angehören, 
kennt man die Fortpflanzung etwas genauer. Darnach nisten sie sowol in selbstgegrabne Erd- 
höhlen als in Baumlöcher und legen wenig, oder ziemlich viele Eier. 


A 1) Der gemeine Eisvogel. Alcedo ispida. L. I 
Tab, XI. fig. 2. (Kreis, pag. 47. Tab. IV. fie. 6. Guestuen und Winsins. Tab. LVI. Nozesanx und Serr, 
Tom. I p. 285. Tab. CXLVI. Lewis, Tom. II. Tab. XI. fig. 2. Naumans und Bunte, Heft 4. Tab. I. fig. 5. 
Turesesans und Bneus, Heft 3. Tab. XI. fig. 43. pag. 75. Hewırsox, Br. ool. Tab. X. Col. Illustr. Tab. LVI. fie. 3.) 


Sein Gewicht hält sich um 2 Loth, seine Verbreitung beginnt vom mittlern Schottland durch 
Dänemark, das südliche Schweden, Russland, Sibirien und von da südwärts bis nach Afrika, wo er 


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entweder Zug-, Strich- oder Standvogel ist. Von den in Russland lebenden gibt Pallas mit 
Bestimmtheit das Erstere an. Er wählt als Aufenthalt die Ufer grösserer und kleinerer, fliessender 
und stehender Gewässer, wo er sich als unverträglicher Vogel meist ganz einsam hält. Vom April 
bis Mai vereinigen sich die Paare und wählen als Nistplatz ein steiles Ufer aus etwas festerem Boden, 
in welchen das Weibchen eine, meist etwas aufsteigende Röhre von etwa 2” Weite, 2 bis 3 tief 
ausarbeitet. Es legt dieselbe etwa 2” vom obern Rande abwärts und % bis 10° über dem Wasser- 
spiegel an, versieht sie unten oft mit ein Paar Rinnen und erweitert sie an ihrem Ende zu % bis 6” 
Durchmesser, bei einer Höhe von 3 bis 4”. Das Anfertigen des Ganzen verursacht ihm viele Mühe 
und erfordert wol 14 Tage Arbeit. Stösst es dabei auf Steine, die es nicht herauszuarbeiten ver- 
mag, so sucht es dieselben zu umgehen; zuweilen wird es sogar durch solche vermocht eine neue 
Röhre anzulegen. Ein Rohr wird aber auch dann mehrere Jahre benutzt, wenn es ungestört bleibt. 
Von Mitte Mai bis Anfangs Juni beginnt das Weibchen zu legen und zwar zuerst auf blossen Boden 
oder auf Unterlage weniger Fischgräten, die es als Gewölle ausgewürgt hat. Bei längerem Aufent- 
halte des Weibchens in der Nisthöhle vermehrt sich dieses Material, und wo dasselbe Nest mehrere 
Jahre benutzt wird, wächst es zu ansehnlicher Höhe. Dann findet man noch Köpfe und Flügel von 
Libellen darunter, welche von der ersten Nahrung der Jungen zurückgeblieben sind. Der Satz 
besteht meist aus 5 bis 7, seltner 8 bis 41 Eiern, von denen jedoch selten mehr als 5 bis 6, und 
zwar in 15 bis 16 Tagen ausgebrütet werden. Das Männchen versorgt das festbrütende Weibchen 
in dieser Zeit mit Futter, und füttert dann mit ihm gemeinsam eifrig und sorgfältig die ausgekommnen 
Jungen, zuerst mit Wasserinsekten, besonders Libellen, dann mit Fischen. Die Jungen gleichen 
durch unförmlich grossen Kopf, Blindheit und vollkommne Nacktheit den jungen Spechten , sie wach- 
sen langsam heran und lassen sich auch ausgeflogen noch lange fortfüttern. Im Neste lassen sie 
anfangs ein schwaches Wispern hören, was allmälig etwas stärker wird und, wenn sie lügge sind, 
in ein scharfes Geschrille übergeht. 

Die Eier wechseln in ihren Verhältnissen auf folgende Weise: 

Länge 9°//”, Breite 81//”’, dabei ganz gleichhälftig, nach beiden Polen sanft zugerundet, 2 Stück : 
Länge 10””, Breite 8'//”, etwas ungleichhälftig, der grösste Durchmesser in der Mitte, aber nach der 
Höhe ein wenig stärker abfallend, 2 Stück; gleiche Dimensionen aber gleichhälftig, nach beiden 
Polen sanft zugerundet, 3 Stück; Länge 10'/,”’, Breite 8'//”, fast gleichhälftig, nur nach der Höhe 
ein wenig stärker abfallend, 1 Stück; Länge 10'/,”, Breite 9”, ganz oder fast gleichhälftig, 3 Stück. 
Das gefüllte Ei wiegt ungefähr 1 Quentchen oder '/; vom Gewicht des Vogels, die leere Schale 3 bis 
3°/, Gran, also etwa '/,, des gefüllten Eies. Die Schale ist äusserst glatt und glänzend reinweiss. 
Bei dem gefüllten Eie gibt der stark durchscheinende Dotter eine röthlichgelbe Färbung. Das Korn 
ist sehr zart mit flach erhabenen, schmalen Zügen, zwischen denen sehr sparsam die kleinen, run- 
den, flachen Poren stehen. Inwendig scheinen sie ganz reinweiss durch. 

Von den gleichgrossen Specht - und Bienenfressereiern unterscheidet sie das Korn, von andern 
gleichgrossen reinweissen Eiern ihr ausserordentlicher Glanz. 


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2) Der Königseisvogel. Alcedo aleyon. L. (Ceryle alcyon. Boir.) *) 
Wırsox, II. p. 59. Aupusox, Ornith. Biogr. I. p. 396. Nurrar, I. p. 59%. 

Eiwa 14” lang und 18'/” breit, von der Hudsonsbay bis zu den tropischen Ländern von 
Amerika verbreitet, hält er sich, wie unser Eisvogel, an den Ufern süsser Gewässer und nährt sich 
von Fischen. Zu seinem Nistplatze wählt er sich eine schroffe Uferbank von etwas bindender Erdart 
und höhlt sich in dieselbe eine horizontale, 5 bis 6 Fuss tiefe Röhre, die sich nach hinten so erwei- 
tert, dass Alte und Junge darinnen Platz finden. Eine solche Höhle wird viele Jahre lang benutzt, 
im weitern Endtheile werden einige zarte Zweige, Grashalmen und Federn als Unterlage für die 
glünzendweissen Eier, deren meist 6 sind, eingetragen. Nach Angabe der genannten Schriftsteller 
nehmen beide Alte am Brüten Theil, was jedoch genauer zu untersuchen ist, da es bei unsrer Art 
sich anders verhält. Für ihre Jungen haben sie grosse Zärtlichkeit; das Weibchen stellt sich bei 
Annäherung eines Menschen an dieselben verwundet, füllt auf das Wasser und lässt sich von dem- 
selben forttreiben um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Männchen schreit und geberdet 
sich zornig, wenn sich jemand dem Neste nähert 


3) Der allfarbige Eisvogel, Alcedo omnicolor, Reısw. (Alcedo eyaniventris. Vıriuı. 
Haleyon omnicolor. Sw.) 
Tab. XIll. Sig. 1. 

Das südliche Asien und die benachbarten Inseln sind das Vaterland dieses schönen Eisvogels, 
welcher im Gewichte doppelt schwerer ist als der unsrige. Das Leydner Museum erhielt durch die 
Herren Boie und Macklot aus einem Nest & Stück Eier dieses Vogels von Java, deren Verhältnisse 
folgende sind: Länge 1” 4””, Breite 4”, ganz gleichhälfig, nach beiden Polen sanft zugerundet ; 
Länge 1” 2”, Breite 1” 1'//”) nach der Höhe ein wenig stärker abfallend als nach der Basis. Die 
Farbe ist milchweiss, der Glanz ebenso stark als an unserm; das Korn ist höchst zart mit lacher- 
habenen, dicht verzweigten Zügen, welche kleine, rundliche Flächen einschli@ssen. Fast nur an 
dem einen Pole sieht man etwas deutlichere, sparsame, kleine Poren. Auch inwendig zieht das 


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Weisse ein wenig ins Gelbliche. 


4) Der heilige Eisvogel, Alcedo sancta. (Halcyon sanctus. Vıs. et Honsr.) 
Govrp, Birds of Australia, I. 3. 

Er ist etwas grösser als unser Eisvogel und gehört der südlichen Hälfte von Neuholland an, 
wo er sowol am Wasser als in den dürrsten Ebenen, wenn sie nur etwas Gebüsch enthalten, sich 
vorfindet und, nach Maassgabe seines Aufenthaltes, von Crustaceen, Insekten oder kleinen Amphi- 
bien lebt. In den kältern Theilen seines Vaterlandes wandert er im Winter nördlich und kehrt zur 
Nistzeit, im August, zurück. In dieser Zeit lässt er auch häufiger seine durchdringende Stimme, ein 
scharfes, oft und schnell wiederholtes Pi, Pi, hören, wodurch er seinen Nistplatz verräth. In Octo- 
ber legt er & bis 5 Eier in Höhlungen grosser Bäume, Eucalypten oder Angophoren. Diese haben 
nach den 4 Exemplaren in der Sammlung des Herrn Gould eine Länge von 41'//” bei 9%,” Breite, 
bis 1” '/y"" bei 9'/,” Breite. Dab6i sind sie ungleichhälliig, nach der Höhe etwas stärker oder 


*) Von der Fortpflanzungsgeschichte des gescheckten Eisvogels, Alcedo rudis. L. (Ceryle rudis. Bow.), welcher 
Vrika, das angrenzende Asien und auch einige Inseln des griechischen Archipels bewohnt, wissen wir noch gar nichts. 


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schwächer abfallend, etwas mehr zugespitzt oder zugerundet Der Glanz ist mässig, die Farbe 
kalkweiss, inwendig schwach in das Grünliche ziehend. Das Korn gleicht ganz dem unsres Eisvogels. 


5) Der Straucheisvogel. _4lcedo Macleayii. Janv. et Seupy. 
Gourp, Birds of Australia, XI. 3. 

Nur wenig kleiner als der vorige, lebt er vorzüglich an der südlichen Spitze von Neuholland, 
offne Waldungen vom Wasser entfernt vorzugsweise liebend. Sein scharfer Ruf gleicht dem der 
vorigen Art, nur ist er feiner. Sein Nest legt er ebenfalls in Baumhöhlungen an, oder arbeitet sich 
ein Loch in ein Nest der Baumameisen, das einen dicken Knollen an einem Baumstäamme bildet. 
Im November oder December legt das Weibchen seine 3 bis # Eier, welche nach den 3 Stücken in 
der Sammlung des Herrn Gould folgende Verhältnisse zeigen: Länge 40'/,”, Breite 9”, gleichhäilttig, 
nach beiden Polen sanft abfallend; Länge 11%”, Breite 9°%/,”’, nach der Höhe ein wenig stärker ab- 
fallend als nach der Basis. Ihre Farbe ist milchweiss, ihr Glanz ziemlich stark, das Korn sehr zart, 
aber die kleinen Poren ziemlich tief und häufig. 


6) Der himmelblaue Eisvogel, 4lcedo azurea. Lan. (Aleyone azurea, G. R. Gray.) 

Etwas kleiner als unser Eisvogel, lebt er im nördlichen Neuholland und nährt sich besonders 
von Fischen. Er legt bis 6 Eier, welche nach Exemplaren bei Herrn Gould und in meiner Samım- 
lung, durch Dr. Pittmann erhalten, folgende Verhältnisse aufweisen: Länge 9”, Breite 8”, dabei 
gleichhälftig, nach beiden Polen sanft oder etwas stark abfallend ; oder ungleichhälftig, nach der Höhe 
stumpf zugespitzt. Länge 9'/,””, Breite 8'/X”, dabei gleichhälftig; Länge 9°//”, Breite 8”, etwas 
gestreckt, gleichhälftig. Das Weiss der Schale zieht ein wenig ins Gelbliche, sie ist sehr glatt und 
glänzend, in Korn und Poren ganz wie unser Eisvogel. 


= Zweites Geschlecht. 


Eidechsenjäger. Dacelo. Leacn. 


Ansehnlichere Länge des Schwanzes, ein sehr aufgetriebner Unterschnabel unterscheiden diese 
Vögel etwas mehr von den Eisvögeln; so sind auch ihre Eier weniger glänzend und ungleichhälftiger. 
Die ziemlich grossen Arten gehören Neuholland und Neuguinea an. 


Der grosse Eidechsenjäger. Dacelo gigas. J. RB. Grar. (Alcedo gigas. Bopv. 4. fusca. Gw. 
A. gigantea. Lan.) 
Tab. XIV. fig. 48.*). [Govrn, Birds of Australia, XV. 2.] 

Es lebt dieser merkwürdige Vogel, der 1’ 3'/” lang ist, im südöstlichen Neuholland von der 
Küste bis in das Innere zerstreut und macht sich überall durch seine Neugierde, wie durch seine 
weitschallende, lachende Stimme bemerkbar. Seine Nahrung sind Crustaceen, Insekten, vorzugs- 
weise aber Eidechsen und Schlangen. Selbst kleinen Säugthieren stellt er nach. Zum Nistplatze 
wählt er die Höhlung eines grossen Baumes, wo das Weibchen auf etwas faules Holz im August 
und September seine 3 Eier leg. Diese verhalten sich nach den Exemplaren des Herrn Gould und 


*) Die Abbildung ist nach einem falschen Eie ausgeführt und so zu berichtigen, dass sie %' schmaler, 1," 
kürzer und nach der Höhe stark abfallend, stumpf zugespitzt ausfällt. 


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meinen, durch Dr. Pittmann erhaltenen, auf folgende Weise: Länge 4” 8”, Breite 1” 4”, ungleich- 
hälfig, ziemlich stark zugespitzt; Länge 4” 8'//”, Breite 4” 3'/%”, an der Basis sanft zugerundet, 
nach der Höhe stärker abfallend, stumpf zugespitzt; Länge 4” 8'%”, Breite 1” #'//”‘, nach der Basis 
sanft zugerundet, nach der Höhe sehr stark abfallend und stumpf zugespitzt. Die Farbe ist fast 
reinweiss, auch inwendig, der Glanz ziemlich stark, doch geringer als bei vorigem Geschlechte. 
Dagegen haben Korn und Poren viel Uebereinstimmendes. Das Gewicht der leeren Schale hält 
sich um 30 Gran. 


Drittes Geschlecht. 


Jacamar. Galbula. Barıss. 


Die Jacamare schliessen sich vollkommen an die Eisvögel an, von denen sie fast nur ihr langer 
Schwanz nebst dem lockeren, metallischglänzenden Gefieder unterscheidet. Ihre Stimme wird als 
ebenso scharf und hell angegeben, sie halten sich einsam, gern am Wasser auf Insekten lauernd, 
bringen ihr Nest in Uferlöcher an und legen reinweisse, stark glänzende, gerundete Eier. 


Der goldgrüne Jacamar. Galbula viridis. Lamm. 
Tab. XII. fig. 3. u 

Er ist zwar im Ganzen viel länger als unser Eisvogel, steht aber doch demselben in Körper- 
grösse nach und findet sich im tropischen Amerika, besonders diesseits des Aequator, aber einzeln 
verbreitet. Er hält sich in feuchten Waldungen und schattigem Gebüsche, sitzt gewöhnlich am 
Wasser auf einem niedern Zweige um vorüberfliegende Insekten zu erhaschen. Nach Prinz Maxi- 
milian zu Wied (Beiträge IV. I. p. 440) sollen sie ihre Nester in runde Uferlöcher anlegen, dies ist 
Alles was uns die Reisenden über ihre Fortpflanzung verzeichnet haben. Von Freyreiss in Brasilien 
gesammelt erhielt ich 3 Stück Eier dieses Vogels als ganzen Satz, von denen jedoch nur I Exemplar 
der Zertrümmerung entgangen ist. Es hat eine Länge von 10” bei einer Breite von 8°”, ist fast 
 gleichhälftiig, nach der Höhe nur wenig stärker abfallend als nach der sanflzugerundeten Basis. Das 
Korn ist ein wenig gröber als an unserm Eisvogeleie, die erhabenen Züge sind dichter verschlungen 
und die kleinen Poren etwas deutlicher und häufiger. Die Farbe istreinweiss, der Glanz sehr stark. 


Zehnte Familie, 
Bienenfresser. Meropes. 


Noch zeigt sich so viele Annäherung an vorige Familie, dass man vielleicht die Trennung auf- 
heben könnte. Der Hauptunterschied besteht in den schwalbenartigen Flügeln, während sie mit den 
Jacamars im langen Schwanze und gestreckten Körper übereinkommen Die Arten gehören wol nur 
einem Geschlechte, da die beiden Genera Melittophagus Boie und Nyetiornis Sw. durch wenig wesent- 
liche Kennzeichen gesondert scheinen. Sie sind über die tropischen Länder, Amerika ausgenommen, 
verbreitet und überschreiten nur wenig deren Grenzen, leben zwar paarweise, aber ofin ziemlich 
grossen Colonieen, fangen sich als Nahrung Insekten im Fluge und legen in selbstgegrabne Erdlöcher 
ziemlich viele, reinweisse, gerundete Eier. 


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Erstes Geschlecht. 
Bienenfresser. MHerops. L. 


Meist kleinere Vögel, von Drosselgrösse und darunter, oft mit sehr bunten Farben geschmückt. 
Nur das Weibchen brütet und hat einen grossen Brütefleck. 


1) Der europäische Bienenfresser. Merops apiaster. L. 


Tab. XII, fig. 4. [Zınannı, pag. 416. Tab. XXI. fig. 106. Naumanx und Bunte, Heft 5. Tab. X. fig. #1 
TurENEMANN und Breum, Heft 3. p. 74. Tab. XI. fig. 12. Scumnz, Tab. XXIX. fig 2. 


Sein Gewicht beträgt in der Regel zwischen 5 und 6 Loth, so dass er in Körpergrösse etwas 
geringer ist als die Singdrossel Als Nistvogel erstreckt sich sein Aufenthalt vom südlichen Frank- 
reich durch Italien, die südliche Schweiz und das angrenzende Deutschland, Ungarn, Dalmatien, 
Griechenland, die Türkei, das europäische und asiatische Russland bis zum Irtisch. In allen diesen 
Ländern zieht er im Spätsommer fort und kehrt erst gegen Ende April, nach den Uferschwalben 
zurück. Als Nistplatz wählt er sich irgend eine steile Erdwand, verschmäht sogar von Menschen 
errichtete nicht und bewohnt auch wol nur der Uferwände wegen gern die Flüsse. Wo er nicht 
häufig vorkommt, hält er sich paarweise, ausserdem aber in oft sehr zahlreichen Colonieen und 
zuweilen auch mit Uferschwalben gemischt, wie nach Pallas Berichte an der südlichen Wolga. Hier 
macht er sich ein engeres oder weiteres Nistrohr, oft 5 bis 6’ tief, horizontal und gerade, oder auch 
gebogen, jedenfalls nach Maassgabe der Bodenverhältnisse. Nach hinten erweitert er das Rohr in 
Höhe und Breite und belegt es daselbst mit etwas Moos und dürren Halmen. Der Satz besteht aus 
5 bis 7 Eiern, die das Weibchen wol allein ausbrütet. Ich fand wenigstens nur an ihm einen grossen 
Brütefleck vom Halse an über den ganzen Unterleib, wornach es sich beim Brüten ganz flach ausstreckt. 
Das Männchen lässt in der Nistzeit seine scharfe Stimme, die wie kruhi, kruhi, kruhi! lautet, be- 
sonders häufig hören Gegen Ende Juni findet man flugbare Junge, doch bekam Herr Landbeck zu 
Apai in Ungarn noch in der zweiten Hälfte des Juni Eier, vielleicht von zerstörter Brut. 

Die Eier wechseln in ihrem Verhalten, nach einer grossen Reihe von Exemplaren aus Italien, 
Ungarn, Griechenland und der astrachanischen Steppe, auf folgende Weise: Länge 10°/,”, Breite 9”, 
I Stück; Länge 10°”, Breite 9,”, 1 Stück; Länge 11’, Breite 9'//”, 4 Stück; Länge 114”, 
Breite 9°%/,”, 5 Stück: Länge 111%”, Breite 9'/,”, # Stück; gleiche Länge, Breite 9'/,”, 2 Stück, 
9°%/,, 2 Stück; Länge 11°/,”’, Breite 9'/,”, 4 Stück. Dies die Maasse astrachanischer Exemplare. 
Länge 11°//”, Breite 9°/, bis 10°”, 8 Stück aus Ungarn und Griechenland; Länge 1”, Breite 9)” 
2 Stück aus Italien; Länge 1”, Breite 9°”, 1 Stück aus Ungarn. Das Gewicht der gefüllten Eier 
beträgt 4°/, bis 2 Quentchen, etwa }/,, des Vogelgewichtes, das der leeren Schale 6 bis 7 Gran, etwa 
/, des gefüllten Eies“).. Die Farbe der Schale ist reinweiss, meist auch von innen, bei manchen 
daselbst ganz schwach grünlich, gefüllt vom durchscheinenden Dotter geröthet. Ihr Korn ist noch 
zarter als am Eisvogel, so dass auch bei 25facher Vergrösserung nur feine, wenig erhabene, dicht 


*) Nur bei sorgsamer Wägung einer Anzahl weiblicher Vögel und gefüllter Eier wird man in solchen Verhält- 
nissen zu einiger Sicherheit kommen, da individuelle Abweichungen sehr gross sind. Meist findet man auch nur 
vom männlichen Vogel das Gewicht angegeben, wo sich die Herrn vom Fache ja einmal die Mühe genommen 
haben, einen Vogel zu wägen. 


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verzweigte Züge und sehr kleine zerstreute Poren sichtbar werden. Am frischen Eie ist der Glanz 
mässig, durch das Bebrüten wird er so stark wie am Eisvogel. In der Gestalt sind die mehrsten 
vollkommen oder fast gleichhälfig, nach beiden Polen sanft zugerundet. Nur wenige fallen nach 
der Höhe ziemlich stark ab, sind aber daselbst doch auch zugerundet. Durch Gestalt und Korn 
lassen sie sich von andern weissen Eiern europäischer Vögel stets sicher unterscheiden und auch bei 
ausländischen könnten nur nähere Geschlechtsverwandte das Unterscheiden schwierig machen. | 


2) Der persische Bienenfresser. Merops superciliosus. L. (Merops persicus. PauL. 
Mer. Savignii. VıriLı.) 

Er hat ungefähr die Grösse des vorigen, aber einen mehr südlichen Aufenthalt, vom südlichsten 
Griechenland nach Asien und einen grossen Theil von Afrika. Nach Pallas geht er nördlich nur bis 
zur Breite von Astrachan und gleicht in seinen Fortpflanzungsverhältnissen dem vorigen. Die berühm- 
ten Reisenden Hemprich und Ehrenberg sammelten in Afrika angeblich die Eier von dieser Art. Sie 
sind aber wol zu klein für sie und gehören wahrscheinlich der folgenden kleinern Art an. 


3) Der kleine Bienenfresser. Merops erythropterus. Gw. (Mer. minutus. Vin.) 
Tab. XII. fg. 5. 

Im Körper kleiner als unser Eisvogel, hat er einen grossen Theil von Afrika zum Vaterlande 
und gleicht in seiner Lebensweise den verwandten Arten. 

Zu seiner Grösse steht das unter der angegebenen Nummer abgebildete Ei vollkommen im 
Verhältnisse und gehört ihm auch wol sicher zu. Die Länge dieser Eier beträgt 8%, bis 9”, 
ihre Breite 7'/”, dabei sind sie ganz oder fast gleichhälftig, nach beiden Polen sanft zugerundet. 
Färbung und Korn kommt ganz mit den Eiern des gemeinen Bienenfressers überein, ihr Gewicht 


beträgt nur um 3 Gran. 


4) Der schwarzschwänzige Bienenfresser. Merops ornatus. LM. 
Govrp, Birds of Australia, VII. 3. 


Er ist etwas kleiner als der europäische und gehört als einzige Art dieses Geschlechtes Neu- 
holland an, wo er vorzüglich in der südlichen Hälfte nistet. Er bereitet sich in irgend eine schroffe 
Erdwand, besonders gern wählt er Flussufer, eine Höhlung, deren Weite einem Mäuseloche gleich 
kommt, deren Tiefe etwa 2’ beträgt und die nach hinten sich so erweitert, dass Alte und Junge 
darinnen Platz haben. Hier legt das Weibchen seine 4 bis 5 reinweissen Eier, welche in Gestalt 
und Korn ganz mit denen unsres Bienenfressers stimmen. Ihre Länge beträgt 9/, bis 0%”, ihre 
Breite 7%, bis 8,’ ’ 


Vierte Nebenordnung. 
Saugvögel. Linctores‘). 


Mit wenigen Ausnahmen gehören die Arten dieser Nebenordnung den tropischen Ländern an 
und nähren sich zum Theil vorzugsweise von Blüthensaft, den sie durch Saugen mit degggigenthim 


*, Es wird nie möglich sein, die Benennung der Abtheilungen irgend einer Thierreihe so einzurichten, dass 
sie allen nähern verwandten zukäme, wenn man nicht in das Unendliche und widernatürlich zersplittern will. Es 


109 


lich dazu organisirten Zunge erlangen und nur nebenbei von Insekten, andre von Insekten allein, 
sind aber ausserdem in so naher Beziehung zu den erstern, dass man sie nicht füglich von ihnen 
trennen kann Hinsichtlich der Intelligenz stehen sie auf sehr niedrer Stufe und viele von ihnen 
erinnern hierdurch, so wie durch lebhafte und metallischglänzende Farben sehr stark an die Schmet- 
terlinge zurück. Die mehrsten sind klein und sehr klein und nur wenige erreichen etwa die Grösse 
einer Elster. In ihren Nistverhältnissen waltet grosse Verschiedenheit; sie legen wenige oder viele, 
ungelärbte oder gefärbte, ungefleckte oder gefleckte Eier in Baumhöhlungen oder in künstliche, 
zum Theil sehr kunstvoll bereitete Nester. Sie sind in Gruppen gesondert, die zum Theil beschränk- 
tes Vaterland haben, wie die Wiedehopfe, Kleiber, Kolibris, Philedons, zum Theil rund um den 
Aequator gehen, wie die Nectarinien. 


Erste Familie. 
Wiedehopfe. Upupae. 


Die wenigen Arten dieser Abtheilung wollen zu keiner andern recht passen. In vieler Be- 
ziehung schliessen sie sich an die Nashornvögel, so auch durch ihre Eier, in andrer stimmen sie 
mehr mit den Paradiesvögeln, deren Eier wir aber noch nicht kennen. Die mehrsten Ornithologen 
stellen sie neben die Bienenfresser, welcher Anordnung wir hier folgen, um durch Promerops zu 
den Kolibris überzugehen. Während die Zunge bei den meisten Arten dieser Nebenordnung auf 
vorzügliche Weise entwickelt ist, erscheint sie hier im Gegensatze auf sehr unentwickelter Stufe. 
Die Familie wird nur von wenigen Geschlechtern gebildet, deren Natur man aber zum Theil noch 
zu wenig kennt, um sie mit Sicherheit sondern zu können. So gehört wol das wunderliche Ge- 
schlecht Neomorpha. Gould. hierher, bei dem Männchen und Weibchen einen ganz andern Schnabel 
führen sollen‘). Ebenso werden mehrere den Paradiesvögeln verwandte Formen hierhergezogen, 
worüber man erst bei genauer Kenntniss ihrer Lebensverhältnisse ein Urtheil zu fällen im Stande 
sein wird. Wir handeln hier die beiden folgenden ab: 


Erstes Geschlecht. 
Wiedehopf. Upupa. L. 


Nur wenige, sehr verwandte Arten hat man gegenwärtig diesem Geschlechte gelassen, welches 
von Linne an aus sehr verschiedenartigen Vögeln zusammengesetzt ward. Diese gehören Europa, 
einem Theile des angrenzenden Asien und Afrika an, halten sich in ollnen Waldungen, wo beson- 
ders grössere, Pflanzen fressende Säugthiere leben, da die verschiednen Dungkäfer ihre Hauptnah- 
rung ausmachen, und legen ihre ziemlich vielen, gestreckten, schwachgefärbten Eier in vorgelundne 


muss daher genügen, eine dem Gentralstamme zukommende festzustellen und die Ausnahmen oder Abweichungen 
nach der Peripherie sich gefallen zu lassen! 

*) Herr Gould erhielt zuerst diese Vögel aus Neuguinea ohne nähere Angabe und erklärte sie für zwei Species, 
Neomorpha acutirostris et crassirostris. Herr G. R. Gray, welcher benachrichtigt ward, dass diese beiden angeb- 
lichen Arten gepaart lebten, hat sie zu einer Art Neomorpha Gouldi vereinigt. 


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Höhlungen der verschiedensten Art. In der Nistzeit lässt das Männchen Töne hören, die denen des 
Kuckuks nicht unähnlich sind. 


1) Der europäische Wiedehopf, Upupa. L. 


Tab. XV. fig. 10. a. b. e. (12. a. b. ©.) (Krems, pag. 31. Tab. X. fig. 6er 7. Guestuen und Wınsıns, Tab. XXVI. 

Nozewanx und Serr, Tom. I. pag. 129. Tab. LXVII. Nausans, Vögel a. A. T. I. Tab. XXVII. fig. 84. Naumanı 

und Bunte, Heft 4. Tab. I. fig. 7. a et b. Scumz, Tab. XXX. fig. 7. Tumesesmans und Breus, Heft 3. pag. 74. 
> Tab. XI. fig. 41. Hewersox, Col. Illustr, Tab. LIV, fig. 4.) 


. Das Gewicht des Wiedehopfes beträgt 5 bis 6 Loth, sein Vaterland ist Europa mit Ausnahme 
der kältesten Striche und Englands, das anstossende Asien und nördliche Afrika. Europa verlässt 
er im Herbste ganz und kehrt im März in dessen südlichste Länder und von da allmälig in die nörd- 
lichen bis zum Mai zurück. Sobald es ihm die Witterung gestattet, macht er Anstalt zum Nisten 
und wählt für seine Eier die verschiedenartigste Belegenheit, wenn ihm nur sonst die Umgegend 
hinlängliche Nahrung gewährt. Der Nistruf des Männchens ist das allbekannte hup, hüp, oder hüp, 
höp, hüp, welchen dasselbe, auf einem Baume möglichst verborgen sitzend, oft ziemlich anhaltend 
hören lässt. Es bringt denselben anscheinend mit ziemlicher Anstrengung unter Ausbreitung der 

1 hohen Kopffedern und Aufblasung der Kehle und jedesmaligem Kopfnicken hervor. Man finder 
sein Nest hinter Feldrainen , unter Baumwurzeln, in Mauerlöchern und Steinhaufen, in Baumlöchern 
und hohlen Bäumen bis zu einer Höhe von 30° über dem Boden. Das merkwürdigste Vorkommen 

> erwähnt Pallas, welcher in den russischen Steppen innerhalb der Bauchhöhle eines leicht mit Stei- 
nen bedeckten Pferdecadavers eine Brut 7 junger Wiedehopfe fand. Wo in Baumhöhlungen fau- 

. lendes Holz den Grund bedeckt, legt er seine Eier oft ohne Weiteres auf dasselbe, sonst trägt er 

einige wenige Materialien, als dürre Reischen und Grashalme, etwas Moos, Federn und dürren 

Kuhdünger zu einem lockern Neste zusammen. Der Satz besteht in 3 bis 7, meist aber & bis 5 

Eiern, welche das Weibchen allein ausbrütet und dabei einen grossen Brütefleck über den ganzen 

Unterleib erhält, auch sich während des Brütens selbst seine Nahrung sucht. Die Jungen werfen 

u beim Auskriechen die Basis der Eischale deckelartig ab, sind im Anfange mit sparsamen, langen, 
grauen Dunen bekleidet und werden von beiden Alten sehr sorgfältig mit Insekten, besonders im 
Maden- oder Larvenstande gefüttert. Befindet sich der Nistplatz in einer Höhlung, so fängt er schon 
während des Brütens an höchst übelriechend zu werden, da das Weibchen so eifrig auf den Eiern 
sitzt, dass es sich daselbst seines Unrathes entledigt. Dies nimmt nun noch bei den Jungen zu, 

2 weil die Alten die sehr weichen Exeremente derselben nicht herauszuschaffen vermögen, so dass 
ein höchst widerlicher Geruch entsteht, der sich auch dem Gefieder der Vögel mittheilt und erst 
noch lange nach der Nistzeit allmälig wieder verliert. 

Die Eier sind in der Grösse dem Vogel angemessen, in den relativen Maassen, in Gestalt und 

Färbung vielen Abänderungen unterworfen. Eine grosse Reihenfolge aus verschiednen Ländern 

gibt folgendes Verhalten: Länge 10%”, Breite 8'/,”, ungleichhälftig, der grösste Durchmesser der 

zugerundeten Basis näher als der stark abfallenden, stumpf zugespitzten Höhe, 4 Stück; 10%,” 

lang, 7'/,” breit, nach der Basis sanft, nach der Höhe sehr stark abfallend, stu zugespitzt, 

I Stück. Ein andres bei gleicher Länge, 8” breit, der grösste Durchmesser der Basıs ein wenig 

näher, sonst beide Pole fast gleich sanft abfallend. Länge 11””, Breite 7'/; bis 8'/”, dabei vom 


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fast gleichhälftigen bis in das sehr ungleichhälftige, nach der Höhe stark abfallend und zugespitzt, 
nach beiden Polen sanft abfallend, an der Höhe stumpfer als an der Basis, 6 Stück; Länge 11//”, 
Breite von 7'/, bis 8”, Gestalt wie vorige, 6 Stück; Länge 11'/”, Breite von 7Y/, bis 7°//”, Gestalt 
wie vorige, 3 Stück; Länge 1”, Breite 7°/,”, grösster Durchmesser der stumpf zugespitzten Basis 
näher als der etwas stärker abfallenden aber stumpferen Höhe, 1 Stück; Länge 1”, Breite 8%”, 
fast gleichhälftig, nach beiden Polen sanft abfallend, 1 Stück: Länge 14” '//”, Breite 7°/”, sehr 
gestreckt und nach der Höhe stark abfallend, 1 Stück. Das Gewicht der gefüllten Eier beträgt 
1'/, bis 1°/, Quentchen, also etwa Y,, des Vogelgewichtes, das der leeren Schale schwebt zwischen 
4 bis 6 Gran, so dass '/, etwa 4 Gran, die übrigen, mit Ausnahme der beiden grössten, 5 Gran 
wiegen, also etwa Y,, der gefüllten. Das Korn der Schale ist sehr eigenthümlich‘); feinste, dicht- 
verzweigte, nach oben abgeflachte erhabene Züge, die mit sehr feinen, dichten, tiefen Punkten 
versehen sind, schliessen unregelmässige, flache Furchen, rundliche und eckige Vertiefungen so 
wie die ansehnlichen, am Grunde meist flachen und weiten Poren ein. Die feinen Punkte enthal- 
ten die gefärbte Schalenschicht am dieksten, die Höhe der Züge am schwächsten, wodurch die 
besondre Färbung der Eier veranlasst wird. In der Grundfarbe halten sich manche im blassgrau- 
grünlichen, andre gehen in das Graugrüne oder graulich und grünlich Braune, ja zuweilen sogar 
in das chocoladenbraune über. Von den graugrünlichen findet man zuweilen auch solche, welche 
etwas undeutliche, kleine, braunrothe Fleckchen haben, während bei den dunkelsten die lichte 
Höhe der Züge die Schale weisslich punktirt oder fein weissfleckig erscheinen lässt. Bei Berück- 
sichtigung dieser Kennzeichen ist es nicht gut möglich diese Eier mit denen eines andern Vogels zu 
verwechseln; Upupa minor, welcher das südliche Afrika bewohnt, ist viel kleiner als unsrer, so 
dass schon das Grössenverhältniss seine Eier unterscheiden wird. Aeussere, zufällige Färbung der 
Eier durch Nestunterlage, besonders faulendes Holz, Excremente und dergleichen, koınmt häufig 
vor, lässt sich aber leicht von der wirklichen Farbe unterscheiden. Der Glanz der Schale ist matt 
oder schwach, inwendig gegen das Licht scheint sie nach Maassgabe ihrer Färbung grünlich oder 
graugelblich durch. 
2) Der eaflersche Wiedehopf, Upupa monolophus. W ac. 


LEVAILLANT, Promerops, p. 56. Nr. 9. 

Es lebt diese Art an der Südspitze von Afrika, wo sie sich besonders von den Insekten nährt, 
die in den Exerementen der Elephanten und des Rindviehes leben. Die Nisttöne des Männchens 
lassen sich durch die Sylben cro, cro, cro! ausdrücken, das Weibchen legt seine Eier auf faules 
Holz in Baumhöhlungen. Ihre Anzahl soll 4 betragen, ihre Färbung blassrothbraun mit schwarz- 
braunen Pünktchen sein. 


Zweites Geschlecht. 
Paradies- Wiedehopf. Promerops. Brıss. (Upupa. L. Merops. Cuv. 
Faleinellus. Vıriur. Irrisor. Less.) 
Durch gestreckten Schwanz und glatten Kopf ist dieses Geschlecht schon oberflächlich vom 
vorigen gesondert, mehr durch übrige Lebensverhältnisse. Die bekannten Arten halten sich nur 


*) Es nähert sich noch am mehrsten dem der Eier von Buceros, welches Geschlecht man sicher in nahe Be- 
ziehung zu Upupa zu bringen hat 


auf Bäumen und suchen ihre Nahrung, die in Insekten besteht, auf den Kronen der Bäume, wohnen 
und nisten in Baumhöhlungen, nur bei folgender Art kennen wir durch Levaillant die Lebensver- 
hältnisse etwas genauer. 


Der rothschnäblige Paradieswiedehopf. Promerops erythrorhynchus. Buıss. 
Tab. XV. fig. 13. 

Dieser sehr langgestreckte Vogel hat im Körper nur die Grösse der Schwarzdrossel, Turdus 
merula, und ist über das südliche und südwestliche Afrika verbreitet. Er hält sich zur Nistzeit 
paarweise, wählt für die Brut eine Baumhöhlung, wo das Weibchen auf faules Holz 7 bis 8 blau- 
grüne Eier legt. Die herausgekommnen Jungen bleiben bis zum nächsten Jahre mit den Alten 
vereinigt und ziehen sich mit diesen zur Nachtruhe in die Nesthöhle zurück, so dass sie vollkommne 
Standvögel sind. Die Eier sind der Grösse des Vogels angemessen und haben in dem vorliegenden 
Exemplare folgende Verhältnisse: Länge 4” 4'/”, Breite 9°”, die Gestalt ist ungleichhälfig, der 
grösste Durchmesser liegt der sanft zugerundeten Basis viel näher als der stark abfallenden, stumpf 
zugespitzten Höhe. Die Farbe ist lebhaft blaugrün, auch inwendig, fast ohne Glanz. Die Nachen, 
dichtverzweigten Erhabenheiten des Kornes schliessen gerundete, kleine Flächen ein, von denen 
manche Poren sind. welche zerstreut über die ganze Fläche stehen, rundlich, trichterförmig und 
ziemlich tief sind, meist am Grunde etwas Färbung haben. Es kommt im Ganzen den Eiern von 
Lamprotornis spreo nahe, welche aber die Poren in Reihen haben und dadurch leicht unterschieden 
werden können. Sein Gewicht beträgt 7 Gran 


Zweite Familie. 
Kolibri's. Trochili. 

Eine der interessantesten Vogelgruppen! Die Farbenpracht der männlichen Vögel im ganzen 
Gefieder oder, wie am öftersten, in einzelnen Stellen, ihre Kleinheit und Lebensweise, in der sıe 
fast manchen Schmetterlingen gleichen, ihr äusserst zierlicher Nestbau u. s. f. hat diesen Thierchen 
von der Entdeckung ihres Vaterlandes an besondere Aufmerksamkeit der Europäer zugewendet. 
Bis jetzt kennt man schon über 200 Arten, welche dem heissern Amerika angehören und sich in 
allmälig immer wenigern Arten in den beiden gemässigten Zonen dieses Landes verlieren. Da sie 
vorzüglich aus Blüthen sich ernähren, in denen sie theils kleine Insekten, theils Honigsaft mit ihrer 
langen, biegsamen,, an der Spitze eingetheilten Zunge aufsammeln, so sind sie nothwendig an Ge- 
zenden gebunden, wo sich deren vorfinden, weshalb sie ihren Winter stets in den wärmsten Thei- 
len zubringen. Alle Arten, deren Fortpflanzung bekannt ist, bauen sehr künstliche, zum Theil 
lockere, zum Theil dickwandige Nester, die sie entweder schwebend an Schlingpflanzen,, oder in 
Blattspitzen und dünne Zweige befestigen, oder auf horizontale Aestchen oder Aeste stellen, aus 
Pflanzenfasern, Insekten oder Spinnengewebe, inwendig mit Baumwolle oder andern weichen Pflan- 
zenstoffen ausgefüttert. Der Satz besteht aus 2 milchweissen, sehr zartschaligen, wälziggestreck- 
ten Eiern, welche von beiden Alten in 10 bis 1& Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen verlassen 
das Ei blind und fast kahl, erhalten zuerst ein wenig Dun und bald auch das Gefieder, welches aber 


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noch allen Farbenschmuckes ermangelt. Nach allerlei kleinen Verschiedenheiten hat man die Koli- 
bris in die zahlreichen Geschlechter abgetheilt, welche man bei G. R. Gray zusammengestellt findet. 
Wird man von allen erst den Nestbau kennen, so gibt dieser vielleicht einen bessern Anhalt zur 
Begründung von Gruppen, da man doch einmal wieder dahin zurückkehren wird, alle unter das 
alte Genus zu vereinigen. Ueber ihre Fortpflanzung wissen wir im Ganzen noch wenig Ausführli- 
ches; die Herren Audubon, Azara, Prinz Maximilian zu Wied und Wilson haben einzelne Beiträge 
gegeben. Ich selbst habe aus fast allen Theilen von Amerika Nester und Eier derselben, häufig 
auch mit dem Vogel erhalten, allein bei den mehrsten bin ich wegen der Bestimmung noch nicht 
fest und gebe im Folgenden nur die Arten, mit denen ich so ziemlich sicher zu sein glauben darf”). 


Erstes Geschlecht. 
Kolibri. Trochilus. 


1) Der goldkehlige Kolibri. Trochilus moschitus. L. 
Tab. XVI. fig. 4. 

Eine der bekanntesten Arten, in Körpergrösse dem Goldhähnchen noch ansehnlich nachstehend, 
welche sich über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet findet und besonders an etwas 
höheren und trocknen Orten sich aufhält, wo Wälder mit Grastriften und niederm Gebüsche wech- 
seln. Hier holen sich diese prachtvoll glänzenden Vögelchen, oft ziemlich zahlreich versammelt, 
ihre Nahrung aus den blühenden Gewächsen, ohne sich eben sehr um die Anwesenheit des ihr 
Leben bedrohenden Menschen zu kümmern. Ueber ihr Fortpflanzungsgeschäft haben wir noch keine 
Auskunft, doch erhielt ich aus Brasilien von verschiedenen Sammlern dieser Art zugeschriebene 
Nester und Eier, welche unter sich und mit dem, welches ich im Pflanzengarten zu Paris sahe, über- 
einstimmen. Sie sind alle in herabhängende Blattspitzen eingebaut und weichen nach der Beschaf- 
fenheit des Blattes in ihrem Durchmesser etwas ab. Das eine umfasst eine Blattspitze von 2” 3” 
Breite, wodurch sein oberer Rand sehr ausgedehnt ist, ein anderes ist einem Blatte angehangen, 
welches über die Hälfte schmäler ist. Das Hauptmaterial derselben ist ein feinwolliger, schmutzig 
bräunlichweisser kleiner Grassamen, lockerer oder dichter in einandergetilzt, mehr oder minder 
dicht mit Spinnenwebe umwunden. Bei dem einen ist so viel von letzterer verwendet, dass es ganz 
aus ihr zu bestehen scheint, und man zwischen derselben von aussen nur noch einige zarteste Gras- 
hälmchen und glänzend rostgelbe Pappusflöckchen eingewebt wahrnimmt. Nach unten geht dasselbe 
in ein Anhängsel von Spinnenwebe fort, in welche dürre Blattstückchen, kürzere Hälmchen und 
Pappusflöckchen locker eingehangen sind. Seine Länge beträgt 4” 3°”, doch kommen davon fast 
3” auf den Anhang. Sein grösster Durchmesser beträgt am Rande 2”, während es von vorn nach 
hinten nur 4” 2” misst. Das zweite, sehr kleine besteht ganz aus der Graswolle, mit der ebenso die 
Befestigung an die schmale Blattspitze zu Stande gebracht, als wie auch der lockere Anhang gebil- 
det ist. Es bildet mit dem Anhange fortlaufend einen stark abfallenden gestreckten Kegel, hat 
eine Länge von 1” 3”, während der Anhang 1” 8” lang ist. Oben ist es 1” #” breit, sein Napl 


*) Vieles Hierhergehörige verdanke ich der Fürsorge meiner eifrigen Correspondenten der Herren Brandt in 
Hamburg und Parreyss in Wien. 
15 


hat 14”” Tiefe und Breite. Das dritte ist sehr locker gebaut, 4” 8” breit, 4” 7” hoch, und hat 
einen Anhang von fast 5” Länge, dessen Hälfte freilich nur ein Paar umwundene, dünne Grasblät- 
chen bilden. Der Napf ist 1” 2” breit, aber nur 9” tief. Die Eier sind fast gleichhälfig und walzig 
oder etwas ungleichhälfig, nach der Höhe stärker abfallend als nach der Basis, 5%, bis 6°” lang, 
3°/, bis #” breit und wiegen noch nicht 1 Gran. 


2) Der schwarze Kolibri. Trochilus ater. Pa. Max. (Beiträge IV. p. 52.) 

Ohne Schnabel und Schwanz etwa 2'/,” lang, und in manchen Distrikten von Brasilien häufig, 
wo er zwar im Urwalde heimisch ist, doch gern die Pflanzungen besucht, wenn sie blühende Bäume 
haben. Prinz Maximilian zu Wied fand das Nestchen dieses scheuen und Nüchtigen Vögelchens An- 
fangs Januar in der Provinz Bahia auf einem etwa # hohen jungen Baume. Es war klein, flach, 
und blos mit Baumwolle an ein grosses schmales, längliches Blatt, welches dasselbe trug, befestigt”). 
Es war aus gelbröthlicher Pflanzenwolle dicht zusammengefilzt, seine Vertiefung, sowie sein ganzer 
Umfang für den Vogel ansehnlich gross, und enthielt 2 noch völlig nackte Junge, welche die Alten 

„ängstlich umflatterten. 
3) Der Anna-Kolibri. Trochilus anna Less. 
Aupenox, Birds of America. Vol. IV. Tab. 425. Vogel und Nest. 

Er hat etwa die Grösse von Tr. moschitus, und ist über die südlichen Länder von Nordamerika 
verbreitet. Nach Angabe des genannten Naturforschers hängt er sein Nestchen an einen zarten Zweig 
und baut-es in daran befindliche Blätter ein. Sein Hauptmaterial ist Pappus verschiedener Pflanzen, 
wornach es mehr bräunlich oder gelblich erscheint. Von aussen wird es mit Spinnenfäden umwun- 
den und auch mit diesen an Zweige und Blattstiele befestigt. 


4) Der Strausskolibri. Trochilus eristatus. L. 
Aupenenrt, p. 110. Tab. 47. 

Ein sehr zierliches Vögelchen,, welches in vielen Distrikten des diesseitigen Südamerika heimisch 
ist und sich gern dem Menschen anschliesst, so dass es auch sein Nestchen an Bedachungen und in 
das Gesträuch in Gärten anbringt. Die Alten haben grosse Anhänglichkeit an ihre Jungen und füttern 
sie auch im Zimmer auf, wenn man sie dahin versetzt. Ein dieser Art zugeschriebenes Nestchen 
meiner Sammlung ist in die Gabel eines zarten, aufsteigenden Aestchens eingebaut; es bildet einen 
spitzen Kegel von 4” 5” Höhe, und 4” 3” Breite am obern Rande. Inwendig hat es einen Dürch- 
messer von 9” bei 8°” Tiefe. Es besteht ganz aus brauner Palmen- oder Farrenkrautwolle, ist 
aussen dicht mit Spinnenwebe umwunden, auf welche einzelne Stückchen einer lachen Parmelie 
geheftet sind. Ein zweites ist an einem federkieldicken, eckiggebognen, aufsteigenden Zweig so an- 
gebaut, dass ihn die eine Wand bis zum Grunde umschliesst. Sein Material ist dasselbe wie am 
vorigen, nur Baumwolle darunter gemischt und die Flechtenbekleidung etwas dichter. Seine Gestalt 
ist etwas schräg napflörmig, Höhe und Breite wenig über 1”, Tiefe und Weite inwendig wie beim 

*) Sehr viele Arten befestigen ihre Nestchen mit Baumwollenfäden oder Spinnenwebe an berabhäfßpende Blatter, 
indem sie dieselben herumziehen oder in den rauhen oder umgebognen Rand derselben einfilzen, so dass die 


Blattspitze die eine Aussenwand bildet. Eben fertig, steht der obere Rand horizontal, durch das Brüten, besonders 
aber bei dem Erwäürmen der heranwachsenden Jungen wird er vorn herabgedrückt. 


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—-—— DB 


vorigen, so dass man, der vorkommenden Abweichungen ungeachtet, die specielle Gleichheit nicht 
verkennen kann. Die zarten Eier sind gestreckt ungleichhälfig, oder walzig fast gleichhälftig, 5, 
bis /%”’ lang, 3'/, bis %”’ breit. 


5) Der weisskragige Kolibri. Trochilus magnifieus. Vırıuı. 
Prınz MaxımiLran, Beitr. IV. p. 79. 

Ein sehr kleiner und schöner Kolibri, der über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet 
ist und sich meist an blühenden, niedern Gesträuchen in geschützten Thälern hält. Hier baut er auch 
sein niedliches Nestchen, welches ich nach # Exemplaren, die ich aus Minas Geraös und andern 
Distrikten Brasiliens erhalten habe, beschreiben kann. Sie sind theils in Blattstiele und Blätter herab- 
hängender zarter Zweige befestigt, oder auf Gabelungen dünner horizontaler Zweige aufgeheftet und 
aus einer weissgrauröthlichen Baumwolle erbaut, in die einige zarte, dünne Hälmchen oder Baststreif- 
chen von grauer oder weisslicher Färbung eingewebt sind, während das Aeussere mit Stückchen von 
platten Flechten bedeckt oder nur sparsam belegt ist. Das Gewicht eines solchen Nestchen beträgt 
noch nicht 40 Gran. Der Gestalt nach sind sie theils napfförmig, 10 bis 141,” hoch, 1” % bis 51,” 
breit, oder kegelig, 1” 2°” hoch und breit, nach der stumpfen Basis nur wenig abfallend. Inwendig 
sind sie bei 10” Weite 8 bis 10” tief und ganz geglättet, der Aussenrand wenig oder gar nicht ein- 
gezogen. Die Eierchen, von denen ich 4 Stück in 3 Nestern erhalten habe, sind A°/, bis 5” lang, und 
3), bis 31%” breit, fast gleichhälftig, walzig und wiegen kaum ', Gran. Nur bei günstiger Beleuch- 
tung und starker Vergrösserung erkennt man die Beschaffenheit des Kornes, wie es allen Kolibrieiern 
gemein ist. Zwischen flachen, kleinsten, körnigen Erhabenheiten finden sich vertiefte Furchenstreif- 
chen und sparsame, runde, wenig vertiefte aber glattwandige Poren. Man erhält in Kolibrinestern 
nicht selten Schneckeneier, welche aber ein ganz zerfressenes Korn haben. 


6) Der Glanzkolibri. Trochilus lamprus. NarTEr. 

Von dieser Art, welche Johannes Natterer in Brasilien auffand, wo sie in einigen innern Distrik- 
ten ziemlich häufig vorkommt, und etwa die Grösse des Tr. moschitus hat, befinden sich im Kaiser- 
lichen Museum zu Wien eine Anzahl Nester, sowol mit Eiern, als mit Jungen. Sie sind zwischen 
aufrechte, dünne Zweige eingesetzt, bestehen auswendig aus zartem Grase und Rindenstreifen mit 
Spinnenwebe an der innern Ausfütterung von Pflanzenwolle befestigt. Manche haben eine Länge 
von 3'/, , während andre kürzer sind. Die Eier sind walzig, etwas über 5”” lang und über 3”” breit. 

7) Der blaukröpfige Kolibri. Trochilus eoeruleus. Larn. 
Tab. XVII. fig. 3. 

Ein in Surinam und Guiana ziemlich häufiger Kolibri, welcher etwas grösser als Tr. moschitus 
ist, dem Menschen sich anschliesst und besonders gern auf Orangenzweige nistet. Durch Herrn 
Dr. Hezing erhielt ich eine Reihe Nester dieser Art, nebst den Vögeln, von Paramaribo. Sie stehen 
auf Zweigen von etwa Fingersdicke in den verschiedensten Richtungen. Bei aufsteigenden oder 
abhängenden Zweigen sind sie an eine Gabelung befestigt, bei horizontaler Richtung schliessen sie 
oft ein Blatt mit ein. Ihr Hauptmaterial ist Baumwolle, am Grunde ziemlich dick, an den Rändern 
nur dünn angelegt, zuweilen ist derselben etwas Pappus verschiedener Gewächse beigemischt. Nach 


15° 


aussen ist zuerst das Ganze dicht mit Baumwollen- oder Spinnenfäden umwunden, auf diese platte 
Flechtenstückchen dicht aufgeheflet und auch diese meist wieder mit Fäden umwunden. Die Gestalt 
derselben ıst kegelig,, spitzer oder stumpfer. Bei einer Höhe von 1” 3 bis 8, haben sie am Rande 
einen Durchmesser von 1” & bis 5'4”, inwendig eine Breite von 10°” bis 1”, und eine Tiefe von 
etwa 8”. Sie wiegen gegen 20 Gran. 


5) Der nordamerikanische Kolibri. Trochilus colubris. L.*) 
Wırson, I. p. 176, Tab. 10. fig. 4. Nest und Eier. Aupunox, Am. Ornith. Tab. #7. 

Dieser kleine Kolibri geht in Nordamerika bis über den 57. Breitegrad hinauf. In Georgien 
kommt er des Frühjahrs um den 20. März, in Pensylvanien & Wochen später an und beginnt daselbst 
gegen den 10. Mai sein Nest zu bauen. In dieser Zeit beweist das Männchen dem Weibchen alle 
mögliche Aufmerksamkeit, füttert dasselbe und vertreibt aus seinem Reviere sowol andre Männchen 
seiner Art, als auch andre kleine Vögel. Blühende Obstbaumanlagen wählen sie besonders gern, 
oder an sie stossende Waldung, und stellen daselbst auf einen horizontalen Ast ihr Nestchen, wel- 
ches ausser der Grösse dem unsers gewöhnlichen Finken sehr nahe kommt. Zwei Exemplare der- 
selben aus Pensylvanien zeigen folgende Beschaffenheit. Das eine bildet einen kurzen, stumpfen, 
etwas schrägen Napf, ist auswendig 4” 7” hoch, in der Mitte 1” 9” breit, inwendig 1” hoch und 
tief. Sein Hauptmaterial ist Pappus, graulichbräunlicher Färbung, dicht ineinandergefilzt und aus- 
wendig mit Farrenkrautfasern umwunden. Hierauf sind nun ziemlich dicht Stückchen verschiedener 
platter Baumflechten geheflet, über welche noch einige Fäden gewunden sind”). Das zweite ist 
etwas flacher und breiter, sein Rand ein wenig eingezogen, und der Pappus von Farbe weisser. 
An der einen Seite der Aussenwand ist ein dürres Blatt locker eingewebt. Den Grund bilden äusser- 
lich Farrenkrautfasern. Im Uebrigen gleicht es dem ersten ganz. Die Brütezeit, welche diesen 
überaus beweglichen Thierchen sehr langweilig zu sein scheint, dauert nur 10 Tage, in den wär- 
mern Theilen ihres Aufenthaltes sollen sie 2 Bruten machen. Den ihrem Neste nahe kommenden 
Menschen umschwärmen die Alten, oft nur wenige Zolle vom Gesichte, sind die Jungen aber heraus, 
so setzt sich das Weibchen, oft nur 3 bis & Fuss vom Beobachter wieder auf sie. Schon in der 
ersten Woche erhalten die Jungen Flügelfedern, auch noch ziemlich lange Zeit nach dem Ausfliegen 
werden sie von ‘den Alten eifrig gefüttert. Böses Wetter bringt oft viele dieser zarten Jungen um, 
in günstigen Jahren ziehen sie im September in grössten Scharen umher. Die Eier sind gestreckt, 
fast walzig, etwas über 5” lang, und etwa 3'/,” breit. 


9) Der breitschwänzige Kolibri. Trochilus platurus. Vıriun. 
Tab. XVII. fig. 2. 


Er lebt in Brasilien und hat etwa die Körpergrösse des Tr. moschitus. Ein Nestchen dieser Art 


erhielt ich mit dem Vogel aus Bahia; es ist in die Gabelung eines sanft aufsteigenden Zweigleins so 


*) Der noch kleinere Trochilus rufus. Gwm., welcher im westlichen Nordamerika zu Hause ist, geht daselbst bis 
zum 61° Nördlicher Breite. “ 

") Die nordamerikanischen Ornithologen geben an, dass die Flechtenstückchen mit dem klebrigen Speichel des 
Vogels angeheftet wären. Ich bin ausser Stand darüber zu urtheilen und weiss nur, dass andre Vögel die auf ihrer 
untern Seite fasrigen Flechtenstückchen ohne Speichel durch blosses Andrücken aufheften. 


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eingebaut, dass es dieselbe mit Basis und Wänden ganz umschliesst. Es besteht fast ganz aus brau- 
ner Samenwolle des Bombax, ist auswendig dicht mit zarten, rothbraunen Fasern und etwas Spin- 
nenwebe umwunden, auf welche einige Rinden- und Flechtenstückchen befestigt sind. Seine Gestalt 
ist ein stumpf zugespitzter Kegel von 1” 2°” Höhe bei etwas über 1” Durchmesser. Der kleine Napf 


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hat nur 9° Durchmesser und ungefähr gleiche Tiefe, ist sehr weich und sauber zubereitet. Das fast 


gleichhälftige, nach beiden Polen sanft abfallende Eichen hat 6° Länge und 3°//” Breite. 


10) Der Audebertische Kolibri. Trochilus Audeberti. Less. 
Annales de la soc. R. de l’Agriculture et Hist. nat. de Lyon Tab. Nest und Eier. 

Ungefähr von der Grösse des Tr. moschitus, ist diese Art über einen grossen Theil von Süd- 
amerika verbreitet, gehört mehr den Waldungen an und nistet auch daselbst. Sein sehr zartes Nest, 
von dem ich eins aus Brasilien besitze, baut er aus brauner Farrenkrautwolle und heftet es mit 
Spinnenwebe in die Spitze eines herabhängenden Palmenblattes. Die Fäden bilden einen zwar zar- 
ten, aber ziemlich dichten Ueberzug über das ganze Nest, sowie über die Blattspitze, die zum Theil 
in das Nest eingebaut ist‘). Der Wandung ist hier und da etwas bräunlichweisser Pappus beige- 
mischt. Es bildet einen gestreckten, zugespitzten Kegel von ungefähr 3” Länge, über welchen hin- 
aus noch ein dünner Anhang geht, der bei meinem Exemplar etwa 2” lang ist. Seine grösste Breite 
hat es in der Nähe des Randes, wo sie gegen 1'/,” beträgt Der Durchmesser des Napfes ist noch 
nicht ganz 1”, die Tiefe desselben 8”. Die zarten Eierchen sind 5'/,” lang, 3), breit und fast 


gleichhälftig walzig. 


11) Der blauscheitelige Kolibri. Trochilus glaucopis. Gn. 
Prınz MaxınıLıan, Beiträge IV. p. 85. 

Nahe verwandt mit dem blauköpfigen Kolibri, auch fast von derselben Grösse, ist er in vielen 
Gegenden des südöstlichen Brasilien häufig, wo er oft im Sonnenscheine auf einem freien Aste sitzend, 
seine kurz abgebrochene, zarte Stimme hören lässt. Nach dem Berichte des eitirten Naturforschers 
baut er sein Nest zwischen Astgabeln mässig hoher Sträucher, aus röthlichgelber Pflanzenwolle, etwa 
1'/ hoch, befestigt es an der Basis durch Umwickeln an die Zweige und belegt es auswendig mit 
Flechten. 4 Stück dieser Nestchen, die ich aus Brasilien erhalten habe, verhalten sich wie folgt: 
Das kleinste, auf der Gabel eines aufsteigenden Aestchens ist schräg kegelförmig, 1” #” hoch, 
1” 6°” breit, inwendig 4” weit bei 10°’ Tiefe, und besteht ganz aus grauröthlicher Baumwolle mit 
wenigen zarten Grashälmchen am Grunde, auswendig mit flachen Flechtenstückchen belegt. Es 
wiegt Ik Gran. Das zweite, 1” 3” hoch, 4” 8” breit, hat auf einem fast horizontalem Aestchen 
gestanden, weshalb es einen fast gleichrunden Napf bildet, welcher mit dem des vorigen gleiche 
Dimensionen hat. Auswendig enthält es etwas mehr Hälmchen, aber weniger Flechten als das vorige 
und wiegt 18 Gran. 

Das dritte ist ein eben fertig gebautes in voller Schönheit. Es steht in der Gabel eines aulstei- 
genden Zweiges, welcher am Grunde und an den Seiten der Wandung eingebaut ist, und bildet 
einen nach unten stumpf zugespitzten Kegel von 1” 10,” Höhe bei etwa 1Y/,” Breite. Das Nest- 


*), Bei der Abbildung in dem eitirten Werke sind die Fäden ausgelassen, welche das Nest in der Blattspitze 
befestigen, so dass es wie angeklebt erscheint. 


material ist sehr innig ineinandergefilzt und auf das Sauberste geglättet, besonders im Innern. Aus- 
wendig ist es mit schmälern oder breitern Flechtenstreifen etwas sparsam bekleidet'). 

Das vierte hat ungefähr die Maassverhältnisse des ersten und ruht mit dem Grunde auf einem 
dünnen, absteigenden Aestchen, während die eine Wand ein aufsteigendes Seitenästchen umschliesst. 
Da es nur sehr wenige Hälmchen enthält, so ist sein Aeusseres glatter als an den vorigen, hier und 
da mit Coenogoniumblättchen belegt. Inwendig ist es dem dritten ganz gleich. Es enthält 4 Ei, 
welches ganz mit den Maassen stimmt, die Prinz Maximilian den seinen beilegt; es ist nämlich 614” 
lang, 4,” breit und fast gleichhälfig walzig, nach beiden Polen abgestumpft zugespitzt. Sein Ge- 
wicht beträgt I Gran. 


12) Der weisswangige Kolibri. Trochilus leucocrotaphus. Vıeiun. 
Azana, IV. p. 84.%) Tab. XVII. fig. 5. 


Nach Angabe Azara's soll Männchen und Weibchen bei dieser Art, der gemeinsten in Paraguay, 
nicht verschieden sein. Sie haben etwa die Grösse des Tr. moschitus, und befestigen ihr Nestchen, 
welches einen Kegel von 2” Höhe und 1'/,” Breite bildet, an die Spitze eines kleinen vertikalen Zwei- 
ges, oft an einen von der Bedachung eines Landhauses etwas lose gew rdenen. Es besteht inw endig 
aus Baumwolle, äusserlich ist es mit kleinen, dürren Blättcben und Rindenstückchen belegt, welche 
mit Wollfiden befestigt sind. Das Wei legt das erste Ei, wenn das Nest zur Hälfte oder etwas 
mehr fertig ist, und baut so lange un. abe brütet, da es niemals zum Neste zurückkehrt, ohne 
etwas Material mitzubringen. Das Män hilft gar nicht dabei , sondern hält sich nur immer in 


der Nähe. Die Maassverhältnisse der Eier kommen mit denen des Zr. moschitus überein. 


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13) Der langschwänzige Kolibri. Trochilus macrourus. L. 


Obgleich er eine ansehnliche Länge hat, so ist er doch dabei sehr schlank und nur von mittel- 
mässiger Grösse, Sein Aufenthalt erstreckt sich über einen grossen Theil von Brasilien, wo er sich, 
nach Prinz Maximilian, besonders in wärmeren Thaleinschnitten an blühendem Gesträuche hält. In 
die Gabelung eines aufsteigenden Aestchens baut er sein schönes Nest in Gestalt eines verlängerten, 
sanft abfallenden Kegels. Das Hauptmaterial desselben ist röthliche oder weisse Baumwolle dicht 
ineinandergelilzt und ziemlich diekwandig, nach aussen mit etwas Kelchschuppen oder Jungerman- 
nien versehen, welche mit zarten Baumwollenfäden überzogen sind, die auch um die Zweige geführt 
sind und das Nest an sie befestigen. Ueber das Ganze sind fast deckend flache Parmelienstückchen 
aufgelegt, die nur den obern Rand frei lassen. Die Länge des ganzen Nestes beträgt 2” 2 bis 6”, 
die Breite 4” 7 bis 8”, sein Napf ist 10 bis 11” tief und gegen 1” breit. 3 Exemplare, die ich 
besitze, weichen nur wenig von einander ab. Das Ei ist fast gleichhälfig walzig, 6” lang, 
4//” breit. 


*) Besonders beliebt ist das weiche Coenogonium Linckii Ehrenb., welches allein oder mit Flechten zur äussern 
Bekleidung der Nester von vielen Kolibris benutzt wird. 

") Der treMiche Azara konnte die kleinern Vögel für seine Sammlung wahrscheinlich nicht gut zurichten und 
aufbewahren, weshalb er bei ihnen nicht kritisch genug zu Werke gegangen ist. So ist Herr Dr. Hartlaub geneigt, 
diese Art als weiblichen Vogel zu Tr. auritus L. zu ziehen. 


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119 


14) Der Topaskolibri. Trochilus pella. L. 
Tab. XVII. fig. 1. 

In Färbung und Grösse eine der ansehnlichsten Arten, welche über Surinam und Guiana ver- 
breitet ist. Er baut sein Nest aus einem eigenthümlichen Pflanzenstoffe, wahrscheinlich einer Farren- 
krautwolle von lichtröthlichbrauner Färbung, die zu einer fast gleichmässigen Masse zusammengedilzt 
und auswendig mit Spinnenfäden umwunden ist. Durch meinen werthen Freund Herrn Löbbecke in 
Rotterdam erhielt ich ein solches Nest aus Surinam, welches folgende Verhältnisse hat: es bildet 
einen etwas schrägen, unten abgestutzten Kegel von 2” 1” Höhe und 1” 10” Breite am obern 
Rande. Inwendig ist es 1)” weit und nimmt bis zum 1” 3” tiefen Grunde nur wenig an Weite 
ab. Bei seiner ansehnlichen Grösse hat es doch nur ein Gewicht von 4 Quentchen. Man findet diese 
Nester hier und da in Sammlungen, das Ei gleicht in der gestreckten walzigen Gestalt dem der andern 
Kolibris, es ist 7,” lang und gegen 5” breit. Bei seiner Grösse erkennt man das Kolibrikorm 
etwas deutlicher, als an den kleinen Arten. 


15) Der Augenbraunkolibri. Trochilus superciliosus. L. 

Er hat ungefähr die Grösse des vorigen, aber eine weitere Verbreitung von Brasilien bis Suri- 
nam, wo er besonders oflne, trockne Gegenden bewohnt und beim Umschwärmen der Blumen seine 
ziemlich laute Lockstimme hören lässt. Das diesem Vogel zugeschriebene Nest findet sich in den 
Sammlungen häufig, und ich selbst besitze es in 12 Exemplaren, welche sehr übereinstimmen. Alle 
sind in herabhängende Spitzen von Palmenblättern angebracht, bestehen aus haarartigen Grashalmen, 
Palmenfasern oder Tillandsienranken, deren Enden mit Spinnenwebe umwunden und mit dieser um 
das Blatt befestigt sind. Das Ganze bildet einen durchsichtigen, meist schräg herabgehenden Napf, 
der nach unten mit einem bedeutenden Anhange von verschiedenartigen dürren Blättchen, Moosen 
und Rindenstreifchen, durch Spinnenwebe verbunden, versehen ist. Häufig wird der Napf äusserlich 
mit Flechtenstückchen und Blättern des Coenogonium Linckii, zuweilen ziemlich dicht bekleidet. Die 
Länge wechselt von 2” bis 2” 9” ohne den Anhang, welcher oft das Doppelte in der Länge erreicht, 
und die Breite von 1” 14” bis 2” #”. Es ist im Innern ohne Ausfütterung, 1” 3 bis 5” breit, 
1” bis 11%” tief. Nur wenige Exemplare haben einen gleichhohen Rand des Napfes, vielleicht nur 
die eben fertig gebauten, bei den meisten ist der vordere Rand stark abwärts gezogen, da der Bau 
zu locker ist, um nicht dem Gewichte des brütenden oder die Jungen deckenden Vogels nachzugehen 
Die Eier ändern nach meinen Exemplaren folgender Maassen: Länge 7”, Breite #”, fast walzig, aber 
etwas ungleichhälftig, der grösste Durchmesser der Basis weit näher, 2 Stück. 2 andre Exemplare 
bei gleichen Dimensionen ganz walzig, ein ätes 7'/;” lang, #”” breit, fast walzig, aber an der Basis 
etwas spitzer als an der stumpfen Höhe. 

Die Befiederung der jungen Vögel, die zuerst einen ganz geraden kurzen Schnabel haben und 
ganz kahl sind, beginnt am Kopfe und Schwanze, schreitet von letzterm über den Rücken und den 
Bauch, vom Kopfe aus zu den Seiten des Halses und Nackens vor. Gleichzeitig entwickeln sich die 
Schwungfedern. Man findet in einem Neste meist ein an Grösse sehr ungleiches Paar, wahrschein- 
lich Männchen und Weibchen. 


16) Der schmutzige Kolibri. Trochilus squalidus. Narren. 

Dem vorigen sehr ähnlich, aber etwas kleiner, ist diese Art über mehrere Distrikte von Brasi- 
lien verbreitet. Ich erhielt mit dem Vogel 5 Stück dieser Nester, welche denen der vorigen Art voll- 
kommen unähnlich sind. Sie sind alle an das Ende oder in die Ranke einer herabhängenden Schling- 
pfanze befestigt, welches in der Hinterwand eingewebt ist, die das grosse, napflörmige, unten in 
Jieken Anhang ausgehende Nest trägt. Das Hauptmaterial ist röthlichbraune oder weisse Baumwolle, 
dicht ineinandergefilzt, aussen mit dürren Grashälmchen, Moosen, Flechten, Raupengespinnst, mit 
Exkrementen versehen, belegt, aus welchen Stoffen auch der Anhang besteht. An manchen ist das 
Ganze noch dicht mit Spinnenwebe oder Baumwollenfäden umwunden. Der Napf ist mehr oder 
minder geglättet, hat eine Breite von 1” & bis 7” bei einer Tiefe von 1” 1 bis 3", 


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17) Der rothbäuchige Kolibri. Trochilus brasiliensis,. Larn. 
Pnixz MaximıLran, Beiträge IV. p. 141. 

Seine Verbreitung ist für Brasilien eine ziemlich allgemeine, wo Urwald oder geschlossenes 
Gebüsch vorhanden ist. Es ist ein sehr kleines Thierchen, da seine Körperlänge ohne Schnabel und 
Schwanz kaum 1'/,” beträgt. Das Männchen hat einen zarten und zischenden Lockton, den es 
während seines reissend schnellen Fluges of hören lässt. Prinz Maximilian beschreibt das Nestchen 
dieses Kolibri auf 3 Blattstielen stehend, aus röthlicher Pflanzenwolle gebaut, äusserlich mit einigen 
Hälmchen und feinen Fäden umgeben. Da es noch keine Eier enthielt, so war man vielleicht über 
den Erbauer nicht ganz sicher. Ich habe eine Anzahl Nester, mehrere mit dem brütenden Weibchen 
dieser Art erhalten, weshalb ich sie mit einiger Gewissheit demselben angehörig halte. Sie sind alle 
sehr übereinstimmend in die Spitzen von Palmen - und andern Blättern angebracht. Ihr Hauptmate- 
rial ist Farrenkrautwolle, äusserlich mit Laub- und Lebermoosen umgeben und mit vielensSpinnen- 
füden umwunden und an das Blatt befestigt. Besonders zierlich ist das eine in den Abschnitt eines 
Farrenkrautwedels eingehangen und befestigt. Die Nestchen bilden ohne den sehr verschiedenarti- 
gen Anhang einen kurzen, zugespitzten Kegel von 1)/, bis 2” Länge bei 4” 2 bis 3” Breite. Der 
kleine Napf hat etwa 8°” Höhe und Weite und führt bei manchen noch weisslichen Pappus als Aus- 
fütterung. Die Eier, deren ich 5 besitze, haben bei etwa 5” Länge 3’ Breite, und gehören sonach 
zu den kleinsten; dabei sind sie walzig, fast gleichhälftig. Die brütenden Weibchen haben einen 
grossen Brütefleck von der Brust an über den Unterleib. 


LG 


Dritte Familie, 
Zuckervögel. Nectarineae. 


Sie gleichen den Kolibris sehr, bei vielen sind auch die Männchen metallischglänzend und sehr 
lebhaft gefärbt, während die Weibchen weit unansehnlicheres Gefieder tragen. Im Ganzen haben 
sie aber einen kräftigern Bau und kürzere Flügel. Ihre Verbreitung erstreckt sich über die tropi- 
schen Länder von Amerika, Afrika, Asien und Australien, wo sie in Waldungen leben und sich von 
Insekten, Früchten und Blüthensäften ernähren. Man kennt nur von wenigen Arten einiges zur 
Fortpflanzungsgeschichte, wornach sie künstliche Hängenester bauen, reinweisse, seltner gefleckte 


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Bier legen. Linne vereinigte die Arten unter Certhia, Brisson sonderte die amerikanischen unter dem 
Namen Coereba ab, Illiger stellte für sie den gemeinsamen Namen Nectarinea auf, welchen die neuern 
Ornithologen in eine grosse Anzahl andrer Geschlechter aufgelösst haben und die man von J. R. Gray 
zusammengestellt findet. Bis zur nähern Kenntniss der einzelnen Lebensverhältnisse behalten wir 
vorläufig das Illiger'sche Geschlecht bei. 


Erstes Geschlecht. 


Zuckervogel. Nectarinea. Iurıe. 


Im Ganzen sehr kleine Vögel, deren grösste Arten nur die Grösse des Wendehalses erreichen. 


1) Der gelbbäuchige Zuckervogel. Nectarinea flaveola. Sw. (Certhia flaveola. L. 
Coereba flaveola. VıEıLL.) *) 
Tab. XVII. fig. 6. 

Sein Körper ist kaum stärker als der unsres Baumläufers, sein Vaterland ein grosser Theil von 
Südamerika, wo er sich in Waldungen und Gebüsch aufhält, auch den Pflanzungen sich gern an- 
schliesst. Vieillot gibt an, dass er sein künstliches Nest besonders gern an Schlingpflanzen aufhinge, 
woran Prinz Maximilian zu Wied zweifelt, ohne jedoch selbst das Nest zu kennen Ich erhielt eine 
ziemliche Anzahl diesem Vogel zugeschriebene Nester, auch mit dem Vogel, so dass ich an der An- 
gabe von Vieillot durchaus nicht zweifeln kann. Alle Exemplare dieser Nester, welche ich besitze, 
sind beutelförmig aufgehangen, und zwar so, dass der zarte, abhängende Zweig verschiedenartigster 
Gewächse, welcher sie trägt, in die Rückwand des Nestes eingewebt ist, oder nur den Hals des Nestes 
trägt, während es selbst frei herabhängt. Im ersten Falle erscheinen dieselben sehr lang, da der 
Hals allmälig in das Nest fortläuft, auch häufig nach unten noch ein ansehnlicher Anhang angebracht 
ist, und ich besitze solche, die an 15” lang sind. Bei den andern hingegen, wo das Zweigende nur 
in den Hals eingeschlossen ist, hängt das Nest selbst frei und misst nur von 6 bis 8”. Das Haupt- 
material ist bei allen zartes Gras oder lange Fasern anderer Pflanzen, welche zuerst um den tragen- 
den dünnen Zweig gewunden sind und nach unten das Ganze umschliessend vielfach unter sich 
durchschlungen und mit verschiedenen andern Stoffen durchwebt sind, so dass die Wände ziemlich 
dick werden. Bei manchen findet man Baumwolle, bei andern Baumwolle mit Federn gemischt, bei 
noch andern dürre Blättchen mit Raupengespinst und dergleichen leichten Stoffen, so dass das (Gse- 
wicht der ganzen ansehnlichen Masse meist noch nicht ein Loth beträgt. Der kleine Eingang ist bei 
allen nach vorn ungefähr in der Mitte angebracht, und über und unter demselben ist das Nest hohl, 
doch fast stets der Nestnapf geräumiger als die Wölbung über dem Eingangsloche, welches gar nicht 
vorspringt. Da das Nestmaterial aus dürren, verbleichten Stoffen besteht, auch äusserlich meist 
locker vorsteht, so kann man diese zwar künstlichen Nester doch nicht schön nennen. Die mehrsten 
der meinigen enthalten 2, einige jedoch 3 Eier, welche ungleichhälftig, nach der Basis sanft zuge- 
rundet, nach der Höhe stark abfallend, mehr oder minder zugespitzt sind. Ihre Farbe ist milchweiss, 
ganz matt, auch scheinen sie gegen das Licht reinweiss durch; ihr zartes Korn wird von flachkörnigen 

*) Mehrern Nestern dieser Art ist die brasilianische Benennung Caga Sai oder Caga cebo beigegeben. 


16 


Erhabenheiten gebildet, die kurze, enge Furchen und die etwas eckigen, ziemlich dichten Poren ein- 
schliessen. Ihre Länge wechselt von 6°, bis 7”” bei einer Breite von #”/, bis 5”. 
Pr 


2) Der zweifarbige Zuckervogel. Nectarinea coerulea. (Sw.) Lins.*) (Certhia coerulea, L. Motacilla 
cyanocephala. Gw. Coereba coerulea. Vırırı. Nectarinea cyonocephala. Sw. Dacnis cyonater. Less. 
Dacnis cyanocephalus. Ox».) 

Ein muntres, schöngefärbtes Vögelchen, welches über einen grossen Theil von Südamerika ver- 
breitet ist, in der Nistzeit paarweise, ausser derselben in kleinen Gesellschaften in Waldungen und 
Baumanlagen sich hält. Ich erhielt aus Brasilien und Guiana mehrere Nester mit Eiern, dieser Art zu- 
geschrieben, welche alle denen der vorigen Art sehr verwandt, nur etwas grösser sind und in der 
Gestalt etwas abweichen. Sie sind an dünnem Baumzweige und an einer Schlingpflanze aufgehangen, 
bestehen aus langen, biegsamen Pflanzenfasern und schmalen Baststreifen, zwischen welche brauner 
oder weisser Pappus oder andre meist braune, rauche Blüthen- oder Blatttheile eingewebt sind und 
die warme Ausfütterung im Innern bilden. Sie sind in der Mitte mehr aufgetrieben als die der vori- 
gen Art, und der Eingang bildet einen kürzern oder lüngern Vorsprung. Die Eier gleichen ebenfalls 
denen der vorigen Art, nur dass sie grösser sind; ihre Länge beträgt 7'/”, ihre Breite 5” 


3) Der schillernde Zuckervogel. Nectarinea aenea. Vıriuı. 

Es ist diese Art an der Südspitze von Afrika heimisch und bat noch nicht die Grösse unsres 
Baumläufers. Levaillant gibt von diesem, wie von mehrern südafrikanischen Honigvögeln, an, dass 
er in Baumlöcher nistete, und gefürbte und gefleckte Eier legte. Er ist aber bei seinen Angaben 
hiervon sehr unbestimmt und kurz, dass man glauben muss, er habe sie nicht nach eigner Anschau- 
ung gegeben. Alle wahren Zuckervögel, die ich kenne, bauen Hängenester und legen weisse Eier. 
was wol auch bei dieser Art der Fall sein wird. Durch Herrn Drege, dem bekannten Reisenden in 
Südafrika, erhielt ich 2 Nester, dieser Art zugeschrieben. Sie sind an die Spitzen zarter Zweige 
aufgehangen und haben deren Blätter in ihre Rückwand verwebt; bestehen fast ganz aus den langen, 
rauchen, aschgrauen Staubfäden einer Erica, mit etwas langen, dünnen Grashalmen vermischt, welche 
zu ziemlich dicken Wänden in walziger Form herumgewunden und mit Haaren des capischen Hasen 
ausgefüttert sind. Der runde Eingang findet sich vorn nach oben und hat daselbst einen schwachen 
Vorsprung. Die Länge beträgt an dem einen 5, am andern 7”, die Breite in der Mitte etwa 2”. Die 
Wände haben rundum fast gleiche Dicke, und so ist auch das Innere fast gleichmässig ausgehöhlt. 


4) Der metallfarbige Zuckervogel. Nectarinea chalybaea. Hemer. et Eunenn. (Cinnyris chalybaea. 
Enuresseng, Symbolae physicae. I. Tab. 1.) 

Es fanden die berühmten angeführten Reisenden diesen schöngefürbten Zuckervogel in Abyssi- 
nien nistend, wo das Männchen häufig seinen sehr angenehmen aber leisen Gesang hören liess. 
Ihre Nester hängen diese Vögel gern an zarte Acazienzweige auf und verfertigen sie in Form eines 
kleinen Beutels, nach oben mit seitlichem Eingange,, aus Samenwolle der Calotropis procera, Kameel- 


* Um dem ersten Aufsteller jeder Art sein Recht zu sichern, ist die einzige Auskunft die, für immer seinen 
Namen fortzuführen, den Namen desjenigen, dessen Genus man BE annimmt, im Beischluss vorzuseizen, wie 
dies schon von vielen Schriftstellern geschieht. 


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und Pferdehaaren nebst Spinnenwebe. Der Satz besteht meist aus 3 Eiern, welche 7'//” lang und 
5°” breit, ungleichhälftig, nach der Basis abgerundet, nach der Höhe zugespitzt sind. Die Nester 
sind in der Abbildung aus der Ferne gesehen, die 3 Eier aber in natürlicher Grösse dargestellt. 


5) Der bärtige Zuckervogel. Neectarinea mystacalis. Ten. 
Tab. XVII. fig. 7. 

Die leider zu zeitig der Wissenschaft entrissenen Reisenden Boie und Macklot schickten an das 
Leydner Museum mehrere Nester dieser Art mit Eiern, im Februar bei Tjickao und Tapor auf Java 
gesammelt. Die erstern sind gestreckt eiförmig und an einen zarten Zweig aufgehangen. Ihr Material 
besteht aus feinstem, dürrem Grase, welches um die Zweigspitze mit Spinnenwebe befestigt ist, und 
in seinen Wandungen vielerlei dürre Blattstückchen eingewebt, als Ausfütterung etwas Grassamen- 
wolle enthält. Der Eingang ist seitlich, etwas nach oben, und am obern Rande mit einem Vorsprunge 
überbaut, so dass das Ganze in Gestalt und Material viel Uebereinstimmendes mit dem Neste der 
Nect. coerulea darbietet Die Eier sind der Grösse des Vogels angemessen, welcher im Körper fast 
kleiner ist als Certhia familiaris; 6"/, bis 7°” lang, %'/, bis ®//” breit, ungleichhälftig, nach der Basis 
sanft abfallend, nach der Höhe stärker und daselbst stumpfer oder spitzer ausgehend. Sie sind 
milchweiss ohne allen Glanz. Im sehr feinen Korne und den Poren gleichen sie vollkommen der 
Nectarinea flaveola, ihr Gewicht beträgt 4 Gran. 


6) Der kleinste Zuckervogel. Neetarinea venusta. Suaw. (Cinnyris minima. Sw.) 
Tab. XVII. fig. 8. 

Ein ebenso kleines als schöngefärbtes Vögelchen, ziemlich weit in Afrika verbreitet. Ich erhielt 
vom Cap eine Anzahl dieser Art zugeschriebene Eier, welche auch der Grösse und Beschaffenheit 
nach zu dem Vogel passen. Sie sind reinweiss, 5'/, bis 6” lang, 4°, bis 5”” breit, ungleichhälf- 
tig, an der Höhe stumpf oder etwas zugespitzt, noch nicht 4 Gran schwer. Im Korne gleichen sie 
vollkommen den andern Arten. 


7) Der Sopa-Zuckervogel. Nectarinea eruenta. (Tn.) Honsr. (Dicaeum cruentum. Horse.) *) 
Es baut dieses schöngefärbte Vögelchen in Java ein kleines Hängebeutelnest, von dem Herr 
Dr. Horsfield ein Exemplar mitbrachte und in den Sammlungen der Ostindischen Compagnie in Lon- 
don verwahrt. Es ist 3” lang und 1,” breit, besteht aus zarten Bastfasern mit Spinnenwebe um 
einen dünnen Ast befestigt, und ist inwendig mit Baumwolle am Grunde dicht ausgefüttert. 


5) Der schwalbenartige Zuckervogel. Nectarinea hirundinacea. (Tn.) Suaw. (Sylvia hirundinacea. 
Suaw. Dieaeum atrogaster. Less. Pipra Desmarestiü. Leacn. Dicaeum hirundinaceum. GouLD. 
B. of Austr. V. 4.) 

Tab. XVIL fig. 1. 

Er hält sich, fast über ganz Neuholland verbreitet, vorzüglich auf höchsten Gipfeln der Casua- 
rinen, besonders wo ein eigenthümlicher Loranthus auf denselben wächst, dessen Beeren er vielleicht 
frisst, doch sind Insekten seine Hauptnahrung. Er hat einen muntern, anhaltenden, aber leisen 


*) Das Genus Dicaeum scheint wol auch nicht wesentlich von Nectarinea abzuweichen, doch lassen die ge- 
fleckten Eier noch einigen Zweifel, bis man alle verwandte Arten gehörig kennen wird. k 


16° 


Gesang und hängt sein beutelförmiges Nest an den Zweigen der Acacia pendula oder der Casuarinen 
auf, welches besonders aus Samenwolle zusammengewebt ist. Die 3 bis 4 Eier sind schmutzig 
weiss mit kleinen, braunen, zerstreuten Fleckchen. Sie sind gegen 9” lang und über 5” breit. 


Vierte Familie, 
Honigvögel. Meliphagae. 


Eine Reihe von sehr merkwürdigen Vögeln, welche Australien, ganz besonders Neuholland 
angehören, sich an die Zuckervögel anschliessen, doch auch Annäherung an Sylvien und Drosseln 
zeigen. Sie sind meist klein, höchstens von der Grösse des Holzhehers, unansehnlich oder sehr 
lebhaft gefärbt. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist eine trockne, nach der Spitze zerfaserte Zunge, 
mit der sie ihre Nahrung, Blüthenstaub, Blüthenhonig und kleine Insekten, aus Blüthen gleich be- 
quem aufnehmen können. Männchen und Weibchen sind wenig verschieden, letztere meist etwas 
kleiner und weniger lebhaft gefärbt als erstere. Ihre Nester sind eigenthümlich, meist Nach napf- 
förmig,, nicht sehr kunstreich,, aus dürren, zarten Zweigen und Pflanzenstengeln, fast alle mit Zamien- 
wolle mehr oder minder ausgefüttert. Sie legen wenige Eier, meist 2 bis 3, welche auf weissli- 
chem, röthlichem, bräunlichem Grunde rothe oder rothbraune Flecken haben, die zerstreut oder 
häufig zu einem Kranze vereinigt sind, und im Korne sehr mit dem der Zuckervögel stimmen. An- 
geblich brütet das Weibchen allein. Der unermüdliche englische Ornitholog Gould hat sich, wie um 
so viele neuholländische Vögel, auch bei dieser Familie grosse Verdienste erworben, theils eine 
Menge neuer Arten derselben bekannt gemacht, theils Beobachtungen über ihre Lebensverhältnisse 
angestellt, wobei er von einem thätigen Gehülfen, Herrn Gilbert unterstützt ward. So viel es einem 
Reisenden möglich ist, nahm er auch auf die Fortpflanzungsgeschichte dabei Rücksicht, und brachte 
eine reiche Sammlung von Nestern und Eiern nach London zurück. Die erstern werden im Briti- 
schen Museum aufbewahrt, die letztern besitzt Herr Gould noch selbst. Durch Güte des Herrn 
Dr. Pittmann erhielt ich mehrere hierhergehörige Eier. Herr Dr. Preiss sammelte bei seiner Anwe- 
senheit in West- und Südwest- Neuholland viele Nester und Eier dieser Familie, welche durch be- 
sondere Gefülligkeit des Herrn Brandt in Hamburg in meinen Besitz gelangten, wodurch es möglich 
geworden ist, in folgendem eine genauere Mittheilung vieler hierhergehörigen Gegenstände zu geben. 
Vor der Hand schien es am gerathensten, die vielen aufgestellten Geschlechter der Honigvögel unter 
dem alten Genusnamen von Meliphaga wieder zu ‚vereinen, da sie meist nach wenig wesentlichen 
und übergehenden Kennzeichen gesondert sind, bis man nach genauer Kenntniss aller Lebensver- 
hältnisse im Stande sein wird, den Gegenstand richtig zu beurtheilen. 


Erstes Geschlecht. 
Honigvogel. Meliphaga. 
1) Der schwarze Honigvogel. Meliphaga nigra. (Myzomela nigra Gouwo, Birds of A. IV. 3) 
Tab. XVI. fie. 1. 
Es ist dieses Vögelchen im Innern von Neuholland, wo es Eucalyptus- und grössere Acazien- 
arten gibt, weit verbreitet und nährt sich vorzüglich von kleinen Insekten. Das Männchen lässt 


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öfters, auf dem dürren Zweige eines hohen Baumes sitzend, seine klagenden, schwachen Locktöne 
hören. Nach Herrn Gilbert baut diese Art ihr Nest in niedres Gestrüpp oft gar nicht versteckt. Nach 
einem Exemplare im Britischen Museum und zweien meiner Sammlung ist es napflörmig, 2” 1 bis 
2” breit bei 1” % bis 5” Höhe, inwendig etwas in die Quere gestreckt, von 1” 4 bis 3°” weit und 
1” tief. Alle bestehen aus zarten, dürren Grashalmen, welche nach innen feiner werden, nach 
aussen mit Spinnenwebe ziemlich nett, aber durchsichtig verbunden sind. Bei dem einen findet sich 
auch im Napfe etwas Spinnenwebe. Die Eier haben entfernte Aehnlichkeit mit denen des Goldhähn- 
chen; sie sind um 7” lang und 5”” breit, dabei ungleichhälttig, nach der Höhe mehr oder minder 
stark abfallend und stumpf zugespitzt. Ihre Grundfarbe ist blässer oder intensiver gelbröthtich. Fast 
nur als Ring nach der Basis zu finden sich kleine, röthlichgraue Fleckchen allein oder mit lebhaften 
rothgelben gemischt, sparsamer oder dichter. Das Korn zeigt ziemlich tiefe, aber kurze und schmale 
Einschnitte zwischen den etwas körnigen Erhabenheiten und ziemlich dichte, gerundete oder etwas 
eckige Poren. Gegen das Licht scheinen sie gelblich durch. 


2) Der streifäugige Honigvogel. Meliphaga superciliosa. (Acanthorhynchus supereiliosus. (souL». 
Birds of Austr. XI. 15.) 
Tab. XVI. fig. 2. 

Etwa von der Grösse des Sperlings, ist diese Art über einen grossen Theil vom westlichen 
Neuholland verbreitet und hält sich daselbst vorzugsweise in Banksienwäldern, aus deren Blüthen er 
Honigsaft und Insekten entnimmt. In der Nistzeit steigt das Männchen oft geradauf in die Luft und 
singt dabei sehr angenehm. Ausserdem lässt es nur einen harten, lauten Ton hören. Das Nest wird 
in einen grossblättrigen Banksienbusch gebaut, ist gerundet und dicht, gegen 3” breit und über 1” 
tief, aus feinen dürren Gräsern, haarartigen Pflanzenfäden, Blüthenfasern und schmalen Rindenstrei- 
fen erbaut, in welche Zamienwolle und Federn eingemischt sind. Die 2 Eier sind ungleichhälftig, 
nach der Basis sanft, nach der Höhe stark abfallend, stumpf zugespitzt, gegen 9” lang und etwas 
über 6” breit. Ihre Grundfarbe ist sehr blass braungelblichröthlich, zuweilen auch bläulichweiss, mit 
ganz blassen röthlichgrauen und etwas lebhaften gelblichbraunen Flecken, die, sparsam über die Fläche 
zerstreut, dicht an der Basis einen lockern oder etwas mehr zusammenhängenden Kranz bilden. 
Inwendig scheinen sie gelblich oder bläulichweiss durch. Das Schalenkorn ist etwas derb, «die Körn- 
chen der erhabnen Züge sind ziemlich gesondert, die Poren meist eckig Ihr Gewicht beträgt etwa 
2 Gran. 

3) Der zartschnäblige Honigvogel. Meliphaga tenuirostris. (Vie. et Horse.) Larmam. (Certhia 
tenuirostris. Lawn. Melithreptus ten. Vıriun. Leptoglossus ten. Sw. Icanthorhynchus ten. kouLn, 
B. of Austr. XI. 14) 

In der Grösse gleicht er der vorigen Art, ist über Vandiemensinsel und Neuholland verbreitet 
und nährt sich von Honigsäften und Insekten. Er baut sein kleines, napllörmiges Nest nach Herrn 
Gould auf niedres Gebüsch von Leptospermum, aussen aus Moos und Gras durch Spinnenwebe ver- 
bunden, inwendig mit Federn ausgelegt. Die 2 Eier sind gestreckt und zugespitzt nach der Höhe, 
gegen 9’ lang und gegen 6” breit, bräunlichgelblichweiss, nach der Basis dunkler‘), manchmal mit 


*) Es ıst eıne Eigenheit vieler Neuholländischer Vogeleier, die Fleckenfarbe stellenweise über die ganze Ober- 
Nläche verbreitet zu haben, wodurch eigne Farbengürtel entstehen. 


einem röthlich kastanienbraunen Fleckengürtel, der mit undeutlichen grauen und sehr kleinen dun- 
kelbraunen Fleckchen gemischt ist, versehen. 


4) Der Augen-Honigvogel. Meliphaga oeularis. (Glyeiphila ocularis. Gounn.) 
Tab. XVI. fie. 3. 

Seine Grösse stimmt etwa mit der von Sylvia cinerea, seine Verbreitung erstreckt sich über 
einen Theil des westlichen Neuholland. Er baut daselbst ziemlich frei in das Gestrüpp sein warmes, 
aber nicht sehr kunstreiches Nest, welches einen flachen Napf von etwa 2” Weite bei 10” Tiefe 
bildet, auswendig eine Breite von 2” 40°” bei 1'/,” Höhe hat. Es besteht aus dürren Stengeln meist 
wolliger zarter Pflanzen und ist inwendig mit kürzern Stückchen derselben und Zamiawolle dick 
ausgelegt. Das Nest meiner Sammlung enthält 3 Eier, welche auf gelbröthlichweissem Grunde graue, 
rothe und rostrothe, gerundete und gestreckte Fleckchen führen, die an der Basis dichter werden 
und daselbst einen mehr oder minder geschlossnen Kranz bilden. Die Fleckenfarbe deckt verwaschen 
an der Basis den ganzen Grund. Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis mehr oder minder gestreckt; 
das eine ist nur 7°//” lang, 6'/,/” breit, die andern beiden 8°,” lang, 6',” breit. Ihr etwas zarte- 
res oder derberes Korn gleicht dem der andern Eier dieses Geschlechtes. Inwendig scheinen sie 
blassgrünlichgelblichweiss durch. 


5) Der rothgelbstirnige Honigvogel. Meliphaga fulvifrons, Lewis. (Glyciphila ful, 
Govup, B. of Austral. X. 6.) 
Tab. XVL. fie. 4. 

Er ist etwas grosser als der vorige, über ganz Süd -Neuholland und Vandiemensinsel verbreitet, 
hält sich vorzüglich in Bäumen niedriger Felsenriffe, ist sehr behend und beweglich. Zum Nistplatze 
wählt er einen niedern Busch und baut nahe am Boden sein ziemlich diekwandiges, napflörmiges 
Nest aus dürren Gräsern mit Schaaf- oder Zamienwolle, sowie Filz von Banksienzapfen ausgefüttert. 
Das Exemplar im Britischen Museum stand in einem Grasbusche am Boden, ist 3'/” breit, 2'/,” 
hoch ; sein Napf 1” 10” breit, 4” 3°” tief. Es besteht auswendig aus alten, dürren Pflanzensten- 


geln mit Bast und inwendig aus Zamiawolle. Die Eier sind etwa 9°/” 


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lang, 6'/,” breit, reinweiss, 
oder mit blassern und lebhaftern kastanienbraunen Flecken versehen. 


6) Der weissstirnige Honigvogel. Meliphaga albifrons. (Glyeiphila albifr. Govuw, B. of Aust, X. 7.) 
Er ist von der Grösse des vorigen und kommt besonders im Innern des südlichen und süd- 
westlichen Neuholland vor. Die dort in den Monaten August bis Februar aufgefundenen Nester 
standen in Gabeln abgestorbener Aeste ganz frei und waren ziemlich flach und wenig sorgsam ge- 
baut. Die Eier sind 8°, bis 9%,” lang und 6'/, bis 6%” breit, ihre Grundfarbe ist milchweiss, nur 
an der Basis bedeckt sie die verwaschene Fleckenfarbe mit blassrothbraun. Die Flecke von röthlich- 
brauner Färbung stehen meist verworren, einzelne freie haben deutlich umschriebene Begränzung. 


7) Der neuholländische Honigvogel. Meliphaga novae Hollandiae. (Vıs. et Honsr.) Larn. (Certhia 
nov. Hollandiae. Laru. Meliornis n. Holl. 6. R. Gray. Gouro, B. of A. X. 4.) 


Grösse des vorigen, Verbreitung durch Vandienmensinsel, südliches und südöstliches Neuhol- 
land. Seine Nistzeit dauert vom August bis Januar, wo er nach Herrn Gould meist 3 Bruten macht. 


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Das leicht in die Augen fallende Nest steht in einem niedern, freien Busche, 8” bis 2° über dem 
Boden, ist etwas compakt aus dürrem Grase, dürren Reischen mit breiten und schmalen Baststreifen 
erbaut und inwendig mit weicher Pflanzenwolle ausgelegt. Die 2, seltner 3 Eier sind blassbraun 
oder braunröthlichweiss, mit sparsamen braunrothen, am Rande meist verwaschnen Fleckchen und 
Pünktchen, die an der Basis oft zu einem Kranze sich vereinigen. Sie haben etwas Glanz und 
scheinen inwendig grünlich durch. 


8) Der australasische Honigvogel. Meliphaga australasiana (Vıi@. et Horsr.) Suaw. (Certhia 
australasiana. Snaw. GouLv, B. of A. I. 14) 


Er kommt in der Grösse dem vorigen nahe und scheint auf Vandiemensinsel beschränkt, wo er 
in dichten Waldungen mit vielem Unterholze sich hält und mit seiner schrillenden, aber fliessenden 
Stimme dieselben belebt. Vom September bis Januar macht er 2 bis 3 Bruten und setzt sein ge- 
rundetes, napfförmiges Nest in einen niedern Strauch, I bis 2’ über dem-Boden. Die beiden Exem- 
plare im Britischen Museum sind auswendig etwa A” breit und 3” hoch, inwendig 1'/,” breit, 1” 
10” hoch. Sie bestehen auswendig aus braunen Baststreifen, zarten Zweigen und Grashalmen, in- 
wendig sind sie mit zarteren Grashalmen ziemlich sauber ausgelegt. A Eier in der Sammlung des 
Herrn OÖ. des Murs zu Paris sind bei 8 bis 8%’ Länge 6 bis 6°)” breit, bei 9” Länge 6'/,” breit. 
3 Stück in der Sammlung von Herrn Gould kommen ihnen gleich. Ihre Grundfarbe ist gelblich oder 
fleischfarben , blass oder sehr lebhaft. Sie haben darauf Pünktchen, Punkte und Schnörkellleckchen , 
meist nach der Basis kranzartig, von grauröthlicher und rothbrauner Färbung. 


9) Der seidenwangige Honigvogel. Meliphaga sericea. GovL». (B. of Austr. X. 5.) 
Tab. XVI. fig. 5. 

In der Grösse nahe verwandt mit Meliphaga nov. Holl., hat doch diese Art sonst viel Abwei- 
chendes, hält sich mehr in offnem Gesträuch an der Meeresküste und ist unruhig und scheu. Herr 
Dr. Preiss sammelte mehrere Nester dieser Species, welche in der Grösse ebenfalls denen der ge- 
nannten Art gleichkommen. Sie sind napflörmig, ziemlich diekwandig, aus Baststreifen, Casuarinen- 
blättern und Bartflechten auswendig erbaut, mit Zamienwolle und Pappus inwendig ausgelegt, über 
3” breit und etwa 2” hoch. Von dem Eie, welches mit den andern Honigvogeleiern stimmt, sind 
Färbung und Maassverhältnisse aus der Abbildung zu ersehen. Bei Vergleichung mehrerer Exemplare 
wird man gewiss auch solche finden, welche gefärbten Grund haben. 


10) Der bärtige Honigvogel. Meliphaga mystacalis. Gounn. 
Tab. XVI. fig. 6. 

Der genannte Reisende sammelte auch von dieser Art Nest und Ei. Das erste ist napflörmig, 
ziemlich diekwandig, hat eine Breite von 3'/,” und eine Höhe von 2”, ist inwendig gegen 2” weit 
und 10” tief. Es besteht auswendig aus dürren behaarten Grasblättern und Stengeln , inwendig ist 
es mit vieler hellen und dunkeln Zamienwolle warm ausgefüttert. Färbung und Gestalt des Eies er- 
sieht man aus der Abbildung. 


1) Der geschmückte Honigvogel. Meliphaga ornata. (Ptilotis ornatus. Govıw. 
B. of Austr. 11.7.) 

Er kommt in der Grösse mit der Sperbergrasemücke überein und hält sich besonders im Zwerg- 
zestrüpp der Meerbusen vom westlichen Neuholland. Sein Nest hängt er meist in horizontalen Ast- 
gabeln sehr frei auf und baut es flachnapflörmig, aber sehr sauber aus feinen Pflanzenfasern , mit 
langem Grase und Spinnenwebe durchflochten und zuweilen mit Planzenwolle inwendig ausgefüttert. 
2 Nester dieser Art in meiner Sammlung sind aus zarten Blättern der Casuarine mit Gras vermischt 
erbaut, und mit Spinnenwebe an die sie tragenden zarten Aestchen befestigt, inwendig mit etwas 
Zamienwolle ausgelegt. Sie haben eine Breite und Höhe von etwa 2'/%”. Die 2 bis 3 Eier haben 
lebhaft bräunlichröthliche Grundfarbe, die nach der starkabfallenden Höhe blasser wird; nach der 
abgerundeten Basis finden sich feine röthlichbraune, dichte Fleckchen und Pünktchen. Sie sind etwa 


122 


8'/,” lang und 6'/,” breit 


12) Der ohrfedrige Honigvogel. Meliphaga plumula. (Ptilotis plumula. Govw», B. of Austr. Il. 8.) 
Tab. XVI. fie. 8. 

Er tbeilt das Vaterland mit dem vorigen, hält sich aber meist in den Gipfeln hoher Eucalypten, 
wo das Männchen in der Fortpflanzungszeit, vom October bis Januar, öfters seine mannigfachen, 
lauten Töne hören lässt. Ihr zierliches, aber lockeres Nest erbauen sie aus dünnen, grünen Gras- 
blättern, die sie mit Spinnenwebe unter sich und an horizontale Zweiggabeln befestigen. Es bildet 
einen Napf von etwa 3” Breite und 4” 8”° Höhe auswendig, 2'/,” Weite und 1'%” Tiefe inwendig 
und wiegt kaum 40 Gran. Die 2 bis 3 Eier sind blass bräunlichröthlich mit sehr wenigen grau- 

röthlichen und rostfahlen Fleckchen, welche dicht vor der Basis ein zusammenfliessendes, verwasch- 
nes Band bilden. Sie sind 9'/, bis 10” lang, 7 bis 7'/” breit, nach der Höhe ziemlich stark ab- 
fallend, aber stumpf zugespitzt. Ihr Korn ist ziemlich zart, zeigt aber den Charakter der Honigvögel 


deutlich ausgesprochen. 


13) Der pinselfedrige Honigvogel. Meliphaga penicillata (Ptilotis penieillatus. Gouwn.) 

Sehr ähnlich in seinen Lebensverhältnissen mit den nächstvorhergehenden Arten, im Körper aber 
kleiner. Er hängt sein Nestchen, welches etwa 2” breit und 2” 2” tief ist, und aus grünen dünnen 
Grasblättern besteht, an dünne Gabelzweige von Bäumen oder Sträuchern auf und befestigt es daran 
mit Spinnengewebe. Die Eier sind etwa 7'/,” lang und 5,” breit, auf weissem oder röthlie m 
Grunde feinst gepunktet und gefleckt 


14) Der goldöhrige Honigvogel. Meliphaga chrysotis. (Ptilotis chrysotis. Govun.) 


Den vorhergehenden nächst verwandt, aber grösser. Herr Gould besitzt das Nest und Ei die- 
ser Art. Ersteres ist in eine horizontale Astgabel eingehangen, besteht äusserlich aus Blättern, zarten 
Zweigen eines gorgonienartigen Loranthus, mit Moos und Spinnengewebe durchflochten und verbun- 
den. Es ist etwa 4” lang, 3” 3” breit und hoch, inwendig 2” tief. Das ungleichhälfige Ei ist 11” 
lang, 8” breit, von röthlichgelber Grundfarbe mit aschgrauen, rothfahlen und rothbraunen, reinen 
Flecken, welche sparsam über die Fläche verbreitet sind, an der Basis dicht stehen. Inwendig 
scheint es grünlichgelblich durch. 


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15) Der gelbsehwingige Honigvogel. Meliphaga mellivora. (Certhia mellivora. Lasn. Anthochoera 
mellivora. VıG. et Horse. Gourn, B. of Austr. I. 6) 
Tab. XVI. fig. 14. 

Das südliche Neuholland und Vandiemensinsel ist der Aufenthalt dieses ansehnlichen Honigvo- 
gels, welcher mit den beiden folgenden Arten in naher Verwandtschaft steht. Er hat so ziemlich die 
Grösse unsrer Amsel und ist mit seiner Nahrung ganz an blühende Banksien gewiesen, so dass er 
nur bei diesen vorkommt. Das Männchen ist ein lebhafter, zänkischer Vogel und lässt in der Nist- 
zeit, auf einem hohen Zweige sitzend, seine rauhen Töne erschallen, welche entfernte Achnlichkeit 
mit denen haben, die ein sich erbrechender Mensch hervorbringt. Die Eingebornen drücken diese 
mit seiner Benennung Goo-gwar-ruck aus, und die Stellung und Geberde, welche der Vogel dabei 
sehen lässt, zeigen an, dass das Hervorbringen derselben ihm bedeutende Anstrengung koste. Er 
wirft nämlich dabei den Kopf auf den Rücken, bläst die Kehle auf und breitet den Schwanz aus. 
Es bauen diese Vögel ihr gerundetes, offnes Nest in die Gabel eines kleinen Astes, oft nur wenige 
Fuss über dem Boden, aus feinen Zweigen, mit Wurzelfasern ausgelegt. In dasselbe legt das Weib- 
chen seine 2 bis 3 schöngefärbten Eier. Diese sind nach den 2 Exemplaren in der Sammlung des 
Herrn Gould ungleichhälftig, an der Höhe stumpf oder etwas stärker zugespitzt, 1” °//” lang, 84,” 
breit, auf rothgelbem oder lebhaft bräunlichrothem Grunde sparsam, nach der Basis dicht rothbraun 
gelleckt. Sie haben zartes Korn mit deutlichen, ziemlich dichten kleinen Poren. 


16) Der mondfleckige Honigvogel. Meliphaga lunulata. (Anthochoera lunulata. Vıs. et Hoxsr.) 

Nur ein wenig grösser als der vorige, ersetzt er ihn im westlichen Neuholland. Durch Herrn 
Dr. Preiss erhielt ich eine Reihe von Nestern und Eiern dieser Art, im September und October am 
Schwanenflusse gesammelt. Sie sind alle auswendig aus den dünnen Zweigen einer sparrigen, gabel- 
theiligen Pflanze erbaut, nach innen mit zarteren Casuarinenästchen und Grashalmen und zuletzt mit 
etwas leinartigen Bastfasern oder Zamienwolle locker ausgelegt. 7 Stück dieser Nester stimmen im 
Material ganz überein, der äussere Durchmesser wechselt von 5 bis 7”, der flache Napf hat 3 bis 
3% Weite und eine Höhe von 4 bis 1%”. Die Eier sind 1” A bis 1,” lang, 1” 9 bis 91%” 
breit, ungleichhälftig, nach der Höhe stark vorgestreckt, aber meist abgestumpft; ihre Grundfarbe ist 
ziemlich lebhaft rothgelb oder dunkelfleischfarben , mit kleinern und grössern, grau- und braunrothen 
Fleckchen, Flecken und einzelnen Schnörkeln meist sparsam, zuweilen nach der Basis etwas dichter. 
Von den vorigen unterscheiden sie sich durch etwas ansehnlichere Grösse und dunklere Grundfarbe. 


17) Der Lewinsche Honigvogel. Meliphaga Lewini. (Anthochoera Lewini. Vıg. et Honsr.) 
Tab. XVI. fig. 10.*) 

Noch etwas grösser als die beiden vorhergehenden, gehört diese Art dem westlichen Neuhol- 
land an. 2 Nester mit Eiern erhielt ich von Herrn Dr. Preiss gesammelt; in der Sammlung der 
Herren Gould und Des Murs fanden sich ebenfalls Exemplare der Eier vor. Die Nester werden im 
niedern Gestrüpp, oft dicht am Boden angelegt und bestehen auswendig aus ziemlich starken, dür- 
ren Reisern, sparrig zusammengelegt. Auf sie folgen feinere, und das Innerste ist dick aus feinen 


*, Nach den Exemplaren der Gouldschen Sammlung gehört das unter vorstehender Nummer abgebildete Ei die- 
ser Art an. 


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weichen Baststreifen und Zamienwolle zusammengelegt. Der Napf selbst hat etwa 4” Weite bei 

wenig über 1” Tiefe. Im September oder October legt das Weibchen seine 2 bis 3 Eier, welche 

zu den schönsten gehören. Ihre zarte, etwas glänzende Schale ist lebhaft bläulich Nleischfarben, 

heller oder etwas dunkler gefärbt, worauf bläulichaschgraue und blassere oder dunklere rothbraune, 
gerundete oder gestreckte, reine oder am Rande ein wenig verwaschne Fleckchen stehen, welche 

etwas vor der Basis einen lockern Kranz bilden. Ihre Maasse wechseln auf folgende Weise: Länge | 
1” 1%”, Breite 9%, bis 10”, 3 Exemplare; Länge 1” 1%”, Breite 9°/, bis 10”, 3 Exemplare; j 
Länge 1” 2'”, Breite 9, bis 10", & Exemplare. Ihr zartes, aber deutlich ausgesprochenes Korn 

hat dichte, feine, meist gerundete, tiefe Poren. Inwendig scheinen sie röthlichgelblich durch. 


Is) Der geschäckte Honigvogel. Meliphaga phrygia. Lew. (Merops phrygius. Suaw. Philemon phr. 
5 Viren. Anthochoera phr. Vico. et Honsr. Philedon phr. Cuv. Zantomysa phr. Sw. Gouro, B. of 
Austr. X. 3.) 
Tab. XV. fig. 6 
Er hat ungefähr die Grösse der Weindrossel, ist lebhaft schwarz und gelb geschückt und Stand- 
vogel im südlichen Neuholland, wos er sich besonders auf blühenden Eucalyptusbäumen findet, deren 
Blüthensaft seine Hauptaabrung zu bilden scheint. Am Upper Hunter fand ihn Herr Gould nistend, 
wo man oft seine lautpfeifende Stimme hört. Sein Nest legt er gern auf Zweigen an, die über das 
Wasser hängen, baut es rundlich napfförmig, zu etwa 5” Durchmesser, aus feinen Gräsern, mit etwas 
Haar und Wolle ausgefüttert. Die Eier, deren Herr Gould 3 Stück besitzt, haben röthlichgelbbraune 
Grundfarbe mit dunklern über die Oberfläche zerstreuten Flecken und kommen im Kome mit den 
vorigen überein. Sie sind ungleichhälflig, 9'/, bis 1014" lang und 7°/” breit. 


19) Der rothkehlige Honigvogel. Meliphaga rufogularis. (Acanthogenys rufogularis. 
Govro, B. of Austr. XV. 4.) 

Nur wenig grösser als der vorige, findet sich diese Art weit im Innern von Südneuholland ver- 
breitet und ist in den Banksiendistrikten besonders häufig. In der Nistzeit lässt das Männchen seine 
laute, hohlpfeifende Stimme häufig hören. Sein Nest hängt er meist an den dünnen Zweig eines 
niedern Baumes auf und erbaut es aus fadenartigen Gräsern, mit Wolle vermischt und innen ausge- 
füttert, ziemlich tief becherförmig. Herr Gould besitzt 3 Stück dieser Eier; 2 Stück aus einem Neste, 
11°/'” lang, 8'%” breit, das dritte 10°,” lang, 8” breit. Sie sind ungleichhälfig, an d 
sanft abfallend, nach der Höhe nur wenig stärker; die Grundfarbe ist röthlichgelb oder grünli n- 
lichgelb mit grauen, grünlich- und grünbraunen rundlichen oder eckigen, am Rande wenig verwasch- 
nen Flecken, fast nur in der Nähe der Basis im Kranze. Inwendig scheint die Grundfarbe etwas 
blasser durch, ihr Glanz ist mässig, das Korn stimmt mit den andern. 


20) Der blauöhrige Honigvogel, Meliphaga eyanotis. Trm. (Gracula cyan. Laru. Philemon cyan. 
Vıriut. Gymnops eyan. Cuv. Tropidorhynchus cyan. Sw. Entomysa cyan. Sw. Govıo, B. of A. 11. 3.) 
Tab. XVI. fig. 12. 

Dieser eigenthümliche und ziemlich grosse Honigvogel ist Standvogel und häufig in Neusürd- 
wales, wo er, gleich andern Arten, auf blühenden Eucalyptusbäumen sich hält, aber missgünstig die 
kleinern Arten um sich wegtreibt Seine Stimme ist ein ziemlich lautes, eintöniges Geschrei. Er 


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nistet ziemlich zeitig im Frühjahre, und nach Herrn Goulds Beobachtung zweimal im Jahre. Der 
genannte Naturforscher fand nie ein selbständiges Nest dieses Vogels, sondern die Eier jederzeit auf 
der obern Wölbung des Nestes vom Pomatorhinus in sauberer, rundlicher Vertiefung liegend. Die 
beiden Eier sind 4” 2” lang, 10” breit, und haben auf blassfleischfarbenem oder gelbrothem Grunde 
blassere und lebhaftere, graue und bräunliche Flecke über die Oberfläche zerstreut. Ihr Korn wird 
schon etwas derber und streift an das von Corvus. Inwendig scheinen sie röthlichgelblich durch. 


21) Der Nashorn-Honigvogel. Meliphaga cornieulata. (Trn.) Larn. (Merops cornieul. Latn. Gymnops 
ecorn. Cuv. Tropidorhynchus corn. Vi. et Horsr. Gourn, B. of Austr. II. 4.) 


Tab. XV. fie. 43. 


Dieser grösste aller Honigvögel kommt unsrer Elster oder dem Holzheher in Grösse gleich und 
gehört dem südöstlichen Neuholland an, wo er sehr häufig ist, sich meist in den Gipfeln hoher Bäume 
hält und sich neben der gewöhnlichen Kost der Honigvögel auch von wilden Feigen und Beeren 
ernährt. Seine eigenthümlichen Töne, welche die Colonisten durch die Worte: Pimlico, four 6 
clock u. s. w. bezeichnen, haben denselben Rhythmus als die unsers Wiedehopfes. Im November, 
wo die Nistzeit dieser Vögel beginnt, legen sie alle Scheu vor dem Menschen ab und fallen alle 
grössere Vögel, die in die Nähe ihres Nestes kommen, an und vertreiben sie meist. Das Nest selbst 
ist ziemlich gross, aber kunstlos. Das Exemplar im Britischen Museum steht in der Gabelung eines 
dünnen Eucalyptuszweiges, ist bei 7” Länge 5” breit und inwendig 2” tief. Es ist aus dünnen 
Wurzeln und feinen Zweigen erbaut, die mit hanfartigen Fäden befestigt sind. Von den Eiern be- 
sitzt Herr Gould 4 Stück, ein andres verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Pittmann. Sie sind 
1” 27% bis 3'/” lang, 10 bis 101%” breit, ungleichhälftig, mit vorgestreckter, stumpfspitzer Höhe, 
von graulich oder gelblichlleischrothem Grunde, auf dem graurothe und rostrothe, kleine oder etwas 
grössere Fleckchen über die ganze Oberfläche zerstreut, oder an der Basis fast deckend stehen. 
Gegen das Licht scheinen sie röthlichgelblich durch, ihr Glanz ist sehr schwach. In Färbung und 
Gestalt kommen diese Eier denen der andern Honigvögel gleich, allein das Korn ist derber, und nur 
bei längerer Ansicht bemerkt man den Grundtypus. Jedenfalls wird man bei Vergleichung vieler 
Exemplare finden, dass es im Wesentlichen stimmt. 


22) Der spitzschnäblige Honigvogel. Meliphaga lanceolata. (Plectorhynchus lanceolatus. 
Gour», B. of Austr. IV. 2. 
Tab. XVl. fig. 14. 

Diesen Vogel, welcher der Singdrossel in Grösse nahe kommt, fand Herr Gould nur auf den 
Liverpoolebenen und von diesen nördlich, blos auf Acazien und Eucalypten. Er hält sich häufig im 
dichtesten Laube der Baumwipfel verborgen ruhig sitzend, und lässt dabei, wie auch im Fluge, seine 
pfeifende Stimme hören. Nur einmal ward das Nest aufgefunden, welches im angeführten Werke 
abgebildet ist, hängend an der Zweigspitze einer Casuarine. Es ist auswendig aus dünnen Gräsern 
erbaut, welche mit Wolle und wollenartigen Blütbenfasern durchwebt sind. Die 2 Eier haben eine 
Länge von etwa 14” bei einer Breite von 7'/,”, röthlichweisse Grundfarbe mit zarten rothbraunen 
Fleckchen, welche vor der Basis einen undeutlichen Gürtel bilden. 


172 


23) Der geschwätzige Honigvogel. Meliphaga garrula. (Gracula et Merops zarrulus. Laru. 
Philanthus garr. Less. Monorhina. Vıriuı. Mysantha. Vis. et Honsr. Govro, B. of A. XV. HM.) 
Tab. XVI. fig. 16. 

Er ist etwas grösser als der vorige und allgemein über das südliche und südöstliche Neuholland 
verbreitet, wo er als neugieriger, unruhiger und lärmender Vogel den Jägern oft beschwerlich fällt. 
Neben der gewöhnlichen Nahrung der Honigvögel sucht er auch Käfer am Boden. Sein Nest legt 
er auf horizontalen Zweigen in mittlerer Höhe an; das Exemplar im Britischen Museum gleicht in 
Grösse einem gewöhnlichen Amselneste, ist aber lockerer, mehr wie das eines Holzhehers gebaut, 
besteht auswendig aus feinen Stengeln, mit Spinnengewebe, aus zartem Grase, mit etwas Haar aus- 
gefüttert, inwendig. In der Sammlung der Herren O. des Murs und Gould fanden sich eine Anzahl 
dieser Eier von folgenden Verhältnissen: Länge 11°”, Breite 8°”, 1 Exemplar; Länge 1”, Breite 
8',””, 2 Exemplare; Länge 4',”, Breite 8°/”, 3 Exemplare; Länge 1” '%”, Breite 8”, 3 Exem- 
plare. Nach der Basis sind sie sanft abfallend, nach der Höhe stumpfer oder spitzer vorgestreckt, 
Ihre Grundfarbe ist röthlich oder grünlichweiss mit graurothen, braunrothen und rothbraunen klei- 
nern gerundeten und grössern zerfaserten Flecken, über die ganze Oberfläche gleichmässig, oder 
nach der Basis dichter. Ihr etwas derbes Korn nähert sich dem des Nashornhonigvogels. Inwendig 
scheinen sie nach der Grundfarbe blassgrünlich oder röthlichweiss durch. g 


24) Der dunkelfarbige Honigvogel. Meliphaga obscura. (Myzantha obscura. 
Govrp, B. of Austr. XV. 16.) 
Tab. XVI. fig. 15. a. b. 

Er gehört dem südwestlichen Neuholland an, wo er die vorige Art ersetzt, der er in Grösse 
ein wenig nachsteht Er baut sein Nest in die Astgabel oder in den Gipfel eines kleinen Gummibau- 
mes und lässt in der Nistzeit häufig seinen lauten Ruf Pi, Pi, erschallen. 3 Nester mit je 3 Eiern, 
durch Herrn Dr. Preiss gesammelt, besitze ich in meiner Sammlung. 2 derselben kommen dem 
Neste von Turdus iliacus sehr nahe, sind sehr sorgsam gerundet und aus dürrem Grase und andern 
Pflanzenstengeln, besonders auch aus denselben gabeltheiligen erbaut, welche die Meliphaga lunulata 
vorherrschend wählt. Inwendig findet man noch ein wenig Zamiawolle und flachsartige Fasern bei- 
gefügt. Das dritte ist äusserlich lockerer, hat dafür aber mehr Ausfütterung von Banksienblüthen- 
fasern und Zamiawolle. Sie messen auswendig etwa &'/,” in der Breite, 2', bis 3” in der Höhe; 
inwendig 3” bis 3” 3” in der Weite, und 1” 6 bis 8” in der Tiefe. Die sehr schönen d 
blasser oder dunkler gelbroth, in das Nleischfarbene oder rothbraune ziehend, gefärbt und mit sehr 
wenig von der Grundfarbe abstechenden, meist sparsamen, selten etwas dichten oder an der Basis 
zusammenfliessenden Flecken versehen. Die Basis ist stets am dunkelsten, die Höhe oft blass röth- 
lichweiss. Sie haben etwas Glanz und das Korn der Honigvögeleier sehr ausgesprochen. Inwendig 
scheinen sie nach der Grundfarbe röthlichweiss oder röthlichgelb durch. Ihre Maasse sind wie folgt: 
Länge 14%”, Breite 8 und 9°”, 3 Stück; Länge 1”, Breite 8 bis 8!/,”, & Stück. Manche sind ziem- 
lich gestreckt und stumpf zugespitzt, andre weniger gestreckt und stärker zugespitzt. Ihre eigen- 
thümliche Färbung lässt sie leicht von den Eiern der andern bekannten Honigvögel unterscheiden. 


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25) Der schwarzköpfige Honigvogel. Meliphaga atricapilla. Tun. (Certhia lunnlata. Surw. 
Melithreptus atricapillus. Vırıu. Haematops lunulatus. GouLD.) 

Er hat ungefähr die Grösse unsrer Spechtmeise und lebt im südwestlichen Neuholland. Ich 
erhielt ein Ei dieser Art von Herrn Dr. Pittmann, ein zweites sahe ich in der Sammlung des Herrn 
O. des Murs zu Paris. Beide stimmen unter sich vollkommen überein und zeigen ganz den Cha- 
rakter der andern Honigvögel. Sie sind 8'/, und 9” lang, 6'//” breit, nach der Basis sanft zuge- 
rundet, nach der stumpfspitzen Höhe stark abfallend. Auf lebhaft fleischfarbenem Grunde haben 
sie rothgraue und braunrothe, kleinste und etwas grössere, meist reinumgrenzte Fleckchen über 
die Oberfläche zerstreut, so dass nur Basis und lichte Höhe frei bleiben. Inwendig scheinen sıe 
grünlichgelblich durch. 


26) Der weisskehlige Honigvogel. Meliphaga albogularis. (Entomophila albogularis. 
Gourp. B. of Austr. X. 5.) 
Tab. XVI. fig. 17. 

Er ist etwas grösser als unsre Spechtmeise und gehört dem nördlichen Neuholland an, wo er 
besonders in Sumpfgegenden auf Manglegebüschen lebt und sich vorzüglich von Insekten nährt. Sein 
kleines Nest hängt er meist einige Fuss über dem Wasser an einen überhängenden Zweig, und erbaut 
es, in Gestalt eines tiefen Napfes, aus schmalen Streifen der papierartigen Melaleukenrinde, mit zarten 
Wurzelfasern verbunden und um die Zweige befestigt. Die Nistmonate sind November bis Januar, 


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wo das Weibchen 2 bis 3 Eier legt. Diese sind um 8’ lang und gegen 6” breit, haben auf röth- 
lichweissem Grunde feine, rothbraune Fleckchen, die nach der Basis dichter stehen, oder gleich- 


mässig über die Fläche vertheilt sind. 


27) Der gemalte Honigvogel. Meliphaga pieta. (Entomophila pieta. Gouuv, Birds of Austr. X. 4.) 


In dem Innern von Neusüdwales, besonders auf Acacia pendula findet sich dieser schöne, kleine 
Honigvogel, welcher ungefähr die Grösse von Muscicapa grisola hat. Er hat einen kurzen, wenig 
harmonischen Gesang, den er oft im Fluge hören lässt. Herr Gould fand im September ein Nest mit 
2 ziemlich flüggen Jungen, welches zwischen dünnen Zweigen der genannten Acazie befestigt war. 
Es findet sich im Britischen Museum, ist 2” 3” hoch, 1” 10” breit, und ganz durchsichtig aus zar- 
ten Wurzelchen mit Spinnenwebe erbaut. Die Abbildung desselben hat Herr Gould auf der ange- 
führten Tafel gegeben. 


Fünfte Familie, 
Baumläufer. Certhiae. 


Vielseitige Verwandtschaft mit andern Abtheilungen, den Spechten, Zuckervögeln und Meisen, 
zeichnet diese Familie aus, welche in mehrern, deutlich gesonderten Geschlechtern über die ganze 
Erde verbreitet ist. Alle Arten sind klein und suchen ihre Nahrung, die vorherrschend in Spinnen 
und Insekten besteht, meist an Bäumen oder Felsen umherkletternd. Manche nisten in Höhlungen 


und bauen sich wenig kunstvolle Nester, andre nisten frei und bauen sich aus bindender Erde oder 


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andern Materialien sehr grosse kunstreiche Nester. Ihre Eier sind verhältoissmässig , reinweiss oder 


auf weissem oder röthlichem er fi ‘ 
Erstes Geschlecht. za ar 
Bsumläufer, Certhia. L ah) 


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Nachdem man die Zucker- und Honigvögel abgesondert hat, bleiben diesem Geschlechte nur 
wenige Arten, welche Europa und dem nördlichen Amerika angehören , wo sie sich theils an Bäumen, 
theils an Felsen halten and daselbst auch nisten. 


1) Der Felsen-Baumläufer, Certhia muraria. L. (Tichodroma muraria. Iuuıs. Petrodroma muraria. 
Viriun.) 
Tab. XVII fig. 9. [Scuixz, pag. 65. Tab. 29, fig. 12.) 

Dieses schöngefärbte, muntere Vögelchen, etwa vom Gewichte der Spechtmeise , kommt fast 
überall an den höhern Gebirgszügen des südlichen Europa vor, wo es kahle Wände hat, die ihm 
an Spinnen und Insekten binlängliche Nahrung bieten. Hinsichtlich seiner Fortpflanzung wissen wir 
noch nicht viel, da noch kein eigentlicher Kenner ihn beim Nisten beobachtet hat. Herr Schinz er- 
hielt früher zwei Nester, dieser Art zugeschrieben. Das eine fand sich im Kopfe eines Blechdrachen 
der Bedachung vom Kloster Engelsburg, welches kunstlos, platt aus Haaren, Federn und Moos zu- 
sammengesetzt ist und 5 reinweisse Eier enthielt. Das zweite, ganz aus Moos gebaute, war aus 
einer Felsspalte der Bündtner Alpen genommen. Der besondern Güte des Herrn Professor Macquin - 
Tandon zu Toulouse verdanke ich ein Nest, welches von den Pyrenüen stammt, wo es in der Um- 
zebung von Rodez in einem nicht sehr tiefen Mauerloche stand. Es enthielt 6 reinweisse Eier, und 
das brütende Weibehen ward angeblich auf demselben ergrilfen. Dasselbe ist sehr locker aus dür- 
ren, zarten Alpengräsern und einigen dürren Blättern, durch Spinnenwebe verbunden, erbaut und 
enthält innerlich eine lockere Ausfütterung von Pappus und Federn. Seine Breite beträgt um 3°, 
seine Höhe 10”, sein Gewicht kaum 1 Quentchen. Ich besitze unter der grossen Anzahl von N 
keines, welches ihm nahe käme, wornach ich es für ächt zu halten geneigt bin. Die Eier, page 
3 Stück von Herrn Schinz gegebene vergleichen konnte, sind für den Vogel gross und mir noch 
zweifelhaft Sie sind um 9", lang und 7'/,” breit, ungleichhälfig, nach der Basis schnell und stark 
abfallend, nach der vorgestreckten, stumpf zugespitzten Höhe ebenfalls ziemlich stark abfa 
so in der Mitte stark aufgetrieben. Sie haben etwas Glanz und kommen im Korn den des 
Wendehalses so nahe, dass ich sie fast nicht von diesen unterscheiden kann. Erst wenn man die 
Fortpflanzungsgeschichte dieses Vogels vollständig kennen wird, kann man bestimmen, ob er ein 
eignes Geschlecht bilde oder nicht. 


2) Der gemeine Baumläufer. Certhia familiaris. L. 


Tab. XV. fig. 10. a. b. c. Zısansı, p. 75. Tab. 44. nr. 66. Guestuen und Wınsıss, Tab. 2. obere fig. NOZEMANN 
und Serr, T. I. p. 60. Tab. 31. Lewis, Tom. Il. Tab. 42. fig. 1. Naumanv und Bunte, Heft 4. Tab. 2. fig. 9. 
Turexesmans und Baenm, Heft 3. p. 69. Tab. X. fig. 9 und 10. Hewırsox, Col. Illustr. Tab. 54, nr. 2,| 


Sehr unansehnlich in seiner Färbung, doch munter und angenehm in seinem Wesen, hat dieses 
kleine Vögelchen, das höchstens 3 Quentchen schwer wird, eine weite Verbreitung über Nordamerika 


135 

durch Europa und das angrenzende Asien, wo er sich an Waldungen und grosse Baumanlagen hält 
und daselbst ausser der Nistzeit familienweise, oft ınit andern ‚Vögeln vereint, umherstreift. In der 
Paarungszeit wählt er sich ein geeignetes Revier, was ihm Nahrung verspricht, mitten im Walde, an 
Waldrändern oder auch an menschlichen Wohnungen, wenn in ihrer Nähe nur grössere Bäume vor- 
handen sind. Sein Nestchen bringt er in die verschiedenartigsten Belegenheiten an, besonders gern 
hinter abgelöste Rindenstücken grösserer Bäume, zwischen Bret- und Lattenverschläge der Gebäude, 
aber auch in andre Höhlungen und Spalten von Bäumen, oft ziemlich tief unten, oft bis 20° hoch. 
Bei der Anlage ist der Vogel oft genöthigt einen Unterbau, zuweilen bis 1” hoch, zu machen, wo er 
eine Masse von dürren Reischen, Rindenstückchen und kurzen Grashalmen locker übereinander legt 
und erst darauf das eigentliche Nest baut. An diesem ist die äussere Gestalt nach der Localität sehr 
verschiedenartig, zuweilen sehr in die Quere gestreckt und voluminös, zuweilen gerundet und weni- 
ger massig. Der innere Napf ist meist sehr klein, stets aber sauber ausgerundet. Das Material ist 
ausserordentlich verschieden, da der Vogel die verschiedenartigsten Gegenden bewohnt. Im reinen 
Kieferwalde ist es inwendig oft ganz mit dürren Schuppen der jungen Triebe ausgelegt und besteht 
auswendig aus kurzen, dürren Kieferzweigen, die meist mit Flechten bedeckt sind. Im reinen Bır- 
kenwalde besteht es zuweilen fast ganz aus faulen Birkenholzspähnen, mit Spinnenwebe und zarter 
Birkenrindenschale ausgefüttert. Aus gemischtem Walde habe ich ein Exemplar vor mir, welches 
nur wenig Unterlage von dürren Eichenblättern und Kiefernreischen führt, aber mit einer sehr dieken 
Ausfütterung von Rep- und Birkhühnerfedern versehen ist. Ein viertes, in der Nähe eines Gehöltes 
in Dalmatien erbaut, besteht auswendig aus dürren Strohhalmen und Grasstückchen und ist inwendig 
mit Hühnerfedern ausgefüttert. Keines von den vielen, welche ich zur Vergleichung in Händen hatte, 
war ganz ohne Beimischung von Baststreifen, die das Lieblingsmaterial des Vogels zu sein scheinen. 
Gewöhnlich nistet der gemeine Baumläufer zweimal in einem Jahre und beginnt das erste Mal nach 
Umständen und Oertlichkeit schon Ende März. Das Weibchen legt meist viele, 8 bis 9 Eier, doch 
findet man zu Zeiten auch nur 3 bis 5, welche es allein in 13 Tagen ausbrütet und dabei nur vom 
Männchen mit Futter versehen wird. Die ausgekommnen Jungen sind mit schwachem, gelblichem 
Dun versehen und werden von den Alten mit grösster Sorgfalt aufgefüttert. Sie haben erst eine sehr 
feine Stimme, die aber ziemlich laut geworden ist, wenn sie ausfliegen, und dann, vermischt mit dem 
Angstrufe der Alten, ein eigenthümliches Geschwirre zu Stande bringt. Die Eier ändern in der Grösse 
etwas’ab und manche sind für den Vogel ziemlich gross: Länge 6',”, Breite 4,” 1 Stück: 
Länge 6%/”, Breite 5///”, 6 Stück; Länge 7””, Breite 5, bis 515”, 13 Stück; Länge 7'//”, Breite 
5), bis 5°/”, 4 Stück; Länge 7”, Breite 5'/”, 2 Stück. Das Gewicht beträgt 1 bis 1%, Gran. 
doch halten sich bei weitem die mehrsten in der Mitte. Ihre Grundfarbe ist milchweiss, darauf stehen beı 
manchen nur sehr kleine röthlichgraue und röthliche kleinste Fleckchen, mehr oder minder dicht über 
die ganze Fläche vertheilt oder an der Basis etwas dichter; bei andern werden sie etwas grösser und leb- 
hafter und bilden einen lockerern oder dichteren Kranz. Noch andre haben grössere , heller oder dunkler 
braunrothe Flecken auf der ganzen Oberfläche und auch noch dichten Kranz bildend, ausserdem aber die 
Oberfläche mit feinsten, braunrothen Pünktchen so bedeckt, dass sieröthlichen Grund zu haben scheinen 


*) Diese lebhafter gefärbten schreibt Herr Brehm seiner Certhia brachydactyla zu, die man bisher doch nun 
für eine vielfach überzehende Form hat halten wollen. 


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Zwischen diesen verschiednen Färbungen findet ınan ganz allmälige Uebergänge. Das Korn ist sehr 
zart ; leicht erhabne, verzweigte, örnte Züge umschliessen schmale Furchen, in denen die 
etwas eckigen , kleinen Poren stehen. un | 
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Zweites Geschlecht. u 0 
Töpfervogel. Opetiorhynchus. Tem. (Merops. Gw. Furnarius. Vıriua. 1 yulus. Srix.) 


Es nähern sich die Arten dieses Geschlechtes sowol den Drosseln als Bienenfressern, gehören 
aber dem Wesen nach doch wol hierher. Sie leben in Südamerika theils in Waldungen an Flüssen, 
theils in offnen, auch bewohnten Gegenden, halten sich paarweise, bauen grosse Nester aus binden- 
den Erdarten und legen weisse Eier. 


1) Der rostrothe Töpfervogel. Opetiorhynchus rufus. (Tew.) Gw. (Merops rufus. Gw. Furnarius 
rufus. Viriuı. Figulus rufus. Seix. Hornero Az. nr, 221.) 

Dieser Töpfervogel hat etwa die Grösse des Wasserstaares und ist über einen grossen Theil 
des innern Südamerika als Standvogel, besonders in offnen, Aachen Gegenden verbreitet. Nach 
Azara ist er weder sehr unruhig noch scheu, hält sich meist im Gebüsch, doch nicht verborgen, und 
schliesst sich gern dem Menschen an, wo er dann sein Nest an ganz freie Orte, blätterfreie Aeste, 
Fenster der Häuser, Kreuze, Zaunpfähle und Pfosten von einigen Fuss Höhe baut. Das massige Nest 
hat die Gestalt eines Backofens, ist aus Erde gebaut und wird oft in nur 2 Tagen fertig, da Männchen 
und Weibchen um die Wette daran bauen. Jedes trägt abwechselnd eine Thonkugel von der Grösse 
einer kleinen Nuss herbei und fügt sie behend an. Zuletzt erreicht das Nest 6'/,” Durch bei 
I” Wanddicke. Die gelassne Oeflnung ist doppelt so hoch als breit”), das Innere durch eine 
Scheidewand in 2 Theile getheilt, welche am Rande des Einganges beginnt und an der innern Wand 
kreisfürmig endet, wo sie einen Durchgang in eine Art Kammer lässt, in der auf einer Lage Kräuter 
die Eier liegen. Diese sind 4 an der Zahl, nach der Höhe etwas zugespitzt, auf weissem Grunde 
roth gepunktet, und haben bei 10°” Länge 9° Breite. Die braune Schwalbe, der Chopi, Papageie 
und andre Vögel bedienen sich häufig der Nester des Töpfervogels, um in ihnen zu nisten , die Tö 2 
vögel bedienen sich aber derselben selbst mehrere Jahre und vertreiben of die unrechtmässigen Be- 
sitzer wieder. Dem Regen widerstehen sie lange Zeit; soweit der Bericht von Azara. Im Wiener 
Museum befinden sich 2 Exemplare dieser Nester, durch Johannes Natterer aus Brestic gi 
Sie bilden eine rundliche Masse, wol 8 Pf. schwer, aus lehmigem oder thonigem Boden mit 
theilen gemischt. Die Länge des einen beträgt 9”, die Breite 6”. Der Eingang hat 3Y/” Querdurch- 
messer, an der Basis 1'/,” Höhe. 3” geht die massive Eingangswand nach hinten, die übrige Wand 
ist 1” dick, äusserlich mit vorstehenden eoneentrischen Wülsten. Es ist an einem ziemlich dicken 
Aste befestigt, den es nur halb umschliesst. Das zweite ist 6” hoch und 7” breit, hat mehr gelbliche 
Färbung, da seine Masse lehmig ist, Von den Eiern besitzt Herr O. des Murs ein Exemplar, durch 
Florian Pre in Paraguay gesammelt, welches in D’Orbignys Reise abgebildet ist. Seine Länge be- 
trägt 914” 7”, Es ist reinweiss, hat ziemlichen Glanz und ein feines Korn mit meist 


‚ die Breite 7 


*) Wahrscheinlich in der Uebersetzung verdreht, da alle Exemplare dieser Nester, welche ich sabe, die Oefl- 
nung in die Quere viel breiter als in der Höhe hatten ar 
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eckigen Poren. Da andre Vögel häufig das Nest des Töpfervogels benutzen, so kann leicht Verwech- 
selung statt finden, doch ist es auch möglich, dass derselbe, wie Sitta, zuweilen gelleckte, zuweilen 
reinweisse Eier lege. 


2) Der rothe Töpfervogel. Opetiorhynchus ruber. (Tn.) D’Orsıeny. (Anumbius ruber, D’Orsıcnv, 
Voyag. p. 253.) 
Tab. XVII. fig. 18. (Purnarius rufus.) 
Ansehnlich grösser als der vorige, im Innern des südlichen Amerika jenseit des Aequators ver- 
breitet, kommt er in Lebensweise und Nestbau dem vorigen nahe. 
In der Sammlung des Herrn des Murs befinden sich 2 von D’Orbigny aus Paraguay mitgebrachte 
Eier, welche reinweiss von Farbe sind. Das eine ist 11'//” lang, 7°,” breit, sehr ungleichhälftig 
und stark zugespitzt, das andre bei gleicher Länge 8'/,”’ breit und ganz gleichhälfig. Durch die 
Güte des Herrn Geheimrath Lichtenstein erhielt ich ein Ei unter dem Namen des vorigen, welches 
den Maassen nach aber wol dieser Art angehört. Es ist 4” lang, 9'/”’ breit, etwas ungleichhälftig, 
nach der nur wenig stärker abfallenden Höhe zugerundet. Die glatten, erhabnen Züge des Kornes 
bemerkt man schwer mit blossem Auge; sie sind verzweigt und umschliessen gerundete oder ge- 
streckte Vertiefungen und ziemlich häufige, grössere und kleinere, meist ziemlich tiefe und gerundete 
Poren, so dass das Korn ganz eigenthümlich ist. Dabei hat die Schale lebhaften Glanz und scheint 
gegen das Licht grünlichweiss durch. 


3) Der rothschwänzige Töpfervogel. Opetiorhynchus ruficaudus. Pr. Max. (v. Tschudi Fauna 
peruana. p. 223.) 

Im Innern von Brasilien und Peru lebend, hält er sich besonders an lichten Stellen der feuchten 
Urwaldungen. Nach dem angeführten Reisenden bereitet er sich ein künstliches Nest aus Erde auf 
dem Boden oder an faulen Baumwurzeln, in welches das Weibchen im Februar % gelblichweisse, 
etwas dunkler punktirte Eier legen soll‘). 


4) Der grabende Töpfervogel. Opetiorhynchus ceunieularius. (Tu.) Vıeiun. (Geositta cunicularia. 
Gray. Darwın, Reise I. p. 111.) 

Er ist in Grösse einer Lerche ähnlich, gleicht den Töpfervögeln in vieler Beziehung und ist im 
Innern des mehr südlichen Amerika zu Hause. Für sein Nest gräbt er eine eylindrische, wagerechte 
Höhlung an 6° in härteren doch sandhaltigen Boden am Rande eines Weges oder Gewässers. Nach 
Herrn Darwins Bericht durchbohren diese Vögel zu Bahia blanca, wo die Mauern aus Thon aufge- 
führt sind, dieselben unaufhörlich, da diese Mauern nicht dick genug sind, um dem Vogel passende 
Nistplätze zu gewähren. Wenn sich die Beobachtung so erweist, wie sie dieser treflliche Reisende 
mittheilt, woran kaum zu zweifeln ist, so wäre sie ein Beweis von sehr niedrer geistiger Fähigkeit 
dieses Vogels, da andre, besonders beim Nisten, sich so leicht in die verschiedenartigsten Verhältnisse 
einzurichten wissen, ganz besonders solche, welche sich dem Menschen auf gewisse Weise an- 
schliessen. 


*) So erwünscht es gewesen wäre, bestimmte Auskunft von einem Kenner über die Fortpflanzungsweise eines 
dieser Vögel zu erhalten, so dienen so unsichre und unbestimmte Angaben, wie vorstehende, doch nur dazu, die 
Unsicherheit zu vermehren! 


18 


x Zu 


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Be 
Drittes Geschlecht. : 


Annumbi. Furnarius. Varıuı. (Anumbius. D’Ons. Sphenura. Licnr. 


Anabates. Spıix.) 
Zwar in naher Verwandtschaft mit dem vorigen Geschlechte stehend, a As 


schon durch den Nestbau, indem nicht aus Erde, sondern aus einer grossen M Zweigen und 
andern Pflanzenstoffen Hängenester bereitet werden. In wenigen Arten gehört es ebenfalls Süd- 


amerika an. 


I) Der spitzschwänzige Annumbi. Furnarius annumbi. Vırsı. (Anumbius anthoides. D’Onn. 
Voyag. p. 252. Annumbi. Azar. nr. 222.) 


Tab, XV, fie. 49 
\zara gibt zuerst über diese interessanten Vögel nähere Auskunft. Nach ihm leben sie in ge- a 
schlossnen Paaren unzertrennlich, halten sich in Hecken und oflnen Feldern, woselbst sie auch nisten, 
und zwar stets möglichst frei. Sie wählen zur Anlage des Nestes einen kahlen Baum, oder eine 
freistehende Opuntia, und nicht selten sieht man auf einem Baume 2 bis 6 dieser Nester, zuweilen 
aneinander angebaut. Ausserdem findet man sie auch auf Pfählen der Zäune und auf verschiednem 
Holzwerk der Landhäuser. Auch beim Nestbau und dem Brüten hält sich das Männchen zum Weib- 
chen, und wenn letzteres einen Halm oder den Jungen Futter zum Neste trägt, fliegt das erstere 
stets mit, auch wenn es selbst nichts trägt. Ihr Nest ist so gross, dass es gar nicht ihr Werk zu 
sein scheint, da es 2’ Höhe und 1'/, Durchmesser hat. Es besteht aus stachlichen Reisern von einer 
Stärke, welche über die Kräfte der Arbeiter zu gehen scheint. Oben findet sich die ziemlich grosse 
Oeffnung und am Grunde liegen die 4 reinweissen Eier, auf einem Lager von Blättern und Pflanzen- 
wolle. Diese sind 1,1”” lang und 8°” breit, an der Höhe etwas spitzer als an der Basis. 

Herr D’Orbigny macht folgende Beschreibung: Die Wohnung oder das Nest dieses Vogels, der 
gegen 7” Länge hat, ist ganz ausserordentlich; an Astspitzen meist über das Wasser aufgehangen 
findet man es bis 15” lang, meist gestreckt eiförmig, die breitere Basis nach unten. Das ä 
ist durch grosse, dornige Zweige gestützt, die so künstlich gekreuzt sind, dass man sie nicht ru 


ander nehmen kann, ohne sie zu zerbrechen. Inwendig ist es mit weichen Stoffen, Haaren, Federn 
-und dergleichen ausgefüttert und bildet 2 Abtheilungen, deren eine geräumiger sich seitlich. öffnet. 
In ihr ist ein bedeckter Gang, der erst auf-, dann absteigt und in der zweiten Abtheilung endet, die 


besser ausgekleidet ist. Im October legt das Weibchen 4 weisse Eier, welche gegen 1” lang und 

gegen 8”” breit sind. Die beiden von diesem Herrn mitgebrachten Eier befinden sich in der Samm- j 
lung des Herrn des Murs. Die Länge des einen beträgt 1”, seine Breite 9'/”, das andre 1” 
lange ist nur 9” breit, Sie haben etwas Glanz, scheinen grünlichweiss durch, sind ungleichhällig 
und fallen nach der Höhe stark ab. Ihr glattes, etwas gefurchtes Korn, dem des vorigen Geschlech- 
tes ähnlich, hat diehte, tiefe, rundliche, seltner eckige Poren. 


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ni Viertes Geschlecht. 
Klettervogel. Anabates. Tem.‘) 


In der Lebensweise gleicht dieses Geschlecht, welches in mehrern Arten den südamerikanischen 
Waldungen angehört, mehr unsern Meisen, während es in körperlichen Verhältnissen den Baumläu- 
fern näher kommt. Sie lassen einfache, aber laute Töne hören, ziehen ausser der Paarungszeit 
familienweise umher, bauen grosse Hängenester und legen weisse Eier. 


1) Der rothäugige Klettervogel. Anabates erythrophthalmus. Pr. M. (Beiträge T. IH. p. 1178.) 

Er ist etwas grösser als eine Lerche und lebt in der Brütezeit in den geschlossnen Urwaldungen 
von Brasilien, wo ihn der genannte berühmte Reisende in einer verwilderten Pflanzung am Flüsschen 
Catale nistend beobachtete. Mitte Januar hatten die Jungen das Nest verlassen, welches als ein hoher, 
länglicher Ballen von ineinandergeflochtnen Reisern, an einer Schlingpflanze befestigt, von der Krone 
eines hohen Baumes herabhing. Am Tage durchstrichen die beiden Alten mit den Jungen die be- 
nachbarte Waldung, wobei sie beständig ihre laute, sonderbare Stimme hören liessen. Gegen Abend 
kehrten sie zum Neste zurück und die beiden Jungen übernachteten in demselben. 


2) Der roststirnige Klettervogel. Anabates rufifrons. Pr. Max. (Beitr. T. II. p. 1191.) 

Nur von der Grösse der Sylvia hortensis, besonders in den innern, höhern Gegenden Brasiliens 
heimisch, zeichnet er sich durch den Bau merkwürdiger Nester aus. Prinz Maximilian zu Wied fand 
besonders in den Provinzen Minas geraös und Bahia Gelegenheit die Fortpflanzungsgeschichte dieses 
Vogels zu beobachten, welcher daselbst nicht selten war. Häufig fand sich an den niedern, schlan- 
ken Seitenästen mässig hoher Bäume in den mehr offnen und mit Gebüsch abwechselnden Gegenden 
das eigenthümliche Nest dieses Vogels aufgehangen,, welches in Mitte Februar 4 rundliche, reinweisse 
Eier enthielt. Es bildet einen länglichrunden, grossen Ballen von kurzen, zum Theil halbfingersdicken 
Reisern, welche auf mannigfache Weise aufeinandergehäuft und ineinandergefilzt sind, wobei ihre 
Enden nach allen Seiten unordentlich hervorstehen, so dass man ein solches Nest, welches öfters 3’ 
und länger ist, kaum anfassen kann. Unter sich sind die Reischen noch mit verschiednem Bindema- 
terial befestigt. Im Innern findet sich das eigentliche Nest von Moos, Wolle, Fäden, Bast und dür- 
rem Grase recht dicht zusammengewebt und gewölbt, mit dem Eingange von unten. Jährlich bringt 
der Vogel auf das alte Nest ein neues an, so dass er rings um den schlanken Zweig wieder frische 
Reiser sammelt und in diese das innere weiche Nest ausbaut. So findet man öfters eine Reihe die- 
ser Nester übereinander, welche ein solches Gewicht haben, dass ein Mann sie kaum schwebend zu 
halten vermag. 

3) Der weisshalsige Klettervogel. Anabates albicollis. (Tn.) Licntenst. (Xenops anabatoides. Ten. 
Sitta fusca. VıeıLL. Sphenura albieollis Lıcur. Anabozenops fuscus. LArr.) 
Tab. XVII. fig. 20. 
Bis zu näherer Kenntniss habe ich diese Art vorläufig dem gegenwärtigen Geschlechte ange- 


reiht. Ich erhielt durch die Güte des Herrn Geheimrathes Lichtenstein ein dieser Art zugeschriebnes 


*) Von dem an Arten so zahlreichen Geschlechte Dendrocolaptes mit den davon gesonderten Nebengeschlech- 
tern wissen wir nur, was Prinz Maximilian zu Wied summarisch angibt, dass sie ihre Brut in Baumhöhlen auf- 
ziehen und wahrscheinlich weisse Eier legen 

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\ aus Brasilien, welches sich ganz an die der vorhergehenden anschliesst. Es ist 14” lang und 
breit, ungleichhälfig, nach der Höhe stark abfallend und stumpf zugespitzt, von milchweisser 


nn und schwachem Glanze. Die glatte Schale hat flache, schmale, verzweigte 
welche breitere, meist gestreckte, flache Vertiefungen und die ziemlich häufigen, grössern 
nern Poren umschliessen. Inwendig gegen das Licht scheint es grünlichgelbli 


Fünftes Geschlecht. 


Kriecher. Synallaxwis. Vıriuı. 


Es gehören diese kleinen Vögel Südamerika an und stehen den Sängern fast ebenso nahe als 
den Klettervögeln. Sie leben zum Theil im geschlossnen Urwalde, theils im Gestrüpp offner Gegen- 
den, sind lebhaft und gewandt, in steter Bewegung das Gebüsch durchkriechend. Diejenigen, deren 
Fortpflanzung wir kennen, bauen freie, sphärische Nester und legen reinweisse Eier. 


1) Der gelbkehlige Kriecher. Synallaris ruficauda. Vıriuı. (Synallaris caudacuta, Pr. Max. 
B. II. p. 685.) 

Seine Länge beträgt 6”, seine Verbreitung erstreckt sich über einen grossen Theil von Süd- 
unerika, wo er ebensowol in der Nähe von Wasser im Rohre, als im ganz trocknen Gestrüpp sich 
hält. Sein Nest baut er nach Angabe des Prinzen Maximilian zu Wied zwischen Astgabeln oder 
Rohrhalmen in Gestalt eines dicken, sphärischen Ballens aus Samenwolle ziemlich kunstlos mit klei- 
nem Eingange. Die beiden Eier, welche es enthielt, waren rundlich und fast reinweiss. 


2) Der Erdkriecher. Synallaris humicola. Kırrı.. (D’Onsıenv, Voyag. va) 
Tab. XI. fie. 41. s 
Er hat ebenfalls eine weite Verbreitung über Chili und die benachbarten Länder und kommt in 
der Grösse etwa dem Accentor modularis gleich. Sein Ei, welches ich aus Chili erhielt, ist milch- 
weiss mit wenig Glanz und stimmt im Korn und Poren sehr mit Anabates. Grösse und Gestalt gibt 
die Abbildung, inwendig scheint es grünlichweiss durch. > 


3) Der meisenartige Kriecher, Synallaris aegithaloides. Kırrı. (D’Orsıeny, Voyag. pag. 243.) 
Wenig grösser als unser Goldhähnchen, ist dieser Kriecher bisher nur in Chili aufgefunden 
worden. Auch von dieser Art besitze ich nur ein Ei, welches ausser der Grösse dem vorigen sehr 
nahe kommt. Es ist ungleichhälfiig, nach der stumpfzugespitzten Höhe ziemlich stark abfallend, 
milchweiss, fast matt und scheint gegen das Licht grünlichweiss durch. Sein Korn. zart, 
lässt aber doch deutlich den Charakter der Familie erkennen. 


Sechstes Geschlecht. 
Steigmeise. Climacteris. Ten. (Meliphaga. Ten. Petrodroma. Vırıuı.) 
Die hierhergehörigen neuholländischen Vögel sind unsern Spechtmeisen und Baumläufern nahe 


verwandt, suchen ihre Nahrung an Bäumen und am Boden und nisten in Baumböhlungen, wo sie 
nicht viele, gefleckte Eier legen. P 


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1) Die kletternde Steigmeise., Climacteris scandens. Tr.n. (GovuLo, Birds of Austr. IV. 12.) 
Tab. XVII. fig. 14.*) 

Sie ist 6” lang und über den ganzen südöstlichen Theil von Neuholland verbreitet, wo sie offne, 
mit Eucalypten dünn bestandne Wälder und mit Angophoren bedeckte Niederungen bewohnt. Ihre 
scharfe, durchdringende Stimme lässt sie oft hören und baut ihr Nest, nach Herrn Goulds Beobach- 
tung, stets in hohlen Aesten, und zwar aus Haaren von Beutelthieren, welche so [risch waren, dass 
Herr Gould vermuthet, der Vogel zupfe sie den schlafenden Thieren aus. Alle Nester enthielten nur 
2 Eier, von denen Herr Gould 3 Stück besitzt. Diese sind auf röthlichem oder braunröthlichem 
Grunde dichter oder sparsamer rothgrau, rothbraun oder braunroth gefleckt, haben etwas Glanz und 
scheinen inwendig röthlichweisslich durch. Ihr Korn ist eigenthümlich und besteht aus etwas körni- 
gen, vielverzweigten, erhabenen Zügen, welche an der Basis dicht aneinanderstossen und daselbst 
Anthusartig erscheinen, nach der Mitte zu aber schmale Zwischenräume lassen, in welchen die un- 
gleich grossen, seichten Poren stehen. 


2) Die rothe Steigmeise, Climacteris rufa. Gouto. (B. of Austr. IV. 13.) 
Tab. XVII. fig. 13. 

Nur wenig grösser als die vorige Art, kommt sie im westlichen Neuholland vor, wo sie Herr 
Gilbert nistend fand und Eier mitbrachte, deren eines ich Herrn Dr. Pittman verdanke. Sie sind von 
blasserer oder lebhafterer röthlichen Grundfarbe und haben kleine und grössere rothgraue, rothbräun- 
liche und braunrothe Pünktchen und Fleckchen, die nach der Basis zu dichter werden, zuweilen 
den ganzen Grund daselbst decken, wo dann das Ei viel Aehnlichkeit mit manchen unsres Baum- 
läufers hat. Grösse und Gestalt ersieht man aus der Abbildung, im Korne kommen sie ganz mit der 
vorigen Art überein. 


3) Die weisskehlige Steigmeise, Climacteris picumnus. (Tex.) Iuuıs. (Certhia picumnus. Iuuig. 
GouLd, B. of Austr. IV. 15.) 
Tab. XVII. fig. 12. 

Sie gleicht durch gestreckte Gestalt mehr den Baumläufern und geht wie diese auch nicht an 
den Boden, bewohnt das südliche und südwestliche Neuholland, wo sie sich im September und den 
folgenden Monaten in Baumhöhlungen ihr Nest aus Grashalmen erbaut und mit Federn warm ausfüt- 
tert. Die 3 Eier sind schmutzigweiss, mit kleinen und grössern braunen Flecken und kommen in 
der Grösse und Gestalt so ziemlich mit denen der ersten Art überein. 


Siebentes Geschlecht. 
Spechtmeise. Sitta. L.”) 


Sowol zu den Spechten als Baumläufern und Meisen haben die Spechtmeisen mannigfache Be- 
ziehung, zeichnen sich aber besonders durch die Eigenheit aus, wie die Töpfervögel ihr Nest ent- 
weder ganz oder doch theilweise aus bindendem Boden zu verfertigen. Sie sind alle kleine Vögel, 

*) Die Zahlen 13 und 14 sind auf der Tafel verwechselt und müssen hiernach berichtigt werden. 


") Das Genus Sittella. Sw., welches Neuholland angehört, ist in seinen Lebensverhältnissen noch nicht genug- 
sam bekannt, um es von Sitta mit Fuz abzusondern. 


über das nördliche Amerika, Europa und das angrenzende Asien verbreitet, meist mehr an Waldun- 
gen, seltner an Felsen gewiesen, wo sie sich, gleich geschickt auf- und abkletternd, ihre Nahrung 


\ 
suchen, die meist aus Insekten und Spinnen, weniger aus ölhaltigen Pflanzensamen besteht, | 
sind Stand- und Strichvögel, vermehren sich stark, legen weisse und gef ”. 
es scheint, vom Weihichen allein ausgebrütet werden. 
’ 
1) Die europäische Spechtmeise. Sirta europaea. L.. | 
Tab. XVI. fig. 16. a. b. Zivansı, p. 74. Tab. XII. or. 66. Guestuen und Wınsıss, Tab. 64. er Tom. I. 


Tab. XI. fie. 3. Turenewans und Baeus, 3. p. 67. Tab. I. fig. 8. Hewirsox, Col. illustr, Tab. 54. fie. 2.) 


Ein muntrer, angenehmer Vogel, der die europäischen Waldungen vom Polarkreise bis Grie- 
chenland*) belebt und auch in das angrenzende Asien sich verbreitet. Zeitig im Frühjahre, im Februar 
oder März beziehen die Pärchen ihre Nistreviere, wo das Männchen laute, wohlklingende Töne, 
meist auf dem Wipfel eines hohen Baumes sitzend, hören lässt, die das Weibchen mit einzelnen 
Locktönen beantwortet. Nicht selten kommen in dieser Zeit zwei Männchen um ein Weibchen in 
Streit, wobei sie sich unter lautem Schreien auf das lebhafteste umherjagen. In dieser Zeit bemerkt 
man auch beim Männchen ein eignes Schweben mit ganz ausgebreiteten Flügeln und Schwanze, in- 
dem es sich von einer Baumspitze zu einer andern herablässt. Sie legen ihr Nest meist in Baum- 
höhlen an und mehr im Laubwalde und gemischtem als in reinem Nadelwalde besonders in sandi- 
zem Boden. Seltner wählen sie als Nistplatz Löcher in Mauern oder Gebäuden. Häufig benutzen 
sie verlassne Nisthöhlen der grössern Spechtarten, da sie einen weiten Eingang zu li scheinen, 
um denselben, genau ihrer Körpergrösse angemessen, mit bindender Erde zu ve 
len Männchen und Weibchen in Klümpchen herbei, arbeiten sie mit dem Schnabel 
bilden daraus eine oft zolldicke Wand, die beim Austrocknen sehr fest wird. D nde Ein- 
gangsloch lassen sie stets in der Mitte der Verklebung. Of nehmen sie von einem fremden Nistplatze 
Besitz, ehe die rechtmässigen Eigenthümer ihn wieder bezogen haben und die ihn aufgeben müssen, 
wenn die Verklebung des Einganges einmal hart geworden ist. Nur den grössern Spechten geli 
es, die feste Wand wieder zu zerstören. Am Grunde der Nisthöhle bereiten sie nun das ei 
Nest ganz kunstlos aus einer Masse dürrer Baumblätter, zarter Oberrinde der Kiefern und Bi 
Federn oder Haare, die so locker aufeinanderliegen, dass das brütende Weibchen jedenfalls genö- 
Ihigt ist, dieses Material fortwährend so zu ordnen, dass die Eier nicht unter demselben zu liegen 
kommen. In 13 bis 14 Tagen werden die Eier vom Weibchen allein ausgebrütet, wel 
Zeit vom Männchen gefüttert wird. Die ausgekommnen Jungen werden zuerst fast 
Raupen ernährt, bleiben im Neste, bis sie vollkommen flügge sind, und folgen. 
Umgegend noch mehrere Wochen, bis ihr Schnabel erhärtet und sie sich selbständig 
nen. Unverstört, machen sie bei uns nur eine Brut. Die Zahl der Eier, von denen man im April 
oder Anfangs Mai den vollen Satz findet, erstreckt sich von 6 bis ®, hält aber in den mehrsten Fällen 
sich in der Mitte. Sie sind stets ungleichhällig, haben den grössten Durchmesser der Basis näher 
als der oft stark abfallenden, stumpf zugespitzten Höhe. Bei 17 Exemplaren aus Sera ur 
zenden kommt folgendes Verhalten vor: Länge 8'//”, Breite 6°”, 1 Stück ; 


*" In Schottland fehlt er ganz 
» 


* 
—— 143 


Länge 8'/,”, Breite 6°/,”, 2 Stück; Länge 8%”, Breite 6", bis 6%”, 8 Stück; Länge 9”, Breite 
6°, 2 Stück; Länge 9'//””, Breite 6'/”’, 1 Stück. Das Gewicht beträgt fast 3 Gran bei den mehr- 
sten, die grössern wiegen gerade 3 Gran. Ihre Grundfarbe ist milchweiss, bei vielen ins Röthliche 
ziehend. Die untersten Flecke sind rothgrau, blasser oder lebhafter, nur in der Nähe der Basıs 
grösser. Die sind rothbraun in zwei Schattirungen; an manchen Exemplaren sind sie fast 
gleichmässig über die Oberfläche verbreitet, nur an der Basis etwas dichter, meist auch grösser. 
Bei manchen sind sehr kleine Pünktchen und Fleckchen ziemlich dicht über das ganze verbreitet und 
nur in der Nähe der Basis stehen einige grössere darunter, einen lockern Kranz bildend. Bei man- 
chen sind auch die obern Flecke sehr blass bräunlichroth, bei andern recht lebhaft rothbraun. Das 
Korn kommt dem der Honigvögeleier ziemlich nahe. Die flach erhabnen, vielfach verzweigten, ge- 
glätteten Züge lassen schmale, kurze, seltner furchenartig in die Länge gehende Zwischenräume, in 
welchen die ziemlich häufigen, etwas eckigen, nicht sehr tiefen Poren stehen. Inwendig gegen das 
Licht scheinen sie grünlich oder grünlichgelblichweiss durch. In Gestalt und Färbung haben viele 
grosse Aehnlichkeit mit den Eiern der Kohlmeise (Parus major); das etwas derbere Korn mit den 
häufigen, eckigen Poren, die nicht selten in Furchen gereiht stehen, unterscheiden sie aber neben 
der meist beträchtlichern Grösse sicher. Die Eier der folgenden Art sind stets glänzender und glat- 
ter, meist auch grösser. Ob ganz weisse Abänderungen derselben vorkommen, kann ich aus eigner 
Erfahrung nicht angeben, vermuthe es aber. 


2) Die Syrische Spechtmeise. Sitta Syriaca. Eurens. (Sitta Neumayeri. Mich.) 
Tab. XYIL. fig. 15. a. b. 

Sie ist zwar der vorigen Art nahe verwandt, aber sicher von ihr verschieden, etwas grösser 
als sie und mehr südlich lebend, von Dalmatien an bis Syrien und weiter nach Asien hinein verbrei- 
tet, wo sie den kahleren Felsen angehört. Nur an diesen sucht sie ihre Nahrung, die meist aus 
Käfern besteht. Herr Graf von der Mühle berichtet in seinen Beiträgen folgendes über ihr Beneh- 
men: „Ihr Geschrei oder Gesang ist ein lachendes hidididididi, ihr Nest baut sie an schrofle Felsen- 
wände unter einem natürlichen Dache eines Felsenvorsprunges, gewöhnlich gegen die Morgen- oder 
Meesscie. nie gegen Westen. Es ist aussen sehr gross, künstlich aus Lehm gebaut, mit 11” lan- 
gem Eingange, welcher in einem Kessel endet, der mit Ziegen-, Rinder-, Hunds- oder Chakalhaaren 
ausgefüttert ist. Von aussen ist es immer mit Flügeldecken der Chrysomela graminis oder des Tri- 
chodes antiquus gleichsam inerustirt. Es klebt ungemein fest an und ich musste mich eines Meisels 
bedienen, um es zu lösen. Wahrscheinlich benutzt es der Vogel mehrere Jahre. Die Jungen blei- 
ben lange bei den Alten und werden von ihnen im Insektenfange unterrichtet. “") Es liegen 3 Nester 
dieses Vogels, aus Griechenland von Herrn Dr. Lindermeyer gesendet, vor mir, welche unter sich 
und von dem eben beschriebnen sehr abweichen, da der Vogel nach der Localität sich einrichtet. 
Das grösste hat die Gestalt eines etwas unregelmässigen Schildes, von 1” Länge und 7” Breite, ist 
an dem Felsen so befestigt gewesen, dass die Länge scheitelrecht gestanden hat. Etwas über der 


*) Wenn Herr Dr. Lindermeyer in seiner Abhandlung über die Vögel Griechenlands, Isis von Oken, Jahrg. 
1843. p. 322, angibt, dass diese Spechtmeise ihre Eier in ein Nest von Nadeln der Pinus maritima lege, so ist 
dies in einer Zeit geschrieben, wo er das eigentliche Nest noch nicht kannte. Später hat er selbst das richtige 
öfters einzesendet. $ 


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Mitte nach oben ragt die Eingangsröhre vor, welche in horizontaler Richtung, nur am Ende ein wenig 
abwärts gebogen, von der Anheftungsfläche 5'/”, von der gewölbten Oberfläche 2” absteht und 
3” äussere Breite hat. Die Oberfläche des Schildes hat einzelne runzeliche Erhabenheiten, 
Wand ist meist über 1” dick und lässt inwendig nur wenig Raum für die Ausfüt 
mehr im Felsen selbst ihren Platz gefunden hat und aus einer gut verbund 
zarten Wurzelfasern und Haaren vom Fuchs oder Chakal besteht. Das Material ssenwand ist 
vulkanischer Thon mit Eselsexkrementen von schwarzgrüner Färbung vermischt, welche an der Aussen- 
fläche, wo sie fast allein angebracht sind, vielleicht durch das Zusammentrocknen, ein ganz zerfress- 
nes Ansehen haben. Bei diesem ist ausser am Anheftungsrande im Ganzen nur wenig Thon, so dass 
es bei seiner Grösse und Dicke doch kaum 1 Pf. wiegt. Ein zweites, retortenartiges, ist nur 6%" 
lang, 5'/’ breit, aber inwendig geräumiger. Sein Rohr misst von der Basis 6”, über die Wölbung 
der Wand ragt es nur 3” vor. Das Material enthält viel mehr Thon, als das vorige, weit grössere. | 
Das dritte, kleinste, 5” lange, &” breite, scheint nur ein Rohrabschnitt des ersten zu sein, doch trägt 
seine Basis alle Zeichen, dass sie vollständig vom Felsen losgenommen sei. Es ist also nur ein 
Ueberbau eines Steinloches gewesen, enthält meist thonige Masse und nur weniger Eselsexkremente, 
so dass es fast so schwer ist als das erste. Bei allen hat das Eingangsrohr inwendig einen Durch- 
messer von 13 bis 15”, indem es nicht ganz kreisrund ist, auch ist seine Aussenwand uneben. 
Bei allen findet man hier und da Bruchstücke von Käfern mit eingeklebt, doch bei keinem viel da- 
von, auch etwas Haare und Federn. Ihr Geruch ist ein ganz eigenthümlicher, nicht unangenehiner, 
theils vach dem vulkanischen Thone, theils nach den noch stark riechenden Kräutertheilen der Ex- 
kremente. Die Eier, deren ich weit über hundert aus Dalmatien und Gri 
konnte, kommen denen der vorigen Art nahe, sind aber fast durchgehends grösser, 
glünzender. Nach den Maassen finden sich unter hundert Stücken 5 sehr kleine, 8 
7” breit; 30 kleinere, um 9°” lang und 7” breit; #5 mittelgrosse, 9'/, bis 9,” lang , um 7”” breit; 
20 grosse, 9°, bis 10°” lang, 7 bis 7'//” breit, was bei so grosser Anzahl doch nur geringe Ab- 
änderung zu nennen ist. Ihre Grundfarbe ist ein meist ganz reines glänzendes Milchweiss; unter 
100 Exemplaren sind 14 ohne alle Flecken, 14 mit sehr einzelnen, kleinen, blassen Fleck 
sind mässig stark, 27 stark gefleckt. Die untersten Flecke sind röthlichgrau, die nächsten b 
die obersten lebhaft bräunlichroth. Nur wenig Exemplare haben kleinere und dichtere Pünktchen 
und Fleckchen, bei den mehrsten stehen die etwas grössern Flecke, zuweilen an 2” durchmessend, | 
einzeln, nur an der Basis etwas dichter, zuweilen einen lockern Kranz daselbst bildend. Alle sind 
ungleichhälftig, nach der Basıs sanft zugerundet, nach der stärker oder schwächer len Höhe 
stumpf zugespitzt oder ganz abgestumpft. Nicht selten kommen solche vor, wel der 
Schnepfeneier haben, zuweilen fast ganz kräuselartige. Das Korn ist etwas derber als das der vo- 
rigen Art und deutlicher ausgesprochen; die Nachen, stark geglätteten erhabnen Züge lassen etwas 
grössere, zum Theil gerundete Zwischenräume mit ungleichen, oft ziemlich tiefen Poren, welche 
nicht selten in fortlaufenden Furchen ziemlich dicht stehen. 


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—: 


3) Die carolinische Spechtmeise. Sitta carolinensis. Brıss. 
Tab. XVII. fig. 47. (Nurrar A. p. 584. Aupur. II. p. 299.) 

Es. ist auch diese Spechtmeise der unsern nahe verwandt und über einen grossen Theil von 
Nöamerika bis Canada verbreitet. Nach Angabe der angezogenen Ornithologen arbeitet sie sich 
selbst ein Nistloch in einen angefaulten Ast eines grössern Baumes, oder benutzt eine verlassene 
Spechthöhle, ohne den Eingang zu verkleben. Im Mai, in den nördlichern Distrikten ihres Aufent- 
halts im Juni, findet man auf einigen Holzspähnen im Innern der Höhlung die 5 Eier, welche auf 
schmuzig weissem Grunde rothbraun gefleckt sind. Die 3 Exemplare, welche ich aus Pennsylvanien 
erhalten habe, kommen in Grösse, Gestalt und Korn mit denen unserer Spechtmeisen ziemlich über 
ein, und sind auf schmuzig weissem Grunde ziemlich dicht rothgrau und rothbräunlich gefleckt. Bei 
dem einen bilden die Fleckchen einen ziemlich dichten Kranz vor der Basis ‘). 


Fünfte Nebenordnung. 
Singvögel. Cantatores. 


Diese Abtheilung bildet gewissermassen den Centralstamm der Greifvögel, in welchem sich der 
Vogelcharakter am deutlichsten ausspricht. So erreicht hier die Stimme möglichste Entwickelung 
im Hervorbringen der mannigfachsten, schönsten und am tiefsten gefühlten Töne. Fast alle lassen 
sich leicht zähmen und sind in der Zähmung bedeutender Steigerung ihres Geistigen fähig. Alle leben 
paarweise, bauen für ihre Brut künstliche Nester, woran, so wie am Brüten die Männchen meist Theil 
nehmen. ” Grösse verhältnissmässigen Eier haben die mannigfachste Färbung vom reinen Weiss 
in das verschiedenartigste Grün und Braun, sowohl rein als verschiedenartigst gefleckt. 5 ist die 
vorherrschende Satzzahl, allein sie wird bei vielen ansehnlich überschritten, bei andern nicht erreicht. 
Die Jungen, welche fast kahl und blind aus den Eiern hervorkommen, werden von beiden Alten meist 
mit Insekten sorgfältigst aufgefüttert. Die einzelnen Familien haben verschiedenartige Verwandtschaft 
zu den vorhergehenden und nachfolgenden Ordnungen, was sich besonders auch bei der Fortpflan- 

darthut, ebenso auch untereinander, dass man zum Theil mehr künstlich als naturgemäss Ab- 
theilungen aufzustellen versucht hat. 


Erste Familie. 
Meisen. Pari. 


Kleine Vögel mit kürzerem geraden Schnabel, von Insekten, Gesäme, Beeren und Früchten 
lebend “), welche über einen grossen Theil der Erde verbreitet sind, wo sie in bewaldeten oder mit 
Rohr bedeckten Gegenden sich aufhalten und dieselben durch ihr munteres Wesen beleben. Sie sind 


Am Schlusse dieser Nebenordnung mag eine Berichtigung Platz finden. Seite 122, Nr. 3. muss anstatt 
Nectarinea aenea — chalybaea gesetzt werden. Auch ist zuzufügen: Die drei Eier sind höchst zart, 6'%” lang, 
4,” breit, und gleichen vollkommen denen anderer Zuckervögel. Bei der folgenden Nummer ist anstatt chaly- 
baea — metallica zu setzen. 

**") So reich auch die deutsche Sprache ist, so fehlt ihr doch eine gemeinschaftliche Bezeichnung für die ver- 
schiedenen Pflanzensa 


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* 


nach specieller oder climatischer Eigenthümlichkeit theils Stand-, theils Strich Zug - Vögel, 

bauen mehr oder minder künstliche Nester auf den Boden, ın das Gras oder ‚in Höhlun- 1 

gen von Gestein oder Bäumen, legen viele, zum Theil sehr viele Eier, welche reinweiss | 

weissem und weisslichem Grunde röthlich oder bräunlich gefleckt sind. * 
Erstes Geschlecht. * 


Meise. Parus. 


Es wollen die Meisen nirgends vollkommen sich anschliessen und sie sind fast ebenso nahe 
mit den Spechtmeisen als mit den nachfolgenden Sängerfamilien verwandt. Die Entwickelung ihrer 
Geistes- und Gesang-Fähigkeit steht noch auf ziemlich niederer Stufe und weist ihnen in der Neben- 
ordnung den untersten Platz an. Die zahlreichen Arten sind über das nördliche Amerika, ganz Eu- 
ropa, Asien und Afrika verbreitet, gehören den Waldungen, Baumanlagen und dem Rohre an, bauen 
sich mehr kunstlose oder sehr künstliche Nester in Höhlungen, frei, auch aufgehangen, legen viele 
Eier, welche vom Männchen und Weibchen gemeinsam ausgebrütet werden. Beide haben einen 
grossen Brütefleck uber die untere Brust und den Bauch. Ausser der Nistzeit leben sie in Familien 
oder grösseren Gesellschaften ihres Gleichen oder verwandter Vögel umherstreifend oder wirklich 


ziehend. “ 

1) Die capische Meise, Parus afer. Larn. | 

Tab. XVII. Fig. 1. a. b. j 

Sie ist von der Grösse unserer KolliRaise und, findet sich im südlichen Afri wo ich | 
zwei Eier derselben erhalten habe. Diese kommen in Gestalt, Grösse und Korn der fol- 
genden Art sehr nahe, haben aber eine etwas andere Färbung. Das eine ist auf weissem 


Grunde mit rothgrauen und bräunlichröthlichen sehr kleinen Fleckcehen versehen, welche nach der 
Basis dichter werden und vor derselben einen Kranz bilden; das andere hat milchweissen Grund 
mit graubraunen und röthlichbraunen ganz feinen Pünktchen, und sparsamen, ziemlich grossen 
Flecken. 

2) Die Kohlmeise. Parus major. 1. 


Tab. XVII. fig. 2. a.b.e. [Guestuen und Winsise, p. 47. Tab. IX. untere Figur. Nozemans und Serr, Tom. Il. 
Tab. 60. p. 143. Lewis, Tom. IV. Tab. 27. fig. 4. Naumann und Bunte, Heft Il. Tab. IV. fig. 15. Tuiesesmans und 
Brens, Heft Ill. p. 3. Tab. IX. fig. 4. Hewirsox, Brit. Ool. Tab. 81. or. 4. 2., Col. illustr. Tab. 31. fig. 1. 


Quentchen 
grossen 


Ziemlich die grösste Art aus dem ganzen Geschlechte, aber doch nur & bis 5)/. 
schwer, Sie ist fast über ganz Europa, wo sich noch voller Baumwuchs findet, über 
Theil des angrenzenden Asien und des nördlichen Afrika verbreitet und in den ihr an en Ge- 
genden meist häufig. Die nördlichsten Länder ihres Aufenthaltes verlässt sie gegen den nter und 
kehrt im März oder Anfangs April in dieselben zurück, wo das Männchen seinen muntern Nistgesang 
fleissig hören lässt, welchen man etwa durch folgende Sylben ausdrücken kann: Sitti-siti- sitti, 
sitsidä - sitsidä - sitsidä, fridäh - fridäh - fridah, kr&dit- kr&dit- krödit * ). Bald machen auch die Pär- 


*) Es mag bier ein für alle Mal die Bemerkung beigegeben sein, dass der Gesang der Vögel nach den ver- 
schiedenen Oertlichkeiten ebenso abweicht wie etwa die Sprachdialekte der Menschen, B. die holländischen 
Vögel auch hollündisch singen, was für die Folge eine genauere Beachtung verdient, 


2 


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chen Anstalt zum Nisten und wählen zum Nistplatze die verschiedenartigsten Höhlungen in Bäumen, 
Felsen, Gebäuden, Mauern, Wänden, ziehen jedoch stets solche mit einem recht engen Eingange vor. 

t selten benutzen sie auch verlassene Nester von Eichhörnchen und grössern Vögeln, um in ihnen 
ihr Nest.anzubringen. Zur Unterlage für die Eier begnügen sie sich oft mit blossen Stückchen faulen 
Holzes, die der Baumhöhlung vorfinden, oder sie tragen verschiedene weiche Stoffe dazu 
herbei. Zu unterst findet man da meist eine Schicht verschiedener Laubmoose, auf dieser zarte 
Wurzelfasern, Grashalme, Federn oder Haare von Thieren und Menschen, die sie gerade in nächster 
Umgegend finden; oft bis 3” dick. Der innere, flachere Napf für die Eier ist oft kaum 3” breit und 
wenig über !/,” tief. Meist bringen sie in einem Jahre 2 Bruten zu Stande, und obgleich sie im näch- 
sten Jahre oft die alten Nester wieder benutzen, so wählen sie doch, wie die meisten Vögel, zur 
zweiten Brut gewöhnlich einen andern Nistplatz. Einige Male habe ich in der Höhlung einer Mauer 
dasselbe Pärchen hintereinander 2 Bruten aufziehen sehen, konnte aber nicht gewiss werden, ob sie 
nicht etwa zwei Nester darinne hatten. Das erste Mal sollen sie bis 15 Eier legen, meist findet man 
deren aber nur 8 bis 12, das zweite Mal bis 6. Diese sind ungleichhälftig, meist kurz, seltener 
etwas gestreckt, nach der Basis kurz oder sanft zugerundet, nach der Höhe stark abfallend, stumpf, 
seltener etwas scharf zugespitzt. Ihre Maasse wechseln bei 24 Exemplaren auf folgende Weise: 
Länge 7°/,”, Breite 6 bis 6'//”, 8 Stück; Länge 8”, Breite wie vorige, 12 Stück; Länge 8//”, 
Breite wie vorige, 3 Stück; Länge 8Y,”, Breite 6”, 4 Stück. Ihre Grundfarbe ist milchweiss, rein 
oder in das Gelbliche und Grauliche ziehend. Alle sind gefleckt, manche haben sehr kleine, spar- 
same, andere etwas dichte Fleckchen; noch andere haben grössere und kleinere gemischt, sparsamer 
oder dichter. Manche haben nur grössere, sparsam über die Oberfläche verbreitet. Bei der Mehr- 
zahl häufen sich die Flecke nach der Basis, bilden daselbst aber nur bei wenigen einen geschlos- 
senen Kranz. Die Farbe der untersten Flecken ist rothgrau, blasser oder lebhalter, die der nächsten 
röthlich oder bräunlich. Die obersten sind nur selten blass, meist ziemlich lebhaft hellrothbraun. 
Das dem Geschlechte eigne Korn ist bei ihnen sehr deutlich ausgesprochen: flach erhabene, geglättete, 
dichtverzweigte, öfters undeutlich netzartige Züge lassen kleine, gerundete oder unregelmässig ge- 

ckte Vertiefungen zwischen sich, in welchen mehr vereinzelte, ziemlich grosse, gerundete, in tiefen 
Punkt ausgehende Poren stehen. Sie sind matt oder wenig glänzend und scheinen inwendig bläulich- 
weiss durch. Ihr Gewicht beträgt um 2 Gran. Von den ihnen oft sehr ähnlichen Eiern der Specht- 
meisen und Schwalben unterscheidet sie das Korn, von denen anderer europäischer Meisen die Grösse 
und das Gewicht '). 


f 3) Die Blaumeise. Parus caeruleus. L. 

Tab. BE 3. a.b.c. [Kreıs, p. 29. Tab. IV. fig. 10. Guentner und Wınsıng, Tab. 66. NOZEMANN und Sepp, 
Tom. I. Tab. 24. p. 46. Lewis, Tom. IV. Tab. 27. fig. %. Naumans und Bunte, Heft 4. Tab. 1. fig. 7. TiiENEMANN 
und Breum, Heft III. S. 4. Tab. IX. fie.2. Hewırson, Col. illustr. Tab. 31. fig. 2.; Brit. Ool. Tab. 76. fig. 1. 

Ansehnlich kleiner als die vorige, nur um 3'/, Quentchen schwer, theilt sie sonst fast ganz 
ihren Aufenthalt und ihre Lebensweise, lebt auch häufig mit ihr in Gesellschaft. Ihr Gesang in der 


*) Herr Professor Mocquin-Tandon erwähnt in seiner schönen Vogelfauna der canarischen Inseln eines interes- 
santen Falles aus Toulouse, wo 2 Pärchen dieser Meisen hinter einem Fensterladen ein grosses Nest in 2 Abtheilungen 
zusammen gebaut hat und sich gemeinschaftlich desselben kleinen Einganges bedienten. 


19 


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Nistzeit ist einfacher und lautet etwa so: Zi- zi-zirr oder zi-zi-zibihihi, oder tschi-ischi - tschickä- 
tschickä - tschickä - tschi oft wiederholt. Ebenfalls im März oder April beziehen die ihre Nist- 
plätze, welche ganz mit denen der Kohlmeise zusammentreflen, nur selten dem Boden nahe |i 

und bringen, nach Maassgabe ihrer Räumlichkeit, ein grösseres oder kleineres, i | 
lockeres Nest in ihnen an, zu dem sie zarte Baumflechten, Laubmoose, Federn en 
Im Ganzen wählen sie etwas zartere Stoffe als die vorige Art. Das Weibchen | darauf das 
erste Mal 8 bis 10, das zweite Mal selten über 6 Eier. Die ausgekommenen Jungen werden mit 
kleinen Räupchen sehr emsig aufgefüttert. Herr Professor Macgillivray gibt in seinen trefllichen 
British Birds von einem Herrn Weir die Beobachtung, dass ein Pärchen dieser Vögel in Schottland 
am &. Juli während 17 Stunden den Jungen 475 Mal Futter zutrug, wobei ebenso sehr die Uner- 
müdlichkeit der Alten als die lebhafte Verdauung der Jungen zu bewundern ist. Die Eier sind denen 
der vorigen Art höchst ähnlich, nur etwas kleiner und leichter in folgenden Verhältnissen bei 48 Exem- 
plaren. Länge 7'//”, Breite 5°/, bis 6°”, 3 Stück ; Länge 7'/,, Breite 6 bis 6'//”, 22 Stück; Länge 
7°/”, Breite 6 bis 6'//”, 49 Stück; Länge 8”, Breite 5%, bis 6”, & Stück. Ebenso wie bei der 
vorigen und allen folgenden Arten weichen die Eier aus einem Neste nach Grösse, Gestalt und Zeich- 
nung weniger von einander ab. Das Gewicht beträgt gegen oder gerade #'/, Gran, ist also, soweit 
meine Beobachtung reicht, stets geringer als bei der vorigen Art. Die Gestalt ist ungleichhälftig, 
kürzer oder gestreckter, meist auch nach der Basis ziemlich stark abfallend, nach der Höhe zuge- 
spitzt, seltner etwas abgestumpft. Die Flecke sind meist klein, vom sehr einzelnen bis zum ziem- 
lich dichten, gleichmässig oder in seltneren Fällen einen geschlossenen Kranz vor der Basis bildend. 
Die Grundfarbe ist reinweiss bis in das Gelblichröthliche, matt oder etwas elinzenffgfewendig 
scheinen sie nach der Grundfarbe reinweiss oder gelblichweiss durch, ihr Korn ist z als an 
voriger Art. 


4) Die Trauermeise, Parus lugubris. Narren. *) 
Tab. XVII. fig. b. a. b 


In der Grösse kommt sie der Kohlmeise, in der Färbung der Sumpfmeise nahe und 

dem südlichen Europa an. Ich erhielt Nest und Eier derselben aus Sardinien und gebe deren 
schreibung. Das Nest bildet einen flachen Napf von inwendig 2'/’ Weite und 1” Tiefe, besteht 
zu unterst aus zarten dürren Grasstückchen und Laubmoosen, auf welche eine dichte Schicht der 
Samenkapseln und Samenwolle eines Epilobium aufgelegt ist. Die beiden Eier dieses Nestes sind 
auf der Abbildung gegeben. Ihre Länge beträgt von 8 bis 8'//”, ihre Breite 6'/,/”, ihr ewicht fast 
2 Gran. Ihre Gestalt ist gestreckter als die der Kohlmeiseneier , die Schale etwas glatter und glän- 
zender, das Korn etwas zarter; doch gehören mehrere Exemplare, als mir zu Gebote stehen, dazu, 
um sichere Unterscheidungszeichen aufstellen zu können. 


*) Gute Abbildung und Beschreibung derselben von Michahelles findet sich in Sturm’s Fauna, Il. Abth. Heft Il. 
Nach Hrn. Grafen von der Mühle kommt sie. in Griechenland Ende April oder Anfangs Mai an, lebt auf niedern 
Bäumen in Gebirgsthälern scheu und einzeln. 


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5) Die Lasurmeise. Parus cyanus. Paun. 
u Parras Zoographia Rosso-asiatica I. p. 552. 

Ihre Grösse ist die von Parus caeruleus, nur wegen ihres lockern Gefieders erscheint sie grösser. 
Sie gehört vorzüglich Sibirien an, wo sie im Weidengebüsch und Wald häufigst vorkommt. Im an- 
grenzenden Europa ist sie seltner, doch findet man sie bei Moskau noch nistend. Nach Pallas baut 
sie ihr Nest in Baumlöchern, etwa #'/,” breit, aus Laubmoosen auswendig zierlich zusammengelegt, 
inwendig mit Kalbshaaren weich ausgefüttert, womit neuerliche Angaben aus jenen Gegenden über- 


einstimmen. Die Eier sind noch unbekannt, was durch ihren Aufenthalt sich erklärt. 


6) Die schwarzköpfige Meise, Parus atriceps. Horsr. (Parus einereus. Vırını.) 
Tab. XVII. fig. 5. [Temminck, Pl. col. 287. fig. 2.] 

Eine im Innern von Java lebende Art, von der Grösse der Haubenmeise, soll mit unsern Meisen 
in Sitten und Lebensweise ganz übereinkommen. Die Herren Boje und Macklot sandten ihre Eier 
an das Leydner Museum, deren eins die Abbildung vorstellt. Sie zeichnen sich von andern Meisen- 
eiern dadurch aus, dass die graubraunen Unterflecke sehr deutlich sind und die Oberflecke mehr 
in das Braune ziehen. So ist auch das Korn rauher und tiefer eingeschnitten, als an unsern Meisen: 
doch sind mehrere Exemplare zur Vergleichung nöthig, um zu wissen, ob es der Art so zukomme, 


oder ob hier nur individuelle Abweichung vorliege. 


7) Die Tannenmeise. Parus ater. L. 


Tab. XVII. fig. 6. a. b. [GuENnTneR und Wiırsıng, Tab. 30. obere Fizur. Naumann und Bunte, Heft 2. Tab. II. 
fig. 15. Tienemann und Brenm, Heft II. p- 5. Tab. IX. fig. 3. Hewirsox, Brit. 001. Tab. 81. fie. 3.; Col. 
illustr. Tab. 31. fig. 4.] 

Ein sehr kleines, muntres, schöngefärbtes Vögelchen, welches einem grossen Theile von Europa 
und dem angrenzenden Asien angehört, soweit sich Nadelwaldungen finden, die es ausschliesslich 
liebt. Es ist in vielen Gegenden häufig und z. B. im Riesengebirge der häufigste Vogel. Im Winter 
zieht diese Meise umher, kehrt aber zeitig im Frühjahre an ihren Standort zurück und hält sich da 

t in den höheren Baumkronen. Das Männchen lässt alsdann häufig seinen lebhaften Nistruf 
hören, welchem folgende Sylben entsprechen: tseidä-tseidä-tseidä -z1; ziwww - ZIwwWw - ZIWWW- 
ziızızıwww; ferner: zizäh - dıdäh - dıdäh - dıdäh sehr schnell; zewih-zewih-zewihzeh. Ferner: 
ziweih - ziweih - ziweih - sirer - sirrr; ZItO - zitö - zItO - zit; zeweti-zeweti-zewe! Dazwischen hört man 
noch besondre schwirrende Töne. In den ersten warmen Frühlingstagen machen sie Anstalt zum 
Nisten, wählen zum Nestplatze stets eine Höhlung nicht hoch über dem Boden, in einem Baumsturze, 
einer alten Mauer, unter Gestein am Boden oder in Vertiefungen des Bodens selbst. Das Nest ist 
fast stets kunstlos, meist nur eine lockere Anhäufung von etwas Laubmoos mit Wolle, Haaren oder 
Federn, was gerade die Umgegend bietet, und was sie schnell und vorsichtig zusammentragen, dass 
man nur selten sie dabei überrascht. Auch bei dem Ablösen im Brüten unterrichten sie sich sehr 
vorsichtig, dass sie es unbemerkt bewerkstelligen, wodurch meist nur zufällig ein Nest mit Eiern 
aufgefunden wird. Sind die Jungen aber erst heraus, so überwindet der Eifer im Füttern ihre Vor- 
sicht und man kann sich dann dem Neste ziemlich nahe stellen, ohne dass die Alten in ihrem Ge- 


schäfte sich stören liessen. Die Jungen schen, wie alle Meisen in ihrem Dunengefieder, sehr possirlich 


aus, und blasen fast wie die Eulen, wenn man ihnen nahe kommt. In den erste nach dem | 
Ausfliegen führen beide Alte die Jungen in der Nachbarschaft umher; bei der e übernimmt j 
aber bald das Männchen allein ihre Pflege, während das Weibchen die zweite Brut besorgt 
wenigstens ältere Pärchen jeden Sommer zu Stande bringen. Man findet 6 bis 8 Eier im 

welche meist nur wenig grösser als die von Parus caudatus sind Ihre Ve i 15 
Exemplaren aus mehreren Nestern folgende: Länge 6”, Breite #'//”, 4 Stück; 6'/,”, Breite 
4”, 2 Stück; Länge 7””, Breite 5”, 8 Stück; gleiche Länge, Breite 5'//, & Stück. Die Grund- 
farbe der gefüllten Eier ist wie bei den andern Meisen gelblich, entleert werden sie reinweiss. Die 
blassröthlichen oder bräunlichen Flecke stehen bei ihnen meist einzeln und zerstreut, selten etwas | 


dichter, wie es an beiden Figuren zu ersehen, in den mehrsten Fällen in der Nähe der Basis dichter, 
zuweilen daselbst ein lockeres Kränzchen bildend. Sie kommen den Eiern der Sumpfmeise oft in 
Grösse und Färbung nahe, welche aber fast immer lebhafter gefärbt und dichter gefleckt, gewöhn- j 
lich auch ansehnlich grösser sind”), Manche dieser Eier haben nur die Grösse derer von Parus 
caudatus, aber ein reinerer Grund und deutlichere Fleckchen unterscheiden sie hinlänglich. Ihr Ge- 
wicht beträgt meist °/, Gran. 


5) Die Sumpfmeise. Parus palustris. L. 
Tab. XVII. Sie. 7. ab. [Guestnen und Wınsiıss, Tab. 43 obere Figur, p. 55. Naumann und Bunte, Heft 4, i 


Tab. 4. fig. 6. Turexesans und Brens, Heft Ill. Tab. IX. fie. 5. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. 76. fig. 4.; Col. ’ 
illustr. Tab. 31. Sig. 4.) i 
An Körpergrösse übertrifft sie die Tannenmeise und kommt der Blaumeise nahe; ihre Verbrei- 


tung erstreckt sich über einen grossen Theil von Europa, das angrenzende Asien u Nord- j 
amerika, wo sie sich vorzüglich in Laubholz aufhält und theils Stand-, theils Strich-, selten Zug- 
Vogel ist. Zeitig im Frühjahre bezieht sie ihren Nistplatz, den sie wo möglich in der Nühe von 
Wasser wählt. Im Ganzen koınmt sie sparsamer vor, wo die Tannenmeise häufig ist, und umgekehrt. 
Das Männchen lässt dann häufig seinen Nistgesang hören, ein munteres Ziziä - ziä - zih- zia; feiwö- 
feiwö; d&uörri- döttörri. Männchen und Weibchen treiben sich eine Zeit lang unter zärtlichen N 

reien, wo sie sich z. B. wie Junge gegenseitig füttern, umher, bis sie den Nestbau beginnen. 

Standorte des Nestes wählen sie vorzugsweise Baumhöhlungen, höher oder tiefer, die sie entweder 
schon vorfinden, oder, wo sie recht weichgewordenes Holz antreflen, sich selbst anfertigen, Sie 
machen dann ein sehr enges, ganz gerundetes Eingangsrohr und nach Innen einen engeren oder 
weiteren Kessel. Hier benutzen sie entweder blos einige Holzspähne zur Unterlage für die Eier 
oder, wo sie Raum genug haben, bauen sie auch ein recht künstliches Nest. Es s in solches 
aus der Höhlung einer geköpften Weide vor mir, dem Lieblingsaufenthalte dieser Meise, welches 
aussen ganz wie ein Nest der Gartengrasmücke aussieht. Es hat einen Durchmesser von 3'/.” und 
eine Höhe von 2” 2”. Inwendig beträgt der Durchmesser gegen 2°, die Höhe des wohlgerundeten 
Napfes 1'/”. Auswendig besteht es aus zarten, dürren Grashälmchen und andern Pflanzenstengeln, 


*) Bei aller Mühe habe ich von Parus ater und palustris nur einige Nester sicher erhalten können, und doch 
gehören eine grosse Anzahl von Exemplaren dazu, um zwei verwandte Arten klar ause er zu setzen! In den 
meisten Sammlungen liegen die Meiseneier bunt untereinander 


— = 


inwendig ist es nach oben, sodass der Napfboden freibleibt, sehr weich mit zarten Laubmoosen, 
Streifehen Birkenrinde und Taubenfedern belegt, so dass es ein ganz eigenthümliches Ansehn hat. 
Das erste Mal, meist im Mai, legt das Weibchen 8 bis 12 Eier, die es mit dem Männchen gemeinsam 
ausbrütet. Meist noch einmal in demselben Sommer, jedoch nur mit 6 bis 7 Eiern, kommt eine 
zweite Brut zu de. Die Eier haben nach 30 Exemplaren folgende Maassverhältnisse: Länge 
61%”, Breite 5”, 1 Stück; Länge 6°//”, Breite 51%, bis 5°//”, 6 Stück; Länge 7”, Breite 5 bis 
6”, 1% Stück; Länge 7'//”, Breite 5%, bis 5°%/,”, 7 Stück; Länge 7Y,”, Breite 5'/,”, 2 Stück. 
Gewicht 4 Gran oder ein wenig darüber. Auf reinweissem oder ein wenig in das Bläulichgrünliche 
ziehendem Grunde sind sie sparsamer oder dichter mit kleinen Pünktchen, Strichelchen oder Fleck- 
chen von lebhaftem Braunroth verschen, welche häufig an der Basis ein dichteres oder lockeres 
Kränzchen bilden. 2 Eier der nordamerikanischen Sumpfmeise befinden sich in. der Sammlung des 
Hrn. O. des Murs; das eine ist 6'/,”” lang, 5'/,” breit, mit feinsten braunrothen Pünktchen bezeich- 
net; das andere 7” lange, 5'//” breite, hat zerstreute graurothe Fleckchen, die an der Basis sich 


zu einem Kranze vereinigen 


9) Die Polarmeise, Parus hudsonicus. Forst. (Parus sibirieus. Gw.) * 
Tab. XVII. fig. 8. [Zerterstaeor Resa I. p. 24:9—50.] 

In der Grösse steht sie zwischen der Tannen- und Sumpfmeise und findet sich rund um den 
Nordpol verbreitet, wie dies mit den mehrsten Polarthieren und Pilanzen der Fall ist. Als Waldvogel 
kommt sie natürlich nur da vor, wo sich noch Holzwuchs findet, und überschreitet nach Süden die 
Polgrenze nach Umständen um einige Grade. Herr Zetterstädt gibt zuerst einige sichere Nachricht 
über das Fortpflanzungsgeschäft dieser Meise. Er fand nämlich Ende Juni zu Juckasjärvi in Lappland 
in dem Stamme einer alten Kiefer (Pinus sylvestris) A vom Boden das Nest derselben mit 6, fast 
erwachsenen Jungen. Es bestand das Nest aus einer Unterlage von Laubmoosen, die mit einer 
Schicht von Rennthier- und Kuhhaaren, nebst einigen Federn bedeckt waren. Nach Herrn Malms 
Bericht “) ist diese Meise in Lappland fast überall gemein, wo nur Nadelwald sich findet, hat in Le- 
”: und Stimme nächste Verwandtschaft mit Parus palustris und legt ihr Nest stets in Baum- 

‚chern an. Es besteht aus einer Unterlage von Moos mit einer Schicht Haaren oder ganzen Fell- 
stücken des Lemming. Die 7 bis 9 Eier sind nach ihm weiss mit hellrothen Fleckchen und Punkten 
in Gestalt und Färbung ähnlich den Eiern von Certhia familiaris. Ich besitze nur 2 Exemplare aus 
dem arktischen Amerika, von wo ich sie mit dem auf dem Neste gefangenen Vogel erhielt. Sie sind 
kurz ungleichhälftig, das eine stark zugespitzt, das andere nach der Höhe nur wenig stärker abfallend 
als nach der zugerundeten Basis; 6,” lang, 5'//” breit; 7’” lang bei gleicher Breite. Das eine 
hat milchweissen Grund mit zerstreuten, an der Basis etwas dichteren blassen, grauröthlichen Pünkt- 
chen und runden Fleckchen, das andere röthlichweissen Grund mit etwas lebhafteren, aber nicht 
häufigen Fleckchen. Sie kommen manchen Eiern des Zaunkönigs sehr nahe, aber das deutlich aus- 


*) Parus hudsonicus hat ausser einer bräunlichen Färbung der Unterseite keinen wesentlichen Unterschied 
von europäischen und asiatischen Exemplaren, und da es der erste Name für diese Art ist, muss er beibehalten 
werden. 

**) In Kroyer, Naturhistorisk Tidskrift, Ny Rücke 4. Bd. 2. Heft. p. 198. 


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gesprochene Meisenkorn unterscheidet sie sicher. Ihr Gewicht beträgt 1\//” Gran. Sie haben in ihrer 
Erscheinung etwas Eigenthümliches, aber nur eine grössere Anzahl sichrer Exemplare wird feste 
Unterscheidungszeichen von andern Meisenarten aufstellen lassen. 


5 


10) Die zweifarbige Meise. Parus bicolor. 1. = 7 
Tab. XVII. fig. 9. [Nurrar. 4. p. 36. Aupun. 4. p. 199. Tah. 39. 

Das gemässigte Nordamerika ist das Vaterland dieser ansehnlichen, gehäub Meise, welche 
in Grösse unsrer Kohlmeise nahe kommt. Wie unsre Meisen streift sie im Winter umher, bezieht 
aber im Frühjahre meist dichteren Hochwald, woselbst sie nistet. Das Männchen hat einen abwech- 
selnden, vielfach zusammengesetzten Nistgesang, welchen Herr Nuttal ausführlich beschreibt, in wel- 
chem aber die Sylben pitö-pitö vorherrschend sind. Zu ihrem Neste benutzt sie verschiedenartige 
Baumhöhlungen,, oder fertigt sich, öfters mit grosser Anstrengung, selbst eine Nesthöhle und legt 
im April und Mai auf eine warme Unterlage 6 bis 8 Eier, die auf weissem Grunde, besonders nach 
der Basis braunroth gefleckt sind. Ich besitze nur 4 Ei dieser Art, welches 8” lang, 6” breit 
und 2 Gran schwer ist. Auf reinweissem Grunde hat es zerstreute, röthlichgraue und graurothe 
Pünktchen und Fleckchen, welche vor der Basis ein etwas lockeres Kränzchen bilden. In Grösse und 
Gestalt kommt es mit Eiern der Kohlmeise überein, doch ist sein Grund weisser, die Fleckchen 
ziehen mehr in das Graue, auch sind die Grübchen des Kornes etwas tiefer, die Poren aber kleiner 
und sparsamer. 


11) Die Haubenmeise, Parus eristatus. 1... 


Tab. XVII. fig. 10. a. b. e. [Kırın. p. 29. Tab. IV. fig. 41. Guestuen und Wınsiss, Tab. V. oben, p. 36. Naumans 
und Bunter, Heft II. Tab. IH. fig. 1%. Turesemann und Brenn, Heft Ill. p. 6. Tab. IX. fie. 4. Hew Col. illustr. 
Tab. 31. fie. 3.) 


In der Grösse steht sie zwischen Sumpf- und Tannenmeise, in der Lebensweise kommt sie 
letzterer nahe, hält sich auch wie diese an Nadelwaldung, kommt aber stets sparsamer vor. Sie ge- 
hört nur Europa an und kommt schon im rauheren Schottland nicht mehr vor. Nach Osten findet sie 
ihre Grenze an der Wolga, hält sich als Stand- und Strichvogel und beginnt zeitig im Frühj 
nisten, wo das Männchen fleissig seinen Nistgesang anstimmt, der sich etwa in folgenden Syn 
drücken lässt: tsi - zirrr, zi-zi- zirriri - zirririei, dsäh - dsäh - dit‘). Die Pärchen halten in dieser Zeit 
sich stets zusammen und rufen sich sogleich, wenn sie zufällig etwas voneinander gekommen sind. 
Ihr Nest legen sie fast stets in Baumlöcher an, die sie sich aber nur in seltenen Fällen, wo sie recht 
weiche Stellen finden, selbst fertigen. Sonst benutzen sie auch zuweilen verlassene Eichhörnchen- 
oder Elsternester, sehr selten wählen sie auch einen recht dicht verwachsenen Zweig. Es gleicht ihr 
Nest dem anderer Meisenarten, ist aussen etwa 3'//” breit, 4'/,” hoch, innen 2'/,” breit, 9°" tief, 
enthält aber als innere Ausfütterung nur die zarten Unterhaare von Hasen, Füchsen und andern 
kleinen Thieren. Ende April oder Anfangs Mai legt das Weibchen 6 bis 10 Eier, welche an 34 Exem- 
plaren folgendes Verhältniss zeigen: Länge 6'/,”, Breite 5'//”, 2 Stück; Länge 6//”, Breite 5'/,”, 
#4 Stück; Länge 7””, Breite 5'/, bis 5'//”, 47 Stück; Länge 7'//”, Breite 5), bis 5%”, 8 Stück ; 


*) Wo man verschiedene Meisen in der Nähe beobachten kann, lernt man bei einiger Aufmerksamkeit bald 
ihre verschiedenen Töne sicher unterscheiden. FR 


—— 153 


Länge 7'//”, Breite 5'/”, 2 Stück ; Länge 7°”, Breite 5'/,””, 4 Stück. Ihr Gewicht wechselt von 
1 bis 1'/, Gran; ihre Gestalt ist kürzer oder gestreckter ungleichhälftig, nach der Höhe stets ansehn- 
lich stärker abfallend als nach der Basis, welche jedoch meist ebenfalls sanft abfällt, und meist stumpf, 
selten scharf zugespitzt. Die weisse Grundfarbe zieht mehr oder minder in das Röthliche, zuweilen 
recht stark. Bei weitem die Mehrzahl hat grössere und dichtere, oft zusammenfliessende und ver- 
worrene Flecke von hellem Rostroth, lebhaftem Braun- oder Blaubraunroth, die in der angegebenen 
Zahl, ausser bei 4 Stücken, einen Kranz vor der Basis bilden oder sie ganz decken. Die Unterflecken 
fehlen in der Regel ganz oder zeichnen sich nur durch etwas blässere Färbung, der fast jederzeit 
mehr Grau beigemischt ist, aus. Viele bekommen in der Färbung grosse Aehnlichkeit mit den Eiern 
des Baumläufers, allein das ganz andere Korn unterscheidet sie stets sicher; von andern Meiseneiern 
unterscheidet sie die Grösse und die Flecke. 


12) Die Schwanzmeise. Parus caudatus. L. (Orites Mornr. Meeistura Leacn. Paroides Brenn.) 


Tab. XVII. fig. 41. a. b. c. d. [Kreı, Tab. IV. fig. 44. GuENTHER und Wirsing, Tab. 21. p. 79. NozEmann und 
Serr, Tom. I. Tab. 26. p. 56. Lewın, Tom. IV. Tab. 27. fig. 5. Naumann und Bunte, Heft A. Tab. 1. fie. 8. 
TinenEeMANN u. BREnM, Heft III. Tab. IX. fig.6. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 76. fig. 3; Col. illustr. Tab. 32. fig. 2.] 


Bis auf Kleinigkeiten trägt diese Art vollkommen den Meisencharakter an sich, auch sind die 
Eier wahre Meiseneier, dass man ohne Noth sie als Genus abzusondern versucht hat. In wahrer 
Körpergrösse erreicht sie die Tannenmeise noch nicht, obgleich ihr lockeres Gefieder und ihr langer 
Schwanz sie grösser erscheinen lassen. Ihre Verbreitung erstreckt sich über einen grossen Theil von 
Europa und das angrenzende Asien, wo sich bewaldete oder wenigstens mit Baumanlagen versehene 
Gegenden finden, und sie ist daselbst nach Verhältniss Stand-, Strich- oder Zugvogel. Sie wählt 
ihren Nistplatz gern in der Nähe von Wasser und weniger gern im Nadelwalde als anderswo. Oft 
schon im März beginnen die Pärchen, die sich sehr innig zusammenhalten, ihren Nestbau, den sie 
sehr öffentlich betreiben, da sie überhaupt die Nähe des Menschen nicht sehr beachten. Sie sind an 
bestimmte Materialien gebunden, die sie oft aus menschlicher Nähe holen müssen, wobei sie stets 
einander begleiten und ihr lautes Ziirrr und Terrr - terrrt hören lassen. Das Nest selbst erbauen sie 
eiförmig unter schr verschiedenartigen Verhältnissen, doch niemals frei aufgehangen. Sie wählen zu 
seinem Standorte alte, dichte Hopfenranken, schlankes Rosengesträuch besonders an Gebäuden, wol 
auch dichtes, niederes Gebüsch, meist aber grössere Bäume, wo sie es auf einen Ast aufstellen und 
an den Stamm anlehnen. Sie beginnen mit Anlage eines Grundnapfes, wo sie zarte Laubmoose 
mit Flechten, einigen Federn und Spinnenwebe sehr geschickt und fest in einander filzen und den 
Bau allmälig weiter in die Höhe führen, das Aeussere immer mit flachen Baumflechten bedeckend, 
das Innere warm mit Federn auskleidend. An der Vorderseite bleibt nach oben eine kleine Oefl- 
nung, die aber durch die Federn des Innern fast ganz geschlossen erscheint. An diesem mühsamen 
Baue arbeiten Männchen und Weibchen gemeinsam öfters 14 Tage lang. Die Nester für die zweite 
Brut werden in der Regel weniger künstlich und warm gebaut Auch nach dem Standorte wechselt 
die Gestalt derselben im Allgemeinen sehr, so dass sie bei freierer Anfügung an einen Stamm festere 
Wände erhalten, als wo sie an den Wänden geschützt sind. Es mag die nähere Beschreibung einiger 
aus meiner Sammlung Platz finden. Eın sehr schönes, fast walziges aus Italien, auswendig mit der leb- 
haft gelben Parmelia chrysophthalma und reinweisser Spinnenwebe sehr glatt und gleichmässig bedeckt, 

20 


ist nur &’/,” hoch und hat 2'/,* Durchmesser; inwendig besteht es aus einem dichten Gefüge ziem- 
lich langer Federn. Ein anderes aus dem nördlichen Frankreich ist 6° lang und 3” breit, beutel- 
förmig, nach oben abnehmend mit ziemlich dicken Moos- und Federwänden, die Flechtenstückchen 
aussen locker und wenig glatt aufgetragen. Ein drittes aus den Pyrenäen ') ist gestreckt, fast walzig, 
7” lang, 2'/,” breit, aussen ziemlich glatt, aber nicht dicht mit Parmelien und Spinnenwebe bedeckt, 
so dass man überall die Laubmoose und Federn liegen sieht. Dieses wiegt noch nicht 1’/, Loth. 
Ein viertes sächsisches besteht aus denselben Laubmoosen und Parmelien, hat gleiche Länge mit dem 
letzten, aber 3'/,” Breite und doppeltes Gewicht, Die Aussenfläche ist sehr glatt und gleichmässig 
bedeckt; es stand auf dem Seitenaste einer Silberpappel etwa 15’ hoch”). Die Eierzahl ist bedeu- 
tend und erstreckt sich von 10 bis 15, ja sogar 18 will man in einem Neste gefunden haben. Die 
zweite Brut enthält deren nur bis 7. Sie zeigen an &8 Exemplaren folgende Verhältnisse: Länge 
5°/”, Breite 5”, 4 Stück; Länge 6”, Breite 4°//”, 5 Stück; Länge 6'//”, Breite 5 bis 5'//”, 13 St; 
Länge 6'/,”, Breite 4°), bis 5'/, 27 Stück; Länge 6%”, Breite 5'//”, 2 Stück. Das Gewicht 
beträgt gegen ”/, bis fast I Gran, Ihre Gestalt ist meist kurz, selten an der Höhe etwas spitz, meist 
abgestumpft, sehr selten gestreckt. Die Grundfarbe ist milchweiss in das Kalkweisse oder Röthliche. 
Reinweisse besitze ich nicht; immer entdeckt man, wenigstens um die Basis, blasse, röthlichgrauliche 
Fleckchen. Solcher sind unter obiger Zahl 8. Bei 10 andern werden die Fleckchen lebhafler, röth- 
licher und sind zwar unfern der Basis am dichtesten, doch auch über die ganze Fläche zu erkennen. 
20 haben ziemlich deutliche Fleckehen und Pünktchen, doch nur 10 die grauen Unterfleckchen von 
den röthlichen oberen deutlich gesondert. 15 führen ein deutliches Kränzchen. Bei dem ausge- 
sprochenen Meisenkorne, das sie haben, läuft man keine Gefahr, sie mit Eiern des Zaunkönigs und 
der Laubsänger zu verwechseln, mit denen sie Aehnlichkeit haben. Mit den Eiern der Beutelmeise 
kann sie nur der Unkundige verwechseln. Mit manchen Eiern des gelbköpfigen Goldhähnchens 
haben sie grosse Verwandtschaft, aber das Korn ist doch ein ganz anderes, wie man bei Beschrei- 
bung jener ersehen kann. 


13) Die Bartmeise, Parus biarmieus. L. (Calamophilus Leuxen. Mystacinus Cuv.) u 


Tab. XVII. fig. a. b. [Nozemaxs und Serr, Tom. 1. p. 86. Tab. 47. Scnxz, Beschreib. u. Abb. p. 27. Tab. 32 d 
Hrwırsox, Col. illustr. Tab. 32. fie. 3.) 


Die Bartmeise ist ihrem Wesen nach den wahren Meisen vollkommen gleich, und obgleich im 
Einzelnen manche Abweichungen an ihr sich finden, so lässt man sie doch wol füglicher bei dem 
Meisengeschlechte. In Grösse und Gestalt kommt sie ungefähr mit der Dornengrasmücke überein ; 
das Männchen wiegt bis 5 Quentchen, das Weibchen ist meist um 4 Quentchen leichter. Ihre Ver- 
breitung ist eine ziemlich ausgedehnte, aber wegen ihres Aufenthaltes doch sehr beschränkte, da sie 
nur morastige, mit Weidengebüsch und Rohr bewachsene Niederungen liebt, wie man sie in der Nähe 
des Meeres findet. England, Holland, die Küsten des adriatischen, schwarzen und caspischen Meeres 
sind ihre vorzüglichsten Nistplätze, obgleich auch in andern Gegenden als Streifer der Vogel sich fin- 


*) Die beiden letzteren verdanke ich der Güte des Herrn Professor Mocquin-Tandon zu Toulouse. 
**) Die verschiedenen Mottenarten lieben diese Nester vorzugsweise, weshalb sie in den Sammlungen meist 
bald zu Grunde gehen, wenn man sie nicht sorgfältig verwahrt. 


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j 


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155 


det, wenn ihn Umstände nöthigen, seinen eigentlichen Standort zu verlassen. Ueber die Fortpflanzung 
der Bartmeise gab zuerst Nozemann und Sepp zwar kurze, aber richtige Auskunft, mit einer nur 
etwas zu rohen Abbildung von Nest und Eiern. Nach ihm ward man, durch welche Veranlassung 
bleibt unsicher, geneigt die kleinern oder nur angefangenen Nester der Beutelmeise oder auch die 
sehr grossen dieser Art zuzuschreiben, welcher Irrthum sich bis auf die neuesten Zeiten erhalten hat’). 
Als ich im Frühjahre 1833 Holland bereiste, war es eine Hauptaufgabe, über das Fortpflanzungs- 
geschäft dieser Meise Aufschluss zu erhalten, womit es im Anfange nicht glücken wollte, obgleich 
mich Herr Schlegel an Plätze geleitete, wo wir den Vogel einzeln sahen. Herr Temminck belächelte 
mein Zutrauen zu der Angabe von Nozemann und Sepp und war von der Thatsache vollkommen 
überzeugt, dass die Bartmeise ein Hängenest baue. Erst in Rotterdam gelang es mir, damit zu Stande 
zu kommen, wo ich am 7. Juni auf der Cormoraninsel ein Nest dieser Meise mit fast lüggen Jungen 
auffand. Es stand entfernt vom Rohre auf einer mit hohen Graskufen bedeckten Sumpffläche, ist im 
Grunde eines mit Moos durchwachsenen Busches der Poa arundinacea so eingebaut, dass die Wände 
einzelne Stengel und Blätter umfassen, und besteht nur aus zarten Rohrrispen, die sorgfältig durch- 
einander geflochten sind. Das Ganze hat eine Höhe und Breite von etwa 3”, inwendig einen Durch- 
messer von 2” und eine Tiefe von 1'/,”. Eine grosse Anzahl von Nestern, welche mein eifriger, 
später noch oft zu erwähnender Freund Hr. Löbbecke in Rotterdam sammelte, gleichen diesem sehr. 


Manche sind ansehnlich grösser und geräumiger, eins aber auch kleiner. Die mehrsten haben am 


Grunde noch eine Unterlage von einigen dürren Rohrblättern, manche haben sehr dicke Wände. 
Anfangs oder Mitte April beginnen in Holland “”) diese Vögel ihren Nestbau und das Weibchen legt 
5 bis 7 Eier, welche beide Alte ausbrüten. Die Jungen, welche im Nestkleide dem alten Weibchen 
gleichen, nur mehr Graugelb der Färbung beigemischt haben, werden mit Ephemeren, kleinen Libellen 
und andern geflügelten Wasserinsekten aufgefüttert. Meist machen sie eine zweite Brut Ende Juni. 
Die Eier sind eigenthümlich, meist für den Vogel gross und geben an 4% Exemplaren aus 12 Nestern 
folgende Verhältnisse: Länge 7Y//”, Breite 5°/, bis 6”, 5 Stück aus 1 Neste; Länge 7'/”, Breite 
6 bis 6Y/”, 10 Stück aus 2 Nestern; Länge 7°//”, Breite 6!/, bis 61%”, 5 Stück; Länge 8°”, 
Breite 6'/,”, 15 Stück; Länge 8'//”, Breite 6°/,”, 4 Stück, darunter eins in der Gefangenschaft 
gelegt “*). Das Gewicht der kleinsten beträgt nur A, das der grössten 2 Gran. Die Gestalt der 


m 


mehrsten ist kurz, ungleichhälftig, nach der Höhe ebenfalls nur wenig abfallend, so dass sich einige 


dem Gleichhälftigen nähern. Wenige sind etwas gestreckt, keins scharf zugespitzt. Ihre Grundfarbe 
ist milchweiss, oft stark in das Graugelbliche ziehend, selten kalkweiss. Sparsamer, aber dichter 
findet man nun über die ganze Fläche vertheilte Pünktchen, kürzere und längere, oft gebogen, selten 
etwas breitere, blasser oder dunkler braune Strichelchen, ganz oberflächlich und verwischt aufge- 
tragen; mehr in die Schale eingedrungen sehr verwaschen graue oder grauröthliche Pünktchen, eine 


*) Siehe die Abbildung bei Scnıxz, Tab. 27. und den Text zu unserm Eierwerke p. 12. Heft II. Naumanx's 
Naturgesch. Tom. IV. p. 111. 

**) Die vielen kleinen und grössern Inseln, am Rande mit Rohr und Weidenbüschen bewachsen, die sich in 
den holländischen stehenden Gewässern finden, bieten vortreffliche Nistplätze für die Bartmeise. 

***) Bei Herrn Professor Hornschuh in Greifswalde legte ein Weibchen mehrere Eier, welche den in der Frei- 
heit zelegten bis auf weichere Schale gleichkommen. 


20° 


Br 


—_— Kı.. 


Zeichnung und Färbung, wie sie mir bei keinem andern Eie bekannt ist. Ebenso ist auch das Korn 
eigenthümlich,, indem die verschlungenen, erhabenen Züge gekörnelt sind und häufig Furchen zwi- 
schen sich lassen. Auch kommen neben den gerundeten Meisenporen öfers etwas eckige und ge- 
streckte vor. Sie haben etwas oder ziemlichen Glanz und scheinen inwendig gegen das Licht grau- 
lichweiss durch. Mit einem andern bisher bekannten Eie sind sie nicht zu verwechseln. 


14) Die Beutelmeise. Parus pendulinus. L. (-tegithalus Vıs. Pendulinus Cvv.) 

Tab. XVII fie. 13. a. b. fie. 1%”). [Kırıs, p. 28. Tam. IV. fie. 8 Guesruen und Wınsiss, Tab. IV. p. 33; Ab- 
bildung des Nestes nach einem schlechten Exemplare. Navmans u. Bonte, Heft Ill. Tab. V. fie. 10. Scuxz, Abbild. 
p: 28. Tab. XXXIIL Turexem. u. Ben, Heft Ill. p. 13. Tab. IN, fig. 8. Naumann, Naturg. Tom. IV. Tab. 97. p. 121.) 

Auch diese Meise hat in manchen Einzelheiten viel Abweichendes vom Meisengeschlechte, steht 
aber nach ihrem Gesammtwesen doch wieder in so naher Verwandtschaft, dass man sie wenigstens 
mit gleichem Rechte dabei lassen kann. Sie ist ein sehr kleines Vögelchen, dessen Gewicht kaum 
2 Quentchen übersteigt. Ihre Verbreitung beginnt vom südlichen Frankreich und geht von da durch 
Italien, durch das mittlere ”) und südliche Deutschland, nach Osten bis zum südlichen Sibirien durch 
Ungarn, Galizien, Polen ete., wo sie in manchen ihr angenehmen Gegenden sehr häufig vorkommt. 
In Sibirien ist sie nach Pallas Zugvogel, was bei den dortigen strengen Wintern nicht zu verwundern 
ist; in Europa streift sie im Winter nur umher Zu ihrem Aufenthalte wählt sie grössere stehende 
Gewässer, oder mit Weiden und Pappeln versehene Flussufer, wo sie in jedem Sommer nur eine Brut 
macht. Im Mai beginnen sie den Nestbau, verlassen aber häufig schon angefangene Nester und wer- 
den oft im August noch nestbauend gefunden, wobei Männchen und Weibchen gemeinsam arbeiten. 
Zum Anlegen des Nestes wählen sie am liebsten eine schlanke, herabhängende mehrgetheilte Zweig- 
spitze einer Weide von 8 bis 30° über dem Wasserspiegel””"), umwinden diese mit langen Pflanzen- 
fasern so, dass nach unten ein freies Bogenband sich bildet, in welches der Nestboden angebracht 
wird. Von diesem steigen nun die Wände so empor, dass 2 Seiten offen bleiben, bis die Wölbung 
oben geschlossen ist, wo dann meist die eine Seite ganz geschlossen, die andre zu einem Eingangs- 
rohre fortgebaut wird; nur in seltenen Fällen werden auf 2 Seiten Röhren angebracht +). Viele 
Nester bleiben, wie schon erwähnt, unvollendet; die Oertlichkeit und Neststoffe nebst Eigenthümlich- 
keit der Baumeister bringen mannichfache Abänderung bei ihnen zum Vorschein, wie die folgende 
Beschreibung von einigen Exemplaren meiner Sammlung lehren wird Ein sehr kleines Exemplar 
aus Polen hat die tragenden Weidenästchen dick mit Flachsfasern umwickelt; der Korb ist nur 5” 
lang, unten nur bis 2'/,” geschlossen, zu zwei Seiten mit grosser Oeffnung. Die Wände sind nur 
#” dick, aus Flachsfasern mit Weidenwolle zusammengefilzt. Es ist jedenfalls nicht vollendet, hätte 
aber auf keinen Fall gross werden können. Ein zweites polnisches Exemplar ist aus dunkelgrauen 
Pflanzenfasern, vielleicht von Nesseln oder Hopfen, mit Pappelwolle an den Zweigspitzen einer Silber- 
pappel befestigt, grösser als das vorige, über 6” lang, 3'//” breit, mit grosser, aber kurzer, gerundeter 


*) Der Name für Nr. 44 auf der Tafel ist zu streichen. 
**) Doch ist sie daselbst nur sehr einzeln vorkommend. 
***) Nur ausnahmsweise bauen sie an Zweige, die nicht über dem Wasser hängen. 
>) Herr Baldamus fand bei seiner Reise in Ungarn Gelegenheit, die bauenden Vögel zu beobachten und dieses 
Verfahren zu bemerken. Siehe Ahea, Il. Heft. 


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BRTuPE 


in ne u 


157 


Eingangsröhre, jedenfalls vollkommen fertig erbaut, oben die Wand nur 3 bis #” dick, unten gegen 
4” und darüber. Ein drittes aus Polen ist ziemlich vollendet und in Weidenzweige eingebaut, kurz 
eiförmig, %#” lang, 3” breit, mit zwei offenen Eingängen und zwischen wenigen Pflanzenfasern aus 
recht weisser Weidenwolle zusammengefilzt. Bei einem vierten, nur wenig grössern ist die eine 


> 


Oeffnung eben geschlossen und zwar mit immer enger aneinander gelegten und etwas durcheinander 
gezogenen Flachsfasern. Ein sehr schönes, ganz vollendetes Nest aus Dalmatien hängt an einem 
Weidengabelzweige, ist fast walzig, gegen 6” lang und über 3” breit, hat sehr dicke Wände aus 
dichtgefilzter Weidenwolle. Die Anheftung an die Zweige und das Eingangsrohr, welches mit der 
Kuppel ziemlich gleichläuft und nur '/y” vorsteht, ist aus zarten Weidenbastfäden gemacht. Das Ein- 
gangsrohr ist sehr diekwandig, seine Oellnung nur 8” weit. Zwei sehr ansehnliche aus dem süd- 
lichen Frankreich‘), in Gabelzweigen der Silberpappel aufgehangen, fallen nach unten stark ab; das 
eine ist 61/, lang, über #” breit, aus Bastfasern dicht und dick mit Pappelwolle gefilzt. Der Ver- 
schluss des einen Einganges ist noch deutlich zu sehen, das ausgebaute Eingangsrohr ist gross, ragt 
wenig über die andere Wandung vor und ist fast 1'/,” weit. Das Dach hat nur sehr dünne Wand, 
die nach unten über 1” dick wird. Das zweite, etwas kleinere und dünnwandigere ist noch fester 
erbaut. Es hängt ebenfalls an der Zweiggabel einer Pappel und ist mit vielen grauen Hanffäden und 
Pappelwolle gefilzt. Seine Länge beträgt 6”, seine Breite unter dem Rohre 3’. Dieses läuft von 
der Kuppel abwärts, ragt 1'//” über die Wand vor und ist etwa 1” durchmessend, indem es sich 
noch fern verengert. Dieses Nest ist augenscheinlich der Witterung lange ausgesetzt gewesen, indem 
es ganz verwittert aussieht, aber doch noch ganz fest und unversehrt. Das letzte anzuführende ist 
ein solches mit doppelter Röhre vom Neusiedler See "“). Es ist in die Zweiggabel einer Weide ein- 
gebaut und gleicht einem kurzen dicken Vogelrumpfe, dem die Füsse abgenommen. Es besteht aus 
grauen Pflanzenbastfasern, mit Haaren und Unterwolle von Ziegen und Hasen sowie Weidenwolle 
dicht zusammengefilzt. Zu zwei Seiten, ein wenig unter der Kuppel, tritt ein Eingangsrohr hervor, 
davon das eine, etwas kleinere, aber diekwandigere 1”, das grössere, dünnwandigere 1,” Durch- 
messer hat. Inwendig ist das Ganze von oben bis unten mit zarter Weidenwolle dicht ausgekleidet, 


- Im Gewichte wechseln die fertigen Nester von 4 bis & Loth. Unter den Nestern europäischer 
Vögel ist es eines der künstlichsten, von den ausländischen gleicht ihm das des Megalurus textrix 
am Cap vollkommen, und viele der Webevögel sind ihm wenigstens gleichzustellen+). Die Zahl der 


Eier beträgt von 5 bis 7, welche wie bei der Bartmeise für den Vogel ziemlich gross sind. 20 Stück 


wie man es bei andern nur im Grunde findet 


aus Deutschland, Ungarn, Italien, Dalmatien und dem Astrachanischen geben folgende Verhältnisse: 
Länge 6”, Breite #°/,”, 2 Stück; Länge 6°//”, Breite 4/,—°//”, k Stück; Länge 7’’, Breite 
4°/y , & Stück; Länge 7'//”, Breite A'/, bis 5”, 5 Stück; Länge 7'/,/”, Breite A°/;”, 3 Stück ; 


*) Mitgetheilt durch Herrn Professor Mocquin - Tandon. 
"*) Durch Herrn Ludwig Parreyss in Wien erhalten. 
***) Schon Altrovandi bildet ein solches Nest neben dem der Schwanzmeise ab mit der Ueberschrift: Nidi duo 
simul conjuncti ad formam thoracis. Nach unten ist das Exemplar zerrissen gewesen, den Baumeister desselben 
kannte er noch nicht. Auch Pallas erwähnt solcher Nester. 


+) Ob Parus pensilis Licnt. am Cap ein ähnliches Nest baue, ist mir nicht bekannt. 


Länge 7/.”, Breite 5'//”, 4 Stück; Länge 7°//”, Breite 5”, 4 Stück. Sie sind die gestrecktesten 
aller Meiseneier, zuweilen fast walzig und deuten so auf den niedern Standpunkt des Vogels, indem 
sie an die Gestalt der Eier von Phoenicopterus, Cormoranus und Uria erinnern. Meist fallen sie 
nach beiden Polen stark ab, haben aber den grössten Durchmesser der Basis weit näher als der 
abgestumpften, selten etwas zugespitzten Höhe. Frisch sind sie reinweiss, glanzlos. Die gerundeten 
Poren sind sehr deutlich, das Korn höchst zart, so dass man nur ganz Nache Erhöhungen und Ver- 
tiefungen der Schalenmasse erkennt. Ihr Gewicht beträgt durchgehends 4 Gran. Bei Berücksichti- 
gung dieser Kennzeichen wird man diese Eier sicher von allen weissen Eiern in-" und ausländischer 


Vögel unterscheiden können. 


Zweites Geschlecht. 
Goldhähnchen. Regulus Cuv. (Motaecilla L. Syleia Larn.) 


Eine Reihe sehr kleiner Vögel, welche Europa, dem angrenzenden Asien und Amerika ange- 
hören und den wahren Meisen in Lebensweise, Nestbau und Eiern sehr nahe kommen. Sie gehören 
den Waldungen an, wo sie auch nisten. Sie bauen auf und zwischen Zweige ein künstliches, napf- 
förmiges Nest aus Baummoos und legen 6 bis 10 Eier, was wenigstens von den mehr dem Norden 
angehörenden Arten gilt. Sie machen in einem Jahre meist 2 Bruten, wo das Männchen einen zar- 
ten Gesang hören lässt, mit dem es auch das nestbauende Weibchen unterhält, da es ihm dabei 
nicht hilf. 


1) Das gelbköpfige Goldhähnchen. Zegulus eristatus Koch. (Motacilla regulus L_ Regulus eroco- 
cephalus Brenw. Heg. flavicapillus Nauw.) 


Tab. XIX. fie. 7. a. b. ec. [Lewiw, Tom. IV. Tab. XXVI. fie. 4. Tmexes. u. Brenm, Heft Il. p. 53. Tab, VL fie. 18. 
Hewırson, Col. illustr. Tab. 30. fig. 4. 2.) 


Es ist über fast ganz Europa und einen Theil des angrenzenden Asien verbreitet, streift im 
Winter umher, hält sich in der Nistzeit aber ausschliesslich an Nadelwald. Gewöhnlich im Mai be- 
ginnt der Bau des ersten Nestes, wo das Männchen häufig seinen zarten und leisen Gesang hören 
lässt, seine Kopffedern aufrichtet und sonst sein Gefieder dem Weibchen zu Gefallen aufblähet und 
sich brüstet. Zur Anlage des Nestes wählen sie einen horizontalen oder herabhängenden Zweig einer 
Fichte oder Tanne, der zwar selbst dicht ist, aber etwas freier steht, von Mannshöhe bis 30° hoch. 
Zuerst werden nun, meist im Flattern, die zum Tragen des Nestes bestimmten Zweige mit Spinnen- 
webe umwickelt und die Zwischenräume mit Moos ausgefüllt, worauf der Napfboden zu stehen 
kommt, der nach unten meist frei ist, selten auf einer dichten Verzweigung aufruht. Die Wände 
werden nun stärker oder dünner aufgeführt, bis sie eine Halbkugel oder darüber erreicht haben, und 
nach innen mehr oder minder eingezogen. Es bestehen aber die Wände aus zarten Astmoosen und 
Flechten, denen nach innen feine Grasrispen, Thier- und Vogelfedern beigegeben werden, wodurch 


das Ganze weich und warm wird. Drei vorliegende Stücke geben folgende Maassverhältnisse: Das 


eine von einer Kiefer ist ganz gerundet, auswendig 3” breit und 2” hoch, inwendig 4'/,” breit und 
tief, ähnelt sehr einem kleinen Finkenneste. Das zweite von einer Tanne hat eine etwas ungeregelte 
Gestalt, da Zweige mit eingebaut und zwischen sie Nestmaterial eingefüllt ist. Es ist auswendig etwa 


E 


—m 


31), breit und 2'/,” hoch, inwendig 2” weit und 1,” hoch. Mit diesem kamen 9 Stück, aus der- 
selben Umgegend des Thüringer Waldes gesammelt, in der Hauptsache sehr überein. Das dritte, in 
einen Fichtenzweig eingebaute, hat mit dem Grunde aufgestanden und dieser ist lach und dick aus 
Moos locker zusammengehäuft. So ist es aussen 3'/,” hoch, inwendig nur 1'/,” tief. Die Grössen- 
verhältnisse wechseln mehr wie die Bestandtheile, die immer sehr ähnlich gewählt werden. 

Der erste Satz besteht aus 8 bis 10, der zweite im Juli aus 6 bis 9 Eiern, welche verhältniss- 
mässig etwas gross, aber sehr zartschalig sind. An 15 Exemplaren aus 6 verschiedenen Nestern 
ergeben sich folgende Verhältnisse: Länge 5'//”, Breite 4°//”, 4 Stück; Länge 6”, Breite 4*/, bis 
5”, 6 Stück; Länge 6'//”, Breite 4'/,—"//”, 5 Stück; Länge 6,”, Breite AV, bis 5”, 3 Stück. 
Sie sind ungleichbälftig, haben den grössten Durchmesser der Basis weit näher als der stumpf zuge- 
spitzten oder abgerundeten Höhe, die aber ziemlich stark abfällt, was seltner an der Basis vorkommt. 
Die Grundfarbe ist graugelblich- weiss, dunkler oder mehr in das Weissliche ziehend. Die meisten 
haben verwaschen grauröthliche und graugelblich-bräunliche zarte Fleckchen, mehr oder weniger 
dicht, die vor der Basis zu einem Kränzchen zusammenfliessen. Nur ein schottisches Exemplar hat 
fast reinweissen Grund mit etwas lebhaften, rothgrauen oder rostrothen Fleckchen, während andere 
von dort ganz den bei uns gewöhnlichen gleichen. Das sehr zarte Korn nähert sich dem der Meisen, 
nur dass die sehr feinen Poren höchst einzeln vorhanden und die erhabenen Züge meist etwas ge- 
körnelt sind, was sich bei manchen schottischen Exemplaren zum vollkommen Körnigen steigert. 
Durch das Korn unterscheiden sie sich sicher von den in der Färbung öfters ähnlichen Eiern der 
Schwanzmeise. Ihr Gewicht beträgt kaum Y, Gran, inwendig scheinen sie gelblichweiss durch. 


2) Das feuerköpfige Goldhähnchen. ZAegulus ignicapillus. Brenn. 
Tab. XIX. fig. 6. a.b. [Scnınz, Abbild. Heft 2. p.4 der Vogel *). Tnıexen. u. Brenn, Heft II. p. 54. Tab. VII. fie. 16. 
Hewırsox, Col. illustr. Tab. 30. fig. 3.] 

Eins der kleinsten europäischen Vögelchen, wenig über 4 Quentchen schwer, das Männchen 
aber dabei von sehr schöner Färbung. Herr Pastor Brehm sonderte bekanntlich diese Art zuerst 
vom vorhergehenden ab, mit dem es bis auf ihn immer verwechselt worden war, und beobachtete 
auch seine Lebensverhältnisse ausführlich. Seine Verbreitung scheint nach Norden zeitig begrenzt 
zu sein”) und es ist für Deutschland Zugvogel. Im März oder April kehrt es aber schon an seine 
Nistplätze zurück, die es am liebsten im Nadelwalde, doch auch in freien Anlagen mit gemischten 
Nadelbäumen nimmt, besonders wenn sie etwas Wasser in der Nähe haben. So fand ich nistende 
Pärchen sowol in den Stadtanlagen von Leipzig als von Frankfurt am Main. Hier bringen sie zwischen 
dichte Zweige hängender oder wagerechter Aeste von Fichten und Tannen, meist ziemlich hoch, ihr 
künstliches Nestchen an, was meist aus zarten Baumflechten und Astmoosen, mit Haaren und Federn 
durchflochten, besteht, inwendig aber mit Haaren und Federn ausgelegt ist, welche letzte so ein- 
gebracht sind, dass ihre vorstehenden Spitzen die eingezogene Oeffnung fast schliessen. Die Gestalt 
von 3 Nestern, welche ich vergleichen konnte, ist ein kurzer Kegel, die Spitze nach unten, welche 


‘) Nest und Ei dieser Tafel sind etwas zweifelhaft; letzteres scheint dem gell köpfigen Goldhähnchen anzu- 
gehören. 
**) Die sehr nahe verwandte amerikanische Art sondert Nuttal wol mit Recht als Requlus tricolor ab. 


nu = ii 


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De 


Gestalt den meisten Nestern des Spottvogels eigen ist, wodurch sie sich von allen Nestern der ersten 
Art sogleich unterscheiden. Die äussere Höhe beträgt 3 bis 3'/,”, die grösste Breite, nahe vor dem 
obern Rande 2'/, bis 3”, wo sie dann nach der Oeffnung zu stark eingezogen sind, so dass bei 
7 bis 8°” dicker Wand die Oeflnung nur 4'/, bis WA Durchmesser hat. Die innere Tiefe beträgt 
1’/, bis 1%”. Sowol benachbarte Zweige sind an die Wände mit Spinnenwebe befestigt, als auch 
das Ganze dicht mit diesem Stoffe überkleidet und dadurch haltbar gemacht. Die Eier kommen in 
Anzahl, Gestalt, Grösse und Korn mit denen der vorigen Art überein, unterscheiden sich aber stets 
durch ihre in das Fleischrothe ziehende Grundfarbe, auf welcher man nun noch mehr oder minder 
dichte und lebhafte, vom Grunde jedoch nie sehr abstechende röthlichgraue und graulichrothe Fleck- 
chen bemerkt, welche vor der Basis einen geschlossenen Kranz bilden und auch die Basis meist 
decken. Mit Eiern eines andern Vogels sind sie nicht füglich zu verwechseln. 


3) Das brasilianische Goldhähnchen. Aegulus Leucosema. (Tyrannulus leucosema. Narren.) 
Tab. XVIlt. fig. 18. 
Es ist wol am gerathensten, das Geschlecht Tyrannulus Vıriw.. mit dem von Regulus zu ver- 
einen, da beide so recht in einander übergehen und in Lebensweise mit einander übereinstimmen. 
Diese kleine Art fand Johannes Natterer in Brasilien auf und brachte Nest und Eier davon nach 
Wien. Ich erhielt ebenfalls aus Brasilien Nest und Eier dieses Vögelchens. Die compakten Nestchen 
sind aus Laubmoosen mit Grashälmchen zusammengewebt und inwendig mit zarten Federn warm 
ausgelegt, haben auswendig 2” Höhe und 3” Breite, inwendig 1” 4—8”” Tiefe und 1” 6” Weite. 
Die zarten Eier, deren Satz wie der vieler Vögel des südlichen Amerikas nur 2 betragen soll, sind 
gelblichweiss mit sehr wenig Glanz, 7'/,” lang, 5'/,” breit, ungleichhälfig, an beiden Enden, ziem- 
lich stark an der Höhe, abfallend. Korn und Poren stimmen mit unsern Goldhähnchen. Inwendig 
scheinen sie grünlichgelblich durch. 


Zweite Familie, 
Sänger. Sylviae. 


Ebenfalls kleine, über die ganze Erde, wo nur etwas höherer Pfanzenwuchs vorkommt, fast 
gleichmässig verbreitete Vögel, deren Nahrung aus Insekten allein oder noch aus Beeren besteht. 
Sie sind es vorzugsweise, deren mannigfacher Gesang die Landschaft belebt, und viele von ihnen 
schliessen sich gern dem Menschen an, in dessen Nähe sie Nahrung und Schutz finden. Fast alle 
sind künstliche Nestbauer; manche hängen ihre Nester schwebend auf, andere wissen sie durch 
eine Art Naht an Blätter zu befestigen, noch andere bringen sie in Baum- oder Steinhöhlungen an, 
die Mehrzahl baut sie ins Gesträuch. Als Satzzahl ist 5 die vorherrschende, welche nur einzeln 
überschritten oder nicht erreicht wird. Linne umfasste sie mit verwandten Vögeln unter dem Naınen 
von Motacilla zu einem Geschlechte, woraus neuere Systematiker an 100 Genera gesondert haben, 
die sich füglich auf den vierten Theil zurückführen lassen. 


—B — 


Erstes Geschlecht. 
Staffelschwanz. Malurus. VıEıLL. 


Die Arten dieses den Meisen noch sehr nahe verwandten Geschlechtes gehören meist Neuholland 
und den benachbarten Inseln an, wo sie auch in der Lebensweise viel Uebereinstimmendes mit unsern 
Meisen zeigen. Die Männchen haben nach Herrn Gould’s Beobachtung, der auch über diese Vögel 
schöne Beobachtungen in Neuholland sammelte, ein sehr lebhaft gefärbtes Hochzeitskleid; im übri- 
gen Jahre tragen sie ein dem Weibchen ähnliches, weit weniger schönes Gefieder. Im Winter streifen 
sie familienweise umher; im Frühjahre sondern sich die Pärchen und bauen ein gestreckt eiförmiges 
Nest mit dem Eingange nach vorn und oben, zwischen dichte Zweige oder Grasstengel. 


1) Der hochblaue Staffelschwanz. Malurus eyaneus. Vıeiwr. (Motacilla cyanea Gun. Sylvia eyanea Laru.) 
Tab. XIX. fig. 4. [Gouro Birds of Austr. II. 5.] 

Die Körpergrösse dieses zierlichen, über einen grossen Theil vom östlichen Neuholland verbrei- 
teten Vögelchens ist etwa die unsrer Tannenmeise. Im August, wo das Männchen im schönsten Far- 
benschmucke ist und seinen Nistgesang ileissig hören lässt, beziehen sie ihre Nistplätze, unfruchtbare, 
mit niederm Gestrüpp bewachsene Gegenden, schliessen sich jetzt auch gern den Colonisten an und 
nisten im Gebüsche oder in Bäumen der Gärten, selbst lebhafter Stadttheile. Das Nest ist meist aus 
dürrem Grase mit Federn und Haaren erbaut. Ein Exemplar des britischen Museums, von Hrn. Gould 
mitgebracht, stand etwa #” vom Boden in einem Busche, ist ein walziger Klumpen aus Baststreifen 
mit etwas Moos, über spannenlang und ziemlich dickwandig. Die Eier, meist % in einem Neste, sind 
71—8" lang, 5,” breit, sehr zart, von weisser, etwas ins Röthliche ziehender Farbe, mit zer- 
streuten grau- und braunrothen Pünktchen, Strichelchen und Fleckchen, welche an der Basis etwas 
dichter werden und daselbst meist einen lockern Kranz bilden. Ihr Gewicht beträgt etwas über 
I Gran, ihr Korn kommt mehr mit dem der Sänger- als Meiseneier überein. Dichtverzweigte, flach- 
erhabene, gekörnelte Züge lassen kleine meist in die Quere gerichtete Furchen zwischen sich, welche 
sparsam zu kleinen etwas eckigen Poren sich gestalten. 


2) Der langschwänzige Staffelschwanz. Malurus longicaudus. Gouu». 
Tab. XIX. fig. 2. [Gourn Birds of Austr. III. 6.] 

Etwas grösser als der vorige, hat er seine Heimath auf Van Diemens Insel, theilt aber die Le- 
bensweise ganz mit der ersten Art. Nest und Eier sind ebenfalls sehr ähnlich, nur ein wenig grösser. 
Die letzteren, 4 bis 5 an der Zahl, sind um 9” lang, 6'/,” breit, röthlichweiss mit graubraunröth- 
lichen Fleckchen versehen, welche meist einen ungeregelten Kranz vor der Basis bilden. 


3) Der zierliche Staffelschwanz. Malurus elegans. Govwn. 
4 Tab. XIX. fig. 3. [Gouto Birds of Austr. III. 2.] 

Er hat die Körpergrösse der ersten Art und lebt im westlichen Neuholland, wo er besonders 
an sumpfigen Stellen des Schwanenflusses gemein ist. Das Nest desselben, von Hrn. Gilbert gesam- 
melt, steht im britischen Museum; es ist #” hoch, 3'/,” breit, in den hängenden Zweig einer Melaleuca 
eingebaut und besteht aus Baststreifen mit brauner Zamiawolle vermengt, bildet eine dicke, aber 

2A 


ziemlich lockere Masse mit weitem Eingange unfern der Kuppel. Es hat entfernte Aehnlichkeit mit 


manchen Nestern der Sylvia trochilus. Die 4 Eier sind um 8” lang, % breit, weiss in das Fleisch- 
farbene mit braunröthlichen Fleckchen, die meist an der Basis di 


4) Der glänzende Staffelschwanz. Malurus splendens. GovLv. (Saricola splendens, (Quoı er Gam. 
M. pectoralis Govu.) 
Tab. XIX. Fig. 4. 

In Körpergrösse ebenfalls dem ersten gleich, ersetzt er ihn im westlichen Neuholland, wo er 
im September bis December meist 2 Bruten macht. Sein Nestchen, welches ich, von Hrn. Dr. Preiss 
mitgebracht, besitze, hängt er zwischen Schilfstengel oder herabhängende dünne Zweige, an die er 
es mit Spinnenwebe befestigt. Es ist #'/,/” hoch, 2°/,” breit, aus locker umschlungenen Baststreifen 
mit etwas dürren Grasrispen erbaut, zwischen denen Zamiawolle und Klümpchen Spinnenwebe ein- 
gebracht sind. Inwendig findet sich eine lockere Ausfütterung von Zamiawolle. Nach drei Seiten ist 
es mit Spinnenwebe an zarte Zweige einer Melaleuca befestigt, die auch in die Wände mit eingebaut 
sind. An der freien Seite ist das Eingangsloch ganz nach oben oflen gelassen. Die Wände sind dick, 
so dass für Eier und Vogel nur ein ganz kleiner Raum bleibt. Die 4 Eier sind 7—7'/” lang, 
5'/,” breit, rein weiss oder in das Röthliche gehend, mit kleinen und etwas grösseren an der Basis 
öfters zusammenfliessenden, grau- oder bräunlichrothen Pünktchen und Fleckchen. Der letzte Um- 
stand unterscheidet sie von den vorhergehenden Arten, doch wird nur eine grössere Anzahl Eier von 
den verschiedenen Arten es möglich machen, sie sicher auseinanderzusetzen, da es hier genügen muss, 
eine Uebersicht des Geschlechtes zu geben. 


5) Der zarte Staffelschwanz. Malurus gracilis. (Sylvia gracilis Mus. Berol.) 
Tab. XIX. Fig. 5. 

Dieses ägyptische Vögelchen habe ich nur nach Nest und Eiern hierher gestellt, obgleich es 
selbst näher mit Sylvia cisticola verwandt zu sein scheint, Die Herren Ehrenberg und Hemprich 
sandten Nest und Eier an das Berliner Museum. Ersteres ist gestreckt eiförmig und wird in Acazien- 
oder Tamariskenbüsche aufrecht eingebaut, so dass es sehr mit den Nestern der Staffelschwänze aus 
Neuholland übereinkommt. So sind auch die Eierchen auf röthlichweissem Grunde dicht mit rostrothen 
und grauen Strichelchen und Fleckchen versehen, welche um die Basis einen geschlossenen Ring bil- 
den. Ihre Länge beträgt um 6',”, ihre Breite 5'/,”, ihr Gewicht noch nicht völlig 4 Gran. Das Korn 
stimmt ganz mit dem der vorhergehenden Arten. 


Zweites Geschlecht. 
Sänger. Syleia. 


Eine sehr grosse Reihe, in manchen Einzelheiten zwar unter sich abweichender, im Ganzen aber 
innigst verwandter Vögel, die man mehr gewaltsam in verschiedene Geschlechter getheilt hat. Besser 
hilt man sich mit nicht so scharf zu sondernden Unterabtheilungen, sie in einem Geschlechte lassend. 
Die Arten gehören, ausser Australien, allen Welttheilen an, wo sie die verschiedenartigsten Oertlich- 
keiten bewohnen. Die dichtesten Waldungen wie das lichteste Gebüsch, die morastigen wie die 


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dürren Strecken werden von ihnen zum Aufenthalte gewählt, wenn sie nur nicht zu spärlich mit 
Vegetation versehen sind, wie es etwa in Island und den Faröern der Fall ist, wo sie ganz fehlen. 
Nach Maassgabe ihrer Eigenthümlichkeit sind sie mehr oder weniger befähigt, rauher Witterung zu 
widerstehen, und gehen deshalb weiter nach Norden oder halten sich mehr im Süden; in der euro- 
päischen Temperatur können aber nur wenige den Winter hindurch aushalten, weshalb die mehrsten 
daselbst Zugvögel sind, und zeitiger oder später im Frühjahre ihre Nistplätze beziehen und im Som- 
mer wieder verlassen. Ihr Nestbau ist zwar im Einzelnen sehr verschieden, doch baut die Mehrzahl 
offene, aber ziemlich künstliche Nester. 


4. Laubsänger. (Ficedula et Phyliopneuste auct.) 


Sehr kleine, wenig lebhaft gefärbte Vögelchen, die Europa und dem benachbarten Asien an- 
gehören und zur Nistzeit bis zur Polarzone sich verbreiten, wo die Männchen ihren wenig künstlichen, 
aber sehr muntern Gesang, in den Baumkronen nach Nahrung suchend, fleissig hören lassen. Sie 
nisten auf dem Boden oder in wenig über denselben erhabenes Gebüsch, bauen gewölbte, grosse 
Nester und legen weisse, braun oder braunroth gefleckte Eier, wodurch sie sich sehr genau an die 
Staffelschwänze anschliessen. Wir kennen 4 deutlich gesonderte Arten dieser Abtheilung. 


1) Der Fitis-Laubsänger. Sylvia trochilus. Laru. (Motacilla trochilus L. Ficedula Fitis Koch. 
Phyllopneuste trochilus Box. Ficedula trochilus Buasıus ET Kayser.) 


Tab. XIX. fig. 9. a.b.c. [Krem, p. 25. Tab.X. fig. 10. GuEnTneR und Wırsıns, Tab. 60. Naumann, Vögel alt. A. 
Tab. XXXV. fig. 75. Naumann u. Bunte, Heft I. p. 16. Tab. II. fig. 43. Scumz, Beschr. u. Abbild. Tab. XXIV. 
TuıeneN. u. Brenn, Heft II. p. 50. Tab. VII. fig. 43. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 445; Col. illustr. Tab. 28, 3. &.] 


Ein sehr kleiner Sänger, dessen Gewicht kaum 80 Gran übersteigt, ist über einen grossen Theil 
von Europa bis in den Polarkreis hinein, über das angrenzende Asien und Nordamerika verbreitet, 
wo er im Winter die wärmeren Länder bezieht‘), zeitig im Frühjahr an seine Nistplätze zurückkehrt. 
So erscheint er im nördlichen Deutschland und in den unter gleicher Breite liegenden Ländern ge- 
wöhnlich Ende März, in Lappland in der letzten Hälfte des Mai und hält sich stets in Waldungen und 
Baumanlagen, besonders von gemischten Holzarten, auch wenn sie ziemlich trocken oder gebirgig sind. 
Nur reinen Nadelwald liebt er weniger. Das Männchen lässt, auf einem vorstehenden Zweige sitzend 
oder die Baumkronen nach Nahrung durchkriechend, seine muntere, sehr feine, nur durch Steigen 
und Fallen der Töne modulirte Stimme hören. Folgende Sylben, die Zunge an die Vorderzähne ge- 
stemmt und durch diese hervorgestossen, drücken dieselben aus: Sidsi- dsüt - dsüi - dsüi - dsüi - dsüi - 
dsül-dsül. Andere wechseln etwas mehr wie: Sidsi - dsia@ - dsia® - dsia® - dsüa& - dsüad - dsüaß, 
dseidä-dseida-dseidä. Die Pärchen halten sich immer möglichst zusammen, und sobald es die 
Witterung gestattet, sucht sich das Weibchen einen Nistplatz meist am Boden, an einem Baum- 
stamme, im Moose, in einem Gras- oder andern Busche, wo ihm Schutz und Sicherheit gewährt er- 
scheint, bereitet sich eine seichte Aushöhlung, wenn es nicht eine solche vorfindet, und belegt diese 
mit zarten Grashalmen und Moos, welche erstere im Bogen herumgeführt werden, dass sie ein Dach 


*) Schon in Griechenland überwintert er in grosser Anzahl; einzelne findet man, wenigstens in gelinden Win- 
tern, schon in dem südlichen Deutschland überwinternd. 
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bilden, nach hinten sich ganz zuwölben, nach vorn aber eine grosse Oeflnung als Eingang lassen. 
Manche weichen wenig vom Halbkugeligen ab, wenn man die Basis nimmt, nur dass sie 
nach hinten etwas Nachgedrückt sind; andere sind fast walzig, rmig, wie es ihre Um- 
gebung mit sich bringt. Das Dach ist meist aussen mit Moos oder dürrem Laube belegt, das Innere 
enthält bei manchen nur zarte Grashälmchen und Blätter, bei anderen sind auch Pferdehaare und 
Federn angebracht. Im Ganzen wechseln die Neststoffe wenig, aber die Maassverhältnisse sehr. So 
finden sich bei einer grossen Anzahl dieser Nester aus den verschiedenen Ländern solche, die bei 
einer Höhe und Breite von 2'//’ eine Länge von 4,” haben, während bei anderen die Breite vor- 
herrscht. Aus den Pyrenäen besitze ich das grösste *); es ist vorn 3” hoch, &'/,” breit und 6” lang, 
Nacht sich nach hinten keilförmig ab und besteht, wie die gewöhnlichen, aus Gras, Laubmoos und 
dürren Blättern. Seine innere Aushöhlung ist vorn 2,” breit, 4%,” hoch und 3” tief, meist recht 
glatt ausgearbeitet. Das Weibchen legt 5 bis 7 Eier hintereinander, ohne auszusetzen, und brütet 
sie fast allein aus, da es nur zuweilen vom Männchen in den Nachmittagstunden abgelöst wird. Das 
Weibchen sitzt sehr fest, und wenn die Jungen aus den Eiern gekommen sind, sucht es, wie viele 
andere Vögel, durch langsames Abwärtsflattern den Friedenstörer abzulenken. Die Eierchen sind 
im Verhältniss zum Vogel und geben an #8 vorliegenden Exemplaren aus vielen Gegenden und Nestern 
folgendes Verhalten: Länge 6””, Breite 5, A Stück; Länge 6'/”, Breite 5'/”, 3 Stück; Länge 
6)”, Breite 5— 5”, 16 Stück; Länge 6%,”, Breite 5, — 5”, 47 Stück; Länge 7””, Breite 
5), 5)”, 8 Stück ; Länge 7'//”, Breite 5'/, u. 5%”, 2 Stück; Länge 7'/,”, Breite 5'/,””, 4 Stück. 
Sie sind ungleichhälfig und haben den grössten Durchmesser der sanft abfallenden oder zugerunde- 
ten Basis meist viel näher, als der stark abfallenden, meist auch zugerundeten, selten etwas spitzen 
Höhe. Ihr Gewicht beträgt 4 bis 1'/, Gran; ihre Grundfarbe ist milchweiss, meist etwas ins Röth- 
liche gehend, mit matt röthlichgrauen, grauröthlichen und heller oder dunkler, matter oder lebhafer 
gelblich - oder bräunlichrothen Pünktchen, Strichelchen oder Fleckchen,. zuweilen fast gleichmässig 
über die ganze Fläche, an 40 Stücken, oder dichter nach der Basis zu, daselbst ein Kränzchen bil- 
dend, an 14 Stücken. Von den Eiern der nächsten 3 verwandten unterscheidet sie die Fleckenfarbe, 
von den Eiern der Staffelschwänze, der kleineren Meisen, der Baumläufer das Korn, wo schwächer 
oder stärker gekörnelte, geglättete Erhabenheiten gestreckte Vertiefungen und etwas eckige Poren 
umschliessen. 


2) Der Weiden-Laubsänger., Sylvia rufa. Becnst.**) (Sylvia hippolais Penn. Phyllopneuste hip- 
polais Maccıuuıvnav, Ficedula rufa Buas. er Kayser.) 


Tab. XIX. fig. 10. a. b. ce. [Guesruen und Winsıs, Tab. 99. Lewis, Tom. IV. Tab. 26. fig. 2. Murten, Sing- 
vögel p. 62. die Eier? Naumann und Bunte, Heft II. p. 46. Tab. IL. fig. 1%. Scmxz, Abb. u. Beschr. p. 17. Tab. 23. 
Titexesann u. Bnens, Heft Il. p. 51. fg. 1%. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. 448. fig. 4; Col. illustr. Tab. 28. fig. 2.] 


Noch etwas kleiner als der vorige, etwa 70 Gran schwer, ihm in Färbung sehr nahe, durch 
die braunen Fusswurzeln, kürzeren, gerundeteren Flügel beim Zusammenhalten zu unterscheiden, 
hat mit ihm auch zum Theil gleiches Vaterland, doch nicht ganz so weite Verbreitung, da er nicht 


*) Durch Hrn. Prof. Mocquin- Tandon eingesendet. 
**) Die älteren Synonymen dieser der vorigen nahe verwandten Art sind sehr unsicher; die Engländer ver- 
stehen sie unter dem Namen Hypolais von Pennant an, und bezeichnen sie als Chiff-Chaff in ihrer Muttersprache. 


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in Amerika vorkommt. Im Ganzen ist er etwas weniger häufig als der vorige, meidet in der Nistzeit 
mehr die Nähe des Menschen und hält sich da meist an lichteren Stellen des Hochwaldes, besonders 
von gemischten Holzarten. "Noch weniger zärtlich als der vorige, zieht er im Herbst spät von sei- 
nen Nistplätzen, soll aber doch in Nordafrika überwintern. In Schottland schon, sowie in gelinden 
Wintern im mittlern Deutschland, bleiben einige zurück. Sobald die ersten Weiden und Pappeln 
blühen, erscheint er im Frühjahre und sucht sich auf ihnen seine Nahrung; wo die frühblühende 
Wollweide häufig wächst, kann man sicher rechnen, ihn, auf dem Rückzuge wenigstens, häufigst 
anzutreflen, wo er sich durch seinen lauten Gesang bald bemerklich macht, den man in verschie- 
denen Gegenden durch verschiedene Sylben auszudrücken versucht hat. Hr. Prof. Nilssen gibt sie 
für Schweden durch: I-if- jälf-jäff- jäll- terrr-terr! T- if- jäf- jäll - jäfl. Sehr ähnlich geben die 
Engländer dieselben durch Chifl-chafl'; für Schottland drückt sie Hr. Maegillivray durch Tschip- 
tschip-tschi aus. Hr. Prof. Naumann gibt sie als: dilm-delm-deum oft wiederholt mit hedededst 
geschlossen; Hr. Glager für Schlesien mit Zilp-zalp-zilp-zalp. In der Umgegend von Dresden 
lauten sie meist Tillm - tellm -töllm, öfters wiederholt; in Thüringen habe ich die mehrsten Zipp- 
zäpp-zapp rufen hören. Nach Maassgabe der Witterung und der Belegenheit sucht sich im Mai 
oder Anfangs Juni das Weibchen einen passenden Nestplatz entweder am Boden, oder häufig auch 
etwas über demselben in dichtem Gesträuch. Ein Haufen grösseren Laubmooses, ein Gras-, Wach- 
holder-, Fichten- oder Tannenbusch sind Lieblingsplätze dazu, wo es ähnliche Stoffe wie die vorige 
Art wählt und dieselben ebenso, nur weniger sorgfältig zu einem überwölbten Neste verbindet, so 
dass dieses stets lockerer erscheint. Ich besitze mehrere derselben, welche ganz aus langen, dürren 
Grasblättern bestehen, während andere auswendig auch Moos und dürre Blätter, inwendig aber Fe- 
dern enthalten, wie es die Vorstellungen bei Wirsing und Schinz angeben; nur wird es von Letzterem 
naplförmig abgebildet, was es nie ist. Das Dach steht am Vorderrande meist etwas gegen den Grund 
zurück, so dass man die Eier von oben leichter sieht, als in dem Neste der vorigen Art. Sie nisten 
des Jahres meist zwei Mal; das erste Mal legt das Weibchen 5 bis 8, das zweite Mal 4 bis 5 Eier, 
welche sich recht deutlich von denen der vorhergehenden Art, als auch von denen der beiden nach- 
folgenden unterscheiden. An 22 Exemplaren aus sehr verschiedenen Gegenden finden sich folgende 
Verhältnisse: Länge 6'//”, Breite 5'//”, 1 Stück; Länge 6'”, Breite 5'//”, 3 Stück; Länge 6°//”, 
Breite 51/,— 6”, 9 Stück; Länge 7”, Breite 51)”, 7 Stück; Länge 7'//”, Breite 5'//”, 2 Stück. 
Im Gewichte wechseln sie von °/, bis 4 Gran. Ihre Grundfarbe ist rein kalkweiss, selten etwas in 
das Milchweisse. Zuunterst haben sie bräunlichgraue, dann graubraune und zuoberst braune Pünkt- 
chen und gerundete Fleckchen meist sparsam, nur an der Basis etwas dichter, oder auch daselbst 
ein lockeres Kränzchen bildend. Unter obiger Zahl haben 8 ein Kränzchen, 4 sind ziemlich gleich- 
mässig einzeln gefleckt. Das Braun der obersten Fleckchen ist bei % Stücken ein lebhaftes Roth- 
braun, bei einem blasses Braun, bei allen andern hat es eine schwächere oder stärkere Beimischung 
von Blauroth. Schon das Gerundete der Fleckchen, die nur selten etwas zusammenlliessen, unter- 
scheidet sie von den verwandten und reiht sie etwas an die Eier der Spottsänger an. In der Färbung 
nähern sie sich am meisten den Eiern der Hirundo rustica. Auch hier besorgt das Weibchen beim 
Brüten das Hauptgeschäft, während beim Füttern das Männchen thätigere Hülfe leistet. Die Jungen 
vereinzeln sich, sobald sie sich selbst ernähren können. 


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3) Der eintönige Laubsänger. Syleia Bonellü, Vırıuu. (Syleia Nattereri Temw. Sylvia prasino- 
pyga Lıcur.) 
Tab. XIX. Fig. 12. a. b. c. [Scunz, Abbild. u. Beschr. p. 23. Tab, ogel, Nest und Ei.) 


Noch ein wenig kürzer als voriger, im Körper jedoch nicht kleiner, durch gelbliche Ränder der 
mittleren Schwung- und Schwanzfedern und gelbgrauen Unterrücken von beiden vorhergehenden 
zu unterscheiden, gehört er mehr dem südlichen Europa und dem entgegenstehenden Afrika an. 
Sein Gesang wird als sehr eintönig durch die Sylbe trrreeh bezeichnet; sonst soll er in seiner Le- 
bensweise sehr mit den andern Laubsängern übereinkommen, sich gern menschlichen Pflanzungen 
anschliessen und weniger verborgen nisten als jene. Hr. Prof. Schinz bildet am angeführten Orte 
ein Nest ab, welches ihm Hr. Professor Savi von Pisa schickte. Dieses ist napflörmig in einen 
Farrenkrautwedel eingebaut und machte so eine Ausnahme von der Regel. Ich habe zwei Nester 
vor mir, welche Hr. Professor Mocquin -Tandon mir gefälligst zuschickte, freilich leider ohne Eier, 
so dass ihre Echtheit nicht ganz sicher ist. Das eine ward in den Pyrenäen am Fusse einer Hecke, 
das andere bei Toulouse im Walde gefunden. Diese beiden sind überwölbt; das eine besteht ganz 
aus dürren Zweigen, anscheinend von Acynos vulgaris, inwendig nur mit zarteren Theilen ausgelegt. 
Es ist auswendig etwa 5” breit und #” lang, fällt nach hinten stark ab. Der Eingang ist weit offen, 
3” breit, 2” hoch. Das andere besteht aus dürren Gräsern mit Moos und Eichenblättern belegt, ist 
5” breit, 3” lang und hoch, inwendig 2"/” breit, 4'/,” hoch, mit sehr dickem Dache. Beide haben 
etwas Besonderes und weichen von denen der andern Arten ab, schliessen sich noch am meisten 
an die des Weidenlaubsängers an. Eier habe ich aus mehreren Gegenden des südlichen Frankreichs, 
aus Sardinien und von Pisa durch Hrn. Prof. Savi erhalten. Sie kommen denen der folgenden Art 
am nächsten und ich kann sie von einigen derselben, im nördlichen Deutschland gelegten, nur am 
Korne unterscheiden ; 8 Exemplare derselben geben folgendes Verhalten: Länge 6'//”, Breite 5'/,”, 
4 Stück; Länge 6°”, Breite 5'/, bis 5'4”, 4 Stück; Länge 7””, Breite 5'/, bis 5°//”, 3 Stück. 
Sie sind meist kurz und fallen nach der zugerundeten Höhe etwas stärker ab als nach der kurz zu- 
gerundeten Basis. Ihre Schale ist viel sichtbarer gekörnelt, als die der folgenden Art; die Grundfarbe 
zieht bei den mehrsten in das -Bräunliche, die untersten Flecke sind bräunlichgrau, die mittleren 
graubraun, die obersten braun, zum Theil in das Bläuliche, zum Theil in das Röthliche ziehend. 
Die meisten derselben sind fein und sehr fein gefleckt, die Fleckchen gestreckt und etwas verworren, 
einzelne etwas grössere, an der Basis bei manchen zusammenfliessend und ein lockeres oder dich- 
teres Kränzchen bildend. So können sie nur mit den Eiern der folgenden Art verwechselt werden, 
bei denen die Flecke meist reiner und dunkler sind. 


4) Der Wald-Laubsänger. Sylvia sibilatrir. Becnst. (Sylvia syleicola Most. 8. icterina Vıeııı. 
Ficedula sibilatrie Kocn. Phyllopneuste sibilatrir Meven.) 

Tab. XIX. fig. ®® a.b.c. [Guexruen und Wınsiss, Tab. 59. Nausass und Bunte, Heft I. Tab. Il. fig. 45. p. 16. 
Tirexemanv und Baenm, Heft I. p. 49. Tab. VII. fig. 42. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. 418. fig. 2. 3; Col. illustr. 
Tab. 28. fig. 1.) 

Ein wenig grösser als der Fitis- Laubsänger, ist er durch lebhafter gelbe Färbung und durch 
die längeren Flügel leichter von den vorhergehenden zu unterscheiden Er gehört vorzüglich dem 
mittlern Europa an, wo er fast überall in Waldungen, bis zum mittlern Schottland, Norwegen und 


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Schweden einzeln vorkommt. Im Frühjahre kommt er etwas später als der Fitis-Laubsänger an, 
wenn die Birken Blätter bekommen, und bezieht sogleich seine Nistplätze im tieferen Walde oder 
in sehr abgelegenen Me. 1a Das Männchen ist ein fleissiger Sänger und zeichnet 
sich durch seine schwirrende Stimme vor den andern sehr aus. Sie lässt sich durch Si-si-si-si- 
sirrrrr ausdrücken, dem oft noch ein flötendes Djü-djü-djü beigegeben wird. Das Weibchen baut 
meist auf dem Boden, selten etwas über demselben in ein recht dichtes Büschchen, zwischen Gras, 
Moos oder Haidekraut sein Nest, welches am meisten dem des Fitis-Laubsängers gleicht, aber, 
wenigstens an innerer Räumlichkeit, stets etwas grösser ist und besonders nach hinten nicht so 
schnell abfällt. Das kleinste meiner Sammlung ist 3'/,” hoch, breit und lang, inwendig 2'/,” breit 
und tief, 2” hoch ; das grösste hat auswendig nach allen Dimensionen k'/,”, inwendig aber 3” Breite 
und Tiefe bei 2'/;’ Höhe. Er wählt etwas gröbere Stoffe als der Fitis, baut aber eben so gut. 
Dürres Laub wird diesen Nestern nicht leicht fehlen. Kann er es haben, so füttert er das Innere mit 
Federn aus. Das Weibchen ist ein schneller Baumeister, da oft im Verlaufe einer Woche das Nest 
gebaut und die 5 bis 6 Eier gelegt sind. Es brütet dann sehr emsig und wird vom Männchen 
nur zuweilen des Nachmittags einige Stunden abgelöst. Mitte Mai in den wärmeren Gegenden seines 
Aufenthaltes, Mitte Juni in den kälteren ist die gewöhnliche Brütezeit. Es wird in der Regel nur eine 
Brut im Jahre zu Stande gebracht, die sich nur in seltenen Fällen auf 7 Junge beläuft. Von den Eiern 
habe ich 30 Stück aus dem südlichern und nördlichern Vorkommen, nach denen sich folgendes Ver- 
halten herausstellt: Länge 6'/,”, Breite 51”, 2 Stück; Länge 6°)”, Breite 5”, 2 Stück; Länge 
7”, Breite 5\/, bis 6”, 40 Stück; Länge 7\//”, Breite 5, — 6”, 9 Stück; Länge 71)”, Breite 5°/, 
bis 6”, 5 Stück; Länge 7°/,/”, Breite 5'/,”, 2 Stück. Sie sind ungleich-, selten fast gleichhälftig, 
kürzer oder gestreckter, haben den grössten Durchmesser der Basis meist weit näher als der sanft 
oder stark abfallenden zugerundeten oder stumpf zugespitzten Höhe. Ihr Gewicht wechselt von °/, 
bis ein wenig über 4 Gran, doch haben die meisten 4 Gran Schwere. Die Grundfarbe ist milchweiss, 
oft etwas in das Bräunliche; sie sind dicht, meist sehr dicht mit feinsten Pünktchen, Strichelchen und 
verschmelzenden kleinen und etwas grösseren Fleckchen besetzt, deren unterste aschgrau oder 
bräunlichgrau, die mittelsten graubraun oder braun, die obersten heller oder dunkler Braun, das 
meist etwas in das Purpurfarbene geht. Einige wenige haben röthlichbraune Färbung der Fleckchen, 
eins sogar auf röthlichem Grunde braunrothe. 6 Stück unter der angeführten Zahl haben die Fleck- 
chen gleichmässig vertheilt, bei den übrigen werden sie an der Basis dichter und bilden bei 12 Stücken 
ein deutliches Kränzchen. So unterscheiden sie sich von den Eiern der Sylvia trochilus u. rufa leicht, 
schwer von denen der S. Bonelliü in den bräunlichen Abänderungen, wo ich bis jetzt nur ein zarte- 
res Korn der ersteren auffinden konnte. Ist dieser Vogel eine wirklich selbstständige Art, was sich 
aus fortgesetzter Beobachtung an seinen Nistplätzen ergeben wird, so werden sich auch sichere 
Unterscheidungszeichen an den Eiern auffinden lassen. Mit kleinen Eiern der Hirundo rustica und 
des Sperlings kann man sie nur bei flüchtiger Ansicht verwechseln. 


B. Spottsänger. 


Man hat den am weitesten verbreiteten Garten -Spottsänger, welcher früher ganz allein stand 
und in Färbung den vorigen nahe verwandt ist, meist auch mit diesen vereinigt. In neueren Zeiten 


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sind noch zwei Sänger im südöstlichen Europa und Afrika bekannt geworden, welche mit ihm auf 
das innigste verwandt eine kleine, gutgesonderte Gruppe bilden, ge: 2 starken, breiten Schna- 
bel, sehr lauten Gesang und eigenthümliche Nester und Eier ausz Sie bauen ihre Nester 
in Zweiggabeln sehr künstlich und bedecken sie auswendig glatt mit Spinnenwebe. Ihre Eier sind 
auf röthlichem Grunde mit dunkelrothbraunen gerundeten Flecken sparsam besetzt. Es sind süd- 
liche Vögel, da nur die eine Art den eigentlichen Sommer im Norden zubringt. 


5. (1.) Der Garten-Spoltsänger. Sylvia hypolais*). Larn. (Motacilla hippolais 1.. Curruca hippo- 
lais Cıv. Ficedula hypolais Bu. wer Kays. Muscipeta hippolais Kocn. Phyllopneuste hippolais Meven. 
Hippolais alticeps, planiceps et media Basum.) 

Tab. XIX. fig. 13. a.b.c.d. [Gvestuen und Wınsins, Tab, 52. Naumann Vögel, a. A. Tab. HM. fig. 91. MorırLen 
Singvögel, Heft, Tab. p. 15. Vogel, Nest uud Eier. Scumz, Abbild. u. Beschr. Tab. 5. Tmexewanx u. Breum, 
Het I. p. 48. Tab. VII. fig. 41.) 

Ein in Deutschland fast überall bekannter Sänger, der im mittlern Norwegen und Schweden schon 
selten wird, in England und im höhern Norden gar nicht vorkommt, über das ganze übrige Europa 
aber verbreitet ist, wo er erst spät im Frühjahr ankommt und zeitig im Sommer wieder fortzieht. 
Sein Lieblingsaufenthalt ist lichtes Laubholz in der Nähe von Wasser, sei es im Walde oder in 
künstlichen Anlagen, und er hat die Nähe des Menschen nicht ungern. Geschützt, wird er sehr zu- 
traulich und ist einer der beliebtesten Sänger, da seine Gesanglust vom frühen Morgen bis späten 
Abend aushält. Der eigenthümliche Gesang desselben ist zwar ziemlich abwechselnd und laut, doch 
nicht mit dem schönen Gesange der Nachtigall und anderer ähnlicher zu vergleichen; allein er ist 
ein künstlicher Nachahmer aller Vogelstimmen seiner Umgebung, was ihm seinen Namen verschafl 
hat und seinen Gesang sehr unterhaltend macht. Unter den verschiedenartigsten Strophen desselben 
kommt immer von Zeit zu Zeit ein deutliches Dättöri- dättöri vor, welches ihn leicht kenntlich macht. 
Zur Anlage des Nestchens wählen sie die verschiedenartigsten Bäume und Sträucher, in deren auf- 
steigenden oder horizontalen Zweigen sie es anbringen, selten unter 3” und über 46° über dem Boden. 
Sie sind dabei nicht besonders darauf bedacht, es verborgen anzubringen, weshalb man es leicht 
entdeckt. Das Männchen trägt Nestmaterial mit herbei, der eigentliche Baumeister aber ist das 
Weibchen. 4 bis 3 dünne Zweige werden in die Wände des Nestes eingebaut oder wenigstens mit 
Spinnenwebe an dieselben befestigt. Seine Gestalt ist kegelförmig, mehr oder minder zugespitzt 
oder napflörmig, an der Basis flach und breit, auch eckig, nach Art seiner Befestigung; inwendig 
aber stets sehr sauber gerundet, meist tiefer als eine Halbkugel, selten llacher. 20 Exemplare mei- 
ner Sammlung aus vielen Gegenden seines Vorkommens geben mannigfache Abänderungen, so dass 
es zuweilen schwer fällt, specielle Verwandtschaft zu erkennen. Es ist jedoch keins unter denselben, 
welches nicht dürre Grashalme oder Grasblätter enthielte, die bei den mehrsten vorherrschen. Eine 
Auswahl der wichtigsten Abünderungen möge etwas genauer angegeben werden: Ein Nestchen aus 
den Pyrenäen stand auf dem Zweige einer Fichte. Es ist 2’/” breit, 2'/,” hoch, besteht aus kreis- 
förmig gelegten Grashalmen, welche mit grüner Spinnenwebe durchwirkt, inwendig mit einigen 


*) Bei den Alten bis Aldrovandi findet man Aypolais geschrieben, Linne schrieb hippolais; für beide Wörter 
kennt man keine Etymologie; doch scheint es gerathener, die alte Schreibart beizubehalten. 


A anne Me lee nn u ERBE 


nn 


a, Me 


Rosshaaren und zartesten Grashalmen ausgelegt sind. Der Napf ist 1°/” weit, 1/,” tief. Ein ande- 
res von Montpellier, das auf einem Birnbaume stand, ist nur ein wenig grösser, sonst dem ersten 
ganz gleich; ein drittes aus den Pyrenäen, aus dem Busche eines Rhamnus frangula, ist ebenfalls 
sehr ähnlich gebaut, auswendig 2'/,” hoch, der Napf 2” tief. Ein viertes von Toulouse, das 3° über 
dem Boden auf einem Zwergbirnbaume stand, dem ersten fast ganz gleich, hat in seiner äussern 
Wand viele abgefallene männliche Blüthen der Kastanie. Ein fünftes von Perpignan, aus einem 
Rosenbusche, hat die Höhe von 3” und enthält viele Weidenwolle eingewebt. Ein sechstes, aus 
einem Gestrüpp eines Weizenfeldes bei Toulouse, ist lockerer gebaut als gewöhnlich, aus sparrigen 
Grasstengeln, etwas Kastanienblüthe, wenigen Pferdehaaren und Federn im Innern, aussen kaum 
Spuren von Spinnenwebe ‘). Ein kleineres Nestchen aus dem Prater bei Wien, mit vollen, schr 
lebhaft gefärbten Eiern, stand auf dem Aste eines starken Weidenbusches auf, ist am Grunde flach, 
2°// breit, 1°//” hoch, auswendig aus graubraunen, breiten und schmäleren Bastlasern mit etwas 
Weidenwolle und Federn dicht mit grauer Spinnenwebe verbunden und belegt, inwendig mit zarten 
Würzelchen, einigen Pferdehaaren und grünen Blättern des Pfriemengrases ausgelegt. Es ist inwendig 
am Rande, der nicht eingezogen ist, 1°/,” weit und in der Mitte 17/5” tief. Ein Exemplar aus Dal- 
matien ist ganz aus dürrem Grase erbaut mit wenigen Laubmoosstückchen und einigen Federn in- 
wendig, im Ganzen ziemlich locker und durchsichtig, aussen 31/3” breit und 2” hoch, inwendig 
2'4, weit, 1,’ tief. Ein anderes Exemplar aus dem Prater ist inwendig mit Hirschhaaren dick 
belegt. Ein Exemplar aus Steyermark ist stumpf kegelig, 3” breit, 2'/’” hoch, ganz aus Gras 
gebaut, aber dick mit grauer Spinnenwebe überkleidet. Sein Innenrand ist stark eingezogen, der 
Napf enthält nur zarte Grashalme. Ein sehr ähnliches, ebenfalls aus Steyermark, ist auswendig 
aus schmalen Baststreifen erbaut, die mit Spinnenwebe wohl verbunden sind, und enthält im Innern 
Grasrispen mit Federn. Es hat in der Gabel einer Hornbuche gestanden und geht nach unten in das 
Keilförmige. Ein sehr schönes halbkugliges aus Italien ist auswendig 3'/,” breit, 3” hoch, hat sehr 
dicke Wände aus Grashalmen mit Pferdehaaren und Weidenwolle sauber zusammengefilzt, aus wel- 
chen Stoffen auch der 1°//” breite, 1'//” tiefe Napf besteht. Von 2 Stücken aus Thüringen ist das 
eine in den dreitheiligen Zweig eines Faulbaumes eingebaut, kegelförmig zugespitzt, A’ lang, 3'/ 
breit, aus Bast und Grashalmen mit Spinnenwebe nebst vielen Streifchen oberster Birkenrinde. In- 
wendig ist es mit Grasrispen ausgelegt, 1°//” weit, 2” tief; das andere, napflörmige, ist 3'/,” breit, 
2'/, hoch, aus zarten Grasrispen mit Birkenrinde und Spinnenwebe locker erbaut, inwendig nur mit 
Grashälmchen ausgefüttert und daselbst 2'/;” breit, 1°//” hoch. Endlich ein Exemplar aus der 
Dresdner Gegend ist in den Zweig einer Corneliuskirsche eingebaut, besteht aus Baststreifen, Birken- 
rinde, Fäden und kleinen gekrümmten Hühnerfedern, welche so eingearbeitet sind, dass bald die Kiele, 
bald die Spitzen hervorstehen, die Oeffnung überwölben und das Ganze als fast geschlossene Kugel 
erscheinen lassen. Die Jungen wurden darinnen gross gezogen und doch hat sich der eigenthüm- 
liche Bau sehr wohl erhalten. — Die Nettigkeit des Baues dieser Nester, nebst der Festigkeit, Gestalt 
und den Stoffen, aus denen sie bestehen, lassen sie doch von den Nestern aller andern Vögel unter- 
scheiden. Ende Mai bis Ende Juni, nach südlicher oder nördlicher Belegenheit, findet man 4 bis 6, 


) Alle diese Nummern durch Hrn. Professor Mocquin -Tandon eingesandt. 


1537 
[637 


2 u EN 


— m — 


doch meist 5 Eier, welche, frisch wenigstens, zu den schönsten gehören. Sie sind nämlich auf 
blasser oder lebhafter grau- oder gelblich-röthlichem Grunde*) einzeln oder etwas dichter mit grauen, 
röthlich graubraunen und dunkel braunrothen, ofl ganz schwarzen Pünktchen, Punkten und gerun- 
deten Flecken versehen, zu denen bei manchen noch Haarzüge kommen. Wo die Flecke dichter 
stehen, haben sie um sich eine Steigerung der Grundfarbe, was bei manchen als dunklerer Gürtel 
rundum geht. Unter 45 Exemplaren aus den verschiedensten Ländern kommt nur eins vor 
(Fig. 13. c.), welches etwas ins Weissliche zieht und bei dem die Fleckchen ein lockeres Kränzchen 
um die Basis bilden; 3 Stück haben nur Pünktchen (Fig. 13. b.), alle übrigen, meist ziemlich dunkel 
zefürbten auch grössere Flecke. Ausserdem verhalten sie sich wie folgt: Länge 7’, Breite 5°/, bis 
6”, 3 Stück; Länge 7'//”, Breite 5°//”, 4 Stück; Länge 7°”, Breite 6”, 5 Stück; Länge 8”, 
Breite 6'/, 40 Stück; Länge 8'//”, Breite 6 bis 6'/,”, 44 Stück; Länge 8'/,”, Breite 6°”, 7 Stück ; 
Länge 8°/”, Breite 6”, 4 Stück "*). Ihr Gewicht beträgt 4'/, bis fast 2 Gran. Sie sind matt oder 
etwas glünzend und scheinen gelblich-röthlich durch. Das dieser Abtheilung eigenthümliche Korn ist 
bei ihnen sehr ausgesprochen; gekörnelte, oben abgeschliffene, erhabene, verzweigte und oft unter- 
brochene Züge schliessen schmale, tiefe, gestreckte oder gekrümmte Vertiefungen ein, die hier und da 
zu körnigeckigen Poren sich vertiefen. Sie sind ungleichhälfig, selten dem Gleichhälfiigen nahe, 
nach der Basis meist kurz und ziemlich stark abfallend, an der vorgestreckten Höhe selten spitz, 
meist etwas stumpf zugerundet. Grundfarbe und Korn machen sie sehr kenntlich, so dass sie nur 
mit den beiden folgenden Arten verwechselt werden können, bei deren Beschreibung die sicheren 
Unterschiede einzusehen sind. Mit manchen Eiern von Fringilla caelebs haben sie entfernte Aehnlich- 
keit, doch ist schon die Grundfarbe stets verschieden. 


6. (2.) Der elaische Spottsänger, Sylvia elaica. Lısvenw. (Ficedula ambigua Scnuec.) 


Tab. XIX. fie. 15, a. b. c. [Tmexemann und Damm, Heft Il. p. 2). Tab. VI. fig. 3. Linpensmeren Isis 1843; die 
Vögel Griechenlands.) 


Als ıch 1824 im Berliner Museum die Eier und das Nest dieses Vogels, unter dem Namen von 
Sylvia galactodes, aus Aegypten von den Herren Ehrenberg und Hemprich eingesendet, sah, glaubte 
ıch sicher den dazu gehörigen Vogel neben den Garten-Spottsänger stellen zu müssen. Erst 20 Jahre 
später gab Herr Dr. Lindermeyer, dem die griechische Ornithologie viele Aufschlüsse verdankt, die 
Auseinandersetzung der Sylvia elaica und sendete viele Nester und Eier derselben ein, aus denen 
sich volle Uebereinstimmung mit den aus Aegypten gesendeten ergab, während der Vogel selbst in 
grösster Verwandtschaft mit Sylvia hypolais steht und Griechenland und Afrika, vielleicht ziemlich 
tief hinein, bewohnt. Er ist ein wenig kleiner als der Garten-Spottsänger, hat kürzere Flügel und 
eine weniger lebhafte Färbung. Herr Dr. Lindermeyer gibt von ihm Folgendes: Er gleieht an Grösse 
der Sylvia atricapilla (?), im Gefieder der Sylvia olivetorum, welche um die Hälfte grösser ist, hat 
einen so grossen Schnabel wie Sylvia hypolais. Er nistet gegen Mitte Mai auf Olivenbäumen, legt 
% bis 5 Eier”). Ende Mai oder Anfangs Juni beginnt die Brütezeit, welches, sowie sein spätes 


*) Die Schale ist durch und durch gefärbt, nur die Innenhaut ist weiss 
**) Der Unterschied der Grösse ist sehr bedeutend, man findet ihn aber ebenso an den Vögeln. 
""*) Zu jener Zeit kannte Herr Dr. Lindermeyer die echten Eier noch nicht, schickte sie aber später in hin- 
reichender Anzahl a « 


— Mm —- 


Ankommen in Griechenland, ihn als einen Vogel der heisseren Zone bezeichnet. Das Männchen hat 
einen durchdringenden, gellend schmetternden Gesang, den es bis spät in den Abend hinein erschal- 
len lässt, ist sehr unruhig und lebhaft, flüchtet aufgeschreckt von einem Baume zum andern, kehrt 
aber eben so schnell zum ersten Stande zurück. Ich besitze 15 Eier dieser Art, durch Herrn 
Dr. Lindermeyer und Andere in Griechenland gesammelt, welche sehr viel Uebereinstimmendes mit 
den Nestern der vorigen Art haben und von denen ich die bemerkenswerthesten angeben will. Das 
kleinste ist 2'/” breit, 1°/,” hoch, inwendig 1°//” weit, 1” hoch und hat sehr dünne Wände. Diese 
sind aus zarten Wurzelfasern, dünnen Baststreifen, mit Distelwolle durchwebt, zusammengefilzt, aus- 
wendig aber mit Spinnenwebe bekleidet, so dass das Ganze in- und auswendig wohl gerundet und 
geglättet erscheint. Sein Gewicht beträgt nur 50 Gran. Eine Anzahl anderer aus gleichen Stoffen 
erbauter ist um 3” breit, 2'/,” hoch, inwendig 2” weit und 1°/, bis 2” hoch; die Wände sind viel 
dicker, so dass das Gewicht bis über 2 Quentchen steigt. Zwei oder drei Zweige des Oelbaums, 
auf denen sie in Griechenland stets stehen sollen, sind oft mit sehr viel Spinnenwebe umwunden und 
in die Wände mit eingebaut. Manche enthalten etwas Baumwolle, andere Gnaphaliumstengel mit ein- 
gewebt, einige mehr sparrige Pflanzenstengel. Die grössten messen über 3” und haben eine Höhe 
von 2 bis 2'/”, inwendig eine Weite von 2” und einigen Linien. Die grössere oder geringere Menge 
von Distelwolle, welche ihnen eigenthümlich ist, gibt ihnen ein etwas verschiedenes Ansehen bei 
grosser Uebereinstimmung im Allgemeinen. Ihre Färbung ist grau in das Gelbliche oder Bräunliche; 
bei manchen sind einige Klümpchen grüner Spinnenwebe angebracht. Von den Eiern, welche, wie 
erwähnt, viel Aehnlichkeit mit denen des Garten-Spottsängers haben, konnte ich ebenfalls 45 Stück 
vergleichen, 5 davon aus Aegypten, welche sich, wie folgt, verhielten: Länge 7Y//”’, Breite 6— 6'/;”, 
3 Stück; Länge 7%”, Breite 5%, bis 6”, 9 Stück; Länge 7°//”, Breite 5°, bis 6'//”, 4% Stück ; 
Länge 8°”, Breite 5°, bis 6'/,”, 15 Stück; Länge 8'//”, Breite 5°/, bis 6\//”, 3 Stück ; Länge 8'/,”, 
Breite 6”, 1 Stück. Sie sind ungleichhälftig, haben den grössten Durchmesser der Basis meist weit 
näher, als der stark abfallenden und gerundeten, selten etwas zugespitzten Höhe. Viele fallen auch 
nach der Basis stark ab. Ihr Gewicht beträgt 4 bis 1'/, Gran, so, dass nur wenige das letzte Gewicht 
erreichen. Ihre Grundfarbe ist graulichweiss, in das Gelbliche oder Röthliche ziehend, nie so lebhaft 
als an der Mehrzahl der Garten-Spottsänger. Sehr sparsam, selten etwas dichter, haben sie nun 
zu unterst aschgraue, dann dunkelgraubraune und zuletzt dunkelrothbraune oder schwarze Pünktchen, 
Punkte, Strichelchen, Haarzüge oder Fleckchen, die nur an wenigen etwas grösser und dann gerundet 
und rein sind. Ihr Korn zeichnet sich vollständig von dem der beiden andern Spottsänger aus, da es 
weit abgeschliffener und glatter erscheint und dadurch die Poren oft ganz rein sehen lässt. Ausser- 
dem sind sie fast matt oder ziemlich glänzend, ihre Schalenmasse ist nur ganz blass gefärbt. Nimmt 
man das Angegebene zusammen, so wird man sie stets sicher von der vorhergehenden und folgenden 
Art unterscheiden können. 


7. (3.) Der Oliven-Spottsänger, Sylvia olivetorum. (Salicaria olivetorum SwrickL.) 
Tab. XIX. fig. 1%. a. b. c. [LINDERMEYER |. c.] 
Man hat diesen Sänger, welcher in der Grösse der Sylvia nisoria gleicht, zu den Rohrsängern 


gesetzt, wohin er durchaus nicht gehört. Färbung, Körperverhältnisse und Lebensweise schliessen 
29* 


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ihn vollkommen hier an. Nach Herrn Dr. Lindermeyer am angeführten Orte lebt er in Griechenland, 
wo er erst im Mai ankommt, nur auf Oelbäumen, ist sehr scheu und unruhig. Seine Stimme ist nicht 
melodisch , sondern mehr ein durchdringendes Geschrei, dem der Kohlmeise in manchen Tonfolgen 
ähnlich. So nistet er auch auf Oelbäumen, befestigt das Nest an kleine Zweige und legt Ende Mai 
oder Anfangs Juni seine 3 bis & Eier. Mehr wissen wir von diesem interessanten Vogel nicht, von 
‚dem wir, ausser Griechenland mit seinen Inseln, in Europa kein Vorkommen kennen. Ich habe eine 
grosse Anzahl Nester und Eier vor mir und will das Nähere darüber mittheilen. Ein schönes Nest 
ist in zwei wagerecht nebeneinander laufende Oelbaumzweige so eingehangen, dass Blätter und 
Zweige in die Wände eingebaut und mit Spinnenwebe daran befestigt sind. Baststreifchen, dürre 
Grasblätter und Grasrispen sind in die Runde gelegt und mit Gras- und Gnaphaliumwolle durchfilzt, 
so dass die Wände sehr dick sind. Aussen ist Alles mit Spinnenwebe befestigt und ziemlich glatt 
angelegt. Es hat 3°,” Breite und 2” Höhe, inwendig 2'/,” Weite und 4'//” Tiefe. Ein anderes von 
gleicher Grösse und Bauart ist ein wenig höher, inwendig fast 2” tief und daselbst sauber mit Distel- 
wolle ausgekleidet. Zwei sehr schöne Nester sind vollkommen aus denselben Stoffen erbaut, aber 
in der Grösse ganz verschieden. Das eine ist 3'//” breit, 2” hoch, inwendig 4°//” weit und 4'/,” tief; 
das andere 4” breit, 2” hoch, inwendig 2'//” weit, 1'/” tief. Beide bestehen aus Wurzelfasern, 
Grashalmen und Grasblättern, sowie einigen Gnaphalien - und andern dürren Pflanzenstengeln ; sie 
sind auswendig mit einer dicken Schicht Spinnenwebe belegt, in welcher sich abgefallene Blüthen- 
blättchen des Oelbaumes gesammelt haben, was ihnen ein ganz eigenthümliches Ansehen gibt. Das 
grössere enthält inwendig nur zarte Würzelchen und Gnapbalienblätter, das andere auch einige Pferde- 
haare. Eins kommt der gewöhnlichen Gestalt der Gartenspottsänger-Nester nahe, es ist 3'/” breit, 
2°/” hoch, inwendig 2'/,” weit und 2” hoch, aus ziemlich sparrigen dürren Grashalmen und andern 
Jürren Pflanzenstengeln weniger sauber und glatt erbaut, inwendig mit zarten Würzelchen, sehr zar- 
ten Hanffüden und etwas Saamenwolle dicht ausgekleidet. Eine Feder ist weder an einem von dieser 
noch von der vorigen Art angebracht. Sie enthalten Ende Mai oder Anfangs Juni meist & Eier von 
sehr schöner Färbung und Zeichnung, in welcher sie den Eiern des Garten-Spottsängers nahe kom- 
men. An 47 Exemplaren, meist aus der Umgegend von Athen, ergeben sich folgende Verhältnisse : 
Länge 8'//”, Breite 6'//”, 3 Stück; Länge 8'/,”, Breite 6'/,”, & Stück ; Länge 8°//”, Breite 6, bis 
6'/,”, 9 Stück; Länge 9”, Breite 6—6'/,”, 49 Stück; Länge 9'//”, Breite 6), bis 6%”, 9 Stück; 
Länge 9”, Breite 6—6'//”, 3 Stück; Länge 9°/”, Breite 6'//”, 4 Stück. Die Gestalt kommt 
ganz mit jener der ersten Art überein und nur wenige sind an der Höhe etwas zugespitzt. Ebenso 
gleichen sie ihnen in Färbung der Schale, welche zuweilen fast so blass ist als bei Sylvia elaica, 
in andern Fällen beinahe noch dunkler als bei S. hypolais, immer aber mehr in das Bläuliche zieht. 
Die gerundeten Flecke sind, eben wie die ganzen Eier, etwas grösser und bilden bei manchen 
ammerartige Schnörkel und Verschlingungen. Die ganze Schalenmasse ist lebhaft grauröthlich ge- 
fürbt, ihr Korn aber steht zwischen dem der beiden vorigen Arten inne, ist erhabener als bei 
S. elaica, Nacher als bei hypolais, und wo Grösse und Färbung Zweifel lassen, kann man nach dem 
Korne sehr sicher diese drei Arten unterscheiden. Ihr Gewicht beträgt um 2 Gran, und ihre klein- 
sten sind doch ein wenig schwerer als die grössten von hypolais, stets ansehnlich schwerer als die 


von S, elaica. ” 


— 18 —. 


€. Strauchsänger. (Grasemücken ’).) 


Zahlreicher an Arten als die vorhergehenden Abtheilungen, über ganz Europa, einen Theil von 
Asien, Afrika und das nördliche Amerika verbreitet, vorzüglich an Gebüsch und niedern Baumwuchs 
gebunden, unterscheiden sie sich durch schwächeren Schnabel, weniger fahriges Wesen, sowie durch 
kunstlosere Nester und anders gefärbte Eier. Die Stimme der Männchen ist meist schön; die Nester 
werden ziemlich locker aus dürren, dünnen Pflanzenstengeln mit etwas Moos und Spinnenwebe 
erbaut, inwendig häufigst mit Pferdehaaren ausgelegt. Die Eier sind auf grünlichem, in das Weisse, 
Gelbliche oder Röthliche ziehendem Grunde dunkel gefleckt; die Männchen übernehmen in der Mit- 
tagszeit das Bebrüten derselben. 


8. (1) Der Mönchsänger. Sylvia atricapilla. Laru.  (Motacilla atricapilla L. Curruca atri- 
capilla Baıss.) 

Tab. XX. fig. 1. a.b.c.d. [Zıyanxt p. 56. Tab. VII. fig. 45. Krei, p. 26. Tab. X. fig. 47. GUuENTHER u. Wınsıng, 
Tab. LXVIII. Lewın, Tom. IV. Tab. XXI. fig. 4. MuerLer, Singvögel Heft I. Tab. p. 6. Scnmz, Abb. u. Beschr. 
p- 6. Tab. II. Tuienemans u. Brenm, Heft II. p. 36. Tab. VI. fig. 15. Hewırson, Col. illustr. Tab. 27. fig. 4. 2.] 

Fast über ganz Europa und einen Theil des nördlichen Afrika bis zum Senegal erstreckt sich 
das Vaterland dieses eben so bekannten als beliebten Sängers, welchen man in Wohllaut der Stimme 
der Nachtigal zunächst zu stellen pflegt. Zum Aufenthalte in der Nistzeit wählt er sich die verschieden- 
artigsten Belegenheiten, wenn sie nur etwas mehr dichtes Gebüsch enthalten, sei es in offener oder 
gebirgiger Gegend; nur ganz kahle und zu dicht bewaldete Gegenden meidet er, dem Menschen 
schliesst er sich aber sehr gern an. Vom April bis Juni, nach südlicher oder nördlicher Belegenheit, 
findet er sich an seinem Nistplatze ein, wo sich das Männchen bald durch seine laute, flötende Stimme 
bemerkenswerth macht, die es sehr fleissig, zuweilen sogar beim Brüten, einzeln bis in den August 
hinein, ertönen lässt. Sobald es die Witterung einigermaassen gestattet, wählen sich die Pärchen, 
welche ein ziemlich weites Nistrevier behaupten, einen Nistplatz, ohne dabei sehr eigensinnig zu ver- 
fahren. Ein aufsteigender Zweig irgend eines Busches, zwei- oder dreitheilig, eine etwas verflochtene 
Brombeerranke, ein niederer, horizontaler Baumzweig, 2 bis 12’ über dem Boden, dienen als 
Standort. Das Hauptmaterial des Nestes sind verschiedenartige dürre Pflanzenstengel, vorzugsweise 
von Grasarten, welche sorgsam ineinandergeflochten sind, so dass auch das Aeussere ziemlich ge- 
glättet erscheint. Das Innere enthält zarte Grasrispen, Würzelchen, Thierhaare und Federn, von 
beiden letzteren aber nie viel. Das Ganze ist stets ziemlich locker, so dass auch der Grund des 
Napfes meist durchsichtig bleibt. Folgende Stücke meiner Sammlung will ich in näherer Beschrei- 
bung vorführen: Nr. 4 aus Steyermark **) ist auswendig 3", breit, 2” hoch, inwendig 2'/,” weit, 
1'/ tief, besteht aus zarten Grashalmen, weissen, längeren Hirschhaaren, mit etwas Laubmoos, 
und ist inwendig mit Würzelchen, Hirschhaaren und einigen Federn ausgelegt. Der Boden ist un- 
durchsichtig, die Wände aber ganz locker, die Färbung des Ganzen sehr licht, während die Mehrzahl 


*) Man ist über Abstammung dieses Wortes nicht ganz im Klaren. Conrad Gesner schreibt Grasmuch oder 
Grasmusch. Im Niederdeutschen heisst Musch Sperling, wonach das Wort einen kleinen, im Grase sich aufhaltenden 
Vogel bezeichnet, wie man noch häufig die Rohrsänger Rohrsperlinge nennen hört. 


“*) Durch Hrn. Pregl in Wien erhalten. 


dunkle Stoffe enthält. Nr. 2, aus den Pyrenäen "), stand anf einem Rhododendrum ferrugineum 
% über dem Boden, ist 3'//” breit, 2'/,” hoch, inwendig 2'/.” weit, 1%,” tief und besteht fast ganz 
aus einer d , zarten Kreuzblume (Arabis thaliana? petraea?), der nur einige dürre Grashälmchen 
und andere Stengelchen beigemischt sind. Es hat eine graue Färbung ‚und ist überall durchsichtig. 
Nr. 3, vom St. Gotthardt, ist 4” breit, 2” hoch, inwendig 2'//” weit und 1'/,” tief, fast ganz aus 
dürren Grasstengeln erbaut, inwendig mit Würzelchen und einigen Pferdehaaren ausgelegt. Nr. &, 
von Herrnhut "), ist 3Y,” breit, 2” hoch, inwendig 2'/,” weit, 4'/,” tief, besteht auswendig aus 
zarten, dürren Haidenästchen, an denen viele Spinnenwebeklümpchen ansitzen, mit etwas Laubmoos 
vermischt. Nach innen folgen zarte Grasrispen, welche auch die Ausfütterung machen. Nr. 5, aus 
der Dresdner Gegend, #'/,” breit, 2'/;” hoch, inwendig 2'/,” weit, 4%//” tief, hat ziemlich dicke, feste 
Wände aus Moos und Grasstengeln und ist inwendig mit Pferdehaaren locker ausgelegt. So ändern 
diese Nester nach der Umgebung in Materialien sehr ab und lassen nur die glatten Wände als ein 
etwas beständigeres Unterscheidungszeichen von den nächstverwandten andern Strauchsängern übrig. 
Bei der ersten Brut, in den südlichsten Ländern im April, in den nördlichsten im Juni, legt das Weib- 
chen 5 bis 6 Eier, welche in Grösse und Färbung sehr abändern, was ich an 100 vorliegenden 
Exemplaren erläutern will. Länge 7Y/,”, Breite 6'//”, 4 Stück; Länge 7%”, Breite 6”, 1 Stück ; 
Länge 8”, Breite 6Y/, bis 6'/,”, 3 Stück; Länge 8'//”, Breite 6'/, bis 6%”, 9 Stück; Länge N, 
Breite 6'/, bis 6%”, 18 Stück; Länge 8°,”, Breite 6\/, bis 7”, 35 Stück; Länge 9””, Breite 6'/, 
bis 7”, 20 Stück; Länge 9'//”, Breite 6', bis 7”, 9 Stück; Länge 9'/”, Breite 6°/”, 2 Stück ; 
Länge 9'/”, Breite 6°, u. 7”, 2 Stück. Die Gestalt ist ungleichhälfig, der grösste Durchmesser 
der stärker oder sanfter zugerundeten Basis meist viel näher als der abfallenden, stumpf : 
gespitzten Höhe. Das Gewicht hält sich um 2 Gran, die es kaum übersteigt; die ganz kleinen wiegen 
nur 4Y, Gran. Unter obiger Zahl haben 9 bräunliche, 12 röthliche, 16 weissliche Grundfarbe, alle 
übrigen graugrünliche, heller oder dunkler, reiner oder schmuziger. Die Farbe der Flecke richtet 
sich nach dem Grunde, wo die weisslichen, röthlichen und bräunlichen die lebhaftesten führen, die 
grauen die mattesten. Bei der grossen Mehrzahl sind die untern und mittlern Flecke die vorherr- 
schenden, bedecken oft zusammenfliessend den grössten Theil der Oberfläche und bilden etwa bei 
dem zehnten Theile einen Kranz vor der Basis, bedecken diese auch wol ganz. Die oberen Flecke 
werden nie schr gross und erscheinen als Punkte, gerundete, am Rande verwaschene Fleekchen und 
oft ziemlich lange Schnörkel. Dies alles zusammen gibt ihnen so viel Eigenthümliches, dass sie nur 
mit den Eiern der Sylvia hortensis verwechselt werden können. Mit diesen sind sie aber auch so 

nahe verwandt, dass nur das Korn einen festen Haltpunkt gibt. Dieses ist ziemlich derb und be- 

steht aus derberen, mehr oder minder deutlich gekörnelten, verzweigten, abgeglätteten, erhabenen 
Zügen, welche quer um das Ei verlaufen und oft ziemlich tiefe, schmale, gestreckte, meist etwas 
eckige Furchen zwischen sich lassen, die hier und da zu gestreckten oder gerundeten, grösseren oder 
kleineren Poren sich gestalten. Durch das Korn unterscheiden sie sich ebenfalls sogleich von den 

in Grösse und Färbung zuweilen nahestehenden Eiern des Kuckucks, welche ausserdem noch stets 


*) Von Hrn. Professor Mocquio -Tandon gesammelt. 
**) Durch Hrn. H. F. Möschler. 


— m Zee 


wenigstens '/, schwerer sind. Die röthlichen Abänderungen kommen manchen Eiern des Anthus 
arboreus nahe, welche aber ein ganz anderes Korn haben. Sie haben etwas oder ziemlichen Glanz, 
scheinen inwendig nach der Grundfarbe weisslich, gelblich, grünlich oder röthlich durch. 


9. (2) Der Garten-Strauchsänger. Sylvia hortensis. Becust. (Curruca hortensis Koch.) 


Tab. XX. fig. 2. a.b. c.d.e. [Krem, p. 25. Tab. X. fig. 7. Guestuer und Wınsins, Tab. XXVI. untere Figur. 
MuELLER, Heft I. Tab. III. Scumz, Abbild. u. Beschr. p. 22. Tab. XXVII. Tmıexemans und Brenum, Heft II. p. 38. 
Tab. VII. fig. 2. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. #2. nr. 4. 2.; Col. illustr. Tab. 29. nr. 3.] 


In Grösse und Gewicht der vorigen Art fast gleich, hat dieser Sänger auch denselben Aufenthalt 
und ähnlichen Gesang. Von Ungarn bis England und in Skandinavien bis an den Polarkreis hat er 
seinen Sommerwohnsitz, hört aber nach Osten auf, da er in Griechenland auch auf dem Zuge nicht 
vorkommt. Einzelne Baumanlagen mit Gebüsch und lichte Waldungen sind sein vorzüglicher Auf- 
enthalt und gern schliesst er sich dem Menschen an, wenn er nur einigen Schutz geniesst. Er kommt 
im Frühjahr etwa zur Zeit der Kirschblüthe an seinen Nistplätzen an, also etwas später als der 
Mönchsänger, und wählt, erst wenn Bäume und Sträucher sich dicht belaubt haben, einen Nistplatz, 
ganz ähnlich mit dem Mönchsänger, 4 bis 12’ über dem Boden, meist aber nur 3 bis 4’. Wo sich 
Brombeeren und Himbeeren finden, zieht er diese fast stets vor, sonst findet man das Nest in allen 
Straucharten, sogar in Stengeln von Beifuss oder auf niederen Baumästen, nur nicht in Nadelholz, 
meist sehr wenig versteckt und stets sehr locker gebaut, so dass es oft durch stärkeren Wind oder 
durch die Last des Vogels selbst verunglückt. Meist fangen sie mehrere, oft sogar viele Nester an, 
ehe sie eins vollenden, und auch die fertigen sind ganz durchsichtig und so wenig an den Zweigen 
befestigt, dass man sie leicht wegnehmen kann, ohne sie zu beschädigen. Dürre Grashalme oder 
Blätter fehlen an keinem der vielen Exemplare, die ich besitze, denen auswendig noch sparrige dürre 
Stengel verschiedener Pflanzen, besonders der Waldstroharten, beigegeben sind, deren Enden nur 
locker eingesteckt sind oder ganz hervorstehen. Ihre äusseren Maasse sind deshalb oft nicht gut 
anzugeben. Manche haben eine Höhe von 3”, während sie an andern kaum 4'/,” beträgt; manche 
haben ohne die vorragenden Enden gegen A” Breite, die an andern kaum 3” beträgt. Auch der 
innere Napf ist sehr wechselnd, da manche nur 2'/;” weit und 1'/,” tief, andere bis 2'/,” weit und 
2'/% tief sind. Inwendig sind sie mit zarten Grasrispen allein oder noch mit Würzelchen und etwas 
Pferdehaaren locker ausgelegt. Manche haben auswendig ein wenig Spinnenwebe, welche aber an 
vielen ganz fehlt. In dem lockern, sparrigen Baue kommen sie nur mit manchen der Sylvia curruca 
überein, die sie aber stets an Grösse übertreffen, und unterscheiden sich dadurch von den glatteren 
Nestern des Mönchsängers, mit denen die etwas sorgsamer gebauten grosse Aehnlichkeit haben. Wie 
schon erwähnt, gilt dies auch von den Eiern, von welchen man in der einzigen Brut, welche jährlich 
zu Stande gebracht wird, 5 bis 6 Stück von Mitte Mai bis Anfang Juni vorfindet. Es liegen 82 Exem- 
plare vor, an denen sich folgendes Verhalten findet: Länge 7°//”, Breite 6'/, bis 6'/,”, 4 Stück ; 
Länge 8°”, Breite 61”, 6 Stück; Länge 8\//”, Breite 6/, bis 6°//”, 21 Stück; Länge 8'/,””, Breite 
6', bis 6°/,”, 23 Stück ; Länge 8°%//”, Breite 6\, bis 6%”, 11 Stück; Länge 9””, Breite 6, bis 6°”, 
5 Stück; Länge 9'/”, Breite 6'/, bis 6°”, 3 Stück. Das Gewicht der kleinsten beträgt 1'/, Gran, 
bei weitem die Mehrzahl wiegt zwischen 1°/, und 2 Gran, nur einige der grössten wiegen ein wenig 
über 2 Gran. Die Gestalt ist wie bei voriger Art, nur kommen im Ganzen mehr kurze vor. Die 


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Grundfarbe der Mehrzahl ist graugrünlich in das Weisslichgelbliche, Bräunliche bei der Minderzahl. 
Die Flecke sind zuunterst aschgrau, grünlich- oder bräunlichgrau ; dann folgen grünliche oder bräun- 
liche, zuoberst saftgrüne, bräunlichgrüne oder braune. Die beiden unteren Arten sind of zusam- 
menfliessend, wo dann zuweilen die obersten ganz oder fast ganz fehlen. Seltner sind auch die 
obersten gross. Nur 9 Stück haben die Flecke zu einem Kranz vereinigt, der bei vieren etwas 
zusammenhängender ist. Zuweilen kommen auch solche vor, die auf grünlichweisslichem Grunde 
zerstreute, kleinere gerundete Flecke haben ‘). Bei diesen verschiedenen Abänderungen hat man nun 
besonders auf das Korn zu achten, welches sehr abgeglättet und flach ist, sodass die gerundeten 
oder etwas eckigen Poren sehr be r hervortreten. Inwendig scheinen alle grünlich durch, nur 
nach der Grundfarbe blasser oder lebhafter. Sie haben etwas oder ziemlichen Glanz. Ihre grosse 
Verwandtschaft mit denen von Sylvia atricapella ist schon erwähnt; die blassen Abänderungen 
nähern sich den Eiern von Syleia nisoria sehr, welche aber ebenfalls ein viel gröberes Korn haben, 
meist auch ansehnlich grösser sind. Die mit hellem Grunde und einzelnen gerundeten Fleckchen 
kommen denen von Sylvia orphea nahe, welche aber eine zartere, mit gekörnelten iten 
versehene Schale haben. 


10. (3.) Der Sperber-Strauchsänger. Sylvia nisoria Becnst. (Curruca nisoria Kocn.) 


Tab. XX. fig. 3. a.b.c. [Krei, p. 26. Tab. X. fig. 47. Guestnen und Wınsıse, Tab. 89? Ringelspatz. Scnxz, 
Abbild. u. Beschr. p. 6. Tab. X.? **).) ' 


* 
Erst Bechstein sonderte diesen ansehnlichen Sänger, welcher über 9 Quentchen schwer wird, i 
von den andern sicher ab und lehrte mit Naumann seine Natur kenn Er lebt des Sommers i 
mitteln Europa von Ungarn durch Deutschland bis zum mittlern Sch ‚ besonders in sa 


Waldungen, an Flussufern, in dichtem Gesträuch zwischen Feldern und verschmäht auch künstliche 
Anlagen nicht, wenn deren Beschaffenheit ihm angenehm ist. Nur an wenigen Orten, die ihm voll- 
kommen zusagen, ist er etwas häufiger; in rauhen, trocknen, bergigen Gegenden fehlt er ganz, hört 
auch nach Osten und Westen vom angegebenen Striche bald auf. Möglichst zurückgezogen sich hal- 
tend, macht sich dieser Sänger weit weniger bemerklich, als die beiden vorhergehenden, obgleich 

die Stimme des Männchens laut und eigenthümlich ist und sich durch ein helles Errrr oder Terrrr, 

was auch vereinzelt als Lockton gehört wird, auszeichnet. Häufig wird der Gesang im Aufliegen 
oder im langsamen Flattern von einem Baume zum andern zu Stande gebracht, nachdem sie an 
ihren Nistplatz Ende April oder Anfangs Mai zurückgekehrt sind. An diesem muss stets dorniges 
Gebüsch vorhanden sein, welches sie fast ausschliesslich zum Standorte des Nestes wählen, das 
zwischen und auf kleine Zweige gestellt, häufig auch mit etwas Spinnenwebe locker an dieselben 
befestigt wird. Folgende Nester meiner Sammlung werden das dieser Art Eigenthümliche erläutern: 
Nr. 4 fand ich bei dem durch Naumann wohlbekannten Dorfe Diebzig am 21. Juni. Es stand W hoch u 
in einem dichten Schlehenbusche mitten im Walde, doch an einer etwas lichtern Stelle und enthielt 
5 stark bebrütete Eier. Der Vogel sass auf ihnen sehr fest, so dass er sich fast greifen liess. Es ist 
4°/” breit, 37” hoch, inwendig 3” weit und 2'/,” tief, besteht aus dürren Stengeln von Waldstroh, 


*, Herr Rector Püssler fand bei Köthen ein Nest mit 5 dergleichen. 
**), Nest und Eier dieser Tafel ‚gehören wol dem Mönchslnger an. 


® — MN — 


zarten Dolden und Gräsern, die besonders am obern Rande mit Spinnenwebe verbunden sind, sowie 
auch an die benachbarten Zweige etwas Spinnenwebe geführt ist. Inwendig ist es mit zarten, brau- 
nen Pflanzenstengeln locker, aber sauber ausgekleidet. Ein zweites aus der Umgegend von Herz - 
berg stand in einem Weissdornbusche 5’ hoch. Es ist über 5” breit, 2'/,” hoch, inwendig 2°/,” weit 
und 2” tief, sehr dieckwandig aus starken Waldstrohstengeln mit vielen Fasern und etwas Spinnen- 
webe locker und etwas sparrig, inwendig mit etwas zarteren Stengeln locker ausgelegt. Ein drittes 
aus der Umgegend von Dresden, Anfangs Juni in einem Schlehenbusche mit 5 frischen Eiern ge- 
funden, ist &'/;” breit, 3'/” hoch, inwendig 27/,” weit, 2'//” tief und besteht aus ziemlich dieken 
Stengeln von Waldstroh und andern Pflanzen, sowie von Grashalmen, welche nach innen feiner wer- 
den und die Auskleidung machen. Der obere Rand ist, zum Theil dick, mit graubräunlichen Klümp- 
chen Spinnenwebe belegt. Ein viertes vom Neusiedler See in Ungarn “) enthielt Ende Mai 5 stark- 
bebrütete Eier. Es ist 4” breit, 2” hoch, inwendig 2"/,” weit und 11,” tief, besteht auswendig aus 
Waldstrohstengeln,, inwendig aus Grashalmen und denselben braunen zarten Stengeln, wie Nr. I, 
hat am m. nur wenig Spinnenwebeklümpchen. So haben diese Nester bei grosser Verwandtschaft 
mit denen der andern Strauchsänger doch einen eigenthümlichen Charakter, der sich aber noch mehr 
an den Eiern ausspricht, von denen ich 38 zur Vergleichung vor mir habe. Länge 8””, Breite 6'/,” 
1 Stück; Länge 81/4”, Breite 6'/%”, 3 Stück ; Länge‘ 8°//”, Breite 6°/, bis 7”, 5 Stück; Länge 9”", 
Breite 6°%/, bis 7'//”, 8 Stück; Länge 9//”, Breite 6°/, bis 7Y/”, 9 Stück; Länge 9,”, Breite 
6°/, bis 7°’, 6 Stück; Länge 9°”, Breite 6°/, bis 7'/”’, 5 Stück; Länge 10Y/”, Breite 7”, 1 St. 
Die Mehrzahl wiegt 2'/, Gran, die kleinsten 2, die grössten 3 Gran. Sie sind kurz oder gestreckt 
ungleichhälftig, meist an der Basis zugerundet, nach der Höhe stark und sehr stark abfallend, stumpf 
zugespitzt, oder auch an der Basis stark abfallend, selten fast gleichhälftig. Ihre Grundfarbe ist grau, 
heller oder dunkler, zuweilen in das Grünliche, seltner in das Bräunliche oder Weissliche. An den 
gefüllten Eiern sehen die Flecke ziemlich lebhaft grau und graugrün aus "“), was an den ausgeblase- 
nen schnell verbleicht, wo sie dann meist nur noch als grauliche oder graugrünliche, verwaschene 
Wolkenzüge in kaum zwei Schattirungen, oft nach der Basis dichter und kranzartig, erscheinen. 
Ausser dieser Färbung unterscheidet sie auch noch das Korn, welches meist sehr ästig verzweigte, 
deutlich gekörnelte erhabene Züge mit kurzen Zwischenräumen und deutlich gerundete oder etwas 
eckige grössere und kleinere Poren enthält. Sie haben meist ziemlich starken Glanz und scheinen 
inwendig weisslichgrünlich durch. Mit diesen Kennzeichen zusammengenommen wird man stets im 
Stande sein, sie von allen andern Eiern zu unterscheiden. 


11. (4.) Der Orpheus-Strauchsänger. Sylvia orphea. Timm. (Curruca orphea Bosr.) 
Tab. XX. fig. 4. a..b. c..*7*) 


Nur etwas schlanker als vorige Art und ihr in Lebensweise und Sitten nahe verwandt, ersetzt 
dieser Strauchsänger dieselbe nach Süden, wo er ebenfalls in manchen Gegenden häufig ist, in andern 


*) Durch Hrn. Pregl in Wien gesammelt. 

"*) So stellt sie die Abbildung in der Fortpflanzung der europäischen Vögel vor. 

***") Bei Scnmz Abbild. u. Beschr. Tab. 9 ist wohl der Vogel vorgestellt, aber Nest und Eier gehören sicher 
nicht ihm, sondern wahrscheinlich S. atricapilla an, was auch von der copirten Abbildung bei TimexemanN und 
Bre#m, Tab. VI. fig. 3 gilt. - 

23 


ganz fehlt oder nur selten vorkommt. In Europa findet er in der Schweiz und der Umgegend 
Metz seine nördli renze, von da geht er bis zum westlichen Asien sowie zum i 
nördlichen i ni“ später im Frühjahre kehrt er an seinen Ni zurück, wo das Männch 
sich durch und melodischen Gesang bemerklich macht. latz wird ein dichter, wo 
möglich stachl Strauch erwählt, wo das Nest, selten über ‚ am liebsten aus wolligen 
Pflanzenstengeln, gross und dickwandig sehr geschickt erbaut wird, dass es dem Neste des Lanius 
rufus nahe kommt. Ich habe 25 solcher Nester aus Italien, Dalmatien und Griechenland vor mir, 
von denen ich folgende bervorh . Nr. 1, ein kleines aus Griechenland, enthielt Ende Mai 
3 Eier. Es ist 3°/” breit, 11%” h inwendig 2” weit und #/,” tief, besteht aus Gnaphalium- und 
andern dürren Pflanzenstengeln, die mit verschiedenen zarten Pflanzenfasern, welche auch die innere , 
Ausfütterung ausmachen, verbunden sind. Nr. 2, ein kleines aus Dalmatien, ist 3°,” breit, 2'/%” 
hoch, inwendig 2'/,/” weit, 4'/” tief, auswendig aus dürren Grashalmen und rauhen Pflanzenstengeln 
sehr dicht und sauber zusammengesetzt, die Zwischenräume aber sind mit Fasern und etwas Samen- 
wolle ausgefüllt, welche letztere auch nebst einigen zarten Stengeln eines kleinen M ie innere 
Auskleidung macht. Seine Wände sind fast ganz undurchsichtig; es enthielt A 6 frische 
Eier" Die Mehrzahl der Nester hat um 4” Breite, 2'/” Höhe, 2'/” Weite, und 1'%” Tiefe ; allein 
es kommen auch ansehnlich grössere vor. Das grösste der meinigen hat über. 5” Breite und ist 
inwendig über 3” weit; andere sind an 3” hoch und über 2” tief. Stoffe und Bauart sind aber 
höchst übereinstimmend und lassen über die Art keinen Zweifel. Manche sind allein aus Gnaphalium- 
stengeln erbaut, alle andern enthalten einen bedeutenden Antheil davon, bei manchen findet f 
ziemlich viel Laubmoos, auch Wolle beigegeben. Die innere Auskleidung bei Bu 
den zarten Fasern der Stipa pennata, bei andern aus Rindenstreifchen inreben, Würzelchen ur 
Grashälmchen ; bei einem italienischen ist das Innere mit Fischschuppen ausgelegt, bei keinem aber 
finden sich Pferdehaare. Durch zierlichen Bau und Dichtigkeit sind diese Nester vor denen aller 
andern grösseren Strauchsänger ausgezeichnet. Die gewöhnlichste Satzzahl scheint 6 zu sein, und 
die Eier jedes Nestes weichen wenig in Färbung, oft aber sehr in Grösse und Gestalt ab. Ich habe 
64 Exemplare zur Vergleichung und finde an ihnen Folgendes: Länge 7%”, Breite 6'/”, 4 Stück; 
Länge 8”, Breite 6',”, 2 Stück; Länge 8'4”, Breite 6'/, bis 6%,” Stück; Länge 8%”, 
Breite 6'/, bis 7”, 48 Stück; Länge 9°”, Breite 6", bis 7'/”, 47 Stück; Länge 9'/ Breite 6), 
bis 7””, 14 Stück; Länge 9", Breite 6%”, 2 Stück; Länge 10", Breite 6%”, 4 Das 
Gewicht steigt von 1°/, bis etwas über 2Y/, Gran; bei weiten die Mehrzahl hält sich zwischen 2, 
und 2'/, Gran. Die Gestalt ist bei allen ungleichhällig, der grösste Durchmesser findet sich der 
stumpfen oder etwas spitzer zugerundeten Basis weit näher als der meist sehr stark abfallenden, 
stumpf zugespitzt Gestreckt ist nur eine kleine Zahl Die Grundfarbe ist ein reines G 

weiss, was nur bei n fast weiss oder etwas grüner erscheint. Die dreifachen Fl k 

zu unterst aschgrau, dann grünlichgrau und zu oberst bräunlichgrau oder grünlichbraun. Sie ändern 
nur in Menge, Grösse und Lebhafligkeit etwas ab, sind bei manchen sehr klein, sparsamst, blass oder 
lebhaft; bei andern werden sie etwas grösser, bei wenigen fliessen sie zum Theil nenn a es 
auf den Abbildungen angegeben ist. Etwa bei dem vierten Theile bilden sie ein ‚lockeres ränzchen 
um die Basis. Ihr Korn hat zart gekörnelte, ästig verzweigte und verworrene, schwach erhabene Züge 


| 
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mit schmalen, unterbrochenen Zwischenräumen und sehr deutlichen tiefen, kleinen, gerundeten oder 
»- eckigen, auch zusammengedrückten Poren; der Glanz ist mässig oder ziemlich stark. Mit 
andern Sängereiern sind sie nicht füglich zu verwechseln und von den in Grösse und, Färbung 
zuweilen nahestehenden Eierä, des Haussperlings und der Kappenammer unterscheidet sie das 
Korn leicht. | ” 


12. (5.) Der fahle Strauchsänger (Dorngrasemücke). Sylvia einerea. Larn. (Motacilla sylvia 1.. 
Curruca cinerea Biss.) 


Tab. XX. fig. 6. a. b. c. [Guentuer und Wırsing, Tab. XV oben u. Lewis, Tom. IV. Tab. XXIV. tie. 1. 
MUELLER, Sänger. Heft I. Tab. p. IX. Turexemann und Brenm, Heft II. p. 40. Tab. VII. fig. 3. Hewırson, 
Col. illustr. Tab. 27.] 


Es ist dieser Sänger kleiner als der Mönch- und Gartensänger und wiegt nur um 4 Quentchen: 
seine Verbreitung ist aber eine schr weite, da sie sich fast über ganz Europa, ganz kahle Gegenden 
ausgenommen, einen grossen Theil von Sibirien, Kleinasien, Arabien und Nordafrika erstreckt, wo er 
an geeigneten Stellen auch schr häufig vorkommt. Er ist in der Färbung mit einigen südlichen Sän- 
gern, besonders der Sylvia conspieillata nahe verwandt, der sich aber doch, da auch Nest und Eier 
bedeutend abweichen, als selbstständige Art zu bewähren scheint ‘). Als Zugvogel erscheint er im 
Frühjahre ungefähr mit dem Mönchsänger an seinem Nistplatze und wählt sich da vorzüglich dorniges 
Gesträuch, sei es im freien Felde, in Wäldern oder Gärten ““); nur dichten Hochwald, besonders aus 
Nadelholz, meidet er ganz. Der Gesang des Männchens ist sehr munter und eigenthümlich, aber 
nicht so melodiereich und schön als bei Sylvia hortensis und atricapilla. Häufig fliegt es singend 
Ai mehrere Fuss in die Höhe und senkt sich schräg oder im Bogen wieder in das Gebüsch, 

ie es ungefähr der SE... thut. Weil er in vielen Gegenden ungemein häufig vorkommt, 
so ist er auch in der Wahl des Nistplatzes nicht sehr eigensinnig, setzt sein Nest zwar am liebsten 
in dorniges Gesträuch nicht hoch über dem Boden, bringt es aber auch in anderm Gesträuch, ja sogar 
in Grasbüschen oft ganz nahe am Boden an, wo es eben nicht besonders befestigt, sondern ziemlich 
locker eingesetzt wird. In den Maassverhältnissen wechselt es sehr ab, Grashalme enthält es aber 
immer und besteht oft allein aus ihnen. Aus näherer Angabe einer Reihenfolge werden die vor- 
stechenden Abweichungen deutlich werden. Nr. 4, ein kleines Exemplar aus einem Grasbusche einer 
sumpfigen Wiese unweit Köthen. Es ist auswendig 3'/” breit, 1” 8” hoch, inwendig noch nicht 
2” weit Wi über 4” tief, besteht ganz aus Grashalmen, welche nach innen feiner gewählt sind 
und nebst wenigen Pferdehaaren auch die Auskleidung bilden. Der Boden ist zwar ziemlich dick, aber 
doch durchsichtig; aussen sind einige Klümpchen Spinnenwebe angebracht. Es hatgrosse Aehnlich- 
keit mit flacheren Nestern der Sylvia palustris. Nr. 2, aus Holland von Hrn. Löbbecke, aus dem 
Strauchwerk einer sumpfigen Wiese, noch etwas kleiner und lockerer, besteht aus zarten, dürren 
Pflanzenstengeln mit Laubmoosen und Rohrrispen vermischt. Nr. 3, ebendaher , locker, aber sehr 


*) Auch bei dem südlichsten Vorkommen erscheint die Hauptfärbung fast unverändert. 

**) Es liebt dieser Sänger die Gartenanlagen weniger als der Gartensänger, aber meidet sie doch nicht ganz 
Ich habe selbst seit 20 Jahren ein Brütepaar nur wenige Schritte von meinem Wohnhause in niederm Rosengebüsch, 
wo es sich mit Sylvia atricapilla, hortensis und curruca sehr wohl verträgt, aber mit Lanius collurio in stetlem 


Streite lebt. 
IE 


.. 
Be 14 
sauber erbaut; 3'/,” breit, 2” 5” hoch, inwendig 2'/” weit, 4°/” tief. Seine zarten Wände 
stehen aus feinsten Grashälmchen mit ziemlich viel Spinnenwebeklümpchen; das Innere ist zi 
(dicht mis schwa osshaaren ausgekleidet. Nr, 4, ebendaher, besteht aus me. 
mit viel Weidenwolle und ist inwendig mit einigen Gü. Würzelchen und etwas 
Pferdehaaren aisgelüttert. Es ist 3'/,” breit, über 2” hoch, 2'/,” weit und 1'/,” tief. Nr. 5, aus 
Ungarn, durch Hrn. Baldamus gesammelt, hat ziemlich grobe Stengel von Gras, Semmen und andern 
Pflanzen nebst viel weisser Weiden - und Schafwolle und ist mit Grashbalmen ausgekleidet. In den 


Maassen kommt es mit vorigem ü N Nr. 6, ein grosses Exemplar von Toulouse, von Hrn. Pro- 
fessor Mocquin-Tandon gesendet. fast 4” breit, 2'/” hoch, 2'/,” weit und 4°/” tief, besteht 
ganz aus Grashalmen und ist inwendig mit schwarzen Rosshaaren dicht ausgekleidet. Nr. 7, aus der 
Umgegend von Dresden, in einen Berberisbeerstrauch gebaut, ist #” breit, fast 3” hoch, 1%,” weit _ 
und 4°/” tief, mit eingezogenem Innenrande, was nur selten vorkommt. Es besteht aus Waldstroh 
und Grashalmen, deren Rispen die innere Auskleidung bilden. Nr. 8 ist aus den bekannten Wal- 
dungen bei Diebzig. Es stand am 21. Juni in niederm Gestrüppe in einen kleinen Wei rn- und 
Seggenbusch schwebend eingebaut. Es ist kegelförmig, unten abgestumpft, 3” breit % hoch, 
1%, weit und ziemlich 2” tief. Würzelchen, Waldstroh und Grasstengel bilden die lockeren Wände, 
letztere die innere Auskleidung. Von Spinnenwebe ist nur ein Klümpchen vorhanden. Die Eier glei- 
chen vollkommen denen, welche Hr. Professor Neumann der Sylvia locustella zuschreibt, und das 
Nest ist vollkommen rohrsängerartig. Allein der brütende Vogel ward zu bestimmt erkannt, als dass 


irgend ein Zweifel aufkommen könnte. Im Ganzen sind diese Nester weit weniger sparrig als die 
Sylvia hortensis, aber nicht so sorgsam wie die von Sylvia atricapilla 
Von den Eiern liegen über 100 Stück vor, die von Schottland | an und von Sicil 


bis Schweden gesammelt worden sind. Sie ändern sehr ab und nur durch fortlaufende Vebergänge 
lernt man sie kennen und von verwandten Arten unterscheiden. In den Sammlungen vertreten sie 
häufigst die Stelle von Sylvia locustella, palustris, melanocephala, conspieillata und vieler anderer klei 
ner Vögel, mit denen sie mehr oder minder verwandt sind. In den Maassen verhalten sie sich wie 
folgt: Länge 7'//”, Breite 6 und 6'//”, 2 Stück; Länge 7'4”, Breite 6'//”, 3 Stück; Länge 7°”, 
Breite 6'//”, 8 Stück; Länge 8””, Breite 6 bis 6'/”, 27 Stück; Länge 8'/”, Breite 6 bis 6'/,”, 
29 Stück; Länge 8'/”, Breite 6 bis 6'/”, 19 Stück; Länge 8%”, a: bis 6,7, 11 Stück ; 
Länge 9°”, Breite 6%”, 2 Stück Die kleinsten wiegen 1'/, Gran, bei weitem die Meh hält sich 
um 1%, Gran und auch die grössten erreichen ein Gewicht von 2 Gran nicht ganz. Ihre Gestalt ist 
kürzer oder gestreckter ungleichhälfiig, nach der Basis abgerundet oder auch stark abfallend, nach 
der Höhe stark abfallend und stumpf, seltner etwas scharf zugespitzt. Die Grundfarbe ist grünlich 
in das Weissliche, Graulichgrüne, Gelbliche, Bläuliche, alles reiner oder schmuziger. Alle h 
unterst grössere, & aschgraue, grünlich - oder bräunlichgraue Flecke, welche häufig 
Basis einen lockern oder dichten Kranz bilden und meist stark hervortreten. Bei der Mehrzahl ist nun 
fast die ganze Oberfläche mit feiner, verworrener Zeichnung in zwei Schattirungen bedeckt - 
dem sind nur noch wenige abgesonderte unregelmässige Flecke vorhanden. Die geri hat 
etwas reineren Grund und sparsame Fleckchen und Pünktchen. Das Korn hält sich zwischen Sylvia 
atricapilla und hortensis, nähert sich aber mehr der letztern Art und wird zuweilen fast ebenso zart 


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| 


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als bei dieser. Inwendig scheinen sie nach der Grundfarbe reiner oder schmuziger grünlich durch. 
sehr bemerkbaren Unterflecke zeichnen sie von den Eiern der nächsten verwandten aus, von 
andern das Korn. Meist werden in einem Sommer zwei Bruten zu Stande gebracht. 


13. (6.) Der geschwätzige SAlhsänger. Sylvia eurruca. L. (Larn). (Motaeilla eurruca L. Cur- 
ruca garrula Brıss. Sylvia garrula Becust.) 
Tab. XX. fig. Al. a.b.c.d. [Krris, p. 25. Tab. X. fig. 6. 8. 45. Lewın, Tom. IV. Tab. XXIV. fig. 4. MuELLeR, 
Tab. p. 12. Naumanx und Bunte, Heft 5. Tab. 9. fig. 14. Turenemann u. Breum, Heft II. p.%1. Tab. VII. fig. k.] 

In der Verbreitung kommt dieser kleine Sänger, dessen Gewicht nur 3 Quentchen beträgt, fast 

mit der vorigen Art überein, nur dass er nicht ganz so hoch nach Norden geht und im tiefern Süden 
nicht nistet. Als ein mit seiner Art unverträglicher Vogel hält jedes Pärchen ein ziemlich weites 
Standrevier, weshalb er nur zerstreut, doch an geeigneten Plätzen überall vorkommt. Im mittlern 
und südlichen Deutschland ist er einer der bekanntesten Sänger, da er sich dem Menschen sehr gern 
anschliesst und bis in die kleineren Gärten auch grösserer Städte folgt. Im Frühjahre kehrt er zeitig 
mit der ersten Belaubung der Sträucher, vor dem Mönchsänger, zurück, wo sich das Männchen bald 
durch seinen fröhlichen Gesang bemerklich macht, dessen angenehmere Töne ziemlich leise vorge- 
tragen werden und mit einem etwas härteren, raschen Lidl-lidl-lidl-lidl enden. Obgleich dieser 
Sänger, wenigstens vom nördlichen Deutschland an, regelmässig nur eine Brut des Jahres zu Stande 
bringt "), so fängt er doch damit zeitig an, wählt zum Standorte des Nestes allerlei dichtes Strauch- 
werk, besonders gern Stachelbeerbüsche und Jasmin, auch todte Umzäunungen und Reissighaufen, 
wie es ihm gerade nach Oertlichkeit und Witterung passend erscheint. Man tindet das Nest von 
Pe 10° über dem Boden, seltner aber über Mannshöhe. Es wird zwar ganz locker auf eine hori- 
zontale oder aufsteigende Gabeltheilung oder mehrfache Verästelung eines Zweiges gestellt, aber doch 
fest genug, dass es Wind und Wetter hinlänglich widersteht. Oft sind die Materialien sparsam ver- 
wendet und das Ganze erscheint ziemlich durchsichtig; doch sind andere recht dicht und sorgsam 
verfertigt. Immer habe ich die später im Sommer erbauten lockerer gefunden. Aus einer grossen 
Anzahl will ich die wichtigern Exemplare etwas näher angeben. Nr. 1, Anfangs Mai im Prater bei 
Wien in einem Weissdornbusche angebracht. Es bildet einen flachen Napf von 3°/,” Breite, 1°//” 
Höhe, 3” Weite und 1'/” Tiefe, hat ziemlich dichte Wände aus verschiedenen zarten dürren Pflan- 
zenstengeln, mit einigen Klümpchen Spinnenwebe und etwas Laubmoos, und ist inwendig mit zarte- 
sten Würzelchen dicht ausgelegt. Nr. 2, vom Fusse des Riesengebirges im Mai, mit 6 Eiern. Es ist 
3// breit, 2°/” hoch, 2” weit und 1'%” tief; diekwandig und fast undurchsichtig. Laubmoos, mit 
dürren Stengeln durch sehr viel Spinnenwebe verbunden, bildet die Wände, schwarze und lichte 
Rosshaare die innere Auskleidung. Nr. 3, Mitte Mai bei Dresden in einem lockern Reissighaufen 
ja besteht aus sparrig zusammengelegten, dürren Blattstielen der weissen Akazie (Robinia pseud- 
acacia) und einigen dürren Pflanzenstengeln mit wenigen Klümpchen Spinnenwebe, ist inwendig mit 
zarten Würzelchen und einigen Rosshaaren ausgelegt. Nr. k, aus Dalmatien, besteht ganz aus 
Waldstrohstengeln, welche sauber und dicht in einander gesteckt und mit vielen Spinnenwebe- 
Kinn verbunden sind, während die Auskleidung von Würzelchen und einigen Rosshaaren 


*) Schon in der Umgegend von Dresden brüten sie in günstigen Sommern gewöhnlich zweimal. 


Eu a Hi 
= 


1n2 


gebildet wird. Das ausgebleichte Material lässt es ganz licht erscheinen, während die mehrsten 
eine dunkle Färbung haben. Nr. 5, aus der Umgegend von Dresden, Mitte Juli in einem 
busche angebracht a, breit, 2” hoch, 1” 44” weit und 4°,” ü z durchsichtig aus 
gen dürren Grashäl und Würzelchen zusammengesetzt und Klümpchen Spinnenwebe 
an die Tragzweiße befestigt. Eigentlich besteht es nur aus der A ng. Zwei sehr ähnliche 
sendete Herr Professor Mocquin-Tandon aus Toulouse, deren eins eine Unterlage von dürren Blättern 
hat. Ganz ohne Spinnenwebe habe ich keins gesehen, die bei manchen einen wirklichen Bestandtheil 
der Wände bildet. Pferdehaare im I haben nicht alle, bei manchen werden sie durch Schweins- 
borsten, bei vielen durch Würz tzt. Sehr grosse Uebereinstimmung haben sie mit den 
Nestern der nachfolgenden % Arten, wo die Eier sichrere Unterscheidungszeichen gewähren, Der Satz 
bei der ersten Brut enthält 5 bis 6 Eier, bei der zweiten 3 bis &, welche auf gleiche Weise wie bei 
den verwandten Arten sehr abändern. Ich lasse das Verhalten von 100 Stücken hier folgen”). Länge 
6°/”, Breite 5°/,’, 4 Stück; Länge 7””, Breite 5°//”, 2 Stück; Länge 7'//”, Breite 5°, bis 6”, 
9 Stick: ‚Länge 7)”, Breite 5°, bis 6°”, 59 Stück; Länge 7°//”, Breite #/, bis 6'//, 23 Stück ; 
Länge 8”, Breite 5 bis 5°/,”, 5 Stück; Pal 9”, Breite 5”, 4 Stück. Die zo wiegen 
1 Gran, die grössten 4'/, Gran, die Mehrzahl hält sich in der Mitte. Alle sind ungleichhälflig, die 
mehrsten etwas kurz, nur wenige sehr gestreckt, an der Basis sanfter oder stärker zugerundet, nach 
der Höhe meist stark abfallend, stumpf, selten scharf zugespitzt. Die Grundfarbe der mehrsten ist 
milchweiss, zieht bei vielen ins Grünliche, bei wenigen schwach ins Bräunliche. Sie sind alle gefleckt, 
die Mehrzahl sparsam, nur an der Basis dichter, und vier Fünftheile führen ein lockeres oder di 
res Kränzchen daselbst, Die untersten Fleckchen sind aschgrau oder 1, die mittleren grü 
die obersten braun oder grünbraun, heller oder dunkler, lebhafter o Meist sind die 
klein oder sehr klein, seltner grösser und zusammenlliessend, nur bei wenigen den Grund 
eckend. Einige führen auch dunkle Haarzüge. Inwendig gegen das Licht scheinen alle grünlich durch 
Das Korn ähnelt dem von Sylvia hortensis, die Poren sind aber weniger bemerkbar. In den Samm- 
lungen liegen sie oft als Rohrsängereier, von denen sie aber schon das Korn leicht unterscheidet. 
Für den Geübteren ist ihre ganze Erscheinung eine andere. 


14. (7.) Der Brillen-Strauchsänger. Sylvia conspieillata, Aanwons 
Tab. XX. fig. 8. a. b, D ‘ 


Die & folgenden Sänger, welche mehr dem Süden angehören, sind ebensowohl unter sich, 
als mit dem geschwätzigen Sänger nahe verwandt. Sie haben als gemeinschaflliches Kennzeichen 
einen kahlen, aufgetriebenen Augenliedrand der Männchen in der Nistzeit, kommen aber in Lebens- 
weise mit den andern Strauchsängern und in der Grösse mit dem vorhergehenden überein 
Brillensänger auch ind Färbung, sodass ihn Hr. Dr. Gloger nur für eine südliche Nr 
desselben mit gesteige r Färbung erklärt. Ueber die Lebensweise desselben, da er Sardini 
Sicilien angehört, wissen wir wenig. Hr. Professor Küster brachte mir aus Sardinien Nest ur 


en nn en u nennen ne u ern 


*) Ein Zwergei meiner Sammlung misst bei 44” Länge 3%,” in der Breite und ist so das kleinste Ei, welches 
ich besitze 


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desselben, wo er es am 30. März mit 5 Eiern vorfand *). Es hat die Gestalt eines schrägen, abge- 

ften Kegels, ist 3” breit, 2'/,/” hoch, 1°,” weit und tief, ziemlich diekwandig aus sparrigen 
.Grasstöckchen, einigen rauhen Pflanzenstengeln, viel Samenwolle und etwas Spinnenwebe erbaut 
und inwendig mit Würzele nd einigen Menschen - und Pferdehaaren ausgekleidet; weder das 
Aeussere noch das Innere ist mit besonderer Sorgfalt behandelt. Die sehr zarten Eier sind 7°//” 
lang, 5°/, bis 6” breit, nach der Basis sanft abfallend, nach der Höhe stark, aber stumpf zugespitzt. 
Ihre Grundfarbe ist ganz blass graugrünlich, auf ihr finden sich feinste grauliche und graugrünliche 
Fleckchen, die nach der Basis etwas dichter stehen. Nur an dem einen Exemplare stehen die etwas 
grösseren Fleckchen getrennt und reiner. Ihr Korn ist noch zarter als bei Sylvia curruca, ihr Gewicht 
beträgt um 1'/, Gran. 


15. (8.) Der weissbärtige Strauchsänger. Sylvia passerina. Gw. (Larn.). (Motacilla passerina Gm. 
Sylvia subalpina Boneiı. S.leucopogon Meyer. S. mystacea MEnerR.) 
Tab. XX. fig. 9. a. b. u. 5. a. b. (Sarpa). 

Die Küsten des Mittelmeeres“‘) bis zu denen des caspischen Meeres sind der vorzüglichste Auf- 
enthalt dieses zierlichen Sängers, welcher besonders gern struppiges Gebüsch sonniger Hügel bewohnt. 
Herr Professor P. Savi hat sich fleissig mit der Naturgeschichte desselben beschäftigt, gibt den Ge- 
sang des Männchens ähnlich mit dem von Sylvia cinerea an und sagt, es steige singend ebenfalls 
zuweilen in die Luft auf. Sie machen nach ihm jährlich 2 Bruten und stellen das Nest ziemlich ver- 
borgen in das Gebüsch, 3—5’ über dem Boden. Drei Nester dieser Art, welche ich besitze, nähern 

zwar etwas denen von 


Inia curruca, sind aber doch eigenthümlich. Nr. 1, aus der Umgegend 
Montpellier, von Hrn. Professor Mocquin-Tandon gesammelt. Es stand in einem Distelbusche 

'/, über dem Boden, ist 3” breit, 1Y/,” hoch, 1'/,,” weit und 9” tief, besteht aus Würzelchen und 
nicht sehr langen, zarten Stengeln wolliger Pflanzen und ist inwendig mit Würzelchen, Blättchen und 
einigen Baststückchen locker ausgelegt. Nr. 2, aus Dalmatien, ist ziemlich halbkugelig, 3'/,” breit, 
1/5 hoch, 2'/,” weit, 11,” tief, besteht aus denselben Stoffen, enthält aber etwas mehr Spinnen- 
webe. Die dicken Wände sind nur wenig durchsichtig, das Innere ist mit Würzelchen sauber ausge- 
kleidet. Nr. 3, ebendaher und von gleichen Maassen, enthält wenig Würzelchen, aber mehr Gras- 
hälmchen, mit welchen es auch, nebst einigen Pferdehaaren, inwendig ausgelegt ist. Das erste ist 
wahrscheinlich ein Nest der zweiten Brut, die beiden letzten aber der ersten. Nach Hrn. Professor 
Mocquin-Tandon ist dieser Sänger auf Teneriffa sehr häufig, wo er in der Cytisusregion des Piks 
etwa 8000’ über dem Meere und an den dürren Küstenstrecken gleichmässig vorkommt, dazwischen 
aber selten ist. Ein Nest ward daselbst in den Zweigen eines Chrysanthemum frutescens gefunden, 
ar halbkugelig und künstlich aus Grasblättern und Halmen erbaut, inwendig mit Fasern und 
Wcen ausgekleidet. Die 5 Eier, die es enthielt, gleichen in der Gestalt denen von Sylvia rufa, 


*, In der „Isis“, Jahr 4835, p. 217, gibt er über diesen Sänger folgende Notiz: Er scheint in Sardinien nicht 
selten sein, wo ich ihn meist auf buschigen Hügeln, etwa 4—600 F. über dem Meere, antraf. Fast behender noch 
als der schwarzköpfige Sänger durchlüpft er die Büsche mit grösster Hurtigkeit. Singend sitzt er mit lockerem Ge- 
fieder auf einem freien Zweige oder Gipfel eines Strauches; sein Gesang ist einfach, aber laut und angenehm. Er 
nistet nicht hoch über der Erde in Bäume oder Büsche. 

**) Er geht jedoch auch in das Land hinein und findet sich nach Norden bis Kärnthen verbreitet. 


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sind schmuzig weiss und mit einer Menge von röthlichgrauen Pünktchen bedeckt, welche besonders 
an der Basis sich häufen "). Hr. Professor Savi gibt die Zahl der Eier zu 4 bis 5 an und i 


sie als rundlich,, ichweiss mit dunklerer Abzeichnung. ne nur 41 Stück derselben, 


* 


welche wie die von Sylvia eurruca unter sich abweichen. "Lät ”, Breite 5°/”, 2 Stück ; j 
Länge 7””, Breite 5°/”, A Stück ; Länge 7'/4”, Breite 5°/, bis Stück; Länge 7°//”, Breite ) 
6”, 4 Stück; Länge 8”, Breite 5%, und 6”, 2 Stück. Das Gewicht steigt von 4 bis 1'/, Gran; 
die Gestalt ist ungleichhälfig kurz, selten etwas gestreckt. Die beiden französischen Exemplare | 
haben auf grauröthlichweissem G thlichgraue, mattere und lebhaftere Pünktchen und um die 
Basis Fleckchen zu einem dichten zchen vereinigt; die dalmatischen auf röthlich- oder grünlich- 
weissen Grunde asch- oder grünlichgraue, dann grau oder gelblich bräunliche Pünktchen und Fleck- 
chen, gleichmässig oder nach der Basis dichter und kranzartig; & Stück aus Kärnthen mit grünlichem 
Grunde, sind aschgrau,, blasser und dunkler grün zerstreut gefleckt, sodass besonders nach der Höhe 
der Grund theilweise frei bleibt. Bei allen stechen die untersten, meist auch grösseren Flecke so leb- 
haft vor wie bei Sylvia einerea, und sie sind hierin sehr von den Eiern der Sylvia verschie- 
den. Ihr Korn ist ebenfalls ganz anders, indem die ästigverzweigten, zarten, un 0 fein- j 
gekörnelt erscheinen, was sie besonders von allen etwas ähnlich gefärbten Sängereiern unterscheidet. 
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16. (9a.) Der staffelschwänzige Strauchsänger. Syloia provineialis. Gw. (Larn.). ( Motacilla pro- 
vineialis Gw. Sylvia Dartfordiensis Larn. Melizophilus provincialis Lsxcn.) 


Tab. XX. fie. 10. a.b. [Scnmz, Abb. u. Beschr. Tab. p. 16, Vogel, Nest und Eier. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. 4 
Col. illustr. Tab. 29. vr 
Färbung und Körpergrösse stimmen sehr mit voriger Art, doch nie so deutliche 
streifen vor, und der lange, abgestufte Schwanz, nebst den längeren Tarsen etc. unterscheiden ihn 
stets sicher. Er lebt von England an im südlichen Europa bis Griechenland, wo er als Standvogel 
in dichtem Gestrüpp sich sehr verborgen hält und deshalb wenig bekannt ist. Montague beobachtete 
in Cormwall im Juli drei nistende Pärchen und gibt darüber folgenden Bericht. Es hält sich dieser 
scheue, kleine Sänger besonders in Triften von Stachelginst (Ulex europaeus) auf, durch dessen Ge- * 
strüpp er mit grosser Schnelligkeit gleitet, und wo das Männchen seine schy che, aber schrillende 
Stimme of hören lässt. Am 47. Juli hatten zwei Pärchen Junge un a sehr ich bei 
Annäherung. Das dritte Pärchen war beschäfligt, Nestmaterialien zu ‚ und am 49ten war 
das Nestchen fertig; am 21sten enthielt es 1, den 26sten & Eier, mit denen es genommen ward. 
Es besteht aus dürren Pflanzenstengeln besonders von Grasarten,,mit zarten, dürren Zweigen des 
Stachelginst , welches alles lose durcheinander gesteckt und mit etwas Wolle vermischt ist. Auch ist 
hier und da eine Feder beigegeben. Die Ausfütterung ist ebenfalls ganz locker aus einigen 
Seggenstengeln mit ansitzenden Rispen, so dass alles sehr durchsichtig bleibt und dem N 
Syleia einerea ähnelt. So haben auch die Eier Aechnlichkeit mit denen dieses Vogels, nur dass 
kleiner sind und gefüllt etwa 22 Gran wiegen. Ihre Grundfarbe ist grünlich , darauf sind sie grau 
und olivenbraun dicht besprengt, an der Basis bildet die Färbung ein Kränzchen. Die aufgez 2 nen 


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*) Vergleiche: Ornithologie canarienne par P. B. Webb, S. Berthelot et Mocquin - Tandon , p. Ib. 


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Jungen bekommen Mitte August die Federn des Jugendkleides. So weit Montague. Das erste Mal 
# sie zeilig und Hr. Professor Savi erhielt schon im Mai flügge Junge. Ein Nest aus Montpellier 
verdanke ich der Güte des Hrn. Professor Mocquin-Tandon; es stand 2’ über dem Boden in einem 
wilden Rosenstrauche und ist ganz anders erbaut als die angeführten englischen Sommerexemplare. 
Es ist 2'/,” breit, 1'/” hoch, 4°/” weit und 1” tief, besteht aus dürren Grashalmen und Blättern, 
welche sorgsam und glatt ineinander gesteckt und mit Spinnenwebe verbunden sind. Der Grund des 
Napfes ist ebenfalls sauber und dicht aus Grashälmchen gebildet, nach oben aber ein breiter Rand 
aus Weidenwolle angebracht. Das Ganze ist vollkommen undurchsichtig. Ein anderes aus Sieilien 
durch Herr und Frau Gräfin Bose gütigst überbrachtes enthält 5 Eier und gleicht mehr den englischen. 
Es ist fast 3” breit, 2” A” hoch, 4” 44”” weit und 1” 8” tief, sehr locker und sparrig aus dürren 
Grashälmehen nebst andern dürren Pflanzenstengeln und etwas Pappus erbaut, inwendig locker mit 
Hälmchen und Würzelchen ausgelegt. Ein drittes Exemplar aus Italien hat fast dieselben Maass- 
verhältnisse und Materialien, nur dass letztere etwas gröber und die Wände dicker sind. Von den 
Eiern habe ich 14 Stück aus England, Frankreich, Italien und Griechenland zur Vergleichung, die 
in den Verhältnissen ziemlich mit denen von Sybyia curruca gleichlaufen. Länge 7'//”, Breite 6”, 
2 Stück; Länge 7'/,”, Breite 5°/, — 6”, k Stück; Länge 7°//”, Breite 5°//”, 5 Stück; Länge 8” 
Breite 5°/,”, 2 Stück; Länge 8'//”, Breite 5°//”, 1 Stück. Ihr Gewicht beträgt um 1'/, Gran; ihre 
Gestalt ist ungleichhälftig, kürzer oder gestreckter, nach der Basis zugerundet oder sanft abfallend, 
nach der Höhe meist stark abfallend, stumpf zugespitzt. Die Grundfarbe ist blass graugrünlich, die 

erfläche dicht oder ziemlich dicht mit kleinsten und kleinen gelblich oder olivengrünen Fleckchen 

treut, welche meist vor der Basis etwas grösser werden, ein Kränzchen bilden, oder sie ganz 
decken. Der Glanz ist ziemlich stark; das Korn ähnelt dem von Sylvia einerea und zeichnet sich 
besonders durch grosse, dichte Poren aus. Durch dasselbe unterscheiden sie sich sicher von ähnlich 
gefärbten Eiern der Sylvia aquatica und phragmiitis. 


16. (9 b.) Der sardinische Strauchsänger. Sylvia sarda. Marmora. 
(Scnmz, Abb. u. Beschr. p. 16. Tab. 7. Vogel, Nest u. Eier.) 

Grösse und Verhältnisse der einzelnen Körpertheile und Färbung der Oberseite des Körpers 
stimmen auf das genaueste mit denen der Sylvia provincialis, bei welchem Sänger auch die Unter- 
seite von einem schwachen röthlichen Blaubraun bis in sehr dunkles Graupurpur wechselt, so dass 
ein Uebergang in die dunkelgraue Färbung der Unterseite von Sylvia sarda fast ganz allmälig vor- 
bereitet wird. Dies bestimmt mich, diesen Vogel vorläufig nur als Abänderung jener Art aufzustellen. 
Man hat ihn immer nur einzeln neben der vorigen Art gefunden, mit der er auch nach Hrn. Pro- 
le Savi in der Lebensweise übereinstimmt. So gibt auch der Ritter von Marmora an, dass beide 
auf denselben Lockton herbeikommen. Nest und Ei, welches Hr. Professor Schinz abbildet, gleicht 
vollkommen der vorigen Art. Was ich als Eier von ihm erhalten hatte, stimmt ganz mit denen von 
Sylvia passerina, wohin auch die beiden Figuren der Tab. XX, 5. a. b. zu ziehen sind. 


17. (10.) Der schwarzköpfige Strauchsänger. Sylvia melanocephala. Gw. (Larn.) (Motacilla wi: y i 
cephala Gw.) 


Tab. XX. fig. 7. ab. [Scmsz, Abbild. u. Beschr. p- 10. Tab. 4 el, Nest und Eier.) i 
Die Grösse dieses Sängers übertrifft nur wenig die von Sylvia , sein Aufenthalt erstreckt 
sich von Teneriffa längs der Küsten des Mittelmeeres bis Aegypten, wo er als Standvogel sich beson- 
ders in niederm Buschwerk der sanfteren Hügel und trocknen Niederungen aufhält. Er liebt auch 
Gärten, besonders wo die Umzäunung aus Fackeldisteln besteht, da diese Pflanze sein Lieblings- 
aufenthalt und ihm zum Aufstellen Nestchens die angenehmste ist. Das Männchen singt im Früh- 
jahre auf einem freien Zweige, einige Schuh über dem Boden sitzend, trillernd , aber schwach und 
nicht eben sehr melodisch, verkriecht sich aber dazwischen immer wieder in das Gebüsch, aus dem 
das Weibchen nicht gern hervorgeht. So schliesst sich diese Art auch in Lebensweise ganz den 
drei vorigen Arten an. Ich habe eine ziemliche Anzahl Nester aus den verschiedenen Ländern seines 
Vorkommens vor mir und lasse deren Beschreibung folgen. Nr. I, aus einem Garten der Umgegend 
von Montpellier *), stand in einem Jasminstrauche (Philadelphus coronarius) 3’ über dem Boden und 
enthielt 5 Eier. Seine Breite beträgt 3”, seine Höhe 4” 14””, seine Weite 2” 4'/.”, seine Tiefe 4” #’”. 
Es ist sehr sauber aus zarten Grashalmen mit vieler Weidenwolle erbaut, ee mit etwas grü- 
ner Spinnenwebe versehen. Nr. 2, aus Sardinien, enthielt im März 5 Eier, ist 3'/” breit, 2'/,” hoch, 
1” 11” weit und 4” &” tie. Seine Wände sind sehr dick aus dürren Gras-Blättern und Halmen 
sowie einigen Rindenstreifen und Spinnenwebe zusammengesetzt, inwendig mit zarten Würzelcken 
und Grashälmchen ausgekleidet. Nr. 3, aus Dalmatien, im April mit 5 Eiern genommen; ist 3” 
breit, 2” 1” hoch, 2” weit und 4'/” tief, hat ebenso dicke Wand das vorige von gleic 
Färbung und besteht aus Grashalmen und Blättern mit zarten vollen Pflanzenstengeln, Spi d. 
webe und Fäden, und ist inwendig mit haarartigen Grashälmchen ausgefüttert. Nr. &, aus Sicilien, - 
durch Herrn und Frau Gräfin Bose, ist 3” 2 breit, 2"/,’ hoch, 2” 2” weit und 4” 2” tief, besteht 
aus dürrem Grase und andern dürren Pflanzenstengeln mit viel Spinnenwebe und ist inwendig mit 
Würzelchen, zarten Hälmchen und einigen Pferdehaaren ausgekleidet. So zeichnen sich diese Nester _ 
von allen verwandten Arten aus und nähern sich mehr den Nestern mancher Rohrsänger, ohne jedoch 
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ganz mit ihnen zu stimmen. Von den Eiern habe ich 26 Exemplare be deren Maasse folgende 

sind: Länge 7°//”, Breite 6 und 6'//”, 2 Stück; Länge 8”, Breite 6 bis 6'//”, 3 Stück; Länge 

8'/”, Breite 6 bis 6'/,”, 10 Stück; Länge 8'/,”', Breite 6°//”, 9 Stück; Länge 8%”, Breite 6)//”, 

2 Stück. Das Gewicht der kleineren beträgt 1'/,, das der grösseren bis 1'/, Gran; gefüllt wiegen 

sie 31 bis 32 Gran. Sie sind ungleichhällig, an der Basis stark oder sanft zugerundet, nach der 

stumpfen Höhe sanft oder stark abfallend. Ihre Grundfarbe ist meist graugrünlich, schmuziger oder 

reiner, matter oder lebhafter. Die meisten haben ziemlich dichte, kleinste, graue und grünliche 

chen, gleichmässig oder nach der Basis dichter, auch daselbst ein lockres Kränzchen bildend und 

nach der Höhe den Grund stellenweise freilassend. Manche nähern sich auch der Färbung von 

Sylvia hortensis und atricapilla und haben auf weisslichgrauem Grunde graue und graugrünliche 

Wolkenzüge, zuoberst aber nur einzelne, kleine, dunkle Punkte, Fleckchen und Haarzüge. Ihr Korn i 
\ 


* Durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon, j 
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P — 81 — 


kommt am mehrsten mit dem der Sylvia cinerea überein, ist aber noch etwas gröber; ihr Glanz ist 
mässig, oder ziemlich stark; inwendig scheinen sie matt grauweisslich durch. Ihre verschiedenartige 
Färbung, in der sie oft auch den Eiern von Alauda brachydactyla nahe kommen, macht ihre Unter- 
scheidung zuweilen sehr schwer und man muss Grösse, Gewicht und Korn genau berücksichtigen, 
wenn ınan nicht in Irrthum verfallen will. 


18. (11) Der Rüppell'sche Strauchsänger. "Sylvia Rüppellü. Temwm. ($.capistrata*) Rervr.) 
Tab. XXI. fig. 1. a. b. [Mus. Senkenberg. p. 181.] 

Auch bei dieser Art hat, wie bei den vorhergehenden, das Männchen in der Nistzeit rothe, auf- 
getriebene Augenliedränder; in der Grösse kommt er aber der Sylvia atricapilla gleich und bewohnt 
von Europa nur wenige Endpunkte von den attischen Gebirgsschluchten an; seinen Hauptaufenthalt 
scheint er aber an den Küsten und auf den Inseln des rothen Meeres zu haben. Hr. Dr. Lindermeyer 
sandte früher eine Reihe Nester und Eier als diesem Vogel angehörig aus Griechenland, die sehr 
eigenthümlich sind, mir aber immer als nicht recht sängerartig verdächtig waren. Ich erhielt später 
aus Dalmatien und Italien mehrere Nester mit Eiern von Fringilla chloris, durch die sich die Ueber- 
zeugung bestätigte, dass die erwähnten griechischen auch diesem Vogel angehören. In neuerer Zeit 
sandte nun derselbe Forscher ein Nest mit 3 Eiern als von dieser Art, was wol richtig sein mag. 
Das Nest ist napfförmig, 3,” breit, 2” hoch, 2'/,” weit und 1Y/,” tief, etwas sparrig und lose aus 
dürren Pflanzenstengeln, einigen dürren Blättern und Rindenstreifen von Weinreben erbaut, inwendig 
mit denselben, nur zarteren Stoffen locker ausgekleidet. Zwei der Eier sind 8'/,” lang, 6'//” breit, 
‚das dritte ist 9” lang, 6'/” breit; ihr Gewicht beträgt 4'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist milch- oder 

Iblichweiss, worauf sie zarte blassgrüne und graugrüne Pünktchen und Fleckchen führen, die vor 
der Basis ein schmales Kränzchen bilden. Das Korn ist höchst zart, aber die Poren sind sehr deut- 
lich, wie an Sylvia hortensis. Inwendig scheinen sie gelblichweiss durch, ihr Glanz ist mässig. Die 
sichere Darlegung der Fortpilanzungsverhältnisse dieser Art bleibt der Folgezeit anheimgestellt. Das 
unter ce abgebildete Ei ist ein solches, welches ich eher für Fringilla chloris halte. 


19, (12.) Der Sommer-Strauchsänger. Sylvia aestiva Gm. (Laru.). (Motacilla aestiva Gw. Sylvia 
* eitrinella Wins.) 
Tab. XX. fig. 12. a.b. [Wırs. II. p. 411. Tab. 15. fig. 1. Nurtar 1. p. 365. Aupus. Tab. 95. I. p. &76.] 


Lebensweise, Nestbau und Eier schliessen diesen zierlichen amerikanischen Sänger vollkommen 
hier an. Er ist etwas kleiner als Sylvia curruca, verbreitet sich des Sommers über das nördliche 
Amerika bis in die Nähe des Polarkreises, zieht sich aber gegen den Winter bis in die Nähe des 
Aequators zurück. Sobald die Witterung es gestattet, bezieht er im Frühjahre seinen Nistplatz, 
welchen er ebenso gern wie Sylvia curruca in der Nähe menschlicher Ansiedlungen wählt, wo er sich 
durch seinen muntern Gesang überall beliebt macht. Herr Nuttal, der seinen Gesang ausführlich 
beschreibt, gibt an, dass auch das Weibchen, besonders in der Zeit, wo es sein Nest baue, fast eben 
so gut, nur nicht ganz so stark sänge, als das Männchen. Das niedliche Nestchen wird meist in einen 


*) Es ist zwar dieser Name unstreitig besser als der erstere, kann aber doch als später gegebener nicht 
angenommen werden. 


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dichten Strauch wenige Fuss über dem Boden erbaut, doch zuweilen auch auf einen Baumzweig 

bis 50° hoch angebracht. Nach dem genannten ÖOrnithologen besteht es auswendig aus Hanf- 
oder Flachsfasern, Wolle von Asclepias und Eriophorum, mit zarten G: aiengela Hat in ein- 
ander gearbeitet und gerundet. Ich habe ein sehr schönes Nestch ieser Art aus Pennsylvanien 
erhalten *), welches hängend zwischen einige Eichenzweige eingebaut ist. Es hat eine etwas schräge 
Gestalt, die das Halbkugelige überschreitet, und eingezogenen Rand. In der grössten Breite mist 
es 2'/”, in der Höhe 1/,”, in der Weite am Rande 1'/”, ebensoviel in der Tiefe. Mit grauen 4 
Flachsfüden ist es um einen Zweig stark befestigt, welche den aus sehr feinen Grashälmchen gebil- 
deten Napf ganz umschliessen. Inwendig ist noch etwas Pflanzenwolle und einige schwarze und 
weisse Rosshaare hinzugethan, sodass der Grund undurchsichtig ist und das Ganze bei grosser Zart- 
heit doch hinlängliche Festigkeit hat. Das Vögelchen macht zwei Bruten im Jahre und legt & bis 
5 Eier, muss auch öfters ein Ei vom Kuhvogel (/eterus pecoris) mit ausbrüten, welcher nach Art der 
Kukuke seine Eier fremder Pflege übergibt. Hr. Nuttal berichtet, dass er dasselbe zuweilen, in dem 
Falle nämlich, dass es früher als sein erstes Ei gelegt wurde, mit einem Lager von Nestmaterial über- 
baue und so absperre, da er nicht im Stande sei, es aus dem Neste zu werfen. Die Eier selbst 
haben grosse Aehnlichkeit mit manchen der Sylvia curruca, wechseln in der Länge von 7 bis 8” 
bei einer Breite von 5°, bis 6”; doch hatte ich nur 10 Exemplare zur Vergleichung. Ihr Gewicht 
beträgt nur I Gran. Ihre Gestalt ist ungleichhälfig, kurz oder gestreckt, an der Basis sanft oder 
stark zugerundet, nach der Höhe stark abfallend, stumpf oder scharf zugespitzt. Ihre Grundfarbe ist 
grünlich, in das Weisse oder Bläuliche ziehend. Die unteren asch- oder bräunlichgrauen Flec 
stehen fast nur im Kranze, den alle meine Exemplare vor der Basis h welchen noch kleine 
grössere, oft zusammenfliessende Flecke, bei manchen auch noch Haarzüge ausfüllen, deren Fa 
helleres oder dunkleres Braun oder Rothbraun ist. Ihr Korn gleicht ganz dem von Sylvia curruca, 
inwendig scheinen sie grünlich durch und haben nur schwachen Glanz. Die Farbe des Grundes und 
der Flecke unterscheidet sie aber doch stets sicher von denen der Sylvia curruca. 


D. Rohrsänger. (Acrocephalus Naum. Arundinaceus \.nss. Calamodyta Dos. Calamoherpe Bois. 
Salicaria Seu».) 

Durch sehr gestreckten, schmalen und abgeflachten Vorderkopf zeichen sie sich von den vor- 
hergehenden aus, an die sie sich aber in vielen Stücken genau anschliessen. Zur Nistzeit halten die 
mehrsten sich in der Nähe des Wassers, da theils ihre Nahrung aus Wasserinsekten besteht, theils 
sie ihre Nester vorzugswgise in Rohr und Weidengebüsch anbringen. Nur eine Art erreicht eine 
Grösse, die sich der der Drosseln annähert, die andern sind kleine Sänger. Sie gehören dem alten 
Continente, vorzugsweise Asien und Europa an, gehen nicht bis zum Polarkreise und halten sich de: 
Winters in warmen Ländern auf. Sie leben zerstreut wie die Strauchsänger, sind höchst behend, 
unruhig und scheu, so dass nur der Gesang der Männchen, welcher sehr eigenthümlich ist, sie etwas 
bemerklich macht. Die mehrsten erbauen ihre Nester schwebend, manche setzen sie in Grasbüsche 
dem Boden nahe 


*) Durch gefüllige Vermittelung des Hrn. Notar Bruch ın Mainz 


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20. (1.) Der Drossel-Rohrsänger. Sylvia turdoides. Mey. (Turdus arundinaceus L. Turdus 
junco Pırı. Calamoherpe turdoides Bois. Salicaria turdoides Seu». Acrocephalus arundina- 
ceus G. R. Gray.) 7 
Tab. XXI. fig. 5. a. b. c. [NozEemAnn und Serr, Tom. II. p. 494. Tab. LIV. Naumann a. A. Tab. 46. fig. 103. 
NAUMANN und Bunte, Heft III. p. 6. Tab. V. fig. 12. Scuixz, Beschr. u. Abb. p. 19. Tab. 25. (das Nest in verjüng- 
ter Grösse). TINENEMANN u. Brenn, Heft II. p. 23. Tab. VI. fig. 2.) 


Die Verbreitung dieses Rohrsängers, welcher an 2 Loth wiegt und so alle eigentlichen Sänger 
an Grösse übertrifft, erstreckt sich über Europa, England und die nördlichsten Länder ausgenommen, 
bis in das angrenzende Asien, wo er an der südlichen Wolga und dem caspischen Meere besonders 
häufig ist. Seine Grösse und sein drosselartiger Schnabel bewog die älteren Ornithologen, ihn den 
Drosseln beizuzählen, doch gehört er seiner ganzen Natur nach unbezweifelt hierher. Nach Be- 
legenheit seines Wohnortes erscheint er im Frühjahre zeitiger oder später an demselben, in Deutsch- 
land Ende April oder Anfangs Mai. In Griechenland soll er schon einzeln überwintern, am caspi- 
schen Meere kommt er Mitte März an. Dickichte von Rohr sind zu seinem Sommeraufenthalte 
unerlässliche Bedingung; wo diese sich finden, sieht er nicht auf Grösse oder Belegenheit des Was- 
sers, auch wenn menschliche Wohnungen in der Nähe sind. Seine starken Beine benutzt er, die 
Rohrstengel zu umklammern und in ihnen nach Nahrung umherzuschlüpfen. Das Männchen ist ein 
sehr fleissiger Sänger und sein lauter ausgezeichneter Gesang fiel schon den Alten auf, so dass wir 
denselben beim Aristophanes, in seiner Vogelcomödie, mit einigen poetischen Freiheiten sehr deutlich 
in folgenden Strophen angegeben finden: Huc - huc- huc- toro -toro -toro -toro-torotinx, ziecabau - 
ziecabau - toro - toro - tolilililinx. Hr. Professor Naumann gibt sie getreu nach der Natur folgender- 
maassen: Kärr-kärr-kärr, dore-dore-dore, karre - karre - karre - kai-kai - kai -ki- karra- karrakied. 
Dies sind jedoch nur Hauptstrophen, welche auf das Mannigfachste abgewechselt werden. Es sitzt 
dabei, wie alle anderen Rohrsänger, sehr aufrecht, lässt Flügel und Schwanz hängen, sträubt ab- 
wechselnd die Scheitelfedern und bläst die Kehle stark auf, da der Gesang viele Anstrengung erfor- 
dert. Lange sitzt es dabei, wenigstens am Tage, nicht auf einer Stelle, kommt zuweilen an den Rand 
des Rohrdickichts, geht aber meist sogleich wieder nach dem Innern. In der Nacht hingegen, wo 
alles in der Umgebung ruhiger ist, hält es oft seinen Stand längere Zeit. Obgleich sich mehrere 
Pärchen gern in grösserer Nähe zusammenhalten, so behauptet doch jedes Männchen sein Revier 
und lebt mit den benachbarten in stetem Streite. Als Nistplätze ziehen sie besonders die Rohr- 
diekichte vor, welche an grösseren Gräben, Sumpfstrecken, Flussufern, Teichen und Seen gelegen 
sind, die neben sich noch allerlei Gesträuch und hohe Wasserpflanzen haben, welche ihnen hin- 
längliche Nahrung und Sicherheit bieten. Das Nest wird stets schwebend zwischen einige im Wasser 
selbst stehende Rohrstengel eingehangen, immer so weit vom Rande des Rohrdickichts entfernt, dass 
man es von aussen nicht sehen kann, stets wenigstens einige Fuss über dem gewöhnlichen Wasser- 
spiegel. Es ist ansehnlich gross und wird daher bei einiger Nachforschung leicht entdeckt, weshalb 
ich eine grosse Anzahl derselben aus verschiedenen Ländern vergleichen konnte. 3 bis 5 zusam- 
menstehende Rohrstengel werden mit langen, schmalen Grasblättern 4 bis 8 Zoll hoch umwunden 
und zwar so, dass sie nach unten etwas zusammenlaufen, wodurch die Gestalt des Nestes die eines 
spitzeren oder stumpferen Kegels erhält. Die Zwischenräume werden mit allerhand Würzelchen, 
Pflanzenstengeln, Moos, Samenwolle dicht ausgefüllt, das Innere aber mit Rohrrispen so ausgekleidet, 


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dass der Oberrand etwas eingezogen erscheint. Seltner enthalten sie einzelne Pferdehaare. Sie wech- 
seln zwar in Grösse und Gestalt ansehnlich ab, allein die Aehnlichkeit der Materialien und der Bauart 
lässt sie sogleich erkennen. Die kleinsten haben eine Höhe von ungefähr #”, die ten bis gegen 
8”; die Breite wechselt von 2”/, bis 3'/,”, die Weite von 1°/, bis 2'%”, die Tiefe von 2°/, bis 3/4”. 
Als.besondere Merkwürdigkeit besitze ich durch die Güte des Hrn. Löbbecke aus Holland zwei an 
dieselben Rohrstengel übereinander gebaute Nester, so dass das oberste nur 2°/,” über dem unter- 
sten beginnt Die näheren Verhältnisse sind unbekannt, beide sind ganz aus denselben Stoffen 
erbaut, das obere ist nur ein wenig grösser. Das Weibchen legt meist 5, seltner nur & oder 3 Eier, 
welche seiner Grösse angemessen sind. An &6 Exemplaren aus Holland, Deutschland, Italien, Grie- 
chenland und dem südlich - asiatischen Russland ergeben sich folgende Verhältnisse: Länge 9%”, 
Breite 7”, 4 Stück; Länge 9°”, Breite 7 und 7'/”, 5 Stück; Länge 10”, Breite 7 bis 7'/,”, 
13 Stück ; Länge 10'//”, Breite 6/, bis 7Y//”, 23 Stück; Länge 10'/,”, Breite 7 bis 7'/,”, & Stück. 
Ihr Gewicht steigt von 2'/, bis 3 Gran, die Mehrzahl hält sich um 2°/, Gran. Ihre Gestalt ist un- 
gleichhälfiig, selten etwas kurz mit abgerundeter, zuweilen stark abfallender Basis, stark abfallender, 
stumpf zugespitzter oder zugerundeter Höhe, meist etwas, zuweilen stark gestreckt und dann auch 
zuweilen dem Gleichhälfiigen nahe. Die Grundfarbe ist grün, in das Weissliche, Grauliche, Bläuliche, 
zuweilen ein recht lebhaftes, helles Blaugrün *). Darauf finden sich zuunterst blassere oder dunklere 
graue, dann grau- oder bräunlichgrüne, zuoberst dunkelgrau-, braun- oder schwarzgrüne Pünktchen, 
Punkte, Fleckchen und Flecke, bald reiner und einzelner, bald dichter und grösser, zuweilen fast die 
Oberfläche deckend, zuweilen fast nur um die Basis im Kranze oder dieselbe deckend. So erhalten 
sie ein eigenthümliches Ansehen, und geben nicht leicht Veranlassung, mit andern Eiern verw 

zu werden. Ihr Korn ist fein und zart und kommt am mehrsten mit dem von Sylora cinerea 
rubiginosa überein. In der Nähe der Basis findet man meist die Hinneigung zum Gekörnelten, was 
die kleinen Rohrsänger sehr deutlich entwickelt haben. Die Poren sind klein, gerundet in tiefen Punkt 
ausgehend, stehen meist sparsam vertheilt, seltner in Längsreihen. Die Oberfläche ist matt oder 
etwas glänzend, inwendig scheinen sie nach der Grundfarbe lebhafter oder matter grün oder grau- 
grün durch. Mit manchen Eiern des Haussperlings oder der Emberiza melanocephala haben sie ent- 
fernte Aehnlichkeit, sind aber bei genauerer Betrachtung stets sicher zu unterscheiden. Es macht der 
Drossel-Rohrsänger im Jahre nur eine Brut und ist auch bei dieser ziemlich eigensinnig, da er nach 
eingetretener Störung die Eier leicht verlässt. Oeflers macht er auch dann keine zweite Brut. Das 
Bebrüten dauert 14 bis 15 Tage, wo das Weibchen am Tage einige Male vom Männchen abgelöst 
wird. Die Jungen verlassen das Nest, besonders wenn sie eine Gefahr merken, zeitig und klimmen 
den Alten an den Rohrstengeln nach, worin sie bald grosse Fertigkeit erlangen. Flugbar werden sie 
meist erst um die Mitte Juli, wo manche durch zu zeitiges Abhauen des Rohres verunglücken. 


*) Am lebhaftesten sind Exemplare gefärbt, welche ich von dem salzigen See bei Eisleben durch Hrn. Schlü- 
ter in Halle und aus der Umgegend des caspischen Meeres erhielt, s. Fig. 5. a., woraus eine Eiuwirkung des Salzes 
auf Schalenfärbung hervorgeht, wie wir es später noch öfter bemerken werden. 


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22. (2.) A. Der Teich- Kohrsänge 


Tab. XXI. fig. .d. e. f. 


u. Abbild., Nest und fig. 4. Ei. 


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Sylvia arundinacea Gm. (Larn.). 
lcrocephalus arundinaceus Naunm.) 

[GuENnTHER und Wırsing, Tab. XII. p. 53. 
NAUMANN a. A. T. I. Tab. 46. fig. 404. Naumann u. Bunte, Heft IV, p. 44. Tab. VII. fig. 41. a. b. 
THIENEMANN und BrEHM, Heft II. p. 28. Tab. VI. fie. 9. 


T. 25. nr. 3.] 


(Motaeilla arundinacea Gxu. 


NOZEMANN u. Sepp, Tom. II. p. 97. Tab. 52. 


Scuinz, Beschr. 
Hewırson, Col. illustr. 


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22. (2.) B. Der Strauch-Rohrsänger. Sylvia (Calamoherpe) pinetorum. Brenn. ZanDer. 


Tab. XXI. Fig. 7. c. 


Tab. XXI. fig. 7. a. b. 


Abbild. Tab. II. fig. 2. das Ei.] 


[Sermz, Beschr. u. Abbild, Tab. I. Vogel, Nest und Eier, als Sylvia palustris.] 


22, (2.) €. Der Teich - Rohrsänger, 
[ Zınannı, p. 57. Tab. VII. nr. 46. 


Sylvia palustris. Becust. 
Lewin, Tom. IV. Tab. XXVI. fig. 1. 


Scurnz, Beschr. und 


Es sind diese drei Rohrsänger in allen körperlichen Verhältnissen einander so nahe verwandt, 
dass man grosse Aufmerksamkeit anwenden muss, um zur Vergleichung vorliegende Exemplare von 


einander zu sondern. 


wornach sich das Wesentlichste ersehen lässt. 


A. Sylvia arundinacea. 


ÖOberleib gelblichrostgrau oder 
ölbraungrau, der Bürzel lich- 
ter und rostfarbiger, über dem 
Auge ein deutlicher rostgel- 
ber Streif. 


Der Schwanz abgerundet, die 
mittelsten Steuerfedern nicht 
länger als die nächstfolgenden, 
wodurch der Schwanz vorn 
fast abgeschnitten erscheint. 

Unterleib weiss 
rostgelbem Anfluge. 

Flügel 2%” 9” lang. 

Schnabel etwas 
etwas breiter als hoch. 


mit stark 


gestreckt, 


Lockton tirrr oder errr! 


B. Sylvia pinetorum. 

Öberleib ölbraungrau mit grün- 
lichem Anfluge, oder grünlich 
ölbraungrau, auf dem Bürzel 
heller, über dem Auge ein 
etwas undeutlicher gelblicher 
Streif. 

Der Schwanz abgerundet, 
die beiden mittelsten Federn 
1— 2” länger als die nächst- 
folgenden. 


Unterleib weisslich mit rost- 
gelbem Anfluge. 
Flügel 2” 40°” lang. 
Schnabel etwas kurz u. stark, 
dicht vor den Nasenlöchern 
ebenso breit als hoch. 
Lockton tirr-kli! 


Ich gebe im Folgenden die Zusammenstellung des Hrn. Professor Zander, 


Ü. Sylvia palustris. 
Oberleib grünlichrostgrau oder 
olivengrüngrau, auf dem Bür 
zel etwas heller, über dem 
Auge ein kaum merklicher 
gelber Streif. 
Der Schwanz abgerundet, 
die beiden mittelsten Steuer- 
federn kaum länger als die 
nächstfolgenden. 


Unterleib trübweiss mit ocher- 
gelbem Anfluge. 

Flügel 27 8—11”” lang. 

Schnabel etwas kurz u. stark, 
dicht vor den Nasenlöchern 
ebenso breit als hoch. 

Lockton errr! 


Es sind aber alle vorgeführten Merkmale so geringfügig, dass man sie als individuelle, durch 


das Bestehen fortgeführte Abänderungen betrachten kann. 


Nun führt man aber den Gesang und die 


Lebensweise als so durchaus verschieden an, dass diese eine specielle Sonderung nöthig machten. 
Hr. Professor Naumann gibt den Gesang von Sylvia arundinacea folgendermaassen: tiri-tiri - tiri, 
tier-tier-tier, zäck -zäck - zäck-zäck, zerr -zerr-zerr, tiri-tiri, scherk - scherk - scherk , heid - heid - 


Ried, tret - tret - tret, etc. Herr Professor Schinz den von dem Strauch -Rohrsänger wie folgt: 


ER mn —& 


dschi-schi, sü-sü, dschrü- dschrü, dri-dri- dri, di-di-di-di! Ich könnte aus eigner Erfahrung 
wol hundert Variationen des Gesanges dieser drei Arten aufführen, welche ich in Holland 
hörte, wo sie so ausserordentlich häufig sind, wenn ich nicht eben glaubte, dass grosse und 
unbeständige Mannigfaltigkeit dafür spräche, alle drei als nur eine Art zu betrachten. Besonders 
bei Sylvia hypolais müsste man bei gleichem Verfahren nach kleinen körperlichen Abweichungen und 
nach dem Gesange mehrere Arten absondern. — Ebenso ist es mit Nestern und Eiern, welche so 
mannichfach abweichen, aber dabei so in einander übergehen, dass ich nicht im Stande bin, sie von 
einander zu sondern, und im Folgenden deshalb alles vereint gebe. 

Die Verbreitung dieses Rohrsängers, der in der Grösse etwa mit Sylvia hypolais übereinkommt, 
ist ungefähr dieselbe der vorigen Art, doch findet er sich auch in England. Er bewohnt wie jener 


besonders gern Rohrdickichte, in denen sich die Hauptform meist am reinsten erhält, geht aber von 


diesen allmälig ab und nistet dann auch in einiger Entfernung vom Wasser auf verschiedenem Ge- 
sträuch und in höbere Grasbüsche. Die Männchen machen sich an ihren Brüteplätzen, die sie nach 
Belegenheit vom April an bis Juni beziehen, durch muntern, anhaltenden, zum Theil auch recht me- 
lodischen Gesang bemerklich *). In Ungarn, Holland ete., wo die Vegetation zeitiger beginnt, findet 
man schon Anfangs Mai Eier und Anfangs Juni Nügge Junge. Im nördlichern Deutschland findet man 
meist erst Ende Mai oder Anfangs bis Ende Juni Eier. Ich lasse nun, um die Ueberzeugung zu be- 
thätigen, dass die drei angegebenen nur einer wahren Species angehören, zuerst eine Auswahl von 
Nestern meiner Sammlung in näherer Beschreibung folgen. Nr. 4. Sylvia arundinacea, bei Leipzig 
Ende Mai mit 5 Eiern gefunden. Es stand in einem Teiche und ist in drei stärkere Rohrstengel so 
eingebaut, dass diese in der Mitte der Wandung stehen, hat eine rundliche Gestalt, etwa /, einer 
Kugel, sodass das letzte Viertheil oben fehlt, ist 3'//” hoch, fast 3” breit, am eingezogenen Randk 
1'/" weit und 2” tief, besteht aus sehr zarten Grashalmen und Waldstroh fast nur mit etwas Spin- 
nenwebe verbunden und ist inwendig mit Rohrrispen ausgefüttert. Nr. 2, von derselben Art, in 
Holland Anfangs Mai mit 4 Eiern, welche sehr in diejenigen Eier übergehen, die man der Sylvia pa- 
lustris zuschreibt, gefunden, in vier schwache Rohrstengel so eingebaut, dass zwei derselben ver- 
bunden sind, hat stumpfkeglige Gestalt und ist am Rande nicht eingezogen. Es ist 2'//” hoch, 2"/,” 
breit, 1°/” weit und 4°/,” tief. Die ziemlich dünnen, aber festen Wände bestehen aus schmalen 
Grasblättern mit etwas Spinnenwebe und Pflanzenfasern verbunden und sind inwendig mit Rohr- 
rispen ausgelegt. Nr. 3, im Juni bei Köthen von Hrn. Pässler mit 5 gewöhnlichen Eiern gefunden. 
Es ist in die aufsteigenden Zweige eines Weidenbusches nicht über dem Wasser gebaut und umfasst 
den fingersdicken Haupt- und 6 kleine Nebenzweige. Es ist gestreckt kegelförmig, #'/,” hoch, 2'/,” 
breit, am obern, etwas eingezogenen Rande 1'/,” weit und über 2” tief, besteht aus dünnen Gras- 
blättern, Moos, Weidenwolle und allerhand Pflanzenfasern zu ziemlich dicken Wänden verbunden 
und ist inwendig mit Rohrrispen ausgefüttert. Nr. 4, von derselben Art aus Holland, im Mai in 
einen kleinen Weidenbusch frei eingebaut, mit 5 gewöhnlichen Eiern. Es ist ziemlich flach napfförmig, 


*) Die im entlegneren Rohre wohnenden und nichts als verwandte Stimmen hörenden bleiben natürlich auch 
bei der eignen, rauheren Melodie; solche aber, welche in näherem Umgange mit andern Sängern sind, nehmen 
abwechselndere und angenehmere Töne an, was man bei so vielen andern Vögeln bemerkt. 


ensiiien  - Buiee —— 


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— nn ne ni nn ne ee 


Be — 


3°%/5 breit, 1%” hoch, 2'/,” weit und 1'/,’ tief, die dieken Wände sind ziemlich glatt und sauber 
aus Würzelchen, Grashälmehen und Blättchen so wie zarten Rohrrispen und Rohrwolle, mit etwas 
Moos erbaut, endig mit Rohrrispen ausgefüttert. Nr. 5, von derselben Art aus Holland im Mai 
mit 5 gewöhnlichen Eiern. Es war frei in einer hohen Graskufe eingebaut, ist napflörmig, 3” breit, 
2 hoch, am nicht eingezogenen Rande 2'/,” weit und 1Y/,” tief und besteht aus Würzelchen , Gras- 
stöckehen, Rohrrispen und ziemlich sparrigen Grasstengeln, deren Halme die Ausfütterung machen. 
Nr. 6, von Sylvia pinetorum durch Hın. Pastor Zander in Parkow im Juli, 40 Schritt vom Wasser, 
8° hoch in vier aufsteigende Zweige eines Jasminstrauches eingebaut. Es ist kegelförmig, 3” hoch 
und breit, am etwas eingezogenen Rande 1°/;” weit und 17/,” tief, besteht aus zarten Gras- und an- 
dern Pflanzenstengeln, mit so viel rauchgrauen Spinnenwebeklümpchen überdeckt, dass es einem 
Neste von Sylvia hypolais gleicht. Inwendig ist es mit steifen, aber sehr dünnen Grashalmen locker 
ausgelegt. Nr. 7, von derselben Art, in Renthendorf von Hrn. Pastor Brehm gefunden und zwar auf 
einem Fliederstrauche. Es ruht in einer aufsteigenden Astgabel, nur einen Ast umfassend, ist 2'/4" 
hoch, 2°%” breit, am nicht eingezognen Rande 1%” weit und 1” tief‘, besteht ganz aus dürren. 
graubraunen Grasblättern und Stengeln mit wenig Moos und etwas Spinnenwebe und ist inwendig mit 
gleichen Stoffen ausgekleidet. Nr. 8, von Sylvia palustris, am Rande eines trocknen Grabens 3° über 
dem Boden, dicht an einem Bauerhause in Gravesand bei Haag, am 6. Juni mit 5 llüggen Jungen 
gefunden. Es ist in drei Rohr- und einen Brennnesselstengel eingebaut, der letzte hat sich unter der 
Last gebogen, sodass der Rand nach ihm zu eingesunken und das Ganze schräg geworden ist. Es 
bildet einen ansehnlichen, keglichen Ballen, ist 6” hoch, 3'//” breit, 2” weit und etwas weniger tief, 
besteht aus den Halmen einer Grasart mit einigen Würzelchen verbunden und hat auch dieselbe Aus- 
fütterung. Nr 9, von derselben Art, bei Görlitz vom Hrn. Inspector R. Tobias gefunden. Es bildet 
einen gestreckten, abgestumpften Kegel von k'//’ Länge, 2°/,” Breite, 1'/,” Weite und 2” Tiefe und 
besteht ganz aus gleichartigen Grashalmen mit wenig Moos und etwas Pflanzenfassern. Nr. 10, von 
derselben Art aus Holland‘) im Mai mit 5 Eiern, von denen zwei ganz mit Eiern der ersten Art stim- 
men, eins fast ganz weiss ist, zweie der gewöhnlich der Sylvia palustris zukommenden gleich sind. 
Es ist frei und napfförmig aus grauen Grasstengeln, zum Theil mit den Wurzeln, zwar dickwandig, 
aber ziemlich lose erbaut, inwendig mit zarten Halmen und einigen Pferdehaaren ausgekleidet. Nr. 11, 
von derselben Art, am Neusiedler-See in ein Weidengebüsch eingebaut, mit 5 sehr blassen Eiern. 
Es ist 3°/,” breit, 2%//” hoch, am Rande nicht eingezogen, 2” weit, 1'/,” tief, besteht aus Grasblättern 
und Halmen, die nur locker in einander gesteckt sind, und ist ınwendig mit zarten Hälmchen aus- 
gekleidet. 

Schon aus dieser kleinen Auswahl ersieht man die Uebergänge der einen in die andere Art. 
Nach Hrn. Pastor Zanders Angabe baut nun Nr. 2 auch in das Rohr ganz wie die erste Art. Mit den 
Eiern ist es derselbe Fall; die von Nummer 4 und 2 sind durchaus nicht zu unterscheiden, die von 
1 und 3 gehen aber vielfältig in einander über, und unterscheiden sich in ihren Endpunkten doch 
nicht mehr, als die vom Drossel-Rohrsänger. Das unter d abgebildete fand sich mit 4 Stücken von 
gewöhnlicher Färbung in einem Neste von Nummer 1. Ich gebe nun auch im Verein die Verhält- 


*), Die holländischen Exemplare, ausser Nr. 8, habe ich der Güte des Hrn. Löbbecke zu verdanken. 
d8 
= 25 


nisse von 94 Exemplaren, welche ich aus den meisten Gegenden des Vorkommens dieser Art besitze. 
Länge 7”, Breite 5%, bis 6'/”, 7 Stück; Länge 8””, Breite 5°/, bis 6\/,”, 31 Länge 8'//”, 
Breite 5°, bis 6'/”, 35 Stück ; Länge 8'/”, Breite 5%, bis 6'/”, 42 Stück; Lä ‚ Breite 5°/, 
bis 6%, 5 Stück; Länge 9°”, Breite 5°/, bis 6”, 2 Stück. Das Gewicht beträgt bei den kleinsten 

bei den grössten gegen 2 Gran’), die mehrsten halten sich in der Mitte. Ihre Gestalt ist un- 
gleiehhälfig, kürzer oder gestreckter, meist nach der Höhe weit stärker abfallend als nach der ge- 
rundeten oder sanft abfallenden Basis, selten dem Gleichhälfigen nahe, mit zugerundeter Höhe. Ihre 
Grundfarbe ist grünlich, in das Weissliche, Grauliche, Bläuliche, alles lebhafter oder matter, schmutzi- 
ger oder reiner. Darauf finden sich nun zu unterst grünliche oder aschgraue, blässere oder deut- 
lichere, dann in zwei Schattirungen grau- oliven- oder bräunlichgrüne Pünktchen, Punkte, Fleck- 
chen und Flecke, auf das Verschiedenartigste vertheilt, oN ganz einzeln und dann grösser und reiner, 
oft dichtest und verworren, oft nur nach der Basis dicht. An Üezensplaren findet sich ein Kränz- 
chen, nur bei einem darunter vor der Höhe, nur wenige haben auch einige schwarzbraune Fleck- 
chen und Haarzüge, einige haben zu oberst noch lebhaft gelblichbraune grössere Flecken. Bei de- 
nen mit sehr lichter Grundfarbe und einzelnen grössern Flecken haben diese fast stets eine sehr 
dunkle Mitte. Das Korn wechselt mit der Grundfarbe vom ziemlich Derben bis in das ziemlich Zarte, 
allein stets bemerkt man das Gekörnelte, wenigstens in der Nähe der Basis, sehr deutlich. Wo es 
vollkommen entwickelt ist, bei recht intensiv gefärbten, besteht es aus ziemlich erhabenen und star- 
ken, verzweigten Zügen, welche meist nur enge Zwischenräume lassen, in denen die ziemlich dichten 
und grossen, gerundeten oder etwas eckigen Poren stehen. Wo die Züge nur schwach entwickelt 
sind, erscheinen dann die Poren nur als Punkte. Alleın die Uebergänge des Kornes finden sich of 
in demselben Neste und können deshalb nicht zur speciellen Sonderung der drei Nummern angewen- 
det werden. Der Glanz ist schwach, selten etwas lebhaft, inwendig scheinen sie grünlich, matter oder 
lebhafter durch. Sie können fast nur mit manchen Eiern der Sylvia cinerea verwechselt werden, von 
denen sie sich theils durch das Korn, vorzüglich aber durch Abwesenheit der vorstechenden grauen 
Unterflecken unterscheiden. Die Zahl des Satzes wechselt von # bis 6, doch ist 5 bei weitem die 
vorherrschende. In der Regel wird, wenigstens in Deutschland, nur eine Brut zu Stande gebracht. 
Nicht gar selten benutzt der Kuckuk diesen Rohrsänger, um ihm ein Ei anzuvertrauen, und es ge- 
währt ein eigenthümliches Schauspiel, auf einem an Rohrstengeln schwebenden Nestchen desselben 
einen fast Nüggen Kuckuk sitzen zu sehen, den der schwache Bau doch zu tragen vermag. 


23. (3.) Der geschwätzige Rohrsänger. Sylvia babaecula. Vıriuı. 
[La Caqueteuse. Le Vaısı. Ois. d’Afr. Tom. II. p. 90. Tab. 121. fig. t) 


Le Vaillant fand diesen Rohrsänger in den Sümpfen des südlichen Afrika und schildert ihn in 
Betragen und Stimme sehr ähnlich mit unsern Rohrsängern, Durch das Rohr schlüpfend, lässt er be- 
ständig sein gri-gri, gra-gra, durch alle Tonarten hören. Singend hält er sich einige Secunden auf 
dem Rohre und stürzt sich von da, sich überschlagend, schnell nach unten. Ihr Nest befestigen 
diese Vögel an einige Rohrstengel und das Weibchen legt in dasselbe 5 bis 6 weisse, braungefleckte 


*) Beide so sehr abweichende Extreme kommen an Nr. 4 vor. 


— 19 


Eier. Ich besitze 4 Stück dieser Bier, welche sich sehr an die von Sylvia arundinacea anschliessen 
Sie sind kurz ungleichhälftig, 7'/, bis 8°” lang, 6 bis 6'//” breit, an der Basis abgerundet, an der 
mehr oder migßer stark abfallenden Höhe stumpf zugespitzt. Ihre Grundfarbe ist bläulich- oder 
blaugrünlichweiss, mehr oder minder bedeckt mit grünlichgrauen, graugrünen oder bräunlichgrünen 
Fleckchen, verworrenen Strichelchen und Flecken an der Basis meist zusammenfliessend. Auch ihr 
Korn gleicht fast ganz dem der genannten Art. 


24. (4.) Der Schilf-Rohrsänger. Sylvia phragmitis. Beeusr.*) (Salicaria phragmitis. Srus.) 
Tab. XXI. fie. 10. a. b. c. [Nozemanx und Sepp, p. 99. Tab. 53. Scnixz, Abbild. u. Beschr. I. p. 2. Tab. 3. Nest 


und Ei. Naumann und Bunte, Heft 3. p. 8. Tab. V. fig. 45. a. b. c. Tiıenemans und Breum, Heft II. p. 28. Tab 
VI. fig. 8. Hewirson, Brit. Ool. Tab. 70. fie. 2. Id. Col. Nlustr. Tab. 27. fig. 2.] 


27. 

Die Verbreitung dieses Rohrsängers, welcher in der Grösse mit vorigem ziemlich übereinkommt 
und um 3 Quentchen wiegt, ist eine sehr ausgedehnte. Nördlich findet er sich einzeln bis Lapp- 
land, geht dann durch das ganze Europa, auch zum grossen Theil des angrenzenden Asien bis Sy- 
rien und Nubien. Flussufer und sumpfige Niederungen sind sein Lieblingsaufenthalt, weshalb er. 
wenigstens nistend, in höheren Gebirgsgegenden nicht vorkommt. Nach der Lage seiner Brüteplätze 
findet er sich im Frühjahre zeitiger oder später an denselben ein, nistet aber nicht früher, als bis das 
Gebüsch vollkommen belaubt und das Gras herangewachsen ist Es ist zwar ein lebhafter und be- 
weglicher Vogel, der sich aber am liebsten ganz im Verborgenen, in der Nähe des sumpfigen Bo- 
dens oder auf demselben erhält, sodass nur der aufmerksame Forscher sein Treiben gewahr wird. 
In der Fortpflanzungszeit kommt das Männchen mehr zum Vorschein, setzt sich auf vorstehende 
Zweige des Gebüsches oder auf Spitzen höherer Sumpfgewächse und lässt dabei seinen muntern Ge- 
sang ertönen, der mit dem der vorhergehenden Arten Aechnlichkeit hat, häufig ein lautes errrrrr und 
viele Töne anderer in der Nachbarschaft laut werdender Vögel untermischt. Es hat keine bestimmte 
Zeit seines (resanges, sondern lässt denselben zu allen Tageszeiten, sogar in hellen Nächten hören, 
ist beim Singen weniger unruhig als die vorige Art und bleibt längere Zeit auf einer Stelle, die Kehle 


e in die Luft mit hoch- 


oO 


blähend und das Gefieder aufsträubend. Zuweilen steigt es auch singend schrä 
geschwungenen Flügeln und lässt sich sanfter oder schneller wieder herab. Der Nestbau beginnt 
im mittlern Deutschland gegen Ende Mai oder später, in Holland findet man oft schon Mitte Mai Eier. 
Das Nest wird möglichst verborgen angebracht, aber unter sehr verschiedenartigen Verhältnissen. 
Zuweilen steht es ziemlich hoch auf verworrenen und mit Sumpfpflanzen durchwachsenen Weiden 
und Erlenbüschen, in andern Fällen nahe am Boden, in einem dichten Grasbusche. Immer aber 
sind seine Wände um Stengel oder Zweige so befestigt, dass es an ihnen schwebt. Nur wo trockne 
Moosarten hoch in sogenannten Graskufen aufwachsen, findet man diese zuweilen seinen Boden be- 
rühren, auf der Erde selbst steht es nie auf. Es wird meist aus verschiedenen Laubmoosen, Gras- 


stengeln und Blättern, auch aus Waldstroh und Windenstengeln zusammengesetzt und nach der Oert- 


*) Wäre Motacilla Schoenobaenus Lıns. Faun. suec. dieser Vogel, so müsste natürlich auch dieser Name bei- 
behalten werden, allein die Angabe desselben passt in mehrern Stücken nicht. Zuerst magnitudo reguli, dann Pe- 
des subfusci, digitus interior intermedio adnexus, tibiae (Tarsus!) AT incisuris. Der weisse Streif über dem Auge 
wird gar nicht erwähnt. Linnee entlehnte die Beschreibung von Leche und sie ist entweder entstellt oder gehört 
einem andern jungen Vogel zu. 

25 


SR u n. » s } ’ 
“.& + 
Be 6 — 


lichkeit grösser oder kleiner erbaut, inwendig aber ziemlich sauber wit Rohrrispen, Pferdehaaren 

oder Vogelfedern ausgekleidet Die Wände sind meist diek und undurchsichtig, Innenrand ist 

nicht eingezogen 12 Exemplare aus Frankreich, Deutschland, Holland, Ung meist mit 

einander übereinstimmen, dienen zur Vergleichung und die wichtigsten derselben in näherer 
reibung folgen. 

Nr. 1, aus Holland, ist 4” breit, 2'/” hoch, 1'/,” tief und 2'/,” weit, es besteht aus ziemlich 
dicker Unterlage von Laubmoos, wornach es fast ganz aus den langen, dünnen, biegsamen Stengeln 
mit den Wurzeln des Alopeculus gemieulatus erbaut und inwendig mit zarten Rohrrispen ausgefüttert 
ist. Es nimmt nach dem Boden zu nur schwach ab. . 

Nr. 2, aus Holland, stand ziemlich hoch in einem Erlenbusche und besteht aus Laubmoos, mit 
Gras durchflochten, ist inwendig mit Rohrrispen ziemlich glatt ausgelegt. Es in 3°," breit, 2 
hoch, 17/” tief und 2'/,” weit. Es bildet einen fast halbkuglichen Napf. 

Nr. 3, aus einem Grasbusche nahe am Boden, napfförmig. Es besteht ganz aus fest in einan- 
der gefügtem Moose (die Halme, welche es an die Stengel befestigten, sind wohl an der Umgebung 
zurückgeblieben!) und ist inwendig mit Rohrrispen und einem dieken Rande gerundeter Löflelenten- 
federn ausgekleidet. Seine Breite beträgt 3'/,”, die Höhe 2'/.”, die Weite 2”, die Tiefe 14”. Ein 
viertes, ebenfalls aus Holland, hat ganz dieselben Maase, aber anstatt des Mooses Samenwolle von 
Rohrkolben. Nr. 5, ebendaher, ist ganz aus Rohrrispen mit wenigen zarten Grashalmen erbaut, 
y” breit, 2’//” hoch, 2'/,” weit und 1'/” tief”). Nr. 6, von Diebzig, ist stumpf kegelförmig und be- 
steht auswendig aus ziemlich starken Grashalmen oft mit den Wurzeln, dicht mit Moos und etwas 
Weidenwolle durchwebt, und ist inwendig mit zarten Grashalmen und Rohrrispen ziemlich sorgfäl- 
tig ausgekleidet. Seine Breite beträgt fast 4”, seine Höhe über 3” , die Weite 2'/,”, die Tiefe 1%”. 
Nr. 7, ebendaher, napflörmig, kleiner und viel lockerer als das vorige, aus Moos und Grashalmen er- 
baut, mit letzteren und einigen Pferdehaaren ausgefüttert. Seine Breite beträgt 3'/, seine Höhe 2”, 
seine Weite 2'/,’, seine Tiefe 11,” "", So wechseln die Materialien im Ganzen wenig, an manchen 
findet man etwas Schafwolle oder Pflanzenpappus mit eingeweht; Spinnenwebe habe ich an kei- 
nem bemerkt. Die Wände sind fast stets undurchsichtig, wenn nicht durch unvorsichtiges Heraus- 
nehmen aus dem Standorte Lücken entstanden sind, da sie meist ziemlich fest eingebaut werden. 
Ihre ganze Bauart unterscheidet sie von andern Süngernestern; von denen der nächsten Art ihre 


Grösse, besonders im Innern, wo man auch den Rand nicht eingezogen findet. 

Die Satzzahl scheint zwischen 5 und 6 zu schwanken. In Holland, dem Paradiese sumpflie- 
bender Vögel, ist 6 die vorherrschende, während ich aus anderen Gegenden oft nur 5, schon be- 
brütete, erhielt. Zur Vergleichung liegen 9% Stück aus verschiedenen Ländern vor, an welchen sich 
folgendes Verhalten ergiebt. 

Länge 7”, Breite 6”, 6 Stück; Länge 7”, Breite 5', bis Y”, 10 Stück; gleiche Länge, 
Breite 6”, 25 Stück ; gleiche Länge, Breite 6',” 8 Stück ; Länge 8”, Breite 6 bis 6'//”, 18 Stück: 
Länge 8%”, Breite 6 bis 6”, 1% Stück; Länge 8”, Breite 6 bis 6'/,”’, 8 Stück; Länge 8'/”, 
Breite 5% m I Stück; gleiche Länge, Breite 6), bis 6'/,”, 3 Stück ; Länge 8°/”, Breite 6°, 1 Stück. 


*) Alle diese Exemplare verdanke ich der Güte des Herrn Löbbecke. 
* Die beiden letztern vom Herrn Rektor Passler gesammelt. 


“ 


u - 


Man sieht, dass mehr als /; der Gesammtzahl 7°” lang ist, nur eine kleine Zahl hat geringere 
Länge. Alle sind ungleichhälftig, die meisten ziemlich kurz, nach der mehr oder minder, meist je- 
doch stark zugespitzten Höhe stark abfallend, nach der Basis mehr oder weniger stumpf zugerundet, 
selten etwas zugespitzt, nur wenige sind stark gestreckt, nach der allmählich abfallenden Höhe 
stumpf zugespitzt auch nach der Basis stark abfallend. A Sätze mit blassgrüngelblicher Grundfarbe 
haben von der Grundfarbe kaum gehobene Fleckchen, der eine derselben blassbraune Haarzüge, einen 
verloschnen Kranz an der Basis bildend, die andern haben dunklere, einzelne % andere Sätze ha- 
ben etwas lebhafter grünliche Grundfarbe, auch mit lebhafteren, dichtverworrenen Fleckchen. Manche 
von ihnen erinnern entfernt an die von Sylvia arundinacea. Die übrigen Sätze ziehen mehr in das 
Bräunliche oder Gelbliche, manche sind so mit Fleckchen bedeckt, dass man die Grundfarbe kaum 
finden kann, bei andern stehen die deutlichern Fleckchen einzeln und dann kann man auch eine 
zweifache Steigerung derselben bemerken, welche jedoch nie in das rein Graue (Blau- oder Asch- 
graue) zieht, wie etwa bei Sylvia cinerea, denen sie sich übrigens zum Theil nähern. Solche mit 
deutlichen Fleckenkränzchen an der Basis kommen einzeln vor, seltener an der Höhe. Von Mota- 
eilla flava, denen einige nahe kommen, unterscheidet sie das Korn, welches an den Bachstelzeneiern 
stets sehr deutlich und dicht gekörnelt ist, deren Färbung stets etwas in das Röthliche zieht! — Alle 
haben Glanz, manche nur schwächer, andere sogar sehr stark. Nach Maasgabe der Grundfarbe 
scheinen sie grünlich oder gelblich durch. Das Gewicht von 5 Stücken beträgt in 6 Nestern 7'/,, 
in dreien 8, in zweien 8'/, Gran. 


25. 5.) Der Seggenrohrsänger. Sylvia aquatica. Larn.*) (Sylvia salicaria. Becnst. S. cariceti. 
Naum. 5. striata. Breum. Salicaria aquatica. auct.) 


Tab. 21. fig. I1. a. b. c. [Scnınz, Abbild. u. Beschr. p. 20 **). Naumann u. BuHLE, Heft 3. p. 8. Tab. 5. fig. 1%, 
a. b. THIENEMANN u. BREHM, Heft II. p. 27. Tab. VI. fig. 7.] 


Den Maasen nach ist dies einer der kleinsten Rohrsänger, doch steht er im Gewichte dem vo- 
rigen nur wenig nach. Seine Verbreitung ist eine ziemlich beschränkte, indem er nur bis Holland 
und zum nördlichen Deutschland brütend sich aufhält, von da an nach dem Süden nur strichweise in 
geeigneten Gegenden vorkommt. Eigentlich häufig ist er wohl nirgends, und nur ausgedehntere 
Sümpfe, die mit Büschen hoher Seggenarten neben Rohr und andern Sumpfgewächsen reichlich 
versehen sind, werden von ihm zu Nistplätzen erwählt. Ziemlich zeitig im Frühjahre bezieht er die- 
selben, so dass im mittlern Deutschland das Männchen schon vor Ende April seinen Nistgesang hören 
lässt, welcher mit dem des Schilfrohrsängers sehr verwandt ist. Die Hauptstrophen bezeichnet Nau- 
mann sehr richtig in folgenden Sylben: Terrrr-tättättättätt, zerrrr - tüttüttüttüt, errrr jüpjüpjüpjüp, 
doch werden sehr verschiedenartig wechselnde, zum Theil recht wohllautende Töne dazwischen ein- 
geschoben. Der singende Vogel ist sehr unruhig und kommt nur selten zum Vorschein, an einer 
freistehenden Sumpflanze aufkletternd oder auf einem Weidenzweige sitzend. Zur Anlage des Nestes 
wird ein dichter Seggenbusch oder dicht verwachsene andere Sumpfpflanzen gewählt, in welche das- 
selbe, oft sehr dicht am Boden, so eingebaut wird, dass es, um die Halme oder Stengel befestigt, von 


Mit den Herren Gloger, Schlegel und Andern halte ich Sylvia aquatica und cariceti für dieselbe Art. 
Die Beschreibung ist nach Naumann gegeben, die Abbildung des Nestes stimmt mehr mit Sylvia arundi- 
nacea, das Ei ist sehr gross und gleicht in Färbung dem vom Sylvia nisoria! 


* 


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— nn 


denselben getragen wird. Die äussern Nestmaterialien sind meist ziemlich grob, Grasstöckchen mit 
den Wurzeln, Moos, Rohrblättern, Waldstroh und Winden, mit etwas Weidenwolle und Rohrrispen 
durchzogen. Inwendig sind letztere oder Pferdehaare meist sehr sauber als Auskl verarbeitet, 
auch denselben zuweilen noch einige gekrümmte Entenfedern beigegeben. An den Exempla- 
ren, welche ich vergleichen konnte, fand sich weder Spinnenwebe noch Ranpengespinst vor. Aus 
der Beschreibung charakteristischer Exemplare meiner Sammlung wird sich das Einzelne ersehen 
lassen. Nr. 1, aus Holland, ist 2” hoch, 3” breit, 4°” weit, 4Y4” tief, halbkuglich und besteht aus- 
wendig aus dünnen, recht glatt angelegten Grashälmchen. Auf diese folgt Moos mit Weidenwolle, 
worauf zu innerst zarte Grashälmchen mit Rohrrispenstückchen fee eingelegt sind. Der 
Innenrand ist etwas eingezogen, die Wände sind zwar nicht diek, aber bei sorgfältiger Einfügung der 
Stoffe ziemlich undurchsichtig. Nr. 2, ebendaher, ist massiger als das vorige und auswendig weni- 
ger glatt, napflörmig mit fast Nachem Boden, da es auf Moos aufstand. Es ist 31,” breit, 2'/,” hoch, 
1?//” tief, 2” weit, auswendig aus Moos, Windenranken und Grashalmen inwendig mit Rohr- 
rispen sehr zierlich ausgelegt. Der Innenrand ist etwas eingezogen, die Wände sind undurchsich- 
tig. Zwei andere, aus Holland und von Diebzig, stimmen fast ganz mit diesem überein. Nr. 3, von 
Diebzig, ist höher als Halbkugel und etwas schräg, in der Mitte fast 4” breit, 2'/,” hoch, 17%” tief, 
ebensoweit und am Innenrande eingezogen. Sein Bau ist locker und besteht aus Moos, Waldstroh, 
Winden und Gras, mit dessen Rispen es inwendig zierlichst ausgekleidet ist. Nr. &, ebendaher , ist 
noch massiger als das vorige, mit sparrigen bis zum Boden fast gleich breiten Wänden, über 31,” 
breit, fast 3” hoch, 4%,” weit, 1%,” tief. Es besteht aus groben Grasstöcken mit den Wurzeln, 
Schilfblättern, Waldstroh und Windenstengeln so wie Rohrrispen, mit welchen letztern es auch inwen- 
dig ausgelegt ist. Nr. 5 ein sehr lockeres, kleines, durchsichtiges Nestchen von demselben Fund- 
orte, ist wenig über 2” breit und hoch, 1°,” weit und 1%” tief, besteht auswendig aus Moos und 
Grashalmen und ist inwendig ganz sparsam mit einigen Pferdehaaren versehen. So locker es er- 
baut ist, so neigt sich der Innenrand doch zum Eingezognen '). So un en sich im Allgemei- 
nen diese Nester von denen der vorigen Art durch geringere Weite, 22. Innenrand und 
sorgfältiger geglättete Auskleidung im Innern. i 

Die Satzzahl ist wie bei voriger Art 5 oder 6, doch scheint hier 5 die häufiger vorkommende 
zu sein. Die Eier sind mit denen der vorigen Art nahe verwandt, meist kleiner, kürzer und leichter. 
Aus 6 Nestern wogen 5 Stück 6'/,, aus drei andern 7 Gran. Zur Vergleichung wurden 5% Stück 
aus Holland, Deutschland und Italien benutzt, deren Maase folgende sind: 

Länge 6°/”, Breite 51/4”, 1 Stück. 


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*) Die holländischen Exemplare verdanke ich Herrn Löbbecke, die aus den Sümpfen von Diebzig Herrn Rector 
Pässler. 


13 


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Hieraus ergiebt sich, dass /, der Gesammitzahl unter 7°/,”” Länge hat, während bei voriger Art 


nur '/,, sich unter dieser Länge hält, dass keins 8”” lang ist, während bei der vorigen Art '/, diese 
Länge überschreitet. Dabei sind sie ungleichhälftig und meist kurz nach der Höhe stark abfallend 
und zugespitzt, theils sanft abfallend und stumpf. Im Ganzen kommen weit seltener gestreckte Ex- 
emplare vor als bei voriger Art. Die Grundfarbe ist graugrünlich, graugelblich oder graubräunlich, 
matter oder lebhafter, mehr oder minder von matten oder lebhaften Fleekchen , in Steigerung der 
Grundfarbe verdeckt. Nur wenige haben stark vom Grunde abstechende und dann doppelt gestei- 
gerte Fleckchen. Sehr viele führen vor der Basis, seltner vor der Höhe, Kränzchen von Flecken 
oder schwarzen Haarzügen oder beiden zugleich. Nur sehr wenige Exemplare, unter obiger Zahl &. 
haben gar keine Haarzüge. 

Das Korn ist stets zarter und glatter als bei $. phragmitis, besonders sind die Poren enger 
und gehen in tieferen Punkt aus. Da beide Vögel häufig in derselben Umgegend nisten und schon 
bei entfernter Annäherung eines Menschen vom Neste abfliegen, so hält es sehr schwer, diese Eier 
sicher bestimmt zu erhalten, Häufig nistet gegenwärtige Art, etwas zeitiger, allein Umstände bringen 
auch hierbei Unregelmässigkeiten zu Stande und man muss den Brutvogel in der Schlinge zu fangen 
suchen, um sich vor Täuschung zu wahren. Die Eier von Sylvia conspieillata haben ähnliche Fär- 
bung, aber die blaugrauen Unterfleckchen der Strauchsänger, anderes noch zarteres Korn mit dichten 
Punktporen und sind gestreckter. Sonst unterscheidet sie ihre Kleinheit von allen andern ähnlich 
gefärbten. 


26. (6.) Der Weiden-Rohrsänger. Sylvia salicaria. Pauı. (Motacilla salicaria Pawr. Sylvia culi- 
gata. Licunr. Salicaria caligata. Krxs. er Buas.) 

Tab. 21. fig. 9. [Parras, Fauna Rosso-asiatica. I. p. 492. Lichtenstein in EvERSMANN Reise. p. 128.] 

Pallas fand diesen Rohrsänger, welcher in der Färbung sich der $. arundinacea nähert, im süd- 
lichen Russland und Sibirien einzeln in der Nähe der Flüsse und im Sommer bis ziemlich hoch nörd- 
lich verbreitet, so weit noch Gesträuch vorkommt. Er hat einen muntern, angenehmen Gesang, den 
er beim Durchschlüpfen der Zweige hören lässt, baut sein Nest in Astgabeln aus dürrem Grase und 
legt 4 bis 5 Eier. Bei seinem Vaterlande ist es nicht zu verwundern, dass wir nicht mehr von sei- 
ner Naturgeschichte wissen. Ich erhielt von den Ufern der südlichen Wolga ein ihm zugeschriebe- 
nes Ei. Dieses ist ungleichhälftig, nach der Basis zugerundet, nach der Höhe stark abfallend stumpf 
zugespitzt. Auf grünlichgelblichem Grunde hat es gelblichgraue und grüngelbbraune mattere und 
lebhaltere, kleinere und grössere Pünktchen und Fleckchen, die nach der Basis zu den Grund fast 
decken, nach der Höhe sparsamer werden. In Korn und Zeichnung kommt es den Eiern von 5 
arundinacea nahe, doch ist seine Färbung eine ganz eigenthümliche. Allein aus einem und noch 
dazu nicht ganz sicheren Exemplare lässt sich gar nichts Entscheidendes sagen und es mag hier hin- 


reichen betreffende Forscher zur nähern Kenntnissnahme dieses Vögelchens anzureizen. 


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27. (7.) Der Grillenrohrsänger. Sylvia locustella. Pexs. (Larn.) (Salicaria loeustella. Sri. Calamoherpe - 


locustella Bose. Arundinaceus locustella. Less. Sibillatrix locustella, MacsıLLionav. Ha. Bayı. 


Govwp. Tab. 103. Syleia locustella. Naumann, Nat. N. A. Tom. IH. p. 695. fig. 2.3.) 
Tab. 21, fig. 8. a. b. ec. [Hrwirsox, Brit. Ool. Tab. 70, fig. 3. Col. I. Tab. 26. fie. 1. =. h. 9] 

Die 3 nun folgenden Rohrsänger bilden eine nahe verwandte Gruppe besonders hinsichtlich 
ihres Gesanges, der durch eigenthümliches Schwirren von allen bekannten Vögelstimmen abweicht. 
Alle dreie gehören dem gemässigten und südlichen Europa an und haben daselbst sehr beschränkte 
Verbreitung. Der Grillenrohrsänger kommt am häufigsten in England vor, hört im südlichen Schott- 


land auf und geht von «da durch das nördliche Deutschland. Da er seh we lebt und 
seine Stimme so wenig einer Vogelstimme gleicht, so wird er nur selten bemerkt und er lebt gewiss 
in vielen Gegenden, ohne daselbst bekannt zu sein. Gehörte Motaeilla locustella Paıı. (Fauna Rosso, 


asiatica p. 308) hierher, so wäre er bis weit nach Sibirien hinein verbreitet. Allein weder Ausmes- 
sung noch Beschreibung wollen recht passen. So gıbt Pallas seinem Vogel uropygium griseocine- 
reum immaculatum und 46 Schwanzlänge nur zu 1” 7”. Von Gesang und Lebensweise erwähnt 
er gar nichts, und man wird im Ganzen geneigter zu glauben, dass die Angabe auf Sylvia phragmitis 
zu beziehen-sei, der bekanntlich viel häufiger vorkommt und eine ausgedehntere Verbreitung hat als 
gegenwärtige Art. Im April oder Mai, nach südlicherer oder nördlicherer Lage seines Aufenthaltes, 
bezieht er sein Nistrevier, was er of ganz von Sumpf und Wasser entfernt wählt, da er dichtes, be- 
sonders dorniges Gebüsch dazu braucht, und hier lässt nun zuerst am Tage, später aber fast nur in 
der Nacht das Männchen seinen wunderlichen Gesang hören, der am mehrsten mit dem Schwirren 
der Maulwurfsgrille oder der grössern grünen Heuschrecke verwandt ist. Er besteht nemlich allein 
aus einem sehr lang ausgehaltenen, hohen sirrrrrrrr —! Schon während des Zuges lässt es hier und 
da seinen Gesang vernehmen, aber nie lange an einer Stelle; hat es jedoch seinen Nistplatz gewählt, 
so singt es oft stundenlang und verweilt auch länger an demselben Orte, Es sitzt dabei mit mög- 
lichst emporgestrecktem Kopfe, bläht die Kehle auf und bewegt den etwas geöffneten Schnabel stark; 
halten sich mehre Männchen unweit von einander auf so singen sie im site”). Ende Mai oder 
Anfangs Juni legt er sein Nest höchst versteckt in einen dichten, wo möglich dornigen Busch nahe 
am Boden an, und da er oft den Aufenthalt mit Sylvia cinerea theilt, deren Nest bekanntlich nicht schr 
schwer aufzufinden ist, so hat man häufigst Nest und Eier dieses Sängers für die seinen genommen. 
ON hält er sich weit vom Wasser entfernt und nähert sich ihm nur dann, wenn sich an demselben 
diehtverwachsenes Dornengesträuch findet. Ich besitze 2 Nester, welche mit Sicherheit als diesem 
Vogel angehörig zu betrachten sind. Das eine erhielt ich aus der Umgegend agdeburg, wo es 
Anfangs Juni in einem Weissdornbusche nahe am Boden zwischen dicht verwachsene Zweige fest 
eingebaut war. Es ist wegen des Standortes etwas unregelmnässig und schräg, aber ziemlich massig 
erbaut, gegen 3” hoch, 3'/,” breit, 4%” tief und 2” weit, am obern Rande etwas eingezogen. Aus- 
wendig besteht es aus Laubmoos und dürren Grasstöcken mit breiten Blättern, welche mehrfach ver- 


*) Rhea. II. p. 216. 

*") Gesang und Verhalten dieses Rohrsängers hat Hr. Professor Naumann am angeführten Orte vollständig an- 
gegeben. In der Nähe von Eilenburg hörte ihn mein Bruder, der Pastor Thienemann in Sprotta, mitten in einem 
Weizenfelde anhaltend singen, er hatte also wahrscheinlich auch sein Nest darin. 


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schlungen und eingearbeitet sind; inwendig ist es mit Rohrrispen locker ausgekleidet. Ein zweites 
Exemplar in der Umgegend von Diebzig, ebenfalls in einen dichten Weissdornenbusch eingebaut, am 
Rande eines trocknen Grabens, der mit Brennnesseln und Rohr bewachsen war. Es ist nicht so dick- 
wandig aber sorgsamer erbaut als das erste, ziemlich 2'/,” hoch, 3'/” breic, 2” tief und 2'/,” weit, 
am Innenrande etwas eingezogen. Es besteht aus etwas Laubmoos, welches mit Grashalmen, Win- 
denarten und vielen breiten, dürren Grasblättern und etwas Nesselbast ziemlich glatt verwebt ist. 
Inwendig bilden zarte Grasstengel und deren Rispen nebst einigen schwarzen Pferdehaaren eine 
ziemlich glatte und wohlgerundete Auskleidung. Die Wände sind dicht und nur an den Stellen , wo 
sie den Zweigen eingebaut waren, durchsichtig. Es haben diese Nester Aehnlichkeit mit manchen 
von Sylvia phramitis, doch unterscheiden sie sich leicht durch die breiten Grasblätter und nähern sich 
damit denen der folgenden Art. Auch die Eier haben nur in manchen und zwar seltneren Abän- 
derungen entfernte Aehnlichkeit mit denen von Sylvia phragmitis, doch habe ich nur 15 Exemplare 
vergleichen können und zwar meist in England gesammelte, was zur vollständigen Kenntniss der- 
selben nicht ausreicht. In der Ausmessung zeigt sich folgendes Verhalten: Länge 8”°, Breite 5°/, 
bis 6”, 5 Stück ; Länge 8'/”, Breite 6 bis 6'//”, 7 Stück; Länge 8'/,”', Breite 6 u. 6)”, 2 Stück : 
Länge 81//”, Breite 6'//”, 1 Stück. Gewicht nur 1Y/, Gran. Sie sind ungleichhälftig, der grösste 
Durchmesser meist der Basis ansehnlich näher, sonst aber die Basis der stumpfen Höhe ziemlich 
gleich. Ihre Grundfarbe ist weisslich, in das Grauliche, Bräunliche, Röthliche, Rothe oder Violette 
ziehend, womit die Farbe der feinsten und feinen deutlichern oder undeutlichen Fleckchen stimmt. 
Die untersten derselben ziehen in das Graue, dann folgen in zwei Schattirungen die obersten, welche 
entweder gelblich oder röthlichbraun, röthlich oder lebhaft hellroth oder endlich violett sind. Sie 
stehen entweder fast gleichmässig über die Fläche vertheilt, oder nach Basis oder Höhe dichter, bil- 
den auch zuweilen daselbst ein deutliches oder undeutlicheres Kränzchen. Sie sind ziemlich glatt 
und ihr Glanz ist meist lebhaft. Inwendig scheinen sie grünlich weiss durch, dem sich die jedes- 
malige Fleckenfarbe beimischt. Das Korn ist ziemlich derb, nächst verwandt mit dem von Sylvia 
arundinacea. Die Körnchen stehen nicht so dicht als bei Sylvia phragmitis und sind mehr zu erha- 
benen Zügen vereinigt, welche kleinere oder grössere Zwischenräume lassen, deren letztere sich zu 
Poren vertiefen, die meist einen glatten Rand haben und nicht in scharfen Punkt ausgehen. Durch 
letztern Umstand sowohl als auch dadurch, dass sich ihre Flecken deutlicher vom Grunde losheben, 
unterscheiden sie sich sicher von solchen Eiern der Motacilla flava, die ihnen in der Färbung nahe 
kommen. Die Satzzahl ist meist 5, seltner 6 Stück; Brütezeit und Auffüttern der Jungen soll mit 
der anderer Rohrsänger übereinstimmen. 


28. (%.) Der Nachtigalrohrsänger. Sylvia Iuseinioides. Savi. (Ornith. Tose. 1. p. 270. Tinenemann, 
Rhea. II. p. 220. Pseudoluscinia Saviü. Bonar. Gour», Birds of Europa. Tab. 101. Salicaria 
luscinioides. SCuLEGEL, Kr. Ueb. 28.) 

Tab. XXI. Fig. 12. 

Es scheint die Verbreitung dieses sehr merkwürdigen Sängers eine zwar sehr ausgedehnte, aber 
an bestimmte Oertlichkeit gebundene zu sein, ungefähr wie die von Parus biarmieus. Er liebt nem- 
lich ausgedehnte Sumpfstrecken, wo er möglichst im Verborgenen leben kann. Erst in der neuesten 

26 


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Zeit ward er von Savi im Toskanischen entdeckt, dann sparsam im südlichen Frankreich bemerkt 
und ganz kürzlich durch Hrn. Löbbecke in Holland aufgefunden und daselbst mehrere Jahre hin- 
durch sorgfültigst beobachtet”). In der Grösse kommt er ungefähr mit Syloia } überein und 
sein Gewicht beträgt etwas über ein Loth. Ueber seinen Winteraufenthalt wissen wir nichts, in Hol- 
land lässt das Männchen schon gegen Ende des April in den ausgedehnten Torfmooren mit abwech- 
selnden freien Wasser und darin befindlichen, mit hobem Grase und Weidengebüsch bewachse- 
nen Inseln seinen schnurrenden Gesang hören, nach welchem ihn die Eingeborenen de Snorr, den 
Schnurrer, nennen. Herr Löbbecke drückt denselben durch ein lang gehaltenes sirrerrerr oder Pen R 
aus, jedoch viel tiefer lautend als beim vorhergehenden. Er mehr die Nähe des Wassers 
wählt sich daher meist Anfangs Mai einen dichten Gras- busch, in dessen Mitte er, 
dem darin hoch aufgewachsenen Moose das Nest so anlegt, ee von den Stengeln und Blättern 
ganz verdeckt wird. Dieses besteht ganz aus den dürren, breiten Blättern der Phalaris ee. au 
die um einander gelegt und nur locker verflochten werden, so dass das Ganze, aus seiner Umgebung 
herausgenommen, fast den Zusammenhang verliert. FreR Jer innere Napf ist nur mit Stücken die- 
# 


ser Blätter, doch ziemlich glatt ausgekleidet. _ Bei dern rue, Vogel Iindet man ein 
ähnliches Nest. “ 

Die 6 Exemplare dieser Nester aus Holland, ‚welche ich der Güte des Herrn Löbbecke ver- 
danke, verhalten sich hinsichtlich des Materials ganz gleich, nur in den Maasen ändern sie ab. Nr. 4 
ist 3” breit, 2'/,” hoch, 2” weit und 41%" tief. Nr. 2 hat gleiche Breite, ist aber nur 2° hoch und 
weit, 1,” tief. Nr. 3 ist etwas schräg erbaut, 3°/,” breit, 3'/” hoch, 2'/” weit und tief. Nr. & ist 
3'% breit, 2'/” hoch und weit und 2” tief. Nr. 5 und 6 sind fast ganz gleich, #” breit, 2” hoch, 
2'/;” weit und 2” tief. Bei den mehrsten ist der Rand des Napfes etwas eingezogen. Diese Nester 
sind zwar in verschiedenen Jahren, aber doch in derselben Umgegend gebaut, weshalb es sehr wün- 
schenswerth ist, zu erfahren, ob die in andern Ländern erbauten ihnen gleichen. Die 25 zur Ver- 
gleichung vorliegenden holländischen Eier ändern in den Maasen wie folgt: Länge 8”, Breite 6)/,, 
1 Stück ; Länge 8)’, Breite 6”, 2 Stück; Länge 8,” , Breite 6'/, bis 6”, 5 Stück; Länge 

8°/”, Breite 6 bis Y’, 9 Stück; Länge 9”, Breite 6, "”, 6 Stück; Länge N \ + Breite 6/4”, 
I Stück; Länge 9'//”, Breite 7””, 4 Stück. Ihr Gewicht beträgt ein Wenig über ? Gran, die grossen 
sind kaum merklich schwerer als die kleinen. Ihre Gestalt ist ungleichhälflig, der grösste Durchmessr 
meist der Basis ansehnlich näher als der oft ziemlich stark abfallenden, doch nur selten zugespitzten 
Höhe. Nur wenige sind ziemlich kurz oder stark gestreckt. Die Grundfarbe ist weiss, reiner mit 
einzeln stehenden Fleckchen oder fast von solchen bedeckt. Die untersten Fleckchen sind grau, leb- 
hafter oder verloschner; dann folgen graubraune oder bräunliche in 2 Schattirungen, klein bis io 
das Kleinste gleichmässig über die Oberfläche vertheilt oder gewöhnlicher nach der Basis dichter und 
grösser, öfters daselbst ein Kränzchen bildend. Sie haben mässigen Glanz und scheinen inwendig 
grünlich oder bläulichweiss durch. Die kleinen kommen in der Grösse den vorigen gleich, ihre 
Schale ist aber etwas schwerer, ihr Korn viel zarter, mehr mit dem von Sylvia phragmitis stimmend. 
Es besteht aus aneinander gereihten, öfters zu Ringen verbundenen feinsten und feinen Körnchenzmit 


*) Ich besitze Eier aus thüringer Sümpfen, die ich von den holländischen nicht unterscheiden kann, doch habe 
ich die Nester nicht dazu erhalten. 


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ungleichem Rande, welche sparsam ‘die meist kleinen und nicht tiefen Poren umschliessen. Wo die 
Körnchen nur flach entwickelt sind, stehen die Poren auch zuweilen in glattrandigen Gruben. Ihre 
Achnlichkeit mit manchen dichtbräunlich gefleckten Abänderungen der Eier von Motaeilla alba ist 
gross, doch gibt das Korn sicheres Unterscheidungszeichen, welches bei letztern aus grössern Körn- 
chen besteht, die linsenförmig Nachgedrückt sind und reinern, deutlich umschriebnen Rand haben, 
und aus häufigern tieferen Poren besteht Wo die letztern Eier etwas Grünliches oder Bläuliches der 
Grundfarbe beigemischt haben, kann eine Verwechselung nicht stattfinden, da dieses der gegenwär- 
tigen Art fremd ist. Von ähnlich gefärbten Eiern des Anthus pratensis unterscheidet sie das ganz 
andere Korn. Es ist wahrscheinlich, dass diese Vögel regelmässig 2 Bruten zu Stande bringen , wo 
sie mit der zweiten Anfangs Juli beginnen. Das Männchen hält mit seinem Gesange, den es bei mil- 
dem Wetter des Tages ölters hören lässt, bis tief in den Sommer hinein aus, nur dass es in der letz- 
ten Zeit seltner singt. Es muss beim Brüten nicht viel helfen, da es keinen Brütefleck bekommt. 
Beim Weibchen erstreckt sich derselbe auch ansehnlich breit von der Höhe des Brustbeines bis vor 
die Afteröflnung. 


29. (9.) Der Flussrohrsänger. Sylvia fuviatilis. Meser uno Wour. (Naumann, Nat. N. A. Tom. 
II. p. 624. Tab. 83, fis. 1. Turesemann, Rhea. II, p. 224. Salicaria fluviatilis. Govnp, Birds 
of Eur. Tab. 102.) 

Tab. XXI. fig. 6. a et c. 

Hinsichtlich der Grösse nimmt diese Art unter den Rohrsängern den nächsten Platz nach dem 
Drosselrohrsänger ein und kommt in ihr, bei einen Gewichte von etwas über 6 Quentchen, mit der 
Sylvia hortensis überein. Die Ufer der Donau, besonders von Wien abwärts, sind sein Hauptaufent- 
halt, ausserdem hat man ihn nur einzeln bemerkt. Ob er in Afrika nur den Winter zubringe oder 
auch Standvogel sei, bleibt noch zu ermitteln, wie so vieles von der Naturgeschichte dieses merkwür- 
digen Vogels. In der Umgegend von Wien erscheint er meist schon Ende April und wählt sich da- 
selbst von den Donauufern mit lichtem Stangenholz von Erlen oder Weiden versehene Stellen aus, 
wo einzelne Bäume von Orafaegus o@yacantha stehen und die ausser dichtem Grase nur einzelne 3 
bis 5° hohe Büsche der Parietaria enthalten. Vom Anfang Mai an lässt das Männchen in den früh- 
sten Morgenstunden, seltner am Tage, seinen wunderlichen Gesang vernehmen und sitzt dabei meist 
[rei auf einem etwas schrägen Stamme, höher oder tiefer, den einen Fuss lang ausgestreckt, den an- 
dern kurz eingezogen *).. Schnabel und Kopf richtet es möglichst gerade in die Höhe, öffnet den 
Schnabel weit, bläst die Kehle auf, lässt die Flügel etwas hängen und bringt nun, anscheinend mit 
vielem Kraftaufwande und unter tacktmässigem Rucken des ganzen Körpers, seinen Gesang zu Stande, 
Dieser lautet: zi-zi-zi-zi zi-zi-zi-zi, oder sri-sri-sri-sri-sri-sri-sri-sri, an 20 Mal in einem Athem 
sehr schnell wiederholt mit dazwischentönendem Doppelschlage tick-tiek-tick-tick-tick-tick-tick-tick, 
wie vom feinsten Silberglöckchen, was aber erst bei recht eifrigem Singen erfolgt. Es ist dieser Ge- 
sang so eigenthümlich, dass man ihn nur einmal gehört zu haben braucht, um ihn für immer zu be- 
halten. Das lange Aushalten beim gleichmässigen Singen hat ihn wohl den Namen des Leirers bei 


*) Vielleicht ist hierdurch die Angabe entstanden, dass er auf einem Fusse stehend sünge! 


26 


den Wienern zugezogen. Wie in seinem ganzen Haushalte, ist auch beim Nestbaue dieser Vogel 
höchst vorsichtig und zurückgezogen. Das Weibchen bekommt man überhaupt nur sehr selten zu 
sehen, wenn man sich nicht stundenlang höchst verborgen und still an seinem Standorte aufhält, da 
es meist im Grase fortschlüpft, und so ist es auch gekommen, dass man nichts Sicheres über sein 
Fortpflanzungsgeschäft weiss, Alles, was bisher darüber angegeben ist, auch in unserm Werke über 
die Fortpflanzung der Vögel Europa's, dürfle auf re mit u hortensis und kr 
zurückzuführen sein '), 

Bei einem leider nur zu kurzen Auffenthalte in Wien konnte ich Gas Vogel nicht Zeit genug 
widmen und fand daher nur 2 von demselben Pärchen erbaute ohne Eier. Ein drittes Nest 
mit einem Eie, was ich derzeit fand und für diesem Vogel ang hielt, muss ich j Pla 
mönch zusprechen "). Später erhielt ich aus Ungarn ein me 2 sichern, ganz gleic Nest mit 2 
Eiern, welche ich für die richtigen zu halten mich berechtigt glaube, da sie sich auch den der bajpen 
vorhergehenden Arten gut anschliessen. 

Die beiden Nester waren in der zweiten Hälfte des Mai in 5 bis 6 Stengel von Parietaria, 
welche 2 bis 3° durchmessende, in dieser Zeit schon an 5° hohe und ganz dichte Büsche bildet, 
etwa N’ über dem Boden so fest eingebaut, dass sie nur ‚mit denselben unzerstört herausgenommen 
werden konnten. Sie sind von ausgebleichtem Waldstroh und Grasstengeln nebst langen Grasblät- 
tern locker und sparrig erbaut und inwendig mit feinem Grase sowie einigen Hirsch - und Pfı 
haaren, Moosstöckchen und Bruchstücken dürrer Blätter ausgelegt. Von Raupengespinst und Spin- 
newebe ist keine Spur vorhanden, wodurch sie sich sicher von denen der Sylvia atricapilla und hor- 
tensis unterscheiden. Bei den sparrigen Aussenwänden messen sie gegen 4” in der ee 
3” in der Höhe; inwendig haben sie bei 2” Weite auch ziemlich 2” Tiefe. Das ungarische hat ziem- 
i lich dieselben Maase, ist nur ein wenig flacher und etwas weiter. Auch das Material ıst dasselbe, 
e nur dass am Grunde einige Grasstöckchen mit Wurzeln beigegeben sind. Grösse, Gestalt und Fär- 
bung der Eier sind aus der Abbildung zu ersehen. Fig. c hat auf der andern Seite einige dunkle 

Haarzüge und Flecken, deren letztere aber weder so umschrieben, noch gerundet sind als bei S. atrı- 

capilla, von denen sie auch das Korn unterscheidet, welches dem von S. locustella nahe kommt, nur 

dass es etwas derber ist und schmälere Höhenzüge hat. Allein nur bei einer grössern Anzahl siche- 
rer Exemplare wird man im Stande sein, diese Eier von denen andrer Sänger gehörig zu sondern. _ 


E. Ufersünger ***). (-Jödon. Boır, Erythropygia. Smirn. Agrobates., na La 
” Es schliesst sich diese Abtheilung, die meist aus afrikanischen Arten besteht, den ‚Strauch-, 
- Rohr- und Erdsänge hat die Färbung der Steppenvögel, hält sich am Fluss- und Meeresgestade 
in Bäumen und Gesträuchen auf, baut ein etwas künstliches Nest und legt auf blassgrünlichem Grunde 
bräunlich gefleckte Eier. Ihr Gesang kommt dem der Strauchsänger am nächsten. 
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*, So gehört auch ein Nest, welches unter diesem Namen Herr Dr Moequin-Tandon von den .* 
der Garoßne einsendete, sicher der Sylvia atricapilla an! “+ 
**) Abbildung dieses Eies siehe Fig. 6. b; das Nähere über den Blech Ahen IL. p. 226. 
"**) Wenn man die hierau gehörigen Arten besser kefint, wird man vielleicht diese Bezeichnung ändern müssen. 


ZZ —.m 


30. (1.) Der rostige Ufersänger. Sylvia galactodes. Temm. (Turdus rubiginosus. Mey., Or. T. IN. 

p- 68. Sylvia rubiginosa. Tenm., Pl. col. 251. Fig. 1. Gounv, Birds of Eur. Tab. 112. 4ödon 

galactodes. Boıe. Salicaria galactodes. ScuLes., Kr. 116. Salicaria familiaris. MExeErTR.*) Ery- 
thropygia galactodes,. Box. Linvermever, Die Vögel Griechenlands. p. 20.) 


Tab. XXI. fig. k. a. b. c. 


In der Grösse nähert sich dieser Sänger der Sylvia nisoria, in der Lebensweise hat er vieles 
mit der Nachtigal gemein. Er lebt in Spanien, Griechenland und von da bis zum mittlern Asien und 
ögypten, kommt in Griechenland im April an und bezieht Anfangs Mai seine Nistplätze, buschige 
Olivenbäume in der Nähe des Meeresstrandes. Hr. Dr. Lindenmeyer hat eine Anzahl Eier und Ne- 
ster dieser Art eingesendet, welche in der Nähe von Athen gesammelt wurden, zu deren Beschrei- 
bung ich übergehe. Die letztern werden in dichte Zweige eingesetzt und gleichen auf den ersten An- 
blick sehr denen der Sylvia olivetorum, sind aber etwas grösser, lockerer und aus andern Stoffen 
erbaut. 3 wohlerhaltene Stücke haben folgendes Verhalten. Nr. 1. Breite 3'/”, Höhe 1'/,”, Weite 
2'/ , Tiefe 1”. Es bildet einen ziemlich flachen Napf und ist aus Stengeln von Gnaphalium so wie 
dessen Wolle und Pappus und aus bräunlichgelben Wurzeln, Blattstückchen und Hälmchen eines 
Strandgrases erbaut, inwendig auch, doch nicht eben sehr sorgfältig, mit denselben Stoffen ausge- 
kleidet. Nr. 2 ist 3%,” breit, 1°//” hoch, 2°//” weit, 1'//” tief. Es ist ans demselben Material erbaut 
wie das vorige, ziemlich dickwandig und glatt. Durch das Einweben mehrerer wolliger Aehren des 
Lagurus zeichnen sich seine Wände aus. Nr. 3 ist 4” breit, 2'//” hoch, 2'/,” weit, 1°//” tief. Die 
dicken Wände sind aus Gnaphaliumstengeln und Pappus, Grasblättern und zarten Grashalmen zu- 
sammengelegt, durch Gnaphaliumwolle sorgsam verbunden und mit derselben überkleidet. Man sieht 
aus alle diesem zusammen, dass sie recht eigenthümlich sind. In der letzten Hälfte des Mai ist meist 
der Satz beendet, welcher aus 5 Eiern besteht, die ebenso eigenthümlich sind und von denen ich 15 
Stück zur Vergleichung vor mir habe. Ihre Maase sind folgende: Länge 8°//”, Breite 7°”, A Stück : 
Länge 9””, Breite 6%”, 2 Stück; Länge 9'//”, Breite 6°/, bis 7””, 8 Stück; Länge 9'/,”, Breite 7”, 
3 Stück: Länge 9%”, Breite 7Y//”, 1 Stück. Ihr Gewicht beträgt 2/, bis Y, Gran. Sie sind alle un- 
gleichhälftig, den grössten Durchmesser der zugerundeten oder etwas stärker abfallenden Basis näher 
als der ziemlich stark abfallenden, stumpf zugespitzten Höhe. Ihre Grundfarbe ist schwach bläulich, 
reiner oder in das Grünliche und Grauliche ziehend. Die untersten Fleckchen und Pünktchen sind 
aschgrau, dann folgen grünbraune und gelblichbraungrüne Pünktchen, Fleckchen oder Strichelchen, 
entweder ziemlich gleichmässig und dicht, oder nach der Basis dichter, auch daselbst ein Kränzchen 
bildend. Ihr Glanz ist ziemlich lebhaft, ihr Korn kommt mit dem deutlich ausgesprochenen von Sylvia 
hortensis überein. Inwendig gegen das Licht scheinen auf grünlichem Grunde die Flecken deutlich 
durch. In der Färbung nähern sich diese Eier der seltnern Abänderung von Sylvia ceinerea, wie sie 
Tab. XN. fig. 6. e vorgestellt ist, sind aber durch Grösse und Korn leicht zu unterscheiden. Dann 


= *) Die Unterschiede der letzten Art, die von Griechenland an östlich vorkommt, von der erstgenannten, welche Spa- 
nien angehört, scheinen doch zu unbedeutend, um specielle Absonderung zu rechtfertigen. Herr Graf von der Mühle 
glaubt, dass sie in Griechenland meist nur durchzögen; da ınan sie aber nördlicher im Sommer noch nicht bemerkt 
hat, so bezieht sich ihr Verschwinden nach der Ankunft wol nur auf das Vertheilen an die Nistplätze 


ie ' 
> En 


kommen sie manchen Eiern von Motacilla alba und des Haussperlings in Färbung und Grösse nahe, 

das Korn gibt aber stets leichtes und sichres Unterscheidungszeichen. 

31. (2.) Der rauchfahle Ufersänger. Sylvia infuscata (Le Grivetin. Le Varcı., Oiseaux d’Afr. T. 11. 
P- 56. Tab. 118) ö 


Dem vorigen in Färbung und Gestalt höchst ähnlich, nur ein weni iner,, lebt dieser Sänger 
nach Le Vaillant in den Mimosegehölzen an den Ufern der südafrikaniscl Flüsse. In der Nistzeit, 
den Monaten October bis December, lässt das Männchen zeitig am Morgen oder gegen Sonnenunter- 
gang seine angenehm flötende Stimme hören, welche viel Aebnlichkeit mit der der har 
nur schwächer ist. Das Weibchen lässt nur ein kurzes Geschrei , welches wie -trick, 
tricktriek-trick lautet. Ich besitze 3 Eier dieses Vogels, welche die g grösste Achnlichkeit mit ee der 
vorigen Art haben. Sie sind 8%, bis 9,” lang bei 6%,” Breite und führen auf ganz blassbläulichem 
oder gelblichgrauem Grunde ziemlich dicht aschgraue, grünbraune und gelblichgrünbraune Pünktchen, 
Fleckehen und kurze Querzüge, meist an der Basis dichter, bei einem auch kranzartig. Auch im Korne 
gleichen sie der vorigen Art. 


4 
32. (3.) Der meisterliche Ufersänger. Sylvia coryphaca. (Le Coriphee. Le Varuuann, Ois. d’Afr. 
Tom. IH. p. 85. Nr. 120. fig. 1 et 2.) 


Es ist dieser Sänger ein wenig kleiner als die Nachtigal, der er nach Le Vaillant in Sitten und 
Lebensweise sehr nahe kommt. Er hält sich wie der vorige in den Mimosen an den Fl des 
südlichen Afrika auf, wo er sich von Insekten, besonders auch Ameisenpuppen ernährt. Im: October 
beginnt die Nistzeit, wo das Männchen seine höchst angenehme Stimme hören welche vor allen 
andern südafrikanischen Sängern durch Wohllaut und Zartheit sich auszeichnet. Das Nest wird unter 
dem Schutze eines sehr dichten Busches auf die Erde angebracht und auswendig aus Pflanzensten- 
geln und Moos verfertigt, inwendig mit Haaren durchllochten und ausgekleidet. Das Weibchen legt 
nach Vollendung des Nestes jeden Tag ein Ei, meist &, seltner 3 oder 5. Ich besitze ein Ei dieser 
Art, welches sich recht gut an die der nachfolgenden Abtheilung anschliesst. Es ist stark ungleich- 
hälftig, nach der Basis ziemlich, nach der stumpfzugespitzten Höhe stark abfallend, 8°” lang, 6%," 
breit. Seine Grundfarbe ist gesättigt graublaulich, auf ihr finden sich röthlichgraue und in zwei Ab-- 
stufungen grauröthliche, verworrene Fleckehen und Strichelchen, welche die Basis fast-decken. Sein 
korn nähert sich sehr dem der Nachtigal und des Blaukehlchens, zu welchen hierdurch wie durch 
Lebensweise und Sitten diese Art einen guten Uebergang bildet. - 

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F. Erdsänger. e e 

Sie haben das Gemeinsame, nicht in Zweige, sondern uf re Boden, in alte Baumsturze, 
Grasbüsche u. s. f zu nisten und einfärbige oder nur undeutlich gefleckte Eier zu legen. Sie gehören 
sämmtlich der nördlichen Hälfte des alten Continentes an, wo sie ae sind. _ 


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33. (1.) Der Nachtigal-Erdsänger *). Sylvia luseinia. L. (Laru.) **) (Motacilla luseinia. L. Luseiola 
luseinia, Buasıus Er Kayser, 


Tab. XXII. fig. 2. a. b. c. [[Zınansı, p. 5%. Tab. VII. fig. 42. Kreis, p. 2%. Tab. X. fig. 5. GUENTHER und 

Wınsıng, Tab. 65. Noz. u. Serr., Tom. II. p. 125. Tab. 65. Lewis, Tom. IV. Tab. XXI. fig. 2. Muereen, Singv. 

Heft I! Tab. 1. Naumann alte Ausg. T. I. Tab. 35. fig. 27.: Naumann u. Bunte, Heft I. Tab. 1. fig. 10. a.b. Tme- 

NEMANN U. BrEuN, Heft III. p. 32. Tab. 6. fig. 44. Scmxz, Abild. u. Beschr. p. 5. Tab. VII. Nest u. Eier. Hewır- 
son, Brit. Ool. Tab. 90. Id. Col. Ill. Tab. 26.] 


Die Nachtigal, wegen ihres vortreillichen Gesanges seit den ältesten Zeiten mit vollem Rechte 
bewundert und geliebt, bewohnt den grössten Theil von Europa und das angrenzende Asien bis in 
die Länge des Obi. Nach Norden geht sie bis zum mittlern Schottland, fehlt Norwegen ganz, tritt 
dann wieder in Schweden auf, wo sie nach Finnland zu ziemlich hoch im Norden hinaufzeht und all- 
mälig nach dem östlichen Sibirien aufhört. Von Griechenland durch Taurien bis zum Caucasus und 
Persien hat sie ihre südliche Brutgrenze, während sie in Afrika und dem wärmern Asien nur über- 
wintert. Mit dem Eintritt der neuen Belaubung von Bäumen und Gesträuch kehrt sie zu ihren Nist- 
plätzen zurück, doch beträgt der Unterschied der Zeit, wo sie zuerst ihren Gesang ertönen lässt, von 
Griechenland und Schweden doch kaum 4 Wochen. Zu ihrem Sommeraufenthalt verlangt die Nach- 
tigal dichtes, nicht zu trocken gelegenes, mit Bäumen untermischtes Gesträuch aus Laubholz. Sie 
meidet höhere Gebirge und geschlossnen Hochwald, kehrt aber gern auch in kleineren Anlagen ein, 
wenn sie nur verwachsenes Gesträuch und Wasser enthalten. So belebt sie die Gärten der Türkei 
wie die zerstörten Gärten der Türken in Griechenland und die nächste Umgebung auch grösserer 
Städte, wenn sie daselbst Schutz findet, oflenbare Zuneigung zu dem Menschen beweisend. Ebenso 
häufig tindet sie sich in den menschenleeren schattigen Hainen der Uralthäler. Die Pärchen wohnen 
häufig ziemlich dicht zusammen, jedes hält jedoch streng auf sein Nestrevier, wodurch im Anfange 
nach ihrer Ankunft unter den Männchen oft heftiger Streit entsteht. Wie bei den mehrsten Singvözeln 
kommen die Männchen einige Tage früher als die Weibchen an, singen im Anfange nur leise und ab- 
gesetzt, besonders wenn die Witterung noch rauh ist, bis sie allmälig, besonders bei vorrückender 
Belaubung, ihren vollen Gesang anstimmen, in dessen Lobpreisung sich schon die ältern Schriftstel- 
ler ergiessen. Bei der allgemeinen Aufmerksamkeit, die man der Nachtigal in ihrer weiten Verbrei- 
tung geschenkt hat, ist es möglich geworden, allgemeine Sätze hinsichtlich ihres Gesanges zu sam- 
meln, welche darthun, dass auch hier die Oertlichkeit neben Individualität und Lebensalter grossen 
Einfluss üben. Der Gesang ist offenbar im südlichsten Bereiche ihres Vorkommens weniger schön """ 
während er in den mittlern Theilen an geeigneten Orten, die ihnen neben möglichstem Schutze auch 
reichliche Kost gewähren, sodass eine grössere Anzahl in näherer Entfernung sich aufhalten und 
eine längere Lebensdauer erlangen kann, seine grösste Entwickelung erreicht. Jüngere Männchen 
singen nämlich nicht so schön als ältere, und obgleich schon in der Anlage der Jungen die Grenze 
gesetzt ist, die sie in Gesangentwickelung erreichen können, so bedürfen sie doch einen und des 


*) Gala heisst im Isländischen singen! 
**) Linne unterschsied Nachtigal und Sprosser noch nicht, auch ist nicht mehr zu ermitteln, welche er unter 
u. . . . < 
luscinia gemeint habe, da beide in Schweden vorkommen. 


***) Besonders nach dem Gesange sondert Pallas (Fauna Ross.-asiat. I. p. 484) seine Mot. philomela von deı 
luscinia; unter letzterer versteht er die südlicbe Form, unter ersterer die nördliche. 


andern Vorsängers, um ihr Ziel zu erreichen. Die Zeit des Singens scheint vorzüglich individuell zu 
sein; im Allgemeinen singen sie in der ersten Zeit des Nistens anhaltend und da auch des Nachts, 
während sie später des Nachts meist aussetzen und dann allmälig ganz aufhören. & Wochen währt 
der Hauptgesang, gegen Johanni sind auch bei uns die mehrsten verstummt. Allein örtliche und in- 
dividuelle Ausnahmen sind nicht selten und ich habe selbst in der Umgebung von, Hamburg noch 
Ende Juli mehre recht anhaltend singende Nachtigallen gehört! Zur Anlage des Nestes wählt sich die 
Nachtigal ein möglichst verstecktes Plätzchen am Boden oder doch nahe an demselben unter sehr 
verschiedenartigen Verhältnissen , die ihr gerade passend erscheinen. So stellt sie es in dichte Hecken 
und Zäune, in Reisig- oder Blätterhaufen , in nıedere Baumstürze und Farrenkrautstrünke, in dichte 
Grasbüsche und auf dem Boden aufliegende Baumäste, in den Grund eines dichten Busches oder 
auf die blosse Erde. Dürre Blätter, am liebsten von der Eiche und Haselnuss, bilden eine meist 
breite und starke Unterlage, sind auch gewöhnlich in die Wandung selbst mit eingefügt, welche aus 
Gras- oder Schilfblättern, zarten Halmen und Wurzeln öfters etwas locker, oft aber auch ziemlich dick 
und fest zusammengearbeitet ist. Zur innern Auskleidung dienen dieselben Stoffe , nur feiner ausge- 
wählt, oft werden noch einige Pferdehaare oder etwas Pfllanzenwolle beigegeben. Die meist sehr 
verwitterten Materialien, die der Umgebung entsprechen, geben diesen Nestern ein unscheinbares, 
düstres Ansehen. Sie zeigen auch aus sehr weit von einander abstehenden Oertlichkeiten nur geringe 
Verschiedenheit. Ihre Höhe wechselt von 2 bis 2'/,”, die Breite von 3 bis 3'/,”, die Weite von 2 
bis 2'/”, die Tiefe von 1'/, bis 2”. Der obere Rand ist meist etwas eingezogen. Die Wände sind 
undurchsichtig und der Boden so dicht, dass das von oben eingedrungene Regenwasser nicht leicht 
abläuft und öfters die Eier verdirbt, besonders wenn der Vogel noch nicht auf ihnen sitzt. Im Mai 
legt das Weibchen seine 5 bis 6 Eier, welche in Färbung und Glanz sehr ausgezeichnet sind und 
sich am meisten darin noch den Crypturuseiern annähern, was jedenfalls mit der Ameisenkost 
zusammenhängt. Sie sind kürzer oder gestreckter ungleichhälfig, zu dem Gleichälfigen neigend, zu- 
weilen fast ganz gleichhälfig, nach Basis und Höhe sanft abfallend,, seltner etwas, doch nur stumpf 
zugespitzt, noch seltner an der Basis stärker abfallend als an der Höhe. 26 Exemplare haben fol- 
gende Maasverhältnisse: Länge 6'/,”, Breite 5°”, ein Spulei; Länge 9”, Breite 7”, 8 Stück ; Länge 
9'/”, Breite 6%, bis 7'//”, 10 Stück; Länge 9'/”, Breite 7 bis 7'//”, & Stück; Länge 9°”, Breite 
7 bis 7%)”, 3 Stück. Ihr Gewicht beträgt meist 2'/, Gran, nur die grössten erreichen fast 2'/, 
Gran. Ihre Färbung geht vom blassen aber gesättigten Graugrün bis zu einem lebhaften Grün und 
vom blassen Braun bis in lebhaftes. An den gefüllten Eiern bemerkt man fast nichts von Flecken, an 
den entleerten aber immer schwächere oder auch ziemlich lebhafte Marmorirung durch verworrene 
grau-, gelb- oder rothbraune Fleckchen,, meist an der Basis dichter, auch daselbst einen Kranz bil- 
dend, der sich öfters gleichzeitig an der Höhe findet Ihr Korn ist ziemlich derb, aber sehr glatt, so- 
dass sie Spiegelglanz haben. Die dichtverzweigten, gekörnelten Höhenzüge lassen ziemlich tiefe, aber 
schmale Räume, in denen die deutlichen, ziemlich häufigen Poren stehen. Inwendig gegen das Licht 
scheinen sie grün, aber nur schwach, durch. Die ganze Schalenmasse ist graugrün gefärbt. Ihr Un- 
terschied von denen der folgenden Art ist bei dieser einzusehen, die kleinern kommen denen von 
Sylvia suecica oft nahe, doch sind sie stets um ', Gran schwerer und die erhabnen Züge des Kornes 


mehr zusammenhängend. Auch ist die Schalenmasse bei jener lebhafter grün gefärbt. ’ 


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34. (2) Der Sprosser-Erdsänger. Sylvia philomela. Becnsr. (Luseinia major. Brıss. Motacilla 
luseinia major. Gm. Curruca philomela. Koch.) 
Tab. XXI. fig. 1. a. b. c. [Tmenxemann u. Brena, Heft II. p. 33. Tab. VI. fig. 12.] 

Ansehnlichere Grösse, andere Stimme und Färbung, vorzüglich anderes Verhalten der Schwung- 
federn haben Grund gegeben, diesen Sänger von der Nachtigal zu trennen, mit der er, ausser dem 
mehrsten andern, auch das Vaterland gemein hat. Wie aber die Nachtigal Eichen und Haselsträu- 
cher vorzüglich liebt, so zieht der Sprosser Weiden und Erlen vor und hält sich daher mehr in nas- 
sen und sumpligen Gegenden auf. Die grosse Verwandtschaft beider erschwert genaues Ermitteln 
des Vorkommens nach Angabe der Schriftsteller, man kann es aber nach der bestimmten Oertlichkeit 
schon ziemlich sicher vermuthen. In Schweden ist nach den Herren Nilsson und Meves der Sprosser 
häufiger, ebenso auf Rügen und Neuvorpommern nach Hrn. von Homeyer. So hält er sich in den 
Niederungen der Donau häufig auf und man kann so nach der Oertlichkeit beide Arten neben einan- 
der verfolgen, die auch ziemlich gleichzeitig an ihren Nistplätzen eintreffen. Die Lockstimme des 
Sprossers lautet wie glock-arrr und sein Gesang unterscheidet sich von dem der Nachtigal durch 
abgebrochnere Strophen, stärkere und weniger flötende als schmetternde Töne. Auch singt der Spros- 
ser mehr des Nachts. Sonst haben beide fast ganz gleiches Betragen und Lebensweise. Das Nest 
wird meist am Boden, in einem Grasbusch oder doch nahe an demselben angebracht und scheint im 
Allgemeinen etwas fester gebaut zu sein als das der Nachtigall, wenigstens ist dies an den zwei 
Exemplaren meiner Sammlung so, die sich folgendermassen verhalten: Nr. I, aus Ungarn, hat in 
der Höhe und Breite 2°”, in der Weite 2'/y”, in der Tiefe 4°/”. Es besteht auswendig aus ziemlich 
zersetzten Eichen-, Pappel- und Weidenblättern, die mit Schilfblätterstückehen und Grashalmen fest 
zusammengearbeitet sind. Den Wänden ist auch etwas Laubmoos beigegeben und nach Innen bil- 
den feine Hälmchen und Würzelchen nebst einem Klümpchen Conferven die ziemlich geglättete Aus- 
kleidung. Nr. 2, aus dem südlichen Frankreich, stand im Grase und Moose eines Erlenbüschehens 
etwa 1’ über dem Boden. Es ist fast 3” hoch, 3'/,” breit, 2” tief und 2'/;” weit. Seine dieken un- 
durchsichtigen Wände sind aus erdfarbenen, sehr zersetzten Erlenblättern und feinen Grashalmen 
fest und ziemlich glatt zusammengesetzt. Die innere sehr glatte Auskleidung besteht aus feinen Hal- 
men, Würzelehen und einigen Pferdehaaren. Wie die Nachtigal legt der Sprosser 5 bis 6 Eier, 
welche ungleichhälftig, aber dem Gleichhälftigen oft schr nahe, auch nach der Höhe mehr zugerundet, 
kurz oder gestreckt sind. Bei 15 Exemplaren aus 5 Nestern, die ich vergleichen konnte, finden sich 
die Verhältnisse wie folgt: Länge 8°%//”, Breite 7'//”’, 1 Stück; Länge 91//”, Breite 7'//”, 5 Stück ; 
Länge 9'/”, Breite 7 bis 7'/,”, 7 Stück; Länge 10’”, Breite 7'//”, 2 Stück. Das Gewicht beträgt 
nur am kleinsten 2'/, Gran, bei allen andern 2°/, Gran. Die Färbung ist fast dieselbe wie bei voriger 
Art, doch erscheint sie etwas gesättigter. So ist auch das Korn ähnlich, aber zarter und flacher, da- 
her auch die Poren feiner. Gewicht und Korn vermitteln die Sonderung von den Eiern der Nachti- 
gal ziemlich sicher, mit denen eines andern Vogels sind sie nicht zu verwechseln. 


35. (3.) Der Cettische-Erdsänger. Sylcia Cettü. Manmona. (Manu, Acad. Tor. Vol. XXV. p. 254. 
Sylvia sericea. Narren, in Teww. Man. I. p. 197. Cettia altisonans et sericea. Cn. Boxar. List., 
p. 11. 12. Govuo, Birds of Eur. Pl. 114 et 115. Salicaria Cettü. Scuusser, Kr. Ueb.) 

Tab. XXI. fig. 3. 0. b. [Scmwz, Abbild. u. Beschr. p. 44. Tab. 49. Nest (?) und Ei, nebst Vogel] 

Färbung, Lebensweise und Eier machen mich geneigt, diesen Sänger hier anzuschliessen, wel- 
cher dem südlichen Europa von Spanien Bis Griechenland und jedenfalls noch andern südlichen Län- 
dern angehört und sich durch seine 10 Steuerfedern so auszeichnet. Seine Grösse stimmt etwa mit 
der von Syleia einerea, sein Lieblingsaufenthalt sind die mit Weidengebüsch und Brombeerranken 
bewachsenen Gräben und sonstige Umgebungen stehender oder fliessender Gewässer, wo er sich 
meist sehr verborgen hält. Nach Hrn. Grafen von der Mühle überwintert er in Griechenland und lässt 
dort einen Lockton hören, welcher wie tschifut lautet. Hr. Professor Savi bezeichnet seine Stimme 
mit dschigdschina, dschigdschiaa und er steigt nach Art einiger Strauch- und Rohrsänger singend et- 
was in die Luf. Das Nestchen wird nahe am Boden in niederes Gesträuch eingesetzt und besteht 
aus alten Blättern der Brombeeren und Weiden, die zu dicken Wänden mit Grashalmen verarbeitet 
sind, während die Auskleidung aus Pferdehaaren bereitet ist. Es hat bei 2'/;” Höhe und 3” Breite, 
etwa 1”/,’ Tiefe und 2” Weite. Im Mai legt das Weibchen & bis 5 Eier, die sich durch ihre Fär- 
bung von allen europäischen auszeichnen und sich darin einigen Crypturusarten anschliessen. Sie 
sind der Grösse des Vogels angemessen und gleichen in der Gestalt den Nachtigaleiern, sodass sie, 
wie diese, an der Höhe stumpfer oder spitzer vorkommen. Ihre Länge ändert von 8 bis 8'/”, bei 
einer Breite von 6, bis 6°//”. Ihre Färbung ist ein gesättigtes bräunliches Roth, welches theils 
mehr in das Braune oder Violette zieht und oft noch, wie die Nachtigal, wolkige Fleckchen, beson- 
ders nach der Basis sehen lässt. Gegen das Licht scheinen sie inwendig dunkelorange durch, haben 
imässigen Glanz und nähern sich im Korne der Nachtigal und dem Blaukehlchen. 


36. (4.) Der blaukehlige Erdsänger. Sylvia suecica. L. (Larn.). a. Motacilla suecica, I... Motacilla coe- 
ruleeula. Pauı. Lusciola cyaneeula. b. orientalis. b. Cyanecula obscura, leucocyanea et Wolfii. Brenn *). 


Tab. XXI. fig. 7. a. b. ec. [Guexruen u. Winsins, Tab. 7%. (?) Scmmz, Abbild. und Beschr. p. 7. Tab. XI. Vogel, 
Nest und Ei. Tmexemans u. Bnens, Heft Il. Tab. VIE. fig. 7 et 8. p. 44. 45. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 110. fie. 3. 
Id. Col. Ill. Tab. 23. fig. 4.) 


Dieses schöne Vögelchen etwas über ein Loth schwer und dem Rothkehlchen an Grösse gleich, 
lebt wie dieses fast auf dem ganzen Festlande von Europa und dem anstossenden Asien, kommt 
jedoch nistend wol nur in dem Striche von Ungern bis Lappland vor. Sein Sommeraufenthalt sind 
die mit Buschwerk dicht bewachsenen Umgebungen der Gewässer, seien es stehende oder Nliessende, 
im Gebirge oder in der Ebene, und es bezieht dieselben nach südlicher oder nördlicher Lage von 
Anfang Mai bis Juni. Das Männchen lässt nun häufig seinen Lockton fied-fied, tack-tack sowie sei- 
nen muntern Gesang ertönen, welcher, im allgemeinen sehr abwechselnd und nach Oertlichkeit und 


*) Besonders der Umstand, dass der blaue Schildleck, den das Münnehen von der Kehle bis zur Vorderbrust 
trägt, entweder mit brauner oder weisser Abzeichnung versehn oder ganz ohne solche ist, hat einige Ornithologen, 
besonders Hrn Pastor Brehm bewogen, mehrere Arten von Blaukehlchen anzunehmen (vergl. Baeus’s Handbuch der 
Vögel Deutschlands). Betrachtet man aber die grosse Veränderlichkeit, in welcher diese Abzeichnung bei den ein- 
zelnen Individuen vorkommt, s0 wird man geneigt, sie für unwesentlich zu halten. Andere sichere Unterscheidungs- 
zeichen finden sich aber nicht. Die dem höhern Norden und Osten angehörigen haben meist eine braune Abseiuung: 


— 21 —- 


Individualität sehr verschieden, Verwandtschaft mit dem der Saxicola rubetra hat. Pallas sagt von 
ihm, dass er über den Gesang der Grasemücken zu setzen sei, und Hr. Zetterstädt vergleicht ihn 
sogar mit dem der Nachtigal, wonach es scheint, dass die im höhern Norden lebenden die besten 
Sänger seien. Die Männchen sind höchst unverträglich und leiden sich nicht in näherer Umgebung, 
wodurch oft heftige Kämpfe um das Nestrevier entstehen. Männchen und Weibchen bauen gemeinsam 
das Nest, welches meist am Boden selbst, in einer kleinen Erdhöhlung unter dem Schutze von Gras, 
Schilf und Gezweigen, in dichtverschlungenen entblössten Wurzeln, seltner nahe am Boden in ein 
dichtes Büschchen angebracht wird. Seine dicken Wände bestehen äusserlich aus verwitterten Blät- 
tern und stärkern Halmen mit etwas Moos, worauf eine starke Lage von feinerem Grase folgt, wel- 
ches nebst zarten Grasrispen, zuweilen einigen Pferdehaaren oder etwas Thier- und Pllanzenwolle 
die innere Auskleidung bildet. Das Nest ist an schwer zugänglichen Orten sehr versteckt angelegt, 
weshalb ich nur 3 Exemplare zur Vergleichung vor mir habe, deren Beschreibung folgt: Nr. I, vom 
Neusiedler See in Ungern, Mitte Mai mit 5 Eiern gefunden, hat eine Unterlage von verwitterten Wei- 
denblättern und etwas Moos. Dann folgen Grasstöckchen mit Bruchstücken von Rohrblättern,, wäh- 
rend das Innere der starken Wände von langen Grasblättern und zarten Hälmchen nebst den Rispen 
besteht, die auch die Auskleidung bilden. Es hat äusserlich eine Breite von 3'/,” bei einer Höhe 
von 3°, , und ist inwendig 2” tief und weit. Nr. 2, aus derselben Gegend, besteht nur aus verwit- 
terten, mit Erde bedeckten Grashalmen, Moos und Conferven und ist inwendig mit Würzelchen und 
Hälmchen ausgekleidet. Es hat nur 2” Höhe, 3'/x” Breite, 2'//” Weite und 1'/,” Tiefe. Nr. 3, aus 
der Lausitz, hat schr ähnliches Material wie Nr. I, nur mehr Moos. Es ist 2°/,” hoch, 3'/,” breit, 
2” tief und 2'/,” weit. Von den Nestern der Nachtigal unterscheiden sie sich besonders durch weit 
geringere Anwendung von dürrem Laube, doch haben sie mit ihnen das verwitterte Ansehn gemein. 
Das Weibchen legt nun 5 bis 6 Eier, die an 20 Exemplaren aus dem Süden und Norden folgendes 
Verhalten zeigen: Sie sind ungleichhälftig, meist auffallend, nur seltner dem Gleichhälftigen nahe, nach 
der Basis schnell und stark abfallend, zuweilen sogar daselbst spitzer als an der Höhe, kürzer oder 
gestreckt. Länge 7°//” , Breite 6'//”, 3 Stück; Länge 8”’, Breite 6/, bis 6'/”, % Stück: Länge 
81%”, Breite 6'/, bis 6'/,”, 5 Stück; Länge 8°//”, Breite 6\/, bis 6°//”, & Stück; Länge 9”, Breite 
6'/, und 6'%”, 2 Stück; Länge 9'//”, Breite 6°”, 2 Stück. Die beiden grössten Exemplare sind 
aus Ungern und dem nördlichen Deutschland, die kleinsten aus Sachsen und Lappland. Das Ge- 
wicht der gefüllten beträgt um 30 bis 36 Gran, der entleerten um 2 Gran. Die Farbe ist meist ein 
gesättigtes Grüngrau, geht bis zu ziemlich lebhaftem Grün oder Blaugrün und Bräunlichgrau. Stets 
finden sich kleine röthliche oder röthlichbraune Fleckchen, zuweilen nur ganz verloschen, oder nur 
an Basis und Höhe etwas deutlicher, zuweilen im Ganzen etwas lebhafter und deutlicher vom Grunde 
gehoben. Der Glanz ist ziemlich lebhaft, die Schalenmasse grün gefärbt, so dass sie auch gegen 
das Licht lebhaft grün durchscheinen. Das Korn gleicht sehr dem der Nachtigal, nur dass die Körn- 
chen, welche die erhabenen Züge bilden, gesonderter sind. Die grössten allein kommen den klein- 
sten der Nachtigal nahe, sind aber stets leichter. Mit einem andern Eie können sie nicht füglich ver- 


wechselt werden "). 


. Färbung der abgebildeten Eier ist richtig, aber nicht gesättigt genug; ihre Färbug verhält sich zu der 
der Eier von Saricola, Muscicapa etc. wie Erdfarbe zur Tuschfarbe 


37. (5.) Der rothkehlige Erdsänger. Sylvia rubecula, L. (Larn.) (Erythacus rubecula. Ski». Dan- 
dalus rubecula. Boss. Luseiola rubecula. Buas. er Kars.) 


Tab. XXI. fig. 6. a. b. ce. [Kreis, Ov. p. 26. Tab. X. fie. 46. Guesrmen u. Wins., p. 32. Tab. Ill unten. Nozemans 

u. Serr, Tom. I. p. 88. Tab. 48. Lewis, Tom. IV. Tab. XXV. fig. 4. Mortien, Singv. p. 59. Nest und Eier. 

Scnisz, Abbild. und Beschr. p. 7. Tab. XIIL. Nest und Eier. Nausans, N. A. A. T. 1. Tab. 35. fig. 73. Naumann 

u. Bunte, Heft 4. Tab. 4. fig. 9. Tmexemans u. Bnenm, Heft I. p. 43. Tab. VII. fie. 6. Hewirsos, Brit. Ool. Tab. 
90. 3. 4. Id. Col. Il. Tab. XXl. 4. 2.] 


Schon aus den vielen vorstehenden Citaten ersieht man die weite Verbreitung und die Häufig- 
keit dieses beliebten Sängers, der fast ganz Europa, soweit der Baumwuchs geht, angehört, jenseit 
des Uralischen Gebirges aber nicht mehr vorkommt. Sein Gewicht beträgt meist etwas über ein 
Loth. Er überwintert im südlichen, zum Theil auch schon im mittlern Europa und kehrt deshalb zeitig 
an seine Nistplätze zurück, die er unter den verschiedenartigsten Verhältnissen auswählt. Am liebsten 
haust er in recht dichtem, mit fliessendem Wasser versehenem Laubholze, verschmäht aber auch 
das Nadelholz nicht, wenn es nur etwas Buschwerk aus Laubholz enthält. Er geht hoch in das Ge- 
birge hinauf, bewohnt aber ebenso bewachsene Flussmündungen, belebt vom Menschen gar nicht 
besuchte Striche und schliesst sich diesem doch gern an, wo er gehörigen Schutz findet, wie in vie- 
len Gegenden von England und Schottland. Die Männchen sind streitsüchtig unter einander und 
kämpfen, wenn mehrere in der Nachbarschaft sich ansiedeln wollen, so lange, bis das schwächere 
weicht. Vom Februar bis mitten in den Sommer lässt das Männchen seinen angenehmen melancho- 
lisch Nötenden und abwechselnd trillernden Gesang hören, wobei es gern ziemlich hoch auf einem 
Zweige sitzt, Flügel und Schwanz hängen lässt und die Kehle stark aufbläht. So unruhig es ausser- 
dem ist, so hält es beim Singen öfters stundenlang an einer Stelle aus, die Lockstimme ist ein 
scharfes tick, tick, tickterritick oder tschick, tschick, tschickeritick. Das Nest wird am Boden oder 
nahe an demselben sehr verschiedenartig angebracht, wie dies bei einem so häufig vorkommenden 
und weit verbreiteten Vogel natürlich ist. Vorzüglich sind ihm jedoch ausgefaulte Baumssturze 
angenehm , die jedoch heut zu Tage immer seltner werden. Recht dicht gewachsenes Gras an oder 
im Gebüsch bietet ihm zugleich Schutz von oben, den er nicht gern entbehrt und, wo er ihn nicht 
vorlindet, künstlich zu Stande bringt. Ebenso benutzt er entblösste Wurzeln, kleine Erdhöhlen, Löcher 
in versteckt gelegenem Mauerwerk und dergleichen, wo er oft erst viel Unterlage herbeischaffen muss, 
um das Nestchen anbringen zu können. Wo sie selbst Schutz von oben anbringen müssen, erhalten 
die Nester zuweilen Aehnlichkeit mit denen der Laubvögel*) Das Hauptmaterial des Nestes bilden 
verschiedene Astmoose, die mit dünnen Würzelchen und zarten, dürren Zweigen zu ansehnlich dicken 
Wänden verbunden werden. Die innere Auskleidung besteht aus zarten Wurzelfasern, besonders 
oft aus den schwarzen der Farrnkräuter, häufig auch aus Moosfruchtstengeln, Pferdehaaren, Thier- 
und Pflanzenwolle oder Federn. Einige Beispiele meiner Sammlung werden das Nähere erläutern. 
Nr. I, aus den Pyrenäen, durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon eingesendet. Es war in den dichten 
Grasbusch einer Dornenhecke eingebaut und enthielt 6 Eier. Es ist etwas schräg aus verschiedenen 
Astmoosarten mit Waldstrohstengeln und langen holzigfaserigen Wurzeln, die am Anfange bis 4”” 


", Herr Prediger Baldamus versichert mir, in demselben Neste die Eier von Syleia trochilus und u "u 
kehlchen zugleich gefunden und beide Vögel ab- und zufliegend gesehn zu haben! 


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er 


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dick sind, fest und von Aussen auch ziemlich glatt erbaut, von Innen mit haarfeinen Würzelchen und 
etwas Pferdehaar ausgekleidet. Es ist nur 2'/” hoch, 3'//” breit, der schräge Napf 1°/,” tief und 
2'/ weit. Nr. 2, aus Sachsen, unter einem kleinen Kiefernbusche in dürre Kiefernnadeln erbaut, 
besteht aus grössern, sehr sparrigen Astmoosen mit dünnen Kieferreischen und schlanken Grashal- 
men fest zusammengebaut und innen ausgekleidet mit Astmoos-Saamenstengeln ohne Kapseln. Bei 
seinen sparrigen Wänden misst es von Aussen über 6” in der Breite, 2'/,’ in der Höhe und hat eine 
Weite von 2'/,”, eine Tiefe von 1°//”. Nr. 3, aus dem Rıesengebirge, in einen gefaulten Baumsturz 
eingebaut, besteht ganz aus zartem Astmoos, mit einigen Fichtennadeln und kurzen Wurzel- und 
Zweigstückchen so wie Hirschhaaren. Die innere Auskleidung bilden kapsellose Laubmoos-Samen- 
stengel nebst einigen Hirschhaaren. Es ist auswendig ziemlich glatt und misst in der Höhe 2°//”, 
in der Breite A”, in der Tiefe 4°%/,”, in der Weite 2'/%”. Die Satzzahl beträgt A bis 6, in der ersten 
Brut kommt letztere, in der zweiten die erstere am häufigsten vor. Die Eier ändern zwar ziemlich 
ab, doch wird man bei genauerer Ansicht selten lange anstehen, sie als solche zu erkennen. 56 Stück 
aus allen Theilen des Vorkommens beweisen, dass die lokalen Abweichungen unbedeutend sind. Sie 
haben ganz die Gestalt der andern dieser Abtheilung, sind ungleichhälftig, öfters dem Gleichhälftigen 
nahe, zuweilen ganz gleichhälfig, an der Basis meist zugerundet, an der Höhe ziemlich oft stark ab- 
gestumpft, selten etwas zugespitzt. Länge 8”, Breite 6°”, 2 Stück; Länge 8'//”, Breite 6'/, bis /,”, 
6 Stück; Länge 8'/”, Breite 6 bis 6%”, 17 Stück; Länge 8°//”, Breite 6'/, bis 6°/,”, 18 Stück; 
Länge 9”, Breite 6'/, bis 7”, 9 Stück; Länge 9//”, Breite 6°”, 3 Stück ; Länge 9'//”, Breite 6'/, 
und %/”, 2 Stück. Ihr Gewicht hält sich gefüllt um 30 bis 40 Gran, entleert um 2 Gran, wobei die 


Grösse sehr wenig Unterschied macht, sodass die angewandte Schalenmasse fast dieselbe ist. Die 


Grundfarbe ist ein blasses bläulich- oder grünliches Weiss, in seltnern Fällen nur an der Basis mi 
ganz verloschnen grauen und grauröthlichen Fleckchen, in andern fast ganz mit grauen, grauröthli- 
chen und rothbräunlichen feinsten und feinen verworrenen Fleckchen gleichmässig bedeckt, dass sie 
nur schwach durchscheint. Bei der Mehrzahl stehen die Fleckchen einzeln, lassen die Höhe mehr 
frei und nehmen nach der Basis an Anzahl und Grösse zu, bilden auch daselbst oft ein recht deutli- 
ches zusammenhängendes Kränzchen (unter der genannten Anzahl an 15 Stücken), oder decken die 
Basis ganz (an 8 Stücken). Bei den letztern kommen auch solche vor, die an der Basis ziemlich 
dunkelgraue Fleckchen führen. Sie haben ziemlichen Glanz und kommen im Korne denen des 
Sprosser nahe. Inwendig gegen das Licht scheinen sie weisslich in das Grünliche, Gelbliche oder 
Bräunliche durch. Sie haben nur entfernte Aehnlichkeit mit manchen Eiern der Musecicapa grisola, der 
Fringilla chloris und Sylvia atricapilla, bei etwas sorgfältigerer Vergleichung findet man ihre Ver- 
schiedenheit bald auf. Jährlich werden 2 Bruten zu Stande gebracht, wornach die Vermehrung 
ziemlich stark ist. Doch kommen durch Raubthiere und Raubvögel viele um, theils werden von 
den Menschen viele zum Verspeisen oder für die Stube eingefangen, so dass, wenigstens in Deutsch- 
land, ihre Anzahl eher ab - als zunimmt. 


6 Mauersänger. 


Die beiden Arten dieser Abtheilung gehören dem alten Continente an und stehen in naller Ver- 
wandtschaft mit den Erdsängern. Sie halten sich in Felsen, auf Gebäuden und Bäumen, nisten in das 


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Gestein, Mauerwerk u. s. f. und legen in ein meist mehr massiges als künstliches Nest einfarbige 
oder nur schwach gefleckte Eier von grüner oder weisser Farbe. 


38. (1.) Der Garten-Mauersänger (Gartenröthling). Syleia phoenieurus. L. (Scor.) (Motacilla phoeni- 
curus. L. Ruticilla phoenicura. Box. Lusciola phoenicurus. Buas. wer Kavs. 
Tab. XXI. fig. ©. a. b. [Zıwansı, Tab. VII, fig. 4. p. 53, Krems, p. 26. Tab. N. fig. 20, Nozewans u Serr, 
Tom. I. p. 83. Tab. 96. Lewis, Tom. IV, Tab. XXIV, fig. 2. Goursruen u, Winsixs, Tab. 95. Morten, Singvögel. 
Tab. p. 57. Naumans, V. A, A. Tab. XXXVIL. Scnz, Abbild. p. 8. Tab. XIV. Nest und Eier. Tuexem. u. Bueus, 
Heft It. p. 45. Tab. VII. fig. 9. Hewırsox, Brit. Ool.. T. 110. fig. 4. Id. Col. Ill. Tab. 23, fie. 2. 

Es stimmt dieser allbekannte Sänger in der Grösse mit Sylvia cinerea und ist fast über ganz 
Europa, die nördlichsten Länder nicht ausgenommen, das angrenzende Asien und Afrika verbreitet. 
In Europa ist er wohl überall Zugvogel, erscheint jedoch in den südlichen Theilen sehr zeitig im 
Frühjahre und kommt auch im mittlern Deutschland meist schon Ende März an. Häufig bezieht er 
Gürten und Baumanlagen in der Nähe menschlicher Wohnungen, doch trifft man ihn ebenso oft im 
dichten Walde, wenn nur etwas Wasser in der Nähe ist. Zur Anlage seines Nestes besonders be- 
quem zieht er geköpfte Weiden zu seinem Sommeraufenthalte jedem andern vor und nicht leicht 
wird man eine Anzahl derselben ohne ihn finden. Doch als ein häufiger, weit verbreiteter Vogel 
weiss er sich ganz nach der Oertlichkeit zu richten und wählt deshalb seinen Brüteplatz unter den 
verschiedenartigsten Verhältnissen. Wo er ein passendes Baumloch findet, wählt er dieses, aber 
ebenso häufig baut er in eine alte Mauer oder Gartenwand, in enge oder weite Vertiefungen oder 
auch in Löcher und Spalten der Felsen. Nach der Räumlichkeit, in welcher das Nest angebracht 


En richtet sich seine Grösse, die dann öfters sehr bedeutend, öfters auch ziemlich gering ist. Haupt- 
off 


e desselben sind von aussen Wurzeln, Grashalme und Blätter, von innen Haare und Federn, 
zum Theil etwas nachlässig, zum Theil recht sorgsam verbunden. Einige Beispiele aus meiner 
Sammlung werden dies erläutern: Nr. 1, aus dem Prater bei Wien, es stand Anfangs Mai in der en- 
gen Höhlung eines angefaulten Baumastes und enthält 7 Eier. Es ist gegen 2” hoch, 3” breit, 1Y//" 
tief und 2” weit, schr locker aus einzelnen dürren Blättern, Grashalmen und Hirschhaaren erbaut 
und mit einigen Tauben- und Krühenfedern inwendig ausgelegt. Nr. 2, ebendaher, aus einem grösse- 
ren Baumloche Ende April mit 6 Eiern. Es ist 2'/,” hoch, #” breit, 1” tief, 2” weit, aus Graswur- 
zeln und Stengeln, verwitterten Baumblättern und Rindenstreifen kunstlos zusammengesetzt, der 
Napf aus Pferde- und Hirschhaaren, Baumwollenfäden und einigen Federn recht glatt ausgelegt. 
Nr. 3, aus der Umgegend von Dresden, in einem geräumigen, schräg vertieften Mauerloche, enthielt 
im Mai 7 Eier. Es ist am innern Rande über 3” hoch, vorn nur 4”. Sein Längendurchmesser 
beträgt über 5”, der Querdurchmesser nur #”, indem es hier an die Steinwand angedrückt war. In 
der Tiefe hält es 4%”, in der Weite 2'/,”. Es ist aus Grasstöckchen, Laubmoos und Hasenwolle 
sehr sauber und dicht zusammengefilzt und inwendig mit zarten Grasstöckehen, Pferdehaaren, Ha- 
senwolle und einigen Dunenfedern zierlich und glatt ausgelegt. Nr. 4, aus den Pyrenäen, durch 
Hrn. Professor Mocquin-Tandon. Es stand wenig verborgen in einer alten Mauer und enthielt im 
Juni 6 Eier. Es ist gegen 2” hoch, #” breit, 2'/” weit und 1,” tief, besteht aus einer sehr dün- 
nen Wand, von Moos, Bast- und Flachsfüden, Würzelchen und Grashälmchen erbaut und mit Pferde- 
haaren und Federn ausgelegt. In dieser Weise ändern die Nester noch mannigfach ab, haben aber 


—20 — 


vorzüglich in der innern Auskleidung etwas Charakteristisches. Recht häufig findet man besonders 
den Innenrand mit weichen gekrümmten Federn des Haushahnes belegt. Es werden in demselben 
Jahre meist 2 Bruten zu Stande gebracht, wo der Satz das erstemal 6 bis 8, das zweitemal % bis 6 
Eier enthält, die eine sehr lebhaft grünlichblaue Färbung, ziemlichen Glanz haben und gefüllt einige 


und 30 Gran wiegen. Sie sind ungleichhälftig, an der stark, oft sehr stark abfallenden Höhe stumpf 


zugespitzt. In der Gestalt sind sie weniger wechselnd als in der Grösse ; diese wechselt an 60 Ex- 
emplaren in folgenden Verhältnissen: Länge 7°, bis 8”, Breite 6 bis 6Y/”, 15 Stück; Länge 8, 
bis 81//”, Breite 6 bis 6'//”, 37 Stück; Länge 8°/, bis 9”, Breite 5°/, bis 6,”, 8 Stück. Doch 
ist auch dieser Wechsel bei einer so grossen Anzahl von Exemplaren nicht eben stark zu nennen. 
Entleert wiegen sie um 1 Ih Gran, sodass auch die kleinsten kaum leichter sind. Im Durchschnitte 
wiegen 10 Stück 17 Gran‘). Ihr Korn besteht aus flach erhabenen, sehr unterbrochen verzweig- 
ten Zügen, welche seichtere und tiefere Grübchen umschliessen, deren letztere als Poren in tiefen 
Punkt ausgehen. Die ganze Schalenmasse ist lebhaft grün gefärbt, inwendig gegen das Licht leb- 
haft blaugrün durchscheinend. Sie stehen in naher Verwandtschaft erstens mit den Eiern von Ac- 
centor modularis, welche aber meist etwas grösser und schwerer sind, eine gesättigtere, dunklere 
Grundfarbe und ein viel rauheres gekörneltes mit eckigen Poren versehenes Korn haben. Zwei- 
tens mit denen von Sazicola rubetra, die aber noch dunkler, mehr graugrün gefärbt sind, maschig 
verzweigtes, gekörneltes, sehr glattes Korn und stärkern Glanz haben. Drittens mit denen von 
Museicapa atricapilla, die aber fast stets kleiner, zarter, leichter und blasser gefärbt sind, und 
und sehr feines, flaches, maschig verzweigtes und gekörneltes Korn mit kleinen seichten Poren ha- 
ben, inwendig auch lichtergrün durchscheinen. Mit gehöriger Berücksichtigung dieser Kennzeichen 
ist es möglich, diese nahe verwandten Eier stets sicher von einander zu sondern. 


39. (2.) Der Haus-Mauersänger (Hausröthling). Sylvia tithys Scoroui **). (Motacilla phoenicurus }. 
fütys. L. Ruticilla tithys. Brenm. Lusciola tithys. Buas. ET Kavs. Phoenicurus tithys. SELB.) 


Tab. XXI. fig. 8, a.b.c. [Zınannı, p. 46. Tab. VII. fig. 32. GuENTHER u. Wırs., Tab. XXX untere Abbild. et Tab. 
93. Scnıxz, Heft 5. p. 8. Tab. 15. Nest und Eier. Naumann u. Bunte, Heft II. p. 6. Tab. II. fig. 12. TniexemanN 
u. Breus, Heft II. p. 46. Tab. VII. fie. 10. Hewırsox, Brit. Ool. Tab. 110. fig. 4. Id. Col. Ill. Tab. 23. fig. 2.] 


Die Verbreitung dieses Sängers, welcher mit dem vorigen in Grösse fast ganz gleichkommt, ist 
weit weniger allgemein und erstreckt sich auch nach Norden nicht weiter als zu den Grenzen der 
Nord- und Ostsee, sowie er auch im Östen zeitig aufhört. In England scheint er nur Streifer zu sein, 
findet sich aber nach Süden weit verbreitet und gehört daselbst besonders den Gebirgen an. Seine 
Natur neigt sich sehr zum Anschluss an Menschen, wo er nur einigermassen Schutz findet. Erst 
spät im Herbste, meist Anfangs November in Deutschland, verlässt er seinen Nistplatz, im südlichsten 
Deutschland bleiben schon manche den Winter über, und nach Afrika wandern wol wenige. Ob- 


*) Von Muscicapa atricapilla wiegen 10 Stück im Durchschnitte 14 Gran, von Sazwicola rubetra 19, von Ac- 
centor modularis 20 Gran. 

**) Aristoteles hat die Veranlassung zur Namenverwechselung der beiden europäischen Arten gegeben, indem 
er sagt, dass der griechische erythacus und phoenicurus derselbe Vogel im verschiedenen Alter sei. Da beide Ar- 
ten in Griechenland vorkommen, ist es wahrscheinlich, dass er nur die eine Art gekannt habe, aber welche? bleibt 
unsicher; vergl. Rhea II. p. 


FT) 


2 


216 


gleich er im Allgemeinen das Gebirge mehr liebt, so kommt er doch auch in Ebenen vor, wenn sie 
nur nicht zu sumpfig sind. Ruinen, grössere unbewohnte Gebäude, wie Thürme und Kirchen, Stein- 
brüche u. dgl. sind vorzügliche Nistplätze, doch zieht er auch in Viehställe, besonders wo Schwalben 
nister, deren Ne#er er gern als Unterlage benutzt. Man findet sein Nest of unter sehr sonderlichen 

Verhältnissen ; ich selbst sah ein solches in einem besuchten Gartensaale, auf dem Arme eines Kro- _ 
nenleuchters angebracht, auf dessen übrigen Armen täglich die Kerzen brannten, und doch wurden die 
Jungen glücklich aufgebracht. Das Männchen meldet seine Ankunft im Frühjahre, die im mittlern 
Deutschland meist schon im März erfolgt, durch seinen eigenthümlichen Gesang, welcher neben ei- 
nigen zarteren, nicht unmelodischen Tönen in ein scharfes schnarrendes tschirrrrri ausgeht, u n 
es meist an bestimmten Lieblingsplätzen, mit denen es wechselt, hören lässt. Es ist ein sehr lebhaf- 
ter neugieriger, aber stets mistrauischer Vogel, der auch bei längerm Aufenthalte unter Menschen, 
wo es ihm stets wohlgegangen, nie so zutraulich wird, wie das Rothkehlchen und andere. So ver- 
schiedenartig auch seine Nistplätze sind, so nimmt er doch fast stets darauf Rücksicht, dass nicht 
so leicht eine Katze oder ähnliches Raubthier zum Neste gelangen kann, sodass es nur selten unter 
Mannshöhe vom Boden aus steht. Ist es auf einem Balken, Steine oder so etwas frei angebracht, 
so findet sich zu unterst eine meist sehr ansehnliche Unterlage von verschiedenartigen Stoffen , als 
langen Graswurzeln und Halmen, dünnen Zweigen, Baumbast, grossen Federn, Bartllechten u. dgl. 
augebracht, und erst in diese den Nestnapf eingearbeitet. In engeren Höhlungen hingegen ist of 
nur ein ziemlich kunstloser Napf angefertigt. Folgende Beispiele aus meiner Sammlung werden das 
Nähere beibringen: Nr. 1, aus einem Steinbruche der Oberlausitz, wo es kaum mannshoch in einem 
L.oche stand. Es ist #” breit, 2” hoch und weit, 1 /,” tief und enthielt Mitte April 5 Eier. Es ist 
aus Graswurzeln und Halmen erbaut und mit erstern auch inwendig ausgekleidet. Nr. 2, aus einer 
Felsspalte in den Pyrenäen bei Aveyron, durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon eingesendet. Es 
ist 3'/” breit, 2” hoch, 2'/, weit und 1'//” tief, besteht auswendig aus Laubmoos und Flechten 
mit langen, ziemlich starken Wurzelfasern und ist inwendig mit sehr zarten Wurzeln ausgelegt. 
Nr. 3, aus der Umgegend von Dresden, in ein Nest der Hirundo rustica, welches in der Ecke eines 
Vorhauses angebracht ist, eingebaut. Ein grosser Klumpen von Graswurzeln und Halmen, Werk, 
Reischen und starke Federn füllt die Unterlage an. Auf dem Vorderrande derselben ist schräg 
nach aussen der vorragende Nestnapf aus denselben Stoffen sehr dickwandig und fest eingearbeitet. 
Die ganze Masse ist 7” lang, 6” breit, 3'/,” hoch und von oben geschlossen. Der nach aussen und 
oben sich öffnende Napf ist am eingezogenen Aussenrande 1'//” weit und über 2” tief mit Men- 
schen- und Kubhaaren nebst Hühnerfedern sehr reich ausgefüttert und aussen noch mit Federn, die 
die Oeflnung fast schliessen, umgeben. Dieser künstliche Bau ward aber durch den weiblichen 
Vogel beim Eierlegen herabgeworfen, da der Schwerpunkt des Ganzen den Rand des tragenden 
Schwalbennestes überragte. Nr. &, aus Dresden, wo es innerhalb der Naturaliengalerie auf einer 
vorspringenden Steinplatte erbaut war. Es besteht auswendig aus ziemlich starken Lindenzweigen, 
Lindenbast und einigen Grasstengeln und ist inwendig mit schwarzen Wurzelfasern ausgelegt. Es 
ist auswendig 8” lang, 5” breit und 2” hoch; der Napf hat 3” Längs- und 2'/,” Querdurchmesser 
und ist 1/4” tief. Häufig wird das alte Nest wieder benutzt, nur etwas gereinigt und mit neuem 
Ausbaue versehen, sogar in demselben Jahre. Meist bringen sie zwei Bruten in einem Jahre zu. 


— 217 — 


Stande, in günstigen Jahren sogar drei! Sie hängen sehr fest an gewissen Lieblingsorten, z. B. ruhi- 
gen Dorfkirchen, wo sie oft sehr schwer zu vertreiben sind. Beide Alte füttern die Jungen sehr 
emsig mit Raupen und Spinnen und zarteren fliegenden Insekten und lassen dabei ihre ängstliche 
Stimme, die wie vid-daeck -daeck -daeck oder fid- taeck-taeck-taeck lautet, häufig hören „sobald 
nur irgend ein Mensch oder Thier ihnen verdächtig scheint. Sind die Jungen aber ausgeflogen , wo 
das eine hier, das andere dorthin geräth, so haben die Alten ausserordentliche Noth, sie zu war- 
nen und zusammenzurufen, und verrathen häufig durch ihr Angstgeschrei deren Aufenthalt dem 
Nachsteller. 

Die Eier kommen in Grösse und Gestalt denen der vorigen Art nahe, schen aber weiss aus, 
entweder ganz rein oder mit schwachen röthlichen Fleckchen, meist nur an der Basis und oft nur 
mit der Lupe zu finden, seltener etwas lebhafter über die ganze Oberfläche verbreitet, nur an der 
Basis dichter. Ihre Gestalt ist meist sehr ungleichhälftig, der grösste Durchmesser der abgerundeten 
oder auch etwas stark abfallenden Basis weit näher als der stark abfallenden, stumpf zugespitzten 
Höhe. Ihre Maase geben an 32 Exemplaren folgendes Verhalten: Länge 8'//”’, Breite 6'/,”, A Stück ; 
Länge 8'//”, Breite 6 bis 6//”, 3 Stück; Länge 81//”, Breite 6'/, bis 6’, 10 Stück; Länge 8%”, 
Breite 6'/, bis °//”, 13 Stück; Länge 9”, Breite 6'//”, 3 Stück; Länge 9”, Breite 6'/,””, 2 Stück, 
Das Gewicht beträgt meist 1 YA Gran, nur selten sind sie ein wenig leichter, öfters etwas schwerer. 
Ihr Korn gleicht dem der vorigen Art, nur kommen schmale Querfurchen häufiger vor. Inwendig 
gegen das Licht scheinen sie rein weiss durch, ihr Glanz ist ziemlich lebhaft. Durch geringere Grösse 
unterscheiden sie sich leicht von den Eiern der Jynx torquilla und Picus minor, durch anderes Korn, 
reifiweisse, oder ganz schwach in das Bläuliche ziehende Färbung von den grössten Eiern der Hi- 
rundo urbica, die schwächer glänzen und mehr milchweiss gefärbt sind. 


H. Amerikanische Sänger. 


Noch ist die Lebensweise der in Amerika, der Mehrzahl nach in dessen nördlicher Hälfte vor- 
kommenden Sänger bei weitem nicht gehörig bekannt, um dieselben in naturgemässe Gruppen ab- 
theilen zu können. Nur wenige schliessen sich hinsichtlich ihrer Nester und Eier an europäische 
Arten an, wie Sylvia aestiva, die darin sehr verwandt mit Sylvia curruca, neben dieser abgehandelt 
‘worden ist. Die meisten halten sich im dichten Walde, bauen mehr oder minder künstliche Nester 
und legen weisse, rothbraune oder braun gefleckte, wenige grünlichweisse, braungrün gefleckte oder 
ganz grüne Eier, worin sie sich an die vorhergehenden anschliessen. 


40, (1.) Der Protonotar-Sänger. Sylvia protonotarius. Gm. (Larn.) (Motacilla prot. Gm. Protono- 
tary Warbler. Nurrar, I. p. 140. Vermivora prot. Jarvın. Dacnis prot. Aupup,. pl. 3.) 
Tab. XXIT. fig. 10. 

Er ist etwas grösser als unser Gartenröthling und lebt im südlichen Theile von Nordamerika 
bis Westindien, wo er sich besonders in den düstern, sumpfigen Waldungen aufhält. Sein Nest ist 
noch nicht beschrieben, von den Eiern habe ich nur 4 Stück aus Neuorleans vergleichen können, 
deren 3 im Wiener Museum, das 4. in meiner Sammlung vorhanden. Sie sind fast gleichhälftig, 
stumpf zugespitzt, glänzend blassblau, 8'/, bis 9” lang, 6'/” breit und stehen so in der Mitte 

28 


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zwischen Sylcia phoenicurus und Sazicola oenanthe. Ihr Korn ist etwas maschig wie bei uhsern 
Strauchsüngern. 


41. (2) Der gekrönte Sänger. Sylvia coronata. L. (Larn.) (Motacilla coronata. L. Sylvicola co- 
ronata, Sw. Myrtle Bird. Wıirson, I. p. 138. pl. 17. fig. 4. Norrau, I. p. 361.) 


Tab. XXI. Fig, 2. 


In der Grösse kommt er mit Syloia hortensis überein und gehört in der Nistzeit den subarkti- 
schen Ländern an, wo er Ende Mai ankommt und Ende August wegzieht. Sein Gesang wird als 
nicht ausgezeichnet, etwas melancholisch und den Herbsttönen unsers Rothkehlchens ähnlich 
ben. Er baut sein Nest im Juni in niedres Gebüsch und legt 5 bis 6 Eier, welche i 
sind, aber auch nach der stumpfen Höhe nicht stark abfallen, 8'/, bis 9” Länge und 6'/, bis '/” 
Breite haben. Auf weissem, schwach in das Blaugrünliche ziehendem Grunde haben sie zarteste 
graue, grauröthliche und rothbräunliche Pünktchen, Strichelchen, einzelne grössere Fleckchen und 
schwachen Glanz. Sie ähneln den schwachgelleckten Eiern unseres Rothkehlchens, nur sind die 
Flecken deutlicher begränzt, wodurch der Grund also reiner erscheint, auch ist ihr Korn weit 
zarter. 


42. (3) Der grüne Sänger. Sylvia virens. Gw. (Larn.). (Black-throated Green-Warbler. Nurrau 1. 
. p: 377. Wırson, I. p. 173. pl. 17. fig. 3.) 
2 Tab. XXI. fig. 3. 


Etwas kleiner als der vorige, beginnt er schon in den nördlichen Provinzen der vereinigten 
Staaten zu nisten, geht aber ebenfalls bis zu dem arktischen Kreise hinauf. Sein Aufenthalt sind meist 
entlegene, öde Waldtheile, besonders wo der virginische Wachholder wächst. Herr Nuttal fand in 
der Nähe von Milton am 8. Juni ein Nest dieses Sängers in einem verkrüppelten Busche des Junipe- 
rus virginiana. Das Weibchen liess piepende Töne hören, die denen eines jungen Vogels glichen, und 
verschwand dann am Boden. Das Nest war gerundet und bestand aus zarten Baststreifen des Wach- 
holder und andern Pflanzenfasern, mit weichen Federn der Wanderdrossel ausgefüttert. Die & rund- 
lichen Eier waren weiss in das Fleischfarbene und besonders an der Basis mit blassen blaugrauro- 
then Pünktchen sowie grössern braunen und schwärzlichen Fleckchen dazwischen versehen. Ich er 
hielt in Paris mehrere dieser Art zugeschriebene Eier, welche 7'/, bis 8,” lang, 5), bis 6'4 breit 
sind und grosse Achnlichkeit mit denen unseres Rothkehlchens haben. Da aber bei ihnen die dun- 
keln Flecken, welche Nuttal angibt, ganz fehlen, so ist es zweifelhaft, ob sie nicht einer andern Art 


angehören 


43. (4.) Der Kappensänger, Sylvia mitrata. Gw. (Larn.) (Hooded or mitred Warbler. Nurrau, I. 
p. 173. Muscicapa eueullata, Wırsox, IM. pl. 26. fig. 3. Setophaga mitrata. Sw. Mio- 
dioctes Aupuß.) 

Tab. XXI. fig. 4. 

Er kommt in der Grösse mit dem gekrönten Sänger ziemlich überein und findet sich in den süd- 
lichern Provinzen der vereinigten Staaten, besonders im dichten Unterholze schattiger Wälder. Nach 
Hrn. Nuttal baut er ein zierliches festes Nest in die Zweiggabel eines kleinen Busches aus Moos 


— m —— 


und Pflanzenfasern und füttert es inwendig mit Haaren und Federn aus. Das Männchen lässt in 
der Nistzeit seinen unmelodischen Gesang hören, welchen die Sylben twi-twi-twitchi ausdrücken. 
Die Eier sind graugrünlichweiss, nach der Basis rothgefleckt. Ein dieser Art angehöriges befindet 
sich in der Sammlung des Hrn. O. des Murs in Paris, es ist 7°/,” lang, 6'/” breit, weisslichgrün- 
lichgrau, mit graugrünen und graurothen Pünktchen und Fleckchen, die besonders vor der Basis 
dicht stehen. 


44. (5) Der Canada-Sänger. Sylvia canadensis. L. (Larn.) (Black throated blue Warbler. Nurrau. 
I. p. 398. Wiırsox, Il. p. 115. pl. 15. fig. 7.) 
Tab. XXI. fig. 5. 
Nur wenig kleiner als die vorige Art, findet sich dieser Sänger zur Nistzeit in den arktischen 
und subarktischen Ländern. Hier kommt er im Mai aus Westindien und Mexiko an und hält sich im 
niedern Gestrüpp, wo er auch sein Nest baut. Dies ist schr einfach aus haarfeinen dürren Seggen- 
halmen und einzelnen Bastfasern erbaut, gegen 3” breit, 4” hoch, 1” 8” breit und 8” tief"). Der 
Satz besteht aus 5 bis 6 Eiern, welche ungleichhälftig und nach der Höhe stumpf zugespitzt sind. 


Sie ändern von 8” Länge und 6” Breite bis 9” Länge nnd 6!/,”” Breite ab, haben auf weissem, in 


das Bläuliche ziehendem Grunde entweder nur röthlichgraue und blauröthliche Pünktchen, die auch 
zuweilen vor der Basis ein Kränzchen bilden, oder etwas grössere bläulichrothbraune Fleckchen, 
welche die Basis decken, oder endlich recht grosse zerstreute, nach der Basis kranzartige, verworrene, 
röthlichbräunliche Flecken, wie sie die Abbildung darstellt. In der letzten Weise erscheinen sie sehr 
eigenthümlich, die andern kommen aber mehrern verwandten Arten nahe. Ihr Korn ist ziemlich derb, 
wie an unserm Rothkehlchen. Inwendig scheinen auf grünlichem Grunde die Fleckchen deutlich durch. 


45. (6.) Der Nadelholz-Sänger. Sylvia pinus. Larn. (Pine Warbler. Nurrau, 1. p. 587. Whırson. 
11129529. pl: 19° fie. T.) 

Er übertrifft an Grösse die vorigen Arten etwas und hält sich von den vereinigten Staaten bis 
Neufoundland, sodass er auch im südlichen Nordamerika überwintert und schon im März sich zu 
paaren beginnt. Das Männchen lässt da seinen muntern Gesang hören, welcher einige Aehnlichkeit 
mit dem Trillern der Canarienvögel hat und wie twi-twi-tw-tw-tw-tw oder tsch-tsch-tsch-tw-tw-tw 
lautet. Das Nest wird nach Hrn. Nuttal bald nahe am Boden, bald bis 40’ hoch in Gebüsch und 
Baumzweige angebracht und aus zarten Stengeln von Polygonum tenue und einigen Grasarten erbaut, 
die mit Asklepiasfasern und Raupengespinnst verbunden werden, und ist inwendig mit einigen 
Schweinsborsten, zarten Wurzelfasern, Farrnkrautwolle und einzelnen Federn aus der Brust der 
Wanderdrossel ‚ausgekleidet. Der Satz besteht aus 4 bis 5 Eiern, welche ungleichhälftig, etwas 
gestreckt sind, nach der Höhe mehr oder minder stark abfallen. Auf blaulich grünlichweissem 
Grunde haben sie zu unterst röthlichgraue, dann rothbräunliche und rothbraune Pünktchen und 
Fleckchen, die nach der Basis häufiger werden, daselbst einen Kranz bilden oder den Grund auch 
decken. Ihre Länge wechselt von 9 bis 9'//”, ihre Breite von 6'/, bis ‘//”. Ihre Schale ist mehr 
gekörnelt, wodurch sie sich besonders von den verwandten Arten unterscheiden. 


*) Ich besitze nur ein Exemplar aus Labrador und kann nicht mit Gewissheit angeben, ob es ganz vollständig ist. 


38° 


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46. (7.) Der Herbst-Sänger. Sylvia autumnalis. Wırs. (Autumnal Warbler. Wıiws, I. p. 65. pl. 23. 
fig. 4. Aupus. pl. 8. Ornith. Biogr. 1. p. 447.) 

Er ist vom März bis zum October häufig in den vereinigten Staaten, wo er besonders entle- 
gene sumpfige Waldungen bewohnt. Hr. Audubon fand daselbst sein Nest in Gabelzweigen niede- 
rer Gebüsche, welches aus dünnen Weinbast gefertigt und mit Pflanzenwolle ausgefüttert ist. Die 
4 bis 6 Eier sind röthlichweiss, an der Basis bräunlich gefleckt. 


471. (8) Der Hängenest-Sänger. Sylvia pensills Gw. (Larn.) (Yellow throated Warbler Aupun. pl. 
8%. Ornith, Biogr. 1. p. 434*). Nurrau 1. p. 374.) 

Er gehört den südlichen Staaten an, sodass er nur selten bis Pennsylvanien geht. In Florida 
und Carolina findet man nicht selten die Nester dieses Vogels, welche, an einer Art Schnüre aufge- 
hangen, von Baum zu Baum über Gewässer und Schluchten reichen, die aus Seidenfasern von Echi- 
tes oder ähnlicher Gewächse gefertigt sind. Das Nest selbst ist als kleiner, kugliger Ballen in diese 
Schnüre eingearbeitet und besteht aus dürren Grasblättern, Blattrippen, dünnen Wurzelfasern künst- 
lich und fest in einander gearbeitet, sodass es vor Sturm und Wetter gesichert ist. Dabei ist der 
Eingang von unten angebracht und führt erst über eine Vorhalle zum eigentlichen Lager der Eier, 
welches eine Flechtenart oder Pflanzenwolle auskleidet, von den Eiern gibt Hr. Nuttal nichts an und 
auch über Art und Weise der Anfertigung der Schnüre bleiben wir ohne erwünschte Auskunft. 


48. (9.) Der Weidensänger. Sylvia discolor. Vıriun. (Praerie-Warbler. Auv. pl. 14. Ornith. Biogr. 
p- 76. Norma, 1. p. 204. Sylvia minuta. Wırus. I. p. 87. pl. 25. fig. 4) 

In den am Meere gelegenen Staaten ist er selten, etwas häufiger in den einsamen Lehden von 
Kentucky und den offenen Wäldern der Chactawgegend, wo er freie, sparsam mit Bäumen besetzte 
Flächen bewohnt. Sein Gesang wird durch die Sylben tsch-tsch-tsch-tschia bezeichnet, beginnt erst 
leiser und wird allmälig lauter. Nach Hrn. Nuttal ist das Nest dem der Sylvia aestiva sehr ähnlich, 
in Gabelzweige, jedoch nicht hängend, befestigt, und besteht aus Baumbast, Asklepiasfasern und etwas 
Raupengespinnst, ausgelegt mit Gnaphaliumwolle und dünnen Grasrispen. Die & bis 6 Eier sind 
weiss, nach der Höhe zugespitzt und graublau, sowie braun, in 2 Abstufungen, nach der Basis 
dichter und kranzartig gelleckt. Wilson und Audubon geben das Nest hängend an, wie es die 
Vireos zu bauen pflegen ; Hr. Nuttal glaubt aber in seiner Angabe sicher zu sein. 


49. (10.) Der bunte Sänger. Sylvia americana. L. (Lırn) (Parus americanus. L. Particolored 
Warbler. Nurrau, 1. p. 397. Aupen. pl. 13. Id. Ornith. Biogr. 1. p. 78. Sylvia pusilla. Wıus. 
IV. p. 17. pl. 28. fig. 3.) 

Seine Grösse gleicht der von Sylvia curruca, sein Aufenthalt sind die vereinigten Staaten, in 
deren südlichen er zum Theil schon überwiı Nach Art der Meisen durchsucht er auch die 
höchsten Baumkronen nach Nahrung, hält sich aber besonders in sumpfigen Wäldern an Fluss- 
und Seeufern. Nach Audubon baut er auf hohe Bäume in die äussersten Astenden ein sehr kleines, 
zierliches Nestchen aus Flechten. 


*) Das daselbst beschriebene Nest gehört nach Nuttal's Angabe der Muscicapa virens an. 


Fe 


50. (11) Der Marylandsänger. Sylvia trichas. Laru. (Sylvia marylandica. Wins. Maryland Yel- 
low Throat. Aupus, pl. 23. Orn. Biogr. 1. p. 121. Nurtar, 1. p. 401. Trichas marylandica. Sw.) 

Ein über die ganzen vereinigten nordamerikanischen Staaten verbreiteter Sänger, ungefähr von 
der Grösse des vorigen. Auch er hält sich besonders im geschlossenem Walddickigt oder doch 
dichtem Gebüsche, und nur selten bezieht er einen Garten oder andere Baumanlage in der Nähe 
menschlicher Wohnungen. In der Nistzeit lässt das Männchen seinen muntern Gesang fleissig hö- 
ren, welchen die Sylben weititi oder weititschi ausdrücken. Nach Hrn. Nuttal baut er am Boden 
oder dicht über demselben, zwischen dürres Laub, abgefallene dürre Zweige u. dgl., oft in recht 
dichtes verworrenes Brombeergesträuch. Das Nest besteht aus dürren Seggenhalmen und etwas 
dürren Baumblättern, welche mit den Stengeln oder Zweigen, in die es gebaut ist, locker verbunden 
sind. Zarte Agrostishalme bilden die Ausfütterung. Die 5 Eier sind fleischfarbenweiss mit Punkten, 
Flecken und schmalen Zügen von 3 Schattirungen in röthlichbraun und stehen an der Basis dichter. 
Ein Exemplar in der Sammlung des Hrn. O. des Murs in Paris misst 8'//” in der Länge, 5” in 
der Breite und ist milchweiss mit einem grössern Schnörkelflecken und feinen braunen Pünktchen 
an der Basis. 


51. (12.) Der schwarzscheitelige Orangensänger. Sylvia pileata. Gm. (Larn.) (Tanagra pileata. Gn. 
Sylvia eyanoleuca. Lıcur. Hylophilus cyanoleucus. Pr. M.) 
Tab. XIX, fig. 9. a. b. 

Er ist über einen grossen Theil von Südamerika verbreitet und gehört zu einer Reihe verwand- 
ter, südamerikanischer Arten, welche Prinz Maximilian zu Wied unter dem von Temminck gegebenen 
Geschlechtsnamen Aylophilus vereinigt, die sich durch Färbung und Schnabelbildung den Tanagras 
anschliessen, nach Lebensweise aber den eigentlichen Sängern angehören. Wir wissen von ihrer 
Fortpflanzungsgeschichte noch gar nichts. Ich erhielt mit dem Vogel eine Anzahl Nester und Eier 
aus Brasilien und lasse die Beschreibung derselben folgen. Die sehr zierlichen Nester sind in die 
Gabel eines dünnen Zweiges eingesetzt und fast ganz aus haarfeinen, langen Rispen eines Grases 
erbaut und mit Spinnenwebe an den Zweig befestigt, höchst leicht und durchsichtig, 2, bis 3” 
breit, 1Y, bis °/,” hoch, 1°/, bis 2” weit und 1” tie. Der Satz besteht aus 2 Eiern, welche zwar 
Aehnlichkeit mit denen mehrerer nordamerikanischen Sänger haben, aber doch ganz eigenthümlich 
sind. Ihre Gestalt ist gestreckt ungleichhälftig, der grösste Durchmesser steht der ziemlich stark ab- 
fallenden Basis weit näher, als der abgestumpften, oder stumpfzugespitzten Höhe. Auf milchweissem 
Grunde sind sie sehr dicht mit kleinsten und kleinen rothgrauen, dann bläulich- oder braunrothen 
Pünktchen und Fleckchen bedeckt, die vor der Basis lebhafter werden und daselbst meist ein Kränz- 
chen bilden. Sie haben etwas Glanz, ihr Korn gleicht dem des Rothkehlchens, inwendig gegen das 


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ıyrH# 


Licht geben die Fleckchen einen röthlichen Schein. Sie sind 8'/, bis Y/” lang und gegen 6” breit. 
Ihr Gewicht beträgt 1'/, Gran. 
I. Beutelsängzer. 


Durch künstliche, beutelförmige Nester, welche an Pflanzenstengel, in Zweige und Blätter, zum 
Theil durch wirkliche Nath befestigt sind, zeichnen sich diese kleinen Sänger, welche Europa, 
Asien, Afrika und Neuholland angehören, vor den andern aus. Zu ihnen gehören die sogenannten 


As 


Schneidervögel und sie verhalten sich zu den andern Sängern etwa wie die Beutelmeise zu den an- 
dern Meisen. Sie legen weisse oder grüne einfarbige oder gefleckte Eier, oft in ziemlicher Anzahl. 


“ 
52. (1.) Der Seggen-Beutelsänger. Sylvia cisticola. Tem. *) (Cisticola schoenicola. Less. Boxn. Sa- 
licaria eisticola. Scur. Beccamosche, Savı. Orn. Tose. 1. p. 280.) N; 


Tab. XXI. fig. 41. a. b. [Scusz, Abb. und Beschr. p. 33. Tab. 29 **).] ? 

Ein sehr kleiner Sänger, kaum grösser als der Zaunkönig, dessen Vaterland längs des Mittel- 
meeres bis Griechenland und auf der andern Seite bis Egypten und Nubien sich erstreckt, wo er 
überall Stand- oder höchstens Strichvogel zu sein scheint. Er bewohnt Saatfelder und Wi 
bringt auch in beiden seine Nester an. Nach Hrn. Professor Savi nistet er im Toskanischen 
das erste Mal Mitte April, dann im Juni und zuletzt im August. Das dritte Nest ist am künstlich- 
sten erbaut, während das erste, blos in einen Grasbusch eingesetzt, aus Grashalmen, Reischen und 
Pflanzenwolle besteht. Von den spätern Nestern besitze ich mehrere Exemplare und will ein Paar 
näher beschreiben. Nr. 4, Anfangs’ Juni erbaut, ist in die Stengel von Arundo phragmites und die 
Blätter einer hohen Segge, etwa 1’ über dem Boden eingebaut, Es ist 4” hoch, in der Mitte etwas 
über 2” breit, mit Pflanzenwolle fest in die Blätter eingewebt, zum Theil auch wirklich eingenäht, 
Es sind mehrere Blätter am Rande durchbohrt und mit Fäden durchzogen. Dies ist die Aussenwa 
des Nestes, im Innern ist es nur mit einer dünnen Schicht langer, biegsamer Grasblätter locker aus- 
gelegt. Der kleine Eingang ist seitlich nach oben... Die Spitzen der Blätter überragen das Nest ge- 
gen 1”. Nr. 2, im August in die langen, schmalen Blätter derselben Seggenart eingebaut, ist eiför- 
mig, oben und unten geschlossen und hat den schmalen Eingang in der Mitte. Die Seggenblätter 
sind theils am Rande durchstochen und mit Pflanzenseide verbunden, theils mit derselben umwickelt 
und bilden so ein geschlossenes Ganze. Nach unten, wo sie steifer sind, schwebt der zugespitzte 
Nestgrund frei zwischen ihnen, nach oben sind sie ganz zusammengezogen und zwar einige Zoll 
hinauf. Um der Oeflnung mehr Halt zu geben, sind einige kurze Pflanzenstengel der Länge nach 
mit eingewebt und das Ganze ist ein ebenso schöner als künstlicher Bau. Zu der Wand ist ausser 
der Pflanzenseide nur noch etwas dürres Gras benutzt. Ein drittes kommt diesem sehr nahe, nur 
hat es die Oeflnung nach oben und enthält ziemlich viel Spinnenwebe. Die & bis 6 Eier der ver- 
schiedenen Sätze sind klein und zart und sollen nach Hrn. Savi weiss und grün abändern. Eine 
Anzahl von Exemplaren, aus dem südlichen Frankreich und Italien, welche ich vergleichen konnte, 
waren alle blasser oder etwas lebhafter grünliehbläulich, wıe sie die Abbildung vorstellt ""). Sie 
sind ungleichhälftig, nach der Höhe stumpfer oder spitzer, 6%, bis 7”” lang, 5 bis 5Y/” breit, von 
schwachem Glanze und einem Korne, welches sich dem der letzten Abtheilung nähert, nur dass es 
zarter ist und ziemlich weite, Nache Zwischenräume zwischen den gekörnelten, verästeten, erhabe- 
nen Zügen hat. Die ganze Schalenmasse und so scheinen sie auch inwendig lebhaft 


y 


) Man ihut wohl besser, den Namen von cista abzuleiteu, müsste aber dann cistarcola schreiben. 
**) Das Nestchen ist schr gut abgebildet, die Eier sind aber zu gross gerathen. 
"**) Es ist schr wohl möglich, dass auch weisse Ablnderungen vorkommen ; Hr. Professor Savı sandte mir, 
nebst Fee Neste, ein weisses Ei als dazu gehörig; dies erwiess sich aber bei näherer Betrachtung als ein Schne- 
ckenei, 


DB 


grünlichblau durch. Bei ihrer Kleinheit können sie nur mit ungelleckten Zeissigeiern verwech- 
selt werden, die aber ein ganz anderes Korn haben. 


4 
53. (2) Der Sumpf-Beutelsänger. Sylvia (Megalurus) marginalis. Beısw. (Megalurus palustris. Horse.) 


Tab. XXII. fig. 12. a. b. 


Ein auf Java sehr häufiges Vögelchen, von dem Fr. Boie sagt, dass es mit andern dort vor- 
kommenden Arten grosse Verwandtschaft mit unsern Rohrsängern zeige. Hr. Dr. Horsfield fand 
Nest und Eier desselben in Java, die sich auf folgende Weise verhalten: Das Nest ist ein zierlicher, 
aus zartem, vielfach verschlungenem dürrem Grase gefertigter, nach oben seitlich offener Beutel von 
6” Länge und 2,” Breite; die letztern sind ausserordentlich schön lebhaft und glänzend grünblau, 
mit rothgrauen, rothbraunen und schwarzbraunen gerundeten, deutlich begrenzten Flecken, die ein- 
zeln über die ganze Oberfläche vertheilt sind und auf ihr zu schweben scheinen. Nach der Basis, 
wo sie etwas dichter stehen, herrschen die dunklern vor und sind unter sich zum Theil durch Haar- 
züge verbunden. Sie sind ungleichhälfug, nach der Basis ziemlich, nach der Höhe stärker abfallend 
und zugespitzt. Die Schale ist glatter als an voriger Art, die erhabenen Züge sind sehr flach, die 
Poren gross und häufig. Auch das Leydner Museum besitzt Nest und Eier durch Fr. Boie eingesendet. 


54. 8.) Der weissbindige Beutelsänger. Sylvia (Megalurus) leucophrys. Boık. 
Tab. XXII. fig. 14. a. b. 


Der Vogel ist in Grösse, Lebensart und Vaterland mit vorigem nahe verwandt. Fr. Boie schickte 
Nester und Eier an das Leydner Museum, deren Beschreibung folgt. Die erstern sind, wie bei vo- 
riger Art, aus feinern oder stärkern Grashalmen beutelförmig geflochten an einen Zweig aufgehan- 
gen, k'/y lang, 3” breit, mit sehr kleinem Eingange. Die Eier gleichen ebenfalls denen der vorigen 
Art, nur ist ihre Grundfarbe sehr blassgrün und die Flecke sind sehr gross, meist zusammenhän- 
gend, rothgrau und rothbraun. Ihr Korn ist etwas derber, die Poren sind aber kleiner. Sie haben 
6°/, bis 7” Länge und 5 bis 5'/,”” Breite, wo die grössern auch die breiteren sind. Ihre Gestalt 
ist weniger ungleichhälftig, nach der Höhe sanft abfallend und sehr stumpf zugespitzt. 


55. (4.) Der Webe-Beutelsänger. Sylvia textrix. Vıeizı. *) (Cysticola textrix. Less. Hemipterix 
textrix. Swaıns. Le Pinc-pinc. Levaıtrant, Ois. d’Afr. T. II. p. 123. pl. 1.30. Vogel und Nest, 
letzteres über undeutlich.) 


Tab. XXI. fig. 43.” a. b. c. 


Das Vögelchen selbst, welches dem südlichen Afrika angehört, schliesst sich sehr nahe an S. 
cisticola an, Nest und Eier sind aber ganz anders, letztere gleichen den vorhergehenden sehr. Er 
ist ziemlich häufig am Cap, scheint in Lebensweise unserm Zaunkönig nahe zu kommen, doch steigt 
er, wie der Seggen-Beutelsänger, in der Nistzeit öfters in die Luft, hält sich eine Zeitlang schwebend 

„und lässt sich senkrecht wieder herab. Seine Stimme, die er dabei hören lässt, wird oft durch ein 


*; Jons Rexste, Baukunst der Vögel. II. p. 288 hält diesen Vogel für eine Meise, gibt daselbst die schlechte 
Abbildung von Sonerat und die bessere des Levaillant schlecht! fig. 59 et 60 


wiederholtes pinck -pinck! bezeichnet. Beide Gatten halten sich stets zusammen und wählen zur 
Anlage ihres Nestes, welches wegen seiner besondero Bauart von jeher Aufmerksamkeit erregt hat, 
die Höhe eines Busches, besonders gern eines stachlichen, oder das Ende eines niedern Baumzwei- 
ges, und verfertigen dasselbe aus Pflanzenwolle, of in ansehnlicher Grösse. Ich besitze eine grosse 
Anzahl derselben und will einige näher beschreiben. Nr. # ist in die Spitze einer grossen Erica so 


eingebaut, dass zu zwei Seiten gerad aufsteigend Aeste und Zweige in die Wand eingebaut sind und 


der Grund zwischen ihnen frei schwebt. Es hat die Gestalt einer kleinen Retorte, ist 4'//” hoch, in 
der Mitte 3” breit. Mit dem obern Rande der Decke gleichlaufend tritt die etwas über 4” lange, °/,” 


weite, runde Eingangsröhre vor, welche nur ganz dünne, aber doch ziemlich feste Wände hat pe: 
Idi d 


Ganze besteht aus gelblich graubräunlicher Pflanzenwolle, die besonders am Grunde zo 

sehr fest in einandergefilzt, aussen aber mit einer Schicht kurzer Schafwolle ziemlich rauh bekleidet, 
nur hier und da mit etwas Spinnenwebe überzogen ist. In der Mitte, unter der Eingangsröhre, steht 
die Aussenhülle vom Innern etwas ab. Nr. 2 hat eine mehr walzige Form und ist an zwei schwache 
Proteenzweige mit seiner obern Wand so angehangen, dass das Ganze daran schwebt. Es besteht 
aus braungelber Pflanzenwolle und weisslichgrauer Hasenwolle, mit letzterer sowie mit Spinnen- 
webe ist sein Aeusseres ziemlich geglättet; mit dem obern Rande gleichlaufend tritt die Eingangsrö 
vor, welche kürzer als an vorigem ist und noch nicht ganz vollendet scheint. Die Höhe des Nestes 
beträgt 5”, die Breite 3”. Dicht unter der Eingangsröhre befindet sich ein Ausbau, dessen halb- 
kreisförmiger wulstiger Rand in eine nach unten abgeschrägte Höhlung führt. Ueber den Zweck 
desselben hat man sich früher den Kopf zerbrochen und ihn meist als einen für das Männchen be- 
stimmten Zufluchtsort erklärt. Levaillant, der diese wenig scheuen Vögelchen viel beobachtet hat, 
sah keinen andern Gebrauch davon machen, als dass sie auf dem Randwulste fussten, um sich in die 
weiche Eingangsröhre hineinzuschnellen. Er fand ihn fehlend, wenn ein Aestchen vor derselben ihn 
entbehrlich machte. Dass er erst an das Nest angebaut ist, sieht man deutlich, und man kann ihn 
ablösen, ohne der Festigkeit des Nestes zu schaden. Abweichung dieser Nester findet nach dem 
Material statt; zuweilen sehen sie ganz weiss, zuweilen dunkelbraungelb aus. Oft bestehen sie ganz 
aus Pflanzenwolle und haben dann auch durch Spinnenwebe recht glatt geglättete Oberfläche. Le- 
vaillant sagt, dass sie bis 1’ hoch erbaut würden, mein längstes misst nur 6”. Er sagt ferner, der 
Innenraum bliebe sich stets gleich, während meine Exemplare bei anschnlicherer Grösse auch innen 
weit geräumiger sind. Dass junge Vögel nach ihm nicht so schöne Nester bauen, als ältere, stimmt 
auch mit andern Erfahrungen. Der feste Bau bietet vielerlei andern Thieren einen höchst bequemen 
Aufenthalt, die mehrsten derselben bedienen sich jedoch nur der verlassenen Nester, als Mäuse und 
Amphibien. Andre vertreiben aber den Eigenthümer mit Gewalt, wie Meisen und Bartvögel. Der 
Goldkukuk bedient sich öfters dieser Nester, wie bei seiner Geschichte erwähnt ist. Der Satz be- 
steht aus 5 bis 8 sehr schön gefärbten Eiern, welche meist dem Gleichhälfligen nahe, zuweilen ganz 
gleichhälftig,, seltner etwas ungleichhälfig, 6'/, bis 8” lang, 5 bis 5'/,” breit sind. Ihre Grundfarbe 
ist grünlichblau in das Weissliche oder ziemlich Lebhafte. Die untersten Flecke sind rothgrau, dann, 
folgen bei vielen blos braunrothe, bei andern auch dunkel rothbraune, deutlich umgrenzte, zuweilen 
sehr grosse Flecke, einzeln oder dichter, an der Basis zuweilen kranzartig, auch durch Haarzüge 
unter sich verbunden. Ihr Glanz ist lebhaft, ihr Korn etwas derber und die Poren weit kleiner als 


2 


4 
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an denen von S. marginalis, wodurch sie sicher von ihnen zu unterscheiden sind, wenn sie sich in 
ihrer Gestalt nähern. 


56. (5.) Der Baumwollen-Beutelsänger, Sylvia macroura. Larn. (Malurus capensis Stern. Drymoica 
macroura. SwaINns. Le capocier. LevaıLrans, Ois. d’Afr. T. II. p. 111. pl. 129. Vogel und Nest.) 


Tab. XXII. fig. 45. 


Durch sehr langen Schwanz und etwas bedeutendere Grösse zeichnet er sich von der vorigen 
Art sogleich aus, mit der er gleichen Aufenthalt hat. Er ist ebenso häufig als zutraulich am Cap und 
kommt öfters in die Zimmer der Colonisten. Er war der Lieblingsvogel von Levaillant, der seine 
Fortpilanzungsgeschichte ausführlich und wahrhaft reizend schildert. Durch Lieblingsfutter hatte er 
ein Pärchen in sein Zimmer gewöhnt, von wo aus sie auch die Materialien zu ihrem Neste hol- 
ten, als sie Anfangs October dasselbe in einen Capokstrauch bauten. Das Weibchen ist zwar 
Hauptbaumeisterin, doch hilft auch das Männchen dabei, welches vorzüglich das Material herbei- 
schafft und zureicht. Das Nest ward in einige aufsteigende Aeste eingebaut und sein Grund aus 
Moos durch Fäden an die Zweige befestigt. Nachher wurden die Wände, fast ganz aus Baumwolle, 
allmälig in die Höhe geführt, die Decke geschlossen und unter derselben nur eine zum Einkrie- 
chen hinreichende Oeffnung gelassen. Nach anhaltender Arbeit, des Morgens bis 10 Uhr und Abends 
von 5 bis 7 Uhr war der Bau in 7 Tagen beendet, wo das Weibchen sein erstes Ei legte, dem in- 
nerhalb 8 Tagen noch 6 andere folgten, von wo an das Weibchen zu brüten begann. Des Nachts 
brütete es allein, am Tage ward es gewöhnlich 3 Mal vom Männchen auf etwa eine '/, Stunde 
jedesmal darinnen abgelöst. In dieser Zeit setzte das Männchen häufig seinen kleinen Gesang fort, 
welcher sich mit den Sylben frit- frit- fritraratiti, fritraratiti bezeichnen lässt. Das Weibchen legte 
noch einige Eier an die Erde, welche es mit dem Männchen zerbrach und verzehrte. Am 14. Tage 
kamen die Jungen aus, deren Augen am 4. Tage vollkommen geöffnet waren. Die Alten fütterten 
sie mit grünen Räupchen, Spinnen und Ameisenpuppen; als sie herangewachsen viel Nahrung be- 
durften, trugen sie an einem Tage 216 Mal Futter zu. Nach 14 Tagen waren sie lügge und ver- 
liessen das Nest. 

Die Eier sind weniger schön gefärbt als die der vorhergehenden Arten, gestreckt gleichhälftig 
oder den gleichhälftiigen nahe, 7'/, bis °//” lang, %'/, bis °//” breit und fallen allmälig aber ziemlich 
stark ab. Auf bläulichweissem Grunde sind sie mit blässeren oder lebhafteren leberbraunen , klei- 
neren und grösseren Flecken, zuweilen auch Haarzügen dichter oder sparsamer versehen. Ihr 
Glanz ist stark, ihr Korn ein wenig derber als an voriger Art. 


57. (6.) Der Plantagen-Beutelsänger. Sylvia (Prinia) familiaris. Horsr. (Orthotomus Prinia. Temw.) 
Tab. XXI. Fig. 46. a. b. 


Auf Java, besonders in den Plantagen der Colonisten, findet sich dieser angenehme Sänger 
recht häufig und legt daselbst auch sein künstliches Nest an. Meist wählt er zu dessen Anlage die 
Spitze eines grossblättrigen Strauches, einer Malvacee oder dergleichen, wo er es entweder nur an 
die Blattstiele befestigt, oder öfters auch 2 oder 3 Blätter an ihren Rändern durch vollkommene 
Nath verbindet und den nach oben offnen Nestbeutel in sie hineinsetzt. Im Leydner Museum durch 

29 


© Ausserdem ist nur wenig Moos und etwas von den haarigen Palmenfasern angebracht. Es ist fast 


Kuh und Boie eingesendet, sowie im Ostindienhause in Lobdohk durch Hrn. Dr. Horsfield 
finden’sich Nester dieser Art vor, von denen ich einige näher beschreiben will. Nr. 4. Vier wech- 
se ige , handtellergrosse Blätter an der Zweigspitze einer Malvacee sind durch Nath an ihren 
Rändern beutelartig verbunden. In sie hinein ist nun das lockre, durchsichtige Nest aus zarten Wür- 
zelchen, haarartigen Palmenfasern und dünnen Grashalmen so eingebaut, dass es nach oben locker 
schliesst und einen grossen, seitlichen Eingang lässt. Die Blätter sind auch auf ihrer ganzen Fläche 
durehlöchert und mit Spinnenwebe an die Nestmaterialien fest angeheflet, sodass sie die eigentliche 
Aussenwand des Nestes bilden. Ueber das Ganze zieht sich noch als Tragschnur die dünne, aber 
feste Ranke einer Schlingpflanze. Die Höhe beträgt #'/,”, die Breite 2'%”, Nr. 2. Sein nach 
offner Rand ist an 3 Blattstiele mit Spinnenwebe befestigt; die langen, nur zollbreiten, Blätter 

das Nest angeheflet. Dieses besteht zum grössten Theile aus den dünnen, sparrigen Rispen eines 
Grases, die im Bogen gelegt an vielen Stellen mit Spinnenwebe zu einiger Festigkeit verbunden sind. 


walzig, #° hoch, 2'/,” breit, am Eingange nur wenig enger. Ein drittes, fast kugelrundes, hat nur 
2'/,”, ein viertes über 5” Länge. Im Februar werden 5 bis 6 Eier gelegt, welche, der Grösse des 
Vogels angemessen, etwas grösser als die der vorhergehenden Arten sind. Ihre Gestalt ist gestreckt, 
dem Gleichhälfiigen nahe oder ganz gleichhälftig. Ihre Länge beträgt um 8°”, ihre Breite um 5'/,"”. 
Ihre Grundfarbe ist blassgrünlichblau, auf ihr finden sich rothgraue und braunrothe Pünktchen, 
Strichelehen und Fleckehen, ziemlich dicht über die ganze Oberfläche vertheilt, an der Basis meist 
zu einem Kränzchen verbunden. Der Glanz ist sehr stark, das Korn etwas derb, stimmt aber sonst 
zanz mit dem der vorigen Arten. Der Cuculus flavus übergibt nicht ‚selten sein Ei diesem Vogel. 
58. (7.) Der rothköpfige Beutelsänger. Sylvia (Orthot m ruficapilla. Teum. 
Tab. XXI. fig. 17. a. b. m 
Es ist dieses einer der eigentlichen Schneidervögel, der mit mehrern seiner Verwandten in Java 
lebt und sich in der dichten Belaubung der Bäume und Sträucher munter, aber höchst versteckt, 
umhertreibt und dabei of seine unangenehm kreischende Stimme hören lässt. Das Leydner Museum 
„erhielt durch Kuhl die im August gesammelten Nester und Eier dieser Art. Die kleinen Nestchen sind 
in die Spitze eines grossen herabhängenden Blattes so eingebaut, dass das Blatt mit gebogenem Nest- 
materiale, höchst feinen Grashälmchen,, mittelst Spinnenwebe in Randlöcher befestigt, nach vorn ge- 
schlossen und dann das übrige Nest, eigentlich nur eine lockere Auskleidung, eingesetzt wurde. An 
dem Blattrande ıst neben den Nathlöchern noch ziemlich viel Spinnenwebe zur Befestigung ange- 
bracht, und nur nach vorn ist die etwa Y,” dicke Wand über den flachen Napf in die Höhe geführt, 
nach hinten das Blatt freigelassen. Nach aussen und vorn hat dasselbe eine Höhe von 3” und in der 
Mitte eine Breite von noch nicht 2”, während es nach oben enger ausgeht. Die Eier sind ungleich- 
hälfig, fallen aber nach beiden Polen fast gleich stark ab und sind an der Höhe sehr stumpf. Ihre 
Länge beträgt 7 bis 7'//”, ihre Breite 5), bis '/”. Sie haben auf blasserem oder etwas lebhafterem 
bläulichgrünlichen Grunde verwaschner oder lebhafter röthlichgraue und rostrothe feinste Pünktchen 
und Fleckehen, die vor der Basis dichter stehen und of daselbst ein Kränzchen bilden. Ihr Glanz 
ist mässig, ihr Korn dem der vorigen Art nahe verwandt, nur mehr gefurcht. 


— mM — 


59, (8.) Der Bennettsche Beutelsänger, Sylvia (Orthotomus) Bennetti. Sykws. (Proc. of Zool. 

Soc. p. 148.) . 

Tab. XXII. fig. 48. E73 

Diese Art gehört Östindien an und zeichnet sich ausser dem Neste durch sehr eigenthümliche 

Eier aus. Das Nestchen wird innerhalb zweier zusammengenähten Blätter angebracht und besteht 
aus Fäden indianischen Hanfes und feinen Grasrispen. Die Eier sind etwas kurz und fast gleich- 
hälftig, gegen 7’ lang und über 5” breit, gesättigt rothbraun, mit verwaschnen, etwas dunklern 
Flecken dicht marmorirt und glänzen sehr stark. Sie sind noch weit dunkler als die von Sylvia 
Cehi gefärbt und sonach mit keinem andern zu verwechseln. 


60. (9.) Der Schneider-Beutelsänger. Sylvia sutoria. Gm. (Lamm) (Tailor bird. Penn. Ind. Zool, 
Tab. 5. Nest mit Jungen.) 

Der Vogel hat etwa die Grösse unseres Goldhähnchens und ist in Ostindien zu Hause. Er war 
der erste der sogenannten Schneidervögel, dessen Nest man kennen lernte, weshalb dasselbe die 
grösste Bewunderung erregte. Es ist aber auch ein höchst zierlicher Bau, wie das Exemplar im 
Britischen Museum darthut. Das Nestchen hat etwa die Grösse und Gestalt eines Hühnereies 
und ist in die Spitze eines gestreckten breiten Blattes eingeheltet. Das Material desselben ist eine 
sehr zarte, blassgelbliche Baumwolle mit einigen wenigen Grasrispenstückchen. Zuweilen soll der 
Vogel ein abgefallenes Blatt als Aussenrand an die Ränder des Tragblattes anheften. Nach Pennant 
sind die Eier von der Grösse der Ameisenpuppen und weiss. 


Folgende, den Sängern ganz verwandte Vögel mögen hier als Anhang stehen. 


61. Der flötende Sänger. Sylvia africana. Gum. (Larn.) (Malurus afr. Sw. Dasyornis. Vic. er Horse. 
Synallaxis. Cuv. Timalia. Sw. Sphenoeacus SrrickL. Synallaxis cantor. Less.) 


Tab. XXI. fig. 19. a. b. 


Aus den vielen generischen Bezeichnungen sieht man schon das Schwankende in der eigent- 
lichen Stellung dieses Vogels, der etwa die Grösse unsers Anthus campestris hat und im Rohre der 
Sümpfe und Flussufer am Vorgebirge der guten Hoffnung häufig vorkommt. Besonders in der Nist- 
zeits die vom August beginnt, lässt das Männchen häufigst seine melodisch flötende Stimme hören 
und die Pärchen wählen sich dann eine recht dicht bewachsene Stelle, wo sie ihr Nest aus Rohrblät- 
«tern, die sie in schmale Streifen trennen, an mehrere Rohrstengel schwebend befestigen und es in- 
wendig mit den wolligen Rohrrispen weich auskleiden. Das Weibchen legt 5 bis 7 Eier. Soweit 
berichtet Levaillant, ich füge noch die genaue Angabe der Eier hinzu, deren ich eine Anzahl durch 
verschiedene Sammler vom Cap erhielt. Sie sind ungleichhälftig, nach der stumpfen Höhe stark 
abfallend, um 10°” lang, 7 bis 7'/,’ breit. Ihre Grundfarbe ist grünlichgrau, auf ihr finden sich 
dichte, verwaschene und verworrene grüngraue oder röthlichgraue Fleckchen gleichmässig vertheilt 
oder an der Basis deckend. Ihr Glanz ist ziemlich stark, das Korn dicht gekörnelt oder, wo die 
Körnchen nicht so erhaben entwickelt sind, stark gefurcht und nähert sich darin sehr den Eiern der 
Rohrsänger, an die sonach der Vogel wol am füglichsten anzureihen sein wird, da Nestbau und Le- 
bensweise damit übereinstimmen. 


29 ° 


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4 —— 
62. Der zartschwänzige Sänger. Sylvia malachurus. Larm. (Sua ) (Stipiturus malachurus, ] 
Emeu Wren. Govwo, Birds of Austr. Ill. p. 14.) 
Tab. XXI. Sg. 20. 
“ Die Beschaffenheit der Steuerfedern bringen diesen Vogel mit dem vorigen in nahe Verbindung, 
dem er auch in Lebensweise sich anschliesst. Seine Verbreitung erstreckt sich über das südliche 
. und westliche Neuholland, wo er feuchte, mit Gras und Seggen bewachsene Niederungen bewohnt, 
. sich meist am Boden hält und sehr selten aufliegt. Er baut aus Grashalmen oder nadelförmigen 
Blättern ein kleines walziges oder gerundetes Nest mit seitlicher Oeffnung und legt nicht viele Eier. 
“ Herr Gould fand ein Nest mit 3 Jungen *), ich erhielt ein solches mit 3 Eiern vom Hm. Dr. P 
. westlichen Neuholland im October gefunden. Dieses ist 5” lang, 3” hoch und 3'/,” breit, 4 
mit dem Eingange vorn. Es besteht ganz aus langen Grasblättern, etwas locker, aber dicht zusam- 
} mengelegt und hier und da mit Wollklümpchen von Beutelthieren versehn, besonders am ziemlich 
gleich abgeschnittenen Aussenrande. Der Napf ist 4°//” breit, 4,” tief und besteht ganz aus feinen 
e Grasblättern. Die Eier gleichen sehr denen unserer Certhia familiaris, denen der Malurus und Acanthiza- 
Arten mehr als denen von Pteroptochus, zu denen Hr. Gould diesen Vogel zu stellen geneigt ist. Sie 
sind ungleichhälflig, nach der gerundeten Höhe stark abfallend, 7 bis 7'/,” lang, 5'/, bis '//” breit 
z und haben auf milchweissem, etwas in das Röthliche ziehendem Grunde rothgraue und rothbraune 
Fleckehen und Pünktchen, die nach der Basis dichter stehen und vor derselben ein lebhaft gefärbtes, 
geschlossnes Kränzchen bilden. Sie haben wenig Glanz, ihr zartes Korn nähert sich dem der Ma- 
lurus-Arten, aber die Poren sind sehr undeutlich. 


» 63. Der Tasmanische Sänger. Acanthisa Diemensis, Govr.n. (Tasmanian Acanthiza. Govw, Birds 
of Austr. XVIl. 4.) 
Tab. XXI. fig. 21. s 

Die Herren Vigors und Horsfield haben eine in mehrern verwandten Arten Neuholland angehö- 
rige Reihe von Sängern mit vorstehendem Geschlechtsnamen bezeichnet. Sie haben manches mit 
unserm Zaunkönig, der Braunelle und andern gemein und verdienen wol als eignes Geschlecht an- 
geschen zu werden, was sich ergeben wird, sobald man ihre Fortpflanzungsgeschichte vollkom- 

men kennt. * > 
Die gegenwärtige Art bewohnt nur Van Diemensland, hält sich im Waldgebüsche, besucht aber 
- auch die Gärten der Golonisten, wo das Männchen oft seine ziemlich helle, aber etwas rauhe Stimme 
. vernehmen lässt. Das Nest wird in einem dichten Busche, ähnlich dem unsers Zaunköniges, erbaut 
und besteht aus Wurzelfasern, Gras und Baumbast, innerlich mit Federn warm ausgelegt. Seine 
Gestalt ist sphärisch, der Eingang findet sich seitlich nach vorn. Die Nistzeit dauert vom August bis 
zum Januar, sodass vielleicht 3 Bruten zu Stande gebracht werden. Die Satzahl beträgt & bis 7. 
“ Dies berichtet Hr. Gould. Ich konnte eine ziemliche Anzahl der von Hrn. Gould, Verreaux und an- 
dern mitgebrachten Eier vergleichen, welche im allgemeinen denen der Malurus-Arten am nächsten 
stehen. Sie sind 6, bis 7%,” lang und 5'//” breit, dem Gleichhälfigen nahe. Auf milchweissem 


*) Zwei Nester im Britischen Museum sind dem meinen ühnlich, das eine ist aus Moos und Grashalmen, das 
zweite mehr aus Wurzelfasern erbaut. . 
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Grunde haben sie rothgraue, matter oder lebhafter rothbraune Pünktchen, Strichelchen, kleine und 
grössere Fleckchen, die vor der Basis oft ein Kränzchen bilden. Die etwas glänzende Schale ist 
zartgekörnelt. 

64. Der gelbbürzelige Sänger. Acanthiza chrysorhoea. Gounv. (Birds of Austr. VI. 6.) 

Sehr weit über Neuholland verbreitet, von der Grösse unserer Braunelle, findet er sich häufig 
und sehr zutraulich in den Gärten der Colonisten und lässt daselbst seine melodische, der unsers 
Stieglitz ähnliche Stimme hören. Ausser der Nistzeit halten sich diese Vögel familienweise und ni- 
sten bis 3 Mal in einem Jahre. Das Nest wird in die Zweige dichten Strauchwerkes der Acacien, 
xafflhorhoeen und Angophoren angebracht, besteht aus Grashalmen, Blättern, Wolle u. dgl., dicht in 
einander gewebt, überwölbt und mit kleinem Eingange versehn. Oben wird noch ein kleines napf- 
förmiges Nest angebracht, von dem Hr. Gould, welcher vorstehendes berichtet, keine besondere An- 


wendung bemerken konnte. Im Britischen Museum befinden sich 2 Exemplare von je 2 solchen 
Nestern, welche grossen Klumpen von Spinnenwebe gleichen, sehr locker und zerfallend gebaut 
sind. Der Eier werden & bis 5 gelegt, welche fast gleichhälftig und walzig sind. Sie sind zum Theil 
ganz milch- oder gelblichweiss, zum Theil haben sie sparsam feinste braungelbe oder rothe Fleck- 
chen, die nach der Basis auch zuweilen kranzartig sich vereinen. Ihr Korn gleicht dem der vori- 


gen Art. 
65. Der rothköpfige Sänger. Calamanthus campestris. Gouno. (Gouuv, Birds of Austr. XVI. 10.) 
Mit den Rohrsängern in der Lebensweise verwandt, lebt dieser Sänger in Süd- und Südwest- 
australien, wo er oflne, mit Gras und Gebüsch bewachsene Flächen bewohnt und sich meist verbor- ET 
gen am Boden hält. In der Nistzeit lässt das Männchen, auf der Spitze eines kleinen Strauches sitzend, 
seinen sehr angenehmen Gesang hören. Sein sphärisches Nest baut er am Boden aus Gras und füt- 
tert es mit Federn aus. Die 3 bis 4 Eier sind ungleichhälftig, fallen nach der Basis sanft, nach der 
Höhe stark ab und gleichen in der Färbung sehr den braunen Abänderungen von Sylvia atricapilla . 
oder des Anthus arboreus. Sie sind 8°/, bis 9'//” lang, 7 bis 7'//” breit und haben auf graulich, 
bläulich oder bräunlich fleischfarbenem Grunde, wo meist nach der Basis die Grundfarbe sich stei- 
gert und ringartig erscheint, dichte braune oder rothbraune verwaschene Fleckchen *). Ihr Korn 
nähert sich dem der Nachtigal sehr. 


66. Der russfarbige Sänger, Calamanthus fuliginosus. Vic. er Horse. (GouLo.) (Anthus fuliginosus. E 
Vie. er Horse. Calamanthus fuliginosus. Gouuv, Birds of Austr. XVI, 9.) 


Etwas grösser als vorige Art, ungefähr wie Anthus arboreus, lebt er sehr häufig auf Van Die- 
mensland in ofinen, mit Gras, Gebüsch und einzelnen Bäumen bewachsenen Gegenden. Sein über- 
wölbtes diekwandiges Nest baut er am Boden sehr versteckt. Es ist nach einem Exemplare im Bri- 


tischen Museum #'/," breit und 3” hoch; auswendig besteht es aus dürren, feinen Grashalmen , in- » 
wendig ist es mit Federn warm ausgelegt. Die holzbraunen Eier sind um 10” lang und 8”” breit 
und gleichen im Korne den vorigen. e 
*) Diese Steigerung der Grundfarbe wird durch das Korn bedingt, welches daselbst viel mehr entwickelt ist 
und mehr Farbestoff in seinen Vertiefungen aufgenommen hat. 
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Drittes Geschlecht. j 


ww Zosterops. Vi. er Honsr. (Muscicapa. Gm. Syleia. Sw. Certhia. Larn.) 
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; gehört dieses Geschlecht Neuholland an und enthält eine Reihe kleiner Vögel, a sich 
zwar zunächst dem vorigen Geschlechte anschliessen, aber auch mit den Meisen und Fliegenfün; 
Verwandtschaft zeigen, Alle bekannten Arten sind sehr klein, leben einzeln oder Gi 
ren sich von Insekten und Früchten, bauen zierliche Nestchen und legen wenige einfarbige I grün 
liche Eier, mit dichten, gerundeten , tiefen Poren. . “ . 


“- 


1. Der graurückige Brillensänger. age caerulescens. Lara. (Govno.) (Girihlagen 
Lırn. Sylvia annulosa. }. Sw. »s dorsalis. Govrv. Birds of Austr. X, 8) 
= ig. 1. k wa or 
Seine Grösse ist die von Syloia Pr sein Vaterland das südliche und östliche | 10 
wo er ebenso in den Wäldern als Gärten der Colonisten als Standvogel sich aufhält, sehr | Dehend _ 
Bäume und Sträucher durchkriecht, um seine Nahrung zu suchen. Besonders geht er 
gen Früchten, als Trauben und Feigen, nach, wodurch er bei seiner Häufigkeit schödlich Su Die 
Nistzeit fällt vom September bis Januar, wo das Männchen seinen muntern Gesang Neissig hören üsst. 
Die kleinen Nestchen sind sehr zierlich und gleichen den kleinen ı von Sylvia curruca etwas. he 
den in die Zweige von Leptosper mum und andern Straucharten eingebaut oder in eine kleine Zwe 


gabel eingehangen. Aus einer Reihe von Exemplaren, durch die Herren Gould und Preiss einge- 
sammelt, hebe ich einige zu näherer Angabe aus. Nr. 4 stand Mitte er; mit 4 Eie in die zar- 


ten Zweige eines Leptospermum-Busches eingebaut; es ist 2'/,” breit, Na ” hoch, 1°, Br Sp 4 
tief, aus feinen Grashalmen, zarten Pflanzenstengeln,, einigen Roschaaren, Zamiawolle u innen- 
webe dicht und fest erbaut. Nr. 2 hat dieselben Maase, nur ist es '/” tiefer und die Wände sind 
zwar zierlich und fest, aber ganz durchsichtig aus den zarten, grünen Biangehn einer wolligen Pflanze, 
aussen mit Spinnenwebe und Zamiawolle, innen mit schwarzen Rosshaaren und ine Grashalmen 
locker ausgekleidet. Das Ganze wiegt nur 50 Gran. Nr. 3 ist 2 Al breit, yr tief und. 2" 
weit, in zarte Zweige eingehangen und aus derselben Pflanze, nebst Grashalmen und viel Zam 
erbaut, sodass seine Wand ganz undurchsichtig ist. Der Satz besteht aus 2 bis 3 Eiern, w 
streckt, of fast walzig sind, wie die von Parus pendulinus. In der Länge wechseln sie von 7 
8”, in der Breite von 5'/, bis 6'/,”. Ihre Färbung ist grünlichblau, lebhafer oder etwas matter, 
der Glanz ist gering, das Korn höchst zart mit kaum bemerkbaren Punktporen. Es ähneln diese 
kleinen Eier etwas denen von Muscicapa atricapilla, verhalten sich aber zu ihnen wie ‚Üeee zu Sarı- 
cola rubetra, das heisst, sie sind kleiner und weit zarter. « x 


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2. Der grünrückige Brillensänger. Zosterops chloronotus. Govw». (Birds of Austr, XI, 10.) 
Tab. XXI. fig. 1%. . 
Grösse und Lebensweise sind wie bei voriger Art, welche dieser im westlichen Neuholland er- 
setzt, wo er vom August bis December seine Nistzeit hat und 2 bis & Eier legt. Die Stimme des. 
Männchens wird als klagend angegeben. Ich besitze 2 Nestchen dieser Art, von Hrn. Dr. Preiss ge- 
funden. Nr. 4 stand am ersten December # hochsin der Astgabel einer Melaleuca , ist 2'/,” breit, 


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2” hoch, A” tief und 1°//” weit und besteht aus zartesten Würzelchen, Grashälmehen und dürren 
Pflanzenstengeln, welche um die Tragzweige mit Würzelchen und Spinnenwebe sehr sorgsam und 
haltbar befestigt, unter sich aber ganz durchsichtig angelegt sind. Nr. 2, in einige aufsteigende 
Zweige eines Strauches ganz locker eingebaut, ein wenig grösser als voriges und meist aus Würzel- 
“chen bestehend, mit Grasrispen locker ausgekleidet. Die Eier gleichen denen der vorigen Art, haben 
aber eine blassere Grundfarbe und deutlichere Poren. 


Viertes Geschlecht. 


Steinschmätzer. Sawicola. Beonst. (Motaeilla. L. Sylvia. Scor. Vitiflora et Rubetra. 
Briss. Oenanthe. Vıeını.) 


Es sonderte zwar schon Brisson von seinem Genus Ficedula unter dem Namen von Vitiflora 
und Rubetra einige Steinschmätzer als Untergeschlechter ab, aber erst Bechstein sprach eine voll- 
ständige Trennung aus, die sich mit Recht bis auf die Neuzeit erhalten hat. Wenn auch von man- 
chen Sylvien ein Uebergang-zu den Steinschmätzern zu bemerken ist, so bildet doch der Haupt- 
stamm derselben eine recht natürliche Gruppe, die besonders der alten Welt angehörig, in Neu- 
holland und Amerika doch einige sehr nahe verwandte aufzuweisen hat. Die mehrsten Arten 
sind kleinere Vögel und nur wenige nähern sich in der Grösse den Drosseln. Alle sind munter und 
unruhig, halten sich in offnen Gegenden an Gestein oder einzelnes Strauchwerk, nisten auf den Bo- 
den, bereiten mehr massige als künstliche Nester und legen ziemlich viele, einfarbig grüne oder we- 
nig gelleckte Eier, welche das Weibchen meist allein ausbrütet, während es vom Männchen mit Futter 
versorgt»wird. Der Gesang der Männchen ist im Ganzen nicht ausgezeichnet, doch eignen sich viele 
den Gesang anderer Vögel an. 


1. Der Lachsteinschmätzer, Sazicola leucura. Gw. (Kays. Er Br.) (Sawicola cachinnans. Temw. 
Sazicola cursor.*) VIEILL.) 


Tab. XXI. fig. 1. et 3... [Sersz, Eier. Tab. XXX. fig. 43. p. 79.] 


Seine Grösse ist fast die der Steindrossel, sein Aufenthalt die Küsten und Inseln des Mittelmeeres, 
so wie Afrika diesseits und jenseits des Aequator, wo sich unfruchtbare, steinige Gegenden finden. 
Von seiner Fortpflanzungsgeschichte ist noch wenig bekannt, da der sehr scheue Vogel von Men- 
schen sich möglichst entfernt hält. Durch Herrn Professor Mocquin-Tandon erhielt ich das Nest, wel- 
ches in den östlichen Pyrenäen am Boden zwischen Gestein stand. Nach ihm hat es Lapeyrouse in 
den Mem. de ! Academ. des sciences de Toulouse 1789 schon richtig beschrieben, nur die Eier weiss 
angegeben. Es ist dasselbe flach napflörmig, #” breit, 2” hoch, 3” weit und 1” tief, besteht ganz 
aus verwitterten Grasstöckchen und ist mit kurzen Grasstengeln ausgekleidet, so dass es sehr einem 
Pieperneste gleicht. Es enthielt 5 Eier von lebhaft grüner Färbung mit rothgrauen und rothen Fleck- 
chen. In den Sammlungen zu Paris finden sich eine Anzahl dieser Eier durch Hrn. Crespon im 
breit, das grösste 11”” 


1 


südlichen Frankreich gesammelt. Das kleinste derselben ist 10” lang, 7'/. 


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*) Die Unterschiede des Capischen Vogels von dem Europäischen sind wol zu geringfügig, um specielle Son- 
derung zu rechtfertigen. 


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lang, 7°” breit. 4 Stück, die ich vom südlichen Afrika erhielt, verhalten sich ähnlich, das grösste — 
derselben ist 11°//” lang und 8'/. breit. Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis sanft oder stark 
abfallend, abgerundet oder stumpf zugespitzt Ihre Grundfarbe ist bläulichgrünlich in das blassere 
oder lebhaftere. Manche sind ungefleckt, andere haben feinste und feine, gestreckte oder 
verwaschene oder deutliche Fleckchen, deren unterste röthlichgrau,, deren oberste röthlichbraun 
bräunlichroth gefärbt sind. Nur selten sind dieselben recht lebhaft oder bilden ein 
chen vor der Basis. Ihr Glanz ist mässig, ihre Schale glatt, feingekörnelt und gefurcht, worin sie 
ganz mit den andern Steinschmätzern stimmt. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlichbläu- 
lich durch; die ganze Schalenmasse ist schwach grünlich gefärbt. Ihr Gewicht beträgt gegen a 


2. Der Termiten-Steinschmätzer. Saricola formieivora. Vıriwı. (Le Traquet De Levaızı. 
Ois. d’Afr. IV. p- 108.) 
Ein sehr scheuer Vogel, der im südlichen Afrika nur ganz öde, mit Termitenhaufen versehene 
Strecken bewohnt, sich von Termiten besonders nährt und sein Nest meist auch in verlassene Hau- 
fen derselben anbringt. Die Eier sind nach Levaillant weiss. 


3. Der graue Steinschmätzer. Saricola venanthe. L. (Becnsr.) (Motacilla oenanthe, L. Sylela.i oenan- 
the. Scor.) 2 


Tab. XXI. fig. 2. a. b. c. [Zısansı, p. 41. Tab. VI. Nr. 24. Kreis, p. 25. Tab. X, fig. 9. Lewis, Tom. IV. Tab, 

XXV. fig. 4. Guestuen u. Wins. Tab. XXVI. oben? Naumann, V. A, A. Tab. XLVIM. fig. 114. Naumans u. Bunte, 

Heft 2. p. 16. Tab. IV. fig. 16. Tmiexesans u. Bneus, Heft Il. p. 58. Tab. VII, fig. 18. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 
22. fig. 4. Id. Col, Il. Tab. 24. fig. 3.) 

Er ist die am weitesten verbreitete Art, etwa 4'/, Loth schwer und kommt vom diesseitigen 
Afrika und gemässigten Asien bis Grönland und von England bis Kamtschatka nistend vor, ist auch 
an einigermassen geeigneten Stellen nirgends selten. Nur geschlossenen Wald, zusammenhängende 
Felder, Wiesen und Sumpfstrecken meidet er ganz; wo aber zwischen ihnen nur einige freie Hügel, 
breitere Fahrstrassen oder Hohlwege vorkommen, tindegman ihn auch. Altes Gemäuer, klippigen 
oder mit Dünen versehenen Meeresstrand und kahle Gebirgszüge, bis ziemlich zur Schneegrenze, 
bewohnt er ebenfalls. In den weniger warmen Ländern ist er Zugvogel, der ziemlich gleichzeitig 
mit den Schwalben zieht. Die im hohen Norden lebenden kommen of schon Mitte März im mittlern 
Deutschland an. Es ist ein ebenso unruhiger als unverträglicher Vogel, so dass stets Zänkereien statt 
finden, wo mehrere in naher Umgegend nisten. Es wählen aber die Pärchen nach ihrer Rückkehr 
ihren vorigen Standort und die jüngern siedeln sich möglichst nahe an ihrer Geburtsstelle an, wo 
dann die Männchen ihren einfachen Gesang anstimmen, den sie häufig mit Bruchstücken des Gesan- 
ges in der Nachbarschaft lebender Vögel ausschmücken. So hört man of Töne der Schwalben, Ler- 
chen, Bachstelzen, ja sogar die Balztöne der Rebhühner. Der Sänger sitzt dabei auf irgend einer 
vorspringenden Stelle oder steigt auch mit hochaufgeschwungenen Flügeln bis 20° schräg in die 
Höhe und lüsst sich mit verschiedenen Schwenkungen oder vollkommnem Veberschlagen eben dahin | 
wieder hinab. Er singt zu allen Tageszeiten und hört erst ganz damit auf wenn die Jungen er- 
wachsen sind. Das Nest wird stets im eingeschlossnen Raume angebracht, in einem Erd- oder 
Steinloche, in altes Gemäuer, selbst in Astlöcher alter, freistehender Bäume, unter einem Steine oder 

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in Steinhaufen „ hier ist es bald lockerer oder sorgsamer, kleiner oder grösser aus dürrem Grase, 
Moos, Haaren oder Federn erbaut, was die nähere Beschreibung von Exemplaren meiner Sammlung 


erläutern wird, Nr. 4, aus Grönland, zwischen lockerm Gesteine im Juni mit 5 Eiern gefunden. Es 
ist ganz gerundet, 4'/,” breit, über 2” hoch, 2'/,” weit, 1'/,” tief und besteht aus einer etwas lockern 

init von Wurzelfasern, Grashalmen, dürren feinen Pflanzenstenge In, Bartflechten, Wolle 
des Schneehasen, Haaren des Schneefuchses und Renthieres und vielen Federn vorzüglich vom 
Schneehuhne, mit denen es auch besonders inwendig ausgelegt ist und so ein sehr warmes Bett 
für die Brut bietet. Nr. 2, aus Island, stand Ende Juni in einem lockern Steinwalle mit 5 Eiern und F 
enthält weit weniger Material als das vorige. Es ist A” breit, 1,” hoch, 3” weit und 9” tief, be- 
steht aus Würzelchen, zarten Reischen, Grashalmen, Kuhhflaren, Schneefuchswolle und einigen Schnee- 
huhnfedern, ziemlich kunstlos, doch dicht über einander gelegt. Nr,.3, von den. Faröern, durch den 
dasigen Gouverneur Hrn. Amtmann Ployen. Es ist ganz gerundet, napllörmig, y“ breit, 2'//” hoch, 
2°//' weit, 1” tief und besteht in einer anschnlichen Masse dürrer “ Grasstöckchen und Hälmehen mit 
Wurzelfasern, langen Haaren des nordischen Schafes , etwas Wolle und einigen Mövenfedern und 


ist inwendig mit Würzelchen und Haaren ziemlich glatt ausgekleidet. Es enthielt im Juni. 6 Eier. 

Nr. 4 aus der Umgegend von Dresden, am 20. April mit 3 Eiern in einer lockern Weinbergsmauer 

gefunden. Es ist &'//” breit, über 2” hoch, 2'/,” weit und 1'/ tief. Seine dicke Wand besteht aus De 
Grasstöckchen, Wurzeln, dürren, zarten Pfllanzenstengeln, Moos und Federn von Hühnern und Enten. a 

Der Napf ist sehr sauber mit Pferdehaaren, Tauben- und Hühnerfedern ausgelegt. So ändern sie 
auf viele Weise ab, Federn fehlen jedoch nur selten und dann ersetzen meist Haare ihre Stelle; so 
habe ich eins ganz aus Kuhhaaren erbaut gesehen. Man findet aber auch solche, welche ganz aus 
Grashalmen bestehen, wenn die Oertlichkeit nichts andres bietet. Der Satz besteht meist aus 5, selt- 
ner aus 6 und 7 Eiern, welche an einigen und 70 Exemplaren meiner Sammlung aus den verschie- 
densten Ländern nur geringe Abänderung bemerken lassen. Sie sind ungleichhälftig, oft kurz, selten 
sehr gestreckt, meist auch nach der Basis etwas stärker abfallend, an der Höhe selten spitz, meist 
ziemlich stumpf, zuweilen fast gleichhälfig. In der Grösse ändern sie noch am meisten ab, das 
kleinste ist bei 8” Länge 7” breit, die beiden grössten 10” lang und 8”” breit, 10'//” lang und 
7” breit‘). Bei weitem die Mehrzahl ist zwischen 9 und 10” lang und dabei um 7”” breit, mit r 
einem Schalengewicht von 3'/, Gran, welches bei dem grössten bis gegen 3'/, Gran steigt, während i 
das kleinste nur 3 Gran wiegt. Gefüllt sind sie 42 bis 44 Gran schwer. Ihre Farbe ist blaugrün- 
lich, bei manchen, ebenso im Norden wie im Süden, ziemlich lebhaft, bei andern schr blass und 
weisslich. Nur wenige führen Fleckchen, oft erst dem bewaffneten Auge sichtbar, in seltneren Fällen 
so deutlich wie an fig. a Eine sehr eigenthümliche Abänderung hat auf graugrünem Grunde einen 
recht lebhaft rothbraunen Fleckenkranz vor der Basis. Die etwas derbe Schale hat gekörnelte, ver- ä 
zweigte, mehr oder minder erhabne Züge, welche schmale Querfurchen zwischen sich lassen, in 


denen die mässig ‚grossen, ziemlich dichten, meist eckigen Poren stehen Ihr Glanz ist mässig oder CR E72 
etwas stark, inwendig scheinen sie bläulichgrün durch. Sie sind nicht füglich mit andern Eiern zu e 
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*) Ein Spulei dieser Art ist nur 5, ”’ lang und 4Y’’’ breit, ein anderes fast kugelrundes 7, lang, 7," 
breit. j 
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verwechseln Nur als seltne Ausnahme erreichen sie fast die Gleis der ae vn Sr ar 
cura, haben aber ein derberes Korn. Mit denen des Accentor alpinus korumen sie in der 

öfters überein, aber weder in Gestalt, Färbung noch Korn. In den Wärn ern Ländern, und scho 
England, werden meist 2 Bruten, in den kältern nur eine Brut des J zu Stande 


die Eltern BR zürtlichst lieben, reichlich füttern und vor Gefahren möglichst zu wahren snchen 


4. Der röl hmätzer. Saricola stapazina *). Gw. (Teww.) (Motacilla eapasinn. Syl- 


‚via stapazina, Larn.) ‚ 

Tab. XXI. fie. & a. b. ce. [Scnz, Abbild. und Beschr. p. 15. Tab. XX. Tuesesans u. Darum, En Le fie. 19.) 

Gestalt und Grösse stimmen fast ganz mit denen der vorigen Art, doch ist sein En 
mehr südlicher, da er ja nt nur die "nüstenländer des Mittelmeeres, das gegenüberstehende 
Afrika aber bis Nubien- “Es ist ein scheuer, unruhiger Vogel; der besonders felsige „ kahle 
Hügel liebt und daselbst 'nistet. In Griechenland, wo er häufig ist, kommt er im März an, und 
vertheilt sich dann paarweise in den kahlen Vorbergem, mit Emberiza caesia, Turdus eyfneus und 
Strir noetua gemeinsam lebend, während er, wie Sazicola oenanthe, gegen die eigne Art sehr un- 
verträglich ist. Im Mai beginnen sie ihren Nestbau, wozu sie eine Felsspalte, loses Gestein oder 
auch nur den Schutz eines dichten, niedern Pflanzenbusches wählen. Die Nester sind etwas sorgsam, 
doch ohne grosse Kunst aus dürrren Grashalmen und Pflanzenstengeln erbaut. Ich besitze eine An- 
zahl derselben aus dem südlichen Frankreich, Dalmatien und Griechenland und will einige näher 
durchgehen. Nr. 1, aus der Umgegend von Montpellier, durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon er- 
halten. Es ist napfförmig, 3'/” breit, 1'/” hoch, 2'//” weit und 1” tief, besteht.aus zarten dürren 
Grasstengeln und W Tr Be mit denen es auch, nebst einigen schwarzen Rosshäaren, ausgelegt ist, 
und stand in einem lichten Gebüsch am Boden zwischen 2 Felsblöcken ‚Ende Mai mit 5 Eiern. 
Nr. 2, aus Griechenland, durch Hrn. Dr. Lindermeyer " eiflgesendet, Es gleicht dem vorigen in Material 
und enthielt im Juni 6 Eier, ist aus verwitterten Grasstöckchen „ Stengelstückchen verschiedener zar- 
ten Pflanzen erbaut und inwendig mit Grasblättern und einigen Rosshaaren etwas locker ausgelegt 
Breite 3'/,”, Höhe 2”, Weite 2'/,”, Tiefe 4/4”. Nr. 3, aus Dalmatien, ist weit massiger als s die vori- 
gen, &” breit, 2'/” hoch, ?' jr weit und 1” tief: es besteht aussen aus eıner Unterlage von Moos, i 
dürren Stengeln von Gnaphalium, Gräsern und deren Wurzeln, ist inwendig mit rothgrauen, Zarteı 
Wurzeln sparsam ausgelegt und enthielt im Juni 5 Eier. Von den letztern habe ich ebenfalls eine 
ziemliche Anzahl aus den gedachten Ländern. Sie sind von derselben Grösse wie die der vorigen 
Art, aber weit lebhafter gefärbt und a Exemplare ergeben folgendes Verhalten: Länge 8””, 
Breite 7”, 2 Stück; Länge 8'//”, Breite Stück ; Länge 8'4", Breite 6°), bi7””, 13 Stück 
Länge 8°/,”, Breite 7 bis 7'/, 44 Stück ; Länge 9”, Breite 7”, 5 Stück; Länge 9)”, Breite 7 ” 
| Stück. Ihr Gewicht beträgt gegen 3 Gran. Ihre Gestalt ist ungleichhälfig, meist etwas 2 
auch nach der stumpfen Höhe nur sanft abfallend. Ihre Grundfarbe ist ein reines Grünlichblau, meist 
lebhaft, nur an einem Exemplare in das Weissliche ziehend. Alle sind gelleekt, Aum Theil schr 
‚ieht mit ganz kleinen, röthlich grauen und graurothen Pünktchen, Strichelchen und ‚Fleckchen | be- 


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*), Der Name ist vom italienischen Strapazıno entnommen und müsste wol nach Pallas auch so geschrieben 
werden. Gmelin hat aber einmal siapasına geschrieben, 
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streut *), zum Theil mit einzelnen grössern rothgrauen, graurothen und bräunlichrothen, gesonderten 


- oder auch dichteren, zusammenhängenden Flecken versehn, welche sehr oft vor der Basis einen 


Kranz bilden oder wenigstens daselbst dichter stehen. Ihr Korn ist sehr zart, die Poren tief punkt- 

ig und ziemlich dicht '*). Der Glanz ist mässig oder ziemlich stark, die Schalenmasse stark ge- 

t, so dass sie auch inwendig sehr lebhaft graublau durchscheinen. Mit denen des grauen Stein- 

ätzers können sie nicht leicht verwechselt werden, denen der folgenden Art sind sie näher ver- 
wandt, doch haben sie eine reinere Grundfarbe, lebhaftere Flecken und zarteres Korn. 


5. Der schwarzöhrige Steinschmätzer. Saricola aurita. Trmm. (Oenanthe albieollis. Vırıuı. Saxi- 
cola saltator. MENETR.) 


ua Tab. XXIII. fig. 5. a. b. c. 

So wie in Grösse und Gestalt kommt dieser Steinschmätzer mit dem vorigen auch hinsichtlich 
des Vaterlandes überein, so dass mehrere italienische Ornithologen ihn für eine Abänderung dessel- 
ben gehalten haben. Man hat aber noch nie einen Uebergang gefunden, welcher Jiese Annahme be- 
stätigte, und auch Nester und Eier weichen so weit ab, dass sie zu specieller Sonderung berechtigen. 
In der Nistzeit lässt. das Männchen oft seine nicht unangenehme Stimme hören, welche wie zri-zri- 
zri lautet. und steigt dabei auch wie Sazicola oenunthe in_ die Höhe. Ich habe aus dem südlichen 
Frankreich, Dalmatien und Griechenland Nester und Eier dieser Art erhalten, deren Beschreibung 
folgt. Nest Nr. I, aus dem südlichen Frankreich , durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon gesammelt. 
Es stand unweit Montpellier auf einer wüsten Mark unter dem Schutze eines Stachelbusches der Cen- 
laurea solstitialis, ist flach napflförmig, zwar locker, aber ziemlich sorgsam erbaut und besteht aus 
Würzelchen und Grashälmchen, welche auch nebst einigen Pferdehaaren die Auskleidung bilden. Es 
hat eine Breite von 3'/,”, eine Höhe von 1'//”, eine Weite von 234, eine Tiefe von °//” und enthielt 
5 Bier. Nr. 2, aus Dalmatien, gleicht dem vorigen, doch hat sein Material, jedenfalls vom Boden, 
eine grauröthliche Färbung, während jenes graufahl aussieht. Seine Wänd besteht aus etwas Moos, 
einigen Gnaphalium-Stengeln, Grashalmen und Wurzeln ohne besondere Auskleidung. Griechische 
Exemplare verhalten sich sehr ähnlich und haben durchgehends weniger Material, als die des vorher- 
gehenden. Von den Eiern habe ich 18 Stück zur Hand, die sich, wie folgt, verhalten: Länge 8,” 
Breite 6'/, , I Stück; Länge 8°//” Breite 6Y/, bis 7”, 10 Stück; Länge 9”, Breite 6%”, 6 Stück ; 
Länge 9'//”', Breite.7Y/,, A Stück. Ihr Gewicht beträgt meist 2'/, Gran, so dass sıe im Ganzen et- 
was kleiner sind als die der vorigen Art. Ihre Grundfarbe ist ein ziemlich gesättigtes grauliches 
Grünblau, etwas lichter oder dunkler mit sparsamen oder dichteren „ kleinern oder grössern , verwa- 
schenen oder etwas deutlicheren Fleckchen, die nie ganz fehlen, doch nie so lebhaft sind als an vori- 
ger Art. Sehr selten kommt die Abänderung ce vor, zuweilen muss man die Fleckchen mit der Lupe 
suchen. Ihr Glanz ist mässig oder ziemlich stark, das Korn viel derber als an beiden vorigen Arten 
und deshalb auch die meisten Poren stark eckig. Inwendig gegen das Licht scheint die Grundfarbe 
deutlich durch. Sie sind sonach hinlänglich ebensowohl von denen der Sazieola oenanthe als stapa- 
zina verschieden. 


- 


*) Wie an fig. 7. c bei Sawicola rubetra. 
**, Sie kommen unter allen Saricola-Arten denen des Genus Petroica am nächsten, 


30° 


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6. Der scheckige Steinschmätzer. Saricola leucomela, Par. (Motaeilla leucomela. Paxr. Zu, 
Rosso-asiatica. Il. p. 179. Saricola lugens. Licur.) u; pr 


Tab. XXI. fig. 6. a. b. c. 

Ein südöstlicher Vogel, der von Griechenland bis zum mittlern Asien, Egypten und Nubien 
breitet ist, im Gewichte etwa 1'/, Loth hält, also etwas kleiner ist als die nächst v 
Arten. An den;Ufern der südlichen Wolga ist fer nach Pallas häufig, hält sich zwar vom M 
fern, ist aber gar nicht scheu. Ende März kommt er daselbst an und das Männchen lüsst 
seinen kurzen, schwalbenartigen Gesang theils ım Sitzen, theils im Aufliegen Neissig hören. Er 
nistet in Uferlöcher, Felsspalten und unter loses Gestein, wie die vorhergehenden Arten Von sei- 
nem Neste kann ich nur nach einem aus Griechenland erhaltenen Exemplare berichten. Dieses ist 
tief napflörmig, 3'/%” breit, 2%,” hoch, 2'/,” weit und 1%,” tief, besteht aus, Grasstöckchen und 
Hälmchen,, Hanffasern und Pferdehaaren, ist auch mit einer Schicht der letztern sauber ausgeklei- 
det, so dass es sich von ‚denen der nächstvorhergehenden vortheilhaft auszeichnet. Es enthielt im 
Mai 4 Eier, ausser diesen besitze ich noch 9 Stück von den Ufern der südlichen Wolga, deren Ver- 
nt Br sind: Länge 8”, Breite 61%”, 2 Stück; Länge 8'/”, Breite 6)/,”, 3 Stück ; Länge 
"”, Breite 6'/, bis /,/”, 5 Stück ; Länge 8’/, Breite 6'/”, 3 Stück. Gewicht um 2 Gran. Ihre 
weh ist ungleichhälfig, meist etwas, kurz. nach der stumpferen oder ı Höhe stark 
oder sehr stark, auch nach der Basis meist ziemlich stark abfallend. _ Ihre Grundfarbe ist zum 
Theil die der vorigen Art, zum Theil etwas reiner; so sind ch die Fleckchen entweder denen von 
Saricola aurita oder stapazina mehr ähnlich, wie das Korn zwischen beiden in der Mitte steht. a 
Der Glanz ist ziemlich stark, inwendig scheinen sie lebhaft grünbläulich durch. 


7. Der schwarzkehlige Steinschmä Saricola. rubicola. L. (Becusr.) (Motacilla rubicola. # Syl- 
via rubicola. Larn. Frutieicol la. Mac Giwı. Le traquet pdtre. Levamı. Ois. WAfr.) 
Tab. XXI fig. 7. a b. e. [Lewis, Tom. IV. Tab. XX. fig. 2. Hewirsov, Br. Ool. Tab. XX. Ne. 1. Me ne in. 
- P Tab. 24. fie. 1.] vs 


Ein recht lebhaft gefärbter, kleiner Steinschmätzer, nur 3 bis 3'/, Quentchen schwer, von ziem- 
lich ausgedehnter Verbreitung, von Schottland an durch Deutschland bis weit nach. Sibirien hinein 
und von da zum mittlern Asien, eben so wie durch Afrika, vielleicht nur die Aequatorialzone ausge- 
nommen. Mit-einzelnem Gestrüpp bewachsene Hügel der Ebenen \oder Vorberge, ganz besonders 
Wein ‚ sind sein Lieblingsaufenthalt, wo er zwar stets eise, ve recht geeigneten 
Stellen, wies in Niederöstereich und Ungarn, Beolich fer land und England 
überwintern viele, in andern Ländern unter gleicher Breite icht er im a: kehrt-aber E 
zeitig im Frühjahre zurück. Da er sich, wie der ee auf Gebüsch auf Steinen hä 
so hat man ihn mit jenem als eignes Genus sondern wollen, wozu aber Nest und Eier durchaus 
berechtigen Scheu und unruhig, wie fast alle des Geschlechts, sieht man besonders in der \ 
das Männchen Tag und Nacht in Thätigkeit, wo es entweder seinen Angst- und Warnungsruf, fi 
ganz gleich dem des Hausröthlings, oder seinen Gesang hören lässt, welcher dem der Geschlech 
verwandten nahe kommt. Sie sind dabei sehr vorsichtig, besonders bei Anlage des Nestes, was of 
ausserordentlich schwer aufzufinden ist. Es wird stets am Boden angebracht, meist in ein niederes, 
dichtverwachsenes Gestrüpp, zuweilen in einen Grasbusch oder eıne kleine Vertiefung des Bodens, 


ze — 


unter einen Stein oder liegenden Baumstamm, seltner in Felsspalten. Es ist ganz wie das der vo- 
rigen Arten , meist ohne besondere Kunst flach napfförmig erbaut, was die Beschreibung einiger Ex- 
emplare meiner Sammlung näher darthun wird. Nr. 1, aus Dalmatien, .ist 3” breit, 4'/” hoch, 21)” 
t und %// tief, sehr locker und durchsichtig aus Moos, Gras, Schafwolle, Pferdehaaren und 
eineborsten erbaut und mit letztern ausgekleidet. Nr. 2, aus Ungern, von Hrn. Kaufmann G. 
be, Ende Mai mit 5 Eiern in einem kleinen Strauche oberhalb eines Weinbergs gefunden. Es 
bildet ziemlich dieke Unterlage mit kleinem flachen Napfe, ist 3'/y” breit, 1'/,” hoch, 2” weit und 1” 
tief und besteht aus Laubmoos, ausgebleichten Charastengeln, Kuhhaaren, einem Schnürchen aus 
Kuhhaaren und Federn und ist inwendig dicht mit Kuh- und Rosshaaren ausgekleidet. Nr. 3, aus 
Unterösterreich, durch Hrn. Parreyss in Wien. Es ist ziemlich gut, nur auswendig etwas sparrig und 
aus Quecken und andern Wurzeln erbaut, inwendig aber mit Rinder- und Rosshaaren, so wie langen 
-  Schweineborsten sehr dicht und sauber ausgekleidet. Es enthielt Mitte Mai # Eier. Seine Breite 
_ beträgt gegen 4”, seine Höhe 1°”, seine Weite 2Y,”, seine Tiefe 1”. Die beigefügten Federn er- 
r innern an das Nest der Saxicola oenanthe. Der Eier habe ich 19 zur Vergleichung, welche sich in 
der Färbung zuweilen an die von Saxicola stapazina und leucomela anschliessen, zum Theile aber 
ganz eigenthümlich sind und mehr denen des Blaukehlchens sich nähern. Sie sind ungleichhälftg, 
meist kurz, nach der Höhe, die meist sehr stumpf, selten stumpf zugespitzt ist, fallen sie sanfter oder 
etwas stärker ab, wie meist auch nach der Basis. Ihre Grundfarbe ist grünlich, in das Bläuliche oder 
Graue; die letztern haben oft nur ganz verwaschene, dichte, röthlichgraue Fleckchen, die den Grund 
fast decken und nur an der Basis lebhafter auftreten; die erstern neben diesen auch noch blassere 
oder lebhaftere graurothe und gelblich graurothe, meist verworrene Fleckchen, die bei allen vor der 
Basis kranzartig stehen. Sie haben mässigen Glanz, derbes Korn mit gerundeten, ziemlich grossen 
Poren und scheinen inwendig grün oder grünlich durch. Die Maasse sind folgende: Länge 7'//”, 
Breite 6'//”, I Stück; Länge 7°//”, Breite 6'//”, 4 Stück; Länge 8”, Breite 6), bis Y,”’, 8 Stück; 
Länge 8'//”, Breite 6'/, bis //”, 6 Stück. Ihr Gewicht beträgt um 1'/, Gran. 6 Stück dieser Eier 
vom südlichen Afrika unterscheiden sich in nichts von den europäischen. Diese Vögel lieben ihre 
Brut sehr und füttern die Jungen mit Räupchen und Käferchen auf das fleissigste, bleiben aber auch 


dabei ihrem scheuen und vorsichtigen Wesen treu. 


8, Der braunkehlige Steinschmätzer. Saricola rubetra. L. (Becusr.) (Motaecilla. L. Sylvia. Scor, 
Fruticicola. MacsiıLr.) 


Tab. XXI. fig. 8. a. b. c. [Zınannt, p. #1. Tab. VI. fig. 24. Lewis, Tom. IV. Tab. XXV. fig. 3. GUENTHER und 
Wırsing, Tab. 98, untere Fig. Naumann, V. A. A. Tab. 48. fig. 114. Tutexemann und Breusm, Heft 2. p. 66. Tab. 
VI. fig. 20. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 22. fig. 2. Id. Col. Ill. Tab. 24. tig. 2.) 


Er ist ein wenig grösser und schwerer als der vorige und hat in Europa eine noch allgemeinere 
Verbreitung, da er nistend bis Lappland geht und auch in Griechenland den Sommer verbleibt. Der 
Ural macht im Osten seine Grenze, doch kommt er noch auf dem Kaukasus vor. Im Norden ist er 
Zugvogel, Joch scheinen die meisten im südlichen Europa zu überwintern. In seinem ganzen Be- 
tragen ähnelt er dem vorigen sehr, liebt aber vorzugsweise mit Gras, einzelnem Gebüsch oder Bäu- 
men versehene Striche, wo er auch sein Nest anlegt. Ziemlich spät im Frühjahre beziehen sie ihre 
Nistplätze und das Männchen lässt dann seinen abwechselnden Gesang, in welchem es meist andere 


in der Nachbarschaft lebende Vögel nachahmt, auf der Spitze —. Baum- Ei 
_ zweige sitzend, hören. Das Nest wird stets am Boden, meist in 


« 


Schutze eines Grasbusches, an einem Hange unter dichte Pflanzen, ganz Ee 
sene Gräben der Fahrwege, die mit Gebüsch oder Bäumen besetzt si ‚der in > 
die um Obstbäume angebracht sind. Nur in letztern Fällen findet man das, Nes 
sonst fast nur vom Zufalle begünstigt. Es ist meist ansehnlich und das t 
Steinschmätzernester. Ich habe eine grosse Anzahl derselben in meiner 
näher beschreiben. Nr. 4 stand in der Umgegend von Dresden Anfangs Ju i 1 je ein - 
sengrabens mit 5 Eiern. Es ist 3'/,” breit, 2” hoch und weit, 1'//” tief und besteht auswendig aus 
ziemlich glatt zusammengefügten Grasstöckchen, Halmen und Blättern und is ndig it. schwarzer 
Rosshaaren dicht und glatt ausgekleidet. Nr. 2, ebendaher aus einer alle wo es Ende 
8 Eier enthielt. Es ist &” breit, 1°//” hoch, 2'//” weit, 1,” tief und besteht auswendig aus Aaub- 
moos, Würzelchen und Hälmchen, mit denen es auch inwendig ausgekleidet ist. Ein fast 8 


ches Exemplar erhielt ich aus der Schweiz vom St. Gotthard. Nr. 3 stand am Fusse eines 

haufens auf dem Schlage eines Kiefernwaldes in der Nähe von Dresden. Es ist über #” breit, 2'/.” 
hoch, 2'/” weit und 4'/,” tief und enthielt den 16. Mai 4 Ei. Es besteht aus einer grossen Masse 
von Laubmoos, Flechten, Heidezweigen und Grashalmen, die dicht und fest in einander gearbeitet 
sind. Inwendig ist es mit feinen Halmen und etwas Pferdehaaren dicht glatt ausgelegt. Der 
Satz besteht aus 5 bis 8 Eiern, welche meist sehr ufkleichhälftig sind, nach der Basis etwas, nach 
der Höhe sehr stark abfallen, stumpfe Spitzen haben und kürzer oder gestreckter sind. 48 Exem- + 


plare geben folgende Maase: Länge 7'//, Breite 6'//”, 1 Stück; Länge 74”, Breite 6 bis 6) Ah “ 

4 Stück; Länge 7°//”, Breite 6'/, bis 6%. , 7 Stück; Länge 8”, Breite 6%, bis %/”, 16 Stück; 
sind vollkommen ungefleckt, während andere blassere, sehr selten etwas lebhaftere röthlichgraue 
Fleckchen über die ganze Oberfläche oder nur in der Nähe der Basis haben. Ihr Glanz ıst stark, 

das Korn dem der vorigen Art ähnlich, aber zarter. Die Schalenmasse ist lebhaft gefärbt, und so 
scheinen sie auch inwendig gesättigt grünlichblau durch. Ihre Unterschiede von denen der Sylvia 
phoenicurus sind schon angegeben, von denen des Accentor modularis unterscheidet sie ausser der 

9. Der Spottsteinschmätzer, Saricola imitatrix. Viriuı. (Le traquet imitateur. Levarın. Ois. d’Afr. 


Farbe und dem Korne schon der lebhafte Glanz. Die von Muscicapa atricapilla sind kleiner und 


Länge 8'//”, Breite 6 bis 6%,” , 13 Stück; Länge 814” , Breite 6'/, bis %”, 6 Stück ; Länge 9” 
weit zarter, auch anders gefärbt. Ungestört bringen sie im Sommer nur eine Brut zu Stande, 
Tom. IV. p. 92 Nr. 181.) 


Breite 6), bis Y”, 2 Stück, Ihr Gewicht beträgt meist etwas über 1, Gran, ihre Grundfarbe ist 
blaugrün, oft sehr lebhaft und gesättigt, of etwas blasser, in das Bläuliche oder Weissliche. Viele 

Das südliche Afrika‘, wird von einer grossen Anzahl verschiedener Steinschmätzer bewohnt, 
unter denen die gegenwärtige unserm grauen Steinschmätzer nahe verwandt ist und haufig die Cap- 


*, Man findet grosse Vebereinsummung mit der geographischen Verbreitung des Genus Erica unter den Pfllan- 
zen mit der des Geschlechtes Sarıcola. 


* ) “ x; % « x - ' 239 j 


_ colonie bewühnt, Seine Fertigkeit im Nachahmen anderer Vogelstimmen zeichnet ihn sehr aus, in 
Nesthau un Biern. gleicht er unserer Art, letztere gibt Levaillant türkisblau an. 


Der zutrauliche Steinschmätzer, Sazricola sperata. VıEILL. (Le traquet familier. Levaıın. Ois. 
d’Afr. Tom. IV. p. 97. Nr. 183.) 

Er hat etwa die Grösse von Sylvia phoenicurus und bewohnt besonders die Westküste der 

Capeolonie, wo er sich ganz furchtlos dem Menschen anschliesst und sehr leicht vollkommen zu 

zähmen ist. Sein Nest legt er unter einem Steine oder in ein Erdloch an, der Satz besteht aus A 

Eiern, welche graugrün und braungefleckt sind, sich also denen der Sazicola rubetra annähern. 


11. Der streifschwänzige Steinschmätzer. Saricola ptygmatura. Vıriuı. (Sylvia ptygmatura Vıeiun. 


N 


Thamnobia leucoptera. Sw. Le traquet ü queue striee. Levarın. Ois. d’Afr. Tom. IV. p. 111. 
Nr. 188.) 

Vielleicht ist dieser Vogel besser zu den Mauersängern zu stellen, denen er sich in Färbung 
und Gestalt sehr anschliesst, obgleich er in Lebensweise den Steinschmätzern nahe kommt. Er lebt 
nach Levaillant im Kaflerlande, wo er sich in Wäldern und Gebüschen von Mimosen aufhält, und 
wo das Männchen ne tac-tac-track, tac-tac-track! indem es die Flügel schlägt, häufig hören 

„lässt. Sein Nest stand am Boden unter einem Busche mit & graulichen Eiern. 


Fr 


a Fünftes Geschlecht. 
DU Biauvogel Sialia. Sw. (Hotacilla. L. Sylvia. Latn. Sawicola. Boxar. Ampelis. Nurr.) 


DE %r Nur gezwungen lässt sich die eine Art dieses Geschlechtes, welche Nordamerika angehört, ei- 
r nem andern Geschlechte anreihen, da sie zwar Verwandtschaft mit Saxicola und Accentor, aber doch 

zu viel Eigenthümliches hat. Die Nahrung besteht in Sämereien, Beeren und Insekten. Der Nist- 
platz sind ursprünglich Baumhöhlungen, doch hat sich der Vogel «den Europäern sehr angeschlossen 
&: und bewohnt häufig künstliche Nistvorrichtungen. 


1. Der Gartenblauvogel. Sialia Wilsonü. Sw. (Ampelis sialis. Nurr. I. p. 444.) 
“ Tab. XXI. fig. 9. 


Ueber den grössten Theil von Nordamerika, vom Süden bis Canada verbreitet und von der 
Grösse unserer Sazricola oenanthe, hält sich dieser angenehme Vogel, etwa wie unser Staar, gern 
zum Menschen. In den nördlichen Provinzen ist er Zugvogel, doch schon in den mittlern bleiben 
in gelinden Wintern an geschützten Orten manche zurück und beziehen überall zeitig im Frühjahre 
ihre Nistplätze. Ursprünglich nisten sie in Astlöcher der Bäume, beziehen aber sehr gern für sie 
aufgehangene Kästchen Sie leben paarweise sehr innig verbunden und das Männchen lässt vom 
zeitigen Frühjahre an bis in den späten Herbst seinen zarten, zwitschernden Gesang ertönen, den 
es häufig mit den Svlben hihr -büty! beginnt. In der Regel bringen sie 2, auch wol 3 Bruten in ei- 

nem Sommer zu Stande, wobei das Männchen sein Weibchen sehr eifrig unterstützt. Das Nest ist 
ein kunstloser Napf und besteht oft nur aus wenigen Halmen und Federn. Ich erhielt ein solches 


» durch Vermittelung des Herrn Notar Bruch zu Mainz aus Penz 


spalten und verschiedene Höhlungen anbringt. Ein Exemplar desselben im Bri Museum 


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einem hohlen Baumaste genommen ward. Es ist über 4” breit, 2” hoch, YA weil  tieffund h 
besteht aus dürren Grashalmen und braunen Baststreifen ziemlich locker über und durcl u 
gelegt. Der Satz besteht aus 5 bis 6 Eiern, welche in Farbe und It mit denen von 
oenanthe sehr übereinstimmen, nur meist etwas breiter sind. An 11 Exemplaren wechselt die 1. 
von 8°/, bis 9°/”, die Breite von 7, bis 7'/””, ihr Gewicht hält sich um 3'/, Gran. Die Grund- 
farbe ist bläulich in das Grünliche oder Grauliche, oft sehr lebhaft, of etwas blasser, der Glanz ist 
ziemlich stark. Ihr Korn kommt ganz mit dem von Saricola stapazina überein und man sieht auf 
der ziemlich glatten Oberfläche die kleinen, dichten, in tiefen Punkt ausgehenden Poren sehr deutlich. 
Inwendig gegen das Licht scheint die gefärbte Schalenmasse lebhaft blau durch. 


P\ Sechstes Geschlecht. 


Felsschmätzer. Petroica. Sw. (Museicapa. Gw. Museyleia. Less. Nawicola. Daar.) 


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Den Sylvien und Steinschmätzern nahe verwandt, von beiden aber 

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wohnt eine ziemliche Anzahl verwandter Vögel die freieren Ebenen 
von Insekten nähren, ziemlich künstliche Nester in Höhlungen bauen und 


änglich verschieden, be- 
‚uholland, wo sie sich 
gefleckte Eier legen 


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1. Der braune Felsschmätzer, Petroica fusca. Govw». (Birds of Austr. VIN. 10.) Es 
Tab. XXL. OR Er 

Sein Wohnsitz ist Van Diemensland, seine Grösse die von Sanicola oenanthe. "Sparsam bew 

dete Hügel, wüste Flächen und Niederungen wählt er zu seinem Nistplatze, wo er N 


41” breit, 2,” hoch, 2” weit, 1Y4” tief, und besteht auswendig aus ziemli starken, langen, 
schwarzen Wurzelfasern ınit Klümpchen von Spinnenwebe ; inwendig ist es ziemlich glatt wit fein- 
sten Würzelchen ausgelegt. Nach 7 Exemplaren, durch die Herren Gould und Verreaux gesammelt, | 
. sind die Eier ungleichhälftig, den grössten Durchmesser der Basis zwar weit nüher, doch auch nach. 
dieser ziemlich stark abfallend, an der Höhe zugerundet. Ihre Länge wechselt von 9 bis 0; ihre = 
Breite von 7 bis 7Y””. Die Grundfarbe ist grau- oder blaugrün, meist mit verwaschenen, selten 
deutlichen gelben oder röthlich gelbbraunen Fleckchen, die nur bei einem einen dichten Kranz vor 
der Basis bilden. Im Korne gleichen sie Sawicola oenanthe und scheinen inwendig grünlich durch 
. wi > _ ' 
2. Der vielfarbige Felsschmätzer. Petroica multicolor. Gm. (Sw.) ( Museicapa ergthrogostra. Lamm 
Govurp. Birds of Austr. VII. 6.) ü 
Tab. XXI. fig. 11. 


Er hat die Grösse unsers Rothkehlchens, an welches er in Gesang und Betragen erinnert und 
dessen Namen er bei den Colonisten führt. Er bewohnt vom östlichen bis westlichen Neuholland 
besonders niederes Gebüsch freier Flächen, schliesst sich aber gern dem Menschen an und beweist 

‚sich in seiner Umgebung sehr zutraulich. Sein dichtes, warmes Nest legt er in Baumhöhlungen oder 
zwischen abstehende Rinde grösserer Bäume an, 6 bis 7’ über dem Boden. Ich besitze 2 Stück 


BE . 


ee. 


dieser Nester, welche mit einem dritten im Britischen Museum nahe übereinkommen. Das kleinere 
derselben ist etwas über 3” breit, 41” hoch, 2” weit und 1” tief. Es besteht aus Grashalmen, 
Baststreifen und sehr viel Zamiawolle, mit der es auch inwendig ausgekleidet ist. Das zweite, et- 
as grössere, enthielt im Juni 2 Eier und ist 3,” breit, 2” hoch und weit, 4” tief und enthält ne- 
dem Material des vorigen noch Bartflechten, Beutelthierwolle und viel Spinnenwebe. Inwendig 

es mit Zamiawolle und Pflanzenpappus ausgekleidet. Die Wände sind mit Spinnenwebe über- 
kleidet,sodass sich diese Nester denjenigen der Honigvögel nähern, welche fester gebaut sind, doch 
sind sie am Grunde dieker. Nach Hrn. Gould legen sie 3 bis A Eier, welche in der Färbung ame- 


rikanischen und neuholländischen Fliegenfängereiern sich annähern, kurz ungleichhälftig sind und auf 


& bläulichem oder grünlichweissem Grunde graue, graugrüne und olivengrüne Pünktchen und gerun- 
dete Fleckchen haben, die theils über die Oberfläche einzeln zerstreut stehen, theils vor der Basis 
oder Höhe einen lockern Kranz bilden. Der Glanz ist mässig, das Korn kommt dem von Sarieola 
rubetra sehr nahe. Inwendig scheinen sie grünlich - oder bläulichweiss durch. 


3. Der hochrothe Felsschmätzer. Petroica phoenicea. Govnv. (Birds of Austr. VIII. 8.) 


Das südliche oder südöstliche Neuholland nebst Van Diemensland sind der Aufenthalt dieses 
Vogels, welcher ungefähr Grösse und Lebensweise von Sazxicola rubetra hat, zur Nistzeit sich meist 
in Waldungen aufhält, da er gewöhnlich in Astlöcher, doch auch in Felsspalten und Steinwälle nistet. 
Sein Nest im Britischen Museum ist aus feinen Bastfasern, nebst Pflanzenstengeln und Spinnenwebe 
ziemlich dickwandig und warm erbaut. Es ist 3” breit, 2'/’ hoch, 2” weit und 1°//” tief. Der 
Satz besteht meist aus 3 Eiern, welche in demselben Neste ziemlich gleich, sonst aber ziemlich ab- 

' weichend sind. Ihre Länge beträgt 7'% bis 81//”, ihre Breite 6Y,”:; die Grundfarbe ist gelblich- 
grünlich- oder bräunlichweiss; darauf finden sich kleinere oder grössere graue, graubraune und 
grünbraune, auch dunkelbraune Pünktchen und Fleckchen gleichmässig über die ganze Oberfläche, 
oder nach der Basis dichter, meist ein Kränzchen vor derselben bildend. Das Korn gleicht denen 
der zweiten Art, doch sind sie stets etwas kleiner als diese. 


4, Der zweifarbige Felsschmätzer. Petroica bicolor. Sw. (GouLv. Birds of Austr. VIH. 9.) 


Er ist etwas grösser als der vorige und über den grössten Theil von Neuholland verbreitet, wo 
er meist in dichtem Gebüsche lebt. Er macht in den Monaten September bis Januar meist 4 Bruten 
und legt gewöhnlich 3 Eier. Das Nest hat etwa die Grösse von dem der Sylvia eurruca, ist aber 
flacher, aus zarten Wurzeln, Rindenstreifen und Grashalmen erbaut, welche unter einander mit Spin- 
nenwebe verbunden sind. Die Auskleidung bilden haarartige Wurzelfasern von Farrenkräutern oder 
etwas Wolle von Zamien oder Schafen. Es steht auf einem dichten Zweige einige Fuss über dem 
Boden. Die Eier gleichen sehr denen unserer Nachtigal, sind bei 9'/, bis 1” Länge 7” breit, blas- 
ser oder dunkler olivengraugrün mit Farbensteigerung nach der Basis, auch mit einem Gürtel um 
die Mitte. Die Schale ist gekörnelt, mehr als bei den andern Arten, doch sind die Poren ebenso deut- 
lich und dicht als bei jenen. Inwendig gegen das Licht scheinen sie lebhaft grün durch. 


31 


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5. Der rothbäuchige Felsschmätzer. Petroica rhodinogastra. Jan, et Srun. (Museicapa rhodinoga- 
stra. Larn. Saricola rhodin. Daar, Erythrodryas rhod, Govu», Birds of Ausir. VI. 4.) 
Ungeführ so gross als Syloia eurruca und auf Van Diemensland ause, halten sich diese 
Vögel einsam in entlegenen Schluchten der Bergwälder , wo sie von n und andern k 
Insekten leben. Die Herren Gould und Verreaux brachten Eier von ihnen mit, welche denen 
Petr. multicolor verwandt, nur kleiner sind, da ihre Länge nur um 7'/,” , ihre Breite um 6” 
Ihre Grundfarbe ist grünlichweiss, auf ihr stehen graugrüne, grünlichbräunliche und braungrüne fein- 
ste und feine Pünktchen und Fleckchen, die sich vor der Basis zu einem Kranze vereinen und in 
demselben noch einige dunkelbraune Fleckchen haben. So gleichen sie sehr manchen Abänderun- 
gen der Eier von Sylvia curruca. Ihr Korn kommt den andern Arten dieses Geschlechtes nahe, nur 
sind die Poren nicht so ausgezeichnet. 


. Siebentes Geschlecht. 


Seidenvogel. Sericornis. Govı». (Acanthiza. Vic. et Honsr.) 


Eine Reihe neuholländischer Vögel, die zwischen Steinschmätzern und Flüevögeln innestehen, 
im dichten Gebüsche und dunklem Walde leben, wo sie meist am Boden im Moose oder an umge- 
stürzten alten Bäumen ihre Nahrung suchen, die in verschiedenen Insekten besteht. Ihre Nester und 
Eier sind eigenthümlich. + 


1. Der gelbkehlige Seidenvogel. Sericornis eitreogularis. Govn» (Birds of Austr. XIV. 3.) 
Tab. XXI. fie. 16. 

Er hat etwa die Grösse von Accentor alpinus und gebört dem südöstlichen Neuholland an, wo 
er sein Nest innerhalb der Moosklumpen anbringt, die dort häufig an niedern Zweigen, of 2° durch- 
messend, herabhängen. Er erbaut dasselbe aus lebendem Moose, Baumbast, Grashalmen und Wur- 
zelfasern und füttert es inwendig mit Federn warm aus. Ausser dem kleinen Eingangsloche unter- 
scheidet sich ein Moosklumpen mit dem Neste in nichts von den andern ohne Nest. Meist werden 
3 Eier gelegt, welche etwas kurz ungleichhällig sind. Ihre Grundfarbe ist weissgrau bis in das 
Violetgraue, fast wie an einigen Crypturusarten. Die Färbung wird meist von der Höhe nach der 
Basis immer dunkler, was mit der Steigerung in der Entwickelung der Körnchen auf der Schale zu- 
sammenhängt, deren Zwischenräume mit Farbenmasse gefüllt sind. Ihre Länge wechselt von 10), 
bis '//”, ihre Breite von 7'/, bis '%"”. Ihr Glanz ist stark. Sie scheinen grünlichweiss durch. 


2. Der grossschnäbelige Seidenvogel. Sericornis magnirostris. Govu. 


Von dieser etwas kleinern Art erhielt Hr. Gould im October 3 Stück Eier aus einem Neste. 
"lang und 6'/,” breit, mehr oder minder zugespitzt. Das eine ist fast rein weiss, 
mit einem Kränzchen feiner Pünktchen an der Basis. Das zweite ist grauröthlich, mit Kränzchen 
von feinsten Zügen. Das dritte ist graufleischfarben mit einem Kränzchen von deutlichen rothbrau- 
nen, am Rande verwaschenen Haarzügen. Die Schale ist flach und fein gekörnelt und die Zwi- 


Sie sind um 8'/, 


schenräume der Körnchen mit Farbenmasse gefüllt. Inwendig scheinen sie grünlich gelblich durch. 


Achtes Geschlecht. 


Flüevogel. Accentor. Becust. (Motacilla. L. Sturnus. Scor. Sylvia. Larn. 
Prunella. Vısıuı.) 


Die wenigen hierher gehörenden Vögel schliessen sich genau an die vorhergehenden Geschlech- 
ter an, hinsichtlich der gemischten Nahrung besonders dem Genus Sialia, hinsichtlich des Nestbaues 
und der Eier mehr an die Erd- und Mauersänger. Die Nester werden ziemlich massig und künst- 
lich erbaut und in niederes Gesträuch oder an den Boden gesetzt und enthalten lebhaft blaugrüne 
Eier, deren Korn besonders mit Saxicola verwandt ist, aber durch flachere Poren sich unterscheidet. 


1. Der Alpen-Flüevogel. Accentor alpinus.*) Gm. (Bechst.) 
Tab. XXI. fig. 12. a. b. [Scnınz, Abbild. u. Beschr. p. 45. Tab. 24 **). Triexemans und Brenn, Heft II. p. 62. Tab. VII. 
fig. 2. Hewırson, Brit. Ool. Tab. 105. fig. 2. Id. Col. Ill. Tab. 21. fig. 1.) 

Die höhern Gebirge von Portugal bis zu den Karpathen und Sudeten sind der Aufenthalt die- 
ses Flüevogels, der als der grösste des Geschlechtes Saxicola oenanthe an Gewicht etwas übertriflt. 
Als ächter Gebirgsvogel hält er sich über der Region des Baumwuchses, wo nur noch niederes Ge- 
sträuch vorkommt, und legt auch sein Nest ebenso in Steinritzen als unter einem Strauche von Rho- 
dodendrum oder einer Zwergkiefer an. In der Nistzeit lässt das Männchen seinen recht angeneh- 
men Gesang fleissig hören, welcher erst ganz leise beginnt, allmälig aber ziemlich laut wird, und aus 
zwitschernden, trillernden und flötenden Tönen zusammengesetzt ist. Es sitzt dabei oft längere Zeit 
auf einem freien Steine, Felsvorsprunge oder Büschchen, bläht das Gefieder und die Kehle auf und 
rückt taktmässig mit den Flügeln, sodass sich in Stellung, Geberden und sogar manchen Tönen Hin- 
neigung zu dem Staare bemerken lässt. Ich habe eine Auzahl der Nester aus den Pyrenäen und 
Alpen vor mir und will einige derselben beschreiben. Nr. 1. aus den Pyrenäen durch Hrn. Profes- 
sor Mocquin-Tandon gesammelt, wo es mit 5 Eiern unter einem Rhododendrumbusche stand. Es 
ist massig, tief napllörmig, 4'//” breit, 2%’ hoch und weit, 1'//” tief. Auswendig besteht es aus 
einzelnen langen Stengeln von Galium und Würzelchen, deren Enden sorgsam eingearbeitet sind; 
dann folgt eine dicke Lage verschiedener Laubmoose, mit zarten Grashalmen durchflochten,, welche 
nach innen vorherrschend werden und daselbst wieder mit einer schwachen Schicht von Laubmoo- 
sen bedeckt sind. Nr. 2. aus Graubündten, im Juni mit 5 Eieru unter einem Felsblock gefunden. 
Es ist fast 5” breit, 2” hoch, 2°//” weit und 1Y/,” tief. In einige lockere Moosklumpen ist der ei- 
gentliche Napf eingesetzt, der aus Grashalmen und andern dünnen Pflanzenstengeln ziemlich sorgsam 
zusammengefügt ist und eine Auskleidung von zarten Würzelchen, Hälmchen und Kuhhaaren hat, 
Nr. 3. vom St. Gotthardt, 4'/,” breit, 2'/,” hoch, 2°,” weit und 1°//” tief, enthält nur sehr weniges 
Moos und Flechten, dafür auswendig eine dicke Schicht verwitterten Grases und einige längere dünne 


*) Welchen Zunamen diese Art eigentlich führen müsse, bleibt der Willkür preisgegeben. Gesner stellt ihn zu- 
erst als Avis Kyburgensis auf und bildet ihn ganz kenntlich ab, Linne erwähnt seiner nicht. Scopoli gibt ihn als Stur- 
nus collaris, Sprüngli als Fringilla qularis, Hablitzl als Sturnus montanus, und Gmelin endlich doppelt mit dem Na- 
men von Scopoli und als Motacilla alpina. 

**) Das Nest ist klein, das freiliegende Ei wol um die Hälfte verkleinert. 


31° 


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Wurzeln, worauf es dann ganz aus zarten Grashalmen erbaut, auch mit denselben ausgefüttert ist. 


Nr. 4. vom Kamme des Riesengebirges,, oberhalb der Teichränder unter einer kleinen Zwergkiefer 
im Moose. Es besteht aus Grashalmen und Laubmoos und hat als A ung eine dieke Schicht 
von schwarzen haarartigen Farrenkrautwürzelchen. Es ist #'/4” breit, ch, 2'/,” weit und 

tief. So ähneln diese Nester entfernt manchen von Lanius collurio, das letztbeschriebene auch 

chen von Fringilla nivalis und Anthus aquaticus. Der Eier werden jährlich zwei Mal & bis 6 
welche sehr lebhaft und rein blaugrün gefärbt, ungleichhällig, meist etwas gestreckt und nach der 
Höhe stumpf zugespitzt sind. Unter 13 Exemplaren ist nur eins an der Höhe abgestumpfl. Ihre 
Moase sind folgende: Länge 9'/,”, Breite 7'//”, 2 Stück ; Länge 9°//”, Breite 7'//”, 2 Stück ; Länge 
10", Breite 7'//”, 4 Stück ; Länge 10'//”, Breite 7'/, 3 Stück ; Länge 10'/,”, Breite 7'/.”, 2Stück. 
Ihr Gewicht beträgt um 3 Gran. Das Korn ist etwas zart, die flachen gekörnelten Höhenzüge las- 
sen ganz schmale Querfurchen zwischen sich, in denen die fachen, eckigen Poren stehen, welche 
sie besonders charakterisiren. Sie haben etwas Glanz und scheinen inwendig sehr lebhaft blaugrün 
durch, obgleich die innere Schalenmasse weit blasser gefärbt ist als die oberste Schicht. In der 
Färbung gleichen sie den Eiern von Turdus sazratilis, sind aber stets ansehnlich kleiner und leichter. 
Von den ungeführ gleich grossen Eiern der Saricola leucura unterscheidet sie die lebhaftere Farbe 
und die andern Poren. 


2. Der Hecken-Flüevogel. Accentor modularis. L. (Kocn). (Motacilla. L. Syteia. Larn.) 


Tab. XXIIL fig. 13. a. b, [(Gursrnen u. Wins. Tab. I. unten, psg. 26. Lewis Tom. IV. Tab. XXI. ig. 3, Moriren Sing. 
Tab. p. 61. Naumann, V. a. A. Tab, XII. fig. 32. Scwwz, Abb. u. Beschr. p. %. Tab. VI. Nest und Eier. Tmexemans 
und Baenm, Heft 2. p. 62. Tab. VIlL. fig. 3. Hewirsox, Brit. Ool. Tab. 105. Id. Col. Ill. Tab. 24. fig. 2.) 


Unter dem Namen der Braunelle oder des Brandvogels bekannt, hat dieser Flüevogel eine viel 
allgemeinere Verbreitung als der vorige, dem er in Grösse nachsteht, indem sein Gewicht nur 5 bis 
7 Quentchen beträgt. So weit der Baumwuchs nach dem Norden hinaufgeht und bis Italien, ebenso 
von Schottland bis Lielland findet sich derselbe an geeigneten Stellen, nämlich mehr in bewaldeten 
Bergen als in offenen Flächen oder Sumpfgegenden, wo er Stand - oder Strichvogel ist. Vorzüglich 
liebt er Hecken und ist deshalb in Ländern, wo viele Grundstücke mit solchen eingefriedigt sind, wie 
in England und Dänemark, besonders häufig. Ungeführ wie das Rothkehlchen schliesst er sich auch 
bei Schonung dem Menschen an. Seine Nistzeit beginnt vom März, wo zum Standorte des Nestes 
meist ein dichter Busch gewählt und in dessen Zweige, näher oder entfernter vom Boden, selten über 
Mannshöhe, dasselbe eingesetzt wird. Sehr häufig findet es sich in einer dichten jungen Fichte, aber 
auch im Laubholze, öfters schon vor der Belaubung der Büsche, wo man es dann schon von weiten 


erblickt. Gewöhnlich ist es ziemlich massig erbaut und ebenso gross als das der ersten Art, nur — 
hat der Napf geringern Durchmesser. Folgende Exemplare meiner Sammlung hebe ich zur Be- 


» , . . . da er a » ir 
schreibung aus: Nr. 1. aus der Schweiz im Mai mit 5 Eiern. Es besteht auswendig aus einigen 


Reischen, Grashalmen und viel Laubmoos; dann folgt eine Schicht haarartiger schwarzer Farrn- 
krautwurzeln, welche auch nebst einigen braungelben Mooskapselstielen und etwas Laubmoos die 


innere Auskleidung bilden. Es ist 4” breit, 2” hoch, 2'/,” weit und 1'%” tief Nr. 2. aus den Py- 
renien hat ganz dieselben Maase, enthält aber in seiner dicken Wand weit mehr Grashalmen und 


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4 


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dürre Pflanzenstengel, welche gut ineinander gearbeitet und mit Moos untermischt sind. Die Aus- 
kleidung des glatten, wohlgerundeten Napfes besteht aus Pferdehaaren, haarartigen Würzelchen, 
Grashälmchen und Schafwolle. Nr. 3. aus der Oberlausitz ist über #” breit, 2'//” hoch, 2'/,” weit 


und 1'/ tief. Es besteht aus sparrigen Cistusstengeln, Grasstöckchen und Wurzeln mit wenig 


"Moos und hat inwendig eine dicke Ausfütterung von Wolle, Schweinsborsten und einigen Federn. 
Nr. #4. im April aus einer jungen Fichte unweit Dresden mit 5 Eiern, ist ganz aus langen graubrau- 
nen Bartflechten erbaut und hat nur im Innern eine lockere Schicht zarter Grasstengel. Es ist A” 
breit, 2'//” hoch, 2” weit und 1'/,” tief. Nr. 5. ebenfalls aus einer jungen Fichte derselben Gegend, 
ist fast 5” breit, 2°//” hoch, 2” weit und 1'/,” tief, aus einigen Fichtenreischen, Grashalmen und 
sehr viel sparrigem Astmoose erbaut und inwendig mit haarartigen Farrenkrautwurzeln nnd Moos- 
kapselstielen ausgekleidet. Der Satz besteht aus 5 bis 6 Eiern das erste Mal, aus %k bis 5 das 
zweite Mal. Diese wechseln in den Maasen nach 35 Exemplaren aus Schottland, Frankreich, der 
Schweiz, Deutschland und Dänemark wie folgt: Länge 8'//”, Breite 6'//”, 2 Stück ; ‚Länge 81%” 
Breite 6, bis 1/4”, 5 Stück; Länge 8°//”, Breite 6'/, bis '%”, 1% Stück; Länge 9%”, Breite 6'/, bis 
/y", AA Stück; Länge 9'//”, Breite 6'/,”, 3 Stück. Ihr Gewicht beträgt, wenn sie gefüllt sind, 28 
bis 30 Gran, das der entleerten Schale meist 2 Gran. 

Sie gleichen in Gestalt und Färbung vollkommen denen der vorigen Art, fallen nach der Basis 
sanfter oder stärker, nach der stumpfzugespitzten Höhe meist ziemlich stark ab. Frisch haben sie 
die schönste Türkisfarbe, verbleichen auch in der Sammlung nicht leicht stark, nur dass sie da meist 
eine grauliche Beimischung erhalten. Ihr Korn ist sehr derb, viel ausgebildeter als an der vorigen 
Art; die Querfurchen zwischen den stark gekörnelten erhabenen Zügen sind breiter und tiefer, die 
Poren ebenso gross und flach. Ihr Glanz ist mässig oder etwas stark, inwendig scheinen sie sehr 
lebhaft blaugrün durch. Am nächsten verwandt sind Sie mit den Eiern von Sazxicola rubetra. Ihre 
Färbung zieht aber frisch mehr in das Grüne und das Korn ist so ganz anders, dass ein Blick durch 
die Lupe hinreicht, sie stets sicher zu sondern. Beim Brüten löst das Männchen das Weibchen am 
Tage zuweilen ab, in 12 bis 13 Tagen erscheinen die Kleinen, welche mit grosser Sorgfalt und 
Treue aufgezogen werden. ') 


Neuntes Geschlecht. 
Bachstelze. Motaecilla. L. 


Es besteht dieses Geschlecht aus einer geringen Anzahl gestreckter und langgeschwänzter klei- 
ner Vögel, die der alten Welt angehören und besonders die Nähe des Wassers lieben, wo sie sich 
von Insekten nähren. In den weniger warmen Ländern ihres Aufenthaltes sind sie Zugvögel, haben 
einen nicht eben ausgezeichneten Gesang, aber scharfe Locktöne, bauen mehr massige als künstliche 
Nester, legen ziemlich viele, denen der Rohrsänger verwandte Eier, deren Schale etwas oder stark 
gekörnelt ist und ziemlich häufige, kleine, tiefe Poren hat. 


*) Die dritte hierher gehörige Art, Accentor montanellus. Par. (Temm.) gehört dem östlichen Sibirien, jenseits 
des Jenisei an und kommt wol nur als einzelner Streifer nach Europa. Von seiner Fortpflanzung ist nichts bekannt 


1. Die weisse Bachstelze. Motacilla alba. I. (Motacilla lugens. Iuuıs. Lugubris. Temm. Capen- 
sis. Licur.*) Yarrellü, Jex.) 
Tab. XXV. Sg. .a.b.c. 2a. b. c. [Zivasnı, p. 51. Tab. VIE. fig. 38. Kurıy, p. 26. Tab. X. fig. 19. Guestuen u. Wins, 
Tab. I. oben. Nozew. u. Ser., Tom. Il. p. 148, Tab. 63. Lewis, Tom. Ill. Tab. une 2. Naumann, V. ».A, Tab, 
XXXIX. fig. 86. Tmesesans u. Barum, Heft 2. p. 6%. Tab. VII. fie. 4. Hewirsox, Ool. Tab. 59. fig. t. Id. Col. 
Tab. 33. fie. 4.) E = 
Ebenso bekannt als beliebt findet sich die weisse Bachstelze fast durch ganz Europa, im baum- 
losen Island, in Lappland bis über den 70. Grad nördlicher Breite nistend, ebenso häufig als in den 
wärmern Theilen, in einem grossen Theile von Asien und Afrika. Gern gesellt sie sich dem Men- 
schen bei, nur das Innere grosser Städte meidend, wenn sich nur einiges Wasser, sei es auch nur 
ein Wassertrog, findet. Als ein ziemlich harter Vogel kommt sie auch im höhern Norden des Früh- 
jahrs zeitig an und beginnt in etwas milderer Gegend oft schon im April zu nisten, wo sie dann in 
einem Sommer nicht selten 3 Bruten zu Stande bringt. Die Pärchen scheinen sich auch im Winter 
nicht zu verlassen und leben den Sommer hindurch sehr innig vereinigt, kehren gern zum vorjähri- 
gen Standreviere zurück und nisten wo möglich an dieselbe Stelle oder in deren Nähe. Immer wäh- 
len sie einen geschlossenen Raum zur Aufstellung des Nestes, aber unter höchst verschiedenen Ver- 
hältnissen. Flussufer, Steinbrüche, alte Wälle, Brücken und Gebäude aller Art, besonders aber auf- 
geschichtete Holzstösse dienen ihnen als Nestplatz, wo aber jedes Paar sein Revier streng behauptet. 
Nicht selten finden darüber die hefigsten Kämpfe statt, die meist in der Luft Natternd ausgefochten 
werden, was einen sehr reizenden Anblick gewährt, und wobei die Kämpfenden lebhaftest zwit- 
schern. Bleibt der Ausgang längere Zeit unentschieden, bei gleicher Kraft der Streitenden, so wird 
nicht selten die erste Brut dadurch gestört. Nach der Oertlichkeit ändert Grösse und Gestalt des 
Nestes, welches auswendig aus ziemlich groben, unscheinbaren Stoffen, Reischen, Wurzeln, Gras- 
stöckchen und Moos besteht, inwendig eine starke Auskleidung, meist von Thierhaaren enthält. Fol- 
gende Stücke aus meinem Vorrathe werden das Nähere erläutern: Nr. 1. stand Anfangs Juni im 
nördlichsten Island im einer Felsspalte und ist ziemlich gerundet, &'/,” breit, 2” hoch, 3” weit und 
’/" tief, Auswendig wird es von einer lockern Masse von Moos, Würzelchen, Halmen und Schnee- 
fuchshaaren gebildet, inwendig hat es eine zolldicke Schicht von Kuh- und Schneefuchshaaren, mit 
Eiderdunen vermischt. Nr. 2. aus England mit 5 Eiern“), ebenfalls ziemlich gerundet, über 5” breit, 
2'//” hoch, fast 3” weit und 4'/,” tief. Seine dicke, ziemlich feste Wand besteht aus Wurzeln, Sten- 
geln, Moos und Federn, die innere Auskleidung aus Wolle, Kuh- und Rosshaaren. Nr. 3. aus Steier- 
mark im April mit 7 Eiern. Es ist ganz aus langen erdigen Graswurzeln und Grashalmen erbaut, 
und sieht einfarbig grau aus. Die dichte innere Ausfütterung besteht aus Hirschhaaren. Es ist 
gerundet, #° breit, 2'/,” hoch, 2'/,” weit und 2” tief. Nr. 4. aus Dalmatien, sehr locker und etwas 
sparrig aus Wurzeln, Stengeln von Filago, Statice, rauchen Köpfchen von Plantago und Grashalmen 
erbaut und mit einer lachen Schicht von Federn und Rosshaaren ausgekleidet. Es ist 5” breit, aber 
nur 4'%” hoch, 2,” weit und kaum 1” tief. Es sticht durch sein leichtes und geringes Material, 


*, Der Aguimp des Levaillant gehört doch wol auch hierher und dann kommt diese Art bis zur Sudspitze 
von Afrika vor. 

*, Es ist von der in England allein nistend vorkommenden Abänderung, die man Motacilla Yarrellii genanut hat, 
mir durch die Güte des Hrn. Doubleday zugekommen, 


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sowie kleinen Napf sehr gegen die nordischen ab. Nr. 5. aus der Umgegend von Dresden in einem 
Holzstosse Anfangs Juni mit 5 Eiern, ist nach seiner Umgebung etwas eckig, zwischen & und 5” 
breit, über 3” hoch, ebenso weit und fast 2” tief.‘) Grobe Zweige, Wurzeln, dürre Blätter und 
etwas Moos bilden die dicksparrige Wand, während Schweinsborsten, Rosshaare und wenige Federn 
den innern Napf nicht sehr dicht auskleiden. Nr. 6. aus derselben Gegend, ebenfalls in einem Holz- 
stosse und zwar auf das erste desselben Jahres aufgebaut, aus dem 6 Junge ausgeflogen waren. Das 
erste bildet einen flachen breiten Grund und das Ganze ist 8” lang, 6” breit, gegen 3” hoch. Aus 
dem zweiten wurden 4 Junge gross gezogen, sodass der Napf ganz fach geworden und bei #” Weite 
wenig über 1” hoch ist. Material und Auskleidung wie am vorigen, Haare zur innern Auskleidung 
scheinen ihnen nothwendig und sie holen dieselben auch aus weiter Entfernung, obgleich sie Federn 
in Menge in der Nähe haben könnten. Die Eier weichen mehr in Grösse als in Färbung und Zeich- 
nung unter einander ab, ebenso lassen weder die nordischen von den südlichen, noch die verschie- 
denen Varietäten des Vogels eine wesentliche Abänderung bemerken.“ Die Maase wechseln an 
102 Exemplaren auf folgende Weise: 


Länge 7”, Breite 5°%/,”, 1 Stück. Länge 9”, Breite 6%, —7”, 26 Stück. 
ae, Rn Fo Air = - Yr,  - 6-7 - 
PR u - bu Y”, ho - - ee nl nd > 
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rofl som 7", Ab = = 107, Er, Id = 
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Ihr Gewicht beträgt 2 bis 2'/, Gran. Ihre Gestalt ist ungleichhälftig, selten kurz oder lang- 
gestreckt, nach der Basis meist sanft, nach der Höhe aber stark und sehr stark abfallend, scharf oder 
stumpf zugespitzt, oder auch abgestumpft. An den gefüllten zieht die Grundfarbe fast stets etwas in 
das Gelbliche, an den entleerten in das Weissliche, Grauliche, Blauliche, Grünliche, Bräunliche, fast 
durchgehends aber blass. Manche enthalten nur wenige kleine und kleinste, blasse, graue und grau-* 
bräunliche Fleckchen, die bei andern dichter bis zum fast Deckenden stehen, bei andern lebhafter 
werden und in das Graubraune oder Braungrüne gehen. Fast stets stehen die Fleckchen nach der 
Basis zu dichter, bilden auch vor ihr oft ein Kränzchen, was aber nur selten etwas geschlossener 
ist. Sie haben mässigen oder ziemlich starken Glanz. Meist nur in der Nähe der Basis sieht man 
das dicht Gekörnelte der Schale, wodurch die kleinen, tiefen, etwas häufigen Poren auch deutlich 
eckig erscheinen ; nach der Höhe flacht sich das Korn meist ab und diePoren erscheinen da als tiefe 
Punkte. Öberflächlich betrachtet, gleichen viele dieser Eier denen des Haussperlings; die zartere 
Schale und das andere Korn unterscheiden sie jedoch leicht. Das Brüten besorgt das Weibchen 
meist allein und wird nur zuweilen auf kurze Zeit vom Männchen am Tage abgelöst Beim Füttern 
der Jungen sind beide gleich eifrig, wo man sie grosse Klumpen zweiflügeliger Insekten herbeitra- 


gen sieht. 


*, Der Sommer war gerade sehr nasskalt. 
**, Die auf fig. 2 vorgestellten Eier von der dunkeln engländischen Abänderung kommen ganz so unter nordischen 
und südlichen der Stammart vor. 


— 1 — 

2. Die capische Bachstelze, Motacilla capensis L. La Lavandidre brune. Levane., Ois. d’Afrig. 

Tom. IV. p. 80. Nr. 177. j 

Tab. XXV. fig. 3. u 

In Grösse und Lebensweise kommt diese Bachstelze mit der vorigen überein, ist häufig in der 

Capeolonie, wo sie auch of dem Menschen sich zugesellt, in Häuser, Mauern, Uferlöcher und dich- 

tes Gebüsch am Ufer ein hemisphärisches Nest aus Pflanzenstengeln erbaut und dasselbe mit Haaren 

ausfüttert. Sie legt nach Levaillant 3 bis & fahle Eier. Ich erhielt einen Satz derselben, aus & Stück 

bestehend, welche ungleichhälflig sind und nach der stumpfen Höhe stark abfallen. Ihre Länge steigt 

von 9'/, bis °/”, ihre Breite von 6'/, bis /,”. Die Grundfarbe ist graugrünlich, sie wird aber meist 

von verworrenen aschgrauen, grünlichen und graubräunlichen Fleckchen fast verdeckt, welche nach 

der Basis dichter und lebhafter werden, auch findet sich an zweien daselbst ein dunkler Haarzug. 

Ihr Glanz ist ziemlich stark, ihr Korn dem der vorigen Art ähnlich. Inwendig gegen das Licht schei- 
nen sie gelblich grünlich durch. 


3. Die Gebirgs-Bachstelze. Motacilla boarula. Gm. (Motacilla sulphurca. Becust.) 


Tab. XXV, fie.d. a. b. ec. [Zisansı, p. 54. Tab. VII. fig. 49. Lewis, Tom. Il. Tab. XXI. fg. 3. Tuiexesanw u. Barum, 
Heft II. p. 65. Tab. VII. fig. 5. Scamxz, Abb. u. Beschr. p. 25. Tab. 30.°) Hewırsox, Br. Ool. Tab. 59. fig. 2. Id. Col. 
Ill. Tab. 33. fig. 2. 


Durch viel schönere Färbung, besonders des Männchens, und ein geringeres Gewicht, welches 

5 bis 6 Quentchen beträgt, zeichnet sich diese Art von der ersten aus. Nach Süden erstreckt sich 
ihre Verbreitung bis Java, doch hört sie nördlich schon in Schottland und dem nördlichen Deutsch- 
land auf. Es sind immer gebirgige Gegenden, die sie zu ihrem Aufenthalte wählt, ganz flaches Land 
und sumpfige Strecken meidet sie, sich meist an kleineren liessenden Gewässern, auch in der Nähe 
des Menschen haltend. Unter günstigen Verhältnissen und in nicht allzu strengen Wintern bleibt sie 
sogar auch in den nördlichen Theilen ihres Aufenthaltes, kehrt aber wenigstens zeitig im Frühjahre 
"zu ihrem Nistplatze zurück. Ihr Nest legt sie in Steinklüften, Steindämmen, Mauerlöchern und in 
dem Gebälk von Mühlen an, meist dicht am Wasser, doch auch zuweilen mehrere Hundert Schritte 
von demselben entfernt. Das Männchen lässt in der Nistzeit seine zarte Stimme, ein trillerndes zürli 
oder siisri öfters, einen kleinen angenehmen Gesang aber nur seltener hören. Es folgt nun die Be- 
schreibung einiger Nester dieser Bachstelze. Nr. 4. aus dem Riesengebirge, im April mit 6 Eiern 
in einem Steindamme gefunden. Es ist 3'/,” breit, 2'/,” hoch und weit, 1’/” tief, bildet einen wohl- 
zerundeten tiefen, nach unten zugeschärften Napf und besteht ganz aus zarten Wurzeln nebst weni- 
gen Halmen, inw endig mit Pferdehaaren etwas locker ausgekleidet. Nr. 2. aus einem Erdwalle in 
der Umgegend von Dresden, im Mai mit 5 Eiern, ist etwas niedriger als das vorige, enthält nur we- 
nige Wurzeln und ist aus dürren Blättern und Halmen erbaut, auch mit denselben und nur wenigen 
Pferdehaaren ausgekleidet. Nr. 3. ans einem Steindamme der Oberlausitz, Anfangs April mit 6 
Eiern. Der gerundete Napf ist über 4” breit, 2'/,” hoch und weit, 1'/s” tief und auswendig aus viel 
Laubmoos, Halmen und Würzelchen, inwendig mit einer ziemlich dieken Schicht schwarzer und 


weisser Rosshaare zierlich ausgekleidet. Das erste Mal im April oder Anfangs Mai legt das Weih-. 


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*) Das Nest ist gut, Vogel und Eier aber verkleinert vorgestellt 


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chen meist 6, das zweite Mal im Juni oder Anfangs Juli meist 5 Eier, welche in der Färbung sehr 
unansehnlich und kleiner als die der ersten Art sind, denen sie in Gestalt gleichen. 39 Exemplare 
geben folgendes Verhalten: Länge 7°,”, Breite 61”, 2 Stück; Länge 8”, Breite 6'/,”, 5 Stück; 
Länge 8Y,”, Breite 6'/, bis 1%”, 9 Stück; Länge 8'/,”, Breite 6, bis '/”, 10 Stück; Länge 8°”, 
Breite 6'/, und 1%”, 2 Stück; Länge 9”, Breite 6'/,”, 1 Stück. Das Gewicht beträgt gegen 2 Gran, 
die Grundfarbe ist graugrünlich in das Weissliche, Grauliche, Grünliche , Bräunliche, stets aber ziem- 
lich licht. Auf ihr finden sich grauliche, grünliche, grünlichbräunliche oder graugrüne, auch grau- 
röthliche, meist verworrene, die Grundfarbe fast deckende, aber nie sehr von ihr abstechende Stri- 
chelchen und Fleekehen, gleichmässig über die ganze Oberfläche, oder etwas dichter an der Basis, 
wo zuweilen auch ein verwaschenes Kränzchen, oder ein feiner dunkler Haarzug sich findet. Ihr 
Korn steht dem von Motacilla alba näher als der folgenden Art, doch ist es zarter und hat feinere Po- 
ren. Ihr Glanz ist mässig, inwendig scheinen sie gelblichgrünlich durch. 


4. Die gelbe Bachstelze. Motaeilla flava L. (Motaeilla chrysogastra. Beeust. Flaveola et cam- 
pestris. Parı. Javensis. Gm. Melanocephala. Licur. Cinereocapilla. Savı. Feldegg. Mich. ne- 
glecta. Jen. Rayi. GouLv. Budyles flava. Boıe.) 

Tab. XNV. fie. 5. a. b. c. d. et 6. a. b. [Lewin, Tom. If. Tab. XXI. fig. 4, Naumann, V. a. A. Tab. XXXIX. fig. 88. 
TiuENEMANN und Brenn, Heft Il. p. 66. Tab. VII. fig. 6. Hewırson, Br. Ool. Tab. 59. fie. 3. Id. Col. Ill. T. 3%.] 

Die zärtlichste und schmächtigste der europäischen Bachstelzen, um 4 Loth schwer, von sehr 
weiter Verbreitung, da sie ganz Europa, ausser den nördlichsten Inseln, Asien und Afrika diesseit des 
Aequator angehört. Im Gegensatze zu der vorigen bewohnt sie Ebenen, die nicht zu trocken oder 
zu bewaldet sind, und liebt am meisten feuchte Fruchtfelder und Wiesen. Ohne gerade scheu zu 
sein, schliesst sie sich doch dem Menschen nicht an, zieht in ihren weniger warmen Nistländern zei- 
tig im Herbste fort und kehrt erst spät im Frühjahre wieder, macht auch, wenigstens in Deutschland 
und nördlicher, nur eine Brut im Jahre. Das Nest wird in eine seichte Bodenvertiefung gestellt, in 

* einer Wiese, an den Rand eines Grabens oder Raines, unter den Schutz eines Pflanzenbusches in das 
Feld selbst. Es ähnelt in Bauart und Materialien denen der vorigen Arten, ist aber, wenigstens im 
innern Napfe, kleiner. Ich will folgende Beispiele aus meiner Sammlung beschreiben: Nr. I. von 
der Stammart aus der Umgegend Dresdens in einem Erbsenfelde Ende Mai mit 6 Eiern, ist ein läng- 
lichrunder tiefer Napf, %” lang, 3'/4” breit, 2'/,” hoch, 2” weit, 1'/,” tief, und besteht aus alten Gras- 
wurzeln und Halmen mit etwas Moos und Hasenhaaren ziemlich fest und dicht in einander verfloch- 
ten. Der innere Napf ist glatt und rund mit einer dicken Schicht von Kuhhaaren und einigen Pferde- 
haaren ausgelegt. Nr. 2. dem vorigen sehr ähnlich, aus Griechenland von Motacilla melanocephala, 
bildet einen gerundeten, etwas sparrigen Napf, ist 4” breit, 2” hoch, 1°/,” weit, 1'/,” tief und ganz 
aus denselben Stoffen erbaut, nur dass es statt der Hasenhaare etwas Hanffasern enthält und mit 
Eselshaaren ausgefüttert ist. Nr. 3. aus den Sümpfen von Metcovich in Dalmatien den 2%. April mit 
5 Eiern, ebenfalls von der schwarzköpfigen Abänderung. Es ist etwas lockerer als die beiden vori- 
zen, k” breit, 4°” hoch, 2” weit, 1Y/,” tief und besteht aus Gras- und andern dünnen, langen Pllan- 
zenstengeln und Pferdehaaren, welche um und in einander gelegt und inwendig mit schwarzen Pferde- 
haaren dicht ausgekleidet sind. Sie ändern im Ganzen unter einander nicht bedeutend ab, nur dass 
manche etwas mehr Moos, Wolle von Pflanzen oder Thieren, oder auch einige Federn enthal- 

32 


ten. Der Eier werden & bis 6 gelegt, welche denen der vorigen Art gleichen, meist aber etwas klei- 
sier sind. An den Exemplaren, welche ich aus sehr vielen Gegenden von den verschiedenen Varie- 
täten besitze, lässt sich specifischer Unterschied nicht nachweisen. Es sind auf Tab. XXV. fig. 6. 
zwei griechische Exemplare von Motacilla melanocephala vorgestellt, allein es finden sich unter deut- 
schen Exemplaren der Stammart und englischen von M. campestris ganz gleiche. An 60 Exem- 
plaren ergeben sich folgende Maase: Länge 7'/%”, Breite 6%”, 4 Stück; Länge 7°/”, Breite 6'/,”, 
% Stück; Länge 8”, Breite 6 bis 6'/,”, 4% Stück; Länge 8'/,”, Breite 6 bis 6'/,”, 16 Stück; Länge 
8',”, Breite 6'/, bis '/”, 9 Stück ; Länge 8°/,”, Breite 6 bis 6'/,”, 5 Stück; Länge 9”, Breite 6'/,7, 
I Stück. Meist sind sie bedeutend ungleichhälftig, selten sehr kurz oder gestreckt, an der Höhe 
stumpfer oder spitzer. Ihre Grundfarbe ist trübe graugrünlich, graubräwnlich und grauröthlich, nur 
selten etwas reiner; stets intensiver als an voriger Art. Bei manchen finden sich nun %ehr undeut- 
liche verworrene Fleckchen, nur wenig von der Grundfarbe gehoben, bei andern werden sie etwas 
deutlicher, wo die untersten in das Aschgraue ziehen, die obersten Steigerung der Grundfarbe sind. 
Zuweilen stehen sie nach der Basis zu dichter, aber ein deutliches Kränzchen haben nur wenige, 
viele hingegen einen undeutlichen oder lebhaften Haarzug, aus meinem Vorrathe etwa die Hälfte. 
Die Schale hat mässigen oder ziemlich starken Glanz, ist stärker oder feiner, aber gleichmässiger ge- 
körnelt als die der ersten Arten, mit dichten, etwas eckigen, tiefen Poren. Inwendig scheinen sie 
gelblich, nach der Grundfarbe in das Grünliche, Bräunliche oder Röthliche durch. Ihr Gewicht be- 
trägt gegen 2 Gran, sodass 12 Stück meist 22 Gran wiegen. Von denen der Motacilla boarula un- 
terscheidet sie ausser der gesättigteren Grundfarbe das Korn, von den ähnlich gefärbten des Anthus 
pratensis die lacheren Körnchen und tieferen Poren der Schale. Bei mehrern Rohrsängern sind 
schon die Unterschiede angegeben. 


Untergeschlecht: Schweifbachstelze, Enicurus. Temm. 


Auf Java kommen einige den wahren Bachstelzen nächst verwandte Vögel vor, die sich nur 
durch sehr langen Schwanz von ihnen auszeichnen, durch scharfen Lockton, Aufenthalt an Wald- 
bächen, Nestbau und Eier genau an sie anschliessen, sodass man sie wol besser nicht von dem Ge- 
schlechte trennt. 


5. Die gekrönte Schweifbachstelze. Motacilla Leschenaultü, Viriur. (Vie. et Honsr.) (Turdus 
Leschgpaultä, Vırrue. Motacilla speciosa, Honsr. KEnicurus coronatus. True.) 
Tab. XXVI. Sie. 4, 

Es lebt dieser ansehnliche Vogel, der in der Grösse unsere weisse Bachstelze etwas übertriflt, 
ziemlich häufig an den Waldbächen von Java, besonders an den mit Steingerölle versehenen. Kuhl 
und H. Boje fanden das Nest dieser Art und sendeten es an das Leydner Museum. Es ist sehr schön 
aus Laub- und Lebermoosen erbaut und hat über 1” dicke Wand. Es misst in der Breite #'/,”, in 
der Höhe und Weite 2”, und ist mit durch Ausfaulen skelettirten Blättern inwendig ausgekleidet. Das 
eine der eingeschickten Eier gleicht sehr dem auf Tab. XXV. fig. 13. a. vorgestellten Bie des Anthus 


campestris, ist 9'/,” lang, 7” breit, gestreckt eigestaltig, an der Höhe stumpf zugespitzt, Basıs 
sanft zugerundet. Seine Grundfarbe ist graugelblichbraun, darauf folgen graubraune, gel raune 


Zi — 


und braune längliche, verworrene Fleckchen, welche sie fast verdecken. Die Schale ist glatt und et- 
was glänzend, im Korne unsern Bachstelzen ähnlich und scheint inwendig grünlich gelblich durch. 
Ein zweites Nest stand mit der Rückwand an einem Stein an, ist 4'/,” breit, 6” lang, 2'/,” hoch, 3” 
weit und 1%/,” tief. Seine Aussenwand bildet zuerst eine dieke Schicht sehr zarten Laubmooses mit 
schwarzen haarartigen Palmfasern. Dann folgt ein festes Gewebe von zarten langen Würzelchen, auf 
welchen die Schicht der macerirten Blätter liegt. Die Neststoffe und dicken Wände haben eine An- 
näherung an das Nest des Wasserstaares. Ein zweites Ei, welches die angezogene Abbildung gibt, 
ist 10'/%” lang, 8” breit, ungleichhälftig, an der Höhe viel stärker abfallend als an der Basis. Seine 
Grundfarbe ist grünlich weiss, auf ihr stehen rothgraue, blass und lebhafter rothbraune Pünktchen 
und Fleckchen, an der Basis verfliessend, nach der Höhe einzelner vertheilt. Die Schale ist weniger 
glatt und glänzend mit rauherem Korne; vielleicht gehört das eine der nahe verwandten Art, Enieu- 


rus velatus. BoIE. an. 


Zehntes Geschlecht. 


Drosselbachstelze. Grallina. Vızın.. Tanypus. Ovr. 


Nur in wenigen Arten vorkommend, gehört dieses Geschlecht Neuholland an, wo es Sümpfe 
und schlammige Ufer fliessender Gewässer gibt. Die Ansiedelungen der Colonisten mit solcher Um- 
gebung besuchen diese Vögel gern, erbauen sich ein festes Nest aus Schlamm und legen Eier, wel- 
che denen mancher Ieterus-Arten nahe kommen. 


1. Die neuholländische Drosselbachstelze. Grallina australis. Orr. (Vırivı.) 


Fast über ganz Neuholland verbreitet sich diese Art ausser der Nistzeit familienweise an Teich- 
und Flussufern und in den Niederlassungen der Colonisten, wo sie sich ebenso zutraulich als unsere 
weisse Bachstelze beweist. Im October beginnt die Nistzeit, die Pärchen zerstreuen sich und begin- 
nen ihr grosses Nest aus schlammigem Boden allein, oder, wenn dieser nicht bindend genug ist, mit 
untermischten Halmen und Reischen zu bauen. Zuweilen wird dessen Wand im Austrocknen so 
fest, dass es einem gebrannten Thongefässe gleichkommt. Nach Hrn. Gould’s Beobachtung wird 
dasselbe stets auf einen horizontalen Ast aufgestellt. Ein Exemplar, von genanntem Herrn gesam- 
melt, im Britischen Museum, ist 6” breit, 5” hoch, #” weit und 3” tief, aus aschgrauem Schlamme er- 
baut, und bildet so eine schwere und feste Masse. Der Satz besteht aus 2 bis 4 Eiern, welche in 
Gestalt und Färbung unter einander ansehnlich abweichen. Sie sind gestreckt ungleiehhälftig, nach 
der Basis sanft, nach der stumpfen Höhe etwas stärker abfallend. Die Grundfarbe ist weisslich, in 
das Gelbliche oder Röthliche. Auf ihr stehen grauröthliche, dann rothgelbe oder rothbraune und zu 
oberst braunrothe oder dunkelrothbraune Punkte, Fleckchen und mässig grosse, oft ausgefaserte oder 
verworrene Flecke, an der Basis meist dichter, auch vor derselben zuweilen einen Kranz bildend. 
Die mit röthlicher Grundfarbe gleichen manchen der Meliphaga garrula, nur dass die Flecke lebhal- 
ter sind. Das Korn kommt dem von Turdus nahe, ist aber feiner und hat schmale, tiefe, kurze Fur- 
chen, mit feinen, tiefen Poren. Inwendig scheinen sie grünlichgelblich durch. Ihre Länge wechselt 


von 1” 4 bis 25”, die Breite von 8°/, bis 9”, meist so, dass die längsten die schmälsten sind. 


32" 


* —m — 
Elftes Geschlecht. 
Pieper. Anthus. Buonst. (Alauda. 1.) 

Ebenso nahe mit den Bachstelzen als Lerchen verwandt, bilden die Pieper ein recht natürliches 
Geschlecht. Grösse und gestreckte Formen haben sie mit den Bachstelzen gemein, nur ist ihr Körper 
sturker. Bei Lerchenfürbung haben sie fast ausschliesslich animalische Nahrung. Nester und Eier 
laufen hiermit völlig einstimmig beiden parallel; erstere stehen stets am Boden und sind aus frische- 
ren lüngeren Halmen als die Lerchennester erbaut, letztere zeichnen sich durch gleichmässig gekör- 
nelte Schale mit eckigen Poren aus. Die ziemlich zahlreichen Arten sind fast über die ganze Erde 
verbreitet, manche derselben auch ziemlich häufig vorkommend. Sie sind Zug- oder Strichvögel, 
haben etwas Gesang, den sie of im Fluge hören lassen, und einen scharfen Lockton, der ihrem Na- 
men zum Grunde liegt. 


1. Der Brachpieper. Anthus campestris. 1. (Buensr.) (Anthus rufescens. Tem.) 


Tab. XXV. fig. 13.0. b. ec. [Navmans u. Bone, Heft I. Tab. I. ig. 7. p- 4. Tumesesans u, Ben, Heft IL p. 69. 
Tab. VII. fe. 9) 


Bei einem Gewichte von 6 bis 7 Quentchen ist er einer der ansehnlichsten des Geschlechtes 
und hat eine Verbreitung über fast ganz Europa, den höhern Norden und England ausgenommen, so- 
wie das nördliche Afrika bis Nubien. Hier hält er sich besonders an hügeliges, offenes, weniger 
fruchtbares, dürres Land und wird nach dem Süden zahlreicher. Er ist Zugvogel, der zeitig im 
Herbste abreıst und spät im Frühjahre wiederkehrt. An seinen Nistplätzen macht sich das Männ- 
chen, in weiten Kreise umherfliegend, durch seinen scharfen, einförmigen Gesang, ein oft wiederhol- 
tes sellüi, sirlüi oder gridlüin sehr bemerklich. Von Zeit zu Zeit lässt es sich auf die Spitze eines 
niedern Baumes oder Strauches, einen Stein oder eine Erdscholle herab, um später sich von neuem 
im Kreise zu schwingen, der oft eine Viertelstunde im Durchmesser hat. In der Nähe des Nestes 
hört man nur ein ängstliches zürp von ihm. Im Mai oder Anfangs Juni wird die erste Brut zu Stande 
gebracht, im Juli in den südlichen Ländern oft eine zweite, wo der Satz meist 5, selten 6 oder 4 
Eier enthält, welch letztere die Zahl der zweiten Brut ist. Das Nest ist gewöhnlich in eine kleine 
Vertiefung des Bodens angebracht, unter dem.Schutze eines Kiefern-, Heidekraut-, Gras- oder an- 
dern Busches, und enthält oft viel, zuweilen auch nur wenig Material. In den nördlichen Ländern 
besteht es fast stets auswendig aus viel Laubmoos und Grashalmen und ist mit Würzelchen ausge- 
kleidet ; im Süden fehlt zuweilen das Moos und die Wand ist lockerer, wie folgende Beispiele dar- 
thun werden. Nr. 1. aus der Umgegend von Dresden, auf einem freien Platze im Kiefernwalde im 
Mai mit 5 Eiern. Es ist 4'/,” breit, 3” hoch, 2'/” weit und 2” tief, besteht auswendig aus Laubmoos 
und zarten Grashalmen und ist inwendig mit Graswürzelchen glatt ausgelegt. Nr. 2. aus Oberita- 
lien, im Mai mit 5 Eiern, ist napflörmig, #'/,” breit, 2/,” hoch, 2"/,” weit und tief. Die undurch- 

"Wand besteht aus Moos, dünnen Stengeln, Halmen und Blättern und ist inwendig dicht mit 
F ürzelchen ausgefüttert. Nr. 3. aus der Umgegend von Montpellier, aus einem Weizenfelde 
zwischen zwei Schollen. Es ist fast 4” breit, 1°/,” hoch, 2'/,” weit und 4'/" tie. Es-hat nur sehr 
wenig Moos, dann zarte Grashalme, mit denen es auch inwendig nebst einigen Schw in und 
Rosshaaren ausgekleidet ist. Nr. 4. aus Griechenland, ist ganz Nach und napfförmig. gegen #" breit, 


2 —— * 


kaum 1'/%” hoch, 2'/,” weit und 1” tief, hat eine schwache Unterlage von einigen kürzern Pflanzen- 
stengeln und eine dicke Auskleidung von haarartigen Bastfasern. Es enthielt im Mai 5 Eier. Die bei- 
den letztern unterscheiden sich von Lerchennestern nur durch sorgfältigere Auskleidung, während die 
erstern weit dicker und fester erbaut sind. Die Eier ändern zwar nicht so sehr ab, wie die des 
Baumpiepers, aber doch immer ansehnlich genug in Grösse, Gestalt und Färbung. Sie sind stets un- 
gleichhälftig, kurz oder etwas gestreckt, selten an der Höhe zugespitzt, meist etwas, auch sehr 
stumpf, an der Basis sanfter oder stumpfer zugerundet. 30 Exemplare, vom nördlichen Deutschland 
an bis Griechenland gesammelt, verhalten sich wie folgt: Länge 8'/,”, Breite 7”, 1 Stück; Länge 8'/,”, 
Breite 7”, 2 Stück; Länge 8°/,”, Breite 7”, 2 Stück ; Länge 9”, Breite 6°/, bis 7'/", 5 Stück ; Länge 
91/,”, Breite 7 bis’7'/,”, 8 Stück ; Länge 9Y,”, Breite 7 bis 71”, 7 Stück; Länge 9%", Breite 7”, 
+ Stück; Länge 97//”, Breite 7'/,”, 1 Stück. Das Gewicht beträgt 2 bis 2'/, Gran, die Grundfarbe ist 
graulich in das Bläuliche, Grünliche, Gelbliche, Bräunliche, meist trübe, seltener etwas reiner und 
lebhafter. Die untersten Flecke sind aschgrau , die andern nach der Grundfarbe verschieden, zuwei- 
len in zwei Steigerungen olivengrün oder grünbraun, braungelb und gelbbraun,, heller oder dunkler 
braun. Nur wenige derselben sind gerundet und gesondert, die mehrsten klein, gestreckt, auch kurze 
Haarzüge bildend, verflossen und verworren. Oft werden sie zwar nach der Basis dichter und grös- 
ser, bilden aber bei keinem meiner Exemplare einen zusammenhängenden Kranz. Der Glanz ist an- 
sehnlich, oft stark, das Korn steht zwischen dem der andern Pieper und dem der Lerchen: an der 
Basis finden sich meist deutliche flache, am Rande eingekerbte dichte Körnchen, nach der Höhe zu 
bilden sich verästelte Züge, mit ziemlich dichten kleinen, fast stets eckigen Poren in den Vertiefun- 
gen. Diese Züge sind aber weder so erhaben, noch die Poren so gross und gerundet als bei den 
Lerchen, bei denen übrigens auch Flecke und Grundfarbe anders sich verhalten. Allein nahe Ver- 
wandtschaft ist unverkennbar. Inwendig scheinen sie grünlich durch, nur nach der Grundfarbe leb- 
hafter oder matter. Die Jungen verlassen das Nest meist ehe sie flugbar sind, da sie zeitig gut zu 
laufen und sich ins Gras, Getreide oder Gebüsch zu verstecken verstehen. 


2, Der Stelzenpieper. Anthus Richardi. Vıriuu. (Corydalla Richardi. Vic. Govw. Birds of Eu- 
ropa pl. 155. Tuıenemann, Rhea. Heft I. p. 174. 
Tab. XXV. fig. 14. a. b. 

Grösse, Färbung, Aufenthalt u. s. w. kommt mit dem vorigen nahe überein, sodass man ge- 
neigt werden möchte, ihn nur für Abänderung desselben zu halten. Genauere Kenntniss seiner Le- 
bensverhältnisse und sorgfältige Vergleichung vieler Exemplare wird es erst möglich machen, dar- 
über zu entscheiden. Von der Fortpflanzungsgeschichte wissen wir nichts Sicheres; ich erhielt aus 
Griechenland Nest und Eier unter seinem Namen. Ersteres stimmt sehr mit Nr. 4. der vorigen Art, 
9 Stück der letztern kommen in Grösse und Gestalt mit denen des Anth. eampestris überein. Die 
Färbung der mehrsten ist wie bei 6, sodass sie viel eintöniger erscheinen als die gewöhnlichen je- 
ner Art, allein das Korn ist nicht wesentlich verschieden, weshalb ich nicht wage, ein bestimmtes 
Urtheil zu fällen. 


3. Der Baumpieper. Anthus “ (Motacilla spipola. Paux.) 

Tab. XXV. fig. 7. a. bis ee. [Kıeıx, p. 23. Tab. IX, fig. &. eg Wıns,, Tab. IX. oben. Tab. LXXXVIL. 

Morienn, Singv. Tab. p. 42. Nausanı u. Bunce, Heft I. Tab. II. fig. 8. Turexesans u. Barus, Heft II. p. 70. Tab- 
VII. fig. 46, Hewirsox, Br'Ool. Tab. 4%. Id. Col. Ill. Tab. 35. 


Ein über den grössten Theil von Europa, das angrenzende Asien und Nordafrika verbreiteter 
Vogel, dessen Gewicht 5 Quentchen meist etwas übersteigt, und der, an den Baumwuchs gebunden, 
besonders Vorhölzer und lichtere Stellen zusammenhängenden Waldes liebt. Als Zugvogel verlässt er 
Europa des Winters meist ganz, kehrt aber vom März an allmälig an seinen Sommeraufenthalt zu- 
rück. Zum Nistplatze wählt er sich eine mit. lichterem Graswuchse, Heidekraut, Günster und dergl. 
bedeckte Stelle, am liebsten an einem Hange, in dessen Nähe das Männchen häußg seinen recht an- 
zenehmen trillernden Gesang hören lässt, manchem Schlage gezühmter Canarienvögel ähnlich@den os 
immer mit einem flötenden ziiah-ziiah oder ziiae schliesst. Häufig steigt es von einer Baum - oder 
Strauchspitze singend in die Höhe und lässt sich schräg oder im Bogen wieder auf einen andern Punkt 
nieder, singt aber auch of im Sitzen. Es verfahren diese Vögel bei Anlage des Nestes, beim Brüten 
und Füttern der Jungen höchst vorsichtig, kriechen ganz verborgen zum Neste und von demselben 
wieder ab, sehen sich stets dazwischen um, ob sie etwas Bedenkliches bemerken, dass gewöhnlich 
grosse Geduld und Vorsicht dazu gehört, sie zu beobachten. Und so verlässt auch der brütende 
Vogel gewöhnlich lange vorher unbemerkt das Nest, ehe man demselben nahe kommt, oder er sitzt 
so fest darauf, dass man vorbeigeht, ohne es zu bemerken. Das Nest ist zwar meist sehr einfach 
aus Grashälmchen und etwas Moos erbaut und mit einigen Haaren ausgekleidet, aber doch recht 
sorgsam und dickwandig. Ich besitze Exemplare aus vielen Gegenden. Nr. 1. aus der Umgegend 
von Toulouse, stand in einem Luzernfelde. Es ist 3°/” breit, 1°/,” hoch, 2"/," weit und 1” tief, be- 
steht aus einigen verwitterten Eichenblättern, etwas Laubmoos und dünnen Grashalınen mit Blättern, 
die ziemlich dicht in einander verflochten sind, auch nebst einigen Rosshaaren die innere Ausklei- 
dung bilden Nr. 2. aus der Umgegend von Wien, Ende Mai mit 5 Eiern, ist 3'/,” breit, 2” hoch und 
weit, 1'/,” tief, besteht aus ziemlich viel Moos mit dünnen Grashalmen und ist inwendig mit braun- 
rothen Mooskapselstielen ausgekleidet. Nr. 3. aus der Umgegend von Dresden, stand Anfangs Juni 
mit 6 Eiern unter einem Heidekrautbusche im lichten Kiefernwalde, ist 3°,” breit, 2” hoch und weit, 
1’/," tief und besteht aus etwasMoos mit vielen dünnen Grasstengeln und Hälmcehen, welche eine ganz 
undurchsichtige Wand und auch die innere Auskleidung bilden. Die Stoffe haben immer noch ein 
ziemlich frisches Ansehen, während die der Baumlerchennester , welche in gleicher Oertlichkeit sich 
RS stets sehr verwittert sind. Die andern Nester meiner Sammlung stimmen im Wesentlichen mit 
diesen überein, eine merkwürdige Abweichung fand Hr. Apotheker Mechlenburg in Flensburg an ei- 
nem sonst nach gewöhnlicher Art erbauten Neste, welches mit weissem Filze der Conferva sericen 
dick ausgekleidet ist. Jährlich wird nur eine Brut zu Stande gebracht, deren Satz meist 5, selten 6 
oder nur & Eier enthält. An 100 Exemplaren aus den mehrsten Gegenden des Vorkommens, von 


Ss d bis Südfrankreich und Ungarn ergibt sich folgendes Verhalten: 
%/,”, Breite 6°%/,”, I Stück. Länge 9'/,”, Breite 6%, —7'/,”, 19 Stück. 
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25 — w 
Das Gewicht der mehrsten beträgt 2 Gran, seltener '/, Gran mehr oder weniger. Die Grund- 
farbe ist grau, in das Grünliche, Bläuliche, Bräunliche oder Röthliche, meist trübe, selten rein. Die 
Hälfte der genannten Zahl ist röthlich oder bräunlich, unter diesen wieder die eine Hälfte mit feinen 
kurzen Strichelchen bedeckt, die andere mit einzelnen Fleckchen versehen, welche meist am Rande 
verwaschen sind. Auch bei der zweiten Hälfte finden sich fast ebenso viele mit Strichelchen be- 
deekte als mit gerundeten Fleckchen versehene. Viele von beiden Arten führen auch den einen oder 
andern Haarzug von matterer oder JJebhafter er dunkler Färbung. Viele haben die Flecken nach der 
Basis dichter und auch oft zu dinem Kranze vereinigt. Ihr Glanz ist mehrentheils ziemlich stark, das 
Korn sehr deutlich ausgesprochen; die gleichen oder nur wenig ungleichen Körnchen stehen dicht 
gedrängt, fast gleiehmässig bis zur Höhe und lassen nur kleine, eckige, tiefe Poren zwischen sich. 
Inwendig scheinen sie nach der Grundfarbe graugrünlich oder graugelblich durch. Ihre verschieden- 
artige Färbung nähert sie an manche Eier des Haussperlings, Rohrammers, Plattenmönches und 
Brachpiepers. Von allen diesen unterscheidet sie das Korn leicht und sicher. ‘) Die Eier des Wasser- 
piepers haben oft ähnliche Grösse und Färbung, aber immer kleinere und weniger dichte Körn- 
chen, ebenso die des Wiesenpiepers, welche auch fast stets kleiner sind. 


4. Der Wiesenpieper, Inthus pratensis. L. (Becnsr.) **) 


Tab. XXV. fig. 8. a. bis d. [Lewın, Tom. Ill. Tab. XXI. fig. 2. Naumann, N. A. A. Tom. If. Tab. VI. N. 
TuıenemAnN u. BREHM, Heft II. p. 68. Tab. VII. fig. 8. Hewırsox, Col. Ill. Tab. 36. fig. 1.] 


Schlanker gebaut und daher leichter als der vorige, hat er eine fast noch weitere Verbreitung 
als jener, ist aber besonders an sumplige Flächen der Ebene im Norden oder Gebirge des Süden ge- 
bunden, ihn gleichsam ergänzend. Weniger zärtlich als derselbe überwintern schon viele im mitt- 
lern Deutschland und kehren zeitig zu ihren Brüteplätzen zurück, machen auch in Deutschland noch 
meist zwei Bruten im Jahre. Der Gesang des Männchens ist in der Regel nicht so angenehm als jener 
des Baumpiepers, doch finden nach Individualität und Oertlichkeit dabei grosse Verschiedenheiten 
statt, sodass man auf Reisen oft einen ganz fremdartigen Vogel vor sich zu haben glaubt.) Es 
steigt oft singend mit ausgebreitetem Schwanze flatternd in die Höhe und lässt sich auf den Boden 
oder auf die Spitze eines Strauches oder nicht hohen Baumes herab. Er ist im Ganzen munterer und 
geselliger als der vorige, und oft trifft man mehrere Paare in geringer Entfernung nistend an. Das 
Nest steht in einem Grasbusche, in einer kleinen Bodenvertiefung unter dem Schutze eines Steines, 
Gras- oder andern Busches und ist in Material und Bauart dem der vorigen Art ganz gleich, nur in- 
a weniger geräumig, wie die Beschreibung einiger Stücke meiner Sammlung darthun wird. 

1. aus Island, Mitte Juni in einer Graskufe mit 5 Eiern gefunden, ist 3'/” breit, 2'/,” hoch, 1'/,” 
2 fast 1” tief, hat eine dicke Wand aus Laubmoos, zarten Grashalmen und langen Kuhhaaren und 


*) Der oft verwechselte Name mit dem der Baumlerche verursacht, dass diese Eier in Sammlungen häufig 
als die der genannten Lerche sich vorfinden, mit denen sie gar keine Aehnlichkeit haben. 

"*) Frisch bildet auf Tab. 16. oben als Alauda pratensis die vorige Art ab, der Text dazu bezieht sich offen- 
bar auf Anthus campestris. Liune's Alauda trivialis und Brisson’s Alauda sepiaria gehören hierher, während 
Brisson’s Al. pratensis zu der Figur von Frisch gehört. Erst Bechstein hat diese beiden Arten richtig gesondert, 

FE) fi Vogel z. B. in Island und auf dem Riesengebirge singen hört, kann kaum glauben, dass es 
ein und derselbe sei, und doch habe ich an einer grossen Anzahl von Sommervögeln aus beiden Vorkommnissen 
nicht den geringsteu Grund zum Absondern finden können ° 


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ist inwendig mit letztern und einigen Rosshaaren ausgekleidet. Nr. 2. aus Sachsen, stand Anfangs Mai 
unter einer kriechenden Weide einer Moorstrecke, ist #” breit, 4°/,” hoch und weit, %," tief, besteht 
aus dunkeln Wurzeln von Sumpfpflanzen, etwäs Moos, dann einer dieken Schicht zarter Grashalıne, 
mit denen es auch, nebst wenigen Rosshaaren, ausgekleidet ist. Nr. 3. von der Elbwiese des Riesen- 
gebirges, wo es Auf freiem Plane in kurzem Grase dem Boden gleich stand. Es ist #” breit, 3” hoch, 
2" weit und 1” tief, und besteht aus viel Moos, besonders"T orfmoos, einigen Grashalmen mit mässig 
breiten Blättern, den übrigen ganz feinen „haarartigen, mit den all@in inwendig ausgekleidet ist. 
Auch bei ihm füllen die 5 Eier den Napf vollkommen aus; da nun diese kleiner sind als an voriger 
Art, wo auch hei 6 Eiern noch Raum übrig bleibt, so ergibt sid der beschränktere Napfraum deut- 
lich. Der Satz enthält das erste Mal meist 5, das andere Mal 4 Eier, welche s ch 33 Bxempla- 
ren’ meiner Sammlung zauf folgende Weise verhalten: Länge 8”, Breite 6'/,%, 1 Stück; Länge 8'/,7, 
Breite 6'%”, 7 Stück; Länge 8”, Breite 6), bis '/,”, 15 Stück; Länge 8'/,”, Breite 6 bis Gr; 
7 Stück: Länge 9”, Breite 6/7, 3 Stück. Ihr Gewicht beträgt meist 4'/,, selten 1'/, Gran. Sie sind 
ungleichhälfig, an der Basis Akerunder, nach der stumpfen Höhe stark abfallend. Ihre Grundfarbe 
ist grau, grünlich - oder bräunlichgrau, fast stets trübe und von den Fleckchen meist verdeckt, selte- 
ner etwas reiner, Mit sparsamen Fleckchen. Diese sind klein und sehr klein, seltener gross, verwor- 
ren, zu-unterst grau, grünlich oder bräunlichgrau, dann graubräunlich, grün oder grünbraun, meist 
trübe, seltener etwas lebhaft. In der Regel werden sie vor der Basis dichter, decken sie ganz oder 
bilden vor ihr einen Kranz. Viele haben einen deutlichern oder undeutlichern Haarzug von dunkler 


Farbe Ihr Glanz ist mässig oder stark, inwendig gegen das Licht scheinen sie graugrünlich oder 4 


graugelblich dureh. Ihr Korn ist sehr deutlich entwickelt, die Körnchen sind kleiner als an voriger 
\rt, stehen nicht so gedrängt und lassen besonders nach der Basis deutliche Furchen zwischen sich. 
Die Poren sind klein, seicht und ®ekig, oft länglich. So unterscheiden sich diese Eier sicher von de- 
nen der vorigen Art und allen andern ihnen in Grösse und Färbung verwandten, wohin besonders 
die des Feldsperlings gehören. Die Alten sind sehr um- ihre Brut besorgt und füttern sie mit Räup- 
chen, Küferchen und Spinnen auf.') * IK 
5. Der Polarpieper. 4nthus pensylvanicus. Biss, (Tu.) (Alauda pensylvanica. Bass... rubra_ et 
Iudovieiana. Gw. Anthus spinoletta. Box., Iudovicianus. Licnr. Houwsorer, Grönlands funle. 
p. 392. Anthus aquatieus, Rıcnanp. Anthus pensylvanious. Den. Rhea I. p. 171. 
; Tab. XNV. fie. 9. a. b. ce. ? 


Er vertritt ın Nordamerika und Grönland unsern Wiesen - und Wasserpieper, zwischen denen 
ern, den mehrsten Stücken innesteht. Nur ganz nahe an oder innerhalb des Polarkreises nistet er 
und hält sich in dieser Zeit auf begrasten Flächen. Die nördlichsten Distriel® bezieht er erst im Juni, 
wo das Männchen sich durch seinen ınehr scharfen als angenehmen Gesang, ein öfters wiederholtes 
quiwit-quiwit! bemerklich macht. Meist steigt es dabei spiralig in die Höhe und stürzt sich zu Zeiten 

lötzlich herab. Ende Juni oder Anfangs Juli wird das Nest erbaut, welches, ganz gleich de- 


*) Ob Mogacilla cereina. Paur., Anth. cerwinus. Bras. et Kays., rufogularis. Bueum als kuntngn zu dieser 


Art zu ziehen sei, oder ob er eine eigene Species bilde, bleibt fefnerer Erforschung zu bestim - Vide Rhea 
u p 73 . Y 


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257 


nen der verwandten europäischen Arten, ziemlich massig ist und im Innern von den 5 bis 6 Eiern 
nicht ganz ausgefüllt wird. Ich habe eine Anzahl Exemplare aus Labrador durch Hrn. Möschler vor 
mir, deren 2 besterhaltene folgende Maase haben. Nr. 1. Breite 5”, Höhe 1°/,”, Weite 2'/,”, Tiefe 
1'Y”. Es besteht aus schwarzen haarartigen Flechten, etwas Moos mit Torfklümpchen, Grashalmen 
und Blättern, die auch inwendig, nebst einigen zarten Grasrispen, die ziemlich saubere Auskleidun,; 
bilden. Nr. 2. ist 41%” breit, 1°/,” hoch, 2'/,” weit, 1'/,” tief, besteht aus Reischen, Haarflechten, 
Laub- und Lebermoos und sehr zarten Grashalmen, die im Innern von einer Schicht langer Haare 
eines Eingeborenen, etwas Renthier- und Fuchshaaren bedeckt sind. An einer Auswahl von 100 


Eiern lassen sich folgende Verhältnisse bemerken: 


Länge 8”, Breite 6 u. 6”, 2 Stück. Länge 8°/,”, Breite 6 — 6'/,”, 19 Stück. 
ee EA gm ee > 
I/ym 3/m » 1 m al/m 
jr 8", 6 — 6° ‚50 = Z IA—h ’ 0 Bi} - 


Die kleinsten wiegen 2 Gran, die grössten 2'/,, die Mehrzahl 2'/, Gran. Grundfarbe und Flecke stim- 
men genau mit denen von Anth. pratensis, nur dass letztere oft etwas mehr abstechen. Selten kom- 
men solche vor wie fig. 9. a., noch seltener fast einfarbige graugrüne oder grünbraune. Viele haben 
einen dunkeln Haarzug. Der Glanz ist mässig oder ziemlich stark, inwendig scheinen sie grau - oder 
gelblich-grün durch. Ihr Korn kommt dem von Anth. arboreus 'am nächsten, und so sind sie bei 
grosser Verwandtschaft mit denen des Anth. pratensis doch von ihnen mit Sicherheit zu unterschei- 
den. Hr. Macegillivray hat einige Exemplare dieses Vogels bei Edinburg erhalten, die jedenfalls von 


Grönland aus dahin gelangten, 


6. Der Wasserpieper. Anthus aquaticus. Becnst. (Anthus obscurus. Temw., rupestris. Nırs., 
petrosus. JE.) 


Tab. XXV. fie. 40. et AA. a. b. c. [Hrwırson, Col. Ill. Tab. 36. fig. 2.] 


Die höhern Gebirge des südlichen Europa, sowie die Meeresküsten des nördlichen, sind der 
Aufenthalt dieses Piepers, der ungefähr Grösse und Gewicht des Brachpiepers hat. Geringe Abwei- 
chung in der Färbung hat mehrere Ornithologen veranlasst, den nordischen Vogel, von dem beson- 
ders die in Farbe sehr abweichenden Jungen den Sommeraufenthalt im Herbste verlassen, als eigene 
Art zu betrachten. Da sich aber in den Maasverhältnissen, in Nest und Eiern kein einziges festes Un- 
terscheidungszeichen findet, scheint es gerathener, sie als Art nicht zu trennen. Auf den Gebirgen 
hält er sich in der Nähe der Schneegrenze, wo nur noch Zwergbäume vorkommen und wo niederer 
Graswuchs feuchten Boden deckt. Am Seestrande, von England, 'den Färöern bis Lappland, liebt er 
klippiges, mit etwas Graswuchs versehenes Gestade und geht daselbst nicht in das Land hinein. Zei- 
tig im Frühjahre wählen die Pärchen ihr Nestrevier und das Männchen lässt dann seinen ziemlich 
einfachen Gesang fleissig hören. Es sitzt dabei meist auf einem vorspringenden Punkte, einem Steine, 
einer Klippe oder einem Zwergbaume, steigt von diesem in die Luft und singt dabei zuerst langsam, 
dann immer schneller, tingk-tingk-tingk! und schliesst dann im Herabsteigen mit einem gezogenen 
si-si-si-si-si! Ende Mai fand ich im Riesengebirge mehrere Nester mit %# bis 6 Eiern, auf denen das 
Weibchen so fest sass, dass es erst vor den Füssen abflog. Die Nester stehen im Moose und Grase 
dem Boden gleich, frei oder unter dem Schutze eines überhängenden Steines und enthalten nach der 

33 


Umgebung entweder blos Gras und Moos, oder auch Seetang in ziemlicher Menge, eine dicke Wand 
bildend. Ich besitze viele derselben, aus denen ich folgende hervorhebe. Nr. 1. vom St. Gotthardt, 
im Mai mit 5 Eiern, bildet einen wohlgerundeten Napf und besteht aus etwas Moos, einigen Federn, 
dürren Pflanzenstengeln und Grashalmen. Letztere bilden auch nebst einigen Haaren die ziemlich 
glatte Auskleidung. Es ist &'/,” breit, 2'/,” hoch, 2'/” weit und 1'/," tief, die Eier liegen sehr geräumig 
und erreichen den Rand nicht. 5 andere aus derselben Gegend kommen diesen in Allem sehr nahe, 
Nr, 2. aus den Pyrenäen durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon, wo es mit 5 Eiern zwischen Fels- 
trümmern unweit eines Wasserfalles stand. Es ist 4” breit, 1’/4" hoch, 2"/* weit und 1” tief, besteht 
aus ziemlich starken Stengeln und Halmen und ist inwendig mit feinem Grase und Würzelchen aus- 
gekleidet. Nr, 3, aus dem Riesengebirge, wo es Ende Mai unter dem Schutze eines grossen Steines 
mit 5 Eiern im Moose stand. Es ist 4” breit, 3” hoch, 2'/,” weit und tief, besteht aus vielem Moose, 
Grashalmen und einigen Stengeln und hat einen glatten, mit sehr zartem Grase und Hirschhaaren 
ausgelegten Napf. Die Eier stecken ganz in der Tiefe, was in solcher Region nöthig ist, damit der 
Vogel bei heftigem Schneefall den grössten Theil des Körpers in das Nest einziehen kann. Nr. 4. von 
den Füröern durch den dortigen Gouverneur, Hrn. Amtmann Ployen, im Juni mit 6 Eiern, ist 4'/." 
breit, 2'/” hoch und weit, 1'/” tief; die Eier liegen auch hier geräumig und erreichen den Rand 
nicht. Es besteht aus wenig Moos, Grasstöckchen mit langen, dünnen Halmen und Blättern , nebst 
langen Haaren des nordischen Schafes, welche mit einigen Rosshaaren die innere Auskleidung bil- 
den. Mehrere andere von der nordischen Form, die ich vergleichen konnte, waren diesem sehr ühn- 
lich, nur dass of etwas zarter Seetang beigegeben ist. 41 Eier aus den verschiedenen Oertlichkeiten 
verhalten sich wie folgt: ") Länge 8°/,”, Breite 7”, 1 Stück; Länge 9”, Breite 7 bis 7'/”, & Stück; 


I/m 


Länge 9'/,”, Breite 7 bis 7'/,”, 6 Stück; Länge 9%”, Breite 7 bis 7'/”, 16 Stück ; Länge 9%”, 
Breite 7'/, bis '/,”, 7 Stück ; Länge 10”, Breite 7'/, bis 4”, & Stück; Länge 10%,”, Breite 7'/,”. 
2 Stück; Länge 10'/,”, Breite 7'/,”, 4 Stück. Das Gewicht beträgt gegen 2'/, Gran, die Gestalt 
gleicht vollkommen der anderer Arten, die Färbung kommt am mehrsten mit der von Anthus pra- 
tensis und pensylvanicus überein. Die Mehrzahl hat auf graugrünem Grunde grüne und graubraune 
dichtverworrene Fleckchen und Strichelchen, wenige haben einen reinen grünlichen Grund mit grün- 
grauen und grünbraunen Fleckcehen, von diesen führen die mehrsten ein deutliches Kränzchen vor 
der Basis, andere haben graubraunen Grund mit braungrauen und braunen Fleckchen. Viele haben 
einen Haarzug, der aber selten lebhaft gefärbt ist. Das Korn ist so zart wie bei dem Wiesenpieper, 
nähert sich aber darin dem von Anth. campestris, dass es nach der Höhe sich mehr verflacht. In- 
wendig scheinen sie grün oder gelblichgrün durch. Bei genauer Berücksichtigung aller angegebenen 
Merkmale wird man diese Eier von denen der andern Pieper sowol, als auch der Lerchen und Sper- 
linge stets sicher unterscheiden können. 


T. Der Neuholländische Pieper. Anthus australis. Vi@. et Honsr. 
Tab, XXV. fig. 12. 


Es ist dieser Pieper in mehreren Theilen von Neuholland häufig, hat die Lebensweise von An- 
thus arboreus, ist aber etwas grösser, Hr. Dr. Preiss fand im October ein Nest desselben mit 3 Eiern 


*) Es sind zwar die Eier der nordischen Form unter Fig. 11. abgebildet, es linden sich aber ganz gleiche aus der 
Schweiz und den Sudeten. 


239 —— 


am Boden unter einem Strauche. Das etwas lockere Nest enthält als innere Auskleidung zarte Gras- 
halme und Klümpchen von Pflanzenwolle. Die Eier sind in Grösse, Gestalt und Färbung sehr nahe 
mit denen des Anth. campestris verwandt, ihr Korn kommt aber mehr mit dem von Anth. aquatieus 


überein und hat ganz feine, tiefe Poren. 


8. Der goldgelbe Pieper. _Anthus correndera. Vırıuu. (Le Correndera. Azara. Il. p. 315.) 

Seine Grösse ist etwa die des Baumpiepers, sein Aufenthalt erstreckt sich von Paraguay bis 
Patagonien. Nach Azara steigt das Männchen scheitelrecht oder etwas spiralig singend in die Höhe, 
oft aus der Gesichtsweite und lässt sich dann plötzlich herabfallen. Ihr Nest bauen sie vom October 
bis December ziemlich künstlich aus langen dünnen Grashalmen unter den Schutz eines Gras- oder 
andern Pflanzenbusches möglichst verborgen ; sie legen bis k Eier, welche auf weissem Grunde rotlı 
gefleckt sind, dichter nach der Basis zu. 

Die zwei folgenden Arten mögen hier als Anhang stehen, bis man gehörig ermittelt haben wird, 
ob sie ein wirklich verschiedenes Genus bilden. Man hat sie zu Turdus oder Sylvia gesetzt, auch ein 
eignes Geschlecht als Seiurus daraus gebildet. Sie leben im nördlichen Amerika und gleichen in Fär- 


. 
bung und Gestalt unsern Piepern sehr. 


9, Der Neuyorker Drosselpieper. _/nthus (Seiurus) noveboracensis. Larn. (Tn.) Sylvia nonebora- 
censis. Larn. Turdus aquaticus. Wırs. New- York Thrush. Nuwrar. 1. p. 35». 

Er erinnert sehr an den Wasserpieper, nur dass Flügel und Schnabel etwas anders gebildet 
sind. Gebirgswässer der südlichen und nordwestlichen Theile der Vereinigten Staaten sind sein Som- 
meraulenthalt, wo er vom April bis Mai den Nestbau beginnt. Das Männchen lässt in dieser Zeit, in 
einem Baumzweige am Wasser versteckt, Tag und Nacht seinen recht angenehmen Gesang hören. In 
Louisiana wird das Nest zeitig im April gebaut und besteht aus dürrem Laube, Moos und feinen 
Grashalmen, ausgekleidet mit Haaren oder haarartigen Fäden der Tillandsia usneoides. Die # bis 5 


Eier sind fleischfarben mit dunkelrothen Flecken an der Basis. * 


10. Der goldköpfige Drosselpieper. Anthus (Seiurus) aurocapillus. Wırs. (Tn.) (Motaeilla. L, Tur- 

dus. Larn. Sylvia. Bon. Golden-crowned Thrush or Oven-Bird. Nurrau. 1. p. 355.) 

Von der Grösse des vorigen, ist er ebenfalls Sommervogel in den Vereinigten Staaten, in denen 
er Ende April oder Anfangs Mai ankommt und in schattigen Wäldern seinen Aufenthalt wählt, wo er 
sich meist am Boden, doch auch in den Baumzweigen hält. In der Nistzeit lässt das Männchen, ge- 
wöhnlich auf einem horizontalen Aste sitzend, seinen wenig angenehmen Gesang hören, ein anhal- 
tendes 'tschr-titschr-titschi, was erst leiser, dann allmälig lauter hervorgebracht wird. Sein wunder- 
bar backofenförmiges Nest ist allen Jägern bekannt, welche seinen Aufenthalt, wilde Waldeinöden, 
besuchen. Dieser künstliche Bau ist etwas in den Boden eingesenkt und meist an einer am Gebüsch 
fortlaufenden Moosbank oder einem Hange, sehr nett aus dürren Grasblättern, welche auch die Aus- 


kleidung bilden, gefertigt und mit einem dicken Dache von gleichem Material überwölbt, in welches 


*) Hr. Nuttal ist nicht ganz sicher, ob Turdus ludovicianus. Aup. dieselbe Art oder nur eine nahe verwandte 
ist. Von dieser nur ist das über Nest und Eier Angeführte zu verstehen. 


33. 


Laub und Zweige eingearbeitet sind. Der Eingang befindet sich an der Seite. Lie 4 bis 5 Eier sind 
weiss, nach dem stumpfen Ende röthlichbraun gefleckt. Nähert man sich dem Neste, so entflicht der 
Vogel mit der Stille und Schnelligkeit einer Maus; bemerkt er, dass man dasselbe entdeckt, so ver- 
sucht er davon abzuleiten, indem er vor den Füssen am Boden flattert; erscheint ihm seine Mühe 
vergebens, so eilt er davon 


Dritte Familie. 
Drosseln. Turdi. 


Der Grösse nach zum Theil die ansehnlichsten Vögel der Ordnung, so auch durch Gesang, Nest- 
bau und Lebensweise oft sehr ausgezeichnet, bilden sie mehrere über den grössten Theil der Erde 
verbreitete Geschlechter, die mit vorhergehenden und nachfolgenden in vielfacher Beziehung stehen 
Sie sind Zug-, Strich- oder Standvögel, ihre Hauptnahrung besteht aus Insekten und Beeren , sie 


vermehren sich meist stark. 


Erstes Geschlecht. 
Drossel. Turdus. L. 


Ein aus vielen Arten bestehendes, fast gleichmässig über die ganze Erde verbreitetes Geschlecht, 
gewissermassen grosse Sylvien, deren mehrste an Baumwuchs gewiesen sind, während andere kah- 
les Gestein lieben und so an die Steinschmätzer sich anschliessen. Die Männchen lassen ihren meist 
sehr angenehmen Gesang nur im Stillsitzen hören. Sie nisten in Bäume, Sträucher und Gestein, bauen 
künstliche, of feste Nester aus bindender Erde oder faulem Holze, machen oft 2 Bruten im Jahre mit 
ziemlich vielen grünlichen, meist gefleckten Eiern, deren Korn ziemlich gleichartig entwickelt ist. Es 
besteht aus Nach erhabenen, schmalen, verästelten, mehr oder minder deutlich gekörnelten Zügen, die 
hier und da auch einfache Querleisten bilden und häufig kürzere oder längere Querfurchen zwischen 
sich lassen, in denen die kleinen flachen und tiefen Poren stehen, die am Aussenrande etwas eckig, 
dann aber glatt, meist in tiefen Punkt verlaufen. 


A. Steindrosseln. 


Sie nähern sich zwar in Gestalt und Aufenthalt den Steinschmätzern, haben aber zu viel Veber- 
einstimmendes mit den übrigen Drosseln, als dass man sie füglich von ihnen trennen möchte. Die 
nicht sehr zahlreichen Arten leben im wärmeren Theile der gemässigten Zonen, halten sich an kah- 
les zerklüftetes Gestein, wo sie auch ihre Nester, welche meist ganz aus Pflanzenstoffen bestehen, er- 
bauen, Ihre Eier sind blaugrünlich einfarbig oder sehr schwach rothbraun gefleckt. 


1. Die rothe Steindrossel. Turdus saratilis. (am. (Petrocossyphus. Bosr,. Petrocichla. Sw.) 


Tab. XXIV. fig. 1. a. b. [Zivansı, p. 60. Tab, VI. fig. 23. Goesruen und Winsins, Tab. 75. Scmxz, Eier. Tab. 36. 
fie. 8, Nausany und Bener, Heft IV. p. b. Tab. VII. fie. 8. Turexewans und Bneum, Ien 2. p. 20.) 


Die Küstenländer des Mittelmeeres, von der Meerenge von Gibraltar an bis Asien sind der Haupt- 
aufenthalt dieser Drossel, welche etwas kleiner ist als Turdus iliacus, etwa die Grösse des Staares, 


doch nicht ganz sein Gewicht hat. Vorzüglich sind es die Gebirgszüge, denen sie folgt, und man fin- 


u 


ee 


det sie in Nordafrika, Griechenland und andern wärmern Ländern nicht leicht unter 3000’ nistend, 
während sie in den nördlichen Theilen ihres Aufenthaltes, in Böhmen und den Rheingebirgen viel 
weiter herabsteigt. Als Zugvogel erscheint sie erst im April an ihren Nistplätzen, wo das Männchen 
seine laut flötende Stimme fleissig hören lässt, in welcher es manchen der bessern Sänger, wie dem 
Plattenmönch, nahe kommt, nur dass sie viel stärker ist. Es sitzt dabei auf einem freien Punkte, singt 
anhaltend und fast zu jeder Tagesstunde. Als vorsichtige scheue Vögel legen sie auch das Nest mög- 
lichst versteckt in Felsspalten, unter Steingerölle, in Mauerlöcher von Ruinen, seltener in Reissighau- 
fen verlassener Sennenhütten an. Es ist nach der Oertlichkeit grösser oder kleiner, aber immer mehr 
massig als kunstvoll aus dürren Halmen und Wurzeln erbaut. Folgende Stücke meiner Sammlung 
werden dies erläutern. Nr. 1. aus den höhern Pyrenäen in kahler dürrer Umgebung zwischen Fels- 
blöcken mit 5 Eiern von Hrn. Prof. Mocquin-Tandon gefunden. Die gröbere Unterlage fehlt, der innere 


rt 


Napf besteht aus feinen Grashalmen und Würzelchen, ist 3° weit und 1'/” tief. Nr. 2. aus der 
Schweiz, durch Hrn. Pastor Bourrit in einer Felsspalte im Mai mit Eiern. Es ist 5'/” breit, 2'//” hoch, 
3” weit, 1'/” tief, hat lachen Boden, auswendig eine Unterlage von Grasstöckchen, Wurzeln und et- 
was Moos und Pflanzenpappus. Innen folgt eine starke Schicht von Grashalmen, welche rund über- 
und ineinander gelegt sind. Die innerste ziemlich lockere Auskleidung besteht aus etwas stärkern har- 
ten Wurzelfasern. Nr. 3. aus den Gebirgen unweit Wien, mit 6 Eiern im Mai gefunden, ist %'/,” breit, 
2\/” hoch, 2” weit und 1°//” tief, besteht äusserlich aus Laubmoos verschiedener Art an dem zum 
Theil noch etwas Boden haftet; dann ganz aus den Stengeln und Halmen der Festuca duriuscula, 
welche so gelegt sind, dass die Halme nach aussen und oben, die Stengel nach innen kommen. Nur 
am Grunde des innern Naples finden sich zarteste Wurzelfasern. Nr. %. aus Siebenbürgen, durch 
Hrn. Pastor Baldamus, ist hemisphärisch aus viel Schafwolle und Moos, etwas groben dürren Sten- 
geln und Wurzeln erbaut, inwendig mit zarten Grasstengeln und Würzelchen ansgekleidet, und nähert 
sich so manchen Nestern des ZLanius collurio. Es ist 2'/,” hoch, 5” breit, gegen 3” weit und 1'/,” 
tief. So sind im Ganzen diese Nester eigenthümlich und am mehrsten mit denen der nächsten Art 
verwandt. Meist werden zwei Bruten in einem Sommer zu Stande gebracht, deren Satzzahl meist 5, 
selten 4 oder 6 ist. Das Verhalten der Eier ist nach 22 Exemplaren aus verschiedenen Gegenden 
folgendes: Länge 10°”, Breite 7'/,”, 2 Stück; Länge 10'//”, Breite 6°/, bis 7°//”, 4 Stück; Länge 
11””, Breite 8°, 8 Stück; Länge 11'//”, Breite 8\//”, 2 Stück; Länge 1”, Breite 9”°, 3 Stück ; 
Länge 1” '/,”, Breite 9”, 3 Stück. Die Schweizerexemplare sind unter den meinigen die grössten. 
Das Gewicht steigt nach der Grösse von 3'/, bis fast 5 Gran. Sie sind meist stark ungleichhälftig, 
nach der Basis sanft zugerundet oder etwas stärker abfallend, nach der Höhe meist stark oder sehr 
stark abfallend, stumpf zugespitzt oder etwas abgestumpft. Die Grundfarbe ist grünlichblau, frisch in 
der Regel sehr lebhaft; ") nur wenige sind ganz ungefleckt, die mehrsten haben in der Nähe der Ba- 
sis kleine, gerundete, bräunliche und rothbraune Fleckchen, die man häufig erst mit der Lupe bemerkt. 
Die ganze Schalenmasse ist gleichmässig gefärbt und so scheinen sie auch inwendig sehr lebhaft 
blaugrün durch. Das Korn ist zart, die Züge wenig erhaben, die Furchen ziemlich häufig, sowie die 


flachern und tiefern Poren. Mit denen der Blaudrossel sind sie nahe verwandt, kommen ihnen auch 


*) Ein in der Gefangenschaft gelegtes Ei zeigt in Färbung, Gestalt und Gewicht keinen Unterschied, nur das 
Korn ist weniger regelmässig entwickelt. 


in Fürbung und Grösse zum Theil fast gleich, aber nie in der Gestalt, die sich bei jenen dem Gleich- 
hälfligen mehr nähert, sowie auch ihr Korn feiner ist. Mit den Staareiern können sie bei anderer Fär- 
bung und ganz anderm Korne nicht füglich verwechselt werden. 


2. Die blaue Steindrossel. Turdus eyanus. I... (Petrocossyphus. Bose. Petrocichla. Vie.) 
Tab. XNIV. fig. 3. a. b. [Scmxz, Eier. Tab. 36. a. ig. 8. Tuwexemans und Baeuw, Hef Il. p. 20.) 

Etwas grösser als die erste Art, ihr aber in Sitten und Aufenthalt verwandt, gehört sie mehr 
noch dem Süden an, wo sie weniger hobe Berge als felsige Gegenden, Ruinen, sogar grössere, ruhige 
Gebäude der Städte bewohnt, nach Art des Hausröthlings. Sie gehört auch mit zu den Vögeln, wel- 
che die trichterförmigen Kalkhöhlungen des südöstlichen Europa bewohnen und daselbst mit Corvus 
graculus, Columba livia und Falco tinnunculus in sicherer Ruhe sich fortpflanzen. Sie ist Stand - oder 
Strichvogel und bezieht schon zeitig im Frühjahre ihren Nistplatz, den sie ganz ähnlich mit der vori- 
zen Art wählt und daselbst ein massiges, mehr flaches, kunstloses Nest aus Grashalmen und Wurzeln 
erbaut. Zwei derselben will ich aus meiner Sammlung, als besonders vollständig und wohlerhalten, 
beschreiben. Nr. 4 aus Dalmatien, den 10. Mai mit 5 Eiern durch Hrn. L. Parreyss eingesendet. 
Es bildet einen fachen Napf von 6” Breite und 2” Höhe, der auswendig aus Grasstöckchen, dürren 
Blättern, etwas Moos und gröbern Pflanzenstengeln, inwendig aus graurothen, wellig gebogenen, stei- 
fen Faserwurzeln zusammengelegt ist. Das Innere ist zwar geräumig. aber so fach, dass die 
Eier den unbestimmten Rand überragen. Nr. 2. aus Griechenland, durch Hrn. Dr. Lindermeyer An- 
fangs Mai mit 5 Eiern. Zur Ausfüllung des Standortes hat es einen schrägen Anhang und misst in 
dessen Richtung 8”, ausserdem nur 5'/,/” in der Breite, in der Höhe 4°/,”, in der Weite 3'/,”, in der 
Tiefe kaum 1”, sodass auch hier die mehrsten Eier über die Oberfläche vorragen. Es besteht aus- 
wendig aus Grasstöckchen, groben und feinen Pflanzenstengeln, ziemlich fest und dicht ineinander 
zefügt, nach innen bilden feine, aber steife Wurzelfasern die ziemlich sorglose Auskleidung. DerSatz 
besteht meist aus 5 Eiern, welche etwas ungleichhälftig, dem Gleichhälfigen nahe, auch ganz gleich- 
hülftig sind. Die Maase an 21 Exemplaren sind folgende, unter sich schr abweichende: ") 


Länge 11”, Breite 8'/”, 2 Stück. Länge 4” \/”, Breite 8/,— 9”, 2 Stück. 
- ae, Bye _ yet wu 
> Milan a air 2 - a ey 
ram 2 Sa Ye 1 Ay ar Di 
u ER De N 


Das Gewicht hält sich ziemlich gleichmässig um 4, Gran, die Grundfarbe ist grünlichbläulich, öfters 
etwas lebhaft, doch auch an frischen Exemplaren zuweilen ziemlich matt. Selten kommen ganz un- 
geleckte vor; manche sind sogar ziemlich stark gefleckt, wo dann auch die Flecke in 3 Farben er- 
scheinen. Die untersten sind röthlichgrau, dann folgen graubraunröthliche und zu oberst rolhbraune. 
Meist finden sich nur um die Basis einzelne kleinste und sehr kleine, zerstreute Fleckchen, selten zu 
einem Kranze vereinigt und am seltensten über die ganze Oberfläche zerstreut. Alle diese Verschie- 
denheiten kommen an demselben Satze vor. Der Glanz ist mässig, das Korn feiner als an voriger 


*; Es hat dieser Vogel im Ganzen keine schöne Gestalt und so beurkundet auch die bedeutende Abunderung 
der.Eier in Form und Verhältnissen seine niedere Stellung 


— — Au 


Art, mit kleineren Poren, inwendig scheinen sie auch weit blasser durch als jene. Ausserdem sind sie 
auch nahe verwandt mit denen des Turdus migratorius, welche aber eine gröbere Schale und fast 
stets gesättigtere mehr grüne Färbung haben; dann mit denen des gemeinen und Rosenstaares , die 


sich aber durch ganz anderes Korn leicht unterscheiden lassen. 


3, Die Garten-Steindrossel. Turdus erythacus. Gm. Jan Fredrie. Luvaıın.. Ois, d’Afr. Tom. I. p. 54. 
Tab. XXIV. Fig. 2. 

Es ist dies ein Vogel, der den Systematikern hinsichtlich seines richtigen Unterbringens viel 
Schwierigkeit bereitet, da er fast gleichmässige Verwandtschaft mit Sängern und Drosseln zeigt. Er 
lebt sehr häufig im südlichen Afrika, findet sich fast in allen Gärten der dortigen Colonisten, wo er 
sich meist am Boden oder im Gebüsch hält, und führt seinen allgemein angenommenen Namen von 
seinem gewöhnlichen Locktone, den er auch in seinen Gesang verwebt. In der Grösse steht er zwi- 
schen der Nachtigal und rothen Steindrossel, legt sein Nest in niederes, dichtes Gebüsch an und er- 
baut es auswendig aus Moos und biegsamen Wurzeln, füttert es inwendig mit weicher Pflanzenwolle 
aus. Durch den rühmlichst bekannten afrikanischen Reisenden, Hrn. Drege, erhielt ich Nest und Eier. 
Ersteres, ohne die gröbere Aussenwand, besteht aus einem Napfe von etwa 4’ Breite und 1'/,” Höhe, 
der von kurzen Pflanzenstengeln gebildet und mit Pflanzenwolle und Antilopenhaaren ausgekleidet 
ist. Die Eier haben die Gestalt der rothen Steindrossel, sind 10 bis 10Y//” lang und 7 bis 7,” breit, 
von bläulicher oder graugrünbläulicher Grundfarbe, mit röthlichgrauen, graurotlien und bräunlich- 
rothen feinen, verworrenen Fleckchen gleichmässig oder nach der Basis dichter, auch kranzartig ver- 
sehen. Ihr Korn ist vollkommen drosselartig, wie bei den eigentlichen Walddrosseln, sodass man den 


Vogel wol am besten hierher, zwischen Stein- und Walddrosseln stellt. 


B. Walddrosseln. 

Sie sind der eigentliche Hauptstamm des Geschlechtes, zahlreich an Arten, fast gleichmässig über 
die ganze Erde verbreitet. Wo sich nur etwas dichterer Baumwuchs findet, von den Zwergbäumen 
#er Schneeregion bis zum dichtesten Urwalde der heissen Zone, leben Arten derselben, zum Theil so- 
gar in der Nistzeit gesellig, die meisten wenigstens ausser derselben. Die Männchen haben einen 
hellen, oft schönen und starken Gesang, den sie schon zeitig im Jahre hören lassen, wie sie zum 
Theil noch im halben Winter zu nisten beginnen, halten aber oft noch weit in den Sommer hinein in 
den Morgen- und Abendstunden damit aus, da sie bis 3 Bruten im Jahre aufziehen. Die Eier sind 
einfarbig oder gefleckt bläulichgrün oder grünlichblau, und es mögen diejenigen Arten beginnen, 
welche ungefleckte Eier legen. 


4. Die Wanderdrossel. Turdus migratorius. L. (American Robin. Nursar. 1. p. 338.) 
Tab. XXIV. fig. 5 
Sie lebt in der Nistzeit über den grössten Theil von Nordamerika, von den Gebirgsländern des 
Süden bis in den Polarkreis hinein, wo es noch etwas Baumwuchs gibt, zahlreich verbreitet, wo sie 
oft, von den Colonisten geliebt und geschützt, so zutraulich wird, dass sie ihr Nest ganz in der Nähe 


menschlicher Wohnungen anbringt.‘) Das anschnliche, recht grosse Nest wird meist in einem Strauche 


*) Herr Nuttal führt ein Beispiel an, dass ein Paar dieser Vögel sich nur wenize Ellen vom Ambose eines 
Schmiedes, ein anderes in den Rumpf eines eben in der Arbeit befindlichen Fahrzeugs angebaut habe 


oder auf einem horizontalen Aste eines Baumes angebracht und zwar in sehr verschiedener Höhe. 
Es besteht auswendig aus alten Blättern, dürrem Grase und Flechten, verbunden mit schlammigem, 
bindendem Boden, und ist inwendig mit dünnen Wurzeln und feinen Grashalmen ausgelegt. Ein Exem- 
plar, welches ich aus Labrador durch Hrn. Möschler besitze, ist eines von den kleinern, stand in der 
Astgabel einer weissen Tanne und bildete einen tiefen, seitlich etwas zusammengedrückten Napf von 
4°//” Länge und #” Breite, 3'/,” Höhe und Weite, 1°/,” Tiefe, besteht aus ziemlich viel langer Ren- 
thierflechte, dürren Zweigen und Halmen, welche mit schwarzer Erde zu einem festen Ganzen ver- 
bunden sind, und hat im Innern eine dicke Schicht haarfeinen, gelbbraunen Grases. Die 5 Eier füllen 
den Innenraum beiweitem nicht aus und liegen tief unter dem Rande. Ein anderes Exemplar im kai- 
serlichen Museum zu Wien, aus Neuyork, ist 5” breit, 3. hoch und weit, 2'/;” tief, ziemlich halb- 
kugelig, auswendig aus Grashalmen mit Lehm durcharbeitet, dem zur Befestigung noch flachsartige 
Fasern beigegeben sind, sodass es sehr fest geworden ist. Die isnere Ausfütterung bilden feine Gras- 
halme. Die Satzz hl ıst meist 5, und es werden 2, auch 3 Bruten in einem Sommer aufgezogen, für 
welche die Alten sehr besorgt sind und die sie gegen Anfälle der Schlangen und Raubkukuke mu- 
thigst vertheidigen. Die Eier sind ungleichhälfig, nach der Basis sanft, selten stark, nach der stum- 
pfen, selten spitzen Höhe meist sehr stark abfallend. 56 Exemplare vom mittlern bis nördlichsten 
Nordamerika gesammelt, verhalten sich wie folgt: Länge 11’, Breite 8°//”, 1 Stück ; Länge 114”, 
Breite 8'/,”, 2 Stück, Länge 1”, Breite 8, bis 9, 6 Stück; Länge 1”, ”, Breite 8°/, bis 9”, 
26 Stück; Länge 4” 1”, Breite 8'/, bis 9',”, 40 Stück ; Länge 1” 2””, Breite 9 bis 9%”, 10 Stück ; 
Länge 1” 2'/”, Breite 9'//”, 4 Stück. Das Gewicht der mehrsten steigt über 5 Gran; die grössten 
wiegen 5'/,, die kleinsten 4, Gran. Fast alle sind einfarbig, schr lebhaft und gesättigt blaugrün. 
Unter meinen gesammten findet sich nur eins auf grünlichgraublauem Grunde mit kleinen, rothgrauen, 
verwaschenen un hellbraunrothen, gerundeten, deutlichen Fleckchen versehen. Einige andere haben 
nur mit der Lupe sichtbare Fleckchen, meist in den Poren. Ihr Glanz ist mässig oder ziemlich stark, 
das Korn sehr entwickelt, mit geglätteten, gedrängten, kurzverästelten, körnigen Zügen und dichten 


Poren und ist dem von. Turdus musicus nächst verwandt. 


5. Die Katzen- Drossel. Turdus felivor, Vıriwe. (T. tieidus. Wıws. H. p. 9. pl. 20. Cat. Bird. 
Norras, 1. p. 332. 
Tab. XXIV. fie. 6 

Obgleich in den Maasen mit Turd. saratılis nahe stimmend, ist sie doch schlanker und leichter 
und gehört Nordamerika bis Canada an. Als Zugvogel kehrt sie in den nördlichen Provinzen vom 
April bis Mai zurück und ist ein ziemlich zutraulicher Vogel, den man seines, dem Miauen der Katzen 
ähnlichen Rufes wegen überall kennt, und seines recht angenehmen Gesanges, in welchen er die 
Töne benachbarter Vögel verwebt, gern hat. Sie legt ihr Nest, das erste Mal meist Ende Mai, in einem 
Dickicht, 5 bis 10° vom Boden an, und erbaut es ziemlich massig und fest, doch ohne Erde. Es 
besteht auswendig aus Zweigen, dürrem Grase, Laube und Baststreifen, wohl ineinander gefügt und 
etwas zusammengeklebt,*) mit innerer Auskleidung aus schwarzen Farrnkrautwurzeln. Nach der 
südlichern oder nördlichern Belegenheit des Aufenthaltes werden 2 oder 3 Bruten in einem Sommer 


* ir. Nuttul, dem diese Beschreibung entnommen, gibt nicht an, aus wos das Bindemittel bestehe, 


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Er 


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265 —— 


gemacht, deren Satzzahl 4 bis 5 beträgt. Die Eier sind ungefleckt blaugrün, vollkommen gesättigt 
und glänzend, wie es sonst nur bei Crypturus-Arten vorkommt. 15 Exemplare, die ich vergleichen 
konnte, weichen in der Farbe wenig ab; einige derselben ziehen etwas in das Saftgrüne. Ihre Maase 
sind folgende: Länge 9°//”, Breite 7°%//”, A Stück; Länge 10’, Breite 7°//”, 3 Stück; Länge 10”, 
Breite 7°/, bis 8”°, 8 Stück; Länge 10'/,”, Breite 8 bis 8'//””, 2 Stück ; Länge 10°//”, Breite 8//”, 
1 Stück. Ihr Korn ist dem von Turdus musicus nächst verwandt, ihr Gewicht beträgt 3'/, Gran. 
Durch die grüne Farbe, das derbere Korn und meist etwas anschnlichere Grösse unterscheiden sie 
sich von denen des Turdus minor. Wilson führt einige interessante Versuche an, welche er mit die- 
sem Vogel anstellte, um die Anhänglichkeit an seine Brut zu prüfen. Er nahm 2 Eier aus einem Neste 
und legte dafür die des Turdus rufus unter. Sogleich kam das Männchen herbei, besah die Eier und 
flog zu seinem Weibchen, um gewissermassen mit ihm zu berathschlagen. Es kehrte darauf zum 
Neste zurück, nahm das eine dieser Eier und trug es wol 30 Ellen weit fort, dann auch das andere. 
Wilson legte nun die beiden echten Eier wieder zurück und das Weibchen nahm sogleich von ihnen 
Besitz. Er nahm ferner 2 halbflügge Junge aus einem Neste und setzte sie in ein anderes, wo das 
Weibchen noch brütete. Sogleich warf sie dieses heraus: Das Nest stand nicht hoch und sie wurden 
durch den Fall nicht beschädigt; der männliche Vogel bemerkte sie, nahm sich der Hülflosen an und 
fütterte sie gross. Ein drittes Nest mit 5 stark bebrüteten Eiern nahm er aus seiner Stellung, einem 
Weinbusche heraus und befestigte es in einem nahen Dickicht von Rosen. Das Weibchen folgte dem- 
selben und brütete die Eier aus. 


6. Die lohbraune Drossel. Turdus minor. Gm. (Turdus mustelinus. Wırs. Turdus Wilson. Bo- 
nar. HWilson’s Thrush. Nurrar, I. p. 349.) 


Tab. XXIV. fig. 7. 


Sie ist eine recht kleine Drossel, nur wenig schwerer als eine Feldlerche, und gehört im Som- 
mer den nördlichen Provinzen der Vereinigten Staaten bis Canada an, wo sie sich in schattigen Wäl- 
dern und dicht verwachsenen Gärten hält, und wo das Männchen, auf einem niedern Baumzweige oder 
Busche sitzend, des Morgens, häufig auch am späten Abend seinen etwas hohlen, wirbelnden, sehr 
abwechselnden Gesang hören lässt. Der Nestbau beginnt das erste Mal meist Anfangs Mai, das zweite 
Mal im Juli, wo dasselbe in einem niedern, dornigen Busche, nur 4 bis 3° über dem Boden angebracht 
wird. Oefters findet man es auch ganz an der Erde, nur auf etwas dürren Blättern oder Zweigen 
aufstehend. Seine Aussenwand bilden dürre Eichen- und Buchenblätter, Grashalme und Pflanzen- 
stengel, während es inwendig mit macerirten Blättern, Blattstielen, etwas feinem Grase, zuweilen mit 
Wurzelfasern vermischt, ausgekleidet ist. Die & bis 5 Eier sind smaragdgrün und unterscheiden sich 
von denen der Katzendrossel nur dadurch, dass sie etwas kleiner und blauer sind. So weit Hr. 
Nuttal. Ich besitze durch Hrn. Notar Bruch zu Mainz einen Satz dieser Eier aus Pennsylvanien, wel- 
che 9'/, bis 10'//” lang, 8'/, bis °/,” breit und fast gleichhälftig sind, auch nach der Basis meist 
ziemlich abfallen und im herrlichsten, gesättigten, lebhaften Grünblau gefärbt sind. Ihr Glanz ist stark, 
das Korn zarter als an Zurdus felivox und etwas flacher. Sie wiegen um 3 Gran. 


34 


71. Die lohgelbe Drossel. Turdus mustelinus. Gw. (Turdus melodus Wis, 1. p. 3°. pl. 2. fig. 1. 
Wood Thrush. Nurran, I. p. 343.) 
Tab. XXIV. fie. &. 

Sie hat die Grösse und das Gewicht von Turd. iliacus, lebt in schattigen Waldungen von Flo- 
rida bis zur Hudsonsbay, wo das Männchen zeitig am Morgen, besonders bei trübem Weiter, wie an- 
dere Walddrosseln, Nötend und laut singend sich bemerklich macht. Als scheuer Vogel wählt sie zur 
Anlage des Nestes recht dichtes, mit wildem Weine durchwachsenes Gebüsch, besonders gern in der 
Nähe von Wasserfällen. In eine junge Eiche oder anderes Strauchwerk wird das Nest erbaut und 
zwar auf eine starke Unterlage von verwitterten Buchen- und Eichenblättern. Der Nestnapf besteht 
aus dürren Grasstengeln und Blattstielen, mit Schlamm und faulem Holze vermischt, welches, wie bei 
der Wanderdrossel, eine Kruste bildet. Haarartige Wurzelfasern von Farrnkraut sind zur innern Aus- 
fütterung benutzt. Die 4 bis 5 Eier gleichen denen der Wanderdrossel so, dass sie schwer von ihnen 
zu unterscheiden sind. Ich erhielt 3 Exemplare aus zwei verschiedenen Nestern von Pennsylvanien, 
die sich folgendermassen verhalten. Sie sind ungleichhälflig, nach der stumpfen gespitzten Höhe stark 
abfallend, 10%, bis 41” lang, 8 bis 8'/,”” breit, grünlich graublau, meist nach der Höhe etwas lich- 
ter und mässig glänzend, Ihr Korn ist weit zarter als das der Eier von T. migratorius, nächstver- 
wandt mit dem von T. sawatilis. Ihr Gewicht beträgt nur 3 Gran, ist also wenigstens '/, Gran gerin- 
ger als das der kleinsten von der Wanderdrossel, die auch meist lebhafler und etwas mehr in das 
Grüne ziehend gefärbt sind. 


8. Die Singdrossel. Turdus musieus. 1. 
Tab. XXIV. fig. 8. [Zıvasnı, p. 39. Tab. V, fie. 3. Kreis, p. 23. Tab. IX. fie. 4. Guestuen u. Winsins. Tab. 33 
p. 102. Lewis, Tom. II. Tab. XIV. fig. 1. Mueizen, Singv. Tab. p. 50. Naumann u. Bunter, Heft V. Tab. IX. fie. 7 
Tirenemans u. Bnens, Heft Il. p. 45. Tab. V. fig. 14. Scnixz, Eierw. p. 102. Tab. 36. a. fig. 4. Hewırsox, Brit. 
Ool. Tab. 6. fig. 4. Id. Col. Ill. Tab. 18. fig. 2.] 

Ihr Gewicht beträgt etwa 6 Loth, ihre Verbreitung erstreckt sich über fast ganz Europa, und 
nistend kommt sie vom nördlichen Griechenland bis Lappland vor, wo sich nur etwas zusammenhän- 
gender Baumwuchs findet. Nur in den nördlichen Ländern ihres Aufenthaltes ist sie Zugvogel, schon 
in Schottland überwintert sie und verlässt das südliche Europa wol nicht, kehrt auch zeitig zu ihren 
Nistplätzen zurück. Diese wählt sie ebensowol im Laub- als Nadelwalde, obgleich sie im letztern 
weit sparsamer vorkommt, weil sich daselbst weniger ausreichende Nahrung findet. Ungestört wer- 
den in einem Sommer 2 Bruten zu Stande gebracht, in einzelnen Fällen wol auch 3. Ihre Lockstimme 
ist ein weit vernehmbares zipp, der Gesang des Männchens ebenso laut tönend als angenehm, ab- 
wechselnd und anhaltend. Es stimmt denselben sehr zeitig im Frühjahre an, wenn oft noch der 
Schnee nicht ganz verschwunden ist. Es sitzt dabei möglichst hoch und frei auf einem Baume, und 
der frühe Morgen wie der späte Abend sind ihm dazu die liebste Zeit. Die vollen reinen Töne lassen 
sich leicht mit Sylben bezeichnen, wechseln aber nach Oertlichkeit und Individualität sehr. Oft lau- 
ten sie wie fähr-äwä-fähr-awä, schirüp-schirüp, tiürrüh, türrüh, tschippiwih-tschippiwih, oder trättü- 
trättih, quiü, quei-quei, migäm-migäm, und so ferner. Schon im März beginnen die Singdrosseln in 
den nicht zu kalten Ländern ihres Aufenthaltes den Nestbau, wozu sie einen Busch oder niedern 
Baum wählen, da es meist mannshoch, selten niedriger oder bis 20° hoch gefunden wird. Sie sind 


 — 


oft sehr unvorsichtig bei der Auswahl des Platzes und legen das Nest nicht selten in noch kahle Bü- 
sche dicht an Holzwegen an Nach dem Standorte wird dasselbe von aussen glatter oder sparriger, 
ınehr oder minder massig, aus Moos allein, oder mit dünnen Zweigen und Grasstengeln vermischt, 
oder aus Gras allein erbaut. Inwendig ist es stets mit einer Rinde von faulem Holze überzogen, dem 
zuweilen etwas bindende Erde beigegeben ist, welche meist nur den obern, dicken Rand bildet. 
Diese Kruste wird nass an dem äussern, möglichst geglätteten und mit Moos ausgeglichenen Korbe 
aufgetragen; der Vogel benetzt dann sein Gefieder und glättet durch stetes Herumdrehen mit der 
Brust alles vollkommen. Am äussern Korbe arbeitet auch das Männchen mit, das Innere vollendet 
das Weibchen allein, während das Männchen nur Material herbeiträgt. Der innere Napf ist oft noch 


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nicht /,” dick, aber doch so haltbar, dass man ihn rein präpariren kann; zugleich ist er sehr leicht, 
wo nicht Erde beigegeben ist. Die englischen Ornithologen versichern, dass bei ihnen oft Pferdedün- 
ger dazu verwendet werde, auch an meinen Exemplaren haben manche etwas Kuhdünger als Zu- 
gabe, faules Holz aber fehlt keinem. Einige Stücke meiner Sammlung werden das Nähere erläutern. 
Nr. 1. aus den Pyrenäen, durch Hrn. Professor Mocquin-Tandon, stand in einem Kastanienbusche mit 
5 Eiern. Es ist ein wenig länglich, 5” lang und #” breit, 3'/,” hoch, fast 3” tief und besteht aus dürren 
Reisern, Farrnkraut, Flechten, Moos und Gras, welches mit bindender Masse zusammengehalten wird. 
Der innere Napf besteht nur am Grunde ganz aus faulem Holze, dann folgt eine Verbindung faulen 
Holzes mit graubraunem, gliinmerreichem Lehme, der nur am eingebogenen Rande etwas dicker auf- 
getragen ist; 34 Eier füllen den Napf aus. Nr. 2. aus einem Birkenbusch unweit Dresden, hat zuerst 
eine Unterlage von Moos und dürren Birkenblättern; dann folgen einige Birkenreischen, lange dünne 
Grashalme mit Moos, auf welches inwendig die sehr schwache Schicht faulen Holzes am Grunde und 
grauen Lehmes an der Wand aufgetragen ist, sodass man überall das Moos deutlich liegen sieht. 
Der nur wenig eingezogene Rand besteht aus Gras und langem Moose. Es ist 5” breit, 3” hoch, 
31/7” weit, 2'/” tief und hat inwendig denselben Raum als voriges. Nr. 3. aus dem Riesengebirge, 
im April mit 5 Eiern auf einer kleinen Fichte gefunden. Es ist sehr sparrig aus vielen zum Theil 
ziemlich starken Fichtenzweigen, Flechten, Moos und Grashalmen erbaut, inwendig mit einer gleich- 
mässig deckenden Kruste faulen Holzes überzogen, welche zum eingezogenen, aus langen, dürren 
Grashalmen erbauten Rande reicht. Es ist ohne die sparrigen Zweige 6” breit, #” hoch, etwas über 
3” weit, 2'/,” tief und fasst 36 Eier. Nr. k. aus einem Erlengebüsche unweit Dresden Anfangs April 
mit 6 Eiern, bildet eine sehr grosse Masse von Laubmoos, dem nur einige Zweige und Grasstengel 
beigegeben sind. Inwendig ist es bis zu dem ganz aus Moos gefertigten, nicht eingezogenen Rande, 
mit faulem Holze überklebt. Es ist 7 bis 8” breit, fast #” hoch, 31%” weit, 2'/,” tief, fasst 31 Eier. 
Das kleinste meiner Sammlung hat nur für 28 Raum. Zuweilen findet man noch etwas Moos frei im 
innern Napfe, den der Vogel auch während des Brütens meist feucht erhält, vielleicht weil bei der 
fast luftdichten Wand die Hitze beim Brüten zu stark würde. Der Satz zählt meist 5, seltener % oder 
6 Eier, welche zu den schönsten gehören, die es gibt. An den frischen, gefüllten, ist die Grundfarbe 
prächtig grün und die dunkeln gerundeten Flecke nehmen sich auf ihr vortrefllich aus. Von letztern 
sind die wenigen untersten röthlichaschgrau, die obern roth- und schwarzbraun, meist gerundet und 
ganz rein, seltener am Rande in das Blaurothe verwaschen. Gewöhnlich stehen sie nach der Basis 
zu dichter, bilden aber nur selten ein lockeres Kränzchen. Bei den vorhergehenden Arten kommen 
34" 


gelleckte Eier mehr als Ausnahme vor, hier Neckenlose, sodass unter 400 Stücken meiner Sammlung 
nur 3 sich finden, an denen man mit unbewaflnetem Auge keine Flecken bemerkt, nur an einem fin- 
det man auch mit der Lupe davon keine Spur. In der Sammlung zieht sich die Färbung in das Grau- 
liche und Weissliche, sodass sie da sehr viel von ihrer Schönheit verlieren. Gefüllt wiegen sie 1 Quent- 
chen 30 bis 50 Gran, entleert meist etwas über 5 Gran, wenige darunter, die grössten gegen 5 /, 
Gran. Ihre Gestalt ist meist stark ungleichhällig und etwas kurz, nach der Basis sanft zugerundet, 
oder auch etwas stark abfallend, wie nach der stumpfen, selten etwas spitzern Höhe stets. 


Länge 10%”, Breite 9", I Stück. Länge 41°%/”, Breite 8/,— 9%”, 32 Stück. 
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Ein sehr niedliches Spulei zeigt die Abbildung. Die Schale hat mässigen Glanz, ist ganz gefärbt, so- 
dass sie inwendig schr lebhaft blaugrün durchscheint. Das Koru ist mehr oder minder deutlich ent- 
wickelt, oft sehr abgeflacht mit kleinen, tiefen Poren, oft mit ziemlich erhabenen, geglätteten, mehr oder 
minder deutlich gekörnelten Zügen und grössern, am Rande eckigen Poren. Die gerundeten, fast 
schwarzen Flecke sind dieser Art eigenthümlich, sodass sie mit keinen andern verwechselt werden 
können. Das brütende Weibchen wird in der Mittagszeit einige Stunden vom Männchen abgelöst und 
nach 14 bis 15 Tagen erscheinen die Jungen. Man findet bei Hrn. Maegillivray eine Reihe schr inter- 
essanter Beobachtungen, von dem schon öflers erwähnten Hrn. Weir angestellt, aufgeführt, von de- 
nen ich folgende hervorhebe Wie schnell die Singdrossel mit dem ganzen Brutgeschäfte zu Stande 
kommt, beweist folgendes Beispiel: Hr. Weir fand ein Paar derselben am Morgen des 15. Juni mit 
Anlage ihres Nestes auf einem Apfelbaume im Garten beschäftigt; am Nachmittage des 16. war das 
Nest fertig, am 17. ward das erste Ei gelegt, am 21. setzte sich das Weibchen auf 5 Eier und am 
17. Juli Nogen die Jungen aus. Sie füttern ihre Jungen mit Schnecken, Würmern und Raupen und 
Hr. Weir fand, dass sie an einem Tage 206 Mal Futter zutrugen. Sie halten ihre Jungen sehr rein- 
lich und verschlingen sogar deren Excremente; Hr. Weir fand dieselben wirklich ım Magen an einem 
geschossenen Vogel, den er dieselben eben hatte aufpicken sehen. Am 6. Juni nahm er 6 fast Nügge 
Junge aus einem Neste dieser Vögel, am 21. sass das Weibchen schon wieder auf & Eiern in einem 
neuen Neste, welches er wegnahm, sowie er dem gefangenen Weibchen die Schwanzfedern auszog, 
es aber wieder frei liess. Am 28. Juli sass es bereits in einem neuen Neste auf & Eiern, deren Junge 
es glücklich grosszog. 
9. Die einsame Drossel, Turdus Aonalaschcae. Gw. (Museicapa guttata. Par. Turdus solita- 
rius. Wırs. V. p. 95. Turdus minor. Naumann, Isis 1826.*) 
Tab. XXIV. fie. ©. a. b 

Eine sehr kleine Drossel, welche über die sumpfigen Waldungen von Nordamerika und die In- 

seln zwischen Amerika und Asien verbreitet ist und in den südlichen Provinzen überwintert. Der 


*) Hr. von Homeyer hat die europäischen Drosseln sehr gut auseinandergesetzt; vergl. Rhea II. p. 447. Den Na- 
men unserer Art findet man bei Gmelin jedenfalls nur durch Druckfehler Aonalaschkae geschrieben 


— 269 


Gesang des Männchens wird als angenehm bezeichnet und Wilson fand ein Nest auf einem horizontalen 
Baumaste recht künstlich erbaut. Es bestand aus langem, dürrem Grase, mit Rosshaaren vermischt, 
während die Ausfütterung recht sauber aus trockenen, grünen Grasblättern gefertigt war. Nach die- 
sem Schriftsteller sind die Eier blassgrünblau, nach der Basis olivenfarben besprützt und gefleckt. 
Ich erhielt 2 Stück aus Louisiana, welche die Abbildung genau darstellt. Sie sind 10%,” lang, 8 bis 
8'//” breit; das eine hat auf lebhaft grünbläulichem Grunde ziemlich dichte und gleichmässige röth- 
lichgraue, graurothe und lebhafte rothbraune Pünktchen, gerundete und gestreckte kleinere und 
grössere, freie oder vereinigte Flecken, das andere auf grünlichgrauem Grunde röthlichgraue, grau- 
rothe und rostrothe dichte, verworrene Fleckchen. Ihr Glanz ist mässig, ihr Korn gleicht sehr dem von 
Turdus musieus, ist nur etwas feiner und zarter. Inwendig gegen das Licht scheinen auf lebhaft blau- 
grünem Grunde die Flecke durch. Ihr Gewicht beträgt etwas über 3'/, Gran. 2 andere Eier, angeb- 
lich aus Jamaika, kommen diesen ganz gleich. Nur mit den Eiern von Turdus polyglottus sind sie 
nahe verwandt, aber kleiner und von anderm Korne. 


10. Die Misteldrossel, Turdus viseivorus. L. 

Tab. XXIV. fig. 41. a. b. c. [Lewin, Tom. Il. Tab. XIII. fig. 3. GuExTuer u. Wıns. Tab. 42. p- 118. MvELLER, 
Singv. Tab. p. 49. Scnixz, Eier. Tab. 36. a. fig. 1. p. 101. Naumann u. Bunte, Heft 4. Tab. 1. fie. 15. Tuıese- 
MANN u. Brenm, Heft II. p. 13. Tab. V. fig. 9. Hewırsox, Br. Ool. Tab. VI. fig. 3. /d. Coll. Ill. Tab. 47. Nr. 2. 3.] 

Wol die grösste der eigentlichen Drosseln, 9 bis 10 Loth schwer, ist sie über einen grossen 
Theil des bewaldeten Europa verbreitet, wenigstens im Nadel- oder gemischten Walde. Im reinen 
Gegensätze zu der Wachholderdrossel ist sie ein ungeselliger, unverträglicher Vogel, streicht auch 
im Winter fast nur einzeln umher und findet sich zeitig am Nistplatze ein, den sie am liebsten in 
Kiefern - oder Fichtenwalde hügeligen oder gebirgigen Landes wählt. Auf hoher Baumspitze sitzend, 
singt dann das Männchen vortrefflich und nähert sich im Gesange sowol der Schwarz- als Singdros- 
sel. Im März oder Anfangs April wird die erste Brut begonnen, im Juni oder Anfangs Juli die zweite; 
bei ersterer enthält der Satz 5, seltener 6, bei letzterer 3 bis 4 Eier. Das ansehnliche Nest wird in 
die Krone kleinerer Bäume oder auf horizontale Aeste grösserer, 8 bis 40” hoch angebracht und be- 
steht aus Zweigen, Bartflechten, dürren Stengeln und Halmen von Gras und Farrnkraut, entweder 
durchaus, oder nur am Grunde, oder gar nicht mit bindender Erde vermischt, und ist inwendig mit 
feinem, nicht verwittertem Grase ausgelegt, was sich aus der Beschreibung folgender Stücke erge- 
ben wird. Nr. 1. aus der Umgegend von Dresden, wo es im April auf einer jungen Kiefer 10° hoch 
stand. Es bildet einen Napf von 5'/y” Breite, #” Höhe, 3'/,” Weite und 2” Tiefe, besteht auswendig 
aus Schachthalm, alten Blättern, Wurzelfasern und Grashalmen mit Moos, am Grunde stark mit Erde 
unfermengt, auch in der Wand ist so viel davon angebracht, dass sie ganz steif geworden. Die in- 
nere Auskeidung des ganz gerundeten, am Rande nicht eingezogenen Napfes bilden etwas zartere 
Grashalme und Blätter. Nr. 2. ebendaher, ist etwas schmäler aber tiefer, aussen ziemlich glatt aus 
Farrnkraut, Heidestengeln und Wurzeln, Moos, wenigem Grase und viel Erde erbaut, der ganz ge- 
rundete, am Rande nicht eingezogene Napf mit etwas feinem Grase und Wurzelfasern ausgekleidet 
Nr. 3. aus der sächsischen Schweiz, im April mit 5 Eiern auf einer ziemlich hohen Fichte gefunden. 
Es ıst 7” lang, 6” breit, 5” hoch, sehr sparrig aus Fichtenzweigen mit langen Flechten, Heidesten- 
geln und Wurzeln, Moos und Grashalmen mit bindender Erde gebaut Der innere Napf ist 31/,” weit 


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und tief, am Rande nicht eingezogen und mit gelben Grashalmen und Blättern ausgekleidet. Sein 
Boden ist, wie in der Regel, etwas flach, sodass die Eier bequem neben einander Raum haben. Die 
Eier verhalten sich nach 34 Exemplaren meiner Sammlung wie folgt: Länge 4” '//”, Breite ®'/, und 
1", 2 Stück ; Länge 1” '/”,, Breite 9'% bis 10'/,”', 5 Stück; Länge 1” °/”, Breite 9'% bis 10%”, 
7 Stück; Länge 1” 1”, Breite 9'/, bis 10'//”, 8 Stück; Länge 1” 1'//”, Breite 9°/, bis 10'/”, & 
Stück ; Länge 1” 4YY/”, Breite 10 bis 10'//”, 3 Stück; Länge 1” 2’”, Breite 9/, bis 10'//”, 3 Stück ; 
Länge 1” 2", Breite 9°/”, 2 Stück. Ihr Gewicht beträgt gefüllt über 2 Quentchen, entleert 7 bis 
8", Gran, ihre Gestalt ist ungleichhälfiig, selten dem Gleichhälfigen nahe, nach beiden Polen sanft 
oder stark abfallend, sehr selten an der Höhe zugespitzt. Die Grundfarbe ist grünlichbläulich, grau- 
grün, grauröthlich oder feischfarben,, alles matter oder lebhafter, blasser oder dunkler. Alle sind 
gefleckt, nur manche schr sparsam, andere sehr dicht. Die untersten Flecke sind röthlich oder röth- 
lichblaugrau, dann folgen graurothe oder graubraune, zu oberst rothbraune oder bräunlichrothe, mat- 
ter oder lebhafter, selten sehr lebhafte, gerundete, am Rande verwaschene Fleckchen einzeln und 
gleichmässig über die Oberfläche vertheilt, gewöhnlich sind sie weniger rein und etwas verworren 
Auf blaugrünem Grunde erscheinen sie meist reiner und lebhafler, sonst richten sie sich nicht nach 
dem verschiedenen Grunde. Oft werden sie nach der Basis dichter, auch kranzartig und fast deckend, 
zuweilen stehen sie auch um die Höhe dichter. Ihr Glanz ist mässig, inwendig scheinen auf lebhaft 
blaugrünem Grunde die Flecke durch, die ganze Schalenmasse ist etwas grün gefärbt. Ihr Korn ist 
sehr verschiedenartig entwickelt, zuweilen sehr fach mit kaum erhabenen Zügen und Punktporen, 
zuweilen erscheint es derber als bei 7. musieus, mit schmalen tiefen Furchen und eckigen Poren. 
Sie sind so eigenthümlich, dass man sie nicht mit andern Drosseleiern verwechseln kann und in Fär- 
bung und Gestalt nahe mit den Eiern von Rallus erer verwandt. Auch bei ihrer Brut sind sie of 
sehr scheu und man hat Mühe, sie dabei zu beobachten. Der oft genannte engländische Naturfor- 
scher, Hr. Weir, bemerkte, dass sie im Juni, bei einer Brut von 3 Jungen, diesen einige 60 Mal des 
Tages Futter zutrugen, welches besonders aus Schnecken und Raupen besteht. 


11. Die Weindrossel, Turdus iliacus. 1. 


Tab. XXIV. fig. 10. a. b. ce. [Tnıexemsasn u. Bnenm, Heft II. Tab. V. fig. 12. p. 17. Sensz, Eier. p. 10%. Tab. 36. a. 
fie. 9. Hewirsox, Col. ill. Tab. 19. fig. 4.) 


Nur wenig kleiner als 7. musicus, etwa 5 Loth schwer, ersetzt sie diese gewissermassen im 


höhern Norden von Europa und Asien, von wo sie als Zugvogel bis zum südlichen Europa und 
mittlern Asien geht. Lebhafler gefärbt als 7. musicus, steht sie dieser im Gesange bedeutend nach, 
der aber, besonders in ihrem oft sehr unwirthlichen Sommersitze, immer noch sehr angenehm klingt. 
In Schottland nistet sie noch nicht, doch bereits auf Gottland, nach Hrn. Conservator Meves. Ihre ei- 
gentlichen Nistplätze sind in der Nähe oder innerhalb des Polarkreises, so weit noch verkrüppeltes 
Holz vorkommt. Bis jetzt kenne ich nur auf Island den Standort der Nester, wo eigentliche Bäume 
fehlen, und da bringen es die Vögel im Birkengebüsch zwischen hohe vorjührige Grasbüsche, oder 
zwischen die Zweige, in der Nähe des niedergedrückten Stamines an, und zwar so zeitig im Mai, als 
es das Wetter erlaubt. Dort machen sie auch nur eine Brut, welche aber 6- bis Tzählig ist. Von 
den Nestern besitze ich 3 Stück aus dem nördlichsten, 2 Stück aus dem westlichen Island, letztere 


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verdanke ich der Güte des Hrn. Apotheker Bädecker in Witten, und will folgende davon näher be- 
schreiben: Nr. I. aus dem Norden, stand zwischen Gestrüpp der weissen nordischen Birke im hohen 
Grase und enthielt im Mai 6 Eier, ist gerundet mit flachem Boden, der auf einer Unterlage von dür- 
ren Grasstöckchen, Moos und Blättern steht. Es ist A” breit, 2//’” hoch, 3” 
Eier dem Rande gleich liegen. Sein gleichmässiges Material ist ein feines Gras, welches etwas locker, 


weit, 1” tief, sodass die 


aber ziemlich glatt in einander gefügt ist. Der Rand ist nicht eingezogen. Nr. 2. aus derselben Um- 
gegend mit 7 Eiern, ist aus demselben Grase erbaut, nur dass es einige Kuhhaare mit eingewebt ent- 
hält. Nr. 3. vom Westlande, ist massiger und grösser, 5” breit, 2” hoch, 3” weit, 1'/” tief, besteht 
aus Gras, Laubmoos, Flechten und besonders ganzen Grasstöckchen, die recht sorgfältig und glatt 
ineinander verflochten sind. Die inwendige Auskleidung bilden feine Grasblätter und einige Ren- 
thierhaare. Den innern Raum füllen 7 Eier nicht ganz aus. Nr. %. ebendaher, flach napflörmig, über 
5” breit, 1/” hoch, 3” weit, 1'//” tief, hat als Unterlage Entendunen, zarte Wurzelfasern und Haare 
des Schneefuchses, welches alles ziemlich glatt in einander verflochten ist. Die innere Auskleidung 
bilden Wolle und Haare des Schneefuchses, des Renthieres und einige Federn. Unter den vielen 
Drosselnestern meiner Sammlung ist es das einzige mit sehr vielen thierischen Stoffen versehene. Es 
wird sehr erwünscht sein, auch aus andern Ländern Nester zu vergleichen, ob sie sich ähnlich ver- 
halten. Von den Eiern habe ich 31 Stück aus Island, Lappland und Finnland zur Vergleichung, diese 
verhalten sich wie folgt: Länge 10'/,”, Breite 8%”, 1 Stück; Länge 10%”, Breite 8)”, 4 Stück ; 
Länge 11”, Breite 8'/, und °//”, 2 Stück; Länge 111//”, Breite 8 bis 9°, 11 Stück; Länge 11'//”, 
Breite 8'/, bis 9”, 7 Stück ; Länge 11°//”, Breite 8 bis 9”, 5 Stück; Länge 1”, Breite 8\/, bis 3”, 
2 Stück; Länge 1” //”, Breite 8%”, A Stück; Länge 9” 1”, Breite 9”, I Stück. Ihr Gewicht, 
gefüllt, beträgt 1'/, Quentchen, entleert um 5 Gran, die kleinsten haben #'/, Gran, die grössten 5), 
Manche sind kurz, manche gestreckt, die mehrsten halten sich in der Mitte, fallen nach der Basis sanft, 
nach der Höhe stark ab, sind aber nur selten daselbst etwas zugespitzt. Ihre Grundfarbe ist blau- 
grün, selten etwas lebhaft, oft etwas in das Graue. Alle sind dicht bedeckt mit kleinsten und kleinen 
ganz verworrenen Fleckchen, die nur selten etwas grösser und reiner werden, zu unterst röthlichgrau, 
oben gelb- oder rothbraun sind, aber alles trübe. Nur bei wenigen mit recht lebhaften blaugrünen 
Grunde sind auch die Fleckchen etwas getrennter und lebhafter, die inwendig auf blaugrünem Grunde 
durchscheinen. Der Glanz ist mässig oder etwas stark, das Korn meist recht vollständig entwickelt, 
die Körnchen dicht gedrängt, mit tiefen, aber ganz schmalen Furchen und vielen kleinen, eckigen, tie- 
fen Poren. Diese Kennzeichen zusammen genommen sichern hinreichend vor Verwechselung mit 
kleinen Eiern von Turdus pilaris und merula. In Island sind die Jungen, welche besonders mit klei- 
nern Nachtschmetterlingen (Noctuen und Geometern) und deren Raupen aufgefüttert werden, nach der 
Mitte des Juli lügge, in Norwegen fand Boje unter gleicher Breite schon Mitte Juni fugbare, wo also 


vielleicht noch eine Brut gemacht wird. 


12. Die Spottdrossel. Turdus polyglottus. L. (The Mocking Bird. Wıusox, U. p. 13. pl. 10. Aupus,. 
pl. 21. Nest. Nurtar, I. p. 320. Mimus polyglottus. Bose. Orpheus polyglottus. Sw.) 
Tab. XXIV. fig. 12. a. b. 


In Grösse und Gewicht der vorigen fast gleichkommend, hat sie eine ausgedehnte Verbreitung 
von Rhode-Island bis Westindien, durch Mexiko und ist in den südlichen Theilen ihres Aufenthaltes 


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Stand - oder Strichvogel. Das Männchen ist der berühmteste unter den amerikanischen Singvögeln 
und versteht es, die Stimme aller in der Nachbarschaft lebenden Vögel vortrefflich nachzuahmen und 
sie seinem eigenen Drosselgesange einzuverleiben. Ohne gerade zutraulich zu werden, schliessen 
sich diese Vögel doch den menschlichen Anlagen gern an und bauen dann ihr Nest oft auf Obst- 
bäume in der Nähe der Wohnungen, Nach Art anderer Drosseln baut sie es sehr ansehnlich aus dür- 
ren Zweigen und Stöckchen, Grasstengeln und Halmen, etwas Wolle und Werg und kleidet es inwen- 
dig mit zarten Wurzeln aus. Das Weibchen legt 2 Mal im Sommer & bis 5 Eier und brütet diesel- 
ben in 14 Tagen aus. In Vertheidigung der Brut sind diese Vögel sehr muthig und suchen alle feind- 
liche Annäherung von Thieren und Menschen abzuwehren. Man sagt, dass sie zuweilen angreifende 
Schlangen tödteten. Von den Eiern habe ich nur 6 sichere Exemplare im kaiserlichen Museum zu 
Wien vergleichen können. Sie gleichen denen der einsamen Drossel sehr, sind aber ansehnlich grös- 
ser. Ihre Länge wechselt von 11 bis 11'/”, ihre Breite von 8 bis 8'//”; sie fallen nach der Basıs 
sanft, nach der stumpfen Höhe etwas stärker ab Ihre Grundfarbe ist graugrünlich oder schmutzig 
weisslichgrün; darauf finden sich zu unterst violetgraue, dann blassere und lebhaftere rothbraune 
Punkte und Flecke zerstreut, oder nach der Basis zu unterbrochenem Kranze zusammenfliessend 
Sie haben ziemlichen Glanz, die Flecke scheinen auf graugrünem Grunde inwendig durch. Das Korn 
ist ansehnlich derber und die Poren sind grösser als an Turdus aonalascheae, das Gewicht beträgt 
etwas über 4 Gran. 


13. Die rostfarbige Drossel. Turdus rufus. 1. (Ferruginous Thrush. Wis. I. p. 83. pl. HM. fie. 1. 
Nurrar, I. p. 328. Aupue., Birds. Pl. 116.) 
Tab. XXIV. fig. 21. 

Etwas grösser als die vorige, der Singdrossel ziemlich gleich, hat sie fast dasselbe Vaterland, 
von Canada an bis zum Meerbusen von Mexiko, ist ebenfalls nur in den nördlichern Ländern Zugvo- 
zel und hält sich Familien- oder Paarweise, sodass sie hierinnen, wie in mehrstem Anderm der euro- 
päischen Singdrossel nahe kommt. Das Nest gleicht mehr dem von Turdus felicor, wird ın einem 
dichten Busche im Walde oder Sumpfe angebracht und steht am Boden oder nur wenige Fuss über 
demselben. Es hat eine Unterlage von Zweigen, dürren Eichen- und Buchenblättern, dann folgt meist 
eine Schicht von Wein- oder Wachholderbast, die mit nach innen feiner gewählten Faserwurzeln aus- 
gekleidet ist. Im Mai werden meist 5 Eier gelegt, welche ungleichhälfiz, dem Gleichhälftigen nahe, 
kürzer oder etwas gestreckter sind und an 16 Exemplaren meiner Sammlung folgende Maase haben : 
Länge 11”, Breite 8°/”, 4 Stück ; Länge 41'//”, Breite 8'/, bis °//”, 5 Stück; Länge 41'/,”, Breite 
8", bis 9, & Stück; Länge 44°/”, Breite 9°’, 2 Stück; Länge 1”, Breite 9 und 9'/”, 2 Stück; 
Länge 1” 4”, Breite 9 bis 9'/””, 2 Stück. Ihr Gewicht beträgt 5 bis 5'/, Gran, ihre Grundfarbe ist 
graugrünlich in das Grüne, Bläuliche, Weissliche. Darauf finden sich röthlichgraue, blasser und leb- 
hafter rostfarbene Pünktchen und kleinste Fleckchen, meist sehr dicht und ganz gleichmässig, zuwei- 
len um die Basis kranzartig, oder etwas grösser und einzelner. Ihr Glanz ist schwach oder mässig, 
das Korn kräftig entwickelt und gleicht am mehrsten dem von Turdus pilaris, während die Färbung 
mehr der von Turdus merula nahe kommt. 


273 


14. Die chilenische Drossel. Turdus (Orpheus) dorsalis. D’Orsıc. ‘) 
Tab. XXIV. fig. 45. 

Eine ansehnliche, besonders dem jenseitigen Südamerika angehörige Drossel, wo sie in Gesang 
und Lebensweise den andern Drosseln nahe kommen soll. Hr. d’Orbigny brachte von Chili zwei 
Eier dieser Art, welche sich in der reichen Sammlung des Hrn. ©. des Murs in Paris befinden ; ein 
drittes erhielt ich selbst aus Chili. Sie sind 1” 2 bis 2'/,”” lang, 10'//” breit, das meine 1” 1'//” 
lang, 1 0'/,” breit, fallen nach der Basis sanft, nach der Höhe allmälig, aber ziemlich stark ab. ihr 
Glanz ist mässig, ihre Grundfarbe lebhaft blaugrün mit ziemlich dichten rothgrauen und rothbraunen, 
blasser und lebhafter braunrothen, meist zerfaserten und verworrenen, zum Theil etwas grössern 
Flecken. Das Korn gleicht dem von Turdus pilaris. 


15. Die Thenka-Drossel. Turdus Thenka. Moin. 
Tab. XXIV. fig. 16. 

Sie hat die Grösse unserer Singdrossel und lebt in Chili und andern Theilen des südlichen 
Amerika, wo sie, wie die Spottdrossel, den Gesang anderer Vögel nachahmt Molina beschreibt als 
ihr Nest jedenfalls das eines Icterus. Hr. d’Orbigny brachte 2 Eier dieser Art aus Paraguay, die 
ganz mit 2 andern stimmen, die ich aus Chili erhalten habe. Sie sind 1” Y% bis °//” lang, 9 bis 9'/,” 
breit und haben auf lebhaft oder blasserem graugrünlichen oder grauröthlichen Grunde blassere 
oder lebhaftere röthlichgraue, rothbraune oder braune Pünktchen, Fleckchen und grössere verwor- 
rene Flecken. Ihr Glanz ist mässig, ihr Korn gleicht ziemlich dem von Turdus musieus. 


16. Die Calander-Drossel, Turdus saturninus. Licat. (Mimus saturn. Prınz Maxıv. Mimus calan- 
dria. D’Orsıen., Voy. p. 206. La Calandria. Azar. T. IN. p. 41. 
D’Orgıcn. pl. N. fig. 2. 

Es ist diese Spottdrossel, welche ebenfalls die Grösse von Turdus musicus hat, über einen 
grossen Theil von Südamerika zahlreich verbreitet. Azara sagt, dass ihr Gesang nicht eben beson- 
ders sei, und Hr. d’Orbigny bemerkt, dass sie dabei etwas in die Luft stiege. Nach Azara sucht 
sie ihr Nest nicht zu verstecken, legt es auf einem Cactus oder Strauche an und erbaut es aus einer 
Masse dürrer Stengel, inwendig mit Wurzelfasern ausgekleidet, was Hr. d’Orbigny wiederholt Nach 
Azara legen sie 2 bis 3 Eier, welche auf weisslichblaugrünem Grunde braun gefleckt sind. Hr. 
d’Orbigny bildet ein solches ab, welches vor der Höhe ein Fleckenkränzchen hat. In der Samm- 
lung des Hrn. O. des Murs zu Paris befinden sich 2 von jenem Herrn mitgebrachte Eier, welche 1” 
lang, 9 bis 9'/,” breit sind und lebhaftere Färbung als auf der angezogenen Abbildung haben. 
2 Stück meiner Sammlung gleichen ihnen sehr, das eine kürzere ist 11'/” lang und 9” breit, das 
andere bei gleicher Breite 1” lang. Sie haben hellgrünlichbläulichen Grund, graurothe und sehr leb- 
haft braunrothe Fleckchen, welche nur dicht vor der Basis grösser werden und dieselbe decken. Der 
Glanz ist mässig, das Korn sehr fein, fast wie an Turdus polyglottus. Inwendig scheinen sie sehr 
lebhaft blaugrün durch. Sie sind nahe verwandt mit mehreren andern Eiern südamerikanischer Dros- 
seln, haben aber ein lebhafteres Rothbraun als die irgend einer andern Art. 


*) Ich weiss nicht sicher, ob Turdus Thilius des Molina derselbe Vogel ist, sonst müsste dieser Name oder 
vielleicht auch Turdus plumbeus L. den Vorzug haben. 


35 


— 274 


17. Die Erddrossel. Turdus humilis. Licur. 
Tab. XXIV. fig. 48. 


Von der Grösse des Turdus musicus, ist sie über einen grossen Theil des südlichen Amerika 
verbreitet. Johannes Natterer brachte Nest und Ei aus Brasilien. Das erste ist 5'/,” breit, 3'/,” 
hoch, 2” tief und 3'/” weit. Es ist massiger als das von Turd. rufiventris, aber leichter, da es 
nicht so viel Erde enthält. Auswendig besteht es aus Laubmoos, Wurzelfasern, Grashalmen und 
Blättern, denen etwas Erde beigegeben ist. Das Innere bildet ein Lager gleichartiger Wurzelfasern. 
Ich erhielt ein Exemplar ebendaher, welches nur #'/,” breit ist, sonst dieselben Maasverhältnisse als 
das erste hat. Es besteht auswendig aus verwitterten Baumblättern, Grasstöckchen, Wurzeln und 
Stengeln mit etwas Erde durchwirkt, inwendig ist es mit schwarzen, gleichartigen, sparrigen Wurzeln 
ausgekleidet. Meist werden nur 2 Eier gelegt, von denen ich 3 Stuck zur Vergleichung habe. Sie 
kommen in Gestalt, Färbung und Korn am mehrsten denen von Turdus pilaris gleich, sind aber et- 
was kleiner und leichter, von 1” bis 1” 2” lang und 9°” breit, haben lebhaft grünlichblaue Grund- 
farbe, rothgraue, rothbraune und rostrothe einzelne oder verworrene Fleckchen und Flecken und 


mässigen Glanz 


18. Die olivenfarbene Drossel. Turdus olivaceus. I. (Le Grieron. Levaııı.. Ois, d’Afr. Tom. I. 
p. 5. Tab. 98.) 


Sie hat die Grösse der Singdrossel und bewohnt ziemlich haufig das südliche Afrika. Ihr Lock- 
ton ist zipp! und auch ihr Gesang gleicht dem der genannten Art. Sie sind am Vorgebirge der guten 
Hoffnung Zugvögel und kehren im October zurück, um im November zu nisten. Das Nest ist gross, 
aus Zweigen, die sie gut ineinander arbeiten, und mit Wurzelfasern sauber ausgekleidet. Erde ver- 
wenden sie nicht dazu. Die Zahl des Satzes ist meist %, selten 5; nach Levaillant sind die Eier fast 
gleichhälfiig und auf grünlichweissem Grunde rothbraun gelleckt. Ich besitze nur 1 Exemplar, wel- 
ches bei 1” '/,” Länge 9°” breit und dem Gleichhälfigen nahe ist. Seine Grundfarbe ist grünlich 
bläulichweiss; auf ihr finden sich röthlichaschgraue grössere, dann matter und lebhafter braunrothe, 
kleine, meist gerundete und am Rande verwaschene Fleckehen, nach der Basis besonders die unter- 
sten dichter. Sein Korn ist dem von Turdus musieus ähnlich, inwendig scheinen auf grünlichem 
Grunde die Flecke durch. Es wiegt etwas über 5 Gran und hat nur mit den sehr blassen Exempla- 


ren von Turdus rufiventris einige Achnlichkeit 


19. Die graufahle Drossel. Turdus poliocephalus. Larn. (Turdus nestor. GovLv.) 
Tab. XXIV. fie. 44. 


Hr. Gould fand auf der Insel Norfolk das Nest dieser Drossel mit 4 Eiern, von denen sich das 
eine jetzt in der Sammlung des Hrn. ©. des Murs zu Paris befindet, die andern sind noch in der des 
Hrn Gould selbst. Das Nest, ım Britischen Museum verwahrt, gleicht sehr dem von Turdus eyanus, 
und besteht aus einer lockern Masse grauer Wurzeln. Die Eier sind 1” '/,” bis 1%” lang, 8", bis 
Y” breit, auf blassgrünlichem oder bläulichem Grunde mit feinen dichten oder grössern einzelnen 
aschgrauen oder röthlichgrauen, dann blasser oder etwas lebhafter braunrothen Fleckchen versehen. 


Sie zeizen in allem die grösste Verwandtschaft mit denen von dem folgenden Turdus rufiventris. 


20. Die rostbäuchige Drossel. Turdus rufiventris. Ivu. (Azara, Voy. T. IH. p. 209. Prınz Ma- 
xım.. Beitr. Tom. Ill. p- 639.) 
Tab. XXIV. fie. 43. a. b. 

Sie hat ungefähr die Grösse der Schwarzdrossel und ist über einen grossen Theil der südame- 
rikanischen Waldungen verbreitet, in Lebensweise unserem Zurdus musieus verwandt. Wie diese 
erbaut sie ein Nest, das sie inwendig nach Prinz Maximilian zu Wied mit Letten, nach Azara mit ei- 
ner Mischung von Sand und Kuhdünger auskleidet. Die Eier sind nach dem ersten Forscher lebhaft 
blaugrün, zuweilen mit schwarzen Flecken, also auch denen der Singdrossel ähnlich. Johannes Nat- 
terer hat anders gefärbte als diesem Vogel angehörig zurüuckgebracht, wie sie auf der Tafel abgebil- 
det sind. Das von ihm gelieferte Nest ist 5” breit, 2” hoch, 2'/,” tief und 4” weit, besteht auswen- 
dig aus schwarzen, dünnen Wurzeln und Grashalmen, mit bindender Erde durcharbeitet, die innerlich 
etwas abgeglättet und mit steifen Würzelchen und Blattstielen ausgekleidet ist. Ich habe 6 Eier aus 
3 Nestern dieser Drossel erhalten, sodass der Satz gewöhnlich aus 2 Stücken zu bestehen scheint. 
Sie gleichen ganz den von Natterer gefundenen, sind 14)’ bis 1” '//” lang. 8'/, bis 9” breit 
und auf weisslich oder graulich bläulichem oder grünlichem Grunde röthliehgrau und rothbraun, ein- 
zeln oder dichter, kleiner oder grösser gefleckt. Die mehrsten Flecke sind gerundet und rein um- 


grenzt, was sie vor andern auszeichnet. Ihr Korn kommt dem von Turdus pilaris nahe. 


21. Die Wachholderdrossel. Turdus pilaris. L. 


Tab. XXIV. fig. 19. a. b. c. [TnienemAnNn und Brenn, Heft II. p. 14. Tab. V. fig. 10. Scnınz, Eier. p. 101. Tab. 36. a. fig. 4 
NAUMANN und BuHLE, Heft V. p. 16. Tab. X. fig. 13. Hewırson, Col. Il. Tab. XVII. fig. 1.] 


Diese grosse, schöne Drossel hat eine weite Verbreitung über Europa und Asien, doch zieht 
sie sich zur Nistzeit mehr nördlich, sodass in Deutschland etwa die Elbe ihre südliche und westliche 
Verbreitung begrenzt, während sie in Asien etwas südlicher nistet. Im Gegensatze zur Misteldrossel 
ist sie höchst gesellig, sogar in der Nistzeit, dass oft auf demselben Baume oder grössern Strauche 
sich mehrere Nester finden. Ihr scharfer Lockton, ti-tschacktschack , oder quiqui-tschacktschack er- 
schallt weit in der Luft, der Gesang des Männchens ist aber nicht sehr ausgezeichnet, es lässt ihn auf 
einer Baumspitze hören, steigt öfters dabei etwas in die Luft und schwenkt sich singend zurück. 
Vor der Nistzeit singen oft ganze Schaaren auf einem hohen Baume sitzend im bunten Concert. Sie 
bringen in der Regel des Jahres 2 Bruten zu Stande und machen sich an ihren Nistplätzen sehr be- 
merklich, da sie Menschen sowol als Raubthiere und Raubvögel, die ihrem Reviere nahen, mit lau- 
tem Geschnarre empfangen und zu vertreiben suchen. Wegen des Standortes für das Nest sind sie 
nicht sehr schwierig, bringen es aber meist in die Nähe des Stammes zwischen Astgabeln an. Das 
Nest ist gross und fest und hat mit dem der Schwarz - und Ringdrossel viel Aehnlichkeit, unterschei- 
det sich aber durch Auswahl gleichmässigerer Stoffe und eleichmässigere Verwendung von bindender 
Erde. Folgende Beispiele meiner Sammlung werden dies erläutern: Nr. I. aus Schlesien, Anfangs 
Mai auf einer Birke, ungefähr 15’ hoch mit 5 Eiern gefunden. Es ist ein ziemlich hemisphärischer 
Napf von 5” Breite, 2'//” Höhe, 3” Weite, 2” Tiefe und besteht ganz aus verwitterten Grasstöckehen, 
durch Erde gleichmässig verbunden und nach innen feiner ausgewählt als Auskleidung dienend. Der 
Napf ist nicht sehr geräumig, doch erreichen die 5 Eier den Rand noch nicht. Nr. 2. aus naher 
Umgegend von Dresden, auf einer Kiefer, gegen 30° hoch, im Mai mit 5 Eiern, besteht ebenfalls aus 

3b 


— ms — 


verwitterten Grasstöckchen, durch Erde verbunden. Eine dicke Schicht etwas frischerer, zarter Gras- 
halme und Blätter bedeckt, ziemlich sorglos geordnet, das Innere. Es ist wohlgerundet mit lachem 
Boden, 5'/%” breit, 3” hoch, 3'//” weit, 2'/” tief, sodass die Eier geräumig und tief unter dem Rande 
liegen. Nr. 3. auf dem linken Elbufer unterhalb Dresden, den 20. Mai auf einem mässigen Kirsch- 
baume, 8° hoch in eine Astgabel am Stamme eingebaut, mit 3 frischen Eiern.”) Es ist nach oben 
zanz gerundet, nach unten aber, dem Standorte angepasst, sattelförmig nach zwei Richtungen vorge- 
streckt. Seine Breite nach unten beträgt daher 8”, am Rande und in der andern Richtung nur 5”, 
wie auch die Höhe: die Weite &”, die Tiefe 2'/”, sodass 25 Eier bequem darin Platz haben. 
Es besteht aus Stöckchen von Gras, Schachthalm und andern Pflanzen durchaus mit dunkler, binden- 
der Erde dureharbeitet. Vorn und hinten sind auch zwei ansehnliche Portionen thierischer Exere- 
mente, *) ebenfalls mit Erde vermischt, angebracht. Auf ähnliche Weise sind alle Nester erbaut, 
welche ich vergleichen konnte. Bei uns habe ich in der ersten Brut meist 5 Eier gefunden, im Nor- 
den, wo sie sehr häufig und gesellig nisten, sollen öfters bis 7 vorkommen, vielleicht bringen sie 
aber da auch nur eine Brut zu Stande. Die Eier haben mit denen der Schwarz - und Ringdrossel 
grösste Achnlichkeit,""") doch gibt das Korn sichern Ausschlag. Ich will die Verhältnisse von 32 der- 
selben aus Lappland, Norwegen, Schweden, }) Sachsen und Schlesien angeben. 


Länge 11'%”, Breite 9'/,”, 1 Stück. Länge 1" 4'/”, Breite 9'/,”, 2 Stück 
a, er MR - Aria, . Muyaa = 
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Das Gewicht der gefüllten beträgt un 2 Quentchen, der entleerten meist gegen 7 Gran. Gefüllt haben 
sie recht dunkeln Grund, noch dunkler als fig. 17. a., ein sehr gesättigtes Blaugrün oder Grünblau. 
Entleert werden sie bald bleicher, wie sie die Abbildung vorstellt. Der Grund bleibt aber doch stets 
ziemlich lebhaft und geht nie so in das Röthliche, Grüne oder Weisse, wie an den Eiern der Schwarz - 
drossel. Beiweitem die Mehrzahl ist gleichmässig und dicht gefleckt, die Fleckchen sind bei den 
mehrsten verworren, bei wenigen etwas einzelner und deutlicher umschrieben, nur bei sehr wenigen 
etwas gerundet und rein. Die untersten derselben sind röthlichgrau, gewöhnlich sehr matt; dann 
folgen rostfarbene und zu oberst rothbraune, heller oder dunkler, matter oder lebhafter, welche nicht 
selten ein Kränzchen vor der Basis bilden. Ihr Glanz ist mässig, inwendig scheinen auf gesättigt 
grünblauem Grunde die Flecke durch. Ihr Korn ist stark entwickelt, die ziemlich erhabenen, dicht 
zereihten Körnchen lassen nur schmale, tiefe Furchen zwischen sich, in denen die eckigen, gerunde- 


*, Ich verdanke es der Güte meines Bruders, des Oekonomen Karl Tbienemann; es ist in dieser Richtung das 
stidlichste bisher beobachtete Vorkommen eines Nestes dieser Art. 

*) Es scheint mehr vom Pferd als vom Rind herzustammen. 

*, Mit denen der Misteldrossel möchte sie nur ein Anfünger der Oologie verwechseln 

+ Die lappländischen hat Hr. Conservator Schrader, die norwegischen Hr. Professor Zetterstädt und Justitiar 
Boje, die schwedischen Hr. Professor Nilsson gesammelt 


277 


ten oder gestreckten Poren stehen. Die Gestalt ist sehr wechselnd aus dem Kurzen in das ziemlich 
Gestreckte, wie es bei den andern auch vorkommt, aber das Korn zeigt sich standhaft anders. Die 
Jungen werden mit Schnecken und Insekten sorgfältig gross gefüttert und gegen feindliche Angriffe 


möglichst vertheidigt. 


22. Die Ringdrossel, Turdus torquatus. L. 


Tab. XXIV. fig. 17. a.b.c. [Lewiın, Tom. II. Tab. XIV fig. 3. Nozenm. et Ser., Tom. Ill. Tab. 123. p. 239. Tmiexe- 
MANN u. Breum, Heft II. p. 18. Tab. V. fig.13. Scuinz, Eier. p. 103. Tab. 36. a, fig. 6. Hewırson, Col. Ill. Tab. 19. fig. 2.] 


Die Ringdrossel hat ein Gewicht von etwas über 8 Loth und weit beschränktere Verbreitung 
als die vorhergehende und nachfolgende Art, da sie, wenigstens nistend, nur Europa angehört und, 
sich nur in der Nähe der Schneegrenze haltend, von den höhern Schweizergebirgen nach Norden 
zerstreut und meist sparsam findet. In der Region der verschiedenen Zwergkiefern der Alpen und 
Sudeten, auf kahlern Höhen des Harzgebirges, sodann von Irland bis Schottland durch Norwegen und 
Schweden hat sie ihren Sommersitz, wo sie meist ganz unbeachtet ihren Gesang hören lässt und ihre 
Brut, gewöhnlich 2 Mal im Jahre, gross zieht. Im Mai findet sie sich an ihrem Nistplatze ein und 
ich fand den Gesang des Männchens, den es, auf einem Strauche oder kleinen Baume sitzend, hören 
lässt, durch folgende Sylben auszudrücken : deria&-deriae-trp-tirp! welche entweder nur einzeln 
ausgestossen oder öfters wiederholt werden. Bei öder Umgebung lautet er immer noch recht ange- 
nehm, kommt aber dem bessern Gesange der Sing- und Schwarzdrossel nicht gleich. Das Nest ist, 
nebst dem der Singdrossel, das schönste der Drosselnester und wird ebensowol in das Gestein, zwi- 
schen Heidekraut am Boden, in Sträuchen von Knieholz, als auf kleine Fichten bis 12° über dem Bo- 
den angebracht. Einige vollständige, zum Theil selbstgefundene Exemplare meiner Sammlung wer- 
den das Nähere erläutern: Nr. 4. aus dem mittlern Schweden, an einem kahlen Bergrücken zwischen 
Heidekraut von Hrn. Architekt Mesch gefunden. Es bildet einen glatten, ziemlich gerundeten Napf, 
dessen grösster Querdurchmesser ziemlich in die Mitte der Höhe fällt. Es ist daselbst 6'/,” breit, 
oben am Rande nur &'/,”, seine Weite beträgt A”, die Tiefe des sehr geräumigen Innern 2'/,”. Es 
besteht aus Zweigen von Haide, Renthierflechten und vielem Laubmoose, mit schwarzer Erde dicht 
durchwirkt, und ist inwendig mit feinen Grasstengeln und Blättern dick und gleichmässig ausgekleidet. 
Nr. 2. vom Riesengebirge, den 30. Mai mit 5, etwa 8 Tage bebrüteten Eiern, auf einer gegen 15’ 
hohen Fichte, 8° vom Boden in zwei Zweige dicht am Stamme eingebaut. Ausser einigen abstehen- 
den Fichtenzweigen ist es ebenfalls gerundet und in der Mitte am breitesten, nach unten stark, nach 
oben nur wenig abfallend. Breite 6'/”, Höhe 5”, Weite 4”, Tiefe 2”. Es besteht aus Grasstöck- 
chen, Fichtenzweigen, Moos, alles mit schwarzer Erde gleichmässig durcharbeitet. Die Auskleidung 
ist ganz wie beim vorigen. Nr. 3. den 13. Mai mit 5 Eiern auf dem Wiener Schneeberge, etwa 
3000” Höhe, dicht an der Region des Krummholzes auf einer buschigen Fichte 6° über dem Boden, 
dicht an den Stamm angedrückt, an zwei ausgehende Aeste befestigt. Es ist ein wenig flacher als 
die beiden vorigen und so fällt seine grösste Breite näher an den Rand. Es besteht aus sparrigen 
Fichtenzweigen, Blättern und Stielen der Imperatoria ostruthium, Grasstöckchen und vielem Moose, 


mit etwas Boden verbunden, inwendig wie die vorigen. Es ist 7” breit, #” hoch, 3°/,” weit, 1°/,” 


tief, weniger geräumig im Innern. Nr. %. vom St. Gotthardt, in den Zweigen von Pinus mughus ein- 


Be 


gebaut, im Mai mit 5 Eiern. In der Gestalt nähert es sich dem letzten, ist 6” breit, 4” hoch und 
weit, 2” tief, und besteht aus Grashalmen, Zweigen des Krummholzes, Flechten und Laubmoos, *) 
durch Erde befestigt. Auch hier gleicht die Auskleidung des geräumigen Napfes ganz der der an- 
dern. So zeigen sie bei so weitem Abstande ihrer Fundörter doch grosse Uebereinstimmung, was 
auch von den Eiern gilt, welche sich, nach 28 Exemplaren meiner Sammlung wie folgt verhalten 
Länge 14°,”, Breite 9'/,”, 4 Stück; Länge 4” '/,”, Breite 9'/, bis 10”, 2 Stück; Länge 1” \4”, 
Breite 9/, bis /,”, & Stück; Länge 1” %”, Breite 9'/, bis ,,”, 5 Stück; Länge 1” 1”, Breite 9'/, 
bis 10”, 9 Stück; Länge 1” 1°”, Breite 9%, bis 10'/”, 3 Stück; Länge 1” 2'/”, Breite 9'/, bis 10”, 
2 Stück ; Länge 1” 2'/”, Breite 9°/, bis 10°”, 2 Stück. Ihr Gewicht beträgt gefüllt um 2 Quent- 
chen, entleert um 7 Gran. Ihre Gestalt ist ungleichhälfig, nach der Basis sanft oder etwas stark, 
nach der stumpfen Höhe gewöhnlich sehr stark abfallend, seltener etwas kurz, of gestreckt, in der 
Regel aber zwischen beiden. Ihre Grundfarbe ist ein helles Blaugrün, selten in das Weissliche. ”) 
Die Flecke verhalten sich ganz wie bei voriger Art, am häufigsten kommen sie wie unter a. abgebil- 
det vor, die unter e. nur selten. Der einzige feste Unterschied von denen der vorigen Art findet sich 
im Korne, wo die erhabenen, verzweigten Züge viel zarter und feiner sind, und die mehr gerundeten 
glatten Poren tiefer. Auch von denen der folgenden Art unterscheidet sie genügend nur das Korn, 
welches bei jenen stets etwas maschig ist. Auch wol im höhern Norden werden 2 Bruten aufgezo- 
gen, da Hr. Justitiar Boje auf Kerringö am 12. Juni halbfllügge Junge, Hr Professor Zetterstädt am 
29. Juli auf Rennö frische Eier fand. 


23, Die Schwarzdrossel. Turdus merula. L. 


Tab. XXIV. fig. 20. a. b. c. [Zivwansı, p. 39. Tab. V. fig. 22. Lewis, Tom. Il. Tab. XIV. ig. 2. Nozem. et Ser., Tom. I. 

Tab. 10. Guexruen u. Wınsing, Tab. 39. p. 44%. Mueiten, Singvögel. Tab. p. 52. Scuxz, Eier. p. 102. Tab. 36. a. 

fig. 5. Tuuexesans u. Bnens, Heft Il. p. 48. Tab. V. fie. 1%. Naumann u. Bunte, Heft V. p. %. Tab. 9. fie. 6. Hewırson, 
Brit. Ool. Tab. Vi. fig. 2. Id. Col. Ill. Tab. XIX. fig. 3. 4.) 


Allbekannt und beliebt, kommt die Schwarzdrossel nistend über ganz Europa, so weit sich 
Baumwuchs erstreckt, vor und von da aus bis Syrien und Persien, doch fehlt sie dem nördlichen 
Asien ganz. Als wenig scheuer Vogel schliesst sie sich, wo sie Schutz findet, dem Menschen leicht 
an; sehr vorsichtig, bemerkt sie aber bald, wo ihr Gefahr droht, und weiss ihr geschickt auszuweichen. 
Nicht selten findet man sie in Baumgärten selbst grösserer Städte nistend. Sie gehört zu den un- 
geselligern Arten, streift auch im Norden zum Theil des Winters nur umher und hat nirgends eigent- 
lich regelmässigen Zug. Sehr zeitig, of im Januar schon, hört man den Gesang einzelner Männ- 
chen, der hell, voll und Nötend einer der schönsten von allen Drosseln ist. Von Mitte Februar an 
- aber singen sie anhaltender und wählen, nach der Oertlichkeit, vom März an ihren Nistplatz. Hier 
singt nun das Männchen am frühesten Morgen und Abends, besonders bei feuchtem oder nassem 
Wetter, oft unter starkem Sturme und Regen. Bei diesem so weit verbreiteten und unter so ver- 
schiedenen Verhältnissen lebenden Vogel kann es nicht fehlen, dass auch Nest und Eier sehr man- 
nichfach abändern, wie man es wol bei keiner andern Drossel findet, und so steht sie hierin der Ring- 


*) Bei allen, die ich gesehen habe, findet sich besonders von Hypnum umbratum viel verwendet. 
**) Am lichtesten sind die Eier von den österreichischen Kalkbergen gefürbt; auch bei Schneckenschalen be- 
merkt man auf Kalkboden lichtere, lebhaftere Färbung. 


29 — 


drossel gerade entgegen, die immer unter sehr gleichartigen Verhältnissen lebend, überall fast das- 
selbe Nest baut und auch unter sich nur wenig abweichende Eier legt. So ist auch der Standort des 
Nestes höchst verschieden: ein Absatz oder eine Spalte in einer Felswand, ein Loch in einem Erd- oder 
Steinwalle, ein starker Busch von 4 bis 10° Höhe, ein hohler oder geköpfter Baum, ein horizontaler 
Baumast bis zu ziemlicher Höhe oder die dichte Krone eines nicht zu hohen Baumes werden dazu 
erwählt. Seine Materialien bestehen äusserlich oft aus viel Moos oder Flechten, aus dünnen Zweigen 
und Pfllanzenstengeln, zuweilen allein aus Grashalmen oder feinen Wurzeln. Meist ist etwas Schlamm 
eingearbeitet, olt sehr viel davon am Boden und Rande, zuweilen findet sich zar nichts davon und 
nicht etwa nach der Jahreszeit, da die Sommernester oft eben so fest erbaut werden, als die des zei- 
tıgen Frühjahres. Die Beschreibung einer Reihenfolge derselben wird das Nähere erläutern. Nr. 1. 
aus Dalmatien ist etwas sparrig, halbkugelig, hat zur Unterlage etwas Moos. steile Pflanzenstengel, 
einen ansehnlichen Klumpen dürren Kuhdünger; ausserdem ist es ganz aus langen. etwas steifen, 
braunrothen Wurzeln erbaut, die auch die Auskleidung bilden, wo nur wenige Grashälmehen bei- 
gegeben sind. Es ist 6” breit, 3” hoch, 3,” weit, 11%” tief; die 5 Eier liegen geräumig, aber nur 
wenig unter dem Rande. Nr. 2. ebendaher, mit einer Unterlage von Moos und Flechten, an. denen 
noch rother Boden haftet, aus welchem dann, mit Kuhdünger vermischt, der Grund als Nacher Napf 
gebildet ist. Dann folgen Stöckchen, Stengel und Blätter verschiedener gröberer und feinerer Pllan- 
zen, meist von rostbrauner Färbung, die zu dichter Wand verflochten sind. Inwendig liegen einige 
dürre Baumblätter und wenige Grashälmchen bilden eine lockere Auskleidung. Es ist ziemlich he- 
misphärisch, 7” breit, 3” hoch, 3'/,” weit und tief. Nr. 3. aus dem Prater bei Wien zwischen Wei- 
denwurzeln am Rande eines Kanales, im Mai mit 4 Eiern, besteht aus einer Unterlage von alten 
Baumblättern, die am Grunde nur mit einem Ringe grauen Schlammes umgeben sind. Dann folgen 
Grasstöckehen und Halme, mit wenig Schlamm verbunden, inwendig ist es nicht sehr glatt mit Gras- 
hälmchen ausgekleidet. Es ist nur 5” breit, 2'/,” hoch, 3” 
unter dem Rande liegen. Nr. #. ebendaher an gleichem Standorte, Anfangs Mai mit 6 Eiern, besteht 


weit und 1'/” tief, sodass die Eier wenig 


aus alten Blättern, Moos, Weidenzweigen und Waldstrohstengeln, alles dicht mit grauem Schlamme 
überstrichen und durcharbeitet, sodass es eine feste, zusammenhängende Masse bildet; sonst hat es 
dieselben Maase wie das vorige. Nr.5. aus dem Riesengebirge, auf einer schwachen Fichte 15’ hoch 
in die Krone eingebaut, enthielt im Juni 3 stark bebrütete Eier. Auswendiz besteht es aus einer 
grossen Masse Laubmoos und etwas Flechten, dann folgt eine dicke Schicht Wurzeln von Heidelbee- 
ren, mit viel Erde durcharbeitet, welche auch den wulstigen Rand bildet. Inwendig ist es mit Heidel- 
beerwurzeln und Zweigen belegt. Es ist gegen 7” breit, 3” hoch und weit, 1°/,” tief. Nr. 6. von 
Montpellier, auf Quereus ilex mit 6 Eiern. Es ist halbkugelig, auswendig aus Grasstöckchen, mit leh- 
miger rother Erde und trockenem Kuhdünger zu einer Rinde verbunden, dann aus langen. feinen 
Grasstengeln recht dicht und geglättet erbaut. Es ist 5” breit, 3” hoch und weit, 2” tief und sehr ge- 
-äumig, dass 14 Eier Platz haben. Nr. 7. aus den Pyrenäen auf einem kleinen Baume im Mai mit 
5 Eiern, wie das vorige von Hrn. Professor Moequin-Tandon gefunden, enthält zuerst eine Unterlage 
von Erde mit Moos und Pflanzenstöckcehen: dann Stücke von Adlerfarrn mit Waldstroh, alles verwit- 
tert, zum Theil mit Schlamm durcharbeitet, inwendig mit wenigen feinen Grasstöckehen und et- 


was Moos locker ausgelegt. Es ist 5” breit, %” hoch und weit, 2'/,” tief und fasst bequem 18 Eier. 


Nr. 8. aus der Umgegend von Dresden, auf einem starken Erlenbusche in aufsteigende Astgabel eın- 
gebaut und durch diese zusammengedrückt und schräg Es besteht aus alten Blättern und Moos, 
Grasstöckchen und der Schwungfeder eines kleinen Vogels, mit schwarzem Schlamme fest verbunden 
und zu einem Ganzen verarbeitet. Inwendig ist es mit dürren Blättern, zarten Würzelchen und Gras- 
hälmchen locker belegt. Es ist 7” lang, #” breit und hoch, 4 und 3” weit, 2'/,” tief. Nr. 9. eben- 
daher, im Mai mit 4 Eiern in einen dichten Birkenbusch eingebaut, hat keine Spur von Erde und be- 
steht aus einer grossen Masse von Moos, dürren Blättern, Pfanzenstengeln und Grashalmen, welche 
von etwas frischerer Beschaffenheit sind als bei den mehrsten andern. Es ist fast 6” breit, #” hoch, 
3'/,” weit, 2,” tief und ziemlich geräumig. Und so liessen sich noch zahlreiche Abänderungen an- 
führen Der Rand ist bei keinem wirklich eingezogen, das Innere findet man während des Bebrütens 
stets feucht. Es werden meist 2, seltener 3 oder gar & Bruten zu Stande gebracht, deren erste ge- 
wöhnlich 5 bis 6, die andere weniger Eier enthält. Viele der ersten Brut gehen verloren, da sie so 
zeitig angelegt wird, was Aristoteles für Griechenland als Regel annimmt. Die Eier geben nach 100 
Exemplaren folgendes Verhalten : 


Länge 11”, Breite 9”, I Stück. Länge 1” ’/,”, Breite 9, — 10”, 8 Stück. 
vr. —- 9-1, 5 - re AUT 
5 I a", 2 ui 6 E a je un, 2 N /ın. 5 ö 
er, UA, 8 - ya ul, 3 - 
 / - 9/10", 15 - - Ye, - 910, 3 - 
- U Y =  U—10", 20° - Wii w - 9y,—10"r, 2 - 
Ya yo Er u ee 5 /.t er 


Gefüllt beträgt ihr Gewicht um 2 Quentchen,, entleert von 5'/, bis 7 Gran, beiweitem die mehrsten 
nähern sich der letzten Zahl. Ihre Gestalt ist ungleichhälftig, oft kurz, nach der Basis sanft, nach der 
Höhe sehr stark oder stark abfallend, daselbst selten spitz, meist etwas oder sehr stumpf; seltener 
gestreckt. Oefters nähern sie sich auch dem Gleichhälftigen und sind es zuweilen vollkommen, wo- 
rin sie sich den Eiern des Turdus cyanus nähern. Ihre Grundfarbe ist, wenn sie gefüllt sind, 
meist sehr dunkel und zieht etwas in das Graue; entleert, werden sie meist recht blass, grün- 
lich, bläulich sogar weisslich, nur selten bleiben sie lebhaft.) Of sind sie mit kleinen und 
kleinsten verworrenen Fleckchen fast bedeckt, welche gewöhnlich fahl sind, seltener etwas lebhafter 
werden und dann auch meist einzelner stehen, zuweilen vor Basis oder Höhe kranzartig. Der Glanz 
ist mässig, das Korn dem der vorigen Art in Zartheit ähnlich, aber etwas anders. Die Züge sind of 
kaum erhaben, zuweilen etwas höher, lassen aber stets ein maschiges Verhalten wahrnehmen, wo- 
durch man sie sicher von den Eiern beider vorhergehenden Arten unterscheiden kann. Sie füttern 
ihre Jungen mit Schnecken, Würmern und Raupen; nach Hrn. Weir's Beobachtung trug bei & Jungen 
das Männchen in einem Tage 44, das Weibchen 46 Mal Futter zu. Hierbei wurden zuweilen nur 


einzelne, zuweilen alle versorgt. 


*) Bei einer hinlänglichen Anzahl stellt sich die gleichmässige Zu- und Abnahme wie hier stets heraus. 
**) Die lebhaftesten habe ich aus Holland und Dalmatien erhalten, wo Kalk und Salz gemeinsam zur Farben- 
steigerung wirken. 


281 


24. Die blauschwarze Drossel. Turdus sibirieus. Parı. (Turdus leucocillus. Pauz,, Zoogr. rosso- 
asiat. I. p. 456.) 


Es gehört diese Drossel dem nordöstlichen Sibirien, ist in Amerika noch nicht getroffen wor- 
den, und hat ein Gewicht von 5 Loth. Nach Pallas lebt sie in den dichten, borealen, sumpfigen 
Waldungen, wo Messerschmid 2 Nester in der Spitze von Zwergerlenbüschen fand. Sie waren aus 
Schlamm mit Grashalmen sehr fest erbaut und mit weichem Grase und Blattstückehen ausgekleidet. 
Sie enthielten bis 6 hellgrüne, rothbraun gefleckte Eier. 

Leider bin ich ausser Stand, von einer Reihe anderer Drosseln, welche vom nördlichen und 
mittlern Asien aus Europa einzeln besuchen, hinsichtlich der Fortpflanzung etwas Näheres berichten 
zu können. Von Turdus auroreus. Parr., welche besonders die Inseln zwischen dem nördlichen 
Asien und Amerika bewohnt, erhielt Pallas von Billings die Notiz, dass sie am Boden niste und A bis 
5 Eier lege. Von Zurdus Naumann glaubt man, dass sie im nördlichen Europa niste, da junge 
Vögel dieser Art nicht selten in Deutschland und Ungarn vorkommen. Allein noch Niemand hat 
über Nest und Eier derselben etwas mitgetheilt, auch kommt sie in Griechenland nicht vor, wohin 
sie dann der Zug doch führen müsste. 


Zweites Geschlecht. 


Wasserdrossel. Cinclus. Beeust. (Sturnus. L. Turdus. Latn. Hydrobata. ViEILL.) 


Nur in wenigen Arten, aber ziemlich weit verbreitet kommt dieses in Lebensweise so wunder- 
bare Geschlecht in Asien. Europa und Amerika vor, Land- und Wasservögel zugleich und auch in 
den Fortpflanzungsverhältnissen sehr eigenthümlich. Wir kennen dieselben nur von der europäischen 
Art näher, welche ein sehr grosses, geschlossenes Nest dicht an das Wasser in irgend eine Hohlung 
erbaut und ziemlich viele weisse, ungelleckte Eier legt, deren Gestalt und Korn mit denen von Tur- 
dus, Troglodytes und Oriolus nahe übereinkommt. 


1. Die europäische Wasserdrossel, Cinelus aquaticus. Becust. (Sturnus einelus. L. Hydrobata albi- 
collis. VIEILL.) 


Tab. XXVII. fig. 4.a.b. [Zınanst, p. 409. Tab. XIX. Nr. 97. GUENTHER und Wırs. Tab. 67. Lewis, Tom. Il. Tab. 43. fie. 2. 

THIENEMANN U. BREHM, Heft II. p. 21. Tab. VI. fig. 1. Scuinz, Eier. p. 104. Tab. 36. a. fig. 10. Naumann u. Bunte, Heft V. 

Tab. X. fig. 44. Hewırson, Br. Ool. Tab. 72. Id. Col. Ill. Tab. XVII. Nr. 1. MacsırrıvrAay, Hist. of Br. Birds. Vol. Il. 
p. 52. fie. 420 u. 121.] 

Sein Gewicht beträgt gegen 5 Loth, seine Verbreitung erstreckt sich über fast ganz Europa, von 
Lappland bis Griechenland und einen Theil des angrenzenden Asien, wo sich Gebirgsbäche mit In- 
sekten und kleinen Conchylien finden. Hier lebt er als ungeselliger Standvogel am liebsten an ein- 
samen, düstern Stellen, nur das Geräusch des Wassers liebend. So hält er sich gern an Mühlen und 
andern Wasserbauten. Zu Zeiten hört man den Lockton tschit, einen Ton des Erschreckens, ein 
scharfes zerb — und fast das ganze Jahr hindurch den recht angenehmen, oft einem Geschwätze 
ähnlichen Gesang der Männchen. Immer unruhig und thätig, sieht man nur zur Nistzeit, welche meist 
gleichzeitig wie bei der Schwarzdrossel beginnt, die Pärchen mehr vereinigt. Das Nest wird fast stets 

36 


in unmittelbarer Nähe des Wassers in irgend einem abgeschlossenen Raum angebracht, in Felsklüfte, 
unter Felsstücke und Wurzeln am Wasser, in Gemäuer und Holzwerk von Mühlen und Brücken, und 
nach der Räumlichkeit grösser oder kleiner, stets oben geschlossen erbaut, nur wird öfters die vor- 
handene Decke benutzt. Die Hauptmasse bilden an oder im Wasser wachsende Moose (aus den Ge- 
schlechtern Hypnum und Fontinalis) mit Grashalmen und dürren Baumblättern verbunden, aus wel- 
chen letztern meist die innere Auskleidung des geräumigen Napfes besteht. Aus meiner Sammlung 
mögen folgende Exemplare zu näherer Erläuterung dienen. Nr. 4. aus den Pyrenäen, durch Hm. 
Professor Mocquin - Tandon, war zwischen vom Wasser benetzten Felsblöcken eingebaut und ist 
nach dem Standorte verschoben eckig, 9'/” lang und breit, 5" hoch, der Eingang vorn, an ziemlich 
gerader Wand, 2” hoch, 3” weit. Es besteht aus einer Masse Moos mit Grashalmen, dürren Blättern 
von Eichen, Stacheleichen und Farrnkraut durcharbeitet und zu einem festen Ganzen verbunden. ') 
Nr. 2. aus der Umgegend von Dresden, in eine grössere Spalte eines Mühlwehres eingebaut, ist fast 
kugelrund, 8° breit und lang, 7'/,” hoch, sein Eingang 2%” hoch und breit, die innere Höhlung ziem- 
lich sphärisch gegen 3” durchmessend. Auswendig ist es fast ganz mit Hypnum fluitans bedeckt, 
dann mit diesem und feinen, langen Grashalmen dicht und fest erbaut und inwendig mit Eichenblät- 
tern ausgekleidet. Nr. 3. in ganz viereckigem Raume des hölzernen Fachwerks einer Mühle unweit 
Dresden erbaut, ist fast cubisch, 7” lang, 6” hoch und breit. Es besteht aus verschiedenen Astmoo- 
sen, Kieferreischen und Grasstöckchen, zu fester Wand verarbeitet. Da es aber die Holzdecke be- 
nutzt hat, ist es daselbst nach dem Herausnehmen ganz offen und man kann den Napf vollkommen 
übersehen. Dieser ist gerundet, tiefer als Halbkugel, &” tief, 4” weit und aus Wurzeln und Grashal- 
men gebildet, mit Eichenblättern und einigen kleinen Federn ausgelegt. Gewöhnlich wird die erste 
Brut mit 4 bis 6, meist 5 Eiern, die zweite im Juni gewöhnlich mit 4 Eiern zu Stande gebracht. 
Findet sich recht reichliche Nahrung bei einem zeitigen Frühjahre, so machen sie sogar 3 Bruten in 
einem Sommer, Das Weibchen brütet allein, die Jungen werden mit kleinen Conchylien und Was- 
serinsekten grossgezogen ; wenn sie bald flügge sind, vermögen sie im Nothfalle sich durch Untertau- 
chen zu retten. Die Eier sind der Grösse des Vogels angemessen, ungleichhälfiig, gewöhnlich stark, 
nach der Basis sanft, nach der Höhe sehr stark abfallend, stumpf oder etwas zugespitzt. An 20 Exem- 
plaren ist das kürzeste 10,” lang, 8'/,” breit, das schmälste 7°/,” breit bei 44” Länge, das grösste 
bei 4” Länge, 9” breit. Alle andern halten sich zwischen diesen. Das Gewicht der kleinsten beträgt 
3'/,, der grössten #'/, Gran. Den gefüllten gibt der durchscheinende Dotter eine gelbe Beimischung, 
entleert sehen sie milchweiss aus ") und haben etwas Glanz, mehr als die der Mauerschwalben, we- 
niger als Spechte und Eisvogel. Ihr Korn besteht aus meist deutlich entwickelten, maschig verzweig- 
ten, geglätteten Zügen, in deren Zwischenräumen die grossen gerundeten, seichteren oder tieferen 
Poren einzelner oder dichter stehen. Inwendig scheinen sie reinweiss durch. Gestalt, Glanz und 
Korn geben hinlänglichen Anhalt, sie von ähnlich gefärbten Eiern zu unterscheiden. 


*) Ein zweites Exemplar aus derselben Gegend, sehr ähnlich erbaut, nur dass es mehr gerundet ist und Zweige 
von Weide und Stengel einer Dolde enthält, war verlassen und von einer Motacilla boarula in Besitz genommen wor- 
den, welche sich einen kleinen Napf eingebaut hat, 

**) Zuwellen erscheinen sie etwas gelblich gefärbt durch die Eichenblätter, auf denen sie liegen. 


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283 


Drittes Geschlecht. 
Schlüpfer. Troglodytes. Vırıun. (Motacilla. L. Sylvia. Larn.) 


In Gestalt, Gesang, Nestbau und Eiern schliesst sich dieses Geschlecht am mehrsten dem vori- 
gen an. Es enthält sehr kleine, muntere Vögel, die ausser einer Art sämmtlich Amerika angehören, 
wo sie Stand- oder Zugvögel sind, die mehrentheils im Walde von Spinnen und Insekten leben, 
doch sich zum Theil auch dem Menschen anschliessen. Sie haben ziemlich angenehmen Gesang, 
bauen sich künstliche Nester und legen oft viele Eier. 


1. Der Zaunschlüpfer. Troglodytes europaeus. Cuv. (Motaeilla troglodytes. L. Troglodytes 
parvulus. Koch.) 


Tab. XII. fig. 12. a.b. [Kreıx, p. 28. Tab. X. fig. 13. Nozen. et Ser., Tom. II. p. 441. Tab. 59. Lewın Tom. IV. Tab. 

XXVI. fig. 3. GUENTHER u. Wins. pag. 28. Tab. II. MuELLER, Singv. Tab. p. 64. Scuinz, Abb. u. Beschr. p. 4. Tab. VII. 

NAUMANN u. BUHLE, Heft 2. p. 16. Tab. IV. fig. 14. TuıexEMANN u. Breum, Heft 2. p. 55. Tab. VII, fig. 17. Hewırson, 
Br. Ool. Tab. 87. Nr. 2. Id. Col. Ill. Tab. 53. Nr. 3.] 

Es ist dieser allbekaunte kleine Vogel, höchstens 3 Quentchen schwer, von Island und Lapp- 
land an durch ganz Europa und das nächst angrenzende Asien, doch nicht nach Sibirien verbreitet, 
wo er fast überall zerstreut vorkommt, wenn sich nur etwas dichtes Gebüsch vorfindet. Im Winter 
streift er meist einzeln umher und macht sich durch laute Stimme, ein oft wiederholtes errrr, zerrrr 
oder terrrr bemerklich, die besonders häufig vor Schneefall sich hören lässt, worauf sich sein Name 
Schneekönig bezieht. Oft schon im Winter an hellen, ruhigen Tagen stimmt das Männchen seinen 
sehr angenehmen und lauten Gesang an, der in Stärke und Wohllaut dem des Canarienvogels und 
Baumpiepers sich annähert. Um zu nisten, bedürfen die Zaunschlüpfer etwas dichteres, schattiges (Gre- 
büsch, sei es im tiefen Walde, im höhern Gebirge oder in der Nähe menschlicher Wohnungen auf 
ziemlich freier Fläche, mit etwas Wasser in der Nähe. Zum Standorte des Nestes wählen sie am 
liebsten etwas eingeschlossenen Raum, hohle oder verwachsene Baumwurzeln, recht dicht verwach- 
senes, mit Schlingpflanzen bedecktes Gesträuch, Moosbänke und die verschiedenartigsten mensch- 
lichen Anlagen und Bauwerke im oder dicht am Gebüsch, vom Boden an bis etwas über Mannshöhe. 
Hier tragen sie eine grosse Masse Material herbei, oft einige Wochen lang, fangen zuweilen einige 
Nester an, ehe sie eins vollenden, und das Männchen liebt den Nestbau so, dass es oft mehrere in 
der Zeit erbaut, wo das Weibchen brütet. Diese Vergnügungsnester erkennt man daran, dass sie 
keine besondere innere Auskleidung enthalten. Die Gestalt der Nester geht aus dem Gerundeten in 
das Walzige, ihre Grösse wechselt nach der Oertlichkeit sehr. Moos wird in der Regel dazu ver- 
wendet und zuweilen bestehen sie ganz daraus, andere enthalten mehr Blätter und Grashalme. Im 
Innern werden stets Haare oder Federn oder beide verwendet, wie sich aus der Beschreibung einer 
Auswahl von Exemplaren ergeben wird. Nr. 1. aus der Umgegend von Dresden, zwischen bemoos- 
ten Wurzeln eines Waldhanges Anfangs Mai mit 6 Eiern. Es bildet einen liegenden Kegel von #” 
Länge, 3'/,” Breite und Höhe. Der runde Eingang ist vorn, am etwas schräg abgestutzten Theile und 
hat 4” Durchmesser, der innere Raum ist 3” lang und 2” hoch. Es besteht ganz aus Laubmoos und 
hat im Innern nur wenige Grashalme und Hirschhaare. Nr. 2. ebendaher, aus einer zerfallenen Mauer 
im Kiefernwalde im April mit 5 Eiern. Es bildet einen gestreckten, vorn ausgeschnittenen Ballen, ist 

36° 


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unten 7” lang, in der Mitte 5” hoch ; der gerundete Innenraum misst 2” nach allen Richtungen. Aus- 

wendig besteht es aus grobem Astmoose mit Kiefernreischen und Nadeln, inwendig ist es aus ganz 

zartem Moose mit feinen Grashalmen und einigen Pferdehnaren gebildet. Nr. 3. durch Hrn. Profes- 

sor Moequin-Tandon, aus den Pyrenäen, wo es in ein altes Karrenrad, in dem Winkel eines Viehho- 
fos stehend, eingebaut war. Es ist fast halbkuzelig, &” breit und hoch, vorn Nach abgestutzt, aus 

Stücken dürrer Adlerfarrnwedel und zartem Moose erbaut, inwendig mit zarten Federn ausgekleidet 

und 6 Eier enthaltend. Nr. 5. von den Färöern, durch Hrn. Amtmann Ployen, aus einem Steinwalle 

im Mai mit 7 Eiern, bildet eine oben offene Walze und besteht aus Moos, langen Grasstengeln mit 

den Halmen und zarten Wurzeln. Die innerste Lage bildet viel Schafwolle und Federn von Enten und 

Möven. Es ist 7” lang, #4” breit, gegen 3" hoch. Der Eier habe ich 50 Stück vorliegend, an wel- 

chen sich folgende Maase ergeben: Länge 6'/,/”, Breite 5'/, bis ,”, 2 Stück; Länge 6%”, Breite 

5%, bis °/”, 8 Stück; Länge 7””, Breite 5, bis 6”, 17 Stück; Länge 7'//”, Breite 5%, bis 6°”, 

15 Stück, Länge 7'/,”, Breite 5°/, bis 6”, & Stück; Länge 7%”, Breite 6”, 2 Stück; Länge 8°”, 
Breite 6”, 1 Stück.  Beiweitenm die Mehrzahl ist sonach der Grösse des Vogels angemessen, ein- 
zeln kommen auch ansehnlich grössere Individuen unter den Vögeln vor. Das Gewicht der kleinsten 
erreicht noch nicht ganz I Gran, das der grössten 1/, Gran, die mehrsten halten sich in der Mitte. 
Die Gestalt ist ungleichhälftig, of kurz, seltener gestreckt, auch dem Gleichhälftigen nahe, in sehr sel- 
tenen Fällen gleichhälfiig. Nur wenige sind an der Höhe etwas zugespitzt, die mehrsten stumpf und 
sehr stumpf. Alle sind auf milchweissem Grunde gefleckt, die Pünktchen und Fleckchen sind sehr 
klein und klein, nur selten bis '/,”” durchmessend, und stehen immer nach der Basis dichter, häufigst 
ein Krünzchen vor derselben bildend. Die untersten derselben sind röthlichgrau, oft ganz blass und 
klein, selten lebhaf. Dann folgen röthliche, rothe oder braunrothe, selten recht lebhaft. Wenige 
Exemplare scheinen ungefleckt, doch habe ich wenigstens an allen solchen mit Jer Lupe Fleckchen 
zefunden. Der Glanz ist mässig, das Korn besteht aus Nach erhabenen, dicht verzweigten, undeutlich 
gekörnelten Zügen, welche grössere oder kleinere Nache, gerundete Zwischenräume lassen, in denen 
die gerundeten, grössern oder kleinern, seichtern oder tiefern Poren stehen. Inwendig scheinen sie 
rein weiss durch. Beachtet man alle diese Merkmale, so wird man stets im Stande sein, sie von 
den of nahe kommenden Eiern der Certhia familiaris, kleinern Meisen und Laubsänger zu unter- 
scheiden. 


2. Der zahme Schlüpfer. Troglodytes furvus. Gw. (Lienr.) (Motacilla furva. Gw. Troglodytes 
aödon. Vıiritn. Sylvia domestica, Wıns. House Wren. Nurr., I. p. 422.) 


Tab. XII. fig. 1%. [Aupun., Birds. Tab. 83. Nest in altem Hute,) 


Nur wenig grösser als der Zaunschlüpfer, gehört er im Sommer vorzüglich dem mittlern Theile 
von Nordamerika an, erstreckt sich jedoch einzeln bis zum südlichen Labrador. Ende April oder 
Anfangs Mai erscheint er an seinem Nistplatze, wo das Männchen auch seine lebhafle, abwechselnde 
Stimme häufig hören lässt. Wie der Zaunschlüpfer legt er sein Nest gern in geschlossenem Raume 
an, ist aber weit zutraulicher als derselbe und benutzt sehr gern die für ihn an die Häuser gehan- 
genen Nistkästchen, wegen deren er oft mit Blauvögeln und Schwalben in Streit geräth. Sein grosses 
Nest erbaut er auswendig aus Zweigen, die er sorgfültigst in einander steckt und durch die er nur 


nr 


einen ganz engen Eingang zum Innern lässt, in welchem ein halbkugeliger Napf angebracht wird, der, 
aus dürren Stengeln und Grashalmen erbaut, mit Federn warm ausgekleidet ist. Das Weibchen legt 
6 bis 9 Eier und brütet dieselben allein aus, wobei es vom Männchen nur mit Nahrung versorgt wird, 
welches oft noch ein und das andere Beinest erbaut. Im Juni ist gewöhnlich die erste Brut Nlügge, 
Ende Juli oder im August die zweite. Von den Eiern habe ich eine ziemliche Anzahl zum Vergleich 
vor mir, die kleinsten haben 8” Länge bei 5°” Breite, die grössten 8°,” Länge bei 6'//” Breite. 
Ihr Gewicht beträgt um 1'/, Gran, ihr Grund ist röthlich Neischfarben, meist von röthlichgrauen, röth- 
lichen und braunrothen Pünktchen und kleinsten Fleckchen fast bedeckt, die gewöhnlich gleichmässig, 
doch zuweilen auch nach der Basis dichter stehen und daselbst ein Kränzchen bilden. Ihr Glanz ist 
mässig, ihr Korn gleicht dem der europäischen Art, nur ist es derber und die Züge stehen dichter. 


Inwendig scheinen sie röthlich durch. 


3. Der Hausschlüpfer. Troglodytes platensis. Lara. (Pr. Max.) Sylvia platensis. Larn. Thryo- 
torus platensis auct. (Azara, Voy. Ill. p. 323. Prınz Max. zu Wied, Beiträge II. I. p. 742.) 


Tab. XII. fie. 15. 


Dem vorigen nächst verwandt und über einen grossen Theil des südlichen Amerika verbreitet, 
wo er sich dem Menschen wie unser Haussperling angeschlossen hat und so auch in den grössern 
Städten vorkommt. Durch angenehmen Gesang und das Vertilgen vieler unangenehmer Insekten 
macht er sich überall beliebt. Auch er baut meist in geschlossenem Raume sein Nest, aber weniger 
künstlich als die andern Arten und oben oflen. Nach einer Reihe von Exemplaren, durch Prinz Maxi- 
milian zu Wied, Johannes Natterer und andere aus Chili, Buenos Ayres, Brasilien und Surinam zu- 
rückgebrachter Nester beträgt ihre Breite von 3 bis A”, ihre Höhe wenig über 1”, die Weite 2!/,”, 
die Tiefe um Y,”. Das Material bilden Grashalme, Würzelchen, Ranken von Schlingpflanzen und 
Pflanzenwolle, das Innere ist mit Pferdehaaren, Federn oder Pflanzenwolle ausgekleidet. Im Juli und 
August findet man den Satz beendet, der gewöhnlich aus % Eiern besteht, welche denen der vorigen 
Art sehr ähnlich sind. Nach einer grossen Anzahl derselben schwankt ihre Länge zwischen 7'/, und 
81//”, ihre Breite zwischen 5°/, und 6'//” meist in der Mitte, ihr Gewicht beträgt von 1'/, bis Y/, Gran. 
Ihre Grundfarbe ist grauröthlich weiss, mehr nach der einen oder andern Beimischung hinneigend, 
Alle sind mit feinsten röthlichgrauen, lebhafter oder matter braunrothen oder rothen Pünktchen be- 
deckt, zuweilen gleichmässig, öfters auch nach der Basis dichter und vor ihr ein Kränzchen bildend. 
Ihre Schale ist dichter gekörnelt als bei einer der nordischen Arten und dadurch von jenen zu unter- 


scheiden, wo Grösse und Färbung nahe kommen. 


4. Der Spottschlüpfer. Troglodytes Iudovicianus. Gm. (Boxar.) (Motacilla. Gw. Sylvia. Lann. Cer- 
thia caroliniana. Wırs. Mocking Wren. Aupus.. Orn. biogr. I. p. 399. Nurrar, I. p. 429.) 


Er ist unserm Zaunschlüpfer in Lebensweise nahe verwandt, aber ansehnlich grösser und be- 
sitzt die Fähigkeit, andere Vogelstimmen gut nachzuahmen und seinem eignen Gesange einzuverlei- 
ben. Von Florida bis Virginien ist er Standvogel und gemein, nach dem Norden der Vereinigten Staa- 
ten wird er allmälig seltener und ist daselbst Zugvogel. Am mehrsten liebt er klippige Flussufer 
schattiger Wälder und er legt daselbst sein Nest in alte hohle oder liegende Bäume an, doch benutzt 


er ausserdem die verschiedensten Höhlungen auch in menschlichen Bauwerken. Er erbaut es nach 
Art des Zaunschlüpfers aus dürrem Grase und Laube und füttert es mit Federn, Pferdehaaren oder 
haarartigen Tillandsiaranken aus. Die 5 bis 8 Eier sind nach Audubon etwas kurz und auf grau- 
lichweissem Grunde mit feinen rothbraunen Pünktchen versehen. Ich besitze nur I Exemplar der- 
selben, welches 8'/,” lang, dabei 6'/” breit und auf graulichweissem Grunde dicht mit feinsten 
röthlichgrauen und purpurbraunen Pünktchen bedeckt ist. Es hat ziemlichen Glanz und kommt im 
Korne denen des Zaunschlüpfers sehr nahe. Inwendig scheinen auf gelblichweissem Grunde die 


Fleckchen durch. 


5. Der Sumpfschlüpfer. Troglodytes palustris. Wıus. (Boxar.) (Certhia palustris. Wırs. Marsh 
Wren. Nurr. I. p. 439. Aup, Orn. Biogr. I. p. 500.) 


Tab. XU. fig. 13. (Tr. stellaris!) 'Aup. Birds pl. 98. Nest 


Er hat Grösse und Vaterland ziemlich mit dem zahmen Schlüpfer überein, lebt aber ganz ver- 
steckt in hohem Grase der Sümpfe und sumpfiger Flussufer. Auch er macht des Jahres zwei Bru- 
ten, erbaut sein Nest in Form einer Cocosnuss aus dürrem Grase, mit Seggen- und andern Blättern 
wohl durchwebt und füttert es inwendig mit feinem Grase und zuweilen auch Federn aus. Nach 
Wilson verwendet er zur Aussenwand auch Schlamm. Er legt 6 bis 8 meist so mit Pünktchen be- 
deckte Eier, dass sie rothbraun, mahagonyartig aussehen. Ich erhielt mehrere dieser Eier, eins 
durch die Güte des Hrn. Yarrel in London, die um 7", lang und 5'/,” breit sind und den bräun- 
lichröthlichen Grund mit röthlichgrauen und braunrothen Pünktchen fast bedeckt haben. Das Korn 


nähert sich mehr dem des Zaun- als des Hausschlüpfers. 


6. Der kurzschnäbelige Sumpfschlüpfer. Troglodytes brevirostris. Nurr. (Short-billed Marsh Wren. 
Norr. I. p. 436. c. efl.) 


Hr. Nuttal unterscheidet diese Art von der vorigen und gibt ausführliche Berichte über Lebens- 
verhältnisse, Gesang, Nestbau und Eier. Er hält sich, wie der vorige, an seggenreichen Stellen auf 
und erbaut im Mai sein Nest in einen Seggenbusch, indem er sowol alte als neue Blätter von der 
Spitze nach unten beugt und sie sehr künstlich zu einer dichten Kugel verarbeitet, in deren Inneres 
nur ein sehr kleiner, versteckter Seiteneingang führt, wo es mit einer dünnen Schicht von Pflanzen- 
wolle ausgekleidet wird. Es enthält 6 bis 8 Eier von rein weisser Farbe ohne alle Flecken. 


Viertes Geschlecht. 
Hüpfer. Pteroptochus. Kırrı. (Hylactes. Kıse. Leptonyx. Sw. Megalonyx. Less.) 


Nur im jenseitigen südlichen Amerika finden sich diese recht eigenthümlichen Vögel, welche 
den Schlüpfern in Lebensweise und auch darin verwandt sind, dass sie den Schwanz stets nach dem 
Kopfe hin aufgerichtet tragen. Die eine Art hat fast die Grösse der Amsel, während andere nur dem 
Rothkehlchen gleichen. Sie fliegen fast gar nicht, sondern halten sich in Gestein und Gestrüpp. Sie 
sollen an dem Boden zwischen Wurzeln und dichtem Gesträuch nisten. Ihre Eier, so weit ich sie 


ei 


387 


kenne, kommen denen des Zaunschlüpfers und Piroles nahe, sind auf weissem Grunde sparsam 


braun gefleckt. 


1. Der weisshalsige Hüpfer. Preroptochus albicollis. Kırrı. (Leptonyx albieollis. D’Orsıcn.) 
Tab. XII. fig. 10. 

Er hat die Grösse des Wasserstaares und ist in Chili unter dem Namen von Tapo colo (Tege 
anum) allgemein bekannt, hält sich daselbst in diehtem Gesträuch und gebraucht seine kurzen Flügel 
fast gar nicht. Die Eier, welche ich als dieser Art angehörig erhielt, gleichen in Grösse und Gestalt 
denen des Wasserstaares, in der Färbung denen des Piroles. Sie sind ungleichhälftig, nach der 
Basis sanft oder etwas stark, nach der Höhe meist sehr stark abfallend, stumpf oder etwas zuge- 
spitzt. Ihre Länge wechselt von 10'/, bis 11'//”, ihre Breite von 8 bis 8'//”, doch besitze ich nur 
4 Exemplare aus 2 Nestern. Sie haben auf stark glänzendem, milchweissem Grunde sparsame oder 
etwas häufigere dunkelbraune oder rothbraune, gerundete Fleckchen, deren wenige über '//” Durch- 
messer erreichen. Die etwas grössern stehen nur in der Nähe der Basis, ohne doch einen Kranz zu 
bilden. Das Korn ist zart, die flach erhabenen feinen Züge stehen etwas entfernt und erheben sich 
hier und da zu wulstigen grössern Erhabenheiten, welche in die Quere laufen, wie sich dies bei den 
Drosseln und andern Geschlechtern dieser Familie findet. Die Poren sind ganz gerundet seichter 
oder tiefer, bei letztern der Endpunkt gefärbt. Inwendig scheinen sie grünlichgelblichweiss durch. 


2. Der rothkehlige Hüpfer. Preroptochus rubegula. D’OrB. 


Er hat nur die Grösse des Rothkehlchens, Vaterland und Lebensart mit vorigem gemein. Ich 
erhielt 2 Eier von ihm, welche mit denen der vorigen Art ausser der Grösse übereinkommen. Sie 
sind bei 8'/,”” Länge 6°,” breit und auf gelblichweissem Grunde mit bräunlichgrauen und dunkel 
rothbraunen kleinen Fleckchen einzeln, besonders vor der Basis, versehen. Das Korn ist etwas der- 


ber als an voriger Art, mit häufigern Poren. 


Fünftes Geschlecht. 


Leierschweif. Menura. Dav. (Parkinsonius. Buchst. Megapodius. WAGLER.) 


Man pflegt jetzt dieses wunderbare neuholländische Vogelgeschlecht, von dem man nur eine 
Art kennt, hierher zu setzen, da die Lebensweise mit der der vorhergehenden Geschlechter in meh- 
rerer Beziehung übereinkommt. Allein man kennt die Fortpflanzungsgeschichte noch nicht, die erst 
sichern Halt in dieser Beziehung geben kann. An einem Balge des weiblichen Vogels fand ich zwei 
grosse Brütellecke, die sich vom Austritt des Schenkels nach dem After hin erstreckten. 


Der präehtige Leierschweif, Menura superba. Dav. (Gourp, Birds of Austr. II. 4. Benner, 
Wander. I. p. 277.) 

Leider gelang es dem so thätigen Erforscher der neuholländischen Ornis, Hrn. Gould, nicht, den 

Vogel nistend aufzufinden, weshalb er nur andere unsichere Berichte gibt, nach denen der Vogel nur 

I rothgeflecktes Ei legen soll, aus dem der junge Vogel blind hervorkäme. Sein sonst zuverlässiger 


— re 


eingeborener Geführte zeigte ihm ein diesem Vogel angehöriges Nest, welches auf einem vorsprin- 
genden Felsen stand, einen tiefen Napf bildete und von oben etwas überbaut war. Es bestand aus 
Zweigen, mit Baumbast und Wurzelfasern durcharbeitet. Hr. Bennet hingegen berichtet, dass dieser 
Vogel in der Bergkette des Tumagebietes häufig sei und daselbst sein Nest aus Gras zusammen- 
scharre, in dasselbe 12 bis 16 weisse, mit zerstreuten blauen Flecken versehene Eier lege, aus de- 
nen die Jungen gleich der Mutter zu folgen vermöchten und sich bei Verfolgung zu verstecken wüss- 
ten. Diese Angaben bedürfen näherer Berichtigung. Es halten sich diese Vögel, äusserst vorsichtig 
und zurückgezogen, in mehrern felsigen, mit Bäumen und dichtem Gebüsch versehenen Gegenden 
Neuhollands auf, wo sie ihre Nahrung, die besonders in Würmern und Insekten zu bestehen scheint, 
theils unter Blättern durch Scharren, theils im Freien aufsuchen, nur selten aber von ihrer Flugfähig- 
keit Gebrauch machen. Sie leben zerstreut, die Männchen haben einen weitschallenden Lockton und 
eine Art Gesang, der zum Theil aus hellen, zum Theil aus hohlen, bauchrednerischen Tönen besteht, 
die ınan nur in der Nähe hört. Die Männchen scharren sich kleine runde Hügel als Tummelplätze, 
auf denen sie sich besonders durch verschiedenartiges Ausbreiten des aufgerichteten langen Schwei- 
fes brüsten, was sehr an das Benehmen des Birkhahnes erinnert. Ausserdem tragen sie den Schweif 


horizontal. 


Sechstes Geschlecht. 
Erddrossel. Pitta. Vıriue. (Turdus. Gm.) 


In Lebensweise und Körpergestalt kommt dieses Geschlecht den Drosseln nahe, nur haben sie 
hohe und starke Beine, kurzen Schwanz und Flügel, sodass sie nur wenig fliegen und ihre Nahrung 
am Boden suchen. Sie leben von den Sundainseln bis Neuholland verbreitet in mehrern Arten, die 
zum Theil schön gefürbt sind, bauen gerundete, mehr massige als künstliche Nester und legen gelb- 
lichweisse, dunkelgefleckte Eier, die denen der Pirole sehr nahe kommen. 


1. Die bunte Erddrossel. Pitta strepitans. Tewmw. (P. versicolor. Sw. Govrp, Birds of Austr. VI. 8.) 


Der Vogel hat ungefähr das Gewicht unsres Pirols und lebt in undurchdringlichem Gestrüpp 
der Ostküste Neuhollands, von wo Hr. Gould 3 Stück Eier desselben erhielt. Diese ändern in der 
Länge von 1” 1%, bis 3”, bei einer Breite von 10'/”, sind auf gelblichweissem Grunde mit einzelnen 
grauen, blasser und dunkler rothbraunen oder braunen Flecken und Zügen versehen, die nach der 
Basis etwas dichter und grösser werden. Sie haben wenig Glanz und ihr Korn ist sehr zart mit 
ganz flach erhabenen, feinst gekörnelten, dichten Zügen und einzelnen, kleinen, gerundeten Poren. 


Ausser dem Korne gleichen sie vollkommen den Eiern unsres Piroles. 


2. Die blauschwänzige Erddrossel. Pitta cyanura. Gm. (Teww.) Turdus eyanurus. Gm. MurwLer, 
Bullet. des sc. phys. et nat. en Neerland. 1839. Tom. I. 
Tab. XXVI. fie. 5. a. b. 
Sie hat das Gewicht von Turdus iliacus und lebt in Java auf Bergen, in Haiden und Gebüsch 
truppweise, wo dann Kämpfe zwischen den Männchen um die Weibchen stattfinden. Vom Januar 
bis Mai ist ihre Nistzeit. Kuhl und v. Hasselt schickten Nester und Eier an das Leydener Museum, 


289 


von denen folgende Beschreibung entnommen ist. Die erstern sind A'/, bis 8” breit, bis 5” 
hoch, inwendig #” weit und 2” tief und bestehen aus starken Grashalmen und verschiedenen 
Pflanzenstengeln mit dürren Baumblättern ziemlich lose verbunden, oder auch ganz aus letztern. 
Der Satz soll 4.bis 5 zählich sein. Die Eier sind kurz, ungleichhälftig oder gleichhälftig, die 
kleinsten 10°/,”” lang, 9,” breit, die grössten 4” lang, 40” breit, ihr Gewicht beträgt % bis 
5 Gran. Auf gelblichweissem, etwas glänzendem Grunde haben sie aschgraue, graubraune 
und purpurbraune Pünktchen, gerundete Fleckchen und kürzere Züge über die Oberfläche 
zerstreut, fast immer nach der Basis häufiger, doch nicht zu einem Kranze vereinigt. Ihr 
Korn ist zarter als das der Zaunschlüpfereier, die Poren aber grösser, glatter und ziem- 
lich dicht. Inwendig scheinen auf weisslichgrüngelblichem Grunde die Flecke deutlich durch. 
Auch sie zeigen ausser der gerundeten, kurzen Form grosse Uebereinstimmung mit den Eiern 
des Piroles '). 


Siebentes Geschlecht. 
Pirol. Oriolus. L. 


Eine Anzahl Arten recht schöner, unter sich nahe verwandter Vögel, welche den wär- 
meren Theilen der alten Welt und Australien angehören, von Insecten und Beeren leben, bil- 
den dies eigenthümliche Geschlecht, was keinem andern sich recht anschliesst, obgleich es zu 
vielen nahe Beziehung hat, und deshalb in den Systemen seine Stellung stets hat ändern 
müssen. Lebensweise, anatomische Verhältnisse und Fortpflanzungsweise stimmen noch am 
mehrsten mit den drosselartigen Vögeln, weshalb es hier eingereiht sein mag. Im reinen 
Gegensatze zu den Erddrosseln stehend, könnte man die Pirole Baumdrosseln nennen "), da 
sie den Boden kaum berühren und nicht auf ihm verweilen. Sie leben ausser der Nistzeit fami- 
lienweise und dann auch selten ganz vereinzelt, bauen sich künstliche, napfförmige, aufgehangne 
Nester, legen, gewöhnlich nur einmal, weissliche oder weisse, dunkelgefleckte Eier. Beim Brü- 


*) In den Verhandelingen over naturlyke Geschiedenis der nederlanske overzeesche Bezittingen u. s. w. ist 
auf Tab. III das Nest und die Eier dieser Art, so wie unter fig. 6 das Ei der nahe verwandten Pitta venusta aus 
Sumatra von Hrn. Müller abgebildet. Die Gestalt der Nester gleicht der unserer Laubsänger. 

**) Wem es darum zu thun ist, eine tiefere Einsicht in die Anordnungen der Natur zu erhalten, der muss 
sich bemühen die Radien aufzusuchen, welche innerhalb einer gegebenen Sphäre centroperipherisch sich bewe- 
gen. Setzen wir die Familie der drosselartigen Vögel als Sphäre, das Genus Turdus als Centrum, so wird es dem 
unbefangenen Forscher einleuchten, dass man das Geschlecht Cinclus, Oriolus ete. als wesentlich im Centrum 
wurzelnd und mit ihm stimmend, bei den mancherlei Abweichungen in einzelnen Verhältnissen dennoch derselben 
Sphäre angehörig zu betrachten habe. Die Natur hat nicht die Absicht, uns ein leichtes System an die Hand zu 
geben, nach welchem wir unsre speciellen Naturaliencabinetchen bequem anordnen könnten, sondern sie will un- 
ser Nachdenken reizen, in der unendlichen Mannigfaltigkeit der Erscheinungen die herrliche Einheit des Geistigen 
zu erkennen, die, als göttlicher Funke jedem einzelnen eingesenkt, leider meist gleichsam als ruhende Steinmasse 
verharrt, vergebens sich dem kräftigen Anschlage gestählter Forschung entgegensehnend. Ob die Pirole schon 
im ersten Lebensjahre nisten, ist, wie bei vielen Vögeln, schwer zu ermitteln. Die von zeitigen Bruten haben 
im nächsten Frühjahre auch schon lebhaftere Färbung. Wenn die jungen Männchen gar nicht nisten wollten, so 
würden sie sich wol auch nicht unter einander und mit andern Männchen umherjagen. Nur durchgeführte 
Beobachtung in verschiedenen Gegenden wird diesen Gegenstand erledigen können. 


37 


ten, welches 1% bis 15 Tage dauert, löst in den Mittagsstunden das Männchen sein Weibchen 
ab. Die Jungen erhalten schon im Neste ihr Jugendkleid. 


1. Der Kirschpirol, Oriolus galbula. L. (Turdus oriolus. Pıuı.) 


Tab. XXVIE. fig. 11. a. b. c. [Aronovaxoı. Tom. I. p. 8. Nest mit Jungen. Kırın. p. 23. Tab. IX. fig. 2. Nozen. et 

Ser. T. I. Tab. 14. Guesruen und Wins. pag. 426. Tab. 47. Naumann und Bunte. Heft Il. p. 14. Tab. IV. fig. (1. 

Scuisz, Eier. pag. 117. Tab. 40. fig. 8. Tumexesans und Buemwm, Hefl. 1. pag. 44. Tab. IV. fie. 13, Hewirsox, Brit 
Ool, Tab. 13, Id. Col. Il. Tab. 20.) 


Dieser ebenso schöne als allbekannte Vogel wiegt gewöhnlich über 10 Loth und ist über 
die mehrsten Länder von Europa, England, Norwegen und Schweden ausgenommen, ebenso 
über einen grossen Theil von Asien nistend verbreitet, wo er besonders feuchte, fruchtbare, 
mit Laubholz oder gemischtem Walde oder grössern Gartenanlagen versehene Striche liebt. 
Seiner Nahrung wegen findet er sich häufig in der Nähe des Menschen, bleibt aber daselbst 
meist sehr scheu und vorsichtig, wol weil ihm viel nachgestellt wird. 

Von zärtlicher Natur, bringt er nur die warmen Sommermonate in kältern Ländern zu, 
erscheint selbst in Griechenland erst Mitte April und verlässt es Mitte September wieder. Das 
muntere Wesen der Vögel, ihre reine, helle, volle Stumme trägt ausserordentlich viel zur Be- 
lebung einer Landschaft bei. Neben den schönen Tönen haben sie aber auch noch sehr un- 
angenehme kreischende oder schnarrende, die sie besonders yor Regenwetter, oder im hefligen 
Affeet hören lassen. Die den eigentlichen Gesang ausmachenden Töne lassen sich leicht mit 
Sylben bezeichnen und haben dem Vogel die mannichfachsten Benennungen bei den Landleu- 
ten zuwege gebracht. Recht häufig klingt darunter hervor: der General Bühloh! Mit hohem 
hiobühloh! locken sich die Pärchen, da auch das Weibchen ziemlich tonbegabt ist, und wenn 
sich die Männchen neckend einander umherjagen, of & bis 5, so geschieht dies unter stetem, 
lautem Zurufen. Zum Nistplatze wählen sie sich die Zweiggabel eines möglichst horizontalen 
Astes, oft weit vom Stamme entfernt und gut durch Blätter verborgen, von 6 bis 80° über 
dem Boden, um welche sie mit Wurzeln, Halmen, Grasblättern, Pflanzenfasern oder Spinnen- 
webe zuerst einen lockern Korb aus Grashalmen und Blättern befestigen, diesen noch mit Moos, 
Flechten, Birkenrinde und dergleichen leichten Stoffen, nach innen mit der Spitze runder, dün- 
ner Grashalme, von denen die Rispe abgefallen ist, sauber auskleiden. Es haben diese meist 
sehr schön und künstlich gebauten Nester von jeher die Naturforscher angezogen und so sind 
sie auch schon vielfältig beschrieben. Nach dem Material ändert ihre Färbung sehr verschie- 
denartig aus dem Bunten in einfürbiges Grau oder weisslich. Der Rand ist eben oder un- 
gleich, öfters mit Wolle oder Federn umgeben, eingezogen oder nicht, über die Tragzweige 
erhaben oder unter denselben befindlich, zuweilen sind sie ausserordentlich leicht und durch- 
sichtig, in andern Fällen ziemlich schwer und ganz undurchsichtig. Die Beschreibung einer 
Reihenfolge meiner Sammlung wird das Nähere darthun: Nr. 4, als Normalnest, aus der Um- 
gegend von Dresden in die ganz schwache, stark auseinanderlaufende Gabel eines horizontalen 
Eichenastes #0° hoch eingehangen, im Juni mit 5 Eiern. Es bildet eine Halbkugel, von der 
nur zu jeder Seite die Umwindung der beiden Zweige als Handhaben vorstehen, und nach un- 


— 1 — 


ten eine Masse loser Birkenrindenstreifen herabhängen. Es hat 5” Breite, 3” Höhe und Weite 
und 2” Tiefe. Dünne Quecken mit ihren Faserwürzelchen nebst Grashalmen und Windenran- 
ken sind um die Zweige gewunden und daselbst mit vielen graugrünen und braunen Spinnen- 
eiersäcken befestigt. Ausserdem ist auswendig eine ansehnliche Menge schmaler Streifen von 
Birk@nrindenbast und Laubmoos, theils in die Wand fest eingearbeitet, theils nur locker be- 
festigt, dass sie mit dem einen Ende frei herabhängen. Der vollkommen gerundete Napfraum 
ist dicht und glatt mit kurzen, ausgefallenen Grasrispen ausgekleidet, seine Ränder laufen mit 
den Tragzweigen gleich und sind nicht eingezogen‘). Nr. 2. Aus den Pyrenäen, ebenfalls in 
die schwache Astgabel einer Eiche eingehangen, wo aber bald einige Seitenzweige auf- und 
abwärts ausgehen, die mit eingebaut sind und dem Ganzen eine eckige Gestalt geben. Zarte 
Quecken und Grashalme sind mit Werg und grüner Spinnewebe dicht und dick um die Zweige 
befestigt. Baumbast, breite Grasblätter und etwas Moos sind nach Aussen mit eingearbeitet, 
das Innere ist aus denselben kurzen Grasrispen gebildet, wie beim vorigen. Es ist etwas 
länglich, 51,” lang, 5” breit, 31/’ hoch, 3 und 3'/” weit, 2'//” tief. Seine Färbung ist 
zwar etwas bunt, aber ziemlich düster. Nr. 3. Von Toulouse, wie das vorige von Hrn. Pro- 
fessor Mocquin- Tandon gesammelt, war in einen schwachen Lindenzweig eingehangen und ent- 
hielt 6 Eier. Es bildet einen vollkommen gerundeten halbkuglichen Napf, ist nur nach vorn 
um die beiden Zweige mit feinen Wurzeln befestigt, und besteht aus alten Grashalmen mit den 
Rispen. Die innere Auskleidung wie bei den vorigen. Es ist gegen 5” breit, 2'/” hoch, 
31% weit, 2” tie. Nr. 4. Aus der Umgegend von Dresden im Walde, welcher aus jungen 
Kiefern und Birken gemischt war, in zwei vom Stamme schräg und ungleich aufsteigende Zweige 
nahe der Krone und dicht am Stamme eingebaut. Wegen der Tragzweige ist seine ganze Ge- 
stalt schräg, die eine Randseite viel tiefer als die andere stehend und auch das Innere ist 
schräg und ungleich gerundet. Es besteht fast ganz aus langen, dürren Grasblättern, die, viel- 
fach um die Zweige gewunden, den übrigens leichten Bau fest tragen. Mehr zur Aus- 
schmückung beigegeben sind gelbe und grüne Klümpchen Spinnewebe und etwas dünne Bir- 
kenrinde. Die innere Auskleidung ist wie bei den andern. Nr. 5. In den dichtbelaubten 
Zweig eines Apfelbaumes eingebaut, nach unten von Zweigen und Blättern getragen und des- 
halb nur mit wenig Stroh und Grashalmen um die Zweige befestigt. Es besteht aus Gras- 
blättern, einigen Strohhalmen mit den Aehren und ziemlich viel Birkenrinde nach unten. In- 
wendig verhält es sich ganz wie die andern. Es ist 5” breit, 3” hoch und weit, 2'/,” tief. 

Bei manchen findet sich am Rande etwas Schafwolle, bei andern einige Federn. Männ- 
chen und Weibchen arbeiten gemeinsam und höchst eifrig am Baue, wo sie das Umwinden 
der Tragzweige meist im Flattern zu Stande bringen. 

Der Satz enthält in der Regel 5, zuweilen 4 oder 6 Eier, die nach 26 Exemplaren fol- 
gende Verhältnisse zeigen: 


*) Sechs andere aus derselben Gegend, alle auf Eichen erbaut, sind fast ganz aus denselben Materialien zusam- 
mengesetzt. Da aber die Tragzweige ungleich oder weniger stark von einander abstehen, so haben sie alle eine 
etwas verschobene Gestalt, sind zum Theil etwas grösser, zum Theil etwas kleiner als das beschriebene. 

37° 


Länge 1” /,”, Breite 9”, 4 Stück. Länge 1" 2”, Breite 9'/,”, 3 Stück. 
= 0 ar en er , - 
N N U ler LE 7A AERSEREE - 

- 1” N”, E N, ff 4 F % fr vr, r Ma ! 2 
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Ihr Gewicht wechselt von 5'/, bis 6'/, Gran, wenn sie entleert sind, die gefüllten wiegen 
etwa 2 Quentchen. Ihre Gestalt ist ungleichhälfig, meist etwas, zuweilen sehr gestreckt, nach 
der Basis sanft, nach der stumpfen, selten spitzen Höhe stark abfallend. Nur selten fallen sie 
nach Basis und Höhe ziemlich gleichmässig ab, haben aber den grössten Durchmesser der Ba- 
sis doch ansehnlich näher. Ihre Grundfarbe ist weiss, oft etwas, zuweilen stark in das Röth- 
lichviolette. Alle sind gefleckt, manche sparsam, andre ziemlich dicht; die untersten Fleckchen 
von aschgrauer Farbe sind stets sehr klein, oft ganz verwaschen, dann. folgen graubraune, 
ebenfalls klein und einzeln, die obersten grössten, dichtesten haben dunkelrothbraune, oft fast 
schwarze Färbung. Im ersten Falle sind ihre Ränder verwaschen, im letzten rein. Meist sind 
sie einzeln und gerundet, selten gestielt, verzogen und verschmolzen. Stets stehen sie nach 
der Basis dichter, selten aber zu einem Kränzchen vereinigt. Ihr Glanz ist stark, ihr Korn 
stimmt mit dem der Eier des Wasserstaars ganz überein, nur ist es meist etwas kräfliger ent- 
wickelt. Das Weibchen brütet 14 bis 15 Tage und wird in den Mittagsstunden vom Männ- 
chen abgelöst Die Jungen erbalten schon im Neste das Jugendkleid und machen durch steten 
Appetit den Alten grosse Mühe. 


2. Der Maskenpirol. Oriolus radiatus. Gw. (Or. monachus. Wacı. Larvatus. Licnr.) Levacr. Ois. 
d’Afr. p. 52. Nr. 261. 62. 

Er ist nur wenig kleiner als unser Pirol und lebt, ziemlich weit über das südliche Afrika 
verbreitet, in etwas grössern Waldpartien, wo er, nach Levaillant, sein Nest nach Art des un- 
sern aus feinen Zweigen und biegsamen Wurzeln erbaut. Auswendig kleidet er dasselbe mit 
Moos, inwendig mit Federn aus, legt & schmutzigweisse Eier mit braunen Flecken, die nach 
der Basis zu einen Kranz bilden. Die Brütezeit soll 18 (?) Tage dauern. 


3. Der chinesische Pirol. Oriolus chinensis. L. 
Tab. XXVII. fie. 12. 


Er hat Grösse und Lebensweise fast ganz mit dem Kirschpirol gemein und bewohnt das 
südliche Asien, vorzüglich häufig auch die Sundainseln, von wo das Leydner Museum Nester und 
Eier erhielt. Die erstern sind ebenso wie die des Kirschpirols in schwachen Gabelzweig befestigt, 
aus Wurzeln und Pflanzenfasern erbaut, auch mit denselben etwas feineren im Innern ausge- 
kleidet und haben ganz gleiche Maassverhältnisse. Die Eier haben eine Länge von 1” 1 bis 2%”, 
bei einer Breite von 9'/, bis /,”, gleiche Gestalt und Färbung wie die des Kirschpirols, nur 
dass die Flecke oft etwas verwaschen und ansehnlich grösser sind als an jenen, wie auch die 
erhabenen Züge etwas deutlicher gekörnelt erscheinen. 

Das eine der Nester ist ganz in die enge Gabel des Tragzweiges eingebaut, wodurch es 


293 


nach hinten eckig verläuft. Es ist 51,” lang, %/” breit, 31,” hoch; inwendig 3” lang, 2%'/,” 
breit, 2” tief. Dürre Grasblätter und Halme sind mit etwas Spinnwebe, Baumbast und Laub- 
moos dicht um die Tragzweige gewunden und bilden die äussere Schicht des Nestes. Dann 
folgen Stücke breiterer Grasblätter mit zarten Wurzelfasern, Ranken, Halmen und einigen Ross- 
haaren fest und vollkommen undurchsichtig durcheinander gearbeitet. Die innere sparrige Aus- 
kleidung bilden schwarze Palmenfasern, Rosshaare und rothbraune, zarte Pflanzenstengel. Sämmt- 


liches Material ist aber bei ziemlicher Festigkeit sehr leicht. 


Achtes Geschlecht. 


Laufdrossel. Cinclosoma. Vıe. et Horsr. (Turdus. Larn.) 


Im Aeussern ganz drosselartige Vögel, die Neuholland angehören, wo sie am Boden leben, 
nur wenig und ungern fliegen, desto besser aber ihrer Füsse zum schnellen Laufen sich zu 
bedienen wissen. Ihre Nahrung, die sie nur am Boden suchen, besteht in verschiedenen In- 
sekten und Pflanzenfrüchten. Ihre Stimme ist ein lautes Piepen, eigentlicher Gesang fehlt ihnen. 
So nisten sie auch am Boden, jährlich 2 bis 3 Male, bauen lerchenartige, kunstlose Nester und 
legen 2 bis 3 Eier, welche denen der letzten Geschlechter nahe kommen. Ihre Jungen erhal- 
ten zeitig dichtes Dunenkleid,. in dem sie den jungen Ratten ähneln und können bald von ihrer 
Lauffähigkeit Gebrauch machen. Man kennt drei Arten. 


1. Die punktirte Laufdrossel, Cinelosoma punctatum. Larn. (GouLv.) (Gour», Birds of Austr. 1. 2.) 
Tab. XXVIT. fig. 6. 

Sie hat etwa die Grösse unserer Amsel, lebt im südöstlichen und südlichen Neuholland so wie 
in Vandiemensland, wo sie als Standvogel hügeliges, steiniges, mit Gestrüpp und Gras versehenes 
Land in der Nähe von Bächen bewohnt. Ihre Nistzeit fällt vom October bis Januar, in der sie 2 
bis 3 Bruten aufzieht. Das Nest wird unter dem Schutze eines Steines, Baumsturzes oder Gras- 
busches aus Blättern und Baststreifen erbaut und enthält 2 bis 3 Eier. Das vom Hrn. Gould dem 
britischen Museum gelieferte Nest gleicht einem schlechtgebauten Neste der Feldlerche. Es ist A” 
breit, wenig über 1” hoch, im Innern nur wenig vertieft und besteht aus dürren Blättern, verwitter- 
ten Baststückchen und dünnen Stengelchen. Die Eier sind etwas ungleichhäftig oder dem Gleichhäl- 
tigen sehr nahe, auch nach der zugerundeten Höhe nicht sehr stark abfallend, 1” I bis 41,” lang, 
9'/, bis 10” breit und haben auf weisslichgelblichem Grunde graublaue kleine oder grössere Punkte 
und Flecken, so wie einzelne dunkelgraubraune, grünbraune oder braune Flecken und ziemlichen 
Glanz. Das Korn steht zwischen dem von Pitta und Oriolus inne, die dichtverzweigten, feinen , kör- 
nigen, geglätteten Züge haben in ihren seichten Vertiefungen sparsame, eckige oder gerundete nicht 
tiefe Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen auf gelblichem Grunde die Flecke durch. 


2. Die braunrückige Laufdrossel, Cinclosoma castanotis. GourLv. (GouLv, Birds of Austr. 1. 12.) 
’ Tab. XXVII. fig. 7. a. b. 
Nur wenig kleiner als vorige Art, bewohnt sie den Westen von Neuholland und hält sich in 
buschigen Gegenden um den Murray- und Schwanenfluss auf. In Lebensweise, Nestbau und Eiern 


gleicht sie sehr der vorigen Art, von welchen letztern die Herren Gould und Preiss eine ziemliche 
Anzahl mitgebracht haben, die sich, wie folgt, verhalten: Ihre Gestalt geht aus dem Gleichhälfigen 
in das ziemlich stark Ungleichälfiige, doch ist die Höhe nie zugespitzt Ihre Länge wechselt von 
1” bis 4” 1%”, ihre Breite von 9'/, bis /,”. Die Grundfarbe ist schmutzigweiss, oft in das Grau- 
gelbliche ziehend; die Flecke stehen sparsamer oder dichter, bilden an der Basis meist einen locke- 
ren oder dichteren, selbst zusammenfliessenden Kranz. Die untersten, nicht grossen, grauen Flecke 
finden sich, ausser vor der Basis, stets sparsam; dann folgen blassere oder dunklere olivengrüne 
und olivenbraune Punkte, Fleckchen und grössere Flecke, theils rein, theils mit verwaschnem Rande 
und in einander verfliessend. Der Glanz ist mässig oder etwas stark, das Korn ist nur etwas feiner, 
sonst dem der vorigen Art sehr gleich. Inwendig scheinen auf gelblichgraulichem Grunde die Flecke 
dureh. Es sind diese Eier bei ihrer Eigenthümlichkeit mit keinen andern leicht zu verwechseln, nur 


dass manche etwas an die Eier der Elster erinnern. 


Vierte Familie, 
Fliegenfänger. Muscicapae. 


Eine in vielen Arten fast über die ganze Erde verbreitete Vogelgruppe, die zu den Sängern, 
Drosseln und Würgern in Lebensweise, Nestbau und Eiern nächste Verwandtschaft darthut. Es sind 
meist unrubige, kleinere Vögel, an Baumwuchs gebunden und von Insekten und Beeren lebend, 
nur selten zum Boden herabsteigend, oft von schwacher Entwickelung geistiger Thätigkeit. In den 
weniger heissen Ländern sind sie Zugvögel, die ziemlich spät an ihre Nistplätze zurückkehren; ausser 
der Nistzeit leben sie familienweise. Sie bauen künstliche, zum Theil hängende oder auch ziem- 
lich kunstlose Nester und legen bis 5 Eier, welche eigenthümlich sind oder denen der Sänger und 
Würger sehr nahe kommen, stets aber mit deutlich gekörnelter Schale versehen sind, fast wie die 


der Ammern. 


A. Drosselartige Fliegenfünger. 

In Gestalt und Lebensweise den Drosseln nahe verwandt, leben diese Vögel im wärmeren 
Asien, Afrika und Amerika *), zum Theil recht häufig und weit verbreitet, auch dem Menschen sich 
gern anschliessend, wo sich manche durch ihre Fruchtnahrung sogar nachtheilig erweisen, während 
andere durch lebhaftes Wesen und muntern Gesang sich beliebt machen. 


Erstes Geschlecht. 
Drossellliegenfänger. Iros. Ten. (Lanius et Turdus. Gm. Haemotornis. Sw. Pyenono- 
tus. Kunı. Copsychus. Wası. Brachypus. Stern. Muscicapa. Less. Icteria. Vısını.) 


Die ziemlich zahlreichen Arten erreichen zum Theil die Grösse von Turdus iliacus, während an- 
dere nur Sängergrösse haben, die mehrsten aber in der Mitte zwischen beiden sich halten. Sie nähren 


*, Ob Ixos obscurus. Tes., der sich im nördlichen Afrika und dem gegenüberstehenden Spanien findet, hier- 
her gehört, muss erst seine Fortpflanzungsgeschichte ausweisen, welche bisher noch ganz unbekannt ist. 


— 5 — 


sich von Früchten und Insekten, bauen in das Gesträuch ziemlich kunstlose Nester und legen % bis 
5 weissliche, grünbraun oder rothbraun punktirte und gefleckte Eier. 


1. Der indische Drosselfliegenfänger. Zros orientalis. Gun. (Tem.) Turdus orientalis. Gm. 


Er ist wenig grösser als eine Goldammer und lebt in Ostindien und den benachbarten Inseln. 
Boie und Macklot schickten seine Eier, im März und Mai auf Java gesammelt, an das Leydner Mu- 
seum. Diese nähern sich sehr denen von Sylvia turdoides, sind kürzer oder gestreckter ungleich- 
hälftig. nach der Höhe stumpfer oder spitzer zugerundet. Ihre Länge wechselt von 9 bis 40”, ihre 
Breite von 7 bis 7°/,”. Die Grundfarbe ist grünlichweiss oder grünlich, die Punkte und Flecke sind 


U 


asch - oder bräunlichgrau, grünbraun oder braun, an der Basis weiss zusammenfliessend, sonst rein 
und gleichmässig vertheilt. Inwendig scheinen auf grünlichweissem Grunde die Flecke durch. Die 
Schale ist glatt und etwas glänzend, dicht gekörnelt mit sparsamen undeutlichen, flachen und 


eckigen Poren ‘). 


2. Der goldrückige Drosselfliegenfänger. Ixos chrysorhoeus. Tem. (Pyenonotus. Kun. Haematornis. 
Sw. Turdus aurigaster. Vırıun. Levaızr. Ois d’Afr. Tom Ill. Tab. 107. Nr. 2. p. 46. Le Cuoor.) 
Tab. XXVIL. fig. 14. a. b. e. 

Ungefähr von der Grösse der Goldammer, lebt dieser Vogel vom Vorgebirge der guten Hofl- 
nung bis Java. Von letzterer Insel, wo er häufig ist, sandten Kuhl, van Hasselt, Boie und Macklot 
Nester und Eier an das Leydner Museum. Jährlich werden vom Januar bis April zwei Bruten zu 
Stande gebracht, wo die Nester ins Gebüsch gebaut werden, um A” breit, 2'/, bis 3” hoch und 
weit, 4 bis 1'/%” tief sind. Sie bestehen aus Wurzelfasern, dürren Pflanzenstengeln und einigen 
breiteren Grasblättern, lockerer oder dichter ineinander gelegt, innerlich mit Würzelchen, zarten 
Ranken und Pferdehaaren sauber ausgekleidet. Die 5 lebhaft gefärbten Eier sind ungleichhältftg, 
kürzer oder gestreckter, stumpfer oder spitzer an der Höhe, nach der Basis gerundet oder stark ab- 
fallend. Ihre Länge wechselt bei 8 Exemplaren von 9'/, bis 11”, ihre Breite von 6'/, bis 7'%”. 
Die Grundfarbe ist weiss in das Grauliche oder Röthliche, alle sind stark gefleckt, manche fast be- 
deckt mit asch- oder röthlichgrauen, graurothen oder braunen und lebhaft dunkelrothen oder roth- 
braunen Pünktchen, Punkten und Fleckchen, die selten gleichmässig vertheilt sind, meist vor der 
Basis ein lockeres oder geschlossenes Kränzchen bilden. Sie sind fast matt oder etwas glänzend, 
sehr zart und dicht gekörnelt mit feinen Punktporen. Inwendig scheinen auf graugelbem Grunde 
die Flecke durch. 


3. Der javanische Drosselfliegenfänger. /ros Psidü. Kun. (Pyenonotus. Kunt.) 


Kaum etwas grösser als der vorige und ihm nahe verwandt, lebt er auf Java, woher dieselben 
Reisenden eine Anzahl Nester und Eier sendeten. Die ersten sind etwas lockerer und aus dunklern 
Stoffen erbaut, ähnlich manchen Nestern der Sylvia hortensis. Auswendig enthalten sie etwas Wur- 


*) An diese Art schliessen sich hinsichtlich der Eier mehrere afrikanische Arten an, wie /ros Levaillanti. Ten. 
(Levaill. Ois. d’Afrig. Pr. 406. a) und Ixos importunus (Andropodus. Sw.), (ibid. b), von denen Levaillant sagt, 
dass sie in das Gebüsch nisteten und olivengrüngefleckte Eier legten. 


zeln und Grashalme, inwendig eine dicke aber lockere Schicht zarter aber sparriger Zweige und 
haarartiger Palmenfasern. Die Eier nähern sich ebenfalls denen der vorigen Art; ihre Länge wech- 
selt von 9'/, bis 11'4”, ihre Breite von 7 bis 7'%”. Die Grundfarbe ist graulich, in das Weissliche 
oder Röthliche. Die Flecke sind wie bei voriger Art, meist noch mehr deckend. Das Korn ist 
etwas derber, an manchen Exemplaren sind die Körnchen sehr erhaben mit tiefen Zwischenlinien, 


ganz wie bei Anthus. 


4. Der capische Drossellliegenfänger. /ros capensis. L. (Tew.) (Turdus capensis. L. Levaıuı., Ois. 
d’Afr. T. Il. Tab. 105.) 


Tab. XXVII. fig. 13. a. b. c. 

In Grösse und Lebensweise den vorigen sehr nahe stehend, lebt er häufig am Vorgebirge der 
guten Hoffnung. Levaillant berichtet nur von ihm, dass er sich von Beeren und Insekten nähre, sehr 
geschwätzig sei, in das Gebüsch niste und 5 Eier lege. Von letztern habe ich durch verschiedene 
Reisende eine Anzahl erhalten, die sich höchst übereinstimmend mit denen der beiden vorigen Arten 
verhalten. Ihre Gestalt ist etwas gestreckt, nach Basis und Höhe ziemlich stark abfallend, die Länge 
wechselt von 10'/, bis 41”, die Breite von 7'/, bis 7'/”. Ihre Grundfarbe ist röthlichweiss, grau- 
licher oder weisser; die Flecke sind an manchen blasser, an andern aber ebenso lebhaft, als bei 
Iros chrysorhoeus, stehen aber etwas einzelner. An manchen sind alle gesondert, an andern etwas 
verschlungen, zuweilen sogar ammerartige Züge bildend. Ihr Korn nähert sich mehr dem von /20s 
orientalis, ist derber als von /ros chrysorhoeus und schwächer gekörnelt als von Zros psidü. In- 
wendig scheinen auf röthlichem Grunde die Flecke etwas durch '). 


5. Der scherzhafte Drossellliegenfänger. Iros jocosus. L. (Tewm.) (hanius jocosus. 1.) 


Nach Kenntnissnahme von Nest und Eiern wird man keinen Augenblick anstehen ihn den letz- 
ten 3 Arten als nächsten Verwandten beizugesellen. Es lebt dieser Vogel, der sich durch sein mun- 
teres Wesen und angenehmen Gesang sehr beliebt macht, in Bengalen und Ceylon. Durch Hrn. 
Fraser Walther in London **) erhielt ich Nest und Ei dieser Art, in der Umgegend von Trincomalee auf 
Ceylon im März gesammelt. Das erste gleicht ganz einem recht zarten Nestchen der Sylvia garrula, 
ist ein halbkuglicher Napf, 3” breit, 1” 9” hoch, 2” weit, 4'/,” tief. Es ist aus zarten, grauen, etwas 
rauchen und stachlichen Pflanzenstengeln, verbunden mit Spinnenwebe, sehr sauber, aber durchsich- 
tig zusammengesetzt, inwendig mit feinsten Würzelchen und haarartigen Grasrispen ausgekleidet. 
Das Ei ist ungleichhälfig, nach der Basis gerundet, an der Höhe zugespitzt, 10” lang, 7” breit, 
von graulichweisser Grundfarbe mit aschgrauen, roströthlichen und rothbraunen Pünktchen und 
Fleckchen, die mit vielen feinen, kurzen Zügen unter sich verbunden sind. Das Korn ist ziemlich 
derb und steht zwischen dem von /ros orientalis und chrysorhoeus. 


*) Von Iros (Pyenonotus) inornatus Bor und Mactor kenne ich nur die Nester, welche diese Reisenden 
nach Leyden schickten. Diese sind schr eigenthümlich in grosse Blätter eingebaut und von rothbraunen, zarten 
Ranken zusammengeselzt. 

*, Es hat dieser Herr die öfters erwähnte Sammlung des Hr. Dr. Pittmann an sich gebracht und vermehrt 
dieselbe eifrigst. 


| 
| 


u — 


an 


6. Der grüne Drosselfliegenfänger. Zros viridis. Gm. (T.) Muscicapa viridis. Gw. Ieteria dumicola. 
Vırırı. Pipra polyglotta. Wıus. Icteria viridis. Nuttal. I. p. 299. Aupus. Orn. biogr. Il. p. 223 *). 
Tab. XXVII. fig. 40. a. b. 


In der Grösse kommt er etwa mit Wendehals oder Goldammer überein und lebt im Sommer 
über die nördliche Hälfte von Amerika bis nach Connecticut und zu den Quellen des Arkansas. Hier 
erscheint er im Frühjahre nach der nördlichen Breite seines Aufenthaltes zeitiger oder später, in den 
nördlichern Staaten Ende April oder Anfangs Mai, und zwar, wie bei vielen andern Zugvögeln, das 
Männchen einige Tage vor dem Weibchen, und wählt sich sein Standquartier, meist ein verworrenes 
Dickicht von Gebüsch. Hier lässt es nun seine wunderlichen, oft bauchrednerischen Töne hören und 
vertreibt mit Eifersucht andere Männchen aus der Nähe. Einige Zeit nach der Ankunft des Weib- 
chens wird der Nestbau begonnen und zur Anlage desselben ein verwachsener Brombeer-, wilder 
Wein- oder Wachholderbusch gewählt. Das Nest wird etwa 4 bis 5 Fuss vom Boden zu äusserst 
aus dürrem Laube oder dünnen Streifen der Weinrebenrinde erbaut und inwendig mit Wurzelfasern 
und dürren, schmalen Grasblättern ausgelegt. Der Satz besteht aus k bis 5 Eiern und die Jungen 
sind in 12 Tagen flügge. In den südlichern Districten werden 2 Bruten, in den nördlichern nur eine 
im Jahre aufgezogen. So weit berichten die amerikanischen Ornithologen. Ich erhielt aus Phila- 
delphia Nest und Eier, deren nähere Beschreibung folgt. Das Nest ist %” breit und 3,” hoch, 2°/,” 
weit und 1°/,” tief. Es besteht auswendig aus verwitterten Baumblättern, mit langen, zarten Pflan- 
zenstengeln locker umwunden, dann aus einer Schicht Weinrebenbast und Grashalmen, welche letz- 
tere auch die lockere Auskleidung bilden. Die 8 Eier meiner Sammlung sind kürzer oder gestreck- 
ter, dem Gleichhälftigen nahe, auch nach der stumpfen Höhe nur schwach abfallend, 9 bis 10'/,” 
lang, 7, bis '/,” breit. Ihre Grundfarbe ist milchweiss, meist etwas ins Röthliche gehend. Alle 
sind gefleckt, die meisten auch dicht. Die untersten Fleckchen sind aschgrau oder röthlich grau, 
meist ganz einzeln und etwas grösser, dann folgen kleinste und kleine blasser oder lebhafter röth- 
liche oder rothbraune, zuletzt röthliche, bräunlichrothe oder rothbraune, nur an einem Exemplar 
dunkel, also sehr ähnlich wie bei den vorigen Arten. Ihr Glanz ist schwach oder mässig, inwendig 
gegen das Licht scheinen die Flecke auf weissem Grunde durch. Das Korn stimmt vollkommen mit 
dem der vorhergehenden Arten, nur die Poren sind meist ein wenig flacher und breiter. 


Zweites Geschlecht. 
Beutelfliegenfänger. Virco. 


Eine kleine Gruppe amerikanischer Fliegenfänger, die sich durch kurzen Schnabel und Kör- 
perbau, angenehmen Gesang und den Bau recht künstlicher, beutelförmiger Nester auszeichnen. 
Die mehrsten gehören , in der Nistzeit wenigstens, der nördlichen Hälfte von Amerika an, wo sie in 
Waldungen und Baumanlagen leben, sich von Beeren und Insekten nähren,, welche letztere sie meist 
im schnellen Laufe auf den Aesten erhaschen. Sie legen nach Verhältniss etwas grosse Eier, die auf 
weissem Grunde mit sparsamen, gerundeten Fleckchen versehen sind. 


*) Die grosse Uebereinstimmung der Eier veranlasst mich diesen Vogel dem Genius /ros einzuverleiben 


38 


1. Der olivengrüne Beutelliegenfänger. Yirco olivaceus. L. (Box.) (Museicapa olivacea. Box. Auv. 
Orn. B. II. p. 287. Norr. 1. 312.) 
Tab. XXIX. fig. 1%. j 
Dieser angenehme kleine Vogel ist über einen grossen Theil von Nordamerika, von Jamaika 
bis zum südlichen Labrador verbreitet, wo er sich in Wäldern und Baumanlagen, auch der bevöl- 
kerten Städte, häufigst findet. Nach Audubon überwintert er zum Theil in den Floridas, lässt schon 
im Frühjahre daselbst seinen zwar etwas eintönigen, aber lauten und wohlklingenden Gesang vom 
frühen Morgen bis zum späten Abend und den Herbst hinein hören. Sie ziehen häufigst des Jahrs 
zwei Bruten auf, die sie mit besonderer Sorgfalt pflegen und werden auch oft vom Kuhvogel (Jete- 
rus pecoris) zu Pflegeältern erwählt. Die sehr niedlichen Nester werden in Gabelzweige der ver- 
schiedensten Holzarten befestigt und zwar in einer Höhe von & bis #0. Ein sehr zierliches Nest- 
chen dieser Art, welches ich vor mir habe, verbält sich folgendermassen: es ist in die Gabel eines 
etwas abwärts geneigten Eichenzweiges eingehangen, und bildet aussen einen schrägen, stumpfen 
Kegel von 3" Höhe und fast 3° Breite. Der innere Napf ist 2” weit und 1'/,” tief. Etwas Baumbast, 
schwarze haarartige Würzelchen mit viel reinweisser Spinnewebe sind zuerst um die Tragzweige 
befestigt und bilden den Umfang, der dann mit verwitterten Grasblättern, Bruchstücken von grauen 
Wespennestern und Hälmchen fast undurchsichtig ausgefüllt ist. Die innere, sorgsam gelegte Aus- 
kleidung bilden biegsame, braungewordene Kiefernnadeln und haarfeine Grashälmehen. Es hat bei 
grosser Leichtigkeit wegen sorgsamer Befestigung der einzelnen Bestandtheile grosse Haltbarkeit, 
In andern Fällen werden Thierhaare zur Auskleidung benutzt und auch die andern Materialien än- 
dern bei einem so weit verbreiteten Vogel auf vielerlei Weise, nach Audubon sollen zuweilen nur 
Kiefernnadeln den Bau bilden, welche der Vogel mit seinem Speichel festklebte. Die & bis 6 Eier, 
nach Nuttal in den nördlichen Staaten nur 3 bis &, sind ungleichhälftig, nach der Basis sanft, nach 
der Höhe ziemlich stark abfallend und stumpf zugespitzt, 8, bis 9'/,” lang, 6°, bis 7” breit. Sie 
sind milchweiss gefärbt und blos an der Basis, zuweilen auch nur einseitig mit wenigen, meist 
schwarzbraunen, ganz runden kleinsten und kleinen Fleckchen versehen, haben etwas Glanz und 
ein Korn, welches dem des vorigen Geschlechtes nahe kommt, nur dass die verzweigten, gekörnelten 
Züge etwas erhabener sind und ziemlich tiefe Einsenkungen zwischen sich lassen, unter denen sich 
die grössern oder kleinern, oft deutlich eckigen Poren finden. Inwendig gegen das Licht scheinen 
sie grünlichgelblichweiss durch. 


2. Der gelbstirnige Beutellliegenfänger. Firco flavifrons. Vıriue. (Museicapa sylvicola. Wıirs. I. p. 127, 
Norrat. I. p. 302. Aup. Orn. B. U. p. 119.) 
Tab. XXIX. fig. 13. 


Er kommt in der Grösse ziemlich mit dem vorigen überein, bat dasselbe Vaterland und Ver- 
halten, nur dass er ganz dem tiefern Walde angehört. In der Nistzeit, vom Mai an, bewohnt er be- 
sonders die mitllern und nördlichern Staaten und baut ebenfalls in Zweiggabeln sein sehr schönes 
Nestchen. Dies ist zuweilen bis 6° hoch und aussen mit Flechtenstückchen über der Spinnewebe, 
die das Ganze zusammenhält, bekleidet, inwendig mit feinen Grashälmchen und Blättchen ausgelegt. 
Der Satz besteht aus & bis 5 Eiern, welche in der Regel etwas gestreckter als die der vorigen Art 


zu, 


mit etwas grössern und zahlreichern Fleckchen versehen sind. Ihr Kern ist an meinen Exemplaren 
etwas derber als an vorigen mit weniger erhabenen Zügen. 


3. Der graugrüne Beutelfliegenfänger. Virco gilvus. Vıriuz. (Bon.) (Museicapa gılva. Vieiuı. Mus- 
cicapa melodis. Wırs. V. p. 85. Warsuing. Firco. Nurr. 1. p. 309. Aup. Orn. B. I. p. 114.) 


Ebenfalls mehr Waldvogel, nach dem Norden bis gegen Canada verbreitet, verlässt er im Win- 
ter die vereinigten Staaten und kehrt im April zu seinem Sommersitze zurück. Den Nestbau beginnt 
er im Mai und wählt am liebsten hohe Baumkronen bis 1007 über dem Boden; nur einmal sah es 
Audubon in der Nähe seines Fensters auf einer Pappel und zwar zwischen Stamm und geradeauf- 
steigenden Zweigen. Das Pärchen brachte 8 Tage mit dem Baue desselben zu, indem es von ziem- 
licher Entfernung geeignetes Material herbeitrug. Das Aeussere ward aus feinen Grasblättern und 
Hälmchen an Zweig und Rinde befestigt, in runder Form angefertigt und die Ausfütterung mit Wes- 
penneststückchen und Spinnewebe vollendet, während das Innere mit Wolle und Rosshaaren müh- 
samst ausgekleidet ward. In 5 hintereinanderfolgenden Tagen wurden 5 Eier in dasselbe gelegt, 
welche denen der ersten Art in Färbung nächst verwandt sind, den 13. Tag verliessen die Jungen die 
Eier, nachdem beide Alten wechselsweise, aber nicht zu geregelten Stunden gebrütet hatten, und in 


43 Tagen darauf waren sie flügge, Das Männchen lässt seinen schönen Gesang sehr fleissig ertönen. 
Do DD [»} 


4. Der weissäugige Beutellliegenfänger. Firco Noveboracensis. Gm. (Bon.) (Muscicapa Noveboracen- 
sis. Gm. cantatrir. Wırs. White eyed Virco. Nurr. 1. p. 306. Aup. Orn. B. I. p. 328.) 


Auch von fast gleicher Grösse mit den vorigen, ist er in allen Theilen der vereinigten Staaten 
häufig und bleibt auch grösstentheils des Winters in den südlichen Staaten. In Pensylvanien und 
Neuengland kommt er schon zeitig im April an. Sein Nest befestigt er gern in die Zweige von Smi- 
lax oder wildem Wein und benutzt besonders Bruchstücke der papierartigen Wespennester zur Aus- 
füllung des lockern Aussengeflechtes, welches aus zarten Tillandsienfäden und Spinnewebe besteht. 
Die Eier sollen denen der ersten Art nahe kommen. 


5. Der lebhafte Beutellliegenfänger. Yirco agilis. Licur. (Muscicapa agilis. Prınz Max. Beitr. 
II. 1. p. 795.) 


Südamerika ist das Vaterland dieses Fliegenfängers, welcher etwa die Grösse von Muse. atri- 
capilla hat. Er hält sich im Gebüsch und Hochwalde auf und lässt daselbst seinen ziemlich unbe- 
deutenden Gesang hören. Prinz Maximilian fand im December das Nest desselben mit 5 Jungen, 
es war nach Art des Pirolnestes in eine Zweiggabel freischwebend aufgehangen und bestand aus hell- 
grünen Tillandsia- oder Bartllechtenfäden, Baumwolle, breiten Baststreifen und Grasblättern und war 
inwendig mit dürren Grashalmen glatt ausgelegt. Im Berliner Museum findet sich ein Ei dieser Art, 


welches eigestaltig, 8°/,” lang, 6'/,” breit ist und auf grünlichweissem Grunde an der Basis röthlich 
graue, graurothe und rothbraune Punkte und gerundete Fleckchen führt. Sein Korn gleicht dem 


der nordamerikanischen Arten. 


be | 


B. Süngerartige Fliegenfünger. R 
Alles kleine Vögel über Europa und das angrenzende Asien verbreitet, so weit der Holzwuchs 
reicht. Sie gleichen den Sylvien sehr, halten sich meist in Baumkronen und erschnappen fliegende 
Insekten in der Luft 


a. Europäisch - asiatische. 
Drittes Geschlecht. | 
Eigentlicher Fliegenfänger. Museicapa. L. 


% 
Sie haben etwas einförmigen Gesang, nisten in Baumlöcher, zwischen dichte Zweige, selten 
am Boden, legen meist 5 blaugrünliche, einfarbige oder gefleckte Eier, welche Männchen und Weib- 


chen gemeinsam ausbrüten. 


1. Der gelleckte Fliegenfänger. Museicapa grisola. L. 


Tab. XXIX. fig. 7. a. bis e. [Lewis, Tom. II. Tab. XXI. fig. 4. Naum. Vög. a. O. Tab. XLI. fig. 92. Tumesemass 
und Baenw, Heft II. Tab. V. fig. 5. Hewirsox, Br. Ool. Tab. VII. Id. Col. IM. Tab. XVI. fig. 1.) 


Es hat dieser Fliegenfänger, welcher ein Gewicht von & bis 5 Quentchen erreicht, eine sehr 
weite Verbreitung, da man ihn nistend von Lappland bis Griechenland und von Schottland bis Da- 
vurien findet. Er hält sich in Wäldern und Baumanlagen, schliesst sich häufig dem Menschen an 
und wird dann öfters sehr zutraulich. Erst Ende April kommt er im südlichen Europa aus seinem 
Winteraufenthalte zurück und verlässt es im September wieder. In den nördlichsten Ländern seines 
Aufenthaltes macht er jührlich nur eine Brut, in den wärmeren, bei sonst günstigen Umständen, 
zwei. Im Walde baut er sein Nest auf einen Aststumpf dicht an den Stamm, in eine kleine Vertie- 
fung ausgebrochener Rinde oder zwischen zwei zusammengewachsene Stämme. In Gärten wählt 
er dichte Lauben, Spalierbäume und seichte Mauerlöcher, of nur wenige Fuss über dem Boden. 
Nach Oertlichkeit und Witterung erbaut er dasselbe lockerer und fester, leichter oder massiger , aus 
Moos, Wurzelfasern, Halmen, Baumbast, Haaren und Federn. Die Beschreibung einer Reihenfolge 
aus meiner Sammlung wird das Nähere darthun. Nr. 4, am 10. Mai mit 6 frischen Eiern vom Spa- 
lierbaume einer Mauer in der Umgegend von Ulm, # vom Boden zwischen einem starken Zweig und 
der Mauer eingebaut und daher etwas gedrückt. Es ist 3” hoch und breit, 2” 7” und 2” 4” weit, 
I" 2” tief. Auswendig besteht es aus Laubmoos, mit Würzelchen und Grashalmen durchllochten, 
denen etwas Spinnewebe und einige weisse Federn beigefügt sind. Inwendig ist es dick und ziem- 
lich glatt mit feinen Hälmchen und Rosshaaren ausgekleidet. 

Nr. 2 aus der Umgegend von Dresden, auf dem kurzen, flachen Aststumpfe einer Kiefer, 30° 
hoch, Ende Mai mit 5 Eiern gefunden. Es bildet einen ziemlich lachen Napf von &'/,” Breite, 2” 
Höhe, 3” Weite und 1” Tiefe, besteht auswendig aus Flechten, Laubmoos, schwarzen Wurzelfa- 
sern von Heide, verwitterten Blättern und einer krummen, kurzen Krähenfeder, inwendig ist es mit 
zartesten Würzelchen, Hirsch- und Rosshaaren ziemlich dicht und sauber ausgekleidet. 

Ein drittes stand bei Herrnhut auf einer hohen Fichte in einer zufälligen Rindenspalte, Ende 
Mai mit 3 frischen Eiern. Es bildet einen lockeren Ballen aus zartem Baummoose mit langen, schma- 
len Grasblättern verbunden, denen ziemlich viele Federn einer Ringeltaube beigegeben sind. Der 
innere flache Napf besteht aus braunem Baumbaste mit Grashälmehen und einigen Taubendunen. 


301 —— 


Es ist # und 3” breit, 2” hoch und weit und nur '/,” tief. Nr. k, aus der Umgegend von Toulouse, 
vom Hrn. Professor Moequin - Tandon in einem dichten Busche, 9’ vom Boden, mit 5 Eiern Ende Mai 
gefunden. Es besteht aus Erdmoos, mit Würzelchen verbunden, und ist inwendig mit zarten Gras- 
rispen und Wolle ausgekleidet, bildet einen ziemlich gerundeten Napf von 3” Breite, 2” Höhe und 
Weite und 1'/” Tiefe. Nr. 5. Unter dem Gebälke einer Waldbrücke an einen Balken angedrückt 
und deshalb etwas einseitig erbaut, Anfangs Juni mit % frischen Eiern. Es ist 5 und 3'/,” breit, 
2” hoch, 2'/,” weit und 1'/,” tief. Eine Masse schwarzgrauer Spinnewebe mit Moos, Halmen und 
Grasblättern bildet die dicke Unterlage , in welche der gerundete Napf aus Werg, Federn, Ross- und 
Kuhhaaren eingebaut ist. 

Der Satz besteht aus 4 bis 6 Eiern, welche nach 35 Exemplaren sich, wie folgt, verhalten. Sie 
sind alle ungleichhälftig, meist nach der Basis kurz zugerundet, seltner etwas sanfter abfallend, nach 
der stumpfen, sehr selten etwas zugespitzten Höhe stark abfallend. Die Maasse wechseln ziem- 


lich stark: 


Länge 7°/,”, Breite 6Y, —Y,”, 6 Stück. Länge 8'/,, Breite 6, — °/,, 6 Stück. 
” RR = 1, —Y", AOmSE h. 3, 6% —’%, 3 E 
- 84 he, = er Po 


Das Gewicht der gefüllten beträgt 28 bis 30 Gran, der entleerten Schale 2 bis 2'/, Gran. 

Ihre Grundfarbe ist grünlich, zuweilen recht lebhaft und in das Bläuliche, zuweilen in das 
Graue oder Olivengrünliche. Im erstern Falle treten die Flecke am mehrsten vom Grunde los, im 
letztern am wenigsten. Die untersten derselben haben grauröthliche, die mittlern graurothe, die 
obersten braunrothe Färbung, alles blasser oder dunkler. Sie sind theils kleinste, theils kleine und 
auch ziemlich grosse, zerfasert und verworren, gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilt, 
öfters aber nach der Basis dichter, auch deckend oder kranzartig. Selbst von den entferntesen Fundor- 
ten bietet die Färbung keine besondern Abweichungen. Die Figuren az und e sind nach deutschen 
Exemplaren, b nach einem schwedischen, ce nach einem asiatischen, d nach einem schottischen gegeben. 
Die Grundfarbe an diesen Figuren ist etwas blass gehalten, an frischen Eiern ist sie meist lebhafter. 

Ihr Korn besteht aus dichtverzweigten, etwas erhaben gekörnelten Zügen mit schmälern und 
etwas breitern Vertiefungen und grössern und kleinern, gerundeten oder etwas eckigen Poren, dıe 
oft am Grunde mit Farbe gefüllt sind. Ihr Glanz ist mässig, inwendig gegen das Licht scheinen auf 
grünlich weissem Grunde die Flecke schwach durch. 

Die Jungen verlassen nach 13tägigem Bebrüten die Eischale und in fernern 13 bis 14 Tagen 
das Nest. Herr Weir hat gefunden, dass die Alten an manchem Tage über 500 Mal ihren Jungen 
Futter zutrugen, welches meist in kleinen, fliegenden Insekten besteht '). 


2, Der kleine Fliegenfänger. Muscicapa parva. Bechsr. 
Tab. XXIX. fig. 8. a. bis c. [LAnnBEcK, Isis 1842. p. 187. 
Sein Gewicht beträgt 3 bis 4 Quentchen, seine Verbreitung ist zwar ebenfalls eine weite, von 
Griechenland bis Rügen sich erstreckende, sein Vorkommen aber an sehr bestimmte Oertlichkeit ge- 


bunden, wie sie nur sparsam sich findet, weshalb er im Ganzen ein seltner, noch wenig gekannter 


*) Macgillivray History of Br. Birds Vol. II. p. 522. 


Vogel ist Herr Landbeck fand ihn ziemlich häufig auf der Südseite der Karpathen in mittler Höhe, 
besonders im Buchenwalde. So ist er auch im Uferwalde der Donau von Wien abwärts nicht selten. 
Bei Neuwied und auf Rügen habe ich ihn singend gehört und auch in den hochbewaldeten Fluss- 
ufern bei Leipzig nistet er nach Angabe des Hrn. Inspector Tobias. Seinen Gesang bezeichnet Herr 
Pastor Baldamus, der ihn im Banate beobachtete, als ein kurz abgestossenes, reines link - ink - tink, 
eyda-eyda-eyda! Nach Art des vorigen legt er im Mai oder Juni sein Nest in Rinden- und Ast- 
löcher hoher Bäume an, mit einem Satze von 4 bis 6 Eiern. Eins fand Herr von Homeyer in Hin- 
terpommern bei Darsin, zweie erhielt ich aus der Umgegend von Wien *). Die beiden letztern glei. 
chen sich sehr , bilden gerundete, halbkugliche Näpfe von 3'/4” Breite, 2" Höhe, 4%, Weite und 1%,” 
Tiefe. Sie sind zierlich aus Laubmoos, Jungermannien und weissen Hirschhaaren erbaut, inwendig 
mit einigen Hälmchen und vielen Hirschhaaren glatt ausgelegt, fast wie manche Nester von Fringilla 
coelebs, nur kleiner. Von den Eiern konnte ich 44 Stück aus dem Süden und Norden vergleichen, 
welche nur wenig Abweichendes darbieten,, ıneist etwas gestreckt, nach Basis und stumpfer Höhe 
sanft, nur nach der letztern stärker abfallen. Ihre Länge wechselt von 7'/, bis 8”, ihre Breite von 
5’/, bis 6”, wo die längsten auch die stärksten sind. Ihr Gewicht beträgt 1 Gran oder ein wenig 
darüber. Ihre Grundfarbe ist graubläulich, aber mit dichten feinsten und feinen, selten etwas grössern 
und deutlichern , röthlichgrauen , grauröthlichen und verworrenen Fleckehen fast verdeckt ""). Diese 
Fleckchen sind entweder ganz gleichmässig über die Oberfläche vertheilt oder werden nach der 
Basis dichter, bilden daselbst zuweilen auch ein Kränzchen. Ihr Glanz ist matt, ihre Schale zart, 
das Korn ganz mit dem der vorigen Art stimmend, nur feiner, die Körnchen der Züge meist sehr 
dicht gereiht und ziemlich erhaben. Inwendig gegen das Licht scheinen sie grünlichröthlichweiss 
durch. Nur mit sehr kleinen Eiern des Rothkehlchens und den blasser gefürbten Eiern von Sawicola 
rubicola haben sie entfernte Aehnlichkeit, Gewicht und Korn geben aber leichte Unterschei- 


dungspunkte. 


3. Der Halsband-Fliegenfänger. Muscicapa collaris. Beensr. (M albicollis. Tex.) ***) 
Tab. XNIX. fig. 10. a. b. [Tnrexesmans und Baenw, II. Tab. V. fie. 8.) 

Er hat die Grösse der ersten Art und fast ebenso ausgedehnten Aufenthalt, fehlt aber als Nist- 
vogel sehr vielen Gegenden. Safliger Kalkboden mit kräfigem Laubholz scheint in der Brütezeit 
sein Lieblingsaufenthalt zu sein. Als nördlichster Fundort möchte die Insel Gottland gelten, wo Herr 
Conservator Meves ihn nistend fand. In England fehlt er ganz. Da er meist auf hohen Bäumen ein- 
samer Districte lebt, so weiss man über seine Lebensverhältnisse wenig, die im allgemeinen mit 
denen der nächsten Art stimmen mögen. Ich selbst habe aus Thüringen, der untern Elbe und der 
südlichen Schweiz Nest und Eier als ihm angehörig und unter sich übereinstimmend erhalten und 
zebe hier deren Beschreibung. Das Nest aus der Schweiz, im Juni mit & Eiern in der seichten Höh- 


Das eine durch gefällige Vermittlung des Herrn L. Parreyss in Wien. 
*, In manchen Exemplaren der Abbildungen sind die feinsten Fleckchen nicht mit Farbe übergangen, wo dann 
die grössern zu gesondert erscheinen. 
*", Der von Bechstein zuerst diesem Vogel gegebene Name ist allerdings beizubehalten, da jener, ungefähr 
gleichzeitig von Lathbam der ausländischen, schon von Gmelin melanoptera benannten Art ertheilte, einzuziehen ist. 


2» 


— 305 —— 


lung gefunden, die ein abgebrochener Ahornast dicht am starken Stamme gebildet hatte, ist eine 
diekwandige Halbkugel, von %'/,” Breite, 2'/,” Höhe, 2” Weite und 1'//” Tiefe. Es besteht aus Laub- 
moos, Wurzelfasern, Hälmchen und Ziegenwolle ziemlich sorgsam untereinander verbunden und ist 
inwendig mit Grashälmehen, Wurzelfasern, einigen Rindshaaren und Ziegenwolle ausgekleidet. Die 
Eier geben nach 8 Exemplaren folgendes: Ihre Gestalt ist ungleichhälftig, nach der Basis kurz zuge- 
rundet oder sanft abfallend, nach der stumpfen oder stumpfzugespitzten Höhe stark abfallend. Länge 
7'//", Breite 6'/,”, 1 Stück; Länge 7'/,”, Breite 6'/,”, 2 Stück ; Länge 8”, Breite 6'/,”, 2 Stück ; Länge 
8\/”, Breite 6'/;”, 2 Stück; Länge 8'%”, Breite 6\,”, 4 Stück. Die letzten grössern sind aus der 
Schweiz. Ihre Färbung ist ein blasses Grünbläulichweiss, ohne Flecken und mit schwachem Glanze. 
Ihr Korn ist äusserst zart, doch vollkommen mit dem der vorhergehenden stimmend. Die Körnchen 
der verzweigten Züge sind meist sehr flach, diehtgereiht und die Reihen einander sehr genähert, dass 
meist nur ganz feine, kurz abgebrochene Furchen zwischen ihnen bleiben, in denen die seichten, 
kleinen, meist etwas eckigen Poren sich finden. Inwendig gegen das Licht scheinen sie bläulichweiss 
durch. Von verbleichten Eiern des Gartenröthlings und der Saxicola rubetra unterscheidet sie das 
Korn und die Zartheit der Schale, ihr Gewicht beträgt kaum 2 Gran. 


4. Der schwarzköpfige Fliegenfänger. Museicapa atricapilla. L. (M. luctuosa. Tex.) 
Tab. XXIX. fig. 9. a. b. [Krein, p. 25. Tab. X. fig. 12. Naumann und Bunte, I. p. 6. Tab. I. fig. 11. TmiENEMANN 
und Brenw, Il. Tab. V. fie. 13. Hewırsox Br. Ool. Tab. VII. Id. Col. Ill. Tab. XVI. fig. 2.] 

Seine Grösse ist ein wenig geringer als die der vorigen Art, seine Verbreitung erstreckt sich 
über ganz Europa, nur dass er, wenigstens in der nördlichen Hälfte, sparsamer vertheilt ist als 
Muscicapa grisola. Zum Sommeraufenthalte liebt er besonders baumreiche Ufer der Gewässer in 
geschützter Lage, wo die Männchen im Frühjahre oft 1% Tage vor dem Weibchen eintreffen und sich 
durch einen zwar nicht sehr abwechselnden, aber recht angenehmen Gesang bemerklich machen, den 
sie schon vor Tagesanbruch bis spät Abends hören lassen. Früher oder später im Mai, auch wol 
erst Anfangs Juni, wählen sich die Pärchen einen Nistplatz, in der Regel ein enges Baumloch von 4 
bis 30° hoch über dem Boden und bringen das Nest nur selten auf einem Aste dicht am Stamme an. 
Im erstern Falle ist es oft nur eine einfache Unterlage aus verwitterten Baumblättern, etwas dürrem 
Grase und Thierhaaren locker übereinandergelegt, denen zuweilen Würzelchen, Spinnewebe, Federn 
und Wolle beigegeben sind. An den mehr ausgebauten ist der Innennapf fast stets kleiner als bei 
Muscicapa grisola. Ein Nestchen dieser Art aus dem Prater bei Wien im Astloche einer Silberpap- 
pel, Ende Mai mit zwei Eiern genommen, ist 3'/” breit, 11%” hoch, 1°/,” weit und 1” tief. Es be- 
steht aus verwitterten Pappelblättern, Spinnewebe, Grashalmen und Blättern mit etwas Wolle, Hirsch- 
haaren und Federn und ist inwendig mit denselben Stoffen locker ausgelegt, wie überhaupt das 
sanze Nest wenig Zusammenhang hat. Aehnlich verhalten sich alle Nester, die ich von dieser Art 
gesehen habe. Wegen grosser Annäherung der Eier von Sylvia phoenicurus und Sazicola rubetra 
in Grösse und Färbung findet in den Sammlungen meist Verwechselung mit diesen viel häufiger 
vorkommenden Arten statt, besonders da Sylvia phoenicurus auch öfters in Baumlöcher nistet und 
es wird grosse Aufmerksamkeit erfordert, wenn man sich hier vor Täuschung hüten will. 

Der Satz besteht aus 5 bis 7 Eiern, die von Männchen und Weibchen gemeinsam bebrütet 


u "rn 


werden, und nach 27 bis 28 Tagen verlassen die Jungen das Nest. 15 Eier, die ich vor mir habe, 
geben folgende Verhältnisse: Länge 7'/,”, Breite 5°/,”, 2 Stück; Länge 7'/,”, Breite 6”, 3 Stück ; 
Länge 7°/,”, Breite 6”, % Stück; Länge 8”, Breite 5°/, bis 6”, & Stück; Länge 8'/,”, Breite 6”, 
2 Stück. Ihr Gewicht beträgt 1'/, bis '/, Gran. Sie sind ungleichhälfiig, kürzer oder gestreckter, 
zuweilen dem Gleichhälftigen nahe, nach der Basis meist sanft, nach der stumpfen Höhe schwächer 
oder stärker abfallend. Ihre Färbung ist ein reines Grünlichblau, weit weniger lebhaft als an Syl- 
via phoenicurus und Sawicola rubetra. Die Schale ist zart und durchsichtig, das Korn stimmt ganz 
mit dem der vorigen Arten und ist fast noch zarter als bei Muscicapa parva. Ihr Glanz ist mässig, 
inwendig scheinen sie nur ganz blass grünlichbläulich durch. Bei sorgsamer Beachtung dieser Kenn- 
zeichen wird man im Stande sein, sie von allen in Grösse und Färbung verwandten Eiern zu un- 


terscheiden " 


b. Afrikanisch -asiatische. 
Viertes Geschlecht. 


Paradiesfliegenfänger. Muscipeta. Cuv. ( Tschitrea. Less.) 


Sie kommen im Ganzen den vorigen nahe, nur zeichnen sich bei den mehrsten die Männchen 
in der Fortpflanzungszeit durch sehr verlängerte mittlere Schwanzfedern aus. Sie sind nur wenig 
grösser als vorige, gehören dem Süden von Afrika und Asien an, hängen ihre Nester nach Art der 
Vireos an Baumzweige auf und legen grünliche Eier. 


1. Der capische Paradiesfliegenfänger. Museipeta cristata. Gm. (Cuv.) (Museicapa eristata, Gm. 
Levaıc.rann, Ois. d’Afrique. IN. Tab. 143. Das Nest.) 

Ein recht schöner Vogel, etwa von der Grösse der Sylvia atricapilla und in den Acacienwäl- 
dern des südlichen Afrika heimisch. Levaillant erhielt als ihm angehörig ein sehr ausgezeichnetes 
Nest, welches in Gestalt eines Füllhorns in zwei schwache Zweige eingehangen ist. Ueber die Krüm- 
mung hat es 8”, im Durchschnitt 6” Höhe, 2'/” Weite und 3” Tiefe und besteht ganz aus braunem 


Baumbast ohne andres Material 


2, Der bourbonsche Paradiesfliegenfänger. Muscipeta borbonica. Gw. (Cvv.) (Museicapa borbonica. Gm.) 
Tab. XXIX. fig. 2. 


Von gleicher Grösse mit dem vorigen, hat er auch dasselbe Vaterland. Ich erhielt vom Cap, 
durch Herrn Verreaux gesammelt, ein Ei desselben ohne weitere Angabe. Es ist kaum etwas 
grösser als das von Muscicapa collaris, in Gestalt und Farbe ihm aber nächst verwandt. So ist 


*, Auch am Cap kommen Fliegenfänger vor, welche den unsern in Allem sehr ähnlich sind; so sagt Levaillant 
von seinem Ondule (Ois. d’ Afr. IV. Nr. 456) Muscicapa undulata, Vıritı., dass er auf abgestutzte Bäume oder Ası- 
stumpfe niste, sein Nest aus Hälmchen mit Moos und Haaren baue und 5 grauröthliche Eier lege. Nähere Kennt- 
niss der Fortpflanzungsgeschichte und ganzen Lebensweise wird darthun, ob sie ganz mit dem europäischen Ge- 
schlechte verbunden werden müssen 


305 


auch sein Korn diesem höchst ähnlich, nur ansehnlich derber. Seine Länge beträgt 8'/,, -seine 
Breite 6'/,” *). 


c. Australische. 
Fünftes Geschlecht. 


Fächerfliegenfänger. Rhipidura. Vıe. et Horsr. (Huscicapa. Gm. Muscipeta, Ten.) 
Seisura. VıG. et Hoxsr, 


Von den Sundainseln an bis nach Vandiemensland findet sich eine Gruppe Fliegenfänger verbreitet, 
welche besonders durch einen fächerförmigen Schwanz sich auszeichnet, hinsichtlich des Gesanges 
und Nestbaues an die Vireos von Nordamerika sich anschliesst. Die Eier, deren Satz zweizählich 
zu sein scheint, kommen in Färbung und Gestalt denen der kleinern Würger sehr nahe, doch haben 


sie ganz das Korn der andern Fliegenfänger. 


1. Der javanische Fächerfliegenfänger, ZAhipidura javanica. Sparen. (Muscicapa javanica, Sp, Rhipi- 
dura umbellata, SUNDW.) 


Tab. XXIX. fie. 5. a. b. 

Das Vögelchen hat etwa die Grösse von Muscicapa atricapilla und lebt in den höheren Bäu- 
men von Java und den benachbarten Inseln, von wo Boie und Macklot Nester und Eier an das Leyd- 
ner Museum sendeten. Sie machen vom Februar bis April 2 Bruten. Die etwas spitz napflöormigen 
Nestchen sind in Zweige eingebaut und an denselben mit feinsten Hälmchen und Spinnewebe be- 
festigt. Sie haben bei einer Höhe von 1'/, bis 2” eine Breite von ungefähr 2”, eine höchstens 4” ge- 
ringere Weite und eine Tiefe von 1”. Die Wände sind aus haarartigen Grashalmen und sehr schma- 
len Grasblättern dicht und glatt bereitet, um die tragenden Zweige mit denselben, so wie mit Spinne- 
webe, innigst verbunden und die Aussenseite mit Spinnewebe vollkommen geglättet, was ihnen ein 
sehr zierliches Ansehen gibt. Die zwei Eier, welche den Satz ausmachen, sind nach 9 Exemplaren 
ungleichhälftig, etwas kürzer oder gestreckter, nach der Basis sanft, nach der stumpfen Höhe stark 
abfallend, 8 bis 8'/,” lang, 6 bis 6'/,” breit. Ihre Grundfarbe ist gelbgrünlichweiss, an manchen 
etwas mehr in das Graue oder Grünliche. Ganz matte aschgraue Fleckchen sind über die Oberfläche 
verbreitet und bilden bei allen, nebst graugrünlichen und gelblichgrünen, matteren oder lebhafteren 
Fleckchen um den grössten Durchmesser ein dichtes Kränzchen. Sie erhalten so Aehnlichkeit mit 
manchen Abänderungen der Eier von Sylvia garrula. Das Korn gleicht ganz dem der andern Flie- 


genfänger und ist so zart wie bei Muscicapa atricapilla. 


*) Von zwei andern hierhergehörigen Arten gibt Levaillant oberflächlichen Bericht hinsichtlich der Fortpflan- 
zung. Zuerst von Muscicapa nebulosa. V. Le Gobe-Mouche nebuleuse, IV. Nr. 149, welcher nach ihm sein Nest 
an Baumzweigen, die über das Wasser hängen, aus biegsamen Hälmchen mit Moos erbaut und inwendig mit Wur- 
zelfasern auskleidet. Der Satz soll 5 blassgrüne braunpunktirte Eier enthalten. Zweitens von Muscicapa cyanea. 
Vıeıer. Le Gobe-Mouche azur. IV. 458, welcher in Baumgipfel aus Zweigen und Moos sein Nest erbauen und 5 
grauröthliche Eier legen soll. 


39 


2. Der weissschaftige Fächerlliegenfänger. Ahipidura albiscapa. GovLo. (Rh. flabellifera. Vie. et 
Honsr. non Gm.) 
Tab. XXIX. fig. &. a. b. 

Etwa von der Grösse des vorigen lebt er über einen grossen Theil von Neuholland vom Süden 
aus und in Vandiemensland verbreitet, hält sich familien - und paarweise in Baumkronen auf, wo 
das Männchen in der Fortpflanzungszeit seinen angenehm zwitschernden Gesang fleissig hören lässt. 
Die Nistzeit währt vom October bis December, der Satz besteht aus 2 Eiern. Die Nestchen werden 
in Zweige der Bäume oder Büsche eingebaut, sind sehr zierlich und dicht aus Eucalyptus oder Far- 
renbast mit Spinnewebe erbaut 8 Stück Eier, die ich verglich, kommen in der Färbung sehr denen 
der vorigen Art gleich, nur dass die Fleckchen sich etwas mehr vom Grunde heben. Sie sind 7 bis 
8'/,” lang, 5 bis 5',” breit, auf weisslich olivengrünlichem Grunde schwächer oder stärker gefleckt. 
Bei manchen stehen die Fleckchen nur um die Basis, bei andern sind sie über die ganze Oberfläche 
verbreitet, bilden aber bei allen um den grössten Durchmesser ein zierliches Kränzchen. Ihr Glanz 
ist mässig, ihr Korn fast so derb als an Muscicapa grisola, die Poren zum Theil etwas gestreckt. 
Gegen das Licht scheinen sie grünlichweiss durch. 


3. Der bachstelzenartige Fächerfliegenfänger. Zrhipidura motacilloides. Govun. 


Mehr dem westlichen Neuholland angehörig, ein wenig grösser als vorige Art, dieser aber in 
Lebensweise ganz nahe stehend. Im britischen Museum befindet sich ein Nest von ihm, ein anderes 
brachte Herr Dr. Preiss mit, welches im August gefunden ward. Dieses ist stumpfkegelförmig, in 
einen wunderlichen, mit kugelförmigen Sphärien dicht besetzten, handartig gestalteten Astauswuchs 
eingebaut, 3” hoch, 2°/,” breit, 1'/,, tief und 2” weit, besteht aus haarartigen, graubraunen Bastfa- 
sern mit rauchgrauer Spinnewebe verbunden und um die Tragzweige befestigt. Inwendig ist es dick 
mit haarfeinen Wurzelfasern so wie Känchuruhhaaren und Wolle ausgekleidet. Die Nestmaterialier 
haben ganz den Farbeton der tragenden Zweige, mit denen das Nest ein harmonisches Ganze bildet. 
Die Eier gleichen denen der vorigen Art sehr, sind 8'/, bis 9” lang, 6", bis 7” breit und haben auf 
weissgelblichgrünlichem Grunde um «den grössten Durchmesser zierliche Kränzchen aus aschgrauen, 
gelbgrünen und olivengrünen Punkten und Fleckchen. Gegen das Licht scheinen sie weisslich durch, 
ihr Korn ist noch etwas derber als an denen voriger Art. 


4, Der bewegliche Fächerlliegenfänger. Ahipidura volitans. Larn. (Tn.) (Turdus volitans, Larn, 
Seisura volitans. VıG. et Horsr.) 
Tab. XXIX. fig. 3. 

Nest und Eier schliessen diesen Vogel an die vorigen Arten an und Herr Gould sagt auch von 
ihm, dass er nur unwesentliche Abweichungen vom Genus Rhipidura an sich trage, weshalb es ge- 
rathen scheint, ihn ganz mit demselben zu verbinden. Er hat die Grösse der Sylvia atricapilla und 
lebt besonders im westlichen und südlichen Neuholland, woher Herr Gonld und ich Nester und Eier 
erhielten. Erstere gleichen sehr solchen Nestern der Sylvia hypolais, welche oft vom Regen durch- 
nässt worden sind, wo dann der Ueberzug fest an die Wände anklebt. Letztere gleichen in der 
Färbung vollkommen manchen Eiern des Lanius collurio. Sie sind ungleichhälfig, nach der Basis 


und stumpfen Höhe sanft abfallend, 8'/, bis 9'/,” lang, 6'/, bis 7'/,” breit und auf röthlich oder gelb- 


307 —— 


lichweissem Grunde mit bräunlichgrauen und bräunlichgrünen Pünktchen und Fleckchen versehn, 
'welche sehr einzeln stehen, nur nach der Basis ein breiteres, etwas lockeres Kränzchen bilden. Sie 
haben etwas Glanz und ein Korn, was denen der letzten Art ganz gleichkommt. Inwendig scheinen 


sie grünlichweiss durch. 


5. Der weisskehlige Fächerfliegenfänger, Ahipidura albogularis. Mueuver. 
Tab. XXIX. fig. 5. + 
Herr Müller sandte dem Leydner Museum ein Ei, diesem Vogel zugeschrieben, welches er den 
29. August auf Neuguinea in der Bai Lobo gesammelt hatte. In Grösse und Gestalt stimmt es ganz 
mit denen der ersten Arten dieses Geschlechtes, nur zieht seine Grundfarbe mehr in das Bläuliche, 
die Fleckchen, ebenfalls zu einem Kränzchen vereinigt, sind röthlichgrau, blasser und lebhafter, zu 


oberst ziemlich lebhaft braunroth. 


6. Der glänzende Fächerfliegenfänger. Zrhipidura (Piezorhynchus) nitida. Gouuo. (Gourvd, B. of 
Austr. XIV. 10.) 
Tab. XXIX. fig. 6. 

Auch diese Art, welche Herr Gould als eignes Geschlecht aufstellt, schliesst sich hinsichtlich 
der Fortpflanzungsweise vollkommen den vorigen an und wird wohl besser mit ihnen vereinigt. 
Er lebt in den dichten Manglegebüschen von Neuholland, wo er häufig unter gestürzten Stammen am 
Boden umherkriecht und dabei einen froschartigen Ton hören lässt, während er in der Höhe sitzend 
angenehmere Töne hervorbringt. Nach Hrn. Gilbert baut er sein Nest in das Gebüsch oder auf Baum- 
zweige von 3 bis 20° über dem Boden, aus Eucalyptenbast und andern Pflanzenfasern und klebt 
auswendig auf Spinnewebe Rindenstückchen und Flechten locker an, so dass sie vom Zuge der Luft 
in Bewegung gesetzt werden. Sowol Herr Gould als ich selbst erhielt von dort Nest und Eier. 
Erstere haben Grösse und Gestalt gewöhnlicher Finkennester, sind etwa 2'/,” hoch, 3” breit, 2'/,” 
weit und 1'/,” tief, bestehen aus Wurzeln, Bastfasern und Spinnewebe, sehr dicht und fest verbun- 
den, und haben auswendig breite, flache, kurze Baststücken aufgeklebt. Inwendig sind sie mit Wur- 
zelfasern locker ausgekleidet. Die Eier gleichen sehr manchen des Zanius collurio, haben reinen 
gelblich- oder grünlichweissen, etwas glänzenden Grund, mit aschgrauen, grünlichen und grünbrau- 
nen Fleckchen entweder nur als Kranz um den grössten Durchmesser, oder auch etwas sparsam 
über die ganze Oberfläche zerstreut. Das Korn ist etwas zarter als an Muscicapa grisola, diesem 


sonst sehr gleich. Inwendig scheinen sie weisslichgrünlich durch. 


Sechstes Geschlecht. 
Dickkopflliegenfänger. Pachycephala. Sw. 


Ebenfalls neuholländische Arten, die im Wesentlichen mit vorigen übereinstimmen. 


I, Der gelbhälsige Dickkopflliegenfänger. Pachycephala australis. Larn. (Vie. et Horsr.) Muscicapa 
australis. Laru. Eopsaltria austra'is. GouL», B. of Austr. XIII. 14. 
Er hat Grösse und Benehmen unseres Rothkehlchens, gehört dem südlichen Neuholland an und 


nistet im September und October. Sein Nestchen gleicht einem kleinen Finkenneste, ist aus Wurzel- 
39° 


= 308 


fasern , Grashalmen und Spinnewebe dicht zusammengearbeitet und auswendig mit Baststreifen und 
einzelnen Flocken der Zamiawolle behangen. Breite 2" 10”, Weite 2”, Tiefe 4" 9”, Die Eier ähneln 
manchen Abänderungen der Eier von Muscicapa grisola, sind 8°/” lang, 6,” breit und haben auf 
graublaugrünlichem Grunde sparsam bräunlichgraue,, gelbbraune verwaschne und lebhaft rothbraune 
Fleckehen und Flecken, an manchen wie bei Fringilla coelebs, an andern mehr wie bei Muscicapa gri- 
sola. Ihr Korn ist sehr fein, mit dichtstehenden Körnchen,, die Poren sind klein, etwas eckig 


2. Der graukehlige Dickkopffliegenfänger, Pachycephala (Kopsaltria) griseogularis. Govww. (Birds 
of Austr. Vol. Ill. Tab. 12.) 
Tab. XXIX fie. 45. 
Er steht dem vorigen nahe, gehört aber dem westlichen Neuholland an. Ich erhielt, durch Hrn. 
Dr. Preiss gesammelt, Nester und Eier dieser Art. Die erstern sind höchst merkwürdig in ihrer 
Bauart und verhalten sich wie folgt: Die Breite des gerundeten Napfes beträgt 2'/,", seine Höhe und 
Weite 2”, seine Tiefe 1'/,” als Durchschnittsmaass von 3 Stücken. Sie bestehen aus ziemlich breiten 
Streifen von dünner grau und braunrother Eucalyptusrinde mit Zamiawolle und Spinnewebe fest ver- 
bunden, nach aussen sind 2 bis 3” lange, etwa '/,” breite Streifen derselben Rinde dachziegelartig, 
locker aufgeheflet, so dass sie bis 4” vom Neste herabhängen, entweder einseitig oder nach mehreren 
Richtungen, nach Maassgabe der Zweige oder Aeste, zwischen denen das Nest eingebaut ist. In- 
wendig sind einige Casuarinennadeln angebracht, auf denen eine Anzahl steifer, grüner Eucalyptus- 
blätter als Unterlage der Eier zusammengehäuft sind. Der Satz besteht aus 2 Eiern, welche denen 
der vorigen Art nahe stehen. Grösse, Gestalt und Färbung gibt die Abbildung, das Korn ist sehr 
zart und kommt dem von Muscicapa atricapilla ganz gleich 


3. Der gelbbrüstige Diekkopflliegenfänger, Pachycephala pectoralis Larn. (Vıs. et Honsr.) 
Tab. XXIX. fig. 16. a. b. 

Ungefähr von der Grösse des vorigen, ist er über Südost- bis Westneuholland verbreitet, 
wo er sich durch sehr eigenthümlichen, lauten und angenehmen Gesang bemerklich macht. Er liebt 
lichten Wald und wo dieser fehlt Gebüsch und streift ausser der Nistzeit seiner Nahrung nach umher. 
Vom August bis September macht diese Art zwei Bruten und legt 3 Eier, von denen ich zwei Sätze 
in zwei Nestern erhielt. Die letztern sind höchst locker und haltlos zwischen horizontale Zweige der 
Bäume und Büsche eingebaut; das eine der meinen gleicht einem eben angefangenen Neste von 
Sylvia hortensis , ist sparrig, 3” breit, 1Y/,” hoch, 2"/,” weit und 1” tief, ganz durchsichtig aus hellen 
und dunkeln Wurzeln zusammengelegt, die aussen stärker, innen zarter sind. Nur sehr sparsam 
ist hier und da ein Klümpchen Spinnewebe angebracht. Das zweite ist etwas sorgfältiger, aber eben- 
falls ganz durchsichtig aus zarten Pflanzenstengeln erbaut und mit feinen Wurzeln ausgelegt, 3'/," breit, 
2” hoch, 2'/,” weit und 1°/” tief. Die Eier nähern sich zum Theil dem Gleichhälfigen,, sind gestreckt, 
nach beiden Polen sanft abfallend, 9 bis 10” lang, 6"/, bis 7” breit, haben graugelben oder grau- 
grünlichgelben Grund und auf diesem aschgraue, graugrüne und olivengrüne, meist ziemlich matte 
Pünktchen und Fleckchen um den grössten Durchmesser, oder näher nach der Basis zu einem Krünz- 
chen vereinigt, sonst nur sehr sparsam vorkommend. Das Korn ist schr zart, weniger erhaben ‚als 
bei Muscicapa grisola, sonst diesem sehr ähnlich, die feineren Poren stehen ziemlich dicht. 


309 


d. Amerikanische. 

Die in Amerika vorkommenden Sängerfliegenfänger weichen von den vorigen sowol als unter 
sich in vielen Einzelheiten ab, demungeachtet scheint es gerathner sie, nach ihrer allgemeinen und 
wesentlichen Uebereinstimmung mit den vorıgen, nicht ganz von ihnen zu trennen. Nur von weni- 
gen ist jedoch Lebensweise und Fortpflanzungsgeschichte etwas näher bekannt und deshalb noch 
nicht ermöglicht, sie in naturgemässe Geschlechter einzutheilen. Ich gebe in Folgendem, was mein 
Material darbietet ‘). 


Siebentes Geschlecht. 
Borstenfliegenfänger. Setophaga. Sw. 


Man kann versucht werden dieses Geschlecht, von dem in der nördlichen Hälfte Amerikas 
mehrere Arten vorkommen, mit den Sylvien zu vereinen; doch hat es eben so viele Verwandtschaft 
mit den Fliegenfängern, dass es mit Fug hier stehen kann. 


1. Der rothschwänzige Borstenfliegenfänger, Setophaga rutieilla. L. (Sw.) Muscicapa rutieilla. NunTau 
I. p. 295. Abbildung von Nest und Eiern verkleinert.) 
Tab. XXIX. fig. 41. 

Es lebt dieser Vogel zur Nistzeit über ganz Nordamerika bis Canada verbreitet und zieht im 
Winter nach dem tropischen Amerika. Seine Grösse ist die von Muscicapa atricapilla, auch liebt 
er mehr den Wald und meidet menschliche Anlagen. In steter Bewegung durchstreifen sie die 
Baumkronen und die Männchen verfolgen sich oft neckend und lassen daneben ihren Gesang hören, 
welchen Herr Nuttal als ähnlich mit dem der Sylvia aestiva und Fringilla tristis beschreibt Sie 
bauen ein sehr nettes, dichtes Nestchen aus feinen Baststreifen, Blattstielen und Grashalmen , welche 
sie mit Spinnewebe und Fasern von Apocynum überziehen und aussen öfters noch weisse Rinden- 
und Schwammstückchen aufkleben. Das Innere ist mit feinen und feinsten Weinbastfasern sorgsam 
ausgekleidet. Meist stehen diese Nestchen in wagerechten Zweigenden der Bäume, 6 bis 30° hoch 
eingebaut. Der Satz enthält 3 bis 4 Eier, welche auf milchweissem Grunde dicht rothbraun gelleckt 
sind. Ich habe nur eins derselben zur Hand, welches sehr an die Eier von Museicapa grisola und 
parva erinnert, wie die Abbildung desselben zeigt. So kommt auch das Korn mehr mit dem der 
Sylvien überein. 


Achtes Geschlecht, 
Flussfliegenfänger. Fluvicola. Sw. 


Es sollen hier unter diesem Geschlechtsnamen alle die Arten vereinigt werden, die nur geringere 
Grösse haben und im Habitus und Schnabelbau den europäischen näher stehen. Sie leben fast 


") Hr. Dr. Cabanis hat unter der Aufschrift: Ornithologische Notizen, im Archive für Naturgeschichte, Jahr- 
gang 1847. B. I. einen sehr fleissig zusammengestellten „Versuch gegeben, einen Theil der grossen Masse ame- 
rikanischer Fliegenfänger zu ordnen. Solche Versuche müssen nach allen Richtunzen hin unternommen werden, 
bevor man im Stande sein wird, nach Kenntnissnahme der Fortpflanzungsgeschichte, eine durchgreifende und na- 
turgemässe Anordnung derselben zu Stande zu bringen. 


u 310 


durch ganz Amerika, besonders gern in der Nähe der Gewässer, bauen künstliche, of grosse und 
auch hängende Nester und legen einfärbig weisslich grüne oder schwachgefleckte Eier. 


1. Der Brillen-Flussfliiegenfänger. Fluvicola perspieillata. Gw. (D’Onnısnv.) Motacilla perspicillata. 
Gw. Sylvia. Larn. Ada. Less. Lichenops. G. R. Gray. Pico de Plata. Azın. I. p. 250. 
Tab. XXVI. fie. 4. 

Etwas stärker als Museicapa grisola, hat dieser Vogel besonders die Ufer des Plata als Aufent- 
halt, wo er sich im Schilf und Gebüsch hält. Die ältern Männchen leben ausser der Nistzeit einzeln, 
die Weibchen vereinigen sich mit ihren und andern Familien. Ich erhielt von Buenos Ayres ihm zuge- 
schriebene Eier, deren Gestalt, Grösse und Färbung die Abbildung gibt, deren Korn ganz mit dem 
anderer Fliegenfänger stimmt. 

2. Der zweifarbige Flussliegenfänger. Fluvicola bicolor. Gm. (Sw.) (Muscicapa bicolor. Gw. 
D’Onsıony. Voy. Ois.) 
Tab. XXVI, Sig. 2. 

Er gehört Südamerika an, ist etwas kleiner als der vorige, ihm aber in Lebensweise verwandt 
Herr d’Orbigny bildet in seinem Reisewerke das Ei desselben ab, ich erhielt aus Buenos Ayres Eier, 
die der Abbildung ganz gleichen und das wahre Fliegenfängerkorn haben. 


3. Der bärtige Flussfliegenfänger. Fluricola elymazura. Vıriun. (G. R. Gray) Muscicapa mystacea. 
Srix. Entomophagus mystaceus. Pr. Max. Muscipeta. Cuv. Fluvicola cursoria, Sw. 
Tab. XXVI. fie. 3. 

Es hat dieser Vogel eine weite Verbreitung an den Flüssen von Südamerika, wo er Lavandeira 
oder Viuva da campo genannt wird, und nähert sich in Gestalt und Lebensweise unserer Sazicola 
oenanthe. Ich erhielt aus Südamerika ihm zugeschriebene Nester und Eier, deren Beschreibung 
folgt: Die 5 Nester aus Brasilien und Columbia ”) sind sich sehr ähnlich, beutelförmig und massig 
aus Pilanzenfasern, Baumwolle und weissen Federn erbaut. Ihre Höhe beträgt 6 bis 8”, die Breite 
3 bis 4”, die Oeflnung hat eine Weite von 2 bis 2'/,”, und die innere Weite 2 bis #”. Sie beste- 
hen aus zarten Wurzelfasern , Grashalmen und haarartigen Palmenfasern, mit Federn und Baumwolle 
ausgefüttert, und auch inwendig ausgekleidet. Sie sind mehr massig und warm als zierlich gearbeitet 
und enthalten als Satz zwei Eier, welche auf milchweissem Grunde nach der Basis sparsam mit 
röthlichgrauen, rothbraunen und purpurbraunen Pünktchen und Fleckehen versehen sind. Sie än- 
dern in der Grösse bedeutend ab, die kleinsten haben bei 9” Länge 6'/,” Breite, die grössten bei 
10” Länge 6°/,” Breite. Ihre Färbung und Zeichnung, so wie das Korn bleiben aber sehr gleich, 
letzteres kommt dem von Sylvia atricapilla nahe, nur dass die feinen Poren dichter stehen. 


4. Der weissköpfige Flussfliegenfänger. Fluvicola leucocephala. Paun. (Todus leucoceph. Pauı. Musei- 
capa dominicana. Seix. M. leucocephala. Pr. Max. Platyrhynchus leucocephalus. Viriur. Arundi- 
nicola leuc. D’OrsıcnY.) 

Tab. XXVII. fig. 5. F 
Ein über Südamerika häufig verbreiteter Vogel, besonders in sumpligen Distrikten und in den 
Manglegebüschen der Meeresküste. Hier fand Prinz Maximilian im December auch das Nest mit 


*) Einige derselben verdanke ich Hrn. Notar Bruch in Mainz und Hrn. Brandi in Hamburg. 


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ut 


ll 


2 weissen Eiern auf. Es stand in der Gabel eines niedern Sumpfbäunichens in Gestalt dem Neste 
des Zaunkönigs ähnlich, mit kleinem, rundlichem Eingange am obern Ende. Ich habe ebenfalls aus 
Brasilien Nest und 2 Eier erhalten und gebe deren Beschreibung. Das Nest ist eiförmig, gleich- 
hälftig, 5” hoch, fast 4” breit, die kreisrunde Oeffnung nach vorn und oben, 2” weit, der kleine 
Napf 2” weit und 1” tief. Es besteht aus Baststreifen und haarartigen Palmenfasern, feinen Grashal- 
men und Wurzeln gleichmässig dick und dicht mit Baumwolle und Federn durcharbeitet und mit 
letztern inwendig ausgekleidet. Die Eier sind gestreckt, etwas ungleichhälftig oder dem Gleichhälfti- 
gen nahe, 9” lang, 6',” breit, reinweiss mit einem Korne, welches ein wenig zarter, sonst ganz 
wie das von Muscicapa grisola ist. 


5. Der borstige Flussfliegenfänger. Fluvicola barbata. L. (Muscicapa barbata. L. Platyrhynchus bar- 
batus. Vırıuı. Muscipeta barbata. Pr. Max. Beitr. II. p. 934.) 

Sein Vaterland ist Brasilien, seine Grösse die von Musc. grisola, sein Aufenthalt dichte Wal- 
dung, wo er eine einförmige stille Lebensweise führt. Seinen kurzen, schnalzenden Lockton lässt 
er in der Nähe des Nestes hören, welches er an einer etwas lichtern Stelle an einer Schlingpllanze 
aufhängt, und das einem Ballen Moos oder Geniste gleicht. Es befindet sich etwa 6 bis 8° über dem 
Boden so frei aufgehangen, dass es ein Spiel des Windes ist. Es bildet eine nach oben geschlos- 
sene spitze Pyramide, welche nur an der einen Seite des Grundes eine kleine Oeflnung hat, die in 
das Innere führt und nach oben mit einer Art Dach überbaut ist, das aus der zusammengefilzten 
Masse schräg hervortritt. Das Ganze ist aus schwarzen Bromeliafäden und kleinen Holzwurzeln 
erbaut. Im Januäf finden sich 2 reinweisse Eier in demselben, von denen öfters nur eins ausge- 
brütet wird. 


6. Der perlfarbene Flussfliegenfänger. Fluvicola margaritacea. D’Ors. (Todirostrum margaritaceo 
ventre!! D’Ons. Le Tachuris brun. D’Azara. Nr. 172. p. 356.) 
Tab. XXIX. Fig. A. 

In der Grösse mit Museicapa atricapilla stimmend, lebt er im südlichen Amerika besonders an 
den Ufern des Platastromes. Azara berichtet von ihm, dass Männchen und Weibchen sich gleichen 
und dass sie ihr Nest im dichten Gebüsch einige Fuss über dem Boden in das Rohr oder auf 
einem dürren Aste, so dass ein Büschchen dasselbe von oben schirme, anlegten, Sie erbauen es, 
nach ihm, in Gestalt eines Kegels, dessen Axe 6”, dessen äusserer Durchmesser an der Basis 9/,’ 
beträgt. Unter dieser Basis findet sich eine vollkommene Halbkugel, die mit dem Kegel ein Ganzes 
macht und in deren Aushöhlung die Eier liegen. Der Kegel selbst ist mit verschiedenen Stoffen aus- 
gefüllt, die runde Oeffnung von 15” Durchmesser ist an einer Seite desselben und bei manchen mit 
einer Art Dach versehn. Auswendig besteht das Nest aus dünnen Reisern, die mit zarten Fäden 
verbunden sind, inwendig findet sich ein weiches Lager von Pflanzenwolle. Der Satz besteht aus 
2, zuweilen 3 Eiern, welche nach der Höhe zugespitzt, meist mit fahlen Fleckchen versehn sind 
und eine Länge von 8 bei einer Breite von 6” haben. Exemplare vom Platastrome stimmen mit 
Azara’s Angabe ganz überein und es zeigen diese Eier viele Annäherung an die der neuholländischen 
Fliegenfänger. Das Korn kommt mit dem von Muscicapa atricapilla überein. 


7. Der Hängenest-Fliegenfänger. Fluvicola (Euscarthmus) nidipendula. Pa, Max. (Beitr, II. 1. p. 950.) 

Der Vogel ist noch kleiner als der vorige und findet sich nicht selten im Mangle- und anderm 
Gebüsche der Flussufer von Brasilien. Durch einen sichern Indianer erhielt Prinz Maximilian das 
Nest desselben, welches, an einem dünnen Zweige mit vielen Wurzeln und Haaren befestigt, übrigens 
zanz aus den schönen, silberweissen Flocken einer Grasart erbaut ist. Die Gestalt desselben ist 
länglich und schmal beutelförmig, unten rund zugebaut und nahe am Boden mit einem kleinen run- 
den Eingange versehn, der von oben durch ein vorspringendes Dach geschützt wird. Das Nestma- 
terial ist höchst dicht und fest zusammengefilzt, mit vielen Blättern gemischt und durch Anfeuchtung 


mit Speichel ganz hart und fest geworden. 


s, Der olivengraue Flusslliegenfänger. Fluricola fusca. Gw. (Museicapa fusca. Gw. M. nunciola. 
Wırs. Pewit. Flycatcher. Nurr. 1. p. 278. Aup, Pl. 120. Io, Orn. B. Il. p. 122.) 

Seine Grösse ist etwa die der Nachtigal, sein Aufenthalt das nördliche Amerika bis Canada und 
die südlichen Staaten scheint er auch des Winters nicht zu verlassen. Er liebt besonders felsige Ufer 
der Gewässer, Brücken und andere Wasserbauten, die ihm Anlageplätze für sein Nest bieten. Gern 
schliesst er sich dabei auch dem Menschen an und Herr Audubon hatte Gelegenheit, mit einem Paare 
dieser Vögel sehr vertraut zu werden. Er zeichnete sich die Jungen mit leichten Fussringen und 
fand, dass sie im nächsten Jahre sich ganz in der Nähe ihrer Eltern ansiedelten. In den südlichen 
Staaten beginnen diese Vögel schon im März das Nistgeschäft und bringen in einem Sommer 3 bis 
4 Bruten zu Stande, in den nördlichen fangen sie erst spät damit an und machen nur eine Brut. In 
seinem Vaterlande nennt man den Vogel nach den Tönen, die er am deutlichsten in sanflerm oder 
lebhafterm, sogar wirbelndem Gesange hören lässt. Das mehr massige als künstliche Nest besteht 
auswendig aus Lehm oder anderer Erde mit Erdmoos und Wurzeln und ist inwendig mit Nachsarti- 
zen Fasern, Grashalmen, Baststreifehen, Wolle und Pferdehaaren ausgekleidet. Ein Exemplar des kai- 
serlichen Museums zu Wien ist ein Nacher Napf von 5” Breite, 1°” Höhe, 2'/” Weite und 1%” Tiefe. 
Es besteht auswendig aus Moos und Erde, dann folgen Flachsfasern und Pflanzenwolle, während das 
Innere mit haarfeinen Grashalmen ausgelegt ist, die mit Flachsfasern fein überzogen und geglättet 
sind. Fünf scheint die gewöhnliche Satzzahl der rein weissen Eier zu sein, von denen ich nur 1 
Exemplar vor mir habe. Dieses ist bei 9”” Länge 7” breit, also wol eins der kleinern und im 


Korne nächstverwandt mit Muscicapa grisola. 


9. Der grünliche Flussfliegenfänger, Fiuvicola virens. L. (Muscicapa virens. L. M. rapar. Wııs. 
Tyrannula virens. Janv. Wood Pewee. Nurr. I. p. 285.) 

In Grösse, Stimme und Vaterland kommt er ganz mit vorigem überein, hält sich aber zur Nistzeit 
im tiefsten Walde. Er erscheint später als der vorige an den Nistplätzen und beginnt meist erst im 
Mai den Bau des Nestes, welches er auf einen horizontalen Baumast stellt und dasselbe mit den 
Flechten des Baumes so überzieht, dass es sehr schwer aufzufinden ist. Es bestehen diese Nester 
aus Gras, Wurzelfasern und Bartllechten, mit Spinnewebe und Raupengespinst befestigt und inwen- 
dig sind sie mit feinen Würzelchen und Hälmchen ausgekleidet. ON sind die Wände sehr durch- 
sichtig. Der Satz besteht aus 3 bis 5 gelblichmilchfarbnen Eiern, welche besonders nach der Basıs 
zu mit grauröthlichen, graupurpurnen und dunkelbraunen Fleckchen und Flecken versehn sind. 


PEN 


3l3 —— 


10. Der grüngehäubte Flussfliegenfänger. Fluvicola acadica. Gm. (Museicapa acadica. Gw. Tyrannula 
acadica. Sw. Muscicapa querula. Wırs. Small Pewee. Nurr. 1. p. 288. The small green crested 
Flycatcher. Aupus. Pl. 144. Io. Orn. B. II. p. 256.) 

Im Sommer häufig durch Nordamerika bis zum südlichen Labrador, zieht er sich im Winter 
in das tropische Amerika zurück. Wie der vorige nistet er besonders gern im Waldesdickigt in eine 
Astgabel oder auf einen horizontalen Baumast, von 6 bis 30° über dem Boden. Das Nest wird 
ziemlich kunstvoll aus dürrem Grase und Pflanzenwolle erbaut, nach innen mit Baststreifen, Wur- 
zelfasern und feinsten Grasrispen ausgelegt. Es bildet meist einen wohlgerundeten Napf von 2” 
Weite und 1'/,” Tiefe. Die 5 Eier sind reinweiss. In den mittlern und nördlichen Staaten wird nur 
eine Brut des Jahres zu Stande gebracht, in den südlichen meist zwei. 

11. Der grauscheitelige Flussfliegenfänger. Aluvicola (Muscicapa) rivularis. Pr. Max. (Pr. Max. B. 
T. II. 1. p. 789.) 

Er hat Grösse und Gestalt von Sylvia atricapila und in Lebensweise viel Uebereinstimmendes 
mit Sylvia suecica, lebt im dichtesten Uferwalde der brasilianischen Flüsse und Bäche ausser der 
Nistzeit einsam. Sein Nest fand Prinz Maximilian in der Erdhöhlung eines Bachufers, wo es unter 
jung hervorwachsendem Gesträuch angelegt war. Der enge Eingang war von oben durch den Boden 
geschützt, däs Nest selbst sehr zierlich aus dürren Halmen und feinen Wurzeln tief und glatt erbaut 
und enthielt Ende Decembers zwei weisse, nach der Basis roth punktirte Eier. Das Männchen liess 
in der Nähe des Nestes seinen Gesang hören, welcher aus 8 bis 10 rasch aufeinanderfolgen- 


den, gleichartigen, schwellenden Tönen besteht, erst leise beginnt, allmälig aber immer lauter wird. 


€. Würgerartige Fliegenfänger. 
Manche derselben schliessen sich noch vollkommen an die vorhergehenden an, mit denen alle 
gleiches Vaterland haben, während andere in Schnabelbau und Sitten mehr den Würgern nahe kom- 
men. Besonders ihr abweichender Schnabelbau hat Veranlassung zur Bildung verschiedener Ge- 


schlechter gegeben, die wir mit Fug auf zwei zurückführen können. 


Neuntes Geschlecht. 


Tyrannfliegenfänger. Tyrannus. Brıss. 

Die Arten dieses Geschlechtes sind fast über ganz Amerika verbreitet, erreichen die Grösse 
der Würger, denen sie in Lebensweise sehr nahe kommen. Sie führen ein meist stilles, zurückge- 
zogenes Leben, lauern auf Insekten und andere kleine Thiere, fallen auch, besonders zur Nistzeit, 
Raubthiere und Vögel mit Wuth an, welches Geschäft bei manchen den grössten Theil des Tages in 
Anspruch nimmt. Sie bauen künstliche, oft würgerartige, in wenigern Fällen kunstlose Nester und 
legen 3 bis 5 gelbliche oder röthliche, lebhaft gefleckte Eier. 

1. Der nordische Tyrannlliegenfänger, Tyrannus intrepidus. VırıLı. (Lanius tyrannus. L. Tyrannus. 
Brıss. Aing bird. Aupus. Pl. 79. Io. Orn. B. 1. p. Nurr. 1. p. 265.) 
Tab. XXVII. fig, 8. a. b. [Wırs., I, Tab. 13. fie. I.] 
Die Grösse des Königvogels, wie man ihn in Amerika nennt, kommt der unsres ZLanius minor 


nahe, sein Aufenthalt erstreckt sich des Sommers bis nach Canada, während er des Winters im 
k0 


— 314 —— 


tropischen Amerika lebt. Nach Art unserer Würger greift er alle Vögel an, die in sein Nistrevier 
kommen, und vertreibt sie meist durch seine kühnen Anfälle. Ausser einer etwas rauhen Lock- 
stimme ist er nicht tonbegabt. Nach Audubon kommt er in Louisiana Mitte März an, von wo er 
allmälig nach seinen nördlichen Brutplätzen weiter rückt. Er hält sich gern in der Nähe des Men- 
schen und nistet oft in Baumgärten auf Aepfelbäumen nach Art unserer Würger. Ich habe ein schö- 
nes Nest aus Pensylvanien vor mir, dessen nähere Beschreibung folgt. Es gleicht im Ganzen ausser- 
ordentlich Nestern unserer Würger, bildet einen sparrigen Napf von 5” Breite, 3° Höhe und Weite 
und 2” Tiefe. Die Hauptmasse der Bestandtheile bilden dürre Gnaphaliumstengel, denen nach in- 
nen zartere Stengel, Rindenstreifchen und Wurzeln beigegeben sind, während die Auskleidung aus 
Rosshaaren glatt und rund bereitet ist. Zufällig sind einige Baumwollenfäden beigegeben. An 2 
Exemplaren, die sich im kaiserlichen Museum zu Wien befinden, hat das eine ziemlich dieselben 
Maasverhältnisse und Materialien, das andere ist nur gegen &” breit, 2'/,” hoch und weit, 1'/,” tief 
und besteht aus Wurzeln und zarten Zweigen, mit Spinnewebe und etwas Moos durcharbeitet, 
inwendig mit zarten Grashalmen ausgekleidet. In den südlichen Ländern seines Aufenthaltes 
bringt er jährlich 2 Bruten, in den nördlichen nur eine zu Stande Der Satz besteht aus 3 
bis 5 Eiern, deren ich 15 vergleichen konnte. Sie sind ungleichhälftig, kürzer oder gestreckter, 
nach der Basis gerundet, nach der Höhe stark abfallend bis zum Zugespitzten. Das kleinste 


[273 


ist bei 9°/” Länge 7” breit, das grösste bei 11,” Länge 9” breit, die mehrsten halten sich in 
der Mitte. Auf gelblich oder etwas röthlichem, seltner milchweissem Grunde haben sie röthlich- 
graue, graubraune, heller oder dunkler rothbraune, gerundete oder gestreckte Fleckchen und Flecken, 
einzeln über die ganze Oberfläche, stets nach der Basis dichter und häufig vor derselben ein locke- 
res oder dichtes Kränzchen bildend. Sie haben eine sehr glatte Schale und etwas Glanz, inwendig 
scheinen gegen das Licht auf grünlichweissem Grunde die Flecke deutlich durch. Das sehr zarte 
Korn gleicht dem von Muscicapa grisola, nur lassen die verzweigten, erhaben gekörnelten Züge 
meist ziemlich grosse, gerundete Zwischenräume. 


2. Der gekrönte Tyrannfliegenfänger. Tyrannus erinitus. L. (Sw.) (Muscicapa erinita. L. Great 
erested Flycatcher. Wırs. Il. p. 75. Nurtar. 1. p. 771.) 


(Wırs., II. Tab. 43. fig. 2.) ®) 


Grösse, Vaterland und Sitten hat er ungefähr mit vorigem gleich, nur dass er nicht weiter 
nördlich als Pensylvanien geht und in Baumlöcher nistet, wo er eine kunstlose Unterlage von dür- 
rem Grase, etwas Wolle, Pferdehaaren oder Federn anbringt, denen er aber fast stets ein oder das 
andere Stück Schlangenhaut beigibt. Die Eier haben die Grösse der vorhergehenden und sind, nach 
Wilson, auf milchweissem Grunde mit aschgrauen Fleckchen und dunkelbraunen feinen Zügen, be- 
sonders an der Basis versehen. 


*) Die auf Tab. XXVIH. Nr. 44. a. b. abgebildeten Eier sind zweifelhaft und gehören wol eher zu Iros 
viridis. 


3l5 —— 


3. Der gabelschwänzige Tyrannfliegenfänger. Tyrannus melancholieus. Vıriun. (Museicapa furcata. 

Spix. despotes. Licur. Tyrannus erudelis. Sw. Suiriri-guazu. Azar. I. p. 392. Der gabel- 

schwänzige Tyraun, Tyrannus furcatus. Pr. Max. IH. p. 884. D’Orsıenv, Voy. Ois. p. 311. 
schlechte Abbildung des Eies.) 


Tab. XXVIII. fig. 10. a. b. 


Er hat ziemlich die Grösse der vorigen und ist in vielen Gegenden von Südamerika, vom Plata- 
strome bis Mexico und den südlichern der Vereinigten Staaten, oft recht zahlreich zu Hause, 
schliesst sich gern dem Menschen an und hält sich, wie die andern Arten des Geschlechts, meist 
einsam und still auf einem Zweige, Insekten auflauernd. Sein Nest legt er nach Azara, Prinz Maxi- 
milian und D’Orbigny, die es im November fanden, wenig verborgen auf einem niedern Baume 
oder Strauche, gern auf Orangen, 6 bis 8° vom Boden an und erbaut es flach und locker aus dün- 
nen Zweigen, die er inwendig mit Tillandsiafäden oder dergleichen ausfüttert. Ich besitze aus Bra- 
silien durch Hrn. Notar Bruch ein Nest dieses Vogels; es ist 4” breit, 1'/” hoch. Würzelchen und 
Hälmchen mit Federn und Spinnewebeklümpchen sind wenig sorgsam in einander gearbeitet und 
innen mit einigen Stücken Haut einer grossen Schlange, Federn, Rosshaaren und zarten Grashälm- 
chen locker belegt und nur wenig vertieft ohne eigentlichen Napfrand. Der Satz besteht meist aus 
3 bis 4 Eiern, deren Grund im gefüllten Stand röthlichweiss ist, oder nur wenig in das Gelbliche 
zieht. Ich habe 8 Eier zur Vergleichung, welche eigestaltig sind, nach der Basis zugerundet, nach 
der stumpfen Höhe stark abfallend. Ihre Länge wechselt von 10'/, bis 11'%”, ihre Breite von 7'/, 
bis 8”. Die kleinern oder etwas grössern gestreckten, oft zerfaserten und zusammenhängenden, 


02 


seltner rein umschriebnen Flecke sind aschgrau, graubraun und dunkelbraun, letztere zuweilen in 
das Rothe und Purpurne und bilden meist vor der Basis ein unterbrochenes, seltner ein zusammen- 
hängendes Kränzchen. Nach der Höhe zu finden sich nur sehr einzelne, kleine. Das Korn gleicht 


vollkommen dem von Muscicapa grisola. 


4. Der muthige Tyrannfliegenfänger. Tyrannus defensor. VIEILL. 
Tab. XXVII. fig. 14. a. b. 


Ebenfalls von der Grösse der vorigen und über Brasilien verbreitet, von wo ich Nest und Eier 
erhalten habe. Das erste ist gegen 5” breit, 1°//” hoch, 3” weit und 1” tief, aus schwarzen und 
grauen Ranken einer Schlingpflanze Nach napflörmig zusammengelegt und mit einigen Papageifedern 
versehen. Es enthält 3 Eier von Färbung und Zeichnung, wie sie in Fig. a angegeben ist, aus an- 
dern Nestern erhielt ich solche, wie sie Fig. b vorstellt, bei noch andern ist der Grund etwas 
blasser, aber die Flecke sind immer sehr lebhaft, was sie zu sehr schönen Eiern macht "). 


*) Ich besitze noch viele, zum Theil sehr künstliche und eigenthümliche Nester mit Eiern von amerikanischen 
Fliegenfängern, die aber leider unbestimmt sind. Unter den Eiern finden sich welche mit lebhaft braunrothem 
Grunde und dunkleren Flecken, die als dunklere Schattirung der gegenwärtigen ausgeführt sind. 


40" 


— 516 — 


5. Der grauhalsige Tyrannfliegenfänger, Tyrannus feror. L. (Vıriur.) (Museicapa ferox. L. Pr. 
Max. Beitr, II, p. 855.) 


Tab. XXVIll. fig. 12 a. b. 


Nur wenig kleiner als Nr. 3. theilt er dessen Vaterland und Lebensweise. So kommen auch 
die Eier sehr denen jener Art nahe, nur dass sie etwas kleiner sind. Gestalt, Grösse und Färbung 
gibt die Abbildung, das Korn ist so zart wie an Muscicapa atricapılla. 


6. Der eayennische Tyrannfliegenfänger. Tyrannus cajennensis. I. (Museicapa cajennensis. L. Pn. 
Max. II, p. 546.) 


Tab. XXVII. fig. 45. a. b. 


Er hat etwa die Grösse des Lan. rufus und ist über einen grossen Theil von Südamerika, von 
Brasilien bis Surinam häufigst verbreitet. Etwas lebhafter als die vorigen, lässt er auch zwar kurz 
abgebrochene, aber helle Töne hören, die man mit den Sylben Grikibi bezeichnet. Nach Prinz 
Maximilian baut er in Astgabeln sein napfförmiges Nest. Ich erhielt ein solches aus Brasilien durch 
Freireiss gesammelt, welches etwa #” in der Breite, 2'/,” Höhe und Weite und 1'/” Tiefe hat. Es 
lässt sich sein Maas nicht genau angeben, da es auswendig aus schr feinen, aber sparrigen Grasris- 
pen zusammengesetzt ist, die nach allen Richtungen abstehen. Inwendig bilden haarartige Palmen- 
fasern mit einigen Grasblättern und etwas Spinnewebe die gerundete, aber ganz durchsichtige Aus- 
kleidung. Die Nistzeit währt vom December bis Februar und der Satz besteht aus 3 bis & Eiern, 
welche in Gestalt und Färbung ganz mit den frühern stimmen. Bei 15 Exemplaren ist das kleinste 
91//” lang, 7”” breit, das grösste 10%” lang, 7'//” breit. Ihre Grundfarbe ist milchweiss in das 
Gelbliche oder Röthliche; röthlichgraue,, graubraunrothe, zu oberst rothe oder dunkelbraune meist 
etwas malte Fleckchen sind sparsam über die ganze Oberfläche, etwas dichter, oft kranzartig vor 
der Basis vertheilt. Die Schale ist sehr zart und dünn, scheint gegen das Licht grünlich durch und 
hat ein Korn wie Muscicapa atricapilla. 


T, Der brasilianische Tyrannlliegenfänger. Tyrannus eylindraceus. Vıriuı. 
Tab. XXVIl. fig. 16. 


Seine Grösse ist die des vorigen, sein Aufenthalt Brasilien, von wo ich sehr viele Nester und 
Eier erhielt. Erstere gleichen schr manchen von unsern Finken, sind 2'/, bis 3” breit, 1Y, bis %," 
hoch, 2” weit und 1” tief, auswendig aus Moos, Palmenfasern oder zarten Grasrispen mit Spinne- 
webe überzogen und auf die Tragzweige nach Art der Kolibrinester befestigt und mit Flechten dicht 
bekleidet, inwendig mit Federn sehr sauber und warın ausgefüttert, so dass sie zu den zierlichsten 
gehören. Die Eier sind denen der vorhergehenden Arten nahg verwandt und manche kommen in 
Grösse, Gestalt und Färbung mit Eiern des Zanius collurio sehr überein. Die Grundfarbe geht 
bei manchen mehr in das Röthliche oder Rothgelbliche; die Gestalt ist kürzer oder gestrekter un- 


7777 


Länge und 6/, bis 7” Breite. Ihr Korn ist 


[273 


gleichhälftig, ihre Maase wechseln von 9 bis 10"), 
ein wenig derber als bei Muscicapa grisola 


317 


8. Der gelbköpfige Tyrannfliegenfänger., Tyrannus (Museicapa) icterocephalus. D’Onn. 
Tab. XXVIIT. fig. 17. [D’Orsıcny, Voy. Ois. Abbild. des Eies.] 


Er schliesst sich vollkommen an die vorhergehenden an, Grösse und Färbung des Eies gibt die 
Abbildung, das Korn ist wie bei Muscicapa grisola. 


9. Der Savana-Tyrannfliegenfänger, Tyrannus Savana. Vıeiuı. (Museicapa Tyrannus. L. Tyran- 
nus cauda bifurca. Brıss. Milvulus savanus. Sw. Les petits ciseaux. Azara. I. p. 380. Tyrannus 
Tyrannus. D’Orsıenv, Voy, Ois. p. 340,) 


Tab. XXVII. fig. 13. 


In der Körpergrösse kommt er dem Zanius rufus gleich, sein sehr langer Schwanz lässt ihn 
aber grösser erscheinen. Er ist über einen grossen Theil von Amerika verbreitet, da er einzeln 
sogar bis zu den mittlern der vereinigten Staaten geht. Azara fand am 26. December in einem 
ausserordentlich grossen Neste, in einem kleinen dürren Busche, aus Erde und Wurzeln erbaut und 
mit Pflanzenseide ausgefüttert, 3 nackte Junge und 1 weisses, rothbraun geflecktes Ei. Noseda 
versicherte ihm dagegen, viele dieser Nester gefunden zu haben, welche auf Orangebäumen und 
im Gebüsch standen, klein aus Blättern und Baststreifen erbaut waren und ganz weisse Eier ent- 
hielten. Nach D’Orbigny baut er ein Nest von etwa 2'/,” Weite aus Wurzeln, Federn, Thier- und 
Pflanzenwolle und legt 3 bis A starkgespitzte, rothgefleckte Eier von 4” Länge, 7'/,” Breite. Das 
von Azara gelundne Nest ist wol von einem andern Vogel erbaut gewesen und vom Savana nur be- 
nutzt worden. Ich erhielt das abgebildete Ei von Buenos Ayres und es ist so zart gefleckt, dass 
man es leicht für rein weiss halten kann. Das Korn ist etwas derber und glatter als bei den ver- 
wandten Arten, auch der Glanz stärker, was aber vielleicht nur ausnahmsweise diesem Exemplare 
zukommt. 


10. Der streitsüchtige Tyrannfliegenfänger., Tyrannus rivosus. Vıriun. (Museicapa Joaceira. Spix. 
Le Surrırı. Azara Ill. p. 390. Pepoaza rivosa. D’Orsıeny. Voy. Ois. p. 356.) 


Tab. XXVII. fig. 9. 


Nach Azara leben diese Fliegenfänger ausser der Nistzeit familienweise und behalten auch da 
noch die Eigenthümlichkeit, andre, besonders Raubvögel mit Wuth anzufallen. Nach D’Orbigny 
suchen sie im October das verlassene Nest eines Furnarius, um in dasselbe ihre A bis 5 Eier zu 
legen. Diese sind nach ihm bei 101%” Länge 8°” breit und auf blass röthlichweissem Grunde mit 
unregelmässigen, dunkelrothbraunen grossen und kleinen Längsflecken, besonders nach der Basis 
zu, versehn. Ich erhielt 2 Stück dieser Eier von Buenos Ayres, welche die Grundfarbe der ver- 
wandten Arten, aber die Flecken so haben, wie sie sich zuweilen bei Muscicapa grisola finden, was 
aus der Abbildung zu ersehen ist. Das kleinere ist 10'/,, das grössere 10°” lang, beide 7°/” 
breit. Das Korn ist etwas derber als bei Muscicapa grisola mit tiefen, schmalen Einschnitten zwi- 
schen den erhabenen Zügen. 


11. Der Bentavi-Tyrannfliegenfänger. Tyrannus sulphuratus. L. (Lanius sulphuratus. L. Tyrannus 
magnanimus. VıeiLı. Saurophagus sulphuratus. Danwın, Reise T. 1. p. 60. Bienteveo. Azına. 
II. p. 395. Bentavi oder Tietiei. Pa. Max. B. Il. p. 838. D’Ons. Voy. Ois. p. 304.) 


Tab. XXVIN. fig. 6. a. b. 7. a b.*) [D’Ons. Voy. Ois. p. 30%.) 


Ein im südlichen Amerika sehr häufiger und wohlbekannter Vogel von der Grösse des Lanius 
ercubitor, dessen Name seiner Stimme nachgebildet ist, die er häufig hören lässt. Nach Azara 
frisst er Aas, Eidechsen und Raupen, nach Darwin auch Fısche, und Prinz Maximilian fand beson- 
ders Käfer und Heuschrecken in seinem Magen. Er hält sich einsam oder paarweise und das Männ- 
chen lässt besonders gegen Abend, auf einem Strauche sitzend seine helle , articulirte Lockstimme 
hören. Sein Nest baut er nach Prinz Maximilian im August und September, nach D’Orbigny auch 
im December, also wol zwei Mal, in der Astgabel eines dichten Strauches oder mässig hohen Bau- 
mes, wo es einen grossen, runden Ballen aus Moos, Blättern, Halmen und Federn bildet, an wel- 
chem sich vorn ein runder Eingang findet. Ich habe zwei Stück dieser Nester durch Herrn Notar 
Bruch aus Brasilien erhalten, welche unter sich sehr verschieden sind. Das eine kleinere hat eine 
pilzartige Gestalt, einen gerundeten Fuss von 3” Höhe und Breite, auf welchem der halbkugliche 
Obertheil aufsitzt, der 5” hoch und breit ist. Nach vorn ist der Obertheil durch die Oeffnung lach 
abgeschnitten, deren Eingang 2” misst, während die innere Höhlung #” hat, so dass auch ein 
Theil des Fusses ausgehöblt ist. Es besteht aus Faserwurzeln, zarten Grashalmen, Pflanzenwolle, 
Moos und dürren Blättern, mehr massig als künstlich zusammengelegt und ist inwendig nicht eben 
glatt mit feinen Wurzeln und Halmen ausgekleidet. Das zweite grössere bildet , einer Kugel von 
8” Höhe und Breite mit einem 3” breiten, seitlichen Eingange und einer länglichrunden Höhlung 
von 5” Tiefe und 4” Weite. Die Bestandtheile sind ganz wie am vorigen, nur etwas gröber, aber 
besser ineinandergefügt. Die Basis des Nestes ist von der Höhe nur durch festeren, dichteren Bau 
unterschieden. Der Satz soll aus 4 bis 5 Eiern bestehen, die der Grösse des Vogels angemessen 
und schön gefärbt sind. Nach 42 Exemplaren beträgt die Lünge von 12 bis 13'/,/”, die Breite von 
9 bis 9%,” Sie sind alle ungleichhällig, nach der Basis stumpf zugerundet oder sanft abfallend, 
nach der stumpfen Höhe stark abfallend Ihre Grundfarbe ist gelblich, zuweilen in das Grünliche, 
öfters in das Gelbe. Einzeln oder dichter stehen die aschgrauen, graubraunen, roth- oder purpur- 
braunen, deutlich umgrenzten Fleckchen und Flecke, die oft unter sich zusammenhängen, nach der 
Basis fast stets einen Kranz bilden. Ihr Glanz ist ziemlich lebhaft, inwendig scheinen sie grünlich- 
gelblich durch. Die mehrsten haben fadenartig erhabene Leisten, die man mit blossem Auge be- 
merkt, das Korn ist nicht derber als bei Muscicapa grisola, dem es sehr nahe kommt. Auch diese 
Vögel vertheidigen ihre Brut mit Kraft und Kühnheit gegen feindliche Angriffe. 


*) Die unter 7. a. b. abgebildeten Eier erbielt ich unter dem Namen von Tyrannus pitangua, später erhielt 
ich mehrfach sichere Eier der vorstehenden Art, nach denen ich zu der Ueberzeugung geführt ward, dass auch 
jene dazu gehören. Die Fortpflanzung des Nei-nei ist ganz unbekannt. Der Mensch ist gewohnt, die ganze Natur 
auf sich zu beziehen, und so haben die amerikanischen Spanier den Lockton dieses Vogels als Anruf gedeutet; 
bien te veo, ich sehe dich wohl! Sein naher Verwandter, der Tyrannus pitangua, ruft stets zweisilbig, nei-nei! 


Eee 


— 39 —— 


Zehntes Geschlecht. 


Grosskopflliegenfänger. Psaris. Cuv. 


Wir vereinigen hier mit andern die Geschlechter Tityra Vıeiwn. und Pachyrhamphus G. R. Gray 
unter dem Cuvier'schen Namen. Der starke Schnabel und Kopf nebst dem gedrungenen Körper- 
baue geben diesen Vögeln ein sehr eigenthümliches Ansehn und so ist auch ihre Lebensweise sehr 
eigenthümlich, doch nur in Bruchstücken bekannt. Sie gehören dem südlichen Amerika an, wo sie 
einzeln und zerstreut in den höchsten Baumkronen sich halten. Ihr Nestbau ist unbekannt, ihre 
Eier nähern sich denen anderer Fliegenfänger 


1. Der kräftige Grosskopflliegenfänger. Psaris validus. Licur. (Hart) (Lanius validus. Licur. 
Tityra rufa et atricapilla. Vıeiun. Pachyrhamphus cristatus. Sw. Pachyrhamphus validus. CABanıs.) 
Tab. XXVIM. fig. 48. 

In der Grösse kommt er mit Zanius rufus überein. Sowol Herr Des Murs als ich selbst er- 
hielt einige Eier dieser Art, welche in der Färbung manchen Eiern der Muscicapa grisola nahe kom- 
nen, was, so wie Grösse und Gestalt an der Abbildung zu ersehen ist. Ihre Grundfarbe ist ein 
blasses Grauröthlich; grauröthliche oder gelbbraune Pünktchen und zusammenhängende Flecke 
decken dieselbe aber fast ganz. Das Korn ist etwas derber als an Muscicapa grisola mit ecki- 
sen Poren. 


2. Der grüne Grosskopflliegenfänger, Psaris viridis. View. (Harme.) (Tityra viridis. ViriLL. 
Psaris Cuvieri. Sw. Pachyrhamphus Cuvieri. G. R. Gray.) 
Tab. XXVIII. fig. 19. 
Grösse und Vaterland hat er mit vorigem gemein. Durch Herrn Claussen erhielt Herr Des 
Murs 2 Eier von ihm, welche sehr mit manchen des Zanius rufus übereinkommen. Grösse und Fär- 
bung stellt die Abbildung dar, das Korn kommt dem der vorigen Art nahe 


Elftes Geschlecht. 
Plattschnabel. Todus. L. 


Gegenwärtig rechnet man nur eine Art zu diesem Geschlechte, die sich durch grossen, ganz 
platten Schnabel auszeichnet und die Gestalt der Arten des vorigen Geschlechtes, oder noch mehr 
der Eisvögel hat. Erst wenn man die Fortpflanzungsgeschichte sicher und ausführlich erforscht hat, 
wird es möglich sein, den gehörigen Platz zu ermitteln, welchen es einzunehmen hat. Was man 
bisher weiss, berechtiget sehr dasselbe hier anzureihen. 


1. Der grüne Plattschnabel. Todus viridis. L 
Ein den Antillen angehöriger kleiner Vogel, von dem Lafresnaye, der ihn neben Alcedo ge- 
stellt wissen will, sagt, dass er an Bächen lebe, Wasserinsekten fresse und in Uferlöcher niste. 
Nach Drapiez, im Diet. elassique d’Hist. nat., legt er sein Nest in die Erde oder in zarten Tuff 
der Flussufer an, so hoch, dass das Wasser beim Steigen es nicht erreicht Es besteht diese unter- 


— 320 


irdische Wohnung aus einer gerundeten Kammer, zu der ein gewundener Gang führt. Die Unter- 
lage der Eier besteht aus einigen dürren Grashalmen mit Dunen, sie selbst sind grau, bräunlich ge- 
fleckt. 4 bis 5 an der Zahl, Das Weibchen brütet anhaltend und das Männchen hilf beim Füttern 
eifrig. Die Jungen bleiben bis zur nächsten Brut bei den Alten Die Creolen auf St. Domingo, wo 
vorstehender Bericht gesammelt ward, nennen ihn petit peroquet de terre. Er wählt seinen Aufent- 
halt an den entlegensten einsamen Orten, weshalb er nicht oft erlegt wird. Das Männchen lässt 
in der Nistzeit einen kurzen, ziemlich angenehmen Gesang hören, den das Weibchen mit kurzem 
Rufe beantwortet. Ausser dieser Zeit ist der Vogel ganz stumm. 


Fünfte Familie, 
Würger. Lan. 


Eine in mehrern, unter sich nahe verwandten Geschlechtern fast über die ganze Erde vertheilte 
Vogelgruppe, die in der Grösse ganz wie das Drosselgeschlecht sich verhält, zu dem sie ebenso wie zu 
den Fliegenfängern, Sängern, Schmuckvögeln, Krähen und Raubvögeln vielfache Beziehung darlegt, da 
ihre Bildung und Lebensweise so vielseitig sich gestaltet. Alle haben fast ausschliesslich thierische 
Nahrung, die meisten begnügen sich mit Insekten, während einige auch kleine Säugthiere und Vögel 
überwältigen. Alle sind tonbegabt, manche sogar ausgezeichnete Sänger, doch mehr in Nahahmen 


des von andern Gehörten als im selbständigen Hervorbringen gewandt. Sie bauen ziemlich massige 


> 
und künstliche Nester in das Gesträuch oder auf Bäume und legen nach Maasgabe der Oertlichkeit 
2 bis 7 Eier, welche sich in der Färbung am mehrsten an die der Fliegenfänger , hinsichtlich des 
Kornes mehr an Drosseln, Lerchen und Krähen anschliessen. Das Weibchen brütet in der Regel 
allein und wird dabei vom Männchen bewacht und mit Futter versorgt. Die Jungen füttern beide 
ebenso fleissig als sorgsam, auch noch lange fort, nachdem sie das Nest verlassen haben, beson- 
ders wo sie nur eine Brut machen, wie es meist der Fall is. Den Winter hindurch leben sie 


einzeln 


Erstes Geschlecht. 
Batara- Würger. Thamnophilus. Vırını. (Lanius. L. Taraba. Less. Vanga. Less.) 


Sie vertreten im südlichen Amerika die eigentlichen Würger, von denen sie sich ım Körper- 
lichen und in der Lebensweise unterscheiden. Sie halten sich im dichtesten Gestrüpp, in der nie- 
dern Region dichter Wälder und an Flussufern,, gehen weder zum Boden herab, noch in die Kronen 
höherer Bäume, haben eine zwar laute, aber weder abwechselnde, noch angenehme Stimme, die 
sie nur in der Nistzeit hören lassen, sind Standvögel und bauen wenig künstliche Nester. Der 
Satz besteht in zwei Eiern, welche denen der Fliegenfänger und Ammern nahe kommen. Man 
kennt zwar viele Arten, aber von wenigen etwas Näheres hinsichtlich der Fortpflanzung. 


e 


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3 - MI 


1. Der schwarzgestreifte Batara- Würger, Thamnophilus doliatus. L. (Pr. Max.) Lanius doliatus. L. 
Thamnophilus radiatus. Vıeıuı. Le Batara raye. Azara. Il. p. 420. 
Tab. XXX. fig. 13. a. b. 

Seine Grösse ist wie die des Zanius collurio, sein Vaterland das südliche Amerika von Surinam 
bis Paraguay, wo er paarweise im Gebüsch sein stilles Leben führt. In den letzten Monaten des 
Jahres nisten diese Vögel in die horizontalen Gabelzweige dichter Büsche, befestigen auswendig 
Pflanzenfasern fest an die Tragzweige und kleiden sie inwendig mit Haaren und Pflanzenwolle aus. 
Das ganze Nest ist etwa 4” breit, 2'/,” weit und tief. Männchen und Weibchen sollen nach Azara 
die beiden Eier gemeinsam bebrüten, welche auf weissem Grunde röthliche Fleckenzüge führten 
und die bei einer Breite von 8” 140 bis 11” lang wären. Ich erhielt 2 Stück derselben aus Surinam, 
deren Gestalt und Färbung die Abbildung gibt. Ihre Schale ist zart mit etwas Glanz, das Korn ist 
so fein, dass man nur bei guter Beleuchtung unter 25maliger Vergrösserung die schwach erhabenen, 
verzweigten Züge und die zwar nicht sparsamen aber sehr seichten Poren sieht, deren Grund meist 
ein Farbenpünktchen füllt. 


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2. Der rothhalsige Batara-Würger, Thamnophilus ruficollis. Spix. 
Tab. XXXI. fig. 44. 

Vaterland und Grösse theilt er mit dem vorigen. Aus Surinam erhielt ich das Nest mit 2 Eiern 
durch Hrn. Dr. Hering gesammelt. Das erste ist schwebend in die Astgabel eines dünnen Orangen- 
zweiges eingehangen und zwar mit Pflanzenfasern und Spinnewebe, welche den Napf tragen, der 
aus zarten Ranken einer Schlingpflanze, etwas Moos und Grasblättern bereitet, inwendig ziemlich 
sparsam mit feinen Stengeln und Halmen ausgelegt ist. Trotz seiner Durchsichtigkeit ist er doch 
ziemlich fest und enthält 2 Eier, die der Abbildung gleichen und sich von den vorigen besonders 
durch häufige, zarte Züge, welche die Flecken verbinden, unterscheiden ; ihr Korn ist ebenso fein 


als an voriger Art und die erhabenen Züge noch schmäler. 


3. Der grosse Batara-Würger, Thamnophilus major. Vıeisı. (Th. stagurus. Licur. Le grand Ba- 
tara. Azarı, IM. p. 419. Der rothäugige Batara. Prınz Max. III, p. 990.) 

Seine Verbreitung erstreckt sich über einen grossen Theil von Südamerika, seine Grösse ist 
fast die von Zanius minor Azara erhielt ein auf den Eiern ergriffenes Männchen, wo das Nest aus 
kleinen, stachlichen Zweigen erbaut war. Die Eier hatten eine Länge von 12'/,” bei einer Breite 
von 9”. Das Weibchen verfolgte den Nesträuber eine weite Strecke. Ich selbst erhielt Nest und 
Ei dieser Art aus Brasilien; ersteres ist 4” breit, 3” hoch, 2'/,” weit und 2” tief und besteht aus 
einigen Blattskeleten, schwarzen und braunen Wurzeln und Stengeln, ziemlich massiv, aber nicht sehr 


sorgsam ineinander gearbeitet, inwendig mit denselben nur etwas feineren Stoffen ausgekleidet. 


Zweites Geschlecht. 
Aechter Würger. Lanius. L. 
Vom Polarkreise beginnend, breitet sich dieses Würgergeschlecht über das nördliche Amerika, 


ganz Europa und Asien in mehrern, zum Theil recht ansehnlichen Arten aus. Diese haben ausser dem 
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recht falkenartigen Schnabel in ihrem Baue fast alles mit den Sängern und Drosseln gemein. Sie 
sind Zug- oder Strichvögel oder beides, nach der Oertlichkeit ihres Aufenthaltes, zeichnen sich 
durch die Eigenheit aus, fremde Töne ihrem Gesange einzuverleiben, nisten in der Regel nur ein 
Mal des Jahres und ziehen eine zahlreiche Brut auf, die sie noch lange füttern, nachdem sie das 
Nest verlassen hat. Die Eier sind auf meist lichtem Grunde lebhaft gefleckt und haben ein Korn, 
was dem der Lerchen nahe kommt. Verworren verzweigte, flach erhabene, auf der Höhe geglättete 
Züge erstrecken sich über die Fläche und lassen ebenso breite oder etwas breitere Furchen zwischen 
sich, in denen die meist sparsameren, flacheren, rundlichen und eckigen Poren stehen. 


1. Der grosse Würger. Lanius exeubitor. L. (Lanius borealis, Vıriuı. Lanius septentrionalis. Un. Box.) 
Tab. XXX. fig. 4. a bis d. nnd fie. 2. a, b. [Kreix, p. 20. Tab. V, fig. 9. Nozeman u. Ser. T. Il, p. 421. Tab. 64. 


Lewis, Tom I. Tab. 7. fig. 4. Titexesans und Baenw, Heft II. Tab. V. fig. 4. Naumans und Bunte, Hen Ill. pag. 
®. Tab. I. fig. 3. Hewırsox, Br. Ool. Tab. 108. fig. 4. 4. Io. Col. Ill. Tab. 44. fie. 4.) 


Etwa 5 bis 6 Loth beträgt sein Gewicht, sein Aufenthalt beginnt innerhalb des arktischen Krei- 
ses mit dem Baumwuchse rund um den Pol und erstreckt sich von da durch Sibirien bis zum süd- 
lichen Deutschland und einzeln noch weiter südlich, so wie zu den mittlern der Vereinigten Staaten 
Nordamerikas *). Grönland und Island fehlt er, weil dort der Baumwuchs mangelt; warum er aber 
in Schottland und England nur einzeln auf dem Striche erscheint, bleibt zu erörtern. Im Winter 
streichen diese Vögel einzeln ihrer Nahrung nach umher und entfernen sich da oft weit von ihrem 
Nistplatze, ohne jedoch eine bestimmte Richtung zu halten, und stellen sich des Frühjahres zeitiger 
oder später, in Gemässheit ihres Aufenthaltes und der Witterung in ihren Sommersitzen ein, so dass 
sie in den südlichern Ländern ihres Aufenthaltes Ende April den Nestbau beginnen, in den nördlich- 
sten erst im Juni. Sie ziehen etwas hügeliges und bergiges Land dem flachen, und Laubholz dem 
Nadelwalde vor, halten sich auch nie im geschlossenen Hochwalde, sondern nur an dessen Rändern 
oder in kleinern, lichtern Waldungen und Baumanlagen. Bei Anlage des Nestes verfahren sie ohne 
bestimmte Vorliebe gewisser Oertlichkeit mit sehr freier Wahl und bringen es hier in die Krone eines 
mässigen Busches, dort in die eines hohen Baumes, von 40 bis 80’ über dem Boden an. Der Bau 
ist ansehnlich und meist ziemlich frei angelegt, seine Beschaffenheit wird sich aus der Beschreibung 
einiger charakteristischer Exemplare meiner Sammlung ergeben. 

Nr. 4. Vom Harze, im Mai von einer mässigen Tanne etwa 45’ über dem Boden genommen, 
ist massig, flach napflörmig, 7” breit, 3” hoch, &” weit und 1'/,” tief und besteht auswendig aus 
grünen Stengeln und Blättern verschiedener Pflanzen, besonders von Achillea millefolium, Potentilla 
anserina, etwas Laubmoos und Tannenreischen. Dann folgen dürre, etwas sparrige Stengel, beson- 
ders von feinen Dolden, die wohlgerundet und wenig absparrend ineinander gearbeitet sind und eine 
dicke, undurchsichtige Wand bilden. Inwendig ist wieder eine Schicht zarter, grüner Blätter der ge- 
dachten Pflanzen mit etwas Laubmoos und Wolle als Auskleidung eingelegt. Nr. 2. Aus Schlesien 
misst auswendig 8”, ist 3'/,” hoch, 5” weit und 4%,” tief, besteht auswendig aus Wurzeln, 
Reischen, Moos und ist inwendig mit Moos, Wolle, Haaren und einigen Federn ziemlich 


*) Eine ziemliche Anzahl amerikanischer Exemplare, die ich vergleichen konnte, stimmen in Färbung und 
Maasverhältnissen vollkommen mit den europäischen überein. 


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warm ausgefüttert. So beschreibt auch Audubon diejenigen, welche er in Kentucky fand. 
Nr. 3. Aus Labrador im Juni auf einer Pinus alba mit 7 Eiern gefunden. Es hat 7'/” Breite, 3'/,” 
Höhe, 3” Weite und Tiefe Eine sehr lockere Schicht von dürren Grasstöckchen bildet den äussern 
Umfang, dann ist es ganz aus weissen, gebogenen Federn von Zarus tridactylus und Tetrao albus 
zusammengelegt, so dass es ein wahres Federbett bildet, wie es das unwirthliche Vaterland ver- 
langt. Es muss dabei in dichten Zweigen sehr geschützt gestanden haben, weil sonst ein stärkerer 
Wind das Ganze würde von einander geblasen haben. Der Satz besteht aus k bis 7, meist 6 Eiern, 
von denen ich aus verschiedenen Ländern 33 Stück vor mir habe. Darnach sind sie kürzer oder 
gestreckter ungleichhälftig, nach der Basis zugerundet, seltner sanft abfallend, nach der stumpfen, 
seltner etwas spitzen Höhe stark und sehr stark abfallend. Das kleinste derselben ist 11” lang und 
8,” breit, das grösste 13” lang, 8°,” breit, die mehrsten sind gegen 1” lang und 8, bis °/,” 
breit. Das Gewicht der entleerten Schale beträgt 5 Gran, selten etwas mehr oder weniger, gefüllt 
wiegen sie einige und 80 Gran Ihre Grundfarbe ist graugrünlich, in das Weisse, Gelbliche oder 
Bläuliche, zuweilen rein, besonders bei den amerikanischen, öfter trübe. Die untersten Flecke sind 
bei denen mit reinem Grunde aschgrau, bei den andern bräunlich- oder grünlichgrau; dann folgen 
in 2 Schattirungen bräunlichgrüne, oder grünlichbraune Flecke, welche grösser oder kleiner, gerun- 
deter oder gestreckter, deutlich umschrieben oder zerfasert und verworren, seltener einzeln stehen, 
meist den Grund, wenigstens nach der Basis, grossentheils decken, zuweilen auch vor derselben 
einen deutlichen Kranz bilden. Die Schale ist ziemlich derb mit etwas Glanz und scheint inwendig 
gegen das Licht nach der Grundfarbe grünlich oder gelblich durch. Das Korn ist das ausge- 
sprochenste unter allen mir bekannten Würgereiern und kommt dem der Feldlerche nahe, nur dass 
die grossen runden Poren fehlen und die Furchen mehr in die Länge verlaufen. Kennt man einmal 
diese Eier, so wird man sie nicht leicht mit denen anderer Würger, noch weniger mit denen der 
Elster verwechseln, wie dies in Sammlungen oft vorkommt. Das Weibchen brütet 15 Tage, von wo 
an beide Alte die Jungen sorgsamst füttern und schützen, auch noch lange nachher, wenn sie das 
Nest verlassen haben, und bis spät in den Herbst bleiben sie mit ihnen vereinigt. 


2. Der südliche Würger. Lanius meridionalis. Tem.*). Man. T. I. p. 143 et III. 80. 
Tab. XXXI. fig. 3. a u. b. 

In der Grösse kommt er mit vorigem überein, sein Aufenthalt ist aber südlicher, da er beson- 
ders dem nördlichen Afrika angehört und nur sparsam im gegenüberstehenden Europa vorkommt. 
In Griechenland kommt er Ende April an und verlässt es im August schon wieder. Aus dem süd- 
lichsten Frankreich sind öfter Eier dieser Art zu uns gekommen, 7 Stück derselben konnte ich ver- 
gleichen, welche alle den abgebildeten nahe kommen, zum Theil noch dichter und lebhafter gefleckt 
sind als diese, und so recht auffallend von denen der vorigen Art abweichen. Das Gewicht ist das- 
selbe, das Korn etwas feiner und dem der Feldlerche ohne die Poren noch ähnlicher als bei vorigen. 


*) Man hat diese Art für climatische Varietät des Lan. excubitor erklären wollen, doch scheinen die Gründe, 
sie für selbständig zu halten, vorwiegend. 


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3. Der schwarzstirnige Würger. Lanius minor. L. 


Tab. XXX. fig. 4. a bis d. [Zivausı, pag. 89. Tab. XV. Nr. 79. Kreis, pag. 20. Tab. 5. fig. 6. Naumans, Nat. 
A. A. T. IV. Tab. VIE fig. 13. Turesemans und Baenw, Heft II. pag. 4. Tab. V. fie. 2. Navman und Bunte, Heft 
II. Tab. V. fig. 11.) 


Er steht den beiden vorigen in der Grösse etwas nach, wiegt nur & bis 4'/, Loth und gehört 
mehr dem Süden an als Z. excubitor, findet sich auch nur in der alten Welt. In England fehlt er 
ganz ; von Frankreich und Holland an, wo er noch seltener ist, geht er durch Deutschland bis Liv- 
land, wo er nur noch sparsam vorkommt. In Italien, Dalmatien, Griechenland, der Türkei bis zum 
südlichen asiatischen Russland ist er stellenweise ziemlich häufig, ebenso findet er sich in vielen 
Theilen von Afrika bis zum Kafferlande. Er liebt offne, etwas bewaldete Gegenden , schliesst sich 
leichter dem Menschen an, als Lan. excubitor, und wählt gern grössere Obstgärten zum Sommersitze. 
Anfangs April kommt er an den diesseitigen Küsten des Mittelmeeres an und verbreitet sich von da 
allmälig nach den nördlichen Grenzen seines Aufenthaltes. Sein Nest legt er meist auf mässig hohen 
Bäumen, nicht leicht unter 10, doch auch nicht oN über 40° über dem Boden an, erbaut es tief 
napflörmig nach der Oertlichkeit aus sehr verschiedenen Pflanzen, wie eine Reihenfolge meiner 
Sammlung darthun wird. 

Nr. 1. Aus den höhern Pyrenäen durch Hrn. Professor Mocquin- Tandon, wo es auf einer 
Linde mit 5 Eiern gefunden wurde. Es ist 5'/,” breit, 2” hoch, 3'/,” weit, 4'%” tief, besteht aus 
Wurzeln, dürren Grasstöckchen, Farrnkraut, etwas Wolle und Moos und ist mit feineren Grasrispen 
ausgekleidet, im Ganzen nicht sehr massig und unansehnlich. Nr. 2. Aus dem nördlichen Deutsch- 
land auf einem Apfelbaume 20° hoch, Anfangs Juni ınit 7 Eiern, ist 5” breit, 3” hoch, 3'/,” weit, 
2'/ tief. Einige grössere Stücken starkes Papier bilden nebst dürrem Laube und grünen Klee- 
stengeln die feste, ziemlich glatte Aussenwand, nach innen sind zarte Wurzeln, Grasrispen und Po- 
tentillenblätter als Auskleidung beigegeben und das Ganze bildet einen zwar recht soliden, aber nicht 
eben eleganten Bau. Nr. 3. Aus Griechenland ist 6” breit, #” hoch, 3'//” weit, 2” tief und be- 
steht aus frischen Stöcken der Filago pyramidata, welchen sparsamer Stengel des Gnaphalium an- 
gustifolium, Plantago lagopus, Trifolium stellatum, Stachys lanata und Lagurus ovatus beigegeben 
sind. Die Unterlage der Eier bilden Köpfe des Zagurus und zarte Wurzeln. Das Ganze hat bei 
frischem Zustande der Pflanzen ein sehr schönes Ansehn. Zahlreiche Exemplare aus Griechenland, 
welche Herr Dr. Lindermever eingesendet hat, gleichen dem letzten in den Hauptpunkten, ebenso 
solche aus Dalmatien, während die nördlichern mit den zuerst beschriebenen übereinkommen. 
Von den Eiern geben 100 Stück meiner Sammlung folgendes Verhalten: Alle sind ungleichhälfig, 
nach der Basis zugerundet oder sanft abfallend, nach der stumpfen, seltner etwas spitzen Höhe 
stark abfallend. Das kleinste ist 10” lang, 8” breit, das grösste 11'/,” lang, 8%,” breit, das längste 
11°/,” lang, 8”breit. Bei weitem die Mehrzahl hält zwischen 10 und 11” Länge, meist so, dass 
die schmälern die längern und die breitern die kürzern sind. Das Gewicht der gefüllten wechselt 
nach der Grösse von 70 bis 80 Gran, der entleerten von & bis &'/, und auch das grösste, welches 
manche von Zeunius exeubitor übertrifft, steht dem kleinsten dieser Art im Gewichte nach. Die 
Grundfarbe ist ein ziemlich reines Grünlich, welches zuweilen in das Bläuliche, Grauliche oder 
Weissliche zieht, unter 40 findet sich etwa 4, welches eine der letzten Grundfarben hat. So ändert 


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auch die Fleckenfarbe wenig ab, die zu unterst asch- oder grünlichgrau, dann grau - oder gelbgrün 
und zu oberst olivengrün ist, alles matter oder lebhafter, zuweilen recht lebhaft. In seltnern Fällen 
finden sich die Flecke nur vor der Basis zu einem lockern oder dichtern Kranze vereinigt, am öfter- 
sten stehen sie einzeln über die Fläche zerstreut und bilden vor der Basis um die Mitte oder nach 
der Höhe zu ein geschlossenes oder unterbrochenes Kränzchen, wie es an den Abbildungen zu er- 
sehn ist. Unter 100 hat nur eins das Kränzchen nach der Höhe zu. Schale und Korn sind viel 
zarter als bei Nr. 1, letztes aber noch sehr deutlich entwickelt mit dichten, etwas gerundeten Poren. 
Hat man eine Anzahl dieser Eier neben solchen von Zan. exeubitor und rufus, welches die nächsten 
verwandten sind, so wird man bald ihre Eigenthümlichkeit bemerken. Von erstern unterscheidet sie 
leicht die Grundfarbe, von letztern Grösse, Gewicht und Korn. Im August sind die Jungen vollkom- 
men flugbar, wo sie mit den Alten südwärts ziehen 


4. Der Dummkopf-Würger, Lanius Ludovieianus. L. The laggerhead Shrike. Aupus. Orn. 
Biogr. II. pag. 300. 

In den südlichsten der Vereinigten Staaten Nordamerikas lebt er als Standvogel, die mittlern 
besucht er nur zufällig. Niederungen mit Reisfeldern sind sein Lieblingsaufenthalt, wo er sich be- 
sonders von Mäusen nährt. Seine Grösse übertrifft ein wenig die des vorhergehenden. Ausser einem 
hellen, scharfen Tone in der Nistzeit ist er ganz stumm, und während des Nistens, welches im März 
beginnt, beweisen die Pärchen einander keine besondre Zuneigung, wie diese Vögel überhaupt we- 
nig geistige Thätigkeit bemerken lassen. Ihr Nest legen sie frei in die Spitze eines grössern Busches 
an, erbauen es aus gebogenen Zweigen, denen sie nach Innen Wurzeln und Grashalmen beigeben. 
Die k bis 5 Eier haben grünlichweissen Grund. Die Jungen füttern sie zuerst mit Heuschrecken 


und andern Insekten, später mit Mäusen, ihrer Lieblingskost. Sie machen des Jahres nur eine Brut. 


5. Der Platten-Würger. Lanius tchagra. Bote. (Scuuee.) (Pomatorhynchus tehagra. Bois. Lanius 
erythropterus. Suaw. Lanius cucul atus. Tem. Le Tehagra. Levaıur. Ois. d’Afr. I. pl. 70.) 
Tab. XXXI. fig. 5. 

Vom südlichsten Spanien aus erstreckt sich das Vorkommen dieses Würgers durch Afrika, doch 
so, dass am Senegal und in Cordovan eine kleinere Form auftritt, während die an den Endpunkten 
vorkommenden ungefähr die Grösse des Lan. excubitor haben. Nach Levaillant nistet er am Vorge- 
birge der guten Hoffnung in das Gebüsch und legt 5 braungefleckte Eier. Ich habe nur ein ihm bei- 
gemessenes Ei vom Cap vor mir, welches die Abbildung getreu, nur ein wenig zu klein vorstellt. 


Seine Grösse erreicht nur die der grössern Eier von Zanius minor, mit denen auch das Korn stimmt. 


6. Der Halsband-Würger, Lanius collaris. L. (Le fiskaal. Levaıır. Ois. d’Afr. Pl. 61. 62.) 
Tab. XXM. fig. 6. 

Er hat die Grösse des Zanius minor, ist am Vorgebirge der guten Hoffnung häufig, baut nach 
Levaillant sein Nest auf Astgabeln der Bäume und legt k bis 5 Eier. Durch Herrn Drege erhielt ich 
2 Nester dieser Art mit Eiern, beide ganz aus demselben Material erbaut, nur in den Maasen etwas 
verschieden. Das eine ist k'/,” breit, 2” hoch, 3'/,” weit und 1°/,” tief, das andre fast 5” breit, 4” hoch, 


3” weit und 2” tief und verläuft nach unten spitzkegelförmig. Beide bestehen ganz aus grauweissen, 


samentragenden Stengeln einer zarten, wolligen waldstrohartigen Pflanze, die zu festen Wänden 
ineinander gefilzt sind. Der Eier besitze ich 6 Stück, welche in Grösse und Gestalt denen des Lan. 
minor gleichen, in Grundfarbe und Flecken mit der Abbildung übereinkommen. Nur an einem zieht 
erstere etwas ins Grünliche, bei einem andern ins Weissliche; zweie haben etwas kleine, gleich- 
mässiger vertheilte Flecken, alle aber ein Kränzchen vor der Basis. Das Korn steht zwischen dem 
von Lanius excubitor und minor. 


7. Der Schach-Würger. Zanius schach. L. 
Tab. XXX. iz. 7. a. b. 

Sein Vaterland ist Ostindien und die Sundainseln, seine Grösse steht zwischen der von Lan. 
minor und rufus inne. Von Java sendeten Boie und Macklot Nester und Eier an das Leydner Museum ; 
erstere gleichen am mehrsten manchen des Lan. collurio, haben & bis 4'/," Breite, 2'/, bis ”/,” Höhe 
und Weite, 2” Tiefe. Ausser einigen Zweigen und Wurzeln nach Aussen bestehen sie ganz aus 
Grashalmen, denen Samenwolle des Zuckerrohres beigegeben ist. Die Eier wechseln von 10 bis 
41” Länge und 8 bis 8'/,” Breite, Gestalt und Färbung geben die beiden Abbildungen, denen die 
andern, welche ich vergleichen konnte, nahe kommen. Das Korn ist etwas zarter als an Lan. minor. 


8. Der rothköpfige Würger. Lanius rufus. Buıss. (L. pomeranus. L.) 


Tab. XXXI. fig. 8. a bis f. [Zivannı, pag. 94. Tab. XV, Nr. 87. Gursturn und Winsiss, Tab. XXIII. pag. 84. Tum- 
semann und Baeum, Heft Il. pag. 5. Tab. V. fig. 3. Naumans und Buurr, Heft Il. Tab. 6. fig. 12. Hewırsox, Br. 
Ool. Tab. 108. fig. 2. Io. Col. Ill. Tab. XIV. Sg. 2.) 


Das Gewicht dieses schönen Würgers beträgt 2'/, bis "/, Loth, sein Aufenthalt ist ein mehr 
südlicher, da er im nördlichen Deutschland verschwindet, nach dem südlichen immer häufiger 
wird und durch Kleinasien und Afrika bis in die Nähe des Cap verbreitet ist. An den europäischen 
Küsten kommt er Anfangs April an und rückt allmälig bis zu seinen nördlichsten Brüteplätzen vor. 
Das Männchen macht sich durch höchst mannigfach und individuell abwechselnden Gesang bald be- 
merklich. Ausser den allen Würgern eigenthümlichen lauten und scharfen Tönen lässt es sehr zar- 
ten und leisen, allmälig aber lauter werdenden Gesang hören, in den es mancherlei Strophen aller 
Sänger, die es gehört hat, von der Nachtigall bis zum Sperlinge einflicht, aber auch andere Töne, 
als das Schärfen der Sicheln und dergleichen nachzuahmen versucht. Es sitzt dabei in einem hohen 
Strauche oder einer Baumkrone verborgen, oft längere Zeit still. Laubholzwaldung mit Gebüsch 
und Viehweiden in Niederungen und etwas hügelichem Lande, Ränder der Nadelwaldungen, im Sü- 
den auch nur einzelnes Gestrüpp oder Fruchtbaumanlagen, wo er nur hinlängliche Nahrung findet, 
wählt er zu seinem Sommeraufenthalte, an dem er mit allen benachbarten Vögeln in Streit lebt und 
besonders kleinere Raubvögel, Krähen und Elstern mit hellem Geschnarre verfolgt '), Sein Nest 
bringt er höher oder tiefer, auf Gesträuch und Bäumen, dicht an den Stamm oder auf weitvorste- 
hende horizontale Aeste und, wie es bei einem so weit verbreiteten Vogel zu erwarten ist, unter den 


*) Es nistete einmal dicht an meiner Wohnung auf der einen Pappel ein Elsterpaar, auf einer andern ein roth- 
köpfiger Würger. Jedes Mal, wenn eine der Elstern vom Neste flog, verfolgte sie der Würger mit einem Tone, 
vollkommen gleich der Schnarre, wie manche Nacht- oder Obstwächter sie führen. Den Elstern war dies höchst 
unangenehm und sie stablen sich zum oder vom Neste, wurden aber doch fast stets bemerkt. 


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mannichfachsten Verhältnissen an. Die Pärchen leben sehr innig vereint und bringen auch den 
Nestbau zusammen zu Stande, obgleich das Weibchen den innern Ausbau besorgt, während das 
Männchen mehr die Materialien herzuträgt. Er ist ebenfalls ein grosser Liebhaber wolliger Pflanzen 
und sein Nest gleicht mehr dem des Zanius minor, als collurio. 36 Nester aus den verschiedenen 
Ländern seines Vorkommens liegen mir vor, aus denen ich die charakteristischen zur Beschreibung 
aushebe. 

Nr. 4. Von Luchon an der obern Garonne auf einer Wollweide mit 6 Eiern, durch Herrn Pro- 
fessor Mocquin-Tandon. Es ist nicht schr massig, napfförmig, %'/,” breit, 2” hoch, 3” weit und 
4'/ tief, und inwendig so geräumig, dass die Eier nur den dritten Theil erfüllen. Es besteht meist 
aus Stengeln der Filago arvensis und der Medicago polymorpha,, letztere reichlich mit Stachelfrüchten 
versehn, die besonders im Innern angebracht sind. Einige Blüthen der Kastanie und Wergklümpchen 
sind nur zufällig beigegeben. Nr. 2. Aus der Umgegend von Dresden im Juni auf dem horizon- 
talen Aste einen starken Kiefer, 40’ vom Boden, hat gleiche Maase mit dem vorigen, nur dass es 
"/y' weniger hoch und tief ist, besteht aus Filago arvensis und Gnaphalium dioieum. Nr. 3. Aus 
Griechenland in einen Granatbusch eingebaut mit 4 Eiern im Mai. Breite 5”, Höhe und Weite 3”, 
Tiefe 2”. Ausser der bedeutendern Grösse den beiden vorigen so ähnlich, dass man glauben 
möchte, sie seien an demselben Orte und von demselben Baumeister angefertigt. Der dunkel- 
grauen Filago arvensis ist noch etwas Gnaphalium angustifolium beigegeben, dessen frische, beblät- 
terte Stengel die innere Auskeidung bilden. Andere aus Griechenland gleichen hinsichtlich der Stoffe 
ganz denen des Zanius minor, sind aber stets kleiner als diese. Nr. 4. Aus Schlesien auf einer 
kleinen Fichte mit 6 Eiern. Es ist ziemlich massig, 4, bis 5” breit, 2°/” hoch, 3” weit und 2” 
tief, besteht aus grünen und dürren Stengeln von "Vicia, Medicago, Galium, Ihymus, so wie Flech- 
ten, Bindfaden und Werg, was alles dicht ineinander gearbeitet ist. Die innere Auskleidung ist sehr 
glatt aus zarten Wurzeln und etwas Werg gefertigt. Nr. 5. Aus Dalmatien, in einem Busch des Rhamus 
zizyphinus eingebaut, mit 4 Eiern im Mai, massig und sorgsam. Es ist 5” breit, 2'/,” hoch, 3” weit, 
1'/," tief. Es besteht auswendig aus frischen Stengeln der Filago germanica, Medicago polymorpha, 
des Zeuerium polium, untermischt mit den männlichen Blüthentrauben der Castanea vesca, und ist in- 
wendig mit haarfeinen Grashalmen und Würzelchen glatt ausgelegt. Von den Eiern, deren Satz meist 6 
beträgt, habe ich 100 Stück vor mir, deren Hauptabänderungen auf der Tafel abgebildet sind. Die 
kleinsten sind 9'/,” lang und 7'/, breit, die grössten 11'/,lang und 7'/,” breit. Die Mehrzahl hat jedoch 
10 bis 10'/,” Länge bei einer Breite von 7'/, bis '/y”. Ihr Gewicht, wenn sie gefüllt sind, beträgt 62 bis 
66 Gran, der leeren Schale etwas über 3 Gran; von den grössern wiegen 3 Stück 10 Gran, von 
den kleinern 9". Die mehrsten haben grünliche Grundfarbe, die bei andern in das Gelblichweisse, 
in das Grüne oder Bläulichgrüne zieht. Mit röthlichem Grunde, wie bei der folgenden Art, habe ich 
keine gesehen. Nach der Vollendung der Tafel erhielt ich 2 Sätze aus Griechenland, wol von dem- 
selben Weibchen, 6 und 4 Stück, welche in Färbung und Zeichnung ganz dem unter Fig. 1. d. ab- 
gebildeten Eie des Zanius excubitor gleichkommen. Die untersten Flecke sind aschgrau oder grün- 
lichgrau; dann folgen graugrüne und zu oberst grün - oder gelbbraune, alle meist etwas matt, nur 
bei denen mit gelblichweissem Grunde recht lebhaft und dunkel. Fast durchgehends stehen sie um 
den grössten Durchmesser oder nach der Basis, seltner nach der Höhe als Kranz vereinigt und lassen 


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letztere ganz oder fast ganz frei. So kommen sie ausser der Grösse denen des Lanius minor am 
nächsten, stimmen auch hinsichtlich des Kornes am mehrsten mit diesen, nur dass die Züge meist 
noch deutlicher erhaben und die Poren reiner entwickelt sind. Sie haben etwas Glanz und schei- 
nen gegen das Licht grünlich oder gelblich durch. Bei sorgfältiger Berücksichtigung aller angege- 
benen Punkte wird man in den Stand gesetzt, sie stets von allen der verwandten Arten unterscheiden 
zu können. 

Im Juli sind bei uns die Jungen Nügge, mit denen die Alten, che sie südwärts ziehen, umher- 
streifen, wobei sie sich durch lautes Locken und Warnen sehr bemerklich machen. 


9, Der graurückige Würger, Lanius collurio. 1. 


Tab. XXX. fig. 9. a bis f. [Zıvausı, pag. 90. 91. Tab. XV. fig. 80. 81. Kueıs, pog. 20. Tab. V. ie. 7 u. 8. Lewin, 
Tom. I. Tab. VII. fig. 3. Nozeman u. Ser. I. p. 127. Tab, 66. Guesrnen u. Wınsins, Tab. bi et 77. Naumans Nat. 
A. A. Tom. IV. Tab. VII. fig. 1%. Tab. VII. fg. 16. Tuesemans u. Baenm, Heft Il. pag. 7. Tab. V. fie. 4. Nav- 
sans u. Bounnce, Heft V, Tab, N. fig. 15. a bis d. Hewiırsox, Brit. Ool. Tab. 2. Io, Col. Ill. Tab. XIV, fie. 3. 4] 


Ein allbekannter, weitverbreiteter und wegen des Aufspiessens seiner Beute im lebenden Zu- 
stande berüchtigter Vogel, von etwa 2 Loth Gewicht, der sich von Norwegen und Schweden ım 
Norden bis zum südlichen Afrika of sehr zahlreich findet. Als Zugvogel kommt er Ende März an 
(den europäischen Küsten an und verbreitet sich von da allmälig nach Norden, so dass er in England 
und dem mittlern Deutschland Mitte Mai, in Norwegen und Schweden noch später ankommt. Be- 
kanntlich bedarf er zu seinem Haushalte dorniges Gebüsch und hält sich nur in der Nähe desselben, 
wo ihm in neuerer Zeit der häufigere Anbau der weissen Acazie sehr zu Statten kommt. Wie bei 
dem vorigen halten in der Sommerszeit die Pärchen sehr zusammen *), erbauen ihr Nest meist nicht 
hoch, von I bis 8° über dem Boden, gern in die Mitte eines recht dichten Dornenbusches, zuweilen 
aber auch ganz frei auf ein kleines Büschchen oder Bäumehen und nicht selten dicht an mensch- 
liche Wohnungen, auch in grössern Städten. Aus der grossen Anzahl von Nestern, die ich besitze, 
wähle ich die bemerkenswerthesten zur Beschreibung aus. Nr. 4. Aus dem botanischen Garten zu 
Toulouse auf einer Acacia parasol im Mai mit 6 Eiern, durch Herrn Professor Mocquin - Tandon 
Es bildet einen ungeregelten Klumpen aus Grasstöcken und Laubmoos von 7 bis 8” Breite und 3” 
Höhe, in welchen der 3” weite und 1'/,” tiefe, sauber gerundete und geglättete Napf aus haarfeinen 
Wurzeln eingearbeitet ist Nr. 2. Ein diesem sehr ähnliches, in die Krone eines 8° hohen Rosen- 
baumes bei Dresden eingebaut, ist 8” lang, 6” breit, 3," hoch, 2” weit und 1'%” tief. Es besteht 
aus stark bewurzelten Grasstöcken, Quecken, Moos, vielen Ranken von Gurken und Spinnewebe 
und ist inwendig dick mit feinen Grashalmen und Wurzeln ausgelegt Die 6 Eier füllen den Napf 
fast aus. Nr. 3. Aus einem Kieferbusche der Oberlausitz im Juni mit 7 Eiern. Ein sehr lockerer 
Bau von 5” Breite, 2” Höhe, 2'/,” Weite und 4'/” Tiefe, besteht ganz aus zarten Stengeln und 
Blättern einer Grasart, die lose und durchsichtig ineinander gesteckt sind, sodass deren dünnes 


*) Wie schnell sie jedoch bei Verlust des einen Gatten mit einem andern sich vereinen, ist schon öfter beobach- 
tet worden, und ich habe selbst darüber mehrfache Erfahrung gemacht, Es hatte sich ein Pärchen dieser Art 
neben dem Neste einer Sylvia atricapilla angesiedelt und fing an deren Junge zu rauben. Ich tödtete deshall 
das Männchen, allein schon am andern Tage war ein anderes da. Auch dieses ward erlegt, aber eben so schnell 
von einem dritten ersetzt. 


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329 


Ende als Auskleidung dient. Die 7 Eier füllen die Hälfte des Napfes. Es gleicht sehr manchen 
Nestern der Sylvia hortensis. Nr. %. Sehr glatt und zierlich napfförmig, aus Dalmatien, %” breit, 
2” hoch, 3” weit, 1Y/” tief, auswendig aus Stengeln von Filago arvensis und männlichen Blüthen 
der Kastanie erbaut, inwendig mit feinen Grashalmen ausgelegt. Nr. 5. Ebendaher und noch schö- 
ner aus Kastanienblüthen mit zarten Grashalmen erbaut und inwendig mit den federartigen Rispen 
der Stipa pinnata ausgekleidet. Nr. 6. Das kleinste unter den mir vorgekommenen, ebenfalls aus 
Dalmatien, 3'/,” breit, 1'/” hoch, 2'/,” weit und A” tief, aus Laubmoos, Kastanienblüthen, zarten 
Gräsern und Wurzeln dicht zusammengearbeitet und mit braunrothen Wurzeln ausgekleidet, auf 
denen sich die grünlichen,, ebenfalls schr kleinen Eier vortrefflich ausnehmen. 

Der Satz besteht aus 5 bis 7 Eiern, doch scheint auch hier 6 die gewöhnliche Zahl zu sein. 
Nach 200 Eiern meiner Sammlung ergibt sich folgendes: Die kleinsten haben eine Länge von 8°/,” 
bei einer Breite von 6'/,”, die grössten sind bei 10” Länge 7°/,” breit, oder bei 101,” Länge 7,” 
breit; bei weitem die Mehrzahl hält sich in der Länge zwischen 9 und 10”, in der Breite zwischen 
7'/, und !/”. Das Gewicht der gefüllten beträgt 54 bis 60 Gran, das der leeren Schale 2°, bis 3 
Gran. Die Mehrzahl ist etwas, nur wenige sind sehr gestreckt, ungleichhälltig, nach der Basis ge- 
rundet, nach der stumpfen, seltner etwas spitzen Höhe stark abfallend. Die Grundfarbe der Hälfte 
ist grünlichgelblich, die des dritten Viertheils röthlich, die des letzten grünlich, mit verschiedenarti- 
gen Uebergängen ‘). Die untersten Flecke sind aschgrau mit einiger Beimischung der Grundfarbe ; 
bei gelblichem und graulichem Grunde folgen dann graubraune und gelbbraune, meist etwas matte, 
nur selten recht lebhafte, besonders wenn sie sehr klein sind; bei röthlicher Grundfarbe braunrothe 
und oft recht lebhaft ziegelrothe. Etwas häufiger als bei voriger Art sind sie ziemlich gleichmässig über 
die ganze Fläche vertheilt, meist auch kranzartig vor der Basis, nicht gar selten auch vor der Höhe 
vorhanden, die übrige Fläche mehr oder minder frei lassend. '/0 meines Vorrathes ist ohne eigent- 
lichen Kranz, ein gleicher Theil hat den Kranz vor der Höhe. Inwendig scheinen sie nach der 
Grundfarbe grünlich oder röthlich durch. Die mit grünlicher Grundfarbe kommen denen der vorigen 
Art in der Färbung oft sehr nahe, das Korn ist aber stets zarter, die erhabnen Züge sind sehr flach 
und die Poren undeutlich entwickelt. So mannichfach auch die Grundfarbe abändert, so habe ich 
sie doch nie so gesehn, als bei folgender Art. Auch der graurückige Würger ist ein vortrefllicher 
Sänger ”), dabei aber noch räuberischer als minor und rufus und zerstört viele Bruten der kleinern 
Sänger. Wie der vorige treibt er sich mit den flüggen Jungen so lange umher, bis er das Winter- 
quartier aufsucht. 

10. Der Maskenwürger. Lanius personatus. Temm. (Linvermever, Vögel Griechenlands. p. 12. 
Lanius leucometopon. v. d. Mueste. p. 78.) 
Tab. XXXI. fig. 4. a. b. c. 
Obgleich in der Länge mit dem vorigen stimmend, ist er doch schlanker wie dieser und etwas 


leichter. Er kommt nur in den Strandgegenden des südöstlichen Europa, von da aber im gegen- 
*) Ich habe keine sichere Erfahrung, ob jüngere oder ältere Vögel dieser Art verschieden gefärbte Eier legen. 
Es kommt wol hierbei das mehrste auf die Nahrung an. Die aus Dalmatien enthalten den grössten Antheil sol- 
cher mit röthlicher Grundfarbe. 
") Der Würgergesang, obgleich reich an Abwechselung und Melodie, lässt den fühlenden Hörer doch kalt, da 
ihm die Tiefe des Gefühls abgeht, welche bei den wahren Süngern so entzückt. 
2 


überstehenden Afrika bis Nubien vor. Als ein weichlicher Vogel kommt er in Griechenland 
nach Herrn Dr. Lindermeyer erst Ende April oder Anfangs Mai an und bezieht in den breitern 
Thälern der Morea ödere, mit Gestrüpp bedeckte Striche, wo sich das Männchen durch sei- 
nen recht angenehmen Gesang bemerklich macht. Sein Nest legt er auf strauchartigen Grana- 
ten und Oliven an, der Satz besteht aus 7 bis 8 Eiern. Ich habe 2 Nester, durch genann- 
ten Herrn eingesendet, vor mir. Das eine ist 6” breit, 2” hoch, 3" weit und 1'/" tief, be- 
steht auswendig aus Stengeln der Stachys cretica, Satureja varia, Centaurea cana et crupina, 
besonders aber aus samentragenden Stengeln des Sisymbrium vifineum, die ziemlich locker 
und sparrig ineinander geflochten sind. Die innere Auskleidung bilden Stöckchen der Plantago 
lagopus und gelbbraune Würzelchen. Das andere ist noch sparriger und massiger, im Umfange so 
gross als eins von Lanius ereubitor, an 7” breit, 3” hoch und weit, 1'//” tief und besteht aus Sten- 
geln von Gnaphalium, Phagnalum , zarten Dolden, besonders aber der sparrigen Centaurea orupina. 
Der kleine Innennapf ist mit zarten, grauen Rindenstreifchen sauber ausgekleidet. Beide Nester 
sind so eigenthümlich, dass man sie leicht von denen anderer Würger unterscheiden kann. Das 
eine enthält 7, das andere 8 Eier. Von diesen habe ich 30 Stück zur Vergleichung, und sie sind 

enso eigenthümlich als die Nester. Alle sind ungleichhälfig, nach der Basis zugerundet oder 
etwas sanft abfallend, nach der stumpfen, selten etwas spitzen Höhe stark und sehr stark abfallend. 
Die beiden kleinsten haben bei 9” Länge, 7” Breite, die beiden grössten 9°,” Länge bei 7%” 
Breite, zwischen diesen Endpunkten halten sich die mehrsten andern in der Mitte. Ihr Gewicht be- 
trägt 3 Gran, die Grundfarbe der Mehrzahl ist grüngelblich, nur bei einigen zieht sıe etwas mehr 
in das Grünliche oder Bläuliche, bei andern in das Bräunliche oder Gelbliche. Die untersten Flecke 
sind aschgrau oder bräunlichgrau, oft recht lebhaft, dann folgen gelbgrünliche oder olivengrüne , mat- 
tere oder lebhaftere, meist nur als Kränzchen vor der Basis, ausserdem nur sehr sparsam, in selt- 
nen Fällen etwas gleichmässig vertheilt. Der Glanz ist mässig, aber schr besonders, als ob die 
Schale von Wachs wäre; inwendig gegen das Licht scheinen auf gelbgrünlichem Grunde die Flecke 
deutlich durch. Ihr Korn ist zart, aber sehr deutlich entwickelt, die Züge schmal, aber ziemlich er- 
haben, dicht verzweigt mit gerundeten Zwischenräumen, mässig grossen und vertieften , meist ecki- 
gen Poren. So geben diese Eier Kennzeichen genug, die sie von übrigens nahe kommenden Eiern 
des Lanius collurio unterscheiden. Ende August verlassen die Alten mit der Augbaren Brut 
Griechenland. 


11. Der capische Würger. Lanius Brubru. Larn. (Lanius capensis. Su. Entomovorus brubru. Less. 
Nilaus brubru. Sw. Le Brubru. Levaıur. Ois. d’Afr. I. p. 85. Nr. 71.) 
Tab. XXX. fie. 10. a. b. p 
Die Mimosengebüsche der Flussufer des südlichen Afrika sind vorzugsweise der Aufenthalt die- 


ses Würgers, der etwa die Grösse des vorigen hat. Nach Levaillant nistet er auch in Mimosen- 
büsche, erbaut sein Nest aus Moos und zarten Wurzeln und kleidet es inwendig mit Federn und 
Wolle aus, legt 5 weisse braungefleckte Eier. Gehören die abgebildeten Eier, die ich von mehrern 
Seiten unter seinem Namen erhielt, ihm, wie ich kaum zweille, an, so ist er ein wahrer Lanius, 
da sie denen von Lanius collurio sehr nahe stehen. Auch ihr Korn ist gleichgestaltet , nur die Poren 
stehen dichter und sind etwas tiefer und reiner entwickelt. 


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331 


12. Der Backbakiri Würger. Lanius backbakiri. Su. (L. ornatus. Licwr. Telophorus backbakiri. Sw. 
Le Backbakiri. Levaıır. Ois. d’Afr. I. p. 65. Nr. 67.) 


Tab. XXXT. fig. 10. a. b. 


Ein recht ausgezeichneter, im südlichen Afrika und angeblich auch auf Geylon lebender Würger, 
der in Bau und Lebensweise manches Abweichende darbietet. Besonders der Schnabel bewog 
ältere Ornithologen ihn den Drosseln beizugesellen, und auch Gestalt und Färbung der Eier neigen 
sich ganz diesem Geschlechte zu, während Levaillant ihn nach genauer Beobachtung doch als voll- 
kommnen Würger bezeichnet. Männchen und Weibchen leben innig vereinigt und rufen sich durch 
eigenthümliche Töne zu, wenn sie von einander gekommen sind. Das Männchen legt dabei meist 
recht deutlich die Sylben seines vorstehenden Namens zum Grunde, welche das Weibchen mit kür- 
zern, sanftern Tönen beantwortet. Sie nisten in dichtes Gebüsch, legen & bis 5 Eier, welche sie 
angeblich abwechselnd bebrüten. Die ausgeflogenen Jungen folgen den Alten noch lange Zeit, wie 
dies bei unsern Würgern der Fall is. Das Nest, welches ich vor mir habe, ist etwas sparrig aus 
gleichartigen dürren Reisern,, ziemlich massig, aber locker erbaut und bildet einen Napf von 6” Breite, 
3” Höhe, 3'/” Weite und 2” Tiefe. Die Eier sind etwas ungleichhälftig oder dem Gleichhälftigen 


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nahe, auch an der Basis sanft oder stark abfallend. Die kleinsten messen bei 10'/,” in der Länge 


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8'/” in der Breite, die grössten bei 1” Länge 8°/,” in der Breite. Auf matter oder lebhafter blau- 
grauem oder grünblauem Grunde sind sie röthlichgrau, grauroth und braunroth einzelner oder dich- 
ter gefleckt und vor der Basis vereinigen sich die Flecke zu einem unterbrochenen Kränzchen. Sie 
haben etwas oder starken Glanz und nähern sich so manchen Eiern von Lamprotornis sehr. Das 
Korn stimmt nicht ganz mit dem unsrer Würger, sondern mehr mit dem von Thamnophilus. Die 
verzweigten, schmalen, flacherhabnen Züge lassen breite, seichte Vertiefungen zwischen sich, in 
denen ziemlich dicht die kleinen, etwas gerundeten, flachen Poren stehen. 


Drittes Geschlecht. 
Schwalbenwürger. Artamus. Vırını. (Lanius. Gm. Ocypterus. Cuv. Leptopteryx. Horsr.) 


Recht eigenthümliche Vögel von der Grösse der kleineren Arten des vorigen Geschlechts, über 
Australien von den Sundainseln an verbreitet, die ebensoviel Verwandtschaft mit den Schwalben als 
Würgern haben, nur in Nestbau und Eiern den letztern gleichen, weshalb sie füglich hier ihren Platz 
finden. Bei manchen will man auch bemerkt haben, dass sie Sämereien frässen, was sie an die 
folgende Gruppe anschlösse. Sie leben gesellig, ausser der Zugzeit meist nur zu Familien vereinigt, 
haben Gestalt und Flug der Schwalben, setzen sich auf Baumzweige und fliegen beständig ab und 
zu Insekten in der Luft zu fangen. Manche streichen ausser der Nistzeit nur nach Nahrung umher, 
während andre vollkommen ziehen und dann zu Schaaren sich vereinigen, in besondern Fällen, 
vielleicht bei relativ niederer Temperatur, auch wie die Schwalben zuweilen thun, zu grossen Klum- 
pen sich zusammenhängen, auch wie diese über dem Wasser fliegen. Ihre Nester bauen sie ein- 
zeln in das Gesträuch oder Baumzweige und legen meist 4 Eier. Man kennt 10 Arten. 


2 


1. Der weissschnäblige Schwalbenwürger. Artamus leucorhynchus. Gm. (Vıirice.) (Lanius leuco- 
rhynchus. Gm. Ocypterus leue. Cuv. Leptopteryx leuc. Honsr.) 
Tab. XXX. fig. 10,°) 

Seine Grösse stimmt mit der des Zanius rufus, sein Aufenthalt sind die Sundainseln, wo er an 
geeigneten Stellen häufig ist. Boie und Macklot schickten Nest und Eier desselben von Java an das 
Leydner Museum, welche sie im April gefunden hatten. Ersteres gleicht sehr manchen des Lanius 
collurio , ist 5” breit, 3” hoch, 2'/,” weit und 1'/,” tief, besteht aus ganz gleichartigen, müssig star- 
ken, dürren Zweigen und Pflanzenstengeln. Es enthielt 2 Eier, welche ebenfalls manchen des La- 
nius collurio nahe kommen. Sie sind 10%, oder 14” lang, 7'/,” breit und haben ganz würgerartiges 


Korn. Gestalt und Färbung sind an der Abbildung zu sehn. 


2. Der weissbindige Schwalbenwürger. Artamus sordidus Larn. (Govnv.) Turdus sordidus. Larn. 
Artamus albovittatus. Vıs. et Honsr. (Govro. Birds of Austr. VI. 2. Abbildung vom Nest.) 
Tab. XXX. fig. 11. 

Von etwas geringerer Grösse als der vorige, ist er über die südliche Hälfte von Neuholland so 
wie Vandiemensland verbreitet, auf letztem Zugvogel, sonst nur ausser der Nistzeit Streifer. Im 
September und October beginnt die Nistzeit, wo die Familien ihre Standörter einnehmen, den dür- 
ren Ast eines Baumes, gern in der Nähe menschlicher Wohnungen wählen, um darauf gesellig zu 
sitzen und einzeln zum Insektenfange abzufliegen, wobei sie ihre rauhe, schwalbenartige Stimme 
hören lassen. Sie erbauen ihr Nest in das Gebüsch oder auf Baumzweige, bald lockerer bald fester. 
Ein schönes Exemplar, durch Herrn Dr. Preiss am Schwanenflusse gesammelt, ist ziemlich massig, 
an 6° breit, 3° hoch, 2/,” weit, '/," tief. Die Unterlage bilden ziemlich starke, steife, absparrende 
Zweige, die nach innen etwas feiner gewählt sind, während die Auskleidung des Napfes aus dürren, 
schmalen Grasblättern besteht. Der Satz enthält meist 4 Eier, welche nach einer Reihe von Exem- 
plaren, durch die Herren Gould, Preiss und Andere gesammelt, 10 bis 10'%” lang, 7 bis 7'/,” breit 
sind. Ihre Grundfarbe ist gelblich, in das Weissliche, Grauliche oder Bräunliche, die Flecke sind 
braungrau, grün- und dunkelbraun, vom sehr Kleinen bis zu mässiger Grösse steigend, gleichmässig, 
aber nicht dicht über die Oberfläche verbreitet, an manchen auch durch feine Haarzüge unter sich 
verbunden und vor der Basis meist ein geschlossnes Kränzchen bildend. Der Glanz ist meist stark, 
das Korn sehr zart mit kleinen, etwas tiefen Poren, die feinen Züge sehr wenig über die Fläche er- 
haben. Inwendig scheinen sie graugelblichweiss durch. Es werden jährlich 2 Bruten aufgezogen. 


3. Der graue Schwalbenwürger. Artamus einereus. Vıriun. Govnp. (B. of Austr, VI. 3.) 

Die Ost- und Westküste von Neuholland, so wie Timor, sind sein Vaterland, in der Grösse 
stimmt er mit der ersten Art. Neben Insekten soll er auch Samen der Xanthorhoea fressen, wodurch 
eine grosse Hinneigung zu der nächsten Familie angedeutet würde. Nach Herrn Gould legen sie 
ihr Nest im October oder November in einem Strauche oder Xanthorhoeabusche an und erbauen es, 
tiefer napflörmig als die andern Arten, aus Wurzelfasern, füttern es inwendig mit haarartigen Gras- 
halmen und Blättern und zarten Pflanzenstengeln aus. Ein Nest dieser Art im britischen Museum 


Die Zahlen der beiden Eier sind vertauscht. 


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gleicht einem lockern Feldlerchenneste, so dass wahrscheinlich die äussere Unterlage fehlt. Es ist 
k'/ breit, 2'/” hoch, 1%” tief und aus feinen Wurzeln und Pflanzenstengeln zusammengelegt. Der 
Satz besteht meist aus 4 Eiern, welche grosse Achnlichkeit mit recht lebhaft gefärbten des Lanius 
collurio haben. Sie sind 10 bis 10'/,” lang, 7'/, bis ”/,” breit, fallen nach der etwas stumpfen Höhe 
stark ab. Der Grund ist reingelblichweiss, seltner etwas in das Grünliche ziehend mit rothgrauen, 
heller und dunkler rothbraunen, runden und ungeformten, kleinen und grössern Flecken, ein- 
zeln oder etwas dichter besonders nach der Basis, daselbst meist einen geschlossenen Kranz bil- 
dend. Bei denen mit grünlichem Grunde sind die Flecke grau- und grünbraun. Die Schale ist so 
zart wie an den vorigen, das Korn unterscheidet sich durch etwas eckige, auch in die Länge ge- 
zogene Poren. Inwendig scheinen sie grünlichweiss durch. 


Sechste Familie. 
Schmuckvögel. Ampelides. 


Fliegenfängern, Würgern, Krähen und Drosseln mehrseitig verwandt, bilden die Vögel dieser 
Familie eine in sich wenig abgeschlossene Gruppe, ein mehr künstliches Aggregat, was nach voll- 
kommener Kenntnissnahme der Lebensweise und Fortpflanzung der verschiedenen Geschlechter erst 
gesichtet werden kann. Hier habe ich besonders auf Nest und Eier Rücksicht genommen, um die 
Verwandtschaft zu bestimmen und die Geschlechter zusammengestellt, welche hinsichtlich der Eier 
sich genau an die von Ampelis anschliessen. Viele von ihnen zeichnen sich durch besonders schön- 
gefärbtes, steifes oder weiches Gefieder aus, alle haben einen mehr untersetzten Bau, eine mehr 
laute als melodische Stimme zeigen nur geringe Entwickelung geistiger Fähigkeiten und nähren sich 
von Insekten, Beeren und Sämereien. Vom sehr Kleinen steigt ihre Grösse bis zu der krähenarti- 
gen, fast alle gehören den wärmern Erdtheilen an und Europa, mit dem nördlichen Asien, hat nur 
eine Art einheimisch. Viele leben familienweise oder gar gesellig, nisten in das Gesträuch oder auf 
Baumzweige, bauen wenig künstliche Nester und legen 3 bis 5 Eier, welche weissen oder gelärb- 
ten Grund mit lebhaften Flecken versehn haben und deren Schale fast wie bei den Ammern ge- 
körnelt ist. 


Erstes Geschlecht. 
Schwalben-Schmuckvogel. Dierurus. Vızını. (Corvus. L. Monedula. Brıss. Edolius. Cuv.) 


Ansehnliche, würgerartige Vögel, die. über das südliche Afrika, Asien und Australien verbreitet, 
in Baumkronen leben, wo sie sich meist gesellig halten und von da aus ihre Nahrung, die fast aus- 


schliesslich in Bienen zu bestehen scheint, erspähen und erjagen *). Besonders am frühen Morgen 


*) Dass diese Vögel im Habitus grosse Achnlichkeit mit Merops zeigen, ist unverkennbar. Hinsichtlich der 
Eier fällt aber bierbei recht deutlich in die Augen, dass die Stellung des Vosels den Haupteinfluss ausübt. Merops, 
zu den spechtartigen Vögeln gehörend, legt bei ausschliessender Bienennahrung weisse, glänzende Eier, Dierurus 
hingegen gefleckte, auch gefärbte Eier ohne Glanz. 


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und bei sinkendem Tage versammeln sich diese Vögel am Waldrande auf dem dürren Aste eines 
hohen Baumes, lassen ihre helle, gellende Stimme durcheinander ertönen und stossen nun in den 
schönsten Schwenkungen nach den vorbeieilenden Bienen, von denen sie beim Fressen Kopf und 
Flügelstück abwerfen. Sie bauen etwas lockere Nester anf Baumäste, legen & Eier, die auf milch- 
weissem oder röthlichem Grunde dunkelgefeckt sind. Man kennt eine ziemliche Reihe von Arten. 


1. Der singende Schwalben-Schmuckvogel. Dierurus musiceus. Vıeiu. Le Drongear, Levaıı. Ois. 
d’Afr. T. IV. p. 61. Tab. 67. Nest und I Ei*). 


Ziemlich häufig lebt diese Art, welche noch nicht ganz die Grösse der Weindrossel hat, an der 
Südspitze von Afrika. Das Männchen lässt nach Levaillant in der Nistzeit Morgens und Abends sei- 
nen Gesang hören, welcher dem unsrer Amsel sehr nahe kommt. Ihr Nest erbauen sie in die End- 
gabelung eines möglichst hohen Mimosenastes ganz durchsichtig aus biegsamen Reischen, dass man 
von unten die Eier zählen kann. Die letztern sind weiss mit schwarzen, meist viereckigen Flecken. 
Das abgebildete ist fast walzig, 10'/,” lang bei 6'/,” Breite. 


2, Der graue Schwalben-Schmuckvogel. Dierurus cineraceus. Honsr. (Kdolius griseus. Tem.) 
Tab. XXX. fig. 13. 

Seine Grösse stimmt mit der des vorigen, sein Vaterland ist Java, wo er wie der vorige, früh 
und Abends seine lärmenden Versammlungen behufs der Bienenjagd abhält. Boie und Macklot 
schickten Nest und Eier dieser Art, am 21. Mai gesammelt, an das Leydner Museum. Ersteres hat 
viel Annäherung an manche Nester des Lanius collurio, ist 3'/,” breit, 2'/,” weit, 2” tief, äusserlich 
aus dürren Pflanzenstengeln, innerlich aus feinen Hälmchen zwar etwas durchsichtig, aber sehr sau- 
ber zusammengearbeitet. Die Gestalt und Färbung der Eier gibt die Abbildung, die Grundfarbe der 
mehrsten hat eine schwachröthliche Beimischung. Die Schale ist glanzlos, sehr zart und scheint 
grünlichweiss durch. Das Korn hat zwar Verwandtschaft mit dem von Tyrannus, an welches Ge- 
schlecht die Dieruren erinnern, allein die zarte, dichte Körnelung und undeutliche Entwickelung der 
eckigen Poren verhält sich ganz wie bei Colluriocincla und andern gegenwärtiger Familie. 


3. Der langschwänzige Schwalben-Schmuckvogel. Dierurus longus. Tem. **) 
Tab. XXX. fie. 12 

Vaterland und Grösse wie beim vorigen. Von denselben Reisenden ward auch von dieser Art 
Nest und Eier Anfangs Mai aufgefunden. Ersteres ist ansehnlich breiter aber flacher, als von vori- 
ger Art, auswendig aus Pflanzenstengeln, inwendig aus Würzelchen locker zusammengelegt. Die 
Grundfarbe der Eier ist Neischfarben, in das Röthliche oder Graugelbliche ziehend. Die untersten 
Flecke sind röthlich oder bläulichgrau, dann folgen graubraune oder braunrothe, besonders nach der 
Basis zu etwas dichter, wo sie öfters noch die Färbung des sie umgebenden Grundes steigern. Die 
Schale ist ganz matt und mit noch feineren , dichteren Körnchen versehn als bei voriger Art. 


*), Das Nest ist unnatürlich, wol nach der Idee gezeichnet. 


*\ Wahrscheinlich synonym mit Cuculus paradiseus. Bnıss., dessen Name dann der gültige wäre, 


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Zweites Geschlecht. 
Würger- Schmuckvogel. Falcunculus. Vırıun. (Lanius. Lat.) 


Einige kleinere, den Meisen in Lebensweise verwandte Vögel, aus Neuholland, bilden dieses 
Geschlecht, was man bisher immer zu den Würgern gestellt hat. Sie halten sich paarweise if dicht- 
belaubten Bäumen, unter deren Rinde sie ihre vorzügliche Nahrung, verschiedene Käferarten, hervor- 
suchen, wobei sie ebenso unruhig und beweglich sind als unsre Meisen. Sie bauen recht künst- 
liche Nester und legen weisse, dichtgelleckte Eier, in Gestalt und Flecken denen der Schwalben 
nahe verwandt. 


Der weissbauchige Würger-Schmuckvogel, Falcuncu'us leucogaster. GouLv. (Birds of Austr. V. 6.) 
Tab. XXX. fig. 48. 


Er kommt besonders an der Westküste von Neuholland vor, wo Herr Gilbert sein Nest mit 
Eiern im October, wol 50’ über dem Boden auf dem Zweige eines Eucalyptus fand. Das erste ist 
dem mancher Fliegenfänger ähnlich aus Bastfasern des Gummibaumes und zarten Grashalmen mit 
Spinnewebe dicht zusammengefilzt, so dass die festen Wände nur etwa #” Durchmesser haben. Es 
ist 2” 4” breit, 2'/,” weit, 2” tief. Das Ei ist 40” lang, 7” breit, ungleichhälftig, nach der Basis 
sanft abfallend, nach der stumpfen Höhe etwas stärker. Seine Grundfarbe ist milchweiss mit klein- 
sten und kleinen grauen und braunen Fleckchen versehen, so dass es sehr manchen Eiern der AHi- 
rundo rustica gleichkommt. Das Korn ist sehr zart, dicht verzweigt und nur wenig gekörnelt, dass 
es mehr dem der Würger gleich kommt. Allein aus einem Exemplare kann man noch nicht sicher 
aburtheilen. 


Drittes Geschlecht. 
Erd-Schmuckvogel. Oreoica. Gound. (Faleunculus. Vıe. et Hoxsr.) 


Man kennt bis jetzt nur eine Art dieses recht eigenthümlichen Geschlechts, welche sich sowol 
dem vorhergehenden als besonders in Lebensweise und Fortpflanzung dem folgenden anschliesst, 
so dass es doch vielleicht mit ihm zu vereinigen sein möchte. 


Der balzende Erd-Schmuckvogel. Oreoica gutturalis. Vıs. et Horse. (Gouro.) (Govrn. Birds of 
Austr. XII. 2.) 


Tab. XXX. fig. 17. 

Er hat etwa die Grösse unsrer Singdrossel und lebt über ganz Südneuholland verbreitet, wo 
sich kahle, unfruchtbare Hügel und Waldblösen finden, familienweise und meist am Boden, wo- 
selbst er seine Nahrung sucht, die meist in Insekten, weniger in Sämereien besteht. Das Männchen 
hat eine laute Lockstimme, die wie weit- weit- weit-uh lautet, ausserdem einen eignen Balzgesang, 
der erst bauchrednerisch tief und so dumpf beginnt, dass man den Vogel sehr fern glaubt, dann 
allmälig immer mehr anschwillt, bis man dieselbe oft dicht über seinem Kopfe vernimmt. Es sitzt 
dabei unbeweglich auf einem abgestorbenen Zweige, so dass man es nur schwer entdeckt. Im west- 


lichen Neuholland erbauen sie ihr Nest meist in den obern Büschel eines Grasbaumes (Xanthorhoea) 
oder in die Höhlung eines Baumstumpfes. Es ist tief napfformig und besteht aus Rindenstreifen aus- 
wendig, aus feinen, 'dürren Gräsern inwendig. Gewöhnlich im October werden 3 Eier gelegt, welche 
in der Färbung etwas abändern, meist bläulichweiss sind, zuweilen etwas in das Grünliche ziehen 
und aschgraue, kleine runde, dann braunschwarze etwas grössere, zuweilen unter sich zusammen- 
hängende Fleckchen haben, die nach der Basis zwar häufiger werden, aber keinen Kranz bilden. 
In Färbung und Zeichnung erinnern sie schr an Oriolus und Pitta, allein das Korn gehört ganz die- 


ser Familie an 


Viertes Geschlecht. 


Drossel -Schmuckvogel. Collurioeinela. Vıs. et Honsr. 


Die 6 gekannten Arten gehören Neuholland an, wo jede einen bestimmten Distrikt einnimmt. 
Sie kommen nach Herrn Gould in Lebensweise dem Geschlechte Pachycephala nahe, fressen vor- 
züglich Insekten, weniger Weichthiere und Beeren, haben eine nicht ganz unmelodische Stimme, 
nisten in hohle Baumstümpfe und legen & Eier, die in Färbung denen der Pirole und Würger nahe 


kommen 


1. Der braunbäuchige Drossel-Schmuckvogel. Collurioeinela rufiventris, Govww. (Birds of Austr. 
Vol. Hl. p. 75.) 
Tab. XXX. fig. 1%. 


Er gehört dem westlichen Neuholland an, wo er nicht selten ist, und hat die Grösse von Tur- 
dus merula. Ich besitze, durch Herrn Dr. Preiss gesammelt, 2 Nester dieser Art mit Eiern. Das 
kleinere derselben &” breit, 1'/,” hoch, inwendig nur wenig vertieft, besteht aus grauen und roth- 
braunen Rindenstreifen, Bastfasern, Würzelchen und dünnen Pflanzenstengeln mit etwas Zamiawolle, 
alles locker durch- und übereinander gelegt. Das andere ist viel massiger, an der flachen Basis 
über 6” breit, 3" hoch, 4” weit, aber kaum 1” tief und enthält ganz dieselben Materialien als das 
vorige. Die schönen Eier sind ziemlich ungleichhälfig oder nähern sich dem Gleichhälftigen; die 
kleinsten sind 4” lang und 9'/,” breit, die grössten 1” 4” lang und an 10” breit. Ihre Grundfarbe 
ist kalk- oder milchweiss, die untersten Flecke sind grünlich oder aschgrau, dann folgen grün- 
liche oder grünbraune matter oder lebhafter,, kleiner oder grösser, gleichmässig über die Fläche ver- 
(heilt oder an der Basis etwas dichter. Die Schale hat ziemlich starken Glanz, dichtgekörnelte , ästig 
verzweigte, feine Züge mit ziemlich dichten, mässig grossen gerundeten oder etwas gestreckten 
Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen sie gelblichgrünlich durch. 


2, Der braune Drossel-Schmuckvogel. Collurioeinela brunnea. Govu», (Birds of Austr. Vol. I. pl. 76.) 
Tab. XXX. fig. 16. 

Das nordwestliche Neuholland ist der Sitz dieser Art, von welcher ich Nest und Eier vor mir 
habe, die im Februar zu Port Essington gesammelt worden sind. Ersteres ist etwas sorgsamer er- 
baut als die der vorigen Art, besteht aus einer Unterlage verwitterter Blätter, dann aus grauen und 
rothbraunen Rindenstreifen, dünnen Wurzeln und Pflanzenstengeln mit etwas Zamiawolle und einigen 


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schmalen, grünen Baumblättern im Innern. Das Ganze bildet einen zwar nicht sehr haltbaren, aber 
wohlgerundeten Napf von A” Breite, 2'/” Höhe, 3°/,” Weite und 1°/,” Tiefe. Die Eier kommen denen 
der vorhergehenden und folgenden Art nahe, haben zum Theil kleinere, zum Theil noch grössere 
Flecke als das abgebildete. Die Schale hat etwas Glanz und so dichte, ziemlich erhabne Körnchen, 
dass die Poren nur ganz klein und eckig erscheinen, 


3. Der graue Drossel-Schmuckvogel. Colluriocinela einerea. Vic. et Honsr. ( Colluriocincla har- 
monica. (ou. Birds of Austr. Vol. II. pl. 74.) 


Tab. XXX. fig. 45. a. b. 

Von der Grösse des vorigen, hat er das östliche Neuholland inne, von wo Hr. Gould die Eier 
mitbrachte, welche in Grösse und Gestalt denen der beiden vorigen Arten nahe kommen, sich fast 
nur durch das Korn von ihnen unterscheiden lassen, welches gerade in der Mitte zwischen dem der 
beiden vorigen sich hält. 


4. Der kleinere Drossel-Schmuckvogel, Colturioeinela parvula. GouLd. (Birds of Austr. 
Vol. I. pl. 78.) 

Auch von dieser Art erhielt Hr. Gould Eier aus dem nördlichen Neuholland, die etwas kleiner 
als die der vorigen Arten, 11°,” lang, 8,” breit sind, zarte, weisse Schale mit kleinen runden 
Fleckchen haben, die bei dem einen einen schmalen Ring vor der Basis bilden, sonst sehr einzeln 
stehen. Die flachen Körnchen der Schale stehen ziemlich dicht und lassen flache, gerundete Poren 
zwischen sich. 


Fünftes Geschlecht. 


Raub-Schmuckvogel. Cracticus. Vırıu. (Coracias. Gm. Lanius. Larn. Barita. 
Cuv. Vanga. Ten.) 


Ebenfalls Neuholland angehörig, bildet dieses Geschlecht eine kleine Reihe kräftiger, den Wür- 
gern und Krähen verwandter Vögel, die von kleinen Säugethieren, Vögeln, Eidechsen und Insekten 
sich nähren, welche sie wie unsere Würger erjagen. Sie bauen wenig kunstvolle, heherartige Nester 
auf Baumäste und legen & Eier, die dunkelfarbig und gefleckt, glänzend und stark gekörnelt sind. 
Manche Arten haben sehr weite Verbreitung und ändern dabei in Kleinigkeiten ab, was Gelegenheit 
gegeben hat, sie unter vielen Namen aufzuführen. 


Der bunte Raub-Schmuckvogel. Cracticus varius. Gw. (Vırite.) (Coracias varia. Gw. Cractieus 
nigrogularis, cinereus et leucoplerus. GouLv. Vanga destructor. Tem.) 


Tab. XXX. fig. 19. a. b. 
Seine Grösse ist etwa die des Corvus glandarius, sein Aufenthalt erstreckt sich über die süd- 
liche Hälfte von Neuholland und Vandiemensland‘). Ich besitze eine Reihe Nester und Eier dieser 


*) Den vom östlichen Neuholland nennt Herr Gould nigrogularis, den von Vandiemensland cinereus, den vom 
westlichen Neuholland leucopterus. An ihren Eiern findet sich kein standhafter Unterschied. 


43 


338 


Art dureh Herrn Dr. Preiss gesammelt, welche der Grösse des Vogels angemessen sind. Die ersteren, 
im Oetober gefunden, bestehen aus einer Unterlage ziemlich starker Zweige, denen etwas schwä- 
chere folgen, während der Innennapf mit biegsamen Stengeln und Grashalmen ziemlich glatt und ge- 
rundet ausgelegt ist, auch ziemlich viel braune Zamiawolle beigegeben enthält. Die Breite beträgt 
etwa 7”, die Höhe 2'/,”, die Weite 3'/,”, die Tiefe 4'%". Die andern bieten weder hinsichtlich des 
Materials, noch der Grösse wesentliche Abweichung; das eine enthält innen etwas Baumbast beige- 
geben. Die Eier sind höchst merkwürdig und fremdartig, dem ersten Eindrucke nach am mehrsten 
mit recht dunkeln Eiern des Wachtelkönigs verwandt. Sie sind ungleichhälliig, doch nach der 
stumpfen Höhe nur wenig stärker abfallend, als nach der sanft zugerundeten Basis. Ihre Länge 
wechselt von 1”1 bis 2”, ihre Breite von 10 bis 10'/”. Die Grundfarbe ist grauröthlich oder grau- 
grünlich, öfters mit gelblicher Beimischung. Die untersten Flecke sind röthlichgrau, dann folgen 
graurothe und zu oberst braunrothe, welche von der Höhe nach der Basis zu an Menge und Lebhaf- 
tigkeit zunehmen, letzte zuweilen fast decken und den Grund um sich herum gewöhnlich etwas mit 
fürben. Der Glanz ist ziemlich stark, an manchen ist die Schale so dicht gekörnelt, dass die Poren 
klein und eckig erscheinen, während andere die erhabnen Züge mehr würgerartig haben, mit ziemlich 
grossen, gerundeten und tiefen Poren, was das Schwankende in der ganzen Stellung dieser Vögel 
bezeichnet. Inwendig sind sie kaum durchscheinend und haben im Ganzen nur zu denen des folgen- 


den Geschlechts nähere Beziehung. 


Sechstes Geschlecht. 


Heher-Schmuckvogel. Graucalus. Cuv. (Corvus et Muscicapa. Gxw. Coracina. 
Vırın.. Ceblepyris. Sw.) 


Ebenfalls recht ansehnliche Vögel, die über ganz Australien verbreitet sind, wo sie, oft sehr 
zahlreich in den Waldungen, ausschliesslich von Insekten leben. Sie bauen ziemlich massige , aber 
inwendig wenig vertiefte Nester aus dürren Zweigen, mit Spinnenwebe oder Baumbast vermischt, und 
legen 2 dunkelfarbige Eier. 


1. Der maskirte Heher-Schmuckvogel. Graucalus melanops. Larn. (Cvv.). Corvus melanops. Lxru. 
Tab. XXX. fig. 20. 

Er ist etwas grösser als Turdus viscivorus und lebt über fast ganz Neuholland verbreitet. Eine 
Reihe Eier dieser Art, im westlichen Neuholland Anfangs October gesammelt, stimmen mit denen des 
Cractieus varius, oder nähern sich lebhafter gefärbten von Turdus viscivorus. Sie sind gestreckter 
oder etwas kürzer ungleichhällig, nach Basis und Höhe stärker oder schwächer abfallend, 1”/, bis 
2'/,” lang, 9%, bis 10” breit. Die Grundfarbe ist grauröthlich oder graugrünlich, in das Bräunliche 
oder Gelbliche ziehend. Die Flecke sind röthlichgrau, rostgrau und rostroth oder rostbraun, entweder 
über die ganze Oberfläche gleichmässig verbreitet oder, jedoch seltner, vor der Basis zu einem 
Kranze vereinigt Der Glanz ist stark, die glatten, mässig grossen Körnchen stehen ziemlich dicht, 
die kleinen, eckigen Poren sind etwas tief. Inwendig scheinen sie grünlich, aber sehr wenig durch. 


339 


2. Der weissbäuchige Heher-Schmuckvogel. Graucalus hypoleueus. Gouno. 


Das nördliche Neuholland ist sein Vaterland, in der Grösse übertrifft er den vorigen. Ein Nest 
von ihm im britischen Museum ist auswendig aus dürren Zweigen zusammengelegt, welche zum 
Theil einen Durchmesser von 2” haben. Dann folgt eine dicke Schicht braunen Baumbastes, die in- 


wendig ziemlich geglättet, aber nur flach vertieft ist. Die Eier sind ungleichhälftig, vor der Basis 
stumpf zugerundet, nach der zugespitzten Höhe stark abfallend. Auf graugrünlichem Grunde haben 
sie bräunlichgraue, dann blasser oder lebhafter grünbraune Flecken, meist nach der Basis dichter. 


Ihre Schale ist ziemlich grobkörnig mit gerundeten, dichten, mässig grossen Poren. 


Siebentes Geschlecht. 


Atzel-Schmuckvogel. Si/repera. Less. (Corvus, Coracias, Gracula auct. Co- 
ronica. GouuL».) 


Diese Neuholland vom 25. bis 40. Breitegrade angehörigen Vögel schliessen sich, bei grosser 
Annäherung an die Atzeln und Krähen hinsichtlich ihres Habitus, doch in Lebensweise und Fort- 
pflanzung innigst an die vorhergehenden an, dass sie besser mit ihnen verbunden werden. Die mehr- 
sten suchen ihre Nahrung, alle Arten von Insekten, Sämereien und Früchte, am Boden oder in des- 
sen Nähe an sterilen Orten, in Sumpfgegenden und am Meeresstrande, wobei sie sich mehr auf Ge- 
schicklichkeit der Beine als Flügel verlassen, halten sich ausser der Nistzeit familienweise und lassen 
besonders im Fluge eine lautschrillende Stimme fleissigst hören. Gelegentlich suchen sie die Anlagen 
der Colonisten heim und richten in denselben oft ansehnlichen Schaden an Garten- und Feldfrüchten 
an, dafür werden sie häufig erlegt und als recht schmackhaft gegessen. Sie bauen grosse krähen- 
artige Nester aus dürren Zweigen, die sie mit Moos, Gras, Baumbast und andern weichen Stoffen 
ausfüttern. Sie legen 3 bis 4 auf dunkelm Grunde gefleckte Eier, die denen der vorigen Geschlechter 
so nahe verwandt sind, dass man fast generische Gleichheit annehmen möchte. Die flüggen Jungen 
haben das Kleid der Alten und auch beide Geschlechter gleichen sich. 


1, Der schwarze Atzel-Schmuckvogel. Strepera melanoptera. Gouun. *) 
Tab. XXXVII. fig. 44. 

Das südliche Neuholland ist sein Vaterland, seine Grösse die ven Corvus cornix. Eine ziemliche 
Reihe von Eiern, im September gelegt, konnte ich vergleichen, welche, im Korne besonders, denen 
der vorigen Geschlechter sehr gleichkommen, in der Färbung sich denen der Limosen, Trappen und 
Kraniche annähern, so dass nur durch den capischen Corvus montanus ein Uebergang zu den 
Krähen vermittelt wird, während andere Arten dieses Geschlechts mehr krähenartige Eier legen. Sie 
sind ungleichhälftig, nach der Basis gerundet, nach der stumpfen Höhe stark abfallend, 4” 5'/, bis 


7” lang, 1” 1 bis 2” breit. Die Grundfarbe ist röthlich, ins Bräunliche und Graugrüne, fast matt oder 


*) Es unterscheidet sich diese Art von einer andern, welche Herr Gould arguta genannt hat, fast nur durch 
Mangel des weissen Fleckes auf den Flügeln, so dass man ein ähnliches Verhalten annehmen kann, wie bei Corvus 
corax et färdensis, cornix et corone! 


13° 


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durch das Bebrüten glänzend. Die Flecke sind röthlichaschgrau, graubraun oder gelblichbraun, ent- 
weder kaum vom Grunde abstechend oder auch recht lebhaft, of länglich und zu gebogenen Zügen 
vereinigt, fast gleichmässig vertheilt oder nach der Basis dichter, auch vor ihr kranzbildend oder sie 
deckend. Die Schale ist derb, mit dichten erhabnen Körnern, die sich meist zu Querzügen vereinen 
und nur schmale Furchen mit eckigen, kleineren Poren zwischen sich lassen. Inwendig scheinen sie 
schwach und bräunlich durch. Ich kenne kein anderes Ei, mit dem man sie verwechseln könnte. 


2, Der lärmende Atzel-Schmuckvogel, Strepera graculina. Wurrs (Less.). Coracias strepera. 
Larn. Govro. (Birds of Austr. Xll. 12.) 

Von der Grösse des vorigen, ist er allgemein über Neu-Südwales verbreitet, sowol im Ge- 
sträuch der Küste als in den Eucalyptuswäldern des Inlandes. Es lebt diese Art mehr auf Bäumen 
als die andern des Geschlechts, nährt sich auch vorzüglich von vegetabilischen Stoffen und ist Stand- 
oder Strichvogel. Sein Nest baut er aus dürren Zweigen und füttert es mit Moos und Grashalinen 
aus; es ist gross, napflörmig und steht meist auf niedern Bäumen, Casuarinen u, dergl. Herr Gould 


fand nur 3 bis & Junge in demselben. 


3, Der rauchbraune Atzel-Schmuckvogel, Strepera fuliginosa. Govrw. (Vol. I. pl. 43.) 


Etwas kleiner als vorige Art, bewohnt er Vandiemensland, von wo Herr Gould die Eier zurück- 
brachte, welche ausserordentlich matteren Abänderungen von Eiern der Saatkrähen”) nahe kommen, 
deren Grösse und Gestalt sie haben Sie sind 4” 5'/,” lang und 1” 3” breit, haben mässigen Glanz 


und scheinen inwendig schwach, grünlich durch. 


Achtes Geschlecht. 


Krähen-Schmuckvogel. Gymnorhina. G. R. Guay. (Coracias. Larn. Gracula. 
Snuaw. Cractieus. Vırını. Barita. Cuv.) 


Im Habitus sowie in Färbung dem Rabengeschlechte nahe verwandt, schliesst es sich im Uebri- 
gen doch zu genau an die vorhergehenden Vögel an. Es enthält ansehnlich grosse Vögel, die nur im 
südlichen Theile von Neuholland leben, wo sie sich meist in oflnen Gegenden am Boden halten, mit 
grosser Lebhaftigkeit umherhüpfen und die Landschaft wahrhaft verzieren. Sie haben mit vorigen 
gleiche Nahrung, schliessen sich aber leichter wie diese dem Menschen an und werden unverfolgt 
sehr zutraulich. Ihre Nester sind ganz krähenartig, die Eier höchst eigenthümlich auf graugrünem 
Grunde mit langen, schmalen, verschlungenen Zügen oder ganz zerfaserten Flecken versehen, Das 
Korn ist etwas ungleich, an manchen ganz wie bei den vorigen, bei andern mehr krähenartig. Man 


kennt nur 3 Arten. 


*) Etwa wie Tab. XL. fig. 2, c, 


341 


1, Der singende Krähen-Schmuckvogel, Gymnorhina tibicen. Gouno. (Birds of Austr. XVII. 15.) 
Abbildung des Nestes. 


Tab. XXXVII. fig. 42. a. b. 


Er hat die Grösse der Rabenkrähe und gehört dem südwestlichen und südöstlichen Neuholland 
an, wo er leicht so zutraulich wird, dass er bis an die Wohnungen der Ansiedler kommt und in Ge- 
sellschaften von 8 bis 10 Stück sich um dieselben auf Bäumen niederlasst und daselbst sein bunt- 
gemischtes Morgenlied anstimmt, welches aus wunderbaren, schwer wiederzugebenden Tönen zu- 
sammengesetzt ist. Sein Nest legt er auf mässig hohen Bäumen an, die sich am Rande oflner Gegen- 
den finden; ich besitze 2 schön erhaltene Exemplare, durch Herrn Dr. Preiss zurückgebracht, recht 
verschieden untereinander. Das eine, grössere hat eine sehr sparrige Unterlage von zum Theil 3” 
starken und 2° langen Zweigen; in diese hinein ist dann aus schwächeren, biegsamen Zweigen, Wur- 
zeln, Stengeln und Grashalmen das eigentliche Nest gebaut, dessen weder sehr geglätteter noch ge- 
rundeter Innennapf aus Baumbast, Zamiawolle und Federn gebildet ist. Ohne die absperrenden 


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Zweige hat es 9” in der Breite, 4'/,” in der Höhe, 5Y,” in der Weite und 2” in der Tiefe. Das 


andere ist ohne sparrige Unterlage aus dünnen, biegsamen Zweigen erbaut und bildet einen wohl- 
gerundeten und geglätteten Napf von 9” Breite, 5'/,” Höhe und Weite, 2” Tiefe. Auch das Innere ist 
besser gerundet aus zarten Bastfasern bereitet, die Zamiawo!le bildet nur einen Kranz um die Eier, 
die eben den Grund des sehr geräumigen Napfes anfüllen Die Eier sind höchst eigenthümlich ge- 
färbt, wie man aus der getreuen Abbildung ersehen kann, gestreckter oder kürzer ungleichhälftig, 
nach Basis und Höhe allmälig, nur nach letzterer stärker abfallend, 1” 5 bis 5'/,” lang, 1” '/, bis 1” 
breit, auf trübem oder lebhaft graugrünbläulichem oder graubläulichem Grunde mit röthlichgrauen, 
graurothen und braunrothen verwaschenen Flecken und vielfach verschlungenen, haarfeinen oder stär- 
keren Zügen, dichter oder sparsamer, gleichmässig oder nur an der Basis dichter, öfters daselbst 
deckend, versehen. Dabei haben sie mässigen Glanz der etwas derben Schale, deren gekörnelte, er- 
habene, dichtverzweigte Züge sich meist in die Länge erstrecken und ziemlich grosse, gestreckte, 
eckige Poren umschliessen. Inwendig gegen starkes Licht scheinen auf bläulichem Grunde die Flecke 


schwach durch. 


2, Der weissrückige Krähen-Schmuckvogel, Gymnorhina leuconota. GouLv. Barita tibieen. Quox 
et Gam. Gour. (Birds of Austr. XVI. 16.) 


Tab. XXXVII. fig. 13. 


Seine Grösse ist die des vorigen, sein Vaterland das südöstliche und südliche Neuholland, wo 
er sich scheuer und zurückgezogener als der vorige hält, dem er sonst in Sitten und Lebensweise 
nahe kommt, sein Nest im September und December in aufrechte Astgabeln höherer Bäume aus 
dünnen Zweigen erbaut und in dasselbe 3 bis 4 Eier legt, welche meist gestreckter als die der vo- 
rigen Art und lichter gefärbt sind, wie es die Abbildung darstellt. Sie haben eine Länge von 1” 5°), 
bis 7'/j” bei einer Breite von 44!” bis 4”. Der Grund ist weisslichgraublau, oft sehr trübe, 
auf ihm finden sich über grossen bräunlichblaugrauen Unterflecken die dichtverschlungenen, meist 


in die Länge gerichteten Haarzüge und einzelne, oft grosse rost- oder rothbraune zerfaserte Flecke 


—— 31 


Das Korn ist etwas gröber, aber flacher als an voriger Art, inwendig scheinen sie schwach grünlich- 
oder gelbgrünlichweiss durch. 


Neuntes Geschlecht. 
Knorpel-Schmuckvogel. Pomatorhinus. House. (Pomatorhynchus. Boın.) 


Von Östindien bis Neuholland über die dazwischen liegenden Inseln erstreckt sich das Vater- 
land dieser höchst sonderbaren Vögel, welche man den Drosseln, Krähen und Meliphagen zugesellt 
hat, die vielleicht am besten hier ihren Platz finden, wozu ihre Eier besonders berechtigen. Allein 
auch ihre Nahrung, Sitten und Lebensweise passen noch am besten zu verschiedenen Geschlechtern 
der gegenwärtigen Familie. Man kennt nur eine kleine Anzahl von Arten, welche die Grösse der 
Würger haben, gesellig leben, sich meist am Boden von Insekten nähren, aber ihre Zuflucht in 
Baumkronen suchen, auf deren Aesten sie mit grosser Schnelligkeit auf- und ablaufen, wobei sie zu- 
weilen mit gesträubtem Gefieder, ausgebreitetem Schwanze und Flügeln sich aneinander hängen, 
dass sie wie ein Klumpen Federn aussehen. Fliegen sie von einem Baume zum andern, so lassen 
sie ein gellendes Pfeifen und ein buntes Gemisch unangenehmer Töne hören. Auch ihre Nester drän- 
gen sie oft dicht aneinander und zwar in Zweigen dürrer Bäume, und bauen dieselben überwölbt 
mit seitlichem Eingange. Die gestreckten Eier, deren Satzzahl 4 ist, haben auf grauem Grunde 
wolkige Flecken und einzelne dunkle Haarzüge. Das Korn stimmt am mehrsten mit dem des folgen- 
den Geschlechts. 


1. Der gewimperte Knorpel-Schmuckvogel. Pomatorhinus supereiliosus. Vi. et Honsr, (Govu. 
Birds of Austr. XVI. 14.) 


Tab. XXVIT, fig. 8. a. b. 


Im Innern von Süd- und West-Neuholland nicht selten, etwa von der Grösse des Lanius col- 
lurio, hält er sich in Trupps von 6 bis 10 Stück als ein höchst unruhiger, geräuschvoller und 
zanksüchtiger Vogel. Wenn er nicht am Boden seine Nahrung sucht, rennt er an den Zweigen nie- 
derer Bäume auf und ab, mit ausgebreitetem, nach dem Kopfe aufgeschlagenem Schwanze, wobei 
zuweilen das wunderbare Zusammenballen der ganzen Gesellschaft vorgenommen wird. Die Nist- 
zeit währt vom September bis December, das grosse Nest wird aus Zweigen zusammengesetzt und 
der seitliche Eingang hat öfers eine Kuppel von 4 bis 5” Höhe über sich. Das Innere wird mit 
weichen Pflanzenstoflen oder etwas Federn ausgelegt, 3 oder & Paare bauen oft ihre Nester zu 
einem Klumpen zusammen. Die gestreckten, ungleichhälftigen Eier sind 10", bis 11” lang, 7'/, bis 
7°/” breit und auf graugelblichweissem oder grünlichgraulichem Grunde so dicht mit grünen und 
blassbraunen wolkenartigen Flecken bedeckt, dass meist nur an der Höhe der Grund etwas zum 
Vorschein kommt. Zu oberst finden sich dann noch sehr zarte braune oder schwarzbraune Haarzüge 
einzeln über die ganze Fläche vertheilt. Das Korn kommt dem des folgenden Geschlechts am nüch- 
sten; die dichtverzweigten, etwas flachen Körnchen lassen nur schmale verzweigte Furchen und 
rundliche oder eckige Poren zwischen sich. Inwendig gegen das Licht scheinen sie schwach grau- 
gelblich durch. 


ir gig 


2. Der dreistreiige Knorpel-Schmuckvogel, Pomatorhinus temporalis. Vic. et Honsr. (P. tri- 
virgalus. Tem.) 
Tab. XXVII. fig. 9. 

Er ist etwas grösser als der vorige und lebt im südöstlichen Neuholland in Lebensweise und 
Verhalten demselben nahe kommend. Seine Eier sind etwas grösser und meist weniger gestreckt, 
11” bis A” lang, 8 bis 8'/,” breit, der graubraungelbliche oder bläulichgraubraune Grund ist mit 
wolkenartigen, bräunlichgrauen Flecken fast bedeckt, zu oberst sind auch bei ihnen noch verschie- 
dene braune und schwarzbraune Haarzüge über die ganze Fläche vertheilt. Bei den mehrsten bleibt 
die Höhe ohne Flecken, wo man dann den lichten Grund sieht. Das Korn ist etwas derber als an 


den vorigen und die Poren eckiger, sie haben etwas Glanz und scheinen graugelblich durch. 


Zehntes Geschlecht. 


Seiden-Schmuckvogel. Ampelis. L. 


Linne hat als Typus dieses Geschlechts den garrulus aufgestellt, dieser muss also jedenfalls 
dabei bleiben, wenn man einen Theil der Arten davon trennen will, was wol überhaupt unnöthig ist. 
Es leben diese ansehnlichen, oft durch das herrlichste, seidenglänzende und schöngefärbte Gefieder 
ausgezeichneten Vögel vorzüglich in Amerika, während nur eine Art rund um den Pol sich findet, 
eine andere auf Japan getroffen wird. Sie halten sich gesellig, streifen ausser der Nistzeit nach Nah- 
rung umher, die dann aus Beeren und andern kleinen Früchten besteht, während sie in derselben 
auch Insekten fressen. Sie bauen auf Bäume und Sträucher ziemlich massige Nester und legen grün- 


liche, gefleckte Eier. Doch kennt man bisher nur die Fortpflanzung einer Art. 


Der Carolinische Seiden-Schmuckvogel. Ampelis carolinensis. Brıss. (Tn.) (Bombyeilla caroli- 
nensis. Brıss. Ampelis americana. Wırs. The Cedar bird. Aupus. Orm. B. I. p. 227. 
Nurrau I. p. 248.) 


Tab. XXX. fig. 7. a. b. c.*) 


Er wiegt etwa 3, Loth, ist meist etwas kleiner als Ampelis garrulus, sodass nur ungewöhnlich 
srosse Exemplare die kleinern der genannten Art erreichen. Sein Vaterland ist Nordamerika vom 
50. Grade nördlicher Breite bis zu den Grenzen der tropischen Region, doch nistet er nur erst von 
den mittlern der Vereinigten Staaten an nordwärts. Wie der gemeine Seidenschwanz lebt er vom 
Herbste an ausschliesslich von Beeren, den Sommer hindurch fängt er auch Insekten, die er, wie die 
Drongos, besonders gegen Abend, im Fluge erhascht. Ende Mai in den südlichsten Theilen seines 
Aufenthaltes, in den nördlichern noch später beginnen die Pärchen den Nestbau und auch hier hal- 


ten sich mehrere gern in geringer Entfernung von einander. Ausser ihren feinen, schwirrenden Loek- 


*) Von dem im Winter so weit verbreiteten Ampelis garrulus L. weiss man noch nicht einmal wo, geschweige 
denn wie er .nistet! Die unter Fig. 8. a. b. abgebildeten Eier aus dem höhern Canada, wo diese Art vorkommt, 
war ich früher geneigt für ihr gehörig zu halten, doch glaule ich jetzt sie für die von Turdus Aonalaschcae er- 
klären zu müssen! 


tönen hört man auch in dieser Zeit keine andre Stimme von ihnen. In der Nistzeit ziehen sie hü- 
geliches Land dem ebenen vor, jedenfalls weil ihnen dies eher Nahrung verspricht, sind nicht eben 
menschenscheu und wählen gern Apfelbäume zur Aufstellung ihrer Nester, deren horizontale Aeste 
ihnen einen bequemen Standort bieten. Ausserdem stellen sie dieselben auf verschiedene andere 
Bäume und Sträucher sowol von Laub- als Nadelholz, 5 bis 20° über dem Boden, erbauen sie mehr 
massig als künstlich aus dürrem, grobem Grase, feinen Zweigen, verschiedenen Pflanzenstengeln, be- 
sonders rauchhaarigen, mit Pfllanzenseide untermischt, und füttern sie inwendig mit Bastfasern, Tan- 
nennadeln und feinen Grashalmen aus. Nach Herrn Nuttal's Bericht werden & bis 5 Eier gelegt und 
wahrscheinlich 2 Bruten im Sommer gemacht, da man noch am 7. September ein Nest mit Jungen 
fand. Doch nisten sie nicht jährlich an denselben Stellen, jedenfalls wenn sie ihnen nicht ausreichende 
Nahrung versprechen. Bis zum 3. oder 4. Tage werden die Jungen, welche am 15. oder 16. Tage 
des Bebrütens ausschlüpfen, mit Insekten, besonders Raupen, gefüttert, von da an mit verschiedenen 
Beeren, Kirschen u. dergl. Planzenfrüchten. Nühert man sich dem Neste, wenn es noch Eier ent- 
hält, so fliegen die Alten, nur für eigene Sicherheit bedacht, eiligst davon. Sind aber Junge in dem- 
selben, so bleiben sie in der Nähe, ohne jedoch irgend ein Zeichen von Angst laut werden zu lassen 
Von Eiern konnte ich 7 Stück in verschiedenen Sammlungen vergleichen, zum Theil von Herrn Dr. 
Koch mitgebracht. Eins derselben verdanke ich der Güte des Herrn Yarrel in London. Die wichtig- 
sten Abänderungen derselben in Färbung und Gestalt sind auf der Tafel abgebildet. Sie sind ziem- 
lich ungleichhälftig, nach der Basis gerundet, nach der stumpfen oder etwas spitzen Höhe stark ab- 
fallend, 9 bis 10” lang, 6'/, bis 6'/,” breit. An allen, die ich sah, war die Grundfarbe grünlich, 
zuweilen in das Bläuliche oft recht lebhaft, zuweilen in das Grauliche. Herr Audubon gibt den Grund 
purpurweisslich, Herr Nuttal Jehmfarbenweisslich, nur an manchen ins Olivengrünliche ziehend an, was 
alles wol von der jedesmaligen vorherrschenden Nahrung bedingt wird. Von den Flecken sind die 
untersten ganz blassgrau, dann folgen schwärzlichgraue und zu oberst schwarzbraune, welche alle 
ohne Ordnung über die ganze Fläche zerstreut, einzeln oder zusammenhängend stehen. Das Korn 
kommt sehr mit dem von Dierurus, Oreoica und Pipra überein, die Körnchen sind ziemlich gross 
und erhaben, die Poren klein und eckig. Sie haben ziemlich starken Glanz und scheinen nach der 
Grundfarbe graugrünlich oder blaugrünlich durch. 


Elftes Geschlecht. 


Felsen-Schmuckvogel Aupicola. Baıss. (Pipra. 1.) 


Ziemlich anschnliche Grösse, eigenthümliche Gestalt und sonderbare Entwicklung des herrlich 
gefärbten Gefieders am männlichen Vogel zeichnet dieses, dem gebirgigen Südamerika diesseits des 
Aequator bis Mexiko angehörige Vogelgeschlecht aus. So viel man weiss, leben diese Vögel meist 
gesellig, nähren sich besonders von härteren Baumfrüchten, haben nur eintönigen Lockruf, aber eine 
Art Balztanz, kleben ihre napfförmigen, schwalbenartigen Nester in Felshöhlungen an und legen 2 
anschnlich grosse Eier, die auf gefürbtem Grunde stark gelleckt sind. Man kennt nur 2 Arten. 


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——- 35 


1. Der Peruanische Felsen-Schmuckvogel, Aupicola peruviana, Laru. (Vıeiwe.) (Pipra peru- 
viana. Lach.) 


Tab. XXX. fig. 6. a. b. 


Die Körpergrösse des Vogels ist noch nicht die von Corvus glandarius, sein Vaterland die Ge- 
birge von Peru bis Mexiko. Herr J. Gaudot brachte aus Neugranada Nest und Eier dieser Art nach 
Paris. Ersteres ist eine ansehnliche Masse von 2 Pfund Gewicht, misst an der flachen, leistenartigen 
Rückseite, wo es am Felsen angeklebt war, 40”, nach vorn 6”, wo der etwas schmälere Napf 2” 
Tiefe hat. Es besteht aus grauer Erde mit dunkelbraunen Menschen- oder Affenhaaren durchwirkt 
und mit Wurzelfasern und einigen kurzen Grashalmen an den Rändern versehen. Am Grunde sind 
für die Eier 2 kleine, tiefere Stellen, die sie wahrscheinlich selbst in die noch weiche Masse einge- 
drückt haben. Die Eier sind für den Vogel sehr gross, wie man aus der Abbildung ersieht. Ihr Korn 
ist sehr ausgebildet, die ziemlich groben Körnchen bilden Querwurzeln mit einzelnen, flachen, ecki: 
gen, in einen Punkt ausgehenden Poren. Sie haben etwas Glanz und scheinen inwendig graugrünlich 
durch. Im Ganzen schliessen sie sich vollständig an die des Genus Pipra an, mit dem gegenwärtiges 
Geschlecht in nächster Verwandtschaft steht. 


2, Der orangenfarbne Felsen-Schmuckvogel, Aupicola aurantia. Barıss. Cuv. (Pipra rupicola. L. 
Rupicola cayana. Sw. HR. elegans. SmrickL. Orinus rupicola. Nıirzscn. R. Scuomgung. 
Rhea I. p. 9.) 


Herr R. Schomburg theilt am angeführten Orte seine Beobachtungen über diese Vögel, welche 
er auf seiner Reise im Britischen Guiana gemacht hat, mit. Darnach halten sich dieselben nistend auf 
dem höchsten Punkte des Canakugebirges, dem Ita- miki-pong, ganz abgesondert von allen andern 
Vögeln. Sie kommen in der Paarungszeit im dichten Gebüsch um eine kahle Felsstelle zusammen, 
wo dann ein männlicher Vogel auf platter Fläche eines Felsblockes einen wunderlichen Tanz beginnt, 
wobei er seine Flügel halb ausbreitet, seinen Kopf nach allen Seiten herumwirft, mit minderer oder 
grösserer Schnelligkeit von einem Punkte aus in die Höhe hüpft, oder im stolzirenden Schritte mit 
fächerartig ausgebreitetem, aufgerichtetem Schwanze einhergeht, bis er ermüdet einen besondern Ton 
ausstösst und zum nächsten Gebüsche fliegt. Ein anderer nimmt darauf seine Stelle ein, um in den 
mannigfachsten Abänderungen denselben Tanz durchzuführen‘). Als Zuschauer wurden an 10 Paare 
gezählt, die aber im Gebüsch sich wohl verborgen hielten. Ihr Lockton ähnelt dem Geschrei einer 
jungen Katze. Das Nest wird in Spalten und Vertiefungen der Felsen angebracht und besteht wie 
das der vorigen Art aus Erde, die hier mit Moos untermischt und inwendig mit Tillandsia- und Palmen- 
fäden ausgekleidet ist. Nach Angabe der Eingebornen wird das Nest mehrere Jahre benutzt und nur 
inwendig mit etwas frischem Material ausgekleidet. 


*) Es ist sehr interessant, wie bier, in der Reihe der am höchsten stehenden Vögel, anstatt des Gesanges, ein 
Balztanz auftritt, während bei den weniger befühigten Hühner- und Schnepfenarten ein roheres Balzkampfspiel an- 
gestellt wird. 


44 


Zwölftes Geschlecht. 
Panther-Schmuckvogel. Pardalotus. Tem. (Pipra. Larn. Lanius. Cuv.) 


Die zierlichen, Neuholland und vielleicht auch Java und Südafrika angehörigen Arten dieses 
Geschlechts sind dem südamerikanischen Geschlechte Pipra höchst nahe verwandt, so dass man sie 
vielleicht besser als Unterabtheilung mit diesem vereinigt. Es bieten aber auch Nest und Eier man- 
ches Eigenthümliche, so dass sie hier vorläufig gesondert bleiben mögen. Ueber Neuholland mit 
Vandiemensland sind 8 Arten verbreitet, welche in ihrem Betragen am mehrsten den Meisen nahe 
kommen. Den ganzen Tag über durchkriechen sie Gebüsch und Baumkronen nach Insekten, die ihre 
Hauptnahrung sind, und lassen dabei nur ein zweisylbiges Piepen hören, was ihren ganzen Gesang 
ausmacht. Ausser der Nistzeit treiben sie sich in kleinen Gesellschaften umher. Ihr zaunkönigartiges 
Nest legen sie in Baumhöhlungen oder Erdlöchern an, der Satz der weissen, gefüllt röthlich durch- 
scheinenden Eier beträgt & oder 5. 


1. Der punktirte Panther-Schmuckvogel. Pardalotus punctatus. Laru. (Tew.) Pipra punctata, 
Larn. (Govro. Birds of Austr. XV. 4.) 


Tab. XXX. fig. 5. 


Ueber die ganze südliche Hälfte von Neuholland, von Westen nach Osten mit Vandiemensland 
verbreitet, lebt dieses zierliche Vögelchen, etwa von der Grösse des Parus coeruleus. Vom September 
bis Januar werden jährlich 2 Bruten zu Stande gebracht und das Nest wird in ein meist ziemlich 
tiefes Erdloch, oft bis 3° in horizontaler, nach der Nestkammer etwas aufsteigender Richtung ange- 
bracht. Das Exemplar, welches Herr Gould von Vandiemensland dem britischen Museum überbrachte, 
besteht in einem Klumpen graubraunen Eucalyptusbastes, ist 4” breit, 3” hoch und hat an der Seite 
ein kleines Eingangsloch zu dem ziemlich Nachen Innennapfe. Die Eier sind kurz ungleichhälfig, 
7'/ bis 8” lang, 6 bis 6'/,” breit, die längern dabei auch die breiteren, von Farbe glänzend weiss. 
Die Schale ist fein gekörnelt mit flachen, gerundeten Poren, öfters ganz glatt mit kaum wahrnehmba- 
ren Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen sie gelblich durch. 


2. Der gestreifte Panther-Schmuckvogel. Pardalotus striatus. Larn. (Tew.) (Govno. Birds of 
Austr. AV, 5.) 


Ebenso weit verbreitet als der vorige und ein wenig grösser als derselbe, nistet er vom Sep- 
tember bis November in Höhlungen der Bäume. Ich besitze ein Nest desselben, durch Herrn Dr. 
Preiss gesammelt, welches eine Walze von 5” Länge und 3” Höhe bildet. Es besteht ganz aus lan- 
gen, dürren Grasblättern, mit etwas Beutelthierwolle durcharbeitet, und lässt inwendig einen kleinen 
Raum von 1'/,” Höhe, Weite und Tiefe. 


34 — 


Dreizehntes Geschlecht. 
Bart-Schmuckvogel. Pipra. L.*) 


Ein an Arten sehr zahlreiches Geschlecht kleinerer Vögel, welche den südamerikanischen Wal- 
dungen angehören, besonders von Beeren leben und eine einfache Lockstimme haben. Sie hän- 
gen ihr leichtes, napflörmiges, oft aber sehr zierliches Nestchen in Gabelzweige ein, und legen 2 
mässig grosse, auf weissem oder gefärbtem Grunde gefleckte Eier. 


1. Der langgeschwänzte Bart-Schmuckvogel, Pipra caudata. Suaw. (Pipra longicauda. Vıeıuı. 
Prınz Max. Beitr. Il. 1. p. 413. **) 


Tab. XXX. fig 1. 

Ein schöngefärbter, lebhafter Vogel, der etwa die Grösse von Fringilla montana hat, und in 
Brasilien und Paraguay häufig vorkömmt. Ausser der Nistzeit streicht er familienweise umher, sucht 
sich im Februar sein Nistrevier und erbaut sein Nestchen in dürren Zweiggabeln der Gebüsche 
lichter Waldstellen. Prinz Maximilian fand Anfangs März das Weibchen brütend. Das kleine locker- 
gebaute Nestchen enthielt zwei kurze, hellgraugelbliche Eier mit blassen Flecken versehen. Ich er- 
hielt einige dieser Nestchen aus Brasilien und gebe deren Beschreibung. Das eine ist in die Gabelung 
eines schräg aufsteigenden beblätterten Zweiges so angebracht, dass sowol der Haupt- als Seiten- 
zweig in die Wand eingebaut ist und die Blätter mit Spinnenwebe an die Wand angeheftet sind. 
Einige Blattskelete, feine Würzelchen und haarfeine Grashalme bilden das wenige Material, welches 
zu dem ganz durchsichtigen Nestchen sehr zierlich verarbeitet ist. Es misst 2'/,’ in der Breite, 1 ar 
in der Höhe, 2” in der Weite, 1'/,” in der Tiefe. Drei andere stimmen mit diesem nahe überein, nur 
dass sie etwas weniger in den Maassen und in der Richtung der Zweige verschieden sind. Die 2 
Eier füllen nur einen kleinen Theil des wohlgerundeten Napfes aus, sind gestreckt ungleichhälftig, 
nach der Basis und stumpfen Höhe sanft abfallend. Ihre Länge beträgt 10'/, bis 41”, ihre Breite 6Y, 
bis 6%”. Die Grundfarbe ist grüngelblichweiss, wo bald die eine, bald die andere Mischung vor- 
herrscht. Die zerfaserten, oder wenigstens undeutlich umschriebenen Fleckchen sind aschgrau, grau- 
bräunlich und bräunlich, meist nicht sehr lebhaft, immer vor der Basis ein Kränzchen bildend, einzeln 
über die übrige Fläche vertheilt. Die Schale hat wenig Glanz und erhabene, dicht gereihte Körnchen, 
die nur schmale Furchen und kleine, eckige Poren zwischen sich lassen, hier und da auch Runzeln 


bilden. Inwendig scheinen sie grünlichweisslich durch. 
> = 


2. Der rothstirnige Bart-Schmuckvogel. Pipra militaris. Saw. 
Tab, XXX. fig. 2. a. b. 
Er ist etwas kleiner als der vorige und gehört ebenfalls Brasilien an, von wo ich mit dem Vogel 
Nest und Eier erhielt. Ersteres in Bauart dem der vorigen Art ähnlich, ruht auf einem nach innen 


*) Die französische Bezeichnung manakin ist das deutsche Manneken — Müännchen. Viele kleine Vögel mit bart- 
arliger Verzierung am Kopfe hat man früher so genannt. 
**) Die Namen der Tafel sind nachı denen im Texte zu berichtigen. 


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— u 


gerichteten Aestchen der Gabel, während diese mit Spinnenwebe an die Wand befestigt, zum Theil 
auch mit eingebaut ist. Sein Material besteht ganz aus haarfeinen Rispen eines Grases, zum Theil 
mit den Samen, welche locker ineinander gesteckt, aber fest mit Spinnenwebe unter sich verbunden 
sind. Es ist 2'/* breit, 1'/” hoch, 2” weit und °/,” tief, so dass die 2 Eier nur wenig unter dem 
eingezogenen Rande liegen. Farbe, Grösse und Gestalt der letztern sind aus der Abbildung zu er- 
sehen; die Körnchen der Schale sind feiner als bei der vorigen Art und Querrunzeln nur angedeutet. 


3. Der blaurückige Bart-Schmuckvogel. Pipra pareola. 1. (Prısz Max. Beitr. II. 1. p. 418 ) 
Tab. XXX. fig. 3. a, 

In der Grösse kommt er mit der ersten Art überein, seine Verbreitung erstreckt sich über Bra- 
silien und Cayenne, wo er zum Theil sehr gemein ist. Achnlich den beiden vorigen Arten erbaut er 
sein Nestchen nur inwendig etwas glatter, tiefer und im Ganzen dichter. Eine Anzahl Exemplare, 
welche ich zum Theil mit dem Vogel erhielt, stimmen unter sich sehr überein. Nr. 4 ist zwischen 
zwei kurze, stark auseinandertretende horizontale Gabelzweige eingebaut, deshalb bei 3" Länge nur 
2” breit, 2" hoch, 2'/, und 1'/” weit, 4'/,” tief, so dass die beiden Eier weit unter dem etwas ein- 
gezogenen Rande liegen. Es besteht auswendig aus dürren Blütenstengeln, Bast- und Tillandsiafäden, 
welche um die beiden Enden der Tragzweige dick mit Spinnenwebe befestigt sind: der Napf ist aus 
haarfeinen Grasrispen dicht und glatt bereitet. Nr. 2 dem vorigen sehr ähnlich, nur gerundet, 2'/,” 
breit, 2" hoch, 1'/,” tief, 2” weit, in näher zusammentretende Gabelzweige eines horizontalen Aest- 
chens eingebaut. 8 Eier, aus & Nestern, weichen nur wenig unter sich ab. Manche sind etwas 
länger als das abgebildete, dann aber schmäler, stärker oder schwächer gefleckt, von etwas dunk- 
lerer oder lichterer Grundfarbe. Die Schale ist an der Basis so stark gekörnelt wie bei Anthus, nach 
der Höhe wird sie etwas glatter. Gegen das Licht scheinen sie graugelblich durch. Von denen der 
folgenden Art, mit denen ihre Färbung nahe übereinkommt, unterscheiden sie sich durch ansehnlichere 
Grösse und derberes Korn 


4. Der weissköpfige Bart-Schmuckvogel. Pipra leucoeilla. L. (Pipra teucocapilla. Gw. Prinz 
Max. II. 1. p. 427.) 


Tab. XXX. fie. 3. b. 

Kleiner als vorige Art, kommt er von Surinam bis Brasilien, überall im Urwalde und dichtem 
Gebüsche vor, wo er ausser seiner einfachen Lockstimme keinen Ton hören lässt. S ein Nest, el- 
ches nicht selten von Reisenden mitgebracht wird, kommt dem der beiden ersten Arten nahe und ist 
aus demselben Materiale ziemlich locker erbaut. Die Eier haben meist Grösse und Gestalt des abge- 
bildeten, die Körnchen der Schale sind fein, die Poren eckig und wenig bemerklich. 


5. Der gestrichelte Bart-Schmuckvogel. Pipra strigilata. Prısz Max. (Beitr, I. 1. p. 450.) 
Tab. XXX. fig. b. 
Ein sehr kleines Vögelchen, welches in Brasilien in hohem Urwalde und dichtem Gebüsche lebt, 
und beim Umherstreifen häufig seinen einfachen Lockton hören lässt. Ich erhielt das zierliche Nest- 


chen mit einem Ei. Ersteres bildet wegen seitlicher Befestigung einen etwas unregelmässigen Napf 


349 


von 2 bis 2'/,” Breite, 1'/, Höhe und Weite, °/,” Tiefe. Zwei dünne Zweige sind in die Wände ein- 
gearbeitet und mit Spinnenwebe befestigt. Aussen besteht es aus einigen dürren gelblichgrauen 
Blättern und lebhaft grünem Laubmoose, fest mit Spinnenwebe verbunden. Inwendig ist es dicht 
mit bräunlichen und weisslichen Grashälmehen ausgelegt. Das Ei stellt die Abbildung richtig dar, 
sein Korn ist feiner als bei den andern Arten. 


Sechste Familie. 
Finken. Kringillae. 


An Arten und Individuen die reichste unter allen Familien, die aus kleineren und sehr kleinen 
Vögeln besteht, welche zwar über die ganze Erde verbreitet sind, vom tiefsten Norden und den höch- 
sten Gebirgen, wo sich irgend noch Nahrung für sie findet, doch in den wärmeren Ländern an Arten 
bedeutend zunehmen. Sie sind theils Stand-, theils Strich- oder Zugvögel von beschränktem oder 
sehr ausgedehntem Vorkommen. Ihr kurzer, fester Schnabel macht sie besonders zum Genusse der 
verschiedensten Sämereien geeignet und durchläuft, bis zur Kreuzung der beiden Kiefern, fast alle 
denkbaren Abänderungen. In der Nistzeit leben viele ausschliesslich von Insekten, während andere 
nur zum Theil sich von ihnen nähren, noch andere auch da nur Sämereien fressen und dann ihre 
Jungen aus dem Kropfe mit denselben ernähren. Manche sind wenig tonbegabt, viele in vorzüg- 
lichem Grade, und stehen auf mittelmässiger oder hoher Stufe geistiger Befähigung, darin mit den Sän- 
gern und Papageyen wetteifernd. Sie bauen wenig künstliche, kunstvolle, zum Theil sehr künstliche 
Nester, legen ziemlich viele Eier, die in 13 bis 14 Tagen vom Weibchen ausgebrütet werden, wel- 
ches das Männchen meist einige Stunden im Mittage ablöst. Die mehrsten halten sich ausser der 
Nistzeit gesellig, manche sogar in derselben. Bedeutende Verschiedenheit der Genera, welche diese 


Familie bilden, auch in Bezug auf Nestbau und Eier, macht es rathsam, Nebenfamilien aufzustellen 


Erste Unterfamilie. 


Merlen. Tanagrae. 


Amerikanische Vögel, welche mit den Drosseln, Schmuckvögeln, Ammern und eigentlichen Fin- 
ken nahe Verwandtschaft haben. Die zahlreichen Arten, von der Grösse der Drosseln bis zu der 
kleinerer Finken herabsteigend, haben oft sehr buntes Gefieder, leben im dichtesten Urwalde, im 
Gebüsche offner Gegenden, sowie des Meeresstrandes und in Rohrdickigten, gehen in einzelnen 
Arten in die höhern Gebirge und bis zur nördlichen Grenze der gemässigten Zone. Viele leben ge- 
sellig, andere hur paarweise. Sie nähren sich von Insekten, saftigen Früchten, Beeren und Sämereien, 
sind meist nicht sehr tonbegabt, bauen in das Gesträuch und auf Bäume nicht sehr künstliche Nester 
und legen 2 bis 5 Eier, die sich denen der Drosseln, Ammern und eigentlichen Finken, hinsichtlich 
des Kornes am mehrsten den Ammern anschliessen. Nur erst dann, wenn man Lebensart und Fort- 


pllanzungsweise der einzelnen Arten vollständig kennen gelernt haben wird, ist die Möglichkeit ge- 


geben, das grosse Geschlecht Tanagra in richtigere Gruppen abzutheilen, als es bisher der Fall 
gewesen ist. Hier soll nur das Genus Euphone und als vorläufiger Anhang Phytotoma neben den 
eigentlichen Merlen abgehandelt werden. 


Erstes Geschlecht. 
Sänger-Merle. Euphone HLacur. (Tanagra et Pipra auet.) 


In Gestalt den Pipra-Arten verwandt, unterscheiden sich die hierhergehörigen Vögel von ihnen 
wie von den eigentlichen Merlen durch körperliche Verhältnisse, Lebensweise, Nest und Eier. Man 
kennt an 8 Arten, welche alle kleine Vögel sind und ausser einer peruanischen Art im diesseitigen 
Südamerika von Paraguay bis Venezuela leben, kaum über 2000 in die Gebirge hinaufgehen und 
sich von saftigen Früchten und Beeren ernähren. Noch kein Naturforscher berichtet etwas Genaues 
über Fortpflanzungsgeschichte derselben; ich habe nur durch Sammler Nester und Eier nebst dem 
Vogel erhalten, bin also hinsichtlich derselben nicht in voller Gewissheit. Herr Dr. Lund, der bekannte 
dänische Reisende in Brasilien, bemerkte zuerst die Abwesenheit eines eigentlichen Magens bei die- 
sen Vögeln und gab eine kurze Uebersicht der Arten”). Die Männchen haben einen nicht sehr lauten, 
aber abwechselnden und melodischen Gesang, in den sie häufig die Töne anderer Vögel einmischen. 


1. Die blauscheitlige Sänger-Merle. Kuphone musica. Gw. (Licnr.) (Pipra musica. Gxw.) 
Tab. XXXII. fig. 18. **) 


Etwa von der Grösse des Parus major , ist sie von Brasilien bis Venezuela verbreitet, wo sie, 
nach der Belegenheit, vom September bis April nistet. Aus Brasilien erhielt ich 2 Nester unter ihrem 
Namen, welche als tiefe Näpfe in dünne Gabelzweige eingebaut sind. Das eine hat eine schräge 
Richtung, ist 3'/” lang, 3” breit, 2'/,” hoch, 4%,” weit, 2” tief; das andere 2'/,” breit und hoch, 1°/,” 
weit und 2” tief. Beide sind etwas massig, aber locker aus dürren Grasblättern und Halmen, zarten 
Rünkchen von Schlingpflanzen, etwas Laubimoos und Baumflechten erbaut und die Wände mit diesen 
Stoffen, sowie ziemlich viel Spinnenwebe um die Tragzweige befestigt. Die innere, saubere Ausklei- 
dung bilden haarfeine Grasrispen. Die Eier gleichen dem abgebildeten, sind 8'/, bis 8%,” lang, 6 bis 
6'/," breit, an der Höhe etwas stumpfer oder spitzer und führen auf Neischfarbenem Grunde asch- 
grauröthliche, matter oder lebhafter braunrothe Pünktchen und Fleckchen, die nach der Basis ein 
Kränzchen bilden. Die Schale hat daselbst sehr deutlich zusammenhängende , abgeflachte Körnchen, 
die durch tiefe, öfters auch ziemlich breite Furchen abgesondert sind. Die eckigen Poren sind wenig 
vertieft, ziemlich gross und zahlreich. Inwendig scheinen sie grünlichgelblich durch 


) Lund de genere Euphones etc. Hafniae 4829. Bei den wenigen Exemplaren, die der Verfasser zu jener Zeit 
hatte erlangen können, fand er harte Sämereien im ganzen Verlaufe des Darmkanales. Jedenfalls waren dieselben 
ursprünglich mit saftiger Hülle umgeben, die sich bereits aufgelöst hatte, um die Nahrung des Vogels zu bilden. 
Man hält diese Vögel in Brasilien ihres Gesanges wegen im Käfig und füttert sie da mit Bananen. Zu blos safliger 
Nahrung bedürfen sie eines besondern Magens nicht, 


.. 


Die Nomen der Tafel sind nach dem Texte zu berichtigen. 


351 


2. Die braunbäuchige Sänger-Merle. Euphone rufiventris. Licur. 
Tab. XXXII. fig. 18. 


Sie steht in der Grösse zwischen der ersten und nachfolgenden Art und gehört Brasilien an. 
Das Nest gleicht dem der vorigen, enthält aber anderes Material. Es ist in das Gabelende eines 
stachlichen Orangenzweiges als schräger Beutel eingehangen, besteht aus verwitterten fasrigen Pflan- 
zenstengeln und Fruchttheilen nebst Ränkchen von Schlingpflanzen, ziemlich dick und undurchsichtig 
ineinander gearbeitet. Die Eier, von denen im Neste 3 Stück vorhanden, sind gestreckter als die der 
vorigen Art, 8'/, bis 8,” lang, 5°/,” breit und auf blasser oder dunkler fleischfarbenem Grunde 
rothgrau, matter oder lebhafter rothbraun punktirt, nach der Basis kranzartig und fast deckend, an 
der übrigen Fläche nur sehr sparsam. Die Körnchen der glatten etwas glänzenden Schale sind etwas 
kleiner als bei voriger Art. 


3. Die violette Sänger-Merle. Euphone violacea. L. (Licnr.) (Tanagra violacea. L.) 
Tab. XXXII. fig. 20. a. b. 


Sie ist in manchen Distrikten von Brasilien recht häufig und nistet daselbst im September und 
October. Ich erhielt mit dem Vogel und Eiern mehrere Nester, welche ziemlich massig mit abspar- 
rendem Materiale als etwas flachere Näpfe in dünne Gabelzweige eingearbeitet sind. Das erste hängt 
in der engen Gabel eines Orangenästchens, ist etwas gestreckt, 31, lang, 2°/,” breit, 2” hoch, 1°/, und 
1'/” weit, 14” tief, und besteht auswendig aus dürren Stengeln, Ränkchen und einigen Federn, inwen- 
dig aus den gewöhnlichen Grasrispen. Mit viel Spinnenwebe ist das Material am etwas eingezogenen 
Rande und an die Tragzweige befestigt. Ein zweites ist ziemlich rund, gegen 3” breit, 2” hoch, 1,” 
weit und tief, sein verwittertes Material sieht ganz aschgrau aus. Ein Drittel ist ganz herabhängend 
in die dünne Blütenspitze einer strauchigen Pflanze eingehangen, sodass an der Rückseite die 
Wand fast 1” höher ist als vorn. Es ist nur 2,” breit, aber 31,” hoch, 1°/,” weit und vorn 1” tief. 
Die Eier sind mässig gestreckt oder etwas kurz, 7, bis 8” lang, 5°/,” breit, auf blassfleischfarbenem 
Grunde sparsam und meist nur vor der Basis kranzartig gelleckt. Die Körnchen der zarten Schale 
sind sehr fein, die Poren mässig gross und in Punkte ausgehend. Inwendig scheinen sie grünlich- 


gelblich durch. 


4. Die gelbscheitlige Sänger-Merle. Kuphone chlorotica. L. (Licnr.) (Tanagra chlorotica. L.) 
Tab. XXXIT. fig. 19. 


Von Paraguay durch Brasilien bis Peru kommt diese Art zerstreut vor. Das Nestchen, welches 
ich mit dem Vogel erhielt, bildet einen schrägen Doppelkegel, von dem '/, abgestutzt ist. Es wird 
von dünnen Gabelzweigen getragen und ist mit Spinnenwebe noch an Seitenästchen derselben be- 
festigt. Es hat 3” Breite, 2” Höhe, 1°,” Tiefe und am stark eingezogenen Rande 1'/,” Weite. Aus- 
wendig besteht es aus dürren, grauen Grasblättern ziemlich sorgsam und glatt durcheinander ge- 
flochten, inwendig ist es mit haarfeinen Grashalmen dicht und glatt ausgekleidet und nur stellen- 
weise etwas durchsichtig. Das eine Ei stellt die Abbildung vor, das andere ist etwas lebhafter 
gefärbt und gefleckt, aber von gleicher Grösse und Gestalt. Die Schale ist glatt, mit zarten, flachen 


— urn 


Körnchen und unregelmässigen Erhabenheiten. Die deutlichen Poren gehen in einen Punkt aus, sind 
am Grunde glatt und haben seichte Einschnitte des gerundeten Randes ”). 


Zweites Geschlecht. 


Eigentliche Merle. Tanagra. L. (Saltator. Virus. Spindalis Jard. Rham- 
phopsis. Vırıu. Lamprotes. Sw. Pyranga. Lanio Tachyphonus  Ne- 
mosia. \ıwını.) 


Die zahlreichen Arten dieses Geschlechts bilden den Hauptstamm der Unterfamilie, und man hat 
es versucht, sie nach einigen vorstechenden Kennzeichen, besonders dem Schnabelbaue, in eine Reihe 
von Geschlechtern aufzulösen, die aber, als weniger wesentlich, nicht den eigentlichen Charakter der 
Arten bezeichnen. Kommen nach Fortpflanzungs- und Lebensweise wirklich geschiedene Gruppen 
vor, so wird man diese mit Recht generisch sondern können, bis dahin bleiben sie füglicher unter 
dem Linne'schen Namen vereinigt. Sie gehören meist dem diesseitigen tropischen Amerika, weniger 
dem jenseitigen und aussertropischen an. Nur 3 Arten gehen bis zu den vereinigten Nordamerikani- 
schen Freistaaten und 4 derselben berührt die Grenzen von Canada. In der Nistzeit leben sie paar- 
weise, ausser derselben in kleinen oder auch sehr grossen Gesellschaften ihrer Nahrung wegen um- 
herstreifend ). Sie nähren sich von Beeren, safligen Früchten und Insekten, die sie meist in Baum- 
kronen und Gebüsch, seltener am Boden suchen. Sie sind nicht eben sehr tonbegabt, doch haben 
die Männchen der mehrsten Arten einen, 'wenn auch nur einfachen Nistgesang. Sie bauen ein wenig 
kunstvolles, lockeres, napflörmiges Nest in das Gesträuch oder auf Baumäste, nur einmal des Jahres 
und legen im Süden 2, im Norden bis 5 Eier, welche Männchen und Weibchen gemeinsam in 12 bis 
13 Tagen ausbrüten sollen. Diese haben grünlichen, oft sehr lebhaften Grund und entweder spar- 
samere, grössere Flecken und Züge, oder dichte und kleinere Pünktchen und Fleckchen, so dass sie 
mehr denen der Drosseln, Finken oder Ammern ähneln. Ihr Korn kommt dem der letztern am näch- 
sten. Sie lieben ihre Brut und füttern sie mit Insekten. Die Jungen erhalten im ersten Lebensjahre 


*) Unter allen bekannten Eiern gleichen die von Euphone am mehrsten denen der Meliphagen, welche eben 
auch ähnliche Nahrung geniessen. 


.. 


Herr Dr. Lund gibt in der angeführten Abhandlung eine sehr anschauliche Darstellung von dem Leben der 
geselligen Merlen, die ich hier in deutscher Uebersetzung mittheile: „In Ermangelung eines wahren Gesanges las- 
sen die Merlen eigenthümliche Locktöüne hören, von denen hei Ankunft einer Schaar der Wald widerhallt, Mit 
Freude begrlisst der Jüger das herannahende Geräusch, da sich den Merlen eine grosse Menge anderer Vögel bei- 
zugesellen pflegt. Oft findet man sich im ewigen Dunkel brasilianischen Urwaldes, besonders in der glühenden 
Mittagszeit, in wahrhaft schaudervoller Stille, wo kein Thier sich regt und kein Laut das heilige Schweigen der 
Natur stört, das auch kein Zephyr zu unterbrechen wagt. Wie von magischer Kraft wird dadurch das Gemüth 
des Beobachters bewältigt, dass er bei Grossartigkeit der Vorstellungen, welche die Umgebung hervorruft, voll- 
kommen in Nachdenken versinkt! — Jetzt hört er von fern die zischenden Laute eines herannahenden Merlenzuges, 
und im nächsten Augenblicke hat sich die Scene vollkommen umgestaltet, Die mannigfaltigen, von allen Seiten 
eindringenden Töne betäuben das Ohr, das Auge, wohin es sich wendet, fällt auf reges Leben und Farbenpracht; 
die Baumkronen, das dichte Gebüsch der Umgegend, ja der ganze Wald ist in Bewegung. Sogar von dem unbe- 
wachsenen Boden, welcher dort statt der grünen Decke unserer Wälder nur mit dürren Blatthaufen versehen ist, 
steigen die nur weniger fröhlichen Töne der den Boden bewohnenden Merlen auf, welche auch diese Arten beim 
Durchsuchen der Blatthaufen Neissigst hören lassen.“ 


1 rn 


353 


die Färbung der Alten, die Weibchen haben meist andere Färbung als die Männchen, oder erhalten 
erst im reiferen Alter dieselbe. 


1. Die grosse Merle. Tanagra magna. L. (Saltator olivaceus. Vırıuu. Prinz Max. Beitr. 
II. 1. p. 525.) 


Tab. XXXI. fig. A. 


Es hat diese Art etwa die Grösse der Singdrossel und findet sich von Brasilien bis Columbien 
fast überall, wo Wald und Gebüsch mit offenen Gegenden wechselt, auch in der Nähe menschlicher 
Wohnungen, doch fehlt sie auch dem geschlossenen Urwalde nicht ganz. Sie hält sich meist paar- 
weise und lässt ausser einem feinen Locktone, dem des Kernbeissers ähnlich, keine Stimme hören. 
Prinz Maximilian fand im December in Brasilien ein Nest dieses Vogels auf einem Baumstumpfe, 
etwa mannshoch, welches muthmasslich Junge enthielt. Durch Herrn Brandt erhielt ich aus Colum- 
bien ein schönes Nest mit 2 Eiern, welches einen etwas sparrigen, gerundeten, flachen Napf bildet, 
der an der Rückwand durch Anstehen am Stamme gerade Richtung hat. Seine Länge beträgt 6”, 
die Breite #”, die Höhe 2'/,”, die Weite 3”, die Tiefe 1'/,”, sodass die beiden Eier vom nicht einge- 
zogenen Aussenrande etwas überragt werden. Es besteht aus langen, dürren, biegsamen Pflanzen- 
stengeln, meist von lichtgrauer Farbe, mit Zwischenlage von grossen, verwitterten Blättern, die seine 
Wände undurchsichtig machen, die innere Auskleidung bildet eine Schicht locker zusammengelegter, 
dünner Stengel. Es ist sonach recht eigenthümlich, nur entfernt verwandt mit dem des Kernbeissers 
oder des Ortolanes. Die beiden schönen Eier sind etwas über 1” lang, 8,” breit und führen auf 
lebhaft grünlichblauem Grunde um die Basis einen dichten Kranz schwarzgrüner und schwarz- 
brauner Züge, wie aus der getreuen Abbildung zu ersehen ist. Die Schale hat etwas Glanz, ist sehr 
fein gekörnelt, mit zahlreichen, etwas eckigen, am Grunde vertieften Poren und wulstigen Erhaben- 
heiten versehen. Inwendig scheint sie lebhaft blaugrau durch. Ihre lebhafte Grundfarbe unterscheidet 
sie von denen der folgenden Art. 


2. Die dickschnäblige Merle. Tanagra coerulescens. Vırıuı, (Tanagra superciliaris. Srıx. 
T. decumana. Licur. Saltator coerulescens. Vırıwı. Azara. II. p. 215.) 


Tab. XXXII. fig. 2. [D’Orsıcny Vor. p. 287.] 

Ein von Paraguay bis Surinam sehr häufiger Vogel, der, etwas grösser als der vorige, sich 
ausser der Nistzeit in kleinen Gesellschaften im niedern Gebüsch umhertreibt. Im November sondern 
sich die Pärchen und legen ihr Nest nach Azara in der Mitte eines Busches an, erbauen es aus dün- 
nen, dürren Zweigen und Schlingpllanzenstengeln mit Zwischenlage dürrer Blätter und inwendiger 
Auskleidung von dürren Reischen. Das Material ist im Ganzen sparsam verwendet und der Napf hat 
nur 4” Breite und 2'/,” Weite. Der Satz besteht aus 2 Eiern, welche 12'/,” lang sind. Hr. D’Orbigny 
bildet die Eier denen der vorigen Art ähnlich ab, während die der folgenden Art zugeschriebenen mit 
Azara's Angabe stimmen. Ich sah bei Herrn O. Des Murs die beiden von D’Orbigny in Paraguay 
im November gefundenen Eier. Diese sind 1” 1” lang, 8” breit, weniger lebhalt von Grundfarbe 
als vorige Art, mit einem Kranze feiner Haarzüge und einzelnen Fleckchen über die Oberfläche. 
Ihre Schale ist glänzend mit sehr geglättetem Korne und scheint inwendig blassbläulichgrün durch. 

5 


in ie 


Ich erhielt aus Surinam ein Nest mit einem Ei; das erstere ist sehr locker, aus langen, schmalen 
Blättern eines harten Grases erbaut, und hat durch Herausnehmen aus seinem Standorte allen Halt 
verloren. Das Ei kommt in den Maassen mit den beschriebenen überein. 


3. Die gelbschnäblige Merle. Tanagra aurantürostris. Vıricı. (Saltator aurantürostris. Viriuı- 
D’Onuıcnvr Vor. Ois. p. 288.) 


Tab. XXXI. fig. 5. 


Sie hat die Grösse der ersten Art, lebt von Paraguay bis Bolivien und nistet nach D’Orbigny 
im November, ähnlich wie die erste Art. Das getreu abgebildete Ei erhielt ich aus Brasilien, die von 
D’Orbigny mitgebrachten sind nur ein wenig grösser und gestreckt, fast walzig. Ihr Korn ist ein 
wenig gröber als an erster Art, die wulstigen Erhabenbheiten schr bemerkbar. 


4. Die gestreifte Merle. Tanagra striata. Gum. (D’Onnıesv Vor. Ois. p. 273.) 


Etwas kleiner als die vorige, gehört sie Peru und dem innern Amerika vom 2%. bis 34. 
südl. Br. an, wo sie sich im October paart, in einem dichten Baum ihr Nest aus Zweigen erbaut, 
mit dürrem Grase auskleidet und 3 bis # Eier legt. Diese sind auf grünlichem Grunde mit dunkel- 
violetten Punkten und einigen länglichen, unregelmässigen schwarzen Flecken versehen, 1” lang und 
7%” breit‘). 


5. Die blutfarbige Merle. Tanagra brasilia L. (Tije. Prinz Max. Beitr, IM. 1. p. 511.) 
Tab. XXX. fig. &. a. b. 


Es hat diese schöne Merle etwa die Grösse der Grauammer und ist in vielen Gegenden von 
Brasilien bis Surinam gemein. Sie liebt besonders das Gebüsch am Ufer der Gewässer, zieht ausser 
der Nistzeit in kleinen Gesellschaffen umher und lässt dabei häufig eine Lockstimme hören, welche 
dem zäpp-zäpp des Haussperlings ähnelt. Ihr Nest legt sie in das Gebüsch an und erbaut es nach 
Art anderer Merlen, wie 2 Exemplare, die ich aus Brasilien erhielt, ausweisen. Das erste, durch 
Freyreiss gesammelt, bildet einen lockern, aber tiefen Napf, ist #” breit, 2'/,” hoch, 3” weit, 1" tief. 
Die Grundlage geben einige dürre Blätter, etwas Baumbast und rauhe Pflanzenstengel, deren haar- 
feine Samenstengel, mit den leinartigen Kapselfrüchten versehen, die innere feste, aber ganz durch- 
sichtige Auskleidung bilden. Das zweite bildet einen Nacheren Napf von &'/4” Breite, 1'/” Höhe, 
2'/” Weite und so wenig Tiefe, dass die Eier fast dem Rande gleich liegen. Es enthält zu unterst 
eine dicke, aber lockere Schicht grösserer, verwitterter Blätter, die als innere Auskleidung mit ziem- 
lich starken, gerundeten, dunkelbraunen Pflanzenstengeln und einigen Pferdehaaren belegt sind, was 
alles unter sich wenig Zusammenhang hat. Gestalt, Grösse und Färbung der Eier ist aus der Abbil- 
dung zu ersehen, ihr Korn ist fein, bei den mehrsten sind die Körnchen so wenig entwickelt, dass 
die Poren glattrandig erscheinen. Auch die wulstigen Erhabenheiten sind nur schmal und Nach. 


Ich erhielt aus Chili, wo diese Art vorkommt, % Eier unter ihrem Namen, deren zwei unter Fig. 4 unserer 
Tafel abgebildet sind. Von mehreren Seiten sind diese Eier in neurster Zeit als der Phytotoma angehörig einge- 
sendet worden, was bei diesem Vogel weiter erörtert werden soll. 


355 


6. Die weissschultrige Merle. Tanagra leucoptera. Gw. _ (Oriolus leucopterus. Gm. Tanagra 
nigerrima auct. Tachyphonus leucopterus. VıEıLL.) 
Tab. XXXIT. fig. 6. a. b. 

Von der Grösse der vorigen, hat sie auch deren Vaterland. Ich erhielt unter ihrem Namen die 
abgebildeten Eier aus Surinam, kann aber deren Sicherheit nicht verbürgen. Sie unterscheiden sich 
von den sichern Eiern der vorigen Art durch viel derberes Korn, eckige Poren und lebhaftere Grund- 
farbe, was vielleicht nur durch die Localität hervorgebracht ist. 


7. Die Bischoffs-Merle. Tanagra episcopus. L. (Saltator eyanopterus. Vırını.) Tanagra 
sayaca. Prınz Max. Beitr. II. 1. p. 484. 
Tab. XXXII. fig. 7. 

In der Grösse und dem Aufenthalte stimmt dieser lebhafte, häufig vorkommende Vogel mit dem 
vorigen. Prinz Maximilian gibt sein Nest, welches er in einem dichten Buschbaume fand, ganz ähn- 
lich dem von Fringilla chloris an; es war inwendig nett mit kleinen Wurzeln und Halmen ausgelegt. 
Ich erhielt das abgebildete Ei unter seinem Namen aus Surinam. Es kommt denen der Tanagra bra- 
silia nahe, nur dass es lebhaftere Grundfarbe mit grossen verwaschenen Flecken und stark ent- 
wickeltes Korn mit eckigen Poren hat. Mir ist es nicht unwahrscheinlich, dass sowol Nr. 6 als 7 der 
Tanagra brasilia mit angehören. 


8. Die himmelblaue Merle. Tanagra coelestis. Sein. 
Tab. XXXIL fig. 43. a. b. 

Etwas grösser als die Grauammer, ist sie ziemlich weit verbreitet. Ich erhielt durch Herrn 
Brandt Nest und Eier dieser Art aus Caracas. Ersteres ist ein lockerer, etwas sparriger Napf aus 
grauen Ranken einer Schlingpflanze zusammengelegt und mit schwärzlichen, etwas feineren Würzel- 
chen ausgekleidet. Es ist etwa A\,” breit, 1°/,” hoch, 3” weit, 1” tief. Die beiden Eier sind auf der 
Tafel getreu dargestellt, ihre Zeichnung stimmt ganz mit den verwandten Arten überein, nur ist die 
weissgrünliche Grundfarbe mit bräunlichröthlichen Wolken fast bedeckt. Ihr Korn ist etwas derb, 
aber geglättet, sodass die tiefen, grössern und kleinern Poren fast glatten Rand haben. Inwendig 
scheinen auf graugelbem Grunde die Flecke deutlich durch. 


9, Die rothhaubige Merle. Tanagra eristata. L. (Tachyphonus cristatus. Vırıuı.) 
Tab. XXXIT. fig. 3. a. b. ce. 

In der Grösse stimmt sie mit der Goldammer, ihr Vaterland ist Brasilien, wo sie nach Prinz 
Maximilian im hohen Urwalde häufig ist und einen kurzen Lockton hören lässt. Ich erhielt eine An- 
zahl Eier unter ihrem Namen, deren wichtigere Abänderungen die Tafel vorführt. Ihre Grundfarbe geht 
aus dem Grünlichweissen in das Blaugrünliche, ist aber meist mit kleinen und kleinsten Fleckchen 
sehr verdeckt. Die Schale ist stark gekörnelt und die Poren daher eckig. Nach der Grundfarbe 
scheinen sie mehr weisslich oder grünlich durch. 

kö" 


10, Die siebenfarbige Merle. Tanagra tatao. L. (Aglaja paradisea. Sw.) 
Tab. XXX. Sg. 10. a. b. fig. 9. 


Ueber einen grossen Theil von Südamerika ist diese schöne Art, an Grösse dem Finken gleich, 
verbreitet, liebt besonders die süssen Orangen und kommt deshalb of zu den Wohnungen der Co- 
lonisten. Ich erhielt von mehreren Sammlern die Eier derselben, welche, ausser geringerer Grüsse, 
denen der rothgefürbten Merle sehr nahe stehen, nur dass ihr Korn viel feiner ist. 


11. Die rothbrüstige Merle. Tanagra jacapa. L. (Khamphocelus atrococeineus. Sw.) 
Tab. XXX. fig. 44. 


Sie ist etwa so gross als Nr, 5 und lebt von Brasilien bis Cayenne, von wo Herr O. Des Murs 
das abgebildete Ei erhalten hatte. Dies ist 9" lang, 6” breit und auf weisslichgrünem Grunde asch- 
grau, heller und dunkler rothbraun und purpurn gefleckt, doch fast nur in der Nähe der Basis, die 
mit den gerundeten Flecken fast bedeckt ist. Sein Korn gleicht dem von Nr. 8. 


12. Die rosiköpfige Merle. Tanagra gyrola. L. (Aglaja chrysoptera. Sw.) 
Tab. XXX. fig. 12. 


Eine der kleineren Arten, von Brasilien bis Surinam verbreitet, von wo ich das abgebildete Ei 
erhielt. Es gleicht sehr den Eiern von Nr. 10, nur dass es etwas kleiner ist und zarteres Korn hat. 


13. Die Erzbischoff-Merle. Tanagra archiepiscopus. L. 
Tab. XXX. fig. 44. 


Sie ist etwas grösser als die Grauammer und lebt im Innern von Brasilien. Das ansehnliche Ei 
ist getreu dargestellt; es hat ziemlichen Glanz, etwas derbes Korn mit grössern glattrandigen und 
kleineren eckigen Poren. 


14. Die Scharlach-Merle. Tanagra rubra. 1. (Pyranga rubra. Vıeiwı. Scarlet Tanagra. 
Wirsox. I. p. 42. Pl. 11. Nuwrrar. 1. p. 465. Avpen. Orn. B. IV. p. 388.) 


Sie kommt der Weindrossel in der Grösse nahe und lebt als Zugvogel durch die Vereinigten 
Staaten bis zum Huron-See verbreitet, überwintert als zärtlicher Vogel in den tropischen Ländern, 
Ziemlich spät kehrt sie des Frühjahrs an ihre Nistplätze zurück, unterliegt aber doch noch öfters der 
daselbst eintretenden rauhen Witterung. Stark bevölkerte Ortschaflen meidet sie in der Regel, 
schliesst sich aber öfters dem einsamern Landbewohner an. Ihr Nest baut sie in Louisiana Anfangs 
Mai, im Staate Maine Mitte Juni. Das Männchen lässt in dieser Zeit, auf einem freien Aste sitzend, 
seinen nicht sehr melodischen Gesang hören, welcher in öfterer Wiederholung der Sylben tschip- 
tschurr! besteht, aber in voller Ekstase vorgetragen wird. Meist ein horizontaler Ast eines dicht- 
belaubten Baumes im Walde, seltner in einem Garten, dient dem Neste zur Unterlage, welches aus kur- 
zen, steifen Pflanzenstengeln und zartern Reischen besteht, die kunstlos ineinander gesteckt und durch 
schmale Baststreifen, Grasblätter oder Ranken des wilden Weines verbunden sind. Die innere Auskleidung 
wird von dünnen Stengeln des Helianthemum canadense, zarten Wurzelfasern, Kiefernadeln oder dür- 


357 


rem Grase bereitet, doch bleibt das Ganze vollkommen durchsichtig, wie bei den südamerikanischen 
Arten. Der Typus des Geschlechts wird also hier im ganzen Vorkommen beibehalten, wie etwa die 
Drosseln in Südamerika ebenso feste Nester bauen, als in der arktischen Zone. Die Satzzahl steigt 
bis zu 5 Stück, wiewol sie häufiger auf A oder 3 sich beschränkt. Erst nach Vollendung der Tafel 
erhielt ich die Eier dieser Merle, welche denen der vorigen Art sehr ähnlich, nur etwas grösser sind. 
Sie nähern sich dem Gleichhälftigen und fallen nach der stumpfen Höhe nur wenig stärker als nach 
der Basis ab, haben eine Länge von 10'/, bis ®/,”, bei einer Breite von 7'/”. Ihre Grundfarbe ist 
weisslich bis zum Graugrünlichen; auf ihr finden sich röthlichgraue Fleckchen und ziemlich dichte 
rothbräunliche oder braunrothe, etwas matte oder ziemlich lebhafte Pünktehen, Strichelchen und 
Fleckchen ganz wie bei den beiden unter 1% und 15 abgebildeten Nummern. Sie haben ziemlich 
starken Glanz und ein zwar derbes, aber geglättetes Korn, und die ziemlich grossen und tiefen Poren 
sind am Rande meist stumpfeckig. Inwendig scheinen sie graugelblich durch. Die Alten beweisen 
grosse Anhänglichkeit an ihre Brut, die sie mit Insekten auffüttern. Die Jungen erhalten im ersten 
Lebensjahre das Kleid der Alten, recht alte Weibchen werden den Männchen ganz gleich. 


15. Die Sommer-Merle. Tanagra aestiva. Gw. (Pyranga aestiva. Vırıuu. Summer red. bird 
Wilson. 1. p. 95. Pl. 6. Aupue. Orn. B. 1. p. 232. V. p. 518.) 


Sie hat Grösse und Aufenthalt mit der vorigen gemein, nur dass sie nicht so weit nördlich 
geht und in den mittlern der Vereinigten Staaten schon selten ist. In der Brutzeit gehört sie beson- 
ders Mexiko, Texas, Arkansas und Louisiana an, wo sie im April erscheint und im September weg- 
zieht. Sie nährt sich besonders von Käfern, die sie meist in der Luft fängt und hat als Lockstimme 
ein scharfes tschicky-tucky-tuck! In der Nistzeit singt das Männchen oft anhaltend und recht melo- 
disch, ungefähr wie Muscicapa olivacea. Ihr Nest legt sie nach Art der Scharlachmerle auf horizon- 
talen Baumästen, 40 bis 12’ über dem Boden an, gern an einem Waldwege oder sonst an einer 
etwas lichteren Stelle, erbaut es aus dürren, fasrigen Pflanzenstengeln und legt es mit dürrem Grase 
dünn und sorglos aus. Nach den angeführten Forschern sind die % bis 5 Eier lichtblau gefärbt ohne 
weitere Abzeichnung, was eine eigenthümliche Abweichung von allen andern bisher bekannten Mer- 
leneiern wäre, aber bei den Drosseln, Fliegenfängern u. s. w. ebenfalls vorkommt. Männchen und 


Weibchen sollen abwechselnd in 12 Tagen die Jungen ausbrüten und dieselben sorgsamst aufziehn. 


16. Die graugrüne Merle. Tunagra sajaca. L. (Tanagra cana. Sw.) 
Tab. XXXII. fig. 15. 

Ihre Grösse ist die der Goldammer, ihre Verbreitung erstreckt sich von Brasilien bis Surinam, 
wo sie in vielen Gegenden gemein ist. Gewöhnlich lässt sie nur einen einfachen Lockton, in der 
Nistzeit aber auch einen leisen Gesang hören. Ich erhielt aus Surinam ihre Eier, welche zwischen 
denen der 7. eristata und archiepiscopus inne stehen. In der Grösse kommen sie denen der ersten, 
in Gestalt und Färbung denen der zweiten ganz nahe, haben aber eine stärker gekörnelte Schale mit 


scharfeckigen Poren. 


17. Die schwarzblaue Merle. Tanagra brasiliensis. L. (Aglaja brasiliensis. Sw. Paınz Max. 
I, 1. p 477,) 


Tab. XXX. Sg. 16. 


In der Grösse kommt sie etwa mit Fringilla coelebs überein, lebt in Brasilien, besonders in 
offnen, mit Gebüsch abwechselnden Gegenden oft sehr zahlreich und nährt sich vorzüglich von 
Früchten. Prinz Maximilian beschreibt am angeführten Orte ein Nest, als diesem Vogel angehörig, 
welches in Bauart dem des Finken glich. Es stand zwischen & Aesten eines dichten Strauches, war 
sehr nett aus weisser Wolle erbaut, mit nur wenigen Wurzelfasern, Moos und Bast durchwebt, in- 
wendig mit breiten Bastfäden ausgekleidet. Die beiden in demselben befindlichen Eier waren ge- 
streckt, auf weissem Grunde röthlichviolett marmorirt und mit einigen unregelmässigen schwarzen 
Zügen und Punkten besetzt, was freilich alles mehr auf einen Fliegenfänger, als auf eine Merle 
deutet. Herr OÖ. Des Murs hatte vier Stück Eier, zweifelhaft dieser Art zugeschrieben, aus 
Brasilien erhalten, wovon das eine unter Fig. 16 vorgestellt ist. Es scheinen aber diese sehr schö- 
nen Eier nach dem Korne eher einem Finken als einer Merle anzugehören. 


Drittes Geschlecht. 


Pflanzenmäher. PAytotoma. Moı. 


Die 3 bekannten Arten dieses wunderbaren Geschlechts gehören Chili, Corrientes und Bolivia 
an, gleichen in Lebensweise den Merlen, nur dass sie sich mehr von saftigen Pflanzenstengeln, 
als von Früchten nähren. Ihr hierzu geeigneter Schnabel ist äusserlich dem des Hackenkernbeissers 
ähnlich, hat aber doppelte, mit knochigen Zähnchen besetzte Schneiden der Kinnladen”). Ihre ganzen 
Lebensverhältnisse bedürfen einer sichern Angabe. 


Der chilenische Pflanzenmäher. Phytoma rara. Mouın.*) (Phyt. Blorhami. Jınv. La Rara. 
Morına. Saggio ed. II, p. 214.) 


Tab. XXX. fig. 3. a. b. 

Dieser in Chili wegen seiner Nahrung verrufene Vogel hat etwa Grösse und Gestalt des Hacken- 
kernbeissers und wird in den Gartenanlagen besonders dadurch schädlich, dass er junge, saflige 
Pflanzen nicht allein an der Wurzel abbeisst, sondern auch oft scheinbar nur aus Muthwillen aus- 
reisst. Durch starke Verfolgung ist er daher seltner geworden. Seine Stimme gleicht, nach Bridges 
Angabe, mehr der eines Frosches, als eines Vogels. Nach Molina zieht er sich in der Fortpflanzungs- 
zeit an entlegene, schattige Orte zurück, wo er sein Nest in sehr dichten Bäumen erbaut, und weisse, 
rothgeßeckte Eier legt. Hier meint er jedenfalls die Eier, von denen eine Abbildung auf Tab. XIl. 
Fig. 10 als dem Pteroptochus albicollis angehörig gegeben ist. Herr Gay hat aus Chili ein diesem 
Vogel zugeschriebenes Ei nach Paris gebracht, welches genau mit dem stimmt, das ich auf Tab. 


*) Man vergleiche Kaup's Thierreich Il. 4. p. 128. Abbildung. 


Der Name ist nach dem Tone seiner Stimme gegeben. 


359 


XXXVI. Fig. 11 unter dem Namen von /cterus curaeus abgebildet habe. In neuester Zeit haben meh- 
rere Sammler Eier, als diesem Vogel angehörig, eingesendet, wie deren zwei unter obenstehender 
Nummer abgebildet sind, von denen ich 4 Stück besitze, nebst einem von Herrn Prof. Pöppig erhal- 
tenen Neste. Dies bildet einen ziemlich massiven Napf von 4” Breite, 2'/’ Höhe und Weite, 1 
Tiefe. Zu äusserst findet sich etwas Moos und einige starke, kurze Zweige und Pflanzenstengel; 
dann folgt eine dicke, wenig durchsichtige Lage stärkerer und schwächerer Faserwurzeln, mit einigen 
Flachsfäden durchzogen, die keine besondere innere Auskleidung hat. Die Gestalt der Eier gibt die 
Abbildung; sie wechseln in der Grösse von 11” Länge und 8” Breite bis 11%,” Länge und 8,” 
Breite. Ihrer Grundfarbe ist meist etwas mehr Grau oder Graugrün beigemischt als auf der Abbil- 
dung, so dass sie dann dem auf Tab. XXXVI. abgebildeten Eie der Fringilla enucleator gleichen. Die 
röthlichgrauen, grün- oder braunschwarzen, reinumschriebenen oder am Rande verwaschenen Fleck- 
chen, Pünktchen und kurzen Züge finden sich meist in der Nähe der Basis kranzartig angehäutt, 
sonst nur sparsam. Das Korn der etwas glänzenden Schale schliesst sich ganz an das der Merlen 
an; die Körnchen sind meist fein, aber deutlich entwickelt und umschliessen die grössern oder klei- 
neren, gerundeten oder gestreckten Poren. Die häufigen wulstigen Züge sind schon mit blossem 


Auge bemerkbar. Inwendig gegen das Licht scheinen sie tief blaugrün durch. 


Zweite Unterfamilie, 


Ammern. KEmberizae. 


Es schliessen sich die Ammern, welche im nördlichen Amerika, in Europa und Asien die Merlen 
vertreten, in vielen Stücken an diese an. So leben sie ausser der Nistzeit gesellig, haben nur wenig 
melodischen Gesang und keine höhere geistige Befähigung. Dadurch, dass sie geschlossenen Wald 
meiden, viel am Boden sich aufhalten, nähern sie sich den Lerchen. In Nahrung und Lebensweise 
haben sie auch vieles mit den verschiedenen Finkenarten gemein, sind durchgehends nur kleinere 
Vögel, die, ausser der Nistzeit, meist von mehlreichen Sämereien der Gras- und Getreidearten, in 
derselben von kleinen Insekten sich nähren. Sie erbauen ihre Nester ziemlich massig und sorgfältig, an 
den Boden oder wenig über denselben in niederes Gebüsch, seltener zwischen Gestein und in Fels- 
ritzen, legen A bis 6, meist 5 Eier, welche der Grösse des Vogels angemessen, auf blasserem oder 
dunklerem Grunde, stark gefleckt und mit Haarzügen versehen sind, eine dichtgekörnelte , ziemlich 
zarte Schale haben. Man hat mehrere Vögel ihnen zugesellt, welche wol füglicher den wirklichen 
Finken beigegeben werden, ebenso recht innig verwandte Arten von dem Stammgeschlechte geson- 


dert, welches allein diese Nebenfamilie bildet. 


Erstes Geschlecht, 


Ammer. BEmberiza. L. (Spinus. Mönr. Cynchramus. Box. Plectro- 
phanes. Meyen.) 


Die Ammern bilden zwei Reihen, deren eine, dem höchsten Norden angehörig, baumlose Ge- 


genden bewohnt und deshalb ganz für das Leben auf dem Boden eingerichtet ist. Hier ist der Nagel 


der Hinterzehe wie bei den Lerchen verlängert, auch nähert sich die ganze Lebensweise den Ler- 
chen. In sonstigen Verhältnissen ist aber diese Reihe innigst an die andere angeschlossen, welche 
mit Bäumen, Gebüsch oder Rohr versehene Gegenden wählt, häufig diese zur Zuflucht und zum 
Aufsitzen wählt, obgleich auch sie ihre Nahrung am Boden sucht. Die Arten der letzten Reihe hat 
man mit dem Namen Strauchammern bezeichnet, deren eine sich noch sehr an die Merlen anschliesst, 


weshalb wir mit ihr beginnen 


1. Die Kappenammer. Kmberisa melanocephala. Scor. (Tanagra melanictera. GurLv. Nan- 
thornus caucasieus. Pauı. Kuspisa melanocephala. Box. Naumann, Vög. N. A. T. IV, 
p- 227. Tab. Cl. Fig. 2. Ga. v. o. Muruue, p. 39. Lixnpenweren, Vög. Gr. p. 29.) 


Tab, XXXII. fig. 3. a. b. c. 


Der Sommeraufenthalt dieser schöngefürbten Ammer beginnt von Dalmatien und erstreckt sich 
bis zum Kaukasus. Sie steht in der Grösse zwischen Grau- und Goldammer inne und wiegt um 
3 Loth. Besonders ihre Schnabelbildung nähert sie den Merlen, welche Verwandtschaft auch in der 
Färbung der Eier ausgesprochen ist. In Griechenland und Dalmatien kommt sie Ende April aus 
ihrem Winteraufenthalte, dem wärmern Afrika zurück, und bezieht da Weinberge und andere mit 
etwas dornigem Gebüsch versehene Hügel. Das Weibchen hält sich in dieser Zeit, wie bei den 
mehrsten Ammern, am Boden verborgen, während das Männchen, auf einer Strauchspitze sitzend, 
seinen muntern Gesang oft anhaltend hören lässt und dabei gar nicht scheu ist. Sowol sein Lock- 
ton, zit-zih! als auch sein Gesang ähnelt dem anderer Ammern. Das Nest wird an dem Boden, in 
einem niedern Pllanzenbusch oder stachlichen Strauch mehr oder weniger versteckt angebracht, ist 
gross und geräumig, meist auch recht gut gebaut, wie die Beschreibung einer Auswahl aus meinem 
starken Vorrathe ergeben wird. Nr. 4 aus Dalmatien bildet einen gerundeten, etwas sparrigen Napf 
von 4'//” Breite, 3” Höhe, 2'/,” Weite, 1'//” Tiefe. Es besteht zu äusserst aus dürren, braunen Sa- 
menstengeln von Cerastium und Alyssum, dann einer dieken Schicht von Grasblättern und ist in- 
wendig recht glatt und dicht mit haarfeinen Grasfasern ausgelegt. 6 andere aus Dalmatien, bis 
zum 7. Juni gesammelt, gleichen diesem in Gestalt und Verhalten, nur dass bei manchen der 
Boden flach ist und noch einige andere Stoffe, als Distelblätter, Samenstengel von Caucalis daucoides 
und verschiedene Schneckenkleearten beigegeben sind, und inwendig Pferdehaare zum Theil die 
Auskleidung bilden. Nr, 2 ebendaher, am 5. Juni mit 6 Eiern gefunden, besteht auswendig ganz aus 
bräunlichgelben, sparrigen Samenstengeln der Arenaria muralis, denen nur einige dürre Blätter und 
Strohhalme beigegeben sind. Inwendig liegen auf einer dichten Schicht von Grasblättern zarte 
Würzelchen und Hälmchen als Auskleidung. Es ist 5” breit, 3” hoch, 2'/,” weit, 1%” tief. Nr. 3 
ebendaher, den 8. Juni mit 5 Eiern gefunden, ist 4” breit, 2'/,” hoch, 3” weit, 1% tief und besteht 
auswendig vorzüglich aus dürren Stengeln und Wurzeln der Filago pyramidata und ist inwendig mit 
Würzelchen und Hälmchen ausgekleidet. Nr. 4 ebendaher, über #” breit, 2'/;” hoch, 3” weit, 1,” 
tief, ist auswendig aus dürren, zerfaserten Hanfstengeln, verschiedenen andern dürren Pllanzensten- 
geln, mit Hanffasern verbunden, erbaut, und sieht ganz grauweiss aus. Inwendig ist es mit haarfeinen 
Bastfasern ausgelegt. So sind alle meine Exemplare aus Dalmatien recht kunstvoll und zierlich er- 
baut, während eine Reihenfolge aus Griechenland aus gröbern Pflanzentheilen mehr massig als 


m —— 


& 
v 


361 


kunstreich erbaut ist. Nr. 5, aus der Umgegend von Athen, besteht äusserlich aus einigen halbver- 
witterten Distelblättern, Stöckchen von Filago, Galium, Mathiola tricuspidata und andern ziemlich 
dicken Pflanzen, und ist inwendig wenig sauber mit schmalen Baststreifen und einigen Pferdehaaren 
ausgelegt. Es ist 4” breit, 3'/,” hoch, 2'/,” weit und 2” tief. Nr. 6 ebendaher, sehr sparrig, über 5” 
breit, gegen 3” hoch, 2'/,” weit, 11%” tief, aus Stengeln und Stöckchen sehr verschiedener Pflanzen, 
als Statice, Filago, Plantago, mehreren Klee- und Grasarten erbaut, inwendig mit Gras und Wurzel- 
fasern ausgelegt. Nur manche der letzten haben mit bessergebauten von Emberiza miliaria Achn- 
lichkeit, sind aber stets höher, die übrigen sind eigenthümlich und nähern sich nur entfernt manchen 
von Emberiza eirlus und Sylvia orphea. Der Satz scheint meist aus 5 oder 6 Eiern zu bestehen ; 
Herr Dr. Lindermeyer gibt 7 bis 8 an, was wol nur ausnahmsweise vorkommt. Ich besitze deren 
mehr als Hundert aus den verschiedenen Ländern des Vorkommens, welche mehr in der Grösse als 
Färbung und Zeichnung abweichen. Alle sind ungleichhälftig, die mehrsten fallen nach der meist 
stumpfen Höhe ziemlich stark ab, wenige gestreckte nähern sich dem Gleichhälftigen. Die beiden 


u 


kleinsten haben eine Länge von 9”, eine Breite von 7 


‚ die grössten sind A141,” lang, 7'/” breit. 
Bei weitem die Mehrzahl hält eine Länge von 9'/, bis 101%” und eine Breite von 7'/,”. Das Gewicht 
wechselt von 2'/, bis 3/, Gran. Die Mehrzahl hält sich in der Nähe von 3 Gran. Die Grundfarbe ist 
grünlichweiss, selten fast weiss, öfters etwas lebhafter bläulichgrün. Alle sind gelleckt, die Fleckchen 
sind klein oder nur mässig gross; die untersten bräunlich- oder röthlichgrau, die mittlern grünlich 
oder gelblichbraun, die obersten etwas lebhafter grün- oder gelbbraun. An manchen sind alle Flecke 
sehr matt, an wenigen die obersten recht lebhaft. Sie stehen meist ziemlich dicht und verworren, 
seltner sparsam und getrennt, nehmen immer nach der Basis an Menge, meist auch an Grösse zu, 
bilden vor ihr ein loses oder etwas geschlossenes Kränzchen, decken zuweilen auch den ganzen 
Basalgrund. Durch Linien verbundene Fleckchen, gezogene Strichelchen und kurze Haarzüge haben 
die mehrsten, aber die eigentlichen dunkeln Ammerzüge fehlen ihnen. Die Schale ist matt oder 
schwachglänzend, inwendig scheinen auf grünlichem Grunde die Fleckchen durch. Das Korn ist 
meist recht kräftig entwickelt; dicht gereihte, eckige Körnchen verlaufen meist quer und lassen nur 
die mässig tiefen, eckigen Poren und schmale verzweigte Furchen zwischen sich. An den blass- 
gefärbten sind die Körnchen meist flacher und die Poren gerundeter, ganz wie bei den Merlen. 
Auf den ersten Anblick kann man manche dieser Eier mit denen des Haussperlings, des Drossel- 
rohrsängers und des rothköpfigen Würgers verwechseln; nähere Betrachtung, besonders Beobach- 
tung des Kornes, macht die Unterscheidung dem Geübten immer leicht. 


2. Die Grauammer., Emberiza miliaria. L. (Spinus miliarius. Mornr. Miliaria europoea. Sw. 
Naumann, Vög. N. A. T. IV. p. 151. Tab. 101.) 


Tab. XXXII. fig. 8. a. bis e. [Zıvwannt, p. 41. Tab. VI. fig. 28. Lewis, Tom. III. Tab. 19. fie. 3. Naumann u. Bunte, 
Heft II. Tab. IV. fig. 13. Tuiexemann und Brenn, Heft III. p. 17. Tab. IX. fig. 10. Scuıxz, Eierw. p. 38. Hewırson, 
Br. Ool. Tab. 3. fig. 4. Id. Col. Ill. Tab. 39. fie. 4.) 

Die grösste der bekannten Ammern, bis 4 Loth schwer, hat eine sehr weite Verbreitung, da 
sie, die Polarländer ausgenommen, in ganz Europa als Stand-, Strich- und Zugvogel sich findet, und 
von den äussern Hebriden und Finnland bis Sardinien und Griechenland nistet. Sie ist als echte Am- 

+6 


mer etwas schwerfällig, nicht leicht ihren Gleichmuth verlierend, hält sich im Winter geschaart, fa- 
milienweise, seltner einzeln mit Goldammern vereinigt und sucht erst im April ihren Nistplatz, wo 
jedes Pärchen ein eigenes Revier behauptet, aus dem es andere seiner Art vertreibt. Hierbei allein 
sieht man die Männchen lebhafter werden, bis der eindringende Nebenbuhler gewichen ist. Sie 
wählen zum Nistplatze gern einen Feldrain oder Wiesenrand, wenn einzelnes Gebüsch oder einige 
Bäume in der Nähe sind; so sieht man sie häufig an Fahrwegen und Landstrassen, die mit Bäumen 
eingefasst sind. Das Männchen hat eine scharfe Lockstimme, wie tschick, tschicks-tschuck, eine war- 
nende, wie zieh-tick oder zwirr klingend, und lässt in der Nistzeit of anhaltend, aber wenig melo- 
disch seinen Gesang ertönen, in welchem meist die Sylben si-si-si-sirrrrrri oder tick-tick-tck-trrilili 
vernehmbar sind, wobei es die Kehle aufbläht und die Flügel hängen lässt. Das Nest wird fast stets 
am Boden in eine kleine Vertiefung, neben einem Gras- oder sonstigem Pflanzenbusche, meist recht 
verborgen angebracht und ziemlich massig aus Moos, dürren, oft ziemlich starken Pflanzenstengeln, 
Wurzeln, Grasblättern gefertigt und mit denselben, nur etwas feineren ausgekleidet, was eine Aus- 
wahl meiner Sammlung näher erläutern mag. Nr. 4 aus Schonen, durch Herrn Prof. Nilsson, stand 
im Mai mit 5 Eiern an einem Feldrande und hat, aus seiner Lage genommen, fast den Zusammen- 
hang verloren. Es besteht aus kurzem Laubmoose, Weizenähren und ganz kleinen Grasstöckchen 
locker ineinander gelegt, und ist wenig glatt mit denselben ausgekleidet. Nr. 2 an einem Feldraine 
in der Umgegend von Dresden, am &. August, mit 4 etwas bebrüteten Eiern, bildet einen länglich- 
runden Napf mit flacher Basis, ist 5” lang, &* breit, 3” hoch, am etwas eingezogenen Rande 3'/, und 
3” weit, 17/,” tief. Es besteht auswendig aus groben, verwitterten, graubraunen Queckenstöcken mit 
Wurzeln und ist inwendig mit frischen zarten Rispen des Windhalmes sorgfältig ausgekleidet. Dies 
ist recht glatt und haltbar gebaut. Ein anderes aus derselben Gegend, vom Rande 
einer Wiese, Anfangs Juni mit & frischen Eiern genommen, ist weit lockerer aus Moos und 
dürrem Grase erbaut, inwendig ebenfalls locker mit dünnen Grashalmen und Pferdehaaren ausgelegt. 
Nr. 3 von Montpellier, durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon, in einem Weizenfelde zwischen 3 Erd- 
schollen erbaut. Es enthielt 6 Eier, ist 5” breit, 2” hoch, 3” weit und 1'/” tief, besteht ganz aus 
dürren, dünnen Queckenwurzeln und Stengeln, während es inwendig mit zarteren Würzelchen und 
einigen Pferdehaaren ziemlich sauber ausgekleidet ist. Nr. 4 aus Dalmatien, mit 5 Eiern, ist &* breit, 
2” hoch, 3” weit, 1'/” tief, besteht aus zartem Laubmoose, Gras-, Waldstroh- und Filago-Stöckchen 
und ist inwendig mit feinen Grashälmchen und Blättchen, sowie mit zarten Würzelchen und Pferde- 
haaren ziemlich sorgsam ausgekleidet. Nr. 5 ebendaher und von gleichen Maassverhältnissen, be- 
steht aus breiten, gelblichweissen Grasblättern, vielen kurzen Hühnerfedern, Bindfadenstückchen und 
Baststreifen , ist mit rothbraunen Würzelchen, weissen und schwarzen Rosshaaren ausgekleidet und 
hat, so wie das vorhergehende, recht bunte Färbung. Nr. 6 das massigste, aus Griechenland im 
Mai init 6 Eiern, ist ein sparriger Napf, nach unten nur wenig abfallend, und besteht aus sehr gro- 
ben, grauen und graubraunen Stoffen, als Stöckchen von Gras, Waldstroh, Schachthalm, dann aus 
einer starken Schicht in Fasern aufgelöster Blattstiele der Strandpalme, welche auch zur innern Aus- 
kleidung des Napfes dienen, den die 6 Eier kaum zu einem Drittheil anfüllen. Eine ziemliche Anzahl 
andere aus Griechenland sind aus ähnlichem Material, aber weniger massig erbaut. Es haben im 
Allgemeinen diese Nester Aechnlichkeit mit denen der Goldammer, allein ihr Innennapf ist stets weit 


363 


geräumiger und das ganze Material weniger sorgfältig verarbeitet. Von den Eiern bieten die 64 
Exemplare meiner Sammlung manche ausgezeichnete Abänderungen, während die Mehrzahl unter 
sich in Grösse, Gestalt und Färbung sehr übereinstimmt. Sie sind ungleichhälftig oder fast gleich- 
hälftig, nach der stumpfen Höhe meist nicht viel stärker abfallend als nach der Basis, das kleinste 
ist 9°//” lang, 7'/,” breit, die beiden grössten sind 1” lang und 8'/,” breit. Die Mehrzahl hat 101, 
bis 14” Länge und 7'/, bis 8” Breite. Das Gewicht der kleinsten beträgt 3 Gran, das der grössten 
4, bei weitem die Mehrzahl wiegt 3'/, Gran. Die Grundfarbe ist graulich, in das Weissliche, Grün- 
liche, Röthliche, Bräunliche. Zu unterst finden sich wolkige oder etwas deutlicher umschriebene 
Flecke von roth- oder purpurgrauer Färbung, dann folgen matter oder lebhafter, heller oder dunkler 
braune, zuweilen den Grund fast oder ganz deckend. An keinem fehlen ganz dunkel- oder schwarz- 
braune Flecke, so wie feinere und stärkere Züge einzeln an der ganzen Oberfläche, seltner kranz- 
artig vor der Basis, mit verwaschenem Rande oder scharf umgrenzt. Die Schale ist matt oder etwas 
glänzend, inwendig scheinen auf grünlichem Grunde die Flecke durch und lassen, wenn sie dicht 
stehen, das Ganze bräunlich erscheinen. Das Korn ist ziemlich derb, die Körnchen aber selten recht 
deutlich entwickelt, meist abgeplattet, in dichtverzweigte Querzüge verbunden, welche schmälere 
oder etwas breite Zwischenräume, so wie die grössern oder kleinern, schärfer oder stumpler ecki- 
gen Poren umschliessen. Die lebhafte Färbung mit den grossen, dunkeln, glänzenden Abzeichnungen 
unterscheidet sie meist sogleich von allen andern Ammereiern. Die seltene Abänderung, fig. e, 
aus Schleswig durch Herrn Apotheker Mechlenburg, kommt Schneeammereiern recht nahe; die 
Schale ist aber gröber und daher schwerer, das Korn weit weniger fein und ungleichmässiger. Die 
Figuren a. c. d. stellen die am häufigsten vorkommende Färbung und Zeichnung vor. 


3. Die Goldammer. Emberiza eitrinella. L. (Naumann, Vög. N. A. T. IV. p. 234. Tab. 102.) 


Tab. XXXII. fig. 4. a. b.c. d. [Kreın, Ov. Tab. IX. fig. 15. 46. GUENTHER und Wırs. Tab. XVIl. unten. p. 71. No- 

ZEMAN u. SEpp, Tom. II. Tab. 61. p. 415. Lewis, Tom. III. Tab. 19. fig. k. MueLter, Singv. p. 45. NAUMANN und 

Bunte, Heft IV. Tab. 8. fig. 12. a. b. c. d. Tuiexemann und Brenn, Heft III. Tab. IX. fig. 9. p. 16. Hewırson, 
Br. Ool. Tab. 3. fig. 2. Id. Col. Ill. Tab. 39. fig. 3. #.] 


Ein allgemein bekannter und durch fast ganz Europa, den Polarkreis, die Alpenregion und die 
südlichsten Länder ausgenommen, so wie das angrenzende Asien bis zum Kaukasus verbreiteter 
Vogel, der im Durchschnitt ein Gewicht von 2'/, Loth hat. Auch er lebt im Winter familien- oder 
nach Umständen schaarenweise vereinigt, ohne jedoch auch in den nördlichen Ländern auszuwan- 
dern. Zeitig im Frühjahre, sobald das Wetter nur etwas milder wird, sondern sich die Pärchen und 
machen Anstalt zum Nestbau. Als sehr weit verbreitete und häufige Vögel sind sie nicht sehr 
schwierig in Wahl eines Nistplatzes, wobei sie nur zusammenhängenden Sumpf, grössere Acker- 
und Sandflächen, so wie geschlossenen Nadelwald meiden. In den mehrsten Fällen bauen sie das 
Nest am Boden, gern aber, der Nässe wegen, an einen Abhang, unter dem Schutze eines kleinen 
Strauches oder dichten Pflanzenbusches. Nur selten wird es in einen dichten Strauch, eine kleine 
Fichte, einen Taxus oder in einem Spalierbaum, Weinstock oder Jelängerjelieber an einer Wand 
oder Mauer eingesetzt. Am höchsten stehend fand ich es in einem sehr nassen Frühjahre 6° hoch 
in einer dichten Fichte. Der Lockton ist ein scharfes ziss-zitt oder bitt-sirr. Der Grundtypus des 

16° 


u. wu 


nicht ganz unmelodischen Gesanges ist mit folgenden Sylben auszudrücken, dit-dit-dit-dit-däh-dih! 
wo die vorletzte Sylbe um eine Tertie fällt, die letzte wieder wie die ersten lautet. Allein von den 
Sängern der verschiedenen Gegenden werden mannigfache Variationen vorgenommen, besonders 
dem Schlusse noch mancherlei angehangen, das d in s oder z verwandelt und dergl. mehr. 
Kommen sie mit dem Ortolan zusammen vor, so singen sie öfers diesem ganz ähnlich. Das sin- 
gende Männchen sitzt auf einem freien Steine, Strauche oder Baumzweige und nimmt sich bei seiner 
lebhaftgelben Farbe, besonders auf grünem Hintergrunde, sehr gut aus. Das Weibchen hält sich fast 
stets in seiner Nähe, nur meist mehr am Boden. Die Nestmaterialien sind gewöhnlich grobe, verwit- 
terte Pflanzenstengel und Wurzeln, die Auskleidung wird aus feineren Grashalmen und, wenn irgend 
möglich, aus Pferdehaaren gebildet. Eine Auswahl meiner Sammlung wird das Nähere darthun. 
Nr. 4 in der Umgegend von Dresden, 6° hoch in einer kleinen Fichte im Juni mit 5 Nüggen Jungen, 
bildet einen grossen, sparrigen Napf aus verwilterten Queckenwurzeln und Stengeln, nebst dicken, 
schwarzbraunen Blattstielen von Wallnussblättern und ist inwendig mit feinen Grasblättern, Würzel- 
chen und einigen Pferdehaaren glatt ausgekleidet. Es hat 6” Länge, #'/,” Breite, 3'/,”Höhe, fast 3” 
Weite und 2” Tiefe, so dass 5 Eier '/, des Raumes anfüllen. Nr. 2 aus den Pyrenäen am Grunde 
eines Erlenbusches, durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon gesammelt, hat fast dieselben Maassverhält- 
nisse und besteht aus Getreidestoppeln, einigen dürren Baumblättern, Moos und Grashalmen. 
Nr. 3 von demselben Forscher aus der Umgegend von Aveyron, unter einem Busche der Genista 
scoparia, besteht aus Quecken und andern Grasstöcken, Stengeln der Genista scoparia, alten Köpfen 
der Carlina vulgaris und ist mit zarten Wurzeln und einer dicken Schicht schwarzer Rosshaare 
ausgekleidet. Es ist 5” breit, 2” hoch, 3” weit, 4'/ tief. Nr. & aus der Oberlausitz, im April mit 
5 Eiern in einen Schwarzdornbusch nahe am Boden eingebaut, bildet ein gerundetes Dreieck und 
ist 5” lang, #” breit, 3'//” hoch, 2'/, und 2” weit, 2” tief. Es besteht aus einer Masse von zum 
Theil starken Waldstrohstengeln, Laubmoos mit Grashalmen und ist inwendig mit feinsten Gras- 
blättchen und Hälmchen ausgekleidet. Nr. 5 aus der Umgegend von Dresden, im Mai auf einer 
kleinen Kiefer am Sumpfe gefunden, bildet einen gerundeten leichten Napf aus zarten Grasstöckchen 
und Hälmchen, Wurzeln von Heide, Torfmoos und ist inwendig ziemlich sorgfältig mit zarten Wür- 
zelchen, haarfeinen Rispen des Windhalmes und einigen Rosshaaren ausgelegt. Es ist #” breit, 2” 
hoch, 3” weit, 1%” tief. Nr. 6 bei Ulm, den 10. April mit 5 Eiern im Walde an einem verfaulten 
Eichstamme angebaut, besteht äusserlich aus dürrem Waldstroh, Grasstengeln, Moos und dürren 
Blättern, nach innen finden sich feine Grashälmehen mit einer dichten Schicht von Schweinsborsten 
und Rosshaaren. Es ist #” breit, 2'/,” hoch, 2'/” weit und 4'/” tief. Achnlich diesen aufgeführten 
sind alle andern Nester gebaut, die verglichen werden konnten ; ausser mit denen der vorhergehen- 
den Art haben sie zuweilen mit solchen von Zanius collurio, besonders wenn sie in derselben Um- 
gegend erbaut sind, eine so grosse Achnlichkeit, dass eine Unterscheidung ohne die Eier nicht 
möglich ist. Der Eier werden das erste Mal 5, selten 6, dann &, selten 5, und wenn eine dritte Brut 
zu Stande kommt, was nur bei älteren Vögeln in recht günstigen Jahren der Fall ist, meist nur 3 
Eier gelegt, welche nach Grösse, Gestalt, Grundfarbe und Zeichnung ziemlich abwechseln. Sie sind 
ungleichhälftig, an der Basis abgerundet, nach der stumpfen, seltner etwas spitzen Höhe meist ziem- 
lich stark abfallend, nur selten fast gleichhälftig. Bei den 100 Exemplaren meiner Sammlung ist das 


365 


kleinste 81/4” lang, 7” breit‘), das grösste 11” lang, 7'/,” breit, während die mehrsten sich zwischen 
9 und 10” in der Länge, 7'/, und 7'/,” in der Breite halten. Ihr Gewicht, gefüllt, beträgt meist A4 
Gran; entleert, schwankt es zwischen 2'/, und 2'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist, wie bei den andern 
Ammern, gefüllt, eine ziemlich dunkle, wie etwa bei fig, c.; entleert, werden sie gewöhnlich sehr 
licht, wie die Figuren a. und d. Ein grauliches Weiss ist die vorherrschende Färbung, die bei man- 
chen in das Röthliche, Bräunliche oder Violette zieht. Die untersten, röthlichgrauen Flecke sind un- 
deutlich umgrenzt oder verlaufen ganz in die Grundfarbe, was mit den mittelsten grau-, violett- oder 
seltner gelbbraunen auch der Fall ist. Zu oberst sind selten einzelne, rein umschriebene dunkelpurpurn- 
oder schwarzbraune Flecke, meist nur braune, roth- oder schwarzbraune, oft feinste Haarzüge, über 
die ganze Fläche gleichmässig oder einseitig, so wie nach Basis oder Höhe kranzartig entwickelt. 
Diese langen, feinen, dichten Haarzüge sind ihnen eigenthümlich, und nur die seltneren Abänderungen 
mit einzelnen reinen Flecken und kürzeren Haarzügen nähern sich denen der vorhergehenden Art. 
Sie sind matt oder etwas glänzend und haben ein etwas derbes, schwächer oder stärker geglättetes 
Korn mit deutlicherer oder weniger bemerkbarer Entwickelung der Körnchen, scharfeckigen oder 
gerundeten Poren. Inwendig scheinen sie graugelblich durch. 


4. Die Zaunammer. Emberiza eirlus. L. (Naumann, Vögel. N. A. T. IV. p. 270. Tab. 104.) 
Tab. XXXII. fig. 5. a. b. c. [Hewırson, Col. Ill. Tab. 40. 4.] 


Bei Grösse und Gewicht der Goldammer ist diese Ammer ihr Stellvertreter in mehreren süd- 
lichen Ländern, so dass sie an ihrer nördlichen Grenze mit ihr zusammentriflt. Man findet sie vom 
südlichen Deutschland und England durch Frankreich bis Dalmatien nistend, in Griechenland wird 
sie schon selten getroffen. In Lebensweise kommt sie mit der Goldammer nahe überein ; ihre Lock- 
stimme ist ein feines zi-zi-zäh-zirr, der wenig abwechselnde und unmelodische Gesang ähnelt den 
scharfen Locktönen der Sylvia garrula oder dem Geschrill der Heuschrecken. Ende April beginnt 
die Paarungszeit und im Mai oder Juni findet man die Nester in niederm, stachlichem Gebüsch oder 
am Boden. Ich besitze 3 wohlerhaltene Nester aus Italien und Dalmatien, deren Beschreibung folgt. 
Nr. 4 aus Oberitalien, im Mai am Boden erbaut, bildet eine gerundete Masse, welche 2%” hoch, unten 
fast 4”, oben 3” breit ist. Der Napf von 2,” Weite und 1'//” Tiefe wird von den 5 Eiern mehr als 
zu zwei Drittheilen angefülll. Es besteht aus verwitterten Grasblättern und Stengeln von Gras und 
andern Pflanzen, ist inwendig ınit dicker Schicht von graubraunen und schwärzlichen Würzelchen 
sorgsam ausgelegt. Nr. 2 aus Dalmatien, am %. Juni mit 4 frischen Eiern in niederm Gestrüpp ge- 
funden, ebenfalls ziemlich massig aber napllörmig aus verwitterten Blättern und dürren Stengeln und 
Stöckchen von Gräsern, Cerastium, Alyssum, Statice und andern Pflanzen zusammengelegt, inwendig 
mit haarfeinen Grasrispen dicht und glatt ausgekleidet. 5 Eier füllen nur '/, des Raumes. Nr. 3 eben- 
daher, mit 5 Eiern, gleicht dem vorigen sehr, nur dass es etwas weniger massig meist aus gelblichem 
Grase erbaut ist. Es ist 3,” breit, gegen 2” hoch, 2°/” weit und 1'%” tief. Von den Eiern habe 
ich 20 Stück aus der Schweiz, dem südlichen Steyermark, Italien und Dalmatien, welche unter sich 


*) Ein Spulei ist nur 7,” lang und 6” breit, ein sehr kurzes hat 8Y,"” Länge, 7°/” Breite. 


sehr übereinstimmen. Sie sind gestreckter oder kürzer ungleichhälfiig oder in wenigen Fällen dem 
Gleichhälfligen nahe, 8°,” lang, 7'/,” breit bis 10” lang, 7'/,” breit, mit einem Gewichte von 
2'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist ein helles Graugrünlich, meist sehr verdeckt von den untern, dichten, 
violettgrauen und den mittlern braunen of wolkigen Flecken, denen zu oberst noch braune und 
dunkelbraunviolette gezogene Flecke und Haarzüge beigegeben sind, die stets an der Basis dichter, 
oft kranzartig stehen, an der übrigen Fläche gleichmässig vertheilt sind. Die Schale hat etwas Glanz 
und scheint gegen das Licht graugrünlich durch. Ihr Korn ist stark entwickelt, dichtgedrängte, bis 
zur Höhe fast gleichartige, eckige Körnchen lassen nur schmale, verzweigte Furchen und scharf- 
eckige Poren zwischen sich, So stehen sie denen der Zippammer weit näher als denen der Gold- 
ammer; von letztern unterscheidet sie die grünliche Beimischung der Grundfarbe, so wie das gleich- 
mässige, scharfeckige Korn; von den ersten die weniger reine Grundfarbe, schmäleren Züge und 
das Korn 


5. Die Zippammer. Emberiza cia. 1. (Naumann, Vög. N. A. T. IV. p. 251. Tab, 102.) 


Tab. XXXII. fig. 6. a. b, 


Bei Grösse und Gewicht der beiden vorhergehenden hat sie ein schr ausgedehntes Vaterland, 
da sie von Portugal in allen europäischen Ländern am Mittelmeere und dessen Inseln, so wie am 
adriatischen Meere und ungefähr in derselben Breite durch ganz Asien vorkommt, woselbst sie 
Stand- oder Strichvogel ist. Doch lebt sie meist zerstreut in geschützten Thälern der Gebirgsgegen- 
den, so dass ihre Nester nicht of aufgefunden werden, weshalb auch ich nur 3 Exemplare derselben 
besitze. Nr. 4 in der Umgegend von Zemoniko, im südlichen Dalmatien, am 31. Mai mit 5 Eiern 
gefunden, wo es am Boden neben kleinem Gestrüpp stand. Es ist wenig massig aus Laubmoos, 
dürren, zarten Stengeln von Gras, Filago und Kleearten erbaut, und mit denselben und einigen 
Pferdehaaren ausgekleidet. Es bildet einen gerundeten Napf von #” Breite, 2'/,” Höhe und Weite 
und fast 2” Tiefe, so dass die 5 Eier kaum '/, des Innenraumes anfüllen. Das zweite erhielt ich aus 
Griechenland, vom Herrn Dr. Lindermeyer gesammelt, welches in den Maassverhältnissen mit dem 
vorigen fast stimmt, nur etwas weniger tief ist. Es besteht aus schmalen Streifen von Weinbast, 
dürren, zarten Stengeln von Plantago, einigen Grasblättern und ist mit denselben Stoffen und haar- 
feinen Würzelchen nicht sehr sorgsam ausgekleidet. Nr. 3 aus der Umgegend von Montpellier, 
durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon, fand sich unter einem Olivenbusche im Mai mit 5 Eiern. Es 
bildet einen zierlichen, lockern Napf von kurzen Filago-Stengeln, so wie kurzen Grashalmen und ist 
inwendig mit letztern und einigen Pferdehaaren recht sorgfältig ausgelegt. Es ist #” breit, 1)” hoch, 
2°/” weit, 4'/,’ tief. Nach diesen 3 Stücken zu urtheilen, wären die Nester dieser Ammer viel we- 
niger massig erbaut, als die der vorhergehenden Arten. Von den Eiern habe ich nur 13 Stück aus 
Griechenland, Dalmatien und dem südlichen Frankreich zur Vergleichung, welche denen der vorigen 
Art am nächsten stehen. Sie sind kürzer oder gestreckter ungleichhälfig, an der Höhe stumpfer oder 
etwas scharf zugespitzt, an der Basis zugerundet oder sanft abfallend, 9'/, bis 10” lang, 7 bis 7,” 
breit und wiegen 2'/, bis 2°, Gran. Ihre Grundfarbe ist graugrün, meist ziemlich hell und rein, zu- 
weilen durch dichte Fleckchen etwas in das Purpurgraue ziehend. Die untersten Flecke sind violett 


u 


367 


oder röthlichgrau, matt und verworren oder auch ziemlich lebhaft und rein umschrieben, als feinste 
Strichelchen oder auch ziemlich gross. Dann folgen einige grauviolette oder braune Flecke und 
Züge, zu oberst aber ziemlich viele, zum Theil auch grosse dunkelviolettbraune Flecke und lange 
Haarzüge, besonders kranzartig um die Basis gelegt. Diese sind grösser als bei der Zaun- und 
Goldammer, aber kleiner als bei der Grauammer. Inwendig scheinen diese Eier graugrün durch. 
Die Körnchen der Schale sind meist nur an der Basis deutlich entwickelt und bilden an der übrigen 
Fläche meist nur schwachgekörnelte, schmale verzweigte Züge. Darnach sind auch die Poren 
eckiger oder gerundeter, grösser oder kleiner. Beachtet man die Grundfarbe, die obern Flecken und 
das Korn, so wird man sie immer von den Eiern der Zaunammer unterscheiden können. 


6. Die Fichtenammer. Kmberiza pityornus. Paur. (Nauvmann, Vög. N. A. Tom. IV. p. 278. 
Tab. 104. Emberiza pithyornus.*) Parı. Zoographia Ross. asiat. Tom. Il. p. 27.) 


Sie hat Grösse und Gestalt der letzten Arten, ein Gewicht von 2 Loth oder etwas mehr und 
lebt durch ganz Sibirien, vom Ural zur Lena, besonders wo Ahorn wächst *), sparsam zerstreut, 
kommt in Europa nur als Streifer vor. Von seiner Fortpflanzungsgeschichte haben wir seit Pallas 
nichts näheres erfahren ““), nach ihm kommt ihre Stimme der von der Rohrammer nahe, das Nest 
wird im Gesträuche aus Gras erbaut, die 5 Eier sind grünlich, braunbunt, im Juni findet man 


die Jungen. 


7. Die Gartenammer, der Ortolan. Zmberiza hortulana. L. (Naumann, Vög. N. A. Tom. IV. 
p- 238. Tab. 103.) 


Tab. XXXII. fig. 7. a. b. c. d. [Nozem. et Sepp, Tom. II. p. 245. Tab. 75. TmienEMANN u. Breum, Heft III. p. 20- 
Hewırson, Br. Ool. Tab. 126. Id. Col. Ill. Tab. 40. fig. 2.] 

Der Ortolan hat eine etwas geringere Grösse als die Goldammer und wiegt im gewöhnlichen 
Zustande noch nicht 2 Loth. Auch seine Verbreitung ist eine beschränktere, da er zwar fast in allen 
Ländern von Europa, von Norwegen und Schweden bis Griechenland, und von England durch das 
nördliche Afrika bis zum Altai im mittlern Asien vorkommt, aber nur wenige Gegenden zum Nisten 
geeignet findet, welches besonders sonnige, nicht zu dürre Hügel sind. Er ist Zugvogel, der zeitig 
im August im Norden aufbricht und Mitte September Deutschland ganz verlässt. Ende April oder 
Anfangs Mai kehrt er zum Nistplatze zurück, wo sich die Männchen durch ihren fleissigen, aber sehr 
einförmigen Gesang bemerklich machen, während im Ganzen diese Vögel ein sehr stilles, zurück- 
gezogenes Leben führen. Der Gesang hat viel Achnliches mit dem der Goldammer und besteht fast 
aus denselben Tönen, nur etwas anders angeordnet, ungefähr dit-dit-dit-dit-düh! die letzte Sylbe 


*) Die Orthographie des Wortes Pitys, Fichte, hat wol besonders wegen des ähnlich lautenden Python und 
Pythius den Ornithologen viel zu schaffen gemacht. 
**) In seinem Reisewerke gibt Pallas früher Fichtenwaldung als Sitz dieses Vogels an, in der Zoographie die 
von Ahorn. 
”**) Fast von allen ausschliesslich sibirischen Vögeln fehlen uns genauere Berichte hinsichtlich ihrer verschie- 
denen Lebensverhältnisse, was überall der Fall ist, wo der germanische Stamm, der Heger und Pfleger eigent- 
licher Wissenschaft, schwer oder gar keinen Zugang hat 


um eine Tertie höher, oder die ersten Sylben hoch begonnen und die letzte eine Quinte tiefer fallen 
gelassen. In Sachsen bewohnen sie besonders das Weingebirge zwischen Dresden und Meissen, und 
da, wo mehrere Pärchen unweit voneinander nisten, hört man häufig 2 Männchen sich singend un- 
terhalten. Sie sitzen dabei auf der Spitze von Weinpfählen, meist 60 bis 100 Schritte voneinander. 
Das Männchen, welches den Gesang beginnt, endet mit der steigenden Sylbe, gleichsam als Frage, 
das andere mit der fallenden zur Antwort. Dieses einfache Spiel wird mit wenigen Unterbrechungen 
oft stundenlang fortgesetzt. Aber eben wie bei der Goldammer findet man mancherlei individuelle 
und locale Abweichungen der Gesangweise. Die Weibchen halten sich sehr verborgen am Boden 
und kommen selten zum Vorschein. So legen sie auch ihr Nest recht künstlich verborgen an, dass 
man es selten anders als durch Zufall findet, meist in eine kleine Bodenvertiefung in die Nähe eines 
Weinstockes, eines Büschchens oder irgend einer schützenden Pflanze. Nach der Belegenheit bauen 
sie es mehr oder weniger massig aus gröberen oder feineren Stoffen, lockerer oder dichter. Ich 
besitze eine ziemliche Anzahl dieser Nester und will die charakteristischen derselben beschreiben. 
Nr. 4 aus Toulouse, durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon unter einem Aprikosenstrauche am Boden 
gefunden, bildet einen gerundeten Napf von 3'/” Breite, 4°/” Höhe, 2'/.” Weite, 1'/,” Tiefe. Es be- 
steht aus verwitterten, erdigen Grashalmen und Wurzeln, und ist im Innern nit Grashälmchen, Wür- 
zelchen und schwarzen Rosshaaren recht nett ausgelegt. Nr. 2 aus der Umgegend von Sarepta, durch 
Herrn Möschler, besteht aus etwas frischeren Grasstöckchen, Stengeln von Waldstroh und Filago, und 
ist inwendig mit einer dicken Schicht schwarzer und weisser Rosshaare ausgelegt. Es ist über 4” 
breit, 1” hoch, 2'/,” weit, 1%” tief. Nr. 3 aus dem Dresden-Meissner Weingebirge, den 7. Juni 
mit 4 Eiern gefunden‘). Es bildet einen sparrig gerundeten Napf mit einseitigem langen Anhange, 
ist 4” breit und wird vom Anhange noch an 6” überragt, 2'//” hoch, 2'/” weit, 1'/” tief, besteht 
aus verwitterten Filago- und Grasstöckchen, Weinwurzeln und Stroh, und ist inwendig mit feineren 
Stengeln, Würzelchen und Hälmchen ausgelegt. Nr. 4 ebendaher, Mitte Mai in einem nassen und kal- 
ten Frühjahre mit 5 frischen Eiern gefunden. Es stand, geschützt von einem Busche der Avena Fla- 
vescens, dicht an einem Weinstocke, bildet eine sparrig gerundete Masse von ungefähr 4” Breite, 3” 
Höhe, 2'//” Weite, 4'/,” Tiefe. Die 5 Eier füllen den Napf etwa zur Hälfte an, wie bei den mehrsten 
andern. Sein Aeusseres besteht aus braunem Weinbast und einigen Weinwurzeln, der Napf ist ganz 
aus welligen, feinen, graugelben Würzelchen, deren Enden oft nach Aussen vorstehen, so wie eini- 
gen schwarzen und weissen Rosshaaren gebildet. Es ist sehr eigenthümlich und weicht von allen 
andern meiner Sammlung ab. Nr. 5 ebendaher, Anfangs Juli mit flüggen Jungen. Es stand in 
lockerm Steingerülle unter einer Brombeerstaude, bildet einen gerundeten etwas sparrigen Napf von 
3'/” Breite, 2'//” Höhe und Weite, 1',” Tiefe und besteht auswendig aus Stöckchen von Gras, 
Filago, Galium, dürren Blättern, etwas Laubmoos, und ist inwendig mit einer dicken Schicht haar- 
feiner Graswurzeln, mit einigen Rosshaaren vermischt, sorgsam ausgekleidet. Achnlich sind die 
übrigen meiner Sammlung und unterscheiden sich so sehr von den andern Ammernestern. Es wird 


*), Mein werther Bruder, August Thienemann, d. Z. Weinbergsbesitzer, hat mir zuerst Nester und Eier der Fett- 
ammer verschafft, und oft habe ich in seinem Berge, wo jährlich mehrere Pärchen nisten, mit Vergnügen diese 
harmlosen Vögel beobachtet. 


— 369 — 


des Jahres nur eine Brut gross gezogen, nur wenn die erste verunglückt, wird zuweilen zu einer 
zweiten geschritten. Der Satz besteht meist aus 5 Eiern, die ebenfalls ganz eigenthümlich gefärbt 
sind. Ich besitze deren 35, von Schweden bis Griechenland und Sarepta, deren Gestalt mit der bei 
den vorhergehenden Arten angegebenen stimmt. Das kleinste ist 7°//” lang, 6%,” breit, das grösste 
9°/,” lang, 7°/,” breit, die andern halten sich in der Länge meist zwischen 8 und 9”, in der Breite 
zwischen 6°/, und 7”. Ihr Gewicht im gefüllten Stande schwankt zwischen 38 und k0 Gran; entleert, 
wiegen sie um 2"/, Gran. Gefüllt, ist ihre Grundfarbe ein dunkles Röthlichgrau ; entleert, gehen sie in 
das hell Röthlichgraue und Röthlichweisse. Die untern Flecke sind aschgrau, dann folgen roth- oder 
purpurbraune, deren Ränder in die Grundfarbe verlaufen und zu oberst oft gerundete, dunkelst 
purpur- oder schwarzbraune. Keinem mangeln einige feine Haarzüge der mittlern oder obersten 
Färbung. In seltenen Fällen stehen die Flecke fast gleichmässig zerstreut, meist um die Basis, sel- 
tener um Mitte oder Höhe einen lockern Kranz bildend. Die Schale hat etwas oder ziemlichen 
Glanz, scheint gegen das Licht graugrünlich durch und hat ein zartes, geglättetes Korn, so dass die 
ziemlich häufigen, gerundeten Poren meist ganzrandig sind. Durch Grundfarbe, gerundete, einzelne 
Flecke, kurze Haarzüge und das Korn unterscheiden sie sich von denen vorhergehender Arten, durch 
Grundfarbe und Korn von denen der folgenden Art. 

Noch habe ich mich nicht überzeugen können, dass Emberiza caesia. Mus. Francof. eine selb- 
ständige Art sei, da ihre körperlichen Verhältnisse, so wie die Zeichnung vollkommen mit denen von 
E. hortulana übereinstimmen. Pallas, nach dem sie im südlichen Russland mit hortulana gemischt 
vorkommt, hält sie ebenfalls nur für unbedeutende Farbenabänderung. Herr Graf v. d. Mühle sagt 
zwar, dass in Griechenland ihre Aufenthaltsörter ganz verschieden seien, dass das Nest vom Orto- 
lan stets im tiefsten Gebüsch, immer mehrere Fuss über dem Boden stehe und 4 bis 5 röthlichgraue, 
röthlichbraungeaderte Eier enthalte, während die Blauammer ihr Nest, der Goldammer ähnlich, am 
Boden hinter Felsblöcken in eine Salbeistaude baue und A bis 6 graublaue, mit Leberflecken be- 
sprengte Eier lege, ihre Jungen mit Brachkäfern und Raupen auffüttere. Die ganze Angabe ist zu 
vag und unsicher, um als Basis kritischer Vergleichung dienen zu können. Alles von der Blauammer 
Gesagte stimmt ganz mit dem Ortolan. Nester und Eier, welche Herr Dr. Lindermeyer als von Em- 
beriza caesia eingesendet hat, bieten keinen Unterschied von denen des Ortolans. Die griechischen 
Eier zeichnen sich zwar durch lebhafte Grundfarbe vor den mehrsten nordischen aus, doch findet ein 
allmäliges Abnehmen in derselben bis zu schwedischen Exemplaren statt. Stolfe und Maassverhält- 
nisse der Nester stimmen mit den aus Frankreich und Sarepta gegebenen vollkommen überein. 
Fig. 7. d. stellt ein solches griechisches Exemplar vor. 

8, Die Rohrammer. Emberiza schoeniclus. L. (Naumann, Vög. N. A. Tom. IV. p. 280. Tab. 
105. Emberiza pyrrhuloides. Pau. palustris.*) Savı.) 


Tab. XXXIM. fig. 9. a. b. c. [Kreıs, Ov. Tab. X. fig. 48. Nozem. et Sepr, Tom. I. p. S2. Tab. 45. Nest und Eier. 
Lewiın, Tom. Ill. Tab. 49. fig. 2. Naumann und Bunte, Heft I. Tab. 1. fig. 16. a. b. TimExEemAnN und Brenn, 
Heft III. p. 48. Tab. IX. fig. 14. Hewırson, Br. Ool. Tab. 3. fig. 3. Id. Col. Il. Tab. 39. fig. 2.] 


Vom Polarkreise bis Italien und von Schottland bis zum kaspischen Meere und weiter ist diese 
Ammer an geeigneten Gegenden verbreitet. Dies sind zusammenhängende Sümpfe, sumpfige Ufer 


*) Die extremen Entwickelungen dieser Ammer, wie sie im Norden und Süden zu Stande kommen, scheinen 


47 


— 310 ° —— 


fliessender oder stehender Gewässer, wo Rohr mit Gebüsch vorhanden ist, und hier schlägt der 
Vogel seinen Sommersitz auf, während er auf dem Zuge nach seinem Winteraufenthalte in wärmeren 
Ländern alle andern Oertlichkeiten durchstreift”). 

Das Gewicht der nördlichen erreicht selten 1°/, Loth, während sie südlicher (E. pyrrhuloides) 
über 2 Loth schwer werden. Zeitig im Frühjahre werden die Brüteplätze wieder aufgesucht, wo das 
Männchen oft bis in die Nacht hinein seine muntre, ziemlich abwechselnde Stimme hören lässt, welche 
nur entfernte Achnlichkeit mit der der Goldaminer hat, feiner ist, und individuell und local sehr ab- 
wechselt, so dass sie bei manchen sia-tit-toi-sissit, bei andern wie sürt-sürt-sürt oder tjirt-tirt-tirt 
u. s. f. lautet. Der Sänger sitzt dabei frei auf einem Pfahle, einer grössern Sumpfpflanze oder einer 
Strauchspitze. Der Lockton ist ein hohes, gezogenes zieh oder tschibih, wie auch ein leises ziss. 
Sobald es die Witterung gestattet, beginnen die Pärchen den Nestbau, wählen ein mit Gras durch- 
wachsenes Erlen-, Weiden-, Rohr- oder sonstiges Sumpfpflanzenbüschehen oder nur hohes Sumpf- 
moos unter dem Schutze eines alten Seggenbusches zum Standorte und erbauen aus Moos, Rohr- 
rispen oder feinen Grasstengeln und Blättern ihr ziemlich kleines Nest, was ich aus vielen Gegenden 
besitze. Nr. 4 aus dem botanischen Garten in Leipzig, am 28. April in einem Erlenbusche am Rande 
eines Teiches, zwischen Zweigen und altem Grase am Boden erbaut, bildet einen etwas ungleichrandigen 
gerundeten Napf von 3'/,” Breite, 2'/” Höhe, 2'//” Weite, 4'/,” Tiefe, so dass die 5 Eier etwa die 
Hälfte des Innenraumes einnehmen. Es besteht aus graugelblichen Grasstoppeln mit einigen Würzel- 
chen und etwas Moos, ist inwendig mit feinen und feinsten Hälmchen und einigen Pferdehaaren sorg- 
sam ausgekleidet. Nr. 2 aus Holland, durch Herrn Löbbecke auf einer Landseeinsel in hoher Gras- 
kufe im April mit 6 Eiern gefunden, bildet einen etwas lockern, aber dickwandigen Napf von #” 
Breite, 2'/” Höhe, 2'/,/” Weite, 1Y/,” Tiefe, und besteht äusserlich aus Laubmoos, verwitterten Wald- 
strohstengeln, Grasstöckchen, während es inwendig mit wolligen Rohrrispen und einigen rothgelben 
L.aubmoos-Samenstengeln warm ausgelegt ist. Nr. 3 vom Neusiedlersee in Ungarn, durch Herrn 
Pregl in Wien mit 6 Eiern im Juni gesammelt‘). Der etwas lockere Napf ist 3'/,” breit, 1%,” hoch, 
2'//” weit, 1'/” tief, besteht aus dünnen, gelbbräunlichen Grasstengeln und Blättern, und ist inwen- 
dig mit denselben und schwarzen Rosshaaren ausgekleidet. Nr. & ebendaher, mit 4 Eiern, bildet 
einen lockern Napf von 3” Breite, 2” Höhe, 2'//” Weite und 1%” Tiefe, ist aus sehr feinen Gras- 
hälmchen und Blättern erbaut und mit denselben, so wie etwas Rosshaaren ausgelegt. Sonach zeich- 
nen sich diese Nester durch Leichtigkeit der Bauart von den vorhergehenden aus und schliessen 
sich sehr an die der Spornammer an. Es werden gewöhnlich 2 Bruten in einem Sommer zu Stande 
gebracht, wo der Satz das erste Mal meist 5 bis 6, das zweite 4 Eier enthält. Von diesen liegen 
70 Stück aus den meisten Gegenden des Vorkommens vor. Das kleinste, aus Lappland, ist 8” lang, 
6” breit; ein anderes aus der Magdeburger Gegend ist nur unerheblich grösser; das längste, aus 


specielle Sonderung, wie Pallas und Savi sie vornalhımen, zu verlangen. Die allmäligen Uebergünge, wie sie be- 
sonders Ungarn bietet, rathen aber davon ab, wozu auch Gleichheit von Nest und Eiern bestimmt. 

*) Die Rohrammer ist nicht sehr zärtlich, so dass schon in Schottland bei gelinden Wintern manche zurück- 
bleiben und auch die andern britischen England nicht verlassen. 

*") Der dortige Vogel steht in Färbung und Schnabelbildung zwischen dem südlichen pyrrhuloides und dem 
nordischen schoeniclus mitten inne, 


— 8 — 


Schweden, ist 9°/,” lang, 6'/,” breit; andere aus Südrussland, echte E. pyrrhuloides, sind 9'/,” lang, 
7'/y" breit. Die Mehrzahl ist um 9” lang und 7” breit. Das Gewicht der gefüllten beträgt 38 bis 
%4 Gran, das der entleerten Schale ein wenig unter bis etwas über 2 Gran, meist gerade 2 Gran. 
Die Grundfarbe ist grau, in das Röthliche, Bräunliche, Grünliche, alles lichter oder dunkler. Die un- 
tersten Flecke treten nur wenig vom Grunde los, sind bräunlich-, röthlich-. oder violettgrau, wolkig 
deckend oder etwas gesondert, kleiner oder grösser, auch als Haarzüge. Dann folgen etwas lebhaftere 
derselben Färbung, meist in Haarzügen ausgehend und zu oberst recht lebhaft dunkel-, purpur- oder 
schwarzbraune, ganz rein oder mit etwas verwaschenem Rande, ungleichmässig über die Oberfläche 
vertheilt, einseitig, zuweilen an Basıs, Mitte oder Höhe etwas dichter, selten kranzartig, so dass nur 
1 unter meinem Vorrathe ein geschlossenes Kränzchen führt, und zwar in einem Neste mit k an- 
dern ohne ein solches. Die glatte, etwas glänzende Schale ist besonders um die Basis sehr fein und 
dicht gekörnelt, meist schärfer gesondert als bei den vorhergehenden Arten, ganz so wie bei der 
Spornammer. Inwendig scheinen sie graugrünlich durch. Mit Eiern anderer Ammern wird man sie 
nicht leicht verwechseln, nur manche der proteischen Abänderungen von Eiern des Anthus arboreus 
kommen ihnen nahe, die jedoch weder so lange Haarzüge noch so reine Oberflecken haben. 


9, Die goldköpfige Ammer., Kmberiza aureola. Pauz. (Pall. Zoogr. Tom. Il. p. 52. Kırrrırz, 
Kupfertafeln. Tab. 17. Liljeborg in: Oefvers. af Kongl. Vet. Acad. Förhandl. 1849. p. 19.) 


Sie hat die Grösse der vorstehenden und lebt in begrasten Ebenen, die Pappeln und Wei- 
den führen, vom Ladoga-See bis nach Kamtschatka. Ihre Stimme ist rohrammerartig, das Männchen 
singt anhaltend, auf einer Strauchspitze sitzend. Im Mai baut sie ihr Nest aus Semmen und Lycopo- 
dium zwischen Gesträuch am Boden, legt 5 graubläuliche oder röthlichweissgraue mit braunen und 
schwarzpurpurnen Flecken und Zügen versehene Eier. Herr von Kittlitz fand auf Kamtschatka ein 
Nest im Juli mit & Jungen und einem unentwickelten Ei, welches auf röthlichweissgrauem Grunde 
mit schwarzröthlichen Punkten und verschlungenen Haarzügen bezeichnet war. 

Bei den nun folgenden Spornammern (Plectrophanes), welche den baumlosen -Polargegenden 
angehören, deshalb nur am Boden leben, ist der Nagel der Hinterzehe lerchenartig verlängert, wie 
auch ihr Gesang, den sie zum Theil im Fluge hören lassen, weit melodischer als der anderer Am- 
mern ist. Nest und Eier schliessen sie ganz den Strauchammern an. 


10. Die Spornammer. Ermberiza lapponica. L. (Quens.) ©. Faprıcıus. Faun. groenl. p. 119. 
Horrsoer. Gr. Fugl. p. 395. (Fringilla lapponica. L. Fr. calcarata. Pauı. Plectrophanes 
calcaratus. Mey. Naumann, Vög. N. A. Tom. IV. p. 314. Tab. 108.) 


Tab. XXXII. fig. 12. a. bis e. 


Wie alle wahren Polarvögel ist sie rund um den Nordpol verbreitet, besonders ebene Strecken 
liebend, wie der grönländische Name, Narksamiutak, Flächenbewohner, es bezeichnet. Deshalb ist 
sie besonders im nördlichen Asien sehr häufig und kommt wol deswegen in Island gar nicht vor, 
dem es wenigstens an bewachsenen und nicht ganz versumpften Ebenen völlig mangelt. In Gestalt 
und Gewicht kommt sie der Rohrammer am nächsten, wandert bei eintretendem Winter nach dem 
Süden, aber auch da nur ebene Gegenden aufsuchend und die Breite des mittlern Deutschland selten 

47° 


u Wr 


überschreitend. Der treMiche O. Fabricius gibt uns zuerst sichern Bericht über diesen Vogel und 
sagt unter anderm von ihm: „Er übertrifli die andern grönländischen Singvögel (Emberiza nivalis, 
Fringilla linaria, Saxicola oenanthe) im Gesange, dabei in die Luft sich schwingend wie die Lerche, 
baut in Wiesen an Graskufen eın kunstloses Nest aus Grashalmen und Moos mit wenigen Federn im 
Innern, legt im Juni 5 bis 6 gestreckte, trippelfarbene Eier mit dunklerer Abzeichnung.“ Herr Holl- 
böll behandelt ihn leider weniger ausführlich und sagt nur von ihm: Er bewohnt sowol im südlichen 
als nördlichen Grönland die Flächen der innern Meerbusen und baut lerchenartig sein Nest zwischen 
Gras und Flechten. Der Gesang des Männchens, den es auf einem Zweige”) sitzend oder im Auf- 
schwingen in die Luft hören lässt, ist schr hell und melodisch, er ist Grönlands Nachtigal. Der Eier 
sind 5 von schmuziger Olivenfarbe mit bräunlichen Flecken. 

Aehnlich ist ein Bericht des Herrn Graba in der Isis 4832, p. 18, nach welchem das Nest aus 
Grasrispen besteht und mit Federn vom Schneehuhne ausgefüttert ist. Die Eier werden schmuzig- 
ockerfarben, mit dunkelockerfarbnen Flecken besetzt, angegeben. Richardson in seiner Fauna boreali- 
americana sagt unter anderm von ihm: „In den Ebenen von Carltonhouse erschienen diese Vögel 
Mitte Mai in sehr starken Zügen mit Alauda alpestris und Emberiza picta, einige Tage später auch 
bei Cumberlandhouse. Bei Fort Franklin (65'/,° N. Br.) waren sie ein Jahr früher Anfangs Mai er- 
schienen. Sie brüten in feuchten Wiesen der arktischen Seeküste, bauen ihr Nest an einen kleinen 
Hügel zwischen Moos und Steine, äusserlich aus dürren Grashalmen, die zu ziemlicher Dicke inein- 
ander gelegt sind, und kleiden es nett und dicht mit Thierhaaren aus. Der Eier sind meist 7, welche 
blassockergelben Grund haben und braungefleckt sind.“ 

Ich habe eine Anzahl Nester aus Grönland und dem arktischen Amerika erhalten, und gebe de- 
ren Beschreibung: Nr. 4 aus Grönland, im Juni mit 6 Eiern, bildet einen gerundeten, ziemlich glat- 
ten Napf von 3'/,” Breite, 2” Höhe und Weite, 4” Tiefe, so dass die Eier den Innenraum ausfüllen. 
Es besteht auswendig aus dürrem, zartem , gelbbräunlichem Grase mit wenigem Moose und ist in- 
wendig mit einzelnen Schneehühnerfedern belegt. Nr. 2 ebendaher, mit 5 Eiern, ist 3'/,” breit, 2” 
hoch, 2'/” weit, 1'//” tief, besteht aus steifen Grasrispen mit etwas Moos, Schneehuhn- und Raben- 
federn durcharbeitet, und hat weniger Festigkeit als das vorige. Inwendig ist es mit ziemlich dicker 
Schicht weicher Schneehuhnfedern ausgelegt. Nr. 3 ebendaher, mit 6 Eiern und den Maassen des vo- 
rigen, hat noch weniger Zusammenhang als dieses, da es nur wenige Grasrispen mit vielen kurzen 
Renthierhaaren, Raben- und Schneehuhnfedern enthält, welche auch die Auskleidung bilden. Nr. 4 
aus dem arktischen Amerika, bildet einen kleinen, lockern Napf, an dem vielleicht die äussere 
Grundlage fehlt. Es besteht aus demselben feinen Grase wie Nr. 1, mit dem sein Innennapf auch 
stimmt, nur dass er mit einer Schicht weisser und brauner Thierhaare ausgelegt ist. Es sind also 
die Nester der Spornammer weit kleiner als die der Schneeammer, mit welchen sie in den Stoffen 
übereinkommen. Von den Eiern habe ich #5 Stück aus Lappland, Grönland und Amerika zur Ver- 
gleichung, welche fast eben so merkwürdig abändern, als die von Anthus arboreus. Sie sind ge- 
streckter oder kürzer ungleichhälftig, nach der spitzen oder etwas stumpfen Höhe meist stark ab- 


*, Hierunter sind nicht Zweige eines aufrechten Busches, sondern liegende Stümmchen polarer Zwergbäumchen 
zu verstehen, da der Vogel sich nie auf Gesträuch setzt 


—— ‚80 


fallend; das kleinste, amerikanische, ist 8'/,” lang, 6'/” breit, das grösste, grönländische, 10'/,” lang, 
7” breit. Die Mehrzahl hält zwischen 9 und 10” in der Länge und 7” in der Breite. Das Gewicht 
beträgt um 2'/% Gran. Ihre Grundfarbe ist bräunlich in das Gelbliche und Graue, oder grünlich, 
lebhaft oder in das Graue oder Bräunliche. Die untersten Flecke sind röthlichgrau, treten nur 
bei lebhaft graugrünlicher Grundfarbe etwas deutlicher vor und stehen da gesonderter, auf den an- 
dern sind sie meist verworren und fast deckend. Dann folgen etwas lebhafter braune, die oft in das 
Grauröthliche, selten Gelbliche oder Grüne ziehen, öfters um die Basis einen Kranz bilden, zu 
oberst einzelne dunkelbraune, gesonderte Punkte, gesonderte oder verworrene Fleckchen oder 
Haarzüge sparsam zerstreut über die Fläche oder dichter um die Basis. Diese obersten fehlen zwar 
nie ganz, sind aber oft nur sehr einzeln und ganz klein vorhanden. Die Hauptabänderungen sind 
auf der Tafel getreu dargestellt. Fast stets gleichen sich die im gleichen Neste befindlichen sehr. 
Die Schale hat etwas oder ziemlichen Glanz und dichte, feine, gesonderte Körnchen, so wie eckige 
Poren. Inwendig scheinen sie graugrünlich durch. Sie sind sehr nahe verwandt mit den Eiern von 
Alauda alpestris, die aber durch charakteristisches Lerchenkorn leicht zu unterscheiden sind; dann 
mit manchen Abänderungen des Anthus arboreus und zwar so nahe, dass nur eine sorgfältige Prü- 
fung des Kornes sichere Unterscheidungszeichen bietet. Die Poren der letztern sind stets feiner und 
tiefer, die Körnchen mehr abgeflacht und ungleicher. Dann mit denen von Anthus ludovieranus, welche 


aber fast immer kleiner, stets leichter sind. 


11. Die Schneeammer. Emberiza nivalis. L. (Plectrophanes nivalis. Mey. Naumann, Vög. N. A. 
Tom. IV. p. 297. Tab. 106 et 7. O. Faprıcıus. Faun. gr. p. 119. Turexemann u. GUENTHER, 
Reise. T. II. p. 84.) 

Tab. XXXII, fig. 11. a. bis e. [Tmmexemann und Brenn, Heft III. p. 22. Tab. IX. fig. 43. Hewırson, Col. III. Tab. 
38. fig- A. 2] 

Dieser allbekannte Vogel wiegt 2 bis 3'/, Loth, ist ansehnlich stärker als der vorige, mit dem 
er das Vaterland theilt, nur dass er ohne Vorliebe für Ebenen eine allgemeinere Verbreitung hat 
und viel häufiger vorkommt. Blos von Mangel an Nahrung getrieben, verlässt er seinen Sommer- 
aufenthalt und bleibt daher schon in Grönland theilweise, in Island fast ganz im Winter zurück. 
Im Mai kehren die ausgewanderten zu ihren Nistplätzen zurück, was nach Oertlichkeit Gebirge oder 
Niederungen, im innern Lande oder an der Meeresküste sind. Die Pärchen halten auf ihr Nistrevier, 
wobei zuweilen kleine Streitigkeiten zwischen benachbarten Männchen stattfinden. Der Gesang der 
Männchen ist ziemlich melodisch und ändert nach Oertlichkeit und Individualität mehrfach ab, so 
dass er mehr dem von Sylvia cinerea, tithys oder Fringilla cannabina nahe kommt. Im Juni setzen 
die Sänger zu keiner Stunde ganz aus, singen aber selten längere Zeit anhaltend, auf einem Steine 
oder Felsvorsprunge sitzend, auch kurze Strecken fliegend. Das Nest wird in einer Felsspalte 
zwischen Steingerölle und unter dem Schutze eines losen Felsblockes angebracht, ist an- 
sehnlich gross und gut gebaut. Auch von dieser Ammer gibt O. Fabricius zuerst das Richtige hin- 
sichtlich von Nest und Eiern. „Im Mai, sagt er, baut sie ihr Nest in Felsspalten, und zwar aus 3 
Schichten, deren äussere aus Gras, die mittlere aus Federn, die innere aus Haaren des Schnee- 
fuchses besteht. Die 5 Eier sind etwas kurz, weiss und besonders nach der Basis dicht braun und 


ui en 


schwarz gefleckt. Das Männchen löst auf kürzere Zeit das Weibchen im Brüten ab, singt in der 
Nühe des Nestes, stets den Ort wechselnd, sehr gut, hört aber damit auf, wenn die Jungen ausge- 
kommen sind.“ Faber hielt Nest und Eier der Motacilla alba für die der Schneeammer, wonach 
seine Angabe zu berichtigen ist. Ich fand in Island Nester dieses Vogels, und erhielt deren viele aus 
Grönland und Labrador, von denen ich die bemerkenswerthesten hier aushebe. Nr. 1 aus Island, in 
der Nähe des Myvatn, Anfangs Juni mit 6 etwas bebrüteten Eiern. Es stand in der Höhlung eines 
Lavablockes und bildet einen gerundeten Napf von 5” Breite, 2'/,” Höhe, 2°/,” Weite, 4°/," Tiefe, 
so dass die Eier noch nicht die Häle des Innenraumes anfüllen. Seine dicke, gut durcharbeitete 
Wand besteht aus Grasstöckchen, Wurzeln und Zweigen von Heide und Grashalmen, nach innen 
mit einzelnen Schneehuhnfedern und feinen Grashalmen, während ein dickes Lager kurzer Schnee- 
huhnfedern die inner& Auskleidung bildet. Nr. 2 ebendaher, im Juni am Oefiord in einer Klippen- 
spalte gefunden, bildet einen Napf von 4'/,” Breite mit einseitigem Anhange von 2” Breite, 2'/,” Höhe, 
3” Weite und 1'/* Tiefe. Zarte Grasstöckchen, Grashalme, Federn vom Schneehuhne, Haare und 
Wolle vom Schneefuchse sind zu der ziemlich dicken Wand verarbeitet, während der Anhang aus 
gröberen Grasstöckchen, etwas Federn und Wolle locker zusammengelegt ist. Die innere Ausklei- 
dung ist aus Grasrispen, weissen Schneehuhnfedern und Schneefuchswolle bereitet. Die 6 Eier 
füllen mehr als die Hälfte des Napfes aus. Nr. 3 ebendaher, bildet einen Napf von 5'/,” Breite, 2” 
Höhe, 3°/,” Weite und 1'/4” Tiefe, so dass die Eier nur ein Drittheil des Innenraumes anfüllen. Es 
besteht aus Grashalmen mit vielen Kuhhaaren, Schafwolle, Federn, Moos und Flechten durcharbeitet, 
und ist inwendig mit Schaf- und Schneefuchswolle, so wie Kuh-, Renthier- und Rosshaaren aus- 
gekleidet. Nr. 4 aus Grönland, mit 5 Eiern, bildet einen wohlgerundeten Napf von 4'/,” Breite, fast 
2” Höhe, 2'/,” Weite, 4'/” Tiefe, so dass die Eier fast den Napf ausfüllen. Es besteht zuerst aus 
einer Schicht von Laubmoos, verwitterten Waldstrohstengeln und Grashalmen, während eine zweite 
Schicht weniger verwitterte dünne, lange Grashalme und einzelne weisse auch bunte Schneehuhn- 
federn enthält, das Innere aber mit weissen Schneehuhnfedern ausgelegt ist. Nr. 5 ebendaher, sehr 
massig, doch etwas locker, 5” breit, 2” hoch, 3” weit, 4%,” tief aus langen, dünnen Grashalmen, 
Moos, Federn vom Raben, Schneehuhn und Wolle vom Schneefuchs erbaut, auch mit der letzten 
ausgekleidet. Sehr ähnlich sind die vielen andern vorliegenden erbaut, die nicht leicht mit einem an- 
dern Neste zu verwechseln sind. Die von Motacilla alba, im Norden oft an gleicher Oertlichkeit er- 
bauten, unterscheiden sich stets durch eine weniger sorgsam gerundete Wand, flacheren Napf, der 
fast stets aus Haaren in dicker Schicht erbaut ist. Man vergleiche die Beschreibung dieses Vogels. 
Von den Eiern habe ich 80 Stück vorliegen, deren kleinstes 9” lang, 7” breit, deren grösstes 10%,” 
lang, 7'/” breit ist. Die Mehrzahl hält um 40” Länge und 7” Breite, bei einem Gewichte von 2), 
bis 3/, Gran, ist an der Basis zugerundet und fällt nach der etwas stumpfen oder zugespitzten Höhe 
stark ab. Die Grundfarbe ist matter oder lebhafter blassgrünlich, in das Bläuliche, Weissliche, Gelb- 
liche; in seltenen Fällen graugelblich; die untersten Flecke sind röthlichaschgrau, violettgrau oder 
grauröthlich, klein und sehr klein über die ganze Fläche vertheilt, nach der Basis grösser, zuweilen 
mit den obern daselbst einen dichten Kranz bildend. Die mittlern Flecke, als Steigerung der untern, 
sind röthlichbraun, purpurbraun oder röthlichgraubraun, ebenfalls einzeln oder dichter, zuweilen mit 
den untersten fast deckend, öfters gross und verworren. Die obersten sind dunkelbraun, purpur- 


— 


ee. 


375 


oder schwarzbraun, selten etwas grösser und gerundet, meist klein und verschlungen, in kürzere oder 
längere Haarzüge ausgehend, zuweilen nur als Pünktchen und einzelne Strichelchen vorhanden. Die 
Schale ist fast matt oder wenig glänzend, das Korn, etwas verschiedenartig entwickelt, hat jedoch 
die Ammerkörnchen an der Basis vollkommen deutlich, nur flacher oder erhabener, mit kleineren 
oder grösseren Furchen, kleineren oder grösseren eckigen Poren. An der übrigen Fläche treten die 
Körnchenzüge oft mehr von einander und werden glatter, wo dann die Poren gerundet und glatt- 
randig sind. Gegen das Licht scheinen auf grünlichem Grunde die Flecke deutlich durch. Obgleich 
sich diese Eier in ihren verschiedenen Abänderungen an die mehrsten andern Ammereier an- 
schliessen, so wird man doch bei genauer Betrachtung nicht leicht in Verlegenheit kommen, sie mit 
ihnen zu verwechseln. In Grösse, Gestalt und Färbung kommen manche vollkommen mit Eiern der 
Loxia curvirostra var. pityopsittacus überein, letztere haben aber ein viel zarteres Korn mit runden 
Punktporen, wodurch man sie leicht unterscheiden kann. 

Als Anhang mögen nun noch zwei Vögel hier Platz finden, welche zwar in körperlichen Ver- 
hältnissen einiges Abweichende von den andern Ammern haben, den Eiern nach aber ganz hierher 
gehören. Beide sind amerikanisch. 


12. Die Reisammer. *) Emberiza oryzivora. L. (Dolychonya oryzivorus. Sw. Ieterus agripennis. 
Bon. Rice bunting, Bob-o-link. Wırs. I, p. 198. Au». Orn. B. I. p. 283. V. p. 486. Nurtar. 1. 
p- 185.) 


Tab. XXXII. fig. 2. a. b. 


Sie hat die Grösse der Goldammer und ist in der Nistzeit vom 40, bis 5%.° Nörd. Br. in Ame- 
rika verbreitet, während sie in den tropischen Ländern überwintert, einzeln sogar bis Paraguay 
vorkommt. Sie bewohnt vorzugsweise ausgedehnte Weideplätze, wo das Männchen, lebhafter als 
unsere Ammern, seinen muntern Gesang hören lässt, bei dem die Sylben Bob-o-link oft wiederholt 
werden, der aber auf vielfache Weise abwechselt; über Weibchen und Nistplätze gerathen die Männ- 
chen oft in lebhaften Streit. Im Mai oder Anfangs Juni legen sie ihr Nest am Boden in eine kleine 
Vertiefung, weder an zu dürren noch zu nassen Stellen an, und wissen es so künstlich zu verbergen, 
dass man es meist nur durch Zufall findet. Es ist aus dürrem Grase wenig sorgsam erbaut und hat, 
aus seinem Standorte genommen, fast keinen Zusammenhang. Der Satz besteht in 4 bis 6 Eiern, 
welche 8°/, bis 10V,” lang, 7 bis 7,” breit sind sind ein Gewicht von 2 bis 2'/, Gran haben. Auf 
weisslich oder weisslichgraugrünlichem Grunde führen sie aschgraue, blasser oder lebhafter röth- 
lichgraue, braune, braunrothe und dunkelst purpurbraune Fleckchen, Strichelchen und kurze oder 
etwas lange, feinere oder stärkere Züge. Die Abbildung stellt zwei Endpunkte der Abänderung vor, 
zwischen denen die mehrsten inne liegen. Wie bei der Schneeammer ist das Korn etwas ungleich 
entwickelt, manche Exemplare haben über die ganze Oberfläche sehr deutlich gesonderte eckige 
Körnchen und scharfeckige Poren, während an andern die Körnchen sehr abgeglättet und die Poren 


mehr gerundet sind. Inwendig scheinen sie graugrünlichweiss durch. 


*) In der Streichzeit bilden die Samen des wilden Reis, Zizania, ihre Hauptnahrung. 


Sn 


13. Die Plata-Ammer. Emberiza platensis. Gw. (Embernagra platensis. D’Orsıcxy.) 
Tab. XXX. fig. 4. [D’Onstsxr Vor. Ois. Tab. p. 284.) 


Nach Herrn D’Orbigny lebt sie stets im Sumpfe, nach d’Azara auch in den daranstossenden 
Orten, legt im October und November in einen dichten Busch einer niedern Pflanze ihr Nest aus 
dürrem Grase ziemlich kunstlos an, und in dasselbe 5 bis 6 Eier, welche auf bläulichem Grunde 
malt grauviolette Wolken mit kleinen und grössern dunkelvioletten Flecken führen. Ich erhielt 
2 Stück dieser Art, deren kleineres auf der Tafel abgebildet is. Das grössere, 40” lang, 7” breit, 
hat blassbläulichen Grund, der mit violettgrauen, heller und dunkler rothbraunen Strichelchen und 
zerfaserten grossen Flecken fast verdeckt ist. Zu oberst finden sich noch einzelne schwarzbraune in 
Haarzüge ausgehende Fleckchen, so dass es manchen dunkeln Schneeammereiern sehr ähnlich sieht. 
Es hat etwas Glanz und ein Korn, welches dem der Rohrammereier ähnlich, nur noch zarter ist 


Dritte Unterfamilie, 


Lerchen. 


Die Glieder dieser allbekannten und beliebten Familie gehören meist der alten Welt an, wo sie 
in allen Klimaten, doch vorzugsweise in der gemässigten Zone vorkommen. Amerika hat nur die 
Polarlerche und Australien ebenfalls nur eine Art. Es sind alles kleinere, aber ziemlich kräftige, 
muntere Vögel, welche ihre Nahrung, die in mehlreichen Sümereien, weniger Pflanzenblättern , zur 
Nistzeit aus Insekten besteht, ganz am Boden suchen, deshalb auch oflne, mehr trockne Gegenden 
lieben, geschlossenen Wald und Sumpf meiden. Fast alle berühren weder Baum noch Strauch. 
Sie haben mit Ammern und Finken manches überein ; hinsichtlich der Färbung, der Nestanlage und 
der Eier auch mit den Piepern, an die sie sich recht enge anschliessen. Männchen und Weibchen 
sind in Grösse und Färbung wenig oder gar nicht verschieden und halten sich des Sommers innig 
vereinigt, während sie sich im Herbste familien- oder scharenweise versammeln und umherstreichen 
oder ganz ziehen. Sie bereiten ein sehr kunstloses Nest, meist in selbstgescharrte Bodenvertiefung 
eingesenkt, legen in der Regel 5 Eier, ein oder zwei Mal des Jahres, die das Weibchen grössten- 
theils allein ausbrütet und dabei vom Männchen nur auf kurze Zeit abgelöst wird. Die Eier sind 
auf blassem Grunde meist dicht, oft sehr dicht und klein gefleckt, ihr Korn kommt dem der Ammern 
und Pieper nahe, unterscheidet sich von beiden durch die Poren, welche, wenigstens theilweise, an- 
sehnlich gross und etwas flach sind, mit tiefem Punkte in der Mitte und den Rand mit einem Körnchen 
Ringe eingefasst haben. An jedem Lerchenei findet man doch einen oder den andern dieser Poren 
deutlich entwickelt, als einzigen sichern Halt zur Unterscheidung von oft höchst ähnlichen Eiern an- 
derer Vögel. Die Jungen werden mit Insekten aufgefüttert und verlassen das Nest, ehe sie ganz 
Nugbar sind. Nach kleiner Abänderung, hinsichtlich der Schnabel- und Zehenbildung, hat man fast 
aus jeder Art ein eignes Genus gebildet; da aber alle in Lebensweise und Fortpflanzung so sehr 
übereinstimmen, ist es wol besser, sie unter dem alten Geschlechtsnamen vereinigt zu lassen. 


377 


Erstes Geschlecht. 


Alauda. L. (Galerida. Bow. Otocoris. Box. Melanocorypha. Bor. 
Sawilauda. Less. Phileremos. Brenn. Erana. Gay. Mirafra. Honsr. 
Megalaphonus. Guay. Agrodroma. Sw. Certhilauda. Sw.) 


1. Die Feldlerche. Alauda arvensis. L. (Naumann, Vög. N. A. T. IV. p. 128. Tab. 100.) 


Tab. XXVI. fig. 4. a. bis e. [Zıwannt, p. 55. Tab. VIII. fig. 43. Krem, p. 23. Tab. IX. fie. 3. GUVENTHER et Wır- 
sıns, Tab. 28 oben. Lewin, Tom. Ill. Tab. XX. fig. 2. NozEmAN et Sepp, T. I. Tab. 15. Muerren, Singv. p- 37. 
NAUMANN, Vög. A. A. Tom. II. Tab. VI. fig. 6. Tmiexemann u. Breum, Heft II. p. 74. Tab. VII. fi 
u. Bunte, Heft III. p. 6. Tab. V. fig. 41. a. b. c. Scuixz, Eier. p. 79. Tab. XXXII. fig. 15. 

Tab. 439. fig. A. 2. Id. Col. Ill. Tab. 37. fig. 4. 2.] 


g. 14. NAUMANN 
Hewırsox, Br. Ool. 

Die Verbreitung der Feldlerche, welche ein Gewicht von etwa 3 Loth hat, erstreckt sich zur 
Nistzeit durch ganz Europa, so weit Getreide erbaut wird, von Lappland bis Rumelien und Sardinien, 
so wie im gleichen Striche durch Asien bis Kamtschatka. In gelinden Wintern bleiben wenigstens 
einzelne schon im Norden zurück, und Europa verlassen sie überhaupt gar nicht, so dass sie schon 
im mittlern Deutschland Ende Februar oder Anfangs März ihre Nistplätze beziehen. Getreidefelder 
sind in dieser Zeit ihr Lieblingsaufenthalt und diesen folgen sie auch, soweit sie in den Gebirgen 
hinaufgehen. Ausserdem verschmähen sie aber auch trocknere Wiesen, lichten Wald und dürre 
Haiden nicht. An geeigneten Stellen fruchtbarer Felder nisten sie oft sehr zahlreich und in geringer 
Entfernung von einander, wo dann oft anhaltende Streitigkeiten zwischen den Männchen stattfinden, 
welche meist in der Luft ausgefochten werden. Die Feldlerche ist jedenfalls der fleissigste Sänger 
unter den Lerchen und neben der Kalanderlerche auch der begabteste. Von den ersten leidlichen 
Frühlingstagen an bis in den Herbst hinein und von der ersten Morgendämmerung bis zum ganz 
verlöschenden Tage ertönt ihr muntrer, lieblicher Gesang aus hoher Luft oft wie ein Silberglöckchen 
herab. Wenn ihm auch die tiefere Melodie der eigentlichen Sänger abgeht, so trägt er dafür den 
"Charakter inniger Heiterkeit, welche sich stets auf den fühlenden Hörer überträgt. Zuerst des Mor- 
gens und zuletzt des Abends singt sie häufig am Boden auf irgend etwas Vorragendem sitzend, dann 
aber steigt sie in fast ununterbrochenem Gesange oft so hoch, dass man sie nur noch als kleinstes 
Pünktchen bemerkt, und senkt sich allmäliger oder schneller, das letzte Stück meist mit angezogenen 
Flügeln plötzlich herab. Ein solcher Gesangzug geht oft recht weit und kann bis eine Viertelstunde 
und länger dauern, man hört aber dabei von demselben Standpunkte aus die Töne immer noch 
deutlich. Der Nestbau wird das erste Mal im März oder zeitig im April begonnen, das Weibchen 
bereitet eine kleine Vertiefung in den lockern Boden oder benutzt eine zufällig vorhandene und legt 
sie mit kurzem Material, meist etwas Laubmoos, verwitterten Grasstöckehen, Grashalmen und Blät- 
tern locker, meist auch wenig massig aus. Eine innere Auskleidung findet sich gar nicht oder be- 
steht nur aus denselben etwas feiner gewählten Stoffen und einigen Rosshaaren, so dass diese Nester, 
aus ihrem Standorte genommen, meist ohne Halt sind. Zur nähern Erläuterung will ich einige Exem- 
plare meiner Sammlung beschreiben. Nr. 4 von Toulouse, durch Herrn Prof. Moequin-Tandon, be- 
steht aus dürren Kleeblättern, etwas Moos und kurzen Pflanzenstengeln, und ist so flach, dass die 

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— 


Eier fast frei liegen. Nr. 2 aus der Umgegend von Dresden, bildet einen gerundeten Napf aus grauen 
Grasstöckchen und Hälmchen locker zusammengelegt. Es ist 3'/” breit, 2'/," hoch und weit, 1” 
tief, so dass die 5 Eier die Hälle des Raumes anfüllen. Nr. 3 aus Sardinien, durch Herrn Dr. 
Küster im März mit & Eiern gefunden, ist ein Nacher Napf von 3” Breite und 1” Höhe, so dass die 
Eier ganz frei liegen. Es besteht aus Stöckchen von Filago und Lagurus mit den Köpfchen, so wie 
andern dürren Hälmchen und Zweigen. Die Eier, von denen 100 Stück vorliegen, sind stets stark 
ungleichhälftig, an der Basis sanft oder kurz zugerundet, nach der Höhe stark abfallend, daselbst 
stumpf, selten scharf zugespitzt. Das kleinste ist 9” lang, 7” breit (ein Spulei nur 8'/,” lang, 6” 
breit), das grösste ist 41'/” lang, 7'/” breit. Bei weitem die Mehrzahl ist zwischen 10 und 11” 
lang, 7'/, bis 8” breit. Das Gewicht der gefüllten beträgt 50 bis 5& Gran, der entleerten um 3 
Gran, meist etwas darüber. Ihre Grundfarbe ist graugrünlich, schmuzig oder etwas reiner, in das 
Bräunliche, selten Weissliche, gewöhnlich fast oder ganz verdeckt von den grauen oder röthlich- 
grauen, grau- oder braungrünen, blassen oder lebhaften Pünktchen, kurzen Strichelchen und Fleck- 
chen, die immer nach der Basis dichter und grösser werden, meist auch ein Kränzchen vor dersel- 
ben bilden oder sie decken. Nur sehr wenige sind fast durchaus gleichmässig mit verworrenen 
Fleckchen bedeckt. Die Schale ist ziemlich derb und hat das Lerchenkorn meist sehr entwickelt. 
Um die Basis stehen die Körnchen ziemlich dicht und da sind die Poren unbestimmt eckig, an der 
übrigen Fläche gehen die Körnchen in verzweigten Zügen mehr auseinander und umschliessen 
grössere Räume nebst den gerundetern, mit Körnchenringe eingefassten Poren. Sie haben ziem- 
lichen, oft starken Glanz, inwendig scheinen auf grünlichem Grunde die Flecke durch. Ihr deutlich 
entwickeltes Korn unterscheidet sie von den Eiern der Haubenlerche, die ilınen auch in Färbung nur 
selten sehr nahe stehen, ebenso von den Eiern des Anthus aquaticus und campestris, welche zu- 
weilen auch sehr ähnlich gefärbt sind. 


2. Die Klapperlerche, Alauda apiata. Virus. (Megalophonus apiatus. G. R. Ge. L’Alouette 
bateleuse Levaıun. Ois. d’Afrique. Tom. IV. p. 130. Nr. 194.) 


Tab. XXVI, fig. 10. 


In Grösse, Gestalt und Lebensweise kommt diese in den oflnen Strecken des südlichen Afrika 
sehr verbreitete Lerche vollkommen mit der vorigen überein, steigt wie sie zur Nistzeit in die Luft, 
nur selten höher als 15 bis 20 Fuss, und macht dabei mit den Flügeln ein klapperndes Geräusch, 
was man weithin vernimmt. Ist sie an dem Wendepunkte des Aufsteigens angekommen, so lässt sie 
ihre Stimme hören, welche nach Levaillant wie Pi-ouit lautet, mit der letzten Sylbe bis zum Boden 
aushaltend. Hier ruht sie einige Augenblicke aus, um von Neuem aufzusteigen, was sie ohne Unter- 
brechung oft mehrere Stunden fortsetzt. Sie legt ihre 4 bis 6 Eier in eine kleine Grube am Boden 
ohne weitere Unterlage. Eine Anzahl Eier, von den Herren Verreaux, Drege und andern gesammelt, 
gleicht dem abgebildeten, und unterscheidet sich besonders durch die Färbung von den Feldlerchen- 
eiern, die stets mehr in das Grünliche ziehen. Sie scheinen inwendig graugelblich durch und haben 
fast dasselbe Korn als die Feldlerche. 


—_ au — 


3. Die grossschnäbliche Lerche., Alauda cerassirostris. Vırıuı. (L’Alouette gros bec LEvaıLL. 
l. c. Nr. 193.) 


Tab. XXVI. fig. 14. *) 


Sie steht in der Grösse der Feldlerche etwas nach, hat aber ähnliche Färbung wie sie und kommt 
an denselben Oertlichkeiten im südlichen Afrika häufigst vor. Nur hat das Männchen weder Gesang, 
noch schwingt es sich in die Luft. Ihr Nest baut sie am Boden in eine Vertiefung aus Pflanzenstoflen 
und Haaren, und legt A bis 6 röthlichgrüne, rothgefleckte Eier. Die Exemplare, welche ich ver- 
gleichen konnte, gleichen dem abgebildeten, sind 9'/, bis 10” lang, 7'/, bis '/,” breit und haben auf 
blassgrünlichem Grunde rothgraue und rothbraune, kleine, gleichmässige, verworrene Fleckchen, die 
nur wenig vom Grunde freilassen. Sie haben etwas Glanz, ein Korn, was dem der vorigen gleicht, 
und scheinen gegen das Licht grünlich durch. 


4. Die Schreilerche. Alauda africana.. Gm. (Certhilauda longirostris. Sw. Le sirli LevaıLı. 
ges pe 125.2 Nr-2192.) 
Tab. XXVI. fig. 13. 

Sie ist etwas grösser als die Feldlerche und bewohnt besonders die Stranddünen des südlichen 
Afrika als ziemlich häufiger Vogel. Hier sitzt das Männchen in der Nistzeit auf der Höhe eines Sand- 
hügels früh Morgens und gegen Abend mit in die Höhe gerichtetem Halse und Kopfe und ruft, so 
laut als möglich, sein sirrrrrr-I, die erste Sylbe so lange aushaltend, als es der Athem erlaubt, die 
letzte scharf abstossend. Die Männchen der Umgegend antworten sich dabei, ohne sich näher zu 
kommen. Bei ruhigem Wetter hört man diese Töne in grosser Entfernung. Ihr Nest legen sie in 
eine kleine, selbstbereitete Grube an und erbauen es aus dürren Pilanzenstoffen mit einigen eignen 
Federn. Nach Levaillant brüten Männchen und Weibchen abwechselnd in 20 Tagen die Jungen aus, 
welche Angabe der Berichtigung bedarf. Die Eier gibt er schmuziggrau, fahl gefleckt an. Ich habe 
deren eine Menge erhalten, welche unter sich, wie andere Lercheneier, abändern. Ein sehr blasses 
stellt die Tafel vor, bei andern ist der Grund dunkler und die Zeichnung dichter. Ihr Glanz ist 
mässig, das Korn steht zwischen dem von Alauda arvensis und eristata inne, kommt aber dem der 
letzten Art näher. Das grösste ist 11” lang, 8” breit. 


5. Die zweibindige Lerche. Alauda desertorum. Sranı. (Al. bifasciata. Tem.  Certhilauda 
bifasciata. Cn. Box. Gourp. Birds of Eur. Pl. 168.) 


Tab. XXVI. fig. 12. a. b. 


Der vorigen sehr ähnlich, bewohnt diese Art die Küsten des Rothen und Mittelmeeres, aber 
nur strichweise, so dass man von ihren Lebensverhältnissen noch wenig sicheres weiss. Ich erhielt 
aus Griechenland Nest und Eier als ihr angehörig. Ersteres ist eine dicke, aber lockere Masse von 
5” Breite, 2” Höhe, 3” Weite und 4” Tiefe, so dass die 5 Eier bei der Weite des Napfes den Rand 
nicht ganz erreichen. Es besteht aus grauen, verwitterten Pflanzenstoflen, Gras- und Distelblättern, 


*, Die beiden Zahlen 9 und 41 sind auf der Tafel verwechselt. 
48° 


haarfeinen Würzelchen und hat im Innern einige Köpfchen des Lagurus Die Eier des Nestes gleichen 
den abgebildeten, 6 andere, mehr denen von Alauda africana ähnlich, sind gestreckt ungleichhälfig, 
nach der stumpfen Höhe sanft abfallend, 10'/, bis »/,” lang, 7'/, bis %,” breit und haben auf grün- 
lich- oder gelblichweissem Grunde aschgraue, graubraune und grünbräunliche Pünktchen und Fleck- 
chen etwas sparsam und ziemlich gleichmässig, nur bei einem vor der Basis zu einem Kranze ver- 
einigt. Ihr Glanz ist mässig, ihr Korn weit zarter als bei Alauda calandra, mehr dem von Al. eristata 
verwandt. Inwendig scheinen sie grünlichgelblich durch. Die des Nestes sind 10'/, bis 14'/,” lang, 
8 bis 8'/,” breit, kommen in Glanz und Korn mit den andern überein. 


6. Die Haubenlerche. Alauda eristata. L. (Galerida cristata. Bor. Naumann, Vög. N. A. 
Tom. IV. p. 134. Tab. 99. fig. 1.) 


Tab. XXVI. fig. 2. a. b. c. d. [Ziwasut, p. 65. Tab. IX. fig. 56. Krems, p. 2%. Tab. IX. fig. 5. Naumans, Vög. A. A. 
Tom. Il. Tab. VII. fig. 8. Tuiexesasx und Baens, Heft Il. p. 75. Tab. VII. fig. 12. Scauuxz, Eier. p. 79. Tab. 
XXX. fig. 44.) 

Sie hat Grösse und Gewicht der Feldlerche, deren Vaterland auch ziemlich das ihre ist, nur 
dass sie schon im nördlichen Afrika beginnt, dagegen im nördlichen Deutschland aufhört und Eng- 
land ganz fehlt. Nirgends ist sie so häufig als die Feldlerche und liebt nur trockne, besonders san- 
dige Gegenden, wo sie Standvogel ist. Vorzüglich wol der Nahrung wegen sind Fahrwege ihr 
Lieblingsaufenthalt, und nach Anlegung lebhaft befahrener Strassen hat sie sich in Deutschland viel 
allgemeiner verbreitet. Bei den Eisenbahnen sind es nur die Knotenpunkte, wo Pferdewagen ab und 
zugehen, die sie bewohnt. In den ersten leidlichen Frühlingstagen beginnt das Männchen zu singen, 
entweder am Boden auf einer Scholle oder einem Steine, seltner auf einem starken Baumpfahle 
sitzend, öfters auch hoch in die Luft sich schwingend, aber mehr ruckweise als die Feldlerche. Der 
Gesang der mehrsten steht dem der Feldlerche nach, aber recht alte Männchen singen dieser oft sehr 
ähnlich, ahmen auch den Gesang benachbarter Vögel, als des Hänflings, Stieglitzes, Finken sehr ge- 
schickt nach. Sobald es irgend die Witterung erlaubt, oft schon im Februar, wenigstens Anfang 
März, beginnen sie den Nestbau und im mittlern Deutschland finden sich Mitte März oft schon flügge 
Junge‘). In der Wahl des Nestplatzes zeigen sie oft wunderlichen Geschmack, meist machen sie 
dazu eine kleine Grube, besonders gern in etwas freigelegenen Gärten, an einem geschützten Feld- 
raine, einem Düngerhaufen , sogar auf alten Lehmwänden und dergleichen, meist aber sehr gut ver- 
steckt, und da das Weibchen, wie bei allen Lerchen, so fest auf dem Neste sitzt, dass es erst vor 
den Füssen auflliegt, sehr schwer zu finden. Die Materialien werden sehr einfach, aber in der Regel 
nicht so verwittert und auch etwas länger als bei der Feldlerche gewählt, wie die nähere Beschrei- 
bung einiger meiner Sammlung darthun wird. Nr. 4 den 1&. Juni in einem sandigen Garten bei 
Dresden neben einem dürren Grasbusche in den Boden eingesenkt, mit 5 Eiern gefunden. Es ist 
3°/” breit, 2'/,” hoch, 2/,” weit, 4%,” tief, so dass die Eier ziemlich die Hälfte des Innenraumes ein- 
nehmen. Es besteht aus ziemlich langen Stroh- und Grashalmen und ist mit feinen Halmen und 


*) Wenn man von so zeitig üggen Lerchen hört, so bezieht sich dies immer auf diese Art und nicht auf die 
Feldlerche. 


31 


Grasblättern inwendig etwas sorgsam ausgelegt. Nr. 2 aus Dalmatien, #'/,” breit, 2” hoch, 3” weit, 
11 tief, so dass die 6 Eier fast den Rand erreichen, ist ganz aus gelbbräunlichen Grasstöckchen, 
längeren Halmen und Blättern locker zusammengelegt, ohne besondere Auskleidung im Innern. 
Nr. 3 ebendaher, nur wenig kleiner und flacher aus Stöckchen und Wurzeln von Filago, verschie- 
denen Kleearten und viel Laubmoos, alles etwas locker zusammengelegt, ohne besondere innere 
Auskleidung. 

Es werden gewöhnlich 2 Bruten zu Stande gebracht, und das erste Mal 5 bis 6, das zweite 
Mal 4 bis 5 Eier gelegt. 56 Exemplare derselben, die ich vor mir habe, geben folgendes Verhalten: 
Sie sind ungleichhälftig meist gestreckt, nach der stumpfen Höhe stark abfallend, selten etwas kurz 
oder dem Gleichhälftigen nahe. Das kleinste ist 8'/,” lang, 7'/,” breit, das grösste ist 11 lang, 
7'/,” breit, die Mehrzahl hält etwas über 10” in der Länge und 7, bis °/” in der Breite, bei einem 
Gewichte von 3 Gran. Ihre Grundfarbe ist weisslich in das Graue, Grünliche, Röthliche, Gelbliche, 
Weisse. Die untersten Flecke sind aschgrau, grünlich, röthlich oder bräunlichgrau, die mittlern grün- 
lich, bräunlich oder röthlich, die obersten grün-, roth- oder gelbbraun, alle matter oder lebhalter, 
verwaschner oder reiner. Sie sind nie so dicht verworren und deckend, als bei denen der Feld- 
lerche, und besonders im Süden findet man sie oft so licht, als bei der Baumlerche. Sie haben 
ziemlichen oder lebhaften Glanz, zartes, glattes Korn, wo man oft nur an der Basis erhabene Züge 
mit mässig grossen und ziemlich dichten Poren bemerkt. Gegen das Licht scheinen sie gelblich 
durch. Die Figuren a. b. ce. stellen die gewöhnlichen Färbungen vor, so röthlich wie Fig. d. kommen 
sie seltner vor. Herr Rector Pässler hatte einen Satz ähnlicher Eier bei Cöthen gefunden. Durch lichtere 
Grundfarbe, sparsamere Fleckchen und zarteres Korn unterscheiden sie sich von denen der Feld- 
lerche, durch letzteres von denen der Kalanderlerche, mit welchen sie in nächster Verwandt- 
schaft stehen. 


7. Die Kalanderlerche. Aauda calandra. L. (Melanocorypha calandra. Bor. Naumann, Vög. 
N. A. T. IV. p. 127. Tab. 98.) 
Tab. XXVI. fig. 5. a. b. c. d. [Scarmz, Eier. p. 80. Tab. NXXII. fig. 1. Turenesans und Brenn, Heft II. p. 73. 
Tab. VII. fig. 41. Naumann und Bunte, Heft IV. p. S. Tab. VII. fig. 14. a. b.] 

Sie wird bis 3'/, Loth schwer und bewohnt die Länder am Mittelmeere von Portugal und der 
südlichen Schweiz an, bis zur südlichen Wolga. Des Sommers liebt sie besonders trockne Weide- 
plätze, wo das Männchen sehr fleissig seinen lauten, schönen Gesang, theils am Boden sitzend, theils 
in der Luft schwingend, hören lässt. Im März sondern sich die Pärchen und wählen ihre Nistplätze 
an ähnlichen Orten als andere Arten, bauen auch das Nest ganz wie Alauda eristata, so dass man 
es ohne die Eier nicht wohl unterscheiden kann. Eine grosse Anzahl Nester und Eier dieser Art habe 
ich aus fast allen Gegenden ihres Vorkommens erhalten und hebe hier zuerst einige der Nester zur 
Beschreibung aus. Nr. I von Montpellier, durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon im April mit 6 Eiern 
auf einem Brachfelde in den Boden eingesenkt gefunden, wo es unter dem Schutze eines Pflanzen- 
büschchens stand. Es ist ziemlich massig und für eine Lerche recht gut gebaut, aus verwitterten, 
bräunlichgrauen Grashalmen und Blättern, inwendig mit haarfeinen Würzelchen und Hälmchen aus- 
gelegt. Es ist 4'/,” breit, 1'/” hoch, 3'/,” weit, °/,” tief, so dass die Eier zwar nicht den ganzen Raum 


erfüllen, aber dem Rande gleich liegen. Nr. 2 aus Dalmatien bildet einen ansehnlichen Ballen von 
5'/,” Breite, 2’/,” Höhe, 3" Weite und °/" Tiefe, so dass die 6 Eier den Rand nicht erreichen. Gras, 
Klee, Filago und andere dürre Pflanzenstöckchen und Würzelchen von röthlicher und gelblicher Fär- 
bung, mit vielen ganz weiss gebleichten Grasblättern, sind locker ineinander gelegt und zur innern 
Auskleidung nur etwas feiner gewählt. Nr. 3 ebendaher, im Juni mit 4 Eiern, viel lockerer und 
kleiner, 4” breit, 4'/” hoch, 2°/," weit, 4” tief, aus kurzen, weichen, alten Vogelfedern, Fäden, 
Moos, Wurzeln und Grasstöckchen haltlos zusammengelegt, inwendig nur einige Würzelchen und 
Hälmchen sorglos beigegeben. Nr. 4 aus Griechenland, wieder ziemlich massig und gut gebaut. 
Graue, kleine Distelblätter, Stöckchen von Filago und braunen Weinbast nebst Grasblättern bilden 
das Material des ziemlich sorgsam verarbeiteten und zugerundeten Napfes, welcher 5” Breite, 2” 
Höhe, 2°,” Weite und 1'/,” Tiefe hat. 

60 Stück der Eier, vom südlichen Frankreich bis südlichen Russland gesammelt, weichen 
unter sich ebenso ab, wie die der mehrsten andern Lerchen. Sie sind meist kurz ungleichhälfig, 
nach der stumpfen Höhe stark abfallend, selten gestreckt oder dem Gleichhälftigen nahe. Das kleinste 
ist 9'/,” lang, 7'/,” breit, das grösste 41'/,” lang, 8'/,” breit; die Mehrzahl hält in der Länge zwi- 
schen 10 und 41”, in der Breite 7°/, bis 8”, bei einem Gewichte von 3'/, bis & Gran. Ihre Grund- 
farbe ist grünlich, in das Bräunliche, Gelbliche, Weissliche ; die Flecke sind aschgrau, matter oder 
lebhafter olivengrün oder olivenbraun, zuweilen nur klein, wie bei A. cristata, öfters aber grösser 
als bei den vorhergehenden Arten, den Grund ziemlich deckend oder einzelner, wie dies auf der 
Tafel zu ersehen ist, wo nach Grösse, Gestalt und Färbung die Hauptabänderungen gegeben sind. 
Die Schale hat starken Glanz und ist derber als bei den vorhergehenden Arten; die erhabenen, of 
wulstigen Züge sind sehr geglättet, an der Basis mit dichten, tiefen Poren und auch an der Höhe 
noch sehr entwickelt, mit grossen Zwischenräumen. Inwendig scheinen auf grünlichem Grunde die 
Flecke deutlich durch. Es haben diese Eier oft die grösste Verwandtschaft mit denen der A. eri- 
stata, und nur bei sorgsamer Untersuchung findet man sichere Unterscheidungszeichen. Der stärkere 
Glanz, der grünliche Grund, besonders inwendig gegen das Licht, das derbere Korn, besonders an 
der Höhe, und die sehr dichten Poren an der Basis bleiben constant. 


S. Die Waldlerche, Aauda arborea. L. (Al. nemorosa. Gw. Die Heidelerche. Naumann, 
Vög. N. A. T. IV. p. 192. Tab. 100.) 


Tab. XXVI. fig. &. a. b. co. d. [Lewis, Tom. Ill. Tab. XX. fig. 4. Murten, Singv. p. 40. Tmexesmans u, Baenm, 
Heft II. p. 75. Tab. VI. fig. 45. Scumz, Eier. p. 80. Tab. XXXII. fig. 48. Hewırsos, Br. Ool. Tab. 438, 
fig. 3 bis 5.*)] 

Von den europäischen Lerchen die kleinste, da sie nur 4'/, bis 2 Loth wiegt, hat sie eine weite 
Verbreitung, vom mittlern England bis Kamtschatka, ist aber, an bestimmte Oertlichkeit gebunden, 
nur strichweise zu Hause. Sie liebt trockne Höhen mit lichtem, besonders Nadelwalde und meidet 


*) Die in Naumann’s Vögeln a. A. T, Il. Tab. VI. fig. 7. und in Naumann und Buhle, Heft Ill. p. 4%. Tab, VI. 
fig. 20, beschriebenen und abgebildeten Eier gehören sicher dem Anthus arboreus an, dessen Nest und Eier bisher 
stets mit denen der Waldlerche verwechselt worden sind. 


383 


fruchtbare, saftige Gegenden ganz. Wie die Feldlerche verlässt sie des Winters ihre zu rauhen 
Wohnsitze, kehrt aber ebenfalls zeitig im Frühjahre in dieselben zurück, wo die Männchen sich bald 
durch ihren schönen, etwas melancholischen Gesang bemerklich machen, mit dem sie bis gegen den 
Herbst in periodischer Unterbrechung aushalten. Sie steigen dabei meist von einem Baume aus in 
die Luft, schwenken sich verschiedenartigst, halten sich auch eine Zeitlang schwebend, bis sie mit 
angezogenen Flügeln schnell zurückstürzen. Oft singen sie auch auf einem Baume sitzend, seltner 
am Boden. Der Gesang ändert nach Oertlichkeit weniger als bei andern Vögeln ab und lässt sich 
mit den Sylben dli-dii-dli-h-h-N-lü-lü-lü-lü-u-la-lü-lü-lü-lü-lü wohl bezeichnen, die sehr rein und 
voll lauten. Die Pärchen halten sich innig zusammen und locken sich oft mit sanften Tönen. Ende 
März beginnen sie im mittlern Deutschland den Nestbau, zu dessen Anlage sie lockern Boden in der 
Nähe eines Heide- oder alten Grasbusches wählen, und in den sie eine napflörmige Vertiefung 
scharren. Sie bereiten das Nest aus kurzen, dürren Pflanzenstoffen der Umgegend, Flechten, Laub- 
moos, Hälmchen und Reischen oft ziemlich massig, wie die Beschreibung einiger aus meiner Samm- 
lung darthun wird. Nr. 4 in der Umgegend von Dresden am Waldrande zwischen Heide und dür- 
ren Grasbüschen den 9. April mit 5 etwas bebrüteten Eiern gefunden. Es ist A” breit, 2'/,” hoch und 
weit, 1'/%” tief, so dass die Eier etwa die Hälfte des Innenraumes anfüllen, bildet einen gerundeten 
Napf und besteht aus Laubmoos, dunkelbraungrauen Blättern, Stengeln und Stöckchen von Gras- 
arten, mit ziemlich zarten Stengeln inwendig ausgelegt. Nr. 2 ebendaher, an ähnlichem Standorte 
den 12. Mai mit 5 frischen Eiern in breiter Bodenvertiefung gefunden, bildet eine ansehnliche ge- 
rundete Masse von 4'/,” Breite, 2'/” Höhe und Weite, 1'%” Tiefe, besteht aus vielem Laubmoose, 
verwitterten Kornähren, kurzen Grasstöckchen und Halmen und ist inwendig mit haarfeinen Gras- 
wurzeln, Hälmehen und Blättchen recht glatt ausgelegt. Das Ganze hat aber nur wenig Zusammen- 
halt. Nr. 3 den 30. Mai in Pommern von Herrn von Homeyer mit 5 Eiern gefunden, besteht aus 
einer lockern Masse von Laubmoos, Flechten und Grasstöckchen, in welche der kleine Napf von 
feinen Hälmchen eingesetzt ist. Die Breite beträgt 4”, die Höhe 1°/,/”, die Weite 2'/,”, die Tiefe kaum 
I”, so dass die Eier dem Rande gleich liegen. Auf ähnliche Weise und aus ähnlichen Stoffen sind 
alle andern, die ich gesehen habe, erbaut. 55 Eier meiner Sammlung verhalten sich wie folgt: Sie 
sind kürzer oder gestreckter ungleichhälftig und fallen nach der stumpfen Höhe sehr stark ab. Das 
kleinste ist 8°/,” lang, 6°/,” breit, das grösste 40” lang, 7” breit, die mehrsten haben bei einer 
Länge von 9 bis 9'/,”, eine Breite von 7 bis 7'/,”, im gefüllten Zustande ein Gewicht von 44 bis 
46 Gran, im entleerten von noch nicht 3 Gran. Ihre Grundfarbe ist weisslich, in das Bräunliche, 
Gelbliche, Grauliche, Weisse; gefüllt, scheint der Dotter durch und gibt ihnen einen röthlichen 
Schein, was auch bei den lichten von Al. eristata der Fall ist, während die dunkeln dieser Art, wie 
bei Al. arvensis, sich durch das Entleeren nicht verändern. Die untersten Flecke sind aschgrau, 
dann folgen grau-, grünlich- oder gelblichbraune erst zu oberst etwas oder recht lebhafte, selten 
gleichmässiger über die Oberfläche, vor der Basis kranzbildend, meist nach der Höhe kleiner und 
sparsamer und vor der Basis in dichtem Kranze. Ohne deutliches Kränzchen (Fig. a.) habe ich nur 
1 Exemplar. Der Glanz ist mässig, die recht deutlichen Körnchen der Schale sind zu dichtver- 
zweigten Zügen vereinigt, welche zahlreiche, kleinere und grössere Poren in den breiteren oder 


schmäleren Zwischenräumen haben. Inwendig scheinen sie graulichweiss durch. Sie sind nahe ver- 


u Wi 


wandt mit den kleineren, lichten Eiern der Al. eristata, die aber ein feineres, platteres Korn haben, 
dann mit manchen grössern und lichten der Alauda brachydactyla, die durch kleinere und dichtere 
Körnchen sich unterscheiden; zuletzt mit den blassen Abänderungen der Eier von Anthus campestris, 
die oft nur, aber doch stets sicher, durch das eigenthümliche Pieperkorn zu unterscheiden sind 
Wer einmal die richtigen Eier dieser Art kennt, wird nicht in Verlegenheit kommen, sie mit denen 
des Anthus arboreus zu verwechseln, wozu nur der gleiche deutsche Name, Baumlerche, Veranlas- 
sung gegeben hat. 


9. Die kurzzehige Lerche. Alauda brachydactyla. Leise. (Die Isabelllerche. Naumann, Vög. 
N. A, Tom. IV. p. 188. Tab. 98. Gar v. op. Mernue, Vögel Griechenlands. p. 37.) 


Tab. XXVI. fig. 7. a. b. c. d. [Tuesesans und Bnenw, Heft Il. p. 76. Tab. VIll. fig. 48. Scxz, Eier. p. 80. Tab. 
XXXII. fig. 47] 

Sie gehört als Zugvogel den Ländern des Adriatischen und Mittelmeeres an, ist noch etwas 
kleiner als die vorige, wiegt nur wenig über 1 Loth und liebt besonders kahle, dürre, der Sonne 
recht ausgesetzte Strecken. Sie kommt erst Ende April an ihren Nistplätzen an und macht daselbst 
nur einmal, im Mai oder Juni, ihre Brut. Ihr Lockton, dıdli, ähnelt dem der vorigen Art, ihr Gesang 
ist aber der unbedeutendste unter den europäischen Lerchen, sie lässt ihn meist auf einem Steine 
oder einer Erdscholle sitzend hören. Auch im Nestbau ist sie höchst sorglos, verwendet dazu, was 
sich gerade in nächster Umgebung vorfindet, und verbirgt es auch nicht besonders, wenigstens habe 
ich von allen Orten ihres Vorkommens viele Nester erhalten, was sonst nicht der Fall wäre. Einige 
derselben sollen hier in näherer Angabe folgen. Nr. 4 aus Südfrankreich, in der Nähe von Mont- 
pellier, durch Herrn Prof. Mocquin-Tandon im Mai mit 5 Eiern unter einem dichten Busche der 
Carlina corymbosa, einer wüsten Mark, gefunden. Es ist ein ganz Nacher Napf von 3'/," Breite, 1” 
Höhe, '/,” Tiefe und besteht aus Graswürzelchen und Blättchen ziemlich fest ineinander gelegt. 
Nr. 2 aus Dalmatien, hat Gestalt und Maasse des vorigen, besteht aber ganz aus braunrothen, locker 
zusammengelegten Faserwurzeln. Nr. 3 ebendaher, weit zierlicher als die andern, bildet einen tiefen 
Napf von 2'/,” Breite, 4'/,” Höhe, 1” Tiefe, so dass die 5 Eier nur zwei Drittheile des Innenraumes 
füllen. Es besteht aus Wurzeln, Stengeln, Grasblättern und Pflanzenfasern, durch rostrothen Eisen- 
ocher gefürbt und zum Theil auch verbunden, so dass es ziemlich fest ist Nr. 4 aus Griechenland, 
von Herrn Dr. Lindermeyer, dem vorigen ähnlich, aus Faserwurzeln, Grasblättern und Distelpappus 
mit rothgrauer, thonizer Erde zu fester Masse verbunden‘). Es ist etwas breiter, aber Nacher als das 
vorige. Nr. 5 ebendaher, Bruchstücke von Distelblättern, kleine Grasstöckchen und Distelpappus 
bilden den kleinen lockern Napf. Nr. 6 ebendaher, nähert sich etwas den Nestern der Alauda ar- 
borea. Es bildet einen lockern, massigen Napf von 3'/” Breite, 2° Höhe und Weite, 4” Tiefe und 
besteht aus verwitterten Distelblattstückchen, Grasstöckchen, Wurzeln und Blättern, im Innern mit 
Köpfchen von Lagurus ausgekleidet. Bei den Eiern findet sich an 100 Stück folgendes Verhalten: 


*) Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Vogel dabei wie die klebenden Schwalben verführt, sondern er be- 
nutzt nur das eben zufüllig so zubereitete Materiol. Meist habe ich aler gefunden, dass die Farbe des Nestes mit 
der der Eier im Einklange steht. 


er 


Das kleinste ist 8” lang, 6'/;” breit, das grösste 40” lang, 6°/,” breit, die mehrsten sind um 9” lang, 
6'/,” breit, bei einem Gewichte von 2", bis /, Gran. Sie sind ungleichhälftig, etwas kurz oder häufiger 
gestreckt, nach der stumpfen,, selten zugespitzten Höhe stark abfallend. Die Grundfarbe ist graulich 
in das Bräunliche, Grünliche, Gelbliche, Weissliche, die untersten Fleckchen sind grünlich- oder 
röthlichgrau, dann folgen in zwei Abstufungen gelbliche oder graugrüne, meist matte, selten etwas 
lebbaftere Pünktchen und Fleckchen so dicht, dass sie den Grund fast oder ganz decken, doch vor 
der Basis noch ein dunkleres, mehr oder minder deutliches Kränzchen bilden. Nur einen Satz habe 
ich mit so gesonderten Fleckchen erhalten, wie das unter Fig. 6 vorgestellt ist. Die Schale hat 
etwas Glanz, sehr feine, dichte Körnchen und scheint inwendig, auch bei weisslichem Grunde, grün- 
lich durch. Es haben diese Eier in ihren verschiedenen Abänderungen so vielerlei Verwandtschaft, 
dass sie für den kritischen Eiersammler ein wahres Kreuz sind. Am schwersten sind sie von den 
kleinern, ähnlich gefärbten Eier der Waldlerche zu unterscheiden, wo nur das feinere Korn den Aus- 
schlag gibt. Von den Eiern des Anthus pratensis, der gelben Bachstelzen, mehrerer Rohr- und an- 
derer kleinerer Sänger sind sie stets sicher durch das charakteristische Lerchenkorn zu sondern, 
allein es gehört Uebung, gutes Licht und eine wenigstens 15fache Vergrösserung dazu. 


10. Die Wüstenlerche. Alauda isabellina. Tem. (Al. deserti, Licnr.) 
Tab. XXVI. fig. 6. a. b. 


Eine dem nordöstlichen Afrika und einzeln auch Griechenland angehörige Lerche, die der vori- 
gen fast zu nahe verwandt ist. Erst wenn man ihre ganze Lebensweise kennen wird, kann man sicher 
angeben, ob sie von ihr verschieden sei. Ich habe mehrere Nester und Eier unter ihrem Namen 
aus Griechenland erhalten, die beiden abgebildeten passen noch am ersten zu ihrer Grösse, sind 
aber nicht von sichern Eiern der A. brachydactyla zu unterscheiden. 


11. Die Polarlerche. Alauda alpestris. L. (Alauda nivalis. Pau. Zoog. Ross. asiat. 1. 
p. 519. Al. cornuta. Sw. et Rıcı. Faun. bor. americana 1. p. 245. Shorelark. Aupus. Orn. 
B. II. p. 520. Die Berglerche. Naumann. Vög. N. A. T. IV. p. 149. Tab. 99.) 


Tab. XXVI. fig. 3. a. b. c. d. 


Sie steht im Gewichte der Feldlerche etwas nach, gehört den Küsten der nördlichen Polarlän- 
der und den Gebirgen des nördlichen Asiens an, wo sie des Winters nach Süden auswandert, aber 
nur so weit, bis sie nothdürftige Nahrung findet. Nur selten geht sie weitere Strecken über das 
Meer und fehlt deshalb in Grönland und Island, wo sie sonst sehr angenehme Wohnplätze fände. 
Die auf den asiatischen Gebirgen wohnenden stehen an Grösse und Färbung den polaren ansehnlich 
nach, während amerikanische sich in nichts von lappländischen unterscheiden. Anfangs Juni bezie- 
hen die Polarlerchen ihre Nistplätze, wo die Männchen, fast wie unsere Haussperlinge, um die Weib- 
chen sich herumbeissen. Vom bemoosten Grunde, oder von einem Steine aus steigt das Männchen 
singend bis 80 Fuss in die Luft, macht einige unregelmässige Schwenkungen und kehrt zum Boden 
zurück, sodass der Gesang zwar nicht anhaltend, aber recht melodisch ist. Zum Nestplatze wer- 
den besonders die Stellen der Felsenhänge gewählt, welche mit Moos und Flechten gemischt bedeckt 
sind und so durch ähnliche Färbung den brütenden Vogel bergen. Pallas fand auf den davurischen 

49 


Gebirgen das Nest in kleiner Bodenvertiefung aus dürrem Grase zusammengelegt, mit 6 bräunlichen, 
dunkler punktirten Eiern. Auch Audubon gibt es bis zum Rande in Moos, Flechten oder den Boden 
eingesenkt an. Ich besitze nur 4 Exemplar aus Labrador, dieses ist &” breit, 1%," hoch, 2?” weit, 
I” tief und besteht auswendig aus isländischer Flechte, dünnen Zweigen der weissen Fichte, Bart- 
echten, Moos, Grashalmen und Blättern, sowie einigen Federn von Tetrao canadensis, zu dichter 
Masse verarbeitet. Inwendig finden sich dieselben Stoffe nebst etwas Baumwolle, festsitzend an 
einem Stückchen Fell von Anthus Iudonicianus, der wahrscheinlich beim Ausstopfen verunglückt, weg- 
geworfen und von einem Raben zerrissen worden war. Nur eine Brut wird des Jahres zu Stande 
gebracht, deren Satz & bis 6 Eier enthält, welche in den einzelnen Nestern sehr ähnlich sind, sonst 
aber mannichfach abändern, wie bei den andern Lerchen. 60 Stück, die ich zur Vergleichung be- 
nutzen konnte, geben folgendes Verhalten: Die meisten sind stark ungleichhäflig, wenige dem Gleich- 
hälftigen nahe. Das kleinste ist 8” lang, 6,” breit, das grösste 11” lang, 7°/,” breit; 48 schwan- 
ken in der Länge zwischen 9, bis 10'/,” bei einer Breite von 7'/, bis 8". Das Gewicht im gefüll- 
ten Stande beträgt 45 bis 49 Gran, entleert wiegen sie 3 Gran. Ihre Grundfarbe ist grünlich in das 
Grauliche, Gelbliche, Bläuliche, Weissliche. Von obiger Zahl haben 27 gelbgrünlichen Grund mit dich- 
ten meist wenig abstechenden Fleckchen, 16 graugrünlichen mit etwas mehr abstechenden Flecken, 
10 haben blasszrünen mit sehr abstechenden Flecken, 7 haben bläulich - oder grünlichweissen Grund, 
fast wie Al. arborea , mit lebhaften Flecken. 19 führen einen deutlichen, meist geschlossenen Kranz 
vor der Basis. Die untersten Flecke sind grünlich- selten reingrau, meist klein, undeutlich und ver- 
worren, selten grösser und rein; die mittlern grau- oder bräunlichgrün, meist matt, sehr klein, 
dicht und verworren, zuweilen ganz deckend wie bei Al. arvensis, selten etwas grösser und lebhaf- 
ter; die obersten haben dieselbe Färbung, nur etwas dunkler. Viele haben an der Basis einen oder 
den andern schwarzbraunen ammerartigen Haarzug. Sie sind schwach oder ziemlich glänzend und 
scheinen gegen das Licht grünlich durch. Ihr Korn steht zwischen dem von Al. arvensis und eristata 
inne; an der Basis sind die Körnchen meist dicht und fein und kleine tiefe Poren stehen daselbst 
häufiger als bei diesen beiden Arten. Manche Abänderungen kommen Eiern der Spornammer sehr 
nahe, lassen sich aber durch das Lerchenkorn sicher von ihnen unterscheiden. 


12. Die Steppenlerche. Alauda tatarica. Pauı. (Zoogr. Ross. asiat. I. p. 34. Le tracal. Le- 
Varrzann IV. p. 119. Nr. 191. Sarilauda tatarica. Less.) 


Tab. XXVI. fig. 8. a. b. c. 


Es bewohnt diese schöne grosse Lerche die Steppen der Tartarei von der Wolga bis zum 
Irtisch, ebenso die des südlichen Afrika, hält sich in der Nistzeit paarweise zerstreut, schart sich 
aber dann wie andere Lerchen. Levaillant stellt sie zwischen Sazricola und Alauda, Pallas, der sie 
länger beobachtete, sagt, dass ihre Lebensweise ganz mit der anderer Lerchen übereinstimme. So- 
wol Pallas als Levaillant erhielt jeder 4 Nest derselben, welches der Erste ganz kunstlos und die & 
Eier blassbläulich, gelbbräunlich gelleckt angibt. Der Letzte beschreibt die 5 Eier ebenfalls blass- 
bläulich, aber röthlich gefleckt. So habe auch ich die Eier aus der tartarischen Steppe und vom 
Vorgebirge der guten Hoffnung erhalten. Unter den 5 Stücken der ersten, welche die Abbildung 
darstellt, ist das kleinste 10%,” lang, 8” breit, das grösste bei gleicher Breite 11'/,” lang. Die an- 


— 3871 — 


dern, von denen ich vier Stück besitze, sind je zwei und zwei verschieden; 2 gleichen ganz den 
tartarischen, nur dass sie etwas kleiner sind, die beiden andern sind 10%), und 11” lang und 8!/,” 
breit. Bei dem einen ist der Grund von röthliehgrauen, gelblich und röthlichbraunen kleinsten und 
ziemlich grossen Fleckchen fast bedeckt, bei dem andern bleibt er stellenweise frei. Sie sind fast 
gleichhälfug, nach der stumpfen Höhe nur wenig stärker abfallend als nach der Basis und unter- 
scheiden sich sehr von andern Lercheneiern, kommen aber im Korne mit den andern überein, wel- 
ches zwischen dem der Wald- und Haubenlerche inne steht, haben mässigen Glanz und scheinen 
inwendig grünlich durch. 


13. Die Spornlerche. Alauda capensis. L. (Macronyx capensis. Sw. L’Alouette sentinelle. 
Levaıcr. IV. Nr. 195. p. 132.) 


Tab. XXVI. fig. 9. 


Von der Grösse der Kalanderlerche, bewohnt sie die Südspitze von Alrika nebst der Kafferei 
ziemlich häufig, sich an Wiesen und Flussufer haltend. Ihr Ruf gleicht dem französischen qui vive 
— qui vive! weshalb sie Levaillant die Schildwache nennt. Sie baut ihr Nest an oder in die Mitte 
eines Busches und legt 3 bis 4 bläuliche rothbraungefleckte Eier. Ich habe deren eine ziemliche 
Anzahl, durch die Herren Drege, Verreaux und Wahlberg gesammelt, zur Vergleichung, die unter sich 
nicht sehr abweichen und dem abgebildeten sehr nahe kommen. Sie sind mehr oder minder ge- 
streckt ungleichhälftig, viele dem Gleichhälftigen nahe, nach der Höhe nur wenig mehr abfallend als 
nach der Basis. Ihre Länge beträgt 10'/, bis 11”, ihre Breite 7°), bis 8\/,” bei einem Gewichte 
von 3'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist bläulich- oder grünlichweiss, die aschgrauen grüngelb- oder 
röthlichgrauen Flecke sind klein und ziemlich gross, einzeln, nach der Höhe zu meist sparsam, 
nach der Basis dichter, selten kranzbildend. Sie haben etwas Glanz, ein zartes Korn, welches dem 
der Eier von Alauda brachydactyla nahe kommt; inwendig scheinen auf graugrünlichem Grunde die 
Flecke deutlich durch. 


Vierte Unterfamilie, 


Eigentliche Finken. Fringillae verae. 


Sie bilden den Hauptstamm der Familie, welcher über die ganze Erde fast gleichmässig ver- 
theilt ist, bis zu den höchsten Gebirgen und dem tiefsten Norden, wo nur irgend sich noch passende 
Nahrung findet, welche vorzugsweise in Sämereien der Bäume, Sträucher und niedern Pflanzen be- 
steht, seien sie mehr öl- oder mehlhaltig. Manche füttern auch die Jungen mit Sämereien auf, die 
sie vorher im Kropfe erweichen, während andere in der Nistzeit mehr von Insekten leben und ihre 
Jungen auch mit solchen auffüttern. Im muntern, angenehmen Wesen, im Gesange und künstlichem 
Nestbau nähern sie sich den Sängern, hinsichtlich der Eier zum Theil den Piepern, Lerchen, Tan- 
garas und Sängern. In der grossen Zahl der Arten wird man erst naturgemäss abtheilen können, 
wenn ihre Fortpflanzungsgeschichte hinlänglich bekannt sein wird. Es vermehren sich diese Vögel 
gewöhnlich ziemlich stark, legen meist & bis 6 Eier, oft mehrmals im Jahre. Diese durchlaufen 

49° 


ie 


einen Farbenwechsel vom reinweissen oder grünen bis zum sehr starkgefleckten, doch haben die 
mehrsten Arten auf grünlichem Grunde mit kleineren grünen, braunen oder rothbraunen Fleckchen 
versehene Eier. Die Schale derselben ist meist etwas fest und mit erhabenen , meist gekörnelten 
Zügen versehen, zwischen denen die kleinen, gerundeten oder eckigen Poren stehen 


Erstes Geschlecht. 
Fink. Fringilla. 1. (Loxia 1. pro parte. 


Es sollen ausser den Kreuzschnäbeln hier die zahllosen Geschlechter vereinigt bleiben, die 
man, besonders in neuerer Zeit, abgesondert hat und die man in den Schriften der Herren Gray, 
Reichenbach, Bonaparte und Schlegel verzeichnet findet. Bei der Gruppirung ist besonders auf die 
Fortpflanzungsgeschichte Rücksicht genommen. 


A. Ammerfinken. (Fringilla, Emberiza, Zonotrichia, Ammadromus etc. Auct.) 


Sie haben bei allgemeinem Finkencharakter noch manches mit den Ammern gemein, gehören 
in zahlreichen Arten Amerika an, wo manche in der Nistzeit bis zum kältesten Norden oder auf 
höhere Gebirge gehen, während andere auch in den wärmeren Gegenden in Niederungen bleiben. 
Sie halten sich viel oder ganz am Boden, bauen auch daselbst oder wenigstens nicht hoch über dem- 
selben ihr mehr oder minder künstliches Nest und legen grünliche braungelleckte Eier. 


1. Der rothäugige Fink, Fringilla erythrophthalma. L. (Kmberisa erythrophthalma. Ixru. 
Wırs. II. p. 35. Ground Robin or Towwee. Finch. Nurr. I. p.515. Towhe Bunting. Aupus, 
0. B. 1. p. 150.) 

Nach Art der Grauammer, deren Grösse und Gestalt er hat, lebt er in der Nistzeit in mehr 
trockenen, unfruchtbaren Strichen, und kommt von Louisiana bis Canada paarweise zerstreut vor, 
während er des Winters geschart in den südlichsten Theilen von Nordamerika lebt. Im April wer- 
den die Nistplätze bezogen, wo das Männchen auf einem Strauche sitzend, seinen angenehmen Ge- 
sang hören lässt, den Herr Nuttal mit folgenden Sylben ausdrückt: Ush'd-witee-t&-t&-1#- oder bid-wi- 
teö-tr-tr-tr-tr! Das anschnlich grosse Nest steht an einer trocknen Stelle unter dem Schutze eines 
Strauches oder Pflanzenbusches in den Boden eingesenkt oder etwas über demselben erhaben und 
besteht aus dürren Blättern, Baumbast, dürren Reisschen mit zarten Halmen oder Kiefernadeln im 
Innern ausgekleidet. Ein schönes Exemplar, welches ich aus Pennsylvanien durch Herrn Notar Bruch 
erhielt, bildet eine Masse von 7 bis 8” Breite und 2” Höhe aus dürren, zum Theil ganz verwitterten 
Blättern von Eichen, Buchen und Kastanien, langen Stengeln von Waldstroh, Bruchstücken dicker 
Doldenstengel, Baststreifen wilden Weines, was alles mit einigem Halte ineinander gelegt ist. In der 
Mitte findet sich der Napf für die Eier aus zarten, dunkelrothbraunen Stengeln eines Hypericum 
locker, aber recht sauber bereitet, von 2°/” Weite und 1'/4” Tiefe. Ein zweites in Östtennassee, den 
27. Mai mit 5 Eiern durch Hrn. A. Gerhardt gefunden, ist in den Maassverhältnissen und Stoffen 
ganz gleich mit diesem; ein drittes, ebendaher ist 5 bis 6” breit, 3” hoch aus verwitterten Pflan- 
zenstengeln, Baumblättern und Grasstöckehen sehr compact erbaut, inwendig mit demselben Hy- 


— u en 


pericum ausgelegt. An allen dreien ist die eine Seite etwas höher, was darauf deutet, dass die 
entgegenstehende ihren Rücken durch den Boden fand. Die Eier stimmen, ausser etwas ansehn- 
licherer Grösse mit der Abbildung. Sie sind ziemlich kurz, ungleichhälftig oder dem Gleichhälftigen 
nahe, nach Basis und stumpfer Höhe nicht stark abfallend, 10/, bis 10%,” lang, 8 bis 8), breit, 
haben grünlich- oder graulichweissen Grund mit röthlichpurpur- oder bräunliehgrauen , röthlich- 
oder rothbraunen blasseren und dunkleren Pünktchen, Fleckchen oder kurzen Strichen , die etwas 
gesondert oder verworren, sparsamer oder dichter, letzteres stets nach der Basis zu, vor derselben 
öfters undeutlich kranzartig stehen. Sie haben etwas Glanz, ziemlich erhabne, aber geglättete Züge 
mit ziemlich dichten, mässig grossen, etwas eckigen oder gerundeten Poren, scheinen graugrünlich 


durch und wiegen gegen 3\, Gran 


2. Der Ammerfink. Fringilla americana. Gum. (Bon.) (Black-throated Bunting. Wıus. 1. p. 54. 
Nurr. I. p. 461. Aupur. O. B. IV. p. 579.) 


Er hat etwa die Grösse des Haussperlings und ist über einen grossen Theil von Nordamerika, 
von Texas bis Canada verbreitet, liebt aber in der Fortpflanzungszeit besonders trockene Weide- 
plätze und Saatfelder. Hier lässt das Männchen, auf einem Baume sitzend, seinen einfachen Gesang 
hören, welchen Audubon mit dem unserer Grauammer vergleicht. Anfangs Juni beginnt meist erst 
der Bau des Nestes, welches einen wohlgerundeten Napf aus feinem Grase bildet und zum Theil 
in den Boden eingesenkt ist. Der Eier sind meist 5, welche nach Audubon 9'/,” lang, 6'/,” breit 
und auf schmutzigweissem Grunde umberfarben in verschiedener Abstufung gefleckt sind. Ich habe 
ein sicheres Ei aus Pennsylvanien vor mir, welches etwas gestreckt ungleichhälftig ist und nach der 
stumpfen Höhe sanft abfällt. Es hat genau die angegebenen Maasse und wiegt 2 Gran. Auf 
schmutzigweissem Grunde hat es aschgraue, heller und dunkler braune, meist in die Länge gezogene 
Fleckchen, welche ziemlich verworren und dicht, an der Basis fast deckend sind, sodass es grosse 
Aehnlichkeit mit manchen Abänderungen der Haussperglingseier hat. Seine Schale ist glatt und 
etwas glänzend, die Züge sind flachgekörnelt, geglättet mit mässig grossen, gerundeten Poren in 


den Zwischenräumen. Inwendig scheint es graulichweiss durch. 


3. Der Grasfink. Fringilla graminea. Gum. (Grass-Finch. Aupus. O. B. 1. p. 473. V. p. 562. 
Nurr. I. p. 482.) 
Tab. XXXIV. fig. 8. a. b. 


Ungefähr von der Grösse der Goldammer, gehört er in der Nistzeit vorzüglich dem mittlern 
Theile der Vereinigten Staaten an, wo er theils Stand-, theils Zugvogel ist. Trockene Weideplätze 
sind sein Lieblingsaufenthalt, wo er lerchenartig umherläuft, doch besucht er auch Gärten und Heer- 
strassen. Das Männchen lässt seinen angenehmen Gesang vom April bis Juni hören, Herr Nuttal 
drückt denselben mit den Sylben tsh-tsh, tshete-tshete aus. Das Nest wird in einen Grasbusch oder 
in Moos eingebaut, besteht aus dürrem Grase, das nach innen feiner gewählt und mit etwas Ross- 
haaren ausgekleidet wird. Die Eier habe ich durch Herrn Dr. Koch erhalten. Sie sind kürzer oder 
gestreckter ungleichhälftig, zuweilen dem Gleichhälftigen nahe, 9” lang bei 7” Breite oder 10” lang 
bei 6%” Breite mit einem Gewichte von 2 Gran. Ihre Grundfarbe ist weisslich, fast rein oder in 


„ie ‚ae 


das Bläuliche. Die untersten Fleckchen sind röthlichgrau,, dann folgen graurothe und lebhaft braun- 
rothe, nach der Basis meist grösser und zusammenfliessend, an der übrigen Fläche kleiner, mehr 
oder weniger dicht. Die Schale ist etwas glänzend, die Züge des Korns sehr Nach mit grösseren 
Zwischenräumen und grösseren, aber flacheren Poren. Inwendig scheinen sie gelblichweiss durch. 
Der Satz besteht aus 4 bis 5 Eiern und das Weibchen wendet allerlei List an, um den Menschen 
von deren Auflindung abzuleiten, was Herr Dr. Brewer bei Audubon 1. c. ausführlich mittheilt. 


4. Der Strandfink. Fringilla maritima. Wırs. (Sea-side Finch. Wırs. IV. p. 68. Avupus. 
©. B. 1. p. 470. Nurrau. I, p. 505.) 


In der Grösse dem vorigen gleich, gehört er besonders den sumpfigen Küstenstrecken des 
atlantischen Ozeans an, wo er von Massachusetts bis zu den südlichen Theilen der Vereinigten Staa- 
ten sich findet. Zwischen Lerche und Strandläufer in seinem Betragen stehend, lebt er besonders von 
kleinen Mollusken und Crustazeen und erbaut sein Nest nach Audubon so dicht am Boden, dass man 
zlaubt, es sei in denselben eingesenkt. Es besteht aus dürrem Grase, welches nach innen feiner ge- 
wählt auch die Auskleidung bildet. Audubon beschreibt die Eier gestreckt ungleichhälftig, graulich- 
weiss und durchaus braungelleckt. Ich habe zwei Stück unter diesem Namen erhalten, welche 
9,” lang, 7%, und 7” breit sind und ein Gewicht von 2 Gran haben. Das eine hat auf schmutzig- 
weissem Grunde aschgraue, graubräunliche und blassbraune Fleckchen, ganz gleichmässig dicht 
über die Oberfläche vertheilt, das andere auf reingraulichweissem Grunde aschgraue, blasse und 
lebhafter braune, oft zu kurzen Zügen verbundene, nach der Basis dichtere und grössere Flecken. 
Die Schale hat etwas Glanz und ein etwas derberes Korn als die der beiden vorigen Arten. Inwen- 
dig scheinen sie graugrünlich durch 


5. Der Sumpffink. Fringilta georgiana. Luaru. (Swamp Sparrow, Fringilla palustris. Wırs. II. 
p- 49. Aupun. O, B. I. p. 331. V. p. 508. Nurr. I. p. 502.) 


Tab. XNXIV. fig. 7. u 


Ein wenig kleiner als vorige Arten, gehört er besonders den sumpfigen Ufern der Flüsse und 
stehenden Gewässer von Nordamerika bis Labrador an, doch nistet er nur nördlich von den mittlern 
Provinzen der Vereinigten Staaten an. Im Frühjahre lässt das Männchen seine muntere Stimme 
fleissig hören, die Herr Nuttal mit den Sylben tw-tw-twee-twee und tshp-tshp-tshe-tsh-tsh bezeich- 
net, wozwischen Triller, wie die des Canarienvogels, eingeschoben werden. Das Nest wird am Bo- 
den oft unter dem Schutze eines Seggen- oder Grasbusches mitten im Sumpfe erbaut und besteht 
aus dürren Pflanzenstengeln und Wurzelfasern, ist zuweilen oben etwas überbaut. Die 4 bis 5 Eier 
werden schmutzig weiss, röthlichbraungefleckt angegeben. Ich habe deren 3 Stück aus Illinois 
durch Herrn Dr. Koch und 6 Stück aus Labrador vor mir, dıe in allem unter sich übereinkommen. 
Sie sind kürzer oder gestreckter ungleichhälfig, einige dem Gleichhälfigen nahe, 8'/, bis 9” lang, 
6'/, bis /,” breit, gegen 2 Gran schwer, haben etwas lebhafer oder blasser bläulichweissen Grund 
mit feinsten röthlichgrauen, graurothen und braunrothen Fleckchen, die stets nach der Basis dichter 
stehen und vor derselben meist ein geschlossenes Kränzchen bilden. Nur an einem sind die ober- 
sten Fleckehen etwas grösser, lebhafter und am Rande verwaschen. Die erhabenen Züge der etwas 


u : . 


glänzenden Schale sind besonders bei manchen nordischen Exemplaren stärker gekörnelt als bei 
Fringilla graminea. Inwendig scheinen sie bläulichweiss durch. 


6. Der Sperlingsfink. Fringilla Savannarum. Gw. ( Yellow shouldered Sparrow, Fr. passerina. 
Wırs. IH. p. 76. Nürr. I. p. 494. Aupus. O. B. I. p. 180.) 


Noch etwas kleiner als der vorige und mit dem Strandfinken von gleichem Aufenthalte, in des- 
sen nördlichsten Theilen er Anfangs Mai eintrifft. Nachbarschaft der See mit lichten, sandigen Stel- 
len wählt er zum Nistplatze, wo das Männchen auf einem Strauche oder einer Klippe sitzend, seinen 
wenig melodischen Gesang hören lässt. Das Nest ist sehr einfach aus verwittertem Grase erbaut 
und mit Wurzelfasern und einigen Rosshaaren ausgefüttert. Meist Ende Mai enthält es 4 bis 5 
schmutzigweisse, braungelleckte Eier. Ich besitze nur 2 derselben, das eine aus Boston durch 
Herrn Dr. Brewer, das andere in der Umgegend von Neuyork gesammelt, welche etwas kürzer und 
gestreckter ungleichhälftig sind und nach der stumpfgespitzten Höhe stark abfallen. Das eine ist 8'/,” 
lang, 6°/, breit, das andere 8°,” lang, 6'/” breit, bei einem Gewichte von 1'/, Gran. Sie haben 
auf reinem, graulichweissem Grunde röthlichgraue, röthlichbraune und rothbraune Fleckchen, nach 
der Höhe einzeln, nach der Basis kranzartig und zusammenlliessend , fast deckend. 


7. Der Winterfink, Fringilla hyemalis. Gw.*) (Snow Bird. Aupus. V. p. 505.) 


Er hat etwa die Grösse des Hanffınken und verbreitet sich im Winter über die südlichen Pro- 
vinzen von Nordamerika, während seine Nistplätze in den Bereich des Alleghanigebirges fallen und 
sich von Virginien bis zur Hudsonsbay und Labrador erstrecken. Im Mai und Juni treffen sie an 
ihren rauhen Sommersitzen ein, wo das Männchen seinen angenehmen Gesang fleissig hören lässt. 
Sie nisten am Boden, überbauen zuweilen das Nest etwas, welches nach Dr. Brewer's Angabe, bei 
Audubon am angegebenen Orte, eine Breite von &”, eine Höhe von 1”/,, eine Weite von 2'/, und 
eine Tiefe von 1°/,,” hat, aus Rindenstreifehen, Graswurzeln und Rosshaaren besteht und mit Moos 
und feinen Thierhaaren ausgekleidet ist. Die mehrsten Nester sollen nur 4 Eier enthalten, welche 
fast gleichhälftig, gegen 8',” lang, und gegen 6°/,” breit sind. Ihre Grundfarbe ist gelblichweiss, 
die kleinen röthlichbraunen Fleckchen stehen sehr dicht und bilden um die Basis einen zusammenhän- 
genden Ring. Ich erhielt ein Nestchen dieser Art mit 2 Eiern aus Canada. Dieses ist 3'/4” breit, 
1°/,” hoch, 2'/,” weit, 4” tief, bildet ein wohlgerundetes Näpfchen und besteht aus grauen Grashal- 
men und Wurzeln, denen eine Schicht gelbbräunlicher zarter Würzelchen folgt, die inwendig mit 
Thierhaaren dicht ausgekleidet ist. & Eier füllen den Innenraum ziemlich aus. Die Eier sind un- 
gleichhäftig, fallen aber auch nach der Basis stark ab. Sie haben eine Länge von 8'/,” bei einer 
Breite von 6,” 
blasse, röthlichgraue und graubraune Fleckchen ziemlich dieht über die ganze Oberfläche verbreitet, 


und ein Gewicht von 4°/, Gran. Auf graugelblichweissem Grunde stehen kleine, 


zu denen vor der Basis noch etwas grössere, zusammenfliessende rothbraune sich gesellen, welche 


daselbst, bis dicht vor das Basisende, einen breiten Kranz bilden. Inwendig scheinen sie gelblich- 


*) Man hat diesen Vogel früher mit Fringilla nivalis verwechselt, wozu wol nur der Trivialname Anlass g0- 
zeben haben kann. 


grün durch. Ihre Schale ist etwas glänzend, die ziemlich erhobenen Züge stehen an der Basis dicht 
und haben daselbst nur kleine Poren, nach der Höhe zu werden sie weitläufiger und Nacher, die 
Poren aber grösser. Sie zeigen Verwandtschaft mit den andern dieser Gruppe, sind aber recht 
eizenthümlich, wie der Vogel selbst. 


5. Der Binsenfink. Fringilla juncorum. Lars. (Nurr.) (Sylvia juncorum, Ir. Field Spar- 
row, Fringilla pusilla. Wırs. I. p. 121. Nurr. I. p. 499. Aupus. O. B. II. p. 229.) 


Tab. XXXIV, fig. 12. a. b. et Tab. XXXV. fig. 5 


Nebst dem folgenden der kleinste aus dieser Abtheilung und zahlreich über die Vereinigten 
Staaten, ja bis Jamaika verbreitet. Im Winter in Scharen umberstreifend, vertheilen sich vom April 
an die Pärchen an ihre Nistplätze, wozu sie vorzüglich grasige, mit etwas Gebüsch versehene 
Strecken wählen, an denen sich das Männchen durch seinen muntern Gesang, dem des Canarien- 
vogels ähnlich, nur etwas schärfer, bemerklich macht. Das Nestchen wird am Boden erbaut, be- 
steht zuweilen ganz aus Gras, zuweilen ist es im Innern mit Rosshaaren ausgekleidet. Ein wohler- 
haltenes Exemplar durch Herrn A. Gerhardt in Tennassee gesammelt, habe ich vor mir. Es bildet 
einen festen, wohlgerundeten, am Rande eingezogenen Napf von 3'/,” Breite, 2” Höhe und Weite, 
1 /,” Tiefe und besteht auswendig aus Waldstroh, einer Schicht verwitterter Baum - und Grasblätter, 
auf welche eine Schicht Seggenblätter folgt, die im Innern mit haarfeinen Grashälmchen ausgekleidet 
ist. 6 Eier erfüllen noch nicht die Hälfte des Innenraumes. Von den Eiern habe ich 35 Stück aus den 
verschiedenen Gegenden des Vorkommens erhalten, ganz sichere durch die Herren Doctoren Brewer 
und Koch. Sie weichen nicht so sehr unter sich ab, dass man nicht sogleich die Art erkennen 
sollte. Das kleinste derselben ist 7'/,” lang, 5°,” breit, das grösste 8'/,” lang, 6” breit, während 
die Mehrzahl sich in der Mitte hält, bei einem Gewichte von 1'/%, Gran. Ihre Grundfarbe ist bläulich- 
weiss, seltner rein und etwas lebhafter bläulich, öfters etwas in das Graue und oft durch sehr 
dichte Fleekchen in das Röthliche, Rostbraune, Rothbraune und Braune. Die untersten Fleckehen 
sind röthlichgrau , die nächsten grau- oder röthlichbraun , die obersten rostbraun, grünbraun, selten 
recht lebhaft oder in das Purpurbraune. Nicht oft sind sie ganz gleichmässig vertheilt, meist werden 
sie nach der Basis dichter und grösser, bilden daselbst ein lockeres oder geschlossenes Kränzchen, 
decken auch öfters die Basis oder die ganze Oberfläche. Inwendig scheinen auf bläulichem Grunde 
die Fleckchen durch. Sie haben etwas Glanz und ein Korn, was dem der verwandten Arten ganz 
gleich kommt. Die ansehnlichere Grösse unterscheidet die sehr schwach gefleckten von den stark 
gefleckten Exemplaren der Fringilla tristis hinlänglich, wonach das unter jenem Namen abgebildete 
Ei unserer Art angehört. 


9. Der gesellige Fink. Fringilla socialis. Wırs. (Chipping Sparrow. Wırs. I. p. 127. Nüurr. 
I. p. 497. Aupun. O. B. II. p. 21. V. p. 517.) 


Tab. XXXV. fig. 17. a. b. |Fringilla cyanea.) 
Noch etwas kleiner als der vorige, den Vereinigten Staaten fast ausschliesslich angehörig , aber 
daselbst meist sehr häufig vorkomınend, schliesst er sich gern dem Menschen an und bewohnt be- 
sonders Obstgärten sowie Feldränder und Viehtriien. Der Gesang des Männchens ıst ein muntres, 


aber etwas eintöniges Trillern, welches Hr. Nuttal mit den Sylben tsh-tsh-tsh-tshe-tshe-tshe bezeich- 
net. Zeitig im Mai beginnt der Nestbau, wozu niemals der Boden, sondern ein Gebüsch, eine 
Hecke, ein Baum, niedriger oder höher, erwählt wird. Einige Nester meiner Sammlung mögen die 
Bauart erläutern. Nr. 4, von Herrn A. Gerhardt in Tennassce gesammelt, bildet ein wohlgerunde- 
tes, dickwandiges Näpfchen von 3” Breite, 1'/%” Höhe, 1°/” Weite, 1” Tiefe und besteht aus dün- 
nen Pflanzenstengeln, schwarzbraunen Würzelchen mit Haaren des Waschbären durcharbeitet, inwendig 
mit feinen, hellbraunen Wurzelfasern, Kuh- und Rosshaaren dicht und glatt ausgelegt. 6 Eier füllen 
den Innenraum noch nicht ganz aus. Nr. 2. Durch Herrn Dr. Sturm aus Pennsylvanien, ist ebenfalls 
dickwandig, aber sparrig, 3 bis 4” breit, 1'/” hoch, fast 2” weit, 1” tief, besteht auswendig aus 
Ranken von wildem Weine, etwas Moos und Fäden, worauf eine dicke Schicht weisser Schweins- 
borsten folgt, die die innere Auskleidung bildet. Die 5 Eier füllen die Hälfte des Innenraumes an. 
Nr. 3, ebenfalls aus Pennsylvanien, ist dem vorigen ähnlich, aber lockerer mit ganz durchsichtiger 
Wand aus Pflanzenstöckchen und Wurzeln, ausgelegt mit Kuhhaaren und Schweinsborsten. Es wer- 
den meist im Jahre 2 Bruten aufgezogen, deren Satzzahl 5 und %, selten 6 ist. Diese sind nach 
20 Exemplaren meiner Sammlnng ungleichhälftig, nach der stumpfen Höhe stark abfallend Das 
kleinste ist 7'/;” lang, 5°/,” breit, das grösste 8Y/,” lang, 6” breit; die mehrsten stehen zwischen 
diesen in der Mitte bei einem Gewichte von ziemlich 14'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist ein helles, leb- 
haltes Grünlichblau, worauf die sparsamen röthlichgrauen, braunen und purpur- oder schwarz- 
braunen Fleckchen sich finden, die meist nur vor der Basis etwas dicht, auch kranzartig, auf der 
übrigen Fläche nur schr sparsam stehen oder daselbst ganz fehlen. Die dunkelsten Fleckchen sind 
meist gerundet oder als kurze Haarzüge vorhanden, fehlen zuweilen auch ganz. Die mittlern errei- 
chen zuweilen ansehnliche Grösse. Ihre Schale ist matt oder schwach glänzend. Das Korn ist zart 
und nähert sich dem des Distelfinken. Inwendig scheinen sie lebhaft blaugrün durch. Ausser der 
Grösse kommen sie denen unseres Gimpels am nächsten, doch sind sie durch lebhafte Abänderun- 
gen der folgenden Arten auch mit ihren nähern Verwandten verbunden. 


10. Der Baumfink. Fringilla canadensis. Laru. (Tree Sparrow. Aupus,. O. B. I. p. 511.) 


Er hat etwa die Grösse unserer Fringilla montana, zieht im Winter in Scharen bis zu den mitt- 
lern der Vereinigten Staaten, während er des Sommers in Canada und Labrador lebt. Da er auf 
Bäumen oder in das Gebüsch nistet, so kann er den Holzwuchs nicht entbehren. Audubon erhielt 
Nest und Eier desselben vom Professor Mac-Culloch, in Neuschottland gesammelt. Das erstere hatte 
wenige Fuss vom Boden auf dem horizontalen Aste einer Tanne nahe am Stamme gestanden, war 
aus grobem Grase erbaut und mit Faserwurzeln, Ross- und andern Thierhaaren ausgekleidet. Die 
5 Eier glichen ausser ansehnlicherer Grösse vollkommen denen der vorigen Art. Ich besitze nur 1 
Ei aus Labrador, welches mit dieser Angabe stimmt. Es ist 9'/,” lang, 6'/,” breit, nach beiden 
Polen sanft abfallend. Die Grundfarbe ist lebhaft bläulichgrün, die röthlichgrauen, matter und leb- 
hafter purpurrothbraunen Fleckchen stehen nur vor der Basis etwas dichter. Sein Korn ist derber 
als bei den verwandten Arten, die Poren sind klein, etwas eckig und tief. Inwendig scheint es leb- 
haft blaugrün durch. Sein Gewicht beträgt gegen 2 Gran, 

50 


—— we 


1. Der fuchsrothe Fink. Fringilla iliaca. Mena. (For-coloured Sparrow. Avpen. ©. B. I. 
p. 58. Fr. rufa. Wırs. I. p. 53.) 

Ein ziemlich starker Fink, etwas grösser als der Haussperling, der den Winter in den wärme- 
ren Theilen der Vereinigten Staaten zubringt, des Sommers sich in den Ländern um die Hudsonsbay, 
in Labrador und Neufundland aufhält. Audubon traf ihn in Labrador nistend und gibt seinen Ge- 
sang als schr ausgezeichnet an. Von Mitte Juni bis Anfangs Juli fand er ihn nistend. Die ansehn- 
lich grossen Nester standen am Boden zwischen Moos oder Gras eingebaut unter dem Schutze einer 
kleinen, buschigen Tanne, waren aussen aus Moos und dürrem Grase etwas locker, dann dichter und 
haltbarer aus zartem, dürrem Grase erbaut, innen mit feinsten Würzelchen und Federn ausgekleidet. 
Die & bis 5 Eier waren für den Vogel ebenfalls gross, schmutziggrünlich mit kleinen braunen Fleck- 
chen ‘). Ich habe nur zwei solcher Eier aus Labrador erhalten, welche gestreckt ungleichhälfig sind, 
nach der stumpfen Höhe sanft abfallen, 10%, und %,” lang, 7'/” breit sind und etwas über 3 Gran 
wiegen. Ihre Grundfarbe ist blass graugrünlich, die untersten Fleekchen sind röthlich aschgrau, 
dann folgen röthlichbraune und braunrothe, ziemlich dicht und verworren, vor der Basis kranzartig 
und daselbst mit einem schwarzen Haarzuge versehn. Sie haben etwas Glanz, kommen im Korne 
dem der Fr. pennsylvanica nahe und scheinen inwendig grünlich durch. 


12. Der Savannah-Fink. Fringilla saranna. Wırs. (Savannah Finch, Wırs, IV.p. 72. Nerr. 
I. p. 489. Aupun. ©, B. I. p. 63. V. p. 516.) 


Tab. XXXIV, fie. 7. b. 


Nur wenig kleiner als Fr. melodia oder unserm Hanflinken in Grösse gleich, lebt er ziemlich 
zahlreich verbreitet von Florida bis Labrador, doch nur von Maryland nordwärts nistend. Das 
Männchen hat nach Audubon keinen eigentlichen Gesang und seine Stimme gleicht ganz dem Zirpen 
einer Grille. Das Nest wird in den Boden eingebaut und besteht aus Grashalmen und Blättern. Es 
werden jährlich 4 oder 2 Bruten zu Stande gebracht und der Satz besteht aus # oder 5 Eiern. Ich 
habe die Eier durch Hrn. Dr. Brewer aus Boston, ausserdem zahlreich aus Labrador erhalten. Sie 
sind ungleichhälfig, nach der zugespitzten Höhe stark abfallend, 8'/, bis 9” lang, 6'/, bis ’/” breit 
und haben auf licht bläulich graugrünlichem Grunde sehr dichte röthlichgraue, grünlich und grün- 
braune, verworrene, kleine, zum Theil auch grosse Flecken, die nach der Basis decken. Die 
Schale hat etwas Glanz und ist besonders an der Basis stark gekörnelt mit tiefen, eckigen Poren. In- 
wendig scheinen sie graugrünlich durch. 


13. Der Linkoln’sche-Fink, Fringilla Lincolnii. Avpus. (Lincolns Finch. Avp. Il. p. 539.) 
Tab. XXXIV. fig. 6. ob. c. 
Ungefähr in gleicher Grösse mit dem vorigen, gehört er dem nördlichen Amerika, besonders La- 
brador an, wo ihn Audubon in etwas geschützten kleinen Thälern sehr häufig antraf. Er hat einen 
angenehmen Gesang zwischen Canarienvogel und Baumpieper. Im August waren die Jungen Nlügge. 


*, Nach Audubon gehören Nest und Eier, welche von Richardson in der „Nord. Zool." I. p. 257 als dieser 
Art angehörig beschrieben sind, der Fringilla leucophrys an. 


ea 


Ich habe viele Eier dieser Art aus Labrador erhalten, welche in Gestalt und Färbung denen der 3 
folgenden Arten ‘sehr nahe kommen. Sie haben eine Länge von 8 bis 9”, eine Breite von 6 bis 
6'/,” und ein Gewicht von A°/, Gran. Ihre Grundfarbe ist weisslich blaugrünlich, wo bald die eine, 
bald die andere der Mischungen vorherrscht. Die röthlichgrauen, röthlichbraunen und braunrothen 
Fleckchen sind dicht und verworren, meist klein, selten grösser und etwas gesondert, oft vor der 
Basis einen Kranz bildend, auch dieselbe deckend. Ihre Schale hat etwas Glanz, die lacherhabenen 
Züge sind geglättet und fein gekörnelt. Inwendig scheinen sie lebhaft blaugrün durch. 


14. Der melodische Fink. Fringilla melodia. Wıus. (Song- Sparrow. Wırs. I. p. 125. Aupun. 
0. B. I. p. 126. V. p. 507. Norr. I. p. 186.) 


Tab. XXXIV. fig. a. b. et fig. 5. a. b. 


Fast von der Grösse des Haussperlings, ist diese Art sehr zahlreich über die mittlern und nörd- 
lichen Provinzen der Vereinigten Staaten verbreitet, wo er sich dem Menschen gern anschliesst und 
sich durch seinen Gesang angenehm macht. Im Winter vereinigen sich diese Finken in Scharen und 
leben da in Virginien und Georgien, kehren aber zeitig zu ihren Nistplätzen zurück, wo sie bis 3 
Bruten zu Stande bringen und 4 bis 5 Eier legen. Nach Herrn Dr. Brewer (bei Audubon I. ce.) fin- 
det sich eine grössere und kleinere Form dieser Art, welche in Färbung, Nestanlage und Eiern 
etwas abweichen soll, jedoch wol nicht als besondere Species zu betrachten ist. Ich habe 2 Nester 
mit je 5 Eiern aus Pennsylvanien durch Herrn Notar Bruch, & sichere Eier durch Herrn Dr. Brewer 
aus Boston und ausserdem noch eine grosse Anzahl derselben aus verschiedenen Gegenden vor mir. 
Die beiden Nester sind sehr ähnlich, 3” breit, 2” hoch und weit, 1'%” tief und bestehen aus dürren 
Grasblättern und Halmen, die nach innen feiner gewählt und mit etwas Rosshaaren belegt sind. Das 
kleinste der Eier ist 7',” lang, 6,” breit, das grösste 9°,” lang, 7'/,” breit, während die mehr- 
sten um 9” lang und 7” breit sind, bei einem Gewichte von 4°/, Gran. Sie sind ungleichhälftig, 
nach der stumpfen Höhe nicht stark abfallend, ihre Grundfarbe ist bläulich, in das Weissliche, Grün- 
liche oder Grüne. Die untersten Fleckehen sind röthlichgrau oder grauröthlich; dann folgen bräun- 
liche, grau- oder rothbräunliche, zu oberst braunrothe oder rothbraune, mattere oder ziemlich leb- 
hafte. Meist sind sie klein und verworren, zuweilen aber auch sehr gross und zusammenfliessend, 
selten sparsam und rein umschrieben. Zuweilen bilden sie auch vor der Basis ein zusammenhän- 
gendes Fleckenkränzchen. Die Schale hat etwas Glanz, die erhabenen Züge sind sehr abgeflacht 
und geglättet mit gerundeten, mässig grossen Poren in den Zwischenräumen. Inwendig scheinen 
sie grünlich durch. 


15. Der weissscheitlige Fink. Fringilla leucophrys. Gw. (Tew.) (Kmberiza leucophrys. Gm. 
White crowned Finch. Nurr. I. p. 479. Aupus. O. B. I. p. 91. Rıcnaros. et Sw. II. p. 255.) 


Tab. XXXIV. fig. 2. b fig. 3. b. c. 


Ein recht schön gefärbter Fink, fast von der Grösse der Goldammer, welcher dem Norden von 
Amerika angehört und weit in die Polarzone hineingeht. Auch des Winters berührt er nur die 
502 


nördlichen Theile der Vereinigten Staaten *. Ende Mai oder Anfangs Juni beziehen diese Vögel ihre 
Nistplätze, wo das Männchen, auf einem Strauche sitzend, seinen angenehmen Gesang, der nach Au- 
dubon aus 6 bis 7 Noten besteht, fast den ganzen Tag hören lüsst, Meist Mitte Juni beginnen sie 
den Nestbau am Boden in Flechten oder Moos unter dem Schutze eines Büschchens und senken 
das Nest bis an den Rand ein. Es ist nach Audubon und Richardson stets gut gebaut und besteht 
aus Gras und Moos, inwendig mit feinen Wurzelfasern und Haaren ausgekleidet. Ich erhielt eine 
Anzahl Nester und viele Eier aus Labrador, wo der Vogel häufig is. Das eine der Nester ist ein 
diekwandiger, fester, Napf von #'/," Breite, 2'/” Höhe und Weite, 1'/,” Tiefe und die 5 Eier füllen 
zwei Drittheile des Innenraums aus, Lange Stengel von Sumpf- und Astmoos sind mit Renthierflechten 
sowie langen Seggen - und Grashalmen zu einer festen Wand verarbeitet, deren innere Auskleidung 
von zarten Grashälmchen und Blättchen gebildet ist. Ein anderes, unter einem Busche von Ledum 
palustre erbautes, ist 4” breit, 2” hoch und weit, 1'/,” tief, besteht aus Laubmoos, langen Seggen- 
blättern, einigen Grashalmen und dürren Pflanzenstengeln und ist im Innern mit haarfeinen Grashälm- 
chen und weissen Thierhaaren ausgekleidet. Eine kleine Entenfeder scheint mehr zufällig beigege- 
ben. Aehnlich sind sämmtliche Nester erbaut, die ich vergleichen konnte, Der Satz besteht aus 
5 bis 6 Eiern, von denen ich 60 Stück vor mir habe. Sie sind alle ungleichhälfig, nach der Basis 
zugerundet oder auch etwas stark abfallend, nach der stumpfen oder etwas spitzen Höhe stark ab- 
fallend. Das kleinste ist 9” lang, 7” breit, das grösste bei gleicher Breite 10%,” lang, ein anderes 


ZZ 


10'//” lang, 7'//” breit, die Mehrzahl hat eine Länge um 10” und eine Breite von 7”, bei einem 
Gewichte von 2 Gran. Ihre Grundfarbe ist bläulichgrünlich in das Grauliche oder Weissliche. _Die 
(diehten Fleckchen sind röthlichgrau und braunröthlich in 2 Abstufungen, meist klein und verworren, 
selten etwas einzeln, gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilt oder nach der Basis dichter 
und daselbst kranzbildend. Sie haben etwas Glanz und ein ziemlich zartes Korn, wo die geglätte- 
ten, verzweigten, meist wenig erhabenen Züge etwas grössere Zwischenräume lassen, in denen sich 
die etwas sparsamen, gerundeten, in einen Punkt ausgehenden Poren finden. Inwendig scheinen 
auf blassgrünlichem Grunde die Fleckchen durch. Sie sind nächst verwandt mit den Eiern der fol- 
genden Art, aber durch blassere Färbung unı zarteres Korn von ihnen verschieden. 


16. Der weisshalsige Fink. Fringilta pennsylvanica, Larn. (White throated Finch. Rıcnanps, et 
Sw. Nord. Zool. Il. p. 256. Avpvs. ©. B. V. p. 497.) 


Tab. XXXIV, fig. 2. a. c. fig. 3. 2. *°) 


In Grösse, Gestalt und Zeichnung dem vorigen nächst verwandt, hat er auch ganz dessen Va- 
terland, nur dass er im Winter bis zu den südlichen der Vereinigten Staaten vorrückt. Im Mai kehrt 
er zu seinen Nistplätzen zurück, die sich vom obern Canada bis 66° N. Br. erstrecken. Dr. Richard- 
son fand am 1%, Juni ein Weibchen auf 4 Eiern sitzend unweit Cumberland House. Das Nest unter 
einem g>stürzten Baumstamme, war aus Gras erbaut und mit Haaren und einigen Federn ausgefüt- 
tert. Ein anderes, am Bürensee, hatte als Auskleidung Samenstengel eines Mooses. Die Eier waren 


Eben wie die Schneelerche, fehlt er Grönland fast ganz, wahrscheinlich aus demselben Grunde, Die weni- 
gen Exemplare, die man in neuester Zeit daselbst gefunden hat, sind wol zufällig dahin verschlagen. 
**, Die Nomenclatur der Tafel ist nach dem Texte zu berichtigen. 


—ı GR 


blassberggrün, dichtrothhraun marmorirt. Audubon, der im südlichen Labrador diese Vögel häulig 
sah, fand kein Nest, nur im Juli die lüggen Jungen. Ich habe ein Nest aus Labrador erhalten, dem 
jedoch die äusserste Lage zu fehlen scheint. Es ist 3'/,” breit, 1°/,” hoch, 2'/,” weit, 1'/” tief, be- 
steht aus etwas Moos, zarten Reischen, Grasblättern und weissen Fuchshaaren; als Auskleidung 
sind schwarze und weisse Fuchshaare zu dicker, glatter Schicht verarbeitet. Der Satz scheint meist 
5zählig zu sein, wenigstens habe ich aus 5 Nestern je 5 Stück erhalten. Sie kommen in Gestalt, 
Grösse und Gewicht ganz mit denen der vorigen Art überein, haben aber lebhaltere Grundfarbe und 
Zeichnung. Erstere ist grünlichblau oder bläulichgrün, lichter oder dunkler, oft von röthlichgrauen 
und braunrothen Fleckchen fast gleichmässig bedeckt (Fig. 3. a.), oft auch mit gesonderten Flecken 
und Fleckchen, die Höbe fast ganz freilassend. Ihr Glanz ist mässig, das Korn viel gröber als 
bei voriger Art, die Züge sind mehr gekörnelt und erhabener, dichter und deshalb die Poren eckiger 


und kleiner. Inwendig scheinen sie blaugrün durch. 


17. Der streifköpfige Fink. Fringilla matutina. Licur. (Azara. Vov. T. IM. p. 295. d’Or- 
BIGnv Voy. Prinz Maxım. Beitr. III. 1. p. 625.) 


Tab. XXXIV. fig. 10. a. b. 


Seine Grösse ist etwa die von Fringilla caelebs, seine Verbreitung erstreckt sich über einen 
sehr grossen Theil von Südamerika, wo er sich gern in der Nähe des Menschen hält. Nach Azara 
nistet er in Paraguay 2 Mal, was daselbst nur wenige Vögel thun, baut sein Nest auf niedern Bäu- 
men dicht an den Stamm bis 6° hoch, oder in Zäune, in das Gras, an den Boden, sogar in seichte 
Mauerlöcher, so dass ein Theil desselben vorsteht. Männchen und Weibchen arbeiten gemeinsanı 
daran, so wie ersteres auch am Brüten Theil nimmt. Das Nest besteht aus verwitterten Grashalmen 
und ist inwendig mit Haaren sorgsam ausgelegt. Prinz Maximilian fänd in Brasilien ein Nest im 
Gebüsch, welches dicke, aus Gras und Pflanzenstengeln erbaute Wand hatte und inwendig glatt mit 
feinen Wurzeln ausgelegt war. Johannes Natterer brachte ein Nest dieser Art aus Brasilien, welches 
einen niedlichen, gerundeten, etwas lockern Napf von 2'/,” Breite, 1°/,” Höhe, 1'/, Weite und 1,’ 
Tiefe bildet. Auswendig besteht es aus dürren Grashalmen, inwendig ist es mit steifen Affenhaaren 
ausgelegt. 2 Stück dieser Nestchen, die ich aus Chili erhalten habe, gleichen diesem sehr; das eine 
hat bei 3” Breite, 4” Höhe und Weite und 1Y/,” Tiefe, besteht aus Grashalmen, Baststreifen und 
Würzelchen mit Farnkrautwolle und ist mit weissen Pferdehaaren dicht ausgekleidet, das andere etwas 
grössere hat eine dickere Wand von braunen Grasblättern, Halmen und Würzelchen und ist inwen- 
dig mit dicker Schicht schwarzer Rosshaare verschn Nach Azara besteht der Satz aus I bis & 
Stück, Prinz Maximilian fand 2 Eier. Ich habe eine Anzahl derselben aus verschiedenen Theilen 
Südamerikas, diesseits und jenseits der Anden vor mir, welche sich in Allem denen der vorigen Ar- 
ten anschliessen Sie sind kürzer oder gestreckter ungleichhälftig, oft dem Gleichhälftigen nahe, 
8, bis 9'/,” lang, 6'/, bis 7” breit, haben blassen oder lebhaften blaugrünlichen Grund mit roth- 
grauen, graubraunen und braunrothen, kleinen, meist dichtstehenden Fleckchen. Ihr Glanz ist 
mässig, ihr Korn kommt dem von Fringilla melodia am nächsten. Inwendig scheinen auf grün- 


. u . 
lichbläulichem Grunde die Flecke durch. 


RB. Edelfinken. Fringilta. Tem. Carduelis, Chrysomitris, Linaria, Serinus. Citri- 
nella. Auct. 

Hierher gehören die europäischen Arten des Geschlechts mit wenigen Ausnahmen, so wie meh- 
rere anderer Welttheile. Sie zeichnen sich durch schönen Gesang, munteres, zutrauliches Wesen 
und künstlichen Nestbau aus, legen grünliche oder bläuliche, selten einfarbige, meist lebhaft roth- 
braun punktirte oder gefleckte Eier und sind Stand -, Strich- oder Zugvögel. Besonders nach Maass- 
gabe des schwächern oder stärkern Schnabels hat man Gruppen oder Genera unter ihnen gesondert, 
was bei vorhandenen Bindegliedern nur mit unnatürlichem Zwange geschehen kann. 


15. Der Canarienfink. Fringilla canaria. L. (Heineken über einige Vögel von Madera. Isis 
1831. S. 725. Mocgavin-Taxoon. Ornithol. Canarienne. p. 21. Tab. 1.) 


Tab. XXXV., fig. 6 


Allbekannt und im Stande der Zähmung dem Europäer überall hin folgend, ist sein Vaterland, 
wie es scheint, auf die canarischen Inseln beschränkt, wo er stellenweise ziemlich häufig ist, schon 
im Februar zu nisten beginnt und nach Heineken 4 bis 5 Bruten im Jahre zu Stande bringt. Sein 
Nest baut er in dichte Büsche oder niedere Bäume aus Würzelchen, Moos, Federn, Haaren und 
dergleichen weichen Stoffen nach Art des Hanflinken. Die 4 bis 6 blassblauen Eier sind feingefleckt 
und das Männchen singt in der Nistzeit gegen 9 Monate sehr angenehm. Seit Anfang des sechzehn- 
ten Jahrhunderts kennt man ihn als Stubenvogel, wo er sich auch unter sehr wenig günstigen Ver- 
hältnissen leicht fortpflanzt und sich sogar mit den andern Arten der Abtheilung verpaart. Die in der 
Zühmung gelegten Eier haben in der Regel eine grün- oder graubläuliche Grundfarbe, röthlich- 
oder purpurgraue, röthlich- oder purpurbraune meist sehr kleine Fleckchen und Strichelchen. Bei 
manchen sind die untersten und mittlern Flecke nach der Basis ziemlich dicht und etwas grösser, 
oft kranzartig. Ihr Korn ist von dem der verwandten Arten durch erhabenere, deutlich gekörnelte 
Züge recht verschieden ; die meist undeutlichen, starkeckigen Poren stehen in den schmalen, gebo- 
genen, tiefen Zwischenräumen. Inwendig scheinen sie blassbläulich durch. Ich besitze Bastardeier 
von weiblichen Canarienvögeln und männlichen Distel-, Hanf-, Lein-, Birkenlinken und Gimpel, 
welche Aehnlichkeit von der Art des männlichen Vogels an sich tragen, was am auffallendsten im 
letzten Falle ist, wo sie auch recht gross sind. Bekanntlich pflanzen sich hier auch die Bastarde 
wieder fort. 


19. Der gelbgrüne Fink. Fringilla butyracea. L. 
Tab. XXXV. fie. 7. 8 


In Färbung und Grösse dem vorigen nahestehend, lebt er im südlichen Afrıka, von wo ich 
eine Anzahl Eier erhalten habe. Sie sind kürzer oder gestreckter ungleichhällig, 7, bis '/,” lang, 
5'/” breit, haben bläulichweisse Grundfarbe mit sparsamen, kleinen röthlichgrauen und graurothen, 
zuweilen auch einzelnen dunkeln purpurbraunen Pünktchen und gerlindeten Fleckchen. Inwendig 
scheinen sie grünlich durch. Ihr Korn ist noch zarter als bei den Zeisigeiern 


399 —— 


20. Der Trauerfink. Fringilla tristis. L. ( Yellow bird, american Goldfinch. Wıuson. 1. p. 20. 
Aupue. O. B. I. p. 172. V. p. 510. Nurrar. I. p. 507.) 

Dieser niedliche Fink, welcher etwa die Grösse des Zeisigs hat, ist ziemlich zahlreich über den 
grössten Theil der nördlichen Hälfte von Amerika verbreitet, nistet jedoch erst von den mittlern der 
Vereinigten Staaten an bis Canada. Nach Art des Distelfinken ist er gesellig und munter und im 
Frühjahre singen oft mehrere Männchen bald lauter, bald leiser im Concert. Nach Herrn Nuttal sind 
die gewöhnlichsten Töne durch die Sylben 'may-be&-'may-be und 'isheveet-tshevee auszudrücken. 
Erst im Sommer beginnen sie zu nisten und legen im Juni oder Juli ihr Nestchen im lichten Gebüsche 
oder Walde theils nur wenige Fuss über dem Boden, theils auch etwas hoch an, erbauen es aus 
Baststreifen, dürren Blättern und Würzelchen, mit Spinnewebe verbunden, und füttern es inwendig 
mit Samenwolle von Disteln oder Platanen, zuweilen auch mit Thierhaaren warm aus. Nach Au- 
dubon kleben sie auch zuweilen Flechtenstückchen von aussen auf. Ich habe ein sehr zierliches 
pennsylvanisches Exemplar durch Herrn Dr. Sturm erhalten, welches ein wohlgerundetes Näpfchen 
von 2'/,” Breite, 1°/,” Höhe und Weite, 1'/,” Tiefe bildet. Es besteht aus dürren Blütenstückchen 
von Rhus cotinus, zarten Baststreifen, dürren Grashälmehen und andern Pflanzenstengeln mit Spin- 
newebe fest verbunden und hat inwendig ein dickes Lager von Distelpappus. In den wärmeren 
Theilen des Sommeraufenthaltes werden zwei Bruten zu Stande gebracht, in den kälteren nur eine, 
deren Satz meist 5zählig ist. Die Eier sind ungleichhällig, Tbis 7 '/,” lang, #°/, bis 5” breit, blass- 
bläulich mit feinsten braunen Fleckchen, die man bei vielen Exemplaren erst mit der Lupe sieht, 
während sie an andern etwas deutlicher sind. Die Schale hat wenig Glanz, ein sehr zartes Korn 


mit flachen, gerundeten, sparsamen Poren. Inwendig scheinen sie blassbläulich durch "). 


21. Der Erlenfink, Zeisig. Fringilla spinus. L. (Naumann N. A. V, p- 2955. Tab. 125.) 
Tab. XXXV. fig. 14. a. b. c. [Güxtner u. Wins. Tab. 13 unten, pag. 56. Mürren Singv. pag. 47. NAUMANN U. 
Bunte Heft. V. Tab. IX. fig. 11. Tiienemann u. Breum Heft III. pag. 47. Tab. X. fie. 12. Hewirs. Col. Ill. Tab. 4%] 

Es lebt dieser allbekannte und beliebte kleine Fink, dessen Gewicht 3 bis # Quentchen beträgt, 
von Schottland durch das mittlere Norwegen und Schweden bis zum Urall und im Süden bis Ober- 
italien und zwar zur Nistzeit nur im Nadelwalde, nach Maassgabe vorhandener Nahrung bald häuli- 
ger, bald seltener. Im Winter streifen grössere und kleinere Schaaren überall umher, wo sie Bir- 
ken- oder Erlensamen vorfinden, gehen aber auch nach andern Sämereien, nur selten an den Bo- 
den. Zeitig im Frühjahre lassen die Männchen ihren fröhlichen Gesang hören, der meist mit der 
lL.ockstimme di-dei-dei, deidel-didlei beginnt, zwitschernde, schnarrende Töne enthält und mit einem 
gezogenen didel dei däh — schliesst. Sie sind dabei meist in Bewegung, und wenn sie auf dersel- 
ben Stelle bleiben, bewegen sie wenigstens den Körper stark, fliegen auch zuweilen singend in die 
Luft mit aufgesträubtem Gefieder. So zeitig als es irgend die Witterung erlaubt, beginnen sie zu 
nisten und wählen meist eine hohe Fichte oder Tanne, am liebsten in der Nähe von Wasser und 
bauen das Nest auf einen vorgestreckten Ast an einer von oben gut verborgenen Stelle. Es gehört 


*) Das auf Tab. XNXV. fig. 5 abgebildete Ei zehört, wie oben erwähnt, der Fr. juncorum an. Die Eier ge- 
genwärliger Art gleichen in Gestalt und Grundfarbe ganz dem auf derselben Tafel fig. 8 abgebildeten Eie der vori- 
gen Art, nur dass ihnen die dunkeln Flecke fehlen. 


meist nicht geringe Mühe dazu, ein Zeisignest zu entdecken, und gelingt gewöhnlich nur, wenn man 
die Vögel beim Zutragen des Materiales belauscht, Beide Alte holen dasselbe gemeinsam herbei, 
oder das Männchen begleitet wenigstens das eintragende Weibchen. Vorzugsweise wählen sie zarte 
l.aubmoose oder faserige Flechten, die sie mit Spinnewebe verbinden und aussen mit Blattllechten, 
Parmelia , bekleiden. Grasblätter und Hälmchen, Würzelchen und Baststreifen, Wolle und Federn 
werden mehr zufällig beigefügt, wie die nähere Beschreibung einiger Exemplare ergeben wird. 
Nr. 1, aus der Niederlausitz, im April mit 5 Eiern auf einer Tanne, gegen 80° hoch, auf weit vor- 
stehendem Aste erbaut. Es bildet einen Kegelabschnitt, an der Basis 4”, an der Höhe 3” breit, 
3, hoch, am nicht eingezogenen Rande 2” weit, 1%," tief. Es besteht aus gröberem und feinerem 
Laubmoose (Hypnum et Leskea), zarten Würzelchen, Hälmchen, Birkenrindenstreifen, Weidenwolle, 
welche letzte nebst einigen Federn und Rosshaaren die warme Auskleidung bildet. Auswendig ist 
es mit Spinnewebe und Flechtenstückchen bedeckt. Ausser der bedeutendern Grösse hat es mit 
Nestern der Goldhähnchen grosse Achnlichkeit. Nr. 2, aus Thüringen, im März auf einer Tanne 
über 80° hoch gefunden, ist in einen grossen Busch von Bartllechten als ziemlich halbkuglicher Napf 
eingebaut. Es ist 3°” breit, 2'/,” hoch, 2” weit und 1°/” tief, besteht fast ganz aus Bartllechten 
mit etwas Kiefernnadeln, zarten Fichtenzweigen und Grashälmehen, sowie Weiden- und Schafwolle, 
welche nebst einigen Federn die innere Auskleidung bildet. Nr. 3, im Juni im Erzgebirge auf einer 
Fichte 60° hoch mit & Eiern gefunden. Es ist ein Napf mit Nachem Boden, hat an demselben fast 
4”, oben nur 3” Breite, 1%," Höhe, am stark eingezogenen Rande 2” Weite, 1'/” Tiefe und besteht 
aus Laubmoos mit Hälmchen und Würzelchen, welche die innere Auskleidung bilden. Aussen ist 
es mit grauer Spinnewebe und kleineren Blatflechtenstückchen ganz bedeckt. Als Sommernest hat 
es einen etwas leichteren Bau. Von den Eiern habe ich 10 Stück zur Vergleichung, unter welchen 
das kleinste 6,” lang, 5'/,” breit, das grösste 7'//” lang, 5°,” breit ist. Die mehrsten haben bei 
und ein Gewicht von ziemlich 4 Gran. Sie gleichen in Ge- 
stalt und Färbung denen der verwandten Arten, sind blassgrün, zuweilen scheinbar ganz ungelleckt, 


2 


7” Länge eine Breite von 5 bis 5,” 


wo man jedoch mit der Lupe immer Fleckchen findet, zuweilen mit sehr sparsamen, kleinen Fleck- 
chen, zuweilen etwas dichter, nach der Basis kranzartig oder deckend gefleckt. Die dunkelsten 
Fleckehen bilden zuweilen kurze Haarzüge. Die Schale ist matt oder schwachglänzend von sehr 
zartem Korne und ziemlich grossen, gerundeten Poren. Inwendig scheinen sie ganz blass grünlich- 
weiss durch. In den Sammlungen finden sich häufig Eier, welche von weiblichen Zeisigen , mit 
männlichen Canarienvögeln gepaart, gelegt sind. Diese haben eine dunklere Grundfarbe und kom- 
men im Korne denen des Canarienvogels nahe. Die echten Zeisigeier kann man nicht leicht mit de- 
nen einer andern europäischen Finkenart verwechseln. 


22. Der Girlitzfink, Fringilla serinus. L.*) (Naumann. N. A. T. V. p. 114. Tab. 123.) 
Tabs. XXXV, fig. 10. a. b. ©. [Zıvansı pag. 62. Turesesans u, Barum. Heft II. p. 39.) 
Es lebt dieses niedliche Vögelchen, welches dem Zeisig in Grösse und Färbung sehr nahe 
steht, in der südlichen Hälfte von Europa, von Portugal und Frankreich durch das wärmere Deutsch- 


Wegen seines etwas dickeren Schnabels stellt man ihn im Systeme oft weit von seinen natürlichen Ver- 
wandten, an die er sich durch Lebensweise, Nest und Eier vollkommen anschliesst 


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land vom Main an durch Böhmen bis zum angrenzenden Asien und dem nördlichen Afrika, mit Vor- 
liebe für hügeliges, mit Fruchtbäumen besetztes Land. Zum Theil zieht er des Winters, theils streift 
er auch nur nach Nahrung in kleineren Gesellschaften umher und kehrt im April an seinen Nistplatz 
zurück, wo sich das Männchen durch anhaltenden Gesang, bei dem es sich munter umhertreibt, 
sehr bemerklich macht. Derselbe ist ganz eigenthümlich, mit dem des Distel- und Hanflinken sowie 
des Zeisig verwandt, aber trillernder und schwirrender. Sein Lockton, welcher ihm den Namen ge- 
geben, ähnelt dem des Distelfinken. Das meist recht zierliche Nest wird in mässiger Höhe auf. Bäu- 
men entweder in die Krone, oder auch auf Seitenzweige und in höheres Gebüsch und Spalierbäume 
angebracht und zwar gewöhnlich nicht sehr versteckt. Es besteht aus dürrem Grase und andern 
Pflanzenstengeln, meist von bleicher Färbung, und ist inwendig mit Pllanzenwolle, Federn und Thier- 
haaren ausgekleidet. Aus einer grossen Anzahl meiner Sammlung wähle ich folgende zur Be- 
schreibung aus. Nr. 1 von Montpellier, durch Herrn Professor Mocquin-Tandon am Flussufer auf 
einem hohen Schlehenbusche gefunden, ist ein etwas schräger Napf von 2°,” Breite, 2'/,” Höhe, 2” 
Weite, 1'/,” Tiefe, so dass die 5 Eier kaum den dritten Theil ausfüllen. Es besteht aus Grasblättern, 
Hälmehen und Würzelchen mit Weidenwolle fest verbunden , welche mit Rosshaaren die innere Aus- 
kleidung bildet. Die Wand ist nicht dicht, aber sehr dick gearbeitet. Nr. 2. Auf Sardinien von 


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Herrn Dr. Küster im April mit 5 Eiern gefunden, ist 3” breit, 11,” hoch, 2” weit, 1'//” tief und 
besteht fast ganz aus Blättern von Artemisia maritima mit etwas Moos und Graswurzeln und ist mit 
Pflanzenwolle ausgekleidet. Nr. 3. Aus Unterösterreich, auf einem Wallnussbaume im Mai mit 5 Eiern 
gefunden, bildet ein etwas sparriges Näpfchen von 3” Breite, 1'/,” Höhe, 1°/,” Weite, 1” Tiefe, be- 
steht aus Stengeln und Stöckchen verschiedener Pflanzen, Graswurzeln und etwas Moos mit Spinne- 
webe, Pflanzenwolle und einigen Fäden durcharbeitet. Nr. 4. Ebendaher, im Mai mit 5 Eiern, ist 
ein massiger, halbkuglicher, etwas sparriger Napf von fast #” Breite, 1%/ Höhe, 2” Weite, 1” Tiefe, 
so dass die Eier °/, des Innenraumes einnehmen. Es besteht meist aus Laubinoos, mit dürren Sten- 
geln und Waldstrohfasern untermischt, ist inwendig mit dieker Schicht von röthlichen, schwarzen 
und weissen Kuh- und Rosshaaren ausgelegt, so dass es ein ziemlich buntes Ansehn hat. Nr. 5 
aus Steiermark auf einer Weide im Mai mit 5 Eiern gefunden, ist ein massiger, etwas unförmlicher 
und sparriger Napf von fast %” Breite, 2” Höhe und Weite und 1” Tiefe. Auf eine dicke Unterlage 
von Weidensamenkätzchen folgt die aus dürrem, schwarzbraunem Weinbaste, dürren Pllanzensten- 
geln und Weidenwolle verfertigte Wand, welche nach innen mit einer dicken Schicht von Weiden- 
wolle und auf dieser mit Kuh- und Rosshaaren so wie einigen Federn belegt ist. Nr. 6 ebendaher 
auf einer Castanea vesca an den Stamm angedrückt, im Juni mit k Eiern. Nach seiner Stellung ist 
es langgestreckt mit gerader Rückwand, 3°,” lang, 2,” breit, 1Y//” hoch, 2'/; und 1°” weit, 1” 
tief, und besteht fast ganz aus dürren, männlichen Blütentrauben der Kastanie, denen nur einige 
dürre Blätter und Hälmchen als Ausfütterung beigegeben sind. So sind im Ganzen diese Nestchen 
zwar denen des Hanffinken ähnlich, aber kleiner und zierlicher gebaut. Die Eier, deren Satz das 
erste Mal meist 5, das zweite nur % beträgt, gleichen ebenfalls denen des Distel- und Hanffinken 
in Gestalt, Grundfarbe und Zeichnung vollkommen, nur sind sie fast durchgehends kleiner und leich- 
ter. Bei 35 Exemplaren meiner Sammlung ist das kleinste 6\,”” lang, 5'//” breit, das grösste 
7” lang, 5%” breit; die Mehrzahl hält sich in der Länge um 7°’, in der Breite um 51/5” bei 
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einem Gewichte von ziemlich 4 Gran. Die mehrsten haben ganz blassen Grund, nur bei wenigen 
wird er etwas lebhafter bläulichgrünlich, aber auch diese scheinen ganz blass durch. Die Fleck- 
chen, mehrentheils sehr klein, stehen bei der Mehrzahl vor der Basis zu einem Kränzchen vereinigt, 
die untern röthlichgrauen so wie die mittlern rothbraunen werden bei einzelnen Exemplaren daselbst 
recht gross, die dunkeln obern fehlen öfers ganz oder sind nur einzeln und klein, zuweilen auch 
als Striche und kurze Haarzüge vorhanden. Das Korn der matten oder wenig glänzenden Schale 
ist sehr zart, zuweilen fast ganz glatt, mit sehr deutlichen, kleinen, gerundeten, tiefen Poren, an 
der Basis in der Regel mit feinsten dichten Körnchen , nach der Höhe mit zarten Nacherhabenen Zü- 
gen, wo auch die Poren etwas eckig sind, jedoch stets in einen tiefen Punkt ausgehen. Ihre Zart- 
heit, Kleinheit und das eigenthümliche Korn lassen sie von denen des Distel- und Hanflinken unter- 
scheiden; die blassen Abänderungen kommen den Zeisigeiern nahe, welche jedoch ein noch feineres 


Korn haben. 


23. Der Citronenfink. Fringilla eitrinella. 1. (Naumann, N. A. T. V. p. 148. Tab. 124.) 
Tab. XXXV. fie. 16. a. b. 


Zwar etwas gestreckter, aber im Gewichte nur wenig vom vorigen verschieden , gehört er des 
Sommers den höhern Gebirgszügen des südlichen Europa vom badener Oberlande an, wo er sich 
an der äussersten Grenze des Holzwuchses aufhält, munter, aber scheu die Nähe des Menschen mei- 
det und deshalb im Ganzen wenig gekannt ist. Im Winter streicht er in kleine Scharen vereinigt 
zu den Vorbergen herab, stellt sich aber zeitig im Frühjahre an seinen Nistplätzen ein, die dann 
meist noch mit tiefem Schnee bedeckt sind. Das Männchen ist ein Neissiger Sänger und ähnelt im 
Gesange dem Girlitz und Zeisig. Herrn Pastor Bourrit in Cologny bei Genf verdanke ich sichere 
Nachricht über das Nisten dieses Vögelchens, die früher gegebenen sind meist zweifelhafl. Das 
erste Mal beginnt er bereits im April sein Nest zu bauen, das zweite Mal Anfangs Juni. Er wählt 
kleinere oder nur mässig hohe Arven und Fichten, die sich in kleineren Gruppen auf höhern 
Alpweiden finden, und baut nach Art des Zeisig das Nest auf vorstehende Aeste, die von oben 
binlünglich von andern Zweigen gedeckt sind”). Das Material des warmen, meist etwas locke- 
ren Nestchens besteht auswendig aus Würzelchen und dürren Hälmchen und ist inwendig mit 
Haaren und Wolle von Ziegen, Schafen und Hasen so wie Pflanzenpappus ausgekleidet. Die 
beiden Nestchen meiner Sammlung will ich näher beschreiben. Das erste, am 18. Juni mit & 
Eiern an dem Saleve bei Genf von Herrn Pastor Bonrrit gefunden, bildet einen lockern halb- 
kuglichen Napf von 3 /” Breite, 1°/” Höhe und Weite, 1” Tiefe, besteht aus wenigen Würzelchen 
und Reischen, etwas Moos und Flechten, aber ansehnlicher Masse von Distelpappus mit etwas Schaf- 
wolle, die auch nebst Federchen der Stipa capillacea und einigen zarten Würzelchen und Thierhaa- 
ren die innere Auskleidung bilden. Nr. 2 vom St. Gotthardt, Anfangs Mai mit 4 Eiern gefunden, 
ist ein etwas sparriger Napf von 3'/” Breite, 1'/,” Höhe, 1°/,” Weite, 1” Tiefe und besteht aus dün- 
nen, dunkelbraunen Pflanzenstöckchen, Stengeln und Würzelchen mit etwas Pappus und Spinnen- 
webe dicht und fest zusammengearbeitet. Das sorgsam gerundete Innere ist mit kurzem Gnapha- 


*) Wenn frühere Beobachter, wie Steinmüller in der „Alpina 4. p. 242, angeben, dass er unter Dächer der 
Sennenhütten baue, so scheint dieses auf Verwechselung mit dem Hanffinken zu beruhen. 


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liumpappus ausgelegt. Der Satz besteht meist aus 4 Eiern, welche nach den Exemplaren, die 
ich zur Vergleichung habe, nahe mit denen des Hanf- und Distellinken verwandt sind. Das kleinste 


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ist 61/,” lang, 5'/,” breit, das grösste 7” lang, 5'/,” breit bei einem Gewichte von kaum 4 Gran. 
Die Grundfarbe ist grünlichbläulich,, lebhafter oder blasser, die Fleckehen sind sehr klein und wenig 
von der Grundfarbe abstechend, röthlichgrau und grau- oder braunroth. Sparsam sind einzelne 
dunklere hier und da beigegeben. Die Schale ist matt oder schwachglänzend, das Korn wie am 
Hanflinken mit eckigen Poren, nur etwas feiner. Inwendig scheinen sie lebhaft blaugrau durch. 
Wie der Vogel selbst grosse Achnlichkeit von Bastarden hat, die man von Zeisig und Canarienvogel 
erhält, so kommen auch die Eier denen recht nahe, aus welchen diese Bastarde hervorgehen. Doch 
haben diese immer anderes Korn, indem die Körnchen dichter, feiner und glatter und die häufigen 
Poren gerundet sind. 


24. Der Leinfink. Fringilla linaria. L. (Naumann, N. A. T. V. p. 173. Tab. 126. Fasrıcıvs 
Faun. Gr. p. 121. Zerrerstaep Resa. 1. p. 245.) 
Tab. XXXV. fie. 13. a. b. c. [Lewın Tom. If. Tab. XVII. fig. 3. Tmexemanx u. Breuam, Heft II. p. 50. Hewır- 
son Col. Ill. Tab. 45. fig. 2.] 

Bei einem Gewichte von 3 bis # Quentchen, hat er etwa die Grösse des Zeisig und ist im Som- 
mer um den ganzen Nordpol von Schottland, Finnland, dem höhern Sibirien und Canada an zum 
Theil sehr zahlreich verbreitet, während er des Winters so weit südlich zieht, bis er hinreichende 
Nahrung findet, was fast jedes Jahr etwas wechselt. Obgleich in dieser Zeit zu innig verbundenen 
Scharen vereinigt, vertheilen sich doch im Frühjahre die Pärchen an ganz gesonderte Nistreviere. 
Niedrige Bäume oder Gesträuche, sollte es auch nur vom nordischen Rhododendrum sein, verlan- 
gen sie durchaus zur Nestanlage und kommen deshalb in ganz kahlen Gegenden nistend nicht vor. 
Von Mitte Juni an findet man ihre niedlichen, ganz eigenthümlichen Nestchen, von denen ich 15 
Stück aus Finnland, Lappland, Island, Schottland, Grönland und Labrador vor mir habe, deren 
ausgezeichnete ich näher beschreiben will. Nr. 4, aus Finnland, Ende Juni mit 5 Eiern auf einem 
Birkenaste, etwa 6° über dem Boden gefunden, bildet einen halbkuglichen, etwas sparrigen Napf 
von 3V/,” Breite, 1?/,” Höhe, 2” Weite, 1'/,” Tiefe, hat eine sparrige Unterlage von Haide- und an- 
dern Würzelchen, worauf die etwas lockere Wand aus dürrem Grase und zarten Würzelchen folgt, 
welche inwendig mit Weidenwolle dick ausgefüttert ist. Nr. 2, aus Schottland im Juni auf einem 
Erlenstrauche gefunden, ist ein etwas glatterer Napf von 2°//” Breite, 1°/” Höhe, 2” Weite, 1,” 
Tiefe und besteht auswendig aus dürren Würzelchen, Grashalmen, Moos, Flechten und Weiden- 
wolle und ist inwendig mit Weidenwolle dick ausgekleidet. Nr. 3, aus Island stand Ende Juni mit 
5 Eiern in einem Birkenbusche und ist ein lockerer Napf von 3'/,” Breite, 2'//” Höhe, 2” Weite, 
11%” Tiefe. Es besteht aus etwas dürrem Waldstroh, Grashälmehen, schwarzen Bartflechten und 
viel Weiden- und anderer Pflanzenwolle. Inwendig ist es mit ziemlich grossen Mövenfedern ausge- 
legt. Nr. &, aus Grönland in einem Busche von Rhododendrum, kaum 4” über dem Boden, im Juli 
mit 6 Eiern gefunden, bildet einen massigen, etwas sparrigen Napf von 3,” Breite, 2'//” Höhe, 
3” Weite, 1,” Tiefe. Es besteht aus dünnen Zweigen von Zwergweide, grauen Waldstrohstengeln, 
etwas Laubmoos und Weidenwolle und ist inwendig mit einem dicken Lager der letztern und mit 


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Schneehuhnfedern ausgekleidet. Diesem kommen 5 andere Exemplare, im mittlern Grönland ge- 
sammelt, ziemlich nahe. Nr. 5, aus Labrador, ein vollkommen halbkuzliches Näpfchen von 2,” 
Breite, 1%,” Höhe und Weite, 1” Tiefe"). Es besteht aus Laubmoos, Bartllechten und zarten Reis- 
chen mit Weidenwolle zu fester ziemlich glatter Wand verarbeitet und ist inwendig ınit Weidenwolle, 
Renthierhaaren, Grasbälmehen und Moos ausgelegt. Auswendig sind einige weisse Mövenfedern und 
Eiderdunen mehr als Schmuck beigegeben. % andere aus Labrador sind diesem sehr ähnlich. Sie stehen 
nur mit denen der folgenden Art in näherer Verwandtschaft. Von den Eiern konnte ich 58 Stück 
vergleichen, welche nach den verschiedenen Ländern ihres Vorkommens nur wenig abändern. Sie 
sind ungleichhälfiig, meist etwas kurz, an der Basis gerundet, seltner etwas stärker abfallend,, nach 
der stumpfen, selten etwas zugespitzten Höhe stark abfallend. Das kleinste ist 6°%/,” lang, 5'/,” breit, 
das grösste 8” lang, 5%,” breit. Die Mehrzahl ist 7 bis 7'/4” lang, 5 bis 5'/,” breit, bei einem Ge- 
wichte von einem Gran oder ein wenig darüber. Die Grundfarbe ist entweder lebhaft hellgrünlich- 
bläulich mit dunkeln meist sparsamen Fleckchen, oder etwas weniger lebhaf mit graulicher Bei- 
mischung und nur blasseren, röthlichgrauen und röthliehbraunen Fleckehen. Sie sind im Ganzen 
lebhafter gefärbt als die von Fringilla cannabina und serinus, keins so weisslich, wie sie oft bei 
cannabina vorkommen. Inwendig scheinen sie bläulichweiss durch, viel blasser, als man nach äusse- 
rer Färbung erwartet Die Schale ist matt mit sehr dichten, feinen Körnchen und häufigen kleinen, 


zerundeten, in einen Punkt ausgehenden Poren. 


24. b. Der Polarfink. Fringilla borealis, Vırswn. (Linaria borealis. Sews. Linaria canescens. 
de Sely-Longeh. Linota Honskwmansı. Horw. Govro Birds of Eur. Tab. 195.) 


Tab. XXXV. fie. 12. a.b. c. 


Noch bleibt dieser Vogel, der ausser etwas anschnlicherer Grösse, dickerem Schnabel und weiss- 
licher Färbung so sehr mit dem vorigen stimmt und allmälige Uebergänge zu demselben bildet, dem 
kritischen Forscher als selbständige Art zweifelhal und macht es gerathener, ihn nur als nordische 
Form desselben darzustellen. Herr Hollböll, welcher am ausführlichsten über ihn berichtet, sagt, 
dass er in Grönland des Winters nach Nahrung umberstreife, des Sommers aber erst jenseit des 68" 
N. Br. gefunden werde und unter dem 73" N Br. noch häufig sei. Seine Lockstimme sei der des 
Seidenschwanzes ähnlich und werde von Fringilla linaria unbeachtet gelassen. Nest und Eier glichen 
denen der vorigen Art. Ich habe 8 Eier und zwei Nester aus dem nördlichen Grönland vor mir. 
Die ersteren bilden etwas Nachere, sparrige Näpfe von & bis 4',” Breite, 2 bis 2'/,” Höhe, 2'/,* 
Weite und 1'/” Tiefe, ihre dicken Wände sind aus zarten Weidenzweigen und dürren Pllanzensten- 
geln mit Schneefuchs- und Weidenwolle, Bartflechten und etwas Laubmoos mehr oder minder fest 
zusammengearbeitet und inwendig mit Weidenwolle ausgekleidet. Die Eier, welche 8'/, bis 9'/,” 
lang, 6 bis 6'//” breit sind, kommen in Färbung und Zeichnung meist mit denen der Stammart überein, 
nur dass einige etwas gelbliche Beimischung der Grundfarbe haben. Ihr Korn ist, der Grösse ange- 


messen, auch etwas gröber. 


*) In Labrador sind diese Vögel sehr klein, die Männchen im Frühjahre aber von einer Schönbeit, wie sie an 
europäischen und asiatischen Exemplaren nicht vorkommt. In den Maassverhältnissen stimmen sie vollkommen 
mit den andern überein. 


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25. Der gelbschnäblige Fink. AFringilla Navirostris. L. (Naumann, N. A, V. p. 103. Tab. 122. 
Linaria flavirostris. Twirs. Maceızuive. Br. B. 1. p. 379.) 


Tab. XXXV. fig. 11. a.b. c. [Hewırsox, Br. Ool. Tab. 96. fig. 3. Id. Col. Ill. Tab. 45. 3.) 


Er steht in der Grösse zwischen dem Lein- und Hanffinken mitten inne, hat aber einen viel 
beschränkteren Aufenthalt als beide, da er des Sommers sich nur von Schottland und den nördlichen 
Pyrenäen durch Norwegen und Schweden, doch kaum innerhalb des Polarkreises findet ). Im Win- 
ter zieht er, wie der Leinfink, nur so weit, bis er hinlängliche Nahrung trifft, was meist schon in 
Holland und dem nördlichen Deutschland der Fall ist. Im Betragen und in der Stimme kommt er 
dem Hanflinken am nächsten, doch sind seinem Nlötenden Gesange schnarrende, zimpelartige Töne 
beigemischt, wodurch er dem des Hanffinken nachsteht. Von seiner Fortpflanzung berichten die 
englischen Ornithologen, dass er sein Nest am Boden, an kahlen, felsigen Orten sehr nett aus Heide, 
dürrem Grase, Moos, Haaren und Wolle erbaue. Ich besitze nur 1 Nest durch Herrn Professor 
Mocquin- Tandon aus den höheren Pyrenäen, wo es am Boden unter einem Rhododendrum - Busche 
eingebaut war. Es hat eine flache Basis, 2'/,” Breite, 1'/,” Höhe, 2” Weite und 1” Tiefe und 5 
Eier füllen etwa zwei Drittheile des Innenraumes aus. Es besteht aus kurzen, haarigen Pllanzen- 
stengeln, zarten Würzelchen, etwas Moos, Flechten und dürren Blattstückchen, was alles mit viel 
Spinnewebe zu fester Wand verarbeitet ist. Die innere Auskleidung besteht aus sehr zarten, gelb- 
braunen Würzelchen, Grasrispen und einer dicken Schicht von Weidenwolle und Pappus eines Syn- 
genesisten. Sonach ist es sehr eigenthümlich und eben so mit den Nestern von Fringilla cannabina 
als linaria verwandt. Von den Eiern habe ich 10 Stück von Schottland und Norwegen zur Verglei- 
chung. Sie sind ungleichhälftig, nach der Höhe meist stumpf zugespitzt, nach der Basis zugerundet, 
oder sanftabfallend. Das kleinste ist 7'/,” lang, 6” breit, das grösste 8,” lang, 6,” breit, die 
andern halten sich in der Mitte bei einem Gewichte von 1'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist ein lichtes 
Bläulichgrün, was auch in der Sammlung meist ziemlich lebhaft sich erhält und sie von den nahe ver- 
wandten Eiern des Distel- und Hanffınken unterscheidet. Die Fleckchen sind alle klein, nur vor der 
Basis werden sie etwas häufiger und grösser, bilden daselbst auch meist ein Kränzchen. Die unter- 
sten sind röthlichgrau, dann folgen braunrothe oder purpurgraue und zu oberst schwarze oder dun- 
kelpurpurbraune, häufig in kurze Haarzüge ausgehend, oder blosse Haarzüge darstellend. Die 
zarte Schale hat schwachen Glanz und scheint inwendig graugrün durch. Die erhabenen gekörnel- 
ten Züge des Korns sind derber als bei Fr. cannabina und carduelis, die Poren eckig und nicht tief. 


26. Der Hanffink, Fringilla cannabina. L. (Nauwann, N, A. T. V. p. 86. Tab. 121.) 


Tab. XXXV. fig. 40. a. b. c. [Kreix, pag. 29. Tab. IX. fig. 12. GuexTnEen u. WinsinG, Tab. 58. NozEMAN el Sepp, 

Tom. II. pag. 157. Tab. 82. Nest und Eier. Lewın, Tom. II. Tab. 18. fie. 1. MuELLER, Singv. pag. 26. NAUMANN 

u. Bunte, Heft 5. Tab. IX. fig. 9. a. b. Tiuexemans und Brenm, Heft III. p. ++. Tab. X. fig. 9. Hewırsox, Br 
Ool. Tab. 96. fig. A. 2. Id. Col. Ill. Tab. 45. fig. 1.) 


Die Verbreitung dieses, etwa 6 Quentchen wiegenden, muntern, angenehmen Vogels erstreckt 


sich fast durch ganz Europa, von Schottland, dem obern Norwegen und Schweden bis zu den cana- 


*) Pallas führt diesen Vogel als in Russland vorkommend nirgends an; sein Passer arctous, zu dem er Frin- 
gilla flavirostris L. citirt, ist fast grösser als Emberiza miliaria. 


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rischen Inseln und von da zum caspischen Meere. Ausser geschlossenem Hochwalde, strauchlosen 
Feldern und Weideplätzen trifft man ihn des Sommers fast überall, und auch des Winters entfernt 
er sich meist nicht weit vom Nistplatze, meist bleiben die Pärchen und Familien in dieser Zeit ver- 
einigt, halten sich auch in der Nistzeit oft noch nahe zu einander, so dass man häufig mehrere Pär- 
chen in geringer Entfernung von einander brütend findet. Wol ist bügeliges Land im Allgemeinen 
ihr Lieblings -Sommersitz, aber man findet sie auch sonst unter den verschiedenartigsten Verhältnis- 
sen nistend , selbst in Gärten dicht an grösseren Städten. Die Lockstimme ist ein scharfes Gäck, 
Gäcker und Gnäcker, der Gesang sanft und sehr abwechselnd mit zwitschernden und Nötenden Tö- 
nen. Zeitig im Frühjahre wird der Bau des Nestes begonnen und dasselbe zuweilen dicht am Bo- 
den in Haide oder niederm Gestrüpp, besonders oft in dichte Hecken, aber auch auf Bäumen bis 
20° hoch, in Reisighaufen, Holzstössen, Gartenlauben , selbst unter Strohdächer angebracht und 
wechselt in Grösse und Material auf das mannichfachste ab, wie die Beschreibung folgender Exem- 
plare meiner Sammlung darthun wird. Nr. 1, in Sardinien von Herrn Dr. Küster gefunden „ist napf- 
fürmig und massig, &'/" breit, 2° hoch und weit, kaum 1” tief, so dass die 6 Eier den Innenraum 
fast ausfüllen. Die dicke Wand besteht aus dünnen, langen, grauen Wurzeln und Zweigen, dürren 
Blättern, etwas Bindfaden und einigen Federn. Zur Auskleidung sind Federn, Ziegen- und Ross- 
haare nebst Stückchen Spitzen verwendet. Nr. 2, aus Toulouse, von Herrn Professor Moequin-Tan- 
«don im Mai mit 5 Eiern in einem Weinstocke gefunden, ist ein halbkuglicher Napf von 3” Breite, 
1'/," Höhe, 2” Weite und 1” Tiefe. Die Wand ist aus Grasblättern und Halmen mit Hanf vollkom- 
men zusammengefilzt, der geräumige Innennapf, welcher bequem 12 Eier fasst, ist mit Schafwolle, 
Kubhaaren und Federn ausgelegt. Nr. 3, aus der Umgegend von Dresden, in einem Dornenbusche 
Y über dem Boden im April mit 6 Eiern gefunden, ist ein Nacher Napf von 3'/," Breite, 4'/” Höhe, 
2” Weite und kaum 1” Tiefe. Es besteht auswendig aus einer lockern Schicht von Stoppeln, Wür- 
zelchen, dürren Grasblättern und Moos. Dann folgt eine Lage weisser Taubenfedern , auf diese eine 
Schicht haarfeiner Hälmchen und Würzelchen, welche nebst einigen weissen Rosshaaren die innere 
Auskleidung ausmachen. Nr. &, ebendaher, ist ein sparrig massiger Napf, der Mitte Mai in einen 
Reisighaufen eingebaut war und 5 Eier enthielt, Seine Breite beträgt 4 bis 4/,”, die Höhe 2'%”, 
die Weite 2"/,”, die Tiefe 4”. Es besteht aus vielem Laubmoose und Flechten, mit Grasstöckchen 
und dürren Haideästen durchflochten, und hat als Auskleidung ein dickes Lager von Rosshaaren nebst 
einigen Federn. Nr. 5, ebendaher am Boden in einem Haidebusche eingebaut, bildet einen 
grossen, sparrigen Napf mit einseitigem Anhange, die Oeflnung zwischen dem Haidebusche anfüllend. 
Es ist #” breit, der Anhang noch 3” vorstehend, 3” hoch, 2'/” weit, 4%” tief. Der äussere Um- 
fang ist locker aus dürren Haideästen zusammengelegt, dann folgt die feste Wand aus zarten Wur- 
zeln, Grasstöckchen und vielem Moose. Die innere Auskleidung besteht aus Schafwolle, Kuh- und 
Rosshaaren. Nr. 6, aus der Umgebung des Neusiedlersees, ist ein etwas sparriger Napf von &” 
Breite, 2” Höhe, 2'/ Weite, 1,” Tiefe, besteht aus Wurzeln und dünnen Stengeln verschie- 
dener Pflanzen, mit Rohrwolle durcharbeitet. Das Innere ist sparrig aus Rohrrispen gearbeitet 
und mit Rohrwolle ausgekleidet. Nr 7, aus der Umgegend von Dresden im Mai mit 5 Jun- 


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" Breite, 2%), 
Höhe und Weite, 1%” Tiefe. Es besteht fast ganz aus zarten graubräunlichen Würzelchen mit we- 
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gen, stand in einem dichten Haselbusche und bildet ein zierliches Näpfchen von 3 


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nigen dünnen Stengeln nach Aussen und einer Schicht von Rosshaaren und Rephuhnfedern im Innern, 
Bei grosser Abweichung in Grösse und Material ziehen fast alle in das Graue und haben Rosshaare 
der Auskleidung beigegeben. Mit Nestern anderer Finken wird man sie nicht leicht verwechseln. 
näher kommen sie zuweilen Nestern des braunkehligen Steinschmätzer. 2 bis 3 Bruten werden im 
Jahre zu Stande gebracht, wo die ersten Sätze 5 bis 6zählig, der letzte 4 oder 3zählig ist. Die 
Eier sind nach 70 vorliegenden Stücken ungleichhälftig, meist ziemlich stark, nach der Basis gerun- 
det oder sanft abfallend, nach der stumpfen, selten zugespitzten Höhe stark abfallend. Das kleinste 
hat bei 6%,” Länge 5°/,” Breite, das grösste bei gleicher Breite 8°/” Länge. Bei weitem die Mehr- 
zahl hält sich in der Länge um 8”, in der Breite um 6”, bei einem Gewichte von 1! » Gran. Die 
Grundfarbe ist ein blasses Grünlichbläulich, welches, besonders in der Sammlung, in das Weissliche 
zieht, selten ziemlich lebhaft wird. Die untern, meist über die ganze Oberfläche vertheilten Flecke 
sind röthlichgrau, zuweilen sehr blass, zuweilen etwas lebhaft: dann folgen grün- oder graubraunröth- 
liche, blass oder etwas lebhaft, klein oder mässig gross, einzeln über die ganze Oberfläche vertheilt 
oder nur gegen die Basis zu, olt kranzartig, in einigen Fällen die Basis deckend oder in die Grund- 
farbe verlaufend. Die obersten Fleekchen sind dunkelroth-purpur- oder schwarzbraun, meist spar- 
sam und nur vor der Basis etwas grösser, auch als kurze Haarzüge vorhanden, fehlen aber nicht 
selten ganz. Inwendig scheinen sie grünlichweiss durch. Die zarte Schale hat etwas Glanz, ihre 
erhabenen Züge sind an der Basis gekörnelt und dicht gedrängt, so dass nur linienlörmige Zwischen- 
räume mit sparsamen, eckigen, wenig vertieften Poren bleiben, nach der Höhe zu werden die 
Zwischenräume allmälig breiter wie die Züge, die Poren grösser, aber nicht tiefer. Da sie in Grösse 
und Färbung den Eiern der verwandten Arten oft ganz gleich sind, so muss man genau auf die Be- 


schaffenheit des Kornes achten, wornach man sie sicher unterscheiden kann. 


27. Der Distelfink, Stieglitz. Fringilla carduelis. L. (Naumann, N. A, T. V. p. 126. T. 124.) 


Tab. XXXV. fig. 9. a. b. c. [Zınannst, pag. 57. Tab. VII. fig. 47. GuENxTuER u. Wirsing, Tab. III. pag. 30. Lewin, 
T. III. pag. 10. Tab. 47. fig. 3. MUELLER, Singv. pag. 31. Naumann u. Bunte, Heft V. Tab. IX. fig. 10. a. b. 
ThiesEmAnN u. BrREnM, Heft II. p. 49. Tab. X. fig. 13. Hewırsos, Br. Ool. 137. Id. Col. Ill. Tab. 4%. 4.] 


Das Gewicht dieses lebhaft gefärbten, muntern Finken beträgt etwa 6 Quentchen, seine Ver- 
breitung erstreckt sich in Europa und Asien bis nahe zu dem Polarkreise und südlich bis Persien, 
Syrien, über das nördliche Afrika und die canarischen Inseln. In seinem nördlichen Aufenthalte 
bewohnt er mehr geschüzte, saftige Strecken, die mit Laubholz oder grössern Obstbaumanlagen 
versehen sind, während er im Süden sich auf den Gebirgen hält und an manchen Orten überaus 
häufig nistet. Sein Lockton ist pituvit, stigelit oder stigelitz auch pickelnik, der Gesang ähnelt dem 
des Hanffinken,, Yrillernd und zwitschernd mit einzelnen härteren Tönen vermischt. Zuweilen lässt 
er sich durch folgende Sylben bezeichnen: piü, witewi tu, witewi-ttewi tu — und vom März bis 
zum August hört man die Männchen denselben fleissig anstimmen. Im Winter streichen die einzel- 
nen Familien oder mehrere derselben vereinigt nach Nahrung umher, welche in Sämereien der Syn- 
genesisten besteht, beziehen aber zeitig im Frühjahre ihre Nistplätze,, die sie oft nahe an mensch- 
lichen Wohnungen wählen. Zur Nestanlage nehmen sie gewöhnlich einen belaubten Baumast, sehr 
selten unter Mannshöhe, öfters bis A0’ hoch, mehr oder minder versteckt. Das Weibchen be- 
sorgt den Bau meist allein, wählt zum Material weiche, biegsame Hälmchen, Flechten, Thier- 


a Bu 


wolle u. s w., zur Ausfütterung Thier- und Pflanzenwolle, zur äussern Bekleidung Blatifechten- 
stückehen. Eine Reihenfolge meiner Sammlung wird das Nähere erläutern. Nr. I, aus dem bota- 
nischen Garten zu Toulouse zwischen 3 Zapfen einer alten Pinus maritima eingebaut, durch Herrn 
Professor Mocquin-Tandon, bildet einen Napf mit Nacher Basis von 3'/,” Breite, 1,” Höhe, 2” 
Weite, 1” Tiefe. Es besteht aus zarten, bräunlichgrauen Wurzelfasern mit viel grünen Spinnewebe- 
klümpchen und einigen weissen Zwirnfäden durcharbeitet, inwendig ist es mit einer deckenden 
Schicht von Salatsamenwolle ausgekleidet. Nr. 2, von demselben Herrn in der Umgegend von 
Montpellier auf einem hohen chinesischen Maulbeerbaume im Mai mit 5 Eiern, welche dasselbe noch 
nicht zur Häle anfüllen, gefunden. Es ist 2'/,” breit und hoch, 2” weit und 1'/,” tief, sehr sauber 
aus denselben Stoffen wie das vorige, nur dass sich auswendig einige dünne, braune Pflanzen- 
stengel, ein frisches, weiches Blatt und nach innen in der Wand viel Planzenwolle eingearbeitet 
findet. Nr. 3, von demselben aus der Umgegend von Rodez, auf einem Kirschbaume erbaut, ist 
ein Napf mit Nacher Basis, über 3” breit, 2” hoch, 2)” weit, 1'/,” tief und besteht aus vielen 
Baumflechten | Ramalina), etwas Laubmoos, Stengeln von Senecio und zarten Wurzeln, mit grauer 
Spinnewebe zusammengearbeitet. Nach innen findet man graugelbliche Wurzeln so wie Pllanzen- 
besonders Distelwolle zu fester Wand verarbeitet. Sein Gewicht beträgt 5 Quentchen, während an- 
dere kaum 2 Quentchen schwer sind. Nr. 4, aus der Umgegend von Dresden, auf weit vorragendem 
Aste einer Rosskastanie etwa 25’ hoch erbaut, enthielt Anfangs April 1 Ei und ist ein gutgerundeter 
Napf von 2'/,/” Breite, 2” Höhe, 1,” Weite und 1” Tiefe, so dass 5 Eier dasselbe fast anfüllen. Es be- 
steht aus Laubmoos, Flechten, grünen Blättern der Schafgarbe, dünnen Stengeln und Würzelchen, mit 
Spinnewebe auswendig, mit Distel- und Weidenwolle inwendig zu fester Masse zusammengearbeitet. 
Die innerste Schicht besteht allein aus Weidenwolle. Nr. 5, aus Thüringen, ist ein leichtes Näpfehen von 
ziemlich 3” Breite, gegen 2” Höhe und Weite, 4'/” Tiefe und besteht aus Distel- und Schafwolle, 
nur auswendig ist es fast deckend mit Blatlechtenstückehen bekleidet. Aechnlich sind alle Nester, 
die ich vergleichen konnte, erbaut. Das Ganze ist immer sehr innig mit den Tragästen verbunden, 
so dass der Bau öfters ein Jahr der Witterung trotzt. Es werden in der Regel 2, zuweilen auch 
3 Bruten im Jahre zu Stande gebracht, deren Satz 5 oder +zühlig ist. 1400 Exemplare der Eier, 
die zur Vergleichung dienten, geben folgendes Verhalten: sie sind ungleichhällig, kürzer oder ge- 
streckter, nach der Basis zugerundet oder sanft abfallend, nach der Höhe stumpfer oder gespitzter. 
Das kleinste ist 7” lang, 5°/,” breit, das längste bei gleicher Breite 9” lang, das grösste 8%,” lang. 
6°,” breit Die Mehrzahl hält in der Länge etwas über 8”, in der Breite über 6”, bei einem 
Gewicht von etwas über 1'/, Gran, so dass 6 Stück meist 10 Gran wiegen. Ihre Grundfarbe ist 
ein blasses, helles Grünlichbläulich, das nur an wenigen etwas lebhafler, besonders in den Samım- 
lungen mehr weisslich erscheint. Darauf finden sich zu unterst, in seltenen Fällen allein, röthlich 
oder violetgraue Fleckchen, meist über die ganze Fläche, dichter oder sparsamer vertheil. Dann 
folgen meist gesondert, am Rande rein oder verwaschen,, rotbbraune, hellere oder dunklere, zuwei- 
len purpurschwarze Pünktchen und kleinere gerundete oder gestreckte Fleckchen, oft auch feine 
kurze oder lüngere Haarzüge, sehr selten ganz gleichmässig über die Oberfläche vertheilt, fast stets 
, der Anzahl einen deutlichen Kranz führt. 
Die zarte Schale hat wenig Glanz. Das Korn ist feiner als bei dem Hanflinken, auch an der Basis 


vor der Basis dichter, oft auch kranzartig, so dass etwa 


.. 


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— 7.00 > 


die Züge wenig erhaben, mit ziemlich häufigen, gerundeten, meist in ganz runden Punkt ausgehenden 
Poren. Inwendig scheinen sie grünlichbläulich, meist ziemlich blass, selten etwas lebhaft durch. 
Wo diese Eier in Grösse und Färbung mit denen der vorigen Art übereinkommen, bietet nur das 
Korn sichern Unterschied; meist ist jedoch das Gewicht auch etwas beträchtlicher. 


25. Der Grünfink, Fringilla chloris. L. (Iun.) (Loxia chloris. L. Naumann, N. A. V. p. 62. 
Tab. 120.) 


Tab. XXXVI. fig. IV. a. b. c. [Zınansı, pag. 63. Tab. IX. fig. 54. Guentuer u. Wıns., Tab. 62. NozEMmAn et Sepr, 
Tom. I. pag. 34. Tab. 40. Lewiın, Tom. IIf. Tab. 46. fig. 3. Naumans u. Bunte, Heft V. Tab. IX. fig. 8. a. b. 
THIENEMANN u. Breum, Heft III. p. 33. Tab. X. fig. 2. Hewırsox, Br. Ool. Tab. 46. fig. 1. Id. Col. Ill. Tab. 43. fig. 1.] 

Dieser untersetzte kräftige Vogel, der an Gewicht etwa 2 Loth hält, ist über den grössten Theil 
von Europa, von Finnland bis Griechenland und von letzterm aus in gleicher Breite durch Asien bis 
Kamtschatka, ebenso im nördlichen Afrika verbreitet und meidet nur geschlossenen Nadelwald sowie 
strauch- und baumlose Strecken. Baumanlagen aller Art, selbst in grösseren Städten, werden von 
ihm bewohnt, und wo er Nahrung genug findet, ist er oft sehr zahlreich vorhanden. Im Herbste 
streift er in Familien oder auch grössern Scharen vereinigt umher, bezieht aber, als ziemlich harter 
Vogel, schon zeitig sein Nistrevier. Die Locktöne sind hoch und hell gik oder jick, besonders in 
der Nistzeit ein flötendes, gezogenes dwuih oder zwuih mit einem gedehnten schwirrenden törri äech! 
womit auch häufig der Gesang beginnt, der in manchen Strophen dem des Hanffinken gleicht, aber 
nach Oertlichkeit viele rauhe, kreischende Töne enthält, die ihn weniger angenehm machen. Zur 
Anlage des Nestes wird ein dichter Strauch, besonders in Hecken, oder ein Baum gewählt und das- 
selbe im letzten Falle entweder in die Gabel eines vorstehenden Astes oder auch dicht am Stamme 
angebracht. Es ist dem des Hanffinken am nächsten verwandt, zuweilen etwas locker gebaut und 
fast stets mit Thierhaaren und Wolle versehn. Ich will im Folgenden einige charakteristische mei- 
ner Sammlung näher beschreiben. Nr. I, in der Umgegend von Dresden auf einer italienischen 
Pappel, 13’ hoch, zwischen Stamm und aufsteigendem Ast eingebaut, ist ein etwas sparriger Napf 
von 4'/, Breite, 2” Höhe, 2'/;” Weite und 1'//” Tiefe. Es besteht auswendig aus Laubmoos, Wür- 
zelchen, dünnen Pflanzenstengeln und Grashalmen. Dann folgt eine Lage von Baststreifen, Federn 
und Schweinsborsten, während die innere Auskleidung aus feineren Schweinsborsten und Rosshaaren 
besteht. Nr. 2, ebendaher, im Mai mit 5 Eiern, bildet einen etwas flachen, aber massigen Napf von 
#” Breite, 2” Höhe, 2°//” Weite, Yy’ Tiefe, besteht auswendig aus dürren Stöckchen von Gras und 
andern Pflanzen, vielen feinen Graswurzeln mit Laubmoos, welches nach innen vorherrschend wird, 
wo dann als Auskleidung noch eine Schicht Federn, Weiden- und Schafwolle folgt, welche locker 
mit Rosshaaren belegt ist. Nr. 3, aus Dalmatien im April in die Krone einer kleineren Knopper- 
eiche eingebaut, ist ein kleiner, lockerer Napf von 3'/,” Breite, 1'/” Höhe, 2'/3” Weite und 1” Tiefe, 
so dass die 5 Eier den Innenraum ziemlich anfüllen. Es besteht fast ganz aus ziemlich grober 
Schafwolle, während die äussere Unterlage aus einem dürren Eichenblatte, einigen kurzen Zweigen 
mit etwas Moos, und die innere Auskleidung aus röthlichen Wurzelfasern und Bruchstücken dürrer 
Pflanzenstengel gefertigt ist. Nr. 4, ebendaher, ein massiger, dickwandiger Napf von 4'/,” Breite, 
2” Höhe, 2'/,” Weite, 1” Tiefe, so dass die 5 Eier nur die Hälfte des Innenraums anfüllen. Es be- 

52 


— ri 


steht aus Grasstöckchen, Stengeln von Filago, etwas Laubmoos, besonders aus braunrothen Wur- 
zelfasern und Wollklümpchen , während sein Inneres mit einigen Federn, Schaf- und Baumwolle, 
Werg und einigen weissen Fäden ausgelegt is. Es werden in der Regel zwei Bruten des Jahres 
zu Stande gebracht, deren Satz 5 oder &, selten 6zählig ist. An 1400 Exemplaren der Eier, von 
Schottland und Schweden bis Griechenland und dem nördlichen Afrika gesammelt, ergibt sich folgendes 
Verhalten. Alle sind ungleichhälfig, nur wenige kommen dem Gleichhälfigen nahe. Manche sind 
an der Basis gerundet, die Mehrzahl aber auch nach ihr ziemlich stark abfallend, doch nach der 
stumpfen Höhe meist noch stärker. Das kleinste ist 8” lang, 6'/,” breit, das längste 9°/,” lang, 
6'/,” breit, das grösste 9'/;” lang, 7” breit. Die mehrsten halten sich in der Länge um 9” bei 
einer Breite von 6'/,”. Das Gewicht beträgt 2 Gran oder etwas darüber, so dass im Durchschnitt 
4 Stück 9 Gran wiegen. Die Grundfarbe ist bläulichweiss, entweder etwas reiner, mehr in das 
Bläuliche oder Grünliche, bei dichten Unterflecken etwas in das Grauröthliche. Die Flecke verhal- 
ten sich ganz wie bei dem Distel- und Hanffinken, mit denen sie ausser der Grösse ganz stimmen. 
Gegen das Licht scheinen sie ziemlich blass grünbläulich durch, haben etwas Glanz und ein Korn, 
was ganz zwischen dem der genannten beiden Arten inne steht. Die erhabenen Züge sind stärker 
und körniger als bei dem Distelfinken entwickelt, die Poren aber ebenso häufig und gerundet. Die 
meist bedeutendere Grösse, das Gewicht und Korn unterscheidet sie von dem des Hanf- und Distel- 
finken, von denen des Gimpel die lichtere Grundfarbe und das Korn. Am schwierigsten ist ihre Un- 
terscheidung von denen der Kreuzschnäbel, womit man nur bei Anwendung starker Vergrösserung 
sicher zu Stande kommen kann. 


29. Der Buchfink. Fringilla coelebs. L. (Naumann, N. A. V. p. 13. Tab. 118.) 
Tab. XXXVI. fig. 5. a bis e. (Zıwansı, pag. 61. Tab. IX. Nr. 52. Guestnen u. Wins., pag. 41. Tab. 7. Lewm, 
Tom. Ill. Tab. 17. fig. 2. Nozeman et Serr, Tom. II. p. IM. Murten, Singv. pag. 34. Naumann m. Bunze, 
Hen 1. Tab. II. fig. 42. a. b. Turexesann und Bnensm, Heft Ill. p. 40. Tab. X. fig. 7. Hewırs., Br. Ool. Tab. 16. 
fig. 2. Id. Col. I. Tab. 41. fig. 4.] 

Es wiegt dieser sehr weit verbreitete und allgemein beliebte Vogel meist über 7 Quentchen, 
hat seinen Sommeraufenthalt vom Polarkreise an bis gegen den 40° N. Br. durch ganz Europa und 
Asien, Kamtschatka ausgenommen. Schon in Schottland ist er Standvogel, im übrigen nördlichen 
Europa und Asien zieht wenigstens die Mehrzahl im Herbste in grössern und kleinern Scharen süd- 
wärts, zum Theil bis Afrika. Hierbei zeigt sich die Eigenthümlichkeit, dass die weiblichen Vögel 
gesondert und im Herbste zeitiger abreisen, im Frühjahre später zu ihren Nistplätzen zurückkehren "), 
was vom März an geschieht. Da diese Vögel sich gern dem Menschen anschliessen und wenigstens 
an vielen Orten sehr häufig sind, so halten sie sich an den verschiedenartigsten Belegenheiten auf 
Waldungen jeder Art vom geschlossenen Hochwalde zum kleinsten Obstgarten, selbst grosser Städte, 
so wie dichte Hecken erfreuen sich des Zuspruches dieser angenehmen Vögel, welche man bei eini- 
gem Schutze gegen Raubthiere sehr bald vollkommen zutraulich machen kann. Die Männchen las- 
sen ihren muntern, hellen Gesang häufigst hören und ändern in demselben nach individueller und 
örtlicher Beschaffenheit recht auffallend ab. Der gewöhnliche Lockton lautet wie pink - pink, in der 


*) Auf diese Eigenheit bezieht sich der Name coelebs 


Zi 


TE 


en! 


Fortpflanzungszeit tritt noch ein kreischender Ton, der wie riez lautet, hinzu. Bei recht geschickten 
Sängern hört man rein und flötend die Sylben di-di-di-di-di-di-deidüh‘)! Die Männchen sind 
ausserordentlich eifersüchtig und da ihre Nistplätze oft nahe zusammenfallen, so finden häufig die 
heftigsten Kämpfe zwischen ihnen statt; unter sich leben die Pärchen im innigsten Vereine. Haben 
sie einen Platz gewählt, so beginnen sie eifrigst den Nestbau, bei welchem das Weibchen, wie am 
häufigsten, der Baumeister ist, das Männchen nur Material mit zuträgt. Gewöhnlich steht das Nest 
zwischen der 3Theilung eines Astes, bei schwächeren Stämmen oft im Ausgange der Aeste vom 
Stamme, zuweilen zwischen Spalieren, an denen Wein oder anderes Obst gezogen wird, ja sogar 
zwischen dem Tauwerke von Schiffen, die den Hafen wechselten, hat man es angetroffen. Nach 
seinem Standorte ist das Nest flacher oder tiefer, ganz gerundet, eckig oder zusammengedrückt. 
Sein Hauptmaterial ist zartes Laubmoos, besonders Leskeen und Thierhaare, auswendig mit Blatt- 
flechtenstückchen überzogen. Das Nähere wird die Beschreibung einer Reihenfolge aus meiner 
Sammlung darthun. Nr. 4, aus den Pyrenäen durch Herrn Professor Mocquin-Tandon, war auf 
dem horizontalen Aste einer Kastanie erbaut und bildet einen ganz gerundeten Napf mit flacher Ba- 
sis. Es ist 3” breit, 2” hoch und weit, 1°/,” tief und besteht aus zarten Leskeen, dürren, zarten 
Pflanzenstengeln, auswendig dicht mit grauweissen Flechtenstücken überzogen, inwendig sehr glatt 
mit weissen Ross- und rothbraunen Kuhhaaren ausgekleidet und am Rande etwas eingezogen. 
Nr. 2, aus dem Riesengebirge auf einer Fichte an den Stamm angedrückt und daher mit schräg auf- 
steigender Basis, ist 2°//” breit, 2'/” hoch, 2” 
Würzelchen, Baumbast, Grasblättern, Baumwollefäden, alles zu starker undurchsichtiger Wand ver- 


1yr 


weit, 4% tief und besteht aus Leskeen, zarten 


arbeitet, auswendig ganz mit grünlichgrauer Spinnewebe überzogen, inwendig mit Rosshaaren und 
einigen Federn ausgekleidet. Sein Innenrand ist bedeutend eingezogen. Nr. 3, aus dem Prater 
bei Wien, zwischen 3 aufsteigende Aeste eingebaut, ist ein gerundeter Napf mit 3 Vorragungen, 
3/y breit, 2'// hoch, 2” weit, 1Y/,” tief, am Rande nicht eingezogen und besteht aus einer dicken 
Wand sehr zarter Leskeen, dürren Grasblättern und weissen Hirschhaaren, auswendig einzeln mit 
Stückchen von Parmelia ciliaris, stellaris und ocellata, inwendig mit weissen Hirschhaaren, schwar- 
zen und weissen Rosshaaren, so wie einigen zarten Federn warm bekleidet. Nr. %, ebendaher, bildet 
einen etwas zugespitzten Napf von 3'/,” Breite, 2'//' Höhe und Weite, 1°/,” Tiefe. Seine mässig 
starken, nicht sehr festen Wände enthalten nur wenig Laubmoos und bestehen meist aus dünnen, 
dürren Gras- und andern Pflanzenstengeln mit etwas Schaf- und Hasenwolle, auswendig mit grau- 
grüner Spinnewebe und Parmelia stellaris dicht bekleidet, inwendig mit zarten Hälmehen, Hirsch- 
und Rosshaaren locker ausgelegt. Nr. 5, aus dem Dresdner Walde im April auf einer kleinen Kie- 
fer erbaut, ist ein etwas sparriger Napf von 4\, bis 4” Breite, 2'/,” Höhe, 2” Weite, 1'/,” Tiefe, 
enthält gar kein Moos, sondern dünne Pflanzenstengel, Rindenstreifen, Kiefernadeln und Flechten 
mit etwas Werg und Spinnewebe verbunden und ist inwendig mit Hälmchen, Rosshaaren und weissen 
Federn ausgefüttert, so dass es Aehnlichkeit mit manchen Hänflingsnestern hat. Nr. 6, ebendaher 
auf einem starken, fast horizontalen Kieferaste nahe am Stamme erbaut, bildet eine schräg gerundete 


*) In Schottland bezeichnet man seinen Gesang mit den Worten: wee, wee, wee, wee drunken Sowie! Bei 
uns legt man ihnen als Text unter: Fritz, Fritz, Fritz, willst du mit zu Weine gehn! 


52° 


— 13 —— 


Masse, welche an der ganz flachen Basis gegen 5” breit, eine Höhe von 2'/” erreicht und einen 
kleinen Innennapf von 4”/ Weite und Tiefe hat. Es besteht aus vielem Laubmoose, Kieferzweigen 
und Nadeln, Lerchenfedern, Hirschhaaren, ist auswendig mit der schwarzen und grünlichen Par- 
melia pulverulenta dick bedeckt, inwendig mit Grashälmchen und Federn ausgefüttert. Nr. 7, in 
meinem Vogelherde an den Stamm einer jungen Weimuthskiefer eingebaut, ist ein sparriger, ver- 
schobener Napf von #'/, bis #” Breite, 2'//” Höhe, 2” Weite und Tiefe. Die dicke, aber zum Theil 
etwas lockere Wand besteht aus Kiefernadeln,, verschiedenen Laubmoosarten und Flechten mit einer 
leimenden Substanz fest verbunden, sodass das Ganze steif und fest is. Da Kirschbäume in der 
Nähe stehen, so ist es wahrscheinlich, dass der Vogel bei wenig bindendem Material sich des Kirsch- 
harzes bedient habe, um Halt hervorzubringen. Weisse und schwarze Rosshaare bilden die lockere, 
nicht aufgeklebte Auskleidung. Nr. 8, unter einem Fenster eines meiner Wohnzimmer, zwischen 
den Draht eines Weingeleites hinter Weinblättern eingebaut, enthielt im Juni & Junge. Der nach 
hinten geradwandige Napf ruht forn auf dem Draht und geht hinter demselben mit einem keilför- 
migen Anhange abwärts. Es ist im Ganzen 3°,” hoch, 2'/, und 3%,” breit, 4%, und 2'/” tief, be- 
steht aus Rindenstreifen des Weinstockes, einigen dürren Weinblättern, Laubmoos, Flechten mit 
Nessel- und Zwirnfüden, sowie grauer und grüner Spinnewebe verbunden und ist inwendig mit 
einigen Federn, Fäden und Rosshaaren ausgelegt. Und so ändern in Form und Stoffen diese Nester 
noch vielfältig ab, behalten aber immer etwas Eigenthümliches, sodass man selten über den Erbauer 
in Zweifel bleibt. Frisch, wenn die Pflanzenstoffe noch lebhafte Färbung haben, gehören die im 
Prater bei Wien erbauten zu den schönsten Nestern, die ich kenne. Unter den Nestern der frühern 
und spätern Bruten findet sich kein bedeutender Unterschied, meist sind die letztern etwas weniger 
diekwandig. 5 ist die regelmässige Zahl des ersten Satzes, 4 des zweiten. 100 Eier dieser Art, 
von Schweden bis Dalmatien gesammelt, geben folgendes Verhalten: nur wenige sind gleichhälftig, 
die mehrsten ungleichhälfig, nach der Basis sanft, nach der Höhe stark abfallend, daselbst stumpf 
oder scharf zugespitzt. Das kleinste hat eine Länge von 7,” eine Breite von 6'//”, das längste 
ist 9%,” lang, 6'/” breit, das breiteste 7'//” breit, 8'//” lang. Bei weitem die Mehrzahl hält in der 
Länge zwischen 8 und 9°”, in der Breite zwischen 7 und 7'4”. Das Gewicht der gefüllten beträgt 
32 bis 35 Gran, der entleerten gegen 2'/, Gran, so dass 10 Stück 23 bis 24 Gran wiegen. Die 
Grundfarbe ist bläulich in das lebhafte Grünlichblaue, Blaulichgrüne, Weissliche, Röthliche,. Alle 
sind mit Flecken versehn, deren unterste und mittlere selten deutlich gesondert, aschgrau, röthlich- 
oder violetgrau, kleiner oder grösser, oft verwaschen sind und den Grund fast decken. Dann fol- 
gen gerundete, zuweilen durch Haarzüge verbundene, zerstreute, meist nach der Basis etwas häu- 
figere Fleckchen von braunrother bis schwarzbrauner Färbung, die seltener reinen, öfßers ver- 
waschnen Rand haben, der sich mit den wolkigen Unterflecken of vereinigt. In der Regel findet 
man bei reinen und dunkeln Flecken lebhafter blaugrünlichen Grund, wie es auf der Tafel an den 
vorgestellten Hauptabänderungen zu ersehen ist‘). Die Flecke stehen meist auf der ganzen Ober- 


*) Man hat vielseitig die Verschiedenheit der Eier von Wald- und Gartenfinken behauptet, was wol nur für 
bestimmte, auf Färbung der Eier wirkende Oertlichkeiten gilt. Ich finde in meiner nächsten Umgebung solche 
mit röthlichem und lebhaft bläulichem Grunde abwechselnd vor, nur, wie bei vielen andern Vögeln, in demsel- 
ben Neste ühnlich gefärbte. 


ee 


413 —— 


fläche ungeregelt zerstreut, nur selten zu einem geschlossenen Kränzchen an der Basis vereinigt. 
Die Schale hat schwachen Glanz und ein ziemlich zartes, aber deutlich entwickeltes Korn. Die er- 
habenen, ästigverzweigten Züge sind dicht und schmal, besonders an der Basis Nachgekörnelt mit 
gewundenen, schmalen Zwischenräumen, in denen die mässig grossen, aus dem Flacheckigen gerun- 
deten, in tiefen Punkt ausgehenden Poren stehen. Inwendig scheinen sie blassgrünlichbläulich 
durch. Sie haben besonders mit den Eiern der folgenden Art, so wie mit denen von Fr. pyrrhula 
nahe Verwandtschaft, lassen sich aber stets sicher durch Korn und Färbung unterscheiden. Das Weih- 
chen brütet wie bei den verwandten Arten in 14 Tagen die Jungen aus und wird dabei vom Männ- 
chen einige Stunden des Mittags abgelöst. Die Jungen werden aus dem Schnabel mit kleinen Räup- 
chen aufgefüttert; die Alten lieben sie zwar sehr, vertheidigen sie gegen feindliche Angriffe aber nur 
durch Angstgeschrei und füttern sie auch selten fort, wenn man sie in einen Käfig versetzt. 


30. Der Bergfink, Fringilla montifringilla. L. (Naumann, N. A. pag. 44. Tab. 119. Bor. 
Reise p. 137. Zerrerstaen Resa, I. p. 244.) 
Tab. XXXVI. fig. 6. a bis e. [Hewırson, Col. Ill. Tab. 41. fig. 2.2] 


In der Grösse kommt er mit vorhergehender Art überein und ersetzt dieselbe im höhern Nor- 
den von Europa und Asien, soweit der Baumwuchs reicht, während er im Winter die mittlern Theile 
von Europa und des entsprechenden Asien besucht. Da er erst spät zu seiner kalten Nistregion 
zurückkehrt, öfters schon gepaart sich hält und fleissig singt, so hat man zuweilen geglaubt, sein 
Nest in Deutschland gefunden zu haben. Allein ein sicher bestätigter Fall dieser Art ist mir noch 
nicht bekannt, ja noch nicht einmal in den rauhen schottischen Gebirgswaldungen bleibt er zur 
Nistzeit. Sowol hinsichtlich des Gesanges, welcher nur weniger rein und melodisch ist, als auch 
in der Fortpflanzungsweise steht er dem Buchfinken recht nahe. Der Lockton ist ein hastiges jäck- 
jäck oder jack-jack nebst einem scharfen, gezogenen quäsck! Es wird nur eine Brut im Sommer 
zu Stande gebracht und das Nest steht oft in der aufsteigenden 3Theilung eines jüngern Baumes 
oder Astes 8 bis 16° über dem Boden, ist sehr dieckwandig und an die Tragäste wohl befestigt 
Meist erst Ende Juni enthält es 5 bis 6 Eier, welche grösste Aehnlichkeit mit denen der vorigen Art 
haben. Herr Conservator Schrader hat eine ziemliche Anzahl derselben und auch ein Nest, im Wa- 
rangerfjord gesammelt, eingesendet. Das letzte ist in die 3Theilung einer schwachen Birkenkrone 
eingebaut, umschliesst mit seiner Wand den schwächsten Seitenast und mehrere seitlich ausgehende 
Zweige und hat eine schräg walzige Gestalt. Seine Höhe beträgt 4'/”, die Breite #'/,”, Weite und 
Tiefe 2”. Es besteht aus trockenen Grashalmen meist mit den Rispen, zartem Laubmoose, vielen 
weissen Renthierhaaren, Federn vom Schneehuhne, Wolle von Weiden und Disteln, worauf aus- 
wendig nicht sehr dicht Stückchen der Parmelia pulverulenta aufgeheftet sind. Das Innere ist dicht 
und weich mit weissen Haaren, Federn und Distelwolle ausgefüttert, wie es die rauhe Landesart er- 
fordert. Die Eier, von denen ich 56 Stück vergleichen konnte, sind stark ungleichhälftig, öfters 
an der Basis zugerundet, nach der Höhe stark abfallend bis in das Kräuselförmige, zuweilen sehr 
gestreckt, auch nach der Basis stark abfallend, sehr selten dem Gleichhälftigen nahe. Das kleinste 


3/7" ZZ 


ist 7%/,/ lang, 6'//” breit, das grösste 9, 
hält 81/, bis 9” Länge, 6'/, bis %/” Breite. Das Gewicht der entleerten Schale beträgt um 2'/, 


lang, 6'/” breit. Vier Fünftheile der ganzen Zahl 


— 44 —— 


Gran, genau wie bei voriger Art. Ihre Grundfarbe ist bläulichgrün, lebhafler oder mit graulicher 
Beimischung. Die untern Flecke sind röthlichgrau, decken den Grund nie so stark als bei voriger 
Art, und auch die obern sind meist sparsamer, kleiner und weniger lebhaft, wie es an den abge- 
bildeten zu ersehen ist. Ihr Glanz ist schwach, das Korn ist ansehnlich gröber als an voriger Art, 
die erhabenen, verzweigten Züge sind stärker gekörnelt, breiter, weniger geglättet und lassen brei- 
tere Furchen zwischen sich, die Poren sind eckiger. Gegen das Licht scheinen sie lebhaft blaugrün 
durch. Bei Beachtung der angegebenen Merkmale wird es stets möglich sein, sie von den nahe 
verwandten Eiern des Buchfinken zu unterscheiden 


31. Der Blaufink. Fringilla cyanea. Wırs.*) (Indigo Bird. Auen. O. B. 1. p. 337. V. p. 502. 
Nurr. I. p. 473.) 


Seine Grösse ist etwa die von Fr. coelebs, sein Vaterland Amerika, wo er den Winter in tropi- 
schen Gegenden verlebt, während er des Sommers bis Canada nördlich geht. Er schliesst sich, zwar 
etwas scheu und vorsichtig, doch gern dem Menschen an und bezieht Obst- und andere Gärten 
vorzugsweise, obgleich er auch an lichteren Stellen des Hochwaldes nicht fehlt. Auf der Spitze des 
höchsten Baumes sitzend, lässt das Männchen seinen recht angenehmen Gesang hören, den Herr 
Nuttal mit den Sylben tshe-tshe-tshe-tshee-tshee -tshe -tshe ausdrückt. Der Anfang ist laut und 
hastig, dann füllt die Simme ab und wird mehr wispernd. Erst wenn alles vollkommen belaubt 
ist, im Mai oder Juni wird das Nest in einen niedern Baum oder dichtes Gebüsch, wenige Fuss über 
dem Boden wohlverborgen erbaut. Als Material dienen besonders dürre Baum - und Grasblätter, 
Stengel von Gras und andern Pflanzen, was alles recht sorgsam zu dicker Wand verarbeitet wird. 
Die innere, saubere Auskleidung wird von zarten Agrostishälmchen, so wie von Haaren der Kühe 
und Pferde gebildet. Ein vollkommen schön erhaltenes Exemplar aus Pennsylvanien habe ich durch 
Herrn Dr. Sturm erhalten. Es ist ein wohlgerundeter, am Innenrande etwas eingezogener Napf von 
3'/,” Breite, 2'/,” Höhe, 2” Weite, 1'/” Tiefe, besteht auswendig aus einer Schicht dürrer Baumblät- 
ter, Papierstückchen, Grasstöckchen mit langen Faserwurzeln durch etwas Spinnewebe locker be- 
festigt. Dann folgt die eigentliche Wand aus breiten Grasblättern und Grashalmen, die nach innen 
feiner gewählt sind und nebst schwarzen Rosshaaren die Auskleidung bilden. 5 Eier, die gewöhn- 
liche Satzzahl, füllen den Innenraum zu zwei Dritttheilen an, auch wird in der Regel nur eine Brut 
im Jahre zu Stande gebracht. Die Eier, von denen ich 10 Stück zur Vergleichung habe, sind stark 
ungleichhälftig, dem Gleichhälftigen nahe oder ganz gleichhälftig, 8'/, bis %,” lang, 6'/, bis Y," breit, 
bei einem Gewichte von fast 1'"/, Gran. Ihre Grundfarbe ist graubläulichweiss, meist einfürbig, selt- 
ner mit einem oder dem andern Purpurfleckchen nach der Basis zu. Die Schale hat sanften Glanz, 
ist sehr zart und durch einzelne, verzweigte, erhabene Züge ausgezeichnet. Die Poren sind ziem- 
lich zahlreich, gerundet und tief. Inwendig scheinen sie graubläulichweiss durch. So sind sie 
charakteristisch genug, um von allen ähnlichen unterschieden werden zu können; nur die viel klei- 
neren der Fringilla tristis kommen ihnen in Färbung und Korn nahe. 


*) Die auf Tab. XXXV. fig. 47. unter Fr. cyanea abgebildeten Eier gehören, wie schon angegeben, sicher der 
Fr. socialis an. 


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—— 45 —. 


32. Der bunte Fink. Fringilla eiris. Gw. (Tew.) (Painted Bunting. Wıus. I. p. 68. Nurr. 
I. p. 477. Aupus. O. B. I. p. 279.) 

Dem vorigen in Grösse gleich, überwintert auch er im tropischen Amerika, geht aber des Som- 
mers nur bis Carolina und Mexico. Der Gesang des Männchen ist dem der vorigen Art ähnlich, nur 
schwächer. Auch diese Art schliesst sich gern dem Menschen an und nistet gegenwärtig am häufigsten 
in Hecken wilder Orangen und in niedern Orangebäumen, erbaut im Mai sein Nestchen aus dürrem 
Grase und etwas Spinnewebe und füttert es mit feinen Würzelchen und Rosshaaren aus. Jährlich 
werden 2 Bruten zu Stande gebracht, deren Satzzahl 5 und 4zählig ist; die Eier sind perlweiss, etwas 
in das Bläuliche ziehend, und haben zerstreute schwarze oder purpurbraune Flecken. 


€. Gimpel. Loxia et Pyrrhula. Auct. 


Ein kurzer, dicker Schnabel, lebhaft rothe Färbung mancher Körperstellen, besonders bei den 
Männchen sind die Hauptkennzeichen, welche man für diese Abtheilung aufstellen kann, die aus 
nicht sehr zahlreichen, meist dem Norden angehörigen Arten besteht. Im Ganzen sind sie weniger 
lebhaft als die vorigen, stehen ihnen auch im Gesange nach, doch kommen sie im Nestbau und den 
Eiern mit ihnen überein. 


33. Der Rothfink, Gimpel. Fringilla pyrrhula. L. (Loxia pyrrhula. L. Pyrrhula rubieilla. Pauı. 
Pyrrhula vulgaris. Tem. Naumann, N. A. Tom. IV. p. 382. Tab. 111.) 


Tab. XXXVI. fig. 3. a. b. c. [GuEnTnEr u. Wırs., Tab. 54. NozEman et Sepp, Tom. II. p. 133. Tab. 69. Lewın, 
Tom. Ill. Tab. XVI. fig. 4. Murrrer, Singv. Tab. 5. pag. 17. TiwienemAnn u. Brenm, Heft II. p. 30. Tab. IX. 
fig. 16. Hewiırs., Br. Ool. Tab. 43. fig. 4. Id. Col. Ill. Tab. 46. fig. A.) 

Das Gewicht des Gimpels wechselt von 7 bis 9'/, Quentchen und auch die Grösse ist sehr 
verschieden, so dass man nicht verfehlt hat, darnach gesonderte Arten aufzustellen. Sein Aufent- 
halt erstreckt sich von England bis Kamtschatka und vom höhern Norwegen, Schweden und Sibi- 
rien bis nach Oberitalien und dem entsprechenden Striche durch Asien. Im Winter streifen Pärchen 
oder Familien nach Nahrung umher, stellen sich aber schon im April wieder an ihren Nistplätzen 
ein, die sie am liebsten in Gebirgswaldungen aus Laubholz allein oder mit Nadelholz gemischt wäh- 
len. Seltener nisten sie in Ebenen oder in reinem Nadelwalde. Es sind bekanntlich harmlose, we- 
nig scheue Vögel, die sich zwar nicht freiwillig dem Menschen anschliessen, aber sehr leicht voll- 
kommen zähmen lassen. Der Lockton ist ein flötendes gedehntes djüüh oder kürzeres höheres 
djöh-djöh! Der Gesang enthält neben sanft flötenden unangenehm knarrende Töne, die aber jungen 
Vögeln in der Zähmung leicht abgewöhnt werden können. Die Pärchen leben innig vereinigt und 
geben sich besonders in der Nistzeit häufige Zeichen ihrer Zuneigung. Meist im Mai wird das erste, 
im Juli das zweite Mal genistet und zur Anlage des Nestes ein hohes Gebüsch oder ein niederer 
Baum an einer lichteren Waldstelle erwählt. Auf einem Busche wird dasselbe meist in aufsteigende 
3Theilung, auf einem Baume gewöhnlich unweit des Stammes an einem ausgehenden Aste anze- 
bracht. Die Frühlingsnester sind in der Regel massiger und fester, die Sommernester lockerer er- 
baut und bestehen aus einer Unterlage von trocknen Reischen und einer aus Würzelchen, Grashal- 
men, Flechten und Moos gefertigten Wand, welche im Innern mit Thierhaaren und Wolle oder auch 


— 46 —— 


nur mit kleinen Wurzeln und Halmen ausgelegt ist. Einige Beispiele meiner Sammlung werden das 
Nühere erläutern: Nr. 1, aus dem Riesengebirge im Mai mit 5 Eiern auf einer jungen Fichte etwa 
10° hoch erbaut, ist ein massiger Napf von 4” Breite, 2'//” Höhe und Weite, 1'/” Tiefe, wo die 
Eier fast den Innenraum ausfüllen. Es besteht aus sehr viel Laubmoos, Grasstöckchen, Wurzeln 
und Stengeln von Haide ziemlich glatt und dicht ineinander gearbeitet und ist inwendig mit feinen 
Graswurzeln und Moos ausgekleidet. Nr. 2, aus der Oberlausitz, im Juli mit 4 Eiern auf einem 
Lärchenbaume etwa 20° hoch gefunden, ist ein tiefer, sparriger , durchsichtiger Napf von 3'//” Breite, 
2'/” Höhe und Weite, 1'/” Tiefe, sodass 5 Eier kaum '/, des Innenraums anfüllen. Es besteht 
aus dünnen Lärchen- und Haidezweigen, Haidewurzeln und etwas Moos, worauf nach innen grau- 
braune Graswurzeln folgen, die allein die lockere, aber sauber gearbeitete innere Auskleidung aus- 
machen. Nr, 3, vom rheinischen Gebirge in der Nähe von Neuwied, durch Herrn Prahts erhalten, 
unterscheidet sich vom vorigen nur durch etwas geringere Höhe und durch Beigabe einiger Quecken- 
wurzeln, welche die Stelle der Lärchenzweige vertreten. Der Satz besteht aus 5 oder &, selten 
aus 6 Eiern, von denen ich 32 Stück vorliegend habe. Sie sind kurz oder gestreckt ungleichhälf- 
tig, selten dem Gleichhälfligen nahe, an der Basis zugerundet oder auch ziemlich stark abfallend. 
Das kleinste ist 8”° lang, 7” breit, das grösste 9%” lang, 6%” breit. Die Mehrzahl ist 8'/, bis 
»," lang, 6", bis %” breit, bei einem Gewichte von 2'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist ein helles 
Grünlichblau, meist recht lebhaft, wie es bei den Eiern der Fringilla socialis und linaria vorkommt, 
seltner in das Grauweisse. Sie sind durchgehends sparsam, oft nur um die Basis gefleckt; die 
untersten violetgrauen Fleckchen sind klein bis zum ziemlich grossen, meist aber ganz blass; dann 
folgen etwas lebhaftere derselben Färbung oder auch in das Braune ziehende. Die obersten sind 
braun- oder purpurschwarz, gerundet, in die Länge gezogen, zuweilen Haarzüge bildend, am 
Rande rein oder etwas verwaschen, zerstreut über die ganze Fläche oder nur vor der Basis ent- 
wickelt und daselbst mit den andern kranzbildend, wie es auf der Abbildung angegeben ist. Die 
Schale ist matt oder schwachglänzend, scheint inwendig lebhaft blaugrün durch und hat ein Korn, 
welches dem des Grünfinken nahe kommt, nur etwas feiner gekörnelte, dicht verzweigte, deutlich 
in die Quere gerichtete erhabene Züge und kleine, deutlich eckige oder etwas gerundete Poren hat. 
Die lebhafte Grundfarbe, besonders gegen das Licht inwendig gesehn, unterscheidet diese Eier so- 
gleich von allen des Grünfinken, oft aber kaum von denen des Buchfinken. Letztere sind jedoch 
in der Regel kleiner und haben nie so reine Grundfarbe, da wenigstens einige Stellen von den 
blassen Unterfleckchen bedeckt sind. Ihre Grösse ist dem Gewichte des Vogels angemessen, wel- 


ches wenig von dem des Grünfinken verschieden ist. ’ 


34. Der Karminfink, Fringilla erythrina. Paur. (Mev.) (Losia erythrina. Put. (Zoogr. 
ross. asiat. I. p. 8. Merver, Vögel Lieflands p. 77. Naumann, N. A. IV. p. 418. Tab, 113. 
R. Tonıas in Görlitzer Schriften II. 2. pag. 43.) 


Tab. XXXV, fig. 3. a. 
Pallas sagt von diesem Vogel, dessen Vaterland die dichtesten Wälder und Gebüsche Russlands 


und Sibiriens seien, dass er in der Grösse fast der Fr. chloris gleichkomme, doch nur ein Gewicht 
von 5 Quentchen habe, wonach er ungefähr mit Fr. cannabina stimmte. Vom angegebenen Centrum 


—_ m 


seines Vorkommens aus finden sich noch einzelne Beispiele desselben bis zur Insel Sylt und der Um- 
gegend von Görlitz. Der Lockton wird dem des Gimpel ähnlich, als ein hohes hiö-hiö angegeben, 
der Gesang mit dem von Emberiza schoenielus und Fringilla cannabina verglichen. Ueber sein Nist- 
geschäft ist wenig bekannt; Meyer gibt ein Nest, das er aus der Umgegend von Petersburg erhielt, 
als aus Grashalmen bestehend und mit Rosshaaren und Federn ausgekleidet, die Eier aber grün- 
lich an. Nach Mittheilung des Herrn Grafen Wodzicky nistet er einzeln in Gallizien und zwar in 
sumpfigen Gegenden, wo zwischen Erlengestrüpp Nadelholz kümmerlich wächst: Das Nest wird 
niedrig in einem Strauche aus Grashalmen und Würzelchen erbaut und mit Rosshaaren ausgekleidet. 
önde Mai fanden sich schon Junge. Ich habe zwei Nester vor mir, von denen es wahrscheinlich 
ist, dass sie diesem Vogel angehören. Das erste fand Herr v. Homeyer auf Darsin in einer kleinen 
Kiefer und hielt es, da Buchfinken in der Nähe waren, für diesen angehörig. Bei genauerer Be- 
trachtung fand er das Abweichende des Nestes und der Eier, und glaubt es gegenwärtiger Art bei- 
legen zu müssen. Es gleicht äusserlich einem Neste von Fr. coelebs, inwendig mehr dem von Fr. 
cannabina, ist ein wohlgerundeter Napf von 3°/,/” Breite, 2'/;” Höhe, 1'/,” Weite und Tiefe. Es besteht 
auswendig aus Laubmoos, Bartflechten, Reischen und Kiefernadeln, mit Spinnewebeklütnpchen ver- 
bunden und sparsam mit Blattflechtenstückchen bekleidet. Nach innen folgen dürre Stengel von 
Polytrichum, verwitterte Grasblätter und zarte Würzelchen, während die Auskleidung aus einigen 
Rosshaaren und viel Distelpappus gefertigt ist. Das zweite aus Siebenbürgen, durch Herrn Pastor 
Baldamus, welcher es daselbst, als diesem Finken angehörig erhielt, ist dem vorigen ähnlich, nur 
etwas flacher und sparriger, bei fast 4” Breite nur 1°//” hoch, 2” weit, 1'/” tief und besteht aus- 
wendig aus zartem Laubmoose, grünen Stengeln des Hirtentäschchen und einer andern Kreuzblume, 
so wie verschiedenen dürren Reischen und Wurzeln mit Schafwolle durcharbeitet. Im Innern ist 
es auf einer Schicht von zarten Würzelchen mit Ziegen- und Rosshaaren ausgekleidet. Die in dem 
pommerschen Neste gefundenen Eier haben Grösse und Gestalt des unter fig. a abgebildeten und 
sind auf blassblauem Grunde blassröthlichgrau und schwarz gefleckt, ganz wie Gimpeleier, scheinen 
auch inwendig sehr lebhaft blaugrün durch. Die Schale ist fast ohne Glanz und kommt im Korne 
der des Gimpel am nächsten, nur dass die Körnchen der erhabenen Züge etwas derber und die 
kleinen, sparsamen Poren etwas eckiger sind. Das Gewicht beträgt 1'/, Gran. Fig. a der Abbil- 
dung stellt ein Exemplar vor, welches der verstorbene Meyer als dieser Art angehörig aus Peters- 


- 


burg erhielt; es ist 7 


//” lang, 6” breit und hat auf graugrünlichblauem Grunde blassgraue Fleck- 
chen und rostbraune verwaschene Pünktchen, welche vor der Basis ein Kränzchen bilden, sonst nur 
sparsam vorhanden sind. Das Korn stimmt mit dem vorigen und ist sonach wohl eine Abänderung 
ohne schwarze Flecke. Das unter b abgebildete war dem zweiten Neste beigegeben, stimmt aber 


ganz mit Eiern des Kreuzschnabels. 


35. Der Purpurfink. Fringilla purpurea. Gm. (Aupus. Orm. B. I. p. 24. V. p. 500. Nurrau I. 
pag. 529.) 
Tab. XXXV. fig. 4. 
Es kommt dieser schöne Fink dem asiatischen Rosenfinken sehr nahe und ist vielleicht als 
climatische Form desselben zu betrachten. In der Grösse kommt er etwa mit Fringilla chloris 
53 


— 48 —— 


überein, sein Aufenthalt erstreckt sich fast über die ganze nördliche Hälfte von Amerika, doch nistet 
er erst von den mittlern der Vereinigten Staaten an bis Canada und Labrador. Er scheint in seinem 
ganzen Wesen zwischen Fr. pyrrhula und cannabina inne zu stehen und verbindet sonach die bei- 
den Gruppen, denen diese angehören. Herr Nuttal gibt den Gesang der Männchen, die ihn auf 
einer Baumspitze oft und laut ertönen lassen, als recht angenehm und abwechselnd an. Herr Dr. 
Brewer beschreibt bei Audubon I. c. Eier und Nest, welche er bei Boston in einem virginischen Wach- 
holderbusche fand. Letzteres stand 5° über dem Boden und ist sparrig und locker aus grobem 
Grase und Pflanzenstengeln erbaut und mit zarten Wurzeln ausgekleidet und hält über 8” Breite, 
gegen 2” Höhe, 2°//” Weite, gegen 4” Tiefe. Von dem genannten Herrn erhielt ich ein Ei, welches, 
ausser der Grösse, schr mit dem auf Tab. 36. fig. 3. ec. abgebildeten Gimpeleie stimmt, nur etwas 
mehr in das Grüne zieht. Es ist 8°,” lang, 6”” breit und auf hell grünblauem Grunde über die ganze 
Fläche matt purpurgrau, vor der Basis im Kranze etwas lebhafter purpurgrau und schwarzbraun 
fein gefleckt, hat wenig Glanz und scheint lebbaft blaugrün durch. Sein Korn steht genau zwischen 
dem des Gimpel und Canarienfinken. Das abgebildete ist zweifelhaft. 


36. Der Hakenfink. Fringilla enucteator. L. (Mex.) (Loria. L. Pyrrhula. Tew. Corythus. 
Cov. Strobiliphaga. Vıriun. Navmann, N. A. IV. p. 403. Tab. 112. Zerrenstaenr Resa 1. 
pag. 243.) 


Tab. XXXVI. fig. 4. [Scmmz, Eierw. Tab. XXXVI. fie. 45. 16.) 


Es gehört dieser ansehnliche Fink, bei einem Gewichte von mehr als & Loth einer der grössten 
seines Geschlechts, dem höhern Norden von Europa, Asien und Amerika an und berührt auf seinem 
Winterzuge höchstens den Strich des mittlern Deutschlands. In den unbewohnten Waldungen in- 
nerhalb oder in der Nähe des Polarkreises aufgewachsen , besitzt er eine grosse Harmlosigkeit, die 
als Dummheit erscheint, wo er mit dem Menschen in Berührung kommt. Die Lockstimme ähnelt 
der des Gimpel, der Gesang ist Nötend und rein ohne die knarrenden Töne jener Art. Seinen Som- 
meraufenthalt nimmt er besonders in dichten Föhrenwäldern, wo das Nest in buschigen Bäumen, 
8 bis 12° vom Boden auf Zweige dicht am Stamme angebracht wird. Es ähnelt dem des Gimpel, nur 
dass es grösser ist, besteht auswendig aus dürren Fichtenzweigen, inwendig aus Grashalmen und 
enthält im Juni 3 bis 4 Eier. Dies ist das Ganze, was uns Herr Zetterstädt in seiner ersten lapp- 
ländischen Reise, in Begleitung des verstorbenen Ornithologen Fries, darüber berichtet. Das Weib- 
chen verliess erst unter der Hand des Auflinders das Nest und suchte sogleich in der Nühe nach 
Nahrung, ohne sich wegen Wegnahme desselben zu härmen. Nur 5 Stück der Eier aus Lappland 
und Labrador, in der Freiheit gelegt, habe ich vergleichen können, welche dem abgebildeten meist 
nahe kommen. Von den in Breslau in der Gefangenschaft gelegten bildet Herr Professor Schinz 
2 Stück ab. Etwas anders gefärbte erhielt Herr von Homeyer von einem eingesperrten Weib- 
chen *). Die vorliegenden sind gestreckter oder kürzer ungleichhälfig, nach der Basis gerundet 
oder sanft, nach der stumpfen oder etwas gespitzten Höhe stärker oder schwächer abfallend. Das 


*) Dass dieser Vogel jemals in Deutschland genistet habe, ist ganz unwahrscheinlich. 


; ——n nl ——— 


kleinste ist 41” lang, 7°,” breit, das grösste A” lang, 7” breit mit einem Gewichte von 3'/, Gran. 
Die Grundfarbe ist ein gesättigtes Blaugrun, oft mit etwas grauer Beimischung. Die untersten, dich- 
testen Fleckchen und Flecke sind purpurgrau, die nächsten blass purpurbraun oder grünlichbraun '), 
die obersten purpur- oder schwarzbraun, diese letzten stehen entweder, wie die andern, über die 
ganze Oberfläche vertheilt und nur vor der Basis dichter, meist kranzartig, oder sind blos vor der 
Basis entwickelt. Die obersten Flecke sind meist, wie an der Abbildung eines Labradorischen 
Exemplares zu ersehn, rein und gerundet, zuweilen aber auch gestreckt und kurze Züge bildend. 
Die Schale hat etwas Glanz, inwendig auf lebhaft blaugrünem Grunde deutlich durchscheinende 
Flecke und ein Korn, welches dem des Gimpel ähnlich, aber viel gröber ist. Besonders überragen 
noch verzweigte, schmale, wulstige Erhabenheiten die dichten Körnchen, zwischen denen die kleinen, 
eckigen Poren sich finden, die nur nahe der Basis und Höhe, wo das Korn feiner ist, etwas gerun- 
det erscheinen. Hinsichtlich der Grösse und Flecken kommen diese Eier nur denen des Kirschfin- 
ken etwas nahe, doch unterscheidet sie schon die Grundfarbe hinlänglich. 


D. Kernbeisser. Loxia. L. Coccothraustes. Selb. 


Eine kleine Anzahl kurzer, starker Finken mit sehr grossem Kopfe und Schnabel, den Weber- 
finken in Gestalt nächst verwandt, in Europa und Asien heimisch, wo sie, von harten Fruchtkernen 
sich nährend, an Baumwuchs gebunden sind. Sie nisten auf Bäume und höheres Gesträuch nach 


Art der Gimpel, legen grünliche, grün - und schwarzbraun gelleckte Eier. 


37. Der Kirschfink, Kernbeisser. Frvingilla coccothraustes. L. (Mex.) (Loxia coce. L. Naumann, 
N. A. T. IV. p. 435. Tab. 114.) 


Tab. XXXVI. fig. 2. a. b. c. [Noz. et Serr, T. II. p. 437. Tab. 71. Lewis, T. II. Tab. XVI. fig. 2. Naumann 
u. Bunte, Heft 1. Tab. 1. fig. 14. TurexemAns u. Brenn, Heft III. p. 31. Tab. X. fig. 4. Hewırsox, Br. Ool. 
Tab. 43. fig. A. 2. Id. Col. Ill. Tab. 43. fig. 2.] 

Das Gewicht dieses kräftigen Vogels beträgt gegen k Loth, seine Verbreitung erstreckt sich von 
England aus durch das mittlere Norwegen und Schweden bis jenseit des Baikalsees '"), wo er geeig- 
nete Nahrung findet. Gemischte oder reine Laubwaldung, Feldhölzer mit Fruchtbäumen in der 
Nähe in fruchtbarer Gegend liebt er besonders zur Nistzeit, während er des Winters in kleinen Ge- 
sellschaften überall nach Nahrung umherzieht. Er findet sich zwar in der Regel zeitig an seinem 
Nistplatze ein, doch nistet er meist erst, wenn die Bäume Laub erhalten, kann aber, wegen Mangel 
an Nahrung, nicht jährlich in derselben Gegend nisten. Der Lockton ist ein hohes, gedehntes zih—, 
der Gesang ziemlich unmelodisch aus den Sylben zih und knips mit schrillenden Tönen zusammen- 
gesetzt. Das Nest wird meist auf Wald- seltner auf Fruchtbäumen oder in höhere Büsche von 7 
bis 30° über dem Boden erbaut und gewöhnlich auf Zweige in der Nähe des Stammes aufgesetzt. 
Es gleicht am mehrsten dem des Gimpel, besteht äusserlich aus sparriger Unterlage von dünnen, 
dürren Zweigen und Wurzeln, aus Moos und Flechten und ist inwendig mit feinen Wurzeln, Hälm- 
chen, öfters mit Thier- oder Pflanzenwolle vermischt, ausgelegt. Meist ist das Ganze nur locker in- 


*) Andeutung der Verwandtschaft mit den Kernbeissern. 
**) Auch auf Japan ist er gefunden worden. 


Zu ee 


einander gearbeitet und so mit der Umgebung verbunden, dass es beim Herausnehmen sich fast 
ganz auflöst, selten ist es etwas fester erbaut, wie die Beschreibung einiger Exemplare darthun wird. 
Nr. 4, aus der Umgegend von Rodez, durch Herrn Professor Mocquin-Tandon im Mai auf einer 
Buche mit 6 Eiern gefunden. Es ist über #” breit, 9°/” hoch, 3” weit, 4” tief, so dass die Eier 
fast dem Rande gleich liegen. Zuerst hat es dünne Reischen zur Unterlage, dann folgt eine Schicht 
Laubmoos mit dünnen Hälmchen, auf diese eine andere von Quecken- und Haidewurzeln, während 
das Innere mit haarfeinen Wurzeln und einigen Rosshaaren ausgelegt ist. Nr. 2, aus Thüringen auf 
einer Birke 10° hoch auf einigen schwachen Zweigen an den Stamm angebaut, Anfangs Mai mit 5 
Eiern Es ist ein sparriger, lockerer Napf aus schwachen Birkenzweigen auswendig, inwendig mit 
Grashalmen, etwas Moos und Würzelchen. Seine Breite beträgt über #”, seine Höhe gegen 2”, die 
Weite fast 3”, die Tiefe 1/,”, so dass die Eier ”/, des Innenraumes anfüllen In England, wo der 
Vogel nur an wenigen Stellen nistet, enthält das Nest nach Herrn Doubleday stets mehr oder weni- 
ger Baumflechten. Es wird im Jahre nur eine Brut zu Stande gebracht und die Jungen werden mit 
Insekten aufzefüttert. Die Eier sind meist dem Gewichte des Vogels angemessen, übertreffen aber 
zuweilen noch die des Hakenfinken an Grösse und Gewicht. Die 32 vorliegenden Exemplare sind 
kürzer oder gestreckter ungleichhällig, nach der Basis sanft, nach der stumpfen, selten etwas spitzen 
Höhe meist stark abfallend” Der dritte Theil derselben ist kurz und sehr kurz, nur 3 sind etwas 
stärker gestreckt Das kleinste ist 10” lang, 7'//” breit, das grösste 11'/,” lang, 8'//” breit, das 
längste 4” lang, 8°” breit, das breiteste 8'/,”” breit bei 10” Länge mit einem Gewichte von 2’), 
bis 3°/, Gran. Ihre Grundfarbe ist graugrünlich, in das-Olivenfarbene, Bläuliche, Weissliche, Violette. 
Die untersten Flecke sind matter oder lebhafter bräunlich-, violet- oder aschgrau. Dann folgen bei 
denen mit olivengrünlicher Grundfarbe olivengrüne und olivenbraune, bei den andern braune und 
dunkel- oder purpurbraune. Die beiden untern sind häufig als kürzere oder längere Haarzüge 
vorhanden, die obersten meist rein und gerundet, auch zu zweien oder dreien verbunden. Je lichter 
und reiner die Grundfarbe ist, desto reiner und dunkler sind die obersten Flecke. Sie stehen un- 
regelmässig auf der Oberfläche vertheilt oder nach der Basis dichter, bilden auch vor derselben zu- 
weilen ein mehr oder minder zusammenhängendes Kränzchen. Einzeln kommen auch fast ganz un- 
gelleckte Eier vor. Inwendig scheinen auf graugrünlichem Grunde die dunkeln Flecke deutlich durch. 
Die Schale ist glatt, etwas glünzend, sehr zart mit häufigen wellenförmigen Erhabenheiten und fei- 
nen, flacherhabenen geglätteten Zügen, zwischen denen die häufigen, meist mässig grossen und ge- 
rundeten Poren stehen, die in tiefen Punkt ausgehen. Mit dem Eie eines andern bekannten Finken 
sind sie nicht zu verwechseln, von den zuweilen ähnlich gefürbten Eiern des Lanius minor unter- 
scheiden sie sich durch das Korn und die Haarzüge, von den in Grösse, Gestalt und Zeichnung oft 
ähnlichen Eiern der Emberiza miliaria durch Korn und Grundfarbe. 


E. Cnrdinale. Loria. L. Coccothraustes. Briss. Cardinalis. C.B. 


Sie verbinden die Kernbeisser mit den Sperlingen , sind ansehnliche Vögel mit wenigstens theil- 
weiser rother Färbung und gehören Amerika an. Ihr Gesang ist ausgezeichnet, die Nester bauen 
sie nach Art der vorigen beiden Gruppen, die Eier gleichen aber in Gestalt, Zeichnung und Färbung 
ganz denen der Sperlinge. 


4221 —— 


38. Der Cardinalfink. Fringilla cardinalis. L. (Box.) (Loxia cardinalis. L. Cardinal Grosbeak 
or red bird. Wırs. I. p. 38. Nurr. I. p. 519. Aupun. O. B. II. p- 336. V. p. 514.) 


Tab. XXXV. fig. 2. a. b. + 


In der Grösse kommt dieser Fink der Weindrossel ungefähr gleich, sein Vaterland erstreckt 
sich von den westindischen Inseln bis Illinois und Massachusetts, doch wird er nach Norden zu all- 
mälig seltner, während er im Süden häufig vorkommt. Er schliesst sich gern dem Menschen an, 
nistet in Obstgärten ebenso wie in den tiefsten Waldungen, pflanzt sich sogar in der Gefangenschaft 
leicht fort. In den südlichen Gegenden seines Aufenthalts ist er Standvogel, beginnt schon im Fe- 
bruar sich zu paaren und bringt daselbst oft 3 Bruten zu Stande, in den nördlichen hingegen zieht 
er im Herbste südlich und kehrt erst im März zurück. Das Männchen gehört zu den beliebtesten 
Sängern von Nordamerika und erhält sich als angenehmer Stubenvogel oft viele Jahre. Sein Ge- 
sang ist sehr mannichfach und flötend, wie beim Gimpel dem menschlichen Pfeifen ähnlich. Das 
Nest wird ohne besondere Vorsicht in ein Gebüsch oder auf einen niedern Baum angelegt, oft in der 
Nähe eines Landhauses und dicht neben Nester verschiedener Drosseln und ist ziemlich fest aus 
Wurzeln, Zweigen und Halmen erbaut. Ich besitze drei wohlerhaltene Exemplare aus Osttennassee 
durch Herrn A. Gerhardt gesendet. Nr. 4 bildet einen sparrigen Napf von etwa 5” Breite, 21,” 
Höhe, 3” Weite und 1'/%” Tiefe, so dass 5 Eier über die Hälfte des Innenraumes einnehmen. Eine 
lockere Schicht langer, dünner Stengel verschiedener Pflanzen umschliesst eine andere, dich- 
tere von verwitterten Buchenblättern, der eine dritte von zarter Weinrinde und Grashalmen folgt, 
während die innere Auskleidung von feinen Hälmchen und Hypericumstengeln gefertigt ist. Nr. 2 
ist weniger sparrig und noch dichter als das vorige, k'/,” breit, 3” hoch, 2°//” weit, 2” tief und 
5 Eier erfüllen fast den Innenraum. Das Material ist dem des vorigen ganz gleich und das dritte 
stimmt vollkommen mit diesem letzten. Von den Eiern habe ich nur 12 Exemplare vergleichen 
können, da man sie diesem beliebten Sänger ungern wegnimmt. Darnach sind sie gestreckt un- 
gleichhälftig bis zum Gleichhälftigen. Das kleinste ist 11” lang, 7°/,” breit, das grösste 1” lang, 
8” breit, das Gewicht beträgt gegen 3/, Gran. Die Grundfarbe ist “ graulichweiss, die untersten 
Fleckchen sind aschgrau, die nächsten gelblichgraubraun, die obersten etwas dunkel gelblichgrün- 
braun. Die mehrsten sind klein, dicht, getrennt oder verworren, an der Basis oft deckend. Die 
Schale hat Glanz und kleine, llacherhabene, geglättete Züge, mit mässig grossen, aus dem Eckigen 
gerundeten Poren. Inwendig scheinen auf weisslichgrauem Grunde die Fleckchen durch. Ausser 
der viel bedeutendern Grösse stehen diese Eier den hellen Abänderungen der Haussperlingseier am 


nächsten. 


39. u rosenbrüstige Fink, Fringilla Ludoviciana. L. (Box.) (Lozia ludovieiana. L. Rose- 
breasted Grosbeak. Nurr. I. p. 527. Aupus. Orn. B. II. p. 166.) 


Noch etwas grösser als der vorige und mehr dem Norden angehörig, hält er sich nistend von 
Pennsylvanien bis Labrador und Canada. Er singt ebenfalls sehr angenehm, schliesst sich aber weniger 
dem Menschen an. Sein Nest wird mit dem des vorigen und dem der Fringilla eoerulea verglichen 
und soll aus dünnen Zweigen und Stengeln sowie dürren Blättern erbaut sein und eine Auskleidung 


= ur 


von Thierhaaren haben. Die Eier werden als schmutzig weiss, braungefleckt angegeben. Ich habe 
nur eins derselben aus Pennsylvanien vor mir, welches, ungleichhälfig, nach der stumpfen Spitze 
stark abfällt. Es ist 41'/” lang, 8'/,” breit und hat auf grünlichgrauweissem Grunde aschgraue, 
graugrünliche und blassolivengrüne, ziemlich dichte, aber gesonderte, mässig grosse Flecken, fast 
gleichmässig über die ganze Oberfläche vertheilt, nur an der Höhe etwas sparsamer, die Schale ist 
glänzend, das Korn viel derber als bei der vorigen Art, mit tiefen eckigen Poren. Recht blassen 
Abänderungen der Eier von Fr. coccothraustes kommt es am nächsten. 


40. Mer Haubenfink, graue Cardinal. Fringilla eueullata. Gw. (Azanı, Voy. Ill. p. 25.) 
Tab. XXXV. fig. 4. [D’Onmcxv, Voy.) 


Herr D’Orbigny hat die Eier dieses schönen Finken aus Südamerika gebracht, wo derselbe, 
dem rothen Cardinal in Grösse und Lebensweise nahe stehend, besonders nach dem Süden zu 
häufig vorkommt. Wie der rothe Cardinal nistet auch diese Art in der Gefangenschaft und man 
hat in Florenz Junge erzogen. Es werden 2 bis & Eier gelegt, welche nach den & Exemplaren, die 
ich vergleichen konnte, dem abgebildeten ganz gleichen. Sie sind gestreckt, dem Gleichhälfligen 
nahe, 40%, bis ,” lang, 7'/% bis ”/” breit, haben graugrünlichen Grund, welcher von grünlich- 
grauen, blasser und lebhafter olivenbraunen, dicht verworrenen, in die Länge gestreckten Fleckchen, 
welche vor der Basis einen ganz geschlossenen Kranz bilden, fast verdeckt wird. Der Glanz ist 
lebhaft, das Korn steht zwischen dem der beiden vorigen Arten mitten inne. Inwendig scheinen sie 
schwach gelbgrünlich durch. Ausser dem Korne kommen sie manchen Eiern der Feldlerche 


recht nahe. 


41. Der chilenische Fink. Fringilla Diuca. Mor. (Mori. Saggio ed. II. pag. 210.) 


Ein in Chili häufiger und recht schön singender Fink, welcher in Grösse ynd Gestalt der Grau- 
ammer nahe kommt und die Nähe des Menschen liebt. In der Nistzeit ertönt of am frühen Morgen 
und wieder gegen Abend die ganze Landschaft vom tausendstimmigen , lebhaften Gesange der Männ- 
chen. Nach Herrn Bridges bauen sie ihr Nest in das Gebüsch und legen & bis 6 graue, braunge- 
Neckte Eier. Durch Herrn Professor Pöppig habe ich ein Nest dieser Art erhalten, welches ein 
lockerer, sparriger Napf von &'/,’ Breite, 2” Höhe, fast 3” Weite und 1'/,” Tiefe ist. Es besteht 
aus dünnen, aber steifen, schwarzbraunen Pflanzenstengeln, Grashalmen und Blättern und ist inwen- 
dig mit Grasblättern und steifer Samenwolle ausgelegt. Von den Eiern habe ich 25 Stück vor mir, 
welche vom stark Ungleichhälftigen bis zum fast Gleichhälftigen wechseln, kurz oder gestreckt sind, 
eine Länge von 10", bis 41'/,” und eine Breite von 7'/, bis 8'/,” haben, mit einem Gewichte von 
fast 3'/, Gran. Ihre Grundfarbe ist graugrünlich, in das Weissliche, Bläuliche, Bräunliche und 
Grüne. Die untersten Flecke sind aschgrau, grünlich oder bräunlichgrau, dann folgen graubraune 
und olivenbraune oder dunkelolivengrüne, kleine und grössere, meist in die Länge gestreckte und 
verworrene, oft fast gleichmässige und deckende, selten etwas reinere und sparsamere. Bei mehreren 
ist die Basis allein gedeckt, nur bei einem findet sich vor derselben ein geschlossener Kranz. Die 
Schale ist glänzend, das Korn mehr oder minder abgeflacht mit gerundeten, tiefen, ziemlich dichten 


a 7 —— 


Poren. Sie kommen in ihren Abänderungen denen der vorhergehenden Arten sehr nahe, ausser 
der ansehnlicheren Grösse gleichen sie ganz denen des Haussperlings. 


F. Sperlinge. Fringilla. L. Passer. Pall. Pyrgita. Cuv. 


Eine kleine Anzahl ziemlich kräftiger Vögel, welche, der alten Welt angehörig, sich zum Theil 
dem Menschen angeschlossen haben und ihm so weit folgen, als er Ackerbau treibt, da mehlige 
Körner ihre Hauptnahrung bilden. Sie haben wenig lebhafte Färbung, keinen besondern Gesang, 
nisten in Bäume und Höhlungen, bauen meist wenig künstliche Nester, doch zuweilen auch den der 
Webevögel ähnliche, legen ein oder mehrmals im Jahre auf lichtem Grunde grünlich- oder braun- 
gefleckte Eier und füttern ihre Jungen mit Insekten auf. Sie haben grosse Neigung zum geselli- 
gen Leben. 


42. Der Steinfink, Steinsperling. Fringilla petronia. L. (Naumann, N. A. IV. p. 497. Tab. 116.) 
Tab. XXXIV. fig. 18. a. b. c. [TmexemAans u. Breun, Heft II. p. 34. Tab. X. fig. 3.] 


In der Grösse übertrifft er den Haussperling ein wenig, seine Verbreitung erstreckt sich von 
den canarischen Inseln durch das nördliche Afrika und von Spanien durch das mittlere Frankreich 
und Deutschland bis nach Syrien. Da er aber nur besondere Oertlichkeiten, vorzüglich felsige Thä- 
ler liebt und sich schwach vermehrt, kommt er meist nur sparsam und zerstreut vor. Auf Madera 
soll er, nach Herrn Heineken, den Haussperling ersetzen, unter Dächer nisten, Speicher und Gär- 
ten, doch nicht Strassen besuchen. Er hat in seiner Lebensweise vieles mit dem Haussperlinge ge- 
mein, ist meist Standvogel, lässt als Lockton ein helles ziwit oder quack hören und hat im Gesange 
entfernte Aehnlichkeit mit dem des Gimpel. Seinen Nistplatz wählt er in schroflen Felswänden, im 
Gemäuer hochgelegener Ruinen oder in hohlen Bäumen. Meist halten sich auch in der Nistzeit 
mehrere Pärchen nahe zu einander. Das Nest ist ein ziemlich kunstloser, flacher Napf, aus dürren 
Halmen, Wurzeln, Baumbast mit Federn, Haaren oder Wolle locker ausgelegt, und wird, wo es 
trocken steht, mehrere Jahre benutzt. Ich habe nur ein Exemplar durch Herrn Pregl in Wien aus 
Dalmatien erhalten, wo es im Juni mit 4 Eiern in einer seichten Felsspalte gefunden ward. Es ist 
ein lockerer, gestreckter, flacher Napf von %'/%, und 3%,” Breite, 1'/” Höhe, 2'/,” Weite und '/,” 
Tiefe, so dass die Eier dem Rande gleich liegen. Es besteht aus verwitterten, dünnen Pflanzen- 
stengeln, Würzelchen, Grasstöckchen und eimigen Fäden. Im Innern finden sich dieselben Stoffe 
nur in kurzen Stückchen, so wie einige Flaumfedern der Alpenkrähe. Von den Eiern habe ich 10 
Stück vom Rheine, aus Dalmatien und Griechenland zur Vergleichung. Darnach gehen sie vom 
stark Ungleichhälftigen bis in das fast Gleichhälftige, sind an der Basis zugerundet oder sanft abfal- 
lend, an der Höhe meist ziemlich abgestumpft. Das kleinste ist 9'/,” lang, 7'/,” breit, das grösste 
ist 10” lang, el breit, während die übrigen die Mitte halten, bei einem Gewichte von 3 Gran. 
Ihre Grundfarbe ist graulichweiss, in das Gelbliche oder Grünliche. Nach der Grundfarbe sind die 
untersten Fleckchen grünlich- oder aschgrau, verwaschen oder lebhaft; dann folgen oliven- oder 
grünlichbraune, blassere oder lebhaftere, kleinere oder sehr kleine verworrene, oder grösser, dich- 
ter oder einzelner, über die ganze Fläche vertheilt, oder nur vor der Basis beginnend und vor der- 


> Bez 


selben breiten Kranz bildend oder sie ganz deckend. Inwendig scheinen auf weisslichem oder 
grünlichweissem Grunde die Flecke durch. Die Schale hat ein zartes Ansehn und wenig Glanz, 
ist an der Basis fein und dicht gekörnelt und auch nach der Höhe treten die schmalen, Alucherha- 
benen Züge nicht weit von einander ab und haben die mässig grossen, nicht sehr tiefen, etwas ecki- 
gen Poren zwischen sich. Ausser dem feineren Ansehn unterscheidet nur das Korn dieselben sicher 
von denen des Haussperlings. Die mit olivengrünen und braunen Flecken kommen zuweilen man- 
chen Eiern des Drosselrohrsängers recht nahe, allein bei diesen ist das Korn noch weit mehr ver- 
schieden. In den Sammlungen gehören ächte Eier dieser Art noch zu den Seltenheiten. 


43. Der Hausfink, Sperling. Fringilla domestica. L. (Passer domesticus. Paru. Naumann, 
N. A. T. IV. p. 253. Tab. 115.) 


Tab. XXXIV. fig. 17. a bis d. [Krem, pag. 29. Tab. IX. fig. 17. Guesruen u. Wıns., Tab. 57. Nozew. et Ser», 
T. 4. p. 78. Tab. 43. Lew, T. Ill. Tab. 47. fig. 4. Naumann u. Bone, Heft V. Tab. IX. fig. 12. abisd. Tum- 
NEMANN u. Brens, Heft Ill. p. 35. Tab. X. fig. 4. Hewirs., Br. Ool. T. 4. fig. 4. 2. Id. Col. Ill. Tab. 42. fig. 3. 4.) 

Dieser fast zu getreue, verschmitzte Geführte des ackerbauenden Menschen, der ein Gewicht 
von 7 bis ® Quentchen hat, findet sich fast durch ganz Europa und Asien in eigenthümlicher Stamm- 
form, im südlichen Europa und im nördlichen Afrika in nächverwandten Abarten. Er ist bekannt- 
lich Standvogel und entfernt sich nur in seltenen Fällen der Nahrung wegen etwas weiter von sei- 
nem Sommersitze. Der Lockton ist schilp, tilp oder dieb, im Frühjahre besonders jüpp, beim Zan- 
ken oder als eine Art Balzgesang, wobei zugleich mit zurückgezogenem Kopfe, hängenden Flügeln 
und aufgerichtetem Schwanze ein Balztanz aufgeführt wird, tilm -telm - telm, dieb - schilk - dürr- 
törr-töhr-zwarr u. s. w. Nur in dem öftern Hervorstossen dieser Sylben, oft mit grossem Pathos 
und zu Scharen auf Bäumen oder im Gesträuch versammelt, besteht ihr Gesang. Es sind bekannt- 
lich sehr geile Vögel, die möglichst oft im Jahre nisten, bei günstigen Verhältnissen & bis 5 Mal. 
Ursprünglich scheinen Bäume und Gesträuch ihr Nistplatz zu sein, denn auch im Norden, wo es 
ihnen an passenden Nistplätzen nicht fehlt, kehren sie gern zu diesen zurück. Besonders aber lie- 
ben sie alte, hohe Storchnester, in welchen sie of zu ganzen Gesellschaften nisten. So bedienen 
sie sich auch der Nester der verschiedenen Schwalbenarten, mit denen sie darüber of in Streit ge- 
rathen, sogar den Uferschwalben machen sie zu Zeiten ihre unterirdischen Wohnungen streitig, und 
nisten auch sonst zuweilen in Gemäuer unterhalb der Erdoberfläche. Ich sah ein Sperlingsnest, 
welches in einem hohen leeren Blumentopfe vor einem Fenster in Dresden erbaut war, in welchem 
die Jungen bei starkem Gewitterregen ertranken. So zeitig als möglich, in Deutschland meist schon 
im Februar, vereinigen sich die Pärchen, wo oft heflige, aber wenig ernsthafte Balgereien unter den 
Männchen stattfinden, in die sich nicht selten auch Weibchen mischen, so dass zuweilen 5 bis 
mehre Stück einen beweglichen Knäuel bilden, wobei sie sogar ihre Sicherheit ausser Acht lassen. 
Dies währt jedoch nicht lange und dann nisten oft viele Paare friedfertig neben einander. Das Nest 
richtet sich in Material und Bauart nach seinem Standorte, ist bald eine Nache Masse, bald beutel- 
oder kugelförmig, besteht bald aus Pllanzenwurzeln,, Stengeln und Blättern, bald aus Federn, Haa- 
ren und Wolle, bald aus alle dem gemischt. Nur eins will ich bei zu grosser Abänderung näher 
beschreiben. Es stand in der Krone einer mässig hohen, vor wenigen Jahren geköpften Linde und 


— 


..- 


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DEE BEL DALE, A 


— 42 


ist zwischen 3 aufsteigende Zweige fest eingebaut. Es bildet einen gerundeten, etwas sparrigen 
Ballen von 8” Höhe, 6” Breite mit der Oeflnung am obern Ende. Es besteht ganz aus gut verbun- 
denen Strohhalmen, Grasstöckchen mit langen Wurzeln, dünnen Reischen, etwas Bindfaden und auch 
im Innern, wo es 6” tief ist, bilden nur Grashalme die Auskleidung. Es hat grösste Annäherung 
an die Nester mancher Webefinken. Die ersten Nester enthalten 6 oder 5, die spätern öfters nur 
4 oder 3 Eier, welche nach Nahrung und Oertlichkeit in Grösse und Färbung mannichfach abän- 
dern. Gegen 200 Exemplare, von Schottland und dem obern Schweden bis Griechenland gesam- 
melt, ergeben folgendes Verhalten. Die Mehrzahl ist ziemlich gestreckt, ungleichhälftig, nur ein- 
zelne sind fast gleichhälftig, manche sehr gestreckt, wenige kurz. Das kleinste ist 8” lang, 6°/,” 
breit, das grösste 1” lang, 7',” breit; die Mehrzahl ist 10 bis 14” lang, und um 7” breit mit 
einem Gewichte von 3 Gran im entleerten, von k2 bis 48 Gran im gefüllten Zustande. Die Grund- 
farbe ist graulich in das Reinweisse, und dann zuweilen ungefleckt, häufig in das Grünliche und 
Bräunliche. Die untersten Flecke sind bräunlich - grünlich- oder aschgrau, dann folgen graugrüne 
oder graubraune bis zum ziemlich Dunkelbraunen. Nur in seltneren Fällen sind alle gerundet und 
rein, gleichmässig dichter oder sparsamer, klein bis zum ziemlich Grossen über die ganze Oberfläche 
verbreitet oder vor der Basis kranzbildend oder, wie in den mehrsten Fällen, unregelmässige und 
verworrene in die Länge gerichtete Fleckchen und Striche, kleiner oder grösser, sparsamer oder 
dichter, zuweilen den Grund fast ganz deckend, selten jedoch einen Kranz vor der Basis bildend. 
Nur "/,, ist dunkel und dicht gefleckt, bei weitem die Mehrzahl ziemlich licht, besonders die südlichen 
Exemplare. Inwendig scheinen auf grünlichweissem oder grünlichem Grunde die Flecke mehr oder 
minder durch. Die ziemlich derbe Schale hat wenig Glanz, die etwas breiten, flach oder etwas 
stärker erhabenen, maschig verzweigten, geglätteten Züge stehen weit von einander ab und haben 
in den Zwischenräumen die grossen oder kleinen, stumpfeckigen oder gerundeten, in tiefen Punkt 
ausgehenden Poren zwischen sich. Nur das Korn unterscheidet sie sicher von den in Grösse, Ge- 
stalt und Färbung oft nahe verwandten Eiern der Feldlerche, des Baumpieper, der weissen Bach- 


stelze und des Drosselrohrsänger. 


43. 6. Der italienische Haussperling. Fringilla cisalpina. Tem. Italica. Vıeıuı. 
Tab. XXXIV. fig. c. 


Eine etwas südlich gesteigerte Färbung ist das Hauptunterscheidungszeichen dieser Abände- 
rung, welche, oft in Gesellschaft der Stammform, jenseits der Alpen vorkommt. Durch Herrn Dr. 
Pajola habe ich aus Venedig Nest und Eier desselben erhalten. Das erste ist ein flacher, liegender 
Beutel von 13” Länge, 8” Breite, 3,” Höhe, besteht auswendig aus einer Masse Quecken- und 
andern Wurzeln, Grasstöcken und Halmen mit grösseren und kleineren Hühnerfedern durch- 
arbeitet und ist inwendig mit dicker Schicht bunter Hühner- und einigen gelben Cacadufedern aus- 
gelegt. Es enthält 6 Eier, welche dem abgebildeten gleichen und auf ziemlich lebhaft grünlichem 
Grunde grünlichgraue und graugrüne Fleckchen führen. Von andern Sammlern habe ich jedoch 
deren erhalten, welche vollkommen mit unsern Sperlingseiern stimmen und auch im Korne ist nicht 


der geringste Unterschied zu bemerken. 
bL.° 


ui 


43. c. Der spanische Haussperling. Fringilla salicaria. Vırıun. Hispaniolensis. Tem. 
Tab. XXXIV. fig. 44. a bis d. 


Durch noch lebhaftere Färbung unterscheidet er sich vom vorhergehenden und hat auch noch 
ein südlicheres Vorkommen, da er von Spanien an über das nördliche Afrika verbreitet ist und sich 
daselbst ebenfalls mehr oder minder dem Menschen anschliesst, so wie nach Art des unsern nistet, 
Die abgebildeten Eier sind aus Egypten und etwas klein, später habe ich mehrere aus Algerien, 
Egypten und Syrien erhalten, welche in Grösse, Färbung und Korn vollkommen mit deutschen 
Exemplaren stimmen, so dass eine Beschreibung derselben unnöthig ist. 


44. Der capische Fink. Fringilla arcuata. Gm. 
Tab. XXXIV, fig. 16. a.b. c 


Auch dieser Sperling, der im südlichen Afrika heimisch ist, schliesst sich besonders der letztern 
Form des Haussperlings schr nahe an und soll auch in Lebensweise und Nestbau viel Aehnlichkeit zei- 
gen. Ich habe in einem Neste des gelbköpfigen Webefinken die Eier desselben erhalten, so dass 
er sich ebenfalls fremde Nester anzueignen scheint. Im pariser Nationalmuseum befindet sich ein 
Nest dieses Finken, welches einen oben oflnen Beutel aus Rohrblättern und Rohrrispen, von 6” 
Höhe, #” Breite bildet und zwischen Rohrstengel eingebaut ist. Die Eier sind nach 50 Exemplaren 
meiner Sammlung sehr nahe mit denen des Hausperlings verwandt, zum Theil nur von lebhaflerer 
Grundfarbe, wie sie beim italienischen Sperlinge vorkommt, und von mittelmässiger Grösse, was die 
Abbildung angibt. Inwendig scheinen sie durchgehends recht lebhaft grün durch; ihr Korn ist 
etwas feiner als an unsern Sperlingseiern und der Glanz meist stärker, oft recht stark. 


45. Der Feldfink, Feldsperling. Fringilla montana. 1.. (Passer montanus. Koch. Naumann, 
N. A. IV. p. 480. Tab. 116.) 


Tab. XXIV. fig. 13. a bis d. [Kreis, pag. 29. Tab. IX. fig. 8. Nozem. et Serr, T. I. p. 80. Tab. 44. Naumann 
u. Bunte, Heft IV. Tab. VII. fig. 16. a bis d. Tuesesans u. Bnenw, Heft Il. p. 38. Tab. X. fig. 6. Hewırson, 
Br. Ool. Tab. #1. fig. 3. &. Id. Col, Il. T. 42. fig. 1. 2.) 

Etwa 2 Quentchen leichter als der Haussperling und angenehmer in seiner ganzen Erscheinung, 
hat er nach Norden ziemlich dieselbe Verbreitung, hört aber im Süden von Europa und ungefähr in 
gleicher Breite in Asien auf, ist in England sehr selten. Er schliesst sich dem Menschen weit weni- 
ger an als der Haussperling, liebt besonders Feldhölzer und grössere Fruchtbaumanlagen, meidet 
ganz baumlose Gegenden so wie geschlossenen Hochwald. Auch er lebt gern gesellig, streicht aber 
im Winter öfters ziemlich weit nach Nahrung umher. Seine Lockstimme ähnelt der des Haussper- 
lings, nur ist sie sanfler und voller, was auch vom Gesange gilt. Er nistet nur in Höhlungen beson- 
ders derer alter Bäume, in Felsspalten und altem Mauerwerk, in verlassenen Schwalbennestern und 
in Kästchen, welche für Staare aufgehangen sind. Das Nest ist kunstlos, meist massig und nach 
der Oertlichkeit verschieden. In einem etwas feuchten Baumloche wird eine starke Unterlage von 
troeknem Material, als Strohhalmen, Reischen, Wurzeln und Moos gemacht und darauf eine dicke 
Schicht von Federn, im Innern besonders in sich gekrümmte Brustfedern grösseren Geflügels napf- 
formig zusammengelegt. Bei engem Raume werden weniger Stoffe, oft nur Federn, Pflanzenfasern, 


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Pflanzen - und Thierwolle, so wie Haare zusammengelegt. Der gewählte Nestplatz wird oft mehrere 
Jahre, auch in demselben Sommer mehrmals benutzt. Nicht selten beginnen die Pärchen schon im 
März zu nisten und machen dann bis 3 Bruten. Der Satz ist das erste Mal oft 7zählig und nimmt 
dann zu 5 oder 4 ab. Von den Eiern habe ich 100 Stück vorliegend, wornach sie ungleichhälftig 
bis zum Gleichhälftigen , kurz oder etwas gestreckt, auch an der Basis sanft abfallend, doch an der 
stumpfen Höhe meist ansehnlich stärker, öfters auch an der Basis zugerundet sind. Das kleinste 
ist 7'/,” lang, 6” breit, das grösste 9” lang, 6'/,” breit. Die Mehrzahl ist über 8” lang und um 
6'/;” breit, bei einem Gewichte von 2'/, Gran im entleerten, von 33 bis 37 im gefüllten Zustande ‘). 
Die Grundfarbe ist grau, in das Weissliche, Grünliche, Bräunliche, selten deutlich zu sehen, meist 
von verworrenen, kleinsten und kleinen Pünktchen, Strichelchen und Fleckchen bedeckt. Von die- 
sen sind die untersten bräunlich - oder grünlich-, selten aschgrau, dann folgen graugrüne und bräun- 
liche, zu oberst braune, roth- oder olivenbraune. Zuweilen decken die Fleckchen die Basıs ganz, 
sehr selten bilden sie vor derselben ein deutliches Kränzchen Nur sparsam kommen 'solche mit 
weisslicher Grundfarbe und gesonderten, sparsamen Flecken vor, bei denen auch inwendig die 
Flecke durchscheinen. Die dunkelgefärbten scheinen nur schwach in der Fleckenfarbe durch. Die 
ziemlich derbe Schale hat etwas oder starken Glanz, ihr Korn ähnelt dem der Haussperlingseier, nur 
sind die erhabenen Züge dichter, die Poren häufiger, eckiger und weniger tief. Allein durch das 
Korn lassen sie sich sicher von den übrigens zuweilen ganz gleichen Eiern des Anthus arboreus und 
pratensis, durch Grösse und Gewicht von denen des Haussperling unterscheiden. 


46. Der Schneefink. Fringilla nivalis. L. (Naumann, N. A. V. p. 4. Tab. 117.) 
Tab. XXXVI. fig. 7. 


Er ist ungefähr 2'/, Loth schwer, gehört den höheren europäischen Gebirgszügen, den Pyre- 
näen, schweizer und tyroler Alpen, so wie den entsprechenden asiatischen, dem Caucasus mit sei- 
nen Verzweigungen an, wo er sich erst oberhalb des Baumwuchses, in der Nähe des Schnees und 
Eises in den unwirthlichsten Gegenden aufhält‘). Er schliesst sich daselbst jedoch nicht ungern 
dem Menschen an, so dass er sich in den hochgelegenen Hospitzen der Alpenpässe eingenistet hat. 
Die Lockstimme ist ein kurzes, helles tri-tri, der Gesang wird zwitschernd und wenig melodisch 
angegeben, wie er mit der rauhen Umgebung stimmt. Sobald es die Jahreszeit gestattet, schreiten 
die Pärchen zum Nestbau, wozu sie eine grosse Masse von Material zwischen Gestein und Alprosen, 
in Felsspalten und zwischen Geröll, selbst auf das Gebälk in Wohnungen zusammentragen und nach 
dem Standorte das Nest grösser oder kleiner bereiten. Die vorzüglichsten Bestandtheile bilden 
dürre, schwache Grashalme,, Würzelehen und etwas Laubmoos von aussen, im Innern Moos, Fe- 
dern, Wolle und Haare. Einige charakteristische Nester meiner Sammlung will ich näher beschrei- 
ben. Nr. 1, vom St.-Gotthardt, Ende Juni mit 5 Eiern gefunden, bildet einen lockern Napf von 


*) Der Vogel ist um ’/; leichter als der Haussperling, eben so verhalten sich die Eier. 

**) Sein einziger naher Verwandter, Fringilla Teydea. MocaQ.-Tanoon, hält sich in der obersten Region des 
Pic von Teneriffa, jedenfalls auch auf dem Atlas in Afrika auf. Da der Schneefink im Norden durchaus nicht vor- 
kommt, so sind die wenigen in Deutschland wirklich vorgekommenen Exemplare nur als zufällig verschlagne zu 
betrachten. 


54 * 


428 


4” Breite, 4°/” Höhe, 3” Weite, kaum 1” Tiefe, so dass die Eier dem Rande gleich liegen und wiegt 
nur 2 Quentchen. Es besteht aus dicker Wand von Grashalmen, etwas Moos und Flechten und ist 
inwendig mit zartem Laubmoos und Grashalmen wenig sorgsam ausgelegt. Nr. 2, in Savoyen auf 
dem Gebirge von Vergie durch Herrn Pastor Bourrit gesammelt, ist ein noch lockerer Napf aus 
kurzen, etwas steifen Grashalmen, Gemswolle und Haaren, Stückchen Fell von Mäusen und Spitz- 
mäusen (wahrscheinlich aus Raubvogelgewölle!), inwendig mit denselben Stoffen und Federn vom 
Schneehuhn und Alpenkrähe so wie Rosshaaren ausgelegt. Es ist 5'/," breit, 2'/” hoch, fast &” 
weit und 1'/” tief. Nr. 3, vom St-Gotthardt mit 6 Eiern, ist ein massiger Napf von 6° Breite, 3” 
Höhe, 2)/” Weite und 1°/,” Höhe, die Eier füllen nur */, des Innenraums an. Es besteht aus dun- 
kelbraunen Faserwurzeln und langen, dünnen Grashalmen, welche recht sorgsam und fest zu der 
dieken Wand verarbeitet sind. Das Innere ist aus feinen Hälmchen gearbeitet und mit schwarzen 
und weissen Rosshaaren locker ausgekleidet. Nr. 4, ebendaher, noch massiger, aber nicht so sau- 
ber als das vorige auf einem Balken erbaut. Es ist 9” breit, 3" hoch, 3’/," weit, 1°/" tief. Es be- 
steht aus langen, dünnen Gras-, Semmen- und Seggenhalmen, etwas Moos, Rosshaaren und 
Schwungfedern kleiner Vögel, des Accentor alpinus, der Fringilla eitrinella und anderer Arten, inwendig 
mit Gemswolle, Kuh- und Rosshaaren so wie Federn vom Schneefinken, Steinklitscher, Schnee- 
und Steinhuhn ausgelegt und wiegt 6 Loth So sind die Nester eigenthümlich genug und nur entfernt 
mit manchen der Sawicola oenanthe und des Halıssperlings verwandt. Jährlich wird nur eine Brut 
zu Stande gebracht, welche aus & bis 6, meist 5 Eiern besteht, von denen ich 30 vorliegend habe. 
Sie sind stark ungleichhälfig, nach der Basis zugerundet oder sanft abfallend, nach der etwas stum- 
pfen , selten spitzen Höhe stark abfallend. Das kleinste ist 10” lang, 7'/,” breit, das grösste 11” 
lang, 7°,” breit. Nur eins ist sehr gestreckt, bei 11” Länge 7'/” breit und vollkommen zugespitzt. 
Das Gewicht beträgt 3 bis 3'/, Gran. Die Farbe ist ein reines Weiss, auch inwendig gegen das 
Licht, die Schale ist fast matt oder nur schwachglänzend. Das Korn ist nahe verwandt mit dem 
von Fr. chloris und coccothraustes; die dichtverzweigten, Nlacherhabenen Züge sind geglättet, die 
häufigen, mässiggrossen Poren aus dem Eckigen gerundet. Aehnlich wie beim Kernbeisser sind 
auch schwache Querleisten an der Basis, oft schon mit blossem Auge wahrzunehmen, vorhanden. 
Das reine Weiss der durchsichtigen Schale, der schwache Glanz und das Finkenkorn unterscheiden 
diese Eier von gleich grossen, weissen Eiern der Schwalben, Spechte, Tauben, Papageien. 


€. Webefinken. Lo.ria. L. Ploceus. Cuv. Te.rtor. Tem. Pyromelanus. Bon. 
Philetaerus. 8w. Kuplectes et Pyrenestes. Sw. Sicobius. WVieill, p. p. 

Besonders den Kernbeissern im Aeussern nahe verwandt, gehören diese Finken den heissen 
Ländern der alten Welt an, wo sie sich durch sehr kunstvollen Nestbau auszeichnen. Die mehr- 
sten hängen ihre beutel- oder Naschenförmigen Nester an Rohr- und Palmenblätter oder an Zweige 
auf und verfertigen sie aus langen, schmalen, festen Grasblättern, die vielfältig durch einander 
geflochten, ein festes Gewebe bilden. Sie legen einfärbig weisse oder grüne, aber auch verschie- 
Jenartig gefärbte und gefleckte Eier, wie sie bei den andern Abtheilungen vorkommen. 


429 —— 


47. Der bärtige Fink. Fringilta barbata. Tem. (Ploceus barbatus Ten.) 
Tab: XXXV1. fie. 41. 

Von der Grösse der Fringilla chloris, lebt er ziemlich häufig auf Java und Sumatra, von wo 
Boie und Macklot zahlreiche Nester und Eier an das Leydner Museum einsendeten. Die ersten wer- 
den im März an Stengel grösserer Rohrarten oder an Palmenblätter in verschiedener Gestalt und 
Grösse aufgehangen, wovon die Beschreibung einiger Exemplare das Nähere darthun wird. Nr. 4, 
hat die Gestalt einer Retorte, deren umgebogener angedrückter Hals nach unten verläuft. Es ist 
6'%” hoch, mit dem Halse 5” breit, letzterer ist nur wenig länger als der Boden des Nestes und 2” 
weit. Das Ganze besteht aus etwa linienbreiten, sehr langen und festen, gelbbraunen Grasblättern, 
welche in haarfeine Spitze ausgehen und auf das Vielfachste durcheinander gesteckt und fast un- 
durchsichtig verflochten sind. Das mehr durchsichtige Eingangsrohr ist aus den dünnen Enden 
der Blätter gefertigt. Das Ganze ist in einige Rohrstengel eingehangen und mehrere Rohrblätter 
sind oben mit eingearbeitet und tragen das Nest sicher und fest. Nr. 2, von der Gestalt einer 
bauchigen, gestreckten Flasche mit sehr langem, dünnem Halse, ist 2’ lang und nahe am abge- 
rundeten Grunde 7” breit. Es hängt an einigen Bambusblättern, die in den massiven, nur \/,” 
dicken Hals eingearbeitet sind, ganz frei herab, besteht aus denselben Grasblättern, hat das 3” 
lange und weite Eingangsrohr nach unten und vorn und inwendig an demselben eine feste, erhabene 
Leiste, welche den Napf für die Eier bildet. Im "Gewebe unterscheidet es sich von dem vorigen 
dadurch, dass über das eigentliche Flechtwerk der Länge nach eine dichte Schicht dünnster Blätter 
verläuft, die nur hier und da unter sich und mit dem innern Flechtwerke verbunden sind. Andere, 
welche in der Grösse zwischen diesen stehen, haben den Eingang an der Seite und ohne Rohr, bei 
dem einen ist er durch vollkommenen Strick mitten durch getheilt. Die Eier sind gestreckt un- 
gleichhälftig, 9 bis 10” lang, 6'/, bis 7” breit, milchweiss und matt. Das Korn der sehr zarten 
Schale ist fein, die Züge sehr wenig erhaben und schmal, die ziemlich häufigen, kleinen Poren ge- 


rundet und tief. 


48, Der bengalische Fink, Frizgilla bengalensis. L. (luı.) Loxia bengalensis. L. (SUNDEWALL 
in Isis 1842. p. 540.) 

Dieser Webefink ist in vielen Gegenden des südlichen Asien gemein. So hängen in Calcutta, 
nach Herrn Professor Sundewall, die Nester häufigst unter den Riesenblättern des Borassus flabelli- 
formis, bestehen aus grobem, dicht zusammengeflochtenem Grase, haben Beutelform von 13 bis 1" 
Länge, sind oben nur etwa 2” breit und nehmen nach unten bis 7” zu. Dem grösten Theile nach 
sind sie solid, nur das unterste Ende hat eine kleine, kugelrunde Höhlung, 5” durchmessend, mit 
herabhängendem, eylindrischem Eingange zur Seite. Das Nest wird von oben herab so erbaut, 
dass die Höhlung das letzte ist, was zu Stande gebracht wird. Ist diese zur Hälfte fertig, so wird 
ein Steg gezogen, durch welchen das Nest unterwärts 2 Löcher bekommt, das eine für den Nest- 
napf, das andere zum Eingange bestimmt, von denen nun jede Abtheilung für sich beendet wird. 
Oft sind zwei Nester an einem Blatte und an manchem Baume 20 bis 30 aufgehangen. Das Weib- 
chen ist der Hauptbaumeister, während das Männchen Material herzuträgt. Die w eissen Eier glei- 
chen denen der vorigen Art. Ich habe Nester in den verschiedenen Zuständen der Vollendung vor 


_ DR 


mir. Das eine, besonders grosse, ist 19'/," lang, hat die Gestalt eines ungleichhälfiigen, nach unten 
abgestumpfien, nach oben sehr verlängerten und verschmälerten Doppelkegels, da es oben nur 1'/,”, 
nach unten um */, seiner Länge 7'/, und am Grunde noch 5'/,” breit ist. Es besteht aus 2 bis 4” 
breiten, sehr langen Grasblättern, die iin Innern noch die grüne Farbe bebalten haben, aussen aber 
verbleicht sind, und feinen braunen Palmenfasern auf das mannichfachste dureh einander gesteckt 
und um einander geschlungen. Nach innen ist in dem soliden Körper eine trichterförmige Höhlung 
gelassen, deren breite Basis der erwähnte Steg nach aussen in zwei gleiche Hälften theilt, deren 
Durchmesser 2'/,” beträgt und deren eine, die für die Eier bestimmte, etwas tiefer herabgeht und 
an ihrer Wand einige Klümpchen bindender Erde enthält. Die grosse, dichte Masse wiegt doch nur 
I% Loth. Ein anderes, viel kleineres hat nur 1%” Länge, dicht vor der Basis 6°, ganz oben 
1'/,” Breite, besteht aus denselben Grashalmen wie die Nester der ersten Art und hat den kleinen 
Eiernapf schon ziemlich geschlossen, den Eingang aber noch unvollendet '). Das fertige, durch- 
brochene Eingangsrohr misst 2 bis 3” in Breite und Länge. 


49. Der Hängelink. Fringilla pensilis. Gum. (lur.) (Loria pensilis. Gw. Ploceus pensilis. VırsLı.) 


Von der Grösse des Haussperlings, gehört er einem grossen Theile des südlichen Asiens an, 
wo er sein überaus künstliches Nest meist über dem Wasser an Palmenblätter und dünne Zweige auf- 
hängt. Man sagt, dass das Männchen dem brütenden Weibchen täglich einen lebenden Leuchtkäfer 
mit klebendem Harze in der finstern Nesthöhlung aufhefte und sich ein oder das andere Vergnü- 
zungsnest in der Nähe des Hauptnestes erbaue. Ferner berichtet man, dass am Ende des vorjähri- 
gen Nestes of das neue aufgehangen werde. Nicht selten kommen in den Sammlungen 2 bis 3 
Nester aneinander hängend vor, was diese Angabe zu bestätigen scheint, doch macht es die Gleich- 
artigkeit des Materiales zweifelhaft, ob der ganze Bau nicht in demselben Jahre zu Stande gebracht 
und vielleicht nur das unterste Nest benutzt worden sei. Ich besitze viele dieser Nester, deren 
schönstes, besonders grosses, ich Herrn M. Evrett verdanke. Es ist 2° 5” lang: der solide, noch 
nicht 4” breite, 9” lange Hals erweitert sich plötzlich zu dem 6Y,” langen, 5” breiten eigentlichen 
Neste, von welchem das 13'/,” lange, 2'/,” breite nach unten gerichtete Eingangsrohr ausgeht. Das 
Ganze ist aus fast haarfeinen, langen und festen Grasblättern höchst kunstvoll und dauerhaft und 
zwar der Hals und Körper undurchsichtig, das Eingangsrohr durchbrochen gearbeitet. Als einfaches 
Nest ist dies das längste, welches mir vorgekommen ist, zusammengesetzte habe ich von gleicher 
Länge oder noch etwas länger. Viele sind um die Hälfte kürzer, was an Hals und Eingangsrohr 
abgeht. Oeflnet man ein solches Nest, so findet sich von dem Eingangsrohre aus ein wulstiger, 
schöngeflochtener, länglich runder vertikaler Eingang zu dem Nestnapfe, der nach unten hoch genug 
ist, um die Eier, auch bei starker Bewegung des Nestes vor dem Herausfallen zu schützen, und fest 
genug, um den einschlüpfenden und brütenden Vogel so zu tragen, dass sich die Nestwände durch 
seine Schwere nicht einander nähern können. Der Napf selbst ist etwas über 2” breit und 3'/,” 
hoch. Das Vergnügungsnest eines männlichen Vogels verdanke ich Herrn H. J. Walter in London. 
Es ist ein flaches, rundes Körbchen von 3'/,” Breite und mit seinem runden, dünnen Henkel aufge- 


In Rennie's Baukunst der Vögel ist fig. 44 die rohe Abbildung eines solchen unvollendeten Nestes gegeben. 


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hangen. Sein Material ist ganz dasselbe wie bei dem eigentlichen Neste. Die Eier, welche Herr 
Delessert aus Bengalen, als dieser Art angehörig, nach Paris brachte, gleichen sehr denen des Hanf- 
finken, sind blassbläulich mit wenigen, rothbraunen Pünktchen, zartem Korne und gerunde- 


ten Poren. 


50. Der Pirolfink. Fringilla capensis. L. (Iur.) Oriolus. L. Ploceus. Vırıun. 


Seines etwas gestreckten Schnabels wegen von Line zu den Pirolen gesetzt, gehört er sonst 
vollkommen zu dieser Abtheilung und schliesst sich besonders im Nestbau ganz an die vorher- 
gehenden Arten an. 3 sehr ähnliche Nester dieser Art erhielt ich vom Vorgebirge der guten Hoff- 
nung, wo sie an dünnen Baumzweigen über dem Wasser aufgehangen waren. Der sphärische Nest- 
körper ist 5” hoch und breit mit ganz kurzem Halse um den Zweig befestigt und nach unten in 6 
bis 11” langes, gegen 3” breites Eingangsrohr ausgehend. Das Ganze ist aus röthlichbraunen, sehr 
schmalen und langen Blättern erbaut, wegen Steifheit des Materials nach aussen weniger glatt als bei 
den vorigen Arten. Die Eier werden blaugrün angegeben. 


51. Der Goldfink. Fringilla aurea. Gm. (Loxia aurea et abyssinica. Gm. Ploceus aureus. VIEILL.) 
Tab. XXXVI. fig. 8. 


Er hat ziemlich die Grösse des Kirschfinken und lebt häufigst im südlichen Afrika, wo er aus 
Gras sein sphärisches Nest an Zweigen verschiedener Bäume und Sträucher, auch zwischen stärkere 
Rohrstengel einbaut. Ich habe eine ziemliche Anzahl dieser Nester vor mir, welche fast allein aus 
grünen, mit Halmen und Blättern versehenen Stengeln der Briza geniculata erbaut sind. Ein beson- 
deres, wohlerhaltenes Exemplar, durch Herrn Drege mitgebracht, ist in einen fast horizontalen Ast 
einer Protee eingehangen und mehrere Zweige sind in die Nestwand eingeflochten. Auch an den, 
Hauptzweig ist es durch vielfach umwundene Grasblätter befestigt, hat länglich runde Gestalt, ist 
6'/,” lang, 5” breit und hat oben nach vorn den 2, und 1°/,” weiten Eingang, dessen Rand durch 
umschlungene, durchgeflochtene Grasblätter haltbar gemacht ist. So hat es einige Aehnlichkeit mit 
einem Bastschuhe. Der Innenraum hat über 5” Länge, 2” Höhe und als Auskleidung zarte, be- 
blätterte Zweige und Halme verschiedener Gräser. Andere sind mehr walzig oder abgeflacht und 
haben den Eingang nach vorn gerade oder schräg, zum Theil oben etwas überwölbt. Auch hier 
scheinen die Männchen Vergnügungsnester zu bauen, wenigstens habe ich ein Nest dieser Art vor 
mir, was sich durchaus nicht zum Ausbaue nach Art der andern eignet. Es besteht aus einem 5” 
breiten, nach unten zolldicken, nach oben etwas auseinander gehenden Ringe, der mit einem ver- 
schmälerten, 3” langen Halse aufgehangen gewesen zu sein scheint. Das Ganze ist zwar locker ge- 
baut, aber doch haltbar genug, um den Vogel zu tragen. Von den Eiern habe ich 30 Stück 
zur Vergleichung, wonach sie gestreckt, etwas ungleich- oder vollkommen gleichhälftig, seltner 
.etwas kurz sind, und dann nach der Basis weniger stark abfallen als nach der stumpfgespitzten Höhe. 
Das kleinste ist 9'/,” lang, 7” breit, das längste 1” Y/,” lang, 6'/,” breit, das grösste 1” lang, 7'/” 
breit. Die Mehrzahl hat zwischen 41 und 12” Länge und über 7” Breite, mit einem Gewichte von 
etwas über 4 Gran. Die Färbung ist ein lebhaftes, lichtes Grünblau, rein oder in das Grauliche 


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und ohne alle Flecken. Auch inwendig gegen das Licht bleibt die Färbung gleich. Das Korn ist 
sehr zart, nur an manchen Exemplaren erscheinen etwas erhabene, gekörnelte Züge, besonders an 
‚der Basis, bei den mehrsten bemerkt man neben den kleinen, gerundeten, glattrandigen Poren nur 
noch seichte, kleine Vertiefungen in der Schale. 


52, Der gelbköpfige Fink. Fringilla ieterocephala. Sw. (Ploceus. Sw.) 


Nüchst verwandt mit voriger Art, gehört er der Cafferei an, von wo ich, durch Herrn Professor 
Pöppig Nester erhielt. Sie haben Achnlichkeit mit denen voriger Art, aber die Gestalt und Richtung 
der Nester von Fr. capensis. Ihre Gestalt ist sphärisch, seitlich etwas zusammengedrückt, sie sind 
um 6” breit, etwas weniger hoch, mit kurzem Halse an einen Baumzweig befestigt, der auch in die 
Wand mit eingearbeitet ist. Das Ganze ist ein dickwandiges, festes Geflechte aus grünen und brau- 
nen Grashalmen und Blättern mit sehr vielen weichhaarigen Aehren eines Paspalum, welche auch, 
im Innern vorstehend, eine Art Auskleidung bilden. Der Nestnapf ragt am Grunde als eine schwache 
Wölbung vor und hat an dem Eingange, der nach unten und vorn angebracht ist, eine zollhohe, 
feste Schwelle. Meine 5 Exemplare weichen in allem nur wenig von einander ab. 


53. Der Grenadierfink. Fringilla orix. 1. 
Tab. XXXVI. fie. 9. 


Er ist grösser als der Haussperling und lebt sehr häufig im südlichen Afrika, wo er besonders 
im Rohre der Flussufer sich hält und ausser der Nistzeit in Scharen umherstreift. Er baut sein Nest 
in das Rohr und hängt es zwischen Rohrstengel und Rispen auf. Ich habe ein ihm zugeschriebenes 
Nest vor mir; dies ist ein 6” langer, 3” breiter, nach vorn und oben offener Beutel aus graugrün- 
lichbraunen, steifen Grasblättern ziemlich durchsichtig, aber fest zusammengeflochten. Der untere 
„Rand des Einganges ist wulstig und fester geflochten , das Innere mit Pflanzenwolle ausgelegt. Die 
Eier, von denen ich 15 Stück vor mir habe, sind seltener kurz und ungleichhälfüig, nach der Höhe 
stumpfspitzig und stark abfallend, meist gleichhälftig oder dem Gleichhälfligen nahe und gestreckt, 
nach beiden Polen stark abfallend. Ihre Länge beträgt 8%, bis 9'/”, die Breite 6'/, bis ,”, das 
Gewicht etwas über 3 Gran. Die Grundfarbe ist ein blasses Hellblau, etwas in das Grauliche oder 
Grünliche; zuweilen finden sich einzelne röthliche Fleckchen über die Oberfläche zerstreut; inwen- 
dig scheinen sie grünbläulich durch. Die glänzende Schale hat ein etwas deutlicher entwickeltes 
Korn als bei der vorigen Art. Die flach erhabenen, geglätteten, maschig verzweigten Züge haben 
seichte Vertiefungen und häufige, ziemlich grosse, gerundete Poren zwischen sich. 


54. Der rothköpfige Fink. Fringilla (Ploceus) rubriceps. Suspew. et Wanus. (Kongl. Sw. Vet. 
Ac. Förhandl, 1850. 4. p. 97.) 


Etwas kleiner als der vorige, lebt er in der Cafferei, von wo Herr Dr. J. Wahlberg die Eier 
mitbrachte *). Sie gleichen in Färbung und Gestalt vollkommen denen der vorigen Art, sind aber, 


*; Von diesem Herrn, der mehrere Jahre sehr fleissig auch Nester und Eier südafrikanischer Vögel sammelte 
und nach Stockholm überbrachte, haben wir viele Aufschlüsse über die Fortpflanzungsgeschichte dortiger Vögel 
zu erwarten, 


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