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Full text of "Zur Gastropodenfauna von Basel und Umgebung"

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ZUR GASTROPODENFAUNA 


VON BASEL UND UMGEBUNG. 


Division of Mollusk 
Sertional Library 


INAUGURAL-DISSERTATION 
ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE 
DER HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT 


DER UNIVERSITÄT BASEL 


VORGELEGT VON 


GOTTFRIED BOLLINGER 
ll 
AUS BASEL. 


0 — 


BASEL. 
BUCHDRUCKERE! WERNER-RIEHM . 1809. 


. Genehmigt von der mathematisch-naturwissenschaftichen 7 
Abteilung der philosophischen Fakultät auf Antrag der Herren 
Be zoten Dr. Fr. Zschokke Be Dr. A. Fischer. 


Basel, den 9. Juni 1909. 


Prof. Dr. A. Hagenbach, Dekan. 


N oV. 2% V 1945 
| Maryoya Museu 


] 
Meiner lieben Frau, 


0 N, \ 


der treuen Begleiterin auf allen Exkursionen, 


ee, h 


. . £ 


in herzlicher Dankbarkeit gewidmet. 


Vorwort. 


eit den Tagen Peter Merians hat die Gastropodenfauna 
Basels keine eingehende Würdigung mehr erfahren. 
Dieser große Gelehrte war es noch, der ums Jahr 
1860 Dreissensia polymorpha und Vivipara contecta zum 
erstenmal aus dem Hüninger Zweigkanal meldete. Zwei 
Jahrzehnte vor ihm legte J. J. Bernoulli der Basler Natur- 
forschenden Gesellschaft eine Übersicht der Land- und Wasser- 
mollusken unserer Umgebung vor. Er zählte damals 60 
Gastropoden und 4 Acephalen und stellte ein genaues Ver- 
zeichnis derselben in Aussicht. Seine Sammlung kann im 
hiesigen Museum in Augenschein genommen werden; von 
der angesagten Liste jedoch habe ich nichts entdeckt. — 
Heute hat sich die Artenzahl auf das Doppelte vermehrt, ohne 
daß dabei der Muscheln oder der Nacktschnecken auch nur 
oberflächlich gedacht worden wäre. Dennoch darf auch 
das neue Verzeichnis keinen Anspruch auf Vollständigkeit er- 
heben, und gerade meine letzten Exkursionen haben mich 
von der Fülle an Arbeit überzeugt, die des Malakologen noch 
wartet. Bin ich mir also dessen wohlbewußt, daß meine 
Arbeit den Stempel des Fragmentarischen an sich trägt, so 
empfand ich anderseits doch das lebhafte Bedürfnis, einmal 
einen Punkt zu setzen hinter mein Schaffen, und dies um 
so mehr, da hier vollkommen zutrifft, was Goethe einmal in 
ähnlicher Lage erklärte: „Solch eine Arbeit wird eigentlich 
niemals fertig; man muß sie für fertig erklären, wenn man 
nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat“. — 


a 


Ursprünglich ging mein Plan zwar dahin, die ganze 
einheimische Molluskenfauna zu behandeln. Im Verlauf 
meiner Studien jedoch entschloß ich mich, wenn auch ungern, 
die Muscheln und Nacktschnecken auszuschalten, da ihre 
Bearbeitung ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert haben würde. 

So blieben die Gehäuseschnecken übrig, die immer noch 
den Löwenanteil unserer Molluskenfauna darstellen. 

Und wenn ich heute Halt mache, und rückwärtsschauend 
den Gang der Arbeit nochmals übersehe, drängt es mich, 
zuvor den Gefühlen aufrichtigen Dankes Ausdruck zu geben 
meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Fr. Zschokke 
gegenüber. In unermüdlicher Aufmerksamkeit verfolgte er 
stets den Verlauf meiner Arbeit, und sein bewährter Rat in 
großen und kleinen Dingen trug nicht wenig zum Gelingen 
des Ganzen bei. ; 

Großen Dank schulde ich ferner folgenden Herren, die 
meine Arbeit förderten, sei es durch Zustellung von Material 
und Literatur, sei es durch Bestimmung und Kontrolle meiner 
Funde, sei es durch anderweitige Hilfsbereitschaft: Prof. 
Dr. ©. Boettger, J. Bollinger-Auer, stud. phil. L. Eder, D. Geyer, 
Prof. Dr. P. Godet, stud. phil. Ed. Graeter, Dr. A. Gutzwiller, 
stud. phil. F. Heinis, Prof. Dr. W. Kobelt, Dr. F. Leuthardt, 
Dr. F. Sarasin, Dr. P. Steinmann und stud. phil. F. Zyndel. 


Rein faunistischer Teil. 


I. Beschaffung und Bestimmung des Materials. 


Es lag in der Natur der Sache, daß beim Sammeln des Materials 
der Tafel und den Ketten des Jura ganz besondere Aufmerksamkeit 
geschenkt wurde. Der bald entdeckte Reichtum dieser Gebiete an 
Gehäuseschnecken wirkt faszinierend auf den Sammler, und manche 
Lokalität wurde hier, wie übrigens auch anderen Ortes, zwei, dreimal 
abgesucht. Eine sorgfältige Durchforschung wurde auch der Rhein- 
ebene zuteil, wobei besonders die Hälfte unterhalb der Stadt syste- 
matisch durchgearbeitet wurde. Aber auch die weitere Umgebung Basels 
wurde keineswegs vernachlässigt; es fehlte nicht an Stichproben nach 
Nord-Osten und Süd-Westen. 

Ferner suchte ich meinen malakologischen Vorstellungskreis auf 
mehreren Reisen zu erweitern. Ein Aufenthalt in Vitznau, ein weiterer 
im Appenzellerland verbunden mit einer Exkursion ins Vorarlbergische 
und nach dem Bodensee, brachten mir viel Anregung. In angenehmster 
Erinnerung bleibt mir eine Exkursion mit Studenten unter Leitung 
von Herrn Professor Dr. F. Zschokke, die uns über Schafmatt nach 
Aarau und an den Hallwilersee führte. Auf der Durchreise ins 
Bündnerland und auf Rückreisen aus der Ostschweiz berührte ich mehrere 
Male Zürich und die Seeberge. Einige Wochen verbrachte ich an den 
süditalienischen Seen, insbesondere in Lugano, und ein weiteres Mal 
schenkte ich der Küste von La Vaux am Genfersee meine nach 
Schnecken spähende Aufmerksamkeit. Ausserdem wurde meine Samm- 
lung durch Zuschüsse manigfaltigster Art wertvoll ergänzt. Herrn 
Professor Dr. F. Zschokke verdanke ich alpines Vergleichsmaterial. 
Zu besonderem Dank bin ich den Herren stud. phil. L. Eder, Dr. A. 
Gutzwiller und Dr. F. Leuthardt verpflichtet, die mir ihre Privatkollek- 
tionen aufs freundlichste zur Durchsicht überließen, sowie Herrn Dr.Fritz 
Sarasin, der mir für einige Zeit einen Arbeitsplatz im baselstädtischen 
Museum gütigst zur Verfügung stellte, so daß ich das dort aufge- 
speicherte Material in aller Muße mustern konnte. Beim Sammeln 
wurde ich ferner unterstützt durch Herrn D. Geyer von Stuttgart, 
den rühmlichst bekannten Conchyliologen, der mir wertvolle Originale 
besonders der kleinen Pupen, Bythinellen und Lartetien schenkte und 


mich in seine vortreffliche Sammelmethode einweihte; es sei ihm auch 
an dieser Stelle herzlich gedankt. Herr stud. phil. Ed. Graeter über- 
ließ mir in verdankenswerter Weise die Lartetien, die er bei seinen 
Höhlenforschungen aufgespürt hatte. Auch den Herren stud.phil.F. Heinis 
und Dr. P. Steinmann danke ich für die Unterstützung beim Sammeln. 

Die Bestimmung der Arten geschah zunächst stets an Hand 
der Clessinschen Exkursionsmollusken-Faunen von Deutschland und 
Österreich-Ungarn-Schweiz, wurde aber in zweifelhaften Fällen mit 
Zuhilfenahme der Iconographie und anderer Spezialarbeiten geprüft. 
Für den jungen Malakozoologen ist es aber ein Gebot der Klugheit 
und eine Pflicht, wenigstens für „charakterlose“ Genera die Bestätigung 
bewährter Fachleute einzuholen, wenn er vor verhängnisvollen Irr- 
tümern und trüglichen Schlüssen bewahrt bleiben will. In liebens- 
würdigster und bereitwilligster Weise kontrollierte Herr Professor Dr. 
P. Godet von Neuenburg meine Hyalinen und Fruticicolen und erteilte 
mir manchen freundlichen Wink; Herr Professor Dr. Beettger in 
Frankfurt prüfte meine Clausilien durch gütige Vermittlung von Herrn 
Professor Dr. Kobelt in Schwanheim. Bei Gelegenheit eines Aufent- 
haltes in Basel unterzog Herr D. Geyer meine ganze Sammlung einer 
gründlichen Durchsicht und ließ sich Zeit und Mühe nicht ver- 
drießen, die Pupen, Lartetien, Vallonien und Bythinellen sorgfältig 
zu mustern. All den Herren spreche ich meinen verbindlichsten 
Dank aus. 


II. Artenverzeichnis nach Fundorten gruppiert. 


A. Umkreis der Stadt Basel. 


1. Universitätshof: an altem Gemäuer, | 2. Rheinbord Gasfabrik: unfrucht- 


unter Laub und Gemüse, an faulem | bare dürre Halde. 
no, Vallonia pulchella Müll. 
Hyalina cellaria Müll. Xerophila candidula Stud. 
draparnaldi Beck. Clausilia parvula Stud. 
> nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 3. Rheinbett bei der Gasfabrik: 


An den mit Abfällen aus der Schlacht- 
anstalt überwucherten Steinen. 
Limnaea ovata Drp. 
Ancylus fluviatilis Müll. 


Fruticicola plebeja Drp. 
» sericea Drp. 

Arianta arbustorum L. 

Chilotrema lapicida L. 


Helix pomatia L. ‚4. Matten bei Friedmatt; Hegen- 
Tachea nemoralis L. heimerstraße: teils saftige, teils 
Clausilia plicata Drp. steppenartige Wiesen. 


Pomatias septemspirale Raz. Hyalina cellaria Müll. 


Vallonia costata Müll. 
» pulchella Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
> strigella Drp. 
Xerophila candidula Stud. 
ericetorum Müll. 
Chondrula tridens Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Succinea oblonga Drp. 


5. Tramdepöt Neu-Allschwil: 


1. 


längs des Staketenhages. 


Fruticicola sericea Drp. 


Xerophila obvia Hartm. 
Pupilla muscorum L. 


6. Privatgärten. 
Hyalina cellaria Müll. 
> draparnaldi Beck. 
Helix aspersa Müll. 
Tachea nemoralis L. 
Clausilia corynodes Held. 
> parvula Stud. 


7. Pfalzbord. 
Chilotrema lapicida L. 
Clausilia parvula Stud. 

plicata Drp. 


B. Rechtes Rheinufer oberhalb Basel. 


Rheinbord und -Bett: Eisen- 
bahnbrücke- Bierburg. 
Buschige, teilweise sehr trockene 
Halde. 

Hyalina cellaria Müll. 

»  draparnaldi Beck. 
»  glabra Studer. 
»  nitens Mich. 

Crystallus andreaei Boettg. 

Patula rotundata Müll. 

Vallonia costata Müll. 

Helicodonta obvoluta Müll. 

Fruticicola incarnata Müll. 
2° Seticea Drp. 

Chilotrema lapicida L. 

Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 

nemoralis L. 

Xerophila candidula Stud. 


» ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
» obscurus Müll. 


Acanthinula lamellata Jeffr. (Geyer 
bestimmt den Fund als: Ac. aculeata 
var. sublaevis West.) 

Cochlicopa lubrica Müll. 

Caecilianella acicula Müll. 

Orcula dolium Drp. 

Pupa frumentum Drp. 


Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Clausilia corynodes Held. 
laminata Mtg. 

» parvula Stud. 
Limnaea ovata Drp. 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Bythinia tentaculata L. 


2 Riehenteich im Schoren-Wäld- 
chen: im Bett des Kanals und 
unmittelbar am Ufer gefunden. 
Hyalina cellaria Müll. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Limnaea ovata Drp. 

> peregra Müll. 

» truncatula Müll. 
Planorbis contortus L. 
Ancylus fluviatilis Müll. 


3. Ebene von Herthen. Auf Wiesen, 


in en 
damm 280 m/ü. M. 
Vitrina pelltcida Müll. 
Hyalina,radiatula Gray. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 


BE 

Vallonia costata Müll. Isthmia minutissima Hartm. 

pulchella Müll. Vertigo pygmaea Drp. 
Fruticicola sericea Drp. Clausilia parvula Stud. 
Arianta arbustorum L. Succinea oblonga Drp. 
Helix pomatia L. » pfeifferi Rossm. 
Tachea hortensis Müll. » putris L. 

nemoralis L. Carychium minimum Müll. 
Xerophila candidula Stud. Limnaea ovata Drp. 

» ericetorum Müll. » peregra Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. » truncatula Müll. 
Caecilianella acicula Müll. Planorbis albus Müll. 
Pupilla muscorum L. Bythinia tentaculata L. 


C. Rechtes Rheinufer unterhalb Basel. 
Schotterboden, ca. 250 m ü. M. 


1. Lange Erlen-Otterbach, im Wald Eulota fruticum Müll. 
und in Waldbächen. Fruticicola incarnata Müll. 
Hyalina nitens Mich. >, sericea Drp. 
Eulota fruticum Müll. Arianta arbustorum L. 
Helicodonta obvoluta Müll. Helix pomatia L. 


Fruticicola incarnata Müll. Tachea nemoralis 1b}: Klybeck. 


» sericea Drp. Xerophila candidula Stud. 
Arianta arbustorum L. y ericetorum Müll. 
Tachea hortensis Müll. Vertigo pygmaea Drp. 

» nemoralis L. Clausilia laminata Mtg. 
Helix aspersa Müll. (Dr. Gutzwiller.) 5 lineolata Held. 

>»  pomatia L. Succinea pfeifferi Rossm. 
Buliminus obscurus Müll. > putris L. 


Clausilia laminata Mtg. 
plicata Drp. 


Limnaea stagnalis L. 
Planorbis albus Müll. 


plicatula Drp. > carinatus Müll. 
Limnaea ovata Drp. » complanatus L. 
» truncatula Müll. » contortus L. 


Planorbis rotundatus Poiret. 


2. Niederterrassenwall gegen 


Weil, an der Schotterböschung, » 
wenigGebüsch, spärlicherGraswuchs. 


Hyalina cellaria Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 
Tachea nemoralis L. 
Ericia elegans Müll. 
3. Klein-Hüningen: Tümpel, Gräben 


und Kulturland zwischen Hüninger- 
straße und Schiffbrücke. 


Zonitoides nitidus Müll. 


Bythinia tentaculata L. 

Valvata piscinalis Müll. 
pulchella Stud. (= de- 
pressa Pf.) (Eder.) 


4. Rheinufer nördlich Klein- 
Hüningen: im Weidengebüsch 
in Tümpeln. 

Hyalina nitens Mich. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
Arianta arbustorum L. 


Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
» obvia Hartm. 
Succinea putrisL. 
Limnaea auricularia L. 
» palustris Müll. 
» stagnalis L. 
Planorbis carinatus Müll. 
Dazu kommen aus dem Genist des 


Rheines noch folgende Arten hinzu, die aus- 
nahmslos zugeschwemmt wurden, 


Rheinanschwemmung: 


Hyalina glabra Stud. 
Crystallus andreaei Boettg. 

» subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patuia rotundata Müll. 
Fruticicula edentula Drp. 

» hispida L. 
» sericea Drp. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea sylvatica Drp. 
Buliminus detritus Müll. 

» montanus Drp. 

» obscurus Müll. 
Acanthinula aculeata Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Orcula dolium Drp. 

Pupa frumentum Drp. 

»  secale Drp. 

Pupilla edentula Drp. 

» muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. 

„ pygmaea Drp. 
Clausilia laminata Mtg. 
lineolata Held. 

» plicata Drp. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea ovata Drp. 

> truncatula Müll. 


Acme lineata Drp. 
Valvata cristata Müll. 


Lartetia sp. (Eder.) 


In geographischer Hinsicht kann diesem 
Schwemmmaterial keinerlei Wert zugeschrie- 
ben werden, da links und rechtsrheinische 
Anspülungen zusammengeworfen wurden. 


5. Leopoldshöhe : Bahndamm, Wald 
und Waldbach. (Eder.) 
Patula rotundata Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Xerophila candidula Stud. 

» ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
Chonarula tridens Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Succinea putris L. 
Limnaea ovata Drp. 

» truncatula Müll. 
Physa hypnorum L. 
Planorbis marginatus Drp. 

» rotundatus Poiret 
Ancylus fluviatilis Müll. 


6. Rheinebene nördlich Märkt: 


in dichtem Weidengebüsch, in Tüm - 
peln und Altwässern. 
Hyalina cellaria Müll. 
» nitens Mich. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettger. 
Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» plebeja Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Isognomostoma personatum Lam. 

(wahrscheinlich angeschwemmt.) 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Succinea pfeifferi Rossm. 


» putris L. 
Limnaea ampla Hartm. 
» ovata Drp. 
» stagnalis L. 
» truncatula Müll. (in einem 
Bach.) 


Physa fontinalis L. 


Planorbis albus Müll. 
carinatus Müll. 
contortusL. 

marginatus Drp. 

Bythinia tentaculata L. 

Valvata cristata Müll. 

piscinalis Müll. 


7. Wäldchen zwischen Eifringen 


und Egringen: an einem 
kleinen Bach. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
Tachea hortensis Müll. 


Buliminus detritus Müll. Efringen; 
(Eder.) 


8. Ebene zwischen Efringen und 


i. 


Rheinweiler: dichtes Buschwerk 
umsäumt oft die Altwässer. 
Hyalina nitens Mich. 
radiatula Gray. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettger. 
Euconulus fulvus Müll. 


Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
Arianta arbustorum L. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Cxcilianella acicula Müll. 
Clausilia laminata Mtg. 

» lineolata Held. 

» plicata Drp. 
Succinea oblonga Drp. 


» pfeifferi Rossm. 
Limnaea ampla Hartm. 

» auricularia L. 

» ovata Drp. 

» palustris Müll. 

» stagnalis L. 
Planorbis albus Müll. 

» carinatus Müll. 


marginatus Drp. 
» nitidus Müll. 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Bythinia tentaculata L. 
Valvata cristata Müll. 
» piscinalis Müll. 


D. Linkes Rheinufer oberhalb Basel. 


Birsbrücke bei Birsfelden: 
längs des Bahndammes und unter 
Schutt. 

Hyalina cellaria Müll. 
draparnaldi Beck. 
nitens Mich. 

Fruticicola sericea Drp. 

Arianta arbustorumL. 

Helix pomatia L. 

Xerophila candidula Stud. 

>» ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
Succinea oblonga Drp. 


putris L. (Ein verbleichtes 
Exemplar.) 


. Rheinbord bis zum Birsfelder- 
hof: auch am Gemäuer u. Schutt. 


dieses Hofes. 
Vitrina pellucida Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 

nemoralis L. 

» sylvatica Drp. 
Clausilia plicata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz.. 


3 u a © 7 06 Se ini; du ae r 
Es 


‚. Hardwald: bis gegen Pratteln. 


Hyalina nitens Mich. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 

> villosa Stud. (Eder.) 
Chilotrema lapicida L. 
Buliminus obscurus Müll. 
Clausilia laminata Mitg. 

> plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


. Basel-Augst: Ruinen; zum Teil auf 


Muschelkalk. 280 m ü.M. 


Hyalina cellaria Müll. 
» nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 


Vallonia pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Clausilia corynodes Held. 
laminata Mtg. 
>» parvula Stud. 
» plicata Drp. 
» plicatula Drp. 
Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


E. Linkes Rheinufer unterhalb Basel. 
Schottergebiet, ca. 250 m. ü. M. 


. Bachgelände zwischen Hilfs- 


spital und Allschwil: teils 
im Bach, teils im Gebüsch und im 
anstoßenden Kulturland. 


Hyalina nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Balea perversa L. 
Clausilia laminata Mtg. 
lineolata Held. 
parvula Stud. 
plicatula Drp. 


Succinea oblonga Drp. 
putris L. 

Limnaea ovata Drp. 
truncatula Müll. 


. Bach zwischen Schweizerzoll 


und Hegenheim: im und am 

Bach. 

Zonitoides nitidus Müll. 

Fruticicola rufescens Penn. 

sericea Drp. 

Helix pomatia L. 

Succinea pfeifferi Rossm. 
putris L. 

Limnaea ovata Drp. 
peregra Müll. 

» truncatula Müll. 
Physa hypnorum L. 
Planorbis marginatus Drp. 
Bythinia tentaculata L. 
Valvata cristata Müll. 


4. Hüninger-Kanal: 


—'14 


3. Michelfelden: in und an Tümpeln. 


Zonitoides nitidus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Fruticicola plebeja Drp. 
» sericea Drp. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Vertigo pygmaea Drp. 
Succinea pfeifferi Rossm. 
» putris L. 
Limnaea palustris Müll. 
stagnalis L. 
Planorbis carinatus Müll. 


» complanatus L. 
» contortus L. 
» corneus L; von Herrn 


P. Chappuis in wenigen 
Exemplaren gefunden. 
> marginatus Drp. 
» nautileus L. 
nitidus Müll. 
Bythinia tentaculata L. 
Valvata cristata Müll. 


meist im Hafen 
von Hüningen erbeutetes Material. 
Fruticicola sericea Drp. am Bord. 
Cochlicopa lubrica Müll » 
Succinea pfeifferi Rossm. » 


» putris L. » 
Limnaea auricularia L. 
ovata Drp. 


truncatula Müll. 
Physa acuta Drp. 
Planorbis rotundatus Poiret. 

» vortex L. (Eder.) 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Bythinia tentaculata L. 
Lithoglyphus naticoides Fer. 
Valvata piscinalis Müll: 
Neritina fluviatilis L. (Museum) 


Dreissensia polymorpha Pallas (Dr. Gutz- 
willer); der Curiosität halber hier er- 


wähnt. — ) 


5. Gr. Hüningen: _ausgetrocknete 
Festungsgräben und überwucherte 
Festungstrümmer. 


6. 


Hyalina cellaria Müll. 

»,  “nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola carthusiana Müll. 

» incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 

» ericetorum Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupa frumentum Drp. 
Pupilla muscorum L. 

»  triplicata Stud. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pygmaea Drp. 
Clausilia parvula Stud. 

» plicata Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Planorbis marginatus Drp. 


Ebene von Neudorf: in Gemüse- 
gärten, am Rheinwall und jenseits 
desselben, vom Kanal bis an den 
Strom. Neudorfweiher und einige 
Tümpel nordöstlich des Dorfes. 

Hyalina cellaria Müll. 

Eulota fruticum Müll. 

Vallonia costata Müll. 

Fruticicola carthusiana Müll. 

» incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Campylaea cingulata Studer (1 Ex.) 
Arianta arbustorum L. 


Helix aspersa Müll. 
willer.) 
Helix pomatia L. 


(Dr. Gutz- 


x — 1) — 
Tachea hortensis Müll. Physa acuta Drp. 
» nemoralis L. »  fontinalis L. 
Xerophila candidula Stud. Planorbis albus Müll. 
» ericetorum Müll. » carinatus Müll. 
» obvia Hartm. >» complanatus L. 
Cochlicopa lubrica Müll. » contortus L. 
Succinea putris L. » marginatus Drp. 
Limnaea auricularia L. » nitidus Müll. 
x » ovata Drp. ‚ Ancylus fluviatilis Müll. 
5 » peregra Müll. (Eder.) Bythinia leachii Shepp. 
» palustris Müll. » tentaculata L. 
j en 8. Rheinebene: Rosenau bis Nie- 
Pfanorbis albis Müll. derauwörth: teilweise dürfte das 
5 P Materialangeschwemmt sein, obschon 
4 carinatus Müll. es kaum möglich erscheint, daß der 
marginatus Drp. Rhein bei Hochwasser den hohen 
3». contortus L. Damm öfters übersteige. 
, » nautileus L. (Eder.) Vitrina pellucida Müll. 
u » nitidus Müll. Hyalina cellaria Müll. 
Ancylus fluviatilis Müll. im Rhein, » radiatula Gray. 
F- Bythinia tentaculata L. Zonitoides nitidus Müll. 
5 Valvata cristata Müll. Euconulus fulvus Müll. 
dr » piscinalis Müll. Punctum pygmaeum Drp. 
R Eulota fruticum Müll. 
7. Fischzuchtanstalt und Ebene öst- Vallonia costata Müll. 
# 1 lich bis zum Rhein: in den großen » pulchella Müll. 
5 i Fischweihern und in fließenden, mit- Fruticicola hispida L. 
Br“ unter starken Bächen, sowie an der | . ae 
RE buschigen Schotterhalde der Nieder- R incarnata Müll. 
3 terrasse. » sericea Drp. 
3 Hyalina nitens Mich. Arianta arbustorum L. 
B: Zonitoides nitidus Müll. Helix pomatia L. 
#8 Patula rotundata Müll. Tachea hortensis Müll. 
% Bi: . Eulota fruticum Müll. »  nemoralis L. 
“= a Helicodonta obvoluta Müll. Xerophila candidula Stud. 
I Fruticicola plebeja Drp. » ericetorum Müll, 
3 N Helix pomatia L. Cochlicopa lubrica Müll. 
8 Tachea nemoralis L. Pupa frumentum Drp. 
B: Cochlicopa lubrica Müll. |  Pupilla muscorum L. 
B- Caecilianella acicula Müll. (an| Isthmia minutissima Hartm. 
3 E einem Phryganiden-Gehäuse.) Clausilia laminata Mtg. 
E- | Orcula dolium Drp. (1 zerstörtes Ex)| Succinea oblonga Drp. 
Be Succinea pfeifferi Rossm. | > pfeifferi Rossm. 
Sl » putris L. | » putris L. 
Limnaea ovata Drp. Limnaea auricularia L. 
» palustris Müll. | ovata Drp. 


> stagnalis L. | palustris Müll 


D. 


Limnaea stagnalis L. 

» truncatula Müll. 
Physa fontinalis L. 
Planorbis albus Müll. 

carinatus Müll. 
complanatus L. 
» contortus L. 


marginatus Drp. 
nitidus Müll. 


Bythinia tentaculata L. 
Valvata piscinalis Müll. 


Mühlhausen: (Basler Museum.) 

Hyalina cellaria Müll. 
draparnaldi Beck. 
glabra Studer. 

Helicodonta obvoluta Müll. 


Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea nemoralis L. 
Clausilia laminata Mtg. 
» parvula Stud. 
» plicata Drp. 
Succinea putris L. 
Limnaea auricularia L. 
» ovata Drp. 
» peregra Müll. 
Planorbis contortus L. 


» corneus L. 
>» marginatus Drp. 
» rotundatus Poiret. 


Ancylus fluviatilis Müll. 
Vivipara fasciata Müll. Kanal. 
Bythinia tentaculata L. 


F. Tertiär- und Diluvialgebiet südlich und westlich 
von Basel. 


1. Allschwiler Wald: mit dem Sammel- 


2. 


becken des Wald-Baches, dem All- 
schwiler-Weiher. ca. 350 m. ü. M. 
Hyalina nitens Mich. 
Helicodona obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Buliminus obscurus Müll. 
Clausilia Jaminata Mtg. 
lineolata Held. 
Succinea oblonga’ Drp. 


putris L. 
Limnaea peregra Müll. Weiher. 
» truncatulaMüll. im Bach. 


Neubad: (Eder.) längs des Baches mit 
der Weidenallee 280 m. ü. M. 


Vallonia pulchella Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Balea perversa L. 

Clausilia parvula Stud. 


3. Hegenheimerwald: längs des Lörz- 


baches und am Wege nach Allschwil. 
ca. 300 m. ü. M. 


Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina nitens Mich. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 

Arianta arbustorum L. 
Xerophila candidula Stud. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia lineolata Held. 
Succinea oblonga Drp. 

» pfeifferi Rossm. 

» putris L. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea peregra Müll. 

» truncatula Müll. 
Planorbis sp. 


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Ancylus fluviatilis Müll. 

Cypraea moneta L. fand ich ca. 20 cm 
unter dem Boden an obigem Wege. 
Ob sie von. Ost-Indien oder Mittel- 
afrika stammt, wer weiß es? 


4. Allschwil- Schönenbuch : süd- 


lich exponierte Lehmhalde. 
Xerophila candidula Stud. 
Buliminus obscurus Müll. 
Chondrula tridens Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupa frumentum Drp. 


5. Jakobsbergerholz und Batterie: 


bis 360 m ü. M. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia pulchella Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Buliminus obscurus Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia parvula Stud. 
Pomatias septemspirale Raz. 


6. Südhalde Reinach - Therwil; 


im Rebgelände und am Waldrand 

bis ca. 390 m ü. M. 
Vitrina pellucida Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 

pulchella Müll. 

Fruticicola sericea Drp. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupa frumentum Drp. 
Pupilla muscorum L. 


Limnaea peregra Müll. Quelle öst- 
lich von Oberwil. 


7. Südhalde Oberwil-Heiligen- 


brunn: im Rebgelände und am 
Waldrand. ca. 390 m ü. M. 


Hyalina cellaria Müll. 


Hyalina nitens Mich. 

> radiatula Gray. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. . 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

sericea Drp. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 

ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Chondrula tridens Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Succinea oblonga Drp. 
Carychium minimum Müll. 


Birsigtal, Binningen, Bottmin- 
gen: teils im Gebüsch am Wald- 
rand, teils am Fluß. 


Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vitrina pellucida Müll. 
Vallonia pulchella Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

> sericea Drp. 
Buliminus obscurus Müll. 
Clausilia dubia Drp. 

laminata Mtg. 

» plicatula Drp. 
Carychium minimum Müll. Bach 

bei Flühen. 

Limnaea peregra Müll. Graben 
zwischen Therwil und Ettingen. 
Limnaea truncatula Müll. im Birsig 

bei Oberwil. 
Ancylus capuloides Jan. (Museum, 
Birsig.) 


Ancylus fluviatilis Müll. 


uw 


N 


G. Birstal, 
das Schottergebiet und die ebene Talsohle. 


1. St Jacob: im Gehölz; am Bahndamm 

(Süd-Seite) und aus dem Fluß. 
Vitrina diaphana Drp. 

pellueida Müll. 
Hyalina draparnaldi Beck. 
» nitens Mich. 
radiatula Gray. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pellucida Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

>» plebeja Drp, 

> rufescens Penn. 

> sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 


» nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 
» ericetorum Müll. 


Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupa frumentum Drp. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia corynodes Held. 
> lineolata Held. 

3 parvula Stud. 
plicata Drp. 
ventricosa Drp. 

Succinea putris L. 

Limnaea ovata Drp. 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Valvata cristata Müll. 


2. Schotterwall Schänzli: ein kleines, 
südlich exponiertes Haldenstück längs 
des Baches. 

‚Vallonia costata Müll. 

Xerophila candidula Stud. 
ericetorum Müll. 

Buliminus detritus Müll. 


Pupa frumentum Drp. 
Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Pomatias septemspirale Raz. 


3. Neue Welt, Rütihard: (Eder.) 


Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 
23-3 pura>Ald: 
Crystallus crystallina Müll. (?) 

» diaphana Studer (?). 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia pulchella Müll. 
Arianta arbustorumL. 
Clausilia corynodes Held. 

» lineolata Held. 
Succinea putris L. 
Carychium minimum Müll. 


4. Vereinzelte Funde oberhalb 
Aesch. 


Xerophila candidula Stud. Dels- 
berg. 
Caecilianella acicula Müll. 
Clausilia corynodes Held. Grel- 
lingen. 
» plicatula Drp. _Grel- 
lingen. 
Succinea putris L. Grellingen. 
Limnaea palustris Müll. oberhalb 


Zwingen. 
> peregraMüll. Angenstein. 
Planorbis nitidus Müll. Deisberg 
» rotundatus Poiret Dels- 
berg. 


5. Birsgenist: aus den Anspülungen der 
Birs gesiebt, nah der Neuen Welt; ich 


zähle hier die Arten auf als Stichprobe: 


für Birs-Anschwemmungen. 
Vitrina diaphana Drp. 
pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 


» x % I er gi & RL 
Bd EP, ARE 0er) 


1. Wartenberg: im Wald, an den Ruinen 


Hyalina nitens Mich. 
GE radiatula Gray. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 
» erystallina Müll. 
» subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola edentula Drp. 

» hispida L. 


» incarnata Müll. 
> plebeja Drp. 
» sericea Drp. 


Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus mantanus Drp. 

» obscurus Müll. 
Acanthinula aculeata Müll. 

> lamellata leffr. 

Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 


Orcula dolium Drp. 
Pupa frumentum Drp. 
» secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla edentula Drp. 
» muscorum L. 
» cupa Jan. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. 

» pygmaea Drp. 
Clausilia corynodes Held. 


» laminata Mtg. 
» lineolata Held. 
> parvula Stud. 


> plicata Drp. 

> plicatula Drp. 

> ventricosa Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea ovata Drp. 

» peregra Müll. 


» truncatula Müll. 
Planorbis albus Müll. 
» rotundatus Poiret. 


Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Lartetia suevica Geyer (?) 


H. Tafeljura. 


und Felsen. 480 m ü. M. 
Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Eulota fruticum Müll. (Südost S.) 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» plebeja Drp. 
> sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 


Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. (1 linkes Ex.) 
Tachea hortensis Müll. 

» nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa iubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 

Pupa secale Drp. 

Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. 
Clausilia corynodes Held. 


Clausilia cruciata Stud. 
laminata Mtg. 
lineolata Held. 
parvula Stud. 
plicatula Drp. 

Succinea oblonga Drp. 

Carychium minimum Müll. 

Pomatias septemspirale Raz. 


2. Nord-West-Ende desGempen- 
plateaus: An den bewaldeten 
Hängen, besonders am Waldrand. 
(Asp. Grut, Spitalholz.) 


Hyalina nitens Mich. 
radiatula Gray. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 
subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
plebeja Drp. 

» sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
Acanthinula aculeata Müll. 
Clausilia laminata Mtg. 

lineolata Held. 

parvula Stud. 

plicatula Drp. 
Orcula dolium Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


3. Ruine Reichenstein: im Ruinen- 
schutt und Felsenmulm, auf der Höhe 
bis zur Höhle; 490 m ü. M. 


Hyalina cellaria Müll. 

» pura Ald. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Pyramidula rupestris Drp. 


Arianta arbustorum L. 9. 


Isognomostoma personatum Lam. 
Xerophila ericetorum Müll. (Süd- 
Abbhang.) 


Buliminus obscurus Müll. 

» detritus Müll. 

Abhang.) 

Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla triplicata Stud. 
Clausilia corynodes Held. 

» eruciata Stud. 

laminata Mitg. 

» plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Acme lineata Drp. 


(Süd- 


. Felsen hinter Schloß Birseck: 


an den Steinen und unter faulem, 

nassem Laub, im Gestrüpp. ca. 370 m 

ü. M. 

Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 

» obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Clausilia corynodes Held. 


» lineolata Held. 
» parvula Stud. 
» plicatula Drp. (Museum.) 


Succinea oblonga Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


Arlesheimer Weiher: und ihre 
Ufer. (Dr. Leuthardt.) 345 m ü.M. 


Arianta arbustorumL. 
Tachea sylvatica Drp. 


Clausilia plicata Drp. 
Limnaea auricularia L. 
Bythinia tentaculata L. 


. Ruine Dorneck: und Waldgelände 
an der Süd-Ost-Seite. 500 m ü.M. 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
Crystallus subrimata, Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
plebeja Drp. 
sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Modicella avenacea Brug. 
Clausilia laminata Mtg. 
| parvula Stud. 
plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


7. Gempenplateau im engern Sinn: | 
Gempenstollen, Gempenfluh, Schar- 
tenhof; im Wald, im Felsenschutt 


und Mulm, bis 760 m ü. M. 
Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 
pura Ald. 
Crystallus andreaei Boettg. 
subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 


21 


Fruticicola villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 
» obscurus Müll. 
Acanthinula aculeata Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Clausilia corynodes Held. 
> cruciata Stud. 
dubia Drp. 
fimbriata Mühlf. 
laminata Mtg. 
parvula Stud. 
> ventricosa Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


Schauenburg: Umgebung der Ruine 
und gegen Neu-Schauenburg hinab. 
600 m ü.M. 


Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina nitens Mich. 

pura Ald. 

subglabra Bourg. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Euconulus fulvus Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea sylvatica Drp. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla triplicata Stud. (Eder.) 
Vertigo pusilla Müll. 
Clausilia corynodes Held. 


3) 


10. 


u 


dubia Drp. 
laminata Mtg. 
parvula Stud. 
» plicatula Drp. 
Limnaea truncatula Müll. 
Seite des Adlers. 
Acme lineata Drp. (Eder.) 
Pomatias septemspirale Raz. 


Clausilia 


Ost- 


Kaltbrunnental: (Eder.) 


Hyalina nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. (?) 
Euconulus fulvus Müll. 
Fruticicola refescens Penn. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Clausilia laminata Mtg. 
lineolata Held. 
Limnaea ovata Drp 


Nuglar: in einem kleinen Tälchen 
nordöstlich vom Dorf. 560 m ü.M. 
Hyalina nitens Mich. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
nemoralis L. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Clausilia corynodes Held. 
parvula Stud. 
Succinea putris L. 


Oristal: 
a) Orismühle: Bach und Gelände. 


Arianta arbustorum- L. 
Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. (Süd- 
Halde.) 
Succinea pfeifferi Rossm. 
putris L. Brunnenbach 
(Heinis). 


22 


m 
ID 


14. 


Limnaea ovata Drp. im Bach bei 
der Mühle. 


b) Oristalweiher bei Liestal. (Heinis) 


Suceinea putris L. 
Limnaea ovata Drp. 


2. Orismühle-Seltisberg: im Wald, 


an Bäumen und Felsen. 
Hyalina nitens Mich. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

». „'sericea. Drp: 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 

»  nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. sonnige 
Halde östlich von Seltisberg 
Xerophila ericetorum Müll. 
sonnige Halde östl. v. Seltisb. 
Clausilia corynodes Held. 
laminata Mtg. 
» plicatula Drp. 
Limnaea ovata Drp. (Dr. Leuthard) 
Quelle bei Seltisberg. 
Pomatias septemspirale Raz. 


. Tannenwald ob Sichternhof: 


450 m ü. M. 


Hyalina nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Clausilia laminata Mitg. 


Schleifenberg: Weg auf der Nord- 
Seite übers Weideli nach dem Aus- 
sichtsturm. 500 m ü. M. 

Hyalina cellaria Müll. 

nitens Mich. 
pura Ald. 

Crystallus andreaei Boettg. 

» subrimata Reinh. 

Patula rotundata Müll. 

Eulota fruticum Müll. 

Helicodonta obvoluta Müll. 


iR 


ER ei 
a 


= 


ZEN 


Gh 
un 


15: 


Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 

» nemoralis L. 

»  sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 

Weiße Fluh. 
» montanus Drp. 
obscurus Müll. 
achlieosa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Clausilia corynodes Held. 

» dubia Drp. 

» laminata Mtg. 

» lineolata Held. 

parvula Stud. 

» plicata Drp. 

3 plicatula Drp. 

ventricosa Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Carychium minimum Müll. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Ericia elegans Müll. 


Sissacher Fluh: Wald an der Ost- 

Seite und Felsplatte oben. 702 m ü.M. 
Hyalina nitens Mich. 

pura Ald. 

Crystallus diaphana Stud. 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. | 
Helix pomatia L. | 
Tachea hortensis Müll. 

» nemoralis L. 


23 


Xerophila ericetorum Müll. 


Buliminus obscurus Müll. 
Orcula dolium Drp. 

Pupa secale Drp. 

Isthmia minutissima Hartm. 
Clausilia corynodes Held. 


> laminata Mtg. 
» lineolata Held. 
» parvula Stud. 


Pomatias septemspirale Raz. 


16. Ergolz- und Frenkental: 
a) Schöntal. (Eder.) 
Hyalina pura Ald. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Helicodonta obvoluta Drp. 
Fruticicola sericea Drp. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Clausilia lineolata Held. 
Ericia elegans Müll. 

b) Liestal: (Dr. Leuthard u. Fr. Heinis.) 
Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola hispida L. 

» villosa Stud. Glattweg. 
Tachea hortensis Müll. 
» nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Succinea putris L. 
Limnaea ovata Drp. Kesselloch in 
der Ergolz. 
Limnaea peregraMüll. Lehmweiher. 
Planorbis albus Müll. 
c) Frenkeanschwemmungen : 
(Dr. Leuthard.) 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Vertigo pygmaea Drp. 
Carychium minimum Müll. 
d) Vereinzelte Funde: 


Helix pomatia L. (1 Ex. links ge- 
wunden von 50 mm Durchmesser.) 


"Böckten. (Heinis.) 
Tachea hortensis Müll. Böckten. 
sylvatica Drp. Farnsburg 


(Dr. Leuthard.) 
Succeinea oblonga Drp. 
Gelterkinden. 


Limnaea peregra Müll. Bubendort. 


T. 


2 


— 424 


I. Kettenjura. 


Landskron: Felsige Süd-Seite, 
540 m ü.M. 
Hyalina nitens Mich. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia laminata Mtg. 
parvula Stud. 
Pomatias septemspirale Raz. 


. Untere Klus: im Ruinenschutt und | 


Gestrüpp. 540 m ü. M. 


Vitrina diaphana Drp. 

»  pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 

» subglabra Bourg. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

sericea Drp. 

villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 


Tachea nemoralis L. 


Xerophila ericetorum Müll; auch 
an einem trockenen Rain am Weg 
nach Pfäffingen. 


Buliminus montanus Drp. 

» obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupa secale Drp. 

Modicella avenacea Brug. 
Pupilla gredleri Cless. 

»  triplicata Stud. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo alpestris Ald. 

» pusilla Müll. 
Clausilia parvula Stud. 
Limnaea truncatula Müll. (in einem 

Rinnsal.) 

Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


3. Pfäffinger Schloß: Ruinenschutt, 
an moosigen Steinen unter Laub etc. 


Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 

» pura Ald. 

3 radiatula Gray. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 

> pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Miüill. 
Fruticicola incarnata Müll. 

> plebeja Drp. 

» rufescens Penn. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 


DI A EL Sn Sk ra a u 


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5. Tannenwald hinter Pfäffinger 


Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. 

> triplicata Stud. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. (Eder.) 

» pygmaea Drp. 
Clausilia laminata Mtg. 

> parvula Stud. 
Pomatias septemspirale Raz. 


4. Süd-Halde hinter Pfäffinger 
Schloß: Rebgelände, trockeneHalde. 

Eulota fruticum Müll. 

Vallonia pulchella Müll. 

Fruticicola incarnata Müll. 

Helix pomatia L. 

Tachea nemoralis L. 

Xerophila ericetorum Müll. 

Pupa secale Drp. 


Schloß: | 


Hyalina nitens Mich. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» villosa Stud. 
Chilotrema lapicida L. 


6. Waldwiese unter der Eggfiuh: 


Hyalina nitens Mich. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» hispida L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pomatias septemspirale Raz. 
. Blauen: Süd-Halde Nenzlin- 

gen-Blauen; auf der Weide und 

am Waldrand. | 
Vitrina pellucida Müll. | 
Hyalina nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

> sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 


. Blauen: 


Isognomostoma personatum Lam. 

Helix pomatia L. 

Tachea nemoralis L. 

Xerophila ericetorum Müll. 

Pupa secale Drp. 

Clausilia laminata Mtg. 
lineolata Held. 
parvula Stud. 
plicatula Drp. 

Limnaea truncatula Müll. 

Quellbrunnen.) 
Pomatias septemspirale Raz. 


Lartetia suevica Geyer (?) (K. Born- 
hauser). 


(in einem 


Nord - Seite; 

Fürstenstein, Hochblauen. 
Vitrina diaphana Drp. 

> pellueida Müll. 
ayalloz cellaria Müll. 

> draparnaldi Beck. 

> nitens Mich. 

» pura Ald. 

> subglabra Bourg. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 

> subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 


Ettingen, 


» plebeja Drp. 
» sericea Drp. 
D villosa Stud. 


Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 

» nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 

» obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 


9. Burg - Rämel- Klein Lützel: 


10. 


Caecilianella acicula Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. 
El corynodes Held. 
cruciata Stud. 
fimbriata Mühlf. 
laminata Mtg. 
lineolata Held. 
parvula Stud. 
plicatula Drp. 
See oblonga Drp. 
> putris L. Ettingen (Eder.) 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea ovata Drp. Ettingen (Eder.) 
Pomatias septemspirale Raz. 


(Eder.) 
Hyalina pura Ald. Burg. | 
Crystallus crystallinus Müll. (?) | 

Burg. 

Crystallus diaphana Stud. (?) Burg. 
Euconulus fulvus Müll. Burg. 
Fruticicola sericea Drp. Kl. Lützel. 
unidentata Drp. 
Kl. Lützel (Museum.) 
Pupa secale Drp. Burg u. Kl. Lützel. 
Clausilia corynodes Held. Burg. 
parvula Stud. 
Succinea putris L. Rämel. 
Ericia elegans Müll. Kl. Lützel. 


Flühen - Hofstetten: in kleinen 
Bächen bei Flühen und längs der 
Straße nach Hofstetten. 

Punctum pygmaeum Drp. 

Pyramidula rupestris Drp. 


Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Clausilia parvula Stud. 
Succeinea putris L. 


Limnaea ovata Drp. 
Flühen. 


Bach ob 


26 


11. 


12. 


14. 


Limnaea truncatula Müll. Bach 
ob Flühen. 

Ancylus capuloides Jan. 
Steinmann.) 


Ancylus fluviatilis Müll. 


(Dr. ’E£ 


Kellgrabenschlucht: 


Helicodonta obvoluta Müll. 
Chilotrema lapicida L. 
Tachea sylvatica Drp. 
Clausilia corynodes Held. 


Schafmatt: 
Lorenzenbad. 

Hyalina nitens Mich. 

Eulota fruticum.Müll. Lorenzenbad. 

Fruticicola sericea Drp. 

Chilotrema lapicida L. 

Helix pomatia L. auch Lostorf. 

Tachea hortensis Müll. 
> nemoralis L. Lorenzenbad. 
»  sylvatica Drp. 

Xerophila ericetorum Müll. 


Süd-Seite; Weg nach 


. Wiesenberg: (Dr. Leuthardt) 


1000 m ü. M. 


Fruticicola villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. Rotenfluh. 
Tachea sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 

> obscurus Müll. 
Clausilia laminata Mtg. 


Frohburg: im alten Schloßhof 
unter bemoosten Steinen und Laub. 
820 m ü. M. 


Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 
Crystallus diaphana Stud. 
Euconulus fulvus Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
EN hispida L. 
incarnata Müll. 
sericea Drp. 
3 villosa Stud. 


£ 
ud 
= 


19. 


16. 


Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 

»  sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 

> obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 
Clausilia corynodes Held. 

» dubia Drp. 

parvula Stud. 

Pomatias septemspirale Raz. 


Hauenstein: Pafhöhe, längs des 

Rinnsals bei der Pulvisei. 690 m ü.M. 
Hyalina cellaria Müll. 

nitens Mich. 
Fruticicola hispida L. 
sericea Drp. 

Arianta arbustorumL. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Succinea putris L. 
Limnaea truncatula Müll. 


Hauenstein: Süd-Halde; Alte- und 
Neue-Straße b. Ifental. (Vipernhalde.) 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Eulota fruticum Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola hispida L. 
incarnata Müll. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 
nemoralis L. 
sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
> obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. 
Modicella avenacea Brug. 


27 


17 


18. 


19. 


Clausilia corynodes Held. 
> itala var braunii Charp. 


(Museum, von Dr. ]J. J. Ber- 
noulli anno 1845 gesammelt.) 


3 parvula Stud. 
>" plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


Läufelfingen - Schmutzberg: 

im Buchenwald. 

Hyalina nitens Mich. 

» pura Ald. 

» subglabra Bourg. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola hispida L. 


) incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
» villosa Stud. 


Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 

Orcula dolium Drp. 
Clausilia corynodes Held. 

» fimbriata Mühlf. 

3 laminata Mtg. 

3 plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


Lartetia sp. im Abzugstollen des 
Hauenstein-Tunnels (Ed. Graeter.) 


Schmutzberg-Weide: 840m ü.M. 


Fruticicola hispida L. 
Arianta arbustorum L. 
Tachea sylvatica Drp. (1 junges Ex.) 


Kallenhöhe: mit dem kleinen Walde 
südlich. 820 m ü. M. 

Hyalina nitens Mich. 

Helicodonta obvoluta Müll. 

Fruticicola incarnata Müll. 

Chilotrema lapicida L. 


Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Pupa secale Drp. 

Pomatias septemspirale Raz. 


20. Bölchenfluh: 


a) Oberste Felsspitze: auf nacktem 
Kalkfelsen, 1100 m ü. M. 

Vallonia costata Müll. 

Pupa secale Drp. 

Clausila parvula Stud. 

Pomatias septemspirale Raz. 

b) Wald an der Nord-Seite: Kulm 
und Aufstieg von Ober-Kall. 

Hyalina cellaria Müll. 

depressa Sterki. 

glabra Stud. 

nitens Mich. 

subglabra Bourg. 

Crystallus andreaei Boettg. 

subrimata Reinh. 

Euconulus fulvus Müll. 

Patula rotundata Müll. 

ruderata Stud. 

Helicodonta obvoluta Müll. 

Fruticicola hispida.L. 

incarnata Müll. 

rufescens Penn. 
sericea Drp. 
villosa Stud. 

Arianta arbustorum L. 

Chilotrema lapicida L. 

Isognomostoma personatum Lam. 

Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 

sylvatica Drp. 

Buliminus montanus Drp. 

obscurus Müll. 

Cochlicopa lubrica Müll. 

Orcula dolium Drp. 

Pupa secale Drp. 

Clausilia corynodes Held. 
cruciata Stud. 
dubia Drp. 
fimbriata Mühlf. 


>» 


>) 
2 


28 


Clausilia lineolata Held. 

» parvula Stud. 

> plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 
c) Südseite: am steinigen Waldrand 

und auf Weideland. 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
pura Ald. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Fruticicola hispida L. 
incarnata Müll. 
plebeja Drp. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia laminata Mteg. 
parvula Stud. 
Pomatias septemspirale Raz. 


» 


? 


>3 


Sy 


. Langenbruck - Waldenburg: 
ca. 500 m hoch. Längs der Hauei:- 
steinstraße. 

Arianta arbustorum L. 
Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 

Clausilia plicata Drp. 

Succinea putris L 

Limnaea peregra Müll. 

truncatula Müll. 


? 


» 


22. Paßwang: 


a) Ob. Bretzwil, ca. 800 m hoch, am 
Wald- und Wegrand. 
Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 


pura Ald. 


ri 29 


Crystallus andreaei Boettg. 
subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
sericea Drp. 
villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Nuningen. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Clausilia corynodes Held. 
> parvula Stud. 
plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


auch bei 


b) 7050 m hoch und auf den Weiden 


über 1000 m. 

Vitrina pellucida Müll. 

Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 

Crystallus andreaei Boettg. 

Euconulus fulvus Müll. 

Patula rotundata Müll. 

Vallonia pulchella Müll. 

Helicodonta obvoluta Müll. 

Fruticicola sericea Drp. 

villosa Stud. 

Arianta arbustorum L. 

Isognomostoma personatum Lam. 

Tachea sylvatica Drp. 

Xerophila ericetorum Müll. 

Buliminus montanus Drp. 

obscurus Müll. 

Orcula dolium Drp. 

Pupa secale Drp. 

Clausilia corynodes Held. 
fimbriata Mühlf. 
plicatula Drp. 

Pomatias septemspirale Raz. 


23. Hohe Winde: Nord-Seite; Eng- 


paß bei der Langen-Brücke und Auf- 
stieg gegen Nüsselboden. Von 500 m 
an aufwärts, bis zur ob.Waldgrenze 
und höher, bis 1200 m ü. M. 
Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina cellaria Müll. 
glabra Stud. 
nitens Mich. 
pura Ald. 
subglabra Bourg. 
Crystallus andreaei Boettg. 
> diaphana Stud. 
subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
plebeja Drp. 
villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Pupilla edentula Drp. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. 
Clausilia corynodes Held. 
> dubia Drp. 
fimbriata Mühlf. 
laminata Mtg. 
parvula Stud. 
plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Carychium minimum Müll. 
Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


24. Fringeli: 
a) Loh ob Grindel, 
ca. 680 m ü. M. 
Vitrina diaphana Drp. 
pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 
nitens Mich. 
> pura Ald. 
Crystallus andreaei Boettg. 
» subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola edentula Drp. 
plebeja Drp. 
» villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 


>» 


30 


am Waldrand, 


Isognomostoma personatum Lam. 


Helix pomatia L. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 

Vertigo sp. (1 zerstörtes Ex.) 
az corynodes Held. 

cruciata Stud. 

» dubia Drp. 

> parvula Stud. 

> ventricosa Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


b) Fringeli-Kamm : 
Gebüsch, an Felsen etc. 
Hyalina cellaria Müll. 
> nitens Mich. 
pura Ald. 
radiatula Gray. 
subglabra Bourg. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 
Fruticicola plebeja Drp. 
rufescens Penn. 
sericea Drp: 
villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 


920 m ü. M. im 


24a. Roggen bei Balsthal: 


25. 


h u! 
N Az FE 0, Sal 


Tachea sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 

» obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 

Pupa secale Drp. 

Clausilia corynodes Held. 
parvula Stud. 
Pomatias septemspirale Raz. 


> 


im abge- 
holzten Wald. (Fr. Heinis.) 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 

» villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Tachea sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
Clausilia laminata Mtg 


720 m ü.M. 
dieser Stadt. 


Born bei Aarberg: 
und an der Mauer 
(Fr. Heinis.) 

Chilotrema lapicida L. 

Tachea sylvatica Drp. 
Olten. 

Buliminus obscurus Müll. 


auch bei 


. Gänsbrunnen - Weißenstein- 


Hasenmatte: 800-1400 m ü.M. 


Hyalina cellaria Müll. 

3 nitens Mich. 

> subglabra Bourg. 
Pyramidula rupestris Drp. 


Fruticicola coelata Stud. auch v.d. 
Georges du Pichoux. (Eder.) 


y hispida L. 
> plebeja Drp. 
» rufescens Penn. 
> sericea Drp. 
Tachea sylvatica Drp., auch bei 
Solothurn. (Museum.) 


Orcula dolium Drp. 


27. 


28. 


Pupa secale Drp. 

Modicella avenacea Brug. 

Clausilia corynodes Held. 
> dubia Drp. 


» laminata Mtg. 

>» lineolata Held. 

» orthostoma Menke. 
(Geyer.) 


> plicatula Drp. 


Delsberg-Moutier: 
willer und Museum.) 

Arianta arbustorum L. 

Tachea hortensis Müll. 
» nemoralis L. 
>»,  sylvatica Drp. 


(Dr. A. Gutz- 


Xerophila candidula Stud. 


Delsberg. 
Caecilianella acicula Müll. 
Delsberg. | 
Planorbis nitidus Müll. Delsberg.. 
> rotundatus Poiret » | 
Doupbstal: | 


a) Vom Lac des Brenets bis Gravier: | 


am und im Fluß. 
Vallonia adela West (Geyer.) 
» costata Müll. | 
» excentrica Sterki. | 
» pulchella Müll. | 
Helicodonta obvoluta Müll. | 
Fruticicola edentula Drp. 


> hispida L. 
» incarnata Müll. 
> villosa Stud. 


Chilotrema lapicida L. 
Tachea hortensis Müll. 
»  sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp. 
Suceinea pfeifferi Rossm. 
Clausilia dubia Drp. | 
» fimbriata Mühlf. 
» laminata Mtg. 
> parvula Stud. 
> plicatula Drp. 


| 29. Vallanvron: 


RAR ovata Drp. 
palustris Müll. 
» peregra Müll. 
> stagnalis L. 
> truncatula Müll. 
Planorbis contortus L. 
Bythinia tentaculata L. 


Valvata piscinalis Müll. auch an 
der Orbequelle. (Dr. Steinmann.) 
Pomatias septemspirale Raz. 
Patula solaria Menke und Bythinia 
leachii Shepp. (ventricosa Gray), die 
Zschokke aus dieser Gegend nennt, 
konnte ich nicht finden. 


b) Bei La Rasse und Biaufond: 
im Doubs und einem Abwasser des 
Chaux-de-Fonds’er Latrinen-Weihers. 

Hyalina sp. 
Crystallus andreaei Boettg. 
>» crystallina Müll. 
Fruticicola hispida L. 
Pupilla alpestris Alder. (Geyer, im 
Doubsgenist.) 
» antivertigo Drp. (Geyer, im 
Doubsgenist.) 
Succinea pfeifferi Rossm. 
Limnaea ovata Drp. 
» palustris Müll. mit f. 
turricula. Held. 

Limnaea stagnalis L. 

» truncatula Müll. 
Physa fontinalis L. 
Planorbis albus Müll. 

carinatus Müll. 
complanatus L. 

> contortus L. 

Bythinia tentaculata L. 

Lartetia sp. (Geyer, ausd. Doubsgenist.) 

Valvata piscinalis Müll. 


1000 m ü. M. Hoch- 
plateau nordöstlich von Chaux - de- 
Fonds. 

a) Längs der Weiden-Mauern und 

im felsenreichen, nassen, moosi- 
gen Nord-Wald. 


Vitrina pellucida Müll. 


Hyalina cellaria Mich. 
nitens Mich. 
pura Ald. 
subglabra Bourg. 
radiatula Gray. 
Crystallus andreaei Boettg. 
subrimata Reinh. 
Euconulus fulvus Müll. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola edentula Drp. 
hispida L. 
rufescens Penn. 
villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 


Isognomostoma personatum Lam. 


Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 
» sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa secale Drp 
Clausilia cruciata Stud. 
» dubia Drp. 
h fimbriata Mühlf. 
laminata Mtg. 
» parvula Stud. 
» plicatula Drp. 
3 ventricosa Drp. 
Acme polita Hartm. 
Pomatias septemspirale Raz. 


32 


b) Auf trockenen Weiden und 
Wiesen, im Moos und Wurzel- 
geflecht. 

Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina radiatula Gray. 
Vallonia costata Müll. 
Fruticicola hispida L. 


Tachea sylvatica Drp. nur auf 
Weiden mit vereinzeltem Tannen- 
bestand. 


Cochlicopa lubrica Müll. 

c) Steiler Abfall nach dem Doubs 
(La Rasse), Tannen- und Mischwald, 
mit Unterholz und Laubboden. 

Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» villosa Stud. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 

»  sylvatica Drp. 
Buliminus montanus Drp. 
Pupa secale Drp. 

Clausilia dubia Drp. 

> laminata Mtg. 

parvula Stud. 


Limnaea truncatula Müll. in einem 
kleinen Rinnsal, mitten im Walde. 
Pomatias septemspirale Raz. 


K. Dinkelbergplateau. 
Muschelkalkgebiet. 


1. Südseite Hornfelsen-Wylen: 


im Wald und Rebgelände. 


Daudebardia brevipes Drp. 
Striegelbank. (Eder.) 
Vitrina pellucida Müll. 


Hyalina cellaria Müll. 
»  draparnaldi Beck. 
> glabra Stud. 
»  nitens Mich. 
Zonitoides nitidus Müll. 


Crystallus sp. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 

Tachea nemoralis L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupa frumentum Drp. 

» secale Drp. 
Clausilia laminata Mtg. 

» parvula Stud. 

» plicata Drp. 

> plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Ericia elegans Müll. 


2.Weg Hornfelsen-St.Chrischona: 


im Wald. 
Hyalina cellaria Müll. 
Hyalina nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Clausilia lineolata Held. 


3. Nordwald ob Bettingen: 


einer warmen Süd-Halde hinter dem 


Dorf. 


Daudebardia rufa Drp. (Eder.) 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 

» glabra Stud. 

> nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Euconulus fulvus Müll. 


33 


mit 


Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

> rufescens Penn. 

> sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 
Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 

> obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. 
Clausilia laminata Mtg. 

» plicatula Drp. 
Succinea putris L. 
Limnaea truncatula Müll. 
Acme lineata Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 
Ericia elegans Müll. 


4. Bachrand Riehen-Bettingen: 


teilweise heruntergeschwemmt. 
Hyalina nitens Mich. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Vallonia pulchella Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Tachea hortensis Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Succinea oblonga Drp. 

» pfeifferi Rossm. 

» putris L. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea peregra Müll. 
Ancylus fluviatilis Müll. 


5.Bachgelände Riehen-Inzlingen: 


längs des Aubaches, teilweise an- 


geschwemmt. 

Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina cellaria Müll. 

»  nitens Mich. 
Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus andreaei Boettg. 
Punctum pygmaeum Drp. 


Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 
pulchella Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
> sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Tachea hortensis Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Pupilla cupa Jan. 
»  muscorum L. 
Vertigo sp. 
Succinea oblonga Drp. 
> pfeifferi Rossm. 
» putris L. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea truncatula Müll. 
Planorbis marginatus Drp. 
aus dem Weiher. 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Lartetia häussleri Cless. 


Valvata cristata Müll. 
Weiher. 


aus dem 


6. Volkertsberg: im Walde. 


Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 
Crystallus diaphana Stud. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 

Orcula dolium Drp. 
Clausilia corynodes Held. 


» cruciata Stud. 
» dubia Drp. 

» laminata Mig. 
» lineolata Held. 


> plicatula Drp. 
Pomatias septemspirale Raz. 


. Oberhalb Degerfelden: längs 


des Hagenbaches, im Bachgenist etc. 
auf der Grenze zwischen Muschel- 
kalk und Buntsandstein. 

Vitrina diaphana Drp. 

Hyalina cellaria Müll. 
» nitens Mich. 


» pura Ald. 
Crystallus andreaei Boettg. 
» subrimata Reinh. 


Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Clausilia corynodes Held. 

» laminata Mtg. 

» plicatula Drp. 
Carychium minimum Müll. 
Limnaea truncatula Müll. 
Pomatias septemspirale Raz. 


8.Degerfelden,aufBuntsandstein: 


9. 


Hyalina nitens Mich. 
Fruticicola incarnata Müll. 
» sericea Drp. 


Hohe Flum: im Rasen auf sonniger 
Heide und unter spärlichem Gestrüpp. 

Vitrina pellucida Müll. 

Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 

» radiatula Gray. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 

Helix pomatia L. 
Xerophila candidula Stud. 

» ericetorum Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Chondrula tridens Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 


Pupilla muscorum L. 

Vertigo pygmaea Drp. 

Clausilia parvula Stud. 
» plicatula Drp. 


10. Unteres Wehratal: Waldberg, 
Talsohle bei Wehr und Hasel; 
Haslerhöhle. 

Vitrina pellucida Müll. 


Hyalina cellaria Müll. Höhle; dito 
in einer Höhle bei Dossenbach 
(Graeter.) 


Hyalina nitens Mich. 


L. Unteres 


1. Talsohle: 


a) Riehen: längs der Mauer im Westen 
des Dorfes. 
Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina cellaria Müll. 
> nitens Mich. 
Patula rotundata Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Tachea nemoralis L. 
Balea perversa L. 
Clausilia parvula Stud. 
» plicatula Drp. 
Succinea putris L. 
Physa fontinalis L. 


Lörrach. 


b) Ebene von Maulburg: 


Crystallus crystallina Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Tachea hortensis Müll. 

> nemoralis L. 
Limnaea ovata Drp. Wiese. 

» peregra Müll. 
Ancylus fluviatilis Müll. Wiese. 


2. Tertiär: Tüllinger Hügel-Lucke: 
Süd-West-Seite, im Rebgelände, im 
alten Steinbruch und im Käferholz. 


Hyalina cellaria Müll. 


35 


Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» sericea Drp. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Buliminus obscurus Müll. 
Clausilia corynodes Held. 
Succinea putris L. 


Ancylus fluviatilis Müll. Höhle; 
auch bei Dossenbach (Graeter.) 


Lartetia helvetica Cless. (?) 
Höhle. (Graeter.) 


Wiesental. 


Hyalina nitens Mich. 

» pura Ald. 

> radiatula Gray. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticum Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» plebeja Drp. 

» sericea Drp. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 
» nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 


» ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
> obscurus Müll. 


Acanthinula aculeata Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupa frumentum Drp. 

»  secale Drp. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia laminata Mtg. 

» lineolata Held. 

» parvula Stud. 

» plicatula Drp. 
Acme lineata Drp. 


— 36 


3. Jura: Rötteler Schloß u. Wald. 


Hauptsächlich im Schutt der Ruine. 
Vitrina pellucida Müll. 

Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 

> pura Ald. 

> radiatula Gray. 
Euconulus fulvus Müll. 

Patula rotundata Müll. 
Eulota fruticuam Müll. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» plebeja Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 


Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 

» nemoralis L. 
Buliminus obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. (Dr. Gutzwiller) 
Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo pusilla Müll. 
Clausilia laminata. Mtg. 

» lineolata Held. 

» parvula Stud. 

» plicata Drp. 

» plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Carychium minimum Müll. 


M. Rechtsrheinische Juraplatten unterhalb Basel. 


1.Kandern-Mühlheim: Wolisschlucht 


zwischen Kandern und Hammerstein. 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 

> pura Ald. 

> radiatula Gray. 
Patula rotundata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola incarnata Müll. 

» plebeja Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Tachea hortensis Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Pupa secale Drp. 
Clausilia corynodes Held. 
» laminata Mtg. 
> parvula Stud. 
plicatula Drp. 
Carychium minimum Müll. 


Isteiner- Klotz: an den warmen 
Malmifelsen bis Klein-Kems. 


Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 
» draparnaldi Beck. 


Hyalina nitens Mich. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Pyramidula rupestris Drp. 
Vallonia costata Müll. 

» pulchella Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 

Tachea nemoralis L. 
Xerophila candidula Stud. 


» ericetorum Müll. 
Buliminus detritus Müll. 
> obscurus Müll. 


Cochlicopa lubrica Müll. 

Caecilianella acicula Müll. 

Pupa frumentum Drp. 

»  secale Drp. 

Modicella avenacea Brug. 

Pupilla cupa Jan. (=P.sterri Voith.) 
»  muscorumL. 

Isthmia minutissima Hartm. 

Vertigo pygmaea Drp. 

Clausilia parvula Stud. 

Pomatias septemspirale Raz. 

Ericia elegans Müll. 


37 


N. Schwarzwäldisches Urgebirge. 


1. Bürgeln: Schloßmauer. 667 m ü. M. 


Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 
Vallonia pulchella Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Helix pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Clausilia lineolata Held. 

» parvula Stud. 

» plicata Drp. 


2. Badisch Blauen: 1167 m ü.M. 
beim Aufstieg und in der Nähe des 
Turmes. 

Vitrina diaphana Drp. 
Hyalina nitens Mich. 

» radiatula Gray. 
Crystallus crystallina Müll. 
Patula rotundata Müll. 

Arianta arbustorum L. 
Carychium minimum Müll. 
Bythinella dunkeri Ffld. 


3. Sausenburg: 670 m ü. M. Im 

Ruinenschutt. 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 

» nitens Mich. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 
Helicodonta obvoluta Müll. 
Fruticicola sericea Drp. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Tachea hortensis Müll. 
Buliminus obscurus Müll. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Pupilla muscorum L. 
Clausilia dubia Drp. 

» parvula Stud. 

» plicatula Drp. 
Carychium minimum Müll. 


4. Hebelquelle: (Eder.) 
Succinea pfeifferi Roßm. 
putris L. 
Limnaea ovata Drp. 


5. Säckingen-Egg: 
des Bergbaches. 
Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina glabra Stud. 

» nitens Mich. 
Crystallus subrimata Reinh. 
Patula rotundata Müll. 

Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix pomatia L. 

Xerophila ericetorum Müll. 
Buliminus montanus Drp. 
Cochlicepa lubrica Müll. 

Balea perversa L. 

Clausilia cruciata Stud. 

» dubia Drp. 

> fimbriata Mühlf. 

» parvula Stud. 

» plicatula Drp. 
Succinea oblonga Drp. 
Limnaea truncatula Müll. 
Ancylus fluviatilis Müll. 
Bythinella dunkeri Ffld. 


im Wald, längs 


6. Ebene von Jungholz-Berga- 


lingen: an Rainen u. Schutthaufen. 


Hyalina radiatula Gray. 
Fruticicola sericea Drp. 
Limnaea ovata Drp. 


7. Wiese-Genist zwischen Maul- 
burg und Steinen. Ich er- 
wähne dieses Material hier, weil es 
Funde enthält, die sehr wahrschein- 
lich den obern Gebieten des Schwarz- 
waldes entstammen: 

Vitrina pellucida Müll. 
Hyalina cellaria Müll. 
» nitens Mich. 


Zonitoides nitidus Müll. 
Crystallus crystallina Müll. 
Euconulus fulvus Müll. 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 
Vallonia costata Müll. 

> pulchella Müll. 
Arianta arbustorum L. 
Cochlicopa lubrica Müll. 
Caecilianella acicula Müll. 
Orcula dolium Drp. 
Pupilla muscorum L. 


Vertigo pusilla Müll. 
» pygmaea Drp. 

» substriata Jeff. 
Clausilia corynodes Held. 
» eruciata Stud. 

» lineolata Held. 

» plicatula Drp. 

Succinea oblonga Drp. 

Carychium minimum Müll. mit 
Var. inflatum. Hrt. 

Limnaea ovata Drp. 

Planorbis albus Müll. 


Isthmia minutissima Hartm. » contortus L. 
Vertigo antivertigo Drp. » rotundatus Poiret. 


Ich sehe davon ab, dieses Verzeichnis durch Angabe neuer Funde aus dem 
schweizerischen Mittelland ins Endlose zu erweitern. Orte, wie Bern, Burgdorf, Solo- 
thurn, Luzern, Vitznau, Rigi, Brestenberg, Baden, Brugg, Zürich, St. Gallen, Wolfhalden 
etc. können an anderer Stelle gewürdigt werden, wenn die weitere Betrachtung es er- 
fordert. Auch alpine und südalpine Beute lasse ich an dieser Stelle außer acht. Meine 
reiche Ausbeute aus dem Schanfigg vor allem beschaffte mir in mehr als einer Hinsicht 
wertvolle Ergänzungen und vor allem ein trefflich verarbeitetes alpines Vergleichsmaterial. 


% 


Spezieller Teil. 


I. Zur Systematik. 


In jedem System, das wir erfinden, äußert sich das Bestreben 
unseres Geistes, für die Erscheinungen in der Natur eine einfache Formel 
zu finden. Wir verlangen nach solcher Einfachheit und trachten eifrig 
darnach, das Naturgeschehen restlos überblicken zukönnen. Niemand 
aber weiß besser, als der Zoologe, wie schwer es mitunter hält, das 
Subjekt in diesem seinem Bestreben zu befriedigen, ohne das Objekt zu ver- 
gewaltigen. Denn geht ein Phänomen in störrischem Trotze seine 
eigenen Wege, unbekümmert um unsere gute Absicht, so unterliegen 
wir nur zu leicht der Versuchung, dasselbe als lästige Ausnahme bei- 
seite zu legen, oder, nach Prokrustes Rezept, nolens volens für unsere 
Schablone zuzustutzen. Begegnen uns Widersprüche, so sind wir nie 
um eine Ausrede verlegen. Daß wir uns dabei ein gewisses Armuts- 
zeugnis ausstellen, gestehen wir uns nur ungern, aber das ändert an 
der Tatsache nichts, daß wir eigentlich selten oder nie imstande sind, 
das Schaffen der Natur in seiner ungeheuern Mannigfaltigkeit, sei es 
im Kleinen oder im Grossen, zu erfassen. Man könnte zwar einwenden, 
die Trauben seien zu sauer, und auch in systematischen Dingen sei 
nur der ein wahrer Philosoph, der in der Detailkrämerei nicht unter- 
gehe. Dennoch bleibt es dabei: das stilisierte Bild ist falsch, und die 
verblüffend einfache Gesetzmäßigkeit, die wir gar zu oft zu erkennen 
wähnen, spricht häufig gegen ihre Realität. Die Natur ist nie einfach. 

Die Beschäftigung mit den Gastropoden und besonders ihre 
systematische Verarbeitung hat mich von der Wahrheit dieses Satzes 
in hohem Grade überzeugt, sie hat mich aber auch darüber unterrichtet, 
zu welch unhaltbaren Zuständen die Mißachtung dieser alten Weisheit 
führen kann. Ich denke dabei nicht in erster Linie an den Strom von 
Hypothesen und hypothetischen Nörgeleien, der den reichbebauten 
Garten der Malakozoologie überschwemmt, obwohl es entschieden am 
Platze wäre, vor allzu großer Hintansetzung empirischer Grundlagen und 
allzu spekulativer Ausbeutung vereinzelter Tatsachen zu warnen. — Ich 
denke vielmehr an den peripherischen Ausbau des Systems, an die 
vielen neuen Arten und Varietäten, die uns die Hochflut der Literatur 
fast täglich ans Land wirft, an den Widerspruch, der somit besteht 


ER 


zwischen unserm Evolutions-Glauben und unserem systematischen Tun 
und Lassen. Man muß sich einmal mit der Bestimmung von Lartetien, 
Bythinellen, Limnäen, Fruticicolen, Hyalinen und von Vertretern zahl- 
loser anderer Familien herumgeschlagen haben, um zu erkennen, wie 
zäh manche Biologen immer noch in Linneschen Fußstapfen wandeln 
und ihre höchste Befriedigung in der Kröierung neuer Speziesnamen 
finden; dann muß man erfahren haben, mit welcher Inkonsequenz der 
Art- und Varietätentitel verliehen oder nicht verliehen wird, um gründlich 
mißtrauisch zu werden gegen manche dieser Neuschöpfungen; und 
endlich muß man sich an den reizenden Formenreihen erbaut haben, 
die in so vielen Fällen von einer Art zur andern lückenlos hinüber- 
führen, um den Standpunkt zu begreifen, von dem aus man nicht nur 
französischer, sondern auch deutscher Artspalterei einfach den Krieg 
erklären muß. 

Damit möchte ich keineswegs einer Entwertung der Systematik 
das Wort reden. Es ist mir wohl bekannt, welch wichtige Beiträge sie 
zur Erkenntnis ganz besonders geographischer und erdgeschichtlicher 
Vorgänge und Geschehnisse geliefert hat und täglich liefert. Ihrer 
entraten zu wollen, wäre töricht. Aber es hieße die ihr zukömmliche 
Aufgabe verkennen, wollte man sie zum Lexikon für alle überhaupt 
möglichen Erscheinungsformen der Organismen ausbauen. Dafür haben 
wir Museen und Naturalienkabinette, die dem unabsehbaren Material, 
dieser Lebensfülle, vielleicht Raum gewähren könnten, aber Namen! 
wo wollten wir die Namen hernehmen zu seiner Fixierung? und wo 
bliebe die vielgerühmte Übersicht, zu der uns das System ja verhelfen 
soll? Ich will nicht bestreiten, daß bei Detailuntersuchungen der 
althergebrachte Artbegriff mit seinen groben Unterschieden nicht ge- 
nügen und daß die Abtrennung von Unterarten und Varietäten volle 
Berechtigung haben kann. Ich habe aber das Gefühl, man sei in der 
Gastropodenkunde auf dem Wege der lexikographischen Behandlung 
der Systematik schon zu weit gegangen und es sollte zukünftig das 
vornehmste Bestreben des Malakologen sein, die allzuvielen künstlichen 
Grenzen wieder auszutilgen und den natürlichen Zusammenhängen 
gerechter zu werden, als es im großen ganzen heute geschieht. (Ver- 
gleiche auch Sarasin: Die Landmollusken von Celebes). 

Wenn ich es in den folgenden Blättern da und dort unternommen 
habe, mehr im einzelnen auszuführen, was hier nur allgemein anzu- 
deuten versucht wurde, so kann es sich dabei nur um vorläufige, 
bescheidene Studien handeln, die aber vielleicht doch imstande 
sind, zur Prüfung der Sache und zu ähnlichen Untersuchungen an- 
zuregen. — 

Ich habe der nun folgenden Aufzählung das System zugrunde 
gelegt, das Kobelt im Registerband der Ikonographie für die palaeark- 
tischen Binnenconchylien in Anlehnung an Westerlund aufgestellt hat. 
Die Bezeichnung der Subgenera habe ich dabei weggelassen auch auf 
die Gefahr hin, den Vorwurf der Inkonsequenz hören zu müssen. Ich 


Pi u 


ut 


ließ mich dabei von der Erfahrungstatsache leiten, daß der Malako- 
zoologe ohnehin über ihr Dasein unterrichtet ist, während der Laie, 
auch wenn er Zoologe sein sollte, durch die vielen fremden und pro- 
visorischen Namen wenig sympathisch berührt, und von der Mitarbeit 
an unserer Wissenschaft eher abgeschreckt wird. 


Il. Systematisches Verzeichnis der Arten; ihre Ver- 
breitung und Lebensweise. Kritische Bemerkungen. 


Pulmonata. 
a) Pulmonata geophila (Stylommatophora.) 


Fam. Testacellidae. 
Genus Daudebardia Hartm. 


1. Daudebardia brevipes Drp. 


Verbreitung um Basel: Im Walde nördlich von Grenzach (Stringel- 
bank) am Dinkelberg. 

Verbreitung in der Schweiz: Im Einzelnen wenig bekannt, dürfte 
sich das Verbreitungsgebiet von Daudebardia brevipes Drp. über das 
nordöstliche und südliche Voralpengebiet erstrecken. Im Nord-Osten 
der Schweiz ist sie sicher daheim (St. Gallen, Bodenseegelände.) Aus 
dem Jura wird sie nicht genannt. Möglicherweise fällt ihre allgemeine 
westliche Verbreitungsgrenze mit einer Diagonale des schweizerischen 
Vielecks zusammen. 

Allgemeine Verbreitung: Im Westen wird das Areal dieser Schnecke 
vom Mittelrhein bezw. von den Vogesen begrenzt (Mühlhausen, Schlett- 
stadt, Unt. Nahe.) Von Bonn folgt die Nordgrenze dem Rand des 
deutschen Mittelgebirges (Vogelsberg, Sachsen, Tatra), den Karpaten 
entlang nach Siebenbürgen und erstreckt sich ostwärts über die Krim 
bis in den Kaukasus. Im Süden wird die Art gemeldet von Corfu, 
Montenegro, Süd-Dalmatien, Süd-Italien mit Sizilien und von OÖst- 
Algerien. Sie scheint Frankreich, Spanien, dem Peloponnes und Klein- 
Asien zu fehlen. 

Vertikale Verbreitung : Obgleich eine Bergschnecke, fehlt sie doch 
dem eigentlichen Hochgebirge. 

Zur Lebensweise: Sie bewohnt mit Vorliebe halb subterrane 
Örtlichkeiten : totes Laub, feuchtes Moos, lockeres Steingeröll, kluften- 
reiche Felsen, quellige Waldwinkel, die wegen der Wärme des Wassers 
im Winter nicht gefrieren. Sie stellt ihre Lebensfunktionen in der kalten 
Jahreszeit nicht ein, ja, man soll gerade im Herbst und Winter am 


EIER MER 


ehesten Gelegenheit haben, herumkriechende Tiere zu finden. Die 
erwachsenen ziehen sich meist im Vorsommer in die Erde zurück und 
sterben ab, nachdem sie für Nachwuchs gesorgt haben. Als Raubtiere 
leben sie sehr vereinzelt; sie jagen nach Würmern, Asseln, Schnecken 
etc., wobei ihnen die langgezogene Gestalt sehr zustatten kommt. — 
Die Gehäuse von Grenzach sind durchschnittlich 4,4 mm lang, 2,6 mm 
breit. — 


2. Daudebardia rufa Drp. 


Verbreitung um Basel: Wald oberhalb Bettingen, am Dinkelberg. 

Bemerkung: Daudebardia rufa Drp. teilt Wohnort, Verbreitung 
und Lebensgewohnheiten mit ihrer Artgenossin. Die 4 mm langen 
Exemplare von Bettingen wurden Mitte Juli lebend gefunden, was 
darauf hindeutet, daß die einjährigen Tiere mitunter auch erst gegen 
den Herbst hin reifen und auch so überwintern können. Es dürften 
verschiedene Entwicklungszyklen nebeneinander verlaufen, die nicht 
gestatten, das Tier ausschließlich nur für kalte Jahreszeiten zu bean- 
spruchen. Es finden sich selbst im Sommer verborgene Winkel genug, 
die auch dem ausgesprochensten Bedürfnis nach Kühle gerecht werden. 
Dafür spricht auch die allgemeine Verbreitung der Daudebardien, ins- 
besondere ihre südliche Ausdehnung. 


Fam. Vitrinidae. 
Genus Vitrina Drp. 


3. Vitrina diaphana Drp. 


Verbreitung um Basel :*) Hegenheimer Wald. Birsufer bei St. Jakob, 
Birsgenist. Schauenburg. Untere Klus, Blauen, Grindel, Hohe Winde. 
Bettingen, Inzlingen, Rührberg, Degerfelden. Riehen, Rötteln. Badisch 
Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Über die ganze Schweiz verbreitet, 
bewohnt Vitrina diaphana mit Vorliebe die gebirgigen Teile. 

Allgemeine Verbreitung: Vitrina diaphana ist alpin und circum- 
polar. Zu ihrer Heimat gehört im Einzelnen das ganze zentraleuropäische 
Bergland. In der norddeutschen Tiefebene tritt sie ganz zurück, um 
dann in Norwegen vereinzelt wieder zu erscheinen (Trontheim). In 
England soll sie fehlen. Ostwärts folgt sie den Karpaten bis Rumänien, 
bevölkert Serbien und Bosnien und folgt im Süden dem Apennin bis 
Süd-Calabrien. Ihre Westgrenze erreicht selbst die Pyrenäen und steigt 
über die Cevennen und den Jura gegen Lothringen hinan. 

Vertikale Verbreitung: Fundorte, wie Badisch-Blauen (1167 m), 
Hohe Winde (1207 m), Tschiertschen (1350 m), Mürren (1700 m), St. Moritz 


*) Die Lokalitäten werden stets in der Reihenfolge meines „Artenverzeichnisses 
nach Fundorten“ gruppiert. 


Brunn 


(1770 m), Rigi (1800 m), Gotthard (2100 m), Gemmi (2300 m), Furka 
Kulm (2436 m), Gürgaletsch (2440 m), Säntis (2500 m) und Calanda (2800 m) 
zeigen zur Genüge, daß wir ein ausgesprochenes Höhentier vor uns 
haben. Vitrina diaphana überschreitet die obere Baumregion oft 
bedeutend. 

Zur Lebensweise: Auffallend ist die Vorliebe der Tiere für naß- 
kalte Schlupfwinkel; im Moos, unter Laub, in der Nähe kleiner Ge- 
wässer. Die Kälte ertragen sie leicht; sie sind im Frühling, ja mitten 
im Winter lebend am besten zu finden. Sie scheinen in erster Linie 
Raubtiere zu sein, nähren sich aber auch von modernden Pflanzenresten. 
Die Vitrinen, die ich im Schanfigg sammelte, wanderten im Juli munter 
umher, zahlreich und oft gesellig; die alpine Lage scheint also eine 
kleine Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten verursacht zu haben. 
Die petrographische Unterlage spielt bei den Vitrinen keine Rolle. — 
Die Länge des Gehäuses bewegt sich zwischen 6 und 7 mm. 

Bemerkung: Meine am Gürgaletsch gefundenen Formen nähern 
sich der Var. -glacialis Forbes. Auffallender als der breite Hautsaum 
war mir oft die Flachheit solcher subalpinen Gehäuse. Ich fand ähnliche 
auch im Jura, in Valanvron bei Chaux-de-Fonds, ca. 1000 m ü.M., die 
von den eben besprochenen aus dem Schanfigg nicht abweichen. 


4. Vitrina pellucida. Müller. 


Verbreitung um Basel: Herthener Rheinebene, Rheinbord Birs- 
felden, nördlich von Rosenau (Rheinebene). Bottmingen, Südhalde 
Reinach. Birsgenist, St. Jakob (im Gehölz), Schloß Birseck, Schloß 
Dorneck (im Ruinenschutt). Pfäffinger Schloß, Untere Klus, Nenzlinger 
Südhalde, Südseite Hauenstein, Südseite Bölchen, Grindel, Paßwang, 
Vallanvron (im Tannenwald), Delsberger Jura. Hornfelsen, Südhalde ob 
Bettingen, Hohe Flum, Wehratal. Rötteler Schloß, Wiesegenist, Istein, 
Klein Kems. Sausenburg, Säckinger Bachgelände. 

Verbreitung in der Schweiz: Wie diaphana. Sie scheint nur den 
südlichen Alpentälern Graubündens zu fehlen. 

Allgemeine Verbreitung: Vitrina pellucida bewohnt ganz Europa 
(vielleicht mit alleiniger Ausnahme Süd-Spaniens) und ganz Nord-Asien, 
den Kaukasus und Nord-Persien inbegriffen. Im Norden dringt sie 
bis Lappland, Island und Grönland vor. 

Vertikale Verbreitung: Das Tier steigt eher noch höher hinauf 
als diaphana; auf unsern Alpenweiden ist es stets über 2000 m Höhe 
noch zu treffen, oft massenhaft. Im Kaukasus soll es 3000 m mühelos 
erklimmen. 

Zur Lebensweise: Auch die „kugelige Glasschnecke“ ist gegen 
Kälte gefeit, gegen Wärme eher empfindlich und bewohnt daher mit 
Vorliebe feuchte, schattige Orte, Gebüsch, Moos, Geröll. Das schließt 
jedoch ihr Vorkommen an südlich exponierten Halden nicht aus, 
wenn nur die Möglichkeit zum Verkriechen geboten ist. Sie baut 


Bun Ta 


selbst während des Winters und unter Schnee am Gehäuse. Das 
nötige Baumaterial dazu findet sie überall, sogar im dicken Laubboden, 
im Tannenwald und auf Granit. Bei uns eher ungesellig, ist sie in 
alpinen Gegenden oft geradezu gemein und begegnet dem Sammler 
auf Schritt und Tritt, oft unter mächtigen Felsbrocken. 

Bemerkung: Es ist mir aufgefallen, wie selten die Clessinschen 
Maße für diese Art mit den meinen übereinstimmten. Meine Funde 
(vergl. Fig. 1) sind meist größer und nähern sich in der Gestalt der Vitrina 
major Fer., ohne sie jedoch ganz zu erreichen. Sie stellen sich in der 
Großzahl so ziemlich in die Mitte zwischen No. 1404 und 1405 der Icono- 
graphie und legen dem Betrachter von selbst den Gedanken nahe, 
daß es sich hier um ein verbindendes Zwischenglied handle. Besonders 
auffallend ist der Umstand, daß pellucida-Gehäuse von der Urdenalp 
(2100 m ü. M.), am meisten, auch in der Größe, mit Figur 1405 der 
Iconographie sich, decken. (Vergl. Fig. 2). Es sind dies entschieden 
kleine Bergformen, die in gewissem Sinne Kümmerformen darstellen. 
Ähnliche fand ich auch auf Jura-Höhen und -Tälern (Bölchen, Grindel, Paß- 
wang, Pfäffingen, Vallanvron). So dürfte es nicht schwer halten, bei 
reichem Material eine Formenreihe mühelos aufzustellen (im Sinne des 
einleitenden Kapitels) von pellucida nach major. Ich halte mich einst- 
weilen an diese etwas akademische Behauptung, vor allem darum, 
weil die meisten meiner pellucida Formen weder hier noch dort 
definitiv unterzubringen sind, an eine neue Benennung aber bei dem 
Reichtum an Namen, der ohnehin schon besteht, nicht zu denken ist. 

Es ist äußerst schwierig, in jedem einzelnen Fall zu entscheiden, 
welche Momente die Größenunterschiede verursachten. Es scheint 
häufig eine indirekte Proportion zu bestehen zwischen der vertikalen 
Verbreitung und der Größe des Gehäuses; aber es ist bekannt, wie 
häufig die einfache Regel versagt. Die Forma major steigt auch 
(nach Kobelt) ins Gebirge hinauf, und im Tal vermögen Hunger, 
Trockenheit und Krankheit Zwerg- und Kümmerformen zu erzeugen. 


Fig. 1 Fig. 2 


Fam. Zonitidae. 
Genus Hyalina Fer. 


5. Hyalina cellaria Müller. 


Verbreitung um Basel: Wiese bei Friedmatt, Universitätshof, 
Privatgärten. Rheinbord Bierburg, Schotterdamm bei Weil, Märkt, 
Klein Kems, Müllheim, Freiburg. Basel-Augst (Ruinenschutt), Birsfelden 
(Eisenbahndamm, Birsgenist), Groß Hüningen (Festungsgräben), Neudorfer 
Heide, Fischzuchtanstalt, Ebene von Rosenau, Mülhausen. Südhalde 
Oberwil-Benken. Ruine Wartenberg, Gempenplateau, Schleifenberg. 
Untere Klus, Blauen, Pfäffinger-Schloß, Frohburg, Hauenstein, Paßwang, 
Balstal, Grindel, Hohe Winde, Hasenmatte, Vallanvron. Dinkelberg, 
Südhalde Bettingen (zwischen Brombach und Adelhausen), Höhle bei 
Dossenbach, Hasler Höhle. Wiesegenist, Rötteler Schloß (in einem 
Kellergewölbe der Ruine und im Ruinenschutt), Tüllinger Hügel. 
Wolfschlucht, Bürglen (Schloßmauer), Sausenburg, Isteiner Klotz. 

Verbreitung in der Schweiz: Hylina cellaria fehlt nirgends. 

Allgemeine Verbreitung: Sie bewohnt ganz Europa ohne Ein- 
schränkung; greift im Süden noch nach Afrika über (Algier) und 
bevölkert im Osten Syrien, Palästina, den Kaukasus und russisch Asien 
bis zum Altai. Durch den Menschen oft verschleppt, hat sie sich 
auch in Nord-Amerika, Australien, Tasmanien und Neu-Seeland 
eingenistet. 

Vertikale Verbreitung: Die Art liebt die steinigen, waldigen 
Halden der Vorberge. Ich fand sie in Tschiertschen 1350 m hoch und 
auf der Urden-Alp in etwas über 1800 m Höhe. Diem nennt sie aus 
dem Calfeisental bei 1560 m und vom Alpstein bei 1630 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Die hyaline Schale und der Mangel eines 
Haut-Operkels weisen bei allen Hyalinen schon darauf hin, daß sie 
wenig geschickt sind, Hitze und Trockenheit. zu ertragen. Anderseits 
krochen cellaria-Tiere, die ich bei 0° und —5° gesammelt hatte, im 
wenig erwärmten Raum nach Art carnivorer Tiere sofort lebhaft umher. 
Gleichtemperierte, feuchte Örtlichkeiten behagen ihnen am besten: 
Schattige Waldhalden mit Felsenschutt, Ruinenwinkel, Moos und Mulm 
bei Felsspalten und -Löchern, Baumwurzeln, Kellergewölbe und echte 
Höhlen. Hyalina cellaria reagiert wie all ihre Artgenossinnen und so 
viele unserer Schnecken sehr bestimmt negativ heliotropisch oder 
thermotropisch, wenn diese der Botanik entnommenen Ausdrücke 
gestattet sind. 

Bemerkung: Alle Gehäusemerkmale sind variabel; die Bestimmung 
ist oft heikel und mühsam, besonders bei unerwachsenen Tieren. Völlig 
ausgewachsene, mit dem Namen H. Villae Mortillet belegte Exemplare, 
finden sich sehr selten. 

Nicht wenige Malakozoologen, und darunter Leute von Ge- 
wicht, bringen es mitunter fertig, zu behaupten, was am Boden und 
zwischen Steinen lebe, sei flach, um dem Tier das Verkriechen in die 


Sin Se 


Spalten zu ermöglichen; als Beleg wird neben vielen andern Formen auch 
Hyalina cellaria angeführt. — Wir müssen uns davor hüten, hier falsche 
Causalitäten herauszulesen. Wenn auch einigen Tieren ihre discoide 
Abplattung zustatten kommen mag im Kampf ums Dasein, so darf 
doch einerseits nicht außer Acht gelassen werden, daß Formen, wie 
Hyalina cellaria, H.nitens, Helicodonta obvoluta, Isognomostoma persona- 
tum, Chilotrema lapicida u. a., die alle zur Stütze des obigen Satzes auf- 
gezählt werden, enorm plump und schwerfällig erscheinen im Vergleich 
zu sehr vielen Schnecken aus den Familien der Zonitiden, Patuliden, 
Cochlicopiden, Pupiden etc., daß anderseits Tiere wie Tachea nemoralis, 
T. sylvatica, Fruticicola incarnata, Fr. villosa, Helix personata und noch 
viele andere trotz ihrer Größe und kugeligen Gestalt sich den vorigen 
gegenüber in keinem nachweisbaren Nachteil befinden. — 


6. Hyalina depressa Sterki. 


Verbreitung um Basel: Bölchenfluh, im Wald an der Nordseite. 

Verbreitung in der Schweiz: Außer meinem eigenen Funde kenne 
ich diese engnablige Form vom Randen (Sterki), aus dem Aargauer 
Reußtal (Hofer), sowie aus dem neuenburger Jura bei St. Croix (P. 
Godet). Es ist anzunehmen, daß sie auch innerhalb dieser Punkte 
und somit im ganzen nord- und nordwestlichen Jura anzutreffen sein wird. 
Jüngst erbeutete ich zudem ein schönes Exemplar beim Aufstieg zum 
Vitznauer Stock (Weiße Fluh). 

Allgemeine Verbreitung: Die Art hat eine mehr östliche Heimat und 
bewohnt ein ziemlich beschränktes Areal. Die Grenzen Siebenbürgens 
werden nach Osten hin kaum überschritten. Sie bevölkert ganz Österreich- 
Ungarn und den nördlichen Teil der Balkanhalbinsel; Wagner nennt 
sie aus Montenegro. Nach Norden dehnt sie sich bis Mitteldeutschland 
aus, wo sie im Flußgebiet von Weichsel und Unstrut nachgewiesen 
wurde. Die Westgrenze läuft durch Süd-Deutschland; Sterki fand 
H. depressa im Wutachtal. Der Ober-Rhein ist überschritten, und das 
Tier hat bereits einen energischen Vorstoß in die Schweiz ausgeführt. 
Im Allgemeinen ist die Art wenig erforscht, und die Angaben über ihre 
Verbreitung sind sehr lückenhaft. 

Vertikale Verbreitung: Hyalina depressa ist eine Bergform; die 
Isohypse von 1000 m scheint sie nicht zu übersteigen. 

Zur Lebensweise: Mit Vorliebe wohnt das Tier an steinigen, 
steilen Abhängen, im Steingeröll und in Felsspalten, meist sehr ver- 
borgen und vereinzelt. Sie ist unsere seltenste Hyalina. 


7. Hyalina draparnaldi. Beck. 


Verbreitung um Basel: Privatgärten, Gärtnereien, Universitätshof, 
Rheinbord Bierburg, Birsbrücke Birsfelden (unter einigen großen Kalk- 
blöcken), Riehen (an der Mauer im Westen). Groß-Hüningen (Festungs- 


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IRB 10 


schutt), Mühlhausen. Ettingen am Blauen. Dinkelberg (Südseite). Isteiner 
Klotz, Alt Breisach, Freiburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt nirgends auf größere 
Strecken; ich besitze sie auch aus dem Süd-Tessin. 

Allgemeine Verbreitung: Hyalina draparnaldi ist eine alpine und 
südliche Form. In Spanien treffen wir sie noch auf Gibraltar; sie 
bewohnt ganz Italien mit Malta und folgt den Alpen in ihre letzten 
östlichen Ausläufer (Welebit, Dalmatien, Rumänien). Auch in Armenien 
und Kurdestan taucht sie wieder auf. Im Norden geht sie kaum 
über das mitteleuropäische Hügelland hinaus (Osnabrück und Teuto- 
burger Wald). Die Art ist wie H. cellaria häufig passiv verfrachtet 
worden. Die Angaben von Potsdam, Hamburg, N.W. Frankreich, Ma- 
rokko, Algier und Syrien müssen in diesem Sinne gedeutet werden. 

Vertikale Verbreitung: Selbst in den Alpen steigt Hyal. drap. 
nicht hoch; sie fühlt sich in den Talregionen daheim. Damit stimmt 
ihre geringe Ausbreitung nach Norden überein. 

Zur Lebensweise: Hyal. drap. verhält sich in ihren Lebensgewohn- 
heiten ähnlich wie cellaria. Sie liebt feuchte, der Sonne abgekehrte 
Orte. Ihr ist, wie wohl allen Hyalinen, die Sonne, was dem Menschen 
das Wasser: Gelegentlich eine Erquickung und Erfrischung (hier 
Erwärmung), gewöhnlich aber ein wenig zukömmliches Element, das 
dem Tiere leicht zum Verderben werden kann. Ich habe Tiere unter 
Schnee munter umherkriechen sehen bei einer Lufttemperatur von 
bis —4°. Im Sommer halten sie sich verborgen. Hyalina draparnaldi 
ist nie gemein. — Mein größtes Exemplar mißt 16,5 mm Durchmesser 
(Birsfelden). 


$. Hyalina glabra. Studer. 


Verbreitung um Basel: Bölchenspitze (Nordseite), Lange Brücke 
im Beinwiler-Tal. Dinkelberg ob Grenzach, Südhalde ob Bettingen. 
Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art dürfte nördlich und südlich 
der Ostalpen auf größere Strecken nirgends fehlen. Mir ist sie bekannt 
geworden von Brugg, Baden, St. Galler-Rheintal, Ragaz, Taminaschlucht, 
Wesen, Graubünden (auch Unter-Engadin), Locarno, Siders. Es ist auf- 
fallend, daß aus den westlichen Kantonen jede Angabe fehlt. 

Allgemeine Verbreitung: Das Wohngebiet von Hyalina glabra ist 
demjenigen von H. draparnaldi ähnlich, trägt aber alpinern Charakter. 
Im Gebiet der Ost-Alpen nicht selten, erschöpft sich die Art mehr und 
mehr nach der Peripherie ihres Areals. Im Norden dringt sie an den 
Rand der deutschen Mittelgebirge vor; sie wird selbst aus dem Mecklen- 
burgischen noch gemeldet; wir kennen sie ferner aus Schlesien, aus 
der Tatra und aus Galizien. Sie bewohnt ganz Österreich-Ungarn, 
Serbien, Bosnien und den Karst, folgt dem Apennin bis in die Abruzzen 
und erreicht im Westen die französischen Alpen und selbst die Pyrenäen. 


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Vertikale Verbreitung: Bei Tschiertschen im Schanfigg fand ich 
Hyalina glabra 1350 m ü. M., in siebenbürgischen Berggegenden soll 
sie die obere Baumgrenze überschreiten (Clessin). 

Zur Lebensweise: Auch hier wird das Gebirge dem Flachland 
vorgezogen. Die Art lebt echt hyalinenhaft verborgen an kühlen, nassen 
Plätzen und ist im Sommer nur unter Steinschutt zu finden. Kalte 
Regentage locken sie hervor. 


9. Hyalina nitens. Michaud. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof, Rheinbord Bierburg, Beuggen, 
Lange Erlen, Klein-Hüningen, Ebene von Märkt, Klein-Kems, Freiburg. 
Basel-Augst (Ruinen), Hardwald, Birsfelden (Bahndamm), Bachgraben 
(Hilfsspital bis Allschwil), Groß-Hüningen (Ruinen), Fischzucht (Schotter- 
wall), Mühlhausen. Allschwiler Wald, Hegenheimer Bachrand, Südhalde 
Benken. St. Jakob a.d. Birs, Rütihard, Asp, Birsgenist. Schloß Birseck, 
Schloß Dorneck, Gempenplateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifen- 
berg, Nuglar, Sichtern Hof, Sissacher-Fluh, Böckten, Kaltbrunnental. 
Landskron, Blauen (Nord- und Südseite), Pfäffinger-Schloß, Untere Klus, 
Paßwang, Grindel, Hohe Winde, Bölchen (Nord- und Südseite), 
Schmutzfluh, Hauenstein (Südseite), Frohburg, Schafmatt, Hasen- 
matte, Vallanvron. Dinkelberg, Riehen, Inzlingen, Bettingen (Südhalde), 
Volkertsberg, Degerfelden, Hohe Flum. Riehen, Tüllinger-Hügel, Rötteler 
Schloß, Wiesegenist. Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Bürglen-Sausen- 
burg, Badisch Blauen, Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Sie ist über die ganze Schweiz ver- 
breitet; sie ist eine unserer gemeinsten Schnecken. 

Allgemeine Verbreitung: Hyalina nitens findet sich über das 
ganze Alpengebiet und alle anschließenden Bergländer verbreitet. 
Nach Norden wird sie selten; nitidula Drap. tritt als nordische Form 
an ihre Stelle. Nach Osten folgt sie dem Hügelland bis nach Klein- 
Rußland hinein. Mit den östlichen Ausläufern der Alpen erreicht sie 
den nördlichen Balkan, Serbien, Bosnien und Istrien. Ihr Areal erstreckt 
sich ferner über Ober-Italien (bis Toscana) und Frankreich und west- 
lich, als Bestandteil der „pyrenäischen Provinz“, über Kastilien und 
Portugal. 

Vertikale Verbreitung: Ich erbeutete die Art im Schanfigg bei 
1350 m Höhe. Am Stein fand sie oberhalb Malans 1780 und 2060 m 
ü.M. Bei Mürren wurde sie 1700 m, im Tirol 1800 m hoch gesammelt. 

Zur Lebensweise: Hyalina nitens lebt mit Vorliebe im feuchten, 
steinigen Wald, an Schutt- und Geröllhalden mit üppiger Vegetation. 
Die physikalischen Verhältnisse zerbröckelnder Bergabhänge gestatten 
jedoch dem zähen Tiere auch den Aufenthalt an trockeneren, süd- 
lich exponierten Halden. An Schlupfwinkeln fehlt es da nicht; Gras- 
wurzeln, Hasel- und Weidengebüsch tun den Dienst, und zur Not ist 


UOTE, 


. das Tier imstande, sich selbst in angetrockneten Boden einzugraben. 
Genügsam und resistent, wagt es sich auch in Tannenwälder. Den 
Tag über hält es sich gern verborgen. In der nassen, modernden 
Waldstreu bleibt es bis in den tiefen Winter hinein munter. Zeitweilig 
wohl selber carnivor, schützt es sich vor bösen Gelüsten der Feinde 
durch bittere Sekrete (P. Hesse). — Meine größten Exemplare messen 
11 nm. 

Bemerkung: Trotz der Untersuchungen Sempers bin ich für 
meine Person keineswegs davon überzeugt, daß Hyalina nitidula Drp. 
von nitens Mich getrennt werden müsse. Da ich nitidula nicht fand, 
konnte ich mir zwar in dieser Polemik auch kein endgültiges Urteil 
bilden. Der Umstand aber, daß beide Formen in pleistocänen Ab- 
lagerungen am Oberrhein nebeneinander vorkommen und zwar nitidula 
bedeutend zahlreicher als nitens, bestärkte mich in der Annahme ihrer 
Zusammengehörigkeit. Es ist kein stichhaltiger Grund zu nennen, warum 
hierzuland nitidula seither hätte weichen sollen, während doch nitens 
herrlich weiter gedieh bis auf unsere Tage, um so weniger, da nitidula - 
heute ein Verbreitungsgebiet innehat, das in physikalischer und 
klimatischer Hinsicht in unsern Schweizerbergen ein völliges Analogon 
besitzt. — Nicht ganz uninteressant ist ferner die Tatsache, daß Gutz- 
willer die eigentliche nitens nur im Löß fand und nie in den fluvio- 
glacialen Sedimenten, nicht in jüngern und nicht in ältern, in welchen 
dann nitidula allein regiert. Die Vermutung liegt nahe, daß durch Über- 
schiebung der Flußanschwemmungen auf rein mechanischem Wege die 
Munderweiterung bei nitens zerstört worden sei, während der vom Wind 
zusammengetragene Lößstaub diese Wirkung nur in sehr abgeschwächtem 
Maße zeigte. — Mit solchen Deuteleien ist natürlich für die Bildung 
unserer heutigen nordischen nitidula nichts erklärt, — aber es scheint, 
daß die Abtrennung der nitidula von nitens in die.Hyalinen-Forschung 
keineswegs Licht gebracht, sondern die Probleme nur kompliziert habe. 


10. Hyalina pura. Alder. 


Verbreitung um Basel: Degerfelden. Schauenburg, Reichensteiner 
Schloß, Gempenfluh, Schöntal, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Burg, 
Landskron, Pfäffinger Schloß, Schmutzberg, Bölchen (Südseite), Paß- 
wang, Beinwiler Tal, Grindel am Fringeli, Vallanvron. Käferholz, 
Rötteler Schloß. Wolfschlucht. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Schnecke fehlt wohl nirgends 
auf größere Strecken. Diem nennt sie auch aus dem Bergell. 

Allgemeine Verbreitung: Sie bewohnt das gebirgige Deutschland, 
reicht aber nach Nordenskiöld und v. Martens nach Finn- und Lapp- 
land hinauf. Ostwärts breitet sie sich über die Alpen aus und ge- 
langt bis an den Kaspischen See. Der auffallende Fund im Stanowoi 
Gebirge (Ed. v. Martens) spricht für eine bedeutend größere Ausdehnung 


4 


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in östlicher und nordöstlicher Richtung. Im Süden dringt die Art bis 
in die apuaner Alpen vor. Wie weit sie nach Westen über Vogesen, 
Jura und Alpen hinausgeht, entzieht sich meiner Kenntnis. Elsaß- 
Lothringen fehlt sie nicht. 

Vertikale Verbreitung: Hyalina pura erreicht bedeutende Höhen; 
ich nenne folgende Fundorte: Bergell 1390 bis 2250 m, Calfeisental 
1560 und 2000 m, Alpstein 1855 m, Urden Alp 2000 m, Ahrental im 
Tirol 2200 m. 

Zur Lebensweise: Sie unterscheidet sich kaum von derjenigen 
anderer Hyalinen. Die Art fühlt sich gleich wohl im Haldenschutt 
der Buchenwälder, an schattigen Felsen, im Moos und Mulm, wie im 
humusreichen Boden unserer Alpenweiden oder auf nördlich gelegenen 
feuchten Wiesen. Von der Beschaffenheit des Gesteins ist sie unab- 
hängig, wie alle Hyalinen. 

Bemerkung: In Ergänzung der Clessin’schen Beschreibung sei 
hier besonders auf die Gitterstruktur aufmerksam gemacht, die bei 
etwa 60facher Vergrößerung meist deutlich zu erkennen ist. Diese 
feine Hammerschlägigkeit ist geradezu charakteristisch für Hyalina 
pura Ald; es ist mir mit ihrer Hilfe stets gelungen, das Tier auch an 
Gehäusefragmenten zu erkennen. 


11. Hyalina radiatula. Alder. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene bei Herthen, Rheinebene Istein, 
Rheinebene nördlich und östlich Rosenau. Südhalde Oberwil-Benken. 
Birsgenist, St. Jakob a. d. Birs. Asp, Böckten. Vallanvron, Fringeli- 
Kamm, Pfäffinger-Schloß. Hohe Flum. Käferholz, Rötteler Schloß, Wolf- 
schlucht. Ebene von Jungholz, Badisch Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Nord alpin fehlt das Tier nirgends; 
wie weit es auf der Südseite zu Tale steigt, ist noch ungewiß. 

Allgemeine Verbreitung: Hyal. radiatula ist ein Ubiquist der palae- 
arktischen Region und bewohnt als circumpolare Form das ganze nord- 
alpine Europa, Nord-Asien und Nord-Amerika. Nach Süden wird die 
Gebirgslinie, die von den Pyrenäen zu den Alpen und zum Kaukasus 
führt, nirgends wesentlich überschritten. 

Vertikale Verbreitung: Der Ausdehnung nach Norden entspricht 
diejenige nach oben. Wir finden die Art im Oberengadin über 1500, 
auf der Ochsenalp und im Calfeisental 1800, auf der Urden-Alp bis 
2000 m hoch. 

Zur Lebensweise: Ähnlich wie Hyalina nitens zeigt radiatula eine 
sehr große biologische Amplitude, Ohne seinen Hyalinen-Charakter 
einzubüßen, lebt das Tier im felsigen schattigen Hochwalde wie 
auf der mageren Wiese, am Bachrande wie im Ruinenschutt, auf 
Alpenweiden wie in der Schotterebene, an Nord- und Südhalden. Es 
erträgt unter allen Hyalinen die Trockenheit am besten. Hyalina radia- 


rt 


tula ist oft in der Forma petronella Charp. zu finden gemeinsam mit 
dem Typus. Ich konnte keine Erklärung dieser Blendlinge als ganz 
stichhaltig akzeptieren. Sie werden mit zunehmender Höhe häufiger. 
Meine größten Exemplare sind gerade solche petronella-Formen, von 
4,5 mm Duchmesser; sie stammen von der Urden-Alp. 


12. Hyalina subglabra. Bourg. 


Verbreitung um Basel: Schauenburg, Blauen, Untere Klus, 
Schmutzberg, Frohburg, Bölchenfluh, Hohe Winde, Fringeli, Weißenstein. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Angaben lassen sehr zu wünschen 
übrig. Bourguignat entdeckte die Art zwischen Luzern und Zug längs 
der Straße, ferner auf dem Weg von Altdorf nach Attinghausen. Clessin 
fügt den Fundort Taminaschlucht hinzu. P. Godet gibt sie aus der 
Umgebung von Biel und Landeron an. Das Material ist auch bei 
Berücksichtigung meiner eigenen Funde, die fast alle dem Kettenjura 
entstammen, noch nicht genügend, um die schweizerische Verbreitung 
klarzulegen. 

Allgemeine Verbreitung: Clessin gibt an: Nord- und Ost-Frank- 
reich, Belgien, England und die Schweiz. 

Vertikale Verbreitung: Am Bölchen und an der Hohen Winde 
fand ich die Art zwischen 1000 und 1100 m. Sie scheint sich streng 
an den hohen Jura zu halten. 

Zur Lebensweise : Das Tier lebt unter Moos und Steinen verborgen 
und hält sich stets an der feuchteren Nordseite des Gebirges. Mit 
Vorliebe bewohnt es die nassen, steinigen Buchenhalden. 

Bemerkung: Die Art ist deutlich umschrieben, und meine Be- 
stimmungen wurden von Herrn Prof. P. Godet bestätigt. Um so auf- 
fallender ist es, daß sie von andern schweizerischen Autoren nicht 
genannt wird, ist sie doch an ihrer dunkeln, stark glänzenden Politur 
von cellaria und durch die geringe Größe und den weiteren Nabel 
von glabra wohl zu unterscheiden. 


Genus Zonitoides. Lehmann. 


13. Zonitoides nitidus. Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene von Herthen, Riehenteich- 
gelände (Schoren), Rheinebene von Klein Hüningen bis Istein, Alt 
Breisach, Freiburg. Rheinebene von Michelfelden bis Rosenau, Bach- 
rand Hilfsspital-Hegenheim, Hegenheimer Wald. Birsgenist, Ettingen 
am Blauen, Wiesegenist. Bachrand Bettingen-Riehen, Inzlingen, 
Grenzacherhorn. 

Verbreitung in der Schweiz: Zonitoides nitidus Müll. bewohnt 
die ganze Schweiz. 


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Allgemeine Verbreitung: Die Art ist ein Ubiquist der Palaearktis. 
Sie bewohnt ganz Nord-Europa und Nord-Asien und ist in Nord-Amerika 
keine Seltenheit. Im Süden dringt sie bis zur Mitte der drei mediterranen 
Halbinseln vor (Andalusien, Balearen, Albanien, Corsica, Bosnien); sie 
fehlt auch der Krim und dem Kaukasus nicht. 

Vertikale Verbreitung: Studer nennt Zonitoides nitidus in einer 
etwas kleineren Form von der Gemmi (bei ca. 2000 m ü. M.), sonst 
bewohnt sie eher die tiefern Lagen der Hochgebirgs- und Juratäler. 

Zur Lebensweise: Echt hyalinenhaft zwar, sucht sie doch in 
erhöhtem Maße Nässe auf. Sie wohnt ganz besonders gern am Rand 
fließender und stehender Gewässer. Zonitoides ist also Riparier, be- 
wohnt aber auch gerne nördliche nasse Wiesen, Torfmoore und be- 
waldete Schluchten. Sie tummelt sich bei naßkaltem Wetter lebhaft 
umher. Bei Trockenheit der bekannte Rückzug in die Verborgenheit. 
Oft findet man die Tiere zahlreich unter faulem Holz oder unter Steinen. 
Die Eierablage habe ich im Herbst beobachtet, die Jungen überwintern 
in unfertigem Zustande. 

Bemerkung: Clessin nennt die Gehäuseoberfläche „glatt“ oder 
„fein gestreift“; ich möchte eher setzen „deutlich rippenstreifig bis 
gerippt“. Ich habe oft Rippen gesehen, die an Stärke diejenigen von 
Hyal. radiatula wohl erreichten. Mein größtes Exemplar mißt 6,8 mm. 


Genus Crystallus. Lowe. 


14. Crystallus erystallina. Müller. 


Verbreitung um Basel: a) Typus: Birsgenist, Doubs-Anspülungen, 
Wiesegenist. db) Forma andreaei Boettg: Rheinbord Bierburg, 
Groß Hüningen, Rheinebene Märkt-Istein. Hegenheimer Bachrand, 
Rheingenist. Südhalde. Reinach-Therwil, Birsgenist, Waldrand ob 
Münchenstein, Rütihard, Reichenstein, Schauenburg, Gempenfluh, 
Schleifenberg. Burg, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Bölchen, Paßwang, 
Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron, Doubs-Anspülungen. Degerfelden, 
Riehen-Inzlingen, Riehen-Bettingen. 

Verbreitung in der Schweiz: Crystallus crystallinus fehlt nirgends. 

Allgemeine Verbreitung: Er bewohnt ein stattliches Areal, dessen 
Grenze etwa mit folgenden Namen angedeutet wird: Nord-Europa 
(Finnland), Uralisch-baltischer Höhenzug, Kaukasus, (pygmaea, Boettg.) 
Rumänien, Serbien, Bosnien, Dalmatien (Hyal. Kutschigi) Italien, (Sizilien), 
Nord-Spanien, Balearen, Portugal. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura und in den Alpen steigt diese Art 
Müll. hoch hinauf; auf dem Bölchen fand ich sie bei 1040 m; bei 
Tschiertschen in der alpinen Region noch bei 1400 m. Von Mürren 
wird sie aus 1700 m genannt. 

Zur Lebensweise: Crystallus crystallina kann bei aller Vorliebe 
zur Nässe auch weniger feuchtes Gebiet ohne Gefahr betreten. Daß 


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aber nur an solchen trockenen Plätzen der Mundrand mit einer Lippe 
versehen werde, wie gelegentlich versichert wird, kann ich keineswegs 
bestätigen. Auch am Bachrand, in saftigen Wiesen, fand ich H. andreaei 
mit einer deutlichen Lippe und deutlichen Wachstumsstreifen. Das 
Tier ist im Herbst am ehesten lebend zu treffen; es ist ein Wintertier. 
Trotz der halb subterranen Lebensweise fehlen die Augen nicht. 
Bemerkung: Das Verhältnis von Crystallus crystallina zu C. 
andreaei klarzulegen, ergäbe eine Untersuchung für sich. Bei uns 
dominiert letztere. Sie. scheint geradezu eine Bergform der erstern zu 
sein. Obschon es oft nicht schwer hält, andreaei von crystallina zu 
trennen, so behalte ich sie heute doch unter einem Hut, wenn auch 
mit getrennter Fundortangabe, weil es bei Einzelfunden oft einfach 
unmöglich ist, sich für die eine oder andere Art zu entscheiden, und 
vor allem, weil in der systematischen Behandlung des ganzen Genus 
noch so wenig Klarheit herrscht, daß es ratsam ist, von einer besseren 
Systematik die Bestätigung solcher Arten zweiter Güte abzuwarten. 


15. Crystallus subrimata Reinh. 


Verbreitung um Basel: Wartenberg, Schauenburg, Birsgenist, 
Gempenplateau, Schloß Dorneck, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Untere 
Klus, Pfäffinger Schloß, Blauen (Nordseite), Landskron, Bölchenfluh, 
Paßwang, Hohe Winde (Beinwilertal), Fringeli, Vallanvron. Bachgenist 
Degerfelden, Säckinger Bachgelände. 

Verbreitung in der Schweiz: Da ältere Autoren diese Art von 
der folgenden nicht trennten, und beide unter dem Namen „diaphana“ 
zusammenrüttelten, sind ihre Angaben wenig zuverlässig und müssen 
wohl außer Acht gelassen werden. Es ist aber zu erwarten, daß 
Crystallus subrimata Reinh. den ganzen nördlichen Jura und die ganze 
ÖOst- und Zentralschweiz bewohnt. Hofer nennt sie aus dem Reuß- 
genist. Ich erbeutete sie ob Vitznau am Fuß des Rigi. Nach einer 
brieflichen Mitteilung ist sie im Neuenburgischen neu, so daß meine 
Funde von Vallanvron der allgemeinen Westgrenze nahe kämen. 

Allgemeine Verbreitung: Die Art gehört den Ostalpen an. Wir 
verfolgen ihre Spuren über die bayrischen und Salzburger-Alpen nach 
dem mährischen Gesenke, den Sudeten, nach der hohen Tatra und 
den Karpaten. Nördlicher scheint sie nicht zu gehen. Über Sieben- 
bürgen, Serbien und Bosnien erreicht sie die südlichen Ausläufer der 
Alpen. Auch auf Zante, in Süd-Tirol und in Oberitalien ist sie gefunden 
worden. Der Verlauf ihrer Westgrenze ist unbekannt. 

Vertikale Verbreitung: Als Bergform erreicht sie oft beträchtliche 
Höhen; im Jura übersteigt sie die 1000 m. Isohypse; auf der Urden- 
Alp fand ich sie bei 2000 m und Clessin im Tirol bei 2200 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Diese Art liebt die Nässe mehr als crystallina 
und lebt meist im nassen Moos verborgen. 


Era 2 


Bemerkung: Daß subrimata und diaphana zusammen gehören, 
ist (trotz Reinhardt) eine abgemachte Sache. Welche von beiden die 
typische Form ist, kann ich zur Zeit noch nicht beurteilen; jeden- 
falls ist für unsere 
Gegend subrimata 
viel häufiger. Bei 
der Unterscheidung 
von diaphana legte 
ich, durch Herrn 
Prof. Godet darauf 

aufmerksam ge- 

macht, den Ent- 
scheid auf die Na- 
belweite. Der Nabel 
ist hier sehr eng und 
nur durch den letz- 
ten Umgang gebil- 
det (Fig. 3); jüngere 
Windungen werden 
kaum sichtbar. Bei 
diaphana fällt der 
untere Mundsaum 
genau in das Nabel- 
zentrum ein und läßt 
höchstens eine halb- 
verdecktekleine Öff- 
nung frei. Daß es 
bei diesem Krite- 
rium aber keine 
scharfe Grenze gibt, wird jeder erkennen, der einige hundert Exemplare 
durch die Lupe betrachtet hat. — Clessins Maße sind zu klein; Gehäuse 
mit über 3 mm Durchmesser sind Regel; meine größten übersteigen 
3,6 mm. 


16. Crystallus diaphana Studer. 


Verbreitung um Basel: Sissacher Fluh, Beinwilertal (Fuß der 
Hohen Winde), Neuenburger Jura (Godet), Volkertsberg (leider zerbrach 
mir dieses Gehäuse, so daß ich es nicht mehr nachprüfen konnte). 

Verbreitung in der Schweiz: Ich glaube mit March. Pauluei, daß 
frühere Autoren unter dem Namen diaphana meist unsere subrimata 
Reinh. vor Augen hatten. Dadurch sind viele ältere Angaben un- 
zuverlässig, oder doch unbestimmt. Wenn man aber auch nur die- 
jenigen Arbeiten berücksichtigt, die beide Arten zugleich nennen, so 
gewinnt man doch den Eindruck, diaphana fehle nirgends in der 
Schweiz. Das bestärkt aber wiederum nur die Behauptung: subrimata 


SE ON 


und diaphana gehören zusammen, oder, etwas vorsichtiger ausgedrückt: 
bei uns besteht keine feste, untrügliche Grenze zwischen beiden Formen. 

Allgemeine Verbreitung: Crystallus diaphana ist weit verbreitet. 
Ich habe zwar gegen alle Meldungen ein kleines Mißtrauen, eben 
wegen der Schwierigkeit, die die Trennung der zwei Arten verursacht. 
Sie wird aus Frankreich, Deutschland, England, Skandinavien, Österreich- 
Ungarn,Croatien,Dal- 
matien und Rumänien, 
mit einiger Reserve 
auch von Corsica ge- 
meldet. 

Veriikale Verbrei- 
fung: Studer nennt 
die Schnecke von der 
Furka-Paßhöhe (2430 
m), Scharff von Mür- 
ren (1700 m), Gredler 
aus dem Tirol bei 
2000 m Höhe. 

Zur Lebensweise: 
Das Tier hält sich sehr 
verborgen und gehört 
zu den seltenen Arten. 
Es bewohnt mit Vor- 
liebe Waldhalden, fel- 
sige, schluchtenartige 
Hochtäler und nördliche, nasse Wiesen und verrät große Neigung zu 
subterraner Lebensweise, wie manche Artgenossin. 

Bemerkung: Leider ist mein diaphana-Material nicht reichlich 
genug, um die Art gegen subrimata allseitig zu umgrenzen. Ich ver- 
weise auf die Bemerkungen bei voriger Art und gebe in Fig. 4 eine 
diaphana, wie sie mir begegnete und von Prof. Godet als solche be- 
stätigt wurde. 


Fam. Naninidae. 
Genus Euconulus Reinhardt. 


17. Euconulus fulvus. Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist; linkes und rechtes Rheinufer 
unterhalb Basel (im Gras und Gebüsch), Freiburg, Mülhausen. Schloß 
Dorneck, Schloß Reichenstein, Gempenstollen, Birsgenist, Rütihard, 
Schauenburg, Sissacher Fluh, Kaltbrunnental. Pfäffinger Schloß, Burg, 
Klein Lützel, Frohburg, Bölchen, Paßwang, Hohe Winde, Vallanvron. 
Wiesegenist, Rötteler Schloß. Käferholz. Bettingen. 

Verbreitung in der Schweiz: Euconulus fulvus fehlt nirgends auf 
größere Strecken. 


BE gr 


Allgemeine Verbreitung: Er ist ein Ubiquist der Palaearktis, ist 
circumpolar und bewohnt ganz Europa, Nord-Asien bis Kamtschatka 
(die Kaukasusländer inbegriffen) und Nord-Amerika. Im Norden er- 
reicht er Lappland, Island und Grönland (H. Fabricii Martens). 

Vertikale Verbreitung: Euconulus erreicht die subnivale Region 
Aus dem Tirol nennt sie Clessin bei 2270 m; am Gürgaletsch erbeutete 
ich sie bei 2400 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Die biologische Amplitude dieser Art ist sehr 
groß. Ich fand sie im Felsenmulm, im Haldenschutt, in Wäldern (Misch- 
und Hochwald, Gebüschen, Tannengehölz), unter totem Laub und unter 
Steinen, auf nassen und trockenen Wiesen. Den Tag über regt sie 
sich nur bei feuchter Witterung, kommt aber auf den Abend hin regel- 
mäßig hervor und steigt oft an Pflanzen empor. 

Bemerkung: Geyer redet auch noch in der 2. Auflage seines schönen 
Büchleins „Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken“ von einem Conulus 
praticola, der sich durch deutliche Spiralstreifen auf der Unterseite 
von fulvus unterscheide. Eine genauere Prüfung meines Materials stellte 
fest, daß fast alle Gehäuse von Euconulus diese Spirale zeigen. Sie 
ist bei schwacher Vergrößerung leicht zu erkennen. Es zeigte sich 
ferner, daß die Abstände der Spiral-Kreise je nach dem Fundorte ver- 
schieden sind; ich konnte folgende vier Fälle erkennen: 

1. Die Spirallinien stehen sehr eng beisammen in regelmäßigen 
Abständen. 

2. Sie stehen weit auseinander. 

3. Sie zeigen gegenüber 1. und 2. einen mittleren Abstand. — 
Diesen drei regelmäßigen Linierungen steht 

4. eine unregelmäßige gegenüber, die aus 1. und 2. kombiniert 
zu sein scheint (Fig. 5). 

Im Genist können auch zwei oder mehrere Spiralmodi auftreten. 
Die englinierten Gehäuse sind in der Farbe mitunter heller, die weit- 
linierten dagegen dunkler. Der Unterschied ist dann bedeutend. Die 
Sache ist noch nicht genügend geprüft, um sichere Relationen fest- 
stellen zu können. Daß es sich immerhin lohnen dürfte, der Erschei- 
nung auf den Grund zu gehen, beweist schon das 4. Schema, das im 
Hinblick auf 1. und 2. eigentlich zum Experimentieren herausfordert. 

Die fein linierte Oberseite des Gehäuses zeigt neben den iteralen 
Linien nicht selten auch kontinuale, die mit den erstern ein äußerst 
feines Gitter bilden, das dem Beschauer unter günstigen Verhältnissen 
ein prachtvolles Spektrum darbietet. 


+ Ze 


Fam. Polyplacognatha. 
Genus Punctum Morse. 


18. Punctum pygmaeum Drap. 


Verbreitung um Basel: Groß Hüningen (Festungstrümmer), Rhein- 
genist. Michelfelden, Ebene nördlich Rosenau (vielleicht angespült). 
Birsgenist, Reichensteiner Hügel, Böckten. Blauen, Flüh-Hofstetten, 
Unt. Klus, Hohe Winde, (Nord Fuß). Wiesegenist, Käferholz, Inzlingen 
(Bachrand), Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Schnecke fehlt nirgends in der 
Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Punctum pygmaeum bewohnt als Ubi- 
quist der palaearktischen Region ganz Europa, ausgenommen Süd- 
Spanien und Griechenland, ferner ganz Nord-Asien und die Kaukasus- 
Länder. 

Vertikale Verbreitung: Punctum pygmaeum steigt in die alpine 
Region hinauf. Sie wird gemeldet aus Savoyen und von Mürren bei 
1700 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Die Art ist feuchtigkeitsliebend und wärme- 
scheu und wird ihrer Kleinheit wegen oft übersehen. Sie lebt unter 
faulem Holz, totem Laub, Moos und Steinen, im Wurzelwerk der Wiesen, 
sowie im Mulm der Felsen. Sie ist dabei keineswegs an eine bestimmte 
Unterlage gebunden. 

Bemerkung: Meine Exemplare erreichen in der Umgangszahl 
Clessins Angabe nie; im besten Falle habe ich knapp vier Umgänge 
gezählt. Die Gehäuseoberfläche scheint mir weniger „fein und dicht 
gestreift“ (Cless.), als vielmehr fein gerippt bis rippenstreifig zu sein. 


Fam. Patulidae. 
Genus Patula Held. 


19. Patula rotundata. Müller. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof, Rheingenist, Bierburg- 
bord, bei Grenzach, Ebene von Herthen. Leopoldshöhe, Egringen, 
Müllheim. Birsfelder Fähre (Bauernhaus), Basel-Augst. Neu Allschwil, 
Bachrand Hilfsspital-Allschwil, Groß Hüningen, Hegenheimer Wald, 
Fischzucht (Schotterwall). Bottmingen, Ettingen, Südhalde Benken, 
Jakobsbergerhölzli. Birsgenist, St. Jakob, Rütihard. Gempenplateau 
(Asp, Wald ob Münchenstein). Wartenberg, ob. Sichternhof, Schleifen- 
berg, Sissacher Fluh. Blauen, Landskron, Hauenstein (Südseite), Schmutz- 
berg, Bölchen (Nord und Süd), Paßwang, Hohe Winde, Grindel am 
Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Volkertsberg, Riehen -Inzlingen, 
Wehratal. Wiesegenist, Riehen, Lörrach, Käferholz, Rötteler Schloß, 
Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Säckinger Bachrand, Sausenburg, 
Badisch Blauen. 


AR TE 


Verbreitung in der Schweiz: Patula rotundata ist in der ganzen 
Schweiz gemein. 

Allgemeine Verbreitung: Die Art bewohnt ganz Europa ohne 
Süd-Spanien und Griechenland, nach Osten scheint sie am Ural und 
am Schwarzen Meere Halt zu machen. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura und in den Voralpen steigt das 
Tier bis zur oberen Grenze der Waldregion. Ich nenne folgende 
Daten: Vallanvron 1000 m, Bölchen 1100 m, Badisch Blauen 1160 m, 
Tschiertschen 1350 m, Frohnalp 1450 m, Stätzerhorn 1500 m, Chamony 
1600 m. 

Zur Lebensweise: Das Tier lebt verborgen unter Steinen, Halden- 
und Ruinenschutt, an feuchten schattigen Orten, besonders gern unter 
Schutthaufen in der Nähe menschlicher Wohnungen und an altem 
Mauerwerk. Hie und da steigt es an Bäumen auf, wohl den Flechten 
nach; es labt sich auch an Hutpilzen. Im Nadelwald und in den ent- 
sprechenden nordischen Regionen, sowie auf Urgestein wird es seltener 
und kleiner, dünnschalig und zerbrechlich. 

Tiere, die ich Mitte Dezember bei etwa — 3°C. erbeutete, 
krochen im Zimmer sofort lebhaft umher. Bei — 10° bildeten alle ein 
häutiges Diaphragma aus. Patula rotundata erträgt tiefe Temperaturen 
schadlos und verbringt nur sehrkurze Zeit im eigentlichen Winterschlaf, 
unter günstigen Verhältnissen stellt sie ihre Lebensfunktionen auch 
gar nicht ein. 

Die Größe des Gehäuses pendelt zwischen 4, 2 und 7,3 mm; 
die größten fand ich auf Tüllingen (Steinbruch auf der Nord-Westseite). 

Bemerkung: Die Gehäusehöhe ist inkonstant. Die Färbung ten- 
diert auf Urgestein nach dem grünlichen hin. Alle Gehäuse vom 
Badischen Blauen (Kulm) zeigen zerstörte erste Windungen. Die 
Erscheinung ist in diesem Falle rein mechanisch als Wirkung der 
Reibung am Substrat aufzufassen. Die Gehäusespitze ist am exponier- 
testen und mechanisch am meisten beansprucht, wenn sich Hinder- 
nisse in den Weg stellen. Der Kontakt zwischen Epidermis und Kalk- 
schicht läßt bei gewissen Formen mit zunehmender Höhe, in Verbindung 
mit andern Faktoren (Kalkarmut etc.) oft zu wünschen übrig (Helix 
pomatia, Tachea sylvatica...), ein Umstand, der das Zerstörungswerk 
sehr begünstigt. 


20. Patula ruderata. Studer. 


Verbreitung um Basel: Bölchenfluh 1100 m. ü. M. 

Verbreitung in der Schweiz: Patula ruderata hat in der Schweiz 
ein doppeltes Areal. Eigentlich heimatberechtigt ist sie im Ostflügel 
der Nord- und Süd-Alpen. Sie ist bekannt aus den Kantonen Grau- 
bünden, Tessin (Val Piora), Glarus, Uri, Unterwalden und Berner- 
oberland (Haslital). Sie wird auch St. Gallen und Schwyz nicht fehlen. 
Aus den Westalpen kenne ich sie nicht. Dann aber hat sie Godet 


N Lea, 


VIREN. 


im Neuenburger Jura entdeckt, und ich konnte seinen sehr vereinzelten 
Fundorten noch einen aus dem Basler Jura beifügen. Dem ganzen 
schweizerischen Mittelland vom Boden- bis zum Genfersee fehlt die 
Art. Das sporadische Vorkommen im Jura gibt den wenigen Fundorten 
den Charakter von Refugien. 

Allgemeine Verbreitung: Patula ruderata hat ubiquistische Ver- 
breitung, die aber nicht des Interessanten entbehrt. Zunächst bewohnt 
sie das Gebiet der Alpen, in welchem sie, auch im Süden, selten und 
nur den Flüssen entlang unter 600 m herabsteigt. Vereinzelte Vor- 
posten dieses alpinen Areals treffen wir im Jura, bei Cannstatt, im 
Böhmerwald, im Erzgebirge, in den Flußgebieten von Oder und Warthe 
(Landsberg), im Harz, in der Tatra und in den Karpaten. Diesem relativ 
kleinen alpinen und subalpinen Areal stelltsich ein viel ausgedehnteres zur 
Seite; es liegt im Norden und Osten, umfaßt Rußland (Moskau, Kursk, 
Charkow, Ural), Schweden, Norwegen, Lappland und Grönland und um- 
schließt ganz Nord-Asien bis an die Ochotsker See. Über Armenien 
und den Kaukasus findet es mit einer kurzen Unterbrechung den 
Kontakt wieder mit dem alpinen Zentrum. 

Dem West-Ende Eurasiens (etwa vom 6° östl. v. Gr. an) fehlt 
die Art. Doch in der neuen Welt hat sie Heimatrecht. Ich erhielt von 
Herrn P. Merian aus Süd-Kanada Exemplare, deren Identität mit unserer 
P. ruderata kaum angezweifelt werden kann. An eine Verschleppung 
durch den Menschen ist nicht zu denken. 

Vertikale Verbreitung: Das Tier erhebt sich über die obere 
Baumgrenze. Folgende Zahlen dienen zur Illustration: Unterwaz (Bündner 
Rheinthal) 530 pn, St. Croix 990 m, Bölchen 1100 m, Creux du Van 1400 m, 
Lenzer Heide 1500 m, Engadin und Mürren 1700 m, Urden Alp 2000 m, 
Val Piora 2000 m. 

Zur Lebensweise: Pat. ruderata liebt vorzüglich nasse Hochwälder, 
besonders Nadelwälder, wo sie bei Regenwetter an faulendem Holze 
massenhaft gesammelt werden kann. Sie ist in der alpinen Provinz ganz 
auf die Hochgebirgshänge beschränkt, geht aber in der nordischen, wo 
entsprechende klimatische Verhältnisse es gestatten, auch tiefer hinunter. 

Bemerkung: Die beiden Verbreitungszentren dieser Art finden 
eine auffallende Parallele in den Gebieten größter Vergletscherung 
während der Eiszeit. 

Die Exemplare von Landsberg a. d. Warthe, die ich Herrn D. Geyer 
verdanke, sind viel kleiner als meine alpinen Formen. 


Genus Pyramidula Filz. 
21. Pyramidula rupestris Drp. 

Verbreitung um Basel: Degerfelden, Efringen, Groß Hüningen. 
Wartenberg, Schauenburg, Schloß Birseck, Schloß Dorneck. Landskron, 
Flühen-Hofstetten, Blauen (ob Ettingen), Untere Klus, Pfäffinger Schloß, 
Frohburg, Hauenstein (Südseite), Beinwilertal, Hasenmatte, Vallanvron. 
Istein-Klein Kems. 


Bi 


Verbreitung in der Schweiz : Die Art scheint nur den Hochburgen 
alt krystalliner Gesteine zu fehlen. Sie bewohnt die ganze Nord- 
schweiz bis hoch in die Kalkalpen hinauf, fehlt auch dem Bündner- 
schiefer, überhaupt der exotischen, inner- und südalpinen Juraformation 
nicht. Nord-Tessin und Süd-Graubünden entbehren ihrer. Im Süden 
der Seen (Mendrisio) wird sie wieder sehr häufig. 

Allgemeine Verbreitung: Das große Areal von Pyramidula rupestris 
hat seinen Schwerpunkt mehr im Süden. Die Art bewohnt zunächst die 
Alpenländer und Vorländer und kriecht nordwärts, teils den Stromstraßen, 
teils den Bergketten nach bis an die niederländische Grenze (Rheinisches 
Schiefergebirge). Auch von England wird sie gemeldet. Ähnliche Vor- 
posten treffen wir im Thüringer Wald, an der untern Mosel, bei Wies- 
baden, im untern Elsaß, in den Cevennen undin der Auvergne, dann in 
Schlesien,in der Hohen Tatra, in den Karpaten (bis nach Rumänien hinein). 
Rußland und Skandinavien fehlt die Art. Sie taucht dann im Kaukasus 
wieder auf und wird selbst aus Nord-Persien und Transkaspien ge- 
meldet. In Europa geht sie weit nach Süden (Sizilien, Peloponnes, 
Kykladen). Sie soll sogar den Nordafrikanischen Strandgebirgen 
nicht fehlen. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura übersteigt die Art gelegentlich 
die Niveaulinie von 1000 m (Vallanvron, Hasenmatte), in den Alpen dringt 
sie weit in die subnivale Region vor. Ich nenne folgende Fundorte: 
Tschiertschen 1350 m; Alpstein 1450 m, Mürren 1700 m, Calfeisental 
1790 m, Urden-Alp 2000 m, Rhaetikon über 2000 m noch sehr häufig, 
Gürgaletsch 2300 m, Hintergrund des Sertigtales 2600 m. 

Zur Lebensweise: Pyramidula rupestris ist eine qusgesprochene 
Berg- und Felsenschnecke. Sie zieht den Kalk den krystallinen Unter- 
lagen entschieden vor. Wird sie an Randfelsen von der Sonne über- 
rascht, so bleibt sie oft den ganzen Tag über haften und kann dann 
mitunter zu Tausenden abgelesen werden. Sie lebt aber auch im 
Haldenschutt und im feuchten Moos, erträgt somit und im Hinblick 
auf die vertikale Verbreitung bedeutende Temperaturschwankungen. 
Ihr Vorkommen in den Niederungen ist auf passive Verschleppung 
zurückzuführen. Nach Weinland ist Pyramidula rupestris vivipar; sie 
stellt also eine interessante Parallele dar zu Salamandra atra Laur. 
Meine größten Exemplare stammen von der Urden-Alp (3 mm Durch- 
messer). Die Varietäten saxatilis Hartm. und trochoides Kregl. sind 
bedeutungslos. 


Fam. Eulotidae. 
Genus Eulota Hartm. 


22. Eulota fruticum. Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinfelden, Nollingen, Ebene von Herthen, 
Klybeckinsel, Rheinebene unterhalb Klein Hüningen bis Klein Kems, 
Egringen, Lange Erlen, Damm bei Weil. Freiburg. Basel-Augst. Groß 


a 


Hüningen, Neudorfer Heide bis gegen Rosenau und östlich von 
Rosenau, Hegenheimer Bachrand. Mülhausen. Südhalde Reinach. Ther- 
wil, Südhalde Benken, Binningen. St. Jakob an der Birs, Birsufer 
Neue Welt. Schleifenberg, Wartenberg (Südseite), Schloß Birseck, 
Schloß Dorneck, Waldrand ob Münchenstein, Sissacher Fluh. Pfäffinger 
Schloß, Flüh-Hofstetten, Hauenstein (Südseite), Lorenzenbad. Rötteln, 
Wehratal. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt bis zur untern Wald- 
region nirgends auf größere Strecken. Es sind ihr in der Schweiz nur 
in vertikaler Richtung Grenzen gesteckt. 

Allgemeine Verbreitung: Eulota fruticum ist über ganz Europa 
verbreitet mit alleiniger Ausnahme von Großbritannien, wo sie aber 
fossil nachgewiesen wurde. Sie geht in der forma schrenckii Midd. 
über den Polarkreis hinaus. Ganz europäisch Rußland, Sibirien und 
Transbaikalien gehören zu ihrem Areal. Im Südosten übersteigt sie 
_ den Kaukasus, um erst in den Hochländern Turkestans verwandten 
Formen Platz zu machen. 

Vertikale Verbreitung: Nur ausnahmsweise begegnet man dieser 
Art in bedeutenden Höhen, und ihre nordische Ausdehnung steht in 
einigem Gegensatz zu ihrer vertikalen. Die Region der Buchenwälder 
übersteigt sie nie und erreicht nur an südlich exponierten, warmen 
Halden ansehnlichere Höhen, so im Tirol 1300 m, bei Tschiertschen im 
Schanfigg 1350 m ü. M. Scharff nennt sie von Mürren bei 1700 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Im Gegensatz zu ‘allen bisher behandelten 
Arten macht sich hier ein größeres Bedürfnis für höhere Temperaturen 
geltend. Nicht nur bewohnt Eulota mit Vorliebe die Grassteppen und 
unkultivierten, zerstreuten Gebüsche der Ebene, sondern sie läßt sich 
an Südhalden nicht ungern von der Sonne bescheinen. Trockene 
Schotterdämme, warme Mischwaldhalden, unwirtliches Brombeerge- 
büsch, sagen ihr zu. Auch Obstgärten, buschige Seegelände und 
Weidenmulm verschmäht sie nicht. Mit ganz besonderer Wonne 
labt sich das Tier an Brennesseln und läßt sich auch die Hopfen 
schmecken, trotz der unerhörten Schutzmittel, die hier wie dort vor 
Schneckenfraß bewahren sollen. Als eigentliche Buschschnecke hat sie, 
besonders im Herbst, die Gewohnheit, sich an die Unterseite der 
Blätter zu hängen. Im Winter verkriecht sie sich im Boden und schützt 
sich durch drei bis vier kalkige Deckel. 

Bemerkung: Die Gehäuse trockener Fundorte sind solid, derb 
und zeigen oft eigentliche Rippung und deutliche Wachstumsansätze. 
Der schön pigmentierte Mantel scheint dann weniger stark durch. 
Exemplare mit dunkelrotbraunem Bande fand ich zwischen Vitznau und 
Gersau an der Straße. 

Die Familie der Eulotiden gehört einer Fauna an, die für Ost- 
Asien (Japan) und West-Amerika charakteristisch ist und sich weit 
ausdehnt auf die Jnselwelt südlich vom Äquator. Unsere fruticum 
wird trotz der Ausdehnung ihres Areals als asiatischer Eindring- 


I 


ling angesehen. Im Gegensatz zu dieser Annahme verlegt Simroth 
(Pendulationstheorie)den Schöpfungsherd der Familie nach Europa und 
erklärt die heutige Situation als eine Folge transversaler Verschiebung 
nach Osten, der nur unsere fruticum widerstehen konnte. Veranlassung 
zu dieser Verschiebung gab die nördliche Lage des Wohnsitzes während 
der Glacialzeit. 


Fam. Helicidae. 
Genus Vallonia. Risso. 


23. Vallonia adela Westerl. 


Verbreitung um Basel: D. Geyer fand adela in Anspülungen des 
Doubs bei Les Brenets. 

Verbreitung in der Schweiz: Unbekannt. 

Allgemeine Verbreitung: Die Art gedeiht auf den Wiesen der 
schwäbischen Alb. Auch kennen wir sie aus den Anspülungen der 
Donau, des Neckars, des Mains, der Saale und der Oder. Es ist an- 
zunehmen, daß sie da und dort auf den feuchtern Weiden unseres 
Schweizer-Jura noch gefunden wird. Westerlund nennt sie von Sibirien 
und Böttger aus Transkaspien. 

Vertikale Verbreitung: Unbekannt. 

Zur Lebensweise: Vallonia adela scheint eine typische Wiesen- 
schnecke zu sein. 


24. Vallonia costata. Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinbord Bierburg, Ebene von Herthen. 
Rheingenist, Klein Kems, Müllheim, Kaiserstuhl. Augst, Birsfelden, Wiese 
hinter Friedmatt, Hegenheimerstraße (Acker), Bachrand Hilfspital-All- 
schwil, Hegenheimer Wald und Bachrand, Groß Hüningen, nördlich 
und östlich Rosenau. Südhalde Reinach, Südhalde Benken. Birsgenist, 
Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Wartenberg. Pfäffinger Schloß, 
Untere Klus, Flühen-Hofstetten, Frohburg, Bölchen, Paßwang, Hohe 
Winde (Nordfuß), Vallanvron. Inzlinger Bachrand, Bettinger Südhalde, 
Degerfelden, Hohe Flum. Wiesegenist, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. 
Istein-Klein Kems, Ruine Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt nirgends auf größere 
Strecken. - 
Allgemeine Verbreitung: Vallonia costata ist über ganz Europa 
verbreitet. Nach Osten reicht sie bis Ost-Sibirien und dehnt ihr Areal 
über den Kaukasus und die Steppen Zentralasiens aus, um in den 
Bergländern Turkestans Halt zu machen. 

Vertikale Verbreitung: Die Art bevorzugt die tiefern Talschaften 
und erreicht die obere Baumgrenze nicht. Ich fand sie auf Bölchen- 
kulm bei 1100 und in Tschiertschen bei 1330 m. Aus dem Tirol wird 
sie aus 1500, von Mürren aus 1700 m Höhe noch gemeldet. 


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Zur Lebensweise: Die biologische Amplitude der Vallonia costata 
ist groß. Sie gehört der Wiesen-, Wald- und Felsenfauna an. Typisch 
ist für sie aber auch die Vorliebe zu warmen Halden und trockenen 
Plätzen. So trifft man sie regelmäßig an sonnigen Randfelsen, an 
Rebgeländen und auf spärlichen Schotterwiesen. Am Wurzelwerk, 
im Mulm hohler Bäume, im Moos, an Mauern, unter Steinbrocken, im 
Halden-und Ruinenschutt und in Felsspalten ist sie zu sammeln. Sie be- 
wohnt aber auch die saftigen Wiesen des Flachlandes und erlangt 
dort die stattliche Gestalt von 3 mm, die sie bei uns nie erreicht. Die 
jurassischen Formen scheinen durchwegs kleiner zu sein, wofür die 
relative Trockenheit des kalkigen Bodens zum Teil verantwortlich ge- 
macht werden muß. 

Bemerkung: Vallonia costata herrscht bei uns gegenüber pulchella 
bedeutend vor, obgleich die Arten bei etwa 70 °/o der Sammelproben bei- 
sammen getroffen wurden. Nur ausnahmsweise fand ich pulchella allein, 
und oft entpuppte sich eine vermeintliche und mit der Lupe bestätigte 
pulchella unter dem Mikroskop als eine costata var. helvetica. Ich 
bin geneigt, die beiden Formen als Gestaltungsextreme einer und der- 
selben Art aufzufassen. Die vorzügliche und vorbildliche Arbeit Geyers 
über diesen Stoff kann uns nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, 
daß in der Natur die Grenze zwischen beiden Typen oft auf ein 
nicht mehr zu erkennendes Minimum verwischt, sowohl in Bezug auf 
die Rippung, als auch auf die Mündungscharaktere. 

Wenn nun aber ohne weiteres die Zweckmäßigkeit einer selb- 
ständigen Benennung dieser beiden Extremfälle einleuchtet, so ist das 
bei Übergangsformen weniger der Fall. Eine solche ist var. helvetica 
Sterki. Sie ist, wie Geyer mit Recht betont, lückenlos mit costata 
verbunden. Sollte das ungeheure Material, das Geyer verarbeitete, 
nicht auch eine Brücke hinübergeschlagen haben zu pulchella? Meine 
Vallonien-Sammlung enthält nicht selten Stücke, die weder zu helvetica 
noch zu pulchella gestellt werden dürfen; helvetica ist zudem ein 
etwas vager Begriff, indem die sogenannte Rippenlosigkeit alle mög- 
lichen Abstufungen von der feinsten, linienhaften Andeutung bis zur 
mikroskopisch feinen, aber ausgesprochen plastischen Wellung an- 
nehmen kann. Aber auch die geographische Kontrolle, die eine Art, 
bezw. Varietät erst dann gelten läßt, wenn ihr auch ein eigenes Ver- 
breitungsgebiet zukommt, will versagen. Vallonia helvetica habe ich 
immer mit typischen costata vermischt gefunden, und meine Erwar- 
tungen, unter costata-Material, wenn auch in wechselndem Zahlenver- 
hältnis doch immer var. helvetica zu treffen, haben mich nie getäuscht. 
An andern Orten mag es anders sein, hier im Basler-Jura stehen die 
Verhältnisse so, daß helvetica nicht einmal varietätsberechtigt ist; sie 
stellt eine von den vielen rein individuellen Spielarten dar, deren 
Vallonia costata, wie alle Lebewesen, fähig ist. Trockener, steiniger 
Waldboden und Haldenschutt scheinen ihre Entstehung zu begünstigen. 
— Würde aber jede solche Spielart ettiquettiert, und wollte man bei 


PN Dee 


allen Lebewesen, etwa auch beim Homo sapiens, analog verfahren, 
wer übersähe dann noch das uferlose Meer von Namen? 

Für mich handelt es sich, soweit Rippen und Rippenspuren zu 
erkennen sind, um costata. Zu bestimmen ist nur noch der Grad der 
Berippung; dieser ist mit wenigen attributiven, dem Sprachgebrauch 
geläufigen Ausdrücken besser gekennzeichnet als durch Namen, die 
eben doch nur Namen sind und leicht zur Schablone werden. — 


25. Vallonia puichella Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinbord Gasfabrik, Herthen (hinter dem 
Bahnhof rheinwärts). Basel-Augst, Wiese hinter Friedmatt, Groß- 
Hüningen, Bachgraben Hegenheimerstraße, Rheinebene nördl. Rosenau. 
Südhalde Reinach, Südhalde Benken, Bottminger Mühle. St. Jakob, 
Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Birsgenist, Reichensteiner Schloß. 
Landskron, Pfäffinger Schloß, Bölchen (Südseite), Paßwang. Dinkelberg, 
Bachgelände Riehen-Inzlingen, Südhalde Bettingen, Hohe Flum. Rötteler 
Schloß, Isteiner Klotz. 

Verbreitung in der Schweiz: Vallonia pulchella ist über die ganze 
Schweiz verbreitet. 

Allgemeine Verbreitung: Ähnlich wie bei costata. Auch in Nord- 
Afrika ist sie daheim. Im Basler Museum liegen Exemplare aus dem 
Staat Ohio. 

Vertikale Verbreitung: pulchella steigt noch höher hinauf als 
costata, ohne die obere Baumgrenze zu überschreiten; sie erreicht im 
Tirol und am Alpstein 1500, im Bergell und Calfeisental 1800 m. 

Zur Lebensweise: Die Fundorte dieser Art sind beinahe die- 
selben wie bei der vorigen; dennoch macht sich größere Neigung zur 
Feuchtigkeit geltend. Sie gedeiht im Moor, in Wiesen, an Quell- 
rändern und bewachsenen Ufern, im Mischwald, im Grundmoos, an 
Rhizomen, an faulem Holz und unter Laub und gehört an trockeneren 
Rainen und an sonnigem Gestein zu den selteneren Erscheinungen. 

Bemerkung: Das Mißtrauen, das Geyer der Vallonia excentrica 
Sterki entgegenbringt, ist vollständig am Platz. Nicht nur die Gesetz- 
losigkeit ihrer Verbreitung läßt bererechtigte Zweifel aufkommen, 
sondern viel mehr noch der Umstand, daß unter costata-Formen die 
völlig entsprechenden excentrischen Gehäuse auftreten. Ich erkannte 
dies, lange bevor ich Vall. cost. var. excentrica Godet kennen lernte, 
die aber wiederum nur eine Bestätigung dafür ist, daß es eine Eigen- 
tümlichkeit beider, ja vielleicht aller Vallonien, wie so vieler anderer 
Gehäuseschnecken ist, den letzten Umgang nach eigenem Gesetze an- 
zulegen. Alle excentrica-Formen kann ich nur als Deformationen auf- 
fassen. Den Ausdruck Varietät halte ich für solche rein subjektiven 
Erscheinungen nicht für statthaft. 


roh, ME 


Sterki hält zwar neuerdings an Vallonia excentrica fest, nennt 
sie auch aus Nordost-Amerika und fossil aus diluvialen Ablagerungen. 
An beiden Orten aber findet man sie neben pulchella, genau wie bei 
uns, was von einer einfachen skalariden Abnormität nicht anders zu 
erwarten ist. 


Genus Helicodonta Risso. 


26. Helicodonta obvoiuta Müller. 


Verbreitung um Basel: Grenzach, Rheinbord Bierburg, Lange 
Erlen, Schotterdamm Weil, Müllheim, Freiburg, Kaiserstuhl. Basel-Augst, 
Hard, Birsfelder Rheinbord, Groß Hüningen, Schotterwall Fischzucht, 
Mülhausen. Allschwiler Wald, Reinacher Wald, Südhalde Benken. 
St. Jakob, Birsgenist. Wald ob Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß 
Dorneck, Gempenfluh, Wartenberg, Schöntal, Schleifenberg, Nuglar, 
Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Landskron, Blauenkette (Ettingen, 
Kellengraben, Nenzlingen, Pfäffinger Schloß, Unt. Kius). Frohburg, 
Hauenstein-Bölchen Kette, Paßwang, Balstal, Hohe Winde, Grindel, 
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (Hörnli ob Grenzach, Chrischona, 
Riehen-Inzlingen, Volkertsberg, Hohe Flum). Rötteler Schloß, Tüllinger 
Hügel, Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Helicodonta obvoluta findet sich 
überall bis zur obern Waldregion. 

Allgemeine Verbreitung: Die Art ist für die mitteleuropäischen 
Bergländer charakteristisch, folgt aber dem norddeutschen Waldgebiet 
bis nach Süd-Dänemark. Über Frankreich erreichte sie England. 
Südwärts übersteigt sie die Pyrenäen, gelangt nach Portugal und war in 
Messina Zeuge der furchtbaren Geschehnisse zur Jahreswende. Dem 
Südfuß der Alpen folgt sie nach Osten bis Bosnien und Siebenbürgen. 
Die Ostgrenze ihres Areals wird durch die Karpaten und Sudeten 
gebildet. 

Vertikale Verbreitung: Die obere Waldregion wird nie über- 
schritten. Ich fand das Tier in Höhen von 1000 m (Paßwang, Vallanvron) 
und 1100 m (Paßwang). Aus dem Tirol wird es aus 1300 m noch 
gemeldet. 

Zur Lebensweise: Helicodonta ist eine ausgesprochene Berg- und 
Waldschnecke; nur längs der Flußufer hat sie sich auch in den 
Niederungen, etwa im Weidenmulm, angesiedelt. Im feuchten Humus 
steiniger Buchenhänge, an faulenden Strünken, zwischen Felstrümmern 
mit Moospolstern und Kräutern, an Hutpilzen, führt sie ein zurück- 
gezogenes Leben. Sie ist eine unserer gemeinsten Arten und fehlt 
nirgends, wo Wald und Gebüsch ihre Schatten hinwerfen. Auch ist 
sie nicht absolut an Kalkstein gebunden. Die Gehäusegröße schwankt 
am selben Fundort sehr. Eine Reduktion derselben mit zunehmender 
Höhe konnte ich einwandfrei nicht konstatieren. Mein kleinstes 


5 


ER 


Exemplar mißt 9 (Allschwiler Wald), mein größtes 13 mm (Balstal). 
Das Tier scheint einen langen Winterschlaf zu tun; ich fand lebende 
Tiere Ende September schon eingedeckelt und verborgen, und auch an 
Südhalden kommt sie im Frühjahr später hervor als Xerophila erice- 
torum. Der abgestoßene verkalkte Hautdeckel wird mit Appetit verzehrt. 

Bemerkung: Enthaarte Gehäuse zeigen unter dem Mikroskop 
oft sehr deutliche Haarnarben. Bei scharfer Einstellung erkennt man 
feine Schüppchen, welche die ganze Oberfläche bedecken. In ihrer 
Beziehung zum Haupthaar bestehen ähnliche Verhältnisse, wie sie bei 
Isognomostoma angeführt werden. 


27. Helicodonta holoserica Studer. 


Verbreitung um Basel: Ich kenne die Art aus der Nordwest- 
Schweiz nur von St. Croix; es ist aber anzunehmen, daß sie sich noch 
da und dort isoliert auf Jurahöhen finden wird. 

Verbreitung in der Schweiz: H. holoserica ist auf den Südosten 
der Schweiz beschränkt; die jurassische Kolonie, die Godet angibt, steht 
völlig isoliert da und hat ihre nächsten Stammesgenossen im Berner- 
Oberland (Studer) und am Pilatus (Bourguignat). Im Basler Museum 
liegen Exemplare vom Walensee; ferner nennt sie Ulrich von Werden- 
berg im St. Galler Rheintal. Weiter nach Norden dringt sie kaum vor, 
dürfte aber das ganze südöstlich gelegene Hochalpengebiet innehaben. 
Am-Stein führt sie mit Ausnahme des Puschlavs und Bergells von 
ganz Bünden an. Im hiesigen Museum befinden sich Stücke aus 
dem Val Piora. 

Allgemeine Verbreitung: Helicodonta holoserica gehört aus- 
schließlich den Ost-Alpen an. Von der Zentral-Schweiz folgt sie dem 
Hochgebirge ostwärts, einerseits bis fast ans adriatische Meer (Friaul) 
und bis Steiermark, anderseits hinüber über die hohe Tatra nach den 
Karpaten. Von diesem Zentrum aus sind einige isolierte Punkte ab- 
gesplittert; so finden wir die Art im schweizerischen und französischen 
"Jura, im bayrischen Wald, im Böhmer-Wald, im Franken- Jura, im 
Fichtelgebirge, im Thüringer-Wald, im Erz- und Riesengebirge und in 
den Sudeten, aber stets vereinzelt und selten. 

Vertikale Verbreitung: Mit der oberen Waldgrenze steigt die 
Schnecke über 2000 m empor; so im Bündnerland, im Tessin und im 
Tirol. Im Flach- und Hügelland fehlt sie vollständig. Scharff nennt sie 
von Mürren bei 1700 m. 

Zur Lebensweise: Der östliche Einwanderer hält sich streng an 
die nassen Hoch- und Tannenwälder des Gebirges, lebt aber auch da 
verborgen und steigt nur zur Regenzeit ans Tageslicht. Mit Vorliebe 
nimmt er im Rindenwerk und im Wurzelmulm faulender Baumstrünke 
Quartier und führt ein ungeselliges Leben. 

Bemerkung: Diese Art bildet in ihrem Relictencharakter ein 
treffliches Analogon zu Patula ruderata Stud. 


Genus Fruticicola Held. 


28. Fruticicola edentula Drp. 


Verbreitung um Basel: Birsgenist, Rheingenist, Mülhausen 
(Mühlenbeck). Grindel am Fringeli, Les Brenets-Gravier, Vallanvron. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art ist zwar nicht ausschließlich 
auf Jura und Voralpen beschränkt, doch sind die Angaben aus dem 
Hügelland noch sehr spärlich (Bern, Zürich ....). Genaue Durchforschung 
dürfte dartun, daß auch die schweizerische Hochebene durchweg, wenn 
auch intervallat, von ihr bewohnt wird. 

Allgemeine Verbreitung: Fruticicola edentula bewohnt in erster 
Linie das Gebiet der Alpen von Frankreich bis in die letzten östlichen 
Ausläufer. Auch den angrenzenden Hochebenen fehlt sie nicht (Schweiz; 
Süd-Bayern) und besitzt im Jurazug noch Hausrecht. Weiter an der 
Peripherie wird ihr Auftreten sporadisch, so auf den Höhen von Süd- 
und Mitteldeutschland (Sächs. Geb.) und an der Ostgrenze, in Rumänien. 
In neuerer Zeit wird sie von Dybowski vom Baikalsee gemeldet. Im 
Süden folgt sie dem südlichen Alpenfuß. Die Akten über ihre Ver- 
breitung sind keineswegs abgeschlossen. 

Vertikale Verbreitung: Fruticicola edentula ist eine eigentliche 
Waldschnecke, überschreitet aber doch gelegentlich die obere Baum- 
grenze. So fand ich sie auf der Urden-Alp im Steingewirr einer 
Rhododendron-Wildnis bei 2000 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Vorliebe für Nässe charakterisiert diese Ge- 
birgsart. An felsigen, üppig bemoosten Buchenhalden, an der Unter- 
seite ausgesprochener Schattenpflanzen, unter Laub, an Moospolstern, 
etwa auch im Urtica-Gebüsch am Waldrand, führt sie ein verborgenes 
Dasein. 

Bemerkung: Ganz auffallend ist die große Variabilität der Ge- 
häuseform dieser Art in Bezug auf den Wölbungsindex (5): den Nabel, 
den Kiel, und ganz besonders in Bezug auf die Ausbildung des Mund- 
saumes. Die leise Andeutung einer weißlichen Lippe kann gewaltig 
cerescendieren und zu einer eigentlichen Zahnbildung auswachsen. 
Findet man Exemplare letzterer Art isoliert, so ist man ratlos über 
ihre systematische Stellung. Ergibt die Ausbildung des Zahnes den 
einzigen wesentlichen Unterschied dieser Art von der nächstfolgen- 
den, so halte ich es mit Roßmäßler, der beide Formen unter monodon 
Fer. (kobresiana v. Alt.) zusammenfaßt. Edentula ist eine Varietät von 
unidentata. 


29. Fruticicola unidentata Drp. 


Verbreitung um Basel: Im Basler Museum liegt ein Exemplar 
von Lützel (Südwest-Ende des Blauen) mit einem vollkommenen Zahn 
am Außenrand. 

Verbreitung in der Schweiz: Fruticicola unidentata wird in erster 
Linie angegeben von der Südost-Ecke der Schweiz. Graubünden, das 


Sarganserland und die Gebirgszüge bis zum Bodensee beherbergen 
die typische Form. Ich sammelte sie selbst in Wolfhalden. Ich ver- 
mute, daß es einer systematischen Durchforschung gelingen würde, 
ihr Dasein im ganzen Alpengebiet nachzuweisen. Als jurassischer 
Fundort steht Lützel isoliert da. 

Allgemeine Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet dieser Art deckt 
sich in der Hauptsache völlig mit demjenigen von edentula. Wie dort 
treffen wir vereinzelte Vorposten in den deutschen Mittelgebirgen, im 
Schwarzwald, in Ober-Schwaben, im Spessart, im Böhmer-Wald, in 
den sächsischen Gebirgen, im mährischen Gesenke; dann durch Flüsse 
verschleppt, so dem Rheine entlang bis in die Rheinprovinz, da und 
dort im Gebiet der Donau und der Altmühl (Pappenheim, Regensburg, 
Passau). Sie betritt auch französischen und italienischen Boden. Im 
hohen Norden ist sie noch nicht nachgewiesen. v. Martens redet von 
Fruticicola unidentata auf den Seychellen; es handelt sich hier offenbar 
um eine Verfrachtung durch den Menschen. 

Vertikale Verbreitung: Auch hier wird die alpine Region er- 
klommen; aus dem Tirol wird das Tier von 2270 m Höhe angegeben. 

Zur Lebensweise: Wie bei edentula. 

Bemerkung: Die auffallende Übereinstimmung der Areale dieser 
beiden Perforatella-Arten spricht entschieden dafür, daß edentula eine 
Variation der unidentata sei. Auch bei meinen unidentata-Funden 
von Tschiertschen ist die Stärke des Zahnes eine so variable Größe 
an ein und demselben Fundort, daß es kaum angeht, den Zahn als 
Artmerkmal festzuhalten. Warum verfährt man hier nicht in derselben 
Weise wie z. B. bei gewissen Pupen, wo man einer Pupilla mus- 
corum, einer P. triplicata, je eine var. edentula subordiniert. Die 
Situation dort scheint mir von derjenigen bei Perforatella prinzipiell 
nicht verschieden zu sein. 


30. Fruticicola hispida L. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene nordöstlich der Fischzucht- 
anstalt (vielleicht angeschwemmt). Birsgenist, Liestal. Wald hinter 
Pfäffinger Schloß, Frohburg, Hauenstein, Schmutzberg, Bölchen (Süd- 
seite), Hasenmatte, Biaufond am Doubs, Vallanvron. Wiesegenist, 
Rötteler Schloß. Wolfschlucht. 

Verbreitung in der Schweiz: Unter Vermeidung altkrystalliner 
Gebirge bewohnt Fruticicola hispida wohl die ganze Nordschweiz. 
In den Alpen dringt sie so weit vor, als es die petrographische 
Unterlage erlaubt; nur ausnahmsweise soll die Gesteinsgrenze über- 
schritten werden. Während nun die Art im Molasseland eher zu den 
Stammgästen zählt, und auch in meinem Untersuchungsgebiet, sowie 
in der Südwest-Ecke der Schweiz keineswegs rar ist, fällt es um so 
mehr auf, daß sie Godet aus dem Neuenburger Jura nicht kennt. — 
Wie weit sie auch auf die südalpine Juraformation vordringt, entzieht 


u N 


sich meiner Kenntnis. Rückschließend von der allgemeinen Verbreitung 
ist anzunehmen, daß sie nicht ganz fehlen wird. 

Allgemeine Verbreitung: Fruticicola bewohnt die ganze boreale 
Provinz. Von den Pyrenäen erreicht sie nach Osten die Alpen und 
den Apennin, dem sie bis nach Reggio folgt. Dem Südabhang der 
Alpen entlang zieht sich ihre Südgrenze weiter zum Schwarzen Meer. 
Auch dem Kaukasus, dem Altai und Transbaikalien fehlt die Art nicht. 
Der ganze, nördlich von dieser Linie gelegene Länderkomplex 
Eurasiens bis nah an den Polarkreis hinan wird von ihr bevölkert. — 
Eine Verschleppung durch den Menschen nach Halifax mag wohl er- 
wähnt werden. 

Vertikale Verbreitung: In den Alpen vermeidet hispida bedeutende 
Höhen. Immerhin übersteigt sie dann und wann die 1000 m Linie 
(Unterengadin, Hinterrheintal, Piemonteser Alpen), die sie auch im 
wärmeren Jura erreicht. 

Zur Lebensweise: Fruticicola hispida vertauscht in den Bergen 
ihren Lieblingswohnort, die Wiese, mit den laubreichen Buchenwald- 
halden. Man kann ihr auch im nassen Moos und an Bachrändern 
oder dann an mehr trockenen Böschungen begegnen. Ihre Vorliebe 
zum Kalk ist deutlich aus dem spärlichen Vorkommen auf Buntsand- 
stein und altkrystallinem Boden ersichtlich. — Der Durchmesser der 
Gehäuse schwankt zwischen 6 und 8,5 mm. 

Bemerkung: Die Var. concinna Jeffr. erbeutete ich in typischen 
Exemplaren in der Rappenlochschlucht bei Dornbirn. 


31. Fruticicola rufescens Penn. (— striolata Pir.). 


Verbreitung um Basel: Bachrand Hilfsspital-Hegenheim, Mül- 
hausen. St. Jakob an der Birs, Kaltbrunnental. Pfäffinger Schloß, 
Bölchenfluh, Fringelikamm, Hasenmatte, Moutier-Grandval, Vallanvron. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art ist besonders im Jura 
daheim; sie dehnt aber ihr schweizerisches Areal bis an den Nord- 
Fuß der Alpen aus. (Brestenberg, Uto, Vitznau, Wildhaus, Chur etc.) 
G. Stabile nennt sie dann auffallenderweise vom Monte Bre. 

Allgemeine Verbreitung: Fruticicola rufescens ist eine westliche 
Form. Ihre Ostgrenze dürfte vom schwäbischen Jura und der obern 
Donau gegen den Thüringer Wald nordwärts verlaufen (Augsburg, 
Günzburg, Nürnberg). Clessins Angabe von Schweden steht im Wider- 
spruch zu den Meldungen anderer Forscher. Es macht sich in der 
Nordost-Ecke des Verbreitungsgebietes eine große Unsicherheit geltend. 
Dann aber bewohnt sie die gallische Provinz und England. Im Süden 
macht sie am Südfuß der Alpen Halt. — Durch den Menschen soll 
sie nach Quebec verschleppt worden sein. 

Vertikale Verbreitung: In den Voralpen und im Jura wird die 
1000 m Isohypse erreicht. Mein höchster Fund stammt von der Spitze 
des Bölchen bei fast 1100 m Höhe. 


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Zur Lebensweise: Die „Berglaubschnecke“, wie das gesellige 
Tier genannt wird, bewohnt vorzüglich Kalkboden mit lockerem Wald- 
bestand. Sie lebt echt fruticicolenhaft, steigt dann und wann an 
Bäumen auf und bleibt unter der wärmenden Laubdecke bis weit in 
den Winter hinein munter. 

Bemerkung: Im Jura herrscht hellere Gehäusefarbe vor. — Die 
Variation montana Studer könnte den Glauben erwecken, als ob rufe- 
scens mit der Höhe kleiner und auch sonst in gesetzmäßiger Weise 
verändert würde. In dieser Allgemeinheit bewährt sich diese Behaup- 
tung nicht. Die Var. montana ist ein vages Ding. — Eine Be- 
haarung habe ich bei aller Augenbewaffnung nie konstatiert. Auch 
zur Var. subcarinata Cless. hege ich Zweifel; die Kielanlage erscheint 
hier als eine zu individuelle Angelegenheit, als daß darauf eine Variation 
gegründet werden könnte. 


Clessin identifiziert Frut. rufescens var. montana mit Helix cir- 


cinnata Studer, und Roßmäßler ordnet Frutic. plebeja der circinnata 
unter. Ich halte dafür, plebeja Studer sei eine Übergangsform von 
Helix circinnata zu Frutic. sericea Drp., während Frutic. ruf. var. mon- 
tana eine reine Spielart der rufescens darstellt. Man mag darüber 
streiten, wo plebeja unterzubringen sei; ich ordne sie bei sericea ein; 
meine Funde zeigen viel engere Beziehungen nach dieser Seite hin. 


32. Fruticicola sericea Drp. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof. Rheinebene Herthen, 
Schorenwald, Lange Erlen, Schotterwall gegen Weil, Klein Hüningen, 
Leopoldshöhe. Freiburg. Basel Augst, Hard, Birsfelder Rheinbord, 
Bachgraben hinter dem Hilfspital, Neu Allschwil, Neubad, Hegenheimer 
Bachrand, Groß Hüningen, Michelfelden. Allschwiler Wald, Südhalde 
Benken, Bottmingen, Batterie, Südhalde Reinach. St. Jakob, Asp, Birs- 
genist. Gempenplateau, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Wartenberg, 
Schleifenberg, Sichternhof, Nuglar, Orismühle, Sissacher Fluh. Blauen 
(auch Südseite), Untere Klus, Klein Lützel, Schafmatt (Südhalde), Froh- 
burg, Hauenstein, Schmutzfluh, Bölchen, Balstal, Paßwang, Hohe Winde, 
Fringeli, Hasenmatte. Hornfelsen, St. Chrischona, Bettingen, Volkerts- 
berg, Adelhausen, Hohe Flum, Inzlinger Tal. Riehen, Ebene von Maul- 
burg, Tüllinger Hügel. Bürglen, Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz liegt im Areal 
der „Seidenschnecke“. Wie im Misox, so dürfte sie auch anderorts, 
wenigstens in den Randzonen, das Urgestein betreten. 

Allgemeine Verbreitung: Fruticicola sericea bewohnt mehr den 
Süden und Osten Europas. Dabei ist ihr Vorkommen in England um so 
auffallender, als sie der norddeutschen Ebene, Dänemark und Skandi- 
navien fehlen soll. Ich kann ihr Gebiet im übrigen etwa folgendermaßen 
umschreiben: Jura, Vogesen, Nordrand der deutschen Gebirge, Böhmen, 
Süd-Rußland bis zur Oka und über die Wolga hinaus; Kaukasus, 


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Rumänien, Südfuß der Alpen, Dalmatien, Mittelitalien und Westalpen 
(Südost-Frankreich). Dybowsky nennt sie von Ost-Sibirien. 

Vertikale Verbreitung: Diese bei uns äußerst gemeine Art ist mit 
Erfolg in die alpine Region vorgedrungen. Scharff sammelte sie bei 
Mürren 1700 m hoch. Vom Alpstein und aus dem Sarganserland 
nennt sie Diem aus Höhen bis zu 1850 m. Am-Stein erbeutete sie 
im Bündnerland bei 1780 m, wo selbst ich sie auf der Urden-Alp bei 
2000 m ü. M. noch lebend fand. 

Zur Lebensweise: Ihre enorme Verbreitung verdankt diese zähe 
Form nicht zuletzt ihrem großen Anpassungsvermögen; sie ist ein 
typischer Ubiquist, der sich überall nach den Verhältnissen einrichtet. 
Im Wurzelwerk heißer Südhalden, unter dem nassen Laub schattiger 
Nordwälder, am Bachufer, im Ruinenschutt, in Gärten und Hecken, auf 
einsamen Alpweiden, an Sumpfrändern, überall trifft man den Proletarier. 
Er hält sich nicht strikte an den Kalk und gehört zu den wenigen 
Arten, die ich auf Buntsandstein sammelte. 

Bemerkung: Meine größten Exemplare messen 9 mm. 

Das Gehäuse ist in allen Stücken (Behaarung, Nabel, Höhe, 
Farbe) sehr unbeständig, und Clessins Varietäten können noch beliebig 
vermehrt werden. Fruticicola rubiginosa Ziegler und Fr. clessini Ulicny 
habe ich mit Sicherheit nie konstatiert. Anders steht es mit Fruticicola 
plebeja Drp., die ich an folgenden Orten erbeutete: Universitätshof, 
Rheinebene bei Märkt, Michelfelden und Fischzuchtanstalt, Birsufer, 
St. Jakob; Birsgenist. Wartenberg, Wald ob Mönchenstein, Schloß 
Dorneck. Blauenkette, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Bölchen (Südseite), 
Grindel, Fringeli-Kamm, Gänsbrunnen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, 
Wolfschlucht. 

Werden diese Fundorte mit denjenigen von Fruticicola sericea 
verglichen, so zeigt es sich, daß die beiden Tiere heute noch, wie 
es schon fossil der Fall war, beisammen leben. Gutzwiller versucht 
zwar, bei seinen Schotterfunden eine geographische Trennung durch- 
zuführen; es ist aber schlechterdings kein Grund einzusehen, warum 
damals eine so strenge Sonderung auf so beschränktem Gebiet bestanden 
haben sollte. Clessins Behauptung, plebeja komme östlich des Rheines 
nicht vor, ist unhaltbar. Wenn man nun bedenkt, daß Jahr- 
tausende den beiden Typen Zeit und Gelegenheit boten zur Kreuzung 
in allen möglichen Kombinationen, so wird die Mannigfaltigkeit der 
Formen, die Inkonstanz der sogenannten Artmerkmale, ohne weiteres 
verständlich, und eine Trennung in zwei verschiedene Species der lücken- 
losen Übergänge wegen sozusagen unmöglich. Ich halte Fruticicola 
plebeja im besten Fall für eine schlechte Variation von sericea und 
deute mir ihr heutiges und früheres Beisammensein dahin, daß sich 
eben sericea zu allen Zeiten die Freiheit nahm, ihren Nabel enger 
oder weiter, ihre Gestalt höher oder flacher auszubilden. 

Die Angaben über die Verbreitung von Frut. plebeja sind voll- 
ständig ungenügend, um auch für ihr Gesamtareal nachzuweisen, 


NE 


daß sie stets in Begleitschaft der sericea auftritt. Mein reiches 
Material hat mich aber von der Zusammengehörigkeit beider Formen 
so sehr überzeugt, daß ich den geographischen Gegenbeweis nicht 
akzeptiere, solange die große Unklarheit in der Literatur der Frutici- 
colen s. str. nicht gehoben ist. Denn es muß darauf hingewiesen 
werden, daß es mitunter sehr schwer hält, plebeja-Formen von 
Helix circinnata var. minor Charp., die wohl der var. montana 
unserer rufescens Penn. entspricht, zu sondern; diese Var. montana 
kann sich wiederum in unheimlicher Weise der echten coelata Studer 
nähern, die Clessin mit Helix coelomphala Locard verwechselt und 
unrichtig in seine Exkursionsmolluskenfauna eingeführt haben soll. 

Roßmäßler behauptet nun, plebeja sei, nach Originalexemplaren 
in Wien beurteilt, nichts anderes als Helix circinnata Studer. Zwischen 
dieser aber und Hel. plebeja Drp. besteht ein leider Dualismus: die 
beiden Formen decken sich nicht. Es wäre wohl richtiger, wenn man 
plebeja zu sericea gesellen, circinnata aber als Hybride von rufescens 
und sericea auffassen würde. Es wird den gediegenen und funda- 
mentalen Erörterungen Langs keinen Eintrag tun, wenn man dieselben 
auch auf Artenpaare überträgt, die enger zusammengehören als Tachea 
nemoralis und hortensis. 


33. Fruticicola coelata Studer. 


Verbreitung um Basel: Moutier, Grandval, Gänsbrunnen, Weißen- 
stein, Georges du Pichoux. 

Verbreitung in der Schweiz: Das schweizerische Areal dieser 
Art ist nur sehr unsicher bestimmt. Gegen Literaturangaben darf 
man mit Recht mißtrauisch sein, da gerade diese Form mit nah ver- 
wandten oft verwechselt wurde. Wenn Bourguignat sie als Helice 
abondante dans les pres, les lieux cultives aus der Umgebung Luzerns 
anführt, so hege ich doch einigen Zweifel, ob hier wirklich die Studer- 
sche Art vorliege. Ulrich nennt sie von Wesen am Walensee, während 
Studer selbst sie nur aus dem Jura kennt. 

Allgemeine Verbreitung: Cliessin vermutet eine weitere Aus- 
dehnung ihres Gebietes nach Osten und Nordosten bis nach Ungarn 
hinein. Eine solche Annahme ist einstweilen aus der Luft gegriffen, 
da alle diesbezüglichen Angaben fehlen. Ganz zuverlässige Funde 
kenne ich nur aus dem schweizerischen Jura. 

Vertikale Verbreitung: Meine aus den Schluchten des Jura 
stammenden Tiere wurden bei ca. 800 m Höhe gesammelt. 

Zur Lebensweise: Fruticicola coelata lebt in Wäldern, an feuchten 
Felsen, unter totem Laub. Sie weicht von der Lebensweise der villosa 
kaum ab. 

Bemerkung: Fruticicola coelata Studer stellt ein Zwischenglied 
dar zwischen rufescens und hispida; von ersterer hat sie die rauhe 
Struktur der Oberseite (grobe Zuwachsstreifen), von letzerer die Größe 


le FE 


und den Gesamtcharakter. Ich folge Roßmäßler, der sie rufescens an- 
gliedert. Wenn Clessin ihren Platz bei hispida sucht, so kommt das 
eben daher, daß er anstatt coelata Studer, coelomphala Locard als 
Typus beschrieb. Ich verdanke Originalstücke letzterer Form der Güte 
Herrn Geyers; sie naben mit der echten Studerschen Art wenig gemein. 
Ohne die Untersuchung Westerlunds zu kennen, finde ich, daß coelata 
sich von coelomphala Locard durch folgende Punkte unterscheidet: 


1. die Zuwachsstreifen sind gröber, rufescens-artig; 

2. das Tier ist dunkel und verleiht auch toten Gehäusen einen 
schwärzlich-braunen Anstrich; 

. Umgänge und Gehäuse sind niedriger; 

. der Nabel ist enger; 

. der weiße Kielstreifen fehlt i. d. R.; 

. der Durchmesser ist konstant kleiner. 


OD Om w 


Merkwürdigerweise besitzt auch Godet Stücke von Moutier- 
Grandval, die er aber zu coelomphala Loc. stellt. Meine entsprechen- 
den Gehäuse vom gleichen Ort liegen im hiesigen Museum und decken 
sich vollständig mit Weißensteinformen, die im Gegensatz zu coelom- 
- phala-Exemplaren von Günzburg, die Clessin vor Augen gehabt hat, 
die echte coelata Studer darstellen. Godet meint, coelata se trouve 
ailleurs en Suisse; aber wo denn, wenn nicht im Berner Jura, wo sie 
der Berner Studer eben entdeckte ? 


34. Fruticicola villosa Studer. 


Verbreitung um Basel: Hard, Reichensteiner Wald, Gempen- 
fluh, Schleifenberg, Böckten. Blauen, Untere Klus, Tannenwald hinter 
Pfäffinger Schloß, Frohburg, Wiesenberg, Schmutzfluh, Bölchen, Bals- 
tal, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Grindel, Vallanvron, Les Brenets. 

Verbreitung in der Schweiz: Besonders häufig ist Fruticicola 
villosa in den Voralpen und im Jura. Sie fehlt aber weder der sub- 
alpinen miocaenen Nagelfluh, noch dem übrigen außeralpinen Tertiär 
der Nord-Schweiz. Von der Südseite der Alpen kenne ich keinen 
Fundort. 

Allgemeine Verbreitung: Die Art bewohnt in erster Linie die 
Zentralalpen. Nirgends geht sie weit über diese alte Heimat hinaus. 
In den südlichen Ausläufern der Ortleralpen überschreitet sie die 
italienische Grenze. Die ganze Schweiz und angrenzende französische 
Gebiete gehören zu ihrem Areal. In nördlicher Richtung wird ihr 
faunistischer Zusammenhang sehr gelockert. Sie fehlt dem Schwarz- 
wald, wird aber von Puton aus den Vogesen gemeldet. Dem Rheine folgt 
sie sporadisch bis Ludwigshafen (Lauterborn), der Donau und der Iller bis 
Sigmaringen bezw. Dillingen, dem Lech bis Augsburg, der Isar bis Lands- 
hut. Das Algäu bildet mit den südbayrischen Randgebirgen die eigentliche 
Nordgrenze des Areals. Nach Osten wird sie von der kleineren Fr. 


Pr EW 


pietruskyana Parreyss abgelöst, die in der Hauptsache Ungarn bevöl- 
kert. Roßmäßler hat sie noch unter villosa seibst eingereiht; auch 
unsern Voralpen fehlen kleine Bergformen nicht (Rigi, Kurfirsten), die 
die große Variabilität der Fruticicola villosa illustrieren. 

Vertikale Verbreitung: Fruticicola villosa übersteigt die obere 
Baumgrenze nicht, erreicht aber mit ihr beträchtliche Höhen. Ich nenne 
sie von der Frohnalp und vom Alpstein (Diem: 1630 m). Im Tirol 
steigt sie 1800 (Gredler) und im Savoyischen sogar 2000 m hoch. 

Zur Lebensweise: Echt fruticicolenhaft bevorzugt sie laubigen 
Waldboden. In steinigen Bergwäldern, besonders in der Schweiz, ist 
sie gemein; seltener trifft man sie im vereinzelten Gebüsch oder an 
Brennesseln. Auch im Tannenwalde ist mir die Schnecke begegnet. 
Unter dem Schutze des Laubdaches vermag sie den Winter zu über- 
dauern, ohne ihre Lebensfunktionen sehr herabzusetzen. — Gneis und 
Granit meidet sie. 

Bemerkung: Der Apex ist sehr oft verwittert. Die Haare und 
unregelmäßigen Wulste der Oberhaut bieten den zerstörenden Kräften, 
insbesondere der Reibung, günstige Angriffspunkte. 

Der Gehäusedurchmesser erreicht bei jurassischen Exemplaren 
14, bei voralpinen Bergformen mitunter nur 11 mm. 


35. Fruticicola incarnata Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Degerfelden, Rheinbord Bier- 
burg, Lange Erlen, Klybeckinsel, Rheinebene unterhalb Klein Hüningen, 
Märkt-Istein (vielleicht angeschwemmt), Egringen, Klein Kems, Kaiser- 
stuhl. Basel Augst, Hard, Rheinbord Birsfelden, Ebene Neu Allschwil, 
Groß Hüningen, Neudorf, Rheinebene nördlich Rosenau (angeschwemmt). 
Allschwiler Wald, Hegenheimer Wald, Südhalde Benken, Bottmingen. 
Birsgenist, St. Jakob. Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Waldrand ob 
Mönchenstein, Gempenfluh, Wartenberg, Schleifenberg, Olsberg-Rhein- 
felden, Nuglar, Sissacher Fluh. Landskron, Blauen (auch Südseite), 
Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Schmutzberg, Bölchen (auch 
Südseite), Paßwang, Hohe Winde, Les Brenets. Dinkelberg (Südseite 
ob Bettingen), Inzlingen, Volkertsberg, Adelhausen, Hohe Flum, Wehratal. 
Damm bei Weil, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht. 

Verbreitung in der Schweiz: Fruticicola incarnata bewohnt nahezu 
die ganze Schweiz; nur auf quarzreicher Unterlage, in den süd- 
lichsten Tälern der Schweiz, dürfte sie fehlen. 

Allgemeine Verbreitung: Den französischen Jura und die Alpen 
nach Westen überschreitend, erreicht diese Ari noch den Südabhang 
der Pyrenäen. Dann dehnt sie sich weit nach Norden aus, über 
Dänemark, Schweden, Norwegen und Nord-Rußland. Es ist anzunehmen, 
daß sie im Osten den Ural erreicht. Sicher folgt sie den alpinen 
Ausläufern bis ans Schwarze Meer und besiedelt auch alle 3 südlichen 
Halbinseln bis zur Mitte. 


a  ORER 


Vertikale Verbreitung: Am Gürgaletsch erbeutete ich die „Rötel- 
schnecke‘“ bei 1400 m Höhe. Nach Gredler steigt sie im Tirol bis 
1660 m an. 

Zur Lebensweise: Die lebhafte, oft schön gefärbte Schnecke ist 
gemein. In feuchten Wäldern und auf Urgestein, das sie z. B. im 
nördlichen Schwarzwald betritt, wird ihr Gehäuse sehr dünn und 
zerbrechlich ; der pigmentierte Mantel scheint dann besonders schön 
durch und macht den Sperling zum Gimpel. Das ungesellige Tier 
klettert an nassen Tagen besonders gern an Buchen auf. Als echte 
Berg- und Laubschnecke zeichnet sie sich wie viele Fruticicolen durch 
große Vorliebe zur Nässe und zu konstanten niedern Temperaturen aus. 

Bemerkung: Am gleichen Fundort erscheint die Gehäusegröße 
sehr variabel. Sie pendelt zwischen Il und 15 mm Durchmesser. 
Auch die Öffnung des Nabels ist veränderlich. 

Kaum eine andere Schnecke straft die sprichwörtliche Lang- 
samkeit dieser Tiere mehr Lügen, als unsere incarnata. Es würde sich 
lohnen, die Charaktereigenschaften der verschiedensten Arten einmal 
einem sorgfältigen Studium zu unterziehen. Die Kühnheit einer Helix 
pomatia, die Neugierde einer Fruticicola incarnata, die Furcht ge- 
wisser Pupen: wem sollten diese interessanten Eigentümlichkeiten 
noch nie aufgefallen sein ? 

Behaarte Jugendformen habe ich nie gesehen. 


36. Fruticicola strigella Drp. 


Verbreitung um Basel: Tramdepot bei Neu Allschwil, St. Johann- 
bahnhof (auf spärlich bewachsenem Kiesboden), Kaiserstuhl. 

Verbreitung in der Schweiz: Auffallenderweise liegen keine 
Angaben aus dem schweizerischen Mittelland vor. Fehlt die Art hier 
wirklich, so bleibt ihre Verbreitung in der Schweiz ein Rätsel, trotz 
des Erklärungsversuches, den ©. Stoll in etwas allzustarker Betonung 
ihres xerothermen Charakters gibt. Wir hätten Fruticicola strigella 
somit im Jura (selten), im Basler Rheintal und dann in den’ untern 
Talschaften der Vor- und Hochalpen zu suchen. 

Allgemeine Verbreitung: Fruticicola strigella bewohnt ganz Europa 
und den Kaukasus. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura steigt die Art nach Godet nicht 
über 600 m hinan. Auch in den Alpen hält sie sich an die Tal- 
region, und höhere Fundorte bedeuten Ausnahmen. In Tirol soll sie 
bei 1200, in Siebenbürgen gar bei 2200 m gesammelt worden sein. 

Zur Lebensweise: Eine gewisse Vorliebe dieser Schnecke für 
warme Örtlichkeiten läßt sich nicht leugnen; magere, steppenartige 
Grasflächen, steinige Halden, lichtes Gebüsch, Hecken, Weinberge, alle 
an südlich exponierter Lage, sagen ihr am besten zu. Dabei wird 
kalkiges Substrat entschieden vorgezogen, in welcher Form es immer 
auftrete. Auf nördlichen, waldleeren Hängen fehlt sie jedoch nicht 


BEN, eh 


ganz, nur wird ein gewißer Grad von Trockenheit gefordert. Von 
der Sonne überrascht klebt sich das Tier an den Zweigen erstie- 
gener Gebüsche und an Blättern fest und wartet geduldig bessere 
Zeiten ab. 

In den Tälern Graubündens findet sich nach Am Stein eine 
kleinere Bergform. 

Bemerkung: Es entspricht nicht den Tatsachen, daß strigella als 
mediterrane Form erst postglacial nach dem Norden gekommen sei. 
Sicher bevölkerte sie im mittleren Pleistocän bereits Deutschland, zu 
einer Zeit, wo die alpinen Eismassen ihren endgültigen Rückzug noch 
keineswegs angetreten hatten. Die Schweiz hat sie von Osten, Süden, 
durchs Rhone- und durchs Rheintal erreicht. 

Ihr zartes, an Laubschnecken erinnerndes, rippenstreifiges Ge- 
häuse steht in scharfem Kontrast zu dem der übrigen Xerophilen; ferner hat 
sie ihren Aufenthalt mit Arten gemein, die keineswegs zu den xero- 
thermen Relicten zu zählen sind (Helix pomatia, Fruticicola sericea, 
Pupilla muscorum, Cochlicopa lubrica u.a.m.) Auch ihre weite nordische 
und vertikale Verbreitung mahnt zur Vorsicht in der Beurteilung ihrer 
xerothermen Eigenart. 

Bei uns ist das Tier selten. Das Gehäuse erreicht einen Durch- 
messer bis 16 mm. 


Genus Arianta Leach. 


37. Arianta arbustorum L. 


Verbreitung um ‚Basel: Universitätshof. Degerfelden, Rhein- 
ebene Herthen, Lange Erlen, Klein Hüningen, Klybeck Insel, Märkt, 
Klein Kemser Rheinebene, Freiburg. Basel Augst, Birsfelder Rheinbord, 
Groß Hüningen, Rosenauer Ebene. Allschwiler Wald, Hegenheimer 
Wald, Bottminger Mühle, Bottmingen. St. Jakob, Neue Welt, Gempen- 
plateau, Schloß Birseck, Wartenberg, Schauenburg, Sichtern Hof, Nuglar, 
Schleifenberg, Olsberg-Rheinfelden. Blauen, Pfäffinger Schloß, Rothen- 
fluh, Frohburg, Schmutzberg, Bölchen, Langenbruck, Balstal, Paßwang, 
Erschwil, Hohe Winde, Fringeli, Moutier, Les Brenets, Vallanvron. 
Dinkelberg, Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen. Riehen, Maulburg. 
Säckingen-Egg, Albtal, Badischer Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Arianta arbustorum ist, vielleicht mit 
alleiniger Ausnahme des Puschlavs, über die ganze Schweiz verbreitet. 

Allgemeine Verbreitung: Ihre Westgrenze ist durch die Rhone, 
die Saöne und das rheinische Schiefergebirge bestimmt. In relativ 
schmalem Bande erstrecktsich ihr Areal nach Norden bis Lappland und 
Island; russischen Boden betritt sie in Finnland, überschreitet jedoch 
den 35° ö. Gr. nicht. Die Grenze geht im Osten über Lithauen zu den 
Karpaten und nach Rumänien hinab; von dort kehrt sie westwärts zum 
Südfuß der Alpen und zum Ausgangspunkt, den Piemonteseralpen, zurück. 


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Vertikale Verbreitung: Arianta arbustorum steigt in der Form 
alpestris bis nah an die Schneegrenze hinan. Von den vielen Daten 
gebe ich hier nur eine kleine Auswahl: Parpaner Joch 1550 m; Mürren 
1700; Falknis 2070; Bergell 2200; Männlichen 2300; Gürgaletsch 2440; 
Val Tonale 2500 m. 

Zur Lebensweise: Die „Gehölzschnecke“ liebt große Nässe 
und hält sich mit Vorliebe im Walde, im dichten Gebüsch und an 
Bachrändern auf. Aber auch an isolierten Obstbäumen, an Brennesseln 
und andern Kräutern sieht man das Tier emporklettern. Seine Färbung 
variert innerhalb der Extreme schwarz und schmutzig zitronengelb. 
Tiere letzterer Art machen einen krankhaften Eindruck; ich sammelte 
sie massenhaft auf der Spitze des Gürgaletsch. — Im Winter werden 
oft sukzessive drei papierene Deckel gebaut, die das Tier aber keines- 
wegs vor den hungrigen Raben schützen. 

Auf dichtem Laubboden und Urgestein (Schwarzwald) wird das 
Gehäuse auffallend zart und dünn. Im Walde und an sehr schattigen 
Orten scheinen dunkle Gehäuse vorzuwiegen, während auf den Weiden 
im Gebirge solche sehr zurücktreten. Die Größe ihres Durchmessers 
schwankt zwischen 15 und 28 mm. 

Bemerkung: Die kleine alpine Form findet sich auch im Jura, 
bleibt aber der geringeren Höhe entsprechend meist stattlicher als in 
den Alpen. 

Die Variationen depressa und trochoidalis kommen überall neben- 
einander vor; sie sind wie picea ohne Bedeutung. Größe, Form, Farbe 
und Konstitution sind bei Arianta außerordentlich unbeständig und 
fast jedes Gehäuse zeigt individuelle Eigenheiten. 

O. Stoll erwähnt in anderem Zusammenhang Helix arbustorum aus 
dem postglacialen Löß des St. Galler Rheintals und legt besonderes 
Gewicht darauf, daß die Gehäuse dieser relativ jungen Ablagerung mit 
den heutigen Talformen übereinstimmen, während Stücke aus wahrem 
Löß von Dresden durchweg kleiner seien als der Durchschnitt der 
rezenten Tiere. J. Früh kennt aus demselben St. Galler-Löß arbus- 
torum auch, aber nur in der alpinen Form. Wer hat recht? 


Genus Chiloirema Leach. 
38. Chilotrema lapicida L. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof, Pfalz. Rheinbord Bier- 
burg. Basel Augst, Muttenz, Hard, Birsfelder Rheinbord. Schloß 
Birseck, Schloß Dorneck, Gempenfluh, Wartenberg, Schauenburg, 
Schleifenberg, Nuglar, Sissacher Fluh. Blauen (auch Südseite), Pfäffinger 
Schloß, Untere Klus, Kellengrabenschlucht, Schafmatt, Aarburg, Froh- 
burg, Schmutzfluh, Bölchen, Balstal, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, 
Vallanvron, Les Brenets. Bettingen (Südhalde), Volkertsberg, Dinkelberg. 
Riehen, Rötteler Schloß, Wolfschlucht, Istein-Klein Kems, Kaiserstuhl. 
Säckinger Wald, Bürglen, Sausenburg. 


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Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz nördlich der 
Alpen wird von Chilotrema lapicida bewohnt. Den Kamm des Hoch- 
gebirges übersteigt sie nicht. 

Allgemeine Verbreitung: Wir können hier zwei voneinander 
getrennte Areale erkennen. Das eine besitzt sein Zentrum vielleicht 
in den West-Alpen; es umfaßt das ganze nördliche Gebirgsland bis 
in die letzten Ausläufer der deutschen Mittelgebirge, erreicht in be- 
scheidenen Kolonien Belgien und England, schließt aber die nord- 
deutsche Ebene aus. Gegen Osten geht es in den Alpen nicht über 
Steiermark hinaus und überschreitet nach Süden den Alpenkamm nur 
ausnahmsweise. Die piemonteser und französischen Alpen fallen noch 
in seinen Bereich. Mehr sporadisch erscheint die Art in den Pyrenäen 
und in Portugal. 

Das andere Areal verbreitet sich über Skandinavien und Finn- 
land, ohne Rußland weiter nach Osten oder Süden zu engagieren. — 
Die Beschaffenheit des Bodens bedingt in erster Linie die lokale 
Trennung. 

Vertikale Verbreitung: In den Alpen hält sich Chilotrema mehr 
an die untern Hänge der Täler. Im Jura übersteigt sie mit dem Walde 
die 1000 m Isohypse, so am Bölchen, am Paßwang, im Neuenburgischen. 

Zur Lebensweise: Nicht umsonst trägt das Tier den Namen 
Steinpicker. Wälder mit steinigem Boden sind seine eigentlichste 
Heimat. Bei nassem Wetter, nach reichlichen Niederschlägen rückt 
das Tier in Scharen vor, erklimmt Steinklötze, sonnige Randfelsen, 
Weidemauern, Buchen, Eichen, und kann hier nach plötzlichem Wit- 
terungswechsel, etwa an sonnigen Nachmittagen, massenhaft gesammelt 
werden, weil es sich bei herannahender Trockenheit sofort mit Hilfe 
des Pneumophragmas hermetisch festklebt. — Ich habe Chilotrema lapi- 
cida auch auf Gneis gefunden, aber wenig zahlreich und eher kleiner. 
Auf kalkarmem Boden soll das Tier allmählich degenerieren. 

Bemerkung : Der größte Gehäusedurchmesser schwankt zwischen 
14 und 18,6 mm (Bettinger Südhalde); große Normalexemplare und 
kleine Kümmerformen fand ich häufig nebeneinander. 

Auffallend ist bei dieser Art die Tendenz zum Albinismus, die 
durch Abgeschlossenheit von Licht und durch große Nässe nur sehr un- 
genügend erklärt ist. Die Färbung hat etwas provisorischen Charakter; 
bei Vallanvron fand ich alle Übergänge vom dunkelbraunen Typus bis 
zum ganz weißen Blendling. 

Chilotrema lapieida vertritt im Jura das Genus Campylaea Beck. 


Genus Isognomostoma Fitz. 


39. Isognomostoma personatum Lam. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist, Beuggen, Ebene nördl. Märkt 
(wohl angeschwemmt), Mülhausen, Allschwiler Wald. Birsgenist, Schloß 
Birseck, Schloß Dorneck, Wald ob Mönchenstein, Reichenstein, Gempen- 


Ua RE 


fluh, Wartenberg, Schauenburg, Schöntal, Schleifenberg, Nuglar, Oris- 
mühle-Seltisberg, Kaltbrunnental. Landskron, Blauen (auch Süd- 
seite), Untere Klus, Frohburg, Bölchen, (auch Südseite), Paßwang (ob 
Bretzwil), Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Rührberg, 
ob Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Ruine 
Sausenburg, Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt in der Schweiz nur 
dem Hochgebirge. Sie bevölkert ziemlich gleichmäßig Voralpen, Hügel- 
land und Jura. Aus den südalpinen Tälern kenne ich sie nicht. 

Allgemeine Verbreitung: Isognomostoma bewohnt das ganze 
zentral-europäische Gebirgsland. Ihre letzten Ausläufer erreichen 
nordwärts die preußischen Rheinlande, den Thüringer Wald, im Nord- 
osten sogar die Wälder von Samland, im Osten die Karpaten und 
Rumänien, Ungarn und Siebenbürgen, im Süden Bosnien und den 
Karst. Die Poebene wird nicht betreten. Nach Westen folgt das Tier 
dem Gebirgszuge über die französischen Alpen hinaus bis in die cata- 
lonischen Pyrenäen. 

Vertikale Verbreitung: Mit der obern Waldregion erreicht die 
Art oft beträchtliche Höhen, so beim Seealpsee 1150 und im Tirol 
1300 m; bei Tschiertschen traf ich sie 1360 m hoch, und Diem er- 
beutete sie im Calfeisental selbst 1560 m ü. M. 

Zur Lebensweise: Das Tier hat manche Gewohnheit mit Chil. 
lapicida und Helic. obvoluta gemein, lebt aber verborgener und unge- 
selliger. Sie ist eine echte, feuchtigkeitsliebende Wald- und Gebirgs- 
schnecke, die sich nach dem Vorbild tropischer Arten im Hochsommer 
mitunter durch ein Diaphragma von kalkigem Aussehen schützen soll. 

Bemerkung: Ganz allgemein scheint die Üppigkeit der Vege- 
tation das Wachstum der Gehäuse zu begünstigen. Auffallend bleibt 
es aber, daß unter stattlichen Normalformen auch hier oft sehr kümmer- 
liche, zwerghafte Gestalten auftreten, scheinbar ohne jede äußere Ver- 
anlassung. Die Gehäusegröße dieser Art ist überhaupt sehr variabel. 
Für jurassische und nach meinen Funden zu schließen auch alpine 
Verhältnisse ist Clessin’s Typus zu groß. Kein einziges meiner zahl- 
reichen Exemplare erreicht 11 mm Durchmesser; weitaus die meisten 
bewegen sich zwischen 8 und 10 mm, mit einem Mittel von etwa 
9,2 mm. Meine größte Form (10,5 mm Durchm.) stammt von Vallanvron 
aus 1000 m Höhe, meine kleinste (7,5 mm) vom Schleifenberg. Gerade 
am letzteren Orte, wo die kühle Schlucht hinter dem Weideli die 
denkbar günstigsten Existenzbedingungen für Mollusken bietet, fand 
ich personata wohl zahlreich, aber auffallend klein und niedlich; sie 
erreichte durchschnittlich nur 81mm Durchmesser. 

Nicht erstaunlich ist es, wenn auf krystalliner Unterlage der 
Kontakt zwischen Epidermis und Kalkschicht zu wünschen übrig läßt, 
wenn der Apex verwittert und der Mündungszahn verkümmert. 
(Schwarzwald.) Aber auch im Dorado der Schnecken, im Jura, sind 
mir solche kalkarme Gehäuse begegnet in der Nähe der obern Baum- 


BE RE 


grenze. — Der Leistenzahn auf der Mündungswand ist in Stärke und 
Größe sehr variabel an ein und demselben Fundort. 

Unter dem Mikroskop zeigt die ganze Epidermis ein zier- 
liches Schuppenkleid, bestehend aus regelmäßig angeordneten Haar- 
ansätzen. Von Zeit zu Zeit wachsen 
dieselben mehr und mehr aus und ge- 
langen in sprunghafter Weiterentwick- 
lung zur Bildung des makroskopischen 
Haupthaares, an dessen Basis der 
schuppenförmige Ansatz meist noch 
deutlich sichtbar ist. Das Haupthaar 
ist etwa zwölfmali mächtiger als der 


A Durchschnitt der Haarschuppen; es 
. ı BE rei, 2 zeigen sich aber Übergänge, die einem 
” RUTES Fünftel, Viertel, ja Drittel des Haupt- 


Fig. 6 haares nahe kommen (Fig. 6). Wir 

haben hier auf einem kleinen Fleck ein 

Stück Entwicklungsgeschichte, einen kleinen phylogenetischen Aus- 
schnitt, der wohl der Erwähnung verdient. 

Neuerdings hat Jhering gezeigt (Morph. und Systematik des 
Genitalapparates von Helix), daß Isognomostoma nicht, wie lange ge- 
glaubt wurde, zu der amerikanischen Triodopsis-Gruppe gehört, sondern 
eng an Campylaea anlehnt. 


Genus Helix s. str. 
40. Helix aspersa Müller. 


Verbreitung um Basel: Privatgärten am Byfangweg (1 Ex. 32 mm 
Durchm.), Neudorf (1 Ex. 35 mm Durchm.), Lange Erlen (1 lebendes 
Ex. 30 mm Durchm.). Alle drei im Basler Museum. Es ist augenscheinlich, 
daß es sich bei all diesen Funden um Verschleppungen mit Sämereien 
und Kulturpflanzen handelt. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art verdankt ihre Ansiedelung 
in der Schweiz dem Menschen. Bei Genf und Lausanne, wo sie von 
Priestern ursprünglich als Fastenspeise importiert wurde, scheint sie 
sich zu halten. Auch im Neuenburgischen, wo sie Godet aussetzte, 
gewinnt sie langsam an Terrain. Charpentier exponierte sie bei Bex, 
Studer bei Bern. Außerdem gelangte sie rein passiv mit südlichen 
Pflanzen, Sämereien und Eßwaren da und dort vorübergehend auf 
Schweizerboden (Zürich-Enge, Basel, Lange Erlen). 

Allgemeine Verbreitung: Helix aspersa bewohnt alle Länder am 
Mittelmeer. Von hier hat sie als Delikatesse und mit andern Ausfuhr- 
produkten ihren Weg über die ganze Erde genommen, so daß sie tat- 
sächlich keinem Kontinente ganz fehlt. Nord-Afrika bis zur Wüste 
gehört zu ihrer Heimat; aber auch auf den Azoren, den Maskarenen 
und am Kap der guten Hoffnung ist sie zu finden. Kleinasien, Syrien 


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und Unterägypten liefern den asiatischen Anteil zu ihrem Areal. An 
verschiedenen Punkten der Vereinigten Staaten (Main, S. Karolina, 
Louisiana, Kalifornien) greift sie um sich; sitzt aber auch schon auf 
Haiti, in Brasilien, Argentinien und Chile fest. Selbst Neu-Süd Wales 
und Neu-Seeland in der fernen Südsee blieben vor dem Eindringling 
nicht verschont. 

In Europa wandert aspersa unter dem mildernden Einfluß des 
atlantischen Ozeans nordwärts über Frankreich bis Süd-England und 
Irland. Mehr vereinzelt trifft man sie in Belgien (Antwerpen) Nieder- 
lande (bot. Garten von Leyden), Nord-Deutschland (Hamburg, Bremen). 
Das Rheintal wird nach Osten selten erreicht (Bonn), kaum über- 
schritten. Die Vogesen bilden den eigentlichen Grenzwall. Ferner 
bewohnt das Tier außer den drei südlichen Halbinseln die Südost- 
alpen (Süd-Tirol bis Krain), die piemonteser- und die französischen 
Alpen. Die natürlichste Einzugsstraße nach der Schweiz bildet das 
Rhonetal (Gallische Pforte). Östlich der Balkanhalbinsel wird die 
Schnecke seltener. 

Zur Lebensweise: Helix aspersa vertritt am Mittelmeer unsere 
nördliche pomatia. Sie erträgt große Hitze wohl, liegt aber den Tag 
über untätig umher, um dann in der kühlen Nacht um so reger zu 
werden. Sie wird darum in Italien mit der Laterne gesucht. Ihre 
Ausbreitung und Verschleppung spricht für ein großes Anpassungs- 
vermögen. Unserer nordischen Winterkälte hält sie aber noch nicht 
stand. Im Winter soll sich das Tier bis 20 cm tief in den Boden 
vergraben. 

Bemerkung: Im Basler Museum liegen außer den obigen Gehäusen 
solche von Lissabon, Süd- und Nord-Frankreich, England, Florenz, 
Korsika, Algier und Dalmatien. 


41. Helix pomatia L. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene (überall), Basel Augst, Hardt, 
Lange Erlen, Efringen, Kaiserstuhl, Müllheim, Freiburg. Allschwiler 
Wald, Südhalde Benken, Südhalde Reinach. Birsufer, St. Jakob, Birs- 
genist. Wartenberg, Schauenburg, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, 
Schleifenberg, Nuglar, Sissacher Fluh, Böckten. Landskron, Unt. Klus, 
Südseite Blauen, Schafmatt (Südseite), Lostorf, Frohburg, Hauenstein, 
Schmutzberg, Bölchen (auch Südseite), bei Reigoldswil (im Grund), 
Erschwil, Fringeli, Doubstal, Brenets-Biaufond, Vallanvron. Dinkelberg, 
Bettingen (Südseite), Inzlingen, Hohe Flum, Wehratal. Degerfelden. 
Damm bei Weil, Riehen, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht. 
Säckingen-Egg, Bürglen. 

Verbreitung in der Schweiz: Helix pomatia bewohnt die ganze 
Schweiz, mit Ausnahme vielleicht einiger weniger Hochalpentäler 
(Misox, Ober Engadin, Puschlav). 


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Allgemeine Verbreitung: Die Art ist typisch für die alpine Provinz. 
Durch die französischen Alpen,  Mittelfrankreich und Süd-England 
geht ihre Westgrenze. Nach Norden mag sie ihr früheres Areal 
dank ihrer Verwendung als Fastenspeise erweitert haben; sie dringt 
über Kopenhagen hinaus und erreicht Süd-Schweden und Norwegen. 
Die Nordostgrenze ist noch unsicher. Neuerdings wird sie aus 
dem uralisch-baltischen Höhenzug gemeldet (Hilbert). Auch unterliegt 
es einigem Zweifel, ob der Kaukasus erreicht wird. Sicher be- 
wohnt pomatia den Osten Europas bis an den Dnjepr und bis zur 
Krim. Die Südgrenze geht vom Schwarzen Meer über den Balkan und 
Süd-Serbien nach Dalmatien. Dem Apennin folgt sie in die Gegend 
von Neapel, geht aber im Westen nicht über die Garonne-Senke hinaus. 

Vertikale Verbreitung: Helix pomatia ersteigt die höchsten Gipfel 
im Jura, wird aber auch ‘in der alpinen Region erbeutet. In Tirol 
erreicht sie 1200, in Tschiertschen fand ich sie bei 1350 m; sie soll 
aber selbst bis 1800 m ansteigen. 

Zur Lebensweise: Die Weinbergschnecke bewohnt mit Vorliebe 
südlich exponierte Halden, ohne jedoch auf nördlich gelegene Wälder 
und Schluchten zu verzichten. Sie beweist damit eine große An- 
passungsfähigkeit. Dazu noch folgende Illustration: Am 28. Dezember 
1907 bummelte bei St. Jakob ein jüngeres Exemplar gemächlich unter 
Schnee im Laub umher, nachdem ich am 30. September desselben 
Jahres in der Wolfschlucht bei Kandern schon eingedeckelte, lebende 
Tiere gefunden hatte. Sie graben sich auf den Winter oft tief ein 
und können unter schweren Steinen hervorgeholt werden. Helix pomatia 
ist eine Bodenschnecke und erklettert nur selten Obstbäume. Das 
lebhafte, ja aggressive Tier bevorzugt jungsedimentären und kalkigen 
Untergrund, und verfällt auf kalkarmem Boden bis zu einem gewissen 
Grade der Degeneration. 

Bemerkung: Die Sammlung des hiesigen Museums enthält einige 
mächtige Gehäuse von Helix pomatia vom Calanda; sie zeichnen sich 
durch die Dicke besonders des Mundsaumes aus, der drei bis vier 
Lagen des Hypostracums zeigt. Mitunter scheint das ganze Gehäuse 
doppelt zu sein. 

Das größte Gehäuse aus Basels Umgebung fand ich in der 
Sammlung Heinis; es stammt von Reigoldswil; sein größter Durch- 
messer mißt 55 mm, der Abstand vom untern Mündungsrand zum 
Apex sogar 64 mm. In derselben Sammlung liegt eine aberratio sinis- 
trorsa aus dem Jura, deren entsprechende Maße 50 und 46 mm betragen. 

Von großem Interesse sind einige Deformationen in unserer 
städtischen Sammlung. Die Tiere haben den Gehäusebruch mit fremdem 
Material, mit Tachea-Fragmenten, repariert und gewähren so mit 
fremden Federn geschmückt, einen komischen Anblick. Eine Schnecke 
hat die Wunde mit einem zweiten gleichgroßen pomatia-Gehäuse verklebt. 

Eine Größenzunahme proportional der vertikalen Erhebung 
konnte ich in unserem Jura einwandfrei nicht konstatieren. 


EHE 


Die Hartmann’schen Variationen gesneri und rustica leben überall 
nebeneinander mit allen möglichen Zwischenformen. 

Im Jura und in den Voralpen fand ich häufig lebende Tiere 
mit völlig verwitterter Epidermis; ja, ganze Kolonien bestanden mit- 
unter aus solchem krankhaften Material. Intensive Beleuchtung, Unbill 
der Witterung, große Tockenheit, Nahrungssorgen und andere unbe- 
kannte Faktoren müssen dafür verantwortlich gemacht werden. 


Genus Tachea Leach. 


42. Tachea hortensis Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Degerfelden, Rhein- 
ufer Bierburg, Lange Erlen, Egringen, Kaiserstuhl, Freiburg. Birsfelder 
Rheinufer, Neudorfer Ebene, östlich Rosenau. St. Jakob, Wald ob 
Mönchenstein, Gempenplateau, Wartenberg, Schleifenberg, Olsberg- 
Rheinfelden, Nuglar, Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Blauen, 
Schafmatt (Südseite), Lostorf, Fohburg, Hauenstein, Schmutzberg, 
Bölchen (Süd- und Ostseite), Waldenburg, Paßwang, Hohe Winde, 
Fringeli, Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg, Riehen-Inzlingen, Bettingen, 
Wehratal. Ebene von Maulburg, Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Bürglen, 
Sausenburg, Totmoos. 

Verbreitung in der Schweiz: Tachea hortensis bewohnt das ganze 
Mittelland, den Jura und die Voralpen. Ihrer Verbreitung sind strenge 
vertikale Grenzen gesteckt. Südlich des Alpenkammes fehlt sie. 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal von hortensis erfährt seine 
schärfste Abgrenzung im Süden durch die Pyrenäen und den Kamm der 
Alpen. Nur in Bosnien, wo sie auch schon die Ostgrenze erreicht, 
versucht die Art etwas südlich auszukneifen. West-Ungarn erhält die 
letzten östlichen Ausläufer der „Gartenschnecke“. Dafür bleibt ihr 
im Norden und Nordosten ein weites Gebiet offen. Ihre russische 
Verbreitung bedarf noch genauer Prüfung; sicher erreicht sie den 
uralisch-baltischen Höhenzug, wandert nordwärts bis Finnland und be- 
wohnt den südlichen Teil Skandinaviens. Im Westen bevölkert sie 
nicht nur die britischen Inseln, sondern erreicht über die Shetland- 
und Fär Öer-Inseln noch die Nadelwälder Islands. — Durch den 
Menschen wurde sie nach Neu-Fundland verschleppt. 

Vertikale Verbreitung: Die untere Waldregion wird nicht über- 
schritten, und selten übersteigt die Schnecke das bebaute Land. Im 
Jura fand ich sie noch bei 800 und etwas über 900 m (Paßwang, 
Vallanvron). In den Alpen beschränkt sie sich auf die breiteren und 
tiefer gelegenen Talgründe. 

Zur Lebensweise: Das bunte Tier ist bei uns in erster Linie ein 
Waldmollusk; eher finden wir.die Schnecke noch im Gebüsch und an 
Ufern, als gerade in Gärten. Unsere steinigen Jurawälder kon- 
venieren ihr offenbar sehr, und Mauern und Kalkmörtel zerfallener 


Rt 


Burgen sind ihre Zuflucht auf altkrystallinem Gestein. Hier und 
auf moderigem Waldboden zeigt sie Symptome der Degeneration, 
sie wird kleiner, dünnschaliger. Gerne steigt sie an Bäumen auf. 
Simroth berichtet, daß sie mit Wonne Hopfen fresse „bis auf das 
Skelett, obgleich er durch Klimmhaare, Hopfenöl, Gerbsäure, Hopfen- 
säure und Hopienbitter“ förmlich verbarrikadiert sei. Nach A. Lang 
wird die Schnecke neun Jahre alt. 

Bemerkung: Es fällt auf, wie häufig hortensis in den Bänder- 
variationen 00000 und 12345 auftritt am selben Ort. Nach meinen 
Funden zu schließen, wäre allerdings die Fünfbändrigkeit dominierend, 
indem sie numerisch wenn auch in wechselndem Verhältnis stets vor- 
herrschte. So überwog dieses Merkmal bei Funden aus dem Wehratal 
im Verhältnis von 6:1, bei 40 Vallanvron-Gehäusen bei 28 Stücken. 

Zwei Fälle interessanter Bastardierung sind mir neben bekannten 
N-H. Bastarden begegnet. Im einen Fall dürfte es sich um eine 
Kreuzung zwischen hortensis und sylvatica, im andern um eine solche 
mit Arianta arbustorum handeln. 

Die Größe von Tachea hortensis schwankt zwischen 16,5 und 
22 mm Durchmesser. Die gelbe Grundfarbe herrscht vor. Daß die 
Qualität der Nahrung auf die Färbung des Gehäuses keinen merk- 
lichen Einfluß hat, darf nun als feste Tatsache angenommen werden. 

Für hortensis typische Bandformeln sind nach Lang 10305 
und 02340. 


43. Tachea nemoralis L. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof. Rheinebene Herthen, 
Rheinbord Bierburg, Lange Erlen, Damm von Weil, ganze rechte Rhein- 
ebene unterhalb Basel. Alt Breisach. Basel Augst, Birsfelder Rheinbord, 
Groß Hüningen, Hilfspital Allschwil, ganze linke Rheinebene unterhalb 
Basel. Mühlhausen. Holee, Allschwiler Wald, Hegenheimer Wald, Süd- 
halde Reinach. St. Jakob, Mönchensteiner Brücke. Schloß Birseck, 
Schloß Dorneck, Wartenberg, Schleifenberg, Nuglar, Seltisberg, 
Sissacher Fluh. Blauenkette (auch Südseite), Untere Klus, Lorenzenbad, 
Hauenstein (Südseite), Solothurn, Moutier. Dinkelberg (Südseite). 
Riehen, Ebene von Maulburg, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. 
Isteiner-Klotz. _ 

Verbreitung in der Schweiz: Die „Hain-Bänderschnecke* bewohnt 
die ganze Schweiz, soweit es die vertikale Erhebung zuläßt. Nach oben 
sind ihr sehr enge Grenzen gesteckt. Sie fehlt völlig dem Hochgebirge 
und schon der obern Waldregion der Voralpen. 

Allgemeine Verbreitung: Tachea nemoralis geht weiter nach 
Süden als hortensis. Die Pyrenäenhalbinsel wird bis zur Mitte be- 
völkert, dem Apennin folgt das Tier sogar bis nach Kalabrien. Um 
so mehr befremdet sein Fehlen auf der Balkanhalbinsel. Die Süd- 
grenze berührt nur noch Istrien und Dalmatien und biegt gegen West- 


Behr: Fr 


Ungarn und Böhmen hin um. Im Osten wird Deutschland kaum 
überschritten; den russischen Östsee-Provinzen fehlt die Art. Aber 
Skandinavien wird in seiner südlichen Hälfte beansprucht, sowie ganz 
Großbritannien bis ins Schottische Hochland. — Durch den Menschen 
wurde sie an die Ostküste Nord-Amerikas verschleppt. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura hält sich die Schnecke konstant 
an die Niederungen der Talschaften. Mein höchster Fund stammt 
vom Hauenstein, bei etwas über 600m. In den Alpen wagt sie sich höher 
hinauf, übersteigt aber selten die Isohypse von 1000 m (Piemont). 

Zur Lebensweise: Das gesellige Tier bewohnt zunächst Busch 
und Wald. Man kann es oft an Buchen, Kirschbäumen, ja sogar hoch 
im Gezweig von Pinus silvestris ablesen, wo sie offenbar kleiner Pilz- 
nahrung nachgeht. Sehr auffallend ist ihre Fähigkeit, die Lebens- 
funktionen einzustellen. Die meisten Heliciden sind bis zu einem ge- 
wissen Grade Hungerkünstler, (Winter- bezw. Sommerschlaf); aber zu 
jeder beliebigen Jahreszeit unvermittelt eine monatelange Hungerkur 
zu ertragen, das ist eine Spezialität unserer T. nemoralis. Ein im 
Juli gesammeltes Tier, das aus Versehen in einer kleinen Blechbüchse 
liegen blieb, lief nach 50 Tagen sofort munter umher, ohne eine Spur 
von Beschwerden zu zeigen; Hartwig berichtet von einer nemoralis, 
die während 7'/s Monaten großer Trockenheit in Lethargie verharrte. — 

Kalkarme Substrate werden vermieden; Keuper erhält den 
Vorzug. 

Bemerkung: Bei uns schwankt der Gehäusedurchmesser zwischen 
20 und 26 mm. Eine Abnahme der Gehäusegröße mit zunehmender 
vertikaler Erhebung konnte ich nie erkennen, obgleich sie im Jura 
(Joux-Tal) beobachtet worden ist (O. Stoll). 

Im Rheintal herrscht nemoralis entschieden vor, während hortensis 
im Jura häufiger wird. 

Als spezifische nemoralis-Bandformeln nennt Lang 00345, 
00345, 0.0345-00:043u..2 


44. Tachea sylvatica Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene unterhalb Klein Hüningen, 
Klein Kems, (beide angeschwemmt). Rheinufer in der Hard und bei 
Birsfelden. Gempenfluh, Arlesheim, Schauenburg, Schleifenberg, Farns- 
burg. Blauen (Kellengrabenschlucht), Schafmatt, Frohburg, Wiesenberg, 
Hauenstein (Südseite), Schmutzfluh, Olten, Aarburg, Bölchen (auch 
Südseite), Waldenburg, Langenbruck, Balstal, Paßwang, Kellenköpfli, 
südlich Nunningen, Hohe Winde, Fringeli, Hasenmatte, Weißenstein, 
Solothurn, Moutier, Vallanvron, Les Brenets. 

Verbreitung in der Schweiz: Tachea sylvatica bewohnt nur die 
westliche Hälfte der Schweiz. Von der petrographischen Unterlage 
völlig abhängig, folgt sie zunächst von Genf her der Rhone und den 


REN ne 


nördlichen Kalkalpen. Ihre Südost-Grenze geht von der Gemmi mit 
der Juraformation über die Faulhornkette und die Unterwaldner-Vor- 
alpen bis ins Schächental und an den Vierwaldstättersee (Rütli, Selisberg). 
Weiter östlich wird sie nur noch von Wesen genannt (Ulrich). Auch 
im Mittelland hat sie vereinzelte Stationen, so im Waadtland, bei Bern 
und bei Zürich, kommt aber erst im Kettenjura wieder zu voller Blüte. 
Mit dem Jura überschreitet sie den Rhein (Waldshut, Thiengen) und 
macht in ihrer nordöstlichen Ausdehnung am Laufener Schloß bei 
Schaffhausen halt. Mit dem Tafeljura gelangt sie vor die Tore der 
Stadt Basel. Den Rhein erreicht sie wohl überall zwischen Laufenburg 
und Basel, traversiert ihn hier aber noch nicht. 

Allgemeine Verbreitung: Die „Alpen-Bänderschnecke“ hat das 
Westalpengebiet inne. Von der Rhone erstreckt sich ihr beschränktes 
Areal ostwärts bis zur alpinen Wasserscheide, die nur an vereinzelten 
Stellen wenig überschritten wird; es umfaßt Savoyen, die Westschweiz 
und den Südosten Frankreichs, etwa bis Dijon. Ihr Vorkommen in 
den Cevennen, den Pyrenäen und Vogesen ist fraglich und bedarf der 
Bestätigung. Die vereinzelten Fundorte längs des Rheines (Klein Kems, 
Karlsruhe, Daxlanden, Hagenau, Worms) sind auf Verfrachtung durch 
den Strom zurückzuführen. 

Vertikale Verbreitung: Tachea sylvatica liebt ausschließlich 
Höhenluft. Ihr Vorkommen unter 500 m darf als Ausnahme gelten. 
Gleichwohl dringt sie nur wenig über die obere Baumgrenze vor, etwa 
auf Weiden mit vereinzelten Tannen. Im Jura ist sie in bedeutenden 
Höhen eine bekannte Erscheinung; in den Alpen soll sie am Col di 
Tenda selbst 2500 m noch erreichen. Sie wurde u. a. auch an folgen- 
den Punkten erbeutet: Brünig 1035 m; Mürren 1700 m; Val du Ferret 
1800 m; Schynige Platte 2070 m; Gemmi 2300 m. 

Zur Lebensweise: Feuchte Laub- und Nadelwälder mit Felsen- 
inseln bilden den eigentlichen Wohnort dieser Art; sie ist eine Wald- 
schnecke, die sich längs der Bäche in absteigender und längs ver- 
einzelter Baumbestände in aufsteigender Richtung wenig vom Gehölz 
entfernt. Bei solchen Exkursionen erklimmt sie echt tacheenhaft auch 
Buchen und Obst-, besonders Kirschbäume. Mit besonderer Vorliebe 
klettert sie an Felswänden empor, verkriecht sich während der warmen 
Mittagszeit in einer Spalte oder Nische und klebt sich hermetisch fest. 
Die Vorliebe für Kalk spricht sich in der geographischen Verbreitung 
der Art deutlich aus. 

Bemerkung: Die gesunden, typischen Gehäuse unseres Jura 
zeigen alle einen gelblichen Grundton. Mehr weiße Gehäuse tragen 
stets den Stempel .der Degeneration (Bleichung) an sich (Var. rhe- 
nana Kobelt). 

Eine Verkleinerung des Gehäuses mit zunehmender vertikaler 
Erhebung ist insofern zu beobachten, als der obere Waldrand und die 
Juraweiden meist kleine Formen liefern. So fand ich auf dem Bölchen und 
Fringeli, sowie in Vallanvron zwischen 900 und 1100 m Höhe Gehäuse, 


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deren Durchmesser 18 mm kaum überschritten, mitunter aber auch nur 
17 mm erreichten. Diese Erscheinung dürfte auf Rechnung der Nahrungs- 
armut und der verkürzten Fraßzeit infolge längerer Winter gesetzt 
werden. Unterhalb der obern Baumgrenze versagt das bequeme 
Schema ganz. 

Nach O. Stoll ist auch für die Alpen eine Magerform von ähnlichen 
Dimensionen charakteristisch. 

Meine größten Gehäuse (23 mm) stammen vom Hauenstein aus 
ca. 600 m Höhe. — Am Unterrand der Mundöffnung macht sich mit- 
unter ein ausgesprochener Zahn geltend. Die Bänder sind hie und 
da derart über das ganze Gehäuse „verschmiert“, daß dasselbe einen 
dunkelgelbbraunen Anstrich erhält. 


Genus Xerophila Held. 


45. Xerophila ericetorum Müller. 


Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheindamm Bierburg, 
Klein Hüningen, Leopoldshöhe, Egringen, Schallbach, Klein Kems-Istein, 
Kaiserstuhl. Basel Augst, Hard, Birsfelder Birsufer, Ebene von Allschwil, 
Friedmatt - Burgfelden, Groß Hüningen, Neudorf, östlich und nörd- 
lich Rosenau, Mülhausen. Südhalde Benken, Reinacher Südhalde. 
St. Jakob (Birsufer).. Gempenplateau (Schloß Birseck, Schloß Dorneck), 
Wartenberg, Schleifenberg, Oristal, Seltisberg, Sissacher Fluh, Kalt- 
brunnental. Landskron, Flüh-Hofstetten, Rain zwischen Pfäffingen und 
Untere Klus, Blauenkette (besonders Südseite), Pfäffinger Schloß, 
Schafmatt (Südhalde), Hauenstein (Südseite), Bölchen (Südseite), 
Paßwang, Fringeli. Dinkelberg: ob Grenzach, Hornfelsen, Südhalde 
Bettingen, Hohe Flum, Adelhausen. Tüllinger Hügel. Isteiner Klotz. 

Verbreitung in der Schweiz: Xerophila ericetorum bewohnt die 
ganze nordalpine Schweiz; sie dringt nur so weit ins Hochgebirge ein, 
als es der Kalkgehalt des Bodens erlaubt. Dem Urgebirge fehlt sie 
völlig, während sie dem Bündnerschiefer folgend bis ins Herz der 
Alpen vorzudringen vermag. 

Allgemeine Verbreitung: Die „Heideschnecke“ scheint, soweit die 
noch nicht abgeklärte Spezialsystematik ein Urteil zuläßt, ein be- 
schränktes Gebiet innezuhaben. Sie bewohnt Spanien, Frankreich, 
Deutschland und England bis zu den Hebriden, also den Westen 
Europas. In der Norddeutschen Ebene wird sie selten, erreicht 
aber noch dänischen Boden. Ihre Ostgrenze verläuft von Vorarlberg, 
die Algäuer Alpen umschließend, zum Lech, zwischen dem Franken- 
jura und dem Böhmerwald hindurch nach dem Fichtelgebirge, der 
petrographischen Leitlinie folgend. Von hier wendet sie in scharfer 
Kurve nordostwärts über die Lausitz nach den ostpreußischen Seen- 
schwellen. Im Süden stößt ihr Areal mit den Alpen ans Mittelländische 
Meer. Es bleibt eine offene Frage, wie weit die Poebene und die 


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Balkanhalbinsel von Xerophila ericetorum bevölkert werden. Vielleicht 
behält Kreglinger recht, wenn er letztere und auch Ungarn zu ihrem 
Gebiete zählt und die nachträglich abgespaltenen Arten als rein lokale 
Modifikationen unserer westeuropäischen Art auffaßt. 

Vertikale Verbreitung: An warmen Südhalden erreicht diese Art 
im Jura und in den Alpen beträchtliche Höhen. Auf den Juraweiden 
findet man sie nicht selten noch bei 1000 m Höhe; in den Alpen 
sammelte sie Scharff in der Nähe von Mürren bei 1700 m. 

Zur Lebensweise; Die Vorliebe dieses Tieres für trockene, kurz- 
rasige Abhänge und Grabenränder, für Eisenbahn- und Straßendämme, 
für kiesigen Schotterboden und warme Rebhalden ist charakteristisch. 
Darum ist aber sein Vorkommen im steinigen, jurassischen Laubwald 
keineswegs ausgeschlossen; im Gehölz bei St. Jakob längs der Birs 
fand ich sogar am 28. Dezember 1907 unter Schnee im Laube ein 
munteres Exemplar ohne jeglichen Ansatz zur Deckelbildung. An 
Südhalden kriecht diese eurytherme Art im Frühjahr wohl als erste 
aus dem Versteck hervor; am 19. Januar 1907 fand ich bei Bettingen 
zahlreiche Tiere fröhlich sich tummeln; rundum lag Schnee. Mit ihrer 
Vorliebe zum Kalk erklärt sich ihr häufiges Auftreten im Ruinenschutt, 
es muß aber betont werden, daß auch Molasse, Bündnerschiefer und 
diluviale Sedimente ihrem Kalkbedürfnis gerecht werden. Ausnahms- 
weise kann man das gesellige Tier an Bäumen (Eschen) ablesen. 

Bemerkung: Die Größe des Durchmessers schwankt zwischen 
12 und 18 mm. Auffallend kleine Gehäuse erbeutete ich in großer 
Zahl bei Allschwil und Groß Hüningen; ihr Durchmesser übersteigt 
14 mm nie, ist aber meist kleiner (bis 9 mm). Von verkümmerten 
Bergformen wie bei den Gehäusen unserer Jura- und Alpenweiden, 
welche die Größe derjenigen tertiärer und diluvialer Südhalden nie 
oder selten erreichen, kann da keine Rede sein. 

Meine stattlichsten Stücke stammen von der Benkener Halde 
(18 mm). 


46. Xerophila obvia Hartm. 


Verbreitung um Basel: Tramdepot an der Allschwiler Straße. Rhein- 
ebene unterhalb Neudorf (in der Nähe der Gemüsegärten). Unterhalb 
Klein Hüningen (in spärlichem Gebüsch). 

Verbreitung in der Schweiz: Auf natürlichem Wege wird die 
Schweiz nur an einer Stelle betreten, nämlich von Tirol her im Unter- 
Engadin, im Albulatal (Tiefenkastel, Zschokke) und vielleicht noch da 
und dort im Bündnerland. Ganz sporadisch sind die Funde von 
Ramsen, Basel und Neuenburg, die in der Annahme künstlicher Ver- 
frachtung durch den Menschen die zwangloseste Erklärung finden. 

Allgemeine Verbreitung: Die „weiße Heideschnecke“ ist für die 
Ostalpen charakteristisch. Wahrscheinlich erreicht sie selbst den 
Kaukasus noch, sicher aber das ägäische und das Schwarze Meer. 


ERERO 2 


Von hier erstreckt sich ihr Areal westwärts über die Balkanhalbinsel, 
über Bosnien, Dalmatien, den Karst, die Grafschaft Görz und Süd- 
Tirol. Es umfaßt ganz Österreich-Ungarn, die Südostecke der Schweiz 
und das östliche Deutschland bis in den schwäbischen und bayrischen 
Jura im Westen, in den Harz und ins Erzgebirge im Norden. Auf der 
ganzen Front scheint die Art in starker Ausbreitung begriffen zu sein. 
Außerhalb dieser gebirgigen Heimat finden sich da und dort vereinzelte 
Vorposten. Ich nenne von ihnen die nordwestschweizerischen Fund- 
orte, dann Frankfurt a. M., den Taunus, Rheinpreußen, die Rhön, 
Potsdam, Mecklenburg und Christiansvaern (Norwegen). 

Vertikale Verbreitung: Im Gebiet der Kalkalpen, längs der Berg- 
straßen steigt Xerophila obvia ziemlich hoch hinan (im Unter-Engadin 
bis 1200 m); sie verhält sich in ihrer vertikalen Ausbreitung ähnlich 
wie X. ericetorum. . 

Zur Lebensweise: Wie jene bevorzugt obvia trockene Heiden, 
kurzrasige Wiesen und Felder. Bei feuchtem Wetter klettert sie wie 
Carthusiana gern an Grashalmen empor und bleibt bei Eintritt trockener 
Witterung hängen. Sie ist eine eigentliche Hochsommerschnecke, die 
der größten Hitze trotzt und sich am gefallenen Tau nach des Tages 
Strapazen restauriert. 

Bemerkung: Meine 6—7 bändrigen Exemplare von Allschwil er- 
reichen einen Durchmesser bis zu 18 mm. Ich fand sie am Bahndamm, 
und es ist wahrscheinlich, daß sie mit dem Material, das zur Beschotte- 
rung der Bahnlinie verwendet wird, hieher verschleppt wurden. Die 
Kolonie war quantitativ blühend, scheint aber doch dem Untergang 
geweiht zu sein, indem sich keine lebenden Tiere mehr finden ließen. 

Die Exemplare von Neudorf kamen offenbar mit Futter- oder 
Gemüsepflanzen bezw. Sämereien an ihren isolierten Posten, während 
die Herkunft der Klein-Hüningergehäuse rätselhaft bleibt, auch wenn 
an eine Verfrachtung durch den Strom gedacht werden kann. 

Die Neudorfer Ebene beschenkte mich auch mit einem Exemplar 
von Campylaca cingulata Stud, das neben Xerophila obvia lag. Von 
dort stammt ferner eine Helix aspersa, die ich oben anführte. Alle 
diese Sonderlinge benützten den Sack des Gemüsehändlers als Vehikel, 
um von der fernen Heimat zu uns zu gelangen. Die Neudörfler be- 
ziehen ihre Sämereien von Großhändlern in Colmar, die das Material 
offenbar direkt vom Süden erhalten. 


47. Xerophila candidula Studer. 


Verbreitung um Basel: Rheinufer Gasfabrik, Friedmatt. Herthen, 
Rheindamm Bierburg. Klein Hüningen, Bahndamm Leopoldshöhe. 
Egringen, Schallbach, Kaiserstuhl. Bahndamm Birsfelden, Straßendamm 
bei Burgfelden, Neudorfer Felder, Michelfelden, nördlich Rosenau. 
Straße Allschwil-Schönenbuch, Ziegelhütte Hegenheim-Allschwil, Süd- 
halde Benken. Seltisberg, Delsberg. Hohe Flum. Istein-Klein Kems. 


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Verbreitung in der Schweiz: Die „Quendelschnecke“ richtet sich 
bei ihrem Vormarsch wesentlich nach der petrographischen Unterlage. 
Diese Tatsache gibt jedoch nicht genügenden Aufschluß über die 
Ursachen ihres Fehlens in den zentralgelegenen Voralpen und dem 
größten Teil des Mittellandes. Es ist auch nicht einzusehen, warum 
das Tier die ganze Westschweiz, den ganzen Jura, die Umgebung 
Berns, den Südostzipfel des Aargau, den Bündner Schiefer, den Gott- 
hard, sogar das Misox und die Gegend um Locarno und Lugano (ich 
besitze Gehäuse von Rovio) bewohnen, den Kalkalpenzug von der 
Diablerets bis zum Säntis hinauf aber und die großen Zwischenareale 
im Mittellande meiden soll. Um das Sonderbare dieser Verbreitung 
erklären zu können, muß man zu der Annahme greifen, X. candidula 
sei erst im Begriff, das schweizerische Areal zu erobern. Dann würde 
sie von Südwesten und von Osten den Vorstoß unternommen haben. 

Allgemeine Verbreitung: Xerophila candidula gehört der südwest- 
europäischen Fauna an. Von Portugal erstreckt sich ihr Gebiet quer 
durch Spanien, über Süd- und Mittelfrankreich, und erreicht nördlich 
der Alpen die belgische Grenze und den Harz. Es umfaßt ferner 
West- und Süddeutschland und die Schweiz. Südlich der Alpen be- 
wohnt die Art Ober- und Mittelitalien und folgt den Kalkalpen bis 
Kärnten und Steiermark, fehlt aber Böhmen und Ungarn, sowie der 
eigentlichen Balkanhalbinsel. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura hält sich das Tier mehr an die 
untern Talhänge, während in den Alpen die obere Waldregion noch 
erreicht wird. Bei Tschiertschen erbeutete ich Tiere bei 1350 m Höhe, 
sie sollen aber bis 1500 (Gotthard), im Tirol sogar bis 1900 m (Gredler) 
ansteigen. 

Zur Lebensweise: Die Lebensgewohnheiten von candidula stim- 
men mit denjenigen von ericetorum überein. Oberhalb der Hegen- 
heimer Ziegelhütte fand ich die Gräser so zahlreich mit den kleinen 
Gehäusen übersät, daß sich der bei Bauern etwa verbreitete Gedanke 
an einen Schneckenregen unwillkürlich aufdrängte. 

Bemerkung: Ich begreife nicht, wie die Glätte des Gehäuses 
von candidula der Rippung desjenigen von striata als antagonistisches 
und artscheidendes Merkmal gegenübergestellt werden kann (Clessin). 
Das Gehäuse von candidula ist nur selten glatt, sondern meist schön 
und fein gerippt, nicht nur gestreift, sondern plastisch gerippt, so daß 
es unmöglich ist, auf Grund dieses Merkmals die eine oder andere 
Art zu erkennen. Vielleicht verhält es sich anderorts anders; soweit 
meine Erfahrung geht, gehören die candidula Formen der Umgebung 
Basels ausschließlich der Var. thymorum v. Alten an, aber auch hier 
handelt es sich nicht um „Streifen“, die doch in der Fläche liegen, 
sondern um drei dimensionale Rippen. Jeder Anfänger in der Gastro- 
podenkunde wird den Mangel einer präzisen Nomenklatur unan- 
genehm empfinden, und ich bin nicht erstaunt, wenn Clessin über 
arge Konfusion klagt, die Xerophila striata in der Literatur verursacht 


PEN 


haben soll. Ich vermochte zwischen typischen striata Gehäusen einer- 


seits, die ich der Güte des Herrn Geyer verdanke, und candidula 


Gehäusen andererseits keinen prinzipiellen und durchgreifenden Unter- 
schied in der äußern Struktur erkennen. 


Genus Carthusiana Kobelt. 


48. Carthusiana carthusiana Müller. 


Verbreitung um Basel: Groß Hüningen, Ebene von Neudorf. 
Neu Breisach, Mülhausen. Istein-Klein Kems, Neuenburg, Freiburg, 
Kaiserstuhl. 

Verbreitung in der Schweiz: Die „Karthäuserschnecke“ bewohnt 
nur die Südwestecke der Schweiz. Von Genf her folgt sie den Süd- 
hängen des Jura bis zum Neuenburgersee (Orbe, Vaumarcus, und Esta- 
vayer) einerseits, dem Gelände des Genfersees andererseits (Lausanne). 
Weiter nach Norden scheint sie im Jura keineswegs vorgedrungen zu 
sein, und es ist etwas kühn, zu behaupten, die Schnecke habe längs 
dieses Gebirgszuges das Rheintal erreicht (vgl. Clessin Il). Ihr Fehlen 
an den Nordabhängen macht diese Annahme noch unwahrscheinlicher. 
Das Tier rückt vielmehr von Süden und von Norden den Flußläufen 
nach aufwärts und ist im Begriff, auch bei Basel Schweizerboden zu 
betreten. 

Allgemeine Verbreitung: Carthusiana carthusiana ist eine aus- 
gesprochene Mittelmeerschnecke, die der europäischen Südküste nirgends 
fehlt, selbst kleinasiatischen Boden betritt und den Kaukasus noch er- 
reicht. Ihre Anstrengungen, das Areal nordwärts zu erweitern, scheinen 
besonders bei uns im Westen mit Erfolg gekrönt zu sein. Von Süd- 
frankreich her macht sie Vorstöße längs der milden Küste und das 
Rhonetal hinauf und erreicht England, Belgien, durch die burgundische 
Pforte das Rheintal und durch das Rhonetor die Schweiz. Dem Rheine 
folgt sie abwärts durch ganz Elsaß-Lothringen; sporadisch trifft man 
sie bei Bonn und im Moseltal (Trier). 

Dem Nordabhang der Alpen fehlt sie beinahe vollständig, und 
nur vom Schwarzen Meer aus, den Karpaten entlang, gelingt es ihr, 
etwas tiefer in das Innere Europas einzudringen. Die Grenze ihres 
Gebietes verläuft hier von Süd-Tirol und Süd-Steiermark gegen Mähren 
und mit nach Norden etwas konkavem Bogen gegen Siebenbürgen. 

Vertikale Verbreitung: Das wärmeliebende, gesellige Tier hält 
sich offenbar strikte an die Küstenstriche und Flußläufe. Bei uns lebt 
es ausschließlich in der Ebene. Der höchste mir bekannte Fund wäre 
Lausanne, bei wenig über 500 m ü. M. 

Zur Lebensweise: Das Tier ist sehr lebhaft, ja aggressiv und 
leicht zu erschrecken. Es teilt sein Quartier mit Xerophila ericetorum 
und bewohnt mit Vorliebe die steppenartigen Grasflächen unserer 
Rhein-Schotterebene. Es ist mehr oder weniger an Kalk gebunden. 


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Auch das Aufklettern an Grashalmen und Medicago-Stauden ist für 
die Schnecke charakteristisch; zudem fühlt sie sich stets auffallend 
kühl an. Ins Terrarium verbracht, klettert sie an den Scheiben empor 
und heftet sich oben fest. Ich fand sie bei Tage meist in latentem 
Zustand, so daß ich auf ein reges Dämmer- und Nachtleben schließen 
mußte. 

Bemerkung: Die Größe des Durchmessers schwankt bei meinen 
Gehäusen zwischen 11 ünd 15 mm. Carthusiana carthusiana schließt 
sich eng der Gruppe xerothermer Tiere an. 4 


Fam. Buliminidae. 
Genus Buliminus Ehrenberg. 


49, Buliminus detritus Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheindamm Bierburg (f. radiatus), Schotter- 
wall Leopoldshöhe, Egringen, Kaiserstuhl, nördl. Klein Hüningen (ange- 
schwemmt). Birsfelden, Schotterhalde hinter Schänzli bei St. Jakob. 
Südhalde Reinach, Schloß Birseck-Reichensteinerhöhlen, Schleifenberg, 
(Weiße Fluh). Hauenstein (Südseite, alte Straße), Olten, Solothurn. 
Tüllinger Hügel (Nordwest), Istein-Klein Kems. 

Verbreitung in der Schweiz: Das schweizerische Areal dieser 
Schnecke ist zerrissen. Die Art foigt den warmen Jurahalden von Genf 
bis Schaffhausen und konzentriert sich besonders auf den Südfuß dieses 
Gebirgszuges. Daß sie der schweizerischen Hochebene nicht ganz iehlt, 
beweisen die Funde um Bern, im Aargau und bei Zürich. Ein kleiner 
Seitenweg biegt von dieser Hauptverbreitungsstraße ostwärts ins 
Rhonetal und führt das Tier den warmen Südhalden entlang bis über 
Sitten hinaus. 

Abseits von dieser westlichen Heimat treffen wir das „Märzen- 
schnecklein“ dann wieder auf den Schiefern Graubündens, im Rheintal 
bei Chur, im Schanfigg und im Albulagebiet, sogar im Misox und Unter- 
engadin. 

Der breite Zug der nördlichen Kalkalpen wird wohl völlig ge- 
mieden. Auch aus dem südlichen Tessin kenne ich keine Fundorte. 

Allgemeine Verbreitung: Auch diese Art hat ihre Heimat am 
Mittelmeer. Sie ist in Nord-Spanien, Süd-Frankreich, auf der Apenninen- - 
und Balkanhalbinsel (vielleicht mit Ausnahme der Südspitzen), im Norden 
Kleinasiens, im Kaukasus und in Transkaukasien zu Hause. Wiederum 
werden im Westen erfolgreiche Vorstöße gewagt; über die Auvergne 
und Burgund einerseits, die französischen Alpen und das Rhonetal 
andererseits werden die belgischen Kalkgebiete, Lothringen, die Rhein- 
lande und die Schweiz erreicht. Dem Jura folgend, wird auch die 
schwäbische Alp gewonnen. Auch im Neckar- und Maintal, im Thüringer 
Wald, im Harz und im Riesengebirge treffen wir vereinzelte Vorposten. 


EN ey gerda 


Anderseits dringt das Tier auch im Osten vor. Südungarn und 
Siebenbürgen gehören in sein Areal. Den Flußläufen nach wird Steier- 
mark, Kärnten und Welschtirol erobert. Es ist anzunehmen, daß Bünden 
auf diesem Wege seinen Buliminus detritus erhielt. 

Vertikale Verbreitung: In sonnigen Gegenden steigt er über 
den Weinbau hinaus, so z. B. in den Abruzzen, aber auch in den 
Tälern Graubündens, wo er im Engadin 1500 m noch erreichen soll. 
Im allgemeinen hält er sich aber entschieden an die unteren Talhänge. 

Zur Lebensweise: Der xerotherme Charakter dieser dickschaligen 
Turmschnecke ist augenfällig. An kurzrasigen, sonnigen kalkreichen 
Südhalden ist ihre Zahl Legion. Besonders an Rebgeländen mit 
lockerem Boden, an sonnigen Randfelsen, an Lößhügeln, an Bahn- 
dämmen und Wegrainen hält sie sich gerne auf. Die kalkbedürftige 
Bodenschnecke wird auf Molasse seltener und scheint Kieselgestein 
nur ausnahmsweise zu betreten. Bei sehr trockener Witterung und 
im Winter verkriecht sie sich, wenn auch nur wenig tief unter Gras- 
wurzeln und in den Boden. 

Bemerkung: Die Gehäuse meiner Sammlung zeichnen sich alle 
durch eine relativ kleine Mündung aus. Das Verhältnis der Gehäuse- 
länge zur Mündungslänge stellt sich durchschnittlich dar wie 21,2:8,4. 
Die forma elongata ist überall zu treffen, mit normalen und gedrungenen 
Exemplaren vermischt. 

Die iteralen Striemen varieren sehr in ihrer Deutlichkeit; Buli- 
minus detritus ist bei uns meist unicolor. Die typische forma radiata 
fand ich nur bei der Bierburg. 

Meine größten Gehäuse stammen von Istein (23 mm); die Länge 
variert aber am selben Fundort zwischen 17 und 23 mm. 


50. Buliminus montanus Drp. 


Verbreitung um Basel: Unterhalb Klein Hüningen (angeschwemmt). 
Birsgenist, Schleifenberg. Blauen, Untere Klus, Frohburg, Olten, 
Wiesenberg, Schmutzberg, Bölchen (auch Südseite), Paßwang, Bals- 
tal, Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Adelhausen, 
Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme der südalpinen Täler 
bevölkert Buliminus montanus die ganze Schweiz. Er dringt von 
Norden her weit in das Gebiet der Hochalpen vor (Wallis, Bern, Uri, 
Glarus, Bünden). 

Allgemeine Verbreitung: Die natürliche Südgrenze seines Areals 
ist zunächst durch den Gebirgskamm der Pyrenäen und Alpen ge- 
geben. Letztere werden nur in ihren Ostausläufern nach Süden hin 
etwas überschritten (Süd-Tirol, Krain, Karst, Dalmatien). Die Schnecke 
fehlt der eigentlichen Balkanhalbinsel. Sie erreicht im Osten kaum die 
untere Donau; Siebenbürgen bildet hier den südlichen und zugleich 
östlichen Grenzstein. Ganz Zentral-Europa nördlich der skizzierten 


BAD 29 


Südgrenze wird von der Art bewohnt, soweit Gebirgsland vorherrscht. 
Der norddeutschen Ebene, Dänemark und dem russischen Reiche fehlt 
sie; sie tritt aber in Süd-England und Süd-Skandinavien noch einmal 
auf. — Der von Martens genannte Fundort im Ural steht meines Wissens 
ganz isoliert da. 

Vertikale Verbreitung: Mit der Tanne übersteigt die „Bergvielfraß- 
schnecke“ die 1000 m Isohypse oft und erklimmt unsere bedeutendsten 
Jurahöhen. In den Alpen geht sie ausnahmsweise selbst über die 
obere Baumgrenze hinaus. Im Schanfigg sammelte ich das Tier bei 
1400 m; ich nenne ferner die Funde von Mürren 1700 m, aus dem 
Salzburgischen 1500 m, aus Tirol bis über 1800 m; in Bünden soll sie 
selbst bei 2600 m Höhe noch erbeutet worden sein. 

Zur Lebensweise: Die steinigen Buchenwälder unseres Ketten- 
jura sagen dieser Bergschnecke am besten zu. Mit Vorliebe steigt sie 
an den Bäumen (Buchen, Eschen) auf, führt aber sonst im Halden- 
schutt, unter gefallenem Laub ein ungeselliges Dasein. Die feuchten 
Wälder der Nordhalden, aber auch hochgelegene Weiden mit spär- 
lichem Tannenbestand bieten ihr die zusagenden Lebensbedingungen. 
Vom Kalk ist sie unabhängiger als detritus. Auf Waldweiden zeigt 
sie oft bei Lebzeiten schon ein sehr verwittertes Gehäuse, so daß von 
der zarten, zierlichen Hammerschlägigkeit der Epidermis nichts mehr 
zu sehen ist. — Der Winterschlaf dauert nicht lang; unter günstigen 
Umständen werden die Lebensfunktionen gar nicht sistiert. 

Bemerkung: Meine größten Gehäuse erreichen eine Länge von 
nur 15,2 mm; in der Regel sind sie kleiner. Die Var. elongatus Kregl. 
findet sich überall mit typischen Gehäusen vermischt. Var. carthusianus 
Locard dürfte weiter nichts als eine Bergform von elongatus sein. Ich 
fand sie mit normalen, aber kleinen Gehäusen vermischt im Schanfigg; 
ihre Länge betrug nur 13 mm, die Breite 4 mm. Im Vergleich zu den 
Clessinschen Maßen hätten wir hier entschieden Kümmerformen vor 
uns. Aber der ganze Jura, soweit ich ihn kenne, zeigt bei zahlreichen 
Arten ähnliche Reduktionen der Gehäusedimensionen. Bei den günstigen 
Lebensverhältnissen in unsern jurassischen Tälern ist jedoch das Mo- 
ment der Degeneration soviel wie ausgeschlossen. Es hält sehr schwer, 
eine allgemein gültige, stichhaltige Erklärung zu finden für diese 
Größenreduktion. 


51. Buliminus obscurus Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheindamm Bierburg, Lange Erlen, Müll- 
heim. Basel Augst, Hard, Bachgraben Hilfsspital-Allschwil, Neu All- 
schwil, Allschwiler Wald, Allschwil-Schönenbuch, Bottmingen. Südhalde 
Benken, Jakobsbergerhölzli. Gempenplateau, Schloß Birseck, Schloß 
Dorneck, Wartenberg, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Blauen, Lands- 
kron, Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Froburg, Hauenstein (Südseite), 
Wiesenberg, Schmutzberg, Bölchenfluh (Südseite), Paßwang, Hohe Winde, 


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Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Südhalde Bettingen, Adelhausen, Hohe 
Flum, Wehratal. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht, Isteiner 
Klotz, Klein Kems. Bürglen, Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz liegt im Verbrei- 
tungsareal dieser Schnecke; ihre Ausdehnung ist nur in vertikaler 
Richtung begrenzt. Auf kalkarmem Substrat wird sie selten. 

Allgemeine Verbreitung: Buliminus obscurus ist ein Ubiquist der 
paläarktischen Region und bewohnt als solcher ganz Europa bis an 
den Polarkreis. Die Nordostgrenze ist etwas unbestimmt; sie dürfte 
im Ural zu suchen sein. Im Süden bevölkert die Schnecke den Kau- 
kasus, Armenien, Syrien und selbst die Küstenstriche Algeriens. Auch 
in Nord-Amerika ist sie heimatberechtigt. 

Vertikale Verbreitung: Die vorliegende Art steigt nicht so hoch 
hinauf wie montanus; im Jura ist der Unterschied in der vertikalen Ver- 
breitung zwar kaum zu erkennen, aber in den Alpen bevorzugt obscurus 
die untern Talhänge. Immerhin reihen die Funde im Unter-Engadin, 
bei Tschiertschen, im Tirol (bei 1500 m) und bei Mürren (selbst 1700 m 
hoch) auch die subalpine Region dem Areal dieser Schnecke ein. 

Zur Lebensweise: Die kleine Turmschnecke ist an das Gebüsch 
gebunden, findet sich aber überall und auf jedem Boden. Trotz ihrer 
großen Verbreitung wird sie doch nie gemein. Wie montanus, wohnt 
sie in Wäldern, an bemoosten Mauern und Felsen, steigt häufig an 
Buchen, Pappeln und andern Bäumen auf, an deren Rinde sie leicht 
übersehen wird, und erlangt an feuchten schattigen Orten ihre schönste 
Entwicklung. Sie kommt oft mit Kot überdeckt aus ihrem Versteck 
hervor. 

Bemerkung: Die Exemplare von Vallanvron zeigen alle einen 
kräftigen, schön violetten Mundsaum. Wie bei montanus begegnen 
uns auch hier nicht selten Albinos. — Die Gehäuselänge kann am 
gleichen Fundort zwischen 7,5 und 10 mm schwanken. 


Genus Chondrula Beck. 


52. Chondrula tridens Müller. 


Verbreitung um Basel: Leopoldshöhe. Rheingenist. Acker an der 
Hegenheimerstraße, Allschwil-Schönenbuch. Südhalde Benken. Liestal 
(Studer; ich habe sie hier selbst nicht gefunden). Hohe Flum. Adelhausen. 

Verbreitung in der Schweiz: Chondrula tridens mag eine ähnliche 
Reise hinter sich haben wie Carthusiana carthusiana. Durch das 
lemanische Tor in die Schweiz eingedrungen, zieht sie den Rebgeländen 
des Sees und der Rhone nach bis Orsieres und Sitten. Dem Jura folgt 
sie in spärlichen Kolonnen. Die Funde bei Neuenburg, im St. Immertal 
und gar bei Bern haben ganz sporadischen Charakter. — Das Rhein- 
tal und die Umgebung Basels erreichte sie durch die burgundische 
Pforte, während Süd-Tessin auf direktem Wege besetzt wurde. 


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Allgemeine Verbreitung: Den Schwerpunkt ihrer allgemeinen Ver- 


breitung hat diese Art im Süden und Osten Europas. Vom Kaukasus 


erstreckt sich ihr Areal über Süd-Rußland (Charkow, Kursk) nach der 
Balkanhalbinsel. Es umfaßt Siebenbürgen, Bulgarien, Albanien und 
erreicht in dieser Breite das Adriatische Meer. Eingeschlossen sind 
ferner Krain, Unter Steiermark, Kärnten, Süd-Tirol, ganz Italien, Frank- 
reich und das nordöstliche Spanien mit den Balearen. Auch nach Süd- 
west- und Mitteldeutschland ist der Vorstoß gelungen; gegen die 
Niederlande und die norddeutsche Ebene jedoch nehmen die Fund- 
orte rasch ab. Man gewinnt den Eindruck, die Art mühe sich nörd- 
lich der Alpen umsonst ab, früher schon besessenes und wieder ver- 
loren gegangenes Land zurückzuerobern. 

Isoliert stehen die Fundorte der Tatra (Nowicki) und von Palä- 
stina (Blanckenhorn). 

Vertikale Verbreitung: Der höchste mir bekannte schweizerische 
Fundort ist St. Immer mit 800 m ü.M. Das Tier hält sich an die 
untern Talhänge und dürfte nur ausnahmsweise die Rebgelände über- 
steigen. Daß dies immerhin geschieht, zeigt ihr Vorkommen im Tirol 
bei 1500 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Trockene Halden mit spärlichem Buschwerk 
und lehmigem oder schotterigem Boden sagen bei uns der dreizähnigen 
Turmschnecke am meisten zu. Sie führt im Wurzelwerk der Gräser 
ein verborgenes Leben und kommt nur bei warmem Regenwetter her- 


vor. Ihr xerophiler Charakter spiegelt sich deutlich in der Farbe und 


Konsistenz der Schale. 

Bemerkung: Die Gehäuselänge schwankt am selben Fundort be- 
deutend: bei Benken zwischen 8, 5 und 11 mm, auf der Hohen Flum 
zwischen 7, 5 und 10 mm. Es ist unmöglich, die Varietäten minor und 
major festzuhalten. — Gehäuse von Rovio (Luganersee) messen 11,5 mm. 
Auch finden wir an ein und derselben Halde 2—5zähnige Stücke; 
letztere lehnen sehr an albolimbatus Pfeiff. an, die schon Kobelt nur 
für die höchste Entwicklung von tridens hält. 

Im Vergleich mit Exemplaren aus Württemberg, die mir Herr 
Geyer freundlichst zustellte, zeigen die Formen aus Basels Umgebung 
meist kleine Dimensionen. 


53. Chondrula quadridens Müller. 


Verbreitung um Basel: Kaiserstuhl. Klein Kems (Gyßer; ich habe 
sie hier selbst nicht gefunden). 

Verbreitung in der Schweiz: Ein bekanntes Bild: Von der lema- 
nischen Pforte her dringt die mediterrane Art fächerartig vor, folgt 
zunächst dem Südfuß des Jura nach Grandson, Neuchätel und an den 
Bielersee, und erreicht auch im Mittelland vereinzelte Stationen (Murten; 
Belp südlich Bern); benützt auf der andern Seite die Rebstöcke von 
La Cöte und La Vaux als Wegweiser und gelangt über Morges, Lausanne, 


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Yvorne, der Rhone nach aufwärts ins Wallis bis Ardon, unterhalb Sion. 
Auch kleine Nebentäler (Örmont, Villars) werden besiedelt. 

Abseits von diesem westlichen Territorium gelangt eine zweite 
schweizerische Kolonie im Kanton Graubünden zu hoher Blüte. Im 
ganzen nördlichen Teil, im Prättigau, Schanfigg, auf der Lenzer Heide, 
im Unter-Engadin finden wir unsere Turmschnecke verbreitet. Mit 
dem Rheine gelangt sie von Chur nach Sargans und ins St. Galler 
Rheintal und betritt selbst Appenzeller Boden. 

Den direktesten Weg nach der Schweiz wählten aber jene Tiere, 
die uns am Luganersee und auf der Südseite des Simplon (Gondo. 
begegnen. 

Allgemeine Verbreitung: Chondrula quadridens zeigt eine ähn- 
liche Verbreitung wie tridens. Von der Nordostecke Spaniens, Valencia 
und die Balearen inbegriffen, erstreckt sich ihr Gebiet über Süd- 
Frankreich, Ober- und Mittel-Italien (mit Korsika und Sardinien), über die 
südlichen Alpentäler, sowie über die Balkanhalbinsel bis zur jonischen 
Küste und nach Thessalien. Aber auch kleinasiatischer Boden (Spo- 
raden, Cypern) wird in ihr Areal eingezogen. Im Nordosten treffen 
wir die letzten Ausläufer in den Alpentälern Süd-Tirols, Kärntens und 
Steiermarks. Vereinzelte Vorposten lösen sich los von diesem zu 
sammenhängenden Verbreitungsbezirk. Sie dringen der Völkerstraße 
längs der Rhone entlang in die Schweiz und durch die burgundische 
Pforte und der Mosel nach ins Rheintal (Elsaß, Kaiserstuhl, Trier, Bonn). 

Vertikale Verbreitung : Die vierzähnige Turmschnecke steigt in den 
Alpen bis zur obern Waldregion empor. Ich kenne folgende Fundorte: 
Schuls 1220 m, Tschiertschen 1340 m, Ahrental (Tirol) 1500 m ü. M. 

Zur Lebensweise: Wie bei tridens. 

Bemerkung: Die beiden Chondrula-Arten fallen bei ihrem Wärme- 
bedürfnis durch die vertikale Verbreitung auf. Im Schanfigg hatten 
wir im Hochsommer zehn Tage lang dichtesten Nebel bei 4—6°, Ende 
Juli einmal sogar Schnee bis auf 1500 m herunter. Es kommt unseren 
xerothermen Tieren offenbar nicht auf einen langen Sommer, als viel- 
mehr auf intensive, wenn auch kurze Sonnenbestrahlung an. Die Kälte 
wird zu jeder Zeit schlafend überwunden. 

Die Gehäuse von Tschiertschen besitzen im Maximum eine Länge 
von 9 mm, haben aber mindestens 8 volle Umgänge. Im Vergleich mit 
Neuenburger-Exemplaren haben wir hier Miniaturformen vor uns, was 
bei der kurzen Fraßzeit im Hochgebirge nicht verwunderlich ist. 


Genus Acanthinula Beck. 
54. Acanthinula aculeata Müller. 


Verbreitung um Basel: Mühlhausen, Rheingenist, Freiburg. Birs- 
genist, Gempenfluh, Asp. Käferholz. 

Verbreitung in der Schweiz: Acanthinula aculeata bewohnt die 
ganze Schweiz nördlich und südlich der Alpen, soweit es die meteo- 


7 


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rologischen und topographischen Verhältnisse zulassen. Sie fehlt nir- 
gends auf große Strecken. 

Allgemeine Verbreitung: Diese winzige, stachelige Schnirkel- 
schnecke ist ein Ubiquist der Palaearktis und bewohnt trotz ihrer 
Seltenheit ein großes Areal. In Europa scheint sie nur dem polaren 
Norden, wo sie durch harpa ersetzt wird, und der Südspitze der 
Balkanhalbinsel zu fehlen. Im Süden erreicht sie Marokko, im Osten 
übersteigt sie den Kaukasus und dringt auf persischen Boden vor. 

Vertikale Verbreitung: Im Gebirge trifft man die Art bis in die 
obere Waldregion. Im Bündnerland fand ich sie bei 1380 m Höhe. 
Diem erbeutete sie im Calfeisental 1560 m hoch. 

Zur Lebensweise: Bei nasser Witterung, nach anhaltendem 
Regen klettern die Schnecklein aus ihrem Versteck hervor und kriechen 
an faulem Holz, an Baumstrünken umher. Sonst hat man sie unter 
gefallenem Laub und etwa im Mulm und Moos kleiner Felsbänder zu 
suchen. Die nassen Laub- und Tannenhochwälder sind ihre Heimat, 
aber auch feuchte Nordwiesen werden betreten. Von der Beschaffen- 
heit des Bodens sind sie unabhängig. 

Bemerkung: Hesse stellt Acanthinula endgültig in die Familie 
der Buliminiden. 


55. Acanthinula lamellata Jeffr. (— harpa Say). 


Verbreitung um Basel: Rechtes Rheinufer oberhalb Basel (Bier- 
burg). Birsgenist (?). 

Verbreitung in der Schweiz: Im hiesigen Museum liegen unter 
diesem Namen Gehäuse aus dem Jura, ohne genaue Fundortangabe. 
Ich halte sie alle für aculeata mit etwas abgeschliffenen Rippen. Das 
Verhältnis dieser Abweichung zum Typus ist etwa dasselbe, wie 
zwischen Vallonia costata und helvetica. Auch die angeschwemmten 
Gehäuse an der Birs sind mir als abgeglättete aculeata verdächtig. — 
Ehrmann entdeckte harpa bei Zermatt. Clessins Verbreitungsangabe 
«in der Schweiz» ist wohl auf diesen einen Fund zurückzuführen. 

Allgemeine Verbreitung: Die vorliegende Art gehört dem hohen 
Norden an. Circumpolar, wie sie ist, bewohnt sie England, Skandi- 
navien und den ganzen Norden Eurasiens bis ins Amurland und zur 
Tschuktschenhalbinsel. Ganz vereinzelte Funde werden von der Nord- 
deutschen Küste genannt. Aber auch Nordamerika von den Nordwest- 
Territorien bis zur atlantischen Nordküste mit Canada wird von ihr 
bevölkert. Außer Ehrmann hat sie neuerdings auch Craven in den 
Alpen aufgefunden. 

Vertikale Verbreitung: Der Fundort bei Zermatt liegt 2100 m hoch. 
Diese Art steht der vorangehenden in der vertikalen Verbreitung kaum 
nach. 

Zur Lebensweise: Nach Morses Untersuchungen ist das Tier 
ovovivipar. In unwirtlicher Heimat durchläuft es die ersten Entwick- 


RER 


lungsstadien im Mutterleibe und kommt als hochdifferenzierter Embryo 
zur Welt. Die Beispiele sind bekannt, wo tiefe, glaciale Temperaturen 
im Hochgebirge und in der Arctis eine Modification der Ontogenie 
verursachen. Ich erinnere an ähnliche Verhältnisse bei Pyramidula 
rupestris. 

Bemerkung: Mein Fund bei der Bierburg wurde von Prof. Godet 
kontrolliert und als Acanthinula lamellata Jeffr. bestätigt. Geyer, der 
dem einzigen Gehäuse großes Interesse entgegenbrachte und zur Ver- 
gleichung nach Stuttgart mitnahm, bestimmte dasselbe als Ac. aculeata 
var. sublaevis West.; lamellata sei anders gebaut. Kann also ohnehin 
zwischen bedeutenden Autoren eine große Meinungsverschiedenheit 
bestehen über die Stellung gewisser Einzelexemplare innerhalb des 
Genus Acanthinula, so muß hiezu noch folgendes bemerkt werden: 
Clessin I. (Deutsche Exc. Moll. Fauna) nennt Ac. lamellata Jeffr., der 
Iconographie folgend, von Kiel und Rügen, von England und den 
nordischen Ländern Europas. Ac. harpa Say wird nicht erwähnt. — 
Clessin II. (Österr.-Ungarn-Schweiz) läßt lamellata völlig weg, kennt 
aber harpa aus der Schweiz und aus den Polargegenden. Die Heimat 
beider Arten wäre somit im Norden dieselbe, und der Gedanke liegt 
nahe, ob es sich hier nicht um 2 Spielarten desselben Tieres handle. 
Nun erklärt aber Morse, allerdings mit etwas tendenziöser Bestimmt- 
heit (er möchte seinem Genus Zoogenetes Geltung verschaffen): «the 
two European species (lamellata und aculeata) .... are both much 
smaller than Zoog. harpay. Und weiter: «A. lamellata bears no res- 
semblance to harpa, and though aculeata is more like harpa, yet the 
enlarged outline of the head of aculeata ..... is quite dissimilar to the 
same portion in Z. harpa». Mit dem Vereinigungsgedanken wäre dem- 
nach nichts. Bin ich nun auch mit meinem spärlichen Material einst- 
weilen nicht in der Lage zur Klärung der Situation beizutragen, so 
verhalf es mir doch zu der Erkenntnis, daß eben diese Situation noch 
sehr unklar ist, und daß die diesbezüglichen Angaben gewisser Autoren 
nur mit äußerster Vorsicht tiergeographisch verwendet werden dürfen. 


Fam. Cochlicopidea. 
Genus Cochlicopa Risso. 


56. Cochlicopa lubrica Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen. Ebene Istein-Klein 
Kems, Kaiserstuhl. Basel Augst, Rheinebene Michelfelden - Rosenau, 
Groß Hüningen, Kanalufer, Fischzuchtanstalt. Ebene von Neu Allschwil. 
Allschwil-Schönenbuch, Südhalde Rheinach, Südhalde Oberwil-Benken. 
St. Jakob. Birsgenist. Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Schloß 
Dorneck. Gempenstollen, Wartenberg, Schleifenberg, Nuglar, Böckten. 
Landskron, Blauen, Pfäffinger Schloß, Untere Klus, Froburg, Bölchen, 
Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Riehen- 


—. :100,— 


Bettingen, Riehen-Inzlingen, Volkertsberg, Hohe Flum. Wiesegenist, 
Käferholz. Säckinger Bachgelände, Ruine Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz gehört zum 
Areal der „Achatschnecke‘“. 

Allgemeine Verbreitung: Cochlicopa ist ein Ubiquist des palae- 
arktischen Reiches. Sie ist circumpolar und bewohnt selbst die spär- 
lichen Triften Grönlands und Islands. Im Süden dringt sie sicher bis 
zur Mitte der drei südlichen Halbinseln vor, fehlt den Inseln des west- 
lichen Mittelmeeres nicht und soll selbst in Nord-Afrika gefunden wor- 
den sein. Ganz Asien nördlich der großen Steppen, der Kaukasus, 
Armenien, Kaschmir, der Altai, Sibirien, Transbaikalien und Japan, 
aber auch der Nordosten Amerikas, alle diese unabsehbaren Ländereien 
fallen in ihr Verbreitungsgebiet. 

Vertikale Verbreitung: Cochlicopa steigt hoch in die alpine Region 
hinauf. Zur Illustration diene folgende Auswahl von Fundorten: Calf- 
eisental 1350 bis 1800 m; Alpstein 1500 bis 1550 m; Mürren 1700 m; 
Tirol 1300 bis 2000 m; Urden Alp 2000 m; Falknis 2050 m; Bergell 
1350 bis 2250 m. 

Zur Lebensweise: Punkto Feuchtigkeitsbedürfnis läuft diese Art 
mit dem großen Haufen, bewohnt aber keineswegs nur nördliche Wiesen, 
üppige Bachränder und schattige Laubwälder mit bemoosten Felstrüm- 
mern, sondern gelegentlich ebensogut magere Weiden, Nadelgehölz, 
trockene, lehmige Südhalden, den Mulm sonniger Randfelsen, Gras- und 
Moosbänder alter Mauern und steinige Schotterwälle. Sie fühlt sich 
in der Ebene und im Gebirge daheim und weiß sich allen Verhältnissen 
anzubequemen. 

Bemerkung: Jedem Sammler fällt bei dieser Schnecke die Fähig- 
keit auf, die Wachstumsgrenze innert weiten Schranken zu verschieben. 
Sie tritt oft in zwei Größen auf, die vom Palaeantologen unbedingt 
auch als zwei selbständige Arten würden beschrieben werden, wenn 
er sie in verschiedenen Sedimenten getrennt von einander fände. Das- 
selbe Vorgehen dürfte dem Biologen umsoweniger verargt werden, als 
die kleine forma minima (4 bis 5 mm lang) nie den Eindruck einer 
Kümmerform hinterläßt, sondern stets wohlgebaut, glänzend und äußerst 
zierlich erscheint. Oft ist es ganz offenkundig, daß die physikalische 
und petrographische Beschaffenheit des Substrates (große Trockenheit, 
Mangel an Vegetation, alt krystalline Unterlage) eine Verkleinerung 
des Gehäuses nach sich zieht. Nicht selten aber versagen diese Er- 
klärungen, wenn etwa neben stattlichen, vollwüchsigen Exemplaren 
(5,5 bis 7 mm lang) plötzlich diese Zwergformen zum Vorschein kom- 
men, was auch tatsächlich häufig geschieht. Wir dürfen aber an- 
nehmen, daß bei aller Gleichheit der lokalen Lebensbedingungen an 
bestimmten Fundorten der Werdegang jedes einzelnen Individuums 
infolge seiner geringen locomotorischen Energie auf ein ganz indivi- 
duelles, engumgrenztes Micro-Territorium beschränkt bleibt und von 
diesem sein eigentümliches Gepräge erhält. Damit ist der Gedanke 


— 11 — 


an eine „kleine Art“ keineswegs beiseitegelegt, und es möchte sich 
lohnen, hier die Probe des Mendel’schen Gesetzes anzustellen. 

Die Var. columna Cless. dürfte wenig taugen; bei reichlichem 
Material ist sie überall zu finden, bei großen, typischen Gehäusen so- 
wohl, als bei Zwergformen. Das Verhältnis der Länge zur Breite ist 
am selben Fundort äußerst variabel. 


Genus Caecilianella Stab. 
57. Caecilianella acicula Müller. 


Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinufer Bierburg. 
Rheinebene Istein-Klein Kems. Kaiserstuhl. Groß Hüningen. Ebene von 
Rosenau. Rheingenist. Ebene Neu Allschwil. Birsgenist. Südhalde Rei- 
nach. Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Schauenburg. Blauen, Pfäffinger 
Schloß, Untere Klus, Landskron. Frenkeanschwemmungen, Delsberg. 
Wiesegenist. Riehen-Inzlingen, Degerfelden, Riehen-Bettingen. 

Verbreitung in der Schweiz: Trotz der relativ spärlichen Angaben 
ist nicht daran zu zweifeln, daß die ganze Schweiz zum Areal dieser 
Schnecke gehört, soweit nicht Granit- und Gneisböden in Betracht kom- 
men. Alt krystalline Gesteine scheint das Tier tatsächlich zu meiden. 

Allgemeine Verbreitung: Wie Cochlicopa zeigtCaecilianella weiteste 
Verbreitung. Sie bewohnt mit Ausnahme Rußlands, Nord-Skandinaviens, 
Süd-Spaniens und Süd-Griechenlands ganz Europa. Im Süden erreicht 
sie über Italien noch Malta, dann die Balearen und Portugal, aber 
auch Mittelgriechenland, und wandert östlich über den Kaukasus hin- 
aus. Sie scheint mediterranen Ursprungs zu sein. 

Vertikale Verbreitung: In den Alpen steigt die „Blindschnecke“ 
bis zur Tannenregion hinan. 1006 m werden nicht selten überstiegen. 
Mein höchster Fund stammt von Tschiertschen bei 1330 m Höhe. 

Zur Lebensweise: Die blinde, glashelle Schnecke führt in Fels- 
spalten, an Pilanzenwurzeln und im Haldenschutt ein äußerst ver- 
borgenes Leben. Sie steigt nie ans helle Tageslicht hervor. Den größten 
Teil ihres Daseins, besonders den Sommer, bringt sie in der Erde zu, wo 
sie dem Aase nachspürt. Zu ihrem Fortkommen bedarf sie nur geringer 
Feuchtigkeit; sie weiß sich mit dürftigster Nahrung zu bescheiden. Sie 
ist aber auch ein muscicoles und für den Felsenmulm charakteristisches 
Tier, das im Winter unter dem Schnee lebendig gesammelt werden kann. 

Bemerkung: Bei der Annahme, die Art sei der konstant kühlen 
Temperatur wegen zur cavicolen Lebensweise gelangt, wäre zu ge- 
wärtigen, daß die eiszeitlichen Verhältnisse des Hochgebirges eine 
häufigere Rückkehr ans Tageslicht veranlassen würden. Meine und 
fremde Beobachtungen bestätigen diese Erwartung nicht. Subterrane 
Lebensweise darf nur cum grano salis als Kennzeichen glacialen Re- 
lictentums herbeigezogen werden. 

Meine größten Exemplare dieser Art haben 5,5 mm Länge. Auf 
trockenem Alluvialboden finden sich oft auffallend kleine Gehäuse. 


. 


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Fam. Pupidae. 
Genus Orcula Held. 


58. Orcula dolium Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheinbord Bierburg. Kaiserstuhl. Schotter- 
wall Fischzucht. Rheingenist. Waldrand ob Mönchenstein (Grut). 
Wartenberg, Schleifenberg, Sissacher Fluh, Kaltbrunnental. Pfirt, Blauen, 
Schmutzberg, Bölchen, Paßwang, Beinwilertal, Fringeli, Hasenmatte, 
Vallanvron, Les Brenets. Riehen-Bettingen (Bachrand), Grenzacher 
Hörnli, Volkertsberg. Wiesegenist, Kandern (Kobelt). 

Verbreitung in der Schweiz: Orcula dolium bewohnt den Jura, die 
nördlichen Kalkalpen, sowie die Schiefer der Nordostecke Graubündens. 
Der Alpenkamm dürfte in der Schweiz kaum überstiegen werden. Die 
Angaben aus dem Mittelland sind sehr spärlich. Suter entdeckte die 
Art am Ütliberg. Sie hält sich offenbar streng an den Kalk und meidet 
die Molasse der Hochebene. 

Allgemeine Verbreitung : Die „Tonnenschnecke“ folgt mit den meso- 
zoischen Formationen dem Alpenzug von den Seealpen bis nach Steier- 
mark und über die Oberungarischen Kalkgebirge nach Siebenbürgen. 
Südwärts überschreitet sie die Wasserscheide allerdings nur ausnahms- 
weise (Isonzotal). Dem Schweizerischen Jura folgend, erreicht sie den 
Muschelkalk des Dinkelberges, sowie die Südwestecke Württembergs. - 
Für die lokalen Funde in der Rheinebene unterhalb Basel muß der 
Strom verantwortlich gemacht werden. 

Vertikale Verbreitung: Mit dem Laubwalde erreicht das Tier im 
Jura und in den Voralpen bedeutende Höhen; die obere Waldgrenze 
wird aber nie überschritten. 

Zur Lebensweise: Orcula dolium ist eine für Bergländer charak- 
teristische Busch- und Waldschnecke. Die steinigen Schutthalden 
unserer Jurawälder kommen ihrem Schatten- und Kalkbedürfnis prächtig 
entgegen. Wie Buliminus obscurus zeigt sie oft ein mit Erde inkrustier- 
tes Gehäuse, das sie dem spähenden Blicke des Feindes entzieht. 

Bemerkung : Die Dimensionen der Gehäuse sind sehr schwankend; 
besonders variert das Verhältnis der Länge zur Breite. Im Durch- 
schnitt wird die von Clessin angegebene Länge nicht ganz erreicht, 
im einzelnen aber auch ziemlich überschritten (bis 8 mm). Dagegen 
ist der Durchmesser um 1 mm zu kurz angegeben; es liegt hier 
in der „Exkursions-Molluskenfauna“ offenbar ein Druckfehler vor. Die 
Gehäusebreite schwankt zwischen 2,8 und 3,8 mm und beträgt selten 
weniger als 3 mm. Eine Größenabnahme mit zunehmender vertikaler 
Erhebung ist i..d. R. nicht zu konstatieren. — Mein kleinstes Gehäuse 
ist 5,8 mm lang (Paßwang); ich fand aber am selben Fundort auch 
viel größere Stücke. Auch kann man am gleichen Berghang im-, uni- 
und triplicate Schalen sammeln ; es lohnt sich nicht, diese Erscheinungs- 
formen als Varietäten voneinander zu reißen. Forma triplicata überwiegt. 

Orcula doliolum Brug. fehlt der Umgebung Basels. 


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Genus Pupa Drp. 


59. Pupa frumentum Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg, Schallbach, Müllheim, 
Kaiserstuhl. Groß Hüningen (Festungstrümmer), östlich und nördlich 
Rosenau, Türkheim. Allschwil-Schönenbuch Südhalde Reinach. St. Jakob 
(Bahndamm), Birsgenist, Schänzli (Schotterhalde), Liestal (Studer). Gren- 
zacher Hörnli (Eder), Tüllinger Hügel, istein-Klein Kems. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien von Pupa frumentum 
verteilen sich, das Urgebirge und die jurassischen Hochtäler aus- 
genommen, auf die ganze Schweiz, das Tier folgt sogar den inner- 
alpinen Jurazungen durch das Oberrheintal nach dem Herzen der Schweiz, 
dem Gotthard. Über die nördlichen Kalkalpen und das Mittelland sind 
die Fundorte ziemlich gleichmäßig, wenn auch in gewissen Abständen 
verteilt; im Jura beschränken sie sich mehr auf den Südabfall der 
Kette. An siüdalpinen Fundorten nenne ich aus meiner Sammlung 
Lugano und Rovio. 

Allgemeine Verbreitung: Die Heimat dieser Schnecke liegt im 
Süden. Von den spanischen Pyrenäen erstreckt sich ihr Areal über 
Süd- und Mittelfrankreich und erreicht das südbelgische Bergland. 
Es umfaßt Elsaß-Lothringen, das Mainzer Becken und die Schweiz, 
und erreicht dem Jura und den nördlichen Kalkalpen entlang das Dinkel- 
bergplateau, sowie schwäbischen und südbayrischen Boden (bis zum 
Ostrand des Fränkischen Jura). Im Süden verfolgen wir sie in Italien 
bis zu den Abruzzen, in der Balkanhalbinsel nach Bosnien und Serbien 
hinein. Die Ostgrenze verläuft durch Rumänien, wohl parallel den 
transsylvanischen Alpen und umschießt Ungarn. Wir begegnen dem 
Tier aber auch in den Österreicher- und Salzburger-Alpen, so daß die 
süddeutschen und ostschweizerischen Kolonien ebensogut auch von 
dieser Seite könnten erworben worden sein. Vereinzelte Vorposten 
werden, offenbar von Südwesten her, gegen Norddeutschland vor- 
geschoben, so in die Rhön, den Thüringer Wald und nach dem Harz- 

Vertikale Verbreitung: Mit dem Rebstock steigt das « Getreide 
korn» an den Südhalden empor, wagt sich aber, 1000 m übersteigend 
bis zur obern Waldregion hinauf. Aus dem Tirol wird sie aus 1300 m 
Höhe noch gemeldet. 

Zur Lebensweise: Trockene, südlich exponierte Gras- und Reb- 
gelände beherbergen diese Bodenschnecke sehr oft. Auch im Mulm 
warmer Randfelsen fühlt sie sich wohl, klettert aber nicht an ihnen 
empor, sondern klebt an der Scholle und regt sich, wie viele südliche 
Schnecken, erst auf den kühlen Abend, um ihren Rundgang durch 
Wurzeln und Rhizome auszuführen. Der xerotherme Charakter dieser 
Art spiegelt sich deutlich in der Farbe und Konsistenz des Gehäuses. 

Bemerkung: Von Modicella avenacea unterscheidet sich Pupa 
frumentum stets durch die regelmäßige feine Rippung des Gehäuses. 


— 14 .— 


Im Vergleich zu Tessinerformen (Rovio: 11 mm) und zu den 
Clessinschen Maßen erscheinen meine nordschweizerischen Gehäuse 
klein. Ihre Länge bewegt sich zwischen 6,5 und 8 mm, mit etwa 7 mm 
durchschnittlich. Neben andern Faktoren ist bei einem Erklärungsver- 
such für diese Erscheinung wohl in erster Linie an die verkürzte Fraß- 
zeit zu denken infolge des längeren nordalpinen Winters 


60. Pupa secale Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist, Kaiserstuhl. Birsgenist. Schloß 
Birseck, Gempenplateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifenberg, Kalt- 
brunnental. Landskron, Blauenkette (auch Südseite), Untere Klus, 
Pfäffinger Schloß, Klein Lützel, Frohburg, Hauenstein (Südseite), Bölchen 
(auch Südseite und-Kulm), Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Hasenmatte, 
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (Südseite), Grenzacher Hörnli, 
Südhalde Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht, 
Efringen, Istein-Klein Kems. 

Verbreitung in der Schweiz: Pupa secale bewohnt die ganze 
Schweiz, soweit ihr nicht altkrystalline Gesteine das Dasein verunmög- 
lichen. Ohne genügend Kalk geht das Tier zugrunde. 

Allgemeine Verbreitung: Von der Mitte der 3 südlichen Halbinseln 
ungefähr erstreckt sich das Areal des «Roggenkorns» nordwärts; es 
umfaßt Serbien, Bosnien, Kroatien, Österreich mit Tirol, Nord-Italien, 
den Norden der Pyrenäenhalbinsel, Süd- und Ostfrankreich, die Schweiz, 
sowie Süd- und Mitteldeutschland und klingt in Süd-England, Belgien 
und den norddeutschen Randgebirgen allmählich aus. Den Grenz- 
gebirgen Böhmens und Nord-Ungarns scheint die Art zu fehlen. 

Vertikale Verbreitung: Mit der obern Grenze der Baumregion 
erreicht Pupa secale bedeutende Höhen. Im Jura übersteigt sie oft 
die 1000 m Niveaulinie und klettert im Hochgebirge zur alpinen Region 
hinan. (Alpstein 1450 m; Mürren 1700 m.) 

Zur Lebensweise: Pupa secale ist eine Wald- und Bergschnecke; 
sie bewohnt mit Vorliebe Halden mit wenig Unterholz und dicht ge- 
säten Felstrümmern, an denen sie bei Regenwetter gerne aufsteigt. 
An den Steinmauern unserer Juraweiden kann sie nach naßkalten Tagen 
massenhaft abgelesen werden. Sie fehlt aber auch dem Mulme sonniger 
Randfelsen nicht und wird selbst in benachbartem Tannengehölz ge- 
funden. Nicht selten klettert das Tier an Bäumen (Buchen, Wach- 
holder) auf, verbirgt sich aber auch im Wurzelgewirr magerer Grasinseln, 
die auf den Felsen und Ruinen unserer Berge kümmerlich gedeihen. 
Trockenheit und Sonnenbestrahlung erträgt die Schnecke schadlos; 
beides ist ihr bis zu einem gewissen Grade Bedürfnis: 

Bemerkung: In der Ausbildung der Mundbewaffnung herrscht 
große Inkonstanz, ebenso in der Länge des Gehäuses am selben Fund- 
ort. Beispielsweise varieren die Exemplare vom Bölchen zwischen 5,6 


—- 105° — 


und 8,2 mm. Zu bestimmen, wo dabei Var. minor Kregl. aufhören und 
Var. gracilior Kregl. anfangen soll, ist mir unmöglich. 

Von avenacea ist secale durch die regelmäßige Rippung, die sie 
mit frumentum gemein hat, sicher zu unterscheiden. 

Pupa secale steht in der Mitte zwischen einem typischen Süd- 
haldentier und einem Waldmollusk. Sie hat von beiden etwas, ist aber 
weder das eine noch das andere ausschließlich. 


Genus Modicella Adams. 


61. Modicella avenacea Brug. 


Verbreitung um Basel: Birsgenist, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, 
Gempenplateau, Schauenburg. Landskron, Unt. Klus, Pfäffinger Schloß, 
Hauenstein (Südseite), Hasenmatte. Rötteler Schloß, Efringen, Istein- 
Klein Kems. 

Verbreitung in der Schweiz: Die kalkstete Schnecke folgt in erster 
Linie dem Jura und den nördlichen Kalkalpen. Aber auch dem Mittel- 
lande bleibt sie nicht fremd; Funde vom Genfersee, von Bern, aus 
der Umgebung Zürichs, aus dem Appenzell u. a. zeigen eine erfolgreiche, 
wenn auch noch beschränkte Besiedelung der gebirgigen Hochebene. 
Sowohl auf Molasse, als auch auf subalpiner Nagelfluh vermag das 
Tier sehr wohl noch zu gedeihen. Aus der allgemeinen Verbreitung zu 
schließen, dürfte die Art auch der süd- und inneralpinen Juraformation, 
soweit sie für die Schweiz in Betracht kommt, nicht fehlen. Das ganze 
Bündnerschiefergebiet im Osten mitsamt dem Unter Engadin wird von 
ihr bewohnt. 

Allgemeine Verbreitung: Im Süden ist dieser Art die Grenze etwas 
weiter gesteckt als der vorigen. Sie bewohnt Nordspanien (Letourneux 
gibt sie sogar von Nord-Algerien an), ferner ganz Italien bis Sizilien, 
sowie die Balkanhalbinsel bis in die Täler des Pindos. Gegen Norden 
verbreitet sie sich über das gebirgige Frankreich, erreicht Nieder- 
lande, Belgien una das Rheintal und soll unter dem mildernden Ein- 
fluß des Meeres selbst auf Bornholm und auf den Kalkgebieten Süd- 
Skandinaviens gedeihen. Den nördlichen Kalkalpen und dem ganzen 
Jurazuge folgend, erreicht sie die Schweiz, Württemberg und Bayern, 
wo sie gegen den Main hin (Würzburg) allmählich zurücktritt und end- 
lich verschwindet. In der Nähe des Rheines, auf vereinzelten Jura- 
platten und Tertiärhügeln fand. ich das Tier auch auf badischem 
Boden, es scheint jedoch dem Schwarzwald, Muschelkalk und Urgestein 
ii d.R. zu fehlen. Zu seinem Areal gehört ferner ganz Österreich- 
Ungarn, mit Ausnahme Böhmens. Die Salzburger- und Österreicher- 
Alpen werden nordwärts nicht überschritten. — Außerhalb dieser spe- 
zifisch alpinen Heimat treffen wir unser «Haberkorn» noch im Kausasus. 

Vertikale Verbreitung: Als echte Gebirgsschnecke finden wir 
avenacea noch in bedeutender Höhe. Zur Illustration mögen folgende 


> 


Fundorte dienen: Brünig 1004 m, Unter-Engadin 1200 m, Salzburger Alpen 
14—1500 m, Tirol 1500 m, Calfeisental 1790 m, Alpstein 1450 —1850 m. 

Zur Lebensweise: Wie wenige unserer Gehäuseschnecken wohnt 
M. avenacea fast ausschließlich an Felsen, sei es an Kalk, Molasse oder 
Nagelfluh, an welchen sie nach Regenwetter zu Tausenden emporsteigt. 
Trockenere Zeiten überlebt sie im Mulm und unter Steinschutt. Sie 
findet sich sehr oft in Gesellschaft von Pyramidula rupestris und Pupa 
secale, von welch letzterer sie sich aber durch die sehr unregelmäßige 
Linierung bezw. Rippung sicher unterscheidet. 

Bemerkung: Die Ausbildung der Gaumenfalten ist auch hier 
sehr unbeständig. Die Länge des Gehäuses schwankt zwischen 7,5 mm 
(Chur) und 5 mm, erreicht aber gerade im Jura das Clessin’sche Maß 
von 7 mm selten. Auch am selben Fundort besteht große Variabilität 
in den Dimensionen. 


Genus Pupilla Leach. 
62. Pupilla muscorum L. 


Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinufer Bierburg, 
Rheingenist, Leopoldshöhe, Kaiserstuhl, Freiburg. Basel Augst, hinter 
Anstalt Friedmatt, Hegenheimerstraße (Acker), Tramdepöt Neu Allschwil, 
Burgfelden, Groß Hüningen, nördlich Rosenau. Hegenheimer Wald, 
Batterie, Südhalde Reinach, Südhalde Benken. Birsgenist, hinter Schänzli 
bei St. Jakob, Bahndamm St. Jakob. Schloß Birseck, Wartenberg, 
Frenkeanschwemmungen. Landskron, Pfäffinger Schloß, Bölchen (Süd- 
seite). Riehen-Inzlingen, Hohe Flum, Wiesegenist, Rötteler Schloß, Istein- 
KleinKems. Sausenburg. ’ 

Verbreitung in der Schweiz: Berücksichtigen wir außer lokal- 
faunistischen Angaben in der Literatur auch die allgemeine Verbreitung 
dieser Art, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die ganze 
Schweiz in ihr Areal fällt. Immerhin hat die Vorliebe für kalkigen 
Boden eine auffallende Abnahme der Individuenzahl im Mittelland und 
vor allem in den Granitalpen zur Folge. 

Allgemeine Verbreitung: Pupilla muscorum ist ein Ubiquist der 
palaearktischen Region. Obgleich sie selbst von Nord-Marokko angegeben 
wird, dürfte sie in Europa doch den südlichsten Vorsprüngen der 
Pyrenäen- und Balkanhalbinsel fehlen. Im hohen Norden werden die 
Breiten Finnlands nicht mehr überschritten. Dann aber greift ihr Areal 
weit nach Asien hinein, umfaßt Sibirien bis in den fernen Osten, 
Transbaikalien, den Altai und den Kaukasus mit seinen Hinterländern. — 
In jüngster Zeit soll sie durch den Menschen nach Newyork verschleppt 
worden sein. 

Vertikale Verbreitung: Die Art klettert bis zur alpinen Region 
hinan und ist nicht selten über 2000 m noch zu treffen. Bei Tschiert- 
schen fand ich sie 1340 m hoch; bei Mürren wurde sie bei- 1700 m, 
am Alpstein bei 2150 m und im Tirol bei 2300 m Höhe gesammelt. 


— 17 — 


Zur Lebensweise: Der deutsche Name Moosschraube gibt ein 
völlig ungenügendes Bild vom Vorkommen dieses Tieres. Mit den 
Vallonien zusammen trifft man dasselbe überall auf Magerweiden, an 
trockenen warmen Südhalden, im Gemäuer alter Burgen, an Reben und 
Gartenumzäunungen, besonders auch im Mulme sonniger Randfelsen, 
dann aber auch im steinigen, aber schattigen Walde, an moosbedeckten 
Felsbrocken, an Grabenrändern und in feuchten Wiesen. Eine unge- 
heure Fähigkeit, sich der Situation anzubequemen, zeichnet diese zähe, 
gesellige Schnecke aus. Wir beobachten sie gleichermaßen in der 
Ebene, wie im Gebirge; kalkigen Formationen (Alluvialboden, Löß, 
Tertiär und Jura) gibt sie den Vorzug, verzichtet aber weder auf 
triasische noch auf altkrystalline Gesteine ganz. Sie klebt an der 
Scholle und exponiert sich selten an Pflanzen oder nackten Steinen. 
Am schönsten entwickelt sie sich am Rhizom- und Wurzelwerk südlich 
geöffneter Halden. 

Bemerkung: Pupilla Sterri Voith (P. cupa Jan: s. No. 63), die 
nach Geyer mit zunehmender Höhe muscorum verdrängen soll, kenne 
ich von den Höhen unseres Jura nicht. 

Auffallend ist bei P. muscorum die scheinbare Gesetzlosigkeit 
in der Größe und im Bezähnungsmodus. Bei uns schwankt die Ge- 
häuselänge zwischen 2,77 und 3,5 mm. Kleine Gehäuse zeigen oft 
deutliche Bezahnung, während unter stattlichen Stücken dann und wann 
forma edentula auftritt. 


63. Pupilla cupa Jan. 


Verbreitung um Basel: Isteiner Klotz, Inzlinger Bachrand 
(Dinkelberg). 

Verbreitung in der Schweiz: Möglicherweise ist das bei uns 
seltene Tier da und dort im östlichen Jura zu treffen. Geyer fand es 
bei Neuhausen am Rheinfall. Dem Basler und Neuenburger Jura fehlt 
die Art jedoch. Im übrigen ist ihre Verbreitung in der Schweiz noch 
ganz terra incognita. 

Allgemeine Verbreitung: Pupilla cupa (P. Sterri Voith) gehört 
den Ostalpen an. Sie wird angeführt aus den Bayrischen und Tiroler 
Alpen, aus der hohen Tatra und aus Siebenbürgen. Boettger meldet 
sie sogar von Transkaspien. Nordwärts schickt sie ihre Pioniere nach 
dem süddeutschen Jurazug (vom Rhein bis zum Main) und hat von 
hier auch die Schweiz und das obere Rheintal erreicht. Meine Gehäuse 
vom Isteiner Klotz stellen den westlichsten, mir bekannten Fundort dar. 

Vertikale Verbreitung: In Tirol soll die Schnecke über 1600 m 
noch getroffen worden sein. 

Zur Lebensweise: Pupilla cupa ist eine sehr wärmeliebende Art; 
sie bevorzugt besonnte Felsen, hält sich im Mulm verwitterter Steine 
auf und muß an den unterirdischen Stengeln xerophiler Gräser gesucht 
werden. Sie soll sehr kalkstet sein. 


—: 18 — 


Bemerkung: Herr Geyer hatte die Freundlichkeit, diese Art in 
meinem Pupen-Material zu entdecken. Sie soll sich von muscorum 
und triplicata durch stärkere Streifung unterscheiden und im Habitus 
zwischen beiden drin stehen. Auch gehören strengwalzenförmige 
Gestalt und enggewundene, höhergewölbte Umgänge zu ihrer Charakte- 
risierung. Bei sorgfältigem Vergleich mit zahlreichen muscorum 
Exemplaren versagten obige Kriterien oft völlig, sodaß das Verhältnis 
der beiden Formen zueinander für mich noch keineswegs abgeklärt 
ist. Es wäre eine wertvolle Untersuchung für sich, diese Beziehungen 
klarzulegen. Geyer ist mit seiner trefflichen Sammelmethode und dem 
Feuereifer, mit dem er an ein Problem herantritt, der Mann, hier 
Wandlung und Licht zu schaffen. 

Auch über die allgemeine Verbreitung von Pupilla cupa sind 
die Akten keineswegs abgeschlossen. Die vorhandenen Angaben sind 


alle sehr allgemein gefaßt und stehen in keinem richtigen Verhältnis _ 


zu der sorgfältigen Durchforschung mancher Areale. 


64. Pupilla triplicata Studer. 


Verbreitung um Basel: Groß Hüningen (Festungstrümmer). Ruine 
Reichenstein, Schauenburg. Landskron, Untere Klus, Pfäffinger Schloß. 

Verbreitung in der Schweiz: Häufige Verwechslungen mit Pupilla 
muscorum geben dem Bilde, das sich über die schweizerische Ver- 
breitung dieser Art entwerfen läßt, einen sehr problematischen Cha- 
rakter. Es zeigt zwar sehr bekannte Züge, die uns bei mehr südlich 
stationierten Formen auf Schweizerboden öfters begegnen. Vom 
Genfersee aus zweigt ein Ast nordwärts ab, dem Jura folgend, ein 
zweiter zieht den Weinbergen und der Rhone nach aufwärts bis nach 
Siders. Daß aber auch das Mittelland sein Teil erhält, zeigt der Fund 
von Bern, den Studer selbst angibt. 

Abseits von dieser westlichen Ansiedelung treffen wir die Art 
erst wieder im Bünderschiefer, im Vorderrheintal, Schanfigg und Albula- 
gebiet, sowie im Unterengadin 

Allgemeine Verbreitung: Pupilla triplicata folgt dem ganzen 
mitteleuropäischen Gebirgszug von den Pyrenäen bis zum Kaukasus 
und ans Kaspische Meer, verbreitet sich über Süd-Frankreich, Ober- 
Italien und die Balkanhalbinsel bis Thessalien, bewohnt ferner Sieben- 
bürgen, Steiermark, Kärnthen, Krain, Tirol mit Vorarlberg und die 
Südostecke der Schweiz. Vom Rhonetal aus erreichte sie die West- 
schweiz und das Elsaß (Hüningen, Straßburg, Zabern) mit Umgehung 
der Vogesen. Überraschend ist es, daß Chaster die Schnecke neuer- 
dings auch von England nennt; ich glaube daraus schließen zu dürfen, 
daß Pupilla triplicata bei ihrer Ähnlichkeit mit muscorum eben immer 
noch häufig übersehen wird und daß ihre Verbreitung noch nicht 
endgültig geregelt ist. 


— 109 


Vertikale Verbreitung: Wie alle Bergschnecken erreicht auch 
diese bedeutende Höhen. Sie wurde am Alpstein bei 1450 m, im 
Tirol bei 1500 m, bei Bozen selbst 1600 m hoch gefunden. 

Zur Lebensweise: Wie bei P. muscorum. 

Bemerkung: Pupilla triplicata ist konstant kleiner als muscorum, 
ist aber im einzelnen eine sehr veränderliche Art. Auch am gleichen 
Fundort ist die Ausbildung der Zähne sehr verschieden, und es bedarf 
besonders bei wenig zahlreichem Material einiger Ühung, um die Art 
als solche erkennen zu können. 


Genus Sphyradium Charpentier. 


65. Sphyradium edentulum Drp. 


Verbreitung um Basel: Rosenau (wohl angeschwemmt), Rhein- 
genist, Birsgenist. Untere Klus, Beinwiler Tal (beide mit Var. gred- 
leri Cless.). 

Verbreitung in der Schweiz: Die kleine, seltene Schnecke entzieht 
sich nur zu oft den Blicken des Sammlers oder wird als unfertige 
Pupilla beiseite gelegt. Ich kann im Hinblick auf meine Anspülungs- 
funde nicht daran zweifeln, daß sie im Jura regelmäßiger auftritt, als 
die vorhandenen kümmerlichen Angaben glauben lassen. Häufiger 
kennen wir sie aus den nördlichen Kalkalpen und aus dem Bündner- 
schiefer ; sie fehlt aber auch dem Mittelland nicht. Gründliche Durch- 
forschung des Gebietes dürfte eine allgemeine Verbreitung der eden- 
tula-Kolonien dartun. 

Allgemeine Verbreitung: Diese interessante Art bewohnt zunächst 
den ganzen Zug der Alpen von den Pyrenäen bis nach Siebenbürgen 
und Rumänien, ferner den Kaukasus und das Hochland von Armenien. 
Von diesem Verbreitungs-> Rückgrat<« aus erweitert sich ihr Areal pseu- 
dopodienartig nach Norden und Süden. Wir treffen die Schnecke in 
Nordost-Spanien, Süd-Frankreich und in der Schweiz. Dem Apennin 
folgt sie über Toskana hinaus; sie soll selbst auf Sizilien zu Hause 
sein. Sie bewohnt ferner ganz Österreich-Ungarn, Friaul und Bosnien. 
In den deutschen Mittelgebirgen wird sie seltener. Mehr vereinzelte 
Posten treffen wir im Flußgebiet der Maas, im Elsaß, längs des Rheines, 
in Württemberg, Böhmen und Sachsen (Leipzig), im Thüringerwald 
und in der Nordwestecke Deutschlands (Oldenburg). Im hohen Norden 
aber ist ihr wieder ein unabsehbares zusammenhängendes Gebiet an- 
gewiesen. Es umfaßt Norwegen, Nordrussland, den uralisch-baltischen 
Höhenzug und ganz asiatisch Sibirien bis zur Tschuktschenhalbinsel. 

Vertikale Verbreitung: Die zahnlose Puppenschnecke ist auch als 
forma gredleri Cless. keineswegs nur auf die alpine Region beschränkt. 
Forma gredleri finden wir auch in den unteren Talschaften unseres 
Jura und in Mitteldeutschland; edentula bezw. inornata Mich. wiederum 
erklimmt ganz bedeutende Höhen. Die eine ausschließlich der alpinen 


—:. 10, 


und arktischen Region, die andere der subalpinen Waldregion und 
dem Hügelland zuzuschieben, geht nicht an. Ich bin davon überzeugt, 
daß sich die Areale beider Formen in vertikaler und horizontaler 
Richtung decken. — Folgende Fundorte veranschaulichen die vertikale 
Componente der totalen Verbreitung: Tschiertschen 1350 m, Alpstein 
2100 m, Gemmi 2300 m, Tirol 2300 m (f. gredleri); Gürgaletsch 2350 m, 
Avers 2410 m. 

Zur Lebensweise: Sphyradium edentulum liebt niedere Tempe- 
raturen und ist besonders an feuchten, schattigen Örtlichkeiten zu 
finden. Wir finden das Schnecklein im Walde, in kühlen Schluchten, 
unter gefallenem Laub und feuchten Moospolstern, an faulendem Holz 
und an Baumwurzeln. Es ist an trockenen Sommertagen wohl ver- 
borgen und schwer zu entdecken. Manchmal am Abend, besonders 
aber im Herbste, wann die Tiere vermutlich zur Paarung schreiten, 
mag es gelingen, sie an Grashalmen, Blumen (Phyteuma) und Farn- 
kräutern, oder dann an Gebüschen und Baumstämmen (Heidelbeeren, 
Hasel, Esche) abzulesen. Auch vor dem Nadelwald schrecken sie nicht 
zurück und wagen sich im Hochgebirge selbst auf die Magerweiden 
hinaus. Eine Abhängigkeit von bestimmtem Gestein ist kaum zu 
beobachten. 

Bemerkung: Einstweilen halte ich fest daran, daß Sphyradium 
gredleri Cless. nur eine völlig entwickelte edentula sei. Das Vor- 
herrschen von gredleri im hohen Norden ließe sich, wenn es sich 
überhaupt bestätigt, durch die relativ größere Constanz niederer 
Temperaturen einigermaßen erklären, wenn es nicht überhaupt verfrüht 
wäre, hier etwas erklären zu wollen. Denn ich bin überzeugt, daß 
eine minutiöse Untersuchung des alpinen Areals überraschende Resultate 
zeitigen würde und daß man mit Sphyradium gredleri ähnliches erleben 
dürfte, wie zum Beispiel mit Lartetia, die man lange nur auf wenige 
Punkte Süd-Bayerns und Württembergs beschränkt wähnte, heute aber 
von allen Seiten gemeldet hört. 

Die Art erfährt in den Alpen und im Norden tatsächlich ihre 
beste Entfaltung, was nicht verwunderlich ist für ein Tier, das die 
ganze Eiszeit miterlebte und auch in seiner Lebensweise den Stempel 
eines Glacialreliktes an sich trägt. 

Mein größtes Exemplar ist 3,2 mm lang (Unt. Klus; f. gredleri). 


Genus Isthmia Gray. 


66. Isthmia minutissima Hartm. 


Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinbord Bierburg, 
Rheingenist, Kaiserstuhl. Basel Augst, Festung Hüningen, nördlich 
Rosenau (Rheinebene). Schloß Birseck. Wartenberg, Sissacher Fluh, 
Birsgenist. Flüh-Hofstetten, Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Beinwiler 
Tal (Lange Brücke). Wiesegenist, Rötteler Schloß, Istein-Klein Kems. 


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Verbreitung in der Schweiz: Isthmia minutissima fehlt nur den 
altkrystallinen Gesteinen der Hochalpen; sie bewohnt im übrigen, 
wenn auch mit einiger Konzentration auf Jura und Kalkalpen, die 
ganze Schweiz und dringt auf dem inneralpinen Jura weit ins Hoch- 
gebirge vor. (Wallis, Bünden). 

Allgemeine Verbreitung: Diese „kleinste Puppenschnecke“ be- 
wohnt ein gewaltiges Areal, das sich nahezu über ganz Europa erstreckt. 
Nur in Nord-Skandinavien und im Peloponnes scheint sie noch nicht 
nachgewiesen zu sein, erreicht aber nach Osten über Rußland den 
Kaukasus und im Süden die afrikanische Küste des westlichen Mittel- 
meeres. Die Ostgrenze ihres Verbreitungsgebietes ist auf asiatischem 
Boden zu suchen; sie ist mir im einzelnen nicht bekannt. 

Vertikale Verbreitung: An warmen Halden trifft man Isthmia 
minutissima noch in bedeutender Höhe; im Schanfigg sammelte ich 
sie über 1300 m; auch aus den piemonteser und französischen Alpen 
wird sie aus der subalpinen und alpinen Region gemeldet. 

Zur Lebensweise: Bei geeigneter Sammelmethode erhält man das 
Tier massenhaft im Felsenmulm und Ruinenschutt, im Wurzelgeflecht 
trockener, steiniger Abhänge, an Mauern, unter Moos und Efeu. 
Seltener findet man die Schnecke auf feuchten Wiesen, etwa an Klee. 
Sie ist in erster Linie eine Felsenschnecke und zieht als solche die 
Jura- und Kreideformationen entschieden vor. Trotz ihres geselligen 
Auftretens wird sie bei ihrer Verborgenheit oft übersehen. Sie zeigt 
eine deutliche Vorliebe für trockenes Terrain. 

Bemerkung: Die Länge des Gehäuses kann am selben Fundort 
varieren zwischen 1,3 und 2 mm. 


Genus Vertigo Müller. 


67. Vertigo alpestris Alder. 


Verbreitung um Basel: Untere Klus, Weißenstein, Doubsgenist, 
St. Ursanne. Leider gelang es mir erst kurz vor Abschluß meiner 
Exkursionen, diese kleine Art mit Hilfe der eingangs erwähnten Siebe 
zu erbeuten. 

Verbreitung in der Schweiz: Vertigo alpestris bewohnt sehr 
wahrscheinlich den ganzen Jura, obgleich sie erst aus dem Neuenburger, 
Basler und Aargauer Teil genannt wird. Nachgewiesen wurde sie 
ferner im Wallis (St. Maurice, Sierre) und im Kanton Graubünden, 
soweit der Bündner Schiefer reicht. Diese Meldungen geben ein sehr 
fragmentarisches Bild vom Vorkommen des Tieres; ich bin davon über- 
zeugt, daß das schweizerische Areal dieser winzigen Schnecke in Wirk- 
lichkeit größere Zusammenhänge aufweist. 

Allgemeine Verbreitung: Ähnlich wie bei Sphyradium edentulum 
sehen wir auch hier zwei deutlich voneinander getrennte Verbreitungs- 
gebiete. Das eine umfaßt die Zentral- und Ostalpen und zwar die 


— IRB 


Schweiz, Tirol, Kärnten, Krain, ‚Görz, Friaul, Steiermark, sowie die 
böhmisch-ungarischen Grenzgebirge. (Riesengebirge, Sudeten, Tatra, 
Karpaten). Vereinzelte, sporadische Funde sind uns ferner aus dem 
nördlichen Schwarzwald, der schwäbischen Alb, aus dem Odenwald 
und vom Taunus bekannt. Lokal trifft man das Tier auch in Nord 
Preußen, Dänemark und England. 

Das andre Verbreitungsgebiet gehört dem hohen Norden an; 
es erstreckt sich über Skandinavien, selbst über den Polarkreis hinaus 
und umfaßt Sibirien bis an den Stillen Ozean und nach Transbai- 
kalien hinein. 

Vertikale Verbreitung: Die Art meidet als echtes Gebirgstier die 
niederen Talschaften und gelangt nur etwa als Flußanspülung in die 
Ebene, steigt dagegen bis zur alpinen Region hinan. 

Zur Lebensweise: V. alpestris ist eine echte Felsenschnecke; im 
Moos und Mulm schattiger Steinbrüche, im Ruinenschutt und an den 
Wänden schluchtenartiger Hochtäler führt sie bei spärlicher Kost und 
wenig Feuchtigkeit ein sehr verborgenes Dasein. 

Bemerkung: Die Verbreitung von Vertigo alpestris verrät den 
glacialen Charakter dieser Art. Ist sie mit Vertigo arctica Wall. nicht 
enger als nur durch Genus-Bande verbunden? Meine größten Exem- 
plare werden wenig länger als 1,5 mm. 


68. Vertigo antivertigo Drp. 


Verbreitung um Basel: Doubsgenist bei St. Ursanne. Wiesegenist 
Steinen-Maulburg. Freiburg (Rheinröhricht). 

Verbreitung in der Schweiz: Die Schweiz liegt im Zentrum des 
allgemeinen Verbreitungsgebietes dieser Art. Da Funde aus dem Jura, 
dem Mittelland und aus den unteren, alpinen Talschaften vorliegen 
(Doubstal, Neuenburger-See, Aargau, Thurgauer Seegelände, Zürich, 
Bern, Ringgenberg, Vorderrheinthal), so darf angenommen werden, 
daß die sehr verborgen lebende Art wenn auch in gewissen Abständen, 
so doch über die ganze Schweiz verbreitet sei. Wie weit sie ins Ur- 
gebirge vordringt, ist eine offene Frage; überhaupt lassen die Angaben 
über das Vorkommen im einzelnen noch sehr zu wünschen übrig. 

Allgemeine Verbreitung: In Europa steht Vertigo antivertigo unter 
dem Zeichen der Ubiquität. Möglicherweise fehlt sie einigen süd- 
spanischen Provinzen und Griechenland, geht aber in Italien bis nach 
Sicilien hinab und wagt nordwärts noch über den Polarkreis hinaus. 
Auch der Kaukasus fällt in seiner ganzen Ausdehnung in ihr Areal. 

Vertikale Verbreitung: Die „siebenzähnige Tonnenschnecke“ ge- 
hört in erster Linie der Ebene und den unteren Talschaften an; daß sie 
längs der Bachläufe aber auch bedeutende Höhen erreicht, beweisen 
die Funde aus den Pyrenäen, den Alpen, dem Wellebit und dem 
Kaukasus. Ihre obere Grenze ist wohl in der oberen Baumregion 
zu suchen. 


— 13 — 


- Zur Lebensweise: Vertigo antivertigo ist sehr feuchtigkeitsliebend 
und lebt mitunter fast im Wasser. Sie bevorzugt nasse, nördliche 
Wiesen mit schwammigem Boden und ist darum auch am ehesten in 
Wiesenaufschwemmungen zu sammeln. Auch an Wassergräben und 
am Rande eigentlicher Moore und Sümpfe- wird man mit Erfolg nach 
ihr fahnden. Ihr Vorkommen auf Buntsandstein spricht einer großen 
Freizügigkeit das Wort. 

Bemerkung: Zahl und Stärke der Zähne sind sehr variabel. 
Die braungelbe Farbe ist für ihr Gehäuse sehr charakteristisch und 
mahnt lebhaft an entsprechende Töne bei Hyalina- und Cochlicopa- 
Formen, die alle sehr hygrophil sind. 


69. Vertigo pygmaea Drp. 


Verbreitung um Basel: Klein Hüningen, Rheingenist, Ebene von 
Herthen, Festung Groß Hüningen, Michelfelden, Kaiserstuhl. Birsgenist, 
Ruine Reichenstein, Frenkeanschwemmung. Pfäffinger Schloß, Lac des 
Brenets. Wiesegenist, Inzlinger Bachrand, Hohe Flum. Isteiner Klotz. 

Verbreitung in der Schweiz: Vertigo pygmaea bewohnt mit Aus- 
nahme der zentralen Gneis- und Granitalpen die ganze Schweiz. Auch 
im südlichen Tessin wurde sie nachgewiesen. 

Allgemeine Verbreitung: Auch diese zwerghafte Schnecke be- 
wohnt ganz Europa, wohl mit alleiniger Ausnahme von Griechenland. 
Im hohen Norden dringt sie über den 64.° hinaus und läßt im Osten 
den Kaukasus und Armenien hinter sich zurück. Es braucht nicht 
stets wiederholt zu werden, daß kalkholde Schnecken, zu denen Vertigo 
pygmaea zählt, auf die Besiedelung kalkarmer Urgebirge (Erzgebirge, 
Bayrischer Wald, Böhmer Wald etc.) verzichten. Letztere ragen daher in 
der allgemeinen Verbreitung solcher Arten als Enklaven hervor, deren 
scharfe Grenzen trotz des rundum flutenden Lebens selten überschritten 
werden. 

Vertikale Verbreitung: Vertigo pygmaeaistaus bedeutenden Höhen 
bekannt. Im Calfeisental wurde sie bei 1450 m, bei Mürren 1700 m 
hoch gesammelt. Im Ober Engadin soll sie 1800 m erreichen und 
in den Tiroler Alpen 2000 m noch um ein beträchtliches übersteigen. 

Zur Lebensweise: Die „Zwerg-Puppenschnecke“ ist gleichermaßen 
Felsen- und Wiesenschnecke. Im Ruinenschutt und Felsenmulm ist 
sie keine seltene Erscheinung. Ihre schönste Entfaltung soll sie jedoch 
auf nördlichen, nassen, fast sumpfigen Matten erlangen. Sie kann 
gelegentlich unter freiliegenden Steinen oder auf faulem Holze abge- 
lesen werden. Im Norden und in den Bergen rückt sie in die Nadel- 
waldungen vor. Sie meidet nur altkrystalline Gesteine, ist aber sonst 
in petrographischer Hinsicht nicht wählerisch; so wurde sie beispiels- 
weise auf dem Buntsandstein des Schwarzwaldes häufig gesammelt. 

Bemerkung: Vertigo pygmaea ist am bequemsten aus Anspülungen 
zu erhalten. 


— 114 — 


Die Zahl der Zähne ist sehr variabel; die auf ihr gegründeten 
Variationen sind ohne Belang. — Selten übersteigt die Gehäuse- 
länge 2 mm. 


70. Vertigo substriata Jeff. 


Verbreitung um Basel: Wieseanspülung (Stein-Maulburg). 

Verbreitung in der Schweiz: Vertigo substriata ist mir nur aus 
dem St. Galler Oberland und dem oberen Toggenburg bekannt. Ihre 
Verbreitung in der Schweiz ist noch keineswegs abgeklärt. 

Allgemeine Verbreitung: Je sorgfältiger die Untersuchungen durch- 
geführt werden, um so mehr zeigt es sich, daß Vertigo substriata die 
ganze nord-alpine und boreale Region bewohnt. Wir finden sie zu- 
nächst in der ost-alpinen und karpatisch-transsylvanischen Provinz. 
Scheinbar zusammenhangslos taucht sie einerseits im Kaukasus, anderer- 
seits in Portugal wieder auf. Daß solche Lücken in Wirklichkeit nicht 
bestehen, ist doch im Ernste kaum anzuzweifeln. Nördlich dieser alpinen 
Grenzlinie begegnen wir ihr in ungeschwächter Seltenheit, denn selten 
ist sie überall, in der Schweiz, im Schwarzwald, im schwäbischen und 
fränkischen Jura, in Süd-Bayern, im Thüringer Wald, im Erz- und 
Riesengebirge und im Mährischen Gesenke. Aber auch aus Nord- 
Deutschland, von Ost-Pommern, den Inseln Wollin und Rügen, von 
Dänemark und England wird sie gemeldet. Ob sie in Schweden, Nor- 
wegen und Finnland quantitativ reicher auftritt, ist nicht erwiesen. 
Über die Verbreitung dieser Schnecke sind die Akten noch lange nicht 
geschlossen. 

Vertikale Verbreitung: Wildhaus, wo v.Martens diese Art er- 
beutete, liegt wenig über 1000 m. Diem fand sie im Calfeisental 
1560 m ü. M. 

Zur Lebensweise: Große Feuchtigkeitsliebe zeichnet Vertigo sub- 
striata aus; sie lebt sowohl auf nassen Wiesen als auch an schattigen 
Felsen, wo Moos und Mulm geeignete Schlupfwinkel bieten. Sie soll 
unter totem Laub und an faulem Holze zu finden sein und auch auf 
Urgestein gedeihen. 

Bemerkung: Die Flußanspülungen geben beim Spähen nach dieser 
Art die beste Wegleitung. 


71. Vertigo pusilla Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist, Kaiserstuhl, Birsgenist. War- 
tenberg, Schauenburg. Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Beinwilertal 
(Lange Brücke). Wiesegenist (Maulburg), Rötteler Schloß. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Angaben über das Vorkommen 
dieser Schnecke in der Schweiz sind dünn gesät, berechtigen aber 
unter Berücksichtigung der allgemeinen Verbreitung und im Hinblick 
auf das reiche Anspülungsmaterial zahlreicher Flüsse doch zu der 


a 


Annahme, daß dem Tiere nur in vertikalem Sinne Grenzen gesteckt 
seien. Auch vom Südfuß der Alpen (Lugano) wird es gemeldet. Offen- 
bar ist die Kleinheit des Objektes Ursache der noch lückenhaften 
Erforschung seines Areals. 

Allgemeine Verbreitung: Spanien und die europäische Türkei 
ausgenommen verbreitet sich Vertigo pusilla über ganz Europa. Sie 
begegnet uns auf Sizilien wie in Finnland und Schweden, in den 
Pyrenäen wie im Kaukasus und in Armenien. Ihr Areal umfaßt also 
die ganze boreale Region samt der alpinen Zone, Italien, den nörd- 
lichen Balkan, Taurien und Kaukasien. 

Vertikale Verbreitung: In vertikaler Richtung sind der Art ziem- 
lich enge Grenzen gesteckt. Selten steigt sie über 1000 m empor. Mein 
höchster Fund stammt aus dem Schanfigg bei 1330 m Höhe (Tschiertschen)- 
Das Tier hält sich lieber an die untern Talhänge und Talsohlen. 

Zur Lebensweise: Vertigo pusilla lebt im Mulm und Moos feuchter, 
beschatteter Felsen, im Ruinenschutt, in Wäldern, unter bemoosten 
Steinen und längs kleiner Rinnsale, im Mulm alter Weiden, in schluchten-. 
artigen Hochtälern sowohl, wie auf den Wiesen der Ebene, auf kalk- 
reichem und kalkarmem Gestein (Buntsandstein, Grünschiefer). Sie ist 
sehr gesellig und kann besonders aus Anspülungen massenhaft ge- 
wonnen werden. 

Bemerkung: Der Umstand, daß diese Schnecke dann und wann 
neben Vertigo substriata und alpestris oder gar neben Patula ruderata 
vorkommt, genügt natürlich nicht, um sie zum Glazialrelikt zu stempeln. 
Selten genug trifft diese Kombination ein; häufig genug muß der 
Sammler mit pusilla allein vorlieb nehmen. 

Bei zahlreichen Gehäusen meldet sich deutlich ein siebter Zahn 
am untern Mündungsrand. 


Fam. Clausiliidae. 
Genus Balea Prideaux. 


72. Balea perversa L. 


Verbreitung um Basel: Neu Allschwil, Neubad. Dorfmauer Riehen. 
Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Die eng lokalisierten Kolonien von 
Balea perversa sind über die ganze Schweiz zerstreut. Auch den 
südlichen Alpentälern fehlt die Schnecke nicht. Ihre Verbreitung ist 
nur vertikal begrenzt. 

Allgemeine Verbreitung: Im Westen beginnend verbreitet sich 
diese Art von Portugal über die Pyrenäen, Frankreich, England, die 
Niederlande, Belgien, die Schweiz und Deutschland. Im Süden umfaßt 
ihr Areai ganz Italien mit Korsika, Sardinien und Sizilien, im Osten 
Oesterreich-Ungarn, vielleicht ohne die Ostecke. Etwas isoliert steht 


—.16 + 


der Fund aus der Krim (Kobelt). Ein großes zusammenhängendes Ge- 
biet besitzt sie ferner in Schweden, Norwegen und Finnland. 

Vertikale Verbreitung: Balea perversa steigt bis zur subalpinen 
und alpinen Region. Sie ist mir u. a. von folgenden hohen Punkten 
bekannt: Disentis 1150 m, Unter-Engadin 1200 m, Lenzer Heide 
1400 m, Frohnalp 1500 m, Hinterrhein 1600 m. 

Zur Lebensweise: Diese interessante Übergangsform läßt sich 
in ihrer Verbreitung weder durch Witterungsverhältnisse noch durch 
die Beschaffenheit des Bodens beeinflussen. Hält sie sich auch mit 
Vorliebe an feuchten, bemoosten Felsen auf, so beschränkt sie sich 
doch nicht aufs Gebirge; Mauern, vereinzelte Steinklötze, bemooste 
Baumstrünke und Rindenspalten bieten ihr ähnliche Existenzbedingungen 
und gestatten eine weite Verbreitung ins Hügel- und Flachland. Nach 
Simroth ist sie lebendig gebärend. Sie ist trotz der großen Verbreitung 
nie gemein, sondern überall rar. 

Bemerkung: Meine größten ausgewachsenen Gehäuse erreichen 
nur 8 mm Länge. 


Genus Clausilia Drp. 


73. Clausilia Jaminata Montg. 


Verbreitung um Basel: Degerfelden, Rheinufer Bierburg, Rhein- 
genist, Klein Hüningen. Rheinebene Istein-Klein Kems, Lange Erlen, 
Müllheim. Basel Augst, Hard, Neu Allschwil, Ebene nördlich Rosenau, 
Mülhausen. Bottmingen, Allschwiler Wald, Birsgenist. Wartenberg, 
Schauenburg, Gempenplateau, Asp, Reichenstein, Kaltbrunnental, 
Schleifenberg, Liestal, ob Sichternhof, Sissacher Fluh, Böckten. Lands- 
kron, Blauen (auch Südseite), Pfäffinger Schloß, Wiesenberg, Ramsach, 
Schmutzfluh, Bölchen (auch Südseite), Balstal, Paßwang, Gänsbrunnen, 
Klus (bei Solothurn), Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg, Volkertsberg, 
St. Chrischona, Südhalde ob Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, 
Wolfschlucht. Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Nördlich des Alpenkammes bevölkert 
Clausilia laminata das ganze Gebiet. Auf den Schiefern Graubündens 
dringt sie bis ins Herz des Hochgebirges vor (Vorderrhein). Den süd- 
alpinen Tälern fehlt sie. 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser gemeinen Clausilie 
reicht von den Pyrenäen bis zum Kaukasus und von Süd-Kalabrien 
bis Finnland und umfaßt beinahe ganz Europa. Die Art fehlt nur den 
südlichen Hälften der Pyrenäen- und Balkanhalbinsel, den Mittelmeer- 
inseln, dann Nord-Schottland, Lappland und Ost-Rußland, etwa von 
der Dwina-Wolga-Linie an. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura und im Hochgebirge steigt die 
„glänzende Schließmundschnecke“ bis in die Tannenregion hinan, über- 
schreitet aber die obere Baumgrenze nicht. Sie ist über 1000 m regel- 
mäßig noch zu finden und soll im Tirol selbst 2000 m noch erreichen 


4 


HT, — 


(Gredler). Es mögen noch folgende Funde erwähnt werden: Tschiertschen 
1350 m, Rigi-Kaltbad 1430 m, Klosters 1500 m, Quinten am Walensee 
und Mürren 1700 m. 

Zur Lebensweise: C.laminata ist eine unserer gemeinsten aber 
auch zierlichsten Clausilien. Überall in Wäldern kann man ihr begegnen, 
wo sie mit Vorliebe an faulem Holz und an Baumrinden promeniert. 
Sie liebt große Feuchtigkeit und klettert bei nassem Wetter an Buchen, 
Eschen und Erlen oder an gefällten Stämmen, unter Moos, im Stein- 
geröll und an Felsen umher. Auch alte Mauern, Hecken und Weiden- 
gebüsch, alles, was Schatten wirft, naß ist und Nahrung liefert, wird 
abgeweidet. Gegen Kälte ist sie wenig empfindlich und zeigt außer 
dem klaren, durchsichtigen Gehäuse in ihrer Lebensweise manche 
Ähnlichkeit mit Hyalina. 

Im Hochgebirge und an Orten mit wenig zukömmlicher Nahrung, 
im Tannenwald und an warmen Südhalden, verkümmert das Tier 
etwas. Alle jurassischen Funde scheinen überhaupt durchschnittlich 
kleiner zu sein als die Formen des Tieflandes. Nur ausnahmsweise 
erreichen die Gehäuse 18 mm; sie bewegen sich meist zwischen 14 
und 16 mm. 

Bemerkung: Die forma alpestris entwickelt sich zwar in den 
Alpen am ausgesprochensten (ich sammelte bei Tschiertschen Stücke 
von 13 mm Länge), wird aber auch anderorts unter entsprechenden 
Umständen vorbereitet. Nicht selten findet man lebende Tiere mit 
sehr verwittertem, mattem Gehäuse (etwa f. virescens A. Schmidt) neben 
ganz normalen. Es dürfte sich bei dieser schwer zu erklärenden Er- 
scheinung um Ursachen konstitutioneller Art handeln, die sich der 
direkten Kontrolle einstweilen entziehen. 


74. Clausilia fimbriata Mühlf. 


Verbreitung um Basel: Gempenplateau. Blauen, Schmutzberg ob 
Läufelfingen, Bölchen (Nord-, Süd- und Ostseite), Paßwang, Hohe Winde 
(Nordfuß), Vallanvron, Saut-Gravier. Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Clausilia fimbriata ist wahrscheinlich 
weiter verbreitet, als auf Grund der vorhandenen Funde angenommen 
werden könnte. Sicher bewohnt sie den ganzen westlichen Jura bis 
an die aargauische Grenze, dann aber auch das Toggenburg und den 
thurgauischen Seerücken. Im Basler Museum liegen Exemplare von 
Chur. Es ist nicht anzunehmen, daß die wenigen Funde an den 
Hängen des Sihltals die einzigen Repräsentanten der Art im Mittelland 
seien. Da fimbriata offenbar häufig noch mit laminata zusammen- 
geworfen wird, kann über ihre schweizerische Verbreitung noch kein 
endgültiges Bild entworfen werden. 

Allgemeine Verbreitung: Sicher nachgewiesen wurde Cl. fimbriata 
in den französischen Alpen, im französischen und im schweizerischen Jura. 
Sie bewohnt ferner die österreichischen Süd-Alpen und Küstenstriche 


— 18 — 


(Görz, Karst, Kroatien, Wellebit), dann Krain, Kärnten und Unter- 
Steiermark. Auch ist sie am Nordrand des Gebirges, in Südbayern und 
Vorarlberg zu finden, von wo sie noch einmal schweizerischen Boden 
betritt. Ihr Verbreitungsgebiet ist also ganz alpin. 

Vertikale Verbreitung: Claus. fimbriata steigt nicht sehr hoch 
hinan. Immerhin fand ich sie im Jura wenig über 1000 m noch. Aber 
selbst in den Alpen wird diese Höhe nicht wesentlich überschritten. 

Zur Lebensweise; Diese Art zeigt in erhöhter Potenz die Liebe 
zur Feuchtigkeit, die wir bei laminata schon konstatierten. Gegen 
Trockenheit ist sie empfindlicher. Man sammelt sie mitunter nach 
kalten Regentagen in großer Zahl an faulem Gehölz schattiger, moos- 
reicher Wälder. 

Bemerkung: Was fimbriata am deutlichsten von laminata trennt, 
ist der scharf umgrenzte, weiße, dem Mundsaum fast parallele Gaumen- 
wulst, der nach außen oft tief gelb durchscheint. Auch erreichen hier 
die Gaumenfalten den Wulst bei weitem nicht; ferner ist die Mündung 
mehr viereckig, breit. Ihr Mundsaum ist an der Mündungswand meist 
unterbrochen und nicht zusammenhängend. 


75. Clausilia orthostoma Menke. 


Verbreitung um Basel: Weißenstein, ob Gänsbrunnen. 

Verbreitung in der Schweiz: In sehr vereinzelten Kolonien be- 
wohnt Cl. orthostoma den Jura vom Val de Joux bis ins Klettgau. Wie 
fimbriata finden wir diese Art dann unvermittelt wieder in der Albis- 
kette. Ich sehe in dieser Übereinstimmung einen Beweis für die Un- 
zulänglichkeit der malakozoologischen Durchforschung mancher Gebiete 
der Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Die Verbreitung von Cl. orthostoma nahm 
ihren Ausgang wohl von den Ost-Alpen und den höhern Gebirgen 
Süd-Deutschlands. Nach Süden und Westen wird der Alpenkamm 
nicht überschritten. Die Westgrenze wird durch den ganzen Jurazug 
gebildet und wendet sich dem Thüringer Walde und Leipzig zu. Im 
Norden werden aber sehr sporadische Funde aus den deutschen und 
russischen Ostsee-Provinzen (bis Livland) gemeldet. Im Süden umfaßt 
ihr Areal die Schweiz, Vorarlberg, Tirol, überhaupt Österreich-Ungarn 
bis in die Dobrugea und erreicht gegen den Dnjepr hin die Ostgrenze. 
Diese selbst ist vag, was bei der lacunösen nördlichen Ausbreitung der 
Art nicht verwundern kann. 

Vertikale Verbreitung; Wie bei Clausilia fimbriata. Höchster mir 
bekannter Fundort: Val de Joux bei ca. 1100 m. 

Zur Lebensweise: Cl. orthostoma lebt noch verborgener als die 
zwei andern Vertreter des Subgenus Clausiliastra und kommt nur bei 
starkem Regen zum Vorschein. Sie ist ein einseitiges Waldmollusk 
und gebärdet sich auch in ihrer sonstigen Lebensweise als eine laminata 
im kleinen. 


—. 197 — 


76. Clausilia plicata Drp. 


Verbreitung um Basel: Universitätshof, Pfalz, Steinenschanze, 
Rheinbord Gasfabrik. Lange Erlen, Rheinebene Istein-Klein Kems, 
Badenweiler, Kaiserstuhl, Freiburg. Basel Augst, Rheinufer bei Birs- 
felden, Groß Hüningen, Mülhausen. Birsgenist, Arlesheim, Liestal. 
Dinkelberg (Südseite ob Grenzach). Riehen. Längs der Wiese bei 
Lörrach, Rötteler Schloß. Bürgeln. 

Verbreitung in der Schweiz: Clausilia plicata bewohnt nur die 
Ost- und Nord-Schweiz. Ihre Westgrenze, die zugleich ein Stück 
ihrer allgemeinen Verbreitungsgrenze darstellt, erreicht bei Groß 
Hüningen Schweizerboden, folgt den Schanzen und alten Stadtgräben 
quer durch Basel und gelangt in das Birstal. Sie wird hier durch die 
Ketten des Gebirges unterbrochen, erscheint dann am Südfuße des 
Jura wieder bei Biel und Erlach und wendet sich in südöstlicher 
Richtung über Bern das Aaretal aufwärts (Rugen bei Interlaken). 
Südlich des Gotthard bildet wohl der Tessin die Westgrenze. Die 
Schnecke folgt dem Flusse bis ans rechte Ufer des Langensees. Öst- 
lich dieser Linie ist sie gemein. 

Die Occupation der Schweiz ist offenbar in vollem Gang und 
erfolgt von drei Seiten: von Süden; dann von Osten und Nordosten, 
zwischen Hochalpen und Jura hinein, und endlich von Norwesten, den 
nordjurassischen Tälern des Birs- und Ergolz-Gebietes nach. 

Allgemeine Verbreitung: Das Verbreitungszentrum von Clausilia 
plicata ist in Österreich-Ungarn zu suchen. Von hier dringt sie nach 
allen Seiten energisch vor, erreicht im Osten das Schwarze Meer und 
das Donsche Bergufer, im Norden Deutschland, Samland und Livland, 
ja Dänemark und Südschweden, im Westen die französischen Ardennen, 
die Vogesen, die Schweiz und die Piemonteser Alpen und im Süden 
endlich Toscana, Krain, Croatien, Bosnien und die Herzegowina. — 
Funde von Macedonien, Klein-Asien, Algier, vom Südabhang der Pyre- 
näen u. a. dürften als Importen richtig taxiert werden. 

Vertikale Verbreitung: Die Schnecke hält sich mehr an die 
Niederungen, steigt aber gelegentlich auch hoch hinauf. Im Schanfigg 
sammelte ich sie in einer Höhe von 1360 m; sie soll in den rhätischen 
Alpen selbst die obere Baumgrenze erreichen. Den Wäldern des hohen 
Jura scheint sie noch zu fehlen. 

Zur Lebensweise: Das gesellige Tier lebt an schattigen Felsen 
und an altem Gemäuer oft in ungeheurer Zahl. Es ist unabhängig 
von der petrographischen Beschaffenheit des Substrates, tummelt 
sich mit Vorliebe am Mauerwerk alter Burgen und Festungswerke 
umher, fehlt aber dem Hochwalde nicht, wo ich sie an faulen Baum- 
strünken häufig ablesen konnte. Unvorsichtig lebt die Schnecke in 
den Winter hinein, verbirgt sich, kommt Not an den Mann, haufen- 
weise unter irgendeinem Brett oder Stein und gefriert mit Kind und 
Kegel zu einem unförmlichen Conglomerat zusammen, ohne an diesem 


— 120 — 


Experiment zugrunde zu gehen. Im Frühling ist sie eine der ersten 
auf dem Plan. Diese ausgeprägte Eurythermie ist für die meisten 
Clausilien typisch. 

Bemerkung: Ähnliche alpine Zwerg- oder Hungerformen, wie 
ich sie bei Tschiertschen sammelte, erbeutete ich auch bei Wolfhalden 
im Appenzell. 

Forma implicata findet sich stets unter normalen Gehäusen, 
braucht aber nicht bauchiger zu sein. Sie ist oft sehr schlank. Die 
Dimensionen können überhaupt am selben Fundort mannigfaltig varieren, 
ohne daß hierfür stets eine befriedigende Erklärung gegeben werden 
könnte. — Die Länge meiner Exemplare von Basels Umgebung pendelt 
zwischen 13,5 und 18,5 mm. 


77. Clausilia itala Marts. 


Verbreitung um Basel: Im Jahre 1845 sammelte Dr. ]J. J. Bernoulli 
große stattliche Gehäuse von Var. braunii dieser Art am Unteren 
Hauenstein. Sie liegen im hiesigen Museum. 

Verbreitung in der Schweiz: Clausilia itala lebt nur in Süd-Tessin, 
im Misox und Süd-Puschlav. 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser südalpinen Schließmund- 
schnecke ist sehr beschränkt; es umfaßt Italien bis in die Abruzzen, die 
Provence und Süd-Tirol. Mit italienischen Reben wurde sie gelegentlich 
verschleppt; solche künstliche Fundorte sind Corfu, Heidelberg, die 
Bergstraße (Odenwald), der Hauenstein u.a. 

Bemerkung: Trotz sorgfältigen, systematischen Absuchens konnte 
ich am Unteren Hauenstein keine Spur dieser Art mehr entdecken. Es 
ist augenscheinlich, daß es sich hier um eine Verschleppung handelt 
und zwar zu einer Zeit, wo noch kein Tunnel bestand und ein reger 
Verkehr über die neue Straße ging. (Der erste Zug fuhr im April 
1857 von Olten’nach Läufelfingen.) Clausilia itala wäre somit aus der 
Molluskenfauna der Umgebung Basels zu streichen; ich habe obigen 
Fund gleichwohl erwähnt, weil er des Interessanten nicht entbehrt. 


78. Clausilia corynodes Held. 


Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg, Efringen (Gyßer). 
Kaiserstuhl (Clessin). Kaiser Augst, Basel Augst. Birsgenist, St. Jakob, 
Neue Welt, Arlesheim, Grellingen. Asp, Schloß Reichenstein, Schloß 
Birseck, Gempenfluh, Schauenburg, Wartenberg, Schleifenberg, Mai 
sprach, Nuglar, Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Blauenkette, Burg, 
Kellengrabenschlucht, Ramsach, Frohburg, Hauenstein (auch Südseite), 
Schmutzfluh, Bölchenfluh, Beinwilertal, Grindel, Fringeli, Gänsbrunnen. 
Solothurn. Ober Degerfelden, Volkertsberg, Wehratal, Adelhausen, 
Maulburg, Schopfheim. Wolfschlucht. 


r 12 — 


Verbreitung in der Schweiz: Clausilia corynodes konzentriert 
sich auf die Kalkberge. Sie fehlt zwar dem westlichen (Waadtländer 
und Neuenburger) Jura, erscheint aber im Berner Jura und gehört bei 
uns zu den gemeinsten Arten. Mit dem Gebirge erreicht sie Brugg 
und den Rhein. Mehr sporadisch begegnen wir ihr im östlichen 
Mittelland, bei Bern, Zürich, am Bodensee und im Toggenburg. Zu- 
sammenhängend wird ihr schweizerisches Areal wiederum in den nörd- 
lichen Kalkalpen, denen sie von Nord-Osten her bis in die Unterwaldner 
Alpen folgt. Man gewinnt den Eindruck, Clausilia corynodes sei von 
Östen und Norden nach der Schweiz vorgestoßen. 

Allgemeine Verbreitung: Diese alpine Form hat ein engbegrenztes, 
anscheinend dreiteiliges Areal inne. Sie bewohnt zunächst die nörd- 
lichen Kalkalpen der Schweiz, Süd-Bayerns und Salzburgs und nähert 
sich den Toren Wiens. Den Alpenkamm übersteigt sie in Steiermark, 
Kärnten und Krain. Nach Osten und Süden dringt sie nicht weiter 
vor. Nördlich vorgeschobene Kolonien begegnen uns im schwäbischen 
Jura, im Muschelkalkgebiet des südlichen Schwarzwaldes und auf der 
Juraplatte Kandern-Müllheim; besonders aber im schweizerischen Jura, 
wo die Schnecke ganz vorzüglich gedeiht. Der Zusammenhang dieses 
jurassischen Bezirkes mit dem ostalpinen wird offenbar durch Schwaben 
gewonnen. Noch mehr abseits und isoliert tritt in Savoyen und im 
Iseregebiet eine Verbreitungsinsel auf, die wenigstens heute in keiner 
direkten Verbindung mehr zu stehen scheint mit den beiden andern 
Zentren. — Ganz vereinzelte Funde werden von Bamberg, Heidelberg, 
aus den Vogesen und dem Maasgebiet gemeldet, die aber alle der 
Bestätigung harren. 

Vertikale Verbreitung: Clausilia corynodes hält sich an den 
unteren Buchenwald und erreicht selten die Höhe von 1000 m. Es 
ist dies um so auffallender, da die Art eine ausgesprochene Bergform 
‚repräsentiert und in ihrer Verbreitung rein alpinen Charakter zeigt. 

"Zur Lebensweise: Neben Clausilia parvula ist corynodes wohl 
die häufigste Clausilia unseres Jura. Sie ist eine Kalkfelsenschnecke 
und bewohnt vorzüglich das Gemäuer und die Schutthalden unserer 
Ruinen. Im Flach- und Freiland ist sie in der Regel nicht zu finden; 
steiniger Wald und moosige Felsen sind ihr Lebensbedürfnis. Aus- 
nahmsweise steigt sie an Buchen empor oder gerät in offene Gras- 
büschel an Randfelsen. 

Bemerkung: Die merkwürdige Verbreitung von Clausilia cory- 
nodes wird durch ihre Einordnung unter die glacialen Relikte ver- 
ständlicher. 

Die Gehäuse des Basler Jura erreichen häufig die Länge von 
13 mm; nur ausnahmsweise sammelte ich welche von nur 10 mm, die 
stets den Eindruck von Kümmerformen machten. 

Die Gehäuse vom Dinkelberg sind durchschnittlich etwas kleiner 
als die jurassischen. 


—:12 .— 


79. Clausilia cruciata Studer. 


Verbreitung um Basel: Ruine Reichenstein, Gempenstollen, 
Wartenberg. Blauen (Nordseite), Bölchen, Fringeli, Vallanvron. Gren- 
zacher Horn-Bettingen, Rührberg. Wiesegenist bei Maulburg. Klein 
Kems (angeschwemmt?), Badenweiler. Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme der südalpinen Täler 
fällt die ganze Schweiz in das Gebiet dieser Art. 

Allgemeine Verbreitung: Das Bild, das wir von der Verbreitung 
dieser Schnecke entwerfen, ist uns in seiner Bipartition keine fremde 
Erscheinung. Wir konstatieren zunächst ein zusammenhängendes 
alpines Areal, dessen Westgrenze durch die französischen Alpen, den 
französischen Jura und die Vogesen gegeben ist. Im Süden umfaßt 
dasselbe Oberitalien und den Apennin bis ins Hochland der Abruzzen, 
dann Tirol, Krain und Kärnthen, erreicht über Steiermark die hohe 
Tatra, die Karpathen und Siebenbürgen und findet auf rumänischem 
Boden den südöstlichsten Punkt. Nordwärts bewohnt die Art die Gebirge 
von Galizien, Mähren, Böhmen, Schlesien, Süd-Bayern, den schwäbischen 
Jura, den südlichen Schwarzwald (auch etwa auf Granit) und verein- 
zelte Punkte im Mainzer-Becken (Anschwemmungen). Nur ganz spo- 
radisch wird sie von deutschen Mittelgebirgen (Vogelsberg, Rhön, 
Harz) gemeldet und fehlt der norddeutschen Ebene ganz. 

Das unvermittelte Vorkommen der Art in Nord-Rußland deutet 
auf ihr zweites, ihr nordisches Verbreitungsgebiet hin, das außerdem 
Skandinavien umfaßt. 

Vertikale Verbreitung: Clausilia cruciata soll gelegentlich bis zur 
oberen Baumgrenze vordringen und 1500 nı Höhe übersteigen. Im 
Jura erreicht sie häufig die 1000 m Isohypse. 

Zur Lebensweise: Wie die meisten einheimischen Clausilien 
gehört auch cruciata dem Walde an. Sie klettert bei Regenwetter an 
bemoosten Felsen, an grünem und totem Holz empor und zwar wohl 
am höchsten von allen Artgenossen. Im Hochwald gibt sie Buchen 
den Vorzug. Sie ist eine Bergform und zeigt mit zunehmender Höhe 
oder bei Steno- und Xerotrophie Tendenz zur Verkleinerung des Gehäuses. 

Bemerkung: Die Länge meiner Gehäuse schwankt zwischen 10 
und 13 mm; größere fand ich nicht. Ich kann also O. Stoll nicht 
rückhaltlos beistimmen, wenn er Var. triplicata aufhebt oder besser, 
zum Typus erhebt und den Studer’schen Typus zur forma alpestris 
degradiert. Wie weit die Annahme einer spezifischen Gebirgsform 
überhaupt Berechtigung hat, entzieht sich einstweilen meiner endgültigen 
Beurteilung. 


80. Clausilia dubia Drp. 


Verbreitung um Basel: Müllheim, Freiburg. Schauenburg, 
Gempenplateau, Schleifenberg, Bottmingen. Ramsach, Frohburg, 
Bölchenfluh, Hohe Winde, Grindel, Hasenmatte, Vallanvron, Les Brenets. 
Rührberg, Volkertsberg. Sausenburg, Säckingen-Egg. 


—n,1237 5 


Verbreitung in der Schweiz: Clausilia dubia bewohnt die ganze 
Schweiz nördlich und südlich der Alpen. 

Allgemeine Verbreitung: Das weite Gebiet dieser Art umfaßt 
die Pyrenäen, Süd- und Ost-Frankreich, die Schweiz, ganz Deutsch- 
land bis Oldenburg und Samland, die dänischen Inseln, Belgien, England, 
Süd-Skandinavien und die russischen Ostsee-Provinzen. Die Südgrenze 
des Areals folgt von den französischen und See-Alpen dem Südrande des 
Gebirges, umschließt Görz, Krain, teilweise Bosnien und Serbien und 
gelangt über das Banat an den Südrand der Transsylvanischen Alpen. 
Die Ostgrenze folgt von hier dem Nordabhang der Karpathen zur 
Tatra und quer durch Polen, Liviand zu. 

Vertikale Verbreitung: Clausilia dubia steigt bis zur alpinen 
Region hinan. Im Schanfigg sammelte ich sie 1400 bis 2000 m (Urden 
Alp) hoch; aus dem Tirol und dem Berner Oberland (Wengern Alp) 
wird sie aus gleichen Höhen gemeldet. Im Jura ersteigt sie mit dem 
Walde die höchsten Gipfel. 

Zur Lebensweise: Clausilia dubia ist eine Waldschnecke; sie 
verschmäht selbst den Nadelwald nicht. Wie vorige Art klettert sie 
bei nasser Witterung gerne an Bäumen, morschen Baumstrünken, 
Felsen und feuchten Mauern auf, ist aber sonst unter Laub und Moos, 
im Halden- und Ruinenschutt, auch etwa in Weidengebüsch und oft 
in der Nähe von Bächen verborgen. Sie erfährt im Gebirge ihre 
schönste Entfaltung und bewohnt trotz der sichtlichen Vorliebe für 
kalkigen Untergrund alle Gesteinsarten. 

Bemerkung: Die mikroskopisch feine Gitterstruktur, hervor- 
gebracht durch die zarte kontinuale und iterale Rippung des Gehäuses, 
ist sehr charakteristisch für diese Art und kann bei der Bestimmung 
als Kriterium benützt werden. — Clausilia dubia ist äußerst vielge- 
staltig. Meine Gehäuse schwanken in der Länge zwischen 10 und 
15 mm; sie scheinen im Jura nicht größer zu werden. Die forma ob- 
soleta herrscht vor. Meine schönsten Exemplare besitze ich aus 
1000 m Höhe (Bölchen, Vallanvron); meine kleinsten aus dem Leimental 
(10 und 10,5 mm), ca. 300 m hoch gesammelt. Die berüchtigte Pro- 
portion zwischen Gehäusereduktion und vertikaler Erhebung wird 
stets mit „Ausnahmen“ zu rechnen haben. 


81. Clausilia lineolata Held. 


Verbreitung um Basel: Bachrand Hilfspital-Allschwil, Allschwiler 
Wald, Hegenheimer Waid. Klein Hüningen. Birsufer St. Jakob, Neue 
Welt, Birsgenist. Asp, Schloß Birseck, Wartenberg, Schöntal, Kalt- 
brunnental, Sissacher Fluh. Blauen (Nord- und Südseite), Ramsen, 
Bölchenfluh, Solothurn, Vallanvron. Dinkelberg ob Riehen, Hornfelsen- 
Bettingen, Volkertsberg. Wiesegenist (Maulburg), Tüllinger Hügel, 
Rötteler Schloß. Bürgeln, Badenweiler, Müllheim, Freiburg. 


BE N) Op 


Verbreitung in der Schweiz: Clausilia lineolata bewohnt die ganze 
Schweiz, soweit ihr nicht vertikale Barrieren Halt gebieten. 

Allgemeine Verbreitung: Ihr Areal ist sehr beschränkt. Von Ost- 
Frankreich und den französischen Alpen dehnt es sich ostwärts aus 
über Nord-Italien bis in die Abruzzen (wohl mit Umgehung der Po- 
ebene), über die Schweiz und Süd- und Mittel-Deutschland, erreicht im 
Norden noch belgischen Boden, dann das rheinische Schiefergebirge 
und tritt uns in vereinzelten Bruchstücken im Teutoburger Walde, im 
Harz und sogar in Plön (?) entgegen. Östlich umfaßt ihr Gebiet Tirol, 
Steiermark, Krain, Görz und den Südfuß der Alpen. 

Vertikale Verbreitung: Mit dem Laubwald steigt die Schnecke 
ziemlich hoch hinan und kann im höhern Jura und in den Voralpen 
über 1000 m noch gesammelt werden. (Bölchen, Vallanvron, Wild- 
haus, Frohnalp.) 

Zur Lebensweise: Clausilia lineolata liebt feuchte, quellige Orte, 
an denen sie mitunter den Winter munter überlebt. Sie ist wenig 
abhängig vom Substrat, bevorzugt den Wald, ist aber auch an altem 
Gemäuer, unter Efeu und Laub und auf nackter Erde zu finden. 
Sie ist in hohem Maße Bodenschnecke. 

Bemerkung: Die ungefältelte forma subcruda Böttg. ist keine 
Seltenheit. Sie ist auch neben typischen Exemplaren zu konstatieren. 
Meine Gehäuse schwanken zwischen 13,5 (Bölchen) und 17 mm (Tül- 
linger Hügel). — Der Charakter der Rippung ist bei Clausilia lineolata 
am gleichen Fundort und selbst am gleichen Gehäuse variabel. Auch 
hier kann mitunter eine ähnliche Gitterstruktur beobachtet werden 
wie bei dubia. — An warmen Südhalden sollen sich nach O. Stoll kleine 
Kümmerformen entwickeln. 


82. Clausilia parvula Studer. 


Verbreitung um Basel: Ebene Herthen, Rheinufer Bierburg. 
Basel Augst, Hard, Pfalz, Rheinufer Gasfabrik, Groß Hüningen. 
Neubad, Allschwiler Weiher, Bachgraben Hiilfspital - Allschwil, Mül- 
hausen. Birsgenist, St. Jakob (Birsufer), Jakobsbergerholz, Wald ob 
Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Wartenberg, Schauen- 
burg, Liestal, Nuglar, Sissacher Fluh. Landskron, Flüh-Hofstetten, 
Klein Lützel, Ramsach, Frohburg, Hauenstein (auch Südseite), Bölchen 
(Kulm, Nord- und Südseite), Paßwang, Hohe Winde, Grindel, Solothurn, 
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (ob Grenzach), Hohe Flum. 
Riehen, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht, Istein-Klein 
Kems, Kaiserstuhl, Freiburg. Säckingen-Egg, Jungholz, Bürgeln, 
Sausenburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Clausilia parvula fehlt nur den nach 
Süden geöffneten Tälern der Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Sie hat den Schwerpunkt ihrer Ver- 
breitung in den Westalpen. Von den französischen Alpen dringt 


BD.» 


— 125 — 


sie Rhone aufwärts nach dem französischen Jura und westwärts 
bis Paris vor, verbreitet sich über Nord-Frankreich und Süd-Belgien, 
über die Schweiz und Deutschland, in dessen Randgebirgen sie all- 
mählich ausklingt (Rheinprovinz, Westfalen, Taunus, Harz, Thüringer 
Wald, Erzgebirge, Schlesische Gebirge). Im Süden folgt sie dem 
Apennin bis in die Abruzzen, umgeht dem Südfuß der Alpen ent- 
lang die Poebene, bewohnt ganz Tirol, Krain, Kärnten, Steiermark, 
und erreicht gegen Nord-Osten das Mährische Gesenke, die Tatra 
und die Sudeten. 

Vertikale Verbreitung : Die kleinste unserer Schließmundschnecken 
überbietet alle ihre Gattungsgenossen im vertikalen Vormarsch. Im 
Jura erklimmt sie die höchsten Gipfel. In den Alpen läßt sie die 
obere Baumgrenze hinter sich zurück. Auf der Frohnalp und am 
Alpstein erreicht sie 1400 m, ebenso auf der Lenzer Heide. Im Cal- 
feisental steigt sie bis 1800 m hinan und wird im Berner Oberland 
2000 m hoch noch getroffen. 

Zur Lebensweise: Clausilia parvula ist eine unserer gemeinsten 
Schnecken. Sie verfügt über eine erstaunlich große biologische Am- 
plitude und besitzt besonders der Trockenheit und Wärme gegen- 
über eine große Resistenz. Sie wird am ehesten an Felsen und im 
Felsenmulm und -Schutt gesammelt, erreicht darum auch im Gebirge 
ihre höchste Blüte; sie ist entschieden kalkhold, wagt sich aber in 
Randgebieten auch auf Urgestein. Den Winter verbringt sie unter 
faulem Laub, im Mulm alter Stämme, im Moos und Haldenschutt ver- 
borgen. Ich fand einige Stücke am 28. Dezember unter Schnee munter 
umherziehend. — An dem lebhaften Tier läßt sich das Spiel der Augen 
besonders schön beobachten. 

Bemerkung: Am selben Fundort zeigt die Art große Verschieden- 
heit in den Dimensionen. Die Gehäuselänge schwankt zwischen 6,7 
und 11 mm, bei einem Durchschnitt von 8,5 mm. Die schönsten Stücke 
sammelte ich bei 1000 m Höhe im Jura. 


83. Clausilia plicatula Drp. 


Verbreitung um Basel: Lange Erlen, Basel Augst, Hard, Bach- 
graben Hilfspital- Allschwil. Bottmingen. Birsgenist, Asp, Arlesheim, 
Schloß Dorneck, Wartenberg, Schauenburg, Liestal, Orismühle-Seltisberg, 
Grellingen, Maisprach. Blauenkette (auch Südseite), Ramsach, Hauen- 
stein, Schmutzberg, Bölchen, Paßwang, Beinwilertal, Gänsbrunnen, 
Vallanvron, Les Brenets. Südhalde ob Bettingen, Hornfelsen-St. Chri- 
schona, Volkertsberg, Adelhausen, Hohe Flum, Degerfelden. Wiese- 
genist (Maulburg), Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Sausenburg, Baden- 
weiler, Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Das Areal dieser Schnecke umfaßt 
die ganze Schweiz. 


— 126 — 


Allgemeine Verbreilung: Das Verbreitungsgebiet von Clausilia 
plicatula läßt sich leichter negativ umschreiben. Es umfaßt ganz 
Europa mit Ausnahme folgender, peripherisch gelegener Distrikte: 
Pyrenäen Halbinsel, West-Frankreich, England, Sardinien, Süd-Italien 
(von den Abruzzen abwärts), Balkanhalbinsel (südlich Bosniens und der 
Donau) und Ost-Rußland, etwa vom 35.° östlich von Greenwich an. 
Die Ostgrenze ist im einzelnen noch nicht festgestellt; sie stößt in der 
Krim aufs Schwarze Meer. 

Vertikale Verbreitung: Clausilia plicatula eifert der parvula nach. 
In den Bündner Alpen und im Tirol steigt sie zur alpinen Region 
hinan, die obere Baumgrenze überschreitend. Sie soll die Höhe von 
2000 m schon erreicht haben. Auf den Weiden des Jura findet man 
sie unter Steinen, aber stets in der Nähe des Waldes. 

Zur Lebensweise: Clausilia plicatula lebt so ziemlich überall, wo 
Bäume, auch Tannen, ihre Schatten hinwerfen. Ihre Lebensweise 
ist clausilienhaft und bietet keine wesentlich neuen Züge. Am sichersten 
trifft sie der Sammler nach Regenwetter und an taufrischen Morgen. 
Sie ist kalkhold, geht aber auf dem Urgebirge nicht zugrunde. Clessin 
berichtet, daß sich die Tiere auf kalkarmem Boden gegenseitig der 
Gehäusespitzen berauben. 

Bemerkung: Im Schanfigg sammelte ich die rhätische Bergform; 
sie ist allerdings klein, macht aber im Vergleich zu vielen meiner 
jurassischen Funde einen recht üppigen Eindruck. Ähnliche kleine 
Formen finden sich bei wenig günstigen Lebensverhältnissen auch im 
Mittelland, Jura und Schwarzwald. Zur Eklärung dieser Tatsache 
bedari es aber keiner relikten-theoretischen Erwägungen, die das Problem 
ins Unlösbare komplizieren. 

Die Länge meiner Gehäuse schwankt zwischen 10 und 14 mm. 


84. Clausilia ventricosa Drp. 


Verbreitung um Basel; Mülhausen. Birsufer St. Jakob, Birsgenist, 
Gempenfluh, Liestal. Ramsach, Fringeli Kamm, Vallanvron. 

Verbreitung in der Schweiz: Aus den Kantonen Graubünden und 
Tessin hat die Art ihren Heimatsnachweis noch nicht erbracht. Im 
übrigen fehlt sie nirgends auf größere Strecken. 

Allgemeine Verbreitung: Im Westen begegnen wir dem schönen 
Tier bereits in den catalonischen Pyrenäen; dann bewohnt es Süd- 
und OÖst-Frankreich und betritt im Piemont und in der Lombardei 
italienischen Boden. Sein Areal dehnt sich weit nach Norden aus, 
umfaßt die Schweiz, ganz Deutschland bis Samland, Belgien, die 
Niederlande, Dänemark, Süd-Schweden und die russischen Ostsee- 
Provinzen. Die Ostgrenze geht quer durch Rußland (Moskau, Smolensk) 
und bedarf noch genaueren Studiums. Sie. steuert auf Galizien zu 
und umfaßt das östliche Siebenbürgen. Die Südgrenze erreicht über 
das Banat, über Serbien und Bosnien das Wellebit Gebirge und den 


u A 


Karst und stößt nach Friaul und in die Carnischen Alpen vor. Es ist 
anzunehmen, daß die waldlosen Gebiete der ungarischen Tiefebene 
von einer ausgesprochenen Waldschnecke nicht betreten werden. Der 
Verlauf der Grenze durch die Ost-Alpen ist noch nicht völlig aufgeklärt. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura findet man Clausilia ventricosa 
noch bei 1000 m Höhe (Vallanvron), in den Ostalpen aber bedeutend 
höher. So sammelte sie Boettger bei 1600, Clessin im Ahrental (Tirol) 
selbst bei 2000 m. 

Zur Lebensweise: Clausilia ventricosa gehört zu den seltenen 
Arten; gemäß ihrem Feuchtigkeitsbedürfnis lebt sie in kühlen Wald- 
schluchten, an buschigen Bach- und Flußufern, oft unter Steinen ver- 
borgen. Dann und wann klettert sie an faulenden, moosigen Strünken 
oder an glatten Stämmen wenig empor, um bei herannahender Trocken- 
heit schnell wieder zu verschwinden. Auf die petrographische Be- 
schaffenheit des Bodens kommt es ihr wenig an. 

Bemerkung: Mein größtes Gehäuse stammt vom Fringeli und 
mißt 195 mm; in meiner Sammlung liegen solche von 16 mm an. 
Stenotrophie und Xerophagie spielen bei der Reduktion der Gehäuse- 
dimensionen die entscheidende Rolle. 


Fam. Suceineidae. 
Genus Succinea Drp. 


85. Succinea oblonga Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rheinebene 
Istein.. Hard, Birsfelden, Hegenheimerstraße, Bachgraben Hilfspital- 
Allschwil, Hegenheimer Waldrand, Groß Hüningen, Ebene nördlich 
Rosenau. Allschwiler Wald, Südhalde Benken. Birsgenist, Asp, 
Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Gempenstollen, Wartenberg, 
Schleifenberg. Pfäffinger Schloß, Fuß der hohen Winde, Gelterkinden. 
Hornfelsen-Chrischona, Bachrand Riehen-Bettingen, Inzlinger Bach- 
rand. Wiesegenist, Längs der Wiese bei Lörrach, Rötteler Wald. 
Säckingen-Egg. 

Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme des innersten Alpen- 
gebietes verteilen sich die Kolonien dieser Schnecke auf die ganze 
Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Succinea oblonga fehlt nur den südlichen 
Hälften der drei mediterranen Halbinseln und ist sonst über ganz 
Europa verbreitet. Ihr Areal erstreckt sich über den Kaukasus hinaus 
und weit nach Sibirien hinein. 

Vertikale Verbreitung: Mit der obern Waldregion erreicht die 
Art bedeutende Höhen, so im Tirol 1300 m, im Bündnerland über 
1600 m, am Mont Cenis sogar 1915 m (Kobelt). Clessin bezeichnet 
2000 m als obere Grenze. 


— 18 — 


Zur Lebensweise: Es wäre unrichtig, wollte man dieser „Bernstein- 
schnecke“ einen höhern Grad von Hygrophilie zusprechen, als irgend- 
einer andern der feuchtigkeitsliebenden Waldmollusken, wie etwa 
Polita, oder. Fruticicola, oder Clausilia. Sie ist nicht an den Bach 
gebunden, sondern findet sich an allen möglichen Orten, in Gärten, 
unter Hecken, an Rainen, in feuchten Wiesen und an Grabenrändern, an 
alten Mauern, unter Steinen, im Felsenmulm, im Moos, aber auch an 
trockenen Hängen, an südlich exponierten, warmen Geländen, an 
wirklich trockenen Plätzen im Verein mit Xerophila ericetorum, Frutieicola 
carthusiana, Pupa frumentum und Caecilianella, also mit Formen, die 
ihrer Xerophilie wegen bekannt sind. — Succinea oblonga lebt ver- 
borgen und kommt nur bei nasser Witterung hervor, dann oft mit Erde 
bedeckt. Sie ist vom Substrate unabhängig, ernährt sich von pflanz- 
lichen Verfallprodukten und verläßt schon im März ihre winterliche 
Behausung. Sie schreitet im April und im Juli zur Paarung. 

Bemerkung: In seiner Arbeit über den schweizerischen Löß 
stellt Früh die Mollusken dieser Ablagerung tabellarisch zusammen 
und zieht daraus den Schluß, daß das Klima für Basel und Süd- 
Deutschland damals ein kühleres, mehr alpines gewesen sei. Als Stütze 
dieser Ansicht, die an sich nicht angefochten werden soll, dient ihm 
Succinea oblonga var. elongata, die jetzt „in Mitteleuropa fast zu den 
seltenen Arten, bei Basel vielleicht ausgestorben“ sei. Abgesehen davon, 
daß das Florieren und Degenerieren einer vereinzelten Art nur ausnahms- 
weise zu so weittragenden Schlüssen berechtigt — wie oft stehn wir 
in der Palaeontologie dem Werden und Vergehen ganzer Tier- 
geschlechter als einer Kette von Rätseln gegenüber — muß zunächst 
betont werden, daß var. elongata, auch wenn sie vom Typus losgelöst 
wird, absolut nicht ans Aussterben denkt. Elongata kommt aber 
immer und überall und zu allen Zeiten neben und mit oblonga 
zusammen vor und ist eine gewöhnliche, wenigsagende Spielart 
(deformatio scalaris), wie sie bei allen Gehäusen auftritt, die einen ähn- 
lichen Windungsmodus besitzen. In Basels Umgebung, also auf einem 
relativ engbegrenzten Fleck Erde, fand ich sie an 10 Lokalitäten 
gemeinsam mit dem Typus, den ich von über 20 Fundorten kenne. Ich 
mache mich anheischig, die Zahl der Funde im gleichen Gebiet auf 
das doppelte zu erhöhen und zwar für beide Formen. Succinea ob- 
longa lebt eben verborgen, und es bedarf einiger Übung, um sie zu 
finden. Sind aber auf so engem Raum so viele Daseinsbelege vor- 
handen, so ist ein Tier schon eher gemein, und von Aussterben kann 
keine Rede mehr sein. Ähnlich wie bei Basel dürfte sich die Sache nun 
aber auch in Mitteleuropa überhaupt verhalten, wo unsere Art „fast zu 
den seltenen“ zählen soll. Früh nimmt diese Behauptung aus Sandbergers 
klassischer Arbeit herüber, die zu einer Zeit abgeschlossen wurde (1875), 
wo die Malakozoologie noch ein weites unbebautes Arbeitsfeld vor sich 
liegen sah. Meines Wissens wird oblonga auch im hohen Norden nir- 
gends aufdringlich und kaum gemeiner als, hier, in Zentraleuropa. 


— 129% — 


Wird nun bei der Beantwortung der Frage nach interglacialen 
Temperaturen Succinea oblonga, eventuell auch noch Arianta arbus- 
torum var. alpestris, in die Diskussion gezogen, so dürfen die andern 
Lößschnecken doch keineswegs einfach ignoriert und unter den Tisch 
gewischt werden. In Übereinstimmung mit den heutigen Verhältnissen 
fanden zahlreiche Forscher im Löß neben Succinea oblonga auch 
Xerophila candidula, striata, Vallonia costata, Helix pomatia, Fruticicola 
strigella, Eulota fruticum, Chondrula tridens, quadridens, Pupa secale, 
Pupilla muscorum u. a. Auf der andern Seite haben wir in der rezenten 
Fauna eine Anzahl gemeiner Arten, die von Trockenheit und Wärme 
viel empfindlicher getroffen werden als Succinea oblonga, die im Löß aber 
seltener sind oder fehlen. — Es ist mir keine paläontologische oder 
malakozoologische Untersuchung bekannt, die all diesen Tatsachen 
gerecht geworden wäre. 


86. Succinea pfeilferi Rossm. 


Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen (m. f. elegans), Schuster- 
insel, Märkt (m. elegans), Ebene Istein-KleinKems. Hüninger Kanal- 
ufer (m. elegans), Bachrand Hilfspital, Allschwil, Ebene Rosenau 
(m. elegans). Orismühle. Doubs bei Biaufond (m. elegans). Riehen- 
Bettingen, Inzlinger Bachrand. Schönau, Hebelquelle, Säckingen. 

Verbreitung in der Schweiz: Succinea pfeifferi ist über die ganze 
Schweiz verbreitet. 

Allgemeine Verbreitung: Als Ubiquist der paläarktischen Region 
bewohnt die Art ganz Europa, vielleicht mit Ausnahme von Griechenland. 
Im Süden begegnen wir ihr noch in Unter-Ägypten. Im Osten reicht 
ihr Areal weit nach Sibirien und in den Altai hinein. 

Vertikale Verbreitung: Auch vertikal besitzt Succinea pfeifferi 
weiteste Verbreitung. Im Schanfigg sammelte ich sie 1400 m hoch. 
Über 1800 m erreicht sie z. B. im Engadin und am Oberalp, während 
sie von Zschokke bei Parpan 2150 m hoch erbeutet wurde. 

Zur Lebensweise: Im Gegensatz zu oblonga ist pfeifferi völlig 
an das Wasser gebunden; sie entfernt sich nie weit vom heimatlichen 
See, Tümpel, Fluß, Bach, Altwasser, oder Rinnsal und turnt bei eigener 
Lebensgefahr an den Stengeln der Wasserpflanzen umher. Auch auf 
nördlichen nassen Wiesen lebt sie in großer Gesellschaft. Sie benimmt 
sich im Wasser vernünftiger als putris und entgeht durch rege Flucht 
dem gefährlichen Aufquellen. 

Bemerkung: Die Behauptung Kobelts, Succinea elegans Risso sei 
von pfeifferi besser zu trennen als pfeifferi von putris, trifft für meine 
Funde nicht zu. So fand ich elegans ohne jeden Zweifel, und ich 
hätte keinerlei Bedenken gehegt, sie als selbständige Art anzuführen, 
wenn ich sie einzeln gesammelt hätte. Stets aber traf ich sie in Ge- 
sellschaft der pfeifferi, sodaß ich sie für die schönste Entwicklung 
dieser Form ansah, um so mehr, als die Formenreihe sozusagen 


9 


— 2107, 


lückenlos von der einen zur andern führte. Sollte sich die Trennung 
dennoch rechtfertigen, so sei dazu bemerkt, daß diese beiden Succinea- 
Formen entschieden näher zusammen gehören als etwa forma turricula 
zur typischen Limnaea palustris, und daß es unkonsequent sein dürfte, 
dort zu verschmelzen, hier aber zu trennen. Ferner besteht kein 
Zweifel darüber, daß sich beide Formen fruchtbar kreuzen, und daß 
in der Natur schlechterdings hybride Gestalten heranwachsen, die den 
Systematiker in die peinlichste Situation und in helle Verzweiflung 
bringen können. 

In den Alpen wird das Gehäuse in der Regel wesentlich kleiner 
als im Flachland. 


87. Succinea putris L. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Schusterinsel, 
Leopoldshöhe, Ebene nördlich Klein Hüningen und Märkt, Kaiserstuhl, 
Rheingenist. Birsufer bei. Birsfelden, Bachgraben Hilfspital-Allschwil, 
Hegenheim-Allschwil, Neudorfer Ebene, Hüninger Kanaldamm, Michel- 
felden, Fischzucht, östlich Rosenau, Mülhausen. Hegenheimer Bachrand, 
Allschwiler Wald, Flühen. St. Jakob, Neue Welt, Grellingen. Liestal, Oristal- 
weiher, Brunnenbach (Oristal), Nuglar, Böckten. Ettingen, Burg-Rämel, 
Weiher bei Langenbruck, Hauenstein (Pulvisei). Riehen, Riehen-Bet- 
tingen, Riehen-Inzlingen, Dinkelberg, Wehratal. Kandern, Hebelquelle. 
Das ganze Wiesental. 

Verbreitung in der Schweiz: Succinea putris bewohnt die Tal- 
schaften der ganzen Schweiz. Mit ihnen erreicht sie überall den Fuß 
des Gebirges, fehlt aber den Hochalpen und den Gipfeln des Jura. 

Allgemeine Verbreitung: Das große Areal dieser beinahe cosmopo- 
liten Schnecke umfaßt ganz Europa mit Ausnahme der Südspitzen der 
drei Mittelmeer-Halbinseln. Im hohen Norden erreicht sie Lappland 
und als Succ. grönlandica Mörch selbst Island und Grönland. Auch 
ganz Nord-Asien bis zur chinesischen Grenze und an den stillen Ocean 
gehört in ihren Bereich. Wahrscheinlich ist sie circumpolar. 

Vertikale Verbreitung: Mein höchster Fundort is! die Paßhöhe des 
Unteren Hauenstein bei 690 m. Die Art soll im Jura selten 800 m 
übersteigen. In den Alpen erreicht sie mit der obern Waldregion noch 
ansehnliche Höhen, so im Ober Engadin bei Bevers und ob Sils 1700 
und 1800 m. 

Zur Lebensweise: An Gewässern, besonders kleinen Wiesen- 
bächen mit Alisma, Sagittaria und andern geeigneten Nährpflanzen 
kann Succ.: putris oft in Unmasse gesammelt werden. Die Farbe des 
Tieres kann sich hier fast zu schwarz verdunkeln, ohne daß die 


Gehäusefarbe ändert. Auch an Flußufern, Quellen, Gräben, Sümpfen, 


findet man die Art gemeinsam mit pfeifferi. Sie legt wie jene zweimal 
jährlich ihren Laich ab, im Frühling und Hochsommer, und da die 
Jungen der ersten Brut im selben Jahre, diejenigen der zweiten aber 


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— 131 — 


erst im folgenden Frühjahr zur Paarung schreiten, so finden sich in 
jeder Kolonie stets Tiere verschiedensten Alters. Bei Hochwasser 
werden diese Riparier oft auf Wasserpflanzen isoliert; fallen sie in die 
kühle Flut, so werden sie durch den quellenden Inhalt der Schleim- 
drüsen ihrer Locomotionsfähigkeit beraubt und gehen elend zu grunde. 
Ohne Feuchtigkeit aber trocknen sie innert weniger Tage völlig ein. 

Bemerkung: Die Gehäusefarbe schwankt zwischen grünlichglas- 
farben (beinahe ganz durchsichtige Stücke sammelte ich in der Fisch- 
zuchtanstalt) und rotgelb (besonders ‚bei ausgewachsenen Gehäusen). 

In den schweizerischen Hochtälern bleibt das Gehäuse an Größe 
sehr hinter denjenigen der Ebene zurück. Die Reduktion der Fraß- 
zeit durch den langen Hochgebirgs-Winter macht eine solche Degene- 
ration hier wie bei pfeifferi begreiflich. 

Meine größten Gehäuse messen 20,5 mm (Hegenheim). 


b. Pulmonata hygrophila (Basommatophora). 


I. Terrestria. 


Fam. Auriculidae. 
Genus Carychium Müller. 


88. Carychium minimum. Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rheingenist, Hegen- 
heimer Bachrand. Südhalde Benken, bei Flühen, Birsgenist, Rütihart, 
Wartenberg, Schleifenberg, Frenkeanschwemmung. Blauen, Hohe Winde 
(Nord Fuß). Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen, Bachrand ob Deger- 
felden. Wiesegenist (Maulburg), Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Sausen- 
burg, Badisch Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Schweiz ist innerhalb des ge- 
samten Verbreitungsareals central gelegen. 

Allgemeine Verbreitung: Carychium minimum ist ein Ubiquist der 
Palaearctis und hat als solcher weiteste Verbreitung. Nicht nur bewohnt 
die Art ganz Europa von Finnland bis Süd Portugal, Sizilien und 
Kreta, ihr Areal erstreckt sich auch über Nord Algerien im Süden und 
über den Kaukasus hinaus nach Armenien, über ganz Sibirien bis ins 
Amurland und an den Stillen Ozean im Osten. 

Vertikale Verbreitung: Mit der obern Baumgrenze steigt sie in 
den Alpen hoch empor. Sie wurde im Calfeisental bei 1560 m, im 
Ober-Engadin und in Tirol selbst über 1800 m noch gefunden. 

Zur Lebensweise: Carychium minimum lebt an allen möglichen 
Orten mit konstanter Durchfeuchtung: an Ufern, in nassen Wäldern, 
unter Moos, Laub, Holz, Steinen, in feuchten Wiesen, an Graswurzeln, 
im Mulm schattiger Felsen, in Felsenspalten, seltener an ziemlich 


— 132.— 


trockenen Rainen. Mit dem Wasserleben ist sie sehr vertraut; sie 
schwimmt gewandt, und taucht gelegentlich an Wasserpflanzen unter. 
In Flußanspülungen ist ihre Zahl Legion. 

Bemerkung: Unter meinen Gehäusen zeichnen sich diejenigen 
von Maulburg durch ihre eigentümliche, konische Gestalt aus, die, wie 
Fig. 7 zeigt, außerordentlich vom typischen Habitus abweicht und sehr 
an Zospeum spelaeum Roßm. erinnert. Wenn auch hier, wie mich 


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Fig. 7 


Herr Geyer versichert, nicht an ein eigentliches Novum gedacht werden 
darf, so scheint mir die Erscheinung des Interesses doch wert zu sein. 
Zum mindesten zeigt sie, wie außerordentlich variabel die Gestalt der 
„Zwerghornschnecke“ ist. — Dasselbe gilt auch von der Bezahnung des 
Mundes. In nassem Moose auf Buntsandstein sammelte ich Gehäuse 
mit schwacher Mundbewaffnung. Der Zahn am Außenrand fehlte 
nahezu ganz; eine Lippe war kaum angedeutet. Warum hat man nach 
bekannten Mustern hier noch nicht doch wenigstens ein halbes Dutzend 
Varietäten abgespalten ? 


II. Aquatilia. 
Fam. Limnaeidae. 
Genus Limnaea Drp. 


89. Limnaea stagnalis L. 


Verbreitung um Basel: Gräben bei Klein Hüningen, Rheinebene 
unterhalb Klein Hüningen, Eimeldingen -Kirchen -Istein- Klein Kems. 
Rheinebene Neudorf-Michelfelden-Fischzucht-östlich und nördlich 


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Rosenau. Mülhausen. Lehmweiher Liestal (ausgesetzt von Dr. Leuthardt). 
Doubs bei Biaufond. 

Verbreitung in der Schweiz: Limnaea stagnalis ist in ihrer Ver- 
breitung nur vertikal beschränkt; sie bewohnt die Seen, Weiher, 
Tümpel und Altwässer der ganzen Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Unsere gemeine „Spitzhorn-Schnecke“ be- 
wohnt ganz Europa (ohne Süd-Spanien), Sibirien, Transkaukasien, 
Mesopotamien, und dringt über Afganistan nach Kaschmir, dem Herzen 
Asiens, vor. Sie ist circumpolar und belebt die großen Seen Nord- 
Kanadas. Im Süden betritt sie in Nord-Marokko afrikanischen Boden. 

Vertikale Verbreitung: Obgleich Limnaea stagnalis in erster 
Linie eine Form der Ebene ist, dringt sie in den Alpentälern doch hoch 
hinauf. Schon im Jura erreicht sie im Lac de Joux 1000 m. Bei 
Churwald lebt sie 1220, bei Tarasp 1407 und bei Arosa 1700 m hoch. 
Im Kaukasus wurde sie sogar bei 1900 m noch gefunden. 

Zur Lebensweise: Limnaea stagnalis bewohnt die größeren, 
stehenden Gewässer. In den Seen gehört sie der Uferfauna an und 
steigt nur ausnahmsweise zur Tiefe. Dabei wird sie hautatmend oder 
macht von der mehrfach beobachteten Fähigkeit Gebrauch, die Lungen- 
höhle zur Kiemenhöhle umzuwandeln. Sehr häufig kriecht sie an der 
Wasseroberfläche, offenbar nach Beute jagend, oder an treibenden 
Blättern und an Wasserpflanzen (Elodea, Hydrocharis, Alisma, Ranun- 
culus) umher. Gegen Kälte ist sie trotz eines relativ hohen Temperatur- 
obtimums nicht empfindlich; sie kann unter dünner Eisschicht, vor- 
übergehend selbst im Eise eingefroren, lebend gefunden werden. 
Stagnalis tritt freiwillig nie aus ihrem Behälter heraus; sie liebt kalk- 
reiche, ruhige Altwässer mit reichlichem Pflanzenwuchs und entwickelt 
in kleinen, pflanzenarmen und moorigen Gräben, in sandigen Uferlöchern 
und im Gebirge Kümmerformen. Die Ausdehnung des Wohnortes, 
die Wasser- und Vegetationsverhältnisse, prägen dem Tier ihren be- 
sonderen Stempel auf, so daß die Gehäuseform mit jedem Fundort 
wechselt. Häufig sind die Gehäuse von Algen (Cladophora) besetzt; 
an eine Symbiose ist dabei nicht zu denken. Die Laichablage ge- 
schieht den ganzen Sommer durch. Die jungen Tiere werden meist 
im ersten Jahre noch geschlechtsreif. 

Bemerkung; Mein größtes Exemplar mißt vom Apex zum untern 
Mündungsrand 61 mm (Isteiner Ebene). — Eine bekannte Erscheinung 
beiL. stagnalis ist die Hammerschlägigkeit, sie charakterisiert i. d.R. das 
Wachstum des zweiten Jahres. Hazay zog zur Erklärung derselben 
von außen erfolgte, mechanische Stöße und Eindrücke herbei, wogegen 
sehr stichhaltige Einwände erhoben werden müssen. Zunächst ist 
das neuangelegte Periostracum zu elastisch, um jeden Stoß von außen 
sofort plastisch fixieren zu können. Dann aber ist die Form der Ein- 
drücke viel zu regelmäßig, zu gleichmäßig rechteckig, als daß für ihre 
Entstehung zufällig geführte Püffe und Putsche dürften verantwortlich 
gemacht werden. Polyedrische Umrisse, die doch am ehesten zu er- 


er he 


warten wären, fehlen in der Regel. Auch die meist regelmäßige An- 
ordnung und Aneinanderkettung der einzelnen Vertiefungen, sowie 
das constante Auftreten der ganzen Erscheinung spricht entschieden 
gegen eine mechanische Erklärung im Sinne Hazays. Zudem müßte 
das Phänomen naturgemäß noch häufiger bei Landschnecken anzutreffen 
sein, was in der groben Ausführung, die von Puff und Stoß allein zu 
erwarten wäre, niemals der Fall ist. — Brockmeier faßt die Hammer- 
schlägigkeit im Gegensatz zu obigem Autor als Degenerationserscheinung 
auf: hungernde Tiere nehmen an Volumen ab; hält dieser Vorgang an, 
so übt der an der Schale haftende Mantel auf die junge Epidermis 
einen Zug aus nach innen, der die bekannten Einsenkungen zur Folge 
hat. Auch diese Interpretation hat etwas doctrinäres an sich. Ein 
notleidendes Tier zieht sich ins Gehäuse zurück. Tritt es aber doch 
hervor, denn gefressen muß sein, so besorgt die weite Mantelhöhle 
einen vollkommenen Volumenausgleich, so daß auch bei abmagernden 
nicht mehr und nicht weniger Zug auf die Schale ausgeübt wird, als 
bei normalen Tieren. Es ist ferner zu bedenken, daß die Tage der 
Trübsal nicht von heute auf morgen hereinbrechen und die Limnaeen 
grausam überrumpeln. Die Tiere merken den Henker bevor sie am 
Galgen hangen und unterbrechen zuerst den Gehäusebau, wenn die 
Nahrung unzulänglich wird; erst nachher werden innere Organe in Mit- 
leidenschaft gezogen. Endlich gehört hieher, was Dr. Leuthardt berichtet. 
Er exponierte L. stagnalis in einem lehmigen nahrungsarmen Tümpel und 
constatierte, daß die Tiere in dem harten Wasser degenerierten und 
daß die anfänglich vorhandene Hammerschlägigkeit verschwand. 

Die Hammerschlägigkeit ist eine viel allgemeinere Erscheinung, 
als gewöhnlich angenommen wird. Nicht nur ist sie allen Limnaeen 
eigen; ich konstatierte sie auch bei Planorbis corneus und albus, wo 
sie geradezu typisch ist, bei Physa acuta, Valvata piscinalis, Vivipara 
contecta. Bythinia tentaculata, dann aber in zierlichster Ausführung 
auch bei Landschnecken, bei Hyalina pura, Euconulus fulvus, bei den 
Vallonien, bei Punctum pygmaeum, Buliminus montanus, Acanthinula, 
Vertigo pygmaea und bei gewissen Clausilien. Es handelt sich hier 
offenbar um einen Konstruktions-Modus, der in gewissem Sinne wohl 
als Abnormität aufgefaßt, aber nicht einfach weder als Zeichen der 
Prosperität, noch der Degeneration abgetan werden kann. Hammer- 
schlägige Gehäuse stehen mitunter ihren normalen Kameraden an 
Stattlichkeit nichts nach und hinterlassen einen äußerst soliden und ge- 
sunden Eindruck. 


90. Limnaea ovata Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rhein bei der 
Bierburg, Klein Hüningen, Bach bei Weil, Riehenteich, Leopoldshöhe, 
Ötterbach, Rheinebene Märkt-Efringen-Istein. Rhein beim Schlacht- 
haus, Hüninger Zweigkanal, Rheinebene Neudorf, Fischzucht, östlich 


BR 


— 135 — 


und nördlich Rosenau, Bach zwischen Hegenheimerstraße und Allschwil, 
zwischen Hilfspital und Hegenheim. Mülhausen. Bach bei Flühen, 
Ettingen, Birs bei St. Jakob, Birsgenist. Ergolz bei Liestal, Orismühle, 
Quelle bei Seltisberg, Kaltbrunnental. Saut du Doubs, Gravier, Biau- 
fond (Doubs). Ebene von Jungholz, Hebelquelle, Bach am Bad. Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Radix ovata bewohnt bis zu einer 
gewissen Höhe die ganze Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Art umfaßt ganz 
Europa von den südlichsten Spitzen bis zum 70.’ n. Br., sowie Asien 
nördlich der Linie Syrien, Transkaukasien, Altai, Transbaikalien. Im 
fernen Osten dringt sie bis in die Landzunge von Kamtschatka vor. 

Vertikale Verbreitung: In den Hochtälern des Jura ist L. ovata 
bei 1000 m und mehr Höhe keine seltene Erscheinung. In den Alpen 
steigt sie mitunter über die obere Baumgrenze hinaus. Bei Parpan 
erreicht sie 1500 m, bei Arosa 1800, und im Rhätikon sammelte sie 
Zschokke noch bei 2000 m. Im Kaukasus erreicht sie 1950, in den 
Pyrenäen selbst 2238 m. 

Zur Lebensweise: Limnaea ovata bewohnt vorzüglich stehende 
Gewässer, Seen, Teiche, Tümpel und Gräben, aber auch langsam 
fließende Bäche, die Uferzone der Flüsse und Ströme und deren Alt- 
wässer. Sie liebt frischen Wasserzufluß, ist aber den Temperaturein- 
flüssen gegenüber enorm elastisch; sie lebt in den insolierten Klein- 
gewässern der Ebene, selbst in Thermen von über 40°C., aber auch 
im kalten, von eisbedeckten Alpengipfeln umrahmten Hochgebirgssee. 
Im Winter verkriecht sie sich oft erst gegen Neujahr hin. Ihre Laich- 
schnüre kleben massenhaft an Stengeln und Blättern aquatiler Pflanzen, 
was übrigens von allen Limnaeen mehr oder weniger gilt, und werden 
besonders durchSchwimm- und Watvögel von Tümpel zu Tümpel getragen. 

Bemerkung: Was über Formenmannigfaltigkeit, Farbe und Größe 
der Gehäuse bei stagnalis bemerkt wurde, gilt im gleichen Maße für 
ovata und für alle hier behandelten Limnaeen. Meine größten ovata 
Exemplare messen 23 mm (Rheinebene); von Stücken im hiesigen Museum 
wird diese Länge noch überboten. Gehäuse aus Urgesteingebiet 
zeigen oft abgefressene Spitzen und erinnern ganz an_L. peregra var. 
blauneri, sind aber in ihrer Konstitution kaum zarter als Stücke aus 
der Rheinebene. Daß die Dimensionen nicht proportional der zu- 
nehmenden Höhenlage abnehmen, zeigen meine Gehäuse aus dem 
Rhätikon, die noch 20 mm lang sind. 

Nicht immer leicht ist ovata von auricularia und peregra zu 
trennen, und die Controverse, die sich über das Ja oder Nein der 
Zusammengehörigkeit dieser Arten entspann, ist ganz verständlich. 
Was zunächst das Verhältnis von ovata zu peregra anbelangt, so ist 
prinzipiell gegen eine entschiedene Annäherung beider Formen nichts 
einzuwenden. Die Formenreihe 1—3 auf Tafel I zeigt in genügender 
Deutlichkeit die enge Verwandtschaft der beiden Extreme. Nur wird 
man bei also erweitertem Artbegriff doch wieder genötigt sein, Sub- 


—. 136 — 


spezies zu schaffen, und die Polemik liefe auf eine Spiegelfechterei 
hinaus. Selten trifft man die beiden Formen nebeneinander; ist es 
doch der Fall, so werden sich bei der Kopulationsfreudigkeit der 
Gulnarien (ovata copuliert ja mit allem, was Limnaea heißt) in kürzester 
Zeit Hybriden auswachsen, welche jede Grenze zwischen hier und 
dort verwischen. Für die Erklärung Brockmeiers, peregra sei eine 
ovata in constant ungünstigen Lebensverhältnissen, habe ich kein Ver- 
ständnis. Meine Funde von Herthen, die alle aus denselben Gräben 
stammen, zeigen, daß beide Formen auch nebeneinander gedeihen. 


Leichter läßt sich in der Regel ovata von auricularia scheiden. 


Beide haben einen eigenen Baustil, nähern sich aber in der Natur 
gelegentlich doch so sehr, daß man bei der Bestimmung in Verlegen- 
heit gerät. Es wäre entschieden aussichtslos, alle Zwischenformen 
und lokalen Abweichungen als Varietäten fixieren zu wollen. Ihre 
Zahl wäre Legion, da die Formen einer Lokalität nie mit denjenigen 
einer andern ganz könnten zur Deckung gebracht werden. Aber die 
einfache Art-Bezeichnung genügt doch nicht und wird den Anforderungen 
der Biologie kaum gerecht. Es dürfte sich darum zweckmäßig erweisen, 
die Zwischenformen durch geeignete Kombination der vorhandenen 
Termini zu benennen. Wird von einer Limnaea ovata-peregra oder 
ovata-auricularia usw. gesprochen, so wird darüber kein Zweifel be- 
stehen, in welcher Richtung die beschriebene Form zu suchen sei. Sind 
dann doch noch descriptive Ergänzungen nötig, so wäre nicht nur dem 
Laien, sondern auch der Wissenschaft besser gedient mit einer schlichten 
und einfachen Umschreibung der Einzelheiten, als mit einem nichtssagen- 
den Epitheton, das nur zu leicht falsch gedeutet und mißverstanden wird. 

Ohne mich an dieser Stelle weiter über diesen Gegenstand aus- 
zulassen, erwähne ich noch eine Erscheinung, die zugleich ein Exempel 
zu obigen Ausführungen abgibt. Limnaea ovata erweitert seinen 
Mundsaum mitunter ampla-artig.. Ampla ist niemals eine selbständige 
Art, sondern eine Mißbildung, die bei Limnaea s. str. und dem Sub- 
genus Radix Montf. überall vorkommt. Ich mache auf die unteren 


Serien von Tafel I und II aufmerksam, die je einem einzigen Tümpel‘ 


entstammen. Die Formenreihe I, 4—7 führt von ampla nach auricularia, 
die andere, Il, 6-7 von ampla nach ovata. In diesen beiden ampla- 
Formen tritt uns eine der Convergenzerscheinung entgegen, die das 
an sich interessante Studium der Limnaeen so sehr erschweren. Mit 
Bezeichnungen wie ovata-ampla, auricularia-ampla und ähnlichen wäre 
mehr gewonnen als mit neuen Namen und Varietäten, wie etwa pul- 
skyana oder rhodani. 


91. Limnaea peregra Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen-Nollingen, Riehen- 
teich. Freiburg. Bach Hilfspital-Allschwil, Allschwiler Weiher, Hegen- 
heimer Bach, Neudorf, Mülhausen. Quelle oberhalb Bottmingen (Batterie- 


— #137 -— 


weg), Graben Ettingen-Therwil. Birsgenist, Birs hinter Angenstein 
Liestal (Lehmweiher), Bachgraben bei Bubendorf, Weiher bei Langen- 
bruck, Saut du Doubs. Gräben Schopfheim-Maulburg, Bach Riehen- 
Bettingen. Jungholz. 

Verbreitung in der Schweiz: Limnaea peregra hat bei uns hori- 
zontal und vertikal die weiteste Verbreitung. 

Allgemeine Verbreitung : Diese vielleicht circumpolare Art bewohnt 
ein ungeheures Areal. Es umfaßt ganz Europa, Island und Grönland, 
Nord-Afrika von Süd-Marokko bis Ägypten und ganz Nord Asien, im 
Süden bis zu der schon bei ovata skizzierten Grenze längs der hohen 
Gebirgszüge. 

Vertikale Verbreitung: Bis an den Gletscherfuß dringt die 
„wandernde Schlammschnecke“ vor. Folgende Fundorte seien zur 
Illustration erwähnt: Chamonix 1100m, Tschiertschen 1350 m, St. Moritz 
1760 m, Berninapaß 1878 m, Rheinwald 1950 m, Tirol 2000 m, Weiß- 
bodensee bei Arosa 2150 m (Steinmann), Schwarzsee 2558 m und 
Riffelsee 2781 m, beide bei Zermatt (Steinmann). Lötschental 2800 m. 

Zur Lebensweise: Durch den Aufenthalt in stehenden und fließen- 
den Gewässern wird der Formenreichtum dieser Schnecke auf ein 
Maximum gesteigert. Eigenartig gestaltet sie sich im Straßen- und 
Wiesengraben, anders in großen Teichen und Altwässern, anders im 
Hochgebirgssee, anders im Brackwasser des Finnischen und Bottnischen 
Busens, anders in den Thermen Islands. Sie liebt entschieden hartes, 
d. h. CO: haltiges Wasser und verläßt an nassen Ufern häufig ihren 
Behälter, so daß bei ihrem Vordringen auch aktive Wanderung eine 

-Rolle spielen wird. In ökologischer Hinsicht ist sie nicht wählerisch 
und nimmt von Schwankungen in Temperatur- und Nahrungsverhält- 
nissen kaum Notiz. Forma blauneri Shuttl. z. Bsp. erreicht trotz ihres 
alpinen Standortes eine Länge von 20 mm (Clessins Maß ist zu klein) 
und widerlegt die Verallgemeinerung des „Höhensatzes‘“, daß mit zu- 
nehmender vertikaler Erhebung die Dimensionen des Gehäuses ab- 
nehmen sollen. 

Bemerkung: In kalkarmen Gewässern benagen sich die Tiere 
oft gegenseitig. Die groben Wachstumsansätze bilden dabei dem 
nagenden Kiefer willkommene Angriffspunkte. Durch Verstärkung des 
Hypostracums schützt sich das gefährdete Tier vor dem sichern Unter- 
gang. — Bemerkenswert ist der Umstand, daß solchen zarten, callus- 
armen Gehäusen i. d. R. jede Spur von Hammerschlägigkeit fehlt. 
Solite der rein physikalische Vorgang bei der Erhärtung der Kalktapete 
ohne Zuhilfenahme physiologischer Faktoren jenes Phaenomen erklären 
können ? 

Dann und wann findet man Gehäuse, die innen schön weiß 
ausgekleidet sind; besonders ist der Mundsaum stark weiß gelippt. 
Sind sie dann, was oft der Fall ist, außen von kleinen Algen grün 
inkrustiert, so machen sie einen etwas fremdländischen, schmucken 
Eindruck. 


— . 138. — 


Tiere, die ich aus einem wilden Bergwässerlein im Schanfigg 
(1350 m hoch) fischte, besaßen zwar solide, schön dunkelrotbraune 
Gehäuse, waren aber höchstens 11 mm lang. 

Trotz reichen Materials gelang es mir nur ausnahmsweise, unter 
meinen Gehäusen die eine oder andere der bei Clessin aufgezählten 
Variationen notdürftig zu erkennen. Es bestätigt sich, was über diesen 
Punkt in der vorigen Bemerkung ausgeführt wurde. 


92. Limnaea auricularia L. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Klein Hüningen - Efringen- 
Klein Kems (mit ampla). Rheinebene Neudorf und Rosenau (dann und 
wann eine ampla). Hüninger Kanal. Mülhausen. Allschwiler Weiher 
(Gutzwiller), Arlesheimer Weiher (Leuthardt). Oristalweiher (Liestal). 

Verbreitung in der Schweiz:: Die Schweiz liegt mitten im Gesamt- 
areal dieser Art. 

Allgemeine Verbreitung: Limnaea auricularia bewohnt ganz Europa, 
vielleicht mit Ausnahme von Süd-Italien und Griechenland. Ihr Areal 
erstreckt sich dann aber ostwärts über Nord-Asien und umfaßt den 
Kaukasus, russisch Armenien, Sibirien, den Altai, Transbaikalien und 
das Amurland. 

Vertikale Verbreitung: In den Gebirgsseen treffen wir die „ohr- 
förmige* Schlammschnecke noch in ansehnlicher Höhe, so im Laaxer- 
und Cauma-See und auf den Höhen des Jura bei 1000 m, auf der 
Lenzer Heide über 1400 m, im Silser-See und im Val Piora bei 1800 m. 
Nach Zschokke hat die Art selbst die Höhe von 1920 m erklommen* 
(Lago Ritom 1829; Lago di Cadagno 1921 m). 

Zur Lebensweise: Limnaea auricularia liebt größere, pflanzenreiche 
Tümpel und Seen und bewohnt sie oft gemeinsam mit Limnaea 
stagnalis, mit der sie beim Abweiden der Wasserpflanzen (Potamogeton) 
und der Wasseroberfläche wetteifert. In größern Wasserbecken (nach 
Siebold’s Untersuchungen im Bodensee) kann auch sie wasseratmend 
werden. Gegen Versumpfung ist auricularia empfindlicher als stagnalis; 
in stagnierendem Wasser steigt sie an den Rand des Behälters. Sie 
kann auch im nassen Moose und Uferschlamm böse Zeiten überleben. 

Bemerkung: In alpinen Seen soll das Gehäuse solider und 
kalkiger, aber auch kleiner werden als in der Ebene. Mein größtes 
Exemplar ist 30 mm lang; im Basler Museum liegen Riesenstücke von 
St. Gallen von 34 mm Länge. 

Die Serie 4—7 von Tafel I zeigt sehr deutlich das Verhältnis 
von Gulnaria ampla zu auricularia. Die Formenreihe, die ich noch 
beliebig erweitern könnte, entstammt einem großen, seichten Altwasser 
des Rheines. Die Gehäuse lagen zu Tausenden durcheinander gemischt, 
und die Strömung des Wassers war eine so unbedeutende, daß ich 
Goldfuß nicht folgen kann, wenn er dieselbe für die Randerweiterung 
verantwortlich machen will. Es ist mir allerdings nicht gelungen, eine 


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einwandfreie Erklärung für die Erscheinung zu finden; immerhin fasse 
ich ampla, die, wie schon bei ovata bemerkt, auch bei andern Limnaeen 
auftritt, als eine pathologische Abnormität auf, die endogenen Ursachen 
eher ihre Entstehung dankt und mit plumpen Erklärungsversuchen, zu 
denen ich auch diejenigen Hazays rechne, nicht so leicht abgetan 
werden kann. Es wäre wohl der Mühe wert, zu prüfen, wie weit die 
Parasiten, die ja das Geschlecht der Limnaeen so grausam heimsuchen, 
den Gehäusebau zu beeinflußen vermögen. 

“  Clessin behauptet, nie im Zweifel darüber gewesen zu sein, ob 
er ampla oder auricularia vor sich gehabt habe. Vielleicht hätte er 
sein Urteil modifiziert, wenn er in unserer Rheinebene die Stücke zu 
Hunderten oder Tausenden gesammelt haben würde. 


93. Limnaea palustris Müller. 


Verbreitung um Basel: Nördlich Klein Hüningen, Rheinebene 
Istein-Klein Kems, Kaiserstuhl. Rheinebene Neudorf, Michelfelden, 
Fischzucht, Rosenau. Bach zwischen Zwingen und Laufen, Lac des 
Brenets, Doubs und Bach bei Biaufond. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien der „Sumpfschlamm- 
schnecke“ sind über die ganze Schweiz verbreitet. 

Allgemeine Verbreitung: Limnaea palustris besitzt unter allen 
Limnaeen wohl die größte Verbreitung. Ihr ungeheures Areal wird 
kaum von einer unserer Schnecken überboten. Zu dem Gebiet, das 
peregra inne hat, kommt hier noch Syrien, Persien und Nord-Amerika 
hinzu. Die Art ist also eircumpolar. Durch Zugvögel verschleppt, 
soll sie selbst in der Sahara Fuß gefaßt haben. 

Vertikale Verbreitung: Mehr noch’ als stagnalis meidet diese 
Form der Ebene bedeutende Höhen. Im Jura lebt sie im Lac de Joux 
noch 1000 m hoch; aber auch in den Alpen wird diese Linie nur 
wenig überschritten. Der höchste mir bekannt gewordene Fundort 
ist die Lenzer Heide bei 1480 m Höhe. 

Zur Lebensweise: In der Hauptsache ist hier zu wiederholen, 
was von L. stagnalis gesagt wurde. Unter günstigen Lebensbedingungen, 
die sich auch in Mooren finden können, entwickelt sich die forma corvus 
zu mächtigen, 40 mm langen Gehäusen. Ihr Vorkommen ist stets ein 
Beweis des Wohlstandes. Bei mangelhafter Nahrung und unter der 
Last anderer drückender Existenzbedingungen entwickelt sich der 
Typus turricula Held., dem jene Behäbigkeit ganz abgeht, die dem 
Formenkreis von corvus, dem auch Clessin’s Typus und forma curta 
angehören, eigen ist. — Ausnahmsweise gerät L. palustris in den Bach, 
wo sie aber stets klein und von schwächlicher Konstitution bleibt. 

Bemerkung : Die Größe dieses Tieres ist enorm variabel. Brock- 
meier sieht in dieser Inconstanz den Einfluß der Nahrung und geht 
selbst so weit, Limnaea truncatula zu einer Kümmerform der palustris 
zu proklamieren. Das ist natürlich leicht geschehen, und von einem ge- 


er 


wissen entwicklungstheoretischen Standpunkt aus mag man dem 
Verfasser cum grano salis beistimmen. Tatsächlich aber verhalten 
sich die Dinge in der Natur anders, wovon mich mein reiches Material 


aus der Nähe von Biaufond überzeugte. Längs des Doubs findet man . 


dort herum den bekannten Clessinschen Typus; ich habe ihn auf 
Linie I der Il. Tafel in einigen verschiedenaltrigen Formen aus jener 


Gegend zur Abbildung gebracht. Nun mündet bei Biaufond ein 


kleines, hartwässriges Bächlein, das nach andauerndem Regen und 
im Frühjahr Zuschüsse erhält aus der „Cloaca maxima“ von La Chaux- 
de-Fonds, die ich in einem abgelegenen unheimlich verpesteten Ge- 
birgstälchen entdeckte. In den Lachen dieses Bachbettes erbeutete 
ich in großer Zahl L. turricula Held, die (s. 2. Reihe von Tafel II) so 
sehr von palustris in Gestalt und Farbe abweicht, daß ich sie nur un- 
gern mit Clessin und Kobelt bloß als krankhafte Umbildung des 
Typus ansehe. Und ich glaubte anfänglich, hier eine Bestätigung des 
Brockmeierschen Satzes zu finden, truncatula sei eine Kümmerform 
der palustris, wobei Brockmeier allerdings turricula ins Auge gefaßt 
haben mußte. Nur sie nähert sich in kümmerlichen Jugendformen 
einigermaßen der truncatula. Bei näherem Zusehen jedoch entdeckte ich 
im selben Bach die typische truncatula selbst, und es fiel mir bei der 
Konfrontation der Gehäuse nie schwer, mich für die eine oder andere 
Art zu entscheiden. Auf Tafel II habe ich die turricula-Reihe gegen 
truncatula hin abwärts geführt und von einem gewissen Punkte an 
die daselbst gefundene truncatula angeschlossen. Selbst weniger ge- 
übten Augen in malacozoologischen Dingen glückte es nach einiger 
Überlegung zum erstenmal, auf der vorgelegten Tafel die Grenze zu 
finden, die zwischen dem zweiten und dritten Gehäuse der vierten Reihe 
liegt, leider aber auf der Photographie bei weitem nicht so schön zur 
Geltung kommt wie in natura. Bei Einzelfunden macht natürlich auch 
hier die Bestimmung selbst dem Fachmann einige Mühe, und es bleibt 
dabei, mit Einzelfunden ist alles zu beweisen. Warum bestätigt sich 
aber gerade an diesem Fundort die Brockmeiersche Hypothese nicht, 
wo doch alle Prämissen einer Bestätigung günstig gewesen wären? 


94. Limnaea truncatula Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Degerfelden, Beug- 
gen. Riehenteich, Otterbach, Leopoldshöhe, nördlich Märkt. Rhein- 
anschwemmungen. Bachgraben Hilfspital-Allschwil, Hegenheimer Bach, 
Hüninger Kanal, Ebene von Neudorf, von Rosenau. Bach im Allschwiler 
Wald, Birsig bei Oberwil, Bach bei Flühen. Blauen (Südseite in einem 
Brunnentrog ob Dorf Blauen), Untere Klus, Ettingen, Mariastein, 
Bach zwischen Pratteln und Frenkendorf, Gelterkinden, Hauenstein 
(Pulvisei), Weiher bei Langenbruck, Doubs bei Biaufond, Lac des Brenets, 
Rinnsal im Walde von Vallanvron. Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen, 
Wehr, Hasel, Säckingen. 


— 14 — 


Verbreitung in der Schweiz: Diese kleine Schlammschnecke fehlt 
nirgends in der Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Ohne zirkumpolar zu sein, umspannt trun- 
catula ein ähnliches Areal wie palustris. Sie bewohnt außer ganz Europa 
Nord-Afrika, die Levante und Nord-Asien bis an den Großen Ozean. 

Vertikale Verbreitung: Ihrem Wohnort entsprechend dringt trun- 
catula hoch ins Gebirge vor. Es sind mir folgende Fundorte bekannt 
geworden: Seealpsee 1141 m, Tschiertschen 1350 m, Parpan 1500 m, 
Zermatt 1650 m, Ober-Engadin 1800 m, Garschina 2190 m, Grubenpaß 
2200 m, Lac de Fenetre 2480 m, Piz Corvatsch 2610 m. 

Zur Lebensweise: Limnaea truncatula ist in erster Linie Be- 
wohnerin kleiner Gewässer; kein Behälter ist ihr zu gering. Im 
fließenden Wiesenbach, im verborgenen Waldrinnsal, im breiten Teich, 
in Altwässern, Gräben, Pfützen, Lachen, in alten, morschen Brunn- 
trögen, in Fahrrinnen, an nassen Felshängen, überall ist die kleine 
Wasserschnecke daheim. Wie keine andere wagt sie dreist aus dem 
kühlen Naß hinauf aufs Gelände; sie wird so zum Riparier und leistet 
einer starken Verbreitung kräftigen Vorschub. Auch passive Ver- 
schleppung durch Wasservögel spielt, abgesehen vom Laichtransport, 
bei der relativ starken Saugkraft der kleinen Schnecke eine wichtige 
Rolle. Selten findet man sie in großer Zahl; in größeren Behältern 
wird sie darum leichtübersehen. Die enormen Temperaturschwankungen, 
denen sie das Jahr über ausgesetzt ist, erträgt sie leicht. Sie wurde 
selbst in Thermen von 50° C. und in Solfataren, die reinen Schwefel 
ausscheiden, erbeutet. Auf der andern Seite kann man sie unter dem 
Eise kriechen sehen. — Als Zwischenwirt von Distomum hepaticum 
L. gewinnt L. truncatula noch ein besonderes Interesse. 

Bemerkung: Über das Verhältnis der Schnecke zu Limnaea 
palustris wurde oben referiert; es sei ergänzend nur beigefügt, daß 
ich auch anderorts beide Arten nebeneinander traf und mühelos von- 
einander scheiden konnte. Die enorme Variabilität des Tieres (ca. 20 
beschriebene Varietäten) kann uns bei einer Limnaea nicht mehr be- 
fremden. Schade, daß in dem langen Formenspektrum, wenn ich so 
sagen darf, die Frauenhoferschen Linien noch nicht entdeckt sind, 
die bei der systematischen Ortsbestimmung sichere Anhaltspunkte 
bieten könnten. 

Mein größtes Exemplar aus der Herthener Rheinebene mißt 
11,5 mm und stammt aus einem fließenden Wiesenbach. Auch aus 
dem Doubs (Biaufond) und von Zermatt besitze ich Gehäuse, die 10 
und Il mm lang sind. Damit sei im Gegensatz zu Steinmann an- 
gedeutet, daß speziell Bachformen nicht immer hinter dem Clessinschen 
Normalmaß zurückbleiben müssen. Die Gehäuse aus Basels Umgebung 
sind durchweg klein und erreichen jenes Normalmaß selten, auch wenn 
sie nicht dem Bach entnommen sind. 

Die Seltenheit von Limnaea truncatula neben palustris findet 
ein Analogon in derjenigen der ovata neben stagnalis. Möglicherweise 


— 142. — 


fällt der Laich dieser Kleinen im Reich der Wasserpulmonaten den 


hungrigen Brüdern zum Opfer. 

Forma ventricosa und longispira finden sich oft am gleichen 
Ort. Je mehr Material vorliegt, um so weniger rechtfertigen jene ihre 
Existenz als Varietäten. 


Fam. Physidae. 
Genus Physa Drp. 


95. Physa acuta, Drp. 


Verbreitung um Basel: Hüninger Zweigkanal; (schöne Exemplare 
im Hüninger Hafen). Fischzuchtanstalt, (in klarem, starkfließendem 
Bach, bedeutend kleiner als obige). Kolmar (Michaud). 

Verbreitung in der Schweiz: Physa acuta hat die Schweiz noch 
nicht betreten. Vor den Toren Basels harrt sie auf Einlaß. 

Allgemeine Verbreitung: Die „spitze Blasenschnecke“ hat ihre 
Heimat in West-Europa. Ihr Areal umfaßt die Pyrenäenhalbinsel; sie 
betritt in Nord-Marokko noch afrikanischen Boden. Über Frankreich 
dringt sie bis an die Schelde vor, geht aber östlich nicht über den 
Rhein hinaus. Die östlichsten Grenzpunkte des zusammenhängenden 
Gebietes dürften im Rhein-Rhonekanal gefunden sein. Längs des 
Mittelländischen Meeres begegnen wir der Schnecke noch da und 
dort, so auf Korsika, Sardinien, Sizilien, an der jonischen Küste, auf 
den Cycladen und in Ägypten. Westerlund kennt sie selbst von 
Transkaukasien. Die Art ist längs der ganzen Ostmarke ihres Areals 
im Vormarsch begriffen. Häufig wird sie verschleppt, so nach den 
Azoren, nach Seeland (Kopenhagen) und England, und taucht sporadisch 
da und dort in Deutschland auf (Tübingen, Erlangen, München, Gotha, 
Jena, Halle, Leipzig, Dresden, Spandau, Königsberg). 

Physa heterostropha, virgata und diaphana, die im hiesigen 
Museum liegen und von Nord-Amerika stammen, zeigen so auffallende 
Übereinstimmung mit acuta, daß sie zu der Annahme berechtigen, 
daß unsere Form oder ihre nächsten Verwandten auch in Nord-Amerika 
sich weitester Verbreitung erfreuen. 

Vertikale Verbreitung: Physa acuta ist eine Form der Ebene. 
Jedes Gebirge tritt ihrem Vormarsch hemmend in den Weg. 

Zur Lebensweise: Zum Wohnort wählt diese Art sowohl stehendes, 
als auch fließendes Wasser. Sie scheint in trüben Teichen und Kanälen 
besser zu gedeihen als im klaren Quellwasser. Wie einige andere 
Wasserschnecken bildet sie erhärtende Schleimfäden aus, die beim 
umherklettern an Wasserpflanzen dienlich sind. 

Bemerkung: Meine größten Stücke messen 14,5 mm Länge; sie 
sind oft hammerschlägig. Im Museum liegen südfranzösische Exem- 
plare bis zu 16 mm. Die Bachformen aus der Fischzuchtanstalt sind 
prächtig entwickelt und machen trotz der etwas dünnen Schale nicht 


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den Eindruck einer Hungerform; sie erreichen aber im Maximum 
nur 9 mm. | 

Die Spitzen unserer Gehäuse sind nicht so sehr ausgezogen wie 
bei typischen französischen Stücken; die Artcharaktere verwischen sich 
offenbar etwas an der Verbreitungsgrenze. 


96. Physa fontinalis L. 


Verbreitung um Basel: Bachgraben nördlich Märkt. Fischzucht- 
anstalt; östlich Rosenau. Doubs bei Biaufond. Lörrach. 

Verbreitung in der Schweiz: Aus der allgemeinen Verbreitung 
und den relativ wenigen Angaben zu schließen, trifft man Physa fon- 
tinalis in den Niederungen der ganzen Schweiz. Ich kenne folgende 
Fundorte: Loclat, Neuchätel, Landeron, Biaufond, Bern, Hunziken und 
Engelmoos bei Bern, Aarberg im Seeland, Ringgenberg am Brienzersee, 
Vierwaldstättersee, Reuß bei Fischbach, Muri, Zürichsee, Katzensee, 
Limath, Locarno und Ceresio. Im Bodensee soll die Art nicht vor- 
kommen; gleichwohl ist es nicht wahrscheinlich, daß sie der Nordost- 
und Südwestecke der Schweiz ganz fehle. 

Allgemeine Verbreitung: Physa fontinalis bewohnt ganz Europa 
mit Ausnahme der südlichen Hälften der mediterranen Halbinseln. 
Da sie auch in'Nord-Rußland und Finnland lebt, ist nicht anzunehmen, 
daß sie Skandinavien, woher mir kein Fundort bekannt ist, ganz meide. 
Nach Osten dehnt sich ihr Gebiet weit über Sibirien bis ins Amurland 
aus. Im Westen wird sie noch von Madeira gemeldet. Die Angaben 
Kreglingers von Amerika werden von anderer Seite angezweifelt. 

Vertikale Verbreitung: Physa fontinalis tritt nur an den Fuß des 
Gebirges heran. Die höchsten mir bekannten Fundorte sind Ringgen- 
berg (600 m) und Biaufond am Doubs (620 m). Die Art dürfte vertikal 
nur wenig mehr vorstoßen. 

Zur Lebensweise: Eine große Vorliebe für frisches Wasser ist 
für die „Quellenblasenschnecke“ charakteristisch, und ihr Vorkommen 
in Teichen, Mooren und Altwässern ist stets an das Vorhandensein 
von Bächen und Zuflüssen gebunden. Sie liebt demnach niedere 
Temperaturen und soll nach Nordenskiöld selbst das Einfrieren im 
Eise schadlos ertragen können. Sie knüpft ihr solides Schleimband 
gerne an Wasserranunkeln und weidet mit lebhaften Bewegungen, 
unter stetem Umherschlenkern des Gehäuses, diese Pflanzen ab. Physa 
fontinalis wird nirgends gemein und erscheint stets in lokal beschränkten 
Populationen. 

Bemerkung: Gehäuse aus einem starkfließenden Bach der Fisch- 
zuchtanstalt werden 8,5 mm lang, meine größten Stücke. Die Exemplare 
aus dem Doubs erreichen höchstens 7 mm. 

Mitunter zeigt das sehr zarte Gehäuse unter dem Mikroskop 
eine feine Skulptur in Gestalt kontinualer Punktreihen. 


Be ee 


97. Physa hypnorum L. 


Verbreitung um Basel: Leopoldshöhe. Bach zwischen Hilfspital 
und Hegenheim. Mülhausen. 

Verbreitung in der Schweiz: Physa hypnorum bewohnt die ganze 
nordalpine Schweiz und dringt bis zum Fuß des Gebirges vor. Aus 
den südalpinen Tälern kenne ich sie nicht. 

Allgemeine Verbreitung: Wiederum gehört fast ganz Europa zum 
Areal dieser Schnecke. Ausgenommen ist nur Portugal, Süd-Italien 
und Griechenland. Aber auch ganz Nord-Asien mit Transbaikalien 
und dem Amurland und bis zur Tschuktschen-Halbinsel, sowie Nord- 
Amerika, dieses ganze unermeßliche zirkumpolare Gebiet, wird von 
ihr bevölkert. In Sibirien überschreitet sie noch den 73.° n. Br., in 
Spanien lebt sie unter dem tropischen Himmel der Mittelmeer-Provinz. 

Vertikale Verbreitung: Weder aus dem Jura noch aus den Alpen 
sind mir höhere Fundorte bekannt. Physa hypnorum ist ein Tier der 
Ebene und dringt nur längs der tiefen Täler ins Gebirge vor. Die 
höchsten mir bekannt gewordenen Punkte sind Gümligen 585 m, 
Brienzersee 566 m und St. Gallen 669 m über Meer (Museum). 

Zur Lebensweise: Physa hypnorum ist amphibischer Lebensweise 
in hohem Maße fähig. Nicht nur steigt sie in kürzesten Intervallen 
stets zur Oberfläche des Wassers empor, sondern sie kann auch in 
nassem Moos und Schlamm und in ausgetrockneten Wassergräben 
tagelang und unbeschadet besserer Zeiten harren. Sie erträgt enorme 
Temperaturschwankungen. Kleine Wasserbehälter, besonders Wiesen- 
bäche zieht sie vor und fällt sofort auf durch das lebhafte Hin- und 
Herschlenkern des Gehäuses und das plötzliche Auf- und Niedertauchen 
im Wasser. Vor dem Aufstieg preßt das Tier meist etwas Luft aus, 
die als feines Schleimbläschen am Körper haften bleibt und die Reise 
nach oben durch seinen Auftrieb unterstützt. — Das Tier lebt sehr 
gesellig, aber stets innerhalb engumschriebener Wohnstätten, die nie 
mit reicher Hand ausgestreut sind. 

Bemerkung: Meine stattlichsten Gehäuse erreichen 13 mm, nie 
mehr, meist weniger. Das Verhältnis der Länge zur Breite ist sehr 
variabel, wie konstant im allgemeinen die Gestalt des Gehäuses er- 
scheinen mag. 


Fam. Planorbidae. 
Genus Planorbis, Guettard. 


98. Planorbis corneus L. 


Verbreitung um Basel: Michelfelden (Chappuis), Kanal und Ill bei 
Mülhausen. (Im Basler Museum liegen einige Gehäuse von dort; Herr 
Emil Volz in Mülhausen bestätigte mir freundlichst ihr Vorkommen. 
Alt Breisach (Gysser). 


— MD, — 


Verbreitung in der Schweiz: Aus Sandbergers klassischer Arbeit 
ist mir der „Widler See“ bei Buchthalen östlich von Schaffhausen als 
Fundort für Planorbis corneus bekannt geworden. Im hiesigen Museum 
liegen Stücke aus einem Sumpfe bei Bern, bezw. Muri, die auch durch 
Blauner und Perty von dort bestätigt wurden. Th. Studer berichtet 
jedoch, jene Tiere seien von Krähen ausgerottet worden. Bei Genf 
soll die Art heute noch häufig sein. 

Allgemeine Verbreitung: In Europa fehlt dieser schöne Planorbis 
dem eigentlichen Gebirgsland (besonders innerhalb des pleistocänen 
Gletschergebietes), sowie der Pyrenäenhalbinsel und den südlichen 
Provinzen Frankreichs, Italiens und Griechenlands. Er erreicht im 
Siiden Korsika, Toskana, Albanien und Aetolien, im Norden Skandi- 
navien und Finnland. Nach Osten weitet sich sein Areal über Sibirien 
hinaus bis an den Altai und nach russisch Armenien südwärts. 

Vertikale Verbreitung: Planorbis corneus lebt nur in der Ebene 
und in den Niederungen längs größerer Gewässer. 

Zur Lebensweise : Das Tier haust in Gräben, Teichen und langsam 
fließenden Gewässern, insbesondere in solchen mit schlammigem Grund. 
Ich kenne es nicht aus eigener Beobachtung. 

Bemerkung: Die Museum-Exemplare von Mülhausen schwanken 
in der Größe des Durchmessers zwischen 25 und 28 mm. Besonders 
die innern Umgänge sind stark hammerschlägig, und alle Gehäuse 
tragen Spuren eines vielbewegten Lebens. 

Es ist nicht uninteressant, daß Planorbis corneus von Gutz- 
willer in interglacialen Tufflagern bei Feuertalen entdeckt wurde, in 
unmittelbarer Nähe des oben genannten isolierten, nordschweizerischen 
Fundortes. 


99. Planorbis carinatus, Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene unterhalb Klein Hüningen, 
Ebene Istein-Klein Kems. Rheinebene Neudorf, Michelfelden, Fisch- 
zuchtanstalt, Rosenau. Doubs bei Biaufond. 

Verbreitung in der Schweiz: Planorbis carinatus dringt in der 
ganzen Schweiz bis an den Fuß des Gebirges vor. Unser Land hat 
in seinem Gesamtareal eine zentrale Lage. 

Allgemeine Verbreitung: Die „gekielte“ Tellerschnecke fehlt als 
Bewohnerin der Niederungen den Hochalpen und den Hochländern 
Siebenbürgens und Galiziens. Horizontal genießt sie weite Verbreitung, 
erreicht Portugal, Sizilien, den Peloponnes und russisch Armenien im 
Süden ; England, Schweden und Süd-Finnland im Norden. Ihre Kolonien 
sind weit nach Ost-Asien hinein zu verfolgen und werden noch aus 
dem Amurland gemeldet. Im einzelnen weist das so entworfene Bild 
der Verbreitung noch zahlreiche Lücken auf. 

Vertikale Verbreitung: Planorbis carinatus ist ein Tier der Ebene 
und der Talregion, das nur längs breiterer Talgründe ins Gebirge 


10 


SE 


vordringt. So begegnet man ihm in einzelnen Tälern des Jura noch 
über 700 und bis 1000m hoch (Brevine). In den Alpen steigt die 
Schnecke wenig höher hinan (Laaxersee 1040 m), während sie im Kau- 
kasus bei 1900 m noch gesammelt worden ist. 

Zur Lebensweise: In ruhigen, klaren Gewässern gedeiht diese 
Art wohl am besten; sie kriecht an treibenden Blättern und an Wasser- 
pflanzen umher, ähnlich der Limnaea auricularia u.a. Neben Weihern, 
Tümpeln und Altwässern fehlt sie auch eigentlichen Torfmooren nicht. 
Die schon bei Limnaeen angeführte Wasseratmung wird auch für diese 
Art von verschiedener Seite bestätigt. 

Bemerkung: Meine schönsten Stücke (von Biaufond am Doubs) 
haben 17,5 mm Durchmesser. — Häufig ist mit dem Typus die forma 
dubius -vermischt zu treffen, eine Gestalt, die in mancher Hinsicht zu 
Pl. marginatus hinüberführt und tatsächlich auch eine Formenreihe liefert, 
welche nahezu lückenlos die beiden Extreme verbindet. Es wäre nach 
dem Vorbilde Langs experimentell zu prüfen, wie sich die Artmerkmale 
beider Tiere bei Bastardierung verhalten, und welche Hybriden durch 


Kombination dominierender und rezessiver Merkmale entstehen können. 


Es dürfte auf diesem Wege mehr und mehr Licht verbreitet werden 
in das systematische Chaos hier und bei vielen andern Formenkreisen. 


100. Planorbis marginatus Drp. (— planorbis L.). 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Klein Hüningen, Leopoldshöhe, 
Rheinebene Eimeldingen -Istein- Klein Kems. Groß Hüningen (in aus- 
getrockneten Gräben), Ebene Neudorf, Bach zwischen Hilfspital und 
Hegenheim, Michelfelden, Fischzuchtanstalt, Ebene östlich Rosenau, 
Mülhausen. Inzlinger Weiher. 

Verbreitung in der Schweiz: Planorbis marginatus wird in seiner 
schweizerischen Ausdehnung nur vertikal begrenzt. 

Allgemeine Verbreitung : Das Areal dieser Tellerschnecke umfaßt 
ganz Europa, Algerien, die Randzonen Klein-Asiens, Cilicien, Syrien, 
Armenien und den Kaukasus und erstreckt sich ostwärts noch über 
West-Sibirien und den Jenissei hinaus und bis an den Fuß des Hoch- 
gebirges im Süden. 

Vertikale Verbreitung: Nach Clessin steigt Pl. marginatus in klei- 
nen alpinen Seen bis 1700 m hoch. Der höchste mir bekannte Fund- 
ort im Jura ist der Lac de Joux (1000 m). 

Zur Lebensweise; Die „gerandete“ Tellerschnecke wohnt in 
stehenden Gewässern aller Art, seltener in Mooren, häufiger in pflanzen- 
reichen Altwässern und Teichen. Sie kann während des ganzen Winters 
unter dem Eise hervorgeholt werden; Nordenskiöld ist auf Grund seiner 
Beobachtungen selbst der Ansicht, sie ertrage ein vorübergehendes 
Einfrieren ohne Schaden. Nicht selten trifft man Populationen, deren 
Insassen mit Schlammkrusten und Algenkolonien reich bedeckt sind. 
Eisenhaltiges Wasser scheint allen Planorben zuzusagen, was doch recht 


TIMIAT > 


bemerkenswert ist, da sie unsere einzigen Schnecken mit rotem Blut 
repräsentieren. 

Bemerkung: Es sind mir keine Gehäuse über 17 mm Durch- 
messer begegnet. 

Der typische marginatus ist vom typischen carinatus sehr ver- 
schieden, wie ein einziger Blick auf Fig. 8 erkennen läßt. Vor allem 


Fig. 8 


nehmen die Umgänge bei carinatus viel rascher zu als bei margi- 
natus, so daß bei carinatus die Breite des letzten mitunter die des 
vorherigen um das Doppelte übertrifft. Parallel mit der Verbreiterung 
geht eine Verflachung der Umgänge, die sich in der Gestalt des Mun- 
des deutlich spiegelt (Fig. 9). Soweit meine Untersuchungen ein Urteil 


er —.<> 


Fig. 9 


erlauben, ist carinatus stets etwas zarter und dünner und infolge- 
dessen auch heller als marginatus, welch letzterer immer und überall 
einen soliden Eindruck macht. — Zwischen diesen Extremen aber finden 
wir alle möglichen Kombinationen der verschiedenen Merkmale. Vor 
allem erweist sich der Kiel als ewiger Opponent gegen alle syste- 
matischen Schablonen. Er wandert auf und ab und ist bei Konvergenz- 
erscheinungen imstande, arge Konfusion anzurichten. Relativ selten 
findet man beide Formen im selben Tümpel; um so schwieriger kann 
aber die Trennung werden, wenn sie doch einmal den Wohnort teilen. 


101. Planorbis rotundatus Poiret. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist, Otterbach, Leopoldshöhe. 
Bach zwischen Hilfspital und Hegenheim, Hüninger Kanal, Mülhausen. 
Birsgenist, Delsberg. Wiesegenist (Maulburg). 

Verbreitung in der Schweiz: Planorbis rotundatus ist über die 
ganze Schweiz verbreitet. 


— 18 — 


Allgemeine Verbreitung: Diese Art bevölkert ein ähnliches Ge- 
biet wie Pl. marginatus. Sie bewohnt Europa, Nord-Afrika, den Kau- 
kasus und Sibirien. Die Ostgrenze jenseits des Ural ist in ihren 
Einzelheiten noch nicht ergründet. 

Vertikale Verbreitung: Ihrer Kleinheit entsprechend begegnet man 
der Art auch dann und wann in den Hochtälern der Alpen, so im 
Vorder-Rheintal, im Albulagebiet und im Engadin, wo sie im St. Moritzer- 
See 1771 m erreicht. 

Zur Lebensweise; Überall in kleinern, stehenden Wasserbehältern, 
in seichten, pflanzenreichen Gräben und Tümpeln kann uns PI. rotun- 
datus begegnen. Beim Schwinden des Wassers verbirgt sich das Tier 
unter dem haltlosen Stengel- und Blattwerk der aquatilen Vegetation, 
das satt am Boden aufliegt und die Feuchtigkeit lange zusammenhält. 
Auch verhütet ein feines Diaphragma ein rasches Austrocknen in Zeiten 
der Not. Den nötigen Kalkbedarf entnehmen die Planorben und wohl 
auch andere Süßwasserschnecken zum großen Teil den Wasserpflanzen 
(Potamogeton u. a.). 

Bemerkung: Meine größten Exemplare messen 5,5 mm Durch- 
messer; im Museum liegen welche von 7,5 mm. 


102. Planorbis vortex L. 


Verbreitung um Basel: Kanal von Neudorf. (Die fünf Stücke, 
die Eder daselbst fand, repräsentieren bis jetzt den einzigen Fund aus 
Basels Umgebung. Es ist mir nicht gelungen, sie weder bei Neudorf 
noch anderswo zu erbeuten.) 

Verbreitung in der Schweiz: Planorbis vortex dürfte ein ähnliches 
Gesamtareal bewohnen wie etwa marginatus, so daß sich die beiden 
Arten auch in ihrer schweizerischen Verbreitung decken werden. 
Immerhin ist vortex viel seltener und gehört zu den conchyliologischen 
Raritäten. Auch sind die Akten über ihr Vorkommen im einzelnen 
nicht abgeschlossen, da wir Angaben aus der Ost- und Südschweiz 
nahezu ganz missen, die Schnecke aber jenen Gebieten kaum fehlen 
dürfte. Die mir bekannt gewordenen Fundorte gehören der West- 
und Nordschweiz an; es sind folgende: Nyon, Lac des Tailleres (bei 
la Brevine), Locle, Biel, Bern, Aargenist bei Brugg und Bodensee. 

Allgemeine Verbreitung: Die „flache“ Tellerschnecke bewohnt ganz 
Europa, vielleicht mit Ausnahme der südlichen Gebiete der drei mittel- 
ländischen Halbinseln. Wir finden sie im Süden noch in den Pyrenäen, 
in Toscana, Serbien und Dalmatien, im Norden in Skandinavien und 
Finnland. Nach Osten überschreitet sie den Ural und rückt auf der 
ganzen Linie nach Sibirien und nach dem Altai vor. Die Ostgrenze 
ist noch ziemlich unbekannt. 

Vertikale Verbreitung: Der höchste Fundort, den ich kenne, ist 
la Brevine im Jura bei wenig über 1000 m. Planorbis vortex ist offen- 


auge = 


bar eine Form der Ebene und Talregion und steigt nur ausnahmsweise 
und passiv ins Gebirge hinan. 

Zur Lebensweise: Pl. vortex soll den Wohnort mit rotundatus teilen 
und sich meist in kleinen Gräben und Tümpeln mit Lemna und andern 
Wasserpflanzen finden. Ich kenne sie aus eigener Beobachtung nicht. 


103. Planorbis contortus L. 


Verbreitung um Basel: Riehenteich, Wiesegenist, Klein Hüningen 
(Schusterinsel), Ebene nördlich Märkt. Alt Breisach. Ebene Neudorf, 
Michelfelden, nördlich und östlich Rosenau, Mülhausen. Lac des Brenets, 
Doubs bei Biaufonds. 

Verbreitung in der Schweiz: Planorbis contortus bewohnt die 
ganze Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Art umfaßt weite Ge- 
biete. Nicht nur ist ganz Europa vom höchsten Norden bis zum fernsten 
Süden darin inbegriffen, sondern auch Nord-Afrika von Süd-Marokko 
bis Ägypten, Kaukasien und ganz asiatisch Rußland über Transbai- 
kalien hinaus. 

Vertikale Verbreitung: Auch vertikal genießt die Schnecke relativ 
große Ausdehnung. In 1000 m Höhe ist sie im Jura noch keine seltene 
Erscheinung (Lac des Tallieres), soll aber im Ober-Engadin selbst bis 
zu 1800 m ansteigen (Zschokke). AmsStein nennt sie aus dem Unter- 
Engadin. 

Zur Lebensweise: Die ziemlich formbeständige Art bevorzugt 
pflanzenreiche Gräben mit frischem Wasserzufluß. Sie ist wohl die 
gemeinste unserer Planorben und bevölkert nicht nur stehende Ge- 
wässer aller Art, sondern ihres frischen Wassers halber auch Bäche 
und Kanäle. Der Sammler liest sie oft an der Unterseite der Blätter 
von Potamogeton natans ab. 

Bemerkung: Meine größten Gehäuse messen 6 mm Durchmesser; 
sie sind in der Regel aber kleiner. Ausgewachsene Stücke scheinen 
selten zu sein. — Das Vorkommen dieser Schnecke wird häufig durch 
gewisse Köcherfliegen verraten, die das runde Gehäuse als Baumaterial 
verwenden. 


104. Panorbis albus Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Schusterinsel, Ebene 
Märkt, Ebene Istein, Alt Breisach, Wiesegenist. Neudorf, Fischzucht- 
anstalt, nördlich Rosenau. Birsgenist, Lehmweiher bei Liestal. Biau- 
fonds am Doubs. 

Verbreitung in der Schweiz: Auch bei dieser Art liegt die Schweiz 
inmitten ihres Gesamtareals. 

Allgemeine Verbreitung: In Europa, Kaukasien inbegriffen, dürfte 
die „weißliche“ Tellerschnecke einzig den Südspitzen der Mittelmeer- 


— 1% — 


Halbinseln fehlen. Dafür ist sie zirkumpolar (als hirsutus Gould in 
Nord-Amerika) und verbreitet sich über ganz’ Nord-Asien, im Süden 
bis in die Randgebirge, im Osten bis an den Stillen Ozean. 

Vertikale Verbreitung: Planorbis albus wird aus den Pyrenäen, 
den Alpen, dem Kaukasus, dem Altai und andern bedeutenden Gebirgen 
gemeldet. Die Art dürfte demnach in ausehnlicher Höhe noch zu finden 
sein. Doch ist sie mir von keiner alpinen Station bekannt geworden. 
Der höchste meiner Fundorte ist Locle (941 m ü. M.). 

Zur Lebensweise: Planorbis albus bewohnt stehendes und lang- 
sam fließendes Wasser aller Art. Nur wenig vom Typus abweichend 
lebt die Art in den Tümpeln Grönlands einerseits, aber auch in den 
warmen Quellen (50° C) von Salut in den Pyrenäen andererseits. So 
begegnen wir hier, wie bei allen Planorben, einem enormen Akkomo- 
dationsvermögen in ökologischer Hinsicht. 

Bemerkung: Meine größten Gehäuse messen 6—7 mm Durch- 
messer; ihr letzter Umgang nimmt an Breite ziemlich rasch zu. 

Es ist früher angetönt worden, daß die feine Gitterstruktur für 
die Gehäuseoberfläche dieser Schnecke charakteristisch ist. Eine Be- 
haarung konnte ich nie, auch nicht andeutungsweise erkennen. 

Planorbis limophilus Westerlund dürfte kaum von albus zu trennen 
sein. Albus bildet überhaupt, wie Kobelt betont, den Mittelpunkt für 
eine Reihe nah verwandter Formen, wobei es dem Belieben eines jeden 
anheimgestellt bleibt, sie als Arten, oder bloß als Varietäten, oder nicht 
einmal als solche anzuerkennen. 


105. Planorbis crista L. 


Verbreitung um Basel: Neudorf, Michelfelden. Frenkeanschwem- 
mungen. 

Verbreitung in der Schweiz: Wenn Pl. crista in der Schweiz 
und anderorts nur von relativ wenig Punkten bekannt ist, so ist dieser 
Umstand in erster Linie auf Konto seiner verborgenen Lebensweise und 
seiner Kleinheit zu setzen. Die Art wird auch bei sorgfältigem Fahnden 
leicht übersehen, und manche Lücke, die heute bei der Fixierung ihrer 
geographischen Verbreitung klafft, wird mit der Zeit ausgefüllt werden. 
— Obgleich mir keine Funde aus den südlichen Alpentälern bekannt 
geworden sind, so ist im Hinblick auf die allgemeine Verbreitung, und 
speziell auf die südalpinen außerschweizerischen Funde, nicht daran 
zu zweifeln, daß die kleinste Tellerschnecke weder im Tessin noch 
sonst wo in der Schweiz, das eigentliche Hochgebirge ausgenommen, 
auf größere Strecken fehlen werde. 

Allgemeine Verbreitung: Mit einigem Vorbehalt kann gesagt 
werden, daß das Areal dieser Schnecke ganz Europa umfaßt. Wie weit 
auch Nord-Asien einbezogen werden darf, entzieht sich vorläufig unserer 
Kenntnis. 


— #151: — 


Vertikale Verbreitung: Auch hierüber liegen nur spärliche Daten 
vor. Godet nennt die Art von Locle bei 941 m Höhe. Es ist wahr- 
scheinlich, daß, besonders in der alpinen Zone, die 1000 m Isohypse 
überschritten wird. 

Zur Lebensweise: Die seltene Schnecke bewohnt in erster Linie 
kleine, tiefe Feldtümpel und Wiesengräben. Sie weidet die faulenden 
Blätter und Pflanzenreste ab, die das Wasser verpesten. Ich erbeutete 
sie besonders häufig an Blättern von Salix repens, die im Herbste von 
den überneigenden Zweigen in die Tümpel fallen. Auch an Myrio- 
phyllum verticillatum- und Potamogeton-Blättern ist sie gelegentlich 
zu finden. 

Bemerkung: Die Gehäuse erreichen im Maximum 2,5 mm Durch- 
messer. 

Die Formen cristatus Drp. und nautileus L. (imbricatus Drp.) 
leben stets miteinander vermischt und dürfen nicht auseinandergerissen 
werden. Mehr noch als bei Vallonia sind hier alle Übergänge von der 
stachligen Skulptur bis zur glatten Oberfläche vorhanden. 

In den ersten Windungen des Gehäuses läßt sich bei schwacher 
Vergrößerung die rote Blutflüssigkeit besonders schön erkennen. 


106. Planorbis complanatus L. 


Verbreitung um Basel: Schusterinsel. Rheinebene Kirchen-Istein. 
Freiburg. Neudorf, Michelfelden, Fischzuchtanstalt, nördlich und -öst- 
lich Rosenau. Doubs bei Biaufonds. 

Verbreitung in der Schweiz: Diesem Planorben sind bei uns nur 
in vertikaler Ausdehnung Grenzen gesteckt. 

Allgemeine Verbreitung: Süd-Italien und Griechenland vielleicht 
ausgenommen, bewohnt Pl. complanatus ganz Europa und Kaukasien. 
Er verbreitet sich zudem weit über Sibirien und vielleicht über ganz 
Nord-Asien. Die östlichen Schranken sind mir nicht bekannt. 

Vertikale Verbreitung: Wie bei Planorbis crista. Der höchste 
mir bekannte Fundort ist auch hier Locle mit 941 m. 

Zur Lebensweise: Die Art bewohnt gleichermaßen üppige Alt- 
wässer, mit faulenden Pflanzen erfüllte Moore, trübe Lehmgruben und 
klare, schnellfließende Bäche. Sie bedarf reicher Vegetation, um recht 
gedeihen zu können. 

Bemerkung: Meine schönsten Stücke messen 5,5 mm Durchmesser. 

Von PI.nitidus Müller unterscheidet sich die Art sicher durch 
den Mangel an Schmelzleisten (Lamellen) im Innern des letzten Umgangs. 


107. Planorbis nitidus Müller. 


Verbreitung um Basel: Wassergräben unterhalb Neudorf, Michel- 
felden. Mülhausen. Delsberg. 
Verbreitung in der Schweiz: Wie bei voriger Art. 


—,12 -- 


Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Schnecke umfaßt ganz 
Europa und Nord-Asien. Im Süden wird sie noch aus dem Kaukasus, 
dem Altai und von Transbaikalien gemeldet. 

Vertikale Verbreitung: Planorbis nitidus scheint sich noch mehr 
auf die Talregion zu beschränken als die übrigen Artgenossen. Der 
höchste Punkt in der Schweiz, wo er meines Wissens erbeutet wurde, 
ist bei Chur (600 m). 

Zur Lebensweise: Wie bei Plan. crista. 

Bemerkung: Meine stattlichsten Stücke erreichen 5,5 mm Durchm. 

Bei Pi. nitidus ist der Ha&moglobinbesitz ganz besonders gut 
zu konstatieren; selbst ganz 
junge, kaum mm große Tiere 
zeigen den fleischigen Saft. 

Typisch für diese Art sind die 
Lamellenpaare im Innern des 
letzten Umganges, die schon in 
frühester Jugend auftreten und 
das Gehäuse abkammern. Wird 
es vergrößert, so werden die nach 
hinten gerückten Zähne wieder 
abgebaut und weiter vorn neu 
errichtet. An prächtigen Exem- 

Fig 10 plaren von Michelfelden konnten 

die Narben der alten Zähne noch 

deutlich bemerkt und gezeichnet werden (Fig. 10). Wir haben hier einen 

beachtenswerten Beleg für die Fähigkeit der Schnecken, über den im 

Hypostrakum schon verarbeiteten Kalk nach Belieben zu verfügen, ihn 

wieder aufzunehmen, wo er entbehrlich und dorthin abzuliefern, wo 
er nötiger geworden ist. 


Fam. Ancylidae. 
Genus Ancylus Geoffroy. 


108. Ancylus fluviatilis Müller. 


Verbreitung um Basel. Rhein bei der Bierburg, Rhein bei der 
Schlachtanstalt. Riehenteich, Otterbach bei Weil, Leopoldshöhe. Wiese. 
Rheinebene Istein. Hegenheimer Bach, Fischzuchtanstalt, Mülhausen. 
Birsig bei Bottmingen, Bach bei Flühen. Birs bei St. Jakob, Bellelay. 
Bettinger Bach, Inzlinger Bach, Dossenbach, Hasler Höhle, Bach bei 
Wehr. Schöpfebach (Säckingen); Spießbach hinter Kandern. 

Verbreitung in der Schweiz: Ancylus fluviatilis bewohnt die Schweiz 
nördlich und südlich der Alpen. Vertikal sind ihm enge Grenzen ge- 
steckt; er dringt nur bis an den Fuß des Hochgebirges vor. 

Allgemeine Verbreitung: Die Gattung Ancylastrum ist südlich der 
Alpen bedeutend reicher entwickelt als im Norden, wodurch dort die 


ER m 1a." 
RETRE 


— 453 


Abgrenzung einzelner Art-Gebiete sehr erschwert wird. Die Südgrenze 
des Areals von fluviatilis ist darum kaum mit Sicherheit festzustellen. 
Die Schnecke wird noch gemeldet von Portugal, Sizilien, ja selbst von 
Algerien und Madeira, scheint aber Griechenland und der Türkei zu 
fehlen. Nord- und ostwärts bevölkert sie ganz Europa und russisch 
Armenien und, vermutlich in geringer Abweichung vom Typus (als 
Ance. sibiricus Gerstf.), ganz Nord-Asien. 

Vertikale Verbreitung: Ancylus fluviatilis gehört der Tal- und untern 
Waldregion an; es ist mir nicht bekannt, daß er bei uns über 1200 m 
noch gefunden worden wäre. In den Hochtälern des Jura mag er da 
und dort bis 1000 m ansteigen (Bellelay 940). In den Pyrenäen erreicht 
er dagegen 1788 m (Lac de Gaube), im Kaukasus sogar 1900 m. 

Zur Lebensweise: Fast überall im fließenden Wasser, von der 
verborgenen, unterirdischen Quelle bis zum breiten, majestätisch da- 
hinfließenden Strom, ist das Tier zu treffen. Seltener begegnen wir 
ihm in Altwässern, Seen und Brunntrögen oder an Felswänden, die 
vom Staubregen eines Wasserfalles befeuchtet werden. Seine Saug- 
kraft ist so bedeutend, daß häufig beim Loslösen vom Steine das 
Gehäuse in die Brüche geht. Schon Darvin hat darauf aufmerksam 
gemacht, wie hoch dieser Umstand für die passive Verbreitung des 
Tieres einzuschätzen sei. In kalkarmen Bächen ist die „Napfschnecke“ 
oft das einzige Conchyl; sie soll auch salziges Wasser ertragen können. 

Bemerkung: Ancylus capuloides (Jan.) Porro fasse ich auf als 
eine Variation von Ancylus fluviatilis, als ein bevorzugtes Endglied 
in der reich verzweigten Formenreihe dieses Genus. Ich kenne 
sie von Flühen und aus dem Birsig. Sie beschränkt sich also 
nicht ausschließlich auf Seen, und es ist anzunehmen, daß sie nicht 
nur Süd- Europa, sondern ein viel weiteres Gebiet inne hat, als 
allgemein angenommen wird. — Die übrigen Variationen bei Clessin 
stehen auf schwachen Füßen. Da wohl in Analogie zu gewissen 
Patella- Arten von Ancylastrum nur sehr unbedeutende und lang- 
same Lokalwechsel ausgeführt werden, so darf man wohl von einer 
Micro-Sphere reden, in der das Tier aufwächst und deren Stempel 
es trägt. Dabei muß in erster Linie an den Einfluß der Strömung 
auf den Gehäusebau und das Wachstum im allgemeinen gedacht 
werden. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn uns im selben Bach, 
ja schon am selben Stein eine große Formenmannigfaltigkeit entgegen- 
tritt; wie viel mannigfaltiger und bunter wird die Gesellschaft, wenn 
sie aus verschiedenen Gewässern mit verschiedenen physikalischen 
und chemischen Eigentümlichkeiten zusammengetragen wird. 

Soweit meine Beobachtungen reichen, bleibt Ancylus fluviatilis 
in kalkarmen Bächen altkrystalliner Gebiete klein. Auch wird häufig 
starkes Gefälle einen ähnlichen Einfluß auf das Tier ausüben. 

Oft findet man Gehäuse mit angefressenen Spitzen. Daß es sich 
nicht um ein eigentliches Abnagen handelt wie etwa bei Limn. blauneri, 
geht schon daraus hervor, daß solche Patienten auch in jurassischen 


— 4 — 


Bächen anzutreffen sind. Zudem sind die Defekte so konstant im Auf- 

treten und so gleichmäßig in der Ausbildung, daß nur der zersetzende 

Einfluß des kohlensäurehaltigen Wassers und die mechanische Wirkung 

des Bachgerölles dafür verantwortlich gemacht werden dürfen. 
Acroloxus lacustris L. habe ich nie erbeutet. 


Pneumonopoma. 
Fam. Acmeidae. 
Genus Acme Hartm. 


109. Acme lineata Drp. 


Verbreitung um Basel: Rheingenist. Basel Augst, Mülhausen. 
Birsgenist, Schloß Reichenstein, Gempenfluh, Wartenberg, Schauenburg. 
Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Hohe Winde. Grenzacher Horn, 
Bettingen. Tüllinger Hügel. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien von Acme lineata sind 
wahrscheinlich über die ganze Schweiz verbreitet. Möglicherweise 
fehlen sie dem Urgestein. 

Allgemeine Verbreitung: Die verborgene Lebensweise und Klein- 
heit der „gestrichelten Nadelschnecke“ macht es begreiflich, daß das 
Bild, das heute von ihrer allgemeinen Verbreitung entworfen werden 
kann, nur ganz provisorischen Charakter trägt. Der Schwerpunkt 
derselben liegt offenbar in den Alpen. Von hier strahlt die Art nach 
allen Seiten aus, erreicht nach Westen die Pyrenäen, nach Süden 
Sizilien und die Jonischen Inseln, und als Acme lallemanti Bourg. 
Süd-Spanien und Algerien. Im Osten treffen wir sie als Acme moussoni 
Böttger noch im Kaukasus. Am wenigsten zuverlässig ist die Nord- 
grenze ihrer Verbreitung. Die Art wird von Süd-England, Irland und 
Süd-Schweden gemeldet, scheint aber dabei den deutschen Mittel- 
gebirgen und der nordkontinentalen Tiefebene großenteils zu fehlen. 
Sie bewohnt demnach in erster Linie Gebiete einstiger Vergletscherung. 

Vertikale Verbreitung: Schon im Jura wird die Höhe von 1000 m 
überstiegen (St. Croix; Hohe Winde), und es ist kaum daran zu 
zweifeln, daß in den Alpen (analog zu polita) die obere Waldregion 
noch erreicht wird. Es ist dem Malacologen noch reiche Arbeit auf- 
gespart in unserem Hochgebirge. 

Zur Lebensweise: Acme lineata ist vor allem mycetophage Wald- 
schnecke und kann unter totem Laub, faulem Holz oder Lebermoosen, 
besonders aber im Haldenschutt und Mulm gesammelt werden. Sie 
tritt nur bei nasser Witterung aus ihrem Versteck hervor und kann 
darum i.d.R. nur mittelst des Siebes in größerer Zahl gewonnen werden. 
Am bequemsten und oft massenhaft kriegt man sie aus Anspülungen. 

Bemerkung: Meine längsten Gehäuse messen 3,5 mm, nie mehr, 
gewöhnlich weniger. 

Die Bemerkung Clessins, daß lineata da seltener zu sein pflege, 
wo sie mit polita zusammen vorkommt, trifft für unser Gebiet nicht zu. 


os 


110. Acme polita Hartm. 


Verbreitung um Basel: Vallanvron. Neu Breisach (Iconographie: 
Acme trigonostama Paladilhe). 

Verbreitung in der Schweiz: Wie bei lineata. Im Jura ist 
polita viel seltener als lineata. 

Allgemeine Verbreitung: Wie bei lineata, mit dem Unterschiede, 
daß polita im Norden nur bis an die Nord- und Ostsee und bis 
England vordringt. Aus Skandinavien wird sie nicht gemeldet. Im 
Süden fehlt sie vielleicht der Pyrenäen- und dem Süden der Balkanhalb- 
insel. Möglicherweise wird sie bei gründlicher Nachforschung in diesen 
Gebieten doch noch entdeckt, um so eher, da sie in Italien bis nach 
Sizilien hinab zu verfolgen ist. Als Acme banatica Rossm. bewohnt 
sie Bosnien, das Banat und Siebenbürgen, als A. &dogyra Paladilhe 
Polen und Rußland. Das Areal des Typus erstreckt sich im übrigen 
weit nach Nord-Asien, bis Transbaikalien hinein. Im einzelnen können 
die Grenzen noch nicht festgelegt werden. 

Vertikale Verbreitung: Clessin sammelte die „glatte“ Nadelschnecke 
bei 1500 m im Tirol. Mein jurassischer Fundort liegt 1000 m hoch. 

Zur Lebensweise: Wie lineata ist auch polita eine Wald- und 
Mulmschnecke, die ein äußerst verborgenes Leben führt, aber wie jene 
nicht blind ist. Wir begegnen ihr nicht nur an schattigen Felsen 
schluchtenartiger Hochtäler, sondern auch im Grundmoos nasser Wiesen 
und im Mulm alter Bäume. Die Gelegenheit, sich zu verbergen, ist 
Haupterfordernis ihres Vorkommens. 

Bemerkung: Acme trigonostoma Palad. habe ich bei Breisach 
nicht gefunden. Es bleibt eine dankbare Aufgabe, dieser kühnen 
Art auf den Leib zu rücken und sie, wie ich nicht ohne Grund ver- 
mute, unschädlich zu machen. 

Die jurassischen Formen scheinen die von Clessin angegebene 
Größe nicht zu erreichen. 

Bei scharfer Einstellung unter dem Mikroskop zeigten die ersten 
Windungen eines schönen Exemplares leise Andeutungen der Linien, 
welche A. lineata den Namen eintrugen. Es spricht dieser Umstand 
für eine sehr enge Zusammengehörigkeit beider Arten. 


Fam. Cyclophoridae: 
Subfam. Pomatiasinae. 
Genus Pomatias Studer. 


iil. Pomatias septemspirale, Razoum. 


Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg; Basel Augst, Hard, 
Birsfelden. Mülhausen. Jakobsberger Hölzli, St. Jakob, Wald ob 
Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Birsgenist, Gempen- 
plateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifenberg, Grammont (Lausen), 


. SE N AR RR 
i Se 
— 156 — 


Sissacher Fluh, Böckten. Landskron, Pfirt, Unt. Klus, Pfäffinger Schloß,. 
Blauen, Nenzlingen, Frohburg, Hauenstein, Schmutzberg, Bölchen (Kulm, 
Südseite, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Delsberg, Solothurn, 
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg-Rücken, Strigelbank ob Grenzach, 
Bettinger Südhalde, Volkertsberg, Degerfelden, Hohe Flum-Minseln. 
Isteiner Klotz, Klein Kems, Kaiserstuhl. 

Verbreitung in der Schweiz: Die kalkholde Art bewohnt in der 
Schweiz den ganzen Jura von der Döle bis ins Wutach-Tal, sowie die 
nördlichen und südlichen Kalkalpen. Auch der subalpinen Nagelfluh 
in der Umgebung Veveys fehlt sie nicht, während im großen Ganzen 
das Mittelland und natürlich die alt krystallinen inneralpinen Gebiete 
gemieden werden. Die Einwanderung in die Nord-Schweiz geschah 
längs des Jura, diejenige nach dem Nordfuß des Hochgebirges über 
die Chablais-Alpen; direkt von Süden besiedelte die Art das Gebiet 
am Ceresio. Eigentümlich isoliert ist der Fundort, den Suter-Näf auf 
der Maienfelder Furka entdeckte. Es sollte möglich sein, die Herkunft 
jener Population zu eruieren. 

Allgemeine Verbreitung: In Pom. septemspirale liegt eine spezifisch 
alpine Form vor uns. Infolge ihrer Beschränkung auf die Kalkgebirge 
erhält ihr Areal ein etwas bizarres Aussehen. Durch das Urgebirge 
wird es zunächst in einen nördlichen und einen südlichen Distrikt 
gespalten. Der nördliche umfaßt das Gebiet der französischen Alpen, 
dringt längs der nördlichen Kalkalpen und des Jura nordwärts vor 
nach der Schweiz und dem obern Mosel- und Maasgebiet und erreicht 
den Muschelkalk des südlichen Schwarzwaldes. Vereinzelte Vorposten 
treffen wir längs des Rheines (rechts rheinische Juraplatten, Hagenau 
im Elsaß, Neustadt in der Pfalz). — Eigentümlicherweise soll die 
„Völkerstraße“ längs des Hochgebirges durch die Algäueralpen unter- 
brochen werden (Martens). Sicher bleibt vom Tegernsee an ost- 
wärts der Zusammenhang des Verbreitungsbezirkes wieder gewahrt 
bis vor Wien. Ein weit nach Norden vorgeschobener Punkt ist Kelheim 
an der Donau. 

Der südliche Distrikt umfaßt die Kalkalpen vom Langensee 
ostwärts und folgt den alpinen Ausläufern durch Kroatien und Bosnien 
bis nach Serbien hinein. Dem dalmatischen Litorale folgend, dringt 
die Art weit nach Süden vor. Sie wird noch von Korfu gemeldet. 
Einstweilen isoliert steht der Fund von Toscana (Gentiluomo). Es ist 
nicht ausgeschlossen, daß die weitklaffende Lücke von hier nach den 
Tessiner Alpen in großem Bogen noch überspannt wird. Sicher aber 
ist aus dieser Skizze zu ersehen, daß die Erforschung der geographischen 
Verbreitung dieser Art bei weitem nicht fait accompli ist. 

Vertikale Verbreitung: Im Jura erklimmt die Art die bedeu- 
tendsten Höhen; sie ist über 1000 m noch eine regelmäßige Erschei- 
nung. Mit dem obern Waldrand erreicht sie in den Alpen dann und 
wann 2000 m Höhe und dringt selbst in die alpine Region vor (Maien- 
felder Furka 2400). 


Sn, — 


Zur Lebensweise: Als eine der gemeinsten Schnecken im Jura 
begegnet sie dem Wanderer auf Schritt und Tritt. Vorzugsweise be- 
siedelt sie steinige, bewaldete Schutthalden, wo sie sich unter Moos 
und Laub verbirgt. In ihrer Vorliebe zu warmem trockenem Terrain 
gleicht sie vielen Pupen, mit denen sie dann und wann südlich 
 exponierte Halden teilt. Nicht selten klettert das Tier an Eschen und 
Buchen hinan und bleibt bei eintretender Trockenheit hoch oben im 
Astgewirr kleben. Der Tannenwald wird möglichst geniieden. 

Bemerkung: Die Gehäusegröße schwankt am selben Fundort 
beträchtlich. Meine größten Stücke messen 8,5, die kleinsten 6,5 mm. 

Große Feuchtigkeit scheint die Ausbildung heller Gehäuse zu 
begünstigen. 


Fam. Cyclostomatidae. 
Genus Ericia Mog. Tandon. 


112. Ericia elegans Müller. 


Verbreitung um Basel: Niederterrassenwall zwischen Lange Erlen 
und Weil; Kaiserstuhl. Weideli am Schleifenberg. Südhalde Bettingen, 
Grenzacher Horn. Wald gegen Inzlingen. Kalkfelsen Istein-Klein Kems. 

Verbreitung in der Schweiz: Der Einzug in die West-Schweiz 
erfolgte durch das lemanische Tor. Wie aus einem Füllhorn strömt die 
Art aus der Südwest-Ecke des Landes, teils dem Südfuß des Jura, teils 
. den nördlichen Kalkalpen entlang. Wir finden sie in der ganzen 
Waadt, sowie in den Rebgeländen am Neuenburger-, Bieler- und 
Murtensee. Einstweilen isoliert steht Cycliostoma bei Sigriswil am 
Thunersee da; es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen, daß zwischen 
Vevey und dem Aaretal noch da und dort Kolonien ausgestreut sein 
werden. Ähnlich vereinsamt ist die Population bei Liestal, die prächtig 
gedeiht, aber mit dem Heimatschein nicht herausrückt. Möglicherweise 
wurde sie mit Reben eingeführt. — Auf kürzestem Wege, von Italien 
her, wird das südliche Tessin bevölkert. 

Allgemeine Verbreitung: Ericia elegans ist mediterraner Herkunft. 
Ihr Areal erstreckt sich über Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, 
die Mittelmeerinseln, die Balkanhalbinsel bis ans Schwarze Meer, Klein 
Asien und Syrien Die Schnecke betritt in Algerien, Marokko und 
auf den Canaren afrikanischen Boden. Von dieser südlichen Basis 
aus werden Vorstöße in nördlicher Richtung erfolgreich durchgeführt. 
Vielleicht wesentlich unter dem mildernden Einfluß des Ozeans hält 
sich die Art in Süd-England und Irland, in Belgien, in den Niederlanden, 
auf dem dänischen Archipel mit Schleswig-Holstein und auf Gottland. 
Wir begegnen ihren Kolonien ferner in der West-Schweiz, dann längs 
der Hügelketten zu beiden Seiten des Rheines, im Mosel-Tal, bei 
Frankfurt a. M, bei Pyrmont, im Flußgebiet der Weser, an der Elster 
und Unstrut, sowie in der sächsischen Schweiz und am Bodensee 


—,.198. — 


(Konstanz, Meersburg). Im Osten dringt die Art über Kärnten, Steier- 
mark und Ungarn vor, macht aber schon in der Nähe Wiens halt. 

Verikale Verbreitung: Die „zierliche Kreismundschnecke“ bewohnt 
wohl ausschließlich die Talregion. Der höchste mir bekannte Fundort 
ist Sigriswil mit wenig über 800 m. Am Dinkelberg erreicht die Art 
kaum mehr als 500 m. 

Zur Lebensweise: Obgleich das gesellige Tier mit Vorlieve an 
warmen Südhalden (Schotterhalden, Weinbergen) Quartier bezieht (Xero- 
thermes Relict nach Stoll), so trifft man dasselbe mitunter doch in engen, 
bewaldeten Tälern, die weder für Trockenheit noch für Wärme garan- 
tieren. Sicher vermag die Schnecke selbst große Kälte ohne Schaden 
zu ertragen. Auch die Farbe des Gehäuses sticht scharf ab gegen die 
gebleichten Töne bei unsern Xerophilen. Ericia verläßt den Kalk- 
boden selten. 

Bemerkung: Die Gehäuse aus dem Badischen besitzen meist 
einen violetten Anflug (f. violacea Gysser) — In den zerstreuten Posten 
im Gebiet des Mainzer-Beckens erkennt man möglicherweise die 
Überreste eines vor der Eiszeit weiter ausgedehnten Areals. Ericia 
elegans macht heute Anstrengungen, den einstigen Besitz wieder zu 
erlangen. — Die allgemeine Verbreitung dieser und der vorigen Art 
sucht Simroth durch seine Pendulationstheorie zu erklären: Beide 
überschreiten unter dem Schwingungskreis die Alpen und fallen mit 
ihrer Verwandtschaft in typischem Bogen nach S. O. und S. W. ab. 


Branchiata. 


a) Ctenobranchia. 
Fam. Paludinidae. 


Subfam. Viviparinae. 
Genus Vivipara Gray. 


113. Vivipara contecta Millet. (— Viviparus viviparus L.). 


Verbreitung um Basel: in stehenden Teichen der Fischzuchtanstalt. 
Mülhausen. 

Verbreitung in der Schweiz: Eigentliches Hausrecht genießt die 
„Sumpfschnecke“ nur in den norditalienischen Seen. Völlig isoliert sind 
die Populationen bei St. Margrethen und am Genfersee. Letztere ver- 
dankt ihr Dasein künstlicher Einbürgerung; für St. Margrethen, wo die 
Kolonie wohl gedeiht, vermutet Lambert ähnliche Manöver, um so mehr, 
da solche für das nahe Überlingen festgestellt sind. 

Allgemeine Verbreitung: Vivipara contecta bewohnt ganz Europa 
mit Ausnahme der zentralen Gebirgsländer und der Südspitzen der 
drei mediterranen Halbinseln. Sie dehnt ihr Gebiet weit nach Osten 
aus über Kaukasien und Sibirien. In Archangelks erreicht sie den 


5 


65.° n.Br. Zu dieser nördlichen Ausdehnung steht ihre vertikale Ver- 
breitung in keinem Einklang. Das Gebiet einstiger Vergletscherung 
wurde nur einseitig wieder erobert. Die Art fehlt der Nord-Schweiz, 
Süd-Baden, dem Süden Württembergs und Schwaben. 

Vertikale Verbreitung: Die vertikale Wanderung kommt das Tier 
schwer an. Es hält sich ausschließlich an die Ebene und die tiefe 
Talsohle. Der Mangel an geeigneten Wohnorten im Gebirge muß für 
die beschränkte vertikale Verbreitung verantwortlich gemacht werden. 

Zur Lebensweise: V. contecta ist gonochoristisch und vivipar; 
der Laich wird in die Kiemenhöhle abgesetzt und dort gleichsam aus- 
gebrütet. Die ausschlüpfenden Tiere verschmähen den reichgedeckten 
Tisch der Wasseroberfläche. Sie führen im schlammigen, pflanzen- 
reichen Gewässer meist bei Fleischnahrung ein sehr genügsames Leben 
und werden dafür mit hohem Alter belohnt. 

Bemerkung: Die Art wurde von Charpentier schon im Jahre 1837 
aus Basels Umgebung gemeldet. Peter Merian kennt sie von Mül- 
hausen und läßt sie für Basels unmittelbare Nähe nur mit einem Frage- 
zeichen gelten. Es scheint, er habe sie aus der Fischzuchtanstalt nicht 
- gekannt. Wahrscheinlich wurde dort das Tier durch den Fischhandel 
eingeschleppt. 

Meine schönsten Stücke haben eine Höhe von 40mm. Sie zeigen 
meist drei Bänder. 

Nach Simroth bietet die Verbreitung der Viviparinen bis ins 
Detail ein Bild der Pendulationstheorie. 


114. Vivipara fasciata Müller. 


Verbreitung um Basel: Kanal und Ill bei Mülhausen. — Herr 
E. Volz in Mülhausen bestätigte mir den Fundort, den mir Exemplare 
im hiesigen Museum verrieten. 

Verbreitung in der Schweiz: Vivipara fasciata bewohnt in der 
Schweiz die oberitalienischen Seen und zwar in der vikariierenden 
Form pyramidalis Rossm. und den See von Campfer im Ober-Engadin. 
Jüngst soll sie auch im Zürich-See wahrgenommen worden sein. 

Allgemeine Verbreitung: Rechnen wir V. pyramidalis Rossm., V. 
hungarica Hazay, V.okaensis Cless., V. costae Held. und ähnliche lokale 
Abweichungen zum Formenkreis der fasciata, so dürfte sich ihre all- 
gemeine Verbreitung mit derjenigen von contecta etwa decken. Auch 
sie fehlt der nordalpinen Schweiz und den Flußoberläufen Deutsch- 
lands. Von Nord-Frankreich und der Mosel her ist sie über den 
Mittelrhein vorgedrungen (Elsaß, Mannheim, Heilbronn, Frankfurt). 
Heimisch ist sie im Rhein erst unterhalb des Binger Loches, in der 
Donau erst von Nieder-Österreich an abwärts. 

Vertikale Verbreitung: In der Regel wird sich die Art auch in 
‚dieser Hinsicht wie contecta verhalten. Immerhin ist AmSteins Fund 
im Campfer-See bei 1790 m Höhe beachtenswert. 


ERESE, | Yaccen 


Zur Lebensweise: Wie bei contecta; das Tier ist mir durch eigene 
Beobachtung nicht bekannt. 

Bemerkung: Die Exemplare von Mülhausen nähern sich in ihrer 
Gestalt mitunter der forma pyramidalis. 


Subfam. Bythiniinae. 
Genus Bythinia Leach. 


115. Bythinia tentaculata L. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, rechtes Rhein- Ufer 
oberhalb Basel (Herthen, Bierburg), Rhein beim Schlachthaus. Schuster- 
insel, Rheinebene Märkt bis Kems. Ebene von Neudorf, Michelfelden, 
Rheinebene bis Rosenau (überall). Hüninger Kanal, Bach zwischen Hiilf- 
spital und Hegenheim. Arlesheimer Weiher, Doubs bei Biaufond. 

Verbreitung in der Schweiz: Die „unreine Sumpfschnecke“ be- 
wohnt die Seen, Tümpel, Altwässer und Bäche der ganzen Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Mit alleiniger Ausnahme von Süd-Italien 
und Griechenland verbreitet sich Bythinia tentaculata über ganz Eu- 
ropa. Zwei sporadische Funde werden auch von Marokko und Algerien 
gemeldet. Im hohen Norden treffen wir sie noch in Lappland und 
selbst auf Grönland. Als zirkumpolare Form dringt sie weit über das 
sibirische Tiefland und über ganz Nord-Asien vor und bevölkert ferner 
die Seen Kanadas. 

Vertikale Verbreitung: Bei Süßwasser-Schnecken pflegt im all- 
gemeinen die vertikale Erhebung in umgekehrtem Verhältnis zu stehn 
zur Größe des Gehäuses; damit koinzidiert die Proportionalität zwi- 
schen Gehäusegröße und Ausdehnung des Wohnortes. Je höher das 
Faunengebiet, um so weniger wird es den Ansprüchen der stattlichen 
Formen des Tieflandes gerecht, um so mehr überwiegt das Geschlecht 
der Pygmäen. Es ist darum nicht erstaunlich, dieser kleinen Sumpf- 
schnecke in den Alpen, im Jura, im Welebit und anderorts über 1000 m 
noch zu begegnen. Ich erwähne beispielsweise den Lac de Joux, das 
Misox, das Unter-Engadin (Tarasper-See 1414 m), den Davoser-See 
(1502 m) und die Oberalp, wo sie 1600 m Höhe erreicht. 

Zur Lebensweise: Das schön getigerte Tier bewohnt stehende 
und fließende Gewässer aller Art. Es repräsentiert eine unserer ge- 
meinsten Süßwasserschnecken, die im Kampf gegen ungünstige Lebens- 
verhältnisse äußerst zäh und dank ihres Deckels resistenter ist als 
Limnaea oder Planorbis. Gerne weidet sie die üppigen Gefilde des 
Wasserspiegels ab und steigt in der Gefangenschaft mitunter aus dem 
Wasser heraus und späht lebhaft umher, beides Eigenheiten, die ihre 
Verbreitung nur fördern können. 

Bemerkung: In der Isteiner-Ebene und anderorts trifft man dann 
und wann neben normalen Gehäusen Riesenformen von 14mm Höhe. 
Sie zeigen meist zwei sehr deutliche Wachstumsansätze, die eine drei- 


— 161 — 


jährige Bauzeit vermuten lassen. Es dürfte zwischen dieser Form und 
dem Typus ein ähnliches Verhältnis bestehen wie zwischen Limnaea 
corvus und palustris. 

Die sehr überflüssige Abtrennung einer Var. ventricosa Menke 
hat infolge Verwechslung mit B. ventricosa Gray nur Unsegen gestiftet. 

Das Verhältnis der Länge zur Breite ist am selben Fundort sehr 
variabel: — In fließenden Gewässern wird das an sich stets durch- 
scheinende Gehäuse sehr dünn und nahezu durchsichtig. — Unter dem 
Mikroskop ist eine feine kontinuale Linierung oft deutlich zu erkennen. 


116. Bythinia leachii Shepp. 


Verbreitung um Basel: Fischzuchtanstalt. 

Verbreitung in der Schweiz: Bourguignat fand diese Art im Rot- 
see und in einem Sumpfe zwischen Luzern und Littauen; Zschokke 
erbeutete sie im Lac de Joux und Lac des Brenets, und P. Godet nennt 
zudem noch die jurassischen Fundorte: Neuchätel, St. Blaise und Lac 
des Tallieres. — Die spärlichen Angaben lassen doch eine weitere, 
wenn auch sehr lückenhafte Verbreitung der Schnecke in der Nord- 
westschweiz vermuten. ' 

Allgemeine Verbreitung: Die als Bythinia ventricosa Gray be- 
kannte Art ist in ihrer Verbreitung noch nicht endgültig erforscht. Ihr 
Areal wird durch die Alpen mehr oder weniger gespalten. Sie be- 
wohnt West- und Nord-Frankreich und Belgien; rechts vom Rhein wird 
sie erst nördlich der mitteldeutschen Gebirgsschwelle heimisch, südlich 
derselben kommt sie nur ganz vereinzelt (Frankfurt, Straßburg) oder 
gar nicht vor. Auch die Funde in der Schweiz und im Elsaß haben 
ganz sporadischen Charakter. Im Norden erreicht sie Süd-Schweden 
(Stockholm) und St. Petersburg und erstreckt sich ostwärts über ganz 
Rußland, über Sibirien bis Transbaikalien und zum Amurland, also über 
ganz Nord-Asien. Wir treffen sie ferner in Galizien, Siebenbürgen, 
Rumänien und Ungarn. Im Süden dringt sie bis Süd-Albanien (Janina), 
ja selbst bis Cilicien in Klein-Asien (Nägele) vor und erreicht über 
Görz Italien, das sie bis nach Kalabrien hinab bevölkert. Über die 
Verbreitung in Süd-Frankreich und Spanien liegen keine genaueren 
Daten vor. Die Schnecke fehlt Süd-Deutschland in der angedeuteten 
Weise, ferner Böhmen und Österreich und ist jedenfalls im ganzen 
Alpengebiet selten. 

Vertikale Verbreitung: Sowohl der Lac de Joux, als auch der 
des Tallieres liegen 1000 m hoch. Letzterer ist mit 1047 m der höchste 
mir bekannte Fundort. 

Zur Lebensweise: Ähnlich wie bei tentaculata. Meine Tiere sam- 
melte ich in einem kalten, stark fließenden Bach der Fischzuchtanstalt, 
im Dickicht von Wasserranunkeln. Es wäre wohl denkbar, daß sie 
diesen Standort durch künstliche Verschleppung mit Fischtransporten 
erreicht hätten. Die Kolonie scheint sehr lebenskräftig zu sein. 


11 


— 12 — 


Bemerkung: Meine Stücke erreichen 8Smm Höhe, bleiben aber 
auch oft unter dem Normalmaß zurück. Wie weit die Trennung von 
B. ventricosa Gray in troschelii Paasch und leachii Shep. berechtigt ist, 
kann ich nicht beurteilen; auch bleibt die Frage offen, wie weit meine 
oft turmförmig ausgezogenen Formen sich der ersteren nähern. Das ef 
Verhältnis der Höhe zur Breite variert; im allgemeinen sind meine 
Gehäuse schlanker als alle in der Ikonographie wiedergegebenen. Sie 
mahnen mitunter an Limn.truncatula und dürften in der starken WÖl- 
bung der B. numidica Bourg. am nächsten kommen. 


Fam. Hydrobiidae. 
Subfam. Hydrobiinae. 
Genus Bythinella Moq. Tand. 


117. Bythinella dunkeri Frild. 


Verbreitung um Basel: Schöpfebach und andere Rinnsale ober- 
halb Säckingen, Waldquelle bei Wehr. Quellenbäche am badischen 
Blauen. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt der Schweiz. Die 
im Genfersee gefundene B. abbreviata Michaud (Basler Museum) hat 
aber große Ähnlichkeit mit unserer badischen Form. 

Allgemeine Verbreitung: Bythinella dunkeri ist im Rheinischen 
Schiefergebirge zu beiden Seiten des Stromes daheim. Linksseitig folgt 
sie dem Gebirge bis ins Elsaß (Markirch), rechtsseitig dringt sie bis 
an den Oberrhein vor und bevölkert die meisten Quellen des Schwarz- 
waldes. Daß die Akten über ihre Verbreitung keineswegs abgeschlossen 
sind, bezeugen die Funde aus der Tatra und aus Polen (Westerlund), 
sowie Gredlers Angabe aus Tirol. 

Vertikale Verbreitung: Meine Tiere stammen aus 7—800 m Höhe. 
Durch das Wasser gelangen die Gehäuse natürlich auch ins Tal; daß 
die vertikale Erhebung bei diesem Genus aber auch eine ganz statt- 
liche sein kann, lehrt B.reynesi, die Zschokke aus 1700 m Höhe ver- 
zeichnet. Die meisten Bythinellen sind für die Alpen und ihre Aus- 
läufer geradezu charakteristisch. 

Zur Lebensweise: Das winzige Schnecklein wohnt in kleinen und 
kleinsten Rinnsalen und Waldquellen; es sitzt an der Unterseite von 
Steinen und Blättern oder an faulen Holzstücken. Die Laichablage 
soll früh schon beginnen, dauert aber das ganze Jahr hindurch. Von 
einer Fortpflanzung ausschließlich während der kalten Jahreszeit kann 
nicht die Rede sein. 

Bemerkung: Die heutige Systematik von Bythinella ist wenig 
befriedigend, und man neigt gerne zu der auch von Steinmann ge- 
äußerten Ansicht, daß all die Formen noch vor kurzem unter einen 
Hut gehörten. Wir begegnen hier der gleichen Tatsache, die Geyer 
für Lartetia nachwies, daß nämlich jeder Fundort seine eigene „Lands- 


Egamı In SG yemta Rn aha 
Ziln ı Bonuhamm Ir Timmed dan Ausklun iu dan Wuglmung u Can 


N 55-655 A 


— 198 — 


mannschaft“ besitzt, die dank ihrer Isolierung den vielverschlungenen 
Pfad der Varietätenbildung geschritten ist. 

Daß Bythinella nicht ausschließlich für Quellen beansprucht 
werden darf, und daß auch in Bezug auf den Wohnort dieser Gattung 
noch manche Ergänzungen zu erwarten sind, zeigen B. steinii Martens 
und B.abbreviata Michaud, welch letztere z. B. auch im Genfersee zu 
Hause ist. 


Subfam. Vitrellinae. 
Genus Lartetia Bourg. 


118. Lartetia häussleri Clessin. 


Verbreitung um Basel: Quellen bei Inzlingen am Dinkelberg. 

Verbreitung in der Schweiz: Bei den Gehäusen, die Hofer aus 
dem Genist der Aare und der Reuß kennt, handelt es sich offenbar 
um diese bei Clessin mit ähnlicher Verbreitung verzeichnete Form, 
deren Bestimmung ich der Güte des Herrn Geyer verdanke. Sowohl 
das schweizerische als auch das allgemeine Areal dieser Schnecke ist 
noch völlig unaufgeklärt. 

Allgemeine Verbreitung: Unbekannt. 

Vertikale Verbreitung: Lartetia häussleri scheint als Quellen- 
schnecke auf Gebirgsgegenden beschränkt zu sein. Meine Tiere sam- 
melte ich zwischen 300 und 400 m. 

Zur Lebensweise: Unbekannt. 

Bemerkung: Mein Material habe ich aus Anschwemmungen ge- 
siebt. Sollte die Art, bemerkt dazu Geyer, eine größere Verbreitung 
besitzen, so könnte der Frage nach ihrer Selbständigkeit näher ge- 
treten werden. 


119. Lartetia sp. 


Verbreitung um Basel: Rheinanschwemmungen. Birsgenist, Süd- 
halde des Blauen (ob Röschenz, ca. 600 m hoch). Abzugstollen im 
Hauenstein; Doubsgenist bei St. Ursanne, Creugenat bei Pruntrut. 
Hasler Höhle. 

Verbreitung in der Schweiz: Unbekannt. Die Lartetien-Forschung 
steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Ich bin der vollen Über- 
zeugung, daß eine mit den Methoden vertraute Untersuchung unseres 
Jura eine reiche Entfaltung dieser Höhlenbewohner konstatieren und zu 
ähnlichen Ergebnissen führen wird, wie sie Geyer in seinen glänzenden 
Arbeiten für das württembergische Jura- und Muschelkalkgebiet nach- 
wies. — Fassen wir zu obigen Funden diejenigen Geyers im Wutachtal 
und am Randen ins Auge, so ist eigentlich bereits der ganze nördliche 
Teil des schweizerischen Jura für die Lartetien gewonnen. Überraschen 
kann uns das nicht, sehen wir doch nicht das erstemal, daß die Ketten 
dieses Kalkgebirges dem Volk der Mollusken als Heerstraße dienten. 


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Allgemeine Verbreitung: Unbekannt. 

Vertikale Verbreitung: Unbekannt. Mein höchster Fund wird 
durch eine Quelle am Blauen bei 600 m repräsentiert. 

Zur Lebensweise: Die Lartetien leben in der Nähe des Quell- 
“ mundes oder ganz subterran. 

Bemerkung: Diejenigen aus dem Birsgenist, sowie die vom Blauen, 
die Herr Bornhauser teils lebend erbeutete, ähneln nach Geyer in hohem 
Grade seiner suevica. Den Entscheid über die Artzugehörigkeit möchte 
ich auf eine noch durchzuführende vergleichende Untersuchung ver- 
sparen. — Es ist beachtenswert, daß Gutzwiller auch in der Nieder- 
terrasse bei St. Jakob a. Birs Vitrellen gefunden hat. 

Im Hauenstein entdeckte Herr Ed. Gräter wenige Stücke, darunter 
ein lebendes; das Material ist leider zur Bestimmung ungenügend. Dem- 
selben Höhlenforscher verdanke ich auch Lartetien aus der Hasler Höhle 
im Wehratal, die ich zu helvetica Cless. zu zählen geneigt bin, sowie 
einiges Material aus dem Doubsgebiet bei Pruntrut. Geyer selbst förderte 
das Lartetien-Problem in der Schweiz durch seine Entdeckung bei St. Ur- 
sanne, ebenfalls am Doubs; aber auch sein Material ist einstweilen nicht 
reich genug, als daß seiner Bestimmung näher getreten werden könnte. 


Subfam. Lithoglyphinae. 
Genus Lithoglyphus. Hartm. 


120. Lithoglyphus naticoides Pfeiff. 


Verbreitung um Basel: Kanal in Hüningen. 

Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt in der Schweiz. 

Allgemeine Verbreitung: Lithoglyphus naticoides ist als sarmati- 
sches Relict in Ost-Europa daheim. Das Tier bewohnt das Flußgebiet 
des Dnjepr, des Dniestr und der Donau von Regensburg an abwärts, ins- 
besondere auch Rumänien, Siebenbürgen, Galizien und Mähren auf der 
linken, Serbien, Bosnien und Süd-Österreich auf der rechten Seite des 
Stromes. Vereinzelte Funde sind aus Ober-Italien bekannt geworden. 
Nach Norden und Westen scheint die Art ein Areal langsam wieder 
erobern zu wollen, das sie praeglacial möglicherweise inne gehabt hat, 
Sie wird bereits von einer Anzahl räumlich weit getrennter Fundorte 
gemeldet, deren westlichste den Rhein überschritten haben. Wir kennen 


solche Vorposten vom Pregel, von der Weichsel, der Warthe, der Oder, . 


der Elbe, von der untern Spree, von Rotterdam, aus dem Rheingau, von 
Speyer und aus dem Hüninger Zweigkanal. Das Vordringen erfolgte 
meist auf passive Weise, durch Flösserei, Binnenschiffahrt und durch 
andere commercielle Unternehmungen unterstützt. 

Vertikale Verbreitung: Meines Wissens hält sich die Art aus- 
schließlich an die breite Talsohle und ans Flachland. 

Zur Lebensweise: Lithoglyphus naticoides ist eine spezifische 
Schlammschnecke; sie bevorzugt kalkreiches, stehendes Wasser und ge- 
langt von Altwässern und Kanälen aus nur mehr zur Ausnahme in den Fluß. 


a 


—»165, — 


Bemerkung: Forma alata Westerl. findet sich häufig, aber mit 
typischen Stücken vermischt. Meine Exemplare varieren in der Größe 
zwischen 8 und 10,5 mm. Die Kolonie bei Hüningen hat so spo- 
radischen Charakter, daß eine Verfrachtung durch den Rhein-Rhone 
Kanal offenbar von Straßburg her selbstverständlich erscheint. Von 
Straßburg ist die Schnecke zwar noch nicht bekannt; hat sie aber 
Speyer erreicht, so ist auch ein weiteres Vordringen rheinaufwärts 
sehr wohl denkbar. 

Der Hüninger Fundort liegt werige Dekameter von der Rhein- 
mündung des Kanals entfernt. Eine Einwanderung in den Strom wäre 
möglich, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich. 

Wie Bythinella und Lartetia ist auch Lithoglyphus ein Beleg 
für Simroths Pendulationstheorie. 


Fam. Valvatidae. 
Genus Valvata Müller. 


121. Valvata piscinalis Müller. 


Verbreitung um Basel: Schusterinsel, Rheinebene Märkt, Eimel- 
dingen, Istein. Alt Breisach. Hüninger Kanal, Ebene Neudorf, nördlich 
Rosenau. Lac des Brenets, Doubs bei Biaufond. Tümpel bei Maulburg. 

Verbreitung in der Schweiz: Valvata piscinalis ist in der typischen 
Form, oder dann als transformatio antiqua und alpestris über die 
Seen und Tümpel der ganzen Schweiz verbreitet. 

Allgemeine Verbreitung: In Europa fehlt die „gemeine Kamm- 
schnecke“ einzig Unter-Italien und dem Peloponnes. Ostwärts verbreitet 
sie sich über ganz Nord-Asien und dringt auch im gebirgigen Süden 
über den Kaukasus nach Armenien und bis in die Hochgebirgswelt 
von Kaschmir vor. 

. Vertikale Verbreitung: V. piscinalis ist eine bekannte Erscheinung 
in unsern Voralpen-Seen. Ihr konstantes Auftreten hier, in den Hoch- 
tälern des Jura, im Welebit und in andern Gebirgen, spricht für eine 
große Anpassungsfähigkeit der Schnecke an montane Verhältnisse. 
Im Lac de Joux und Lac des Tallieres treffen wir sie 1000 m hoch. 

Zur Lebensweise: Mit einiger Vorliebe zu kalkigem Wasser be- 
wohnt die Art stehende und langsam fließende Gewässer: Altwässer, 
Teiche, Gräben, Bäche, aus denen sie während des ganzen Jahres her- 
vorgeholt werden kann. Als Kiemenschnecke kommt sie selten an die 
Wasseroberfläche, weidet dafür um so eifriger die treibenden Pflanzen 
ab. Der fadenziehende Schleim, den eine ganze Anzahl von Süßwasser- 
schnecken ausscheidet, ist hier besonders auffällig. Selbst große Tiere kön- 
nen mittelst dieses Schleimes an trockenen Hölzchen aufgehoben werden. 

Bemerkung: Ich gehe mit Thiele vollständig einig, wenn er so- 
wohl V. antiqua Sow., als auch fluviatilis Colbeau und alpestris Küster 
in den Formenkreis der piscinalis einbezieht. Was das Verhältnis von 


a 
gl, 
v. „' > ey 


— 16 — 


piscinalis zu antiqua anbelangt, so scheinen diejenigen Forscher recht 
zu behalten, die letztere als eine Seeform der ersteren betrachten. 
Antiquaförmige Gehäuse fand ich auch in größern Tümpeln, und es 
dürfte nicht sehr schwer fallen, aus reichem Material eine lückenlose 
Formenreihe von .der einen Art zur andern aufzustellen. — Wird die 
ausgezogene Gehäuseform als Anpassung an den Wellenschlag gedeutet, 
so ist damit allerdings wenig gewonnen; ich überlasse es den Tausends- 
künstlern unter den modernen Biologen, solche Dinge auszuklügeln. 


122. Valvata pulchella Studer. 


Verbreitung um Basel: Schusterinsel (1 Exemplar). 

Verbreitung in der Schweiz: Die Fundorte dieser Art sind über- 
all spärlich ausgesät. In der Schweiz kenne ich folgende: Orbequelle 
(Steinmann 1 Ex.), Lac des Tallieres, Landeron (Godet), Bieler- und 
Neuenburgersee (Studer), Vierwaldstätter- und Bodensee. 

Allgemeine Verbreitung: Das allgemeine Areal ist nur ganz 
lückenhaft aufgeklärt. Es umfaßt die Schweiz, Deutschland, die Nieder- 
lande und Finnland, dann aber auch Tirol, Nord-Italien und Rumänien. 
Die Angaben sind völlig ungenügend. Vermutlich steht das Ver- 
breitungsgebiet dieser Schnecke demjenigen von piscinalis an Aus- 
dehnung nur wenig nach. 

Vertikale Verbreitung: Ähnlich wie bei piscinalis: die Orbequelle 
liegt 789 m, der Lac des Tallieres 1042 m über Meer. 

Zur Lebensweise: Valvata spulchella soll sowohl schlammige 
Tümpel und Straßengräben, als auch stark fließende Bäche bevölkern. 
Sie gehört zu den seltenen Arten. 

Bemerkung: Mein Material ist unzureichend, um das Verhältnis 
der Art zu piscinalis endgültig zu beurteilen. Zahlreiche Gehäuse aus 
dem Mindelsee bei Radolfszell, die ich der Güte des Herrn Graeter ver- 
danke, zeigen allerdings eine enge Verwandtschaft nach dieser Seite 
und weisen zahlreiche Übergangsformen auf. Die Weite des Nabels ist 
sehr variabel; was sie anbelangt, läßt sich mühelos eine Formenreihe auf- 
stellen von pulchella bis piscinalis. Ich habe in Fig. 11 drei Stadien ge- 


Kirsll: 


— 197 — 


zeichnet. Damit geht aber die entsprechende Veränderung der Gehäuse- 
höhe nicht immer parallel, und es ist einstweilen eine etwas akademische 
Behauptung, pulchella als Endglied in der Formenreihe antiqua- 
piscinalis-depressa hinzustellen. Dies ist auch der Grund, warum ich 
diese Art noch separat behandle. Immerhin erhält der Einigungs- 
gedanke durch die Seltenheit und das sporadische, unvermittelte Vor- 
kommen von V. pulchella einerseits und durch ihre große allgemeine 
Verbreitung andrerseits eine Stütze. 


123. Valvata cristata Müller. 


Verbreitung um Basel: Rheinebene Märkt-Istein (oft an Limno- 
philiden-Gehäusen), Freiburg. Rheingenist, Neudorf, Michelfelden, Fisch- 
zuchtanstalt. Mülhausen. Bach zw. Hilfspital und Hegenheim. Birsufer 
St. Jakob (wohl angeschwemmt). Inzlinger Weiher. 

Verbreitung in der Schweiz: Der Art sind nur vertikale Grenzen 
gesteckt; sie fehlt nördlich und südlich der Alpen nirgends auf weite 
Strecken. 

Allgemeine Verbreitung: Mit Ausnahme der Länderstriche südlich 
vom 42.°n.Br. ungefähr bevölkert die „flache Kammschnecke‘‘ wohl ganz 
Europa. Ihr Areal reicht zudem weit über den Ural hinaus und um- 
faßt ganz asiatisch Sibirien bis nach Kamtschatka im Osten und zum 
Altai im Süden. 

Vertikale Verbreitung: Zschokke nennt den höchsten alpinen 
Fundort bei 1660 m Höhe (Stelversee). Das Leben feiert auch bei 
den Valvatiden seine schönsten Triumphe durch das Volk der Kleinen 
und Kleinsten. 

Zur Lebensweise: Valvata cristata bewohnt stehende Gewässer 
jeder Art, selbst Torfmoore; sie ist lebend am ehesten an der Unter- 
seite von Wasserpflanzen (Ceratophyllum, Alisma) zu erbeuten. Ihrer 
Kleinheit wegen wird sie leicht übersehen oder als unfertige Teller- 
schnecke bei Seite gelegt. 

Bemerkung: Unter dem Mikroskop ist mitunter eine zierliche 
Längs- und Querrippung zu erkennen. 

Meine stattlichsten Gehäuse erreichen 3,5 mm Durchmesser. 


b) Aspidobranchiata. 


Fam. Neritinidae. 
Genus Neritina Lam. 


124. Neritina fluviatilis L. 


Verbreitung um Basel: Kanal bei Hüningen (Basler Museum). 
Verbreitung in der Schweiz: Meines Wissens hat diese Schnecke 
schweizerischen Boden noch nicht betreten. 


— 168 — 

Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser „Schwimmschnecke‘“ 
läßt sich einfacher negativ umschreiben. Es sind drei getrennte Bezirke, 
denen die Art in Europa fehlt, nämlich zunächst das alpine Hochland 
und dann der Süden der drei Mittelmeer-Halbinseln. In Zentral-Europa 
dürfte bezüglich der Verbreitung die Intensität der Strömungen den. 
Ausschlag geben. Den reißenden Oberläufen des Rheines, der Rhone 
und andrer alpiner Gewässer fehlt die Art. Ihr Vordringen nach 
Hüningen verdankt sie dem Kanal, diesem endlosen, langweiligen 
Tümpel. Nach Süden werden die Pyrenäen wenig überschritten; in 
Italien konstatieren wir die Schnecke in Toscana und auf Sardinien, 
auf der Balkanhalbinsel noch in Albanien. — Aber auch der höchste 
Norden wird gemieden, so das arktische Rußland und Norwegen, so- 
wie Nord-England. — Von Süd-Rußland dehnt Neritina ihr Gebiet 
auch über den Kaukasus und Armenien aus. Die Ostgrenze, die 
jenseits des Ural zu liegen kommt, ist noch unbekannt. | 

Vertikale Verbreitung: N. fluviatilis hält sich im allgemeinen 
ganz an das Tiefland. Einige Ausnahmen mögen durch die Bäche 
und Flüsse des Kaukasus, des Welebit, der apuaner- und französischen 
Alpen, der Pyrenäen und andrer Gebirge geltend gemacht werden. 
Einzelheiten kenne ich nicht. 

Zur Lebensweise: Die Art bevorzugt größere, ruhigere Gewässer, 
die ihr das Dasein durch grobes -Geschiebe nicht verunmöglichen. Auch 
scheint ihr ein gewisses Minimum an Kalkgehalt unentbehrlich zu sein. 
Sie soll, ähnlich wie Ancylus, an den Steinen herumkriechen. 

Bemerkung: Die nächsten Fundorte im Flußgebiet des Rheines 
treffen wir bei Straßburg, an der Mosel (noch oberhalb Metz), am Main, 
bei Mannheim und den Neckar hinauf bis Heidelberg. Eigentümlicher- 
weise nennt sie Gyßer auch von Überlingen, während sie Clessin aus 
dem Bodensee nicht kennt. 

Die Basler Funde stammen von Peter Merian aus dem Jahre 1869; 
seither ist die Art kaum wieder gefunden worden. Es ist also zum 
mindesten fraglich, ob sie sich bei uns tatsächlich festgesetzt hat. 
Wahrscheinlicher ist, daß die Kolonie im Hüninger Kanal dank der 
öligen und ungesunden Beschaffenheit des Wassers längst wieder 
eingegangen ist. Die ca. zehn Gehäuse sind, wenn man ihnen auch 
einige Strapazen wohl anmerkt, gut erhalten und besitzen einen größten 
Durchmesser von nur 10 mm. 

Im übrigen verrät N. fluviatilis entschieden die Tendenz, große 
Gebiete nördlich der Alpen, die sie praeglacial schon inne gehabt 
hat, wieder zu erobern. 


37 


Zoogeographischer Teil. 


Zur Charakteristik des hier berücksichtigten Faunen- 
gebietes. 


Schon ein Blick auf die Landkarte dürfte jedem kundigen Auge 
genügen, um die geographische und faunistische Bedeutung Basels in 
ihren Hauptzügen zu erkennen. Nicht nur bildet‘ das Stromknie eine 
sehr augenfällige Grenze zwischen dem Ober- und Mittelrhein, nicht 
nur verspricht die Lage am einen Ende der großen Wasserstraße, die 
vom Meere bis ins Herz Europas führt, oder, früherer Zeiten gedenkend, 
seine Lage am obern Rande des Mainzer Beckens, Anregung und Auf- 
schluß für manches weittragende Problem, nicht nur läßt die Nähe 
der burgundischen Pforte einerseits und die Stellung Basels auf der 
Grenze zwischen alpinem und borealem Gebiet andererseits manche 
faunistische Überraschung erwarten, sondern auch die topographische 
Gliederung und der ganze geologische Aufbau dieses kleinen Areals 
sind so mannigfaltiger Art und so wechselvoll, daß es stets für den 
Zoologen sowohl, als für den Botaniker und Geologen eine dankbare 
und lohnende Aufgabe sein wird, der großen Rheinecke sein Interesse 
zuzuwenden. Welche Gegensätze liegen nicht schon in dem weiten 
flachen Tal des Rheines mit seinen diluvialen Schotter-Ebenen und 
jungtertiären Sedimenten einerseits, und den dunkeln Randgebirgen 
rundum andererseits. Und letztere wiederum zeigen nichts weniger 
als ein einheitliches Bild. Altkrystalline Gesteinsmassen wetteifern mit 
jurassischen und triasischen Formationen in der Bereicherung der Land- 
schaft und bieten dem Wanderer auf Schritt und Tritt eine Fülle von 
Naturschönheiten. 

Und gerade diese orographischen Faktoren im Verein mit ihren 
physikalischen und chemischen Eigentümlichkeiten sind von größter 
Wichtigkeit bei der Beurteilung micro-zoogeographischer Fragen, hängt 
doch die Zusammensetzung jeder Fauna ganz wesentlich ab von der 
Beschaffenheit des Bodens, von’ der Vegetation, von den hydrogra- 
phischen und klimatischen Verhältnissen einer Gegend. Das zeigt sich 
denn auch deutlich schon in dern engbegrenzten Faunengebiet, das 
hier auf seinen Schneckenbestand hin untersucht worden ist. Trotz 


—. 170° — 


seiner geringen Ausdehnung läßt es sich unschwer in mehrere scharf- 
umschriebene Bezirke gliedern, die in ihrer natürlichen Eigenart den 
Bedürfnissen des Schneckenlebens ganz verschieden entgegenkommen. 
Diese Gliederung ist um so ungezwungener, als sie sich ganz mit der 
topo- und petrographischen deckt. Wir können nämlich auch vom Stand- 
punkt des Malakologen unserer Betrachtung folgende geographische 
Einteilung wohl zugrunde legen. 


1. Das Rheintal oberhalb und unterhalb der Stadt. 

2. Der Jura. 

3. Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich von Basel. 

4. Die Juratafeln am Rand der Rheinebene und das Muschel- 
kalkgebiet (Dinkelberg). 

5. Das Urgesteingebiet. 


Dabei handelt es sich aber in der Hauptsache um quantitative 
Unterschiede, die eine solche Gruppierung rechtfertigen, und es läßt 
sich auf der andern Seite nicht bestreiten, daß, sobald wir absehen 
von rein lokalen Eigentümlichkeiten und ganz individuellen Zügen, eine 
große Einheitlichkeit unsere Gastropodenfauna beherrscht. Diese Ein- 
heitlichkeit wird bedingt durch die Zugehörigkeit der großen Mehrzahl 


unserer Schnecken zur nördlichen sog. borealen Zone, die vielleicht 


in unserem Fall eher eine borealalpine genannt werden muß, indem 
sich hier, dank der geographischen Lage der Nord-Schweiz, Zuschüsse 
von beiden Seiten innig mischen, die scharfe Grenze zwischen Ge- 
birge und Nordland selbst völlig verwischend. Neben diesem mächtigen 
Grundstock an einheimischen Formen nimmt sich das Häuflein fremd- 
artiger, südlicher Elemente, das jenem entgegengestellt werden kann, 


bescheiden aus und läßt keinen Zweifel darüber bestehen, daß es sich . 


bei unsern mediterranen Arten meist um junge Einwanderer handelt, 
die teilweise heute noch einen ganz sporadischen Charakter an sich 
tragen. Diese zoogeographischen Verhältnisse sollen jedoch in anderem 
Zusammenhang näher untersucht werden. 

Es erübrigt mir noch zu bemerken, daß bei der vorliegenden 
Untersuchung die Vogesen außer acht gelassen wurden, einerseits um 
ein zu starkes Anwachsen des Stoffes zu vermeiden, andererseits, um 
einer überflüssigen Zersplitterung der Kräfte vorzubeugen, indem den 
Gastropoden jenes Grenzgebirges in neuerer Zeit bereits von reichs- 
ländischer Seite volle Aufmerksamkeit geschenkt wird. 


I. Das Rheintal. 


Wird Basel als Grenzstein zwischen dem Ober- und dem Mittel- 
rhein betrachtet, so läßt sich diese Annahme nicht nur rechtfertigen 
durch die plötzliche Richtungsänderung im Gesamtverlauf des Stromes, 
sondern auch — und das ist für den Limnologen wichtiger — durch 
die Beschaffenheit der Ufer. Oberhalb der Stadt, längs des Rhein- 


ve 


Fer x 
5 


— 171 


abschnittes, den man auch den jurassisch-schwarzwäldischen nennen 
könnte, zeigt das Strombett scharfe Linien, und oft zwängt sich das 
wilde Wasser zwischen engen Ufern durch, ohne Zeit zu finden, 
dieselben zu benagen. In eiligem Laufe werden die Kalkbänke pas- 
siert, und häufig ist an hohen Schotterhalden ersichtlich, was die Kraft 
des Stromes vermocht hat. . Altwässer und stille Buchten suchen wir 
in diesem letzten Abschnitt des Oberrheines meist vergebens, und wir 
dürfen mit Bestimmtheit die entsprechenden Konsequenzen für den 
Bestand an Süßwassermollusken erwarten. Einigermaßen ist zwar 
Ersatz geboten durch das reiche Kanalnetz, das die Bächlein und 
Wässerlein ausbeutet, die von den Hängen in die einmal hüben, ein- 
mal drüben sich ausdehnende Ebene niederrinnen. Aber diese ver- 
hältnismäßig kleinen Wasserbehälter beherbergen doch nur eine ziemlich 
arme Fauna an Süßwasserschnecken und entbehren all jener stattlichen 
Formen, deren Gedeihen an das Vorhandensein stattlicher Wasser- 
behälter gebunden zu sein scheint. Einige kleine Limnaeen der Unter- 
gattungen Radix und Fossaria und etwa Planorbis albus, dann Pisidien 
und andere kleine Bivalven beleben in der Hauptsache die Gräben. 
Schon Bythinia tentaculata ist selten, obschon sie oberhalb Basel noch 
im Rheine selbst vorkommt. Etwas reicher stellt sich die Landfauna 
dar. Die Riparier, Wiesen- und Buschschnecken, die überall im Flach- 
land auftreten, liefern auch hier das Hauptkontingent, wobei sich mit 
zunehmender Annäherung an den Strom mehr und mehr auch An- 
schwemmungen geltend machen. Zu den häufigeren Erscheinungen 
gehören die Succineen, Zonitoides, Hyalina, Vallonia, Fruticicola, Patula 
rotundata, Cochlicopa, Carychium, Pupilla muscorum, Isthmia minu- 
tissima und andere kleine teils hygrophile, teils eurytherme Arten. 
Kaum hat der Strom die letzten Häuser der Stadt hinter sich, 
so stellt er sich in seiner Uferbildung in scharfen Gegensatz zum 
Oberrhein. Mit der nahen Klybeck- und Schusterinsel beginnt noch 
auf Schweizerboden eine Erscheinung, die sich weit über unser Faunen- 
gebiet hindäus verfolgen läßt. Zu beiden Seiten des Stromes reiht sich 
Altwasser an Altwasser, Tümpel an Tümpel, Sumpf an Sumpf, und 
wir begegnen hier einer Unmasse von Kleingewässern, die sich inso- 
fern unter einen Gesichtspunkt rücken lassen, als sie alle in unmittel- 
barer Abhängigkeit vom Rheine stehn, sei es durch offene Wasser- 
tore, sei es durch unterirdische Kommunikation. Ihre ganze Existenz 
und mehr noch das Wohlergehen all ihrer Lebewesen hängt in hohem 
Maße ab vom Wassergehalt des nahen Stromes und ist besonders 
seit der Regulierung seines Bettes häufig gefährdet. Da der Pegel- 
stand außerordentlichen jährlichen Schwankungen unterworfen ist, 
stellt sich das Leben all dieser Tümpel- und Altwässerbewohner ohne- 
hin dar als eine ununterbrochene Kette von Sorgen. Seltener droht 
Gefahr durch Überschwemmung, wobei die Tiere aus ihren üppigen 
Winkeln herausgespült und fortgetragen werden. Häufiger tritt das 
Wasser stark zurück, und der Naturfreund, der jene weltverlassenen 


Be 


Gebiete durchwandert, gewahrt am Gekröse unter seinen Füßen, daß 


er Boden begeht, über dem sich kürzlich noch hunderte von Limnaeen 


ihres Lebens freuten. Mehr als es früher zutreffen mochte, gehen 


heute alljährlich zahllose Süßwasserschnecken hier zugrunde und 
verpesten durch rasche Verwesung die an sich schon drückende Luft. 
In erster Linie ist dafür natürlich die Rheinregulierung verantwortlich 
zu machen, die eine unerwartete Zunahme der Stromgeschwindigkeit 
zur Folge hatte. Schnell eilen die Fluten von dannen, und zahlreiche 


Buchten, die in ihrer unberührten Ursprünglichkeit das Auge entzückten, 


fallen mehr und mehr der Glut der Sonne anheim. Die unbedeutenden 
Vorteile, welche aus der Errichtung von Dämmen und Wällen dem 
Molluskenleben erwuchsen, stehen in keinem Verhältnis zu dem furcht- 
baren Sterben, dessen Zeuge der Zoologe in jenen Gebieten sein muß. 
Selten entgehen die Tiere dem Verhängnis, indem sie sich in den 
schlammigen Boden einbohren; besten Falles werden sie zwischen die 
Blätter und Algenfäden der Wasserpflanzen eingepackt, die ihnen in 
guten Tagen Nahrung und Obdach in Fülle boten. Aber nur einem 
schnellen Tode vermögen sie so zu entgehn, der langsame mag um so 
qualvoller sein. In der Regel besteht der einzige aktive Rettungsversuch 
im Rückzug ins Gehäuse; aber die Widerstandskrait der Tiere ist ge- 
brochen; durch das gräßliche Überhandnehmen der Sporozysten und 
Cercarien gewisser Trematoden nehmen sie schließlich alle ein Ende 
mit Schrecken. — Die Buchten und Altwässer werden umrahmt von 
hohem Weidengebüsch und knorrigem Kleinholz aller Art, das im 
Sommer seinen spärlichen Schatten, im Herbst sein Laub aufs Wasser 
wirft. Mächtige Phragmitesbestände verraten die Nähe flacher Tümpel; 
Juncus und Binsen aller Art schwanken im Winde, der beständig über 
die Ebene streicht. Zarte Ranunkeln, Hippuris- und Myriophylium- 
Sprosse ragen aus dem Wasser hervor und zeugen von einer üppigen 
Flora; die flachen Blätter von Potamogeton bedecken oft förmlich 
die Pfützen. Weithin leuchten die roten Beeren des Sanddorns und 
erinnern uns daran, daß wenige Schritte landeinwärts die"idyllischen, 
freundlichen Bilder ein Ende nehmen, um großer, steppenartiger Weite 
Raum zu geben. — Im Gegensatz zum Rheingebiet oberhalb der Stadt 
sind es hier besonders Limnaea stagnalis, palustris und auricularia, 
die das Feld behaupten. Aber auch die Gattung Planorbis tritt uns 
vielgestaltiger entgegen, und Valvata und Bythinia kommen zu reicher 
Entfaltung, von den Bivalven ganz abgesehen, die auf der ganzen Linie 
üppig gedeihen. 

Von dieser hier besprochenen Sorte von Klein- oder Strand- 
gewässern kann eine zweite, mehr landeinwärts gelegene wohl unter- 
schieden werden. Es handelt sich um die Quelibäche und klaren 
Wasserläufe, die teilweise in den känozoischen Höhen im Westen 
Basels ihren Ursprung nehmen und meist nach kurzer Wanderschaft 
im Rheinschotter versickern; nur ausnahmsweise werden sie von Zu- 
flüssen so geäufnet, daß sie ihr Dasein länger behaupten können. Sie 


— 13 — 


werden vom eigentlichen Ufergebiet des Rheines durch die scharfe 
Linie des Hüninger Zweigkanals getrennt, der nur ganz selten von 
Bächen, die dem Strom zustreben, gekreuzt wird (Aquaduct bei der 
Stichmühle). Seltener treten diese saubern Wässerlein erst in der 
Ebene zutage und sprudeln dann etwa am Fuß einer Schotterterrasse 
als kleine Stromquellen oft von ganz ansehnlichen Dimensionen hervor, 
um jedoch bald das Los der andern zu teilen. 

Diese zweite Gruppe von Gewässern führt, dank ihrer Herkunft 
und Strömung, in der Regel kühles, frisches Wasser und ermangelt 
meist all der Süßwasserschnecken, die einen gewissen Grad von Ruhe, 
Insolation und Stagnation zu ihrem Gedeihen bedürfen. Nur da, wo 
sich stattliche Weiher und Tümpel ausbreiten (Fischzuchtanstalt, 
Michelfelden), finden wir die großen Limnaeen, gewisse Planorben 
und Valvaten in üppiger Blüte. Aber auch einige positive Züge 
charakterisieren die Gegend links vom Kanal; Limnaea ovata und 
peregra überwiegen, Bythinia und Succinea nehmen überhand und neu 
treten hinzu: Vivipara contecta, Bythinia leachii, Planorbis corneus, 
Physa acuta und Aplexa hypnorum. Wenn auch auf das Vorkommen 
solcher Formen gerade an diesem Punkt des Faunengebietes kein all- 
zu großes Gewicht gelegt werden darf, so kennzeichnet es doch die 
faunistische Eigenart jener Gewässer, die in ihrer Abgeschlossenheit 
selbst Anstoß zu Varietätenbildung geben könnten. Es dürfte sich 
wohl lohnen, eine einheitliche biologische Untersuchung jener Lebens- 
gemeinschaiten an die Hand zu nehmen. 

Eine eigentümliche Fälscherrolle in unserer einheimischen Fauna 
spielt der Hüninger Kanal. Nicht wenige Zuzügler haben diese 
- langweilige Wasserader benützt, um neues Land zu erobern. Ob sie 
wirklich stationär geworden sind, ist jedoch sehr zu bezweifeln. Das 
unreine, ölige Wasser mit seinen wunderbar in allen Farben leuchtenden 
und doch so widerlichen Fettaugen dürfte den empfindlichen Fremd- 
lingen allzubald zum Verderben gereichen. Es ist mir nicht gelungen, 
die vor 50 Jahren entdeckte Neritina fluviatilis und die vor kurzer Zeit 
ebenfalls erbeutete Dreissensia wieder zu finden. Dafür wurde meine 
“Nachforschung im Kanal durch Lithoglyphus naticoides belohnt, der 
hiemit zum erstenmal aus Basels Nähe gemeldet wird. Auf die reiche 
Ausbeute an Sphaeriiden kann hier nicht weiter eingetreten werden; 
sie bilden mit den andern Bivalven der Umgebung Basels Gegenstand 
einer besondern Arbeit. 

Über die Landschnecken ist obigen Bemerkungen wenig mehr 
beizufügen. Das Vorherrschen von Xerophila ericetorum deutet auf 
das Vorhandensein eines milden Klimas hin, eine Erfahrungstatsache, 
die noch durch andere Vorkommnisse (Xerophila obvia, Charthusiana; 
Chondrula quadridens, tridens, Bul. detritus etc.) gestützt wird. Die 
orographische Eintönigkeit, die große Trockenheit und hohe Temperatur, 
sowie die steppenartige Flora und die sie häufig verdrängende Boden- 
kultur gestalten die Rheinebene großenteils zu einem dem Schnecken 


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leben wenig zusagenden Gebiet. Eine reichere Entfaltung desselben 
ist nur am Rande der Ebene und längs des Stromes zu bemerken, 
der im Lauf der Zeit schon gar manches Tierlein heruntergetragen 
und im Flachland abgesetzt und angesiedelt haben mag (vergl. die 
Arten-Verzeichnisse). 


Il. Der Jura. 


Haben wir in der Rheinebene eine Landschaft kennen gelernt, die 
zwar der Entwicklung von Wasserschnecken zahlreiche Vorteile bietet, 
die aber in ihrer Einförmigkeit und beim völligen Mangel gebirgs- 
bildender Momente dem Gedeihen von Landschnecken um so weniger 
förderlich ist, so finden wir im Jura eine geographische Einheit, in 
der das Verhältnis der Entfaltungsmöglichkeiten von Wasser- und 


Land-Gastropoden gerade umgekehrt ist. Das Kalksteingebirge mit 


seinen waldigen Rücken und lieblichen Mulden, mit seinen romantischen 
Steilabfällen und schroffen Flühen, mit seinen luftigen Weiden und hoch- 
ragenden Gipfeln, läßt vom Standpunkt terrestrischerSchnecken wenig zu 
wünschen übrig an Reichhaltigkeit der Wohngelegenheiten, an günstigen 
ökonomischen Verhältnissen überhaupt. Für Trockenheit und Wärme 
liebende Arten bietet es steile Abhänge und Felszinnen der Sonne 
dar; daneben finden in tiefen, schluchtenartigen Hochtälern und Klusen 
feuchtigkeitsliebende und kühlebedürftige Formen prächtige Unterkunft, 
und wenn sich besonders in höheren Lagen nicht dann und wann 
eine große Wasserarmut empfindlich bemerkbar machen würde, so 
dürfte man den Jura in seiner Gesamtheit zu einem Schneckenparadiese 
proklamieren. Daß es vor allem der Kalk ist, durch den die für 
schalentragende Mollusken so vorzüglichen Qualitäten dieses Ge- 
birges bedingt sind, ist klar. Man braucht nur die Molasselandschaften 
des Mittellandes oder die Silikatgebirge des Schwarzwaldes zu durch- 
streifen und auf ihren Molluskengehalt zu prüfen, um davon über- 
zeugt zu sein, daß kein Substrat dem Schneckenleben auch nur an- 
nähernd die Vorteile zu bieten vermag, wie der Kalkboden. Dabei 
ist besonders auch der Möglichkeit direkter Kalkaufnahme zu gedenken, 
da tatsächlich nur wenige Schnecken imstande sein dürften, die nötige 
Ration dieses schalenbildenden Materials einzig den Nährpflanzen 
zu entnehmen. Die reiche Felsbildung, die Geröll- und Schutthalden, 
bieten dem nagenden Kiefer alles Wünschenswerte, und wir sind nicht 
erstaunt, gerade hier die Gastropodenfauna in voller Blüte zu treffen. 
Wird das Belecken von Erde und Stein durch starken Blätterfall und 
mächtige Humusbildung jedoch verunmöglicht, so begegnen wir, wie 
paradox es klingen mag, der bemerkenswerten Tatsache, daß Schnecken 
in den Wäldern des Jura an Kalkmangel degenerieren. Die Schnecken- 
armut in dichten Wäldern ist offenbar in dieser ökologischen Erschei- 
nung begründet. Der Conchyologe weiß wohl, daß er im dichten Buchen- 
walde mit einigen Clausilien und Fruticicolen vorlieb nehmen muß. 
Daß er aber überhaupt noch etwas findet, zeigt schon deutlich die 


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— A755 — 


ungleiche Empfindlichkeit. der verschiedenen Arten gegen Kalkarmut. 
Auch in unserer Fauna, begegnen wir einer Schar von Schnecken, die 
auf das Vorhandensein kalkigen Gesteins vollständig angewiesen ist. 
Dies gilt beispielsweise von: 


Pyramidula rupestris. Buliminus detritus. Modicella avenacea. 
Fruticicola hispida. Caecilianella acicula. Isthmia minutissima. 
Fruticicola rufescens. Orcula dolium. Clausilia corynodes. 
Fruticicola strigella. Pupa frumentum. Pomatias septemspirale. 
Xerophila ericetorum. Pupa secale. Ericia elegans u. a. m. 


Xerophila candidula. 


Sie alle verlassen nur ausnahmsweise die zusagende Unterlage. 
Viele unter ihnen sind zugleich typische Felsen- und Mulmbewohner, 
denen sich folgende, wenn nicht gerade kalkstete, so doch kalkholde 
Schutthaldenformen anschließen: Vitrina pellucida, Hyalina cellaria, ni- 
tens, draparnaldi, Euconulus fulvus, Patula rotundata, Vallonia costata, 
Chilotrema lapicida, Isognomostoma personatum, Buliminus obscurus 
und Clausilia parvula, dann auch Cochlicopa lubrica, Xerophila erice- 
torum, Pupilla muscorum, Sphyradium edentulum, Vertigo pusilla und 
Acme lineata, von denen die einen wiederum sonnige Randfelsen, die 
andern mehr schattiges moos- und mulmbedecktes Gerölle vorziehen. 

Es ist aber nicht allein der Kalkgehalt an sich, der im Jura das 
Schneckenleben begünstigt. Die mit der geognostischen Beschaffenheit 
des Bodens in engem Zusammenhang stehenden Struktur- und Lagerungs- 
verhältnisse schaffen ihrerseits in dem dysgeogenen Gestein eine Fülle 
bequemer Schlupfwinkel, welche die Tiere sowohl der Sorge um ein 
geeignetes Winterquartier, als der Angst vor Trockenheit und Hitze 
entheben. Die vielfach zerklüfteten, rissigen Felsen, die mit großen 
und kleinen Steintrümmern reich besäten Halden und Gelände und die 
damit eng verknüpften Vegetationsverhältnisse sind nicht weniger be- 
deutungsvoll für eine gedeihliche Entwicklung der Gastropoden im 
Jura. — Wenn ich in diesem Zusammenhang der Flora gedenke, so 
geschieht es vor allem im Hinblick auf ihre Eigenschaft ais Reglerin 
der Witterungsextreme. Bei dem großen Wechsel von Temperatur 
und Feuchtigkeit, dem die Mollusken des Jura allzeit ausgesetzt sind, 
und der sich häufig in den bei Lebzeiten schon verwitternden Ge- 
häusen wiederspiegelt, schafft die Pflanzendecke einen unentbehrlichen 
Ausgleich, dessen Mangel da am grellsten empfunden wird, wo die 
Flora zurücktritt und wo die Launen des Klimas ihren Höhepunkt er- 
reichen, nämlich an kahlen Südhalden. Es zeigt sich in der Tat ein 
sehr auffälliger Unterschied im Molluskenbestand der Nord- und Süd- 
hänge unserer von West nach Ost streichenden Juraketten. Der 
Schneckenbestand am vegetationsreichen, kühlen Nordabhang sticht 
in seiner Üppigkeit scharf ab gegen die qualitativ und quantitativ oft 
geradezu armseligen Populationen der südlich exponierten Seite. Ab- 
gesehen von der erforderlichen Resistenzerhöhung gegen intensiven 


— 16 -— 


Temperaturwechsel, der sich bei dem schneefreien und von Bäumen 
oft großenteils entblößten Boden viel schroffer kundgibt, als auf der 
bewaldeten, lange verschneiten Nordseite, müssen sich Südhaldentiere 
auch mit einem ganz hervorragenden Minus an Feuchtigkeit zurecht- 
finden. Der Wassergehalt des Bodens, der im höhern Jura ohnehin 
zu wünschen übrig läßt, ist bei südlicher Exposition in der Regel be- 
denklich klein. Die Schnecken jedoch, die wir hier vorfinden, und die 
sich meist durch den Besitz eines soliden und gebleichten Gehäuses 
auszeichnen, halten der strahlenden Sonnenwärme und der Trocken- 
heit in einer Weise stand, die uns erstaunen macht ob dem schranken- 
losen Reichtum an Anpassungs-Möglichkeiten bei so einfachen unseg- 
mentierten Geschöpfen. An Südhalden treffen wir regelmäßig: 


Vallonia costata. Xerophila ericetorum. Buliminus detritus. 
Fruticicola sericea.. Xerophila candidula. Pupa frumentum. 
Helix pomatia. Chondrula tridens. Pupa secale. 


In beschränktem Grade und mehr in losem Gebüsch leben hier 
aber auch Hyalina radiatula, Eulota fruticum, Tachea nemoralis, Cochli- 
copa lubrica u.a. 

Fallen auf der Nordseite die den Südhalden eigenen physikali- 
schen Extreme dahin, so erfährt hier das Klima. noch eine weitere 
Regulierung. Durch die großen Waldbestände, die Ketten- und Tafel- 
jura in gleicher Weise bedecken, wird in bezug auf Temperatur und 
Feuchtigkeit eine bedeutend höhere Konstanz erzielt. Ein hohes 
Gleichmaß der Temperatur ist für den Laubwald und für seinen 
Moos- und Mulmboden geradezu charakteristisch. Erwärmung und Ab- 
kühlung schreiten hier nur sehr langsam voran, und die stets währende 
Verdunstung im Unterholz wie in den Baumkronen wirkt im Sommer 
so sehr erfrischend, daß sich die mittlere Jahrestemperatur derjenigen 
freier Höhen nähert. Während des Winters aber macht sich die Zer- 
setzungswärme des Humus dermaßen geltend, daß wir, selbst unter 
Schnee verborgen, ein reiches Tierleben wahrnehmen können, das 
durch keinen Frost beeinträchtigt wird. Der Wohnung entsprechend 
sind auch die Bewohner, all die terri-, humi- und muscicolen Schnecken, 
in ihrer Gesamtheit charakterisiert durch das Bedürfnis nach konstanten 
und niederen Temperaturen, und es kann nicht sehr befremden, wenn 
unsere Waldregion in bezug auf ihren Gastropodenbestand den Breiten 
Lapplands und Nord-Rußlands gleichkommt, ist doch hier wie dort die 
mittlere Jahrestemperatur 5-10°C. niedriger als im Freiland unserer 
großen Täler. So finden wir heute inmitten blühender Kultur. klima- 
tische Verhältnisse, wie sie während der Eiszeit in Nord- und Zentral- 
Europa allgemein herrschend sein mochten, und der Gedanke an ein 
Refugium für Glacialrelikte drängt sich unwillkürlich auf. Es sind vor 
allem die Hyalinen, Vitrinen, Fruticicolen, die kleinen Pupen aus dem 
Genus Vertigo und die Clausilien, die in ihrer Mehrzahl ein lichtscheues 
Leben im kühlen Waldesgrunde führen. 


— 117° — 


Wie bereits angedeutet wurde, weist der Jura eigenartige hydro- 
graphische Verhältnisse auf. Das reichlich fallende Wasser sickert 
überall durch Spalten und Klüfte schnell zur Tiefe. Die hochgelegenen 
Längstäler weisen gewöhnlich nur kleine Bäche und Rinnsale auf, die 
von den mergeligen Comben spärlich hernieder rinnen und sich all- 
mählich oder mitunter auch plötzlich im Boden veriieren. Weiter 
unten treten sie dann als kräftige, sekundäre Quellen wieder hervor, 
so daß sich im Gegensatz zur Höhe im Tale häufig ein Reichtum an 
Wasser konstatieren läßt. Diese rasche Entwässerung des Gebirges 
macht sich zunächst in seiner Vegetation bemerkbar. Auf der mit 
Humus vermischten Masse unverbundener Steinsplitter gedeiht nur 
ein dünner Rasen mit schmächtigen Kräutern und knorrigem Busch- 
werk; der Laubwald lichtet sich, und der Tannenwald, der schon aus 
Mangel an genügender Nahrung von den meisten Schnecken ge- 
mieden wird, greift weiter um sich. In Parenthese seien hier die 
Arten angeführt, die ich im Nadelwald vereinzelt sammelte; es sind 
folgende: 


Hyalina nitens. Fruticicola villosa. Tachea sylvatica. 
Patula rotundata. Arianta arbustorum. Pupa secale. 
Fruticicola incarnata. Chilotrema lapicida. Clausilia dubia. 


» sericea. Helicodonta obvoluta. »  laminata. 


Neben dem langen und strengen Winter, der für die Mollusken eine 
Verkürzung der Fraßperiode bedeutet, dürfte nun aber vor allem die große 
Trockenheit und die damit kausal verbundene Eigenart der Vegetation 
in Betracht kommen, wenn für die häufig beobachtete Reduktion der 
Gehäusedimensionen im höheren Jura eine Erklärung versucht werden 
soll. Das Gute, das den Gehäuseschnecken aus dem Dasein des Kalkes 
erwächst, würde so wenigstens teilweise paralysiert durch die große 
Trockenheit, die das stark Wärme absorbierende Gestein kennzeichnet. 

Der eben skizzierte Werdegang der jurassischen Stromquellen hat 
auch noch weitere faunistische Konsequenzen. Die unterirdischen Gänge 
und Wasseradern mögen zunächst die lichtscheuen, in Felsspalten ver- 
borgenen Tiere etwa zu einem Vorstoß in die Tiefe veranlassen, um 
so mehr, da manche dieser terricolen Formen (Daudebardia, Hyalina 
cellaria, Pupilla, Caecilianella u. a.) in ihrer Lebensweise tatsächlich 
einen Übergang zum Troglodyten darstellen. Daß das Gebirge an 
Höhlen sehr reich ist, weiß hierzulande jedes Kind, und die Lartetien- 
funde, die bereits von verschiedenen Punkten gemeldet werden, scheinen 
die Annahme eines sehr beachtenswerten cavicolen Tierbestandes im 
Jura zu bestätigen. Wie im süddeutschen Jura und Muschelkalk, so 
wird sich auch für unsere jurassischen Lartetien eine viel weitere 
Verbreitung herausstellen, als sie für diese einstweilen sehr seltenen 
und lokalisiert erachteten Höhlentiere allgemein angenommen wird. 

In allgemein malakogeographischer Hinsicht stellt der Jura, soweit 
er bei der vorliegenden Untersuchung in Betracht kommt, ein Gebiet 


12 


— 178 — 


von ziemlicher Einförmigkeit dar. Er kann in seiner Gesamtheit auf- 
gefaßt werden als eine Verbindungsbrücke und Völkerstraße, dievon den 
Alpen hinüberführt in die süddeutschen Bergländer. Die rein alpinen 
Elemente jedoch, die wir im Untersuchungsgebiete treffen, zeigen meist 
schon weiteste Verbreitung. Es sei z. B. erinnert an Fruticicola eden- 
tula, Fr. villosa, an Tachea sylvatica, Orcula dolium, Sphyradium eden- 
tulum, Vertigo alpestris, Clausilia fimbriata u.a. Einzig Patula rude- 
‚rata, Helicodonta holoserica, Clausilia orthostoma und etwa noch Fruti- 
cicola unidentata zeigen ein sporadisches Auftreten, das sie zu Fremd- 
lingen stempelt in unsern Wäldern. Die Erforschung des ganzen Wald- 
gebirges ist aber noch zu wenig gediehen, als daß auf Grund alpiner 
Eindringlinge, bezw.Relikte, eine regionale Gliederung versucht wer- 
den dürfte. 

Mit größerer Berechtigung ließen sich Marksteine setzen im 
Hinblick auf die Verbreitung südlicher, mediterraner Arten, die vom 
lemanischen Tor aus den Südabfall des Jura gewinnen. Wir haben 
aber mehrfach gesehen, daß auch von anderer Seite der Vormarsch 
dieser wärmebedürftigen Tiere geglückt ist, und daß die jurassische 
Fauna auch vom Rheintal und der burgundischen Pforte her südlichen 
Zuwachs gewärtigt. Es darf also bestenfalls von südlich-mediterranen 
Oasen oder Enklaven gesprochen werden; da aber auch hier die Akten 
über Vorkommen und Verbreitung keineswegs geschlossen sind, so 
hindert nichts daran, diese südlichen Arten im Jura einstweilen als 
Charaktertiere der ersten der drei vertikalen Regionen aufzufassen, 
die ohne Gewalttätigkeit und in Übereinstimmung mit den Resultaten 
der Botanik unterschieden werden können. 

Die erste, untere Region umfaßt als eigentliche Talregion das 
Kulturland, das Gebiet des Acker- und Weinbaues. Sie hat klimatisch 
die größten Vorteile, teils infolge ihrer geringen Höhe über Meer, teils 
durch ihre geschützte Lage überhaupt, die sich in der erhöhten mitt- 
leren Jahrestemperatur z.B. des Rheintales und mancher warmen Süd- 
halden deutlich kundgibt. Nördlich der Kämme erreicht sie selten 
mehr als 500m, während sie in der Südwest-Schweiz bis 700m an- 
steigt. Außer den zahlreichen von der Landwirtschaft beanspruchten 
Talböden, die den Geröllen und Ablagerungen der Eiszeit ihr Dasein 
verdanken, gehören hierher die Rebgelände längs der mittleren Ergolz, 
an der Frenke und im Birstal. Eine Anzahl Schnecken ist hier heimat- 
berechtigt oder geradezu auf diese Talzone beschränkt und läuft nur 
ausnahmsweise höhere Regionen an, so Eulota fruticum, Fruticicola 
strigella, Tachea nemoralis, Xerophila obvia, Helix aspersa, Carthu- 
siana carthusiana, Buliminus detritus, Pupa frumentum, Chondrula 
quadridens und Ericia elegans, die teilweise allerdings bei Basel 
jurassischen Boden noch nicht betreten haben, die aber doch dem 
Steilabfall der Kette gegen das Mittelland hin von Genf her ge- 
folgt sind und sich nun auch vom Rheintal her der Schweiz nähern. 
Zu dieser auserlesenen Gesellschaft treten natürlich noch weitere Ele- 


— 1719 — 


mente hinzu, die sich teils aus Ubiquisten der Palaearktis, teils aus 
Wald- und Wiesenformen rekrutieren, die bei großem Anpassungs- 
vermögen und bei weiter biologischer Amplitude mehr oder weniger 
überall ein Plätzchen an der Sonne, oder besser, am Schatten finden. 
Ich nenne beispielsweise Hyalina pura, Zonitoides nitidus, Euconulus 
fulvus, Patula rotundata, Vallonia costata, pulchella, Arianta arbustorum, 
Helix pomatia, Buliminus obscurus, Cochlicopa lubrica, Pupillamuscorum, 
Isthmia minutissima, die Succineen und Carychium. 

Die zweite, mittlere Region ist eine ausgesprochene Berg- und 
Waldregion. Der Ackerbau wird von der Wiesenkultur mehr und mehr 
verdrängt. Mächtige Buchenwälder beherrschen die Landschaft. Mit 
zunehmender Höhe mischen sich Weiß- und Rottannen unter das Laub 
und bilden einen unmerklichen Übergang zur obern, montanen Zone, 
die in ihrem Nadelholzgewande innerhalb der zweiten Vertikalregion 
einen Gegensatz zum untern Laubwald bildet. — Dieses ganze Wald- 
gebiet umfaßt nicht nur den ausgedehntesten Teil des Jura überhaupt, 
sondern ist in bezug auf die topographischen, floristischen und fau- 
nistischen Verhältnisse auch weitaus die abwechslungsreichste und 
mannigfaltigste Höhenzone. Ihre obere Grenze wird verwischt durch 
die mehr und mehr auftretenden und ins Gehölz herabreichenden, reich 
mit Steintrümmern und bunten Blumen besäten Weiden. 

In dieser zweiten Region finden wir nun auch quantitativ und 
qualitativ die reichste Entfaltung der Gastropodenfauna, und mit Aus- 
nahme der wenigen oben erwähnten typischen Talformen begegnen 
wir hier dem ganzen großen Haufen an Schnecken, den ein Kalkgebirge 
_ beherbergen kann. Gleichwohl lassen sich auch hier einige Spezies 
herausheben, die gerade für dieses Wald- und Berggebiet charakteri- 
stisch sind, und die wir tiefer unten und höher oben vergeblich suchen. 
In erster Linie gedenke ich dabei all der Tiere mit alpinem Anstrich, 
wie Hyalina depressa, Fruticicola unidentata, coelata, villosa, Helicodonta 
holoserica, Tachea sylvatica, Orcula dolium, Sphyradium edentulum, 
Vertigo alpestris, dann einiger spezifischer Bergschnecken wie Fruti- 
cicola edentula, Isognomostoma personatum, Acanthinula aculeata, Clau- 
silia cruciata, fimbriata und orthostoma. Eine Aufzählung aller hier 
hausenden Formen käme einem Artenverzeichnis des Jura überhaupt 
sehr nahe und würde über 80 Landschnecken enthalten. 

Die auf tectonischen Tatsachen beruhende Scheidung in einen 
Tafel- und einen Kettenjura kommt für den Malakologen gar nicht in 
Betracht. Sie beide fallen im Untersuchungsgebiet, d. h. im Basler 
und Solothurner Jura, unter diese mittlere Region, deren obere Grenze 
zugleich als Baumgrenze nach der Ansicht der Botaniker erst bei 
1300 m erreicht wird. Bei ihrem unregelmäßigen Verlauf jedoch dürfen 
wir trotz des Umstandes, daß unsere einheimischen Gipfel die Höhe 
von 1100 m nur selten überragen, doch auch hier von einer dritten 
Höhenregion sprechen, deren Weiden und Kämme entschieden subalpine 
Verhältnisse zeigen. 


—. 180° — 


Die dritte, obere Region, von Godet die Weiden- oder Gipfel- 
region genannt, zeichnet sich wesentlich durch negative Merkınale 
aus. Sie besteht der Hauptsache nach aus Weideland und gewährt 
einen recht einförmigen Anblick. Häufig reicht sie weit in die 
Waldzone hinab, indem sich schon von 1000 m an aufwärts oft stunden- 
lang Weide an Weide reiht und nur wenige kleine Tannenbestände 
daran erinnern, daß die obere Waldgrenze noch nicht überschritten 
ist. Das Klima in dieser luftigen Höhe ist rauher als in den ent- 
sprechenden Lagen der Alpen. Kalte, lange Winter werfen gewaltige 
Schneemassen nieder, die noch lange ins Tal hinunterleuchten, wenn 
unten das junge Laub schon mächtig treibt. Die mittlere Jahrestemperatur 
steht darum auch 4—5° hinter derjenigen der Niederungen am Rhein 
zurück. All diese Momente üben auf den Schneckenbestand der Gipfel- 
region einen entwicklungsfeindlichen Einfluß aus. Mit dem Schwund 
des Waldes verarmt die Fauna auffallend, und nur wenige Arten fristen 
unter Steinen und im Wurzelwerk der Gräser ein bescheidenes Dasein. 
Etwa folgenden Formen kann man hie und da noch begegnen: Vitrina 
pellucida, Hyalina radiatula, Pyramidula rupestris, Vallonia costata, 
Fruticicola hispida, Tachea sylvatica, Arianta arbustorum, Xerophila 
ericetorum, Cochlicopa lubrica, Pupilla muscorum und Clausilia parvula. 
Sie bilden eine sehr bescheidene Auslese bekannter, teilweise weit 
verbreiteter und eurythermer Arten ohne spezifischen neuen Zuwachs. 
Daß an dieser Verarmung der Gastropodenfauna nicht in letzter Linie 
auch der Wassermangel Schuld trägt, ist schon angedeutet worden, 
aber auch die topographische Einförmigkeit im Verein mit den enormen 
klimatischen Schwankungen, die täglich und jährlich dort oben herr- 
schen, sind dafür verantwortlich zu machen. 

Da der ganze schweizerische Jura im ee des Rheines 
liegt, so ist es begreiflich, daß seine ganze Schneckenbevölkerung in 
den Anspülungen dieses Stromes und seiner jurassischen Nebenflüsse 
haufenweise gesammelt werden kann. Die Bedeutung dieser An- 
schwemmungen darf nicht unterschätzt werden; sie orientieren den 
Forscher trefflich über den Gastropodenbestand eines Entwässerungs- 
gebietes und können ihm zugleich wertvolle Wegleitung bei seiner 
Arbeit geben. So dürfte das Genist der Birs zum Ausgangspunkt der 
schweizerischen Lartetienforschung werden, um ein Beispiel zu geben 
für viele. 


III. Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich 
von Basel. 


Das flache Hügelland, das sich zwischen die oberrheinische 
Tiefebene und den Jura einfügt, verdient trotz der geringen Ausdeh- 
nung der hier in Betracht kommenden Gebiete kurzer Erörterung. 
Der tertiäre, sandige und mergelige Untergrund wird häufig von 


— 181 — 


fluvioglacialen Geröllen, dem sogenannten Deckenschotter und der 
Hochterrasse und andern quartären Ablagerungen, überdeckt, deren 
Entstehungsweise zum Teil heute noch Gegenstand heftigster Kontro- 
verse bildet. Unter all den Hügeln sind am bekanntesten das zwischen 
Birs und Birsig gelegene Plateau des Bruderholzes und die Allschwiler 
Höhe, die beide ziemlich steil gegen das Rheintal hin abfallen und von 
Löss und Lehm oft in beträchtlicher Mächtigkeit überdacht sind. 
Dieser letzterwähnte Umstand, der dem Birsigtal den Namen Leimen- 
tal eingetragen hat, mag für die Landwirtschaft bedeutsam sein, indem 
er einen wertvollen Kulturboden schafft. Dem Schneckenleben ist aber 
gerade die Kultur ein schlimmer Feind, und sie ist wohl zu einem großen 
Teile schuld an der malakologischen Depression, die über diesem Gebiete 
waltet. Aber auch das rein physikalische Verhalten dieses Lehmbodens ist 
in mehrfacher Hinsicht für die Verbreitung der Landschnecken verhängnis- 
voll. Dank seiner Porosität sickert das Regenwasser schnell zur Tiefe; 
die oberen Schichten leiden daher unter dem Einfluß anhaltender Luft- 
strömungen und unter der trocknenden Wirkung der Sonne sehr bald 
in hohem Grade an Hydraporie, an Dürre und Härte. Mag auch der 
Fuß des Wanderers bei naßkalter Witterung in dem trostlosen Morast 
ausgetretener Lehmpfade beinahe stecken bleiben und auch für den 
Augenblick in den Äckern zu beiden Seiten wenig Rettung finden aus 
der locomotorischen Not, so spricht doch in kurzer Zeit aus den 
weitklaifenden Rissen im Boden das Dürsten des Erdreichs, und 
der Malakologe erkennt in diesen starken Schwankungen der Boden- 
feuchtigkeit ein dem Molluskenleben gefährliches Moment. Dazu kommt 
noch ein weiteres. Der kompakte Boden entbehrt all der Struktur- 
verhältnisse, die wir beim Jura für das Leben und Gedeihen der Ge- 
häuseschnecken schätzen gelernt haben. Der Aufenthalt im Gestein, 
in Felsspalten und Rissen, an Schutthalden, im Mulme, an diesen treff- 
lichen Wohnorten, die dem Bedürfnis nach Licht, Wärme und Feuchtig- 
keit gleichermaßen gerecht werden, ist den Schnecken des Leimentals 
versagt. Sie entbehren der ganzen ungeheuren Mannigfaltigkeit an 
Wohnplätzen, die den Artgenossen im nahen Kalkgebirge in ver- 
schwenderischer Fülle zur Verfügung steht, und genießen nur die be- 
scheidenen Segnungen eines launischen Terrains. Seine Beschaffenheit 
hat zudem eine auffallende Verarmung der Kryptogamenflora zur Folge, 
und wirkt so auch nach dieser Seite hin mächtig auf die Gestaltung 
der Fauna ein. So spähen wir zum Beispiel vergeblich nach den klei- 
nen Pupen, denen ein satter Moosteppich soviel wie Lebensbedingung 
ist. — Nur selten treten poröse, löcherige Süßwasserkalke und Kalk- 
konkretionen in solcher Mächtigkeit ans Tageslicht, daß sie im Verein 
mit andern lebenfördernden Momenten Anstoß zur Belebung der 
Schneckenfauna werden könnten. — Endlich beherbergen auch die 
nassen Wälder mit ihrem dichten Laubbelag nur eine ganz spärliche 
Gastropodenfauna, wenngleich in ihrem Bereich die Wirkung xerothischer 
Faktoren bedeutend abgeschwächt ist. 


— 182 — 


So führt uns eine einfache Überlegung in bezug auf den Schnecken- 
bestand dieses Gebietes schon auf theoretischem Wege zu einem nega- 
tiven Resultat, das durch die Tatsachen allerdings gestützt wird. Die 
33 Arten, die ich hier erbeutete, dürften keinen wesentlichen Zuwachs 
mehr erfahren, und es ist kaum ein Zufall, daß wohl ein Dutzend der 
sonst überall in Basels Umgebung gefundenen Formen gerade in diesem 
Lehmgebiet versagt. 

Die Aufschlüsse, die uns die Petrefakten des Löß über die inter- 
glaziale Schneckenfauna des Untersuchungsgebietes lieferten, fordern 
zum Vergleich mit der Liste rezenter Arten heraus. Wenn ich im fol- 
genden ein Verzeichnis der von den Herren Dr. Gutzwiller, Jenny und 
Sarasin erbeuteten Lößschnecken gebe, so denke ich nur an die Funde, 
die dem echten Löß entstammen, ohne die konchylienreichern, sandigen 
und tonigen Schwemmprodukte zu berücksichtigen, die da und dort 
den Kiesablagerungen vom Alter der Rhein-Niederterrasse aufliegen 
und also bedeutend jüngeren Datums sind als diese. Das Verzeichnis 
enthält folgende Landschnecken: 


Vitrina diaphana. x Pupilla muscorum. Chondrula quadridens. 
Hyalina nitens. O Sphyrad. columella. x Cochlicopa lubrica. 

x Crystallus crystallina. Vertigo pygmaea. O Clausilia corynodes. 

x Euconulus fulvus. O Vertigo substriata. Clausilia cruciata. 

x Punctum pygmaeum. Vertigo parcedent.(?). Clausilia dubia (?). 


x Vallonia costata. Fruticicola hispida. Clausilia parvula. 

x Vallonia pulchella. Fruticicola sericea. Clausilia pumila (?). 

x Caecilianella acicula. Fr. rufesc. v. mont. x Succinea oblonga. 

© Orcula dolium. oO Fruticicola villosa. x Succinea putris. 
Pupa secale. © Arianta arbustorum v. alpestris. 


Es sind 29 Arten, die zunächst in ihrer Gesamtheit eine arm- 
selige Fauna und kaum ein wahres Bild von dem Schneckenreichtum 
darstellen, der damals schon geherrscht haben muß. Im Gebiete ganz 
fremd ist heute nur Vertigo parcedentata, die vermutlich auch etwas 
anderes sein könnte. Was unter Clausilia pumila von Gutzwiller selbst 
als Lößschnecke etwas angezweifelt wird, dürfte zudem identisch sein 
mit Jennys Claus. triplicata, der schönen jurassischen Normalform von 
cruciata. Von den 27 übrigen Arten sind die 10 angekreuzten Ubiquisten 
der Paläarktis; mehr alpinen Charakter besitzen die mit O versehenen 
Formen, 6 an der Zahl; die noch verbleibenden schließen sich der Fauna 
der zentraleuropäischen Gebirgswelt an und zeigen ebenfalls eine recht 
bedeutende Verbreitung. Die ganze Liste fällt mehr auf durch die 
fehlenden als durch die vorhandenen Arten, aber weder die einen noch 
die andern tragen in ihrer Totalität ein Gepräge an sich, das auf be- 
stimmte klimatische Verhältnisse von dazumal mit Sicherheit schließen 
ließe. Die Mehrzahl obiger Arten bevorzugt kühle, schattige Woh- 
nungen, was aber für die Vertreter unserer rezenten Fauna ganz gleich 
zutrifft. Mehrere können als Belege für eine Temperaturerniedrigung, 


— 183 — 


einige für ein Steppenklima geltend gemacht werden, aber keine einzige 
steht solchen oder auch andern Annahmen im Wege. 

Bringen wir die Liste der Lößschnecken zur Konfrontation mit 
derjenigen der heute im Gebiet lebenden Formen, so fällt in jener vor 
allem die Beimischung echter Gebirgstiere auf. Es dürfte kaum ge- 
lingen, heute im betreffenden Terrain Fruticicola villosa, Orcula dolium, 
Pupa secale, Sphyradium columella und substriata, Claus. corynodes 
und eruciata — um nur die typischen zu nennen — lebend zu erbeuten. 
Es bedarf aber keiner kühnen Hypothesen, um dieses Manko zu er- 
klären. Die oben skizzierte orographische Armut des Tertiärgebietes 
darf voll und ganz dafür verantwortlich gemacht werden, um so mehr, 
da offenbar auch das Gros der Lößfauna durch passive Verfrachtung aus 
den nahen Bergwäldern heruntergetragen, bezw. angeschwemmt wurde. 
Wenn wir nämlich auch an der äolischen Entstehung des Löß festhalten, 
so kommen wir zur Erklärung der eingesprengten Konchyliennester doch 
nicht um die Voraussetzung gelegentlicher Schlammströme und Hoch- 
wässer herum, die den leeren Gehäusen als Vehikel dienten. Zwar 
pflegt der Sammler aus Anschwemmungen SO reiche Beute zu holen, 
daß er eine fluviatile Entstehungsweise obiger spärlich belebter Löß- 
schichten eher abzulehnen geneigt ist; es muß aber betont werden, daß 
eine möglicherweise damals vorhandene allgemeine Schneckenarmut 
doch wohl auf Konto der jüngsten glazialen Geschehnisse gesetzt werden 
darf und auch anderer Umstände halber nichts gegen unsere Annahme 
beweist. Auch die relative Armut des Löß an Süßwassermollusken — 
es sind daraus folgende bekannt: Limnaea peregra, truncatula, Pla- 
norbis rotundatus, spirorbis, vortex und Pisidium fossarinum — darf 
nicht gegen eine fluviatile Ablagerung ins Feld geführt werden. Im 
Hügel- und Bergland sind all diese Formen überall und immer selten; 
zudem ist für torrenticole Tiere die Gefahr des unfreiwilligen Trans- 
portes an sich nicht sehr groß. 

Es übersteigt den beabsichtigten Rahmen dieser Arbeit und ist 
mehr Sache des Geologen, diese Verhältnisse eingehender zu prüfen und 
auszuführen. Ich möchte im Hinblick auf die Rolle, die Succ. oblonga 
und einige andere Arten im Lößproblem spielen, an Stelle einer längeren 
Darlegung den Abschnitt mit der Bemerkung beschließen, daß bei 
Rückschlüssen vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein gewisser 
Tiere auf das Klima, trotz vielfacher Abhängigkeit derselben von klimati- 
schen Faktoren, äußerste Vorsicht geboten ist, indem die AnpassungsS- 
fähigkeit der meisten Organismen recht groß und sozusagen unbe- 
rechenbar ist. 


IV. Die Juratafeln der Rheinebene und das Muschelkalkgebiet. 


Den von Norden nach Süden sich erstreckenden Massen alt- 
krystalliner Gesteine, die in ihrer Gesamtheit den Schwarzwald auf- 
bauen, sind einige Hügelzüge und Tafeln vorgelagert, die aus juras- 


— 14 — 


sischen und triasischen Sedimenten bestehen. Was erstere anbelangt, 
so zeigen die hier in Betracht kommenden Juraplatten von Kandern- 
Müllheim und vom Isteiner Klotz keine wesentlich andern Züge, als 
wir sie für Kalkgebirge bereits kennen gelernt haben. Aus dem in- 
timen Zusammenhang mit verwandten Formationen herausgerissen, 
weisen sie nach Süden und Westen, dem milden Rheintal zu, Verhält- 
nisse auf, wie sie am südlichen Steilabfall der Jurakette zur Förderung 
des Weinbaues bestehen. Hier ist der Ort, wo Buliminus detritus, 
Chondrula quadridens und Ericia elegans gedeihen, wo aber auch 
manche, konstante Feuchtigkeit und Kühle liebende Formen nicht leben 
können. Die 40 Landschnecken jener Malminseln stellen kaum die 
Hälfte der jurassischen Fauna dar, und wir dürfen diese reduzierte 
Artenliste, auch wenn sie durch weitere Untersuchungen nicht un- 
wesentlich ergänzt werden sollte, auffassen als einen deutlichen Be- 
weis für das Vorhandensein topischer Verhältnisse, die dem Weich- 
tierleben nicht in allen Teilen zusagen. Worin allerdings diese Wirkung 
begründet ist, dürfte einwandfrei schwierig zu sagen sein. Neben 
den klimatischen Momenten, die in hohem Maße die Flora bestimmen, 
ist wohl in erster Linie an die geologische Isolierung und erst zuletzt 
an den Mangel geeigneter Wohnplätze zu denken. 

Größeren Zusammenhang zeigt das Muschelkalkgebiet des Dinkel- 
berges. Die liebliche Triaslandschaft hält auch in qualitativer Hin- 
sicht, was ihr schrleckenholdes Gestein verspricht. Meine Liste zählt 
60 terrestrische Arten, von denen ich die beiden Daudebardien, sowie 
Pupa cupa und substriata linksrheinisch noch nicht erbeuten konnte. 
Dazu gesellt sich das Genus Lartetia, das zwar dem Jura nicht fehlt, 
aber darum um so schöner die engen faunistischen Beziehungen unter- 
streicht, die zwischen beiden Gebirgen bestehen. Der Rhein scheint 
tatsächlich der Verbreitung der Gehäuseschnecken nicht hemmend in 
den Weg getreten zu sein, wenigstens läßt sich ein trennender Ein- 
fluß seines heutigen Verlaufes nicht unbedingt nachweisen. — Pupa 
substriata kenne ich nur aus dem Genist der Wiese, das ich zwischen 
Maulburg und Steinen auf der linken Seite des Flusses siebte. Die 
Frage bleibt darum .offen, ob die Heimat dieses reizenden Tierchens 
nicht ganz wo anders zu suchen sei, als auf den warmen und trockenen 
Höhen des Muschelkalkes. 

Was nun aber die quantitative Seite der Gastropedenfauna an- 
belangt, so bleibt das Dinkelbergplateau weit hinter den blauen Höhen 
des Jura zurück. Die Reduktion der Individuenzahl ist auffällig selbst 
an Orten, die manche Vorteile des Aufenthalts zu bieten scheinen. 
Schuld daran tragen offenbar die topographischen Verhältnisse, die in 
ihrer Einfachheit nur zwei Vegetationsformationen erkennen lassen, näm- 


lich den dichten Hochwald und das Kulturland. Nur selten und besonders 


da, wo die Schichten des Muschelkalkes steil gegen das Rheintal unter- 
sinken, entwickeln sich namhafte Felspartien, die aber schon ihrer süd- 


lichen Exposition wegen kaum allen Geschmäckern gerecht werden 


— 15 — 


können. Wo aber menschliche Kultur Boden gefaßt hat, da ist allem 
Schneckenleben ein verhängnisvoller Krieg erklärt. Der Wald wiederum, 
der in sanften Linien die weiten Höhen bedeckt, ist arm an Schutt- 
und Steinhalden, entbehrt der schluchtenartigen Hochtäler und er- 
schwert den Tieren durch eine mächtige Humus- und Laubschicht den 
Zutritt zum Kalke. Damit gefährdet er in hohem Grade ihre Existenz, 
und die Erscheinung, die uns im Jura nur mehr ausnahmsweise und 
in dichten Nordwäldern begegnet, ist hier an der Tagesordnung. Wir 
gehen kaum fehl, diesen Kalkentzug im Verein mit dem Mangel an 
geeigneten Schlupfwinkeln in erster Linie verantwortlich zu machen 
für die Individuenarmut des ganzen Muschelkalkgebietes. 


V. Das Urgesteingebiet. 


Es ist bereits hervorgehoben worden, daß zahlreiche Gehäuse- 
schnecken so sehr auf kalkige Unterlage angewiesen sind, daß sie 
ohne dieselbe bleibenden Schaden davontragen. Weder der Kalkgehalt 
der Silikatgesteine, noch das Quantum, das mit der Pflanzennahrung 
aufgenommen werden kann, genügt jenen Tieren. Diese Tatsache 
wird aufs schönste illustriert, wenn wir unsere Schritte nach Norden 
und Osten über die Grenze des Muschelkalkes hinauslenken und das 
Urgestein des Schwarzwaldes betreten. Die Verarmung der Mollusken- 
fauna ist hier eklatant, obschon mancher Umstand eher einen Auf- 
schwung erwarten ließe in der Entwicklung und im Gedeihen der 
Gastropoden. So erinnern die oft sehr günstigen Strukturverhältnisse, 
die bewaldeten Schutthalden und Felspartien, die uns hier begegnen, 
lebhaft an entsprechende Bilder aus dem Jura. An solchen Örtlichkeiten 
ist denn auch tatsächlich, analog denjenigen im Kalkgebirge, etwas 
reichere Beute zu machen als auf ungegliedertem, ungestörtem Terrain. 

Meine Streifzüge ließen mich darüber nicht im Zweifel, daß von 
den Kalkländern rundum eine konstante, wenn auch langsame Invasion 
erfolge nach dem Silikatgebirge; die wichtigste Rolle fällt dabei der aktiven 
Wanderung der Schnecken zu. Daß sie bei tiergeographischen Fragen 
nicht außer acht gelassen werden darf, ist am schönsten daraus er- 
sichtlich, daß heute all die großen Gebiete, die zur Glacialzeit von 
mächtigen Eisströmen überflutet waren, von den verdrängten Tieren 
völlig zurückerorbert worden sind, so sehr, daß im numerischen Be- 
stand der rekonstruierten Faunen kaum noch eine Erinnerung an die 
harte Zeit zurückgeblieben ist. Die passive Verbreitung darf zwar 
auch nicht unterschätzt werden, doch tritt sie im Hinblick auf die 
gleichmäßige Verteilung der Arten sehr in den Hintergrund. Auch im 
Schwarzwald sehe ich eine Bestätigung dieser Tatsache. Jeder Ma- 
lacologe weiß, wo er dort mit größtmöglicher Aussicht auf Erfolg seine 
Schätze suchen muß. Stets bildet altes Mauerwerk selbst völlig isoliert 
stehender Burgen, Ruinen, Höfe und Dörfer eine mächtige Attraktion 
für Gehäuseschnecken, die im porösen Mörtel und Steinschutt den 


— 186 — 


wohlverdienten Lohn empfangen für ihre und ihrer Vorfahren mühselige, 
beschwerliche und sehr riskierte Reise, deren Erfolg zum voraus nicht 
abgesehen werden konnte. Denn ich halte es für außer Frage, daß 
Tausende dieser Tiere denselben dornenreichen Pfad wandeln und sich 
dabei dem blinden Geschick überlassen. Aber sie haben nicht alle Glück, 


hängt doch ihre Ansiedelung in gleichem Maße vom Zufall ab, wie die 


Besiedelung einer Insel durch Tiere, die des Schwimmens wenig kundig 
sind. Viele, ja die meisten, verfallen durch mehrere Generationen hindurch 
immer mehr der Degeneration und werden schließlich ein Opfer ihres 
Wagemutes. Die relativ reiche und gleichartige Molluskenfauna, die 
uns überall auf den Ruinen des Schwarzwaldes begegnet, wird doch 
nur durch diese Annahme verständlich, und es ist nicht blindes Un- 
gefähr, daß ausnahmslos alle jene kalksteten Arten, die weiter oben 
genannt wurden, auch den Ruinen des Schwarzwaldes, soweit ich sie 
nachprüfte, fehlen. Bei der Annahme einer vorwiegend passiven Über- 
tragung sollten sie doch gelegentlich zu finden sein. 

Für die mutigen Vorposten, die in geringerem Grade abhängig 
sind von der mineralogischen Beschaffenheit des Bodens, wird der 
gefahrvolle Pfad geebnet durch die schon erwähnten Strukturverhält- 
nisse, sowie durch eine sehr beständige Feuchtigkeit, die auch den 
Höhen des Gebirges eigen ist. Sie kommt besonders dem Bedürfnis 
vieler Schnecken nach konstanter Kühle entgegen, und ein starkes 
Übergewicht der schattensteten Arten (Hyalinen, Clausilien u. a.) läßt 
sich in der Liste der Schwarzwaldmollusken nicht verkennen. Die 
montane Region dieses Gebirges leidet nicht annähernd in demselben 
Maße unter Trockenheit und Hitze, wie die Landschaften des hohen 
Jura. Das Wasser fließt langsam ab und bildet oft in bedeutender 
Höhe Tümpel und Rinnsale, die den kälteliebenden Bythinellen und 
Pisidien eine willkommene Heimat bieten. Damit ist allerdings der 
Kalkmangel nicht gehoben, und er wird uns von neuem sehr anschau- 
lich vordemonstriert durch die Limnaeen der Hochmoore und Wiesen- 
tümpel, die sich gegenseitig um Hab und Gut bringen. Besonders 
ovata, die regelmäßige Verbreitung zeigt, nagt sich zu einem schönen 
Analogon von peregra Var. blauneri aus. Der Zahn der Verwitterung macht 
sich zudem bei Landschnecken häufig in frühester Jugend schon geltend 
und läßt auf beschränkte Resistenz der Epidermis, also auf krankhafte 
Entartung der Sekretionsprodukte schließen. Ein weiteres Moment, 
das ebenfalls zu ungunsten der Schnecken ins Gewicht fällt, ist die 
Laubdecke, weiche das an sich schon reichlich vorhandene Wasser 
festhält und als stagnierende Hülle den Zutritt zu den Schlupfwinkeln 
der Erde außerordentlich erschwert. 

All diese Beziehungen, die in natura mannigfaltig ineinander 
greifen, verursachen in ihrer Gesamtwirkung eine große Schnecken- 
armut im Urgestein-Gebiet des südlichen Schwarzwaldes. 

Wenn Geyer in jüngster Zeit in Übereinstimmung mit einigen 
älteren Autoren die Behauptung auffrischt, der Grund für die Armut 


— 197 — 


an Gehäuseschnecken im Schwarzwald und für die Zartheit ihrer Ge- 
häuse sei nicht in der chemischen Zusammensetzung des Substrates 
zu suchen, sondern ausschließlich im Mangel an Sonnenbestrahlung, 
so geht er dabei entschieden zu weit. Gleichsam resümierend sei nur 
darauf hingewiesen, daß im Schwarzwald nicht allein die Land-, sondern 
ebensosehr auch die Wasser-Gastropoden an Solidität hinter ihren 
jurassischen Brüdern zurückstehen, ferner, daß das Vorhandensein 
wirklich kalksteter Formen die Negierung des Kalkeinflusses zum vorn- 
herein widerlegt, — es können bekanntlich alle Gehäuseschnecken auf 
Kalk sehr wohl, viele aber auf Granit und Gneis einfach nicht be- 
stehen —, daß zudem, wie Lang nachwies, der Kalk, den die Schnecken 
durch die Nährpflanzen beziehen, zum Aufbau ihrer Gehäuse in der ' 
Regel nicht genügt, ein Kalkgebirge also der direkten Aufnahme des 
Baumaterials nur förderlich sein kann, und endlich, daß auch die 
jurassischen Tiere auffallend zarte und zerbrechliche Gehäuse zeigen, 
sobald sie durch einen dichten Laubbelag am Zutritt zum Gestein ver- 
hindert sind, während im tiefsten Fels- und Baumschatten bei An- 
wesenheit von Gesteinstrümmern eine Degeneration im genannten 
Sinn nicht zu konstatieren ist. 


— 18 — 


Übersichtstabelle der Landgastropoden aus Basels 
Umgebung. 


Rheinebene 
Tertiär 
und Diluvium 
Rechtsrheinische 
Juratafeln 
Muschelkalk 
Urgesteingebiet 


Dandebardia brevipes Drp. 
» rufa Drp. . 
Vitrina diaphana Drp. 

»  pellucida Müll 
Hyalina cellaria Müll... 

» depressa Sterki. 
draparnaldi Beck . 
glabra Studer 
nitens Mich. . 
pura Alder 
radiatula Alder . 
subglabra B . 

Zonitoides nitidus Müll. . 
Crystallus crystallina Müll. al 
» subrimataReinh.(andreaeiB.) | 
> diaphana Studer 
Euconulus fulvus Müll. . 
Punctum pygmaeum Drp. 
Patula rotundata Müll. 

» ruderata Studer . 
Pyramidula rupestris Drp. . 
Eulota fruticum Müll... 
Vallonia adela West. . 

» costata Müll. 

» pulchella Müll. . 
Helicodonta obvoluta Müll. 

> holoserica Stud. . 
Fruticicola edentula Drp. 
unidentata Drp. 
hispida L.. 
rufescens Penn. a 
sericea Drp. (plebeja Drp.).. | 
coelata Stud. er 


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Rheinebene 
Tertiär 
und DIyUER 
| Rechtsrheinische 
Juratafeln 
Muschelkalk 
Urgesteingebiet 


I 


| 


Fruticicola strigella Drp. 
Arianta arbustorum L. 
Chilotrema lapicida L. 5 
Isognomostoma personatum Lam. 
Helix aspersa Müll. 

»  pomatia L. 
Tachea hortensis Müll. . 

nemoralis L. 

> sylvatica Drp. 
Xerophila ericetorum Müll. 

» obvia Hartm. . 

» candidula Studer 
Carthusiana carthusiana Müll. 
Buliminus detritus Müll. 

> montanus Drp. 

» obscurus Müll. 


Chondrula tridens Müll. . 


» quadridens Müll. 
Acanthinula aculeata Müll... 
a lamellata Jeffr. 
Cochlicopa lubrica Müll.. 
Caecilianella acicula Müll. . 
Orcula dolium Drp. 
Pupa frumentum Drp. 

» secale Drp. 

Modicella avenacea Brug. 
Pupilla muscorum L. . 

2 eupaslana.) ern. 

»  triplicata Studer 
Sphyradium edentulum Drp. 
Isthmia minutissima Hartm. 
Vertigo alpestris Alder 

antivertigo Drp. 
pygmaea Drp. 
substriata Jeffr. . 
pusilla Müller 
Balea perversa L. . f 
Clausilia laminata Montg. 


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Rheinebene 
Tertiär 
und Diluvium 
Rechtsrheinische 
Juratafeln 
Muschelkalk 
Urgesteingebiet 


Clausilia fimbriata Mühlf. . 
» orthostoma Menke 
plicata Drp. 
itala Marts. . 
corynodes Held 
cruciata Studer 
dubia Drp. . 


> 
RR .r 


DO Fa FE Pa FE u Pe Pa Par Be 


lineolata Held . 
parvula Studer 
plicatula Drp. . 
ventricosa Drp. 
Succinea oblonga Drp. 

» pfeifferi Rossm. 

» putris L. . Er 
Carychium minimum Müller 
Acme lineata Drp. . 

»  polita Hartm. : 
Pomatias septemspirale Raz. . 
Fricia elegans Müll. 


Pu Pk eh eh .h 


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00 
_ 


Die mit (?) versehenen Funde stammen nur aus Anspülungen; 
ihre Herkunft ist daher meist etwas ungewiß. Bei Clausilia itala trifft 
das allerdings nicht zu; hier haben wir einen historischen Fall von 
Verschleppung; die Art dürfte heute im Jura ganz fehlen. 


Die erste Kolonne, welche die Formen der Rheinebene wieder- 
gibt, enthält zum größern Teil Anschwemmungsmaterial; da es aber mit- 
unter unmöglich ist, dasselbe vom eingebürgerten Schneckenbestand 
zu unterscheiden, so wurden hier alle Funde notiert. Der Sachkundige 
weiß ohnehin, wo er ein Fragezeichen hinzusetzen hat. Einige wichtige 
nicht angespülte Formen sind mit (*) versehen. 


In Prozenten der gesamten Landschneckenfauna ausgedrückt 


verteilen sich die Arten auf die einzelnen Gebiete folgendermaßen: 
Jura = 88°/o, Tertiär — 35,8 °/o, Rechtsrheinischer Jura — 43,4 °/o, 
Muschelkalk = 65 /o, Urgestein — 38 °o. 


Nach der Tabelle zeigen folgende Arten allgemeinste Verbreitung 
in Basels Umgebung: ’ 


— 11 — 


Vitrina pellucida Arianta arbustorum Clausilia laminata 
Hyalina cellaria Isognom. personatum Clausilia lineolata 
Hyalina nitens Helix pomatia Clausilia parvula 
Hyalina radiatula Tachea hortensis Clausilia plicatula 

‚ Patula rotundata Buliminus obscurus Succinea oblonga 
Vallonia costata Cochlicopa lubrica Succinea putris 
Helicodonta obvoluta Pupilla muscorum Carychium minimum 
Fruticicola sericea — 24° 


Nur dem Rheintal gehören an: 


Fruticicola strigella _Xerophila obvia Chondrula quadridens 
Helix aspersa Carthusiana carthusiana — 42% 


Ausschließlich auf jurassischem Boden wurden erbeutet: 


Hyalina depressa Fruticicola unidentata Sphyradium edentulum 
Hyalina subglabra Fruticicola rufescens Vertigo alpestris 
Patula ruderata Fruticicola coelata Clausilia orthostoma 
Vallonia adela Fruticicola villosa Clausilia ventricosa 
Helicodonta holoserica Tachea sylvatica Acme polita 
Fruticicola edentula Acanthinula lamellata — 18,4 °/o 


Dem Muschelkalk sind zwei, dem Urgestein ist bestenfalls eine 
Art eigen, wenn wir von den Wasserschnecken ganz absehen. Alles 
Nähere ist aus der Tabelle ersichtlich. 


Zoogeographische Analyse. 


Es ist schon zu Beginn des vorigen Abschnittes angedeutet 
worden, daß die Gastropodenfauna der Umgebung Basels bei ihrer 
ausschließlichen Zugehörigkeit zum palaearktischen Gebiet doch eine 
Mischung heterogener Elemente darstellt. Nicht weniger als drei 
Faunengebiete reichen sich am Rheinknie die Hand, indem sich Ver- 
treter der borealen, der alpinen und der mediterranen Zone hier treffen 


‘- und mischen. Sie tun das zwar in einem numerischen Verhältnis, 


welches die letzteren zu einem mehr zufälligen und nebensächlichen 
Glied unserer Schneckenfauna stempelt, während die beiden ersteren 
den integrierenden Bestandteil derselben darstellen. Wollte man nun 
aber auf Grund dieser Voraussetzung die ganze Sippschaft säuberlich 
gruppieren, so würde der Versuch einer so einfachen Aufteilung gar 
bald auf die größten Schwierigkeiten stoßen und uns zur Einsicht 
zwingen, daß sich auch unter dem stillen und trägen Volk der Schnecken 
lebhafte und polternde Opponenten verbergen gegen den Geist der 
Synthesis im menschlichen Kopfe. Insbesondere ist es eine namhafte 


er CS ce 


— 192- — 


Gruppe von Arten, die sich durch die unabsehbare Weite ihres Areales 
auszeichnet und die den scheinbar scharf umschriebenen geographischen 
Zonen völlig Hohn spricht. Rezente, aktive und passive Wanderung 
reicht nicht aus,' um eine solche Verbreitung, die mitunter die ganze 
Palaearktis oder gar Holarktis umfaßt, zu erklären. Wir werden nicht 
fehlgehen, dafür in hervorragendem Maße das hohe geologische Alter 
der betreffenden Formen verantwortlich zu machen. — Solche Ubi- 
quisten der palaearktischen Region begegnen uns überall, kaum, daß 
ihnen durch die topischen Verhältnisse Schranken gesetzt sind, und 
erwecken durch ihr enormes Anpassungsvermögen berechtigtes Er- 
staunen. Sie verfügen, daß ich so sage, über einen hohen Grad von 
Lebensintensität, der in eigentümlichem Kontrast steht zu der Empfind- 
lichkeit gewisser bodensteter, stenothermer und englokalisierter Tiere. 
Nicht daß sie von der Vegetationsform oder von der Zusammensetzung 
und dem Bau der Erdrinde in ihrer Verbreitung völlig unabhängig wären. 
Das Wärmeleitungs- und Strahlungsvermögen, die Absorbtionsfähigkeit 
für Wasser, die mechanische Zersetzbarkeit und Verwitterungsfähig- 
keit, all diese physikalischen Eigenschaften, die für das Leben der 
Pflanzen so wichtig sind, behalten auch für die an der Scholle kleben- 
den Mollusken, selbst wenn sie dem Weltbürgertum fröhnen, direkt 
und indirekt ihre hohe Bedeutung. Sie beeinflussen aber mehr nur 
das mikrofaunistische Detailbild, als daß sie bei tiergeographischer 
Umgrenzung ausschlaggebend sein könnten. Speziell den Wasser- 
schnecken treten im zentraleuropäischen Gebirgsland oft Hindernisse 
mannigfaltiger Art in den Weg, welche Formen, wie Planorbis corneus, 
Vivipara contecta u. a., die sich sonst weitester Verbreitung erfreuen, 
am Gedeihen und Vordringen verhindern. Sehen wir von solchen 
lokalen Schattierungen ab, so sind folgende einheimische Arten als 
Ubiquisten anzuführen: 


Vitrina pellucida 
Hyalina cellaria 
Hyalina radiatula 
Zonitoides nitidus 
Crystallus erystallina 
Euconulus fulvus 
Punctum pygmaeum 
Patula rotundata 
Patula ruderata 
Pyramidula rupestris 
Eulota fruticum 
Vallonia costata 
Vallonia pulchella 
Vallonia adela 
Buliminus obscurus 
Chondrula tridens 


Acanthinula aculeata 
Cochlicopa lubrica 
Caecilianella acicula 
Pupilla muscorum 
Pupilla triplicata 
Isthmia minutissima 
Vertigo antivertigo 
Succinea oblonga 
Succinea pfeifferi 
Succinea putris 
Carychium minimum 
Acme lineata 

Acme polita 
Limnaea stagnalis 
Limnaea auricularia 


Limnaea ovata 
Limnaea peregra 
Limnaea palustris 
Limnaea truncatula 
Planorbis carinatus 
Planorbis marginatus 
Planorbis rotundatus 
Planorbis contortus 


Planorbis complanatus 


Planorbis nitidus 
Ancylus fluviatilis 
Vivipara contecta 
Vivipara fasciata 
Bythinia tentaculata 
Bythinia leachiil 


— 193 — 


Es sind 46 Arten, die 37 °/o der ganzen einheimischen Gastro- 
podenfauna darstellen. Zu ihnen gesellen sich einige weitere Formen, 
die in ihrer südlichen Ausdehnung mehr oder weniger hinter obigen 
zurückstehen, die aber selbst bei völligem Verzicht auf die mediterrane 
Zone noch ein gewaltiges boreal-alpines Areal inne haben. Ich 
denke an 


Hyalina pura. Sphyradium edentulum. Physa hypnorum. 
Crystallus diaphana. Vertigo pygmaea. Planorbis corneus. 
Fruticicola hispida. Balea perversa. Planorbis vortex. 
Fruticicola strigella. Clausilia laminata. Planorbis albus. 
Modicella avenacea. Physa fontinalis. Planorbis crista. 


Sie stellen mit den Ubiquisten zusammen 49 °/o der Gesamt- 
fauna dar. Fassen wir nur die Wasserschnecken ins Auge, so zeigt 
sich ein anderes Verhältnis. Die oben verzeichneten 23 Arten bilden 
75°/ aller im Wasser lebenden einheimischen Formen. Sie erinnern 
uns daran, daß unter allen Gastropoden die des süßen Wassers die 
größte Verbreitung aufweisen. Es ist dies bei der großen Freizügig- 
keit einerseits, die allen Wassertieren zustatten kommt, und bei der 
häufigen passiven Verfrachtung durch reißende Wogen, Wasservögel 
und andere Vehikel andererseits um so begreiflicher, als die Gattungen 
all unserer Süßwasser-Gastropoden selbst bis vor die Kreidezeit zurück 
- verfolgt werden können. 

Hier der zoogeographischen Bedeutung des Wassers gedenkend, 
mag auch die Tatsache Erwähnung finden, daß Entwässerungs- 
systeme im großen und kleinen Stil die natürliche Begrenzung mala- 
kologischer Linien fortwährend verwischen und stören; man denke bei- 
spielsweise an die Wanderung von Tachea sylvatica oder Fruticicola 
villosa längs des Rheines oder an das Vorkommen alpiner Formen und 
Varietäten in der Ebene überhaupt. 

Wenn schon angedeutet wurde, daß eine weite geographische 
Verbreitung für ein hohes geologisches Alter spricht, so fällt bei den 
meisten dieser ubiquistischen Formen doch ganz besonders die Un- 
abhängigkeit ihres Areals von der mächtigen Scheidewand der Alpen 
auf, und wir folgen gerne dem Palaeontologen, der die Wurzeln ihrer 
Stammbäume weit zurück versetzt in tertiäre und vortertiäre Zeiten, 
in denen die Verteilung von Land und Wasser, von Gebirge und Flach- 
land, eine von der heutigen gänzlich verschiedene war. Sind wir uns 
aber der gewaltigen geognostischen Geschehnisse, der topographischen 
und der so rätselhaften klimatischen Umwälzungen im Verlauf der käno- 
zoischen Erdperiode in ihrer ganzen faunistischen Tragweite bewußt, 
so kann es nicht befremden, daß die Verbreitung der Gastropoden im 
einzelnen sehr komplizierte Verhältnisse darbietet, Verhältnisse, die bei 
tiergeographischen Untersuchungen zu großer Vorsicht mahnen. Gleich- 
wohl soll im weitern der Versuch gemacht werden, die schon erwähnte 
zonale Gliederung unserer einheimischen Schneckenfauna durchzu- 


13 


— 14 — 


führen, soweit es sich nicht um die obigen Weltbürger handelt. Wir 
dürfen aber zuvor nicht vergessen, jene weitverbreiteten Elemente noch 
besonders zu begrüßen, die dem Nordrande des borealen Gürtels in 
seiner ganzen Breite gefolgt sind und sich zu einem zirkumpolaren 
Kranz verbunden haben, der heute den hohen Norden der alten und 
der neuen Welt vereint. Es kommen da folgende Arten in Betracht: 


Vitrina diaphana. 


Vitrina pellucida. Buliminus obscurus. Limnaea peregra. 
Hyalina radiatula. Acanthinula lamellata. Limnaea palustris. 
Zonitoides nitidus. Cochlicopa lubrica. Physa hypnorum. 
Euconulus fulvus. Succinea putris. Planorbis albus. 
Patula ruderata. Limnaea stagnalis. Bythinia tentaculata. 


Die vereinzelten hochnordischen Schnecken, die mehr oder weniger 
endemischen Charakter tragen und der Annahme einer spezifisch ark- 
tischen Zone den Schein der Berechtigung geben, haben sehr bald 
ihre engen Beziehungen zum Hochgebirge nachgewiesen, was später 
mit einigen Beispielen belegt werden soll. 

Ein mächtiger Impuls zur Neubelebung der aus dem Tertiär über- 
nommenen Molluskenfauna ging offenbar vom zentraleuropäischen Ge- 
birgsland und insbesondere von den Alpen aus. Diese stellen wohl seit 
ihrem Bestehen ein großes, selbständiges Entwicklungszentrum dar, 
das zwar während der Eiszeit manchen Sturm erlebte, das aber trotz 
des deletorischen Einflusses der großen Gletschermassen heute noch 
manch eigene Züge zeigt. Für unsere West-Alpen trifft dies zwar 
gerade am wenigsten zu. Die Zahl spezifisch alpiner Tiere ist gerade 
hier eine geringe, und ich bin geneigt, nur für Fruticicola coelata und 
Tachea sylvatica westalpinen Ursprung anzunehmen. Da aber gerade 
in diesem Territorium die Vereisung während der Glazialzeit ihre ge- 
waltigsten Dimensionen annahm, so ist es nicht verwunderlich, wenn 
ihr vernichtender Einfluß hier heute noch nachklingt. 

Mehr zentralalpinen Ursprungs sind: 

Hyalina glabra. Fruticicola villosa. Clausilia corynodes. 
Fruticicola edentula.. Orcula dolium. Pomatias septemspirale. 
Fruticicola unidentata. Clausilia fimbriata. 


Ihnen schließen sich in gesetzloser Folge mehr östliche Gebirgs- 
formen an, zu denen ich Hyalina depressa, Crystallus subrimata, Heli- 
codonta holoserica, Pupilla cupa und Clausilia orthostoma zähle. 

Einige dieser Typen sind heute noch für das Hochgebirge oder 
für ihre alpine Teilzone in hohem Grade charakteristisch, ich erinnere 
nur an Fruticicola coelata, unidentata, villosa, Tachea sylvatica, Orcula 
dolium, Pomatias septemspirale, während es andere verstanden haben, 
ihr Gebiet auch auf ausgedehnte Vorgebirge zu erweitern. Sie sind 
der alpinen Heimat in verschiedenem Grade entwachsen und bilden 
einen wesentlichen Bestandteil der borealen Gastropodenfauna, welche 
die zentraleuropäische Bergwelt bevölkert. Zu dieser spezifischen Berg- 


— 15 — 


fauna, wenn ich sie kurzweg so nennen darf, sind auch folgende Arten 
zu rechnen: 


Daudebardia brevipes. Helicodonta obvoluta. ‚Pupa secala. 

Daudebardia rufa. Fruticicola sericea. Clausilia parvula. 
Vitrina diaphana. Arianta arbustorum. Clausilialineolata. 
Hyalina draparnaldi. Isognomostoma personatum. Clausilia plicatula. 
Hyalina nitens. Helix pomatia. Lartetia häussleri. 


Bythinella dunkeri. 

Sie weiten ihr Areal nach den verschiedensten Richtungen aus; 
allen aber ist die Zugehörigkeit zum Bergland im allgemeinen und die 
Beschränkung auf die zentraleuropäischen Gebirgsländer im besondern 
eigen. Eine nicht zu unterschätzende Zahl von Arten teilt mit ihnen 
die gebirgige Heimat im Herzen Europas, gelangt aber in den roman- 
tischen, schluchtendurchzogenen Landschaften Skandinaviens, sowie in 
den Wäldern und an den Ufern Nord-Rußlands zu neuer Blüte, wobei die 
nordeuropäischen Tiefländer mitunter eine völlige Trennung der beiden 
Wohnräume veranlassen. Bei den einen dieser Arten steht die un- 
geheure Ausdehnung des nördlichen Territoriums in keinem Verhältnis 
zu der engen Lokalisation und dem dünngesäten, sporadischen Vor- 
kommen im Gebirge. Ich denke z.B. an Patula ruderata und Vertigo 
alpestris, die im Norden von der Ost-See bis zum Stillen Ozean reichen. 
Andere zeigen in ihrer Verteilung auf die beiden Areale ein umgekehrtes 
Verhältnis, wie Chilotrema lapicida, Buliminus montanus, Clausilia cru- 
ciata; sie haben ihre Residenz im gebirgigen Süden und betreten 
nordischen Boden nur in beschränktem Maße. Andere wiederum lassen 
kaum eine durchgreifende Zweiteilung in ihrer Verbreitung erkennen. 
Wenn auch vereinzelt, treffen wir sie doch ohne namhaften Unterbruch 
auch im ganzen Übergangsgebiet; so: Fruticicola incarnata, Tachea 
hortensis, Tachea nemoralis, Vertigo substriata, Vertigo pusilla, Clau- 
silia dubia, Clausilia plicata, Clausilia ventricosa. 

Wir dürfen in der Beurteilung solch eigenartiger Verbreitungs- 
bilder die topographischen Verhältnisse nicht außer acht lassen. Tiere, 
wie Chilotrema lapicida, Buliminus montanus und ähnliche, sind auf 
ein reichbelebtes, steiniges Substrat angewiesen. Ein solches fehlt 
ihnen aber gerade im Flachland, und eine gedeihliche Entwicklung ist 
ihnen hier zum vornherein unterbunden, während Busch-, Wald- und 
Wiesenschnecken schließlich überall noch Zuflucht und zusagende Woh- 
nung finden. Damit sind aber nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. 
Bekanntlich hebt das Schwinden mancher Art nicht erst am Rand der 
norddeutschen Hügel an; eine Verarmung der Populationen oder eine 
Beschränkung der fraglichen Tiere auf die höheren Regionen läßt sich 
schon verher, in den Mittelgebirgen oder bereits in den Alpenvorlän- 
dern, erkennen. Es schweben mir hier besonders folgende Arten vor: 
Patula ruderata. Acanthinula lamellata (harpa). Clausilia cruciata. 
Vallonia adela. Sphyradium edentulum. Acme lineata (?). 
Fruticicola edentula. Vertigo alpestris. 


— "16 — 


Sie alle besitzen eine alpine und eine nordische Heimat, und 
man kann sich der Annahme nicht erwehren, daß außer topischen 
noch ganz andere Faktoren bei der Entstehung ihrer heutigen eigen- 
tümlichen Verbreitung die Hand im Spiel hatten und zur Erklärung 
derselben herbeigezogen werden müssen. Es besteht bei dem meist 
sehr hohen Alter dieser Tiere kein Zweifel darüber, daß sie die Eis- 
zeit in der ganzen Fülle ihrer Erscheinungsformen miterlebt haben, 
und nichts hindert uns daran, sie auch jener Mischfauna zuzuordnen, 
die von den Gletscherfluten auf den nichtvereisten Gürtel zusammen- 
gedrängt und zum Ausgangspunkt unserer heutigen Glazialrelikte 
wurde. Nach Ablauf der Kälteperiode folgten manche dieser Misch- 
formen beidseitig dem Rand der Gletscher und erreichten so ihre 


heutigen Wohnräume im Norden und im zentraleuropäischen Gebirge, 


die interglaziale Heimat preisgebend. 

Nun aber betonen die Paläontologen, deren Befunde noch tabel- 
larisch zusammengestellt werden sollen, in nicht mißzuverstehender 
Deutlichkeit, daß die Glazialperiode jüngeren Datums sei als die Ver- 
teilung unserer Schnecken, und daß es tatsächlich weitaus den meisten 
einheimischen Gastropoden beschieden gewesen sei, das Joch der Eis- 
zeit zu tragen. Es regt sich darum die Frage, warum es so vielen Formen 
denn gelungen sei, sich den neuen Verhältnissen und besonders der 
allmählichen Temperaturerhöhung anzupassen, ohne auf den erwärmten 
Wohnort zu verzichten, während andere mit großer Zähigkeit fest- 
hielten an ihrer stenotermen Eigenart. Solche Fragen muten uns 
zwar immer etwas komisch an. Als ob der Siegeslauf des Lebens 
halt machen müßte vor einer Temperaturschwankung! Dann ist aber 
doch mit Nachdruck zu betonen, daß die erwähnte Anpassung großen- 
teils nur eine scheinbare ist. Bedarf es zur Herstellung eiszeitlicher Ver- 
hältnisse einer Herabsetzung der mittleren Jahrestemperatur um 4—5°, 
und wird zudem ein hohes Gleichmaß der Temperatur gefordert, so 
treffen wir tatsächlich rundum gar manche Örtlichkeit, die diesen Be- 
dingungen völlig gerecht wird und uns bezüglich ihrer Fauna der 
Annahme großzügiger Akkommodationen enthebt. Zschokke hat in glän- 
zender Weise gezeigt, wo einer interessanten Gruppe von Tieren bei 
ihrer Vorliebe für tiefe Temperaturen Rechnung getragen wird. Kalte 
Gewässer, Höhlen, Seetiefen und freie, offene Seeflächen sind die ge- 
eigneten Zufluchtsorte der bunt zusammengewürfelten, stenotermen 
Tiergesellschaft, deren Glieder in ihrer Eigenschaft als Glazialrelikte 
unter einen einheitlichen Gesichtspunkt gerückt werden. Diesen Re- 
fugien ist noch ein weiteres beizufügen, nämlich der Wald. Nicht nur 
zeigt er tatsächlich eine Erniedrigung der mittleren Jahrestemperatur 
um 5—10° C., er kommt auch durch eng gezogene Temperaturgrenzen 
der zweiten Forderung stenotermer Tiere nach. Wärmezufuhr und 
-Ausstrahlung nehmen hier einen sehr verzögerten Verlauf, und die 
direkte Sonnenbestrahlung des Bodens fällt ganz dahin. Dafür macht 
sich die Verdunstungskälte mächtig geltend. Die Erfrischung, die ein 


— 197 — 


Gewitterregen an einem heißen Sommertag hervorbringt, charakterisiert 
den Wald zu jeder Zeit. Die konstante Verdunstung und Wärme- 
entbindung fächert ihm gleichsam beständig Kühle zu und hat zur 
Sommerszeit eine starke Herabsetzung der Temperatur zur Folge. Im 
Winter dagegen lagert dank der langsamen Verbrennung und Zer- 
setzung der Laub- und Mulmdecke so viel Wärme über dem Boden, 
daß sich selbst unter tiefem Schnee und bei sehr hoher Kälte noch 
ein reiches Tierleben entfaltet. (Ich habe bei —7 bis —10° Luft- 
temperatur unter dem Laube noch +2 und +3° gemessen.) Bedenkt 
man ferner, daß der Großteil unserer Landschnecken nur bei nasser 
Witterung seinen Schlupfwinkel verläßt oder seinen Auszug auf die 
kühlen Abend- und Nachtstunden verspart und dabei häufig eine halb 
subterrane Lebensweise führt, so werden durch diese biologischen 
Momente in Verbindung mit den eben angedeuteten spezifisch forst- 
lichen Verhältnissen all die Faktoren in idealer Weise vereinigt, die 
das waldbewohnende Schneckenvolk zu einem stenotermen stempeln. 
Dazu rechne ich die Mehrzahl aller Hyalinen und Vitrinen und all die 
auf den moosigen und steinigen Waldboden beschränkten Arten: 


Helicodonta obvoluta. Fruticicola villosa. Clausilia fimbriata. 
Helicodonta holoserica. Chilotrema lapicida. Clausilia orthostoma. 
Fruticicola edentula. Isognom. personatum. Clausilia cruciata. 
Fruticicola unidentata.. Buliminus montanus. Clausilia dubia. 
Fruticicola rufescens. Orcula dolium. Clausilia plicatula. 
Fruticicola coelata. Sphyradium edentulum. Clausilia ventricosa. 
Fruticicola incarnata. Clausilia laminata. Pomatias septemspir. 


All diese spezifischen Waldmollusken leben mit vielen anderen 
hygrophilen und verborgenen Tieren heute noch unter Verhältnissen, 
wie sie während der Eiszeit allgemein bestanden haben mögen. Sie 
bilden mit den kleinen musci- und humicolen Formen, die in ihrer 
Mehrzahl auch hierher zu zählen sind, den Grundstock der ganzen ein- 
heimischen Gastropodenfauna und bestätigen durch Wohnort und 
Lebensweise die Ergebnisse der Paläontologie, welche sie alle als 
Zeugen der Eiszeit vorgeladen hat. 

In scharfen Gegensatz zu dieser alt ansässigen Fauna stellt sich 
eine bescheidene Gruppe von Neulingen, die meist erst nach Verlauf 
der letzten Vergletscherung borealen Boden betreten haben, oder die, 
allerdings in starker Minorität, von der Eiszeit völlig verdrängt, heute 
im Begriffe stehen, ihr altes Territorium zurückzuerobern. Sie stellen 
zugleich den mediterranen Bestandteil unserer Fauna dar, und es ist 
nicht zu leugnen, daß diese südlichen Elemente in neuerer Zeit intensiv 
nordwärts vordrangen. Es handelt sich um folgende Arten: 


Helix aspersa. Carthusiana carthusiana. Clausilia itala. 
Xerophila candidula. Buliminus detritus. Ericia elegans. 
Xer. ericetorum. Chondrula quadridens. Physa acuta. 


Xerophila obvia. Modicella avenacea. Lithoglyphus naticoides. 


— 18 — 


Sie fallen heute noch auf, sei es durch ihre geringe biologische 
Amplitude, sei es durch ihre Beschränkung auf warme Standorte oder 
durch ihre eigentümlich lokalisierte Verbreitung überhaupt. Letztere 
verrät uns dann und wann auch die Straße, die beim Vormarsch ein- 
geschlagen wurde. Die Tiere folgen mit Vorliebe der französischen 
Küste oder der Rhone nach aufwärts und erreichen teils direkt von 
Westen oder Nordwesten, teils durch die burgundische Pforte das 
milde Rheintal. Von hier dringen die Pioniere nach der Schweiz vor 
aus gerade entgegengesetzter Richtung, als bei direktem Zutritt von 
Süden zu erwarten wäre. Ein ebensoviel begangener Weg führt 
durch das lemanische Tor und erreicht etwas schneller das schwei- 
zerische Mittelland und den Südrand des Jura. Auch hier werden die 
Alpen umgangen; sie bilden für moderne Einwanderung ein nahezu 
unüberwindbares Hindernis (vgl. die allgemeine Verbreitung von Buli- 
minus detritus, Ericia elegans, Carthusiana carthusiana u. a.). 

Ich habe versucht, tabellarisch darzustellen, was sich über das 
Alter unserer einheimischen Gastropoden feststellen läßt, soweit es ihr 
Erscheinen auf boreal-alpinem Boden betrifft. Es kann sich dabei wirk- 
lich nur um einen Versuch handeln, der den Tatsachen gerade so weit 
gerecht wird, als das heute noch spärlich vorhandene fossile Material 
einerseits, die mehr oder weniger lückenhafte Einsicht eines Nicht- 
Paläontologen andererseits es gestatten. Das aber dürfte ohne weiteres 
aus der Zusammenstellung ersichtlich sein, was Kobelt, Stoll und an- 
dere Forscher längst in allen Einzelheiten nachgewiesen haben, daß 
die Eiszeit für unsere Mollusken keine trennende Kluft zwischen zwei 
verschiedenen Formationen, sondern nur eine, allerdings wenig erfreu- 
liche Episode innerhalb der känozoischen Periode war. — Ich möchte 
aber der Tabelle noch eine weitere Bemerkung vorausschicken. Ge- 
lingt es, eine Art bis zu einem gewissen Punkte erdgeschichtlich zurück- 
zuverfolgen, aber nicht darüber hinaus, so ist damit noch keineswegs 
erwiesen, daß jener Ort zugleich ihr Schöpfungsherd bedeute Man 
wird vielmehr mit Recht des weiten phylogenetischen Weges gedenken, 
den das betreffende Tier bereits zurückgelegt haben mußte, als es dort 
in seiner heutigen Gestalt erschien. So sehen wir uns genötigt, seinen 
Ursprung in eine spätere Zeit zu versetzen, als der fossile Tatbestand 
es zunächst fordert, oder mit andern Worten: die Art ist sicher älter 
als die Versteinerung, und ein plötzliches Erscheinen auf bislang un- 
bewohntem Boden kann doch bestenfalls nur dahin gedeutet werden, daß 
unter dem Zwang veränderter Existenzbedingungen eine Zuwanderung 
aus fremden Gebieten erfolgte. Darauf muß an dieser Stelle mit Nach- 
druck hingewiesen werden, da die meisten unserer Gastropoden So- 
zusagen unvermittelt zu Beginn des Pleistocäns auftauchen und aus 
jungtertiären Schichten zum großen Teil unbekannt sind. Aber dort- 
her müssen sie kommen, und wir werden wohl oder übel unsere 
Schneckenfauna anzusehen haben als eine mehr oder weniger um- 
geprägte Tertiärfauna, und dies um so mehr, als alle unsere modernen 


HN 


—:19 — 


Gattungen des süßen Wassers und die meisten des Landes bis ins 
Eocän und selbst weit ins mesozoische Zeitalter zurückverfolgt werden 


können. 


Zum Verständnis und als Legende der folgenden Übersichtstafel 


schicke ich eine Zusammenstellung der wichtigsten fossilen Aufschlüsse, 
soweit sie hier in Betracht fallen, voraus. Einige wenig bedeutende 
Arbeiten lasse ich absichtlich außer acht, während südalpine Funde 
eingeklammert und in der Tabelle durch Punktreihen angedeutet 


worden sind. 


I = Miocäne Schichten: 


II = Pliocäne Schichten : 


III = Unter Pleistocän: 


IV. = Mittel Pleistocän: 


V = Mittel Pleistocän: 


VI = Ober Pleistocän: 


VII = Ober Pleistocän: 


Im Mainzer Becken (Sandberger). 


Englisch und Norwich Crag (Kobelt). 

[Villafranchiano in Oberitalien (Sacco, 
Sandberger)]. 

[Mergel in S. O. Frankreich (Sandberger)]. 


Englische Forest beds (Sandberger.) 
Mosbacher Sand (Sandb. und Brömme). 


Travertin von Weimar und Taubach (Weiß). 

Tuffe von Cannstatt (Sandberger). 

Tufflager von Regensburg (Clessin). 

Deckenschotter der Traun - Ennsplatte 
(Penck). 

Furlinger Kalktuffe (Penck). 

Rheinhochterrasse (Gutzwiller.) 


Echter Löß: 


|Piemont (Sacco)|. 

|Rhone- und Saönetal (Locard)]. 
Umgebung Basels (Gutzwiller). 
vom Harz (Nehring). 

Lößfauna (Sandberger). 


Tallöß von Mosbach (Brömme). 
> >» der mittl. Donau (Clessin). 
am Oberrhein (Braun, Sandberger, 
Jenny). 
Tallöß im St. Galler Rheintal (Früh). 


Diluviale Mergel von Cotta (Reibisch). 

Kalktuffe Thüringens und Schlesiens 
(Sandberger). 

Rhein Niederterrasse (Gutzwiller). 

Tuffe der fränkischen Schweiz (Jhering). 


u Miocän | Pliocän 


Daudebardia brevipes 
> rufa . 
Vitrina diaphana 
pellucida 
aa cellaria . 
depressa 
3 draparnaldi 
B glabra . 
» nitens 
pura. 
> radiatula 
> subglabra . 
Zonitoides nitidus . 


Crystallinus crystallinus . | 


» subrimata 

» diaphana. 
Euconulus fulvus 

Punctum pygmaeum . 
Patula rotundata 
ruderata . 

Pyramidula rupestris . 
Eulota fruticum . 

Vallonia adela 
costata 
» pulchella . 
Helicodonta obvoluta. 


» holoserica . 


Br ahcinola edentula 
unidentata 
hispida 
rufescens . 
sericea. 
coelata .. 
villosa . , 
incarnata . 

> strigella 

Arianta arbustorum 

Chilotrema lapicida 

Isognom. personatum 

Helix aspersa 

pomatia . 

Tachea hortensis 


.. 


». 


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a 55 


N! ii 


— 201 — 
| II IV V VI VII] Miocän | Pliocän | Pleistocän 
Tachea nemoralis Su Mer al EA TR I ES en 
>»  sylvatica ıls|ı|r|s BER TR 
Xerophila ericetorum . = „1.0E) BER 
> obvia \ zung 
> candidula Gala: | 
Carthusiana carthusiana. (#) ee 
Buliminus detritus . | el 
» montanus wear et 
Br > obscurus a Er SIEB a hu.‘ 
| Chondrula tridens . $lılı lol: |+ ac 
>» quadridens Hr 2 
Acanthinula aculeata . v et TREE SIE | 
» lamellata | ? IR 
Cochlicopa lubrica MWE|LFIFIEIT Beer Ka EEE 
Caecilianella acicula (% Be RE A We 
Orcula dolium I FE #|:| 3 BIRHRT  e er. 
Pupa frumentum ee Ed er Be 
» secale T zalt2 er —— 
Modicella avenacea | 
Pupilla muscorum . ser | Fr] Se 
a ® c11pa“. | 
»  triplicata n jenen 
Sphyradium edentulum .) Kirn Kr BER ER LEER 
Isthmia minutissima | + 1 re | 
Vertigo alpestris EEE Fe 
» antivertigo Baur IT een el 
» pygmaea . . ( al |) © —l—— 
» substriata al RR _——— 
» pusilla . “ Dler ol 
Balea perversa . 
Clausilia laminata . ara dr Eee 
»  fimbriata | | 
» orthostoma . | is Kent 
N) plicata r ee 
> itala 
» corynodes v BALEAE el 
» cruciata “ BT lo 
>» dubia I ae ee ur 
» lineolata . (% ale ee 
» parvula | ES Baal i ER Dr ern 
» plicatula . | re z BE 
y ventricosa el 202,70 7 ne 
\ l 


ni Miocän | Pliocän | Pleistocän. 


.. 


Succinea oblonga . 

» pfeifferi . 

» putris . 
Carychium minimum . 
Limnaea stagnalis . 

ovata . 
peregra 
auricularia . 
palustris . 

» truncatula 
Physa acuta . 

»  fontinalis 

» hypnorum 
Planorbis corneus . 

carinatus 
marginatus 
rotundatus . 
vortex 
contortus 
albus. 
crista. 
complanatus 
nitidus 
Ancylus fluviatilis . 
Acme lineata. 

» polita . Ä 
Pomatias septemspirale . 
Ericia elegans 
Vivipara contecta . 

» fasciata 
Bythinia tentaculata . 

» leachii. 
Bythinella dunkeri 
Lartetia häussleri . 

» SHIT m Re 
Lithoglyphus naticoides . 
Valvata piscinalis . 

» pulchella 

» cristata . 
Neritina fluviatilis . 


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— NT — 


Es möchte endlich einem berechtigten synthetischen Bedürfnis 
nachgegeben und der Versuch gemacht werden, die Schneckenfauna der 
Umgebung Basels nach Lebensgemeinschaften zu gruppieren. Es ist 
tatsächlich nicht zu bestreiten, daß die Beute eine recht verschiedene 
sein kann, je nachdem man im Walde oder auf der Wiese, im Gebüsch 
oder im Felsenmulm, am Bachrand oder auf der Steppe, im warmen 
Tümpel oder im raschfließenden Bergbach nach ihr ausgeht. Bei dem 
wohlmeinenden Versuch jedoch, jedem Schnecklein seine eigene Wohnung 
anzuweisen, läuft man gerne Gefahr, dem Leben Gewalt anzutun und die 
Schablone zu protegieren. Mehrjährige Beobachtung hat mich davon 
überzeugt, daß die Fälle gezählt sind, wo eine Schnecke einer bestimm- 
ten Vegetationsform oder einer topographischen Einheit ausschließlich 
angehört, und wenn auch oft eine deutliche Vorliebe für die eine oder 
andere Örtlichkeit nicht zu verkennen ist, so darf deshalb doch kein 
Abhängigkeitsverhältnis künstlich geschaffen werden in dem Sinne, daß 
das Vorkommen einer gewissen Art überall und zu allen Zeiten zugleich 
auch das Vorhandensein einer bestimmten Bodenform oder Bodendecke 
beweisen müßte. Ich habe da und dort den Eindruck erhalten, daß bei 
der Beantwortung geologischer Fragen, insbesondere bei Rückschlüssen 
von Petrefakten auf Facies und Klima, dem enormen Anpassungs- 
vermögen vieler Schnecken nicht genügend Rechnung getragen wird. 
Das Vorkommen gar mancher unserer Arten kann weder für das Substrat 
noch für die Witterungsverhältnisse etwas Sicheres beweisen. Die Tiere 
gedeihen wohl unter zusagenden Lebensbedingungen, halten aber bei 
ihrer hohen Lebensenergie auch Trockenheit und Hunger wacker stand. 
So trifft man häufig Schnecken, die, von der Sonne überrascht, bei 
fortgesetzter Wanderung ihr Leben aufs Spiel setzen würden. Sie heiten 
sich darum hermetisch fest und warten ruhig ab, bis die kühle Nacht 
oder ein frischer Regen der gefährlichen Situation ein Ende bereitet. 
Andere überdauern an der Unterseite aller möglichen Gegenstände die 
Ungunst der Witterung. Kein Holzspan, kein Stein, kein alter Filz 
liegt am Boden, unter dem nicht schon ein geängstigtes Schnecken- 
herz Ruhe und Rettung vor den Strahlen des großen Gestirns gefunden 
hätte. Häufig verfallen sie dabei in einen Zustand der Lethargie, und 
entgehen so dem Leid der Erde durch den Schlaf des Gerechten. Ihre 
Resistenz versetzt den denkenden Beschauer mitunter in helles Er- 
staunen, ohne daß er gerade jener Eremia gedenken müßte, von der 
Kobelt berichtet, daß sie vier Jahre lang im britischen Museum aus- 
gestellt war, dann aber wieder zum Leben erwachte und das Täfel- 
chen benagte, an dem sie befestigt war. 


Ganz besonders auffällige, standortvage Schnecken sind 2. B.: 


Euconulus fulvus Arianta arbustorum Isthmia minutissima 
Vallonia costata Buliminus obscurus Clausilia parvula 
» pulchella Cochlicopa lubrica Succinea oblonga 


Fruticicola sericea Pupilla muscorum Carychium minimum 


er, DO 


und andere mehr. Sie sprechen weder für eine bestimmte Temperatur, 
noch für ein spezifisches Klima, noch für eine eigenartige strukturelle 
Beschaffenheit des Wohnortes; sie stehen aber in ihrer Charakter- 
losigkeit auch keiner Hypothese in den Weg. 

Die meisten unserer Gastropoden begeben sich aber grundsätzlich 
ohne Not in keine Gefahr. Sie bewohnen kühle Orte mit möglichst 
konstanter Temperatur und sind auf der feuchten Erde, in Löchern, 
Höhlen, Spalten, im Walde, im Moos und Mulm, am Bachrand, in 
nassen Wiesen, kurz überall da zu Hause, wo mikroterme Verhältnisse 
bestehen. Die Anpassung an das den Südhängen eigene, wärmere Klima 
ist von Fall zu Fall verschieden weit gelungen. Am ängstlichsten ver- 
halten sich die relativ großen Arten der Gattungen Vitrina, Hyalina, 
Crystallus und Fruticicola, die sich ohnehin durch ein dünnes Gehäuse 
auszeichnen, die aber gleichwohl nicht als eigentliche stenotherme Tiere 
den andern entgegengestellt werden dürfen. Sie alle bilden jedoch 
einen scharfen Kontrast zu jener Minorität von Arten, die einen für 
das hygrophile Volk der Schnecken auffallenden Wohnort ausschließlich 
innehat, nämlich warme und trockene, südlich exponierte Halden. Die 
xerothermen Elemente in unserer Schneckenfauna sind zwar keines- 
wegs nur an die Namen weniger Gattungen geknüpft; es ist vielmehr 
erstaunlich, wie viele Formen, die wir im schattigen Walde und an 
kühlen, verborgenen Orten zu treffen gewohnt sind, sich auch auf die 
heiß beschienenen Flächen hinauswagen. Ich brauche nur an die obigen 
bodenvagen Landstreicher zu erinnern. Gleichwohl zeichnen sich einige 
Typen durch die Konstanz ihrer sonnenholden Gesinnung so sehr aus, 
daß sie einen entschiedenen Gegensatz zum Gros unserer Schnecken 
darstellen. Schon ihr äußeres milchweißes, mattes Aussehen und die 
Solidität ihrer Gehäuse zeichnet sie aus und läßt sie als etwas Fremd- 
artiges erscheinen inmitten unserer borealen Gastropoden. Es kom- 
men hier tatsächlich auch jene Neulinge in Betracht, die wir weiter 
oben als mediterrane Einwanderer kennen gelernt haben. Sie haben 
durch O. Stoll beim Ausbau der Nehringschen Steppentheorie eingehende 
Würdigung erfahren. Ob sie als Beweise für das einstige Vorhanden- 
sein einer interglazialen Steppen- und Tundrenperiode sehr ins Gewicht 
fallen, scheint mir sehr zweifelhaft. Vermutlich ist der Unterschied 
zwischen Nord- und Südhaldenklima, und somit auch derjenige zwischen 
Nord- und Südhaldenflora und -Fauna so alt wie das Gebirge selbst, 
und schon während der Interglazialzeiten war den südlichen Emigranten 
der Weg nach Norden geebnet, indem das Wärmeverhältnis, wie es 


damals zwischen den nordalpinen Südhalden einerseits und den Ländern 


am Mittelmeer andererseits bestand, kaum wesentlich verschieden 
gewesen sein dürfte vom rezenten. Damit soll keineswegs an den 
Resultaten Nehrings und Stolls Kritik geübt werden; ich möchte 
nur, mehr vom Standpunkt des Biologen aus, die konchyliologische 
Beweiskraft im vorliegenden Problem auf ihr richtiges Maß gestellt 
wissen. 


— »209 „— 


Die Scheidung in eurytherme und stenotherme Formen läßt sich 
bei Wasserschnecken schon eher rechtfertigen. Die verborgene, kavi- 
kole oder halbsubterrane Lebensweise in kalten Quellen, Rinnsalen 
und Bächen, die für die kleinen Lartetien und Bythinellen charakte- 
ristisch ist und die sie scharf abgrenzt gegen das gemeine Volk der 
wechselwarmen Lachen und Tümpel, fordert zur Trennung in Kalt- 
und Warmwasserbewohner geradezu heraus. Wenn es auch keines- 
wegs erwiesen ist, daß sie alle nicht schon während und vor der 
Eiszeit ihre ureigensten Quartiere bezogen haben, so kann man sich 
doch sehr wohl den Forschern anschließen, die im heutigen Wohnort 
der Lartetien und Bythinellen ein Refugium erblicken, das von den 
Tieren nach Ablauf der Eiszeit auf der Flucht vor erhöhter und in- 
konstanter Temperatur der Not gehorchend aufgesucht wurde. Nicht 
nur ihre offenkundige Stenothermie, sondern auch ihre eigentümliche 
Verbreitung verweist sie in das Gebiet der Glazialrelikte, wie schon 
Zschokke dargelegt hat. Leider liegen über Fortpflanzung und Laich- 
zeit dieser Schnecken immer noch keine endgültigen Daten vor, so dab 
auf dieses Kriterium für ihr Reliktentum einstweilen verzichtet wer- 
den muß. 

Ganz entschieden geht aber Thieneman zu weit, wenn er Lim- 
naea truncatula zum stenothermen Glazialrelikt erhebt. Limnaea trun- 
catula ist der größte Vagabund und Wegelagerer unter den Wasser- 
pulmonaten, der nicht nur die ganze Paläarktis durch dick und dünn 
bewohnt, Nord-Afrika und die Levante inbegriffen, sondern der eben- 
sowohl die warmen Tertiärtümpel bevölkerte, wie er heute in allen 
überhitzten Straßenlachen und Lehmteichen ein genügsames Dasein 
fristet. Keinen einzigen der von Zschokke geforderten Belege, die ihm 
das Prädikat eines Glazialreliktes eintragen würden, hat er unein- 
geschränkt erbracht. 


Zusammenfassung. 


1. Die Gastropodenfauna von Basels Umgebung wird nach meinen 
Befunden durch 123 (124) Arten repräsentiert. Es dürfte ein Leichtes 
sein, diese Zahl nach dem Muster der neuen französischen Schule be- 
trächtlich zu erhöhen. Die Aufgabe des Biologen erblicke ich jedoch 
weniger im Abspalten neuer Arten und Varietäten, als vielmehr in der 
Darstellung ihrer natürlichen Zusammenhänge (Formenreihen.) 

Auf dem Lande wohnen 91 (92), im süßen Wasser 32 Arten. 


2. Die faunistische Gliederung des Untersuchungsgebietes geht 
parallel mit seinem geologischen Aufbau. In bezug auf den Schnecken- 
bestand unterscheiden wir demnach: 


a) Das Rheintal oberhalb und unterhalb der Stadt. 

b) Den Jura. 

c) Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich von Basel. 
d) Das Muschelkalkgebiet und die Juratafeln am Rand der Rüeinebene: 
e) Das Urgesteingebiet. 


3. Das Rheintal ist gekennzeichnet durch seinen Reichtum an 
Wasserschnecken. Dem Charakter und der Ausdehnung der Wohn- 
räume entsprechend herrschen oberhalb der Stadt die kleinern, unter- 
halb derselben die größern Arten vor. 

Faunistisch zeigt sich eine deutliche Verschiedenheit zwischen 
den mit dem Strome korrespondierenden Tümpeln östlich vom Hüninger 
Kanal und den meist im Schotter versickernden Quellbächen west- 
lich davon. 

Unter den Landschnecken herrschen wärmeliebende Formen vor. 

4. Der Jura zeigt dank seiner reichen Gliederung die schönste 
Entfaltung unsrer Gehäuseschnecken. Nach faunistischen Gesichts- 
punkten läßt er sich gliedern in 

a) eine Talregion. 
b) eine Berg- und Waldregion. 
c) eine Weiden- oder Gipfelregion. 
Die letztere ist nur durch negative Züge charakterisiert. 


5. Das Diluvial- und Tertiärgebiet ist arm an Mollusken. Der 


Mangel an geeigneten Strukturverhältnissen und der Reichtum an Kul- 
turland sind dafür verantwortlich zu machen. 


u 147 


— 20 


6. Das Muschelkalkgebiet nähert sich bezüglich seiner Artenzahl 
dem Jura, ist aber viel individuenärmer. Diese Tatsache ist auch hier 
durch die eigenartigen topographischen Verhältnisse bedingt. 


7. Das Urgesteingebiet ermangelt infolge seiner mineralogischen 
Beschaffenheit aller kalksteten Schnecken. Seine Gastropodenfauna 
ist sehr arm, entbehrt aber doch nicht eigener Züge. 


8. Tiergeographisch setzt sich unsere Gastropodenfauna zu- 
sammen 


a) aus Ubiquisten der Paläarktis. 
b) aus boreal-alpinen. 
c) aus mediterranen Elementen. 


Letztere stellen in der Hauptsache zugleich eine kleine Minorität 
postglazialer Einwanderer dar, während die beiden ersteren schon 
inter- und praeglazial unsern nord-alpinen Boden bewohnten. 


9. Sie tragen heute die Spuren der überstandenen Glazialzeit 
in verschiedenem Grade noch an sich. 


a) Viele führen eine nächtliche halb subterrane Lebensweise. 

b) Das Leben auf dem temperierten Boden des Waldes, im Moos 
und Mulm, in Höhlen und Klüften, in Bächen und Quellen, be- 
stätigt ihre Vorliebe für niedere und konstante Temperaturen. 
Außer den xerothermen Formen unter 8. c) dürfen nahezu alle 
unsere Landschnecken hier untergebracht werden. Besser läßt 
sich die Trennung in eury- und stenotherme Arten bei den 
Wasserschnecken durchführen. 

Einige sind durch ihr Vorkommen im Norden einerseits und 
im zentraleuropäischen Hochgebirge andererseits als Glazial- 
relikte besonders deutlich gekennzeichnet. 


or 


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— " Die Schaltiere zwischen dem Schönbuch und der Alb. Jahresh. d. Ver. 
f. vater. Naturk. in Württbg. 1890. Bat 
— Über die Verbreitung der Mollusken in Württemberg. Jahresh. d. Ver. 
f. vaterl. Naturk. in Württb. 1894. 
— Beiträge zur Moll. fauna Württembergs. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. ER. 
Naturk. in Württbg. 1900. BE 
— Die Moll. fauna von Nürtingen und Umgebung. Ebendaselbst. 1904. 
— Beiträge z. Moll. fauna Schwabens I. Ebendaselbst. 1907. > 
— Beiträge zur Moll. fauna Schwabens. II. Ebendaselbst. 1908. 
— Radiographische Aufnahme von Schnecken. Kosmos. Bd. 4. Heft 2. 
—- Unsere Land- und Süsswassermollusken. 1. und 2. Auflage. “ Stutt- 
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f. vaterl. Naturk. in Württbg. 1909. „ 
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—  Anodontes du lac de Neuchätel. Ebendaselbst. Jahrg. 1861—64. 6. Bd. 


— Notiz über Helix ruderata. Bulletin de la Soc. des sciences nat. d. Er 
Neuchätel 1877. Bd. 11. Fa 
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Verhandl. d. Nat. Ges. in Basel. Bd.9. 18%. _ > 
— Der Löss mit bes. Berücksichtigung s. Vorkommens. bei Basel. Be- 0% 
richt der Realschule z. Basel. 1893 — 94. 
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— Das Leben der Binnengewässer. 1899 und 1908. Mollusca. 1. u. 2. 
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a ta 


# 


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Plate: Die Artbildung bei den Cerion-Landschn. der Bahamas. Verhandg, 
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Rabes, O.: Wanderungen der Dreissensia polymorpha. »Aus d. Natur«. 2. Jahrg. 
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Shuttleworth: Über Land- und Süßwassermollusken v. Corsica. Mitt. d. nat. 
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Simroth, H.: Wasseraufnahme der Schnecken. Zoolog. Anzeiger. Bd. 4. 
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schrift f, wissensch. Zool. 30. Bd. 1878. 
— Die deutschen Arionarten und ihre Färbung. Sitzungsber. d. nat. Ges. 
in Leipzig. 11. Jahrg. 1884. 
— Über einige Nachtschnecken. Ebendaselbst. 1885. 12. Jahrg. 
— Die Steigerung des Geschlechtstriebes durch südl. Klima. ... Eben- 
daselbst. 1888—89. 
— Die Fußdrüsen der Valvata piscinalis. Zool. Anzeiger. 4. Bd. 
— Die Entstehung der Landtiere. Leipzig. 1891. 
— Die Pendulationstheorie. Leipzig. 1907. 
— Neuere Arbeiten über die Verbreitung der Gastropoden. Zusammen- 
fassende Übersicht, im Zool. Zentralblatt. 15. Bd. 1908. 
— Etwas von unseren gemeinsten Landschnecken. »Aus der Natur. 
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— Nachklänge der Eiszeit in d. Tierwelt Mitteleuropas. »Die Umschau, 
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— Die Beziehungen der mitteleurop. Tierwelt zur Eiszeit. Verhandl. d. 
d. zool. Ges. 1908. 

— Beziehungen zw. d. Tiefenfauna subalpiner Seen und d. Tierwelt von 
Kleingewässern im Hochgebirge. Internat. Revue d. ges. Hydro- 
biologie und -graphie. Bd. 1. 1908. 

— Am Bergbach und Moortümpel. »Aus der Natur<. 4. Jahrg. 1908—09. 


Die zahllosen Arbeiten der » Jahrbücher« und des » Nachrichtenblattes « 
der deutschen malakozoologischen Gesellschaft, sowie der » Malakozoologischen 
Blätter«, die dieses Verzeichnis ins endlose erweitern würden, sind nicht 
einzeln aufgezählt worden. 


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Inhaltsangabe. 


Seite 
TIER, Ba SA re ER e. ; 
Rein faunistischer Teil. 
I. Beschaffung und Bestimmung des Materials 
II. Artenverzeichnis nach Fundorten gruppiert . . . . . 8 
Speziell systematischer Teil. 
PEAHESSVSFetmaliko weg war er Sana N tg 
Il. Systematisches Verzeichnis der Arten, ihre Verbreitung 
und*Lebensweise. „Bemerkungen  . .. 2... ZN sn 2A 


Zoogeographischer Teil. 


Zur Charakteristik des hier berücksichtigten Faunengebietes 169 


ZogseoprapitischewAnalyser. .. nr rer lg 
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1 
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3: 
1% 


Tafel I 


Formenreihe Limnaea ovata-peregra. 


Formenreihe Limnaea ampla-auricularia. 


[56) 


1 
DD 
4,35 
| 


Tafel II 


Limnaea palustris, Typus (verschiedenaltrig). 
Limnaea turricula (verschiedenaltrig). 
Limnaea truncatula. 


Formenreihe Limnaea ampla-ovata.