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U20.4
"R6Z
ZUR GASTROPODENFAUNA
VON BASEL UND UMGEBUNG.
Division of Mollusk
Sertional Library
INAUGURAL-DISSERTATION
ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE
DER HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT
DER UNIVERSITÄT BASEL
VORGELEGT VON
GOTTFRIED BOLLINGER
ll
AUS BASEL.
0 —
BASEL.
BUCHDRUCKERE! WERNER-RIEHM . 1809.
. Genehmigt von der mathematisch-naturwissenschaftichen 7
Abteilung der philosophischen Fakultät auf Antrag der Herren
Be zoten Dr. Fr. Zschokke Be Dr. A. Fischer.
Basel, den 9. Juni 1909.
Prof. Dr. A. Hagenbach, Dekan.
N oV. 2% V 1945
| Maryoya Museu
]
Meiner lieben Frau,
0 N, \
der treuen Begleiterin auf allen Exkursionen,
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. . £
in herzlicher Dankbarkeit gewidmet.
Vorwort.
eit den Tagen Peter Merians hat die Gastropodenfauna
Basels keine eingehende Würdigung mehr erfahren.
Dieser große Gelehrte war es noch, der ums Jahr
1860 Dreissensia polymorpha und Vivipara contecta zum
erstenmal aus dem Hüninger Zweigkanal meldete. Zwei
Jahrzehnte vor ihm legte J. J. Bernoulli der Basler Natur-
forschenden Gesellschaft eine Übersicht der Land- und Wasser-
mollusken unserer Umgebung vor. Er zählte damals 60
Gastropoden und 4 Acephalen und stellte ein genaues Ver-
zeichnis derselben in Aussicht. Seine Sammlung kann im
hiesigen Museum in Augenschein genommen werden; von
der angesagten Liste jedoch habe ich nichts entdeckt. —
Heute hat sich die Artenzahl auf das Doppelte vermehrt, ohne
daß dabei der Muscheln oder der Nacktschnecken auch nur
oberflächlich gedacht worden wäre. Dennoch darf auch
das neue Verzeichnis keinen Anspruch auf Vollständigkeit er-
heben, und gerade meine letzten Exkursionen haben mich
von der Fülle an Arbeit überzeugt, die des Malakologen noch
wartet. Bin ich mir also dessen wohlbewußt, daß meine
Arbeit den Stempel des Fragmentarischen an sich trägt, so
empfand ich anderseits doch das lebhafte Bedürfnis, einmal
einen Punkt zu setzen hinter mein Schaffen, und dies um
so mehr, da hier vollkommen zutrifft, was Goethe einmal in
ähnlicher Lage erklärte: „Solch eine Arbeit wird eigentlich
niemals fertig; man muß sie für fertig erklären, wenn man
nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat“. —
a
Ursprünglich ging mein Plan zwar dahin, die ganze
einheimische Molluskenfauna zu behandeln. Im Verlauf
meiner Studien jedoch entschloß ich mich, wenn auch ungern,
die Muscheln und Nacktschnecken auszuschalten, da ihre
Bearbeitung ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert haben würde.
So blieben die Gehäuseschnecken übrig, die immer noch
den Löwenanteil unserer Molluskenfauna darstellen.
Und wenn ich heute Halt mache, und rückwärtsschauend
den Gang der Arbeit nochmals übersehe, drängt es mich,
zuvor den Gefühlen aufrichtigen Dankes Ausdruck zu geben
meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Fr. Zschokke
gegenüber. In unermüdlicher Aufmerksamkeit verfolgte er
stets den Verlauf meiner Arbeit, und sein bewährter Rat in
großen und kleinen Dingen trug nicht wenig zum Gelingen
des Ganzen bei. ;
Großen Dank schulde ich ferner folgenden Herren, die
meine Arbeit förderten, sei es durch Zustellung von Material
und Literatur, sei es durch Bestimmung und Kontrolle meiner
Funde, sei es durch anderweitige Hilfsbereitschaft: Prof.
Dr. ©. Boettger, J. Bollinger-Auer, stud. phil. L. Eder, D. Geyer,
Prof. Dr. P. Godet, stud. phil. Ed. Graeter, Dr. A. Gutzwiller,
stud. phil. F. Heinis, Prof. Dr. W. Kobelt, Dr. F. Leuthardt,
Dr. F. Sarasin, Dr. P. Steinmann und stud. phil. F. Zyndel.
Rein faunistischer Teil.
I. Beschaffung und Bestimmung des Materials.
Es lag in der Natur der Sache, daß beim Sammeln des Materials
der Tafel und den Ketten des Jura ganz besondere Aufmerksamkeit
geschenkt wurde. Der bald entdeckte Reichtum dieser Gebiete an
Gehäuseschnecken wirkt faszinierend auf den Sammler, und manche
Lokalität wurde hier, wie übrigens auch anderen Ortes, zwei, dreimal
abgesucht. Eine sorgfältige Durchforschung wurde auch der Rhein-
ebene zuteil, wobei besonders die Hälfte unterhalb der Stadt syste-
matisch durchgearbeitet wurde. Aber auch die weitere Umgebung Basels
wurde keineswegs vernachlässigt; es fehlte nicht an Stichproben nach
Nord-Osten und Süd-Westen.
Ferner suchte ich meinen malakologischen Vorstellungskreis auf
mehreren Reisen zu erweitern. Ein Aufenthalt in Vitznau, ein weiterer
im Appenzellerland verbunden mit einer Exkursion ins Vorarlbergische
und nach dem Bodensee, brachten mir viel Anregung. In angenehmster
Erinnerung bleibt mir eine Exkursion mit Studenten unter Leitung
von Herrn Professor Dr. F. Zschokke, die uns über Schafmatt nach
Aarau und an den Hallwilersee führte. Auf der Durchreise ins
Bündnerland und auf Rückreisen aus der Ostschweiz berührte ich mehrere
Male Zürich und die Seeberge. Einige Wochen verbrachte ich an den
süditalienischen Seen, insbesondere in Lugano, und ein weiteres Mal
schenkte ich der Küste von La Vaux am Genfersee meine nach
Schnecken spähende Aufmerksamkeit. Ausserdem wurde meine Samm-
lung durch Zuschüsse manigfaltigster Art wertvoll ergänzt. Herrn
Professor Dr. F. Zschokke verdanke ich alpines Vergleichsmaterial.
Zu besonderem Dank bin ich den Herren stud. phil. L. Eder, Dr. A.
Gutzwiller und Dr. F. Leuthardt verpflichtet, die mir ihre Privatkollek-
tionen aufs freundlichste zur Durchsicht überließen, sowie Herrn Dr.Fritz
Sarasin, der mir für einige Zeit einen Arbeitsplatz im baselstädtischen
Museum gütigst zur Verfügung stellte, so daß ich das dort aufge-
speicherte Material in aller Muße mustern konnte. Beim Sammeln
wurde ich ferner unterstützt durch Herrn D. Geyer von Stuttgart,
den rühmlichst bekannten Conchyliologen, der mir wertvolle Originale
besonders der kleinen Pupen, Bythinellen und Lartetien schenkte und
mich in seine vortreffliche Sammelmethode einweihte; es sei ihm auch
an dieser Stelle herzlich gedankt. Herr stud. phil. Ed. Graeter über-
ließ mir in verdankenswerter Weise die Lartetien, die er bei seinen
Höhlenforschungen aufgespürt hatte. Auch den Herren stud.phil.F. Heinis
und Dr. P. Steinmann danke ich für die Unterstützung beim Sammeln.
Die Bestimmung der Arten geschah zunächst stets an Hand
der Clessinschen Exkursionsmollusken-Faunen von Deutschland und
Österreich-Ungarn-Schweiz, wurde aber in zweifelhaften Fällen mit
Zuhilfenahme der Iconographie und anderer Spezialarbeiten geprüft.
Für den jungen Malakozoologen ist es aber ein Gebot der Klugheit
und eine Pflicht, wenigstens für „charakterlose“ Genera die Bestätigung
bewährter Fachleute einzuholen, wenn er vor verhängnisvollen Irr-
tümern und trüglichen Schlüssen bewahrt bleiben will. In liebens-
würdigster und bereitwilligster Weise kontrollierte Herr Professor Dr.
P. Godet von Neuenburg meine Hyalinen und Fruticicolen und erteilte
mir manchen freundlichen Wink; Herr Professor Dr. Beettger in
Frankfurt prüfte meine Clausilien durch gütige Vermittlung von Herrn
Professor Dr. Kobelt in Schwanheim. Bei Gelegenheit eines Aufent-
haltes in Basel unterzog Herr D. Geyer meine ganze Sammlung einer
gründlichen Durchsicht und ließ sich Zeit und Mühe nicht ver-
drießen, die Pupen, Lartetien, Vallonien und Bythinellen sorgfältig
zu mustern. All den Herren spreche ich meinen verbindlichsten
Dank aus.
II. Artenverzeichnis nach Fundorten gruppiert.
A. Umkreis der Stadt Basel.
1. Universitätshof: an altem Gemäuer, | 2. Rheinbord Gasfabrik: unfrucht-
unter Laub und Gemüse, an faulem | bare dürre Halde.
no, Vallonia pulchella Müll.
Hyalina cellaria Müll. Xerophila candidula Stud.
draparnaldi Beck. Clausilia parvula Stud.
> nitens Mich.
Patula rotundata Müll. 3. Rheinbett bei der Gasfabrik:
An den mit Abfällen aus der Schlacht-
anstalt überwucherten Steinen.
Limnaea ovata Drp.
Ancylus fluviatilis Müll.
Fruticicola plebeja Drp.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L. ‚4. Matten bei Friedmatt; Hegen-
Tachea nemoralis L. heimerstraße: teils saftige, teils
Clausilia plicata Drp. steppenartige Wiesen.
Pomatias septemspirale Raz. Hyalina cellaria Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
> strigella Drp.
Xerophila candidula Stud.
ericetorum Müll.
Chondrula tridens Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupilla muscorum L.
Succinea oblonga Drp.
5. Tramdepöt Neu-Allschwil:
1.
längs des Staketenhages.
Fruticicola sericea Drp.
Xerophila obvia Hartm.
Pupilla muscorum L.
6. Privatgärten.
Hyalina cellaria Müll.
> draparnaldi Beck.
Helix aspersa Müll.
Tachea nemoralis L.
Clausilia corynodes Held.
> parvula Stud.
7. Pfalzbord.
Chilotrema lapicida L.
Clausilia parvula Stud.
plicata Drp.
B. Rechtes Rheinufer oberhalb Basel.
Rheinbord und -Bett: Eisen-
bahnbrücke- Bierburg.
Buschige, teilweise sehr trockene
Halde.
Hyalina cellaria Müll.
» draparnaldi Beck.
» glabra Studer.
» nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
2° Seticea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
» obscurus Müll.
Acanthinula lamellata Jeffr. (Geyer
bestimmt den Fund als: Ac. aculeata
var. sublaevis West.)
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa frumentum Drp.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Clausilia corynodes Held.
laminata Mtg.
» parvula Stud.
Limnaea ovata Drp.
Ancylus fluviatilis Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
Bythinia tentaculata L.
2 Riehenteich im Schoren-Wäld-
chen: im Bett des Kanals und
unmittelbar am Ufer gefunden.
Hyalina cellaria Müll.
Zonitoides nitidus Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Limnaea ovata Drp.
> peregra Müll.
» truncatula Müll.
Planorbis contortus L.
Ancylus fluviatilis Müll.
3. Ebene von Herthen. Auf Wiesen,
in en
damm 280 m/ü. M.
Vitrina pelltcida Müll.
Hyalina,radiatula Gray.
Zonitoides nitidus Müll.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
BE
Vallonia costata Müll. Isthmia minutissima Hartm.
pulchella Müll. Vertigo pygmaea Drp.
Fruticicola sericea Drp. Clausilia parvula Stud.
Arianta arbustorum L. Succinea oblonga Drp.
Helix pomatia L. » pfeifferi Rossm.
Tachea hortensis Müll. » putris L.
nemoralis L. Carychium minimum Müll.
Xerophila candidula Stud. Limnaea ovata Drp.
» ericetorum Müll. » peregra Müll.
Cochlicopa lubrica Müll. » truncatula Müll.
Caecilianella acicula Müll. Planorbis albus Müll.
Pupilla muscorum L. Bythinia tentaculata L.
C. Rechtes Rheinufer unterhalb Basel.
Schotterboden, ca. 250 m ü. M.
1. Lange Erlen-Otterbach, im Wald Eulota fruticum Müll.
und in Waldbächen. Fruticicola incarnata Müll.
Hyalina nitens Mich. >, sericea Drp.
Eulota fruticum Müll. Arianta arbustorum L.
Helicodonta obvoluta Müll. Helix pomatia L.
Fruticicola incarnata Müll. Tachea nemoralis 1b}: Klybeck.
» sericea Drp. Xerophila candidula Stud.
Arianta arbustorum L. y ericetorum Müll.
Tachea hortensis Müll. Vertigo pygmaea Drp.
» nemoralis L. Clausilia laminata Mtg.
Helix aspersa Müll. (Dr. Gutzwiller.) 5 lineolata Held.
>» pomatia L. Succinea pfeifferi Rossm.
Buliminus obscurus Müll. > putris L.
Clausilia laminata Mtg.
plicata Drp.
Limnaea stagnalis L.
Planorbis albus Müll.
plicatula Drp. > carinatus Müll.
Limnaea ovata Drp. » complanatus L.
» truncatula Müll. » contortus L.
Planorbis rotundatus Poiret.
2. Niederterrassenwall gegen
Weil, an der Schotterböschung, »
wenigGebüsch, spärlicherGraswuchs.
Hyalina cellaria Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
Tachea nemoralis L.
Ericia elegans Müll.
3. Klein-Hüningen: Tümpel, Gräben
und Kulturland zwischen Hüninger-
straße und Schiffbrücke.
Zonitoides nitidus Müll.
Bythinia tentaculata L.
Valvata piscinalis Müll.
pulchella Stud. (= de-
pressa Pf.) (Eder.)
4. Rheinufer nördlich Klein-
Hüningen: im Weidengebüsch
in Tümpeln.
Hyalina nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Arianta arbustorum L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
» obvia Hartm.
Succinea putrisL.
Limnaea auricularia L.
» palustris Müll.
» stagnalis L.
Planorbis carinatus Müll.
Dazu kommen aus dem Genist des
Rheines noch folgende Arten hinzu, die aus-
nahmslos zugeschwemmt wurden,
Rheinanschwemmung:
Hyalina glabra Stud.
Crystallus andreaei Boettg.
» subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patuia rotundata Müll.
Fruticicula edentula Drp.
» hispida L.
» sericea Drp.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea sylvatica Drp.
Buliminus detritus Müll.
» montanus Drp.
» obscurus Müll.
Acanthinula aculeata Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Pupilla edentula Drp.
» muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll.
„ pygmaea Drp.
Clausilia laminata Mtg.
lineolata Held.
» plicata Drp.
Carychium minimum Müll.
Limnaea ovata Drp.
> truncatula Müll.
Acme lineata Drp.
Valvata cristata Müll.
Lartetia sp. (Eder.)
In geographischer Hinsicht kann diesem
Schwemmmaterial keinerlei Wert zugeschrie-
ben werden, da links und rechtsrheinische
Anspülungen zusammengeworfen wurden.
5. Leopoldshöhe : Bahndamm, Wald
und Waldbach. (Eder.)
Patula rotundata Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
Chonarula tridens Müll.
Pupilla muscorum L.
Succinea putris L.
Limnaea ovata Drp.
» truncatula Müll.
Physa hypnorum L.
Planorbis marginatus Drp.
» rotundatus Poiret
Ancylus fluviatilis Müll.
6. Rheinebene nördlich Märkt:
in dichtem Weidengebüsch, in Tüm -
peln und Altwässern.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettger.
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» plebeja Drp.
Arianta arbustorum L.
Isognomostoma personatum Lam.
(wahrscheinlich angeschwemmt.)
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Succinea pfeifferi Rossm.
» putris L.
Limnaea ampla Hartm.
» ovata Drp.
» stagnalis L.
» truncatula Müll. (in einem
Bach.)
Physa fontinalis L.
Planorbis albus Müll.
carinatus Müll.
contortusL.
marginatus Drp.
Bythinia tentaculata L.
Valvata cristata Müll.
piscinalis Müll.
7. Wäldchen zwischen Eifringen
und Egringen: an einem
kleinen Bach.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Tachea hortensis Müll.
Buliminus detritus Müll. Efringen;
(Eder.)
8. Ebene zwischen Efringen und
i.
Rheinweiler: dichtes Buschwerk
umsäumt oft die Altwässer.
Hyalina nitens Mich.
radiatula Gray.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettger.
Euconulus fulvus Müll.
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Arianta arbustorum L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Cxcilianella acicula Müll.
Clausilia laminata Mtg.
» lineolata Held.
» plicata Drp.
Succinea oblonga Drp.
» pfeifferi Rossm.
Limnaea ampla Hartm.
» auricularia L.
» ovata Drp.
» palustris Müll.
» stagnalis L.
Planorbis albus Müll.
» carinatus Müll.
marginatus Drp.
» nitidus Müll.
Ancylus fluviatilis Müll.
Bythinia tentaculata L.
Valvata cristata Müll.
» piscinalis Müll.
D. Linkes Rheinufer oberhalb Basel.
Birsbrücke bei Birsfelden:
längs des Bahndammes und unter
Schutt.
Hyalina cellaria Müll.
draparnaldi Beck.
nitens Mich.
Fruticicola sericea Drp.
Arianta arbustorumL.
Helix pomatia L.
Xerophila candidula Stud.
>» ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
Succinea oblonga Drp.
putris L. (Ein verbleichtes
Exemplar.)
. Rheinbord bis zum Birsfelder-
hof: auch am Gemäuer u. Schutt.
dieses Hofes.
Vitrina pellucida Müll.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
nemoralis L.
» sylvatica Drp.
Clausilia plicata Drp.
Pomatias septemspirale Raz..
3 u a © 7 06 Se ini; du ae r
Es
‚. Hardwald: bis gegen Pratteln.
Hyalina nitens Mich.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
> villosa Stud. (Eder.)
Chilotrema lapicida L.
Buliminus obscurus Müll.
Clausilia laminata Mitg.
> plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
. Basel-Augst: Ruinen; zum Teil auf
Muschelkalk. 280 m ü.M.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Clausilia corynodes Held.
laminata Mtg.
>» parvula Stud.
» plicata Drp.
» plicatula Drp.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
E. Linkes Rheinufer unterhalb Basel.
Schottergebiet, ca. 250 m. ü. M.
. Bachgelände zwischen Hilfs-
spital und Allschwil: teils
im Bach, teils im Gebüsch und im
anstoßenden Kulturland.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Balea perversa L.
Clausilia laminata Mtg.
lineolata Held.
parvula Stud.
plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
putris L.
Limnaea ovata Drp.
truncatula Müll.
. Bach zwischen Schweizerzoll
und Hegenheim: im und am
Bach.
Zonitoides nitidus Müll.
Fruticicola rufescens Penn.
sericea Drp.
Helix pomatia L.
Succinea pfeifferi Rossm.
putris L.
Limnaea ovata Drp.
peregra Müll.
» truncatula Müll.
Physa hypnorum L.
Planorbis marginatus Drp.
Bythinia tentaculata L.
Valvata cristata Müll.
4. Hüninger-Kanal:
—'14
3. Michelfelden: in und an Tümpeln.
Zonitoides nitidus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Fruticicola plebeja Drp.
» sericea Drp.
Tachea nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
Cochlicopa lubrica Müll.
Vertigo pygmaea Drp.
Succinea pfeifferi Rossm.
» putris L.
Limnaea palustris Müll.
stagnalis L.
Planorbis carinatus Müll.
» complanatus L.
» contortus L.
» corneus L; von Herrn
P. Chappuis in wenigen
Exemplaren gefunden.
> marginatus Drp.
» nautileus L.
nitidus Müll.
Bythinia tentaculata L.
Valvata cristata Müll.
meist im Hafen
von Hüningen erbeutetes Material.
Fruticicola sericea Drp. am Bord.
Cochlicopa lubrica Müll »
Succinea pfeifferi Rossm. »
» putris L. »
Limnaea auricularia L.
ovata Drp.
truncatula Müll.
Physa acuta Drp.
Planorbis rotundatus Poiret.
» vortex L. (Eder.)
Ancylus fluviatilis Müll.
Bythinia tentaculata L.
Lithoglyphus naticoides Fer.
Valvata piscinalis Müll:
Neritina fluviatilis L. (Museum)
Dreissensia polymorpha Pallas (Dr. Gutz-
willer); der Curiosität halber hier er-
wähnt. — )
5. Gr. Hüningen: _ausgetrocknete
Festungsgräben und überwucherte
Festungstrümmer.
6.
Hyalina cellaria Müll.
», “nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola carthusiana Müll.
» incarnata Müll.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa frumentum Drp.
Pupilla muscorum L.
» triplicata Stud.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pygmaea Drp.
Clausilia parvula Stud.
» plicata Drp.
Succinea oblonga Drp.
Planorbis marginatus Drp.
Ebene von Neudorf: in Gemüse-
gärten, am Rheinwall und jenseits
desselben, vom Kanal bis an den
Strom. Neudorfweiher und einige
Tümpel nordöstlich des Dorfes.
Hyalina cellaria Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Fruticicola carthusiana Müll.
» incarnata Müll.
» sericea Drp.
Campylaea cingulata Studer (1 Ex.)
Arianta arbustorum L.
Helix aspersa Müll.
willer.)
Helix pomatia L.
(Dr. Gutz-
x — 1) —
Tachea hortensis Müll. Physa acuta Drp.
» nemoralis L. » fontinalis L.
Xerophila candidula Stud. Planorbis albus Müll.
» ericetorum Müll. » carinatus Müll.
» obvia Hartm. >» complanatus L.
Cochlicopa lubrica Müll. » contortus L.
Succinea putris L. » marginatus Drp.
Limnaea auricularia L. » nitidus Müll.
x » ovata Drp. ‚ Ancylus fluviatilis Müll.
5 » peregra Müll. (Eder.) Bythinia leachii Shepp.
» palustris Müll. » tentaculata L.
j en 8. Rheinebene: Rosenau bis Nie-
Pfanorbis albis Müll. derauwörth: teilweise dürfte das
5 P Materialangeschwemmt sein, obschon
4 carinatus Müll. es kaum möglich erscheint, daß der
marginatus Drp. Rhein bei Hochwasser den hohen
3». contortus L. Damm öfters übersteige.
, » nautileus L. (Eder.) Vitrina pellucida Müll.
u » nitidus Müll. Hyalina cellaria Müll.
Ancylus fluviatilis Müll. im Rhein, » radiatula Gray.
F- Bythinia tentaculata L. Zonitoides nitidus Müll.
5 Valvata cristata Müll. Euconulus fulvus Müll.
dr » piscinalis Müll. Punctum pygmaeum Drp.
R Eulota fruticum Müll.
7. Fischzuchtanstalt und Ebene öst- Vallonia costata Müll.
# 1 lich bis zum Rhein: in den großen » pulchella Müll.
5 i Fischweihern und in fließenden, mit- Fruticicola hispida L.
Br“ unter starken Bächen, sowie an der | . ae
RE buschigen Schotterhalde der Nieder- R incarnata Müll.
3 terrasse. » sericea Drp.
3 Hyalina nitens Mich. Arianta arbustorum L.
B: Zonitoides nitidus Müll. Helix pomatia L.
#8 Patula rotundata Müll. Tachea hortensis Müll.
% Bi: . Eulota fruticum Müll. » nemoralis L.
“= a Helicodonta obvoluta Müll. Xerophila candidula Stud.
I Fruticicola plebeja Drp. » ericetorum Müll,
3 N Helix pomatia L. Cochlicopa lubrica Müll.
8 Tachea nemoralis L. Pupa frumentum Drp.
B: Cochlicopa lubrica Müll. | Pupilla muscorum L.
B- Caecilianella acicula Müll. (an| Isthmia minutissima Hartm.
3 E einem Phryganiden-Gehäuse.) Clausilia laminata Mtg.
E- | Orcula dolium Drp. (1 zerstörtes Ex)| Succinea oblonga Drp.
Be Succinea pfeifferi Rossm. | > pfeifferi Rossm.
Sl » putris L. | » putris L.
Limnaea ovata Drp. Limnaea auricularia L.
» palustris Müll. | ovata Drp.
> stagnalis L. | palustris Müll
D.
Limnaea stagnalis L.
» truncatula Müll.
Physa fontinalis L.
Planorbis albus Müll.
carinatus Müll.
complanatus L.
» contortus L.
marginatus Drp.
nitidus Müll.
Bythinia tentaculata L.
Valvata piscinalis Müll.
Mühlhausen: (Basler Museum.)
Hyalina cellaria Müll.
draparnaldi Beck.
glabra Studer.
Helicodonta obvoluta Müll.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea nemoralis L.
Clausilia laminata Mtg.
» parvula Stud.
» plicata Drp.
Succinea putris L.
Limnaea auricularia L.
» ovata Drp.
» peregra Müll.
Planorbis contortus L.
» corneus L.
>» marginatus Drp.
» rotundatus Poiret.
Ancylus fluviatilis Müll.
Vivipara fasciata Müll. Kanal.
Bythinia tentaculata L.
F. Tertiär- und Diluvialgebiet südlich und westlich
von Basel.
1. Allschwiler Wald: mit dem Sammel-
2.
becken des Wald-Baches, dem All-
schwiler-Weiher. ca. 350 m. ü. M.
Hyalina nitens Mich.
Helicodona obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Buliminus obscurus Müll.
Clausilia Jaminata Mtg.
lineolata Held.
Succinea oblonga’ Drp.
putris L.
Limnaea peregra Müll. Weiher.
» truncatulaMüll. im Bach.
Neubad: (Eder.) längs des Baches mit
der Weidenallee 280 m. ü. M.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Balea perversa L.
Clausilia parvula Stud.
3. Hegenheimerwald: längs des Lörz-
baches und am Wege nach Allschwil.
ca. 300 m. ü. M.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Xerophila candidula Stud.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupilla muscorum L.
Clausilia lineolata Held.
Succinea oblonga Drp.
» pfeifferi Rossm.
» putris L.
Carychium minimum Müll.
Limnaea peregra Müll.
» truncatula Müll.
Planorbis sp.
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Ancylus fluviatilis Müll.
Cypraea moneta L. fand ich ca. 20 cm
unter dem Boden an obigem Wege.
Ob sie von. Ost-Indien oder Mittel-
afrika stammt, wer weiß es?
4. Allschwil- Schönenbuch : süd-
lich exponierte Lehmhalde.
Xerophila candidula Stud.
Buliminus obscurus Müll.
Chondrula tridens Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupa frumentum Drp.
5. Jakobsbergerholz und Batterie:
bis 360 m ü. M.
Patula rotundata Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Buliminus obscurus Müll.
Pupilla muscorum L.
Clausilia parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
6. Südhalde Reinach - Therwil;
im Rebgelände und am Waldrand
bis ca. 390 m ü. M.
Vitrina pellucida Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
pulchella Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa frumentum Drp.
Pupilla muscorum L.
Limnaea peregra Müll. Quelle öst-
lich von Oberwil.
7. Südhalde Oberwil-Heiligen-
brunn: im Rebgelände und am
Waldrand. ca. 390 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
Hyalina nitens Mich.
> radiatula Gray.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll. .
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Chondrula tridens Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupilla muscorum L.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
Birsigtal, Binningen, Bottmin-
gen: teils im Gebüsch am Wald-
rand, teils am Fluß.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vitrina pellucida Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
> sericea Drp.
Buliminus obscurus Müll.
Clausilia dubia Drp.
laminata Mtg.
» plicatula Drp.
Carychium minimum Müll. Bach
bei Flühen.
Limnaea peregra Müll. Graben
zwischen Therwil und Ettingen.
Limnaea truncatula Müll. im Birsig
bei Oberwil.
Ancylus capuloides Jan. (Museum,
Birsig.)
Ancylus fluviatilis Müll.
uw
N
G. Birstal,
das Schottergebiet und die ebene Talsohle.
1. St Jacob: im Gehölz; am Bahndamm
(Süd-Seite) und aus dem Fluß.
Vitrina diaphana Drp.
pellueida Müll.
Hyalina draparnaldi Beck.
» nitens Mich.
radiatula Gray.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
» pellucida Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
>» plebeja Drp,
> rufescens Penn.
> sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupa frumentum Drp.
Pupilla muscorum L.
Clausilia corynodes Held.
> lineolata Held.
3 parvula Stud.
plicata Drp.
ventricosa Drp.
Succinea putris L.
Limnaea ovata Drp.
Ancylus fluviatilis Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
Valvata cristata Müll.
2. Schotterwall Schänzli: ein kleines,
südlich exponiertes Haldenstück längs
des Baches.
‚Vallonia costata Müll.
Xerophila candidula Stud.
ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
Pupa frumentum Drp.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Pomatias septemspirale Raz.
3. Neue Welt, Rütihard: (Eder.)
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
23-3 pura>Ald:
Crystallus crystallina Müll. (?)
» diaphana Studer (?).
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Arianta arbustorumL.
Clausilia corynodes Held.
» lineolata Held.
Succinea putris L.
Carychium minimum Müll.
4. Vereinzelte Funde oberhalb
Aesch.
Xerophila candidula Stud. Dels-
berg.
Caecilianella acicula Müll.
Clausilia corynodes Held. Grel-
lingen.
» plicatula Drp. _Grel-
lingen.
Succinea putris L. Grellingen.
Limnaea palustris Müll. oberhalb
Zwingen.
> peregraMüll. Angenstein.
Planorbis nitidus Müll. Deisberg
» rotundatus Poiret Dels-
berg.
5. Birsgenist: aus den Anspülungen der
Birs gesiebt, nah der Neuen Welt; ich
zähle hier die Arten auf als Stichprobe:
für Birs-Anschwemmungen.
Vitrina diaphana Drp.
pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» x % I er gi & RL
Bd EP, ARE 0er)
1. Wartenberg: im Wald, an den Ruinen
Hyalina nitens Mich.
GE radiatula Gray.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
» erystallina Müll.
» subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola edentula Drp.
» hispida L.
» incarnata Müll.
> plebeja Drp.
» sericea Drp.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus mantanus Drp.
» obscurus Müll.
Acanthinula aculeata Müll.
> lamellata leffr.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla edentula Drp.
» muscorum L.
» cupa Jan.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll.
» pygmaea Drp.
Clausilia corynodes Held.
» laminata Mtg.
» lineolata Held.
> parvula Stud.
> plicata Drp.
> plicatula Drp.
> ventricosa Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
Limnaea ovata Drp.
» peregra Müll.
» truncatula Müll.
Planorbis albus Müll.
» rotundatus Poiret.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Lartetia suevica Geyer (?)
H. Tafeljura.
und Felsen. 480 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Eulota fruticum Müll. (Südost S.)
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» plebeja Drp.
> sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L. (1 linkes Ex.)
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa iubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll.
Clausilia corynodes Held.
Clausilia cruciata Stud.
laminata Mtg.
lineolata Held.
parvula Stud.
plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
2. Nord-West-Ende desGempen-
plateaus: An den bewaldeten
Hängen, besonders am Waldrand.
(Asp. Grut, Spitalholz.)
Hyalina nitens Mich.
radiatula Gray.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
plebeja Drp.
» sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
Acanthinula aculeata Müll.
Clausilia laminata Mtg.
lineolata Held.
parvula Stud.
plicatula Drp.
Orcula dolium Drp.
Succinea oblonga Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
3. Ruine Reichenstein: im Ruinen-
schutt und Felsenmulm, auf der Höhe
bis zur Höhle; 490 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
» pura Ald.
Crystallus andreaei Boettg.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Pyramidula rupestris Drp.
Arianta arbustorum L. 9.
Isognomostoma personatum Lam.
Xerophila ericetorum Müll. (Süd-
Abbhang.)
Buliminus obscurus Müll.
» detritus Müll.
Abhang.)
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla triplicata Stud.
Clausilia corynodes Held.
» eruciata Stud.
laminata Mitg.
» plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Acme lineata Drp.
(Süd-
. Felsen hinter Schloß Birseck:
an den Steinen und unter faulem,
nassem Laub, im Gestrüpp. ca. 370 m
ü. M.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
» obscurus Müll.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Clausilia corynodes Held.
» lineolata Held.
» parvula Stud.
» plicatula Drp. (Museum.)
Succinea oblonga Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Arlesheimer Weiher: und ihre
Ufer. (Dr. Leuthardt.) 345 m ü.M.
Arianta arbustorumL.
Tachea sylvatica Drp.
Clausilia plicata Drp.
Limnaea auricularia L.
Bythinia tentaculata L.
. Ruine Dorneck: und Waldgelände
an der Süd-Ost-Seite. 500 m ü.M.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus subrimata, Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
plebeja Drp.
sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Modicella avenacea Brug.
Clausilia laminata Mtg.
| parvula Stud.
plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
7. Gempenplateau im engern Sinn: |
Gempenstollen, Gempenfluh, Schar-
tenhof; im Wald, im Felsenschutt
und Mulm, bis 760 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
pura Ald.
Crystallus andreaei Boettg.
subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
21
Fruticicola villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
» obscurus Müll.
Acanthinula aculeata Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Clausilia corynodes Held.
> cruciata Stud.
dubia Drp.
fimbriata Mühlf.
laminata Mtg.
parvula Stud.
> ventricosa Drp.
Succinea oblonga Drp.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Schauenburg: Umgebung der Ruine
und gegen Neu-Schauenburg hinab.
600 m ü.M.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina nitens Mich.
pura Ald.
subglabra Bourg.
Crystallus andreaei Boettg.
Euconulus fulvus Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea sylvatica Drp.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla triplicata Stud. (Eder.)
Vertigo pusilla Müll.
Clausilia corynodes Held.
3)
10.
u
dubia Drp.
laminata Mtg.
parvula Stud.
» plicatula Drp.
Limnaea truncatula Müll.
Seite des Adlers.
Acme lineata Drp. (Eder.)
Pomatias septemspirale Raz.
Clausilia
Ost-
Kaltbrunnental: (Eder.)
Hyalina nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg. (?)
Euconulus fulvus Müll.
Fruticicola refescens Penn.
Isognomostoma personatum Lam.
Xerophila ericetorum Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia laminata Mtg.
lineolata Held.
Limnaea ovata Drp
Nuglar: in einem kleinen Tälchen
nordöstlich vom Dorf. 560 m ü.M.
Hyalina nitens Mich.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
nemoralis L.
Cochlicopa lubrica Müll.
Clausilia corynodes Held.
parvula Stud.
Succinea putris L.
Oristal:
a) Orismühle: Bach und Gelände.
Arianta arbustorum- L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll. (Süd-
Halde.)
Succinea pfeifferi Rossm.
putris L. Brunnenbach
(Heinis).
22
m
ID
14.
Limnaea ovata Drp. im Bach bei
der Mühle.
b) Oristalweiher bei Liestal. (Heinis)
Suceinea putris L.
Limnaea ovata Drp.
2. Orismühle-Seltisberg: im Wald,
an Bäumen und Felsen.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
». „'sericea. Drp:
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila candidula Stud. sonnige
Halde östlich von Seltisberg
Xerophila ericetorum Müll.
sonnige Halde östl. v. Seltisb.
Clausilia corynodes Held.
laminata Mtg.
» plicatula Drp.
Limnaea ovata Drp. (Dr. Leuthard)
Quelle bei Seltisberg.
Pomatias septemspirale Raz.
. Tannenwald ob Sichternhof:
450 m ü. M.
Hyalina nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Clausilia laminata Mitg.
Schleifenberg: Weg auf der Nord-
Seite übers Weideli nach dem Aus-
sichtsturm. 500 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
pura Ald.
Crystallus andreaei Boettg.
» subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
iR
ER ei
a
=
ZEN
Gh
un
15:
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
» sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
Weiße Fluh.
» montanus Drp.
obscurus Müll.
achlieosa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia corynodes Held.
» dubia Drp.
» laminata Mtg.
» lineolata Held.
parvula Stud.
» plicata Drp.
3 plicatula Drp.
ventricosa Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
Ericia elegans Müll.
Sissacher Fluh: Wald an der Ost-
Seite und Felsplatte oben. 702 m ü.M.
Hyalina nitens Mich.
pura Ald.
Crystallus diaphana Stud.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam. |
Helix pomatia L. |
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
23
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Isthmia minutissima Hartm.
Clausilia corynodes Held.
> laminata Mtg.
» lineolata Held.
» parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
16. Ergolz- und Frenkental:
a) Schöntal. (Eder.)
Hyalina pura Ald.
Crystallus subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Helicodonta obvoluta Drp.
Fruticicola sericea Drp.
Isognomostoma personatum Lam.
Clausilia lineolata Held.
Ericia elegans Müll.
b) Liestal: (Dr. Leuthard u. Fr. Heinis.)
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola hispida L.
» villosa Stud. Glattweg.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Succinea putris L.
Limnaea ovata Drp. Kesselloch in
der Ergolz.
Limnaea peregraMüll. Lehmweiher.
Planorbis albus Müll.
c) Frenkeanschwemmungen :
(Dr. Leuthard.)
Caecilianella acicula Müll.
Pupilla muscorum L.
Vertigo pygmaea Drp.
Carychium minimum Müll.
d) Vereinzelte Funde:
Helix pomatia L. (1 Ex. links ge-
wunden von 50 mm Durchmesser.)
"Böckten. (Heinis.)
Tachea hortensis Müll. Böckten.
sylvatica Drp. Farnsburg
(Dr. Leuthard.)
Succeinea oblonga Drp.
Gelterkinden.
Limnaea peregra Müll. Bubendort.
T.
2
— 424
I. Kettenjura.
Landskron: Felsige Süd-Seite,
540 m ü.M.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L.
Clausilia laminata Mtg.
parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
. Untere Klus: im Ruinenschutt und |
Gestrüpp. 540 m ü. M.
Vitrina diaphana Drp.
» pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
» subglabra Bourg.
Crystallus subrimata Reinh.
Punctum pygmaeum Drp.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll; auch
an einem trockenen Rain am Weg
nach Pfäffingen.
Buliminus montanus Drp.
» obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla gredleri Cless.
» triplicata Stud.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo alpestris Ald.
» pusilla Müll.
Clausilia parvula Stud.
Limnaea truncatula Müll. (in einem
Rinnsal.)
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
3. Pfäffinger Schloß: Ruinenschutt,
an moosigen Steinen unter Laub etc.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
» pura Ald.
3 radiatula Gray.
Crystallus subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
> pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Miüill.
Fruticicola incarnata Müll.
> plebeja Drp.
» rufescens Penn.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
DI A EL Sn Sk ra a u
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5. Tannenwald hinter Pfäffinger
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L.
> triplicata Stud.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll. (Eder.)
» pygmaea Drp.
Clausilia laminata Mtg.
> parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
4. Süd-Halde hinter Pfäffinger
Schloß: Rebgelände, trockeneHalde.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Pupa secale Drp.
Schloß: |
Hyalina nitens Mich.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» villosa Stud.
Chilotrema lapicida L.
6. Waldwiese unter der Eggfiuh:
Hyalina nitens Mich.
Fruticicola incarnata Müll.
» hispida L.
Xerophila ericetorum Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
. Blauen: Süd-Halde Nenzlin-
gen-Blauen; auf der Weide und
am Waldrand. |
Vitrina pellucida Müll. |
Hyalina nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
> sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
. Blauen:
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Pupa secale Drp.
Clausilia laminata Mtg.
lineolata Held.
parvula Stud.
plicatula Drp.
Limnaea truncatula Müll.
Quellbrunnen.)
Pomatias septemspirale Raz.
Lartetia suevica Geyer (?) (K. Born-
hauser).
(in einem
Nord - Seite;
Fürstenstein, Hochblauen.
Vitrina diaphana Drp.
> pellueida Müll.
ayalloz cellaria Müll.
> draparnaldi Beck.
> nitens Mich.
» pura Ald.
> subglabra Bourg.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
> subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Ettingen,
» plebeja Drp.
» sericea Drp.
D villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
» obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
9. Burg - Rämel- Klein Lützel:
10.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L.
El corynodes Held.
cruciata Stud.
fimbriata Mühlf.
laminata Mtg.
lineolata Held.
parvula Stud.
plicatula Drp.
See oblonga Drp.
> putris L. Ettingen (Eder.)
Carychium minimum Müll.
Limnaea ovata Drp. Ettingen (Eder.)
Pomatias septemspirale Raz.
(Eder.)
Hyalina pura Ald. Burg. |
Crystallus crystallinus Müll. (?) |
Burg.
Crystallus diaphana Stud. (?) Burg.
Euconulus fulvus Müll. Burg.
Fruticicola sericea Drp. Kl. Lützel.
unidentata Drp.
Kl. Lützel (Museum.)
Pupa secale Drp. Burg u. Kl. Lützel.
Clausilia corynodes Held. Burg.
parvula Stud.
Succinea putris L. Rämel.
Ericia elegans Müll. Kl. Lützel.
Flühen - Hofstetten: in kleinen
Bächen bei Flühen und längs der
Straße nach Hofstetten.
Punctum pygmaeum Drp.
Pyramidula rupestris Drp.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Xerophila ericetorum Müll.
Isthmia minutissima Hartm.
Clausilia parvula Stud.
Succeinea putris L.
Limnaea ovata Drp.
Flühen.
Bach ob
26
11.
12.
14.
Limnaea truncatula Müll. Bach
ob Flühen.
Ancylus capuloides Jan.
Steinmann.)
Ancylus fluviatilis Müll.
(Dr. ’E£
Kellgrabenschlucht:
Helicodonta obvoluta Müll.
Chilotrema lapicida L.
Tachea sylvatica Drp.
Clausilia corynodes Held.
Schafmatt:
Lorenzenbad.
Hyalina nitens Mich.
Eulota fruticum.Müll. Lorenzenbad.
Fruticicola sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L. auch Lostorf.
Tachea hortensis Müll.
> nemoralis L. Lorenzenbad.
» sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Süd-Seite; Weg nach
. Wiesenberg: (Dr. Leuthardt)
1000 m ü. M.
Fruticicola villosa Stud.
Arianta arbustorum L. Rotenfluh.
Tachea sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
> obscurus Müll.
Clausilia laminata Mtg.
Frohburg: im alten Schloßhof
unter bemoosten Steinen und Laub.
820 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
Crystallus diaphana Stud.
Euconulus fulvus Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
EN hispida L.
incarnata Müll.
sericea Drp.
3 villosa Stud.
£
ud
=
19.
16.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
» sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
> obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Clausilia corynodes Held.
» dubia Drp.
parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
Hauenstein: Pafhöhe, längs des
Rinnsals bei der Pulvisei. 690 m ü.M.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
Fruticicola hispida L.
sericea Drp.
Arianta arbustorumL.
Isognomostoma personatum Lam.
Succinea putris L.
Limnaea truncatula Müll.
Hauenstein: Süd-Halde; Alte- und
Neue-Straße b. Ifental. (Vipernhalde.)
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Eulota fruticum Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola hispida L.
incarnata Müll.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
nemoralis L.
sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
> obscurus Müll.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
27
17
18.
19.
Clausilia corynodes Held.
> itala var braunii Charp.
(Museum, von Dr. ]J. J. Ber-
noulli anno 1845 gesammelt.)
3 parvula Stud.
>" plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Läufelfingen - Schmutzberg:
im Buchenwald.
Hyalina nitens Mich.
» pura Ald.
» subglabra Bourg.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola hispida L.
) incarnata Müll.
» sericea Drp.
» villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Orcula dolium Drp.
Clausilia corynodes Held.
» fimbriata Mühlf.
3 laminata Mtg.
3 plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Lartetia sp. im Abzugstollen des
Hauenstein-Tunnels (Ed. Graeter.)
Schmutzberg-Weide: 840m ü.M.
Fruticicola hispida L.
Arianta arbustorum L.
Tachea sylvatica Drp. (1 junges Ex.)
Kallenhöhe: mit dem kleinen Walde
südlich. 820 m ü. M.
Hyalina nitens Mich.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
Chilotrema lapicida L.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Pupa secale Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
20. Bölchenfluh:
a) Oberste Felsspitze: auf nacktem
Kalkfelsen, 1100 m ü. M.
Vallonia costata Müll.
Pupa secale Drp.
Clausila parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
b) Wald an der Nord-Seite: Kulm
und Aufstieg von Ober-Kall.
Hyalina cellaria Müll.
depressa Sterki.
glabra Stud.
nitens Mich.
subglabra Bourg.
Crystallus andreaei Boettg.
subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
ruderata Stud.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola hispida.L.
incarnata Müll.
rufescens Penn.
sericea Drp.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia corynodes Held.
cruciata Stud.
dubia Drp.
fimbriata Mühlf.
>»
>)
2
28
Clausilia lineolata Held.
» parvula Stud.
> plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
c) Südseite: am steinigen Waldrand
und auf Weideland.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina nitens Mich.
pura Ald.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Fruticicola hispida L.
incarnata Müll.
plebeja Drp.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Pupa secale Drp.
Pupilla muscorum L.
Clausilia laminata Mteg.
parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
»
?
>3
Sy
. Langenbruck - Waldenburg:
ca. 500 m hoch. Längs der Hauei:-
steinstraße.
Arianta arbustorum L.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Clausilia plicata Drp.
Succinea putris L
Limnaea peregra Müll.
truncatula Müll.
?
»
22. Paßwang:
a) Ob. Bretzwil, ca. 800 m hoch, am
Wald- und Wegrand.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
pura Ald.
ri 29
Crystallus andreaei Boettg.
subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
sericea Drp.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Nuningen.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Clausilia corynodes Held.
> parvula Stud.
plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
auch bei
b) 7050 m hoch und auf den Weiden
über 1000 m.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Vallonia pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola sericea Drp.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia corynodes Held.
fimbriata Mühlf.
plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
23. Hohe Winde: Nord-Seite; Eng-
paß bei der Langen-Brücke und Auf-
stieg gegen Nüsselboden. Von 500 m
an aufwärts, bis zur ob.Waldgrenze
und höher, bis 1200 m ü. M.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina cellaria Müll.
glabra Stud.
nitens Mich.
pura Ald.
subglabra Bourg.
Crystallus andreaei Boettg.
> diaphana Stud.
subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
plebeja Drp.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Pupilla edentula Drp.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll.
Clausilia corynodes Held.
> dubia Drp.
fimbriata Mühlf.
laminata Mtg.
parvula Stud.
plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
24. Fringeli:
a) Loh ob Grindel,
ca. 680 m ü. M.
Vitrina diaphana Drp.
pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
nitens Mich.
> pura Ald.
Crystallus andreaei Boettg.
» subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola edentula Drp.
plebeja Drp.
» villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
>»
30
am Waldrand,
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Vertigo sp. (1 zerstörtes Ex.)
az corynodes Held.
cruciata Stud.
» dubia Drp.
> parvula Stud.
> ventricosa Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
b) Fringeli-Kamm :
Gebüsch, an Felsen etc.
Hyalina cellaria Müll.
> nitens Mich.
pura Ald.
radiatula Gray.
subglabra Bourg.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Fruticicola plebeja Drp.
rufescens Penn.
sericea Drp:
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
920 m ü. M. im
24a. Roggen bei Balsthal:
25.
h u!
N Az FE 0, Sal
Tachea sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
» obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia corynodes Held.
parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
>
im abge-
holzten Wald. (Fr. Heinis.)
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola sericea Drp.
» villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Tachea sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
Clausilia laminata Mtg
720 m ü.M.
dieser Stadt.
Born bei Aarberg:
und an der Mauer
(Fr. Heinis.)
Chilotrema lapicida L.
Tachea sylvatica Drp.
Olten.
Buliminus obscurus Müll.
auch bei
. Gänsbrunnen - Weißenstein-
Hasenmatte: 800-1400 m ü.M.
Hyalina cellaria Müll.
3 nitens Mich.
> subglabra Bourg.
Pyramidula rupestris Drp.
Fruticicola coelata Stud. auch v.d.
Georges du Pichoux. (Eder.)
y hispida L.
> plebeja Drp.
» rufescens Penn.
> sericea Drp.
Tachea sylvatica Drp., auch bei
Solothurn. (Museum.)
Orcula dolium Drp.
27.
28.
Pupa secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Clausilia corynodes Held.
> dubia Drp.
» laminata Mtg.
>» lineolata Held.
» orthostoma Menke.
(Geyer.)
> plicatula Drp.
Delsberg-Moutier:
willer und Museum.)
Arianta arbustorum L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
>», sylvatica Drp.
(Dr. A. Gutz-
Xerophila candidula Stud.
Delsberg.
Caecilianella acicula Müll.
Delsberg. |
Planorbis nitidus Müll. Delsberg..
> rotundatus Poiret » |
Doupbstal: |
a) Vom Lac des Brenets bis Gravier: |
am und im Fluß.
Vallonia adela West (Geyer.)
» costata Müll. |
» excentrica Sterki. |
» pulchella Müll. |
Helicodonta obvoluta Müll. |
Fruticicola edentula Drp.
> hispida L.
» incarnata Müll.
> villosa Stud.
Chilotrema lapicida L.
Tachea hortensis Müll.
» sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp.
Suceinea pfeifferi Rossm.
Clausilia dubia Drp. |
» fimbriata Mühlf.
» laminata Mtg.
> parvula Stud.
> plicatula Drp.
| 29. Vallanvron:
RAR ovata Drp.
palustris Müll.
» peregra Müll.
> stagnalis L.
> truncatula Müll.
Planorbis contortus L.
Bythinia tentaculata L.
Valvata piscinalis Müll. auch an
der Orbequelle. (Dr. Steinmann.)
Pomatias septemspirale Raz.
Patula solaria Menke und Bythinia
leachii Shepp. (ventricosa Gray), die
Zschokke aus dieser Gegend nennt,
konnte ich nicht finden.
b) Bei La Rasse und Biaufond:
im Doubs und einem Abwasser des
Chaux-de-Fonds’er Latrinen-Weihers.
Hyalina sp.
Crystallus andreaei Boettg.
>» crystallina Müll.
Fruticicola hispida L.
Pupilla alpestris Alder. (Geyer, im
Doubsgenist.)
» antivertigo Drp. (Geyer, im
Doubsgenist.)
Succinea pfeifferi Rossm.
Limnaea ovata Drp.
» palustris Müll. mit f.
turricula. Held.
Limnaea stagnalis L.
» truncatula Müll.
Physa fontinalis L.
Planorbis albus Müll.
carinatus Müll.
complanatus L.
> contortus L.
Bythinia tentaculata L.
Lartetia sp. (Geyer, ausd. Doubsgenist.)
Valvata piscinalis Müll.
1000 m ü. M. Hoch-
plateau nordöstlich von Chaux - de-
Fonds.
a) Längs der Weiden-Mauern und
im felsenreichen, nassen, moosi-
gen Nord-Wald.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Mich.
nitens Mich.
pura Ald.
subglabra Bourg.
radiatula Gray.
Crystallus andreaei Boettg.
subrimata Reinh.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola edentula Drp.
hispida L.
rufescens Penn.
villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa secale Drp
Clausilia cruciata Stud.
» dubia Drp.
h fimbriata Mühlf.
laminata Mtg.
» parvula Stud.
» plicatula Drp.
3 ventricosa Drp.
Acme polita Hartm.
Pomatias septemspirale Raz.
32
b) Auf trockenen Weiden und
Wiesen, im Moos und Wurzel-
geflecht.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina radiatula Gray.
Vallonia costata Müll.
Fruticicola hispida L.
Tachea sylvatica Drp. nur auf
Weiden mit vereinzeltem Tannen-
bestand.
Cochlicopa lubrica Müll.
c) Steiler Abfall nach dem Doubs
(La Rasse), Tannen- und Mischwald,
mit Unterholz und Laubboden.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» villosa Stud.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» sylvatica Drp.
Buliminus montanus Drp.
Pupa secale Drp.
Clausilia dubia Drp.
> laminata Mtg.
parvula Stud.
Limnaea truncatula Müll. in einem
kleinen Rinnsal, mitten im Walde.
Pomatias septemspirale Raz.
K. Dinkelbergplateau.
Muschelkalkgebiet.
1. Südseite Hornfelsen-Wylen:
im Wald und Rebgelände.
Daudebardia brevipes Drp.
Striegelbank. (Eder.)
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» draparnaldi Beck.
> glabra Stud.
» nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus sp.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Clausilia laminata Mtg.
» parvula Stud.
» plicata Drp.
> plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Ericia elegans Müll.
2.Weg Hornfelsen-St.Chrischona:
im Wald.
Hyalina cellaria Müll.
Hyalina nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Clausilia lineolata Held.
3. Nordwald ob Bettingen:
einer warmen Süd-Halde hinter dem
Dorf.
Daudebardia rufa Drp. (Eder.)
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» glabra Stud.
> nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Euconulus fulvus Müll.
33
mit
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
> rufescens Penn.
> sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
> obscurus Müll.
Pupa secale Drp.
Clausilia laminata Mtg.
» plicatula Drp.
Succinea putris L.
Limnaea truncatula Müll.
Acme lineata Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
Ericia elegans Müll.
4. Bachrand Riehen-Bettingen:
teilweise heruntergeschwemmt.
Hyalina nitens Mich.
Crystallus andreaei Boettg.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Tachea hortensis Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Succinea oblonga Drp.
» pfeifferi Rossm.
» putris L.
Carychium minimum Müll.
Limnaea peregra Müll.
Ancylus fluviatilis Müll.
5.Bachgelände Riehen-Inzlingen:
längs des Aubaches, teilweise an-
geschwemmt.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus andreaei Boettg.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
pulchella Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
> sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Tachea hortensis Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupilla cupa Jan.
» muscorum L.
Vertigo sp.
Succinea oblonga Drp.
> pfeifferi Rossm.
» putris L.
Carychium minimum Müll.
Limnaea truncatula Müll.
Planorbis marginatus Drp.
aus dem Weiher.
Ancylus fluviatilis Müll.
Lartetia häussleri Cless.
Valvata cristata Müll.
Weiher.
aus dem
6. Volkertsberg: im Walde.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Crystallus diaphana Stud.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Orcula dolium Drp.
Clausilia corynodes Held.
» cruciata Stud.
» dubia Drp.
» laminata Mig.
» lineolata Held.
> plicatula Drp.
Pomatias septemspirale Raz.
. Oberhalb Degerfelden: längs
des Hagenbaches, im Bachgenist etc.
auf der Grenze zwischen Muschel-
kalk und Buntsandstein.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
» pura Ald.
Crystallus andreaei Boettg.
» subrimata Reinh.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Clausilia corynodes Held.
» laminata Mtg.
» plicatula Drp.
Carychium minimum Müll.
Limnaea truncatula Müll.
Pomatias septemspirale Raz.
8.Degerfelden,aufBuntsandstein:
9.
Hyalina nitens Mich.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Hohe Flum: im Rasen auf sonniger
Heide und unter spärlichem Gestrüpp.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
» radiatula Gray.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Helix pomatia L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Chondrula tridens Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupilla muscorum L.
Vertigo pygmaea Drp.
Clausilia parvula Stud.
» plicatula Drp.
10. Unteres Wehratal: Waldberg,
Talsohle bei Wehr und Hasel;
Haslerhöhle.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll. Höhle; dito
in einer Höhle bei Dossenbach
(Graeter.)
Hyalina nitens Mich.
L. Unteres
1. Talsohle:
a) Riehen: längs der Mauer im Westen
des Dorfes.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina cellaria Müll.
> nitens Mich.
Patula rotundata Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Tachea nemoralis L.
Balea perversa L.
Clausilia parvula Stud.
» plicatula Drp.
Succinea putris L.
Physa fontinalis L.
Lörrach.
b) Ebene von Maulburg:
Crystallus crystallina Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Arianta arbustorum L.
Tachea hortensis Müll.
> nemoralis L.
Limnaea ovata Drp. Wiese.
» peregra Müll.
Ancylus fluviatilis Müll. Wiese.
2. Tertiär: Tüllinger Hügel-Lucke:
Süd-West-Seite, im Rebgelände, im
alten Steinbruch und im Käferholz.
Hyalina cellaria Müll.
35
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» sericea Drp.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Buliminus obscurus Müll.
Clausilia corynodes Held.
Succinea putris L.
Ancylus fluviatilis Müll. Höhle;
auch bei Dossenbach (Graeter.)
Lartetia helvetica Cless. (?)
Höhle. (Graeter.)
Wiesental.
Hyalina nitens Mich.
» pura Ald.
> radiatula Gray.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticum Müll.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta.
Fruticicola incarnata Müll.
» plebeja Drp.
» sericea Drp.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
> obscurus Müll.
Acanthinula aculeata Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Pupilla muscorum L.
Clausilia laminata Mtg.
» lineolata Held.
» parvula Stud.
» plicatula Drp.
Acme lineata Drp.
— 36
3. Jura: Rötteler Schloß u. Wald.
Hauptsächlich im Schutt der Ruine.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
> pura Ald.
> radiatula Gray.
Euconulus fulvus Müll.
Patula rotundata Müll.
Eulota fruticuam Müll.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» plebeja Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
» nemoralis L.
Buliminus obscurus Müll.
Pupa secale Drp. (Dr. Gutzwiller)
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pusilla Müll.
Clausilia laminata. Mtg.
» lineolata Held.
» parvula Stud.
» plicata Drp.
» plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll.
M. Rechtsrheinische Juraplatten unterhalb Basel.
1.Kandern-Mühlheim: Wolisschlucht
zwischen Kandern und Hammerstein.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
> pura Ald.
> radiatula Gray.
Patula rotundata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola incarnata Müll.
» plebeja Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Pupa secale Drp.
Clausilia corynodes Held.
» laminata Mtg.
> parvula Stud.
plicatula Drp.
Carychium minimum Müll.
Isteiner- Klotz: an den warmen
Malmifelsen bis Klein-Kems.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» draparnaldi Beck.
Hyalina nitens Mich.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Pyramidula rupestris Drp.
Vallonia costata Müll.
» pulchella Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea nemoralis L.
Xerophila candidula Stud.
» ericetorum Müll.
Buliminus detritus Müll.
> obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla cupa Jan. (=P.sterri Voith.)
» muscorumL.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo pygmaea Drp.
Clausilia parvula Stud.
Pomatias septemspirale Raz.
Ericia elegans Müll.
37
N. Schwarzwäldisches Urgebirge.
1. Bürgeln: Schloßmauer. 667 m ü. M.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Vallonia pulchella Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Helix pomatia L.
Tachea hortensis Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Clausilia lineolata Held.
» parvula Stud.
» plicata Drp.
2. Badisch Blauen: 1167 m ü.M.
beim Aufstieg und in der Nähe des
Turmes.
Vitrina diaphana Drp.
Hyalina nitens Mich.
» radiatula Gray.
Crystallus crystallina Müll.
Patula rotundata Müll.
Arianta arbustorum L.
Carychium minimum Müll.
Bythinella dunkeri Ffld.
3. Sausenburg: 670 m ü. M. Im
Ruinenschutt.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
Helicodonta obvoluta Müll.
Fruticicola sericea Drp.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Tachea hortensis Müll.
Buliminus obscurus Müll.
Cochlicopa lubrica Müll.
Pupilla muscorum L.
Clausilia dubia Drp.
» parvula Stud.
» plicatula Drp.
Carychium minimum Müll.
4. Hebelquelle: (Eder.)
Succinea pfeifferi Roßm.
putris L.
Limnaea ovata Drp.
5. Säckingen-Egg:
des Bergbaches.
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina glabra Stud.
» nitens Mich.
Crystallus subrimata Reinh.
Patula rotundata Müll.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Helix pomatia L.
Xerophila ericetorum Müll.
Buliminus montanus Drp.
Cochlicepa lubrica Müll.
Balea perversa L.
Clausilia cruciata Stud.
» dubia Drp.
> fimbriata Mühlf.
» parvula Stud.
» plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Limnaea truncatula Müll.
Ancylus fluviatilis Müll.
Bythinella dunkeri Ffld.
im Wald, längs
6. Ebene von Jungholz-Berga-
lingen: an Rainen u. Schutthaufen.
Hyalina radiatula Gray.
Fruticicola sericea Drp.
Limnaea ovata Drp.
7. Wiese-Genist zwischen Maul-
burg und Steinen. Ich er-
wähne dieses Material hier, weil es
Funde enthält, die sehr wahrschein-
lich den obern Gebieten des Schwarz-
waldes entstammen:
Vitrina pellucida Müll.
Hyalina cellaria Müll.
» nitens Mich.
Zonitoides nitidus Müll.
Crystallus crystallina Müll.
Euconulus fulvus Müll.
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
Vallonia costata Müll.
> pulchella Müll.
Arianta arbustorum L.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caecilianella acicula Müll.
Orcula dolium Drp.
Pupilla muscorum L.
Vertigo pusilla Müll.
» pygmaea Drp.
» substriata Jeff.
Clausilia corynodes Held.
» eruciata Stud.
» lineolata Held.
» plicatula Drp.
Succinea oblonga Drp.
Carychium minimum Müll. mit
Var. inflatum. Hrt.
Limnaea ovata Drp.
Planorbis albus Müll.
Isthmia minutissima Hartm. » contortus L.
Vertigo antivertigo Drp. » rotundatus Poiret.
Ich sehe davon ab, dieses Verzeichnis durch Angabe neuer Funde aus dem
schweizerischen Mittelland ins Endlose zu erweitern. Orte, wie Bern, Burgdorf, Solo-
thurn, Luzern, Vitznau, Rigi, Brestenberg, Baden, Brugg, Zürich, St. Gallen, Wolfhalden
etc. können an anderer Stelle gewürdigt werden, wenn die weitere Betrachtung es er-
fordert. Auch alpine und südalpine Beute lasse ich an dieser Stelle außer acht. Meine
reiche Ausbeute aus dem Schanfigg vor allem beschaffte mir in mehr als einer Hinsicht
wertvolle Ergänzungen und vor allem ein trefflich verarbeitetes alpines Vergleichsmaterial.
%
Spezieller Teil.
I. Zur Systematik.
In jedem System, das wir erfinden, äußert sich das Bestreben
unseres Geistes, für die Erscheinungen in der Natur eine einfache Formel
zu finden. Wir verlangen nach solcher Einfachheit und trachten eifrig
darnach, das Naturgeschehen restlos überblicken zukönnen. Niemand
aber weiß besser, als der Zoologe, wie schwer es mitunter hält, das
Subjekt in diesem seinem Bestreben zu befriedigen, ohne das Objekt zu ver-
gewaltigen. Denn geht ein Phänomen in störrischem Trotze seine
eigenen Wege, unbekümmert um unsere gute Absicht, so unterliegen
wir nur zu leicht der Versuchung, dasselbe als lästige Ausnahme bei-
seite zu legen, oder, nach Prokrustes Rezept, nolens volens für unsere
Schablone zuzustutzen. Begegnen uns Widersprüche, so sind wir nie
um eine Ausrede verlegen. Daß wir uns dabei ein gewisses Armuts-
zeugnis ausstellen, gestehen wir uns nur ungern, aber das ändert an
der Tatsache nichts, daß wir eigentlich selten oder nie imstande sind,
das Schaffen der Natur in seiner ungeheuern Mannigfaltigkeit, sei es
im Kleinen oder im Grossen, zu erfassen. Man könnte zwar einwenden,
die Trauben seien zu sauer, und auch in systematischen Dingen sei
nur der ein wahrer Philosoph, der in der Detailkrämerei nicht unter-
gehe. Dennoch bleibt es dabei: das stilisierte Bild ist falsch, und die
verblüffend einfache Gesetzmäßigkeit, die wir gar zu oft zu erkennen
wähnen, spricht häufig gegen ihre Realität. Die Natur ist nie einfach.
Die Beschäftigung mit den Gastropoden und besonders ihre
systematische Verarbeitung hat mich von der Wahrheit dieses Satzes
in hohem Grade überzeugt, sie hat mich aber auch darüber unterrichtet,
zu welch unhaltbaren Zuständen die Mißachtung dieser alten Weisheit
führen kann. Ich denke dabei nicht in erster Linie an den Strom von
Hypothesen und hypothetischen Nörgeleien, der den reichbebauten
Garten der Malakozoologie überschwemmt, obwohl es entschieden am
Platze wäre, vor allzu großer Hintansetzung empirischer Grundlagen und
allzu spekulativer Ausbeutung vereinzelter Tatsachen zu warnen. — Ich
denke vielmehr an den peripherischen Ausbau des Systems, an die
vielen neuen Arten und Varietäten, die uns die Hochflut der Literatur
fast täglich ans Land wirft, an den Widerspruch, der somit besteht
ER
zwischen unserm Evolutions-Glauben und unserem systematischen Tun
und Lassen. Man muß sich einmal mit der Bestimmung von Lartetien,
Bythinellen, Limnäen, Fruticicolen, Hyalinen und von Vertretern zahl-
loser anderer Familien herumgeschlagen haben, um zu erkennen, wie
zäh manche Biologen immer noch in Linneschen Fußstapfen wandeln
und ihre höchste Befriedigung in der Kröierung neuer Speziesnamen
finden; dann muß man erfahren haben, mit welcher Inkonsequenz der
Art- und Varietätentitel verliehen oder nicht verliehen wird, um gründlich
mißtrauisch zu werden gegen manche dieser Neuschöpfungen; und
endlich muß man sich an den reizenden Formenreihen erbaut haben,
die in so vielen Fällen von einer Art zur andern lückenlos hinüber-
führen, um den Standpunkt zu begreifen, von dem aus man nicht nur
französischer, sondern auch deutscher Artspalterei einfach den Krieg
erklären muß.
Damit möchte ich keineswegs einer Entwertung der Systematik
das Wort reden. Es ist mir wohl bekannt, welch wichtige Beiträge sie
zur Erkenntnis ganz besonders geographischer und erdgeschichtlicher
Vorgänge und Geschehnisse geliefert hat und täglich liefert. Ihrer
entraten zu wollen, wäre töricht. Aber es hieße die ihr zukömmliche
Aufgabe verkennen, wollte man sie zum Lexikon für alle überhaupt
möglichen Erscheinungsformen der Organismen ausbauen. Dafür haben
wir Museen und Naturalienkabinette, die dem unabsehbaren Material,
dieser Lebensfülle, vielleicht Raum gewähren könnten, aber Namen!
wo wollten wir die Namen hernehmen zu seiner Fixierung? und wo
bliebe die vielgerühmte Übersicht, zu der uns das System ja verhelfen
soll? Ich will nicht bestreiten, daß bei Detailuntersuchungen der
althergebrachte Artbegriff mit seinen groben Unterschieden nicht ge-
nügen und daß die Abtrennung von Unterarten und Varietäten volle
Berechtigung haben kann. Ich habe aber das Gefühl, man sei in der
Gastropodenkunde auf dem Wege der lexikographischen Behandlung
der Systematik schon zu weit gegangen und es sollte zukünftig das
vornehmste Bestreben des Malakologen sein, die allzuvielen künstlichen
Grenzen wieder auszutilgen und den natürlichen Zusammenhängen
gerechter zu werden, als es im großen ganzen heute geschieht. (Ver-
gleiche auch Sarasin: Die Landmollusken von Celebes).
Wenn ich es in den folgenden Blättern da und dort unternommen
habe, mehr im einzelnen auszuführen, was hier nur allgemein anzu-
deuten versucht wurde, so kann es sich dabei nur um vorläufige,
bescheidene Studien handeln, die aber vielleicht doch imstande
sind, zur Prüfung der Sache und zu ähnlichen Untersuchungen an-
zuregen. —
Ich habe der nun folgenden Aufzählung das System zugrunde
gelegt, das Kobelt im Registerband der Ikonographie für die palaeark-
tischen Binnenconchylien in Anlehnung an Westerlund aufgestellt hat.
Die Bezeichnung der Subgenera habe ich dabei weggelassen auch auf
die Gefahr hin, den Vorwurf der Inkonsequenz hören zu müssen. Ich
Pi u
ut
ließ mich dabei von der Erfahrungstatsache leiten, daß der Malako-
zoologe ohnehin über ihr Dasein unterrichtet ist, während der Laie,
auch wenn er Zoologe sein sollte, durch die vielen fremden und pro-
visorischen Namen wenig sympathisch berührt, und von der Mitarbeit
an unserer Wissenschaft eher abgeschreckt wird.
Il. Systematisches Verzeichnis der Arten; ihre Ver-
breitung und Lebensweise. Kritische Bemerkungen.
Pulmonata.
a) Pulmonata geophila (Stylommatophora.)
Fam. Testacellidae.
Genus Daudebardia Hartm.
1. Daudebardia brevipes Drp.
Verbreitung um Basel: Im Walde nördlich von Grenzach (Stringel-
bank) am Dinkelberg.
Verbreitung in der Schweiz: Im Einzelnen wenig bekannt, dürfte
sich das Verbreitungsgebiet von Daudebardia brevipes Drp. über das
nordöstliche und südliche Voralpengebiet erstrecken. Im Nord-Osten
der Schweiz ist sie sicher daheim (St. Gallen, Bodenseegelände.) Aus
dem Jura wird sie nicht genannt. Möglicherweise fällt ihre allgemeine
westliche Verbreitungsgrenze mit einer Diagonale des schweizerischen
Vielecks zusammen.
Allgemeine Verbreitung: Im Westen wird das Areal dieser Schnecke
vom Mittelrhein bezw. von den Vogesen begrenzt (Mühlhausen, Schlett-
stadt, Unt. Nahe.) Von Bonn folgt die Nordgrenze dem Rand des
deutschen Mittelgebirges (Vogelsberg, Sachsen, Tatra), den Karpaten
entlang nach Siebenbürgen und erstreckt sich ostwärts über die Krim
bis in den Kaukasus. Im Süden wird die Art gemeldet von Corfu,
Montenegro, Süd-Dalmatien, Süd-Italien mit Sizilien und von OÖst-
Algerien. Sie scheint Frankreich, Spanien, dem Peloponnes und Klein-
Asien zu fehlen.
Vertikale Verbreitung : Obgleich eine Bergschnecke, fehlt sie doch
dem eigentlichen Hochgebirge.
Zur Lebensweise: Sie bewohnt mit Vorliebe halb subterrane
Örtlichkeiten : totes Laub, feuchtes Moos, lockeres Steingeröll, kluften-
reiche Felsen, quellige Waldwinkel, die wegen der Wärme des Wassers
im Winter nicht gefrieren. Sie stellt ihre Lebensfunktionen in der kalten
Jahreszeit nicht ein, ja, man soll gerade im Herbst und Winter am
EIER MER
ehesten Gelegenheit haben, herumkriechende Tiere zu finden. Die
erwachsenen ziehen sich meist im Vorsommer in die Erde zurück und
sterben ab, nachdem sie für Nachwuchs gesorgt haben. Als Raubtiere
leben sie sehr vereinzelt; sie jagen nach Würmern, Asseln, Schnecken
etc., wobei ihnen die langgezogene Gestalt sehr zustatten kommt. —
Die Gehäuse von Grenzach sind durchschnittlich 4,4 mm lang, 2,6 mm
breit. —
2. Daudebardia rufa Drp.
Verbreitung um Basel: Wald oberhalb Bettingen, am Dinkelberg.
Bemerkung: Daudebardia rufa Drp. teilt Wohnort, Verbreitung
und Lebensgewohnheiten mit ihrer Artgenossin. Die 4 mm langen
Exemplare von Bettingen wurden Mitte Juli lebend gefunden, was
darauf hindeutet, daß die einjährigen Tiere mitunter auch erst gegen
den Herbst hin reifen und auch so überwintern können. Es dürften
verschiedene Entwicklungszyklen nebeneinander verlaufen, die nicht
gestatten, das Tier ausschließlich nur für kalte Jahreszeiten zu bean-
spruchen. Es finden sich selbst im Sommer verborgene Winkel genug,
die auch dem ausgesprochensten Bedürfnis nach Kühle gerecht werden.
Dafür spricht auch die allgemeine Verbreitung der Daudebardien, ins-
besondere ihre südliche Ausdehnung.
Fam. Vitrinidae.
Genus Vitrina Drp.
3. Vitrina diaphana Drp.
Verbreitung um Basel :*) Hegenheimer Wald. Birsufer bei St. Jakob,
Birsgenist. Schauenburg. Untere Klus, Blauen, Grindel, Hohe Winde.
Bettingen, Inzlingen, Rührberg, Degerfelden. Riehen, Rötteln. Badisch
Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Über die ganze Schweiz verbreitet,
bewohnt Vitrina diaphana mit Vorliebe die gebirgigen Teile.
Allgemeine Verbreitung: Vitrina diaphana ist alpin und circum-
polar. Zu ihrer Heimat gehört im Einzelnen das ganze zentraleuropäische
Bergland. In der norddeutschen Tiefebene tritt sie ganz zurück, um
dann in Norwegen vereinzelt wieder zu erscheinen (Trontheim). In
England soll sie fehlen. Ostwärts folgt sie den Karpaten bis Rumänien,
bevölkert Serbien und Bosnien und folgt im Süden dem Apennin bis
Süd-Calabrien. Ihre Westgrenze erreicht selbst die Pyrenäen und steigt
über die Cevennen und den Jura gegen Lothringen hinan.
Vertikale Verbreitung: Fundorte, wie Badisch-Blauen (1167 m),
Hohe Winde (1207 m), Tschiertschen (1350 m), Mürren (1700 m), St. Moritz
*) Die Lokalitäten werden stets in der Reihenfolge meines „Artenverzeichnisses
nach Fundorten“ gruppiert.
Brunn
(1770 m), Rigi (1800 m), Gotthard (2100 m), Gemmi (2300 m), Furka
Kulm (2436 m), Gürgaletsch (2440 m), Säntis (2500 m) und Calanda (2800 m)
zeigen zur Genüge, daß wir ein ausgesprochenes Höhentier vor uns
haben. Vitrina diaphana überschreitet die obere Baumregion oft
bedeutend.
Zur Lebensweise: Auffallend ist die Vorliebe der Tiere für naß-
kalte Schlupfwinkel; im Moos, unter Laub, in der Nähe kleiner Ge-
wässer. Die Kälte ertragen sie leicht; sie sind im Frühling, ja mitten
im Winter lebend am besten zu finden. Sie scheinen in erster Linie
Raubtiere zu sein, nähren sich aber auch von modernden Pflanzenresten.
Die Vitrinen, die ich im Schanfigg sammelte, wanderten im Juli munter
umher, zahlreich und oft gesellig; die alpine Lage scheint also eine
kleine Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten verursacht zu haben.
Die petrographische Unterlage spielt bei den Vitrinen keine Rolle. —
Die Länge des Gehäuses bewegt sich zwischen 6 und 7 mm.
Bemerkung: Meine am Gürgaletsch gefundenen Formen nähern
sich der Var. -glacialis Forbes. Auffallender als der breite Hautsaum
war mir oft die Flachheit solcher subalpinen Gehäuse. Ich fand ähnliche
auch im Jura, in Valanvron bei Chaux-de-Fonds, ca. 1000 m ü.M., die
von den eben besprochenen aus dem Schanfigg nicht abweichen.
4. Vitrina pellucida. Müller.
Verbreitung um Basel: Herthener Rheinebene, Rheinbord Birs-
felden, nördlich von Rosenau (Rheinebene). Bottmingen, Südhalde
Reinach. Birsgenist, St. Jakob (im Gehölz), Schloß Birseck, Schloß
Dorneck (im Ruinenschutt). Pfäffinger Schloß, Untere Klus, Nenzlinger
Südhalde, Südseite Hauenstein, Südseite Bölchen, Grindel, Paßwang,
Vallanvron (im Tannenwald), Delsberger Jura. Hornfelsen, Südhalde ob
Bettingen, Hohe Flum, Wehratal. Rötteler Schloß, Wiesegenist, Istein,
Klein Kems. Sausenburg, Säckinger Bachgelände.
Verbreitung in der Schweiz: Wie diaphana. Sie scheint nur den
südlichen Alpentälern Graubündens zu fehlen.
Allgemeine Verbreitung: Vitrina pellucida bewohnt ganz Europa
(vielleicht mit alleiniger Ausnahme Süd-Spaniens) und ganz Nord-Asien,
den Kaukasus und Nord-Persien inbegriffen. Im Norden dringt sie
bis Lappland, Island und Grönland vor.
Vertikale Verbreitung: Das Tier steigt eher noch höher hinauf
als diaphana; auf unsern Alpenweiden ist es stets über 2000 m Höhe
noch zu treffen, oft massenhaft. Im Kaukasus soll es 3000 m mühelos
erklimmen.
Zur Lebensweise: Auch die „kugelige Glasschnecke“ ist gegen
Kälte gefeit, gegen Wärme eher empfindlich und bewohnt daher mit
Vorliebe feuchte, schattige Orte, Gebüsch, Moos, Geröll. Das schließt
jedoch ihr Vorkommen an südlich exponierten Halden nicht aus,
wenn nur die Möglichkeit zum Verkriechen geboten ist. Sie baut
Bun Ta
selbst während des Winters und unter Schnee am Gehäuse. Das
nötige Baumaterial dazu findet sie überall, sogar im dicken Laubboden,
im Tannenwald und auf Granit. Bei uns eher ungesellig, ist sie in
alpinen Gegenden oft geradezu gemein und begegnet dem Sammler
auf Schritt und Tritt, oft unter mächtigen Felsbrocken.
Bemerkung: Es ist mir aufgefallen, wie selten die Clessinschen
Maße für diese Art mit den meinen übereinstimmten. Meine Funde
(vergl. Fig. 1) sind meist größer und nähern sich in der Gestalt der Vitrina
major Fer., ohne sie jedoch ganz zu erreichen. Sie stellen sich in der
Großzahl so ziemlich in die Mitte zwischen No. 1404 und 1405 der Icono-
graphie und legen dem Betrachter von selbst den Gedanken nahe,
daß es sich hier um ein verbindendes Zwischenglied handle. Besonders
auffallend ist der Umstand, daß pellucida-Gehäuse von der Urdenalp
(2100 m ü. M.), am meisten, auch in der Größe, mit Figur 1405 der
Iconographie sich, decken. (Vergl. Fig. 2). Es sind dies entschieden
kleine Bergformen, die in gewissem Sinne Kümmerformen darstellen.
Ähnliche fand ich auch auf Jura-Höhen und -Tälern (Bölchen, Grindel, Paß-
wang, Pfäffingen, Vallanvron). So dürfte es nicht schwer halten, bei
reichem Material eine Formenreihe mühelos aufzustellen (im Sinne des
einleitenden Kapitels) von pellucida nach major. Ich halte mich einst-
weilen an diese etwas akademische Behauptung, vor allem darum,
weil die meisten meiner pellucida Formen weder hier noch dort
definitiv unterzubringen sind, an eine neue Benennung aber bei dem
Reichtum an Namen, der ohnehin schon besteht, nicht zu denken ist.
Es ist äußerst schwierig, in jedem einzelnen Fall zu entscheiden,
welche Momente die Größenunterschiede verursachten. Es scheint
häufig eine indirekte Proportion zu bestehen zwischen der vertikalen
Verbreitung und der Größe des Gehäuses; aber es ist bekannt, wie
häufig die einfache Regel versagt. Die Forma major steigt auch
(nach Kobelt) ins Gebirge hinauf, und im Tal vermögen Hunger,
Trockenheit und Krankheit Zwerg- und Kümmerformen zu erzeugen.
Fig. 1 Fig. 2
Fam. Zonitidae.
Genus Hyalina Fer.
5. Hyalina cellaria Müller.
Verbreitung um Basel: Wiese bei Friedmatt, Universitätshof,
Privatgärten. Rheinbord Bierburg, Schotterdamm bei Weil, Märkt,
Klein Kems, Müllheim, Freiburg. Basel-Augst (Ruinenschutt), Birsfelden
(Eisenbahndamm, Birsgenist), Groß Hüningen (Festungsgräben), Neudorfer
Heide, Fischzuchtanstalt, Ebene von Rosenau, Mülhausen. Südhalde
Oberwil-Benken. Ruine Wartenberg, Gempenplateau, Schleifenberg.
Untere Klus, Blauen, Pfäffinger-Schloß, Frohburg, Hauenstein, Paßwang,
Balstal, Grindel, Hohe Winde, Hasenmatte, Vallanvron. Dinkelberg,
Südhalde Bettingen (zwischen Brombach und Adelhausen), Höhle bei
Dossenbach, Hasler Höhle. Wiesegenist, Rötteler Schloß (in einem
Kellergewölbe der Ruine und im Ruinenschutt), Tüllinger Hügel.
Wolfschlucht, Bürglen (Schloßmauer), Sausenburg, Isteiner Klotz.
Verbreitung in der Schweiz: Hylina cellaria fehlt nirgends.
Allgemeine Verbreitung: Sie bewohnt ganz Europa ohne Ein-
schränkung; greift im Süden noch nach Afrika über (Algier) und
bevölkert im Osten Syrien, Palästina, den Kaukasus und russisch Asien
bis zum Altai. Durch den Menschen oft verschleppt, hat sie sich
auch in Nord-Amerika, Australien, Tasmanien und Neu-Seeland
eingenistet.
Vertikale Verbreitung: Die Art liebt die steinigen, waldigen
Halden der Vorberge. Ich fand sie in Tschiertschen 1350 m hoch und
auf der Urden-Alp in etwas über 1800 m Höhe. Diem nennt sie aus
dem Calfeisental bei 1560 m und vom Alpstein bei 1630 m Höhe.
Zur Lebensweise: Die hyaline Schale und der Mangel eines
Haut-Operkels weisen bei allen Hyalinen schon darauf hin, daß sie
wenig geschickt sind, Hitze und Trockenheit. zu ertragen. Anderseits
krochen cellaria-Tiere, die ich bei 0° und —5° gesammelt hatte, im
wenig erwärmten Raum nach Art carnivorer Tiere sofort lebhaft umher.
Gleichtemperierte, feuchte Örtlichkeiten behagen ihnen am besten:
Schattige Waldhalden mit Felsenschutt, Ruinenwinkel, Moos und Mulm
bei Felsspalten und -Löchern, Baumwurzeln, Kellergewölbe und echte
Höhlen. Hyalina cellaria reagiert wie all ihre Artgenossinnen und so
viele unserer Schnecken sehr bestimmt negativ heliotropisch oder
thermotropisch, wenn diese der Botanik entnommenen Ausdrücke
gestattet sind.
Bemerkung: Alle Gehäusemerkmale sind variabel; die Bestimmung
ist oft heikel und mühsam, besonders bei unerwachsenen Tieren. Völlig
ausgewachsene, mit dem Namen H. Villae Mortillet belegte Exemplare,
finden sich sehr selten.
Nicht wenige Malakozoologen, und darunter Leute von Ge-
wicht, bringen es mitunter fertig, zu behaupten, was am Boden und
zwischen Steinen lebe, sei flach, um dem Tier das Verkriechen in die
Sin Se
Spalten zu ermöglichen; als Beleg wird neben vielen andern Formen auch
Hyalina cellaria angeführt. — Wir müssen uns davor hüten, hier falsche
Causalitäten herauszulesen. Wenn auch einigen Tieren ihre discoide
Abplattung zustatten kommen mag im Kampf ums Dasein, so darf
doch einerseits nicht außer Acht gelassen werden, daß Formen, wie
Hyalina cellaria, H.nitens, Helicodonta obvoluta, Isognomostoma persona-
tum, Chilotrema lapicida u. a., die alle zur Stütze des obigen Satzes auf-
gezählt werden, enorm plump und schwerfällig erscheinen im Vergleich
zu sehr vielen Schnecken aus den Familien der Zonitiden, Patuliden,
Cochlicopiden, Pupiden etc., daß anderseits Tiere wie Tachea nemoralis,
T. sylvatica, Fruticicola incarnata, Fr. villosa, Helix personata und noch
viele andere trotz ihrer Größe und kugeligen Gestalt sich den vorigen
gegenüber in keinem nachweisbaren Nachteil befinden. —
6. Hyalina depressa Sterki.
Verbreitung um Basel: Bölchenfluh, im Wald an der Nordseite.
Verbreitung in der Schweiz: Außer meinem eigenen Funde kenne
ich diese engnablige Form vom Randen (Sterki), aus dem Aargauer
Reußtal (Hofer), sowie aus dem neuenburger Jura bei St. Croix (P.
Godet). Es ist anzunehmen, daß sie auch innerhalb dieser Punkte
und somit im ganzen nord- und nordwestlichen Jura anzutreffen sein wird.
Jüngst erbeutete ich zudem ein schönes Exemplar beim Aufstieg zum
Vitznauer Stock (Weiße Fluh).
Allgemeine Verbreitung: Die Art hat eine mehr östliche Heimat und
bewohnt ein ziemlich beschränktes Areal. Die Grenzen Siebenbürgens
werden nach Osten hin kaum überschritten. Sie bevölkert ganz Österreich-
Ungarn und den nördlichen Teil der Balkanhalbinsel; Wagner nennt
sie aus Montenegro. Nach Norden dehnt sie sich bis Mitteldeutschland
aus, wo sie im Flußgebiet von Weichsel und Unstrut nachgewiesen
wurde. Die Westgrenze läuft durch Süd-Deutschland; Sterki fand
H. depressa im Wutachtal. Der Ober-Rhein ist überschritten, und das
Tier hat bereits einen energischen Vorstoß in die Schweiz ausgeführt.
Im Allgemeinen ist die Art wenig erforscht, und die Angaben über ihre
Verbreitung sind sehr lückenhaft.
Vertikale Verbreitung: Hyalina depressa ist eine Bergform; die
Isohypse von 1000 m scheint sie nicht zu übersteigen.
Zur Lebensweise: Mit Vorliebe wohnt das Tier an steinigen,
steilen Abhängen, im Steingeröll und in Felsspalten, meist sehr ver-
borgen und vereinzelt. Sie ist unsere seltenste Hyalina.
7. Hyalina draparnaldi. Beck.
Verbreitung um Basel: Privatgärten, Gärtnereien, Universitätshof,
Rheinbord Bierburg, Birsbrücke Birsfelden (unter einigen großen Kalk-
blöcken), Riehen (an der Mauer im Westen). Groß-Hüningen (Festungs-
Dr
IRB 10
schutt), Mühlhausen. Ettingen am Blauen. Dinkelberg (Südseite). Isteiner
Klotz, Alt Breisach, Freiburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt nirgends auf größere
Strecken; ich besitze sie auch aus dem Süd-Tessin.
Allgemeine Verbreitung: Hyalina draparnaldi ist eine alpine und
südliche Form. In Spanien treffen wir sie noch auf Gibraltar; sie
bewohnt ganz Italien mit Malta und folgt den Alpen in ihre letzten
östlichen Ausläufer (Welebit, Dalmatien, Rumänien). Auch in Armenien
und Kurdestan taucht sie wieder auf. Im Norden geht sie kaum
über das mitteleuropäische Hügelland hinaus (Osnabrück und Teuto-
burger Wald). Die Art ist wie H. cellaria häufig passiv verfrachtet
worden. Die Angaben von Potsdam, Hamburg, N.W. Frankreich, Ma-
rokko, Algier und Syrien müssen in diesem Sinne gedeutet werden.
Vertikale Verbreitung: Selbst in den Alpen steigt Hyal. drap.
nicht hoch; sie fühlt sich in den Talregionen daheim. Damit stimmt
ihre geringe Ausbreitung nach Norden überein.
Zur Lebensweise: Hyal. drap. verhält sich in ihren Lebensgewohn-
heiten ähnlich wie cellaria. Sie liebt feuchte, der Sonne abgekehrte
Orte. Ihr ist, wie wohl allen Hyalinen, die Sonne, was dem Menschen
das Wasser: Gelegentlich eine Erquickung und Erfrischung (hier
Erwärmung), gewöhnlich aber ein wenig zukömmliches Element, das
dem Tiere leicht zum Verderben werden kann. Ich habe Tiere unter
Schnee munter umherkriechen sehen bei einer Lufttemperatur von
bis —4°. Im Sommer halten sie sich verborgen. Hyalina draparnaldi
ist nie gemein. — Mein größtes Exemplar mißt 16,5 mm Durchmesser
(Birsfelden).
$. Hyalina glabra. Studer.
Verbreitung um Basel: Bölchenspitze (Nordseite), Lange Brücke
im Beinwiler-Tal. Dinkelberg ob Grenzach, Südhalde ob Bettingen.
Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art dürfte nördlich und südlich
der Ostalpen auf größere Strecken nirgends fehlen. Mir ist sie bekannt
geworden von Brugg, Baden, St. Galler-Rheintal, Ragaz, Taminaschlucht,
Wesen, Graubünden (auch Unter-Engadin), Locarno, Siders. Es ist auf-
fallend, daß aus den westlichen Kantonen jede Angabe fehlt.
Allgemeine Verbreitung: Das Wohngebiet von Hyalina glabra ist
demjenigen von H. draparnaldi ähnlich, trägt aber alpinern Charakter.
Im Gebiet der Ost-Alpen nicht selten, erschöpft sich die Art mehr und
mehr nach der Peripherie ihres Areals. Im Norden dringt sie an den
Rand der deutschen Mittelgebirge vor; sie wird selbst aus dem Mecklen-
burgischen noch gemeldet; wir kennen sie ferner aus Schlesien, aus
der Tatra und aus Galizien. Sie bewohnt ganz Österreich-Ungarn,
Serbien, Bosnien und den Karst, folgt dem Apennin bis in die Abruzzen
und erreicht im Westen die französischen Alpen und selbst die Pyrenäen.
ANA
Vertikale Verbreitung: Bei Tschiertschen im Schanfigg fand ich
Hyalina glabra 1350 m ü. M., in siebenbürgischen Berggegenden soll
sie die obere Baumgrenze überschreiten (Clessin).
Zur Lebensweise: Auch hier wird das Gebirge dem Flachland
vorgezogen. Die Art lebt echt hyalinenhaft verborgen an kühlen, nassen
Plätzen und ist im Sommer nur unter Steinschutt zu finden. Kalte
Regentage locken sie hervor.
9. Hyalina nitens. Michaud.
Verbreitung um Basel: Universitätshof, Rheinbord Bierburg, Beuggen,
Lange Erlen, Klein-Hüningen, Ebene von Märkt, Klein-Kems, Freiburg.
Basel-Augst (Ruinen), Hardwald, Birsfelden (Bahndamm), Bachgraben
(Hilfsspital bis Allschwil), Groß-Hüningen (Ruinen), Fischzucht (Schotter-
wall), Mühlhausen. Allschwiler Wald, Hegenheimer Bachrand, Südhalde
Benken. St. Jakob a.d. Birs, Rütihard, Asp, Birsgenist. Schloß Birseck,
Schloß Dorneck, Gempenplateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifen-
berg, Nuglar, Sichtern Hof, Sissacher-Fluh, Böckten, Kaltbrunnental.
Landskron, Blauen (Nord- und Südseite), Pfäffinger-Schloß, Untere Klus,
Paßwang, Grindel, Hohe Winde, Bölchen (Nord- und Südseite),
Schmutzfluh, Hauenstein (Südseite), Frohburg, Schafmatt, Hasen-
matte, Vallanvron. Dinkelberg, Riehen, Inzlingen, Bettingen (Südhalde),
Volkertsberg, Degerfelden, Hohe Flum. Riehen, Tüllinger-Hügel, Rötteler
Schloß, Wiesegenist. Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Bürglen-Sausen-
burg, Badisch Blauen, Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Sie ist über die ganze Schweiz ver-
breitet; sie ist eine unserer gemeinsten Schnecken.
Allgemeine Verbreitung: Hyalina nitens findet sich über das
ganze Alpengebiet und alle anschließenden Bergländer verbreitet.
Nach Norden wird sie selten; nitidula Drap. tritt als nordische Form
an ihre Stelle. Nach Osten folgt sie dem Hügelland bis nach Klein-
Rußland hinein. Mit den östlichen Ausläufern der Alpen erreicht sie
den nördlichen Balkan, Serbien, Bosnien und Istrien. Ihr Areal erstreckt
sich ferner über Ober-Italien (bis Toscana) und Frankreich und west-
lich, als Bestandteil der „pyrenäischen Provinz“, über Kastilien und
Portugal.
Vertikale Verbreitung: Ich erbeutete die Art im Schanfigg bei
1350 m Höhe. Am Stein fand sie oberhalb Malans 1780 und 2060 m
ü.M. Bei Mürren wurde sie 1700 m, im Tirol 1800 m hoch gesammelt.
Zur Lebensweise: Hyalina nitens lebt mit Vorliebe im feuchten,
steinigen Wald, an Schutt- und Geröllhalden mit üppiger Vegetation.
Die physikalischen Verhältnisse zerbröckelnder Bergabhänge gestatten
jedoch dem zähen Tiere auch den Aufenthalt an trockeneren, süd-
lich exponierten Halden. An Schlupfwinkeln fehlt es da nicht; Gras-
wurzeln, Hasel- und Weidengebüsch tun den Dienst, und zur Not ist
UOTE,
. das Tier imstande, sich selbst in angetrockneten Boden einzugraben.
Genügsam und resistent, wagt es sich auch in Tannenwälder. Den
Tag über hält es sich gern verborgen. In der nassen, modernden
Waldstreu bleibt es bis in den tiefen Winter hinein munter. Zeitweilig
wohl selber carnivor, schützt es sich vor bösen Gelüsten der Feinde
durch bittere Sekrete (P. Hesse). — Meine größten Exemplare messen
11 nm.
Bemerkung: Trotz der Untersuchungen Sempers bin ich für
meine Person keineswegs davon überzeugt, daß Hyalina nitidula Drp.
von nitens Mich getrennt werden müsse. Da ich nitidula nicht fand,
konnte ich mir zwar in dieser Polemik auch kein endgültiges Urteil
bilden. Der Umstand aber, daß beide Formen in pleistocänen Ab-
lagerungen am Oberrhein nebeneinander vorkommen und zwar nitidula
bedeutend zahlreicher als nitens, bestärkte mich in der Annahme ihrer
Zusammengehörigkeit. Es ist kein stichhaltiger Grund zu nennen, warum
hierzuland nitidula seither hätte weichen sollen, während doch nitens
herrlich weiter gedieh bis auf unsere Tage, um so weniger, da nitidula -
heute ein Verbreitungsgebiet innehat, das in physikalischer und
klimatischer Hinsicht in unsern Schweizerbergen ein völliges Analogon
besitzt. — Nicht ganz uninteressant ist ferner die Tatsache, daß Gutz-
willer die eigentliche nitens nur im Löß fand und nie in den fluvio-
glacialen Sedimenten, nicht in jüngern und nicht in ältern, in welchen
dann nitidula allein regiert. Die Vermutung liegt nahe, daß durch Über-
schiebung der Flußanschwemmungen auf rein mechanischem Wege die
Munderweiterung bei nitens zerstört worden sei, während der vom Wind
zusammengetragene Lößstaub diese Wirkung nur in sehr abgeschwächtem
Maße zeigte. — Mit solchen Deuteleien ist natürlich für die Bildung
unserer heutigen nordischen nitidula nichts erklärt, — aber es scheint,
daß die Abtrennung der nitidula von nitens in die.Hyalinen-Forschung
keineswegs Licht gebracht, sondern die Probleme nur kompliziert habe.
10. Hyalina pura. Alder.
Verbreitung um Basel: Degerfelden. Schauenburg, Reichensteiner
Schloß, Gempenfluh, Schöntal, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Burg,
Landskron, Pfäffinger Schloß, Schmutzberg, Bölchen (Südseite), Paß-
wang, Beinwiler Tal, Grindel am Fringeli, Vallanvron. Käferholz,
Rötteler Schloß. Wolfschlucht.
Verbreitung in der Schweiz: Die Schnecke fehlt wohl nirgends
auf größere Strecken. Diem nennt sie auch aus dem Bergell.
Allgemeine Verbreitung: Sie bewohnt das gebirgige Deutschland,
reicht aber nach Nordenskiöld und v. Martens nach Finn- und Lapp-
land hinauf. Ostwärts breitet sie sich über die Alpen aus und ge-
langt bis an den Kaspischen See. Der auffallende Fund im Stanowoi
Gebirge (Ed. v. Martens) spricht für eine bedeutend größere Ausdehnung
4
Pa
in östlicher und nordöstlicher Richtung. Im Süden dringt die Art bis
in die apuaner Alpen vor. Wie weit sie nach Westen über Vogesen,
Jura und Alpen hinausgeht, entzieht sich meiner Kenntnis. Elsaß-
Lothringen fehlt sie nicht.
Vertikale Verbreitung: Hyalina pura erreicht bedeutende Höhen;
ich nenne folgende Fundorte: Bergell 1390 bis 2250 m, Calfeisental
1560 und 2000 m, Alpstein 1855 m, Urden Alp 2000 m, Ahrental im
Tirol 2200 m.
Zur Lebensweise: Sie unterscheidet sich kaum von derjenigen
anderer Hyalinen. Die Art fühlt sich gleich wohl im Haldenschutt
der Buchenwälder, an schattigen Felsen, im Moos und Mulm, wie im
humusreichen Boden unserer Alpenweiden oder auf nördlich gelegenen
feuchten Wiesen. Von der Beschaffenheit des Gesteins ist sie unab-
hängig, wie alle Hyalinen.
Bemerkung: In Ergänzung der Clessin’schen Beschreibung sei
hier besonders auf die Gitterstruktur aufmerksam gemacht, die bei
etwa 60facher Vergrößerung meist deutlich zu erkennen ist. Diese
feine Hammerschlägigkeit ist geradezu charakteristisch für Hyalina
pura Ald; es ist mir mit ihrer Hilfe stets gelungen, das Tier auch an
Gehäusefragmenten zu erkennen.
11. Hyalina radiatula. Alder.
Verbreitung um Basel: Rheinebene bei Herthen, Rheinebene Istein,
Rheinebene nördlich und östlich Rosenau. Südhalde Oberwil-Benken.
Birsgenist, St. Jakob a. d. Birs. Asp, Böckten. Vallanvron, Fringeli-
Kamm, Pfäffinger-Schloß. Hohe Flum. Käferholz, Rötteler Schloß, Wolf-
schlucht. Ebene von Jungholz, Badisch Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Nord alpin fehlt das Tier nirgends;
wie weit es auf der Südseite zu Tale steigt, ist noch ungewiß.
Allgemeine Verbreitung: Hyal. radiatula ist ein Ubiquist der palae-
arktischen Region und bewohnt als circumpolare Form das ganze nord-
alpine Europa, Nord-Asien und Nord-Amerika. Nach Süden wird die
Gebirgslinie, die von den Pyrenäen zu den Alpen und zum Kaukasus
führt, nirgends wesentlich überschritten.
Vertikale Verbreitung: Der Ausdehnung nach Norden entspricht
diejenige nach oben. Wir finden die Art im Oberengadin über 1500,
auf der Ochsenalp und im Calfeisental 1800, auf der Urden-Alp bis
2000 m hoch.
Zur Lebensweise: Ähnlich wie Hyalina nitens zeigt radiatula eine
sehr große biologische Amplitude, Ohne seinen Hyalinen-Charakter
einzubüßen, lebt das Tier im felsigen schattigen Hochwalde wie
auf der mageren Wiese, am Bachrande wie im Ruinenschutt, auf
Alpenweiden wie in der Schotterebene, an Nord- und Südhalden. Es
erträgt unter allen Hyalinen die Trockenheit am besten. Hyalina radia-
rt
tula ist oft in der Forma petronella Charp. zu finden gemeinsam mit
dem Typus. Ich konnte keine Erklärung dieser Blendlinge als ganz
stichhaltig akzeptieren. Sie werden mit zunehmender Höhe häufiger.
Meine größten Exemplare sind gerade solche petronella-Formen, von
4,5 mm Duchmesser; sie stammen von der Urden-Alp.
12. Hyalina subglabra. Bourg.
Verbreitung um Basel: Schauenburg, Blauen, Untere Klus,
Schmutzberg, Frohburg, Bölchenfluh, Hohe Winde, Fringeli, Weißenstein.
Verbreitung in der Schweiz: Die Angaben lassen sehr zu wünschen
übrig. Bourguignat entdeckte die Art zwischen Luzern und Zug längs
der Straße, ferner auf dem Weg von Altdorf nach Attinghausen. Clessin
fügt den Fundort Taminaschlucht hinzu. P. Godet gibt sie aus der
Umgebung von Biel und Landeron an. Das Material ist auch bei
Berücksichtigung meiner eigenen Funde, die fast alle dem Kettenjura
entstammen, noch nicht genügend, um die schweizerische Verbreitung
klarzulegen.
Allgemeine Verbreitung: Clessin gibt an: Nord- und Ost-Frank-
reich, Belgien, England und die Schweiz.
Vertikale Verbreitung: Am Bölchen und an der Hohen Winde
fand ich die Art zwischen 1000 und 1100 m. Sie scheint sich streng
an den hohen Jura zu halten.
Zur Lebensweise : Das Tier lebt unter Moos und Steinen verborgen
und hält sich stets an der feuchteren Nordseite des Gebirges. Mit
Vorliebe bewohnt es die nassen, steinigen Buchenhalden.
Bemerkung: Die Art ist deutlich umschrieben, und meine Be-
stimmungen wurden von Herrn Prof. P. Godet bestätigt. Um so auf-
fallender ist es, daß sie von andern schweizerischen Autoren nicht
genannt wird, ist sie doch an ihrer dunkeln, stark glänzenden Politur
von cellaria und durch die geringe Größe und den weiteren Nabel
von glabra wohl zu unterscheiden.
Genus Zonitoides. Lehmann.
13. Zonitoides nitidus. Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene von Herthen, Riehenteich-
gelände (Schoren), Rheinebene von Klein Hüningen bis Istein, Alt
Breisach, Freiburg. Rheinebene von Michelfelden bis Rosenau, Bach-
rand Hilfsspital-Hegenheim, Hegenheimer Wald. Birsgenist, Ettingen
am Blauen, Wiesegenist. Bachrand Bettingen-Riehen, Inzlingen,
Grenzacherhorn.
Verbreitung in der Schweiz: Zonitoides nitidus Müll. bewohnt
die ganze Schweiz.
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Allgemeine Verbreitung: Die Art ist ein Ubiquist der Palaearktis.
Sie bewohnt ganz Nord-Europa und Nord-Asien und ist in Nord-Amerika
keine Seltenheit. Im Süden dringt sie bis zur Mitte der drei mediterranen
Halbinseln vor (Andalusien, Balearen, Albanien, Corsica, Bosnien); sie
fehlt auch der Krim und dem Kaukasus nicht.
Vertikale Verbreitung: Studer nennt Zonitoides nitidus in einer
etwas kleineren Form von der Gemmi (bei ca. 2000 m ü. M.), sonst
bewohnt sie eher die tiefern Lagen der Hochgebirgs- und Juratäler.
Zur Lebensweise: Echt hyalinenhaft zwar, sucht sie doch in
erhöhtem Maße Nässe auf. Sie wohnt ganz besonders gern am Rand
fließender und stehender Gewässer. Zonitoides ist also Riparier, be-
wohnt aber auch gerne nördliche nasse Wiesen, Torfmoore und be-
waldete Schluchten. Sie tummelt sich bei naßkaltem Wetter lebhaft
umher. Bei Trockenheit der bekannte Rückzug in die Verborgenheit.
Oft findet man die Tiere zahlreich unter faulem Holz oder unter Steinen.
Die Eierablage habe ich im Herbst beobachtet, die Jungen überwintern
in unfertigem Zustande.
Bemerkung: Clessin nennt die Gehäuseoberfläche „glatt“ oder
„fein gestreift“; ich möchte eher setzen „deutlich rippenstreifig bis
gerippt“. Ich habe oft Rippen gesehen, die an Stärke diejenigen von
Hyal. radiatula wohl erreichten. Mein größtes Exemplar mißt 6,8 mm.
Genus Crystallus. Lowe.
14. Crystallus erystallina. Müller.
Verbreitung um Basel: a) Typus: Birsgenist, Doubs-Anspülungen,
Wiesegenist. db) Forma andreaei Boettg: Rheinbord Bierburg,
Groß Hüningen, Rheinebene Märkt-Istein. Hegenheimer Bachrand,
Rheingenist. Südhalde. Reinach-Therwil, Birsgenist, Waldrand ob
Münchenstein, Rütihard, Reichenstein, Schauenburg, Gempenfluh,
Schleifenberg. Burg, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Bölchen, Paßwang,
Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron, Doubs-Anspülungen. Degerfelden,
Riehen-Inzlingen, Riehen-Bettingen.
Verbreitung in der Schweiz: Crystallus crystallinus fehlt nirgends.
Allgemeine Verbreitung: Er bewohnt ein stattliches Areal, dessen
Grenze etwa mit folgenden Namen angedeutet wird: Nord-Europa
(Finnland), Uralisch-baltischer Höhenzug, Kaukasus, (pygmaea, Boettg.)
Rumänien, Serbien, Bosnien, Dalmatien (Hyal. Kutschigi) Italien, (Sizilien),
Nord-Spanien, Balearen, Portugal.
Vertikale Verbreitung: Im Jura und in den Alpen steigt diese Art
Müll. hoch hinauf; auf dem Bölchen fand ich sie bei 1040 m; bei
Tschiertschen in der alpinen Region noch bei 1400 m. Von Mürren
wird sie aus 1700 m genannt.
Zur Lebensweise: Crystallus crystallina kann bei aller Vorliebe
zur Nässe auch weniger feuchtes Gebiet ohne Gefahr betreten. Daß
ge
aber nur an solchen trockenen Plätzen der Mundrand mit einer Lippe
versehen werde, wie gelegentlich versichert wird, kann ich keineswegs
bestätigen. Auch am Bachrand, in saftigen Wiesen, fand ich H. andreaei
mit einer deutlichen Lippe und deutlichen Wachstumsstreifen. Das
Tier ist im Herbst am ehesten lebend zu treffen; es ist ein Wintertier.
Trotz der halb subterranen Lebensweise fehlen die Augen nicht.
Bemerkung: Das Verhältnis von Crystallus crystallina zu C.
andreaei klarzulegen, ergäbe eine Untersuchung für sich. Bei uns
dominiert letztere. Sie. scheint geradezu eine Bergform der erstern zu
sein. Obschon es oft nicht schwer hält, andreaei von crystallina zu
trennen, so behalte ich sie heute doch unter einem Hut, wenn auch
mit getrennter Fundortangabe, weil es bei Einzelfunden oft einfach
unmöglich ist, sich für die eine oder andere Art zu entscheiden, und
vor allem, weil in der systematischen Behandlung des ganzen Genus
noch so wenig Klarheit herrscht, daß es ratsam ist, von einer besseren
Systematik die Bestätigung solcher Arten zweiter Güte abzuwarten.
15. Crystallus subrimata Reinh.
Verbreitung um Basel: Wartenberg, Schauenburg, Birsgenist,
Gempenplateau, Schloß Dorneck, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Untere
Klus, Pfäffinger Schloß, Blauen (Nordseite), Landskron, Bölchenfluh,
Paßwang, Hohe Winde (Beinwilertal), Fringeli, Vallanvron. Bachgenist
Degerfelden, Säckinger Bachgelände.
Verbreitung in der Schweiz: Da ältere Autoren diese Art von
der folgenden nicht trennten, und beide unter dem Namen „diaphana“
zusammenrüttelten, sind ihre Angaben wenig zuverlässig und müssen
wohl außer Acht gelassen werden. Es ist aber zu erwarten, daß
Crystallus subrimata Reinh. den ganzen nördlichen Jura und die ganze
ÖOst- und Zentralschweiz bewohnt. Hofer nennt sie aus dem Reuß-
genist. Ich erbeutete sie ob Vitznau am Fuß des Rigi. Nach einer
brieflichen Mitteilung ist sie im Neuenburgischen neu, so daß meine
Funde von Vallanvron der allgemeinen Westgrenze nahe kämen.
Allgemeine Verbreitung: Die Art gehört den Ostalpen an. Wir
verfolgen ihre Spuren über die bayrischen und Salzburger-Alpen nach
dem mährischen Gesenke, den Sudeten, nach der hohen Tatra und
den Karpaten. Nördlicher scheint sie nicht zu gehen. Über Sieben-
bürgen, Serbien und Bosnien erreicht sie die südlichen Ausläufer der
Alpen. Auch auf Zante, in Süd-Tirol und in Oberitalien ist sie gefunden
worden. Der Verlauf ihrer Westgrenze ist unbekannt.
Vertikale Verbreitung: Als Bergform erreicht sie oft beträchtliche
Höhen; im Jura übersteigt sie die 1000 m. Isohypse; auf der Urden-
Alp fand ich sie bei 2000 m und Clessin im Tirol bei 2200 m Höhe.
Zur Lebensweise: Diese Art liebt die Nässe mehr als crystallina
und lebt meist im nassen Moos verborgen.
Era 2
Bemerkung: Daß subrimata und diaphana zusammen gehören,
ist (trotz Reinhardt) eine abgemachte Sache. Welche von beiden die
typische Form ist, kann ich zur Zeit noch nicht beurteilen; jeden-
falls ist für unsere
Gegend subrimata
viel häufiger. Bei
der Unterscheidung
von diaphana legte
ich, durch Herrn
Prof. Godet darauf
aufmerksam ge-
macht, den Ent-
scheid auf die Na-
belweite. Der Nabel
ist hier sehr eng und
nur durch den letz-
ten Umgang gebil-
det (Fig. 3); jüngere
Windungen werden
kaum sichtbar. Bei
diaphana fällt der
untere Mundsaum
genau in das Nabel-
zentrum ein und läßt
höchstens eine halb-
verdecktekleine Öff-
nung frei. Daß es
bei diesem Krite-
rium aber keine
scharfe Grenze gibt, wird jeder erkennen, der einige hundert Exemplare
durch die Lupe betrachtet hat. — Clessins Maße sind zu klein; Gehäuse
mit über 3 mm Durchmesser sind Regel; meine größten übersteigen
3,6 mm.
16. Crystallus diaphana Studer.
Verbreitung um Basel: Sissacher Fluh, Beinwilertal (Fuß der
Hohen Winde), Neuenburger Jura (Godet), Volkertsberg (leider zerbrach
mir dieses Gehäuse, so daß ich es nicht mehr nachprüfen konnte).
Verbreitung in der Schweiz: Ich glaube mit March. Pauluei, daß
frühere Autoren unter dem Namen diaphana meist unsere subrimata
Reinh. vor Augen hatten. Dadurch sind viele ältere Angaben un-
zuverlässig, oder doch unbestimmt. Wenn man aber auch nur die-
jenigen Arbeiten berücksichtigt, die beide Arten zugleich nennen, so
gewinnt man doch den Eindruck, diaphana fehle nirgends in der
Schweiz. Das bestärkt aber wiederum nur die Behauptung: subrimata
SE ON
und diaphana gehören zusammen, oder, etwas vorsichtiger ausgedrückt:
bei uns besteht keine feste, untrügliche Grenze zwischen beiden Formen.
Allgemeine Verbreitung: Crystallus diaphana ist weit verbreitet.
Ich habe zwar gegen alle Meldungen ein kleines Mißtrauen, eben
wegen der Schwierigkeit, die die Trennung der zwei Arten verursacht.
Sie wird aus Frankreich, Deutschland, England, Skandinavien, Österreich-
Ungarn,Croatien,Dal-
matien und Rumänien,
mit einiger Reserve
auch von Corsica ge-
meldet.
Veriikale Verbrei-
fung: Studer nennt
die Schnecke von der
Furka-Paßhöhe (2430
m), Scharff von Mür-
ren (1700 m), Gredler
aus dem Tirol bei
2000 m Höhe.
Zur Lebensweise:
Das Tier hält sich sehr
verborgen und gehört
zu den seltenen Arten.
Es bewohnt mit Vor-
liebe Waldhalden, fel-
sige, schluchtenartige
Hochtäler und nördliche, nasse Wiesen und verrät große Neigung zu
subterraner Lebensweise, wie manche Artgenossin.
Bemerkung: Leider ist mein diaphana-Material nicht reichlich
genug, um die Art gegen subrimata allseitig zu umgrenzen. Ich ver-
weise auf die Bemerkungen bei voriger Art und gebe in Fig. 4 eine
diaphana, wie sie mir begegnete und von Prof. Godet als solche be-
stätigt wurde.
Fam. Naninidae.
Genus Euconulus Reinhardt.
17. Euconulus fulvus. Müller.
Verbreitung um Basel: Rheingenist; linkes und rechtes Rheinufer
unterhalb Basel (im Gras und Gebüsch), Freiburg, Mülhausen. Schloß
Dorneck, Schloß Reichenstein, Gempenstollen, Birsgenist, Rütihard,
Schauenburg, Sissacher Fluh, Kaltbrunnental. Pfäffinger Schloß, Burg,
Klein Lützel, Frohburg, Bölchen, Paßwang, Hohe Winde, Vallanvron.
Wiesegenist, Rötteler Schloß. Käferholz. Bettingen.
Verbreitung in der Schweiz: Euconulus fulvus fehlt nirgends auf
größere Strecken.
BE gr
Allgemeine Verbreitung: Er ist ein Ubiquist der Palaearktis, ist
circumpolar und bewohnt ganz Europa, Nord-Asien bis Kamtschatka
(die Kaukasusländer inbegriffen) und Nord-Amerika. Im Norden er-
reicht er Lappland, Island und Grönland (H. Fabricii Martens).
Vertikale Verbreitung: Euconulus erreicht die subnivale Region
Aus dem Tirol nennt sie Clessin bei 2270 m; am Gürgaletsch erbeutete
ich sie bei 2400 m Höhe.
Zur Lebensweise: Die biologische Amplitude dieser Art ist sehr
groß. Ich fand sie im Felsenmulm, im Haldenschutt, in Wäldern (Misch-
und Hochwald, Gebüschen, Tannengehölz), unter totem Laub und unter
Steinen, auf nassen und trockenen Wiesen. Den Tag über regt sie
sich nur bei feuchter Witterung, kommt aber auf den Abend hin regel-
mäßig hervor und steigt oft an Pflanzen empor.
Bemerkung: Geyer redet auch noch in der 2. Auflage seines schönen
Büchleins „Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken“ von einem Conulus
praticola, der sich durch deutliche Spiralstreifen auf der Unterseite
von fulvus unterscheide. Eine genauere Prüfung meines Materials stellte
fest, daß fast alle Gehäuse von Euconulus diese Spirale zeigen. Sie
ist bei schwacher Vergrößerung leicht zu erkennen. Es zeigte sich
ferner, daß die Abstände der Spiral-Kreise je nach dem Fundorte ver-
schieden sind; ich konnte folgende vier Fälle erkennen:
1. Die Spirallinien stehen sehr eng beisammen in regelmäßigen
Abständen.
2. Sie stehen weit auseinander.
3. Sie zeigen gegenüber 1. und 2. einen mittleren Abstand. —
Diesen drei regelmäßigen Linierungen steht
4. eine unregelmäßige gegenüber, die aus 1. und 2. kombiniert
zu sein scheint (Fig. 5).
Im Genist können auch zwei oder mehrere Spiralmodi auftreten.
Die englinierten Gehäuse sind in der Farbe mitunter heller, die weit-
linierten dagegen dunkler. Der Unterschied ist dann bedeutend. Die
Sache ist noch nicht genügend geprüft, um sichere Relationen fest-
stellen zu können. Daß es sich immerhin lohnen dürfte, der Erschei-
nung auf den Grund zu gehen, beweist schon das 4. Schema, das im
Hinblick auf 1. und 2. eigentlich zum Experimentieren herausfordert.
Die fein linierte Oberseite des Gehäuses zeigt neben den iteralen
Linien nicht selten auch kontinuale, die mit den erstern ein äußerst
feines Gitter bilden, das dem Beschauer unter günstigen Verhältnissen
ein prachtvolles Spektrum darbietet.
+ Ze
Fam. Polyplacognatha.
Genus Punctum Morse.
18. Punctum pygmaeum Drap.
Verbreitung um Basel: Groß Hüningen (Festungstrümmer), Rhein-
genist. Michelfelden, Ebene nördlich Rosenau (vielleicht angespült).
Birsgenist, Reichensteiner Hügel, Böckten. Blauen, Flüh-Hofstetten,
Unt. Klus, Hohe Winde, (Nord Fuß). Wiesegenist, Käferholz, Inzlingen
(Bachrand), Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die Schnecke fehlt nirgends in der
Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Punctum pygmaeum bewohnt als Ubi-
quist der palaearktischen Region ganz Europa, ausgenommen Süd-
Spanien und Griechenland, ferner ganz Nord-Asien und die Kaukasus-
Länder.
Vertikale Verbreitung: Punctum pygmaeum steigt in die alpine
Region hinauf. Sie wird gemeldet aus Savoyen und von Mürren bei
1700 m Höhe.
Zur Lebensweise: Die Art ist feuchtigkeitsliebend und wärme-
scheu und wird ihrer Kleinheit wegen oft übersehen. Sie lebt unter
faulem Holz, totem Laub, Moos und Steinen, im Wurzelwerk der Wiesen,
sowie im Mulm der Felsen. Sie ist dabei keineswegs an eine bestimmte
Unterlage gebunden.
Bemerkung: Meine Exemplare erreichen in der Umgangszahl
Clessins Angabe nie; im besten Falle habe ich knapp vier Umgänge
gezählt. Die Gehäuseoberfläche scheint mir weniger „fein und dicht
gestreift“ (Cless.), als vielmehr fein gerippt bis rippenstreifig zu sein.
Fam. Patulidae.
Genus Patula Held.
19. Patula rotundata. Müller.
Verbreitung um Basel: Universitätshof, Rheingenist, Bierburg-
bord, bei Grenzach, Ebene von Herthen. Leopoldshöhe, Egringen,
Müllheim. Birsfelder Fähre (Bauernhaus), Basel-Augst. Neu Allschwil,
Bachrand Hilfsspital-Allschwil, Groß Hüningen, Hegenheimer Wald,
Fischzucht (Schotterwall). Bottmingen, Ettingen, Südhalde Benken,
Jakobsbergerhölzli. Birsgenist, St. Jakob, Rütihard. Gempenplateau
(Asp, Wald ob Münchenstein). Wartenberg, ob. Sichternhof, Schleifen-
berg, Sissacher Fluh. Blauen, Landskron, Hauenstein (Südseite), Schmutz-
berg, Bölchen (Nord und Süd), Paßwang, Hohe Winde, Grindel am
Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Volkertsberg, Riehen -Inzlingen,
Wehratal. Wiesegenist, Riehen, Lörrach, Käferholz, Rötteler Schloß,
Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Säckinger Bachrand, Sausenburg,
Badisch Blauen.
AR TE
Verbreitung in der Schweiz: Patula rotundata ist in der ganzen
Schweiz gemein.
Allgemeine Verbreitung: Die Art bewohnt ganz Europa ohne
Süd-Spanien und Griechenland, nach Osten scheint sie am Ural und
am Schwarzen Meere Halt zu machen.
Vertikale Verbreitung: Im Jura und in den Voralpen steigt das
Tier bis zur oberen Grenze der Waldregion. Ich nenne folgende
Daten: Vallanvron 1000 m, Bölchen 1100 m, Badisch Blauen 1160 m,
Tschiertschen 1350 m, Frohnalp 1450 m, Stätzerhorn 1500 m, Chamony
1600 m.
Zur Lebensweise: Das Tier lebt verborgen unter Steinen, Halden-
und Ruinenschutt, an feuchten schattigen Orten, besonders gern unter
Schutthaufen in der Nähe menschlicher Wohnungen und an altem
Mauerwerk. Hie und da steigt es an Bäumen auf, wohl den Flechten
nach; es labt sich auch an Hutpilzen. Im Nadelwald und in den ent-
sprechenden nordischen Regionen, sowie auf Urgestein wird es seltener
und kleiner, dünnschalig und zerbrechlich.
Tiere, die ich Mitte Dezember bei etwa — 3°C. erbeutete,
krochen im Zimmer sofort lebhaft umher. Bei — 10° bildeten alle ein
häutiges Diaphragma aus. Patula rotundata erträgt tiefe Temperaturen
schadlos und verbringt nur sehrkurze Zeit im eigentlichen Winterschlaf,
unter günstigen Verhältnissen stellt sie ihre Lebensfunktionen auch
gar nicht ein.
Die Größe des Gehäuses pendelt zwischen 4, 2 und 7,3 mm;
die größten fand ich auf Tüllingen (Steinbruch auf der Nord-Westseite).
Bemerkung: Die Gehäusehöhe ist inkonstant. Die Färbung ten-
diert auf Urgestein nach dem grünlichen hin. Alle Gehäuse vom
Badischen Blauen (Kulm) zeigen zerstörte erste Windungen. Die
Erscheinung ist in diesem Falle rein mechanisch als Wirkung der
Reibung am Substrat aufzufassen. Die Gehäusespitze ist am exponier-
testen und mechanisch am meisten beansprucht, wenn sich Hinder-
nisse in den Weg stellen. Der Kontakt zwischen Epidermis und Kalk-
schicht läßt bei gewissen Formen mit zunehmender Höhe, in Verbindung
mit andern Faktoren (Kalkarmut etc.) oft zu wünschen übrig (Helix
pomatia, Tachea sylvatica...), ein Umstand, der das Zerstörungswerk
sehr begünstigt.
20. Patula ruderata. Studer.
Verbreitung um Basel: Bölchenfluh 1100 m. ü. M.
Verbreitung in der Schweiz: Patula ruderata hat in der Schweiz
ein doppeltes Areal. Eigentlich heimatberechtigt ist sie im Ostflügel
der Nord- und Süd-Alpen. Sie ist bekannt aus den Kantonen Grau-
bünden, Tessin (Val Piora), Glarus, Uri, Unterwalden und Berner-
oberland (Haslital). Sie wird auch St. Gallen und Schwyz nicht fehlen.
Aus den Westalpen kenne ich sie nicht. Dann aber hat sie Godet
N Lea,
VIREN.
im Neuenburger Jura entdeckt, und ich konnte seinen sehr vereinzelten
Fundorten noch einen aus dem Basler Jura beifügen. Dem ganzen
schweizerischen Mittelland vom Boden- bis zum Genfersee fehlt die
Art. Das sporadische Vorkommen im Jura gibt den wenigen Fundorten
den Charakter von Refugien.
Allgemeine Verbreitung: Patula ruderata hat ubiquistische Ver-
breitung, die aber nicht des Interessanten entbehrt. Zunächst bewohnt
sie das Gebiet der Alpen, in welchem sie, auch im Süden, selten und
nur den Flüssen entlang unter 600 m herabsteigt. Vereinzelte Vor-
posten dieses alpinen Areals treffen wir im Jura, bei Cannstatt, im
Böhmerwald, im Erzgebirge, in den Flußgebieten von Oder und Warthe
(Landsberg), im Harz, in der Tatra und in den Karpaten. Diesem relativ
kleinen alpinen und subalpinen Areal stelltsich ein viel ausgedehnteres zur
Seite; es liegt im Norden und Osten, umfaßt Rußland (Moskau, Kursk,
Charkow, Ural), Schweden, Norwegen, Lappland und Grönland und um-
schließt ganz Nord-Asien bis an die Ochotsker See. Über Armenien
und den Kaukasus findet es mit einer kurzen Unterbrechung den
Kontakt wieder mit dem alpinen Zentrum.
Dem West-Ende Eurasiens (etwa vom 6° östl. v. Gr. an) fehlt
die Art. Doch in der neuen Welt hat sie Heimatrecht. Ich erhielt von
Herrn P. Merian aus Süd-Kanada Exemplare, deren Identität mit unserer
P. ruderata kaum angezweifelt werden kann. An eine Verschleppung
durch den Menschen ist nicht zu denken.
Vertikale Verbreitung: Das Tier erhebt sich über die obere
Baumgrenze. Folgende Zahlen dienen zur Illustration: Unterwaz (Bündner
Rheinthal) 530 pn, St. Croix 990 m, Bölchen 1100 m, Creux du Van 1400 m,
Lenzer Heide 1500 m, Engadin und Mürren 1700 m, Urden Alp 2000 m,
Val Piora 2000 m.
Zur Lebensweise: Pat. ruderata liebt vorzüglich nasse Hochwälder,
besonders Nadelwälder, wo sie bei Regenwetter an faulendem Holze
massenhaft gesammelt werden kann. Sie ist in der alpinen Provinz ganz
auf die Hochgebirgshänge beschränkt, geht aber in der nordischen, wo
entsprechende klimatische Verhältnisse es gestatten, auch tiefer hinunter.
Bemerkung: Die beiden Verbreitungszentren dieser Art finden
eine auffallende Parallele in den Gebieten größter Vergletscherung
während der Eiszeit.
Die Exemplare von Landsberg a. d. Warthe, die ich Herrn D. Geyer
verdanke, sind viel kleiner als meine alpinen Formen.
Genus Pyramidula Filz.
21. Pyramidula rupestris Drp.
Verbreitung um Basel: Degerfelden, Efringen, Groß Hüningen.
Wartenberg, Schauenburg, Schloß Birseck, Schloß Dorneck. Landskron,
Flühen-Hofstetten, Blauen (ob Ettingen), Untere Klus, Pfäffinger Schloß,
Frohburg, Hauenstein (Südseite), Beinwilertal, Hasenmatte, Vallanvron.
Istein-Klein Kems.
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Verbreitung in der Schweiz : Die Art scheint nur den Hochburgen
alt krystalliner Gesteine zu fehlen. Sie bewohnt die ganze Nord-
schweiz bis hoch in die Kalkalpen hinauf, fehlt auch dem Bündner-
schiefer, überhaupt der exotischen, inner- und südalpinen Juraformation
nicht. Nord-Tessin und Süd-Graubünden entbehren ihrer. Im Süden
der Seen (Mendrisio) wird sie wieder sehr häufig.
Allgemeine Verbreitung: Das große Areal von Pyramidula rupestris
hat seinen Schwerpunkt mehr im Süden. Die Art bewohnt zunächst die
Alpenländer und Vorländer und kriecht nordwärts, teils den Stromstraßen,
teils den Bergketten nach bis an die niederländische Grenze (Rheinisches
Schiefergebirge). Auch von England wird sie gemeldet. Ähnliche Vor-
posten treffen wir im Thüringer Wald, an der untern Mosel, bei Wies-
baden, im untern Elsaß, in den Cevennen undin der Auvergne, dann in
Schlesien,in der Hohen Tatra, in den Karpaten (bis nach Rumänien hinein).
Rußland und Skandinavien fehlt die Art. Sie taucht dann im Kaukasus
wieder auf und wird selbst aus Nord-Persien und Transkaspien ge-
meldet. In Europa geht sie weit nach Süden (Sizilien, Peloponnes,
Kykladen). Sie soll sogar den Nordafrikanischen Strandgebirgen
nicht fehlen.
Vertikale Verbreitung: Im Jura übersteigt die Art gelegentlich
die Niveaulinie von 1000 m (Vallanvron, Hasenmatte), in den Alpen dringt
sie weit in die subnivale Region vor. Ich nenne folgende Fundorte:
Tschiertschen 1350 m; Alpstein 1450 m, Mürren 1700 m, Calfeisental
1790 m, Urden-Alp 2000 m, Rhaetikon über 2000 m noch sehr häufig,
Gürgaletsch 2300 m, Hintergrund des Sertigtales 2600 m.
Zur Lebensweise: Pyramidula rupestris ist eine qusgesprochene
Berg- und Felsenschnecke. Sie zieht den Kalk den krystallinen Unter-
lagen entschieden vor. Wird sie an Randfelsen von der Sonne über-
rascht, so bleibt sie oft den ganzen Tag über haften und kann dann
mitunter zu Tausenden abgelesen werden. Sie lebt aber auch im
Haldenschutt und im feuchten Moos, erträgt somit und im Hinblick
auf die vertikale Verbreitung bedeutende Temperaturschwankungen.
Ihr Vorkommen in den Niederungen ist auf passive Verschleppung
zurückzuführen. Nach Weinland ist Pyramidula rupestris vivipar; sie
stellt also eine interessante Parallele dar zu Salamandra atra Laur.
Meine größten Exemplare stammen von der Urden-Alp (3 mm Durch-
messer). Die Varietäten saxatilis Hartm. und trochoides Kregl. sind
bedeutungslos.
Fam. Eulotidae.
Genus Eulota Hartm.
22. Eulota fruticum. Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinfelden, Nollingen, Ebene von Herthen,
Klybeckinsel, Rheinebene unterhalb Klein Hüningen bis Klein Kems,
Egringen, Lange Erlen, Damm bei Weil. Freiburg. Basel-Augst. Groß
a
Hüningen, Neudorfer Heide bis gegen Rosenau und östlich von
Rosenau, Hegenheimer Bachrand. Mülhausen. Südhalde Reinach. Ther-
wil, Südhalde Benken, Binningen. St. Jakob an der Birs, Birsufer
Neue Welt. Schleifenberg, Wartenberg (Südseite), Schloß Birseck,
Schloß Dorneck, Waldrand ob Münchenstein, Sissacher Fluh. Pfäffinger
Schloß, Flüh-Hofstetten, Hauenstein (Südseite), Lorenzenbad. Rötteln,
Wehratal.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt bis zur untern Wald-
region nirgends auf größere Strecken. Es sind ihr in der Schweiz nur
in vertikaler Richtung Grenzen gesteckt.
Allgemeine Verbreitung: Eulota fruticum ist über ganz Europa
verbreitet mit alleiniger Ausnahme von Großbritannien, wo sie aber
fossil nachgewiesen wurde. Sie geht in der forma schrenckii Midd.
über den Polarkreis hinaus. Ganz europäisch Rußland, Sibirien und
Transbaikalien gehören zu ihrem Areal. Im Südosten übersteigt sie
_ den Kaukasus, um erst in den Hochländern Turkestans verwandten
Formen Platz zu machen.
Vertikale Verbreitung: Nur ausnahmsweise begegnet man dieser
Art in bedeutenden Höhen, und ihre nordische Ausdehnung steht in
einigem Gegensatz zu ihrer vertikalen. Die Region der Buchenwälder
übersteigt sie nie und erreicht nur an südlich exponierten, warmen
Halden ansehnlichere Höhen, so im Tirol 1300 m, bei Tschiertschen im
Schanfigg 1350 m ü. M. Scharff nennt sie von Mürren bei 1700 m Höhe.
Zur Lebensweise: Im Gegensatz zu ‘allen bisher behandelten
Arten macht sich hier ein größeres Bedürfnis für höhere Temperaturen
geltend. Nicht nur bewohnt Eulota mit Vorliebe die Grassteppen und
unkultivierten, zerstreuten Gebüsche der Ebene, sondern sie läßt sich
an Südhalden nicht ungern von der Sonne bescheinen. Trockene
Schotterdämme, warme Mischwaldhalden, unwirtliches Brombeerge-
büsch, sagen ihr zu. Auch Obstgärten, buschige Seegelände und
Weidenmulm verschmäht sie nicht. Mit ganz besonderer Wonne
labt sich das Tier an Brennesseln und läßt sich auch die Hopfen
schmecken, trotz der unerhörten Schutzmittel, die hier wie dort vor
Schneckenfraß bewahren sollen. Als eigentliche Buschschnecke hat sie,
besonders im Herbst, die Gewohnheit, sich an die Unterseite der
Blätter zu hängen. Im Winter verkriecht sie sich im Boden und schützt
sich durch drei bis vier kalkige Deckel.
Bemerkung: Die Gehäuse trockener Fundorte sind solid, derb
und zeigen oft eigentliche Rippung und deutliche Wachstumsansätze.
Der schön pigmentierte Mantel scheint dann weniger stark durch.
Exemplare mit dunkelrotbraunem Bande fand ich zwischen Vitznau und
Gersau an der Straße.
Die Familie der Eulotiden gehört einer Fauna an, die für Ost-
Asien (Japan) und West-Amerika charakteristisch ist und sich weit
ausdehnt auf die Jnselwelt südlich vom Äquator. Unsere fruticum
wird trotz der Ausdehnung ihres Areals als asiatischer Eindring-
I
ling angesehen. Im Gegensatz zu dieser Annahme verlegt Simroth
(Pendulationstheorie)den Schöpfungsherd der Familie nach Europa und
erklärt die heutige Situation als eine Folge transversaler Verschiebung
nach Osten, der nur unsere fruticum widerstehen konnte. Veranlassung
zu dieser Verschiebung gab die nördliche Lage des Wohnsitzes während
der Glacialzeit.
Fam. Helicidae.
Genus Vallonia. Risso.
23. Vallonia adela Westerl.
Verbreitung um Basel: D. Geyer fand adela in Anspülungen des
Doubs bei Les Brenets.
Verbreitung in der Schweiz: Unbekannt.
Allgemeine Verbreitung: Die Art gedeiht auf den Wiesen der
schwäbischen Alb. Auch kennen wir sie aus den Anspülungen der
Donau, des Neckars, des Mains, der Saale und der Oder. Es ist an-
zunehmen, daß sie da und dort auf den feuchtern Weiden unseres
Schweizer-Jura noch gefunden wird. Westerlund nennt sie von Sibirien
und Böttger aus Transkaspien.
Vertikale Verbreitung: Unbekannt.
Zur Lebensweise: Vallonia adela scheint eine typische Wiesen-
schnecke zu sein.
24. Vallonia costata. Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinbord Bierburg, Ebene von Herthen.
Rheingenist, Klein Kems, Müllheim, Kaiserstuhl. Augst, Birsfelden, Wiese
hinter Friedmatt, Hegenheimerstraße (Acker), Bachrand Hilfspital-All-
schwil, Hegenheimer Wald und Bachrand, Groß Hüningen, nördlich
und östlich Rosenau. Südhalde Reinach, Südhalde Benken. Birsgenist,
Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Wartenberg. Pfäffinger Schloß,
Untere Klus, Flühen-Hofstetten, Frohburg, Bölchen, Paßwang, Hohe
Winde (Nordfuß), Vallanvron. Inzlinger Bachrand, Bettinger Südhalde,
Degerfelden, Hohe Flum. Wiesegenist, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß.
Istein-Klein Kems, Ruine Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt nirgends auf größere
Strecken. -
Allgemeine Verbreitung: Vallonia costata ist über ganz Europa
verbreitet. Nach Osten reicht sie bis Ost-Sibirien und dehnt ihr Areal
über den Kaukasus und die Steppen Zentralasiens aus, um in den
Bergländern Turkestans Halt zu machen.
Vertikale Verbreitung: Die Art bevorzugt die tiefern Talschaften
und erreicht die obere Baumgrenze nicht. Ich fand sie auf Bölchen-
kulm bei 1100 und in Tschiertschen bei 1330 m. Aus dem Tirol wird
sie aus 1500, von Mürren aus 1700 m Höhe noch gemeldet.
a
Zur Lebensweise: Die biologische Amplitude der Vallonia costata
ist groß. Sie gehört der Wiesen-, Wald- und Felsenfauna an. Typisch
ist für sie aber auch die Vorliebe zu warmen Halden und trockenen
Plätzen. So trifft man sie regelmäßig an sonnigen Randfelsen, an
Rebgeländen und auf spärlichen Schotterwiesen. Am Wurzelwerk,
im Mulm hohler Bäume, im Moos, an Mauern, unter Steinbrocken, im
Halden-und Ruinenschutt und in Felsspalten ist sie zu sammeln. Sie be-
wohnt aber auch die saftigen Wiesen des Flachlandes und erlangt
dort die stattliche Gestalt von 3 mm, die sie bei uns nie erreicht. Die
jurassischen Formen scheinen durchwegs kleiner zu sein, wofür die
relative Trockenheit des kalkigen Bodens zum Teil verantwortlich ge-
macht werden muß.
Bemerkung: Vallonia costata herrscht bei uns gegenüber pulchella
bedeutend vor, obgleich die Arten bei etwa 70 °/o der Sammelproben bei-
sammen getroffen wurden. Nur ausnahmsweise fand ich pulchella allein,
und oft entpuppte sich eine vermeintliche und mit der Lupe bestätigte
pulchella unter dem Mikroskop als eine costata var. helvetica. Ich
bin geneigt, die beiden Formen als Gestaltungsextreme einer und der-
selben Art aufzufassen. Die vorzügliche und vorbildliche Arbeit Geyers
über diesen Stoff kann uns nicht über die Tatsache hinwegtäuschen,
daß in der Natur die Grenze zwischen beiden Typen oft auf ein
nicht mehr zu erkennendes Minimum verwischt, sowohl in Bezug auf
die Rippung, als auch auf die Mündungscharaktere.
Wenn nun aber ohne weiteres die Zweckmäßigkeit einer selb-
ständigen Benennung dieser beiden Extremfälle einleuchtet, so ist das
bei Übergangsformen weniger der Fall. Eine solche ist var. helvetica
Sterki. Sie ist, wie Geyer mit Recht betont, lückenlos mit costata
verbunden. Sollte das ungeheure Material, das Geyer verarbeitete,
nicht auch eine Brücke hinübergeschlagen haben zu pulchella? Meine
Vallonien-Sammlung enthält nicht selten Stücke, die weder zu helvetica
noch zu pulchella gestellt werden dürfen; helvetica ist zudem ein
etwas vager Begriff, indem die sogenannte Rippenlosigkeit alle mög-
lichen Abstufungen von der feinsten, linienhaften Andeutung bis zur
mikroskopisch feinen, aber ausgesprochen plastischen Wellung an-
nehmen kann. Aber auch die geographische Kontrolle, die eine Art,
bezw. Varietät erst dann gelten läßt, wenn ihr auch ein eigenes Ver-
breitungsgebiet zukommt, will versagen. Vallonia helvetica habe ich
immer mit typischen costata vermischt gefunden, und meine Erwar-
tungen, unter costata-Material, wenn auch in wechselndem Zahlenver-
hältnis doch immer var. helvetica zu treffen, haben mich nie getäuscht.
An andern Orten mag es anders sein, hier im Basler-Jura stehen die
Verhältnisse so, daß helvetica nicht einmal varietätsberechtigt ist; sie
stellt eine von den vielen rein individuellen Spielarten dar, deren
Vallonia costata, wie alle Lebewesen, fähig ist. Trockener, steiniger
Waldboden und Haldenschutt scheinen ihre Entstehung zu begünstigen.
— Würde aber jede solche Spielart ettiquettiert, und wollte man bei
PN Dee
allen Lebewesen, etwa auch beim Homo sapiens, analog verfahren,
wer übersähe dann noch das uferlose Meer von Namen?
Für mich handelt es sich, soweit Rippen und Rippenspuren zu
erkennen sind, um costata. Zu bestimmen ist nur noch der Grad der
Berippung; dieser ist mit wenigen attributiven, dem Sprachgebrauch
geläufigen Ausdrücken besser gekennzeichnet als durch Namen, die
eben doch nur Namen sind und leicht zur Schablone werden. —
25. Vallonia puichella Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinbord Gasfabrik, Herthen (hinter dem
Bahnhof rheinwärts). Basel-Augst, Wiese hinter Friedmatt, Groß-
Hüningen, Bachgraben Hegenheimerstraße, Rheinebene nördl. Rosenau.
Südhalde Reinach, Südhalde Benken, Bottminger Mühle. St. Jakob,
Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Birsgenist, Reichensteiner Schloß.
Landskron, Pfäffinger Schloß, Bölchen (Südseite), Paßwang. Dinkelberg,
Bachgelände Riehen-Inzlingen, Südhalde Bettingen, Hohe Flum. Rötteler
Schloß, Isteiner Klotz.
Verbreitung in der Schweiz: Vallonia pulchella ist über die ganze
Schweiz verbreitet.
Allgemeine Verbreitung: Ähnlich wie bei costata. Auch in Nord-
Afrika ist sie daheim. Im Basler Museum liegen Exemplare aus dem
Staat Ohio.
Vertikale Verbreitung: pulchella steigt noch höher hinauf als
costata, ohne die obere Baumgrenze zu überschreiten; sie erreicht im
Tirol und am Alpstein 1500, im Bergell und Calfeisental 1800 m.
Zur Lebensweise: Die Fundorte dieser Art sind beinahe die-
selben wie bei der vorigen; dennoch macht sich größere Neigung zur
Feuchtigkeit geltend. Sie gedeiht im Moor, in Wiesen, an Quell-
rändern und bewachsenen Ufern, im Mischwald, im Grundmoos, an
Rhizomen, an faulem Holz und unter Laub und gehört an trockeneren
Rainen und an sonnigem Gestein zu den selteneren Erscheinungen.
Bemerkung: Das Mißtrauen, das Geyer der Vallonia excentrica
Sterki entgegenbringt, ist vollständig am Platz. Nicht nur die Gesetz-
losigkeit ihrer Verbreitung läßt bererechtigte Zweifel aufkommen,
sondern viel mehr noch der Umstand, daß unter costata-Formen die
völlig entsprechenden excentrischen Gehäuse auftreten. Ich erkannte
dies, lange bevor ich Vall. cost. var. excentrica Godet kennen lernte,
die aber wiederum nur eine Bestätigung dafür ist, daß es eine Eigen-
tümlichkeit beider, ja vielleicht aller Vallonien, wie so vieler anderer
Gehäuseschnecken ist, den letzten Umgang nach eigenem Gesetze an-
zulegen. Alle excentrica-Formen kann ich nur als Deformationen auf-
fassen. Den Ausdruck Varietät halte ich für solche rein subjektiven
Erscheinungen nicht für statthaft.
roh, ME
Sterki hält zwar neuerdings an Vallonia excentrica fest, nennt
sie auch aus Nordost-Amerika und fossil aus diluvialen Ablagerungen.
An beiden Orten aber findet man sie neben pulchella, genau wie bei
uns, was von einer einfachen skalariden Abnormität nicht anders zu
erwarten ist.
Genus Helicodonta Risso.
26. Helicodonta obvoiuta Müller.
Verbreitung um Basel: Grenzach, Rheinbord Bierburg, Lange
Erlen, Schotterdamm Weil, Müllheim, Freiburg, Kaiserstuhl. Basel-Augst,
Hard, Birsfelder Rheinbord, Groß Hüningen, Schotterwall Fischzucht,
Mülhausen. Allschwiler Wald, Reinacher Wald, Südhalde Benken.
St. Jakob, Birsgenist. Wald ob Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß
Dorneck, Gempenfluh, Wartenberg, Schöntal, Schleifenberg, Nuglar,
Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Landskron, Blauenkette (Ettingen,
Kellengraben, Nenzlingen, Pfäffinger Schloß, Unt. Kius). Frohburg,
Hauenstein-Bölchen Kette, Paßwang, Balstal, Hohe Winde, Grindel,
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (Hörnli ob Grenzach, Chrischona,
Riehen-Inzlingen, Volkertsberg, Hohe Flum). Rötteler Schloß, Tüllinger
Hügel, Wolfschlucht, Istein-Klein Kems. Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Helicodonta obvoluta findet sich
überall bis zur obern Waldregion.
Allgemeine Verbreitung: Die Art ist für die mitteleuropäischen
Bergländer charakteristisch, folgt aber dem norddeutschen Waldgebiet
bis nach Süd-Dänemark. Über Frankreich erreichte sie England.
Südwärts übersteigt sie die Pyrenäen, gelangt nach Portugal und war in
Messina Zeuge der furchtbaren Geschehnisse zur Jahreswende. Dem
Südfuß der Alpen folgt sie nach Osten bis Bosnien und Siebenbürgen.
Die Ostgrenze ihres Areals wird durch die Karpaten und Sudeten
gebildet.
Vertikale Verbreitung: Die obere Waldregion wird nie über-
schritten. Ich fand das Tier in Höhen von 1000 m (Paßwang, Vallanvron)
und 1100 m (Paßwang). Aus dem Tirol wird es aus 1300 m noch
gemeldet.
Zur Lebensweise: Helicodonta ist eine ausgesprochene Berg- und
Waldschnecke; nur längs der Flußufer hat sie sich auch in den
Niederungen, etwa im Weidenmulm, angesiedelt. Im feuchten Humus
steiniger Buchenhänge, an faulenden Strünken, zwischen Felstrümmern
mit Moospolstern und Kräutern, an Hutpilzen, führt sie ein zurück-
gezogenes Leben. Sie ist eine unserer gemeinsten Arten und fehlt
nirgends, wo Wald und Gebüsch ihre Schatten hinwerfen. Auch ist
sie nicht absolut an Kalkstein gebunden. Die Gehäusegröße schwankt
am selben Fundort sehr. Eine Reduktion derselben mit zunehmender
Höhe konnte ich einwandfrei nicht konstatieren. Mein kleinstes
5
ER
Exemplar mißt 9 (Allschwiler Wald), mein größtes 13 mm (Balstal).
Das Tier scheint einen langen Winterschlaf zu tun; ich fand lebende
Tiere Ende September schon eingedeckelt und verborgen, und auch an
Südhalden kommt sie im Frühjahr später hervor als Xerophila erice-
torum. Der abgestoßene verkalkte Hautdeckel wird mit Appetit verzehrt.
Bemerkung: Enthaarte Gehäuse zeigen unter dem Mikroskop
oft sehr deutliche Haarnarben. Bei scharfer Einstellung erkennt man
feine Schüppchen, welche die ganze Oberfläche bedecken. In ihrer
Beziehung zum Haupthaar bestehen ähnliche Verhältnisse, wie sie bei
Isognomostoma angeführt werden.
27. Helicodonta holoserica Studer.
Verbreitung um Basel: Ich kenne die Art aus der Nordwest-
Schweiz nur von St. Croix; es ist aber anzunehmen, daß sie sich noch
da und dort isoliert auf Jurahöhen finden wird.
Verbreitung in der Schweiz: H. holoserica ist auf den Südosten
der Schweiz beschränkt; die jurassische Kolonie, die Godet angibt, steht
völlig isoliert da und hat ihre nächsten Stammesgenossen im Berner-
Oberland (Studer) und am Pilatus (Bourguignat). Im Basler Museum
liegen Exemplare vom Walensee; ferner nennt sie Ulrich von Werden-
berg im St. Galler Rheintal. Weiter nach Norden dringt sie kaum vor,
dürfte aber das ganze südöstlich gelegene Hochalpengebiet innehaben.
Am-Stein führt sie mit Ausnahme des Puschlavs und Bergells von
ganz Bünden an. Im hiesigen Museum befinden sich Stücke aus
dem Val Piora.
Allgemeine Verbreitung: Helicodonta holoserica gehört aus-
schließlich den Ost-Alpen an. Von der Zentral-Schweiz folgt sie dem
Hochgebirge ostwärts, einerseits bis fast ans adriatische Meer (Friaul)
und bis Steiermark, anderseits hinüber über die hohe Tatra nach den
Karpaten. Von diesem Zentrum aus sind einige isolierte Punkte ab-
gesplittert; so finden wir die Art im schweizerischen und französischen
"Jura, im bayrischen Wald, im Böhmer-Wald, im Franken- Jura, im
Fichtelgebirge, im Thüringer-Wald, im Erz- und Riesengebirge und in
den Sudeten, aber stets vereinzelt und selten.
Vertikale Verbreitung: Mit der oberen Waldgrenze steigt die
Schnecke über 2000 m empor; so im Bündnerland, im Tessin und im
Tirol. Im Flach- und Hügelland fehlt sie vollständig. Scharff nennt sie
von Mürren bei 1700 m.
Zur Lebensweise: Der östliche Einwanderer hält sich streng an
die nassen Hoch- und Tannenwälder des Gebirges, lebt aber auch da
verborgen und steigt nur zur Regenzeit ans Tageslicht. Mit Vorliebe
nimmt er im Rindenwerk und im Wurzelmulm faulender Baumstrünke
Quartier und führt ein ungeselliges Leben.
Bemerkung: Diese Art bildet in ihrem Relictencharakter ein
treffliches Analogon zu Patula ruderata Stud.
Genus Fruticicola Held.
28. Fruticicola edentula Drp.
Verbreitung um Basel: Birsgenist, Rheingenist, Mülhausen
(Mühlenbeck). Grindel am Fringeli, Les Brenets-Gravier, Vallanvron.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art ist zwar nicht ausschließlich
auf Jura und Voralpen beschränkt, doch sind die Angaben aus dem
Hügelland noch sehr spärlich (Bern, Zürich ....). Genaue Durchforschung
dürfte dartun, daß auch die schweizerische Hochebene durchweg, wenn
auch intervallat, von ihr bewohnt wird.
Allgemeine Verbreitung: Fruticicola edentula bewohnt in erster
Linie das Gebiet der Alpen von Frankreich bis in die letzten östlichen
Ausläufer. Auch den angrenzenden Hochebenen fehlt sie nicht (Schweiz;
Süd-Bayern) und besitzt im Jurazug noch Hausrecht. Weiter an der
Peripherie wird ihr Auftreten sporadisch, so auf den Höhen von Süd-
und Mitteldeutschland (Sächs. Geb.) und an der Ostgrenze, in Rumänien.
In neuerer Zeit wird sie von Dybowski vom Baikalsee gemeldet. Im
Süden folgt sie dem südlichen Alpenfuß. Die Akten über ihre Ver-
breitung sind keineswegs abgeschlossen.
Vertikale Verbreitung: Fruticicola edentula ist eine eigentliche
Waldschnecke, überschreitet aber doch gelegentlich die obere Baum-
grenze. So fand ich sie auf der Urden-Alp im Steingewirr einer
Rhododendron-Wildnis bei 2000 m Höhe.
Zur Lebensweise: Vorliebe für Nässe charakterisiert diese Ge-
birgsart. An felsigen, üppig bemoosten Buchenhalden, an der Unter-
seite ausgesprochener Schattenpflanzen, unter Laub, an Moospolstern,
etwa auch im Urtica-Gebüsch am Waldrand, führt sie ein verborgenes
Dasein.
Bemerkung: Ganz auffallend ist die große Variabilität der Ge-
häuseform dieser Art in Bezug auf den Wölbungsindex (5): den Nabel,
den Kiel, und ganz besonders in Bezug auf die Ausbildung des Mund-
saumes. Die leise Andeutung einer weißlichen Lippe kann gewaltig
cerescendieren und zu einer eigentlichen Zahnbildung auswachsen.
Findet man Exemplare letzterer Art isoliert, so ist man ratlos über
ihre systematische Stellung. Ergibt die Ausbildung des Zahnes den
einzigen wesentlichen Unterschied dieser Art von der nächstfolgen-
den, so halte ich es mit Roßmäßler, der beide Formen unter monodon
Fer. (kobresiana v. Alt.) zusammenfaßt. Edentula ist eine Varietät von
unidentata.
29. Fruticicola unidentata Drp.
Verbreitung um Basel: Im Basler Museum liegt ein Exemplar
von Lützel (Südwest-Ende des Blauen) mit einem vollkommenen Zahn
am Außenrand.
Verbreitung in der Schweiz: Fruticicola unidentata wird in erster
Linie angegeben von der Südost-Ecke der Schweiz. Graubünden, das
Sarganserland und die Gebirgszüge bis zum Bodensee beherbergen
die typische Form. Ich sammelte sie selbst in Wolfhalden. Ich ver-
mute, daß es einer systematischen Durchforschung gelingen würde,
ihr Dasein im ganzen Alpengebiet nachzuweisen. Als jurassischer
Fundort steht Lützel isoliert da.
Allgemeine Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet dieser Art deckt
sich in der Hauptsache völlig mit demjenigen von edentula. Wie dort
treffen wir vereinzelte Vorposten in den deutschen Mittelgebirgen, im
Schwarzwald, in Ober-Schwaben, im Spessart, im Böhmer-Wald, in
den sächsischen Gebirgen, im mährischen Gesenke; dann durch Flüsse
verschleppt, so dem Rheine entlang bis in die Rheinprovinz, da und
dort im Gebiet der Donau und der Altmühl (Pappenheim, Regensburg,
Passau). Sie betritt auch französischen und italienischen Boden. Im
hohen Norden ist sie noch nicht nachgewiesen. v. Martens redet von
Fruticicola unidentata auf den Seychellen; es handelt sich hier offenbar
um eine Verfrachtung durch den Menschen.
Vertikale Verbreitung: Auch hier wird die alpine Region er-
klommen; aus dem Tirol wird das Tier von 2270 m Höhe angegeben.
Zur Lebensweise: Wie bei edentula.
Bemerkung: Die auffallende Übereinstimmung der Areale dieser
beiden Perforatella-Arten spricht entschieden dafür, daß edentula eine
Variation der unidentata sei. Auch bei meinen unidentata-Funden
von Tschiertschen ist die Stärke des Zahnes eine so variable Größe
an ein und demselben Fundort, daß es kaum angeht, den Zahn als
Artmerkmal festzuhalten. Warum verfährt man hier nicht in derselben
Weise wie z. B. bei gewissen Pupen, wo man einer Pupilla mus-
corum, einer P. triplicata, je eine var. edentula subordiniert. Die
Situation dort scheint mir von derjenigen bei Perforatella prinzipiell
nicht verschieden zu sein.
30. Fruticicola hispida L.
Verbreitung um Basel: Rheinebene nordöstlich der Fischzucht-
anstalt (vielleicht angeschwemmt). Birsgenist, Liestal. Wald hinter
Pfäffinger Schloß, Frohburg, Hauenstein, Schmutzberg, Bölchen (Süd-
seite), Hasenmatte, Biaufond am Doubs, Vallanvron. Wiesegenist,
Rötteler Schloß. Wolfschlucht.
Verbreitung in der Schweiz: Unter Vermeidung altkrystalliner
Gebirge bewohnt Fruticicola hispida wohl die ganze Nordschweiz.
In den Alpen dringt sie so weit vor, als es die petrographische
Unterlage erlaubt; nur ausnahmsweise soll die Gesteinsgrenze über-
schritten werden. Während nun die Art im Molasseland eher zu den
Stammgästen zählt, und auch in meinem Untersuchungsgebiet, sowie
in der Südwest-Ecke der Schweiz keineswegs rar ist, fällt es um so
mehr auf, daß sie Godet aus dem Neuenburger Jura nicht kennt. —
Wie weit sie auch auf die südalpine Juraformation vordringt, entzieht
u N
sich meiner Kenntnis. Rückschließend von der allgemeinen Verbreitung
ist anzunehmen, daß sie nicht ganz fehlen wird.
Allgemeine Verbreitung: Fruticicola bewohnt die ganze boreale
Provinz. Von den Pyrenäen erreicht sie nach Osten die Alpen und
den Apennin, dem sie bis nach Reggio folgt. Dem Südabhang der
Alpen entlang zieht sich ihre Südgrenze weiter zum Schwarzen Meer.
Auch dem Kaukasus, dem Altai und Transbaikalien fehlt die Art nicht.
Der ganze, nördlich von dieser Linie gelegene Länderkomplex
Eurasiens bis nah an den Polarkreis hinan wird von ihr bevölkert. —
Eine Verschleppung durch den Menschen nach Halifax mag wohl er-
wähnt werden.
Vertikale Verbreitung: In den Alpen vermeidet hispida bedeutende
Höhen. Immerhin übersteigt sie dann und wann die 1000 m Linie
(Unterengadin, Hinterrheintal, Piemonteser Alpen), die sie auch im
wärmeren Jura erreicht.
Zur Lebensweise: Fruticicola hispida vertauscht in den Bergen
ihren Lieblingswohnort, die Wiese, mit den laubreichen Buchenwald-
halden. Man kann ihr auch im nassen Moos und an Bachrändern
oder dann an mehr trockenen Böschungen begegnen. Ihre Vorliebe
zum Kalk ist deutlich aus dem spärlichen Vorkommen auf Buntsand-
stein und altkrystallinem Boden ersichtlich. — Der Durchmesser der
Gehäuse schwankt zwischen 6 und 8,5 mm.
Bemerkung: Die Var. concinna Jeffr. erbeutete ich in typischen
Exemplaren in der Rappenlochschlucht bei Dornbirn.
31. Fruticicola rufescens Penn. (— striolata Pir.).
Verbreitung um Basel: Bachrand Hilfsspital-Hegenheim, Mül-
hausen. St. Jakob an der Birs, Kaltbrunnental. Pfäffinger Schloß,
Bölchenfluh, Fringelikamm, Hasenmatte, Moutier-Grandval, Vallanvron.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art ist besonders im Jura
daheim; sie dehnt aber ihr schweizerisches Areal bis an den Nord-
Fuß der Alpen aus. (Brestenberg, Uto, Vitznau, Wildhaus, Chur etc.)
G. Stabile nennt sie dann auffallenderweise vom Monte Bre.
Allgemeine Verbreitung: Fruticicola rufescens ist eine westliche
Form. Ihre Ostgrenze dürfte vom schwäbischen Jura und der obern
Donau gegen den Thüringer Wald nordwärts verlaufen (Augsburg,
Günzburg, Nürnberg). Clessins Angabe von Schweden steht im Wider-
spruch zu den Meldungen anderer Forscher. Es macht sich in der
Nordost-Ecke des Verbreitungsgebietes eine große Unsicherheit geltend.
Dann aber bewohnt sie die gallische Provinz und England. Im Süden
macht sie am Südfuß der Alpen Halt. — Durch den Menschen soll
sie nach Quebec verschleppt worden sein.
Vertikale Verbreitung: In den Voralpen und im Jura wird die
1000 m Isohypse erreicht. Mein höchster Fund stammt von der Spitze
des Bölchen bei fast 1100 m Höhe.
ge
Zur Lebensweise: Die „Berglaubschnecke“, wie das gesellige
Tier genannt wird, bewohnt vorzüglich Kalkboden mit lockerem Wald-
bestand. Sie lebt echt fruticicolenhaft, steigt dann und wann an
Bäumen auf und bleibt unter der wärmenden Laubdecke bis weit in
den Winter hinein munter.
Bemerkung: Im Jura herrscht hellere Gehäusefarbe vor. — Die
Variation montana Studer könnte den Glauben erwecken, als ob rufe-
scens mit der Höhe kleiner und auch sonst in gesetzmäßiger Weise
verändert würde. In dieser Allgemeinheit bewährt sich diese Behaup-
tung nicht. Die Var. montana ist ein vages Ding. — Eine Be-
haarung habe ich bei aller Augenbewaffnung nie konstatiert. Auch
zur Var. subcarinata Cless. hege ich Zweifel; die Kielanlage erscheint
hier als eine zu individuelle Angelegenheit, als daß darauf eine Variation
gegründet werden könnte.
Clessin identifiziert Frut. rufescens var. montana mit Helix cir-
cinnata Studer, und Roßmäßler ordnet Frutic. plebeja der circinnata
unter. Ich halte dafür, plebeja Studer sei eine Übergangsform von
Helix circinnata zu Frutic. sericea Drp., während Frutic. ruf. var. mon-
tana eine reine Spielart der rufescens darstellt. Man mag darüber
streiten, wo plebeja unterzubringen sei; ich ordne sie bei sericea ein;
meine Funde zeigen viel engere Beziehungen nach dieser Seite hin.
32. Fruticicola sericea Drp.
Verbreitung um Basel: Universitätshof. Rheinebene Herthen,
Schorenwald, Lange Erlen, Schotterwall gegen Weil, Klein Hüningen,
Leopoldshöhe. Freiburg. Basel Augst, Hard, Birsfelder Rheinbord,
Bachgraben hinter dem Hilfspital, Neu Allschwil, Neubad, Hegenheimer
Bachrand, Groß Hüningen, Michelfelden. Allschwiler Wald, Südhalde
Benken, Bottmingen, Batterie, Südhalde Reinach. St. Jakob, Asp, Birs-
genist. Gempenplateau, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Wartenberg,
Schleifenberg, Sichternhof, Nuglar, Orismühle, Sissacher Fluh. Blauen
(auch Südseite), Untere Klus, Klein Lützel, Schafmatt (Südhalde), Froh-
burg, Hauenstein, Schmutzfluh, Bölchen, Balstal, Paßwang, Hohe Winde,
Fringeli, Hasenmatte. Hornfelsen, St. Chrischona, Bettingen, Volkerts-
berg, Adelhausen, Hohe Flum, Inzlinger Tal. Riehen, Ebene von Maul-
burg, Tüllinger Hügel. Bürglen, Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz liegt im Areal
der „Seidenschnecke“. Wie im Misox, so dürfte sie auch anderorts,
wenigstens in den Randzonen, das Urgestein betreten.
Allgemeine Verbreitung: Fruticicola sericea bewohnt mehr den
Süden und Osten Europas. Dabei ist ihr Vorkommen in England um so
auffallender, als sie der norddeutschen Ebene, Dänemark und Skandi-
navien fehlen soll. Ich kann ihr Gebiet im übrigen etwa folgendermaßen
umschreiben: Jura, Vogesen, Nordrand der deutschen Gebirge, Böhmen,
Süd-Rußland bis zur Oka und über die Wolga hinaus; Kaukasus,
a ia
Rumänien, Südfuß der Alpen, Dalmatien, Mittelitalien und Westalpen
(Südost-Frankreich). Dybowsky nennt sie von Ost-Sibirien.
Vertikale Verbreitung: Diese bei uns äußerst gemeine Art ist mit
Erfolg in die alpine Region vorgedrungen. Scharff sammelte sie bei
Mürren 1700 m hoch. Vom Alpstein und aus dem Sarganserland
nennt sie Diem aus Höhen bis zu 1850 m. Am-Stein erbeutete sie
im Bündnerland bei 1780 m, wo selbst ich sie auf der Urden-Alp bei
2000 m ü. M. noch lebend fand.
Zur Lebensweise: Ihre enorme Verbreitung verdankt diese zähe
Form nicht zuletzt ihrem großen Anpassungsvermögen; sie ist ein
typischer Ubiquist, der sich überall nach den Verhältnissen einrichtet.
Im Wurzelwerk heißer Südhalden, unter dem nassen Laub schattiger
Nordwälder, am Bachufer, im Ruinenschutt, in Gärten und Hecken, auf
einsamen Alpweiden, an Sumpfrändern, überall trifft man den Proletarier.
Er hält sich nicht strikte an den Kalk und gehört zu den wenigen
Arten, die ich auf Buntsandstein sammelte.
Bemerkung: Meine größten Exemplare messen 9 mm.
Das Gehäuse ist in allen Stücken (Behaarung, Nabel, Höhe,
Farbe) sehr unbeständig, und Clessins Varietäten können noch beliebig
vermehrt werden. Fruticicola rubiginosa Ziegler und Fr. clessini Ulicny
habe ich mit Sicherheit nie konstatiert. Anders steht es mit Fruticicola
plebeja Drp., die ich an folgenden Orten erbeutete: Universitätshof,
Rheinebene bei Märkt, Michelfelden und Fischzuchtanstalt, Birsufer,
St. Jakob; Birsgenist. Wartenberg, Wald ob Mönchenstein, Schloß
Dorneck. Blauenkette, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Bölchen (Südseite),
Grindel, Fringeli-Kamm, Gänsbrunnen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß,
Wolfschlucht.
Werden diese Fundorte mit denjenigen von Fruticicola sericea
verglichen, so zeigt es sich, daß die beiden Tiere heute noch, wie
es schon fossil der Fall war, beisammen leben. Gutzwiller versucht
zwar, bei seinen Schotterfunden eine geographische Trennung durch-
zuführen; es ist aber schlechterdings kein Grund einzusehen, warum
damals eine so strenge Sonderung auf so beschränktem Gebiet bestanden
haben sollte. Clessins Behauptung, plebeja komme östlich des Rheines
nicht vor, ist unhaltbar. Wenn man nun bedenkt, daß Jahr-
tausende den beiden Typen Zeit und Gelegenheit boten zur Kreuzung
in allen möglichen Kombinationen, so wird die Mannigfaltigkeit der
Formen, die Inkonstanz der sogenannten Artmerkmale, ohne weiteres
verständlich, und eine Trennung in zwei verschiedene Species der lücken-
losen Übergänge wegen sozusagen unmöglich. Ich halte Fruticicola
plebeja im besten Fall für eine schlechte Variation von sericea und
deute mir ihr heutiges und früheres Beisammensein dahin, daß sich
eben sericea zu allen Zeiten die Freiheit nahm, ihren Nabel enger
oder weiter, ihre Gestalt höher oder flacher auszubilden.
Die Angaben über die Verbreitung von Frut. plebeja sind voll-
ständig ungenügend, um auch für ihr Gesamtareal nachzuweisen,
NE
daß sie stets in Begleitschaft der sericea auftritt. Mein reiches
Material hat mich aber von der Zusammengehörigkeit beider Formen
so sehr überzeugt, daß ich den geographischen Gegenbeweis nicht
akzeptiere, solange die große Unklarheit in der Literatur der Frutici-
colen s. str. nicht gehoben ist. Denn es muß darauf hingewiesen
werden, daß es mitunter sehr schwer hält, plebeja-Formen von
Helix circinnata var. minor Charp., die wohl der var. montana
unserer rufescens Penn. entspricht, zu sondern; diese Var. montana
kann sich wiederum in unheimlicher Weise der echten coelata Studer
nähern, die Clessin mit Helix coelomphala Locard verwechselt und
unrichtig in seine Exkursionsmolluskenfauna eingeführt haben soll.
Roßmäßler behauptet nun, plebeja sei, nach Originalexemplaren
in Wien beurteilt, nichts anderes als Helix circinnata Studer. Zwischen
dieser aber und Hel. plebeja Drp. besteht ein leider Dualismus: die
beiden Formen decken sich nicht. Es wäre wohl richtiger, wenn man
plebeja zu sericea gesellen, circinnata aber als Hybride von rufescens
und sericea auffassen würde. Es wird den gediegenen und funda-
mentalen Erörterungen Langs keinen Eintrag tun, wenn man dieselben
auch auf Artenpaare überträgt, die enger zusammengehören als Tachea
nemoralis und hortensis.
33. Fruticicola coelata Studer.
Verbreitung um Basel: Moutier, Grandval, Gänsbrunnen, Weißen-
stein, Georges du Pichoux.
Verbreitung in der Schweiz: Das schweizerische Areal dieser
Art ist nur sehr unsicher bestimmt. Gegen Literaturangaben darf
man mit Recht mißtrauisch sein, da gerade diese Form mit nah ver-
wandten oft verwechselt wurde. Wenn Bourguignat sie als Helice
abondante dans les pres, les lieux cultives aus der Umgebung Luzerns
anführt, so hege ich doch einigen Zweifel, ob hier wirklich die Studer-
sche Art vorliege. Ulrich nennt sie von Wesen am Walensee, während
Studer selbst sie nur aus dem Jura kennt.
Allgemeine Verbreitung: Cliessin vermutet eine weitere Aus-
dehnung ihres Gebietes nach Osten und Nordosten bis nach Ungarn
hinein. Eine solche Annahme ist einstweilen aus der Luft gegriffen,
da alle diesbezüglichen Angaben fehlen. Ganz zuverlässige Funde
kenne ich nur aus dem schweizerischen Jura.
Vertikale Verbreitung: Meine aus den Schluchten des Jura
stammenden Tiere wurden bei ca. 800 m Höhe gesammelt.
Zur Lebensweise: Fruticicola coelata lebt in Wäldern, an feuchten
Felsen, unter totem Laub. Sie weicht von der Lebensweise der villosa
kaum ab.
Bemerkung: Fruticicola coelata Studer stellt ein Zwischenglied
dar zwischen rufescens und hispida; von ersterer hat sie die rauhe
Struktur der Oberseite (grobe Zuwachsstreifen), von letzerer die Größe
le FE
und den Gesamtcharakter. Ich folge Roßmäßler, der sie rufescens an-
gliedert. Wenn Clessin ihren Platz bei hispida sucht, so kommt das
eben daher, daß er anstatt coelata Studer, coelomphala Locard als
Typus beschrieb. Ich verdanke Originalstücke letzterer Form der Güte
Herrn Geyers; sie naben mit der echten Studerschen Art wenig gemein.
Ohne die Untersuchung Westerlunds zu kennen, finde ich, daß coelata
sich von coelomphala Locard durch folgende Punkte unterscheidet:
1. die Zuwachsstreifen sind gröber, rufescens-artig;
2. das Tier ist dunkel und verleiht auch toten Gehäusen einen
schwärzlich-braunen Anstrich;
. Umgänge und Gehäuse sind niedriger;
. der Nabel ist enger;
. der weiße Kielstreifen fehlt i. d. R.;
. der Durchmesser ist konstant kleiner.
OD Om w
Merkwürdigerweise besitzt auch Godet Stücke von Moutier-
Grandval, die er aber zu coelomphala Loc. stellt. Meine entsprechen-
den Gehäuse vom gleichen Ort liegen im hiesigen Museum und decken
sich vollständig mit Weißensteinformen, die im Gegensatz zu coelom-
- phala-Exemplaren von Günzburg, die Clessin vor Augen gehabt hat,
die echte coelata Studer darstellen. Godet meint, coelata se trouve
ailleurs en Suisse; aber wo denn, wenn nicht im Berner Jura, wo sie
der Berner Studer eben entdeckte ?
34. Fruticicola villosa Studer.
Verbreitung um Basel: Hard, Reichensteiner Wald, Gempen-
fluh, Schleifenberg, Böckten. Blauen, Untere Klus, Tannenwald hinter
Pfäffinger Schloß, Frohburg, Wiesenberg, Schmutzfluh, Bölchen, Bals-
tal, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Grindel, Vallanvron, Les Brenets.
Verbreitung in der Schweiz: Besonders häufig ist Fruticicola
villosa in den Voralpen und im Jura. Sie fehlt aber weder der sub-
alpinen miocaenen Nagelfluh, noch dem übrigen außeralpinen Tertiär
der Nord-Schweiz. Von der Südseite der Alpen kenne ich keinen
Fundort.
Allgemeine Verbreitung: Die Art bewohnt in erster Linie die
Zentralalpen. Nirgends geht sie weit über diese alte Heimat hinaus.
In den südlichen Ausläufern der Ortleralpen überschreitet sie die
italienische Grenze. Die ganze Schweiz und angrenzende französische
Gebiete gehören zu ihrem Areal. In nördlicher Richtung wird ihr
faunistischer Zusammenhang sehr gelockert. Sie fehlt dem Schwarz-
wald, wird aber von Puton aus den Vogesen gemeldet. Dem Rheine folgt
sie sporadisch bis Ludwigshafen (Lauterborn), der Donau und der Iller bis
Sigmaringen bezw. Dillingen, dem Lech bis Augsburg, der Isar bis Lands-
hut. Das Algäu bildet mit den südbayrischen Randgebirgen die eigentliche
Nordgrenze des Areals. Nach Osten wird sie von der kleineren Fr.
Pr EW
pietruskyana Parreyss abgelöst, die in der Hauptsache Ungarn bevöl-
kert. Roßmäßler hat sie noch unter villosa seibst eingereiht; auch
unsern Voralpen fehlen kleine Bergformen nicht (Rigi, Kurfirsten), die
die große Variabilität der Fruticicola villosa illustrieren.
Vertikale Verbreitung: Fruticicola villosa übersteigt die obere
Baumgrenze nicht, erreicht aber mit ihr beträchtliche Höhen. Ich nenne
sie von der Frohnalp und vom Alpstein (Diem: 1630 m). Im Tirol
steigt sie 1800 (Gredler) und im Savoyischen sogar 2000 m hoch.
Zur Lebensweise: Echt fruticicolenhaft bevorzugt sie laubigen
Waldboden. In steinigen Bergwäldern, besonders in der Schweiz, ist
sie gemein; seltener trifft man sie im vereinzelten Gebüsch oder an
Brennesseln. Auch im Tannenwalde ist mir die Schnecke begegnet.
Unter dem Schutze des Laubdaches vermag sie den Winter zu über-
dauern, ohne ihre Lebensfunktionen sehr herabzusetzen. — Gneis und
Granit meidet sie.
Bemerkung: Der Apex ist sehr oft verwittert. Die Haare und
unregelmäßigen Wulste der Oberhaut bieten den zerstörenden Kräften,
insbesondere der Reibung, günstige Angriffspunkte.
Der Gehäusedurchmesser erreicht bei jurassischen Exemplaren
14, bei voralpinen Bergformen mitunter nur 11 mm.
35. Fruticicola incarnata Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Degerfelden, Rheinbord Bier-
burg, Lange Erlen, Klybeckinsel, Rheinebene unterhalb Klein Hüningen,
Märkt-Istein (vielleicht angeschwemmt), Egringen, Klein Kems, Kaiser-
stuhl. Basel Augst, Hard, Rheinbord Birsfelden, Ebene Neu Allschwil,
Groß Hüningen, Neudorf, Rheinebene nördlich Rosenau (angeschwemmt).
Allschwiler Wald, Hegenheimer Wald, Südhalde Benken, Bottmingen.
Birsgenist, St. Jakob. Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Waldrand ob
Mönchenstein, Gempenfluh, Wartenberg, Schleifenberg, Olsberg-Rhein-
felden, Nuglar, Sissacher Fluh. Landskron, Blauen (auch Südseite),
Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Frohburg, Schmutzberg, Bölchen (auch
Südseite), Paßwang, Hohe Winde, Les Brenets. Dinkelberg (Südseite
ob Bettingen), Inzlingen, Volkertsberg, Adelhausen, Hohe Flum, Wehratal.
Damm bei Weil, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht.
Verbreitung in der Schweiz: Fruticicola incarnata bewohnt nahezu
die ganze Schweiz; nur auf quarzreicher Unterlage, in den süd-
lichsten Tälern der Schweiz, dürfte sie fehlen.
Allgemeine Verbreitung: Den französischen Jura und die Alpen
nach Westen überschreitend, erreicht diese Ari noch den Südabhang
der Pyrenäen. Dann dehnt sie sich weit nach Norden aus, über
Dänemark, Schweden, Norwegen und Nord-Rußland. Es ist anzunehmen,
daß sie im Osten den Ural erreicht. Sicher folgt sie den alpinen
Ausläufern bis ans Schwarze Meer und besiedelt auch alle 3 südlichen
Halbinseln bis zur Mitte.
a ORER
Vertikale Verbreitung: Am Gürgaletsch erbeutete ich die „Rötel-
schnecke‘“ bei 1400 m Höhe. Nach Gredler steigt sie im Tirol bis
1660 m an.
Zur Lebensweise: Die lebhafte, oft schön gefärbte Schnecke ist
gemein. In feuchten Wäldern und auf Urgestein, das sie z. B. im
nördlichen Schwarzwald betritt, wird ihr Gehäuse sehr dünn und
zerbrechlich ; der pigmentierte Mantel scheint dann besonders schön
durch und macht den Sperling zum Gimpel. Das ungesellige Tier
klettert an nassen Tagen besonders gern an Buchen auf. Als echte
Berg- und Laubschnecke zeichnet sie sich wie viele Fruticicolen durch
große Vorliebe zur Nässe und zu konstanten niedern Temperaturen aus.
Bemerkung: Am gleichen Fundort erscheint die Gehäusegröße
sehr variabel. Sie pendelt zwischen Il und 15 mm Durchmesser.
Auch die Öffnung des Nabels ist veränderlich.
Kaum eine andere Schnecke straft die sprichwörtliche Lang-
samkeit dieser Tiere mehr Lügen, als unsere incarnata. Es würde sich
lohnen, die Charaktereigenschaften der verschiedensten Arten einmal
einem sorgfältigen Studium zu unterziehen. Die Kühnheit einer Helix
pomatia, die Neugierde einer Fruticicola incarnata, die Furcht ge-
wisser Pupen: wem sollten diese interessanten Eigentümlichkeiten
noch nie aufgefallen sein ?
Behaarte Jugendformen habe ich nie gesehen.
36. Fruticicola strigella Drp.
Verbreitung um Basel: Tramdepot bei Neu Allschwil, St. Johann-
bahnhof (auf spärlich bewachsenem Kiesboden), Kaiserstuhl.
Verbreitung in der Schweiz: Auffallenderweise liegen keine
Angaben aus dem schweizerischen Mittelland vor. Fehlt die Art hier
wirklich, so bleibt ihre Verbreitung in der Schweiz ein Rätsel, trotz
des Erklärungsversuches, den ©. Stoll in etwas allzustarker Betonung
ihres xerothermen Charakters gibt. Wir hätten Fruticicola strigella
somit im Jura (selten), im Basler Rheintal und dann in den’ untern
Talschaften der Vor- und Hochalpen zu suchen.
Allgemeine Verbreitung: Fruticicola strigella bewohnt ganz Europa
und den Kaukasus.
Vertikale Verbreitung: Im Jura steigt die Art nach Godet nicht
über 600 m hinan. Auch in den Alpen hält sie sich an die Tal-
region, und höhere Fundorte bedeuten Ausnahmen. In Tirol soll sie
bei 1200, in Siebenbürgen gar bei 2200 m gesammelt worden sein.
Zur Lebensweise: Eine gewisse Vorliebe dieser Schnecke für
warme Örtlichkeiten läßt sich nicht leugnen; magere, steppenartige
Grasflächen, steinige Halden, lichtes Gebüsch, Hecken, Weinberge, alle
an südlich exponierter Lage, sagen ihr am besten zu. Dabei wird
kalkiges Substrat entschieden vorgezogen, in welcher Form es immer
auftrete. Auf nördlichen, waldleeren Hängen fehlt sie jedoch nicht
BEN, eh
ganz, nur wird ein gewißer Grad von Trockenheit gefordert. Von
der Sonne überrascht klebt sich das Tier an den Zweigen erstie-
gener Gebüsche und an Blättern fest und wartet geduldig bessere
Zeiten ab.
In den Tälern Graubündens findet sich nach Am Stein eine
kleinere Bergform.
Bemerkung: Es entspricht nicht den Tatsachen, daß strigella als
mediterrane Form erst postglacial nach dem Norden gekommen sei.
Sicher bevölkerte sie im mittleren Pleistocän bereits Deutschland, zu
einer Zeit, wo die alpinen Eismassen ihren endgültigen Rückzug noch
keineswegs angetreten hatten. Die Schweiz hat sie von Osten, Süden,
durchs Rhone- und durchs Rheintal erreicht.
Ihr zartes, an Laubschnecken erinnerndes, rippenstreifiges Ge-
häuse steht in scharfem Kontrast zu dem der übrigen Xerophilen; ferner hat
sie ihren Aufenthalt mit Arten gemein, die keineswegs zu den xero-
thermen Relicten zu zählen sind (Helix pomatia, Fruticicola sericea,
Pupilla muscorum, Cochlicopa lubrica u.a.m.) Auch ihre weite nordische
und vertikale Verbreitung mahnt zur Vorsicht in der Beurteilung ihrer
xerothermen Eigenart.
Bei uns ist das Tier selten. Das Gehäuse erreicht einen Durch-
messer bis 16 mm.
Genus Arianta Leach.
37. Arianta arbustorum L.
Verbreitung um ‚Basel: Universitätshof. Degerfelden, Rhein-
ebene Herthen, Lange Erlen, Klein Hüningen, Klybeck Insel, Märkt,
Klein Kemser Rheinebene, Freiburg. Basel Augst, Birsfelder Rheinbord,
Groß Hüningen, Rosenauer Ebene. Allschwiler Wald, Hegenheimer
Wald, Bottminger Mühle, Bottmingen. St. Jakob, Neue Welt, Gempen-
plateau, Schloß Birseck, Wartenberg, Schauenburg, Sichtern Hof, Nuglar,
Schleifenberg, Olsberg-Rheinfelden. Blauen, Pfäffinger Schloß, Rothen-
fluh, Frohburg, Schmutzberg, Bölchen, Langenbruck, Balstal, Paßwang,
Erschwil, Hohe Winde, Fringeli, Moutier, Les Brenets, Vallanvron.
Dinkelberg, Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen. Riehen, Maulburg.
Säckingen-Egg, Albtal, Badischer Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Arianta arbustorum ist, vielleicht mit
alleiniger Ausnahme des Puschlavs, über die ganze Schweiz verbreitet.
Allgemeine Verbreitung: Ihre Westgrenze ist durch die Rhone,
die Saöne und das rheinische Schiefergebirge bestimmt. In relativ
schmalem Bande erstrecktsich ihr Areal nach Norden bis Lappland und
Island; russischen Boden betritt sie in Finnland, überschreitet jedoch
den 35° ö. Gr. nicht. Die Grenze geht im Osten über Lithauen zu den
Karpaten und nach Rumänien hinab; von dort kehrt sie westwärts zum
Südfuß der Alpen und zum Ausgangspunkt, den Piemonteseralpen, zurück.
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Vertikale Verbreitung: Arianta arbustorum steigt in der Form
alpestris bis nah an die Schneegrenze hinan. Von den vielen Daten
gebe ich hier nur eine kleine Auswahl: Parpaner Joch 1550 m; Mürren
1700; Falknis 2070; Bergell 2200; Männlichen 2300; Gürgaletsch 2440;
Val Tonale 2500 m.
Zur Lebensweise: Die „Gehölzschnecke“ liebt große Nässe
und hält sich mit Vorliebe im Walde, im dichten Gebüsch und an
Bachrändern auf. Aber auch an isolierten Obstbäumen, an Brennesseln
und andern Kräutern sieht man das Tier emporklettern. Seine Färbung
variert innerhalb der Extreme schwarz und schmutzig zitronengelb.
Tiere letzterer Art machen einen krankhaften Eindruck; ich sammelte
sie massenhaft auf der Spitze des Gürgaletsch. — Im Winter werden
oft sukzessive drei papierene Deckel gebaut, die das Tier aber keines-
wegs vor den hungrigen Raben schützen.
Auf dichtem Laubboden und Urgestein (Schwarzwald) wird das
Gehäuse auffallend zart und dünn. Im Walde und an sehr schattigen
Orten scheinen dunkle Gehäuse vorzuwiegen, während auf den Weiden
im Gebirge solche sehr zurücktreten. Die Größe ihres Durchmessers
schwankt zwischen 15 und 28 mm.
Bemerkung: Die kleine alpine Form findet sich auch im Jura,
bleibt aber der geringeren Höhe entsprechend meist stattlicher als in
den Alpen.
Die Variationen depressa und trochoidalis kommen überall neben-
einander vor; sie sind wie picea ohne Bedeutung. Größe, Form, Farbe
und Konstitution sind bei Arianta außerordentlich unbeständig und
fast jedes Gehäuse zeigt individuelle Eigenheiten.
O. Stoll erwähnt in anderem Zusammenhang Helix arbustorum aus
dem postglacialen Löß des St. Galler Rheintals und legt besonderes
Gewicht darauf, daß die Gehäuse dieser relativ jungen Ablagerung mit
den heutigen Talformen übereinstimmen, während Stücke aus wahrem
Löß von Dresden durchweg kleiner seien als der Durchschnitt der
rezenten Tiere. J. Früh kennt aus demselben St. Galler-Löß arbus-
torum auch, aber nur in der alpinen Form. Wer hat recht?
Genus Chiloirema Leach.
38. Chilotrema lapicida L.
Verbreitung um Basel: Universitätshof, Pfalz. Rheinbord Bier-
burg. Basel Augst, Muttenz, Hard, Birsfelder Rheinbord. Schloß
Birseck, Schloß Dorneck, Gempenfluh, Wartenberg, Schauenburg,
Schleifenberg, Nuglar, Sissacher Fluh. Blauen (auch Südseite), Pfäffinger
Schloß, Untere Klus, Kellengrabenschlucht, Schafmatt, Aarburg, Froh-
burg, Schmutzfluh, Bölchen, Balstal, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli,
Vallanvron, Les Brenets. Bettingen (Südhalde), Volkertsberg, Dinkelberg.
Riehen, Rötteler Schloß, Wolfschlucht, Istein-Klein Kems, Kaiserstuhl.
Säckinger Wald, Bürglen, Sausenburg.
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Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz nördlich der
Alpen wird von Chilotrema lapicida bewohnt. Den Kamm des Hoch-
gebirges übersteigt sie nicht.
Allgemeine Verbreitung: Wir können hier zwei voneinander
getrennte Areale erkennen. Das eine besitzt sein Zentrum vielleicht
in den West-Alpen; es umfaßt das ganze nördliche Gebirgsland bis
in die letzten Ausläufer der deutschen Mittelgebirge, erreicht in be-
scheidenen Kolonien Belgien und England, schließt aber die nord-
deutsche Ebene aus. Gegen Osten geht es in den Alpen nicht über
Steiermark hinaus und überschreitet nach Süden den Alpenkamm nur
ausnahmsweise. Die piemonteser und französischen Alpen fallen noch
in seinen Bereich. Mehr sporadisch erscheint die Art in den Pyrenäen
und in Portugal.
Das andere Areal verbreitet sich über Skandinavien und Finn-
land, ohne Rußland weiter nach Osten oder Süden zu engagieren. —
Die Beschaffenheit des Bodens bedingt in erster Linie die lokale
Trennung.
Vertikale Verbreitung: In den Alpen hält sich Chilotrema mehr
an die untern Hänge der Täler. Im Jura übersteigt sie mit dem Walde
die 1000 m Isohypse, so am Bölchen, am Paßwang, im Neuenburgischen.
Zur Lebensweise: Nicht umsonst trägt das Tier den Namen
Steinpicker. Wälder mit steinigem Boden sind seine eigentlichste
Heimat. Bei nassem Wetter, nach reichlichen Niederschlägen rückt
das Tier in Scharen vor, erklimmt Steinklötze, sonnige Randfelsen,
Weidemauern, Buchen, Eichen, und kann hier nach plötzlichem Wit-
terungswechsel, etwa an sonnigen Nachmittagen, massenhaft gesammelt
werden, weil es sich bei herannahender Trockenheit sofort mit Hilfe
des Pneumophragmas hermetisch festklebt. — Ich habe Chilotrema lapi-
cida auch auf Gneis gefunden, aber wenig zahlreich und eher kleiner.
Auf kalkarmem Boden soll das Tier allmählich degenerieren.
Bemerkung : Der größte Gehäusedurchmesser schwankt zwischen
14 und 18,6 mm (Bettinger Südhalde); große Normalexemplare und
kleine Kümmerformen fand ich häufig nebeneinander.
Auffallend ist bei dieser Art die Tendenz zum Albinismus, die
durch Abgeschlossenheit von Licht und durch große Nässe nur sehr un-
genügend erklärt ist. Die Färbung hat etwas provisorischen Charakter;
bei Vallanvron fand ich alle Übergänge vom dunkelbraunen Typus bis
zum ganz weißen Blendling.
Chilotrema lapieida vertritt im Jura das Genus Campylaea Beck.
Genus Isognomostoma Fitz.
39. Isognomostoma personatum Lam.
Verbreitung um Basel: Rheingenist, Beuggen, Ebene nördl. Märkt
(wohl angeschwemmt), Mülhausen, Allschwiler Wald. Birsgenist, Schloß
Birseck, Schloß Dorneck, Wald ob Mönchenstein, Reichenstein, Gempen-
Ua RE
fluh, Wartenberg, Schauenburg, Schöntal, Schleifenberg, Nuglar, Oris-
mühle-Seltisberg, Kaltbrunnental. Landskron, Blauen (auch Süd-
seite), Untere Klus, Frohburg, Bölchen, (auch Südseite), Paßwang (ob
Bretzwil), Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Rührberg,
ob Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Ruine
Sausenburg, Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt in der Schweiz nur
dem Hochgebirge. Sie bevölkert ziemlich gleichmäßig Voralpen, Hügel-
land und Jura. Aus den südalpinen Tälern kenne ich sie nicht.
Allgemeine Verbreitung: Isognomostoma bewohnt das ganze
zentral-europäische Gebirgsland. Ihre letzten Ausläufer erreichen
nordwärts die preußischen Rheinlande, den Thüringer Wald, im Nord-
osten sogar die Wälder von Samland, im Osten die Karpaten und
Rumänien, Ungarn und Siebenbürgen, im Süden Bosnien und den
Karst. Die Poebene wird nicht betreten. Nach Westen folgt das Tier
dem Gebirgszuge über die französischen Alpen hinaus bis in die cata-
lonischen Pyrenäen.
Vertikale Verbreitung: Mit der obern Waldregion erreicht die
Art oft beträchtliche Höhen, so beim Seealpsee 1150 und im Tirol
1300 m; bei Tschiertschen traf ich sie 1360 m hoch, und Diem er-
beutete sie im Calfeisental selbst 1560 m ü. M.
Zur Lebensweise: Das Tier hat manche Gewohnheit mit Chil.
lapicida und Helic. obvoluta gemein, lebt aber verborgener und unge-
selliger. Sie ist eine echte, feuchtigkeitsliebende Wald- und Gebirgs-
schnecke, die sich nach dem Vorbild tropischer Arten im Hochsommer
mitunter durch ein Diaphragma von kalkigem Aussehen schützen soll.
Bemerkung: Ganz allgemein scheint die Üppigkeit der Vege-
tation das Wachstum der Gehäuse zu begünstigen. Auffallend bleibt
es aber, daß unter stattlichen Normalformen auch hier oft sehr kümmer-
liche, zwerghafte Gestalten auftreten, scheinbar ohne jede äußere Ver-
anlassung. Die Gehäusegröße dieser Art ist überhaupt sehr variabel.
Für jurassische und nach meinen Funden zu schließen auch alpine
Verhältnisse ist Clessin’s Typus zu groß. Kein einziges meiner zahl-
reichen Exemplare erreicht 11 mm Durchmesser; weitaus die meisten
bewegen sich zwischen 8 und 10 mm, mit einem Mittel von etwa
9,2 mm. Meine größte Form (10,5 mm Durchm.) stammt von Vallanvron
aus 1000 m Höhe, meine kleinste (7,5 mm) vom Schleifenberg. Gerade
am letzteren Orte, wo die kühle Schlucht hinter dem Weideli die
denkbar günstigsten Existenzbedingungen für Mollusken bietet, fand
ich personata wohl zahlreich, aber auffallend klein und niedlich; sie
erreichte durchschnittlich nur 81mm Durchmesser.
Nicht erstaunlich ist es, wenn auf krystalliner Unterlage der
Kontakt zwischen Epidermis und Kalkschicht zu wünschen übrig läßt,
wenn der Apex verwittert und der Mündungszahn verkümmert.
(Schwarzwald.) Aber auch im Dorado der Schnecken, im Jura, sind
mir solche kalkarme Gehäuse begegnet in der Nähe der obern Baum-
BE RE
grenze. — Der Leistenzahn auf der Mündungswand ist in Stärke und
Größe sehr variabel an ein und demselben Fundort.
Unter dem Mikroskop zeigt die ganze Epidermis ein zier-
liches Schuppenkleid, bestehend aus regelmäßig angeordneten Haar-
ansätzen. Von Zeit zu Zeit wachsen
dieselben mehr und mehr aus und ge-
langen in sprunghafter Weiterentwick-
lung zur Bildung des makroskopischen
Haupthaares, an dessen Basis der
schuppenförmige Ansatz meist noch
deutlich sichtbar ist. Das Haupthaar
ist etwa zwölfmali mächtiger als der
A Durchschnitt der Haarschuppen; es
. ı BE rei, 2 zeigen sich aber Übergänge, die einem
” RUTES Fünftel, Viertel, ja Drittel des Haupt-
Fig. 6 haares nahe kommen (Fig. 6). Wir
haben hier auf einem kleinen Fleck ein
Stück Entwicklungsgeschichte, einen kleinen phylogenetischen Aus-
schnitt, der wohl der Erwähnung verdient.
Neuerdings hat Jhering gezeigt (Morph. und Systematik des
Genitalapparates von Helix), daß Isognomostoma nicht, wie lange ge-
glaubt wurde, zu der amerikanischen Triodopsis-Gruppe gehört, sondern
eng an Campylaea anlehnt.
Genus Helix s. str.
40. Helix aspersa Müller.
Verbreitung um Basel: Privatgärten am Byfangweg (1 Ex. 32 mm
Durchm.), Neudorf (1 Ex. 35 mm Durchm.), Lange Erlen (1 lebendes
Ex. 30 mm Durchm.). Alle drei im Basler Museum. Es ist augenscheinlich,
daß es sich bei all diesen Funden um Verschleppungen mit Sämereien
und Kulturpflanzen handelt.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art verdankt ihre Ansiedelung
in der Schweiz dem Menschen. Bei Genf und Lausanne, wo sie von
Priestern ursprünglich als Fastenspeise importiert wurde, scheint sie
sich zu halten. Auch im Neuenburgischen, wo sie Godet aussetzte,
gewinnt sie langsam an Terrain. Charpentier exponierte sie bei Bex,
Studer bei Bern. Außerdem gelangte sie rein passiv mit südlichen
Pflanzen, Sämereien und Eßwaren da und dort vorübergehend auf
Schweizerboden (Zürich-Enge, Basel, Lange Erlen).
Allgemeine Verbreitung: Helix aspersa bewohnt alle Länder am
Mittelmeer. Von hier hat sie als Delikatesse und mit andern Ausfuhr-
produkten ihren Weg über die ganze Erde genommen, so daß sie tat-
sächlich keinem Kontinente ganz fehlt. Nord-Afrika bis zur Wüste
gehört zu ihrer Heimat; aber auch auf den Azoren, den Maskarenen
und am Kap der guten Hoffnung ist sie zu finden. Kleinasien, Syrien
a
N
und Unterägypten liefern den asiatischen Anteil zu ihrem Areal. An
verschiedenen Punkten der Vereinigten Staaten (Main, S. Karolina,
Louisiana, Kalifornien) greift sie um sich; sitzt aber auch schon auf
Haiti, in Brasilien, Argentinien und Chile fest. Selbst Neu-Süd Wales
und Neu-Seeland in der fernen Südsee blieben vor dem Eindringling
nicht verschont.
In Europa wandert aspersa unter dem mildernden Einfluß des
atlantischen Ozeans nordwärts über Frankreich bis Süd-England und
Irland. Mehr vereinzelt trifft man sie in Belgien (Antwerpen) Nieder-
lande (bot. Garten von Leyden), Nord-Deutschland (Hamburg, Bremen).
Das Rheintal wird nach Osten selten erreicht (Bonn), kaum über-
schritten. Die Vogesen bilden den eigentlichen Grenzwall. Ferner
bewohnt das Tier außer den drei südlichen Halbinseln die Südost-
alpen (Süd-Tirol bis Krain), die piemonteser- und die französischen
Alpen. Die natürlichste Einzugsstraße nach der Schweiz bildet das
Rhonetal (Gallische Pforte). Östlich der Balkanhalbinsel wird die
Schnecke seltener.
Zur Lebensweise: Helix aspersa vertritt am Mittelmeer unsere
nördliche pomatia. Sie erträgt große Hitze wohl, liegt aber den Tag
über untätig umher, um dann in der kühlen Nacht um so reger zu
werden. Sie wird darum in Italien mit der Laterne gesucht. Ihre
Ausbreitung und Verschleppung spricht für ein großes Anpassungs-
vermögen. Unserer nordischen Winterkälte hält sie aber noch nicht
stand. Im Winter soll sich das Tier bis 20 cm tief in den Boden
vergraben.
Bemerkung: Im Basler Museum liegen außer den obigen Gehäusen
solche von Lissabon, Süd- und Nord-Frankreich, England, Florenz,
Korsika, Algier und Dalmatien.
41. Helix pomatia L.
Verbreitung um Basel: Rheinebene (überall), Basel Augst, Hardt,
Lange Erlen, Efringen, Kaiserstuhl, Müllheim, Freiburg. Allschwiler
Wald, Südhalde Benken, Südhalde Reinach. Birsufer, St. Jakob, Birs-
genist. Wartenberg, Schauenburg, Schloß Birseck, Schloß Dorneck,
Schleifenberg, Nuglar, Sissacher Fluh, Böckten. Landskron, Unt. Klus,
Südseite Blauen, Schafmatt (Südseite), Lostorf, Frohburg, Hauenstein,
Schmutzberg, Bölchen (auch Südseite), bei Reigoldswil (im Grund),
Erschwil, Fringeli, Doubstal, Brenets-Biaufond, Vallanvron. Dinkelberg,
Bettingen (Südseite), Inzlingen, Hohe Flum, Wehratal. Degerfelden.
Damm bei Weil, Riehen, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht.
Säckingen-Egg, Bürglen.
Verbreitung in der Schweiz: Helix pomatia bewohnt die ganze
Schweiz, mit Ausnahme vielleicht einiger weniger Hochalpentäler
(Misox, Ober Engadin, Puschlav).
6
ed
Allgemeine Verbreitung: Die Art ist typisch für die alpine Provinz.
Durch die französischen Alpen, Mittelfrankreich und Süd-England
geht ihre Westgrenze. Nach Norden mag sie ihr früheres Areal
dank ihrer Verwendung als Fastenspeise erweitert haben; sie dringt
über Kopenhagen hinaus und erreicht Süd-Schweden und Norwegen.
Die Nordostgrenze ist noch unsicher. Neuerdings wird sie aus
dem uralisch-baltischen Höhenzug gemeldet (Hilbert). Auch unterliegt
es einigem Zweifel, ob der Kaukasus erreicht wird. Sicher be-
wohnt pomatia den Osten Europas bis an den Dnjepr und bis zur
Krim. Die Südgrenze geht vom Schwarzen Meer über den Balkan und
Süd-Serbien nach Dalmatien. Dem Apennin folgt sie in die Gegend
von Neapel, geht aber im Westen nicht über die Garonne-Senke hinaus.
Vertikale Verbreitung: Helix pomatia ersteigt die höchsten Gipfel
im Jura, wird aber auch ‘in der alpinen Region erbeutet. In Tirol
erreicht sie 1200, in Tschiertschen fand ich sie bei 1350 m; sie soll
aber selbst bis 1800 m ansteigen.
Zur Lebensweise: Die Weinbergschnecke bewohnt mit Vorliebe
südlich exponierte Halden, ohne jedoch auf nördlich gelegene Wälder
und Schluchten zu verzichten. Sie beweist damit eine große An-
passungsfähigkeit. Dazu noch folgende Illustration: Am 28. Dezember
1907 bummelte bei St. Jakob ein jüngeres Exemplar gemächlich unter
Schnee im Laub umher, nachdem ich am 30. September desselben
Jahres in der Wolfschlucht bei Kandern schon eingedeckelte, lebende
Tiere gefunden hatte. Sie graben sich auf den Winter oft tief ein
und können unter schweren Steinen hervorgeholt werden. Helix pomatia
ist eine Bodenschnecke und erklettert nur selten Obstbäume. Das
lebhafte, ja aggressive Tier bevorzugt jungsedimentären und kalkigen
Untergrund, und verfällt auf kalkarmem Boden bis zu einem gewissen
Grade der Degeneration.
Bemerkung: Die Sammlung des hiesigen Museums enthält einige
mächtige Gehäuse von Helix pomatia vom Calanda; sie zeichnen sich
durch die Dicke besonders des Mundsaumes aus, der drei bis vier
Lagen des Hypostracums zeigt. Mitunter scheint das ganze Gehäuse
doppelt zu sein.
Das größte Gehäuse aus Basels Umgebung fand ich in der
Sammlung Heinis; es stammt von Reigoldswil; sein größter Durch-
messer mißt 55 mm, der Abstand vom untern Mündungsrand zum
Apex sogar 64 mm. In derselben Sammlung liegt eine aberratio sinis-
trorsa aus dem Jura, deren entsprechende Maße 50 und 46 mm betragen.
Von großem Interesse sind einige Deformationen in unserer
städtischen Sammlung. Die Tiere haben den Gehäusebruch mit fremdem
Material, mit Tachea-Fragmenten, repariert und gewähren so mit
fremden Federn geschmückt, einen komischen Anblick. Eine Schnecke
hat die Wunde mit einem zweiten gleichgroßen pomatia-Gehäuse verklebt.
Eine Größenzunahme proportional der vertikalen Erhebung
konnte ich in unserem Jura einwandfrei nicht konstatieren.
EHE
Die Hartmann’schen Variationen gesneri und rustica leben überall
nebeneinander mit allen möglichen Zwischenformen.
Im Jura und in den Voralpen fand ich häufig lebende Tiere
mit völlig verwitterter Epidermis; ja, ganze Kolonien bestanden mit-
unter aus solchem krankhaften Material. Intensive Beleuchtung, Unbill
der Witterung, große Tockenheit, Nahrungssorgen und andere unbe-
kannte Faktoren müssen dafür verantwortlich gemacht werden.
Genus Tachea Leach.
42. Tachea hortensis Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Degerfelden, Rhein-
ufer Bierburg, Lange Erlen, Egringen, Kaiserstuhl, Freiburg. Birsfelder
Rheinufer, Neudorfer Ebene, östlich Rosenau. St. Jakob, Wald ob
Mönchenstein, Gempenplateau, Wartenberg, Schleifenberg, Olsberg-
Rheinfelden, Nuglar, Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Blauen,
Schafmatt (Südseite), Lostorf, Fohburg, Hauenstein, Schmutzberg,
Bölchen (Süd- und Ostseite), Waldenburg, Paßwang, Hohe Winde,
Fringeli, Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg, Riehen-Inzlingen, Bettingen,
Wehratal. Ebene von Maulburg, Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Bürglen,
Sausenburg, Totmoos.
Verbreitung in der Schweiz: Tachea hortensis bewohnt das ganze
Mittelland, den Jura und die Voralpen. Ihrer Verbreitung sind strenge
vertikale Grenzen gesteckt. Südlich des Alpenkammes fehlt sie.
Allgemeine Verbreitung: Das Areal von hortensis erfährt seine
schärfste Abgrenzung im Süden durch die Pyrenäen und den Kamm der
Alpen. Nur in Bosnien, wo sie auch schon die Ostgrenze erreicht,
versucht die Art etwas südlich auszukneifen. West-Ungarn erhält die
letzten östlichen Ausläufer der „Gartenschnecke“. Dafür bleibt ihr
im Norden und Nordosten ein weites Gebiet offen. Ihre russische
Verbreitung bedarf noch genauer Prüfung; sicher erreicht sie den
uralisch-baltischen Höhenzug, wandert nordwärts bis Finnland und be-
wohnt den südlichen Teil Skandinaviens. Im Westen bevölkert sie
nicht nur die britischen Inseln, sondern erreicht über die Shetland-
und Fär Öer-Inseln noch die Nadelwälder Islands. — Durch den
Menschen wurde sie nach Neu-Fundland verschleppt.
Vertikale Verbreitung: Die untere Waldregion wird nicht über-
schritten, und selten übersteigt die Schnecke das bebaute Land. Im
Jura fand ich sie noch bei 800 und etwas über 900 m (Paßwang,
Vallanvron). In den Alpen beschränkt sie sich auf die breiteren und
tiefer gelegenen Talgründe.
Zur Lebensweise: Das bunte Tier ist bei uns in erster Linie ein
Waldmollusk; eher finden wir.die Schnecke noch im Gebüsch und an
Ufern, als gerade in Gärten. Unsere steinigen Jurawälder kon-
venieren ihr offenbar sehr, und Mauern und Kalkmörtel zerfallener
Rt
Burgen sind ihre Zuflucht auf altkrystallinem Gestein. Hier und
auf moderigem Waldboden zeigt sie Symptome der Degeneration,
sie wird kleiner, dünnschaliger. Gerne steigt sie an Bäumen auf.
Simroth berichtet, daß sie mit Wonne Hopfen fresse „bis auf das
Skelett, obgleich er durch Klimmhaare, Hopfenöl, Gerbsäure, Hopfen-
säure und Hopienbitter“ förmlich verbarrikadiert sei. Nach A. Lang
wird die Schnecke neun Jahre alt.
Bemerkung: Es fällt auf, wie häufig hortensis in den Bänder-
variationen 00000 und 12345 auftritt am selben Ort. Nach meinen
Funden zu schließen, wäre allerdings die Fünfbändrigkeit dominierend,
indem sie numerisch wenn auch in wechselndem Verhältnis stets vor-
herrschte. So überwog dieses Merkmal bei Funden aus dem Wehratal
im Verhältnis von 6:1, bei 40 Vallanvron-Gehäusen bei 28 Stücken.
Zwei Fälle interessanter Bastardierung sind mir neben bekannten
N-H. Bastarden begegnet. Im einen Fall dürfte es sich um eine
Kreuzung zwischen hortensis und sylvatica, im andern um eine solche
mit Arianta arbustorum handeln.
Die Größe von Tachea hortensis schwankt zwischen 16,5 und
22 mm Durchmesser. Die gelbe Grundfarbe herrscht vor. Daß die
Qualität der Nahrung auf die Färbung des Gehäuses keinen merk-
lichen Einfluß hat, darf nun als feste Tatsache angenommen werden.
Für hortensis typische Bandformeln sind nach Lang 10305
und 02340.
43. Tachea nemoralis L.
Verbreitung um Basel: Universitätshof. Rheinebene Herthen,
Rheinbord Bierburg, Lange Erlen, Damm von Weil, ganze rechte Rhein-
ebene unterhalb Basel. Alt Breisach. Basel Augst, Birsfelder Rheinbord,
Groß Hüningen, Hilfspital Allschwil, ganze linke Rheinebene unterhalb
Basel. Mühlhausen. Holee, Allschwiler Wald, Hegenheimer Wald, Süd-
halde Reinach. St. Jakob, Mönchensteiner Brücke. Schloß Birseck,
Schloß Dorneck, Wartenberg, Schleifenberg, Nuglar, Seltisberg,
Sissacher Fluh. Blauenkette (auch Südseite), Untere Klus, Lorenzenbad,
Hauenstein (Südseite), Solothurn, Moutier. Dinkelberg (Südseite).
Riehen, Ebene von Maulburg, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß.
Isteiner-Klotz. _
Verbreitung in der Schweiz: Die „Hain-Bänderschnecke* bewohnt
die ganze Schweiz, soweit es die vertikale Erhebung zuläßt. Nach oben
sind ihr sehr enge Grenzen gesteckt. Sie fehlt völlig dem Hochgebirge
und schon der obern Waldregion der Voralpen.
Allgemeine Verbreitung: Tachea nemoralis geht weiter nach
Süden als hortensis. Die Pyrenäenhalbinsel wird bis zur Mitte be-
völkert, dem Apennin folgt das Tier sogar bis nach Kalabrien. Um
so mehr befremdet sein Fehlen auf der Balkanhalbinsel. Die Süd-
grenze berührt nur noch Istrien und Dalmatien und biegt gegen West-
Behr: Fr
Ungarn und Böhmen hin um. Im Osten wird Deutschland kaum
überschritten; den russischen Östsee-Provinzen fehlt die Art. Aber
Skandinavien wird in seiner südlichen Hälfte beansprucht, sowie ganz
Großbritannien bis ins Schottische Hochland. — Durch den Menschen
wurde sie an die Ostküste Nord-Amerikas verschleppt.
Vertikale Verbreitung: Im Jura hält sich die Schnecke konstant
an die Niederungen der Talschaften. Mein höchster Fund stammt
vom Hauenstein, bei etwas über 600m. In den Alpen wagt sie sich höher
hinauf, übersteigt aber selten die Isohypse von 1000 m (Piemont).
Zur Lebensweise: Das gesellige Tier bewohnt zunächst Busch
und Wald. Man kann es oft an Buchen, Kirschbäumen, ja sogar hoch
im Gezweig von Pinus silvestris ablesen, wo sie offenbar kleiner Pilz-
nahrung nachgeht. Sehr auffallend ist ihre Fähigkeit, die Lebens-
funktionen einzustellen. Die meisten Heliciden sind bis zu einem ge-
wissen Grade Hungerkünstler, (Winter- bezw. Sommerschlaf); aber zu
jeder beliebigen Jahreszeit unvermittelt eine monatelange Hungerkur
zu ertragen, das ist eine Spezialität unserer T. nemoralis. Ein im
Juli gesammeltes Tier, das aus Versehen in einer kleinen Blechbüchse
liegen blieb, lief nach 50 Tagen sofort munter umher, ohne eine Spur
von Beschwerden zu zeigen; Hartwig berichtet von einer nemoralis,
die während 7'/s Monaten großer Trockenheit in Lethargie verharrte. —
Kalkarme Substrate werden vermieden; Keuper erhält den
Vorzug.
Bemerkung: Bei uns schwankt der Gehäusedurchmesser zwischen
20 und 26 mm. Eine Abnahme der Gehäusegröße mit zunehmender
vertikaler Erhebung konnte ich nie erkennen, obgleich sie im Jura
(Joux-Tal) beobachtet worden ist (O. Stoll).
Im Rheintal herrscht nemoralis entschieden vor, während hortensis
im Jura häufiger wird.
Als spezifische nemoralis-Bandformeln nennt Lang 00345,
00345, 0.0345-00:043u..2
44. Tachea sylvatica Drp.
Verbreitung um Basel: Rheinebene unterhalb Klein Hüningen,
Klein Kems, (beide angeschwemmt). Rheinufer in der Hard und bei
Birsfelden. Gempenfluh, Arlesheim, Schauenburg, Schleifenberg, Farns-
burg. Blauen (Kellengrabenschlucht), Schafmatt, Frohburg, Wiesenberg,
Hauenstein (Südseite), Schmutzfluh, Olten, Aarburg, Bölchen (auch
Südseite), Waldenburg, Langenbruck, Balstal, Paßwang, Kellenköpfli,
südlich Nunningen, Hohe Winde, Fringeli, Hasenmatte, Weißenstein,
Solothurn, Moutier, Vallanvron, Les Brenets.
Verbreitung in der Schweiz: Tachea sylvatica bewohnt nur die
westliche Hälfte der Schweiz. Von der petrographischen Unterlage
völlig abhängig, folgt sie zunächst von Genf her der Rhone und den
REN ne
nördlichen Kalkalpen. Ihre Südost-Grenze geht von der Gemmi mit
der Juraformation über die Faulhornkette und die Unterwaldner-Vor-
alpen bis ins Schächental und an den Vierwaldstättersee (Rütli, Selisberg).
Weiter östlich wird sie nur noch von Wesen genannt (Ulrich). Auch
im Mittelland hat sie vereinzelte Stationen, so im Waadtland, bei Bern
und bei Zürich, kommt aber erst im Kettenjura wieder zu voller Blüte.
Mit dem Jura überschreitet sie den Rhein (Waldshut, Thiengen) und
macht in ihrer nordöstlichen Ausdehnung am Laufener Schloß bei
Schaffhausen halt. Mit dem Tafeljura gelangt sie vor die Tore der
Stadt Basel. Den Rhein erreicht sie wohl überall zwischen Laufenburg
und Basel, traversiert ihn hier aber noch nicht.
Allgemeine Verbreitung: Die „Alpen-Bänderschnecke“ hat das
Westalpengebiet inne. Von der Rhone erstreckt sich ihr beschränktes
Areal ostwärts bis zur alpinen Wasserscheide, die nur an vereinzelten
Stellen wenig überschritten wird; es umfaßt Savoyen, die Westschweiz
und den Südosten Frankreichs, etwa bis Dijon. Ihr Vorkommen in
den Cevennen, den Pyrenäen und Vogesen ist fraglich und bedarf der
Bestätigung. Die vereinzelten Fundorte längs des Rheines (Klein Kems,
Karlsruhe, Daxlanden, Hagenau, Worms) sind auf Verfrachtung durch
den Strom zurückzuführen.
Vertikale Verbreitung: Tachea sylvatica liebt ausschließlich
Höhenluft. Ihr Vorkommen unter 500 m darf als Ausnahme gelten.
Gleichwohl dringt sie nur wenig über die obere Baumgrenze vor, etwa
auf Weiden mit vereinzelten Tannen. Im Jura ist sie in bedeutenden
Höhen eine bekannte Erscheinung; in den Alpen soll sie am Col di
Tenda selbst 2500 m noch erreichen. Sie wurde u. a. auch an folgen-
den Punkten erbeutet: Brünig 1035 m; Mürren 1700 m; Val du Ferret
1800 m; Schynige Platte 2070 m; Gemmi 2300 m.
Zur Lebensweise: Feuchte Laub- und Nadelwälder mit Felsen-
inseln bilden den eigentlichen Wohnort dieser Art; sie ist eine Wald-
schnecke, die sich längs der Bäche in absteigender und längs ver-
einzelter Baumbestände in aufsteigender Richtung wenig vom Gehölz
entfernt. Bei solchen Exkursionen erklimmt sie echt tacheenhaft auch
Buchen und Obst-, besonders Kirschbäume. Mit besonderer Vorliebe
klettert sie an Felswänden empor, verkriecht sich während der warmen
Mittagszeit in einer Spalte oder Nische und klebt sich hermetisch fest.
Die Vorliebe für Kalk spricht sich in der geographischen Verbreitung
der Art deutlich aus.
Bemerkung: Die gesunden, typischen Gehäuse unseres Jura
zeigen alle einen gelblichen Grundton. Mehr weiße Gehäuse tragen
stets den Stempel .der Degeneration (Bleichung) an sich (Var. rhe-
nana Kobelt).
Eine Verkleinerung des Gehäuses mit zunehmender vertikaler
Erhebung ist insofern zu beobachten, als der obere Waldrand und die
Juraweiden meist kleine Formen liefern. So fand ich auf dem Bölchen und
Fringeli, sowie in Vallanvron zwischen 900 und 1100 m Höhe Gehäuse,
I
deren Durchmesser 18 mm kaum überschritten, mitunter aber auch nur
17 mm erreichten. Diese Erscheinung dürfte auf Rechnung der Nahrungs-
armut und der verkürzten Fraßzeit infolge längerer Winter gesetzt
werden. Unterhalb der obern Baumgrenze versagt das bequeme
Schema ganz.
Nach O. Stoll ist auch für die Alpen eine Magerform von ähnlichen
Dimensionen charakteristisch.
Meine größten Gehäuse (23 mm) stammen vom Hauenstein aus
ca. 600 m Höhe. — Am Unterrand der Mundöffnung macht sich mit-
unter ein ausgesprochener Zahn geltend. Die Bänder sind hie und
da derart über das ganze Gehäuse „verschmiert“, daß dasselbe einen
dunkelgelbbraunen Anstrich erhält.
Genus Xerophila Held.
45. Xerophila ericetorum Müller.
Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheindamm Bierburg,
Klein Hüningen, Leopoldshöhe, Egringen, Schallbach, Klein Kems-Istein,
Kaiserstuhl. Basel Augst, Hard, Birsfelder Birsufer, Ebene von Allschwil,
Friedmatt - Burgfelden, Groß Hüningen, Neudorf, östlich und nörd-
lich Rosenau, Mülhausen. Südhalde Benken, Reinacher Südhalde.
St. Jakob (Birsufer).. Gempenplateau (Schloß Birseck, Schloß Dorneck),
Wartenberg, Schleifenberg, Oristal, Seltisberg, Sissacher Fluh, Kalt-
brunnental. Landskron, Flüh-Hofstetten, Rain zwischen Pfäffingen und
Untere Klus, Blauenkette (besonders Südseite), Pfäffinger Schloß,
Schafmatt (Südhalde), Hauenstein (Südseite), Bölchen (Südseite),
Paßwang, Fringeli. Dinkelberg: ob Grenzach, Hornfelsen, Südhalde
Bettingen, Hohe Flum, Adelhausen. Tüllinger Hügel. Isteiner Klotz.
Verbreitung in der Schweiz: Xerophila ericetorum bewohnt die
ganze nordalpine Schweiz; sie dringt nur so weit ins Hochgebirge ein,
als es der Kalkgehalt des Bodens erlaubt. Dem Urgebirge fehlt sie
völlig, während sie dem Bündnerschiefer folgend bis ins Herz der
Alpen vorzudringen vermag.
Allgemeine Verbreitung: Die „Heideschnecke“ scheint, soweit die
noch nicht abgeklärte Spezialsystematik ein Urteil zuläßt, ein be-
schränktes Gebiet innezuhaben. Sie bewohnt Spanien, Frankreich,
Deutschland und England bis zu den Hebriden, also den Westen
Europas. In der Norddeutschen Ebene wird sie selten, erreicht
aber noch dänischen Boden. Ihre Ostgrenze verläuft von Vorarlberg,
die Algäuer Alpen umschließend, zum Lech, zwischen dem Franken-
jura und dem Böhmerwald hindurch nach dem Fichtelgebirge, der
petrographischen Leitlinie folgend. Von hier wendet sie in scharfer
Kurve nordostwärts über die Lausitz nach den ostpreußischen Seen-
schwellen. Im Süden stößt ihr Areal mit den Alpen ans Mittelländische
Meer. Es bleibt eine offene Frage, wie weit die Poebene und die
AR ER AS
Balkanhalbinsel von Xerophila ericetorum bevölkert werden. Vielleicht
behält Kreglinger recht, wenn er letztere und auch Ungarn zu ihrem
Gebiete zählt und die nachträglich abgespaltenen Arten als rein lokale
Modifikationen unserer westeuropäischen Art auffaßt.
Vertikale Verbreitung: An warmen Südhalden erreicht diese Art
im Jura und in den Alpen beträchtliche Höhen. Auf den Juraweiden
findet man sie nicht selten noch bei 1000 m Höhe; in den Alpen
sammelte sie Scharff in der Nähe von Mürren bei 1700 m.
Zur Lebensweise; Die Vorliebe dieses Tieres für trockene, kurz-
rasige Abhänge und Grabenränder, für Eisenbahn- und Straßendämme,
für kiesigen Schotterboden und warme Rebhalden ist charakteristisch.
Darum ist aber sein Vorkommen im steinigen, jurassischen Laubwald
keineswegs ausgeschlossen; im Gehölz bei St. Jakob längs der Birs
fand ich sogar am 28. Dezember 1907 unter Schnee im Laube ein
munteres Exemplar ohne jeglichen Ansatz zur Deckelbildung. An
Südhalden kriecht diese eurytherme Art im Frühjahr wohl als erste
aus dem Versteck hervor; am 19. Januar 1907 fand ich bei Bettingen
zahlreiche Tiere fröhlich sich tummeln; rundum lag Schnee. Mit ihrer
Vorliebe zum Kalk erklärt sich ihr häufiges Auftreten im Ruinenschutt,
es muß aber betont werden, daß auch Molasse, Bündnerschiefer und
diluviale Sedimente ihrem Kalkbedürfnis gerecht werden. Ausnahms-
weise kann man das gesellige Tier an Bäumen (Eschen) ablesen.
Bemerkung: Die Größe des Durchmessers schwankt zwischen
12 und 18 mm. Auffallend kleine Gehäuse erbeutete ich in großer
Zahl bei Allschwil und Groß Hüningen; ihr Durchmesser übersteigt
14 mm nie, ist aber meist kleiner (bis 9 mm). Von verkümmerten
Bergformen wie bei den Gehäusen unserer Jura- und Alpenweiden,
welche die Größe derjenigen tertiärer und diluvialer Südhalden nie
oder selten erreichen, kann da keine Rede sein.
Meine stattlichsten Stücke stammen von der Benkener Halde
(18 mm).
46. Xerophila obvia Hartm.
Verbreitung um Basel: Tramdepot an der Allschwiler Straße. Rhein-
ebene unterhalb Neudorf (in der Nähe der Gemüsegärten). Unterhalb
Klein Hüningen (in spärlichem Gebüsch).
Verbreitung in der Schweiz: Auf natürlichem Wege wird die
Schweiz nur an einer Stelle betreten, nämlich von Tirol her im Unter-
Engadin, im Albulatal (Tiefenkastel, Zschokke) und vielleicht noch da
und dort im Bündnerland. Ganz sporadisch sind die Funde von
Ramsen, Basel und Neuenburg, die in der Annahme künstlicher Ver-
frachtung durch den Menschen die zwangloseste Erklärung finden.
Allgemeine Verbreitung: Die „weiße Heideschnecke“ ist für die
Ostalpen charakteristisch. Wahrscheinlich erreicht sie selbst den
Kaukasus noch, sicher aber das ägäische und das Schwarze Meer.
ERERO 2
Von hier erstreckt sich ihr Areal westwärts über die Balkanhalbinsel,
über Bosnien, Dalmatien, den Karst, die Grafschaft Görz und Süd-
Tirol. Es umfaßt ganz Österreich-Ungarn, die Südostecke der Schweiz
und das östliche Deutschland bis in den schwäbischen und bayrischen
Jura im Westen, in den Harz und ins Erzgebirge im Norden. Auf der
ganzen Front scheint die Art in starker Ausbreitung begriffen zu sein.
Außerhalb dieser gebirgigen Heimat finden sich da und dort vereinzelte
Vorposten. Ich nenne von ihnen die nordwestschweizerischen Fund-
orte, dann Frankfurt a. M., den Taunus, Rheinpreußen, die Rhön,
Potsdam, Mecklenburg und Christiansvaern (Norwegen).
Vertikale Verbreitung: Im Gebiet der Kalkalpen, längs der Berg-
straßen steigt Xerophila obvia ziemlich hoch hinan (im Unter-Engadin
bis 1200 m); sie verhält sich in ihrer vertikalen Ausbreitung ähnlich
wie X. ericetorum. .
Zur Lebensweise: Wie jene bevorzugt obvia trockene Heiden,
kurzrasige Wiesen und Felder. Bei feuchtem Wetter klettert sie wie
Carthusiana gern an Grashalmen empor und bleibt bei Eintritt trockener
Witterung hängen. Sie ist eine eigentliche Hochsommerschnecke, die
der größten Hitze trotzt und sich am gefallenen Tau nach des Tages
Strapazen restauriert.
Bemerkung: Meine 6—7 bändrigen Exemplare von Allschwil er-
reichen einen Durchmesser bis zu 18 mm. Ich fand sie am Bahndamm,
und es ist wahrscheinlich, daß sie mit dem Material, das zur Beschotte-
rung der Bahnlinie verwendet wird, hieher verschleppt wurden. Die
Kolonie war quantitativ blühend, scheint aber doch dem Untergang
geweiht zu sein, indem sich keine lebenden Tiere mehr finden ließen.
Die Exemplare von Neudorf kamen offenbar mit Futter- oder
Gemüsepflanzen bezw. Sämereien an ihren isolierten Posten, während
die Herkunft der Klein-Hüningergehäuse rätselhaft bleibt, auch wenn
an eine Verfrachtung durch den Strom gedacht werden kann.
Die Neudorfer Ebene beschenkte mich auch mit einem Exemplar
von Campylaca cingulata Stud, das neben Xerophila obvia lag. Von
dort stammt ferner eine Helix aspersa, die ich oben anführte. Alle
diese Sonderlinge benützten den Sack des Gemüsehändlers als Vehikel,
um von der fernen Heimat zu uns zu gelangen. Die Neudörfler be-
ziehen ihre Sämereien von Großhändlern in Colmar, die das Material
offenbar direkt vom Süden erhalten.
47. Xerophila candidula Studer.
Verbreitung um Basel: Rheinufer Gasfabrik, Friedmatt. Herthen,
Rheindamm Bierburg. Klein Hüningen, Bahndamm Leopoldshöhe.
Egringen, Schallbach, Kaiserstuhl. Bahndamm Birsfelden, Straßendamm
bei Burgfelden, Neudorfer Felder, Michelfelden, nördlich Rosenau.
Straße Allschwil-Schönenbuch, Ziegelhütte Hegenheim-Allschwil, Süd-
halde Benken. Seltisberg, Delsberg. Hohe Flum. Istein-Klein Kems.
u Par
Verbreitung in der Schweiz: Die „Quendelschnecke“ richtet sich
bei ihrem Vormarsch wesentlich nach der petrographischen Unterlage.
Diese Tatsache gibt jedoch nicht genügenden Aufschluß über die
Ursachen ihres Fehlens in den zentralgelegenen Voralpen und dem
größten Teil des Mittellandes. Es ist auch nicht einzusehen, warum
das Tier die ganze Westschweiz, den ganzen Jura, die Umgebung
Berns, den Südostzipfel des Aargau, den Bündner Schiefer, den Gott-
hard, sogar das Misox und die Gegend um Locarno und Lugano (ich
besitze Gehäuse von Rovio) bewohnen, den Kalkalpenzug von der
Diablerets bis zum Säntis hinauf aber und die großen Zwischenareale
im Mittellande meiden soll. Um das Sonderbare dieser Verbreitung
erklären zu können, muß man zu der Annahme greifen, X. candidula
sei erst im Begriff, das schweizerische Areal zu erobern. Dann würde
sie von Südwesten und von Osten den Vorstoß unternommen haben.
Allgemeine Verbreitung: Xerophila candidula gehört der südwest-
europäischen Fauna an. Von Portugal erstreckt sich ihr Gebiet quer
durch Spanien, über Süd- und Mittelfrankreich, und erreicht nördlich
der Alpen die belgische Grenze und den Harz. Es umfaßt ferner
West- und Süddeutschland und die Schweiz. Südlich der Alpen be-
wohnt die Art Ober- und Mittelitalien und folgt den Kalkalpen bis
Kärnten und Steiermark, fehlt aber Böhmen und Ungarn, sowie der
eigentlichen Balkanhalbinsel.
Vertikale Verbreitung: Im Jura hält sich das Tier mehr an die
untern Talhänge, während in den Alpen die obere Waldregion noch
erreicht wird. Bei Tschiertschen erbeutete ich Tiere bei 1350 m Höhe,
sie sollen aber bis 1500 (Gotthard), im Tirol sogar bis 1900 m (Gredler)
ansteigen.
Zur Lebensweise: Die Lebensgewohnheiten von candidula stim-
men mit denjenigen von ericetorum überein. Oberhalb der Hegen-
heimer Ziegelhütte fand ich die Gräser so zahlreich mit den kleinen
Gehäusen übersät, daß sich der bei Bauern etwa verbreitete Gedanke
an einen Schneckenregen unwillkürlich aufdrängte.
Bemerkung: Ich begreife nicht, wie die Glätte des Gehäuses
von candidula der Rippung desjenigen von striata als antagonistisches
und artscheidendes Merkmal gegenübergestellt werden kann (Clessin).
Das Gehäuse von candidula ist nur selten glatt, sondern meist schön
und fein gerippt, nicht nur gestreift, sondern plastisch gerippt, so daß
es unmöglich ist, auf Grund dieses Merkmals die eine oder andere
Art zu erkennen. Vielleicht verhält es sich anderorts anders; soweit
meine Erfahrung geht, gehören die candidula Formen der Umgebung
Basels ausschließlich der Var. thymorum v. Alten an, aber auch hier
handelt es sich nicht um „Streifen“, die doch in der Fläche liegen,
sondern um drei dimensionale Rippen. Jeder Anfänger in der Gastro-
podenkunde wird den Mangel einer präzisen Nomenklatur unan-
genehm empfinden, und ich bin nicht erstaunt, wenn Clessin über
arge Konfusion klagt, die Xerophila striata in der Literatur verursacht
PEN
haben soll. Ich vermochte zwischen typischen striata Gehäusen einer-
seits, die ich der Güte des Herrn Geyer verdanke, und candidula
Gehäusen andererseits keinen prinzipiellen und durchgreifenden Unter-
schied in der äußern Struktur erkennen.
Genus Carthusiana Kobelt.
48. Carthusiana carthusiana Müller.
Verbreitung um Basel: Groß Hüningen, Ebene von Neudorf.
Neu Breisach, Mülhausen. Istein-Klein Kems, Neuenburg, Freiburg,
Kaiserstuhl.
Verbreitung in der Schweiz: Die „Karthäuserschnecke“ bewohnt
nur die Südwestecke der Schweiz. Von Genf her folgt sie den Süd-
hängen des Jura bis zum Neuenburgersee (Orbe, Vaumarcus, und Esta-
vayer) einerseits, dem Gelände des Genfersees andererseits (Lausanne).
Weiter nach Norden scheint sie im Jura keineswegs vorgedrungen zu
sein, und es ist etwas kühn, zu behaupten, die Schnecke habe längs
dieses Gebirgszuges das Rheintal erreicht (vgl. Clessin Il). Ihr Fehlen
an den Nordabhängen macht diese Annahme noch unwahrscheinlicher.
Das Tier rückt vielmehr von Süden und von Norden den Flußläufen
nach aufwärts und ist im Begriff, auch bei Basel Schweizerboden zu
betreten.
Allgemeine Verbreitung: Carthusiana carthusiana ist eine aus-
gesprochene Mittelmeerschnecke, die der europäischen Südküste nirgends
fehlt, selbst kleinasiatischen Boden betritt und den Kaukasus noch er-
reicht. Ihre Anstrengungen, das Areal nordwärts zu erweitern, scheinen
besonders bei uns im Westen mit Erfolg gekrönt zu sein. Von Süd-
frankreich her macht sie Vorstöße längs der milden Küste und das
Rhonetal hinauf und erreicht England, Belgien, durch die burgundische
Pforte das Rheintal und durch das Rhonetor die Schweiz. Dem Rheine
folgt sie abwärts durch ganz Elsaß-Lothringen; sporadisch trifft man
sie bei Bonn und im Moseltal (Trier).
Dem Nordabhang der Alpen fehlt sie beinahe vollständig, und
nur vom Schwarzen Meer aus, den Karpaten entlang, gelingt es ihr,
etwas tiefer in das Innere Europas einzudringen. Die Grenze ihres
Gebietes verläuft hier von Süd-Tirol und Süd-Steiermark gegen Mähren
und mit nach Norden etwas konkavem Bogen gegen Siebenbürgen.
Vertikale Verbreitung: Das wärmeliebende, gesellige Tier hält
sich offenbar strikte an die Küstenstriche und Flußläufe. Bei uns lebt
es ausschließlich in der Ebene. Der höchste mir bekannte Fund wäre
Lausanne, bei wenig über 500 m ü. M.
Zur Lebensweise: Das Tier ist sehr lebhaft, ja aggressiv und
leicht zu erschrecken. Es teilt sein Quartier mit Xerophila ericetorum
und bewohnt mit Vorliebe die steppenartigen Grasflächen unserer
Rhein-Schotterebene. Es ist mehr oder weniger an Kalk gebunden.
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Auch das Aufklettern an Grashalmen und Medicago-Stauden ist für
die Schnecke charakteristisch; zudem fühlt sie sich stets auffallend
kühl an. Ins Terrarium verbracht, klettert sie an den Scheiben empor
und heftet sich oben fest. Ich fand sie bei Tage meist in latentem
Zustand, so daß ich auf ein reges Dämmer- und Nachtleben schließen
mußte.
Bemerkung: Die Größe des Durchmessers schwankt bei meinen
Gehäusen zwischen 11 ünd 15 mm. Carthusiana carthusiana schließt
sich eng der Gruppe xerothermer Tiere an. 4
Fam. Buliminidae.
Genus Buliminus Ehrenberg.
49, Buliminus detritus Müller.
Verbreitung um Basel: Rheindamm Bierburg (f. radiatus), Schotter-
wall Leopoldshöhe, Egringen, Kaiserstuhl, nördl. Klein Hüningen (ange-
schwemmt). Birsfelden, Schotterhalde hinter Schänzli bei St. Jakob.
Südhalde Reinach, Schloß Birseck-Reichensteinerhöhlen, Schleifenberg,
(Weiße Fluh). Hauenstein (Südseite, alte Straße), Olten, Solothurn.
Tüllinger Hügel (Nordwest), Istein-Klein Kems.
Verbreitung in der Schweiz: Das schweizerische Areal dieser
Schnecke ist zerrissen. Die Art foigt den warmen Jurahalden von Genf
bis Schaffhausen und konzentriert sich besonders auf den Südfuß dieses
Gebirgszuges. Daß sie der schweizerischen Hochebene nicht ganz iehlt,
beweisen die Funde um Bern, im Aargau und bei Zürich. Ein kleiner
Seitenweg biegt von dieser Hauptverbreitungsstraße ostwärts ins
Rhonetal und führt das Tier den warmen Südhalden entlang bis über
Sitten hinaus.
Abseits von dieser westlichen Heimat treffen wir das „Märzen-
schnecklein“ dann wieder auf den Schiefern Graubündens, im Rheintal
bei Chur, im Schanfigg und im Albulagebiet, sogar im Misox und Unter-
engadin.
Der breite Zug der nördlichen Kalkalpen wird wohl völlig ge-
mieden. Auch aus dem südlichen Tessin kenne ich keine Fundorte.
Allgemeine Verbreitung: Auch diese Art hat ihre Heimat am
Mittelmeer. Sie ist in Nord-Spanien, Süd-Frankreich, auf der Apenninen- -
und Balkanhalbinsel (vielleicht mit Ausnahme der Südspitzen), im Norden
Kleinasiens, im Kaukasus und in Transkaukasien zu Hause. Wiederum
werden im Westen erfolgreiche Vorstöße gewagt; über die Auvergne
und Burgund einerseits, die französischen Alpen und das Rhonetal
andererseits werden die belgischen Kalkgebiete, Lothringen, die Rhein-
lande und die Schweiz erreicht. Dem Jura folgend, wird auch die
schwäbische Alp gewonnen. Auch im Neckar- und Maintal, im Thüringer
Wald, im Harz und im Riesengebirge treffen wir vereinzelte Vorposten.
EN ey gerda
Anderseits dringt das Tier auch im Osten vor. Südungarn und
Siebenbürgen gehören in sein Areal. Den Flußläufen nach wird Steier-
mark, Kärnten und Welschtirol erobert. Es ist anzunehmen, daß Bünden
auf diesem Wege seinen Buliminus detritus erhielt.
Vertikale Verbreitung: In sonnigen Gegenden steigt er über
den Weinbau hinaus, so z. B. in den Abruzzen, aber auch in den
Tälern Graubündens, wo er im Engadin 1500 m noch erreichen soll.
Im allgemeinen hält er sich aber entschieden an die unteren Talhänge.
Zur Lebensweise: Der xerotherme Charakter dieser dickschaligen
Turmschnecke ist augenfällig. An kurzrasigen, sonnigen kalkreichen
Südhalden ist ihre Zahl Legion. Besonders an Rebgeländen mit
lockerem Boden, an sonnigen Randfelsen, an Lößhügeln, an Bahn-
dämmen und Wegrainen hält sie sich gerne auf. Die kalkbedürftige
Bodenschnecke wird auf Molasse seltener und scheint Kieselgestein
nur ausnahmsweise zu betreten. Bei sehr trockener Witterung und
im Winter verkriecht sie sich, wenn auch nur wenig tief unter Gras-
wurzeln und in den Boden.
Bemerkung: Die Gehäuse meiner Sammlung zeichnen sich alle
durch eine relativ kleine Mündung aus. Das Verhältnis der Gehäuse-
länge zur Mündungslänge stellt sich durchschnittlich dar wie 21,2:8,4.
Die forma elongata ist überall zu treffen, mit normalen und gedrungenen
Exemplaren vermischt.
Die iteralen Striemen varieren sehr in ihrer Deutlichkeit; Buli-
minus detritus ist bei uns meist unicolor. Die typische forma radiata
fand ich nur bei der Bierburg.
Meine größten Gehäuse stammen von Istein (23 mm); die Länge
variert aber am selben Fundort zwischen 17 und 23 mm.
50. Buliminus montanus Drp.
Verbreitung um Basel: Unterhalb Klein Hüningen (angeschwemmt).
Birsgenist, Schleifenberg. Blauen, Untere Klus, Frohburg, Olten,
Wiesenberg, Schmutzberg, Bölchen (auch Südseite), Paßwang, Bals-
tal, Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Adelhausen,
Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme der südalpinen Täler
bevölkert Buliminus montanus die ganze Schweiz. Er dringt von
Norden her weit in das Gebiet der Hochalpen vor (Wallis, Bern, Uri,
Glarus, Bünden).
Allgemeine Verbreitung: Die natürliche Südgrenze seines Areals
ist zunächst durch den Gebirgskamm der Pyrenäen und Alpen ge-
geben. Letztere werden nur in ihren Ostausläufern nach Süden hin
etwas überschritten (Süd-Tirol, Krain, Karst, Dalmatien). Die Schnecke
fehlt der eigentlichen Balkanhalbinsel. Sie erreicht im Osten kaum die
untere Donau; Siebenbürgen bildet hier den südlichen und zugleich
östlichen Grenzstein. Ganz Zentral-Europa nördlich der skizzierten
BAD 29
Südgrenze wird von der Art bewohnt, soweit Gebirgsland vorherrscht.
Der norddeutschen Ebene, Dänemark und dem russischen Reiche fehlt
sie; sie tritt aber in Süd-England und Süd-Skandinavien noch einmal
auf. — Der von Martens genannte Fundort im Ural steht meines Wissens
ganz isoliert da.
Vertikale Verbreitung: Mit der Tanne übersteigt die „Bergvielfraß-
schnecke“ die 1000 m Isohypse oft und erklimmt unsere bedeutendsten
Jurahöhen. In den Alpen geht sie ausnahmsweise selbst über die
obere Baumgrenze hinaus. Im Schanfigg sammelte ich das Tier bei
1400 m; ich nenne ferner die Funde von Mürren 1700 m, aus dem
Salzburgischen 1500 m, aus Tirol bis über 1800 m; in Bünden soll sie
selbst bei 2600 m Höhe noch erbeutet worden sein.
Zur Lebensweise: Die steinigen Buchenwälder unseres Ketten-
jura sagen dieser Bergschnecke am besten zu. Mit Vorliebe steigt sie
an den Bäumen (Buchen, Eschen) auf, führt aber sonst im Halden-
schutt, unter gefallenem Laub ein ungeselliges Dasein. Die feuchten
Wälder der Nordhalden, aber auch hochgelegene Weiden mit spär-
lichem Tannenbestand bieten ihr die zusagenden Lebensbedingungen.
Vom Kalk ist sie unabhängiger als detritus. Auf Waldweiden zeigt
sie oft bei Lebzeiten schon ein sehr verwittertes Gehäuse, so daß von
der zarten, zierlichen Hammerschlägigkeit der Epidermis nichts mehr
zu sehen ist. — Der Winterschlaf dauert nicht lang; unter günstigen
Umständen werden die Lebensfunktionen gar nicht sistiert.
Bemerkung: Meine größten Gehäuse erreichen eine Länge von
nur 15,2 mm; in der Regel sind sie kleiner. Die Var. elongatus Kregl.
findet sich überall mit typischen Gehäusen vermischt. Var. carthusianus
Locard dürfte weiter nichts als eine Bergform von elongatus sein. Ich
fand sie mit normalen, aber kleinen Gehäusen vermischt im Schanfigg;
ihre Länge betrug nur 13 mm, die Breite 4 mm. Im Vergleich zu den
Clessinschen Maßen hätten wir hier entschieden Kümmerformen vor
uns. Aber der ganze Jura, soweit ich ihn kenne, zeigt bei zahlreichen
Arten ähnliche Reduktionen der Gehäusedimensionen. Bei den günstigen
Lebensverhältnissen in unsern jurassischen Tälern ist jedoch das Mo-
ment der Degeneration soviel wie ausgeschlossen. Es hält sehr schwer,
eine allgemein gültige, stichhaltige Erklärung zu finden für diese
Größenreduktion.
51. Buliminus obscurus Müller.
Verbreitung um Basel: Rheindamm Bierburg, Lange Erlen, Müll-
heim. Basel Augst, Hard, Bachgraben Hilfsspital-Allschwil, Neu All-
schwil, Allschwiler Wald, Allschwil-Schönenbuch, Bottmingen. Südhalde
Benken, Jakobsbergerhölzli. Gempenplateau, Schloß Birseck, Schloß
Dorneck, Wartenberg, Schleifenberg, Sissacher Fluh. Blauen, Lands-
kron, Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Froburg, Hauenstein (Südseite),
Wiesenberg, Schmutzberg, Bölchenfluh (Südseite), Paßwang, Hohe Winde,
ee
Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Südhalde Bettingen, Adelhausen, Hohe
Flum, Wehratal. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht, Isteiner
Klotz, Klein Kems. Bürglen, Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz liegt im Verbrei-
tungsareal dieser Schnecke; ihre Ausdehnung ist nur in vertikaler
Richtung begrenzt. Auf kalkarmem Substrat wird sie selten.
Allgemeine Verbreitung: Buliminus obscurus ist ein Ubiquist der
paläarktischen Region und bewohnt als solcher ganz Europa bis an
den Polarkreis. Die Nordostgrenze ist etwas unbestimmt; sie dürfte
im Ural zu suchen sein. Im Süden bevölkert die Schnecke den Kau-
kasus, Armenien, Syrien und selbst die Küstenstriche Algeriens. Auch
in Nord-Amerika ist sie heimatberechtigt.
Vertikale Verbreitung: Die vorliegende Art steigt nicht so hoch
hinauf wie montanus; im Jura ist der Unterschied in der vertikalen Ver-
breitung zwar kaum zu erkennen, aber in den Alpen bevorzugt obscurus
die untern Talhänge. Immerhin reihen die Funde im Unter-Engadin,
bei Tschiertschen, im Tirol (bei 1500 m) und bei Mürren (selbst 1700 m
hoch) auch die subalpine Region dem Areal dieser Schnecke ein.
Zur Lebensweise: Die kleine Turmschnecke ist an das Gebüsch
gebunden, findet sich aber überall und auf jedem Boden. Trotz ihrer
großen Verbreitung wird sie doch nie gemein. Wie montanus, wohnt
sie in Wäldern, an bemoosten Mauern und Felsen, steigt häufig an
Buchen, Pappeln und andern Bäumen auf, an deren Rinde sie leicht
übersehen wird, und erlangt an feuchten schattigen Orten ihre schönste
Entwicklung. Sie kommt oft mit Kot überdeckt aus ihrem Versteck
hervor.
Bemerkung: Die Exemplare von Vallanvron zeigen alle einen
kräftigen, schön violetten Mundsaum. Wie bei montanus begegnen
uns auch hier nicht selten Albinos. — Die Gehäuselänge kann am
gleichen Fundort zwischen 7,5 und 10 mm schwanken.
Genus Chondrula Beck.
52. Chondrula tridens Müller.
Verbreitung um Basel: Leopoldshöhe. Rheingenist. Acker an der
Hegenheimerstraße, Allschwil-Schönenbuch. Südhalde Benken. Liestal
(Studer; ich habe sie hier selbst nicht gefunden). Hohe Flum. Adelhausen.
Verbreitung in der Schweiz: Chondrula tridens mag eine ähnliche
Reise hinter sich haben wie Carthusiana carthusiana. Durch das
lemanische Tor in die Schweiz eingedrungen, zieht sie den Rebgeländen
des Sees und der Rhone nach bis Orsieres und Sitten. Dem Jura folgt
sie in spärlichen Kolonnen. Die Funde bei Neuenburg, im St. Immertal
und gar bei Bern haben ganz sporadischen Charakter. — Das Rhein-
tal und die Umgebung Basels erreichte sie durch die burgundische
Pforte, während Süd-Tessin auf direktem Wege besetzt wurde.
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Allgemeine Verbreitung: Den Schwerpunkt ihrer allgemeinen Ver-
breitung hat diese Art im Süden und Osten Europas. Vom Kaukasus
erstreckt sich ihr Areal über Süd-Rußland (Charkow, Kursk) nach der
Balkanhalbinsel. Es umfaßt Siebenbürgen, Bulgarien, Albanien und
erreicht in dieser Breite das Adriatische Meer. Eingeschlossen sind
ferner Krain, Unter Steiermark, Kärnten, Süd-Tirol, ganz Italien, Frank-
reich und das nordöstliche Spanien mit den Balearen. Auch nach Süd-
west- und Mitteldeutschland ist der Vorstoß gelungen; gegen die
Niederlande und die norddeutsche Ebene jedoch nehmen die Fund-
orte rasch ab. Man gewinnt den Eindruck, die Art mühe sich nörd-
lich der Alpen umsonst ab, früher schon besessenes und wieder ver-
loren gegangenes Land zurückzuerobern.
Isoliert stehen die Fundorte der Tatra (Nowicki) und von Palä-
stina (Blanckenhorn).
Vertikale Verbreitung: Der höchste mir bekannte schweizerische
Fundort ist St. Immer mit 800 m ü.M. Das Tier hält sich an die
untern Talhänge und dürfte nur ausnahmsweise die Rebgelände über-
steigen. Daß dies immerhin geschieht, zeigt ihr Vorkommen im Tirol
bei 1500 m Höhe.
Zur Lebensweise: Trockene Halden mit spärlichem Buschwerk
und lehmigem oder schotterigem Boden sagen bei uns der dreizähnigen
Turmschnecke am meisten zu. Sie führt im Wurzelwerk der Gräser
ein verborgenes Leben und kommt nur bei warmem Regenwetter her-
vor. Ihr xerophiler Charakter spiegelt sich deutlich in der Farbe und
Konsistenz der Schale.
Bemerkung: Die Gehäuselänge schwankt am selben Fundort be-
deutend: bei Benken zwischen 8, 5 und 11 mm, auf der Hohen Flum
zwischen 7, 5 und 10 mm. Es ist unmöglich, die Varietäten minor und
major festzuhalten. — Gehäuse von Rovio (Luganersee) messen 11,5 mm.
Auch finden wir an ein und derselben Halde 2—5zähnige Stücke;
letztere lehnen sehr an albolimbatus Pfeiff. an, die schon Kobelt nur
für die höchste Entwicklung von tridens hält.
Im Vergleich mit Exemplaren aus Württemberg, die mir Herr
Geyer freundlichst zustellte, zeigen die Formen aus Basels Umgebung
meist kleine Dimensionen.
53. Chondrula quadridens Müller.
Verbreitung um Basel: Kaiserstuhl. Klein Kems (Gyßer; ich habe
sie hier selbst nicht gefunden).
Verbreitung in der Schweiz: Ein bekanntes Bild: Von der lema-
nischen Pforte her dringt die mediterrane Art fächerartig vor, folgt
zunächst dem Südfuß des Jura nach Grandson, Neuchätel und an den
Bielersee, und erreicht auch im Mittelland vereinzelte Stationen (Murten;
Belp südlich Bern); benützt auf der andern Seite die Rebstöcke von
La Cöte und La Vaux als Wegweiser und gelangt über Morges, Lausanne,
Br Ro
Yvorne, der Rhone nach aufwärts ins Wallis bis Ardon, unterhalb Sion.
Auch kleine Nebentäler (Örmont, Villars) werden besiedelt.
Abseits von diesem westlichen Territorium gelangt eine zweite
schweizerische Kolonie im Kanton Graubünden zu hoher Blüte. Im
ganzen nördlichen Teil, im Prättigau, Schanfigg, auf der Lenzer Heide,
im Unter-Engadin finden wir unsere Turmschnecke verbreitet. Mit
dem Rheine gelangt sie von Chur nach Sargans und ins St. Galler
Rheintal und betritt selbst Appenzeller Boden.
Den direktesten Weg nach der Schweiz wählten aber jene Tiere,
die uns am Luganersee und auf der Südseite des Simplon (Gondo.
begegnen.
Allgemeine Verbreitung: Chondrula quadridens zeigt eine ähn-
liche Verbreitung wie tridens. Von der Nordostecke Spaniens, Valencia
und die Balearen inbegriffen, erstreckt sich ihr Gebiet über Süd-
Frankreich, Ober- und Mittel-Italien (mit Korsika und Sardinien), über die
südlichen Alpentäler, sowie über die Balkanhalbinsel bis zur jonischen
Küste und nach Thessalien. Aber auch kleinasiatischer Boden (Spo-
raden, Cypern) wird in ihr Areal eingezogen. Im Nordosten treffen
wir die letzten Ausläufer in den Alpentälern Süd-Tirols, Kärntens und
Steiermarks. Vereinzelte Vorposten lösen sich los von diesem zu
sammenhängenden Verbreitungsbezirk. Sie dringen der Völkerstraße
längs der Rhone entlang in die Schweiz und durch die burgundische
Pforte und der Mosel nach ins Rheintal (Elsaß, Kaiserstuhl, Trier, Bonn).
Vertikale Verbreitung : Die vierzähnige Turmschnecke steigt in den
Alpen bis zur obern Waldregion empor. Ich kenne folgende Fundorte:
Schuls 1220 m, Tschiertschen 1340 m, Ahrental (Tirol) 1500 m ü. M.
Zur Lebensweise: Wie bei tridens.
Bemerkung: Die beiden Chondrula-Arten fallen bei ihrem Wärme-
bedürfnis durch die vertikale Verbreitung auf. Im Schanfigg hatten
wir im Hochsommer zehn Tage lang dichtesten Nebel bei 4—6°, Ende
Juli einmal sogar Schnee bis auf 1500 m herunter. Es kommt unseren
xerothermen Tieren offenbar nicht auf einen langen Sommer, als viel-
mehr auf intensive, wenn auch kurze Sonnenbestrahlung an. Die Kälte
wird zu jeder Zeit schlafend überwunden.
Die Gehäuse von Tschiertschen besitzen im Maximum eine Länge
von 9 mm, haben aber mindestens 8 volle Umgänge. Im Vergleich mit
Neuenburger-Exemplaren haben wir hier Miniaturformen vor uns, was
bei der kurzen Fraßzeit im Hochgebirge nicht verwunderlich ist.
Genus Acanthinula Beck.
54. Acanthinula aculeata Müller.
Verbreitung um Basel: Mühlhausen, Rheingenist, Freiburg. Birs-
genist, Gempenfluh, Asp. Käferholz.
Verbreitung in der Schweiz: Acanthinula aculeata bewohnt die
ganze Schweiz nördlich und südlich der Alpen, soweit es die meteo-
7
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rologischen und topographischen Verhältnisse zulassen. Sie fehlt nir-
gends auf große Strecken.
Allgemeine Verbreitung: Diese winzige, stachelige Schnirkel-
schnecke ist ein Ubiquist der Palaearktis und bewohnt trotz ihrer
Seltenheit ein großes Areal. In Europa scheint sie nur dem polaren
Norden, wo sie durch harpa ersetzt wird, und der Südspitze der
Balkanhalbinsel zu fehlen. Im Süden erreicht sie Marokko, im Osten
übersteigt sie den Kaukasus und dringt auf persischen Boden vor.
Vertikale Verbreitung: Im Gebirge trifft man die Art bis in die
obere Waldregion. Im Bündnerland fand ich sie bei 1380 m Höhe.
Diem erbeutete sie im Calfeisental 1560 m hoch.
Zur Lebensweise: Bei nasser Witterung, nach anhaltendem
Regen klettern die Schnecklein aus ihrem Versteck hervor und kriechen
an faulem Holz, an Baumstrünken umher. Sonst hat man sie unter
gefallenem Laub und etwa im Mulm und Moos kleiner Felsbänder zu
suchen. Die nassen Laub- und Tannenhochwälder sind ihre Heimat,
aber auch feuchte Nordwiesen werden betreten. Von der Beschaffen-
heit des Bodens sind sie unabhängig.
Bemerkung: Hesse stellt Acanthinula endgültig in die Familie
der Buliminiden.
55. Acanthinula lamellata Jeffr. (— harpa Say).
Verbreitung um Basel: Rechtes Rheinufer oberhalb Basel (Bier-
burg). Birsgenist (?).
Verbreitung in der Schweiz: Im hiesigen Museum liegen unter
diesem Namen Gehäuse aus dem Jura, ohne genaue Fundortangabe.
Ich halte sie alle für aculeata mit etwas abgeschliffenen Rippen. Das
Verhältnis dieser Abweichung zum Typus ist etwa dasselbe, wie
zwischen Vallonia costata und helvetica. Auch die angeschwemmten
Gehäuse an der Birs sind mir als abgeglättete aculeata verdächtig. —
Ehrmann entdeckte harpa bei Zermatt. Clessins Verbreitungsangabe
«in der Schweiz» ist wohl auf diesen einen Fund zurückzuführen.
Allgemeine Verbreitung: Die vorliegende Art gehört dem hohen
Norden an. Circumpolar, wie sie ist, bewohnt sie England, Skandi-
navien und den ganzen Norden Eurasiens bis ins Amurland und zur
Tschuktschenhalbinsel. Ganz vereinzelte Funde werden von der Nord-
deutschen Küste genannt. Aber auch Nordamerika von den Nordwest-
Territorien bis zur atlantischen Nordküste mit Canada wird von ihr
bevölkert. Außer Ehrmann hat sie neuerdings auch Craven in den
Alpen aufgefunden.
Vertikale Verbreitung: Der Fundort bei Zermatt liegt 2100 m hoch.
Diese Art steht der vorangehenden in der vertikalen Verbreitung kaum
nach.
Zur Lebensweise: Nach Morses Untersuchungen ist das Tier
ovovivipar. In unwirtlicher Heimat durchläuft es die ersten Entwick-
RER
lungsstadien im Mutterleibe und kommt als hochdifferenzierter Embryo
zur Welt. Die Beispiele sind bekannt, wo tiefe, glaciale Temperaturen
im Hochgebirge und in der Arctis eine Modification der Ontogenie
verursachen. Ich erinnere an ähnliche Verhältnisse bei Pyramidula
rupestris.
Bemerkung: Mein Fund bei der Bierburg wurde von Prof. Godet
kontrolliert und als Acanthinula lamellata Jeffr. bestätigt. Geyer, der
dem einzigen Gehäuse großes Interesse entgegenbrachte und zur Ver-
gleichung nach Stuttgart mitnahm, bestimmte dasselbe als Ac. aculeata
var. sublaevis West.; lamellata sei anders gebaut. Kann also ohnehin
zwischen bedeutenden Autoren eine große Meinungsverschiedenheit
bestehen über die Stellung gewisser Einzelexemplare innerhalb des
Genus Acanthinula, so muß hiezu noch folgendes bemerkt werden:
Clessin I. (Deutsche Exc. Moll. Fauna) nennt Ac. lamellata Jeffr., der
Iconographie folgend, von Kiel und Rügen, von England und den
nordischen Ländern Europas. Ac. harpa Say wird nicht erwähnt. —
Clessin II. (Österr.-Ungarn-Schweiz) läßt lamellata völlig weg, kennt
aber harpa aus der Schweiz und aus den Polargegenden. Die Heimat
beider Arten wäre somit im Norden dieselbe, und der Gedanke liegt
nahe, ob es sich hier nicht um 2 Spielarten desselben Tieres handle.
Nun erklärt aber Morse, allerdings mit etwas tendenziöser Bestimmt-
heit (er möchte seinem Genus Zoogenetes Geltung verschaffen): «the
two European species (lamellata und aculeata) .... are both much
smaller than Zoog. harpay. Und weiter: «A. lamellata bears no res-
semblance to harpa, and though aculeata is more like harpa, yet the
enlarged outline of the head of aculeata ..... is quite dissimilar to the
same portion in Z. harpa». Mit dem Vereinigungsgedanken wäre dem-
nach nichts. Bin ich nun auch mit meinem spärlichen Material einst-
weilen nicht in der Lage zur Klärung der Situation beizutragen, so
verhalf es mir doch zu der Erkenntnis, daß eben diese Situation noch
sehr unklar ist, und daß die diesbezüglichen Angaben gewisser Autoren
nur mit äußerster Vorsicht tiergeographisch verwendet werden dürfen.
Fam. Cochlicopidea.
Genus Cochlicopa Risso.
56. Cochlicopa lubrica Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen. Ebene Istein-Klein
Kems, Kaiserstuhl. Basel Augst, Rheinebene Michelfelden - Rosenau,
Groß Hüningen, Kanalufer, Fischzuchtanstalt. Ebene von Neu Allschwil.
Allschwil-Schönenbuch, Südhalde Rheinach, Südhalde Oberwil-Benken.
St. Jakob. Birsgenist. Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Schloß
Dorneck. Gempenstollen, Wartenberg, Schleifenberg, Nuglar, Böckten.
Landskron, Blauen, Pfäffinger Schloß, Untere Klus, Froburg, Bölchen,
Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Vallanvron. Dinkelberg, Riehen-
—. :100,—
Bettingen, Riehen-Inzlingen, Volkertsberg, Hohe Flum. Wiesegenist,
Käferholz. Säckinger Bachgelände, Ruine Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Die ganze Schweiz gehört zum
Areal der „Achatschnecke‘“.
Allgemeine Verbreitung: Cochlicopa ist ein Ubiquist des palae-
arktischen Reiches. Sie ist circumpolar und bewohnt selbst die spär-
lichen Triften Grönlands und Islands. Im Süden dringt sie sicher bis
zur Mitte der drei südlichen Halbinseln vor, fehlt den Inseln des west-
lichen Mittelmeeres nicht und soll selbst in Nord-Afrika gefunden wor-
den sein. Ganz Asien nördlich der großen Steppen, der Kaukasus,
Armenien, Kaschmir, der Altai, Sibirien, Transbaikalien und Japan,
aber auch der Nordosten Amerikas, alle diese unabsehbaren Ländereien
fallen in ihr Verbreitungsgebiet.
Vertikale Verbreitung: Cochlicopa steigt hoch in die alpine Region
hinauf. Zur Illustration diene folgende Auswahl von Fundorten: Calf-
eisental 1350 bis 1800 m; Alpstein 1500 bis 1550 m; Mürren 1700 m;
Tirol 1300 bis 2000 m; Urden Alp 2000 m; Falknis 2050 m; Bergell
1350 bis 2250 m.
Zur Lebensweise: Punkto Feuchtigkeitsbedürfnis läuft diese Art
mit dem großen Haufen, bewohnt aber keineswegs nur nördliche Wiesen,
üppige Bachränder und schattige Laubwälder mit bemoosten Felstrüm-
mern, sondern gelegentlich ebensogut magere Weiden, Nadelgehölz,
trockene, lehmige Südhalden, den Mulm sonniger Randfelsen, Gras- und
Moosbänder alter Mauern und steinige Schotterwälle. Sie fühlt sich
in der Ebene und im Gebirge daheim und weiß sich allen Verhältnissen
anzubequemen.
Bemerkung: Jedem Sammler fällt bei dieser Schnecke die Fähig-
keit auf, die Wachstumsgrenze innert weiten Schranken zu verschieben.
Sie tritt oft in zwei Größen auf, die vom Palaeantologen unbedingt
auch als zwei selbständige Arten würden beschrieben werden, wenn
er sie in verschiedenen Sedimenten getrennt von einander fände. Das-
selbe Vorgehen dürfte dem Biologen umsoweniger verargt werden, als
die kleine forma minima (4 bis 5 mm lang) nie den Eindruck einer
Kümmerform hinterläßt, sondern stets wohlgebaut, glänzend und äußerst
zierlich erscheint. Oft ist es ganz offenkundig, daß die physikalische
und petrographische Beschaffenheit des Substrates (große Trockenheit,
Mangel an Vegetation, alt krystalline Unterlage) eine Verkleinerung
des Gehäuses nach sich zieht. Nicht selten aber versagen diese Er-
klärungen, wenn etwa neben stattlichen, vollwüchsigen Exemplaren
(5,5 bis 7 mm lang) plötzlich diese Zwergformen zum Vorschein kom-
men, was auch tatsächlich häufig geschieht. Wir dürfen aber an-
nehmen, daß bei aller Gleichheit der lokalen Lebensbedingungen an
bestimmten Fundorten der Werdegang jedes einzelnen Individuums
infolge seiner geringen locomotorischen Energie auf ein ganz indivi-
duelles, engumgrenztes Micro-Territorium beschränkt bleibt und von
diesem sein eigentümliches Gepräge erhält. Damit ist der Gedanke
— 11 —
an eine „kleine Art“ keineswegs beiseitegelegt, und es möchte sich
lohnen, hier die Probe des Mendel’schen Gesetzes anzustellen.
Die Var. columna Cless. dürfte wenig taugen; bei reichlichem
Material ist sie überall zu finden, bei großen, typischen Gehäusen so-
wohl, als bei Zwergformen. Das Verhältnis der Länge zur Breite ist
am selben Fundort äußerst variabel.
Genus Caecilianella Stab.
57. Caecilianella acicula Müller.
Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinufer Bierburg.
Rheinebene Istein-Klein Kems. Kaiserstuhl. Groß Hüningen. Ebene von
Rosenau. Rheingenist. Ebene Neu Allschwil. Birsgenist. Südhalde Rei-
nach. Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Schauenburg. Blauen, Pfäffinger
Schloß, Untere Klus, Landskron. Frenkeanschwemmungen, Delsberg.
Wiesegenist. Riehen-Inzlingen, Degerfelden, Riehen-Bettingen.
Verbreitung in der Schweiz: Trotz der relativ spärlichen Angaben
ist nicht daran zu zweifeln, daß die ganze Schweiz zum Areal dieser
Schnecke gehört, soweit nicht Granit- und Gneisböden in Betracht kom-
men. Alt krystalline Gesteine scheint das Tier tatsächlich zu meiden.
Allgemeine Verbreitung: Wie Cochlicopa zeigtCaecilianella weiteste
Verbreitung. Sie bewohnt mit Ausnahme Rußlands, Nord-Skandinaviens,
Süd-Spaniens und Süd-Griechenlands ganz Europa. Im Süden erreicht
sie über Italien noch Malta, dann die Balearen und Portugal, aber
auch Mittelgriechenland, und wandert östlich über den Kaukasus hin-
aus. Sie scheint mediterranen Ursprungs zu sein.
Vertikale Verbreitung: In den Alpen steigt die „Blindschnecke“
bis zur Tannenregion hinan. 1006 m werden nicht selten überstiegen.
Mein höchster Fund stammt von Tschiertschen bei 1330 m Höhe.
Zur Lebensweise: Die blinde, glashelle Schnecke führt in Fels-
spalten, an Pilanzenwurzeln und im Haldenschutt ein äußerst ver-
borgenes Leben. Sie steigt nie ans helle Tageslicht hervor. Den größten
Teil ihres Daseins, besonders den Sommer, bringt sie in der Erde zu, wo
sie dem Aase nachspürt. Zu ihrem Fortkommen bedarf sie nur geringer
Feuchtigkeit; sie weiß sich mit dürftigster Nahrung zu bescheiden. Sie
ist aber auch ein muscicoles und für den Felsenmulm charakteristisches
Tier, das im Winter unter dem Schnee lebendig gesammelt werden kann.
Bemerkung: Bei der Annahme, die Art sei der konstant kühlen
Temperatur wegen zur cavicolen Lebensweise gelangt, wäre zu ge-
wärtigen, daß die eiszeitlichen Verhältnisse des Hochgebirges eine
häufigere Rückkehr ans Tageslicht veranlassen würden. Meine und
fremde Beobachtungen bestätigen diese Erwartung nicht. Subterrane
Lebensweise darf nur cum grano salis als Kennzeichen glacialen Re-
lictentums herbeigezogen werden.
Meine größten Exemplare dieser Art haben 5,5 mm Länge. Auf
trockenem Alluvialboden finden sich oft auffallend kleine Gehäuse.
.
— 12 —
Fam. Pupidae.
Genus Orcula Held.
58. Orcula dolium Drp.
Verbreitung um Basel: Rheinbord Bierburg. Kaiserstuhl. Schotter-
wall Fischzucht. Rheingenist. Waldrand ob Mönchenstein (Grut).
Wartenberg, Schleifenberg, Sissacher Fluh, Kaltbrunnental. Pfirt, Blauen,
Schmutzberg, Bölchen, Paßwang, Beinwilertal, Fringeli, Hasenmatte,
Vallanvron, Les Brenets. Riehen-Bettingen (Bachrand), Grenzacher
Hörnli, Volkertsberg. Wiesegenist, Kandern (Kobelt).
Verbreitung in der Schweiz: Orcula dolium bewohnt den Jura, die
nördlichen Kalkalpen, sowie die Schiefer der Nordostecke Graubündens.
Der Alpenkamm dürfte in der Schweiz kaum überstiegen werden. Die
Angaben aus dem Mittelland sind sehr spärlich. Suter entdeckte die
Art am Ütliberg. Sie hält sich offenbar streng an den Kalk und meidet
die Molasse der Hochebene.
Allgemeine Verbreitung : Die „Tonnenschnecke“ folgt mit den meso-
zoischen Formationen dem Alpenzug von den Seealpen bis nach Steier-
mark und über die Oberungarischen Kalkgebirge nach Siebenbürgen.
Südwärts überschreitet sie die Wasserscheide allerdings nur ausnahms-
weise (Isonzotal). Dem Schweizerischen Jura folgend, erreicht sie den
Muschelkalk des Dinkelberges, sowie die Südwestecke Württembergs. -
Für die lokalen Funde in der Rheinebene unterhalb Basel muß der
Strom verantwortlich gemacht werden.
Vertikale Verbreitung: Mit dem Laubwalde erreicht das Tier im
Jura und in den Voralpen bedeutende Höhen; die obere Waldgrenze
wird aber nie überschritten.
Zur Lebensweise: Orcula dolium ist eine für Bergländer charak-
teristische Busch- und Waldschnecke. Die steinigen Schutthalden
unserer Jurawälder kommen ihrem Schatten- und Kalkbedürfnis prächtig
entgegen. Wie Buliminus obscurus zeigt sie oft ein mit Erde inkrustier-
tes Gehäuse, das sie dem spähenden Blicke des Feindes entzieht.
Bemerkung : Die Dimensionen der Gehäuse sind sehr schwankend;
besonders variert das Verhältnis der Länge zur Breite. Im Durch-
schnitt wird die von Clessin angegebene Länge nicht ganz erreicht,
im einzelnen aber auch ziemlich überschritten (bis 8 mm). Dagegen
ist der Durchmesser um 1 mm zu kurz angegeben; es liegt hier
in der „Exkursions-Molluskenfauna“ offenbar ein Druckfehler vor. Die
Gehäusebreite schwankt zwischen 2,8 und 3,8 mm und beträgt selten
weniger als 3 mm. Eine Größenabnahme mit zunehmender vertikaler
Erhebung ist i..d. R. nicht zu konstatieren. — Mein kleinstes Gehäuse
ist 5,8 mm lang (Paßwang); ich fand aber am selben Fundort auch
viel größere Stücke. Auch kann man am gleichen Berghang im-, uni-
und triplicate Schalen sammeln ; es lohnt sich nicht, diese Erscheinungs-
formen als Varietäten voneinander zu reißen. Forma triplicata überwiegt.
Orcula doliolum Brug. fehlt der Umgebung Basels.
— 105 —
Genus Pupa Drp.
59. Pupa frumentum Drp.
Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg, Schallbach, Müllheim,
Kaiserstuhl. Groß Hüningen (Festungstrümmer), östlich und nördlich
Rosenau, Türkheim. Allschwil-Schönenbuch Südhalde Reinach. St. Jakob
(Bahndamm), Birsgenist, Schänzli (Schotterhalde), Liestal (Studer). Gren-
zacher Hörnli (Eder), Tüllinger Hügel, istein-Klein Kems.
Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien von Pupa frumentum
verteilen sich, das Urgebirge und die jurassischen Hochtäler aus-
genommen, auf die ganze Schweiz, das Tier folgt sogar den inner-
alpinen Jurazungen durch das Oberrheintal nach dem Herzen der Schweiz,
dem Gotthard. Über die nördlichen Kalkalpen und das Mittelland sind
die Fundorte ziemlich gleichmäßig, wenn auch in gewissen Abständen
verteilt; im Jura beschränken sie sich mehr auf den Südabfall der
Kette. An siüdalpinen Fundorten nenne ich aus meiner Sammlung
Lugano und Rovio.
Allgemeine Verbreitung: Die Heimat dieser Schnecke liegt im
Süden. Von den spanischen Pyrenäen erstreckt sich ihr Areal über
Süd- und Mittelfrankreich und erreicht das südbelgische Bergland.
Es umfaßt Elsaß-Lothringen, das Mainzer Becken und die Schweiz,
und erreicht dem Jura und den nördlichen Kalkalpen entlang das Dinkel-
bergplateau, sowie schwäbischen und südbayrischen Boden (bis zum
Ostrand des Fränkischen Jura). Im Süden verfolgen wir sie in Italien
bis zu den Abruzzen, in der Balkanhalbinsel nach Bosnien und Serbien
hinein. Die Ostgrenze verläuft durch Rumänien, wohl parallel den
transsylvanischen Alpen und umschießt Ungarn. Wir begegnen dem
Tier aber auch in den Österreicher- und Salzburger-Alpen, so daß die
süddeutschen und ostschweizerischen Kolonien ebensogut auch von
dieser Seite könnten erworben worden sein. Vereinzelte Vorposten
werden, offenbar von Südwesten her, gegen Norddeutschland vor-
geschoben, so in die Rhön, den Thüringer Wald und nach dem Harz-
Vertikale Verbreitung: Mit dem Rebstock steigt das « Getreide
korn» an den Südhalden empor, wagt sich aber, 1000 m übersteigend
bis zur obern Waldregion hinauf. Aus dem Tirol wird sie aus 1300 m
Höhe noch gemeldet.
Zur Lebensweise: Trockene, südlich exponierte Gras- und Reb-
gelände beherbergen diese Bodenschnecke sehr oft. Auch im Mulm
warmer Randfelsen fühlt sie sich wohl, klettert aber nicht an ihnen
empor, sondern klebt an der Scholle und regt sich, wie viele südliche
Schnecken, erst auf den kühlen Abend, um ihren Rundgang durch
Wurzeln und Rhizome auszuführen. Der xerotherme Charakter dieser
Art spiegelt sich deutlich in der Farbe und Konsistenz des Gehäuses.
Bemerkung: Von Modicella avenacea unterscheidet sich Pupa
frumentum stets durch die regelmäßige feine Rippung des Gehäuses.
— 14 .—
Im Vergleich zu Tessinerformen (Rovio: 11 mm) und zu den
Clessinschen Maßen erscheinen meine nordschweizerischen Gehäuse
klein. Ihre Länge bewegt sich zwischen 6,5 und 8 mm, mit etwa 7 mm
durchschnittlich. Neben andern Faktoren ist bei einem Erklärungsver-
such für diese Erscheinung wohl in erster Linie an die verkürzte Fraß-
zeit zu denken infolge des längeren nordalpinen Winters
60. Pupa secale Drp.
Verbreitung um Basel: Rheingenist, Kaiserstuhl. Birsgenist. Schloß
Birseck, Gempenplateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifenberg, Kalt-
brunnental. Landskron, Blauenkette (auch Südseite), Untere Klus,
Pfäffinger Schloß, Klein Lützel, Frohburg, Hauenstein (Südseite), Bölchen
(auch Südseite und-Kulm), Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Hasenmatte,
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (Südseite), Grenzacher Hörnli,
Südhalde Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß, Wolfschlucht,
Efringen, Istein-Klein Kems.
Verbreitung in der Schweiz: Pupa secale bewohnt die ganze
Schweiz, soweit ihr nicht altkrystalline Gesteine das Dasein verunmög-
lichen. Ohne genügend Kalk geht das Tier zugrunde.
Allgemeine Verbreitung: Von der Mitte der 3 südlichen Halbinseln
ungefähr erstreckt sich das Areal des «Roggenkorns» nordwärts; es
umfaßt Serbien, Bosnien, Kroatien, Österreich mit Tirol, Nord-Italien,
den Norden der Pyrenäenhalbinsel, Süd- und Ostfrankreich, die Schweiz,
sowie Süd- und Mitteldeutschland und klingt in Süd-England, Belgien
und den norddeutschen Randgebirgen allmählich aus. Den Grenz-
gebirgen Böhmens und Nord-Ungarns scheint die Art zu fehlen.
Vertikale Verbreitung: Mit der obern Grenze der Baumregion
erreicht Pupa secale bedeutende Höhen. Im Jura übersteigt sie oft
die 1000 m Niveaulinie und klettert im Hochgebirge zur alpinen Region
hinan. (Alpstein 1450 m; Mürren 1700 m.)
Zur Lebensweise: Pupa secale ist eine Wald- und Bergschnecke;
sie bewohnt mit Vorliebe Halden mit wenig Unterholz und dicht ge-
säten Felstrümmern, an denen sie bei Regenwetter gerne aufsteigt.
An den Steinmauern unserer Juraweiden kann sie nach naßkalten Tagen
massenhaft abgelesen werden. Sie fehlt aber auch dem Mulme sonniger
Randfelsen nicht und wird selbst in benachbartem Tannengehölz ge-
funden. Nicht selten klettert das Tier an Bäumen (Buchen, Wach-
holder) auf, verbirgt sich aber auch im Wurzelgewirr magerer Grasinseln,
die auf den Felsen und Ruinen unserer Berge kümmerlich gedeihen.
Trockenheit und Sonnenbestrahlung erträgt die Schnecke schadlos;
beides ist ihr bis zu einem gewissen Grade Bedürfnis:
Bemerkung: In der Ausbildung der Mundbewaffnung herrscht
große Inkonstanz, ebenso in der Länge des Gehäuses am selben Fund-
ort. Beispielsweise varieren die Exemplare vom Bölchen zwischen 5,6
—- 105° —
und 8,2 mm. Zu bestimmen, wo dabei Var. minor Kregl. aufhören und
Var. gracilior Kregl. anfangen soll, ist mir unmöglich.
Von avenacea ist secale durch die regelmäßige Rippung, die sie
mit frumentum gemein hat, sicher zu unterscheiden.
Pupa secale steht in der Mitte zwischen einem typischen Süd-
haldentier und einem Waldmollusk. Sie hat von beiden etwas, ist aber
weder das eine noch das andere ausschließlich.
Genus Modicella Adams.
61. Modicella avenacea Brug.
Verbreitung um Basel: Birsgenist, Schloß Birseck, Schloß Dorneck,
Gempenplateau, Schauenburg. Landskron, Unt. Klus, Pfäffinger Schloß,
Hauenstein (Südseite), Hasenmatte. Rötteler Schloß, Efringen, Istein-
Klein Kems.
Verbreitung in der Schweiz: Die kalkstete Schnecke folgt in erster
Linie dem Jura und den nördlichen Kalkalpen. Aber auch dem Mittel-
lande bleibt sie nicht fremd; Funde vom Genfersee, von Bern, aus
der Umgebung Zürichs, aus dem Appenzell u. a. zeigen eine erfolgreiche,
wenn auch noch beschränkte Besiedelung der gebirgigen Hochebene.
Sowohl auf Molasse, als auch auf subalpiner Nagelfluh vermag das
Tier sehr wohl noch zu gedeihen. Aus der allgemeinen Verbreitung zu
schließen, dürfte die Art auch der süd- und inneralpinen Juraformation,
soweit sie für die Schweiz in Betracht kommt, nicht fehlen. Das ganze
Bündnerschiefergebiet im Osten mitsamt dem Unter Engadin wird von
ihr bewohnt.
Allgemeine Verbreitung: Im Süden ist dieser Art die Grenze etwas
weiter gesteckt als der vorigen. Sie bewohnt Nordspanien (Letourneux
gibt sie sogar von Nord-Algerien an), ferner ganz Italien bis Sizilien,
sowie die Balkanhalbinsel bis in die Täler des Pindos. Gegen Norden
verbreitet sie sich über das gebirgige Frankreich, erreicht Nieder-
lande, Belgien una das Rheintal und soll unter dem mildernden Ein-
fluß des Meeres selbst auf Bornholm und auf den Kalkgebieten Süd-
Skandinaviens gedeihen. Den nördlichen Kalkalpen und dem ganzen
Jurazuge folgend, erreicht sie die Schweiz, Württemberg und Bayern,
wo sie gegen den Main hin (Würzburg) allmählich zurücktritt und end-
lich verschwindet. In der Nähe des Rheines, auf vereinzelten Jura-
platten und Tertiärhügeln fand. ich das Tier auch auf badischem
Boden, es scheint jedoch dem Schwarzwald, Muschelkalk und Urgestein
ii d.R. zu fehlen. Zu seinem Areal gehört ferner ganz Österreich-
Ungarn, mit Ausnahme Böhmens. Die Salzburger- und Österreicher-
Alpen werden nordwärts nicht überschritten. — Außerhalb dieser spe-
zifisch alpinen Heimat treffen wir unser «Haberkorn» noch im Kausasus.
Vertikale Verbreitung: Als echte Gebirgsschnecke finden wir
avenacea noch in bedeutender Höhe. Zur Illustration mögen folgende
>
Fundorte dienen: Brünig 1004 m, Unter-Engadin 1200 m, Salzburger Alpen
14—1500 m, Tirol 1500 m, Calfeisental 1790 m, Alpstein 1450 —1850 m.
Zur Lebensweise: Wie wenige unserer Gehäuseschnecken wohnt
M. avenacea fast ausschließlich an Felsen, sei es an Kalk, Molasse oder
Nagelfluh, an welchen sie nach Regenwetter zu Tausenden emporsteigt.
Trockenere Zeiten überlebt sie im Mulm und unter Steinschutt. Sie
findet sich sehr oft in Gesellschaft von Pyramidula rupestris und Pupa
secale, von welch letzterer sie sich aber durch die sehr unregelmäßige
Linierung bezw. Rippung sicher unterscheidet.
Bemerkung: Die Ausbildung der Gaumenfalten ist auch hier
sehr unbeständig. Die Länge des Gehäuses schwankt zwischen 7,5 mm
(Chur) und 5 mm, erreicht aber gerade im Jura das Clessin’sche Maß
von 7 mm selten. Auch am selben Fundort besteht große Variabilität
in den Dimensionen.
Genus Pupilla Leach.
62. Pupilla muscorum L.
Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinufer Bierburg,
Rheingenist, Leopoldshöhe, Kaiserstuhl, Freiburg. Basel Augst, hinter
Anstalt Friedmatt, Hegenheimerstraße (Acker), Tramdepöt Neu Allschwil,
Burgfelden, Groß Hüningen, nördlich Rosenau. Hegenheimer Wald,
Batterie, Südhalde Reinach, Südhalde Benken. Birsgenist, hinter Schänzli
bei St. Jakob, Bahndamm St. Jakob. Schloß Birseck, Wartenberg,
Frenkeanschwemmungen. Landskron, Pfäffinger Schloß, Bölchen (Süd-
seite). Riehen-Inzlingen, Hohe Flum, Wiesegenist, Rötteler Schloß, Istein-
KleinKems. Sausenburg. ’
Verbreitung in der Schweiz: Berücksichtigen wir außer lokal-
faunistischen Angaben in der Literatur auch die allgemeine Verbreitung
dieser Art, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die ganze
Schweiz in ihr Areal fällt. Immerhin hat die Vorliebe für kalkigen
Boden eine auffallende Abnahme der Individuenzahl im Mittelland und
vor allem in den Granitalpen zur Folge.
Allgemeine Verbreitung: Pupilla muscorum ist ein Ubiquist der
palaearktischen Region. Obgleich sie selbst von Nord-Marokko angegeben
wird, dürfte sie in Europa doch den südlichsten Vorsprüngen der
Pyrenäen- und Balkanhalbinsel fehlen. Im hohen Norden werden die
Breiten Finnlands nicht mehr überschritten. Dann aber greift ihr Areal
weit nach Asien hinein, umfaßt Sibirien bis in den fernen Osten,
Transbaikalien, den Altai und den Kaukasus mit seinen Hinterländern. —
In jüngster Zeit soll sie durch den Menschen nach Newyork verschleppt
worden sein.
Vertikale Verbreitung: Die Art klettert bis zur alpinen Region
hinan und ist nicht selten über 2000 m noch zu treffen. Bei Tschiert-
schen fand ich sie 1340 m hoch; bei Mürren wurde sie bei- 1700 m,
am Alpstein bei 2150 m und im Tirol bei 2300 m Höhe gesammelt.
— 17 —
Zur Lebensweise: Der deutsche Name Moosschraube gibt ein
völlig ungenügendes Bild vom Vorkommen dieses Tieres. Mit den
Vallonien zusammen trifft man dasselbe überall auf Magerweiden, an
trockenen warmen Südhalden, im Gemäuer alter Burgen, an Reben und
Gartenumzäunungen, besonders auch im Mulme sonniger Randfelsen,
dann aber auch im steinigen, aber schattigen Walde, an moosbedeckten
Felsbrocken, an Grabenrändern und in feuchten Wiesen. Eine unge-
heure Fähigkeit, sich der Situation anzubequemen, zeichnet diese zähe,
gesellige Schnecke aus. Wir beobachten sie gleichermaßen in der
Ebene, wie im Gebirge; kalkigen Formationen (Alluvialboden, Löß,
Tertiär und Jura) gibt sie den Vorzug, verzichtet aber weder auf
triasische noch auf altkrystalline Gesteine ganz. Sie klebt an der
Scholle und exponiert sich selten an Pflanzen oder nackten Steinen.
Am schönsten entwickelt sie sich am Rhizom- und Wurzelwerk südlich
geöffneter Halden.
Bemerkung: Pupilla Sterri Voith (P. cupa Jan: s. No. 63), die
nach Geyer mit zunehmender Höhe muscorum verdrängen soll, kenne
ich von den Höhen unseres Jura nicht.
Auffallend ist bei P. muscorum die scheinbare Gesetzlosigkeit
in der Größe und im Bezähnungsmodus. Bei uns schwankt die Ge-
häuselänge zwischen 2,77 und 3,5 mm. Kleine Gehäuse zeigen oft
deutliche Bezahnung, während unter stattlichen Stücken dann und wann
forma edentula auftritt.
63. Pupilla cupa Jan.
Verbreitung um Basel: Isteiner Klotz, Inzlinger Bachrand
(Dinkelberg).
Verbreitung in der Schweiz: Möglicherweise ist das bei uns
seltene Tier da und dort im östlichen Jura zu treffen. Geyer fand es
bei Neuhausen am Rheinfall. Dem Basler und Neuenburger Jura fehlt
die Art jedoch. Im übrigen ist ihre Verbreitung in der Schweiz noch
ganz terra incognita.
Allgemeine Verbreitung: Pupilla cupa (P. Sterri Voith) gehört
den Ostalpen an. Sie wird angeführt aus den Bayrischen und Tiroler
Alpen, aus der hohen Tatra und aus Siebenbürgen. Boettger meldet
sie sogar von Transkaspien. Nordwärts schickt sie ihre Pioniere nach
dem süddeutschen Jurazug (vom Rhein bis zum Main) und hat von
hier auch die Schweiz und das obere Rheintal erreicht. Meine Gehäuse
vom Isteiner Klotz stellen den westlichsten, mir bekannten Fundort dar.
Vertikale Verbreitung: In Tirol soll die Schnecke über 1600 m
noch getroffen worden sein.
Zur Lebensweise: Pupilla cupa ist eine sehr wärmeliebende Art;
sie bevorzugt besonnte Felsen, hält sich im Mulm verwitterter Steine
auf und muß an den unterirdischen Stengeln xerophiler Gräser gesucht
werden. Sie soll sehr kalkstet sein.
—: 18 —
Bemerkung: Herr Geyer hatte die Freundlichkeit, diese Art in
meinem Pupen-Material zu entdecken. Sie soll sich von muscorum
und triplicata durch stärkere Streifung unterscheiden und im Habitus
zwischen beiden drin stehen. Auch gehören strengwalzenförmige
Gestalt und enggewundene, höhergewölbte Umgänge zu ihrer Charakte-
risierung. Bei sorgfältigem Vergleich mit zahlreichen muscorum
Exemplaren versagten obige Kriterien oft völlig, sodaß das Verhältnis
der beiden Formen zueinander für mich noch keineswegs abgeklärt
ist. Es wäre eine wertvolle Untersuchung für sich, diese Beziehungen
klarzulegen. Geyer ist mit seiner trefflichen Sammelmethode und dem
Feuereifer, mit dem er an ein Problem herantritt, der Mann, hier
Wandlung und Licht zu schaffen.
Auch über die allgemeine Verbreitung von Pupilla cupa sind
die Akten keineswegs abgeschlossen. Die vorhandenen Angaben sind
alle sehr allgemein gefaßt und stehen in keinem richtigen Verhältnis _
zu der sorgfältigen Durchforschung mancher Areale.
64. Pupilla triplicata Studer.
Verbreitung um Basel: Groß Hüningen (Festungstrümmer). Ruine
Reichenstein, Schauenburg. Landskron, Untere Klus, Pfäffinger Schloß.
Verbreitung in der Schweiz: Häufige Verwechslungen mit Pupilla
muscorum geben dem Bilde, das sich über die schweizerische Ver-
breitung dieser Art entwerfen läßt, einen sehr problematischen Cha-
rakter. Es zeigt zwar sehr bekannte Züge, die uns bei mehr südlich
stationierten Formen auf Schweizerboden öfters begegnen. Vom
Genfersee aus zweigt ein Ast nordwärts ab, dem Jura folgend, ein
zweiter zieht den Weinbergen und der Rhone nach aufwärts bis nach
Siders. Daß aber auch das Mittelland sein Teil erhält, zeigt der Fund
von Bern, den Studer selbst angibt.
Abseits von dieser westlichen Ansiedelung treffen wir die Art
erst wieder im Bünderschiefer, im Vorderrheintal, Schanfigg und Albula-
gebiet, sowie im Unterengadin
Allgemeine Verbreitung: Pupilla triplicata folgt dem ganzen
mitteleuropäischen Gebirgszug von den Pyrenäen bis zum Kaukasus
und ans Kaspische Meer, verbreitet sich über Süd-Frankreich, Ober-
Italien und die Balkanhalbinsel bis Thessalien, bewohnt ferner Sieben-
bürgen, Steiermark, Kärnthen, Krain, Tirol mit Vorarlberg und die
Südostecke der Schweiz. Vom Rhonetal aus erreichte sie die West-
schweiz und das Elsaß (Hüningen, Straßburg, Zabern) mit Umgehung
der Vogesen. Überraschend ist es, daß Chaster die Schnecke neuer-
dings auch von England nennt; ich glaube daraus schließen zu dürfen,
daß Pupilla triplicata bei ihrer Ähnlichkeit mit muscorum eben immer
noch häufig übersehen wird und daß ihre Verbreitung noch nicht
endgültig geregelt ist.
— 109
Vertikale Verbreitung: Wie alle Bergschnecken erreicht auch
diese bedeutende Höhen. Sie wurde am Alpstein bei 1450 m, im
Tirol bei 1500 m, bei Bozen selbst 1600 m hoch gefunden.
Zur Lebensweise: Wie bei P. muscorum.
Bemerkung: Pupilla triplicata ist konstant kleiner als muscorum,
ist aber im einzelnen eine sehr veränderliche Art. Auch am gleichen
Fundort ist die Ausbildung der Zähne sehr verschieden, und es bedarf
besonders bei wenig zahlreichem Material einiger Ühung, um die Art
als solche erkennen zu können.
Genus Sphyradium Charpentier.
65. Sphyradium edentulum Drp.
Verbreitung um Basel: Rosenau (wohl angeschwemmt), Rhein-
genist, Birsgenist. Untere Klus, Beinwiler Tal (beide mit Var. gred-
leri Cless.).
Verbreitung in der Schweiz: Die kleine, seltene Schnecke entzieht
sich nur zu oft den Blicken des Sammlers oder wird als unfertige
Pupilla beiseite gelegt. Ich kann im Hinblick auf meine Anspülungs-
funde nicht daran zweifeln, daß sie im Jura regelmäßiger auftritt, als
die vorhandenen kümmerlichen Angaben glauben lassen. Häufiger
kennen wir sie aus den nördlichen Kalkalpen und aus dem Bündner-
schiefer ; sie fehlt aber auch dem Mittelland nicht. Gründliche Durch-
forschung des Gebietes dürfte eine allgemeine Verbreitung der eden-
tula-Kolonien dartun.
Allgemeine Verbreitung: Diese interessante Art bewohnt zunächst
den ganzen Zug der Alpen von den Pyrenäen bis nach Siebenbürgen
und Rumänien, ferner den Kaukasus und das Hochland von Armenien.
Von diesem Verbreitungs-> Rückgrat<« aus erweitert sich ihr Areal pseu-
dopodienartig nach Norden und Süden. Wir treffen die Schnecke in
Nordost-Spanien, Süd-Frankreich und in der Schweiz. Dem Apennin
folgt sie über Toskana hinaus; sie soll selbst auf Sizilien zu Hause
sein. Sie bewohnt ferner ganz Österreich-Ungarn, Friaul und Bosnien.
In den deutschen Mittelgebirgen wird sie seltener. Mehr vereinzelte
Posten treffen wir im Flußgebiet der Maas, im Elsaß, längs des Rheines,
in Württemberg, Böhmen und Sachsen (Leipzig), im Thüringerwald
und in der Nordwestecke Deutschlands (Oldenburg). Im hohen Norden
aber ist ihr wieder ein unabsehbares zusammenhängendes Gebiet an-
gewiesen. Es umfaßt Norwegen, Nordrussland, den uralisch-baltischen
Höhenzug und ganz asiatisch Sibirien bis zur Tschuktschenhalbinsel.
Vertikale Verbreitung: Die zahnlose Puppenschnecke ist auch als
forma gredleri Cless. keineswegs nur auf die alpine Region beschränkt.
Forma gredleri finden wir auch in den unteren Talschaften unseres
Jura und in Mitteldeutschland; edentula bezw. inornata Mich. wiederum
erklimmt ganz bedeutende Höhen. Die eine ausschließlich der alpinen
—:. 10,
und arktischen Region, die andere der subalpinen Waldregion und
dem Hügelland zuzuschieben, geht nicht an. Ich bin davon überzeugt,
daß sich die Areale beider Formen in vertikaler und horizontaler
Richtung decken. — Folgende Fundorte veranschaulichen die vertikale
Componente der totalen Verbreitung: Tschiertschen 1350 m, Alpstein
2100 m, Gemmi 2300 m, Tirol 2300 m (f. gredleri); Gürgaletsch 2350 m,
Avers 2410 m.
Zur Lebensweise: Sphyradium edentulum liebt niedere Tempe-
raturen und ist besonders an feuchten, schattigen Örtlichkeiten zu
finden. Wir finden das Schnecklein im Walde, in kühlen Schluchten,
unter gefallenem Laub und feuchten Moospolstern, an faulendem Holz
und an Baumwurzeln. Es ist an trockenen Sommertagen wohl ver-
borgen und schwer zu entdecken. Manchmal am Abend, besonders
aber im Herbste, wann die Tiere vermutlich zur Paarung schreiten,
mag es gelingen, sie an Grashalmen, Blumen (Phyteuma) und Farn-
kräutern, oder dann an Gebüschen und Baumstämmen (Heidelbeeren,
Hasel, Esche) abzulesen. Auch vor dem Nadelwald schrecken sie nicht
zurück und wagen sich im Hochgebirge selbst auf die Magerweiden
hinaus. Eine Abhängigkeit von bestimmtem Gestein ist kaum zu
beobachten.
Bemerkung: Einstweilen halte ich fest daran, daß Sphyradium
gredleri Cless. nur eine völlig entwickelte edentula sei. Das Vor-
herrschen von gredleri im hohen Norden ließe sich, wenn es sich
überhaupt bestätigt, durch die relativ größere Constanz niederer
Temperaturen einigermaßen erklären, wenn es nicht überhaupt verfrüht
wäre, hier etwas erklären zu wollen. Denn ich bin überzeugt, daß
eine minutiöse Untersuchung des alpinen Areals überraschende Resultate
zeitigen würde und daß man mit Sphyradium gredleri ähnliches erleben
dürfte, wie zum Beispiel mit Lartetia, die man lange nur auf wenige
Punkte Süd-Bayerns und Württembergs beschränkt wähnte, heute aber
von allen Seiten gemeldet hört.
Die Art erfährt in den Alpen und im Norden tatsächlich ihre
beste Entfaltung, was nicht verwunderlich ist für ein Tier, das die
ganze Eiszeit miterlebte und auch in seiner Lebensweise den Stempel
eines Glacialreliktes an sich trägt.
Mein größtes Exemplar ist 3,2 mm lang (Unt. Klus; f. gredleri).
Genus Isthmia Gray.
66. Isthmia minutissima Hartm.
Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen, Rheinbord Bierburg,
Rheingenist, Kaiserstuhl. Basel Augst, Festung Hüningen, nördlich
Rosenau (Rheinebene). Schloß Birseck. Wartenberg, Sissacher Fluh,
Birsgenist. Flüh-Hofstetten, Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Beinwiler
Tal (Lange Brücke). Wiesegenist, Rötteler Schloß, Istein-Klein Kems.
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Verbreitung in der Schweiz: Isthmia minutissima fehlt nur den
altkrystallinen Gesteinen der Hochalpen; sie bewohnt im übrigen,
wenn auch mit einiger Konzentration auf Jura und Kalkalpen, die
ganze Schweiz und dringt auf dem inneralpinen Jura weit ins Hoch-
gebirge vor. (Wallis, Bünden).
Allgemeine Verbreitung: Diese „kleinste Puppenschnecke“ be-
wohnt ein gewaltiges Areal, das sich nahezu über ganz Europa erstreckt.
Nur in Nord-Skandinavien und im Peloponnes scheint sie noch nicht
nachgewiesen zu sein, erreicht aber nach Osten über Rußland den
Kaukasus und im Süden die afrikanische Küste des westlichen Mittel-
meeres. Die Ostgrenze ihres Verbreitungsgebietes ist auf asiatischem
Boden zu suchen; sie ist mir im einzelnen nicht bekannt.
Vertikale Verbreitung: An warmen Halden trifft man Isthmia
minutissima noch in bedeutender Höhe; im Schanfigg sammelte ich
sie über 1300 m; auch aus den piemonteser und französischen Alpen
wird sie aus der subalpinen und alpinen Region gemeldet.
Zur Lebensweise: Bei geeigneter Sammelmethode erhält man das
Tier massenhaft im Felsenmulm und Ruinenschutt, im Wurzelgeflecht
trockener, steiniger Abhänge, an Mauern, unter Moos und Efeu.
Seltener findet man die Schnecke auf feuchten Wiesen, etwa an Klee.
Sie ist in erster Linie eine Felsenschnecke und zieht als solche die
Jura- und Kreideformationen entschieden vor. Trotz ihres geselligen
Auftretens wird sie bei ihrer Verborgenheit oft übersehen. Sie zeigt
eine deutliche Vorliebe für trockenes Terrain.
Bemerkung: Die Länge des Gehäuses kann am selben Fundort
varieren zwischen 1,3 und 2 mm.
Genus Vertigo Müller.
67. Vertigo alpestris Alder.
Verbreitung um Basel: Untere Klus, Weißenstein, Doubsgenist,
St. Ursanne. Leider gelang es mir erst kurz vor Abschluß meiner
Exkursionen, diese kleine Art mit Hilfe der eingangs erwähnten Siebe
zu erbeuten.
Verbreitung in der Schweiz: Vertigo alpestris bewohnt sehr
wahrscheinlich den ganzen Jura, obgleich sie erst aus dem Neuenburger,
Basler und Aargauer Teil genannt wird. Nachgewiesen wurde sie
ferner im Wallis (St. Maurice, Sierre) und im Kanton Graubünden,
soweit der Bündner Schiefer reicht. Diese Meldungen geben ein sehr
fragmentarisches Bild vom Vorkommen des Tieres; ich bin davon über-
zeugt, daß das schweizerische Areal dieser winzigen Schnecke in Wirk-
lichkeit größere Zusammenhänge aufweist.
Allgemeine Verbreitung: Ähnlich wie bei Sphyradium edentulum
sehen wir auch hier zwei deutlich voneinander getrennte Verbreitungs-
gebiete. Das eine umfaßt die Zentral- und Ostalpen und zwar die
— IRB
Schweiz, Tirol, Kärnten, Krain, ‚Görz, Friaul, Steiermark, sowie die
böhmisch-ungarischen Grenzgebirge. (Riesengebirge, Sudeten, Tatra,
Karpaten). Vereinzelte, sporadische Funde sind uns ferner aus dem
nördlichen Schwarzwald, der schwäbischen Alb, aus dem Odenwald
und vom Taunus bekannt. Lokal trifft man das Tier auch in Nord
Preußen, Dänemark und England.
Das andre Verbreitungsgebiet gehört dem hohen Norden an;
es erstreckt sich über Skandinavien, selbst über den Polarkreis hinaus
und umfaßt Sibirien bis an den Stillen Ozean und nach Transbai-
kalien hinein.
Vertikale Verbreitung: Die Art meidet als echtes Gebirgstier die
niederen Talschaften und gelangt nur etwa als Flußanspülung in die
Ebene, steigt dagegen bis zur alpinen Region hinan.
Zur Lebensweise: V. alpestris ist eine echte Felsenschnecke; im
Moos und Mulm schattiger Steinbrüche, im Ruinenschutt und an den
Wänden schluchtenartiger Hochtäler führt sie bei spärlicher Kost und
wenig Feuchtigkeit ein sehr verborgenes Dasein.
Bemerkung: Die Verbreitung von Vertigo alpestris verrät den
glacialen Charakter dieser Art. Ist sie mit Vertigo arctica Wall. nicht
enger als nur durch Genus-Bande verbunden? Meine größten Exem-
plare werden wenig länger als 1,5 mm.
68. Vertigo antivertigo Drp.
Verbreitung um Basel: Doubsgenist bei St. Ursanne. Wiesegenist
Steinen-Maulburg. Freiburg (Rheinröhricht).
Verbreitung in der Schweiz: Die Schweiz liegt im Zentrum des
allgemeinen Verbreitungsgebietes dieser Art. Da Funde aus dem Jura,
dem Mittelland und aus den unteren, alpinen Talschaften vorliegen
(Doubstal, Neuenburger-See, Aargau, Thurgauer Seegelände, Zürich,
Bern, Ringgenberg, Vorderrheinthal), so darf angenommen werden,
daß die sehr verborgen lebende Art wenn auch in gewissen Abständen,
so doch über die ganze Schweiz verbreitet sei. Wie weit sie ins Ur-
gebirge vordringt, ist eine offene Frage; überhaupt lassen die Angaben
über das Vorkommen im einzelnen noch sehr zu wünschen übrig.
Allgemeine Verbreitung: In Europa steht Vertigo antivertigo unter
dem Zeichen der Ubiquität. Möglicherweise fehlt sie einigen süd-
spanischen Provinzen und Griechenland, geht aber in Italien bis nach
Sicilien hinab und wagt nordwärts noch über den Polarkreis hinaus.
Auch der Kaukasus fällt in seiner ganzen Ausdehnung in ihr Areal.
Vertikale Verbreitung: Die „siebenzähnige Tonnenschnecke“ ge-
hört in erster Linie der Ebene und den unteren Talschaften an; daß sie
längs der Bachläufe aber auch bedeutende Höhen erreicht, beweisen
die Funde aus den Pyrenäen, den Alpen, dem Wellebit und dem
Kaukasus. Ihre obere Grenze ist wohl in der oberen Baumregion
zu suchen.
— 13 —
- Zur Lebensweise: Vertigo antivertigo ist sehr feuchtigkeitsliebend
und lebt mitunter fast im Wasser. Sie bevorzugt nasse, nördliche
Wiesen mit schwammigem Boden und ist darum auch am ehesten in
Wiesenaufschwemmungen zu sammeln. Auch an Wassergräben und
am Rande eigentlicher Moore und Sümpfe- wird man mit Erfolg nach
ihr fahnden. Ihr Vorkommen auf Buntsandstein spricht einer großen
Freizügigkeit das Wort.
Bemerkung: Zahl und Stärke der Zähne sind sehr variabel.
Die braungelbe Farbe ist für ihr Gehäuse sehr charakteristisch und
mahnt lebhaft an entsprechende Töne bei Hyalina- und Cochlicopa-
Formen, die alle sehr hygrophil sind.
69. Vertigo pygmaea Drp.
Verbreitung um Basel: Klein Hüningen, Rheingenist, Ebene von
Herthen, Festung Groß Hüningen, Michelfelden, Kaiserstuhl. Birsgenist,
Ruine Reichenstein, Frenkeanschwemmung. Pfäffinger Schloß, Lac des
Brenets. Wiesegenist, Inzlinger Bachrand, Hohe Flum. Isteiner Klotz.
Verbreitung in der Schweiz: Vertigo pygmaea bewohnt mit Aus-
nahme der zentralen Gneis- und Granitalpen die ganze Schweiz. Auch
im südlichen Tessin wurde sie nachgewiesen.
Allgemeine Verbreitung: Auch diese zwerghafte Schnecke be-
wohnt ganz Europa, wohl mit alleiniger Ausnahme von Griechenland.
Im hohen Norden dringt sie über den 64.° hinaus und läßt im Osten
den Kaukasus und Armenien hinter sich zurück. Es braucht nicht
stets wiederholt zu werden, daß kalkholde Schnecken, zu denen Vertigo
pygmaea zählt, auf die Besiedelung kalkarmer Urgebirge (Erzgebirge,
Bayrischer Wald, Böhmer Wald etc.) verzichten. Letztere ragen daher in
der allgemeinen Verbreitung solcher Arten als Enklaven hervor, deren
scharfe Grenzen trotz des rundum flutenden Lebens selten überschritten
werden.
Vertikale Verbreitung: Vertigo pygmaeaistaus bedeutenden Höhen
bekannt. Im Calfeisental wurde sie bei 1450 m, bei Mürren 1700 m
hoch gesammelt. Im Ober Engadin soll sie 1800 m erreichen und
in den Tiroler Alpen 2000 m noch um ein beträchtliches übersteigen.
Zur Lebensweise: Die „Zwerg-Puppenschnecke“ ist gleichermaßen
Felsen- und Wiesenschnecke. Im Ruinenschutt und Felsenmulm ist
sie keine seltene Erscheinung. Ihre schönste Entfaltung soll sie jedoch
auf nördlichen, nassen, fast sumpfigen Matten erlangen. Sie kann
gelegentlich unter freiliegenden Steinen oder auf faulem Holze abge-
lesen werden. Im Norden und in den Bergen rückt sie in die Nadel-
waldungen vor. Sie meidet nur altkrystalline Gesteine, ist aber sonst
in petrographischer Hinsicht nicht wählerisch; so wurde sie beispiels-
weise auf dem Buntsandstein des Schwarzwaldes häufig gesammelt.
Bemerkung: Vertigo pygmaea ist am bequemsten aus Anspülungen
zu erhalten.
— 114 —
Die Zahl der Zähne ist sehr variabel; die auf ihr gegründeten
Variationen sind ohne Belang. — Selten übersteigt die Gehäuse-
länge 2 mm.
70. Vertigo substriata Jeff.
Verbreitung um Basel: Wieseanspülung (Stein-Maulburg).
Verbreitung in der Schweiz: Vertigo substriata ist mir nur aus
dem St. Galler Oberland und dem oberen Toggenburg bekannt. Ihre
Verbreitung in der Schweiz ist noch keineswegs abgeklärt.
Allgemeine Verbreitung: Je sorgfältiger die Untersuchungen durch-
geführt werden, um so mehr zeigt es sich, daß Vertigo substriata die
ganze nord-alpine und boreale Region bewohnt. Wir finden sie zu-
nächst in der ost-alpinen und karpatisch-transsylvanischen Provinz.
Scheinbar zusammenhangslos taucht sie einerseits im Kaukasus, anderer-
seits in Portugal wieder auf. Daß solche Lücken in Wirklichkeit nicht
bestehen, ist doch im Ernste kaum anzuzweifeln. Nördlich dieser alpinen
Grenzlinie begegnen wir ihr in ungeschwächter Seltenheit, denn selten
ist sie überall, in der Schweiz, im Schwarzwald, im schwäbischen und
fränkischen Jura, in Süd-Bayern, im Thüringer Wald, im Erz- und
Riesengebirge und im Mährischen Gesenke. Aber auch aus Nord-
Deutschland, von Ost-Pommern, den Inseln Wollin und Rügen, von
Dänemark und England wird sie gemeldet. Ob sie in Schweden, Nor-
wegen und Finnland quantitativ reicher auftritt, ist nicht erwiesen.
Über die Verbreitung dieser Schnecke sind die Akten noch lange nicht
geschlossen.
Vertikale Verbreitung: Wildhaus, wo v.Martens diese Art er-
beutete, liegt wenig über 1000 m. Diem fand sie im Calfeisental
1560 m ü. M.
Zur Lebensweise: Große Feuchtigkeitsliebe zeichnet Vertigo sub-
striata aus; sie lebt sowohl auf nassen Wiesen als auch an schattigen
Felsen, wo Moos und Mulm geeignete Schlupfwinkel bieten. Sie soll
unter totem Laub und an faulem Holze zu finden sein und auch auf
Urgestein gedeihen.
Bemerkung: Die Flußanspülungen geben beim Spähen nach dieser
Art die beste Wegleitung.
71. Vertigo pusilla Müller.
Verbreitung um Basel: Rheingenist, Kaiserstuhl, Birsgenist. War-
tenberg, Schauenburg. Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Beinwilertal
(Lange Brücke). Wiesegenist (Maulburg), Rötteler Schloß.
Verbreitung in der Schweiz: Die Angaben über das Vorkommen
dieser Schnecke in der Schweiz sind dünn gesät, berechtigen aber
unter Berücksichtigung der allgemeinen Verbreitung und im Hinblick
auf das reiche Anspülungsmaterial zahlreicher Flüsse doch zu der
a
Annahme, daß dem Tiere nur in vertikalem Sinne Grenzen gesteckt
seien. Auch vom Südfuß der Alpen (Lugano) wird es gemeldet. Offen-
bar ist die Kleinheit des Objektes Ursache der noch lückenhaften
Erforschung seines Areals.
Allgemeine Verbreitung: Spanien und die europäische Türkei
ausgenommen verbreitet sich Vertigo pusilla über ganz Europa. Sie
begegnet uns auf Sizilien wie in Finnland und Schweden, in den
Pyrenäen wie im Kaukasus und in Armenien. Ihr Areal umfaßt also
die ganze boreale Region samt der alpinen Zone, Italien, den nörd-
lichen Balkan, Taurien und Kaukasien.
Vertikale Verbreitung: In vertikaler Richtung sind der Art ziem-
lich enge Grenzen gesteckt. Selten steigt sie über 1000 m empor. Mein
höchster Fund stammt aus dem Schanfigg bei 1330 m Höhe (Tschiertschen)-
Das Tier hält sich lieber an die untern Talhänge und Talsohlen.
Zur Lebensweise: Vertigo pusilla lebt im Mulm und Moos feuchter,
beschatteter Felsen, im Ruinenschutt, in Wäldern, unter bemoosten
Steinen und längs kleiner Rinnsale, im Mulm alter Weiden, in schluchten-.
artigen Hochtälern sowohl, wie auf den Wiesen der Ebene, auf kalk-
reichem und kalkarmem Gestein (Buntsandstein, Grünschiefer). Sie ist
sehr gesellig und kann besonders aus Anspülungen massenhaft ge-
wonnen werden.
Bemerkung: Der Umstand, daß diese Schnecke dann und wann
neben Vertigo substriata und alpestris oder gar neben Patula ruderata
vorkommt, genügt natürlich nicht, um sie zum Glazialrelikt zu stempeln.
Selten genug trifft diese Kombination ein; häufig genug muß der
Sammler mit pusilla allein vorlieb nehmen.
Bei zahlreichen Gehäusen meldet sich deutlich ein siebter Zahn
am untern Mündungsrand.
Fam. Clausiliidae.
Genus Balea Prideaux.
72. Balea perversa L.
Verbreitung um Basel: Neu Allschwil, Neubad. Dorfmauer Riehen.
Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Die eng lokalisierten Kolonien von
Balea perversa sind über die ganze Schweiz zerstreut. Auch den
südlichen Alpentälern fehlt die Schnecke nicht. Ihre Verbreitung ist
nur vertikal begrenzt.
Allgemeine Verbreitung: Im Westen beginnend verbreitet sich
diese Art von Portugal über die Pyrenäen, Frankreich, England, die
Niederlande, Belgien, die Schweiz und Deutschland. Im Süden umfaßt
ihr Areai ganz Italien mit Korsika, Sardinien und Sizilien, im Osten
Oesterreich-Ungarn, vielleicht ohne die Ostecke. Etwas isoliert steht
—.16 +
der Fund aus der Krim (Kobelt). Ein großes zusammenhängendes Ge-
biet besitzt sie ferner in Schweden, Norwegen und Finnland.
Vertikale Verbreitung: Balea perversa steigt bis zur subalpinen
und alpinen Region. Sie ist mir u. a. von folgenden hohen Punkten
bekannt: Disentis 1150 m, Unter-Engadin 1200 m, Lenzer Heide
1400 m, Frohnalp 1500 m, Hinterrhein 1600 m.
Zur Lebensweise: Diese interessante Übergangsform läßt sich
in ihrer Verbreitung weder durch Witterungsverhältnisse noch durch
die Beschaffenheit des Bodens beeinflussen. Hält sie sich auch mit
Vorliebe an feuchten, bemoosten Felsen auf, so beschränkt sie sich
doch nicht aufs Gebirge; Mauern, vereinzelte Steinklötze, bemooste
Baumstrünke und Rindenspalten bieten ihr ähnliche Existenzbedingungen
und gestatten eine weite Verbreitung ins Hügel- und Flachland. Nach
Simroth ist sie lebendig gebärend. Sie ist trotz der großen Verbreitung
nie gemein, sondern überall rar.
Bemerkung: Meine größten ausgewachsenen Gehäuse erreichen
nur 8 mm Länge.
Genus Clausilia Drp.
73. Clausilia Jaminata Montg.
Verbreitung um Basel: Degerfelden, Rheinufer Bierburg, Rhein-
genist, Klein Hüningen. Rheinebene Istein-Klein Kems, Lange Erlen,
Müllheim. Basel Augst, Hard, Neu Allschwil, Ebene nördlich Rosenau,
Mülhausen. Bottmingen, Allschwiler Wald, Birsgenist. Wartenberg,
Schauenburg, Gempenplateau, Asp, Reichenstein, Kaltbrunnental,
Schleifenberg, Liestal, ob Sichternhof, Sissacher Fluh, Böckten. Lands-
kron, Blauen (auch Südseite), Pfäffinger Schloß, Wiesenberg, Ramsach,
Schmutzfluh, Bölchen (auch Südseite), Balstal, Paßwang, Gänsbrunnen,
Klus (bei Solothurn), Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg, Volkertsberg,
St. Chrischona, Südhalde ob Bettingen. Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß,
Wolfschlucht. Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Nördlich des Alpenkammes bevölkert
Clausilia laminata das ganze Gebiet. Auf den Schiefern Graubündens
dringt sie bis ins Herz des Hochgebirges vor (Vorderrhein). Den süd-
alpinen Tälern fehlt sie.
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser gemeinen Clausilie
reicht von den Pyrenäen bis zum Kaukasus und von Süd-Kalabrien
bis Finnland und umfaßt beinahe ganz Europa. Die Art fehlt nur den
südlichen Hälften der Pyrenäen- und Balkanhalbinsel, den Mittelmeer-
inseln, dann Nord-Schottland, Lappland und Ost-Rußland, etwa von
der Dwina-Wolga-Linie an.
Vertikale Verbreitung: Im Jura und im Hochgebirge steigt die
„glänzende Schließmundschnecke“ bis in die Tannenregion hinan, über-
schreitet aber die obere Baumgrenze nicht. Sie ist über 1000 m regel-
mäßig noch zu finden und soll im Tirol selbst 2000 m noch erreichen
4
HT, —
(Gredler). Es mögen noch folgende Funde erwähnt werden: Tschiertschen
1350 m, Rigi-Kaltbad 1430 m, Klosters 1500 m, Quinten am Walensee
und Mürren 1700 m.
Zur Lebensweise: C.laminata ist eine unserer gemeinsten aber
auch zierlichsten Clausilien. Überall in Wäldern kann man ihr begegnen,
wo sie mit Vorliebe an faulem Holz und an Baumrinden promeniert.
Sie liebt große Feuchtigkeit und klettert bei nassem Wetter an Buchen,
Eschen und Erlen oder an gefällten Stämmen, unter Moos, im Stein-
geröll und an Felsen umher. Auch alte Mauern, Hecken und Weiden-
gebüsch, alles, was Schatten wirft, naß ist und Nahrung liefert, wird
abgeweidet. Gegen Kälte ist sie wenig empfindlich und zeigt außer
dem klaren, durchsichtigen Gehäuse in ihrer Lebensweise manche
Ähnlichkeit mit Hyalina.
Im Hochgebirge und an Orten mit wenig zukömmlicher Nahrung,
im Tannenwald und an warmen Südhalden, verkümmert das Tier
etwas. Alle jurassischen Funde scheinen überhaupt durchschnittlich
kleiner zu sein als die Formen des Tieflandes. Nur ausnahmsweise
erreichen die Gehäuse 18 mm; sie bewegen sich meist zwischen 14
und 16 mm.
Bemerkung: Die forma alpestris entwickelt sich zwar in den
Alpen am ausgesprochensten (ich sammelte bei Tschiertschen Stücke
von 13 mm Länge), wird aber auch anderorts unter entsprechenden
Umständen vorbereitet. Nicht selten findet man lebende Tiere mit
sehr verwittertem, mattem Gehäuse (etwa f. virescens A. Schmidt) neben
ganz normalen. Es dürfte sich bei dieser schwer zu erklärenden Er-
scheinung um Ursachen konstitutioneller Art handeln, die sich der
direkten Kontrolle einstweilen entziehen.
74. Clausilia fimbriata Mühlf.
Verbreitung um Basel: Gempenplateau. Blauen, Schmutzberg ob
Läufelfingen, Bölchen (Nord-, Süd- und Ostseite), Paßwang, Hohe Winde
(Nordfuß), Vallanvron, Saut-Gravier. Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia fimbriata ist wahrscheinlich
weiter verbreitet, als auf Grund der vorhandenen Funde angenommen
werden könnte. Sicher bewohnt sie den ganzen westlichen Jura bis
an die aargauische Grenze, dann aber auch das Toggenburg und den
thurgauischen Seerücken. Im Basler Museum liegen Exemplare von
Chur. Es ist nicht anzunehmen, daß die wenigen Funde an den
Hängen des Sihltals die einzigen Repräsentanten der Art im Mittelland
seien. Da fimbriata offenbar häufig noch mit laminata zusammen-
geworfen wird, kann über ihre schweizerische Verbreitung noch kein
endgültiges Bild entworfen werden.
Allgemeine Verbreitung: Sicher nachgewiesen wurde Cl. fimbriata
in den französischen Alpen, im französischen und im schweizerischen Jura.
Sie bewohnt ferner die österreichischen Süd-Alpen und Küstenstriche
— 18 —
(Görz, Karst, Kroatien, Wellebit), dann Krain, Kärnten und Unter-
Steiermark. Auch ist sie am Nordrand des Gebirges, in Südbayern und
Vorarlberg zu finden, von wo sie noch einmal schweizerischen Boden
betritt. Ihr Verbreitungsgebiet ist also ganz alpin.
Vertikale Verbreitung: Claus. fimbriata steigt nicht sehr hoch
hinan. Immerhin fand ich sie im Jura wenig über 1000 m noch. Aber
selbst in den Alpen wird diese Höhe nicht wesentlich überschritten.
Zur Lebensweise; Diese Art zeigt in erhöhter Potenz die Liebe
zur Feuchtigkeit, die wir bei laminata schon konstatierten. Gegen
Trockenheit ist sie empfindlicher. Man sammelt sie mitunter nach
kalten Regentagen in großer Zahl an faulem Gehölz schattiger, moos-
reicher Wälder.
Bemerkung: Was fimbriata am deutlichsten von laminata trennt,
ist der scharf umgrenzte, weiße, dem Mundsaum fast parallele Gaumen-
wulst, der nach außen oft tief gelb durchscheint. Auch erreichen hier
die Gaumenfalten den Wulst bei weitem nicht; ferner ist die Mündung
mehr viereckig, breit. Ihr Mundsaum ist an der Mündungswand meist
unterbrochen und nicht zusammenhängend.
75. Clausilia orthostoma Menke.
Verbreitung um Basel: Weißenstein, ob Gänsbrunnen.
Verbreitung in der Schweiz: In sehr vereinzelten Kolonien be-
wohnt Cl. orthostoma den Jura vom Val de Joux bis ins Klettgau. Wie
fimbriata finden wir diese Art dann unvermittelt wieder in der Albis-
kette. Ich sehe in dieser Übereinstimmung einen Beweis für die Un-
zulänglichkeit der malakozoologischen Durchforschung mancher Gebiete
der Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Die Verbreitung von Cl. orthostoma nahm
ihren Ausgang wohl von den Ost-Alpen und den höhern Gebirgen
Süd-Deutschlands. Nach Süden und Westen wird der Alpenkamm
nicht überschritten. Die Westgrenze wird durch den ganzen Jurazug
gebildet und wendet sich dem Thüringer Walde und Leipzig zu. Im
Norden werden aber sehr sporadische Funde aus den deutschen und
russischen Ostsee-Provinzen (bis Livland) gemeldet. Im Süden umfaßt
ihr Areal die Schweiz, Vorarlberg, Tirol, überhaupt Österreich-Ungarn
bis in die Dobrugea und erreicht gegen den Dnjepr hin die Ostgrenze.
Diese selbst ist vag, was bei der lacunösen nördlichen Ausbreitung der
Art nicht verwundern kann.
Vertikale Verbreitung; Wie bei Clausilia fimbriata. Höchster mir
bekannter Fundort: Val de Joux bei ca. 1100 m.
Zur Lebensweise: Cl. orthostoma lebt noch verborgener als die
zwei andern Vertreter des Subgenus Clausiliastra und kommt nur bei
starkem Regen zum Vorschein. Sie ist ein einseitiges Waldmollusk
und gebärdet sich auch in ihrer sonstigen Lebensweise als eine laminata
im kleinen.
—. 197 —
76. Clausilia plicata Drp.
Verbreitung um Basel: Universitätshof, Pfalz, Steinenschanze,
Rheinbord Gasfabrik. Lange Erlen, Rheinebene Istein-Klein Kems,
Badenweiler, Kaiserstuhl, Freiburg. Basel Augst, Rheinufer bei Birs-
felden, Groß Hüningen, Mülhausen. Birsgenist, Arlesheim, Liestal.
Dinkelberg (Südseite ob Grenzach). Riehen. Längs der Wiese bei
Lörrach, Rötteler Schloß. Bürgeln.
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia plicata bewohnt nur die
Ost- und Nord-Schweiz. Ihre Westgrenze, die zugleich ein Stück
ihrer allgemeinen Verbreitungsgrenze darstellt, erreicht bei Groß
Hüningen Schweizerboden, folgt den Schanzen und alten Stadtgräben
quer durch Basel und gelangt in das Birstal. Sie wird hier durch die
Ketten des Gebirges unterbrochen, erscheint dann am Südfuße des
Jura wieder bei Biel und Erlach und wendet sich in südöstlicher
Richtung über Bern das Aaretal aufwärts (Rugen bei Interlaken).
Südlich des Gotthard bildet wohl der Tessin die Westgrenze. Die
Schnecke folgt dem Flusse bis ans rechte Ufer des Langensees. Öst-
lich dieser Linie ist sie gemein.
Die Occupation der Schweiz ist offenbar in vollem Gang und
erfolgt von drei Seiten: von Süden; dann von Osten und Nordosten,
zwischen Hochalpen und Jura hinein, und endlich von Norwesten, den
nordjurassischen Tälern des Birs- und Ergolz-Gebietes nach.
Allgemeine Verbreitung: Das Verbreitungszentrum von Clausilia
plicata ist in Österreich-Ungarn zu suchen. Von hier dringt sie nach
allen Seiten energisch vor, erreicht im Osten das Schwarze Meer und
das Donsche Bergufer, im Norden Deutschland, Samland und Livland,
ja Dänemark und Südschweden, im Westen die französischen Ardennen,
die Vogesen, die Schweiz und die Piemonteser Alpen und im Süden
endlich Toscana, Krain, Croatien, Bosnien und die Herzegowina. —
Funde von Macedonien, Klein-Asien, Algier, vom Südabhang der Pyre-
näen u. a. dürften als Importen richtig taxiert werden.
Vertikale Verbreitung: Die Schnecke hält sich mehr an die
Niederungen, steigt aber gelegentlich auch hoch hinauf. Im Schanfigg
sammelte ich sie in einer Höhe von 1360 m; sie soll in den rhätischen
Alpen selbst die obere Baumgrenze erreichen. Den Wäldern des hohen
Jura scheint sie noch zu fehlen.
Zur Lebensweise: Das gesellige Tier lebt an schattigen Felsen
und an altem Gemäuer oft in ungeheurer Zahl. Es ist unabhängig
von der petrographischen Beschaffenheit des Substrates, tummelt
sich mit Vorliebe am Mauerwerk alter Burgen und Festungswerke
umher, fehlt aber dem Hochwalde nicht, wo ich sie an faulen Baum-
strünken häufig ablesen konnte. Unvorsichtig lebt die Schnecke in
den Winter hinein, verbirgt sich, kommt Not an den Mann, haufen-
weise unter irgendeinem Brett oder Stein und gefriert mit Kind und
Kegel zu einem unförmlichen Conglomerat zusammen, ohne an diesem
— 120 —
Experiment zugrunde zu gehen. Im Frühling ist sie eine der ersten
auf dem Plan. Diese ausgeprägte Eurythermie ist für die meisten
Clausilien typisch.
Bemerkung: Ähnliche alpine Zwerg- oder Hungerformen, wie
ich sie bei Tschiertschen sammelte, erbeutete ich auch bei Wolfhalden
im Appenzell.
Forma implicata findet sich stets unter normalen Gehäusen,
braucht aber nicht bauchiger zu sein. Sie ist oft sehr schlank. Die
Dimensionen können überhaupt am selben Fundort mannigfaltig varieren,
ohne daß hierfür stets eine befriedigende Erklärung gegeben werden
könnte. — Die Länge meiner Exemplare von Basels Umgebung pendelt
zwischen 13,5 und 18,5 mm.
77. Clausilia itala Marts.
Verbreitung um Basel: Im Jahre 1845 sammelte Dr. ]J. J. Bernoulli
große stattliche Gehäuse von Var. braunii dieser Art am Unteren
Hauenstein. Sie liegen im hiesigen Museum.
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia itala lebt nur in Süd-Tessin,
im Misox und Süd-Puschlav.
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser südalpinen Schließmund-
schnecke ist sehr beschränkt; es umfaßt Italien bis in die Abruzzen, die
Provence und Süd-Tirol. Mit italienischen Reben wurde sie gelegentlich
verschleppt; solche künstliche Fundorte sind Corfu, Heidelberg, die
Bergstraße (Odenwald), der Hauenstein u.a.
Bemerkung: Trotz sorgfältigen, systematischen Absuchens konnte
ich am Unteren Hauenstein keine Spur dieser Art mehr entdecken. Es
ist augenscheinlich, daß es sich hier um eine Verschleppung handelt
und zwar zu einer Zeit, wo noch kein Tunnel bestand und ein reger
Verkehr über die neue Straße ging. (Der erste Zug fuhr im April
1857 von Olten’nach Läufelfingen.) Clausilia itala wäre somit aus der
Molluskenfauna der Umgebung Basels zu streichen; ich habe obigen
Fund gleichwohl erwähnt, weil er des Interessanten nicht entbehrt.
78. Clausilia corynodes Held.
Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg, Efringen (Gyßer).
Kaiserstuhl (Clessin). Kaiser Augst, Basel Augst. Birsgenist, St. Jakob,
Neue Welt, Arlesheim, Grellingen. Asp, Schloß Reichenstein, Schloß
Birseck, Gempenfluh, Schauenburg, Wartenberg, Schleifenberg, Mai
sprach, Nuglar, Orismühle-Seltisberg, Sissacher Fluh. Blauenkette, Burg,
Kellengrabenschlucht, Ramsach, Frohburg, Hauenstein (auch Südseite),
Schmutzfluh, Bölchenfluh, Beinwilertal, Grindel, Fringeli, Gänsbrunnen.
Solothurn. Ober Degerfelden, Volkertsberg, Wehratal, Adelhausen,
Maulburg, Schopfheim. Wolfschlucht.
r 12 —
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia corynodes konzentriert
sich auf die Kalkberge. Sie fehlt zwar dem westlichen (Waadtländer
und Neuenburger) Jura, erscheint aber im Berner Jura und gehört bei
uns zu den gemeinsten Arten. Mit dem Gebirge erreicht sie Brugg
und den Rhein. Mehr sporadisch begegnen wir ihr im östlichen
Mittelland, bei Bern, Zürich, am Bodensee und im Toggenburg. Zu-
sammenhängend wird ihr schweizerisches Areal wiederum in den nörd-
lichen Kalkalpen, denen sie von Nord-Osten her bis in die Unterwaldner
Alpen folgt. Man gewinnt den Eindruck, Clausilia corynodes sei von
Östen und Norden nach der Schweiz vorgestoßen.
Allgemeine Verbreitung: Diese alpine Form hat ein engbegrenztes,
anscheinend dreiteiliges Areal inne. Sie bewohnt zunächst die nörd-
lichen Kalkalpen der Schweiz, Süd-Bayerns und Salzburgs und nähert
sich den Toren Wiens. Den Alpenkamm übersteigt sie in Steiermark,
Kärnten und Krain. Nach Osten und Süden dringt sie nicht weiter
vor. Nördlich vorgeschobene Kolonien begegnen uns im schwäbischen
Jura, im Muschelkalkgebiet des südlichen Schwarzwaldes und auf der
Juraplatte Kandern-Müllheim; besonders aber im schweizerischen Jura,
wo die Schnecke ganz vorzüglich gedeiht. Der Zusammenhang dieses
jurassischen Bezirkes mit dem ostalpinen wird offenbar durch Schwaben
gewonnen. Noch mehr abseits und isoliert tritt in Savoyen und im
Iseregebiet eine Verbreitungsinsel auf, die wenigstens heute in keiner
direkten Verbindung mehr zu stehen scheint mit den beiden andern
Zentren. — Ganz vereinzelte Funde werden von Bamberg, Heidelberg,
aus den Vogesen und dem Maasgebiet gemeldet, die aber alle der
Bestätigung harren.
Vertikale Verbreitung: Clausilia corynodes hält sich an den
unteren Buchenwald und erreicht selten die Höhe von 1000 m. Es
ist dies um so auffallender, da die Art eine ausgesprochene Bergform
‚repräsentiert und in ihrer Verbreitung rein alpinen Charakter zeigt.
"Zur Lebensweise: Neben Clausilia parvula ist corynodes wohl
die häufigste Clausilia unseres Jura. Sie ist eine Kalkfelsenschnecke
und bewohnt vorzüglich das Gemäuer und die Schutthalden unserer
Ruinen. Im Flach- und Freiland ist sie in der Regel nicht zu finden;
steiniger Wald und moosige Felsen sind ihr Lebensbedürfnis. Aus-
nahmsweise steigt sie an Buchen empor oder gerät in offene Gras-
büschel an Randfelsen.
Bemerkung: Die merkwürdige Verbreitung von Clausilia cory-
nodes wird durch ihre Einordnung unter die glacialen Relikte ver-
ständlicher.
Die Gehäuse des Basler Jura erreichen häufig die Länge von
13 mm; nur ausnahmsweise sammelte ich welche von nur 10 mm, die
stets den Eindruck von Kümmerformen machten.
Die Gehäuse vom Dinkelberg sind durchschnittlich etwas kleiner
als die jurassischen.
—:12 .—
79. Clausilia cruciata Studer.
Verbreitung um Basel: Ruine Reichenstein, Gempenstollen,
Wartenberg. Blauen (Nordseite), Bölchen, Fringeli, Vallanvron. Gren-
zacher Horn-Bettingen, Rührberg. Wiesegenist bei Maulburg. Klein
Kems (angeschwemmt?), Badenweiler. Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme der südalpinen Täler
fällt die ganze Schweiz in das Gebiet dieser Art.
Allgemeine Verbreitung: Das Bild, das wir von der Verbreitung
dieser Schnecke entwerfen, ist uns in seiner Bipartition keine fremde
Erscheinung. Wir konstatieren zunächst ein zusammenhängendes
alpines Areal, dessen Westgrenze durch die französischen Alpen, den
französischen Jura und die Vogesen gegeben ist. Im Süden umfaßt
dasselbe Oberitalien und den Apennin bis ins Hochland der Abruzzen,
dann Tirol, Krain und Kärnthen, erreicht über Steiermark die hohe
Tatra, die Karpathen und Siebenbürgen und findet auf rumänischem
Boden den südöstlichsten Punkt. Nordwärts bewohnt die Art die Gebirge
von Galizien, Mähren, Böhmen, Schlesien, Süd-Bayern, den schwäbischen
Jura, den südlichen Schwarzwald (auch etwa auf Granit) und verein-
zelte Punkte im Mainzer-Becken (Anschwemmungen). Nur ganz spo-
radisch wird sie von deutschen Mittelgebirgen (Vogelsberg, Rhön,
Harz) gemeldet und fehlt der norddeutschen Ebene ganz.
Das unvermittelte Vorkommen der Art in Nord-Rußland deutet
auf ihr zweites, ihr nordisches Verbreitungsgebiet hin, das außerdem
Skandinavien umfaßt.
Vertikale Verbreitung: Clausilia cruciata soll gelegentlich bis zur
oberen Baumgrenze vordringen und 1500 nı Höhe übersteigen. Im
Jura erreicht sie häufig die 1000 m Isohypse.
Zur Lebensweise: Wie die meisten einheimischen Clausilien
gehört auch cruciata dem Walde an. Sie klettert bei Regenwetter an
bemoosten Felsen, an grünem und totem Holz empor und zwar wohl
am höchsten von allen Artgenossen. Im Hochwald gibt sie Buchen
den Vorzug. Sie ist eine Bergform und zeigt mit zunehmender Höhe
oder bei Steno- und Xerotrophie Tendenz zur Verkleinerung des Gehäuses.
Bemerkung: Die Länge meiner Gehäuse schwankt zwischen 10
und 13 mm; größere fand ich nicht. Ich kann also O. Stoll nicht
rückhaltlos beistimmen, wenn er Var. triplicata aufhebt oder besser,
zum Typus erhebt und den Studer’schen Typus zur forma alpestris
degradiert. Wie weit die Annahme einer spezifischen Gebirgsform
überhaupt Berechtigung hat, entzieht sich einstweilen meiner endgültigen
Beurteilung.
80. Clausilia dubia Drp.
Verbreitung um Basel: Müllheim, Freiburg. Schauenburg,
Gempenplateau, Schleifenberg, Bottmingen. Ramsach, Frohburg,
Bölchenfluh, Hohe Winde, Grindel, Hasenmatte, Vallanvron, Les Brenets.
Rührberg, Volkertsberg. Sausenburg, Säckingen-Egg.
—n,1237 5
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia dubia bewohnt die ganze
Schweiz nördlich und südlich der Alpen.
Allgemeine Verbreitung: Das weite Gebiet dieser Art umfaßt
die Pyrenäen, Süd- und Ost-Frankreich, die Schweiz, ganz Deutsch-
land bis Oldenburg und Samland, die dänischen Inseln, Belgien, England,
Süd-Skandinavien und die russischen Ostsee-Provinzen. Die Südgrenze
des Areals folgt von den französischen und See-Alpen dem Südrande des
Gebirges, umschließt Görz, Krain, teilweise Bosnien und Serbien und
gelangt über das Banat an den Südrand der Transsylvanischen Alpen.
Die Ostgrenze folgt von hier dem Nordabhang der Karpathen zur
Tatra und quer durch Polen, Liviand zu.
Vertikale Verbreitung: Clausilia dubia steigt bis zur alpinen
Region hinan. Im Schanfigg sammelte ich sie 1400 bis 2000 m (Urden
Alp) hoch; aus dem Tirol und dem Berner Oberland (Wengern Alp)
wird sie aus gleichen Höhen gemeldet. Im Jura ersteigt sie mit dem
Walde die höchsten Gipfel.
Zur Lebensweise: Clausilia dubia ist eine Waldschnecke; sie
verschmäht selbst den Nadelwald nicht. Wie vorige Art klettert sie
bei nasser Witterung gerne an Bäumen, morschen Baumstrünken,
Felsen und feuchten Mauern auf, ist aber sonst unter Laub und Moos,
im Halden- und Ruinenschutt, auch etwa in Weidengebüsch und oft
in der Nähe von Bächen verborgen. Sie erfährt im Gebirge ihre
schönste Entfaltung und bewohnt trotz der sichtlichen Vorliebe für
kalkigen Untergrund alle Gesteinsarten.
Bemerkung: Die mikroskopisch feine Gitterstruktur, hervor-
gebracht durch die zarte kontinuale und iterale Rippung des Gehäuses,
ist sehr charakteristisch für diese Art und kann bei der Bestimmung
als Kriterium benützt werden. — Clausilia dubia ist äußerst vielge-
staltig. Meine Gehäuse schwanken in der Länge zwischen 10 und
15 mm; sie scheinen im Jura nicht größer zu werden. Die forma ob-
soleta herrscht vor. Meine schönsten Exemplare besitze ich aus
1000 m Höhe (Bölchen, Vallanvron); meine kleinsten aus dem Leimental
(10 und 10,5 mm), ca. 300 m hoch gesammelt. Die berüchtigte Pro-
portion zwischen Gehäusereduktion und vertikaler Erhebung wird
stets mit „Ausnahmen“ zu rechnen haben.
81. Clausilia lineolata Held.
Verbreitung um Basel: Bachrand Hilfspital-Allschwil, Allschwiler
Wald, Hegenheimer Waid. Klein Hüningen. Birsufer St. Jakob, Neue
Welt, Birsgenist. Asp, Schloß Birseck, Wartenberg, Schöntal, Kalt-
brunnental, Sissacher Fluh. Blauen (Nord- und Südseite), Ramsen,
Bölchenfluh, Solothurn, Vallanvron. Dinkelberg ob Riehen, Hornfelsen-
Bettingen, Volkertsberg. Wiesegenist (Maulburg), Tüllinger Hügel,
Rötteler Schloß. Bürgeln, Badenweiler, Müllheim, Freiburg.
BE N) Op
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia lineolata bewohnt die ganze
Schweiz, soweit ihr nicht vertikale Barrieren Halt gebieten.
Allgemeine Verbreitung: Ihr Areal ist sehr beschränkt. Von Ost-
Frankreich und den französischen Alpen dehnt es sich ostwärts aus
über Nord-Italien bis in die Abruzzen (wohl mit Umgehung der Po-
ebene), über die Schweiz und Süd- und Mittel-Deutschland, erreicht im
Norden noch belgischen Boden, dann das rheinische Schiefergebirge
und tritt uns in vereinzelten Bruchstücken im Teutoburger Walde, im
Harz und sogar in Plön (?) entgegen. Östlich umfaßt ihr Gebiet Tirol,
Steiermark, Krain, Görz und den Südfuß der Alpen.
Vertikale Verbreitung: Mit dem Laubwald steigt die Schnecke
ziemlich hoch hinan und kann im höhern Jura und in den Voralpen
über 1000 m noch gesammelt werden. (Bölchen, Vallanvron, Wild-
haus, Frohnalp.)
Zur Lebensweise: Clausilia lineolata liebt feuchte, quellige Orte,
an denen sie mitunter den Winter munter überlebt. Sie ist wenig
abhängig vom Substrat, bevorzugt den Wald, ist aber auch an altem
Gemäuer, unter Efeu und Laub und auf nackter Erde zu finden.
Sie ist in hohem Maße Bodenschnecke.
Bemerkung: Die ungefältelte forma subcruda Böttg. ist keine
Seltenheit. Sie ist auch neben typischen Exemplaren zu konstatieren.
Meine Gehäuse schwanken zwischen 13,5 (Bölchen) und 17 mm (Tül-
linger Hügel). — Der Charakter der Rippung ist bei Clausilia lineolata
am gleichen Fundort und selbst am gleichen Gehäuse variabel. Auch
hier kann mitunter eine ähnliche Gitterstruktur beobachtet werden
wie bei dubia. — An warmen Südhalden sollen sich nach O. Stoll kleine
Kümmerformen entwickeln.
82. Clausilia parvula Studer.
Verbreitung um Basel: Ebene Herthen, Rheinufer Bierburg.
Basel Augst, Hard, Pfalz, Rheinufer Gasfabrik, Groß Hüningen.
Neubad, Allschwiler Weiher, Bachgraben Hiilfspital - Allschwil, Mül-
hausen. Birsgenist, St. Jakob (Birsufer), Jakobsbergerholz, Wald ob
Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Wartenberg, Schauen-
burg, Liestal, Nuglar, Sissacher Fluh. Landskron, Flüh-Hofstetten,
Klein Lützel, Ramsach, Frohburg, Hauenstein (auch Südseite), Bölchen
(Kulm, Nord- und Südseite), Paßwang, Hohe Winde, Grindel, Solothurn,
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg (ob Grenzach), Hohe Flum.
Riehen, Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Wolfschlucht, Istein-Klein
Kems, Kaiserstuhl, Freiburg. Säckingen-Egg, Jungholz, Bürgeln,
Sausenburg.
Verbreitung in der Schweiz: Clausilia parvula fehlt nur den nach
Süden geöffneten Tälern der Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Sie hat den Schwerpunkt ihrer Ver-
breitung in den Westalpen. Von den französischen Alpen dringt
BD.»
— 125 —
sie Rhone aufwärts nach dem französischen Jura und westwärts
bis Paris vor, verbreitet sich über Nord-Frankreich und Süd-Belgien,
über die Schweiz und Deutschland, in dessen Randgebirgen sie all-
mählich ausklingt (Rheinprovinz, Westfalen, Taunus, Harz, Thüringer
Wald, Erzgebirge, Schlesische Gebirge). Im Süden folgt sie dem
Apennin bis in die Abruzzen, umgeht dem Südfuß der Alpen ent-
lang die Poebene, bewohnt ganz Tirol, Krain, Kärnten, Steiermark,
und erreicht gegen Nord-Osten das Mährische Gesenke, die Tatra
und die Sudeten.
Vertikale Verbreitung : Die kleinste unserer Schließmundschnecken
überbietet alle ihre Gattungsgenossen im vertikalen Vormarsch. Im
Jura erklimmt sie die höchsten Gipfel. In den Alpen läßt sie die
obere Baumgrenze hinter sich zurück. Auf der Frohnalp und am
Alpstein erreicht sie 1400 m, ebenso auf der Lenzer Heide. Im Cal-
feisental steigt sie bis 1800 m hinan und wird im Berner Oberland
2000 m hoch noch getroffen.
Zur Lebensweise: Clausilia parvula ist eine unserer gemeinsten
Schnecken. Sie verfügt über eine erstaunlich große biologische Am-
plitude und besitzt besonders der Trockenheit und Wärme gegen-
über eine große Resistenz. Sie wird am ehesten an Felsen und im
Felsenmulm und -Schutt gesammelt, erreicht darum auch im Gebirge
ihre höchste Blüte; sie ist entschieden kalkhold, wagt sich aber in
Randgebieten auch auf Urgestein. Den Winter verbringt sie unter
faulem Laub, im Mulm alter Stämme, im Moos und Haldenschutt ver-
borgen. Ich fand einige Stücke am 28. Dezember unter Schnee munter
umherziehend. — An dem lebhaften Tier läßt sich das Spiel der Augen
besonders schön beobachten.
Bemerkung: Am selben Fundort zeigt die Art große Verschieden-
heit in den Dimensionen. Die Gehäuselänge schwankt zwischen 6,7
und 11 mm, bei einem Durchschnitt von 8,5 mm. Die schönsten Stücke
sammelte ich bei 1000 m Höhe im Jura.
83. Clausilia plicatula Drp.
Verbreitung um Basel: Lange Erlen, Basel Augst, Hard, Bach-
graben Hilfspital- Allschwil. Bottmingen. Birsgenist, Asp, Arlesheim,
Schloß Dorneck, Wartenberg, Schauenburg, Liestal, Orismühle-Seltisberg,
Grellingen, Maisprach. Blauenkette (auch Südseite), Ramsach, Hauen-
stein, Schmutzberg, Bölchen, Paßwang, Beinwilertal, Gänsbrunnen,
Vallanvron, Les Brenets. Südhalde ob Bettingen, Hornfelsen-St. Chri-
schona, Volkertsberg, Adelhausen, Hohe Flum, Degerfelden. Wiese-
genist (Maulburg), Tüllinger Hügel, Rötteler Schloß. Sausenburg, Baden-
weiler, Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Das Areal dieser Schnecke umfaßt
die ganze Schweiz.
— 126 —
Allgemeine Verbreilung: Das Verbreitungsgebiet von Clausilia
plicatula läßt sich leichter negativ umschreiben. Es umfaßt ganz
Europa mit Ausnahme folgender, peripherisch gelegener Distrikte:
Pyrenäen Halbinsel, West-Frankreich, England, Sardinien, Süd-Italien
(von den Abruzzen abwärts), Balkanhalbinsel (südlich Bosniens und der
Donau) und Ost-Rußland, etwa vom 35.° östlich von Greenwich an.
Die Ostgrenze ist im einzelnen noch nicht festgestellt; sie stößt in der
Krim aufs Schwarze Meer.
Vertikale Verbreitung: Clausilia plicatula eifert der parvula nach.
In den Bündner Alpen und im Tirol steigt sie zur alpinen Region
hinan, die obere Baumgrenze überschreitend. Sie soll die Höhe von
2000 m schon erreicht haben. Auf den Weiden des Jura findet man
sie unter Steinen, aber stets in der Nähe des Waldes.
Zur Lebensweise: Clausilia plicatula lebt so ziemlich überall, wo
Bäume, auch Tannen, ihre Schatten hinwerfen. Ihre Lebensweise
ist clausilienhaft und bietet keine wesentlich neuen Züge. Am sichersten
trifft sie der Sammler nach Regenwetter und an taufrischen Morgen.
Sie ist kalkhold, geht aber auf dem Urgebirge nicht zugrunde. Clessin
berichtet, daß sich die Tiere auf kalkarmem Boden gegenseitig der
Gehäusespitzen berauben.
Bemerkung: Im Schanfigg sammelte ich die rhätische Bergform;
sie ist allerdings klein, macht aber im Vergleich zu vielen meiner
jurassischen Funde einen recht üppigen Eindruck. Ähnliche kleine
Formen finden sich bei wenig günstigen Lebensverhältnissen auch im
Mittelland, Jura und Schwarzwald. Zur Eklärung dieser Tatsache
bedari es aber keiner relikten-theoretischen Erwägungen, die das Problem
ins Unlösbare komplizieren.
Die Länge meiner Gehäuse schwankt zwischen 10 und 14 mm.
84. Clausilia ventricosa Drp.
Verbreitung um Basel; Mülhausen. Birsufer St. Jakob, Birsgenist,
Gempenfluh, Liestal. Ramsach, Fringeli Kamm, Vallanvron.
Verbreitung in der Schweiz: Aus den Kantonen Graubünden und
Tessin hat die Art ihren Heimatsnachweis noch nicht erbracht. Im
übrigen fehlt sie nirgends auf größere Strecken.
Allgemeine Verbreitung: Im Westen begegnen wir dem schönen
Tier bereits in den catalonischen Pyrenäen; dann bewohnt es Süd-
und OÖst-Frankreich und betritt im Piemont und in der Lombardei
italienischen Boden. Sein Areal dehnt sich weit nach Norden aus,
umfaßt die Schweiz, ganz Deutschland bis Samland, Belgien, die
Niederlande, Dänemark, Süd-Schweden und die russischen Ostsee-
Provinzen. Die Ostgrenze geht quer durch Rußland (Moskau, Smolensk)
und bedarf noch genaueren Studiums. Sie. steuert auf Galizien zu
und umfaßt das östliche Siebenbürgen. Die Südgrenze erreicht über
das Banat, über Serbien und Bosnien das Wellebit Gebirge und den
u A
Karst und stößt nach Friaul und in die Carnischen Alpen vor. Es ist
anzunehmen, daß die waldlosen Gebiete der ungarischen Tiefebene
von einer ausgesprochenen Waldschnecke nicht betreten werden. Der
Verlauf der Grenze durch die Ost-Alpen ist noch nicht völlig aufgeklärt.
Vertikale Verbreitung: Im Jura findet man Clausilia ventricosa
noch bei 1000 m Höhe (Vallanvron), in den Ostalpen aber bedeutend
höher. So sammelte sie Boettger bei 1600, Clessin im Ahrental (Tirol)
selbst bei 2000 m.
Zur Lebensweise: Clausilia ventricosa gehört zu den seltenen
Arten; gemäß ihrem Feuchtigkeitsbedürfnis lebt sie in kühlen Wald-
schluchten, an buschigen Bach- und Flußufern, oft unter Steinen ver-
borgen. Dann und wann klettert sie an faulenden, moosigen Strünken
oder an glatten Stämmen wenig empor, um bei herannahender Trocken-
heit schnell wieder zu verschwinden. Auf die petrographische Be-
schaffenheit des Bodens kommt es ihr wenig an.
Bemerkung: Mein größtes Gehäuse stammt vom Fringeli und
mißt 195 mm; in meiner Sammlung liegen solche von 16 mm an.
Stenotrophie und Xerophagie spielen bei der Reduktion der Gehäuse-
dimensionen die entscheidende Rolle.
Fam. Suceineidae.
Genus Succinea Drp.
85. Succinea oblonga Drp.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rheinebene
Istein.. Hard, Birsfelden, Hegenheimerstraße, Bachgraben Hilfspital-
Allschwil, Hegenheimer Waldrand, Groß Hüningen, Ebene nördlich
Rosenau. Allschwiler Wald, Südhalde Benken. Birsgenist, Asp,
Reichensteiner Schloß, Schloß Birseck, Gempenstollen, Wartenberg,
Schleifenberg. Pfäffinger Schloß, Fuß der hohen Winde, Gelterkinden.
Hornfelsen-Chrischona, Bachrand Riehen-Bettingen, Inzlinger Bach-
rand. Wiesegenist, Längs der Wiese bei Lörrach, Rötteler Wald.
Säckingen-Egg.
Verbreitung in der Schweiz: Mit Ausnahme des innersten Alpen-
gebietes verteilen sich die Kolonien dieser Schnecke auf die ganze
Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Succinea oblonga fehlt nur den südlichen
Hälften der drei mediterranen Halbinseln und ist sonst über ganz
Europa verbreitet. Ihr Areal erstreckt sich über den Kaukasus hinaus
und weit nach Sibirien hinein.
Vertikale Verbreitung: Mit der obern Waldregion erreicht die
Art bedeutende Höhen, so im Tirol 1300 m, im Bündnerland über
1600 m, am Mont Cenis sogar 1915 m (Kobelt). Clessin bezeichnet
2000 m als obere Grenze.
— 18 —
Zur Lebensweise: Es wäre unrichtig, wollte man dieser „Bernstein-
schnecke“ einen höhern Grad von Hygrophilie zusprechen, als irgend-
einer andern der feuchtigkeitsliebenden Waldmollusken, wie etwa
Polita, oder. Fruticicola, oder Clausilia. Sie ist nicht an den Bach
gebunden, sondern findet sich an allen möglichen Orten, in Gärten,
unter Hecken, an Rainen, in feuchten Wiesen und an Grabenrändern, an
alten Mauern, unter Steinen, im Felsenmulm, im Moos, aber auch an
trockenen Hängen, an südlich exponierten, warmen Geländen, an
wirklich trockenen Plätzen im Verein mit Xerophila ericetorum, Frutieicola
carthusiana, Pupa frumentum und Caecilianella, also mit Formen, die
ihrer Xerophilie wegen bekannt sind. — Succinea oblonga lebt ver-
borgen und kommt nur bei nasser Witterung hervor, dann oft mit Erde
bedeckt. Sie ist vom Substrate unabhängig, ernährt sich von pflanz-
lichen Verfallprodukten und verläßt schon im März ihre winterliche
Behausung. Sie schreitet im April und im Juli zur Paarung.
Bemerkung: In seiner Arbeit über den schweizerischen Löß
stellt Früh die Mollusken dieser Ablagerung tabellarisch zusammen
und zieht daraus den Schluß, daß das Klima für Basel und Süd-
Deutschland damals ein kühleres, mehr alpines gewesen sei. Als Stütze
dieser Ansicht, die an sich nicht angefochten werden soll, dient ihm
Succinea oblonga var. elongata, die jetzt „in Mitteleuropa fast zu den
seltenen Arten, bei Basel vielleicht ausgestorben“ sei. Abgesehen davon,
daß das Florieren und Degenerieren einer vereinzelten Art nur ausnahms-
weise zu so weittragenden Schlüssen berechtigt — wie oft stehn wir
in der Palaeontologie dem Werden und Vergehen ganzer Tier-
geschlechter als einer Kette von Rätseln gegenüber — muß zunächst
betont werden, daß var. elongata, auch wenn sie vom Typus losgelöst
wird, absolut nicht ans Aussterben denkt. Elongata kommt aber
immer und überall und zu allen Zeiten neben und mit oblonga
zusammen vor und ist eine gewöhnliche, wenigsagende Spielart
(deformatio scalaris), wie sie bei allen Gehäusen auftritt, die einen ähn-
lichen Windungsmodus besitzen. In Basels Umgebung, also auf einem
relativ engbegrenzten Fleck Erde, fand ich sie an 10 Lokalitäten
gemeinsam mit dem Typus, den ich von über 20 Fundorten kenne. Ich
mache mich anheischig, die Zahl der Funde im gleichen Gebiet auf
das doppelte zu erhöhen und zwar für beide Formen. Succinea ob-
longa lebt eben verborgen, und es bedarf einiger Übung, um sie zu
finden. Sind aber auf so engem Raum so viele Daseinsbelege vor-
handen, so ist ein Tier schon eher gemein, und von Aussterben kann
keine Rede mehr sein. Ähnlich wie bei Basel dürfte sich die Sache nun
aber auch in Mitteleuropa überhaupt verhalten, wo unsere Art „fast zu
den seltenen“ zählen soll. Früh nimmt diese Behauptung aus Sandbergers
klassischer Arbeit herüber, die zu einer Zeit abgeschlossen wurde (1875),
wo die Malakozoologie noch ein weites unbebautes Arbeitsfeld vor sich
liegen sah. Meines Wissens wird oblonga auch im hohen Norden nir-
gends aufdringlich und kaum gemeiner als, hier, in Zentraleuropa.
— 129% —
Wird nun bei der Beantwortung der Frage nach interglacialen
Temperaturen Succinea oblonga, eventuell auch noch Arianta arbus-
torum var. alpestris, in die Diskussion gezogen, so dürfen die andern
Lößschnecken doch keineswegs einfach ignoriert und unter den Tisch
gewischt werden. In Übereinstimmung mit den heutigen Verhältnissen
fanden zahlreiche Forscher im Löß neben Succinea oblonga auch
Xerophila candidula, striata, Vallonia costata, Helix pomatia, Fruticicola
strigella, Eulota fruticum, Chondrula tridens, quadridens, Pupa secale,
Pupilla muscorum u. a. Auf der andern Seite haben wir in der rezenten
Fauna eine Anzahl gemeiner Arten, die von Trockenheit und Wärme
viel empfindlicher getroffen werden als Succinea oblonga, die im Löß aber
seltener sind oder fehlen. — Es ist mir keine paläontologische oder
malakozoologische Untersuchung bekannt, die all diesen Tatsachen
gerecht geworden wäre.
86. Succinea pfeilferi Rossm.
Verbreitung um Basel: Ebene von Herthen (m. f. elegans), Schuster-
insel, Märkt (m. elegans), Ebene Istein-KleinKems. Hüninger Kanal-
ufer (m. elegans), Bachrand Hilfspital, Allschwil, Ebene Rosenau
(m. elegans). Orismühle. Doubs bei Biaufond (m. elegans). Riehen-
Bettingen, Inzlinger Bachrand. Schönau, Hebelquelle, Säckingen.
Verbreitung in der Schweiz: Succinea pfeifferi ist über die ganze
Schweiz verbreitet.
Allgemeine Verbreitung: Als Ubiquist der paläarktischen Region
bewohnt die Art ganz Europa, vielleicht mit Ausnahme von Griechenland.
Im Süden begegnen wir ihr noch in Unter-Ägypten. Im Osten reicht
ihr Areal weit nach Sibirien und in den Altai hinein.
Vertikale Verbreitung: Auch vertikal besitzt Succinea pfeifferi
weiteste Verbreitung. Im Schanfigg sammelte ich sie 1400 m hoch.
Über 1800 m erreicht sie z. B. im Engadin und am Oberalp, während
sie von Zschokke bei Parpan 2150 m hoch erbeutet wurde.
Zur Lebensweise: Im Gegensatz zu oblonga ist pfeifferi völlig
an das Wasser gebunden; sie entfernt sich nie weit vom heimatlichen
See, Tümpel, Fluß, Bach, Altwasser, oder Rinnsal und turnt bei eigener
Lebensgefahr an den Stengeln der Wasserpflanzen umher. Auch auf
nördlichen nassen Wiesen lebt sie in großer Gesellschaft. Sie benimmt
sich im Wasser vernünftiger als putris und entgeht durch rege Flucht
dem gefährlichen Aufquellen.
Bemerkung: Die Behauptung Kobelts, Succinea elegans Risso sei
von pfeifferi besser zu trennen als pfeifferi von putris, trifft für meine
Funde nicht zu. So fand ich elegans ohne jeden Zweifel, und ich
hätte keinerlei Bedenken gehegt, sie als selbständige Art anzuführen,
wenn ich sie einzeln gesammelt hätte. Stets aber traf ich sie in Ge-
sellschaft der pfeifferi, sodaß ich sie für die schönste Entwicklung
dieser Form ansah, um so mehr, als die Formenreihe sozusagen
9
— 2107,
lückenlos von der einen zur andern führte. Sollte sich die Trennung
dennoch rechtfertigen, so sei dazu bemerkt, daß diese beiden Succinea-
Formen entschieden näher zusammen gehören als etwa forma turricula
zur typischen Limnaea palustris, und daß es unkonsequent sein dürfte,
dort zu verschmelzen, hier aber zu trennen. Ferner besteht kein
Zweifel darüber, daß sich beide Formen fruchtbar kreuzen, und daß
in der Natur schlechterdings hybride Gestalten heranwachsen, die den
Systematiker in die peinlichste Situation und in helle Verzweiflung
bringen können.
In den Alpen wird das Gehäuse in der Regel wesentlich kleiner
als im Flachland.
87. Succinea putris L.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Schusterinsel,
Leopoldshöhe, Ebene nördlich Klein Hüningen und Märkt, Kaiserstuhl,
Rheingenist. Birsufer bei. Birsfelden, Bachgraben Hilfspital-Allschwil,
Hegenheim-Allschwil, Neudorfer Ebene, Hüninger Kanaldamm, Michel-
felden, Fischzucht, östlich Rosenau, Mülhausen. Hegenheimer Bachrand,
Allschwiler Wald, Flühen. St. Jakob, Neue Welt, Grellingen. Liestal, Oristal-
weiher, Brunnenbach (Oristal), Nuglar, Böckten. Ettingen, Burg-Rämel,
Weiher bei Langenbruck, Hauenstein (Pulvisei). Riehen, Riehen-Bet-
tingen, Riehen-Inzlingen, Dinkelberg, Wehratal. Kandern, Hebelquelle.
Das ganze Wiesental.
Verbreitung in der Schweiz: Succinea putris bewohnt die Tal-
schaften der ganzen Schweiz. Mit ihnen erreicht sie überall den Fuß
des Gebirges, fehlt aber den Hochalpen und den Gipfeln des Jura.
Allgemeine Verbreitung: Das große Areal dieser beinahe cosmopo-
liten Schnecke umfaßt ganz Europa mit Ausnahme der Südspitzen der
drei Mittelmeer-Halbinseln. Im hohen Norden erreicht sie Lappland
und als Succ. grönlandica Mörch selbst Island und Grönland. Auch
ganz Nord-Asien bis zur chinesischen Grenze und an den stillen Ocean
gehört in ihren Bereich. Wahrscheinlich ist sie circumpolar.
Vertikale Verbreitung: Mein höchster Fundort is! die Paßhöhe des
Unteren Hauenstein bei 690 m. Die Art soll im Jura selten 800 m
übersteigen. In den Alpen erreicht sie mit der obern Waldregion noch
ansehnliche Höhen, so im Ober Engadin bei Bevers und ob Sils 1700
und 1800 m.
Zur Lebensweise: An Gewässern, besonders kleinen Wiesen-
bächen mit Alisma, Sagittaria und andern geeigneten Nährpflanzen
kann Succ.: putris oft in Unmasse gesammelt werden. Die Farbe des
Tieres kann sich hier fast zu schwarz verdunkeln, ohne daß die
Gehäusefarbe ändert. Auch an Flußufern, Quellen, Gräben, Sümpfen,
findet man die Art gemeinsam mit pfeifferi. Sie legt wie jene zweimal
jährlich ihren Laich ab, im Frühling und Hochsommer, und da die
Jungen der ersten Brut im selben Jahre, diejenigen der zweiten aber
w
Y
— 131 —
erst im folgenden Frühjahr zur Paarung schreiten, so finden sich in
jeder Kolonie stets Tiere verschiedensten Alters. Bei Hochwasser
werden diese Riparier oft auf Wasserpflanzen isoliert; fallen sie in die
kühle Flut, so werden sie durch den quellenden Inhalt der Schleim-
drüsen ihrer Locomotionsfähigkeit beraubt und gehen elend zu grunde.
Ohne Feuchtigkeit aber trocknen sie innert weniger Tage völlig ein.
Bemerkung: Die Gehäusefarbe schwankt zwischen grünlichglas-
farben (beinahe ganz durchsichtige Stücke sammelte ich in der Fisch-
zuchtanstalt) und rotgelb (besonders ‚bei ausgewachsenen Gehäusen).
In den schweizerischen Hochtälern bleibt das Gehäuse an Größe
sehr hinter denjenigen der Ebene zurück. Die Reduktion der Fraß-
zeit durch den langen Hochgebirgs-Winter macht eine solche Degene-
ration hier wie bei pfeifferi begreiflich.
Meine größten Gehäuse messen 20,5 mm (Hegenheim).
b. Pulmonata hygrophila (Basommatophora).
I. Terrestria.
Fam. Auriculidae.
Genus Carychium Müller.
88. Carychium minimum. Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rheingenist, Hegen-
heimer Bachrand. Südhalde Benken, bei Flühen, Birsgenist, Rütihart,
Wartenberg, Schleifenberg, Frenkeanschwemmung. Blauen, Hohe Winde
(Nord Fuß). Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen, Bachrand ob Deger-
felden. Wiesegenist (Maulburg), Rötteler Schloß, Wolfschlucht. Sausen-
burg, Badisch Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Die Schweiz ist innerhalb des ge-
samten Verbreitungsareals central gelegen.
Allgemeine Verbreitung: Carychium minimum ist ein Ubiquist der
Palaearctis und hat als solcher weiteste Verbreitung. Nicht nur bewohnt
die Art ganz Europa von Finnland bis Süd Portugal, Sizilien und
Kreta, ihr Areal erstreckt sich auch über Nord Algerien im Süden und
über den Kaukasus hinaus nach Armenien, über ganz Sibirien bis ins
Amurland und an den Stillen Ozean im Osten.
Vertikale Verbreitung: Mit der obern Baumgrenze steigt sie in
den Alpen hoch empor. Sie wurde im Calfeisental bei 1560 m, im
Ober-Engadin und in Tirol selbst über 1800 m noch gefunden.
Zur Lebensweise: Carychium minimum lebt an allen möglichen
Orten mit konstanter Durchfeuchtung: an Ufern, in nassen Wäldern,
unter Moos, Laub, Holz, Steinen, in feuchten Wiesen, an Graswurzeln,
im Mulm schattiger Felsen, in Felsenspalten, seltener an ziemlich
— 132.—
trockenen Rainen. Mit dem Wasserleben ist sie sehr vertraut; sie
schwimmt gewandt, und taucht gelegentlich an Wasserpflanzen unter.
In Flußanspülungen ist ihre Zahl Legion.
Bemerkung: Unter meinen Gehäusen zeichnen sich diejenigen
von Maulburg durch ihre eigentümliche, konische Gestalt aus, die, wie
Fig. 7 zeigt, außerordentlich vom typischen Habitus abweicht und sehr
an Zospeum spelaeum Roßm. erinnert. Wenn auch hier, wie mich
un
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Fig. 7
Herr Geyer versichert, nicht an ein eigentliches Novum gedacht werden
darf, so scheint mir die Erscheinung des Interesses doch wert zu sein.
Zum mindesten zeigt sie, wie außerordentlich variabel die Gestalt der
„Zwerghornschnecke“ ist. — Dasselbe gilt auch von der Bezahnung des
Mundes. In nassem Moose auf Buntsandstein sammelte ich Gehäuse
mit schwacher Mundbewaffnung. Der Zahn am Außenrand fehlte
nahezu ganz; eine Lippe war kaum angedeutet. Warum hat man nach
bekannten Mustern hier noch nicht doch wenigstens ein halbes Dutzend
Varietäten abgespalten ?
II. Aquatilia.
Fam. Limnaeidae.
Genus Limnaea Drp.
89. Limnaea stagnalis L.
Verbreitung um Basel: Gräben bei Klein Hüningen, Rheinebene
unterhalb Klein Hüningen, Eimeldingen -Kirchen -Istein- Klein Kems.
Rheinebene Neudorf-Michelfelden-Fischzucht-östlich und nördlich
ie 1) Em
Rosenau. Mülhausen. Lehmweiher Liestal (ausgesetzt von Dr. Leuthardt).
Doubs bei Biaufond.
Verbreitung in der Schweiz: Limnaea stagnalis ist in ihrer Ver-
breitung nur vertikal beschränkt; sie bewohnt die Seen, Weiher,
Tümpel und Altwässer der ganzen Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Unsere gemeine „Spitzhorn-Schnecke“ be-
wohnt ganz Europa (ohne Süd-Spanien), Sibirien, Transkaukasien,
Mesopotamien, und dringt über Afganistan nach Kaschmir, dem Herzen
Asiens, vor. Sie ist circumpolar und belebt die großen Seen Nord-
Kanadas. Im Süden betritt sie in Nord-Marokko afrikanischen Boden.
Vertikale Verbreitung: Obgleich Limnaea stagnalis in erster
Linie eine Form der Ebene ist, dringt sie in den Alpentälern doch hoch
hinauf. Schon im Jura erreicht sie im Lac de Joux 1000 m. Bei
Churwald lebt sie 1220, bei Tarasp 1407 und bei Arosa 1700 m hoch.
Im Kaukasus wurde sie sogar bei 1900 m noch gefunden.
Zur Lebensweise: Limnaea stagnalis bewohnt die größeren,
stehenden Gewässer. In den Seen gehört sie der Uferfauna an und
steigt nur ausnahmsweise zur Tiefe. Dabei wird sie hautatmend oder
macht von der mehrfach beobachteten Fähigkeit Gebrauch, die Lungen-
höhle zur Kiemenhöhle umzuwandeln. Sehr häufig kriecht sie an der
Wasseroberfläche, offenbar nach Beute jagend, oder an treibenden
Blättern und an Wasserpflanzen (Elodea, Hydrocharis, Alisma, Ranun-
culus) umher. Gegen Kälte ist sie trotz eines relativ hohen Temperatur-
obtimums nicht empfindlich; sie kann unter dünner Eisschicht, vor-
übergehend selbst im Eise eingefroren, lebend gefunden werden.
Stagnalis tritt freiwillig nie aus ihrem Behälter heraus; sie liebt kalk-
reiche, ruhige Altwässer mit reichlichem Pflanzenwuchs und entwickelt
in kleinen, pflanzenarmen und moorigen Gräben, in sandigen Uferlöchern
und im Gebirge Kümmerformen. Die Ausdehnung des Wohnortes,
die Wasser- und Vegetationsverhältnisse, prägen dem Tier ihren be-
sonderen Stempel auf, so daß die Gehäuseform mit jedem Fundort
wechselt. Häufig sind die Gehäuse von Algen (Cladophora) besetzt;
an eine Symbiose ist dabei nicht zu denken. Die Laichablage ge-
schieht den ganzen Sommer durch. Die jungen Tiere werden meist
im ersten Jahre noch geschlechtsreif.
Bemerkung; Mein größtes Exemplar mißt vom Apex zum untern
Mündungsrand 61 mm (Isteiner Ebene). — Eine bekannte Erscheinung
beiL. stagnalis ist die Hammerschlägigkeit, sie charakterisiert i. d.R. das
Wachstum des zweiten Jahres. Hazay zog zur Erklärung derselben
von außen erfolgte, mechanische Stöße und Eindrücke herbei, wogegen
sehr stichhaltige Einwände erhoben werden müssen. Zunächst ist
das neuangelegte Periostracum zu elastisch, um jeden Stoß von außen
sofort plastisch fixieren zu können. Dann aber ist die Form der Ein-
drücke viel zu regelmäßig, zu gleichmäßig rechteckig, als daß für ihre
Entstehung zufällig geführte Püffe und Putsche dürften verantwortlich
gemacht werden. Polyedrische Umrisse, die doch am ehesten zu er-
er he
warten wären, fehlen in der Regel. Auch die meist regelmäßige An-
ordnung und Aneinanderkettung der einzelnen Vertiefungen, sowie
das constante Auftreten der ganzen Erscheinung spricht entschieden
gegen eine mechanische Erklärung im Sinne Hazays. Zudem müßte
das Phänomen naturgemäß noch häufiger bei Landschnecken anzutreffen
sein, was in der groben Ausführung, die von Puff und Stoß allein zu
erwarten wäre, niemals der Fall ist. — Brockmeier faßt die Hammer-
schlägigkeit im Gegensatz zu obigem Autor als Degenerationserscheinung
auf: hungernde Tiere nehmen an Volumen ab; hält dieser Vorgang an,
so übt der an der Schale haftende Mantel auf die junge Epidermis
einen Zug aus nach innen, der die bekannten Einsenkungen zur Folge
hat. Auch diese Interpretation hat etwas doctrinäres an sich. Ein
notleidendes Tier zieht sich ins Gehäuse zurück. Tritt es aber doch
hervor, denn gefressen muß sein, so besorgt die weite Mantelhöhle
einen vollkommenen Volumenausgleich, so daß auch bei abmagernden
nicht mehr und nicht weniger Zug auf die Schale ausgeübt wird, als
bei normalen Tieren. Es ist ferner zu bedenken, daß die Tage der
Trübsal nicht von heute auf morgen hereinbrechen und die Limnaeen
grausam überrumpeln. Die Tiere merken den Henker bevor sie am
Galgen hangen und unterbrechen zuerst den Gehäusebau, wenn die
Nahrung unzulänglich wird; erst nachher werden innere Organe in Mit-
leidenschaft gezogen. Endlich gehört hieher, was Dr. Leuthardt berichtet.
Er exponierte L. stagnalis in einem lehmigen nahrungsarmen Tümpel und
constatierte, daß die Tiere in dem harten Wasser degenerierten und
daß die anfänglich vorhandene Hammerschlägigkeit verschwand.
Die Hammerschlägigkeit ist eine viel allgemeinere Erscheinung,
als gewöhnlich angenommen wird. Nicht nur ist sie allen Limnaeen
eigen; ich konstatierte sie auch bei Planorbis corneus und albus, wo
sie geradezu typisch ist, bei Physa acuta, Valvata piscinalis, Vivipara
contecta. Bythinia tentaculata, dann aber in zierlichster Ausführung
auch bei Landschnecken, bei Hyalina pura, Euconulus fulvus, bei den
Vallonien, bei Punctum pygmaeum, Buliminus montanus, Acanthinula,
Vertigo pygmaea und bei gewissen Clausilien. Es handelt sich hier
offenbar um einen Konstruktions-Modus, der in gewissem Sinne wohl
als Abnormität aufgefaßt, aber nicht einfach weder als Zeichen der
Prosperität, noch der Degeneration abgetan werden kann. Hammer-
schlägige Gehäuse stehen mitunter ihren normalen Kameraden an
Stattlichkeit nichts nach und hinterlassen einen äußerst soliden und ge-
sunden Eindruck.
90. Limnaea ovata Drp.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Rhein bei der
Bierburg, Klein Hüningen, Bach bei Weil, Riehenteich, Leopoldshöhe,
Ötterbach, Rheinebene Märkt-Efringen-Istein. Rhein beim Schlacht-
haus, Hüninger Zweigkanal, Rheinebene Neudorf, Fischzucht, östlich
BR
— 135 —
und nördlich Rosenau, Bach zwischen Hegenheimerstraße und Allschwil,
zwischen Hilfspital und Hegenheim. Mülhausen. Bach bei Flühen,
Ettingen, Birs bei St. Jakob, Birsgenist. Ergolz bei Liestal, Orismühle,
Quelle bei Seltisberg, Kaltbrunnental. Saut du Doubs, Gravier, Biau-
fond (Doubs). Ebene von Jungholz, Hebelquelle, Bach am Bad. Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Radix ovata bewohnt bis zu einer
gewissen Höhe die ganze Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Art umfaßt ganz
Europa von den südlichsten Spitzen bis zum 70.’ n. Br., sowie Asien
nördlich der Linie Syrien, Transkaukasien, Altai, Transbaikalien. Im
fernen Osten dringt sie bis in die Landzunge von Kamtschatka vor.
Vertikale Verbreitung: In den Hochtälern des Jura ist L. ovata
bei 1000 m und mehr Höhe keine seltene Erscheinung. In den Alpen
steigt sie mitunter über die obere Baumgrenze hinaus. Bei Parpan
erreicht sie 1500 m, bei Arosa 1800, und im Rhätikon sammelte sie
Zschokke noch bei 2000 m. Im Kaukasus erreicht sie 1950, in den
Pyrenäen selbst 2238 m.
Zur Lebensweise: Limnaea ovata bewohnt vorzüglich stehende
Gewässer, Seen, Teiche, Tümpel und Gräben, aber auch langsam
fließende Bäche, die Uferzone der Flüsse und Ströme und deren Alt-
wässer. Sie liebt frischen Wasserzufluß, ist aber den Temperaturein-
flüssen gegenüber enorm elastisch; sie lebt in den insolierten Klein-
gewässern der Ebene, selbst in Thermen von über 40°C., aber auch
im kalten, von eisbedeckten Alpengipfeln umrahmten Hochgebirgssee.
Im Winter verkriecht sie sich oft erst gegen Neujahr hin. Ihre Laich-
schnüre kleben massenhaft an Stengeln und Blättern aquatiler Pflanzen,
was übrigens von allen Limnaeen mehr oder weniger gilt, und werden
besonders durchSchwimm- und Watvögel von Tümpel zu Tümpel getragen.
Bemerkung: Was über Formenmannigfaltigkeit, Farbe und Größe
der Gehäuse bei stagnalis bemerkt wurde, gilt im gleichen Maße für
ovata und für alle hier behandelten Limnaeen. Meine größten ovata
Exemplare messen 23 mm (Rheinebene); von Stücken im hiesigen Museum
wird diese Länge noch überboten. Gehäuse aus Urgesteingebiet
zeigen oft abgefressene Spitzen und erinnern ganz an_L. peregra var.
blauneri, sind aber in ihrer Konstitution kaum zarter als Stücke aus
der Rheinebene. Daß die Dimensionen nicht proportional der zu-
nehmenden Höhenlage abnehmen, zeigen meine Gehäuse aus dem
Rhätikon, die noch 20 mm lang sind.
Nicht immer leicht ist ovata von auricularia und peregra zu
trennen, und die Controverse, die sich über das Ja oder Nein der
Zusammengehörigkeit dieser Arten entspann, ist ganz verständlich.
Was zunächst das Verhältnis von ovata zu peregra anbelangt, so ist
prinzipiell gegen eine entschiedene Annäherung beider Formen nichts
einzuwenden. Die Formenreihe 1—3 auf Tafel I zeigt in genügender
Deutlichkeit die enge Verwandtschaft der beiden Extreme. Nur wird
man bei also erweitertem Artbegriff doch wieder genötigt sein, Sub-
—. 136 —
spezies zu schaffen, und die Polemik liefe auf eine Spiegelfechterei
hinaus. Selten trifft man die beiden Formen nebeneinander; ist es
doch der Fall, so werden sich bei der Kopulationsfreudigkeit der
Gulnarien (ovata copuliert ja mit allem, was Limnaea heißt) in kürzester
Zeit Hybriden auswachsen, welche jede Grenze zwischen hier und
dort verwischen. Für die Erklärung Brockmeiers, peregra sei eine
ovata in constant ungünstigen Lebensverhältnissen, habe ich kein Ver-
ständnis. Meine Funde von Herthen, die alle aus denselben Gräben
stammen, zeigen, daß beide Formen auch nebeneinander gedeihen.
Leichter läßt sich in der Regel ovata von auricularia scheiden.
Beide haben einen eigenen Baustil, nähern sich aber in der Natur
gelegentlich doch so sehr, daß man bei der Bestimmung in Verlegen-
heit gerät. Es wäre entschieden aussichtslos, alle Zwischenformen
und lokalen Abweichungen als Varietäten fixieren zu wollen. Ihre
Zahl wäre Legion, da die Formen einer Lokalität nie mit denjenigen
einer andern ganz könnten zur Deckung gebracht werden. Aber die
einfache Art-Bezeichnung genügt doch nicht und wird den Anforderungen
der Biologie kaum gerecht. Es dürfte sich darum zweckmäßig erweisen,
die Zwischenformen durch geeignete Kombination der vorhandenen
Termini zu benennen. Wird von einer Limnaea ovata-peregra oder
ovata-auricularia usw. gesprochen, so wird darüber kein Zweifel be-
stehen, in welcher Richtung die beschriebene Form zu suchen sei. Sind
dann doch noch descriptive Ergänzungen nötig, so wäre nicht nur dem
Laien, sondern auch der Wissenschaft besser gedient mit einer schlichten
und einfachen Umschreibung der Einzelheiten, als mit einem nichtssagen-
den Epitheton, das nur zu leicht falsch gedeutet und mißverstanden wird.
Ohne mich an dieser Stelle weiter über diesen Gegenstand aus-
zulassen, erwähne ich noch eine Erscheinung, die zugleich ein Exempel
zu obigen Ausführungen abgibt. Limnaea ovata erweitert seinen
Mundsaum mitunter ampla-artig.. Ampla ist niemals eine selbständige
Art, sondern eine Mißbildung, die bei Limnaea s. str. und dem Sub-
genus Radix Montf. überall vorkommt. Ich mache auf die unteren
Serien von Tafel I und II aufmerksam, die je einem einzigen Tümpel‘
entstammen. Die Formenreihe I, 4—7 führt von ampla nach auricularia,
die andere, Il, 6-7 von ampla nach ovata. In diesen beiden ampla-
Formen tritt uns eine der Convergenzerscheinung entgegen, die das
an sich interessante Studium der Limnaeen so sehr erschweren. Mit
Bezeichnungen wie ovata-ampla, auricularia-ampla und ähnlichen wäre
mehr gewonnen als mit neuen Namen und Varietäten, wie etwa pul-
skyana oder rhodani.
91. Limnaea peregra Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen-Nollingen, Riehen-
teich. Freiburg. Bach Hilfspital-Allschwil, Allschwiler Weiher, Hegen-
heimer Bach, Neudorf, Mülhausen. Quelle oberhalb Bottmingen (Batterie-
— #137 -—
weg), Graben Ettingen-Therwil. Birsgenist, Birs hinter Angenstein
Liestal (Lehmweiher), Bachgraben bei Bubendorf, Weiher bei Langen-
bruck, Saut du Doubs. Gräben Schopfheim-Maulburg, Bach Riehen-
Bettingen. Jungholz.
Verbreitung in der Schweiz: Limnaea peregra hat bei uns hori-
zontal und vertikal die weiteste Verbreitung.
Allgemeine Verbreitung : Diese vielleicht circumpolare Art bewohnt
ein ungeheures Areal. Es umfaßt ganz Europa, Island und Grönland,
Nord-Afrika von Süd-Marokko bis Ägypten und ganz Nord Asien, im
Süden bis zu der schon bei ovata skizzierten Grenze längs der hohen
Gebirgszüge.
Vertikale Verbreitung: Bis an den Gletscherfuß dringt die
„wandernde Schlammschnecke“ vor. Folgende Fundorte seien zur
Illustration erwähnt: Chamonix 1100m, Tschiertschen 1350 m, St. Moritz
1760 m, Berninapaß 1878 m, Rheinwald 1950 m, Tirol 2000 m, Weiß-
bodensee bei Arosa 2150 m (Steinmann), Schwarzsee 2558 m und
Riffelsee 2781 m, beide bei Zermatt (Steinmann). Lötschental 2800 m.
Zur Lebensweise: Durch den Aufenthalt in stehenden und fließen-
den Gewässern wird der Formenreichtum dieser Schnecke auf ein
Maximum gesteigert. Eigenartig gestaltet sie sich im Straßen- und
Wiesengraben, anders in großen Teichen und Altwässern, anders im
Hochgebirgssee, anders im Brackwasser des Finnischen und Bottnischen
Busens, anders in den Thermen Islands. Sie liebt entschieden hartes,
d. h. CO: haltiges Wasser und verläßt an nassen Ufern häufig ihren
Behälter, so daß bei ihrem Vordringen auch aktive Wanderung eine
-Rolle spielen wird. In ökologischer Hinsicht ist sie nicht wählerisch
und nimmt von Schwankungen in Temperatur- und Nahrungsverhält-
nissen kaum Notiz. Forma blauneri Shuttl. z. Bsp. erreicht trotz ihres
alpinen Standortes eine Länge von 20 mm (Clessins Maß ist zu klein)
und widerlegt die Verallgemeinerung des „Höhensatzes‘“, daß mit zu-
nehmender vertikaler Erhebung die Dimensionen des Gehäuses ab-
nehmen sollen.
Bemerkung: In kalkarmen Gewässern benagen sich die Tiere
oft gegenseitig. Die groben Wachstumsansätze bilden dabei dem
nagenden Kiefer willkommene Angriffspunkte. Durch Verstärkung des
Hypostracums schützt sich das gefährdete Tier vor dem sichern Unter-
gang. — Bemerkenswert ist der Umstand, daß solchen zarten, callus-
armen Gehäusen i. d. R. jede Spur von Hammerschlägigkeit fehlt.
Solite der rein physikalische Vorgang bei der Erhärtung der Kalktapete
ohne Zuhilfenahme physiologischer Faktoren jenes Phaenomen erklären
können ?
Dann und wann findet man Gehäuse, die innen schön weiß
ausgekleidet sind; besonders ist der Mundsaum stark weiß gelippt.
Sind sie dann, was oft der Fall ist, außen von kleinen Algen grün
inkrustiert, so machen sie einen etwas fremdländischen, schmucken
Eindruck.
— . 138. —
Tiere, die ich aus einem wilden Bergwässerlein im Schanfigg
(1350 m hoch) fischte, besaßen zwar solide, schön dunkelrotbraune
Gehäuse, waren aber höchstens 11 mm lang.
Trotz reichen Materials gelang es mir nur ausnahmsweise, unter
meinen Gehäusen die eine oder andere der bei Clessin aufgezählten
Variationen notdürftig zu erkennen. Es bestätigt sich, was über diesen
Punkt in der vorigen Bemerkung ausgeführt wurde.
92. Limnaea auricularia L.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Klein Hüningen - Efringen-
Klein Kems (mit ampla). Rheinebene Neudorf und Rosenau (dann und
wann eine ampla). Hüninger Kanal. Mülhausen. Allschwiler Weiher
(Gutzwiller), Arlesheimer Weiher (Leuthardt). Oristalweiher (Liestal).
Verbreitung in der Schweiz:: Die Schweiz liegt mitten im Gesamt-
areal dieser Art.
Allgemeine Verbreitung: Limnaea auricularia bewohnt ganz Europa,
vielleicht mit Ausnahme von Süd-Italien und Griechenland. Ihr Areal
erstreckt sich dann aber ostwärts über Nord-Asien und umfaßt den
Kaukasus, russisch Armenien, Sibirien, den Altai, Transbaikalien und
das Amurland.
Vertikale Verbreitung: In den Gebirgsseen treffen wir die „ohr-
förmige* Schlammschnecke noch in ansehnlicher Höhe, so im Laaxer-
und Cauma-See und auf den Höhen des Jura bei 1000 m, auf der
Lenzer Heide über 1400 m, im Silser-See und im Val Piora bei 1800 m.
Nach Zschokke hat die Art selbst die Höhe von 1920 m erklommen*
(Lago Ritom 1829; Lago di Cadagno 1921 m).
Zur Lebensweise: Limnaea auricularia liebt größere, pflanzenreiche
Tümpel und Seen und bewohnt sie oft gemeinsam mit Limnaea
stagnalis, mit der sie beim Abweiden der Wasserpflanzen (Potamogeton)
und der Wasseroberfläche wetteifert. In größern Wasserbecken (nach
Siebold’s Untersuchungen im Bodensee) kann auch sie wasseratmend
werden. Gegen Versumpfung ist auricularia empfindlicher als stagnalis;
in stagnierendem Wasser steigt sie an den Rand des Behälters. Sie
kann auch im nassen Moose und Uferschlamm böse Zeiten überleben.
Bemerkung: In alpinen Seen soll das Gehäuse solider und
kalkiger, aber auch kleiner werden als in der Ebene. Mein größtes
Exemplar ist 30 mm lang; im Basler Museum liegen Riesenstücke von
St. Gallen von 34 mm Länge.
Die Serie 4—7 von Tafel I zeigt sehr deutlich das Verhältnis
von Gulnaria ampla zu auricularia. Die Formenreihe, die ich noch
beliebig erweitern könnte, entstammt einem großen, seichten Altwasser
des Rheines. Die Gehäuse lagen zu Tausenden durcheinander gemischt,
und die Strömung des Wassers war eine so unbedeutende, daß ich
Goldfuß nicht folgen kann, wenn er dieselbe für die Randerweiterung
verantwortlich machen will. Es ist mir allerdings nicht gelungen, eine
u BE
einwandfreie Erklärung für die Erscheinung zu finden; immerhin fasse
ich ampla, die, wie schon bei ovata bemerkt, auch bei andern Limnaeen
auftritt, als eine pathologische Abnormität auf, die endogenen Ursachen
eher ihre Entstehung dankt und mit plumpen Erklärungsversuchen, zu
denen ich auch diejenigen Hazays rechne, nicht so leicht abgetan
werden kann. Es wäre wohl der Mühe wert, zu prüfen, wie weit die
Parasiten, die ja das Geschlecht der Limnaeen so grausam heimsuchen,
den Gehäusebau zu beeinflußen vermögen.
“ Clessin behauptet, nie im Zweifel darüber gewesen zu sein, ob
er ampla oder auricularia vor sich gehabt habe. Vielleicht hätte er
sein Urteil modifiziert, wenn er in unserer Rheinebene die Stücke zu
Hunderten oder Tausenden gesammelt haben würde.
93. Limnaea palustris Müller.
Verbreitung um Basel: Nördlich Klein Hüningen, Rheinebene
Istein-Klein Kems, Kaiserstuhl. Rheinebene Neudorf, Michelfelden,
Fischzucht, Rosenau. Bach zwischen Zwingen und Laufen, Lac des
Brenets, Doubs und Bach bei Biaufond.
Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien der „Sumpfschlamm-
schnecke“ sind über die ganze Schweiz verbreitet.
Allgemeine Verbreitung: Limnaea palustris besitzt unter allen
Limnaeen wohl die größte Verbreitung. Ihr ungeheures Areal wird
kaum von einer unserer Schnecken überboten. Zu dem Gebiet, das
peregra inne hat, kommt hier noch Syrien, Persien und Nord-Amerika
hinzu. Die Art ist also eircumpolar. Durch Zugvögel verschleppt,
soll sie selbst in der Sahara Fuß gefaßt haben.
Vertikale Verbreitung: Mehr noch’ als stagnalis meidet diese
Form der Ebene bedeutende Höhen. Im Jura lebt sie im Lac de Joux
noch 1000 m hoch; aber auch in den Alpen wird diese Linie nur
wenig überschritten. Der höchste mir bekannt gewordene Fundort
ist die Lenzer Heide bei 1480 m Höhe.
Zur Lebensweise: In der Hauptsache ist hier zu wiederholen,
was von L. stagnalis gesagt wurde. Unter günstigen Lebensbedingungen,
die sich auch in Mooren finden können, entwickelt sich die forma corvus
zu mächtigen, 40 mm langen Gehäusen. Ihr Vorkommen ist stets ein
Beweis des Wohlstandes. Bei mangelhafter Nahrung und unter der
Last anderer drückender Existenzbedingungen entwickelt sich der
Typus turricula Held., dem jene Behäbigkeit ganz abgeht, die dem
Formenkreis von corvus, dem auch Clessin’s Typus und forma curta
angehören, eigen ist. — Ausnahmsweise gerät L. palustris in den Bach,
wo sie aber stets klein und von schwächlicher Konstitution bleibt.
Bemerkung : Die Größe dieses Tieres ist enorm variabel. Brock-
meier sieht in dieser Inconstanz den Einfluß der Nahrung und geht
selbst so weit, Limnaea truncatula zu einer Kümmerform der palustris
zu proklamieren. Das ist natürlich leicht geschehen, und von einem ge-
er
wissen entwicklungstheoretischen Standpunkt aus mag man dem
Verfasser cum grano salis beistimmen. Tatsächlich aber verhalten
sich die Dinge in der Natur anders, wovon mich mein reiches Material
aus der Nähe von Biaufond überzeugte. Längs des Doubs findet man .
dort herum den bekannten Clessinschen Typus; ich habe ihn auf
Linie I der Il. Tafel in einigen verschiedenaltrigen Formen aus jener
Gegend zur Abbildung gebracht. Nun mündet bei Biaufond ein
kleines, hartwässriges Bächlein, das nach andauerndem Regen und
im Frühjahr Zuschüsse erhält aus der „Cloaca maxima“ von La Chaux-
de-Fonds, die ich in einem abgelegenen unheimlich verpesteten Ge-
birgstälchen entdeckte. In den Lachen dieses Bachbettes erbeutete
ich in großer Zahl L. turricula Held, die (s. 2. Reihe von Tafel II) so
sehr von palustris in Gestalt und Farbe abweicht, daß ich sie nur un-
gern mit Clessin und Kobelt bloß als krankhafte Umbildung des
Typus ansehe. Und ich glaubte anfänglich, hier eine Bestätigung des
Brockmeierschen Satzes zu finden, truncatula sei eine Kümmerform
der palustris, wobei Brockmeier allerdings turricula ins Auge gefaßt
haben mußte. Nur sie nähert sich in kümmerlichen Jugendformen
einigermaßen der truncatula. Bei näherem Zusehen jedoch entdeckte ich
im selben Bach die typische truncatula selbst, und es fiel mir bei der
Konfrontation der Gehäuse nie schwer, mich für die eine oder andere
Art zu entscheiden. Auf Tafel II habe ich die turricula-Reihe gegen
truncatula hin abwärts geführt und von einem gewissen Punkte an
die daselbst gefundene truncatula angeschlossen. Selbst weniger ge-
übten Augen in malacozoologischen Dingen glückte es nach einiger
Überlegung zum erstenmal, auf der vorgelegten Tafel die Grenze zu
finden, die zwischen dem zweiten und dritten Gehäuse der vierten Reihe
liegt, leider aber auf der Photographie bei weitem nicht so schön zur
Geltung kommt wie in natura. Bei Einzelfunden macht natürlich auch
hier die Bestimmung selbst dem Fachmann einige Mühe, und es bleibt
dabei, mit Einzelfunden ist alles zu beweisen. Warum bestätigt sich
aber gerade an diesem Fundort die Brockmeiersche Hypothese nicht,
wo doch alle Prämissen einer Bestätigung günstig gewesen wären?
94. Limnaea truncatula Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Degerfelden, Beug-
gen. Riehenteich, Otterbach, Leopoldshöhe, nördlich Märkt. Rhein-
anschwemmungen. Bachgraben Hilfspital-Allschwil, Hegenheimer Bach,
Hüninger Kanal, Ebene von Neudorf, von Rosenau. Bach im Allschwiler
Wald, Birsig bei Oberwil, Bach bei Flühen. Blauen (Südseite in einem
Brunnentrog ob Dorf Blauen), Untere Klus, Ettingen, Mariastein,
Bach zwischen Pratteln und Frenkendorf, Gelterkinden, Hauenstein
(Pulvisei), Weiher bei Langenbruck, Doubs bei Biaufond, Lac des Brenets,
Rinnsal im Walde von Vallanvron. Riehen-Bettingen, Riehen-Inzlingen,
Wehr, Hasel, Säckingen.
— 14 —
Verbreitung in der Schweiz: Diese kleine Schlammschnecke fehlt
nirgends in der Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Ohne zirkumpolar zu sein, umspannt trun-
catula ein ähnliches Areal wie palustris. Sie bewohnt außer ganz Europa
Nord-Afrika, die Levante und Nord-Asien bis an den Großen Ozean.
Vertikale Verbreitung: Ihrem Wohnort entsprechend dringt trun-
catula hoch ins Gebirge vor. Es sind mir folgende Fundorte bekannt
geworden: Seealpsee 1141 m, Tschiertschen 1350 m, Parpan 1500 m,
Zermatt 1650 m, Ober-Engadin 1800 m, Garschina 2190 m, Grubenpaß
2200 m, Lac de Fenetre 2480 m, Piz Corvatsch 2610 m.
Zur Lebensweise: Limnaea truncatula ist in erster Linie Be-
wohnerin kleiner Gewässer; kein Behälter ist ihr zu gering. Im
fließenden Wiesenbach, im verborgenen Waldrinnsal, im breiten Teich,
in Altwässern, Gräben, Pfützen, Lachen, in alten, morschen Brunn-
trögen, in Fahrrinnen, an nassen Felshängen, überall ist die kleine
Wasserschnecke daheim. Wie keine andere wagt sie dreist aus dem
kühlen Naß hinauf aufs Gelände; sie wird so zum Riparier und leistet
einer starken Verbreitung kräftigen Vorschub. Auch passive Ver-
schleppung durch Wasservögel spielt, abgesehen vom Laichtransport,
bei der relativ starken Saugkraft der kleinen Schnecke eine wichtige
Rolle. Selten findet man sie in großer Zahl; in größeren Behältern
wird sie darum leichtübersehen. Die enormen Temperaturschwankungen,
denen sie das Jahr über ausgesetzt ist, erträgt sie leicht. Sie wurde
selbst in Thermen von 50° C. und in Solfataren, die reinen Schwefel
ausscheiden, erbeutet. Auf der andern Seite kann man sie unter dem
Eise kriechen sehen. — Als Zwischenwirt von Distomum hepaticum
L. gewinnt L. truncatula noch ein besonderes Interesse.
Bemerkung: Über das Verhältnis der Schnecke zu Limnaea
palustris wurde oben referiert; es sei ergänzend nur beigefügt, daß
ich auch anderorts beide Arten nebeneinander traf und mühelos von-
einander scheiden konnte. Die enorme Variabilität des Tieres (ca. 20
beschriebene Varietäten) kann uns bei einer Limnaea nicht mehr be-
fremden. Schade, daß in dem langen Formenspektrum, wenn ich so
sagen darf, die Frauenhoferschen Linien noch nicht entdeckt sind,
die bei der systematischen Ortsbestimmung sichere Anhaltspunkte
bieten könnten.
Mein größtes Exemplar aus der Herthener Rheinebene mißt
11,5 mm und stammt aus einem fließenden Wiesenbach. Auch aus
dem Doubs (Biaufond) und von Zermatt besitze ich Gehäuse, die 10
und Il mm lang sind. Damit sei im Gegensatz zu Steinmann an-
gedeutet, daß speziell Bachformen nicht immer hinter dem Clessinschen
Normalmaß zurückbleiben müssen. Die Gehäuse aus Basels Umgebung
sind durchweg klein und erreichen jenes Normalmaß selten, auch wenn
sie nicht dem Bach entnommen sind.
Die Seltenheit von Limnaea truncatula neben palustris findet
ein Analogon in derjenigen der ovata neben stagnalis. Möglicherweise
— 142. —
fällt der Laich dieser Kleinen im Reich der Wasserpulmonaten den
hungrigen Brüdern zum Opfer.
Forma ventricosa und longispira finden sich oft am gleichen
Ort. Je mehr Material vorliegt, um so weniger rechtfertigen jene ihre
Existenz als Varietäten.
Fam. Physidae.
Genus Physa Drp.
95. Physa acuta, Drp.
Verbreitung um Basel: Hüninger Zweigkanal; (schöne Exemplare
im Hüninger Hafen). Fischzuchtanstalt, (in klarem, starkfließendem
Bach, bedeutend kleiner als obige). Kolmar (Michaud).
Verbreitung in der Schweiz: Physa acuta hat die Schweiz noch
nicht betreten. Vor den Toren Basels harrt sie auf Einlaß.
Allgemeine Verbreitung: Die „spitze Blasenschnecke“ hat ihre
Heimat in West-Europa. Ihr Areal umfaßt die Pyrenäenhalbinsel; sie
betritt in Nord-Marokko noch afrikanischen Boden. Über Frankreich
dringt sie bis an die Schelde vor, geht aber östlich nicht über den
Rhein hinaus. Die östlichsten Grenzpunkte des zusammenhängenden
Gebietes dürften im Rhein-Rhonekanal gefunden sein. Längs des
Mittelländischen Meeres begegnen wir der Schnecke noch da und
dort, so auf Korsika, Sardinien, Sizilien, an der jonischen Küste, auf
den Cycladen und in Ägypten. Westerlund kennt sie selbst von
Transkaukasien. Die Art ist längs der ganzen Ostmarke ihres Areals
im Vormarsch begriffen. Häufig wird sie verschleppt, so nach den
Azoren, nach Seeland (Kopenhagen) und England, und taucht sporadisch
da und dort in Deutschland auf (Tübingen, Erlangen, München, Gotha,
Jena, Halle, Leipzig, Dresden, Spandau, Königsberg).
Physa heterostropha, virgata und diaphana, die im hiesigen
Museum liegen und von Nord-Amerika stammen, zeigen so auffallende
Übereinstimmung mit acuta, daß sie zu der Annahme berechtigen,
daß unsere Form oder ihre nächsten Verwandten auch in Nord-Amerika
sich weitester Verbreitung erfreuen.
Vertikale Verbreitung: Physa acuta ist eine Form der Ebene.
Jedes Gebirge tritt ihrem Vormarsch hemmend in den Weg.
Zur Lebensweise: Zum Wohnort wählt diese Art sowohl stehendes,
als auch fließendes Wasser. Sie scheint in trüben Teichen und Kanälen
besser zu gedeihen als im klaren Quellwasser. Wie einige andere
Wasserschnecken bildet sie erhärtende Schleimfäden aus, die beim
umherklettern an Wasserpflanzen dienlich sind.
Bemerkung: Meine größten Stücke messen 14,5 mm Länge; sie
sind oft hammerschlägig. Im Museum liegen südfranzösische Exem-
plare bis zu 16 mm. Die Bachformen aus der Fischzuchtanstalt sind
prächtig entwickelt und machen trotz der etwas dünnen Schale nicht
EEE
den Eindruck einer Hungerform; sie erreichen aber im Maximum
nur 9 mm. |
Die Spitzen unserer Gehäuse sind nicht so sehr ausgezogen wie
bei typischen französischen Stücken; die Artcharaktere verwischen sich
offenbar etwas an der Verbreitungsgrenze.
96. Physa fontinalis L.
Verbreitung um Basel: Bachgraben nördlich Märkt. Fischzucht-
anstalt; östlich Rosenau. Doubs bei Biaufond. Lörrach.
Verbreitung in der Schweiz: Aus der allgemeinen Verbreitung
und den relativ wenigen Angaben zu schließen, trifft man Physa fon-
tinalis in den Niederungen der ganzen Schweiz. Ich kenne folgende
Fundorte: Loclat, Neuchätel, Landeron, Biaufond, Bern, Hunziken und
Engelmoos bei Bern, Aarberg im Seeland, Ringgenberg am Brienzersee,
Vierwaldstättersee, Reuß bei Fischbach, Muri, Zürichsee, Katzensee,
Limath, Locarno und Ceresio. Im Bodensee soll die Art nicht vor-
kommen; gleichwohl ist es nicht wahrscheinlich, daß sie der Nordost-
und Südwestecke der Schweiz ganz fehle.
Allgemeine Verbreitung: Physa fontinalis bewohnt ganz Europa
mit Ausnahme der südlichen Hälften der mediterranen Halbinseln.
Da sie auch in'Nord-Rußland und Finnland lebt, ist nicht anzunehmen,
daß sie Skandinavien, woher mir kein Fundort bekannt ist, ganz meide.
Nach Osten dehnt sich ihr Gebiet weit über Sibirien bis ins Amurland
aus. Im Westen wird sie noch von Madeira gemeldet. Die Angaben
Kreglingers von Amerika werden von anderer Seite angezweifelt.
Vertikale Verbreitung: Physa fontinalis tritt nur an den Fuß des
Gebirges heran. Die höchsten mir bekannten Fundorte sind Ringgen-
berg (600 m) und Biaufond am Doubs (620 m). Die Art dürfte vertikal
nur wenig mehr vorstoßen.
Zur Lebensweise: Eine große Vorliebe für frisches Wasser ist
für die „Quellenblasenschnecke“ charakteristisch, und ihr Vorkommen
in Teichen, Mooren und Altwässern ist stets an das Vorhandensein
von Bächen und Zuflüssen gebunden. Sie liebt demnach niedere
Temperaturen und soll nach Nordenskiöld selbst das Einfrieren im
Eise schadlos ertragen können. Sie knüpft ihr solides Schleimband
gerne an Wasserranunkeln und weidet mit lebhaften Bewegungen,
unter stetem Umherschlenkern des Gehäuses, diese Pflanzen ab. Physa
fontinalis wird nirgends gemein und erscheint stets in lokal beschränkten
Populationen.
Bemerkung: Gehäuse aus einem starkfließenden Bach der Fisch-
zuchtanstalt werden 8,5 mm lang, meine größten Stücke. Die Exemplare
aus dem Doubs erreichen höchstens 7 mm.
Mitunter zeigt das sehr zarte Gehäuse unter dem Mikroskop
eine feine Skulptur in Gestalt kontinualer Punktreihen.
Be ee
97. Physa hypnorum L.
Verbreitung um Basel: Leopoldshöhe. Bach zwischen Hilfspital
und Hegenheim. Mülhausen.
Verbreitung in der Schweiz: Physa hypnorum bewohnt die ganze
nordalpine Schweiz und dringt bis zum Fuß des Gebirges vor. Aus
den südalpinen Tälern kenne ich sie nicht.
Allgemeine Verbreitung: Wiederum gehört fast ganz Europa zum
Areal dieser Schnecke. Ausgenommen ist nur Portugal, Süd-Italien
und Griechenland. Aber auch ganz Nord-Asien mit Transbaikalien
und dem Amurland und bis zur Tschuktschen-Halbinsel, sowie Nord-
Amerika, dieses ganze unermeßliche zirkumpolare Gebiet, wird von
ihr bevölkert. In Sibirien überschreitet sie noch den 73.° n. Br., in
Spanien lebt sie unter dem tropischen Himmel der Mittelmeer-Provinz.
Vertikale Verbreitung: Weder aus dem Jura noch aus den Alpen
sind mir höhere Fundorte bekannt. Physa hypnorum ist ein Tier der
Ebene und dringt nur längs der tiefen Täler ins Gebirge vor. Die
höchsten mir bekannt gewordenen Punkte sind Gümligen 585 m,
Brienzersee 566 m und St. Gallen 669 m über Meer (Museum).
Zur Lebensweise: Physa hypnorum ist amphibischer Lebensweise
in hohem Maße fähig. Nicht nur steigt sie in kürzesten Intervallen
stets zur Oberfläche des Wassers empor, sondern sie kann auch in
nassem Moos und Schlamm und in ausgetrockneten Wassergräben
tagelang und unbeschadet besserer Zeiten harren. Sie erträgt enorme
Temperaturschwankungen. Kleine Wasserbehälter, besonders Wiesen-
bäche zieht sie vor und fällt sofort auf durch das lebhafte Hin- und
Herschlenkern des Gehäuses und das plötzliche Auf- und Niedertauchen
im Wasser. Vor dem Aufstieg preßt das Tier meist etwas Luft aus,
die als feines Schleimbläschen am Körper haften bleibt und die Reise
nach oben durch seinen Auftrieb unterstützt. — Das Tier lebt sehr
gesellig, aber stets innerhalb engumschriebener Wohnstätten, die nie
mit reicher Hand ausgestreut sind.
Bemerkung: Meine stattlichsten Gehäuse erreichen 13 mm, nie
mehr, meist weniger. Das Verhältnis der Länge zur Breite ist sehr
variabel, wie konstant im allgemeinen die Gestalt des Gehäuses er-
scheinen mag.
Fam. Planorbidae.
Genus Planorbis, Guettard.
98. Planorbis corneus L.
Verbreitung um Basel: Michelfelden (Chappuis), Kanal und Ill bei
Mülhausen. (Im Basler Museum liegen einige Gehäuse von dort; Herr
Emil Volz in Mülhausen bestätigte mir freundlichst ihr Vorkommen.
Alt Breisach (Gysser).
— MD, —
Verbreitung in der Schweiz: Aus Sandbergers klassischer Arbeit
ist mir der „Widler See“ bei Buchthalen östlich von Schaffhausen als
Fundort für Planorbis corneus bekannt geworden. Im hiesigen Museum
liegen Stücke aus einem Sumpfe bei Bern, bezw. Muri, die auch durch
Blauner und Perty von dort bestätigt wurden. Th. Studer berichtet
jedoch, jene Tiere seien von Krähen ausgerottet worden. Bei Genf
soll die Art heute noch häufig sein.
Allgemeine Verbreitung: In Europa fehlt dieser schöne Planorbis
dem eigentlichen Gebirgsland (besonders innerhalb des pleistocänen
Gletschergebietes), sowie der Pyrenäenhalbinsel und den südlichen
Provinzen Frankreichs, Italiens und Griechenlands. Er erreicht im
Siiden Korsika, Toskana, Albanien und Aetolien, im Norden Skandi-
navien und Finnland. Nach Osten weitet sich sein Areal über Sibirien
hinaus bis an den Altai und nach russisch Armenien südwärts.
Vertikale Verbreitung: Planorbis corneus lebt nur in der Ebene
und in den Niederungen längs größerer Gewässer.
Zur Lebensweise : Das Tier haust in Gräben, Teichen und langsam
fließenden Gewässern, insbesondere in solchen mit schlammigem Grund.
Ich kenne es nicht aus eigener Beobachtung.
Bemerkung: Die Museum-Exemplare von Mülhausen schwanken
in der Größe des Durchmessers zwischen 25 und 28 mm. Besonders
die innern Umgänge sind stark hammerschlägig, und alle Gehäuse
tragen Spuren eines vielbewegten Lebens.
Es ist nicht uninteressant, daß Planorbis corneus von Gutz-
willer in interglacialen Tufflagern bei Feuertalen entdeckt wurde, in
unmittelbarer Nähe des oben genannten isolierten, nordschweizerischen
Fundortes.
99. Planorbis carinatus, Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene unterhalb Klein Hüningen,
Ebene Istein-Klein Kems. Rheinebene Neudorf, Michelfelden, Fisch-
zuchtanstalt, Rosenau. Doubs bei Biaufond.
Verbreitung in der Schweiz: Planorbis carinatus dringt in der
ganzen Schweiz bis an den Fuß des Gebirges vor. Unser Land hat
in seinem Gesamtareal eine zentrale Lage.
Allgemeine Verbreitung: Die „gekielte“ Tellerschnecke fehlt als
Bewohnerin der Niederungen den Hochalpen und den Hochländern
Siebenbürgens und Galiziens. Horizontal genießt sie weite Verbreitung,
erreicht Portugal, Sizilien, den Peloponnes und russisch Armenien im
Süden ; England, Schweden und Süd-Finnland im Norden. Ihre Kolonien
sind weit nach Ost-Asien hinein zu verfolgen und werden noch aus
dem Amurland gemeldet. Im einzelnen weist das so entworfene Bild
der Verbreitung noch zahlreiche Lücken auf.
Vertikale Verbreitung: Planorbis carinatus ist ein Tier der Ebene
und der Talregion, das nur längs breiterer Talgründe ins Gebirge
10
SE
vordringt. So begegnet man ihm in einzelnen Tälern des Jura noch
über 700 und bis 1000m hoch (Brevine). In den Alpen steigt die
Schnecke wenig höher hinan (Laaxersee 1040 m), während sie im Kau-
kasus bei 1900 m noch gesammelt worden ist.
Zur Lebensweise: In ruhigen, klaren Gewässern gedeiht diese
Art wohl am besten; sie kriecht an treibenden Blättern und an Wasser-
pflanzen umher, ähnlich der Limnaea auricularia u.a. Neben Weihern,
Tümpeln und Altwässern fehlt sie auch eigentlichen Torfmooren nicht.
Die schon bei Limnaeen angeführte Wasseratmung wird auch für diese
Art von verschiedener Seite bestätigt.
Bemerkung: Meine schönsten Stücke (von Biaufond am Doubs)
haben 17,5 mm Durchmesser. — Häufig ist mit dem Typus die forma
dubius -vermischt zu treffen, eine Gestalt, die in mancher Hinsicht zu
Pl. marginatus hinüberführt und tatsächlich auch eine Formenreihe liefert,
welche nahezu lückenlos die beiden Extreme verbindet. Es wäre nach
dem Vorbilde Langs experimentell zu prüfen, wie sich die Artmerkmale
beider Tiere bei Bastardierung verhalten, und welche Hybriden durch
Kombination dominierender und rezessiver Merkmale entstehen können.
Es dürfte auf diesem Wege mehr und mehr Licht verbreitet werden
in das systematische Chaos hier und bei vielen andern Formenkreisen.
100. Planorbis marginatus Drp. (— planorbis L.).
Verbreitung um Basel: Rheinebene Klein Hüningen, Leopoldshöhe,
Rheinebene Eimeldingen -Istein- Klein Kems. Groß Hüningen (in aus-
getrockneten Gräben), Ebene Neudorf, Bach zwischen Hilfspital und
Hegenheim, Michelfelden, Fischzuchtanstalt, Ebene östlich Rosenau,
Mülhausen. Inzlinger Weiher.
Verbreitung in der Schweiz: Planorbis marginatus wird in seiner
schweizerischen Ausdehnung nur vertikal begrenzt.
Allgemeine Verbreitung : Das Areal dieser Tellerschnecke umfaßt
ganz Europa, Algerien, die Randzonen Klein-Asiens, Cilicien, Syrien,
Armenien und den Kaukasus und erstreckt sich ostwärts noch über
West-Sibirien und den Jenissei hinaus und bis an den Fuß des Hoch-
gebirges im Süden.
Vertikale Verbreitung: Nach Clessin steigt Pl. marginatus in klei-
nen alpinen Seen bis 1700 m hoch. Der höchste mir bekannte Fund-
ort im Jura ist der Lac de Joux (1000 m).
Zur Lebensweise; Die „gerandete“ Tellerschnecke wohnt in
stehenden Gewässern aller Art, seltener in Mooren, häufiger in pflanzen-
reichen Altwässern und Teichen. Sie kann während des ganzen Winters
unter dem Eise hervorgeholt werden; Nordenskiöld ist auf Grund seiner
Beobachtungen selbst der Ansicht, sie ertrage ein vorübergehendes
Einfrieren ohne Schaden. Nicht selten trifft man Populationen, deren
Insassen mit Schlammkrusten und Algenkolonien reich bedeckt sind.
Eisenhaltiges Wasser scheint allen Planorben zuzusagen, was doch recht
TIMIAT >
bemerkenswert ist, da sie unsere einzigen Schnecken mit rotem Blut
repräsentieren.
Bemerkung: Es sind mir keine Gehäuse über 17 mm Durch-
messer begegnet.
Der typische marginatus ist vom typischen carinatus sehr ver-
schieden, wie ein einziger Blick auf Fig. 8 erkennen läßt. Vor allem
Fig. 8
nehmen die Umgänge bei carinatus viel rascher zu als bei margi-
natus, so daß bei carinatus die Breite des letzten mitunter die des
vorherigen um das Doppelte übertrifft. Parallel mit der Verbreiterung
geht eine Verflachung der Umgänge, die sich in der Gestalt des Mun-
des deutlich spiegelt (Fig. 9). Soweit meine Untersuchungen ein Urteil
er —.<>
Fig. 9
erlauben, ist carinatus stets etwas zarter und dünner und infolge-
dessen auch heller als marginatus, welch letzterer immer und überall
einen soliden Eindruck macht. — Zwischen diesen Extremen aber finden
wir alle möglichen Kombinationen der verschiedenen Merkmale. Vor
allem erweist sich der Kiel als ewiger Opponent gegen alle syste-
matischen Schablonen. Er wandert auf und ab und ist bei Konvergenz-
erscheinungen imstande, arge Konfusion anzurichten. Relativ selten
findet man beide Formen im selben Tümpel; um so schwieriger kann
aber die Trennung werden, wenn sie doch einmal den Wohnort teilen.
101. Planorbis rotundatus Poiret.
Verbreitung um Basel: Rheingenist, Otterbach, Leopoldshöhe.
Bach zwischen Hilfspital und Hegenheim, Hüninger Kanal, Mülhausen.
Birsgenist, Delsberg. Wiesegenist (Maulburg).
Verbreitung in der Schweiz: Planorbis rotundatus ist über die
ganze Schweiz verbreitet.
— 18 —
Allgemeine Verbreitung: Diese Art bevölkert ein ähnliches Ge-
biet wie Pl. marginatus. Sie bewohnt Europa, Nord-Afrika, den Kau-
kasus und Sibirien. Die Ostgrenze jenseits des Ural ist in ihren
Einzelheiten noch nicht ergründet.
Vertikale Verbreitung: Ihrer Kleinheit entsprechend begegnet man
der Art auch dann und wann in den Hochtälern der Alpen, so im
Vorder-Rheintal, im Albulagebiet und im Engadin, wo sie im St. Moritzer-
See 1771 m erreicht.
Zur Lebensweise; Überall in kleinern, stehenden Wasserbehältern,
in seichten, pflanzenreichen Gräben und Tümpeln kann uns PI. rotun-
datus begegnen. Beim Schwinden des Wassers verbirgt sich das Tier
unter dem haltlosen Stengel- und Blattwerk der aquatilen Vegetation,
das satt am Boden aufliegt und die Feuchtigkeit lange zusammenhält.
Auch verhütet ein feines Diaphragma ein rasches Austrocknen in Zeiten
der Not. Den nötigen Kalkbedarf entnehmen die Planorben und wohl
auch andere Süßwasserschnecken zum großen Teil den Wasserpflanzen
(Potamogeton u. a.).
Bemerkung: Meine größten Exemplare messen 5,5 mm Durch-
messer; im Museum liegen welche von 7,5 mm.
102. Planorbis vortex L.
Verbreitung um Basel: Kanal von Neudorf. (Die fünf Stücke,
die Eder daselbst fand, repräsentieren bis jetzt den einzigen Fund aus
Basels Umgebung. Es ist mir nicht gelungen, sie weder bei Neudorf
noch anderswo zu erbeuten.)
Verbreitung in der Schweiz: Planorbis vortex dürfte ein ähnliches
Gesamtareal bewohnen wie etwa marginatus, so daß sich die beiden
Arten auch in ihrer schweizerischen Verbreitung decken werden.
Immerhin ist vortex viel seltener und gehört zu den conchyliologischen
Raritäten. Auch sind die Akten über ihr Vorkommen im einzelnen
nicht abgeschlossen, da wir Angaben aus der Ost- und Südschweiz
nahezu ganz missen, die Schnecke aber jenen Gebieten kaum fehlen
dürfte. Die mir bekannt gewordenen Fundorte gehören der West-
und Nordschweiz an; es sind folgende: Nyon, Lac des Tailleres (bei
la Brevine), Locle, Biel, Bern, Aargenist bei Brugg und Bodensee.
Allgemeine Verbreitung: Die „flache“ Tellerschnecke bewohnt ganz
Europa, vielleicht mit Ausnahme der südlichen Gebiete der drei mittel-
ländischen Halbinseln. Wir finden sie im Süden noch in den Pyrenäen,
in Toscana, Serbien und Dalmatien, im Norden in Skandinavien und
Finnland. Nach Osten überschreitet sie den Ural und rückt auf der
ganzen Linie nach Sibirien und nach dem Altai vor. Die Ostgrenze
ist noch ziemlich unbekannt.
Vertikale Verbreitung: Der höchste Fundort, den ich kenne, ist
la Brevine im Jura bei wenig über 1000 m. Planorbis vortex ist offen-
auge =
bar eine Form der Ebene und Talregion und steigt nur ausnahmsweise
und passiv ins Gebirge hinan.
Zur Lebensweise: Pl. vortex soll den Wohnort mit rotundatus teilen
und sich meist in kleinen Gräben und Tümpeln mit Lemna und andern
Wasserpflanzen finden. Ich kenne sie aus eigener Beobachtung nicht.
103. Planorbis contortus L.
Verbreitung um Basel: Riehenteich, Wiesegenist, Klein Hüningen
(Schusterinsel), Ebene nördlich Märkt. Alt Breisach. Ebene Neudorf,
Michelfelden, nördlich und östlich Rosenau, Mülhausen. Lac des Brenets,
Doubs bei Biaufonds.
Verbreitung in der Schweiz: Planorbis contortus bewohnt die
ganze Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Art umfaßt weite Ge-
biete. Nicht nur ist ganz Europa vom höchsten Norden bis zum fernsten
Süden darin inbegriffen, sondern auch Nord-Afrika von Süd-Marokko
bis Ägypten, Kaukasien und ganz asiatisch Rußland über Transbai-
kalien hinaus.
Vertikale Verbreitung: Auch vertikal genießt die Schnecke relativ
große Ausdehnung. In 1000 m Höhe ist sie im Jura noch keine seltene
Erscheinung (Lac des Tallieres), soll aber im Ober-Engadin selbst bis
zu 1800 m ansteigen (Zschokke). AmsStein nennt sie aus dem Unter-
Engadin.
Zur Lebensweise: Die ziemlich formbeständige Art bevorzugt
pflanzenreiche Gräben mit frischem Wasserzufluß. Sie ist wohl die
gemeinste unserer Planorben und bevölkert nicht nur stehende Ge-
wässer aller Art, sondern ihres frischen Wassers halber auch Bäche
und Kanäle. Der Sammler liest sie oft an der Unterseite der Blätter
von Potamogeton natans ab.
Bemerkung: Meine größten Gehäuse messen 6 mm Durchmesser;
sie sind in der Regel aber kleiner. Ausgewachsene Stücke scheinen
selten zu sein. — Das Vorkommen dieser Schnecke wird häufig durch
gewisse Köcherfliegen verraten, die das runde Gehäuse als Baumaterial
verwenden.
104. Panorbis albus Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, Schusterinsel, Ebene
Märkt, Ebene Istein, Alt Breisach, Wiesegenist. Neudorf, Fischzucht-
anstalt, nördlich Rosenau. Birsgenist, Lehmweiher bei Liestal. Biau-
fonds am Doubs.
Verbreitung in der Schweiz: Auch bei dieser Art liegt die Schweiz
inmitten ihres Gesamtareals.
Allgemeine Verbreitung: In Europa, Kaukasien inbegriffen, dürfte
die „weißliche“ Tellerschnecke einzig den Südspitzen der Mittelmeer-
— 1% —
Halbinseln fehlen. Dafür ist sie zirkumpolar (als hirsutus Gould in
Nord-Amerika) und verbreitet sich über ganz’ Nord-Asien, im Süden
bis in die Randgebirge, im Osten bis an den Stillen Ozean.
Vertikale Verbreitung: Planorbis albus wird aus den Pyrenäen,
den Alpen, dem Kaukasus, dem Altai und andern bedeutenden Gebirgen
gemeldet. Die Art dürfte demnach in ausehnlicher Höhe noch zu finden
sein. Doch ist sie mir von keiner alpinen Station bekannt geworden.
Der höchste meiner Fundorte ist Locle (941 m ü. M.).
Zur Lebensweise: Planorbis albus bewohnt stehendes und lang-
sam fließendes Wasser aller Art. Nur wenig vom Typus abweichend
lebt die Art in den Tümpeln Grönlands einerseits, aber auch in den
warmen Quellen (50° C) von Salut in den Pyrenäen andererseits. So
begegnen wir hier, wie bei allen Planorben, einem enormen Akkomo-
dationsvermögen in ökologischer Hinsicht.
Bemerkung: Meine größten Gehäuse messen 6—7 mm Durch-
messer; ihr letzter Umgang nimmt an Breite ziemlich rasch zu.
Es ist früher angetönt worden, daß die feine Gitterstruktur für
die Gehäuseoberfläche dieser Schnecke charakteristisch ist. Eine Be-
haarung konnte ich nie, auch nicht andeutungsweise erkennen.
Planorbis limophilus Westerlund dürfte kaum von albus zu trennen
sein. Albus bildet überhaupt, wie Kobelt betont, den Mittelpunkt für
eine Reihe nah verwandter Formen, wobei es dem Belieben eines jeden
anheimgestellt bleibt, sie als Arten, oder bloß als Varietäten, oder nicht
einmal als solche anzuerkennen.
105. Planorbis crista L.
Verbreitung um Basel: Neudorf, Michelfelden. Frenkeanschwem-
mungen.
Verbreitung in der Schweiz: Wenn Pl. crista in der Schweiz
und anderorts nur von relativ wenig Punkten bekannt ist, so ist dieser
Umstand in erster Linie auf Konto seiner verborgenen Lebensweise und
seiner Kleinheit zu setzen. Die Art wird auch bei sorgfältigem Fahnden
leicht übersehen, und manche Lücke, die heute bei der Fixierung ihrer
geographischen Verbreitung klafft, wird mit der Zeit ausgefüllt werden.
— Obgleich mir keine Funde aus den südlichen Alpentälern bekannt
geworden sind, so ist im Hinblick auf die allgemeine Verbreitung, und
speziell auf die südalpinen außerschweizerischen Funde, nicht daran
zu zweifeln, daß die kleinste Tellerschnecke weder im Tessin noch
sonst wo in der Schweiz, das eigentliche Hochgebirge ausgenommen,
auf größere Strecken fehlen werde.
Allgemeine Verbreitung: Mit einigem Vorbehalt kann gesagt
werden, daß das Areal dieser Schnecke ganz Europa umfaßt. Wie weit
auch Nord-Asien einbezogen werden darf, entzieht sich vorläufig unserer
Kenntnis.
— #151: —
Vertikale Verbreitung: Auch hierüber liegen nur spärliche Daten
vor. Godet nennt die Art von Locle bei 941 m Höhe. Es ist wahr-
scheinlich, daß, besonders in der alpinen Zone, die 1000 m Isohypse
überschritten wird.
Zur Lebensweise: Die seltene Schnecke bewohnt in erster Linie
kleine, tiefe Feldtümpel und Wiesengräben. Sie weidet die faulenden
Blätter und Pflanzenreste ab, die das Wasser verpesten. Ich erbeutete
sie besonders häufig an Blättern von Salix repens, die im Herbste von
den überneigenden Zweigen in die Tümpel fallen. Auch an Myrio-
phyllum verticillatum- und Potamogeton-Blättern ist sie gelegentlich
zu finden.
Bemerkung: Die Gehäuse erreichen im Maximum 2,5 mm Durch-
messer.
Die Formen cristatus Drp. und nautileus L. (imbricatus Drp.)
leben stets miteinander vermischt und dürfen nicht auseinandergerissen
werden. Mehr noch als bei Vallonia sind hier alle Übergänge von der
stachligen Skulptur bis zur glatten Oberfläche vorhanden.
In den ersten Windungen des Gehäuses läßt sich bei schwacher
Vergrößerung die rote Blutflüssigkeit besonders schön erkennen.
106. Planorbis complanatus L.
Verbreitung um Basel: Schusterinsel. Rheinebene Kirchen-Istein.
Freiburg. Neudorf, Michelfelden, Fischzuchtanstalt, nördlich und -öst-
lich Rosenau. Doubs bei Biaufonds.
Verbreitung in der Schweiz: Diesem Planorben sind bei uns nur
in vertikaler Ausdehnung Grenzen gesteckt.
Allgemeine Verbreitung: Süd-Italien und Griechenland vielleicht
ausgenommen, bewohnt Pl. complanatus ganz Europa und Kaukasien.
Er verbreitet sich zudem weit über Sibirien und vielleicht über ganz
Nord-Asien. Die östlichen Schranken sind mir nicht bekannt.
Vertikale Verbreitung: Wie bei Planorbis crista. Der höchste
mir bekannte Fundort ist auch hier Locle mit 941 m.
Zur Lebensweise: Die Art bewohnt gleichermaßen üppige Alt-
wässer, mit faulenden Pflanzen erfüllte Moore, trübe Lehmgruben und
klare, schnellfließende Bäche. Sie bedarf reicher Vegetation, um recht
gedeihen zu können.
Bemerkung: Meine schönsten Stücke messen 5,5 mm Durchmesser.
Von PI.nitidus Müller unterscheidet sich die Art sicher durch
den Mangel an Schmelzleisten (Lamellen) im Innern des letzten Umgangs.
107. Planorbis nitidus Müller.
Verbreitung um Basel: Wassergräben unterhalb Neudorf, Michel-
felden. Mülhausen. Delsberg.
Verbreitung in der Schweiz: Wie bei voriger Art.
—,12 --
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser Schnecke umfaßt ganz
Europa und Nord-Asien. Im Süden wird sie noch aus dem Kaukasus,
dem Altai und von Transbaikalien gemeldet.
Vertikale Verbreitung: Planorbis nitidus scheint sich noch mehr
auf die Talregion zu beschränken als die übrigen Artgenossen. Der
höchste Punkt in der Schweiz, wo er meines Wissens erbeutet wurde,
ist bei Chur (600 m).
Zur Lebensweise: Wie bei Plan. crista.
Bemerkung: Meine stattlichsten Stücke erreichen 5,5 mm Durchm.
Bei Pi. nitidus ist der Ha&moglobinbesitz ganz besonders gut
zu konstatieren; selbst ganz
junge, kaum mm große Tiere
zeigen den fleischigen Saft.
Typisch für diese Art sind die
Lamellenpaare im Innern des
letzten Umganges, die schon in
frühester Jugend auftreten und
das Gehäuse abkammern. Wird
es vergrößert, so werden die nach
hinten gerückten Zähne wieder
abgebaut und weiter vorn neu
errichtet. An prächtigen Exem-
Fig 10 plaren von Michelfelden konnten
die Narben der alten Zähne noch
deutlich bemerkt und gezeichnet werden (Fig. 10). Wir haben hier einen
beachtenswerten Beleg für die Fähigkeit der Schnecken, über den im
Hypostrakum schon verarbeiteten Kalk nach Belieben zu verfügen, ihn
wieder aufzunehmen, wo er entbehrlich und dorthin abzuliefern, wo
er nötiger geworden ist.
Fam. Ancylidae.
Genus Ancylus Geoffroy.
108. Ancylus fluviatilis Müller.
Verbreitung um Basel. Rhein bei der Bierburg, Rhein bei der
Schlachtanstalt. Riehenteich, Otterbach bei Weil, Leopoldshöhe. Wiese.
Rheinebene Istein. Hegenheimer Bach, Fischzuchtanstalt, Mülhausen.
Birsig bei Bottmingen, Bach bei Flühen. Birs bei St. Jakob, Bellelay.
Bettinger Bach, Inzlinger Bach, Dossenbach, Hasler Höhle, Bach bei
Wehr. Schöpfebach (Säckingen); Spießbach hinter Kandern.
Verbreitung in der Schweiz: Ancylus fluviatilis bewohnt die Schweiz
nördlich und südlich der Alpen. Vertikal sind ihm enge Grenzen ge-
steckt; er dringt nur bis an den Fuß des Hochgebirges vor.
Allgemeine Verbreitung: Die Gattung Ancylastrum ist südlich der
Alpen bedeutend reicher entwickelt als im Norden, wodurch dort die
ER m 1a."
RETRE
— 453
Abgrenzung einzelner Art-Gebiete sehr erschwert wird. Die Südgrenze
des Areals von fluviatilis ist darum kaum mit Sicherheit festzustellen.
Die Schnecke wird noch gemeldet von Portugal, Sizilien, ja selbst von
Algerien und Madeira, scheint aber Griechenland und der Türkei zu
fehlen. Nord- und ostwärts bevölkert sie ganz Europa und russisch
Armenien und, vermutlich in geringer Abweichung vom Typus (als
Ance. sibiricus Gerstf.), ganz Nord-Asien.
Vertikale Verbreitung: Ancylus fluviatilis gehört der Tal- und untern
Waldregion an; es ist mir nicht bekannt, daß er bei uns über 1200 m
noch gefunden worden wäre. In den Hochtälern des Jura mag er da
und dort bis 1000 m ansteigen (Bellelay 940). In den Pyrenäen erreicht
er dagegen 1788 m (Lac de Gaube), im Kaukasus sogar 1900 m.
Zur Lebensweise: Fast überall im fließenden Wasser, von der
verborgenen, unterirdischen Quelle bis zum breiten, majestätisch da-
hinfließenden Strom, ist das Tier zu treffen. Seltener begegnen wir
ihm in Altwässern, Seen und Brunntrögen oder an Felswänden, die
vom Staubregen eines Wasserfalles befeuchtet werden. Seine Saug-
kraft ist so bedeutend, daß häufig beim Loslösen vom Steine das
Gehäuse in die Brüche geht. Schon Darvin hat darauf aufmerksam
gemacht, wie hoch dieser Umstand für die passive Verbreitung des
Tieres einzuschätzen sei. In kalkarmen Bächen ist die „Napfschnecke“
oft das einzige Conchyl; sie soll auch salziges Wasser ertragen können.
Bemerkung: Ancylus capuloides (Jan.) Porro fasse ich auf als
eine Variation von Ancylus fluviatilis, als ein bevorzugtes Endglied
in der reich verzweigten Formenreihe dieses Genus. Ich kenne
sie von Flühen und aus dem Birsig. Sie beschränkt sich also
nicht ausschließlich auf Seen, und es ist anzunehmen, daß sie nicht
nur Süd- Europa, sondern ein viel weiteres Gebiet inne hat, als
allgemein angenommen wird. — Die übrigen Variationen bei Clessin
stehen auf schwachen Füßen. Da wohl in Analogie zu gewissen
Patella- Arten von Ancylastrum nur sehr unbedeutende und lang-
same Lokalwechsel ausgeführt werden, so darf man wohl von einer
Micro-Sphere reden, in der das Tier aufwächst und deren Stempel
es trägt. Dabei muß in erster Linie an den Einfluß der Strömung
auf den Gehäusebau und das Wachstum im allgemeinen gedacht
werden. Es ist darum nicht verwunderlich, wenn uns im selben Bach,
ja schon am selben Stein eine große Formenmannigfaltigkeit entgegen-
tritt; wie viel mannigfaltiger und bunter wird die Gesellschaft, wenn
sie aus verschiedenen Gewässern mit verschiedenen physikalischen
und chemischen Eigentümlichkeiten zusammengetragen wird.
Soweit meine Beobachtungen reichen, bleibt Ancylus fluviatilis
in kalkarmen Bächen altkrystalliner Gebiete klein. Auch wird häufig
starkes Gefälle einen ähnlichen Einfluß auf das Tier ausüben.
Oft findet man Gehäuse mit angefressenen Spitzen. Daß es sich
nicht um ein eigentliches Abnagen handelt wie etwa bei Limn. blauneri,
geht schon daraus hervor, daß solche Patienten auch in jurassischen
— 4 —
Bächen anzutreffen sind. Zudem sind die Defekte so konstant im Auf-
treten und so gleichmäßig in der Ausbildung, daß nur der zersetzende
Einfluß des kohlensäurehaltigen Wassers und die mechanische Wirkung
des Bachgerölles dafür verantwortlich gemacht werden dürfen.
Acroloxus lacustris L. habe ich nie erbeutet.
Pneumonopoma.
Fam. Acmeidae.
Genus Acme Hartm.
109. Acme lineata Drp.
Verbreitung um Basel: Rheingenist. Basel Augst, Mülhausen.
Birsgenist, Schloß Reichenstein, Gempenfluh, Wartenberg, Schauenburg.
Untere Klus, Pfäffinger Schloß, Hohe Winde. Grenzacher Horn,
Bettingen. Tüllinger Hügel.
Verbreitung in der Schweiz: Die Kolonien von Acme lineata sind
wahrscheinlich über die ganze Schweiz verbreitet. Möglicherweise
fehlen sie dem Urgestein.
Allgemeine Verbreitung: Die verborgene Lebensweise und Klein-
heit der „gestrichelten Nadelschnecke“ macht es begreiflich, daß das
Bild, das heute von ihrer allgemeinen Verbreitung entworfen werden
kann, nur ganz provisorischen Charakter trägt. Der Schwerpunkt
derselben liegt offenbar in den Alpen. Von hier strahlt die Art nach
allen Seiten aus, erreicht nach Westen die Pyrenäen, nach Süden
Sizilien und die Jonischen Inseln, und als Acme lallemanti Bourg.
Süd-Spanien und Algerien. Im Osten treffen wir sie als Acme moussoni
Böttger noch im Kaukasus. Am wenigsten zuverlässig ist die Nord-
grenze ihrer Verbreitung. Die Art wird von Süd-England, Irland und
Süd-Schweden gemeldet, scheint aber dabei den deutschen Mittel-
gebirgen und der nordkontinentalen Tiefebene großenteils zu fehlen.
Sie bewohnt demnach in erster Linie Gebiete einstiger Vergletscherung.
Vertikale Verbreitung: Schon im Jura wird die Höhe von 1000 m
überstiegen (St. Croix; Hohe Winde), und es ist kaum daran zu
zweifeln, daß in den Alpen (analog zu polita) die obere Waldregion
noch erreicht wird. Es ist dem Malacologen noch reiche Arbeit auf-
gespart in unserem Hochgebirge.
Zur Lebensweise: Acme lineata ist vor allem mycetophage Wald-
schnecke und kann unter totem Laub, faulem Holz oder Lebermoosen,
besonders aber im Haldenschutt und Mulm gesammelt werden. Sie
tritt nur bei nasser Witterung aus ihrem Versteck hervor und kann
darum i.d.R. nur mittelst des Siebes in größerer Zahl gewonnen werden.
Am bequemsten und oft massenhaft kriegt man sie aus Anspülungen.
Bemerkung: Meine längsten Gehäuse messen 3,5 mm, nie mehr,
gewöhnlich weniger.
Die Bemerkung Clessins, daß lineata da seltener zu sein pflege,
wo sie mit polita zusammen vorkommt, trifft für unser Gebiet nicht zu.
os
110. Acme polita Hartm.
Verbreitung um Basel: Vallanvron. Neu Breisach (Iconographie:
Acme trigonostama Paladilhe).
Verbreitung in der Schweiz: Wie bei lineata. Im Jura ist
polita viel seltener als lineata.
Allgemeine Verbreitung: Wie bei lineata, mit dem Unterschiede,
daß polita im Norden nur bis an die Nord- und Ostsee und bis
England vordringt. Aus Skandinavien wird sie nicht gemeldet. Im
Süden fehlt sie vielleicht der Pyrenäen- und dem Süden der Balkanhalb-
insel. Möglicherweise wird sie bei gründlicher Nachforschung in diesen
Gebieten doch noch entdeckt, um so eher, da sie in Italien bis nach
Sizilien hinab zu verfolgen ist. Als Acme banatica Rossm. bewohnt
sie Bosnien, das Banat und Siebenbürgen, als A. &dogyra Paladilhe
Polen und Rußland. Das Areal des Typus erstreckt sich im übrigen
weit nach Nord-Asien, bis Transbaikalien hinein. Im einzelnen können
die Grenzen noch nicht festgelegt werden.
Vertikale Verbreitung: Clessin sammelte die „glatte“ Nadelschnecke
bei 1500 m im Tirol. Mein jurassischer Fundort liegt 1000 m hoch.
Zur Lebensweise: Wie lineata ist auch polita eine Wald- und
Mulmschnecke, die ein äußerst verborgenes Leben führt, aber wie jene
nicht blind ist. Wir begegnen ihr nicht nur an schattigen Felsen
schluchtenartiger Hochtäler, sondern auch im Grundmoos nasser Wiesen
und im Mulm alter Bäume. Die Gelegenheit, sich zu verbergen, ist
Haupterfordernis ihres Vorkommens.
Bemerkung: Acme trigonostoma Palad. habe ich bei Breisach
nicht gefunden. Es bleibt eine dankbare Aufgabe, dieser kühnen
Art auf den Leib zu rücken und sie, wie ich nicht ohne Grund ver-
mute, unschädlich zu machen.
Die jurassischen Formen scheinen die von Clessin angegebene
Größe nicht zu erreichen.
Bei scharfer Einstellung unter dem Mikroskop zeigten die ersten
Windungen eines schönen Exemplares leise Andeutungen der Linien,
welche A. lineata den Namen eintrugen. Es spricht dieser Umstand
für eine sehr enge Zusammengehörigkeit beider Arten.
Fam. Cyclophoridae:
Subfam. Pomatiasinae.
Genus Pomatias Studer.
iil. Pomatias septemspirale, Razoum.
Verbreitung um Basel: Rheinufer Bierburg; Basel Augst, Hard,
Birsfelden. Mülhausen. Jakobsberger Hölzli, St. Jakob, Wald ob
Mönchenstein, Schloß Birseck, Schloß Dorneck, Birsgenist, Gempen-
plateau, Wartenberg, Schauenburg, Schleifenberg, Grammont (Lausen),
. SE N AR RR
i Se
— 156 —
Sissacher Fluh, Böckten. Landskron, Pfirt, Unt. Klus, Pfäffinger Schloß,.
Blauen, Nenzlingen, Frohburg, Hauenstein, Schmutzberg, Bölchen (Kulm,
Südseite, Paßwang, Hohe Winde, Fringeli, Delsberg, Solothurn,
Vallanvron, Les Brenets. Dinkelberg-Rücken, Strigelbank ob Grenzach,
Bettinger Südhalde, Volkertsberg, Degerfelden, Hohe Flum-Minseln.
Isteiner Klotz, Klein Kems, Kaiserstuhl.
Verbreitung in der Schweiz: Die kalkholde Art bewohnt in der
Schweiz den ganzen Jura von der Döle bis ins Wutach-Tal, sowie die
nördlichen und südlichen Kalkalpen. Auch der subalpinen Nagelfluh
in der Umgebung Veveys fehlt sie nicht, während im großen Ganzen
das Mittelland und natürlich die alt krystallinen inneralpinen Gebiete
gemieden werden. Die Einwanderung in die Nord-Schweiz geschah
längs des Jura, diejenige nach dem Nordfuß des Hochgebirges über
die Chablais-Alpen; direkt von Süden besiedelte die Art das Gebiet
am Ceresio. Eigentümlich isoliert ist der Fundort, den Suter-Näf auf
der Maienfelder Furka entdeckte. Es sollte möglich sein, die Herkunft
jener Population zu eruieren.
Allgemeine Verbreitung: In Pom. septemspirale liegt eine spezifisch
alpine Form vor uns. Infolge ihrer Beschränkung auf die Kalkgebirge
erhält ihr Areal ein etwas bizarres Aussehen. Durch das Urgebirge
wird es zunächst in einen nördlichen und einen südlichen Distrikt
gespalten. Der nördliche umfaßt das Gebiet der französischen Alpen,
dringt längs der nördlichen Kalkalpen und des Jura nordwärts vor
nach der Schweiz und dem obern Mosel- und Maasgebiet und erreicht
den Muschelkalk des südlichen Schwarzwaldes. Vereinzelte Vorposten
treffen wir längs des Rheines (rechts rheinische Juraplatten, Hagenau
im Elsaß, Neustadt in der Pfalz). — Eigentümlicherweise soll die
„Völkerstraße“ längs des Hochgebirges durch die Algäueralpen unter-
brochen werden (Martens). Sicher bleibt vom Tegernsee an ost-
wärts der Zusammenhang des Verbreitungsbezirkes wieder gewahrt
bis vor Wien. Ein weit nach Norden vorgeschobener Punkt ist Kelheim
an der Donau.
Der südliche Distrikt umfaßt die Kalkalpen vom Langensee
ostwärts und folgt den alpinen Ausläufern durch Kroatien und Bosnien
bis nach Serbien hinein. Dem dalmatischen Litorale folgend, dringt
die Art weit nach Süden vor. Sie wird noch von Korfu gemeldet.
Einstweilen isoliert steht der Fund von Toscana (Gentiluomo). Es ist
nicht ausgeschlossen, daß die weitklaffende Lücke von hier nach den
Tessiner Alpen in großem Bogen noch überspannt wird. Sicher aber
ist aus dieser Skizze zu ersehen, daß die Erforschung der geographischen
Verbreitung dieser Art bei weitem nicht fait accompli ist.
Vertikale Verbreitung: Im Jura erklimmt die Art die bedeu-
tendsten Höhen; sie ist über 1000 m noch eine regelmäßige Erschei-
nung. Mit dem obern Waldrand erreicht sie in den Alpen dann und
wann 2000 m Höhe und dringt selbst in die alpine Region vor (Maien-
felder Furka 2400).
Sn, —
Zur Lebensweise: Als eine der gemeinsten Schnecken im Jura
begegnet sie dem Wanderer auf Schritt und Tritt. Vorzugsweise be-
siedelt sie steinige, bewaldete Schutthalden, wo sie sich unter Moos
und Laub verbirgt. In ihrer Vorliebe zu warmem trockenem Terrain
gleicht sie vielen Pupen, mit denen sie dann und wann südlich
exponierte Halden teilt. Nicht selten klettert das Tier an Eschen und
Buchen hinan und bleibt bei eintretender Trockenheit hoch oben im
Astgewirr kleben. Der Tannenwald wird möglichst geniieden.
Bemerkung: Die Gehäusegröße schwankt am selben Fundort
beträchtlich. Meine größten Stücke messen 8,5, die kleinsten 6,5 mm.
Große Feuchtigkeit scheint die Ausbildung heller Gehäuse zu
begünstigen.
Fam. Cyclostomatidae.
Genus Ericia Mog. Tandon.
112. Ericia elegans Müller.
Verbreitung um Basel: Niederterrassenwall zwischen Lange Erlen
und Weil; Kaiserstuhl. Weideli am Schleifenberg. Südhalde Bettingen,
Grenzacher Horn. Wald gegen Inzlingen. Kalkfelsen Istein-Klein Kems.
Verbreitung in der Schweiz: Der Einzug in die West-Schweiz
erfolgte durch das lemanische Tor. Wie aus einem Füllhorn strömt die
Art aus der Südwest-Ecke des Landes, teils dem Südfuß des Jura, teils
. den nördlichen Kalkalpen entlang. Wir finden sie in der ganzen
Waadt, sowie in den Rebgeländen am Neuenburger-, Bieler- und
Murtensee. Einstweilen isoliert steht Cycliostoma bei Sigriswil am
Thunersee da; es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen, daß zwischen
Vevey und dem Aaretal noch da und dort Kolonien ausgestreut sein
werden. Ähnlich vereinsamt ist die Population bei Liestal, die prächtig
gedeiht, aber mit dem Heimatschein nicht herausrückt. Möglicherweise
wurde sie mit Reben eingeführt. — Auf kürzestem Wege, von Italien
her, wird das südliche Tessin bevölkert.
Allgemeine Verbreitung: Ericia elegans ist mediterraner Herkunft.
Ihr Areal erstreckt sich über Portugal, Spanien, Frankreich, Italien,
die Mittelmeerinseln, die Balkanhalbinsel bis ans Schwarze Meer, Klein
Asien und Syrien Die Schnecke betritt in Algerien, Marokko und
auf den Canaren afrikanischen Boden. Von dieser südlichen Basis
aus werden Vorstöße in nördlicher Richtung erfolgreich durchgeführt.
Vielleicht wesentlich unter dem mildernden Einfluß des Ozeans hält
sich die Art in Süd-England und Irland, in Belgien, in den Niederlanden,
auf dem dänischen Archipel mit Schleswig-Holstein und auf Gottland.
Wir begegnen ihren Kolonien ferner in der West-Schweiz, dann längs
der Hügelketten zu beiden Seiten des Rheines, im Mosel-Tal, bei
Frankfurt a. M, bei Pyrmont, im Flußgebiet der Weser, an der Elster
und Unstrut, sowie in der sächsischen Schweiz und am Bodensee
—,.198. —
(Konstanz, Meersburg). Im Osten dringt die Art über Kärnten, Steier-
mark und Ungarn vor, macht aber schon in der Nähe Wiens halt.
Verikale Verbreitung: Die „zierliche Kreismundschnecke“ bewohnt
wohl ausschließlich die Talregion. Der höchste mir bekannte Fundort
ist Sigriswil mit wenig über 800 m. Am Dinkelberg erreicht die Art
kaum mehr als 500 m.
Zur Lebensweise: Obgleich das gesellige Tier mit Vorlieve an
warmen Südhalden (Schotterhalden, Weinbergen) Quartier bezieht (Xero-
thermes Relict nach Stoll), so trifft man dasselbe mitunter doch in engen,
bewaldeten Tälern, die weder für Trockenheit noch für Wärme garan-
tieren. Sicher vermag die Schnecke selbst große Kälte ohne Schaden
zu ertragen. Auch die Farbe des Gehäuses sticht scharf ab gegen die
gebleichten Töne bei unsern Xerophilen. Ericia verläßt den Kalk-
boden selten.
Bemerkung: Die Gehäuse aus dem Badischen besitzen meist
einen violetten Anflug (f. violacea Gysser) — In den zerstreuten Posten
im Gebiet des Mainzer-Beckens erkennt man möglicherweise die
Überreste eines vor der Eiszeit weiter ausgedehnten Areals. Ericia
elegans macht heute Anstrengungen, den einstigen Besitz wieder zu
erlangen. — Die allgemeine Verbreitung dieser und der vorigen Art
sucht Simroth durch seine Pendulationstheorie zu erklären: Beide
überschreiten unter dem Schwingungskreis die Alpen und fallen mit
ihrer Verwandtschaft in typischem Bogen nach S. O. und S. W. ab.
Branchiata.
a) Ctenobranchia.
Fam. Paludinidae.
Subfam. Viviparinae.
Genus Vivipara Gray.
113. Vivipara contecta Millet. (— Viviparus viviparus L.).
Verbreitung um Basel: in stehenden Teichen der Fischzuchtanstalt.
Mülhausen.
Verbreitung in der Schweiz: Eigentliches Hausrecht genießt die
„Sumpfschnecke“ nur in den norditalienischen Seen. Völlig isoliert sind
die Populationen bei St. Margrethen und am Genfersee. Letztere ver-
dankt ihr Dasein künstlicher Einbürgerung; für St. Margrethen, wo die
Kolonie wohl gedeiht, vermutet Lambert ähnliche Manöver, um so mehr,
da solche für das nahe Überlingen festgestellt sind.
Allgemeine Verbreitung: Vivipara contecta bewohnt ganz Europa
mit Ausnahme der zentralen Gebirgsländer und der Südspitzen der
drei mediterranen Halbinseln. Sie dehnt ihr Gebiet weit nach Osten
aus über Kaukasien und Sibirien. In Archangelks erreicht sie den
5
65.° n.Br. Zu dieser nördlichen Ausdehnung steht ihre vertikale Ver-
breitung in keinem Einklang. Das Gebiet einstiger Vergletscherung
wurde nur einseitig wieder erobert. Die Art fehlt der Nord-Schweiz,
Süd-Baden, dem Süden Württembergs und Schwaben.
Vertikale Verbreitung: Die vertikale Wanderung kommt das Tier
schwer an. Es hält sich ausschließlich an die Ebene und die tiefe
Talsohle. Der Mangel an geeigneten Wohnorten im Gebirge muß für
die beschränkte vertikale Verbreitung verantwortlich gemacht werden.
Zur Lebensweise: V. contecta ist gonochoristisch und vivipar;
der Laich wird in die Kiemenhöhle abgesetzt und dort gleichsam aus-
gebrütet. Die ausschlüpfenden Tiere verschmähen den reichgedeckten
Tisch der Wasseroberfläche. Sie führen im schlammigen, pflanzen-
reichen Gewässer meist bei Fleischnahrung ein sehr genügsames Leben
und werden dafür mit hohem Alter belohnt.
Bemerkung: Die Art wurde von Charpentier schon im Jahre 1837
aus Basels Umgebung gemeldet. Peter Merian kennt sie von Mül-
hausen und läßt sie für Basels unmittelbare Nähe nur mit einem Frage-
zeichen gelten. Es scheint, er habe sie aus der Fischzuchtanstalt nicht
- gekannt. Wahrscheinlich wurde dort das Tier durch den Fischhandel
eingeschleppt.
Meine schönsten Stücke haben eine Höhe von 40mm. Sie zeigen
meist drei Bänder.
Nach Simroth bietet die Verbreitung der Viviparinen bis ins
Detail ein Bild der Pendulationstheorie.
114. Vivipara fasciata Müller.
Verbreitung um Basel: Kanal und Ill bei Mülhausen. — Herr
E. Volz in Mülhausen bestätigte mir den Fundort, den mir Exemplare
im hiesigen Museum verrieten.
Verbreitung in der Schweiz: Vivipara fasciata bewohnt in der
Schweiz die oberitalienischen Seen und zwar in der vikariierenden
Form pyramidalis Rossm. und den See von Campfer im Ober-Engadin.
Jüngst soll sie auch im Zürich-See wahrgenommen worden sein.
Allgemeine Verbreitung: Rechnen wir V. pyramidalis Rossm., V.
hungarica Hazay, V.okaensis Cless., V. costae Held. und ähnliche lokale
Abweichungen zum Formenkreis der fasciata, so dürfte sich ihre all-
gemeine Verbreitung mit derjenigen von contecta etwa decken. Auch
sie fehlt der nordalpinen Schweiz und den Flußoberläufen Deutsch-
lands. Von Nord-Frankreich und der Mosel her ist sie über den
Mittelrhein vorgedrungen (Elsaß, Mannheim, Heilbronn, Frankfurt).
Heimisch ist sie im Rhein erst unterhalb des Binger Loches, in der
Donau erst von Nieder-Österreich an abwärts.
Vertikale Verbreitung: In der Regel wird sich die Art auch in
‚dieser Hinsicht wie contecta verhalten. Immerhin ist AmSteins Fund
im Campfer-See bei 1790 m Höhe beachtenswert.
ERESE, | Yaccen
Zur Lebensweise: Wie bei contecta; das Tier ist mir durch eigene
Beobachtung nicht bekannt.
Bemerkung: Die Exemplare von Mülhausen nähern sich in ihrer
Gestalt mitunter der forma pyramidalis.
Subfam. Bythiniinae.
Genus Bythinia Leach.
115. Bythinia tentaculata L.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Herthen, rechtes Rhein- Ufer
oberhalb Basel (Herthen, Bierburg), Rhein beim Schlachthaus. Schuster-
insel, Rheinebene Märkt bis Kems. Ebene von Neudorf, Michelfelden,
Rheinebene bis Rosenau (überall). Hüninger Kanal, Bach zwischen Hiilf-
spital und Hegenheim. Arlesheimer Weiher, Doubs bei Biaufond.
Verbreitung in der Schweiz: Die „unreine Sumpfschnecke“ be-
wohnt die Seen, Tümpel, Altwässer und Bäche der ganzen Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Mit alleiniger Ausnahme von Süd-Italien
und Griechenland verbreitet sich Bythinia tentaculata über ganz Eu-
ropa. Zwei sporadische Funde werden auch von Marokko und Algerien
gemeldet. Im hohen Norden treffen wir sie noch in Lappland und
selbst auf Grönland. Als zirkumpolare Form dringt sie weit über das
sibirische Tiefland und über ganz Nord-Asien vor und bevölkert ferner
die Seen Kanadas.
Vertikale Verbreitung: Bei Süßwasser-Schnecken pflegt im all-
gemeinen die vertikale Erhebung in umgekehrtem Verhältnis zu stehn
zur Größe des Gehäuses; damit koinzidiert die Proportionalität zwi-
schen Gehäusegröße und Ausdehnung des Wohnortes. Je höher das
Faunengebiet, um so weniger wird es den Ansprüchen der stattlichen
Formen des Tieflandes gerecht, um so mehr überwiegt das Geschlecht
der Pygmäen. Es ist darum nicht erstaunlich, dieser kleinen Sumpf-
schnecke in den Alpen, im Jura, im Welebit und anderorts über 1000 m
noch zu begegnen. Ich erwähne beispielsweise den Lac de Joux, das
Misox, das Unter-Engadin (Tarasper-See 1414 m), den Davoser-See
(1502 m) und die Oberalp, wo sie 1600 m Höhe erreicht.
Zur Lebensweise: Das schön getigerte Tier bewohnt stehende
und fließende Gewässer aller Art. Es repräsentiert eine unserer ge-
meinsten Süßwasserschnecken, die im Kampf gegen ungünstige Lebens-
verhältnisse äußerst zäh und dank ihres Deckels resistenter ist als
Limnaea oder Planorbis. Gerne weidet sie die üppigen Gefilde des
Wasserspiegels ab und steigt in der Gefangenschaft mitunter aus dem
Wasser heraus und späht lebhaft umher, beides Eigenheiten, die ihre
Verbreitung nur fördern können.
Bemerkung: In der Isteiner-Ebene und anderorts trifft man dann
und wann neben normalen Gehäusen Riesenformen von 14mm Höhe.
Sie zeigen meist zwei sehr deutliche Wachstumsansätze, die eine drei-
— 161 —
jährige Bauzeit vermuten lassen. Es dürfte zwischen dieser Form und
dem Typus ein ähnliches Verhältnis bestehen wie zwischen Limnaea
corvus und palustris.
Die sehr überflüssige Abtrennung einer Var. ventricosa Menke
hat infolge Verwechslung mit B. ventricosa Gray nur Unsegen gestiftet.
Das Verhältnis der Länge zur Breite ist am selben Fundort sehr
variabel: — In fließenden Gewässern wird das an sich stets durch-
scheinende Gehäuse sehr dünn und nahezu durchsichtig. — Unter dem
Mikroskop ist eine feine kontinuale Linierung oft deutlich zu erkennen.
116. Bythinia leachii Shepp.
Verbreitung um Basel: Fischzuchtanstalt.
Verbreitung in der Schweiz: Bourguignat fand diese Art im Rot-
see und in einem Sumpfe zwischen Luzern und Littauen; Zschokke
erbeutete sie im Lac de Joux und Lac des Brenets, und P. Godet nennt
zudem noch die jurassischen Fundorte: Neuchätel, St. Blaise und Lac
des Tallieres. — Die spärlichen Angaben lassen doch eine weitere,
wenn auch sehr lückenhafte Verbreitung der Schnecke in der Nord-
westschweiz vermuten. '
Allgemeine Verbreitung: Die als Bythinia ventricosa Gray be-
kannte Art ist in ihrer Verbreitung noch nicht endgültig erforscht. Ihr
Areal wird durch die Alpen mehr oder weniger gespalten. Sie be-
wohnt West- und Nord-Frankreich und Belgien; rechts vom Rhein wird
sie erst nördlich der mitteldeutschen Gebirgsschwelle heimisch, südlich
derselben kommt sie nur ganz vereinzelt (Frankfurt, Straßburg) oder
gar nicht vor. Auch die Funde in der Schweiz und im Elsaß haben
ganz sporadischen Charakter. Im Norden erreicht sie Süd-Schweden
(Stockholm) und St. Petersburg und erstreckt sich ostwärts über ganz
Rußland, über Sibirien bis Transbaikalien und zum Amurland, also über
ganz Nord-Asien. Wir treffen sie ferner in Galizien, Siebenbürgen,
Rumänien und Ungarn. Im Süden dringt sie bis Süd-Albanien (Janina),
ja selbst bis Cilicien in Klein-Asien (Nägele) vor und erreicht über
Görz Italien, das sie bis nach Kalabrien hinab bevölkert. Über die
Verbreitung in Süd-Frankreich und Spanien liegen keine genaueren
Daten vor. Die Schnecke fehlt Süd-Deutschland in der angedeuteten
Weise, ferner Böhmen und Österreich und ist jedenfalls im ganzen
Alpengebiet selten.
Vertikale Verbreitung: Sowohl der Lac de Joux, als auch der
des Tallieres liegen 1000 m hoch. Letzterer ist mit 1047 m der höchste
mir bekannte Fundort.
Zur Lebensweise: Ähnlich wie bei tentaculata. Meine Tiere sam-
melte ich in einem kalten, stark fließenden Bach der Fischzuchtanstalt,
im Dickicht von Wasserranunkeln. Es wäre wohl denkbar, daß sie
diesen Standort durch künstliche Verschleppung mit Fischtransporten
erreicht hätten. Die Kolonie scheint sehr lebenskräftig zu sein.
11
— 12 —
Bemerkung: Meine Stücke erreichen 8Smm Höhe, bleiben aber
auch oft unter dem Normalmaß zurück. Wie weit die Trennung von
B. ventricosa Gray in troschelii Paasch und leachii Shep. berechtigt ist,
kann ich nicht beurteilen; auch bleibt die Frage offen, wie weit meine
oft turmförmig ausgezogenen Formen sich der ersteren nähern. Das ef
Verhältnis der Höhe zur Breite variert; im allgemeinen sind meine
Gehäuse schlanker als alle in der Ikonographie wiedergegebenen. Sie
mahnen mitunter an Limn.truncatula und dürften in der starken WÖl-
bung der B. numidica Bourg. am nächsten kommen.
Fam. Hydrobiidae.
Subfam. Hydrobiinae.
Genus Bythinella Moq. Tand.
117. Bythinella dunkeri Frild.
Verbreitung um Basel: Schöpfebach und andere Rinnsale ober-
halb Säckingen, Waldquelle bei Wehr. Quellenbäche am badischen
Blauen.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt der Schweiz. Die
im Genfersee gefundene B. abbreviata Michaud (Basler Museum) hat
aber große Ähnlichkeit mit unserer badischen Form.
Allgemeine Verbreitung: Bythinella dunkeri ist im Rheinischen
Schiefergebirge zu beiden Seiten des Stromes daheim. Linksseitig folgt
sie dem Gebirge bis ins Elsaß (Markirch), rechtsseitig dringt sie bis
an den Oberrhein vor und bevölkert die meisten Quellen des Schwarz-
waldes. Daß die Akten über ihre Verbreitung keineswegs abgeschlossen
sind, bezeugen die Funde aus der Tatra und aus Polen (Westerlund),
sowie Gredlers Angabe aus Tirol.
Vertikale Verbreitung: Meine Tiere stammen aus 7—800 m Höhe.
Durch das Wasser gelangen die Gehäuse natürlich auch ins Tal; daß
die vertikale Erhebung bei diesem Genus aber auch eine ganz statt-
liche sein kann, lehrt B.reynesi, die Zschokke aus 1700 m Höhe ver-
zeichnet. Die meisten Bythinellen sind für die Alpen und ihre Aus-
läufer geradezu charakteristisch.
Zur Lebensweise: Das winzige Schnecklein wohnt in kleinen und
kleinsten Rinnsalen und Waldquellen; es sitzt an der Unterseite von
Steinen und Blättern oder an faulen Holzstücken. Die Laichablage
soll früh schon beginnen, dauert aber das ganze Jahr hindurch. Von
einer Fortpflanzung ausschließlich während der kalten Jahreszeit kann
nicht die Rede sein.
Bemerkung: Die heutige Systematik von Bythinella ist wenig
befriedigend, und man neigt gerne zu der auch von Steinmann ge-
äußerten Ansicht, daß all die Formen noch vor kurzem unter einen
Hut gehörten. Wir begegnen hier der gleichen Tatsache, die Geyer
für Lartetia nachwies, daß nämlich jeder Fundort seine eigene „Lands-
Egamı In SG yemta Rn aha
Ziln ı Bonuhamm Ir Timmed dan Ausklun iu dan Wuglmung u Can
N 55-655 A
— 198 —
mannschaft“ besitzt, die dank ihrer Isolierung den vielverschlungenen
Pfad der Varietätenbildung geschritten ist.
Daß Bythinella nicht ausschließlich für Quellen beansprucht
werden darf, und daß auch in Bezug auf den Wohnort dieser Gattung
noch manche Ergänzungen zu erwarten sind, zeigen B. steinii Martens
und B.abbreviata Michaud, welch letztere z. B. auch im Genfersee zu
Hause ist.
Subfam. Vitrellinae.
Genus Lartetia Bourg.
118. Lartetia häussleri Clessin.
Verbreitung um Basel: Quellen bei Inzlingen am Dinkelberg.
Verbreitung in der Schweiz: Bei den Gehäusen, die Hofer aus
dem Genist der Aare und der Reuß kennt, handelt es sich offenbar
um diese bei Clessin mit ähnlicher Verbreitung verzeichnete Form,
deren Bestimmung ich der Güte des Herrn Geyer verdanke. Sowohl
das schweizerische als auch das allgemeine Areal dieser Schnecke ist
noch völlig unaufgeklärt.
Allgemeine Verbreitung: Unbekannt.
Vertikale Verbreitung: Lartetia häussleri scheint als Quellen-
schnecke auf Gebirgsgegenden beschränkt zu sein. Meine Tiere sam-
melte ich zwischen 300 und 400 m.
Zur Lebensweise: Unbekannt.
Bemerkung: Mein Material habe ich aus Anschwemmungen ge-
siebt. Sollte die Art, bemerkt dazu Geyer, eine größere Verbreitung
besitzen, so könnte der Frage nach ihrer Selbständigkeit näher ge-
treten werden.
119. Lartetia sp.
Verbreitung um Basel: Rheinanschwemmungen. Birsgenist, Süd-
halde des Blauen (ob Röschenz, ca. 600 m hoch). Abzugstollen im
Hauenstein; Doubsgenist bei St. Ursanne, Creugenat bei Pruntrut.
Hasler Höhle.
Verbreitung in der Schweiz: Unbekannt. Die Lartetien-Forschung
steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Ich bin der vollen Über-
zeugung, daß eine mit den Methoden vertraute Untersuchung unseres
Jura eine reiche Entfaltung dieser Höhlenbewohner konstatieren und zu
ähnlichen Ergebnissen führen wird, wie sie Geyer in seinen glänzenden
Arbeiten für das württembergische Jura- und Muschelkalkgebiet nach-
wies. — Fassen wir zu obigen Funden diejenigen Geyers im Wutachtal
und am Randen ins Auge, so ist eigentlich bereits der ganze nördliche
Teil des schweizerischen Jura für die Lartetien gewonnen. Überraschen
kann uns das nicht, sehen wir doch nicht das erstemal, daß die Ketten
dieses Kalkgebirges dem Volk der Mollusken als Heerstraße dienten.
x) Lak 8 nr wu vn al \
A\
a sl
Allgemeine Verbreitung: Unbekannt.
Vertikale Verbreitung: Unbekannt. Mein höchster Fund wird
durch eine Quelle am Blauen bei 600 m repräsentiert.
Zur Lebensweise: Die Lartetien leben in der Nähe des Quell-
“ mundes oder ganz subterran.
Bemerkung: Diejenigen aus dem Birsgenist, sowie die vom Blauen,
die Herr Bornhauser teils lebend erbeutete, ähneln nach Geyer in hohem
Grade seiner suevica. Den Entscheid über die Artzugehörigkeit möchte
ich auf eine noch durchzuführende vergleichende Untersuchung ver-
sparen. — Es ist beachtenswert, daß Gutzwiller auch in der Nieder-
terrasse bei St. Jakob a. Birs Vitrellen gefunden hat.
Im Hauenstein entdeckte Herr Ed. Gräter wenige Stücke, darunter
ein lebendes; das Material ist leider zur Bestimmung ungenügend. Dem-
selben Höhlenforscher verdanke ich auch Lartetien aus der Hasler Höhle
im Wehratal, die ich zu helvetica Cless. zu zählen geneigt bin, sowie
einiges Material aus dem Doubsgebiet bei Pruntrut. Geyer selbst förderte
das Lartetien-Problem in der Schweiz durch seine Entdeckung bei St. Ur-
sanne, ebenfalls am Doubs; aber auch sein Material ist einstweilen nicht
reich genug, als daß seiner Bestimmung näher getreten werden könnte.
Subfam. Lithoglyphinae.
Genus Lithoglyphus. Hartm.
120. Lithoglyphus naticoides Pfeiff.
Verbreitung um Basel: Kanal in Hüningen.
Verbreitung in der Schweiz: Die Art fehlt in der Schweiz.
Allgemeine Verbreitung: Lithoglyphus naticoides ist als sarmati-
sches Relict in Ost-Europa daheim. Das Tier bewohnt das Flußgebiet
des Dnjepr, des Dniestr und der Donau von Regensburg an abwärts, ins-
besondere auch Rumänien, Siebenbürgen, Galizien und Mähren auf der
linken, Serbien, Bosnien und Süd-Österreich auf der rechten Seite des
Stromes. Vereinzelte Funde sind aus Ober-Italien bekannt geworden.
Nach Norden und Westen scheint die Art ein Areal langsam wieder
erobern zu wollen, das sie praeglacial möglicherweise inne gehabt hat,
Sie wird bereits von einer Anzahl räumlich weit getrennter Fundorte
gemeldet, deren westlichste den Rhein überschritten haben. Wir kennen
solche Vorposten vom Pregel, von der Weichsel, der Warthe, der Oder, .
der Elbe, von der untern Spree, von Rotterdam, aus dem Rheingau, von
Speyer und aus dem Hüninger Zweigkanal. Das Vordringen erfolgte
meist auf passive Weise, durch Flösserei, Binnenschiffahrt und durch
andere commercielle Unternehmungen unterstützt.
Vertikale Verbreitung: Meines Wissens hält sich die Art aus-
schließlich an die breite Talsohle und ans Flachland.
Zur Lebensweise: Lithoglyphus naticoides ist eine spezifische
Schlammschnecke; sie bevorzugt kalkreiches, stehendes Wasser und ge-
langt von Altwässern und Kanälen aus nur mehr zur Ausnahme in den Fluß.
a
—»165, —
Bemerkung: Forma alata Westerl. findet sich häufig, aber mit
typischen Stücken vermischt. Meine Exemplare varieren in der Größe
zwischen 8 und 10,5 mm. Die Kolonie bei Hüningen hat so spo-
radischen Charakter, daß eine Verfrachtung durch den Rhein-Rhone
Kanal offenbar von Straßburg her selbstverständlich erscheint. Von
Straßburg ist die Schnecke zwar noch nicht bekannt; hat sie aber
Speyer erreicht, so ist auch ein weiteres Vordringen rheinaufwärts
sehr wohl denkbar.
Der Hüninger Fundort liegt werige Dekameter von der Rhein-
mündung des Kanals entfernt. Eine Einwanderung in den Strom wäre
möglich, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich.
Wie Bythinella und Lartetia ist auch Lithoglyphus ein Beleg
für Simroths Pendulationstheorie.
Fam. Valvatidae.
Genus Valvata Müller.
121. Valvata piscinalis Müller.
Verbreitung um Basel: Schusterinsel, Rheinebene Märkt, Eimel-
dingen, Istein. Alt Breisach. Hüninger Kanal, Ebene Neudorf, nördlich
Rosenau. Lac des Brenets, Doubs bei Biaufond. Tümpel bei Maulburg.
Verbreitung in der Schweiz: Valvata piscinalis ist in der typischen
Form, oder dann als transformatio antiqua und alpestris über die
Seen und Tümpel der ganzen Schweiz verbreitet.
Allgemeine Verbreitung: In Europa fehlt die „gemeine Kamm-
schnecke“ einzig Unter-Italien und dem Peloponnes. Ostwärts verbreitet
sie sich über ganz Nord-Asien und dringt auch im gebirgigen Süden
über den Kaukasus nach Armenien und bis in die Hochgebirgswelt
von Kaschmir vor.
. Vertikale Verbreitung: V. piscinalis ist eine bekannte Erscheinung
in unsern Voralpen-Seen. Ihr konstantes Auftreten hier, in den Hoch-
tälern des Jura, im Welebit und in andern Gebirgen, spricht für eine
große Anpassungsfähigkeit der Schnecke an montane Verhältnisse.
Im Lac de Joux und Lac des Tallieres treffen wir sie 1000 m hoch.
Zur Lebensweise: Mit einiger Vorliebe zu kalkigem Wasser be-
wohnt die Art stehende und langsam fließende Gewässer: Altwässer,
Teiche, Gräben, Bäche, aus denen sie während des ganzen Jahres her-
vorgeholt werden kann. Als Kiemenschnecke kommt sie selten an die
Wasseroberfläche, weidet dafür um so eifriger die treibenden Pflanzen
ab. Der fadenziehende Schleim, den eine ganze Anzahl von Süßwasser-
schnecken ausscheidet, ist hier besonders auffällig. Selbst große Tiere kön-
nen mittelst dieses Schleimes an trockenen Hölzchen aufgehoben werden.
Bemerkung: Ich gehe mit Thiele vollständig einig, wenn er so-
wohl V. antiqua Sow., als auch fluviatilis Colbeau und alpestris Küster
in den Formenkreis der piscinalis einbezieht. Was das Verhältnis von
a
gl,
v. „' > ey
— 16 —
piscinalis zu antiqua anbelangt, so scheinen diejenigen Forscher recht
zu behalten, die letztere als eine Seeform der ersteren betrachten.
Antiquaförmige Gehäuse fand ich auch in größern Tümpeln, und es
dürfte nicht sehr schwer fallen, aus reichem Material eine lückenlose
Formenreihe von .der einen Art zur andern aufzustellen. — Wird die
ausgezogene Gehäuseform als Anpassung an den Wellenschlag gedeutet,
so ist damit allerdings wenig gewonnen; ich überlasse es den Tausends-
künstlern unter den modernen Biologen, solche Dinge auszuklügeln.
122. Valvata pulchella Studer.
Verbreitung um Basel: Schusterinsel (1 Exemplar).
Verbreitung in der Schweiz: Die Fundorte dieser Art sind über-
all spärlich ausgesät. In der Schweiz kenne ich folgende: Orbequelle
(Steinmann 1 Ex.), Lac des Tallieres, Landeron (Godet), Bieler- und
Neuenburgersee (Studer), Vierwaldstätter- und Bodensee.
Allgemeine Verbreitung: Das allgemeine Areal ist nur ganz
lückenhaft aufgeklärt. Es umfaßt die Schweiz, Deutschland, die Nieder-
lande und Finnland, dann aber auch Tirol, Nord-Italien und Rumänien.
Die Angaben sind völlig ungenügend. Vermutlich steht das Ver-
breitungsgebiet dieser Schnecke demjenigen von piscinalis an Aus-
dehnung nur wenig nach.
Vertikale Verbreitung: Ähnlich wie bei piscinalis: die Orbequelle
liegt 789 m, der Lac des Tallieres 1042 m über Meer.
Zur Lebensweise: Valvata spulchella soll sowohl schlammige
Tümpel und Straßengräben, als auch stark fließende Bäche bevölkern.
Sie gehört zu den seltenen Arten.
Bemerkung: Mein Material ist unzureichend, um das Verhältnis
der Art zu piscinalis endgültig zu beurteilen. Zahlreiche Gehäuse aus
dem Mindelsee bei Radolfszell, die ich der Güte des Herrn Graeter ver-
danke, zeigen allerdings eine enge Verwandtschaft nach dieser Seite
und weisen zahlreiche Übergangsformen auf. Die Weite des Nabels ist
sehr variabel; was sie anbelangt, läßt sich mühelos eine Formenreihe auf-
stellen von pulchella bis piscinalis. Ich habe in Fig. 11 drei Stadien ge-
Kirsll:
— 197 —
zeichnet. Damit geht aber die entsprechende Veränderung der Gehäuse-
höhe nicht immer parallel, und es ist einstweilen eine etwas akademische
Behauptung, pulchella als Endglied in der Formenreihe antiqua-
piscinalis-depressa hinzustellen. Dies ist auch der Grund, warum ich
diese Art noch separat behandle. Immerhin erhält der Einigungs-
gedanke durch die Seltenheit und das sporadische, unvermittelte Vor-
kommen von V. pulchella einerseits und durch ihre große allgemeine
Verbreitung andrerseits eine Stütze.
123. Valvata cristata Müller.
Verbreitung um Basel: Rheinebene Märkt-Istein (oft an Limno-
philiden-Gehäusen), Freiburg. Rheingenist, Neudorf, Michelfelden, Fisch-
zuchtanstalt. Mülhausen. Bach zw. Hilfspital und Hegenheim. Birsufer
St. Jakob (wohl angeschwemmt). Inzlinger Weiher.
Verbreitung in der Schweiz: Der Art sind nur vertikale Grenzen
gesteckt; sie fehlt nördlich und südlich der Alpen nirgends auf weite
Strecken.
Allgemeine Verbreitung: Mit Ausnahme der Länderstriche südlich
vom 42.°n.Br. ungefähr bevölkert die „flache Kammschnecke‘‘ wohl ganz
Europa. Ihr Areal reicht zudem weit über den Ural hinaus und um-
faßt ganz asiatisch Sibirien bis nach Kamtschatka im Osten und zum
Altai im Süden.
Vertikale Verbreitung: Zschokke nennt den höchsten alpinen
Fundort bei 1660 m Höhe (Stelversee). Das Leben feiert auch bei
den Valvatiden seine schönsten Triumphe durch das Volk der Kleinen
und Kleinsten.
Zur Lebensweise: Valvata cristata bewohnt stehende Gewässer
jeder Art, selbst Torfmoore; sie ist lebend am ehesten an der Unter-
seite von Wasserpflanzen (Ceratophyllum, Alisma) zu erbeuten. Ihrer
Kleinheit wegen wird sie leicht übersehen oder als unfertige Teller-
schnecke bei Seite gelegt.
Bemerkung: Unter dem Mikroskop ist mitunter eine zierliche
Längs- und Querrippung zu erkennen.
Meine stattlichsten Gehäuse erreichen 3,5 mm Durchmesser.
b) Aspidobranchiata.
Fam. Neritinidae.
Genus Neritina Lam.
124. Neritina fluviatilis L.
Verbreitung um Basel: Kanal bei Hüningen (Basler Museum).
Verbreitung in der Schweiz: Meines Wissens hat diese Schnecke
schweizerischen Boden noch nicht betreten.
— 168 —
Allgemeine Verbreitung: Das Areal dieser „Schwimmschnecke‘“
läßt sich einfacher negativ umschreiben. Es sind drei getrennte Bezirke,
denen die Art in Europa fehlt, nämlich zunächst das alpine Hochland
und dann der Süden der drei Mittelmeer-Halbinseln. In Zentral-Europa
dürfte bezüglich der Verbreitung die Intensität der Strömungen den.
Ausschlag geben. Den reißenden Oberläufen des Rheines, der Rhone
und andrer alpiner Gewässer fehlt die Art. Ihr Vordringen nach
Hüningen verdankt sie dem Kanal, diesem endlosen, langweiligen
Tümpel. Nach Süden werden die Pyrenäen wenig überschritten; in
Italien konstatieren wir die Schnecke in Toscana und auf Sardinien,
auf der Balkanhalbinsel noch in Albanien. — Aber auch der höchste
Norden wird gemieden, so das arktische Rußland und Norwegen, so-
wie Nord-England. — Von Süd-Rußland dehnt Neritina ihr Gebiet
auch über den Kaukasus und Armenien aus. Die Ostgrenze, die
jenseits des Ural zu liegen kommt, ist noch unbekannt. |
Vertikale Verbreitung: N. fluviatilis hält sich im allgemeinen
ganz an das Tiefland. Einige Ausnahmen mögen durch die Bäche
und Flüsse des Kaukasus, des Welebit, der apuaner- und französischen
Alpen, der Pyrenäen und andrer Gebirge geltend gemacht werden.
Einzelheiten kenne ich nicht.
Zur Lebensweise: Die Art bevorzugt größere, ruhigere Gewässer,
die ihr das Dasein durch grobes -Geschiebe nicht verunmöglichen. Auch
scheint ihr ein gewisses Minimum an Kalkgehalt unentbehrlich zu sein.
Sie soll, ähnlich wie Ancylus, an den Steinen herumkriechen.
Bemerkung: Die nächsten Fundorte im Flußgebiet des Rheines
treffen wir bei Straßburg, an der Mosel (noch oberhalb Metz), am Main,
bei Mannheim und den Neckar hinauf bis Heidelberg. Eigentümlicher-
weise nennt sie Gyßer auch von Überlingen, während sie Clessin aus
dem Bodensee nicht kennt.
Die Basler Funde stammen von Peter Merian aus dem Jahre 1869;
seither ist die Art kaum wieder gefunden worden. Es ist also zum
mindesten fraglich, ob sie sich bei uns tatsächlich festgesetzt hat.
Wahrscheinlicher ist, daß die Kolonie im Hüninger Kanal dank der
öligen und ungesunden Beschaffenheit des Wassers längst wieder
eingegangen ist. Die ca. zehn Gehäuse sind, wenn man ihnen auch
einige Strapazen wohl anmerkt, gut erhalten und besitzen einen größten
Durchmesser von nur 10 mm.
Im übrigen verrät N. fluviatilis entschieden die Tendenz, große
Gebiete nördlich der Alpen, die sie praeglacial schon inne gehabt
hat, wieder zu erobern.
37
Zoogeographischer Teil.
Zur Charakteristik des hier berücksichtigten Faunen-
gebietes.
Schon ein Blick auf die Landkarte dürfte jedem kundigen Auge
genügen, um die geographische und faunistische Bedeutung Basels in
ihren Hauptzügen zu erkennen. Nicht nur bildet‘ das Stromknie eine
sehr augenfällige Grenze zwischen dem Ober- und Mittelrhein, nicht
nur verspricht die Lage am einen Ende der großen Wasserstraße, die
vom Meere bis ins Herz Europas führt, oder, früherer Zeiten gedenkend,
seine Lage am obern Rande des Mainzer Beckens, Anregung und Auf-
schluß für manches weittragende Problem, nicht nur läßt die Nähe
der burgundischen Pforte einerseits und die Stellung Basels auf der
Grenze zwischen alpinem und borealem Gebiet andererseits manche
faunistische Überraschung erwarten, sondern auch die topographische
Gliederung und der ganze geologische Aufbau dieses kleinen Areals
sind so mannigfaltiger Art und so wechselvoll, daß es stets für den
Zoologen sowohl, als für den Botaniker und Geologen eine dankbare
und lohnende Aufgabe sein wird, der großen Rheinecke sein Interesse
zuzuwenden. Welche Gegensätze liegen nicht schon in dem weiten
flachen Tal des Rheines mit seinen diluvialen Schotter-Ebenen und
jungtertiären Sedimenten einerseits, und den dunkeln Randgebirgen
rundum andererseits. Und letztere wiederum zeigen nichts weniger
als ein einheitliches Bild. Altkrystalline Gesteinsmassen wetteifern mit
jurassischen und triasischen Formationen in der Bereicherung der Land-
schaft und bieten dem Wanderer auf Schritt und Tritt eine Fülle von
Naturschönheiten.
Und gerade diese orographischen Faktoren im Verein mit ihren
physikalischen und chemischen Eigentümlichkeiten sind von größter
Wichtigkeit bei der Beurteilung micro-zoogeographischer Fragen, hängt
doch die Zusammensetzung jeder Fauna ganz wesentlich ab von der
Beschaffenheit des Bodens, von’ der Vegetation, von den hydrogra-
phischen und klimatischen Verhältnissen einer Gegend. Das zeigt sich
denn auch deutlich schon in dern engbegrenzten Faunengebiet, das
hier auf seinen Schneckenbestand hin untersucht worden ist. Trotz
—. 170° —
seiner geringen Ausdehnung läßt es sich unschwer in mehrere scharf-
umschriebene Bezirke gliedern, die in ihrer natürlichen Eigenart den
Bedürfnissen des Schneckenlebens ganz verschieden entgegenkommen.
Diese Gliederung ist um so ungezwungener, als sie sich ganz mit der
topo- und petrographischen deckt. Wir können nämlich auch vom Stand-
punkt des Malakologen unserer Betrachtung folgende geographische
Einteilung wohl zugrunde legen.
1. Das Rheintal oberhalb und unterhalb der Stadt.
2. Der Jura.
3. Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich von Basel.
4. Die Juratafeln am Rand der Rheinebene und das Muschel-
kalkgebiet (Dinkelberg).
5. Das Urgesteingebiet.
Dabei handelt es sich aber in der Hauptsache um quantitative
Unterschiede, die eine solche Gruppierung rechtfertigen, und es läßt
sich auf der andern Seite nicht bestreiten, daß, sobald wir absehen
von rein lokalen Eigentümlichkeiten und ganz individuellen Zügen, eine
große Einheitlichkeit unsere Gastropodenfauna beherrscht. Diese Ein-
heitlichkeit wird bedingt durch die Zugehörigkeit der großen Mehrzahl
unserer Schnecken zur nördlichen sog. borealen Zone, die vielleicht
in unserem Fall eher eine borealalpine genannt werden muß, indem
sich hier, dank der geographischen Lage der Nord-Schweiz, Zuschüsse
von beiden Seiten innig mischen, die scharfe Grenze zwischen Ge-
birge und Nordland selbst völlig verwischend. Neben diesem mächtigen
Grundstock an einheimischen Formen nimmt sich das Häuflein fremd-
artiger, südlicher Elemente, das jenem entgegengestellt werden kann,
bescheiden aus und läßt keinen Zweifel darüber bestehen, daß es sich .
bei unsern mediterranen Arten meist um junge Einwanderer handelt,
die teilweise heute noch einen ganz sporadischen Charakter an sich
tragen. Diese zoogeographischen Verhältnisse sollen jedoch in anderem
Zusammenhang näher untersucht werden.
Es erübrigt mir noch zu bemerken, daß bei der vorliegenden
Untersuchung die Vogesen außer acht gelassen wurden, einerseits um
ein zu starkes Anwachsen des Stoffes zu vermeiden, andererseits, um
einer überflüssigen Zersplitterung der Kräfte vorzubeugen, indem den
Gastropoden jenes Grenzgebirges in neuerer Zeit bereits von reichs-
ländischer Seite volle Aufmerksamkeit geschenkt wird.
I. Das Rheintal.
Wird Basel als Grenzstein zwischen dem Ober- und dem Mittel-
rhein betrachtet, so läßt sich diese Annahme nicht nur rechtfertigen
durch die plötzliche Richtungsänderung im Gesamtverlauf des Stromes,
sondern auch — und das ist für den Limnologen wichtiger — durch
die Beschaffenheit der Ufer. Oberhalb der Stadt, längs des Rhein-
ve
Fer x
5
— 171
abschnittes, den man auch den jurassisch-schwarzwäldischen nennen
könnte, zeigt das Strombett scharfe Linien, und oft zwängt sich das
wilde Wasser zwischen engen Ufern durch, ohne Zeit zu finden,
dieselben zu benagen. In eiligem Laufe werden die Kalkbänke pas-
siert, und häufig ist an hohen Schotterhalden ersichtlich, was die Kraft
des Stromes vermocht hat. . Altwässer und stille Buchten suchen wir
in diesem letzten Abschnitt des Oberrheines meist vergebens, und wir
dürfen mit Bestimmtheit die entsprechenden Konsequenzen für den
Bestand an Süßwassermollusken erwarten. Einigermaßen ist zwar
Ersatz geboten durch das reiche Kanalnetz, das die Bächlein und
Wässerlein ausbeutet, die von den Hängen in die einmal hüben, ein-
mal drüben sich ausdehnende Ebene niederrinnen. Aber diese ver-
hältnismäßig kleinen Wasserbehälter beherbergen doch nur eine ziemlich
arme Fauna an Süßwasserschnecken und entbehren all jener stattlichen
Formen, deren Gedeihen an das Vorhandensein stattlicher Wasser-
behälter gebunden zu sein scheint. Einige kleine Limnaeen der Unter-
gattungen Radix und Fossaria und etwa Planorbis albus, dann Pisidien
und andere kleine Bivalven beleben in der Hauptsache die Gräben.
Schon Bythinia tentaculata ist selten, obschon sie oberhalb Basel noch
im Rheine selbst vorkommt. Etwas reicher stellt sich die Landfauna
dar. Die Riparier, Wiesen- und Buschschnecken, die überall im Flach-
land auftreten, liefern auch hier das Hauptkontingent, wobei sich mit
zunehmender Annäherung an den Strom mehr und mehr auch An-
schwemmungen geltend machen. Zu den häufigeren Erscheinungen
gehören die Succineen, Zonitoides, Hyalina, Vallonia, Fruticicola, Patula
rotundata, Cochlicopa, Carychium, Pupilla muscorum, Isthmia minu-
tissima und andere kleine teils hygrophile, teils eurytherme Arten.
Kaum hat der Strom die letzten Häuser der Stadt hinter sich,
so stellt er sich in seiner Uferbildung in scharfen Gegensatz zum
Oberrhein. Mit der nahen Klybeck- und Schusterinsel beginnt noch
auf Schweizerboden eine Erscheinung, die sich weit über unser Faunen-
gebiet hindäus verfolgen läßt. Zu beiden Seiten des Stromes reiht sich
Altwasser an Altwasser, Tümpel an Tümpel, Sumpf an Sumpf, und
wir begegnen hier einer Unmasse von Kleingewässern, die sich inso-
fern unter einen Gesichtspunkt rücken lassen, als sie alle in unmittel-
barer Abhängigkeit vom Rheine stehn, sei es durch offene Wasser-
tore, sei es durch unterirdische Kommunikation. Ihre ganze Existenz
und mehr noch das Wohlergehen all ihrer Lebewesen hängt in hohem
Maße ab vom Wassergehalt des nahen Stromes und ist besonders
seit der Regulierung seines Bettes häufig gefährdet. Da der Pegel-
stand außerordentlichen jährlichen Schwankungen unterworfen ist,
stellt sich das Leben all dieser Tümpel- und Altwässerbewohner ohne-
hin dar als eine ununterbrochene Kette von Sorgen. Seltener droht
Gefahr durch Überschwemmung, wobei die Tiere aus ihren üppigen
Winkeln herausgespült und fortgetragen werden. Häufiger tritt das
Wasser stark zurück, und der Naturfreund, der jene weltverlassenen
Be
Gebiete durchwandert, gewahrt am Gekröse unter seinen Füßen, daß
er Boden begeht, über dem sich kürzlich noch hunderte von Limnaeen
ihres Lebens freuten. Mehr als es früher zutreffen mochte, gehen
heute alljährlich zahllose Süßwasserschnecken hier zugrunde und
verpesten durch rasche Verwesung die an sich schon drückende Luft.
In erster Linie ist dafür natürlich die Rheinregulierung verantwortlich
zu machen, die eine unerwartete Zunahme der Stromgeschwindigkeit
zur Folge hatte. Schnell eilen die Fluten von dannen, und zahlreiche
Buchten, die in ihrer unberührten Ursprünglichkeit das Auge entzückten,
fallen mehr und mehr der Glut der Sonne anheim. Die unbedeutenden
Vorteile, welche aus der Errichtung von Dämmen und Wällen dem
Molluskenleben erwuchsen, stehen in keinem Verhältnis zu dem furcht-
baren Sterben, dessen Zeuge der Zoologe in jenen Gebieten sein muß.
Selten entgehen die Tiere dem Verhängnis, indem sie sich in den
schlammigen Boden einbohren; besten Falles werden sie zwischen die
Blätter und Algenfäden der Wasserpflanzen eingepackt, die ihnen in
guten Tagen Nahrung und Obdach in Fülle boten. Aber nur einem
schnellen Tode vermögen sie so zu entgehn, der langsame mag um so
qualvoller sein. In der Regel besteht der einzige aktive Rettungsversuch
im Rückzug ins Gehäuse; aber die Widerstandskrait der Tiere ist ge-
brochen; durch das gräßliche Überhandnehmen der Sporozysten und
Cercarien gewisser Trematoden nehmen sie schließlich alle ein Ende
mit Schrecken. — Die Buchten und Altwässer werden umrahmt von
hohem Weidengebüsch und knorrigem Kleinholz aller Art, das im
Sommer seinen spärlichen Schatten, im Herbst sein Laub aufs Wasser
wirft. Mächtige Phragmitesbestände verraten die Nähe flacher Tümpel;
Juncus und Binsen aller Art schwanken im Winde, der beständig über
die Ebene streicht. Zarte Ranunkeln, Hippuris- und Myriophylium-
Sprosse ragen aus dem Wasser hervor und zeugen von einer üppigen
Flora; die flachen Blätter von Potamogeton bedecken oft förmlich
die Pfützen. Weithin leuchten die roten Beeren des Sanddorns und
erinnern uns daran, daß wenige Schritte landeinwärts die"idyllischen,
freundlichen Bilder ein Ende nehmen, um großer, steppenartiger Weite
Raum zu geben. — Im Gegensatz zum Rheingebiet oberhalb der Stadt
sind es hier besonders Limnaea stagnalis, palustris und auricularia,
die das Feld behaupten. Aber auch die Gattung Planorbis tritt uns
vielgestaltiger entgegen, und Valvata und Bythinia kommen zu reicher
Entfaltung, von den Bivalven ganz abgesehen, die auf der ganzen Linie
üppig gedeihen.
Von dieser hier besprochenen Sorte von Klein- oder Strand-
gewässern kann eine zweite, mehr landeinwärts gelegene wohl unter-
schieden werden. Es handelt sich um die Quelibäche und klaren
Wasserläufe, die teilweise in den känozoischen Höhen im Westen
Basels ihren Ursprung nehmen und meist nach kurzer Wanderschaft
im Rheinschotter versickern; nur ausnahmsweise werden sie von Zu-
flüssen so geäufnet, daß sie ihr Dasein länger behaupten können. Sie
— 13 —
werden vom eigentlichen Ufergebiet des Rheines durch die scharfe
Linie des Hüninger Zweigkanals getrennt, der nur ganz selten von
Bächen, die dem Strom zustreben, gekreuzt wird (Aquaduct bei der
Stichmühle). Seltener treten diese saubern Wässerlein erst in der
Ebene zutage und sprudeln dann etwa am Fuß einer Schotterterrasse
als kleine Stromquellen oft von ganz ansehnlichen Dimensionen hervor,
um jedoch bald das Los der andern zu teilen.
Diese zweite Gruppe von Gewässern führt, dank ihrer Herkunft
und Strömung, in der Regel kühles, frisches Wasser und ermangelt
meist all der Süßwasserschnecken, die einen gewissen Grad von Ruhe,
Insolation und Stagnation zu ihrem Gedeihen bedürfen. Nur da, wo
sich stattliche Weiher und Tümpel ausbreiten (Fischzuchtanstalt,
Michelfelden), finden wir die großen Limnaeen, gewisse Planorben
und Valvaten in üppiger Blüte. Aber auch einige positive Züge
charakterisieren die Gegend links vom Kanal; Limnaea ovata und
peregra überwiegen, Bythinia und Succinea nehmen überhand und neu
treten hinzu: Vivipara contecta, Bythinia leachii, Planorbis corneus,
Physa acuta und Aplexa hypnorum. Wenn auch auf das Vorkommen
solcher Formen gerade an diesem Punkt des Faunengebietes kein all-
zu großes Gewicht gelegt werden darf, so kennzeichnet es doch die
faunistische Eigenart jener Gewässer, die in ihrer Abgeschlossenheit
selbst Anstoß zu Varietätenbildung geben könnten. Es dürfte sich
wohl lohnen, eine einheitliche biologische Untersuchung jener Lebens-
gemeinschaiten an die Hand zu nehmen.
Eine eigentümliche Fälscherrolle in unserer einheimischen Fauna
spielt der Hüninger Kanal. Nicht wenige Zuzügler haben diese
- langweilige Wasserader benützt, um neues Land zu erobern. Ob sie
wirklich stationär geworden sind, ist jedoch sehr zu bezweifeln. Das
unreine, ölige Wasser mit seinen wunderbar in allen Farben leuchtenden
und doch so widerlichen Fettaugen dürfte den empfindlichen Fremd-
lingen allzubald zum Verderben gereichen. Es ist mir nicht gelungen,
die vor 50 Jahren entdeckte Neritina fluviatilis und die vor kurzer Zeit
ebenfalls erbeutete Dreissensia wieder zu finden. Dafür wurde meine
“Nachforschung im Kanal durch Lithoglyphus naticoides belohnt, der
hiemit zum erstenmal aus Basels Nähe gemeldet wird. Auf die reiche
Ausbeute an Sphaeriiden kann hier nicht weiter eingetreten werden;
sie bilden mit den andern Bivalven der Umgebung Basels Gegenstand
einer besondern Arbeit.
Über die Landschnecken ist obigen Bemerkungen wenig mehr
beizufügen. Das Vorherrschen von Xerophila ericetorum deutet auf
das Vorhandensein eines milden Klimas hin, eine Erfahrungstatsache,
die noch durch andere Vorkommnisse (Xerophila obvia, Charthusiana;
Chondrula quadridens, tridens, Bul. detritus etc.) gestützt wird. Die
orographische Eintönigkeit, die große Trockenheit und hohe Temperatur,
sowie die steppenartige Flora und die sie häufig verdrängende Boden-
kultur gestalten die Rheinebene großenteils zu einem dem Schnecken
FRI Fe
leben wenig zusagenden Gebiet. Eine reichere Entfaltung desselben
ist nur am Rande der Ebene und längs des Stromes zu bemerken,
der im Lauf der Zeit schon gar manches Tierlein heruntergetragen
und im Flachland abgesetzt und angesiedelt haben mag (vergl. die
Arten-Verzeichnisse).
Il. Der Jura.
Haben wir in der Rheinebene eine Landschaft kennen gelernt, die
zwar der Entwicklung von Wasserschnecken zahlreiche Vorteile bietet,
die aber in ihrer Einförmigkeit und beim völligen Mangel gebirgs-
bildender Momente dem Gedeihen von Landschnecken um so weniger
förderlich ist, so finden wir im Jura eine geographische Einheit, in
der das Verhältnis der Entfaltungsmöglichkeiten von Wasser- und
Land-Gastropoden gerade umgekehrt ist. Das Kalksteingebirge mit
seinen waldigen Rücken und lieblichen Mulden, mit seinen romantischen
Steilabfällen und schroffen Flühen, mit seinen luftigen Weiden und hoch-
ragenden Gipfeln, läßt vom Standpunkt terrestrischerSchnecken wenig zu
wünschen übrig an Reichhaltigkeit der Wohngelegenheiten, an günstigen
ökonomischen Verhältnissen überhaupt. Für Trockenheit und Wärme
liebende Arten bietet es steile Abhänge und Felszinnen der Sonne
dar; daneben finden in tiefen, schluchtenartigen Hochtälern und Klusen
feuchtigkeitsliebende und kühlebedürftige Formen prächtige Unterkunft,
und wenn sich besonders in höheren Lagen nicht dann und wann
eine große Wasserarmut empfindlich bemerkbar machen würde, so
dürfte man den Jura in seiner Gesamtheit zu einem Schneckenparadiese
proklamieren. Daß es vor allem der Kalk ist, durch den die für
schalentragende Mollusken so vorzüglichen Qualitäten dieses Ge-
birges bedingt sind, ist klar. Man braucht nur die Molasselandschaften
des Mittellandes oder die Silikatgebirge des Schwarzwaldes zu durch-
streifen und auf ihren Molluskengehalt zu prüfen, um davon über-
zeugt zu sein, daß kein Substrat dem Schneckenleben auch nur an-
nähernd die Vorteile zu bieten vermag, wie der Kalkboden. Dabei
ist besonders auch der Möglichkeit direkter Kalkaufnahme zu gedenken,
da tatsächlich nur wenige Schnecken imstande sein dürften, die nötige
Ration dieses schalenbildenden Materials einzig den Nährpflanzen
zu entnehmen. Die reiche Felsbildung, die Geröll- und Schutthalden,
bieten dem nagenden Kiefer alles Wünschenswerte, und wir sind nicht
erstaunt, gerade hier die Gastropodenfauna in voller Blüte zu treffen.
Wird das Belecken von Erde und Stein durch starken Blätterfall und
mächtige Humusbildung jedoch verunmöglicht, so begegnen wir, wie
paradox es klingen mag, der bemerkenswerten Tatsache, daß Schnecken
in den Wäldern des Jura an Kalkmangel degenerieren. Die Schnecken-
armut in dichten Wäldern ist offenbar in dieser ökologischen Erschei-
nung begründet. Der Conchyologe weiß wohl, daß er im dichten Buchen-
walde mit einigen Clausilien und Fruticicolen vorlieb nehmen muß.
Daß er aber überhaupt noch etwas findet, zeigt schon deutlich die
ra
rer
7
— A755 —
ungleiche Empfindlichkeit. der verschiedenen Arten gegen Kalkarmut.
Auch in unserer Fauna, begegnen wir einer Schar von Schnecken, die
auf das Vorhandensein kalkigen Gesteins vollständig angewiesen ist.
Dies gilt beispielsweise von:
Pyramidula rupestris. Buliminus detritus. Modicella avenacea.
Fruticicola hispida. Caecilianella acicula. Isthmia minutissima.
Fruticicola rufescens. Orcula dolium. Clausilia corynodes.
Fruticicola strigella. Pupa frumentum. Pomatias septemspirale.
Xerophila ericetorum. Pupa secale. Ericia elegans u. a. m.
Xerophila candidula.
Sie alle verlassen nur ausnahmsweise die zusagende Unterlage.
Viele unter ihnen sind zugleich typische Felsen- und Mulmbewohner,
denen sich folgende, wenn nicht gerade kalkstete, so doch kalkholde
Schutthaldenformen anschließen: Vitrina pellucida, Hyalina cellaria, ni-
tens, draparnaldi, Euconulus fulvus, Patula rotundata, Vallonia costata,
Chilotrema lapicida, Isognomostoma personatum, Buliminus obscurus
und Clausilia parvula, dann auch Cochlicopa lubrica, Xerophila erice-
torum, Pupilla muscorum, Sphyradium edentulum, Vertigo pusilla und
Acme lineata, von denen die einen wiederum sonnige Randfelsen, die
andern mehr schattiges moos- und mulmbedecktes Gerölle vorziehen.
Es ist aber nicht allein der Kalkgehalt an sich, der im Jura das
Schneckenleben begünstigt. Die mit der geognostischen Beschaffenheit
des Bodens in engem Zusammenhang stehenden Struktur- und Lagerungs-
verhältnisse schaffen ihrerseits in dem dysgeogenen Gestein eine Fülle
bequemer Schlupfwinkel, welche die Tiere sowohl der Sorge um ein
geeignetes Winterquartier, als der Angst vor Trockenheit und Hitze
entheben. Die vielfach zerklüfteten, rissigen Felsen, die mit großen
und kleinen Steintrümmern reich besäten Halden und Gelände und die
damit eng verknüpften Vegetationsverhältnisse sind nicht weniger be-
deutungsvoll für eine gedeihliche Entwicklung der Gastropoden im
Jura. — Wenn ich in diesem Zusammenhang der Flora gedenke, so
geschieht es vor allem im Hinblick auf ihre Eigenschaft ais Reglerin
der Witterungsextreme. Bei dem großen Wechsel von Temperatur
und Feuchtigkeit, dem die Mollusken des Jura allzeit ausgesetzt sind,
und der sich häufig in den bei Lebzeiten schon verwitternden Ge-
häusen wiederspiegelt, schafft die Pflanzendecke einen unentbehrlichen
Ausgleich, dessen Mangel da am grellsten empfunden wird, wo die
Flora zurücktritt und wo die Launen des Klimas ihren Höhepunkt er-
reichen, nämlich an kahlen Südhalden. Es zeigt sich in der Tat ein
sehr auffälliger Unterschied im Molluskenbestand der Nord- und Süd-
hänge unserer von West nach Ost streichenden Juraketten. Der
Schneckenbestand am vegetationsreichen, kühlen Nordabhang sticht
in seiner Üppigkeit scharf ab gegen die qualitativ und quantitativ oft
geradezu armseligen Populationen der südlich exponierten Seite. Ab-
gesehen von der erforderlichen Resistenzerhöhung gegen intensiven
— 16 -—
Temperaturwechsel, der sich bei dem schneefreien und von Bäumen
oft großenteils entblößten Boden viel schroffer kundgibt, als auf der
bewaldeten, lange verschneiten Nordseite, müssen sich Südhaldentiere
auch mit einem ganz hervorragenden Minus an Feuchtigkeit zurecht-
finden. Der Wassergehalt des Bodens, der im höhern Jura ohnehin
zu wünschen übrig läßt, ist bei südlicher Exposition in der Regel be-
denklich klein. Die Schnecken jedoch, die wir hier vorfinden, und die
sich meist durch den Besitz eines soliden und gebleichten Gehäuses
auszeichnen, halten der strahlenden Sonnenwärme und der Trocken-
heit in einer Weise stand, die uns erstaunen macht ob dem schranken-
losen Reichtum an Anpassungs-Möglichkeiten bei so einfachen unseg-
mentierten Geschöpfen. An Südhalden treffen wir regelmäßig:
Vallonia costata. Xerophila ericetorum. Buliminus detritus.
Fruticicola sericea.. Xerophila candidula. Pupa frumentum.
Helix pomatia. Chondrula tridens. Pupa secale.
In beschränktem Grade und mehr in losem Gebüsch leben hier
aber auch Hyalina radiatula, Eulota fruticum, Tachea nemoralis, Cochli-
copa lubrica u.a.
Fallen auf der Nordseite die den Südhalden eigenen physikali-
schen Extreme dahin, so erfährt hier das Klima. noch eine weitere
Regulierung. Durch die großen Waldbestände, die Ketten- und Tafel-
jura in gleicher Weise bedecken, wird in bezug auf Temperatur und
Feuchtigkeit eine bedeutend höhere Konstanz erzielt. Ein hohes
Gleichmaß der Temperatur ist für den Laubwald und für seinen
Moos- und Mulmboden geradezu charakteristisch. Erwärmung und Ab-
kühlung schreiten hier nur sehr langsam voran, und die stets währende
Verdunstung im Unterholz wie in den Baumkronen wirkt im Sommer
so sehr erfrischend, daß sich die mittlere Jahrestemperatur derjenigen
freier Höhen nähert. Während des Winters aber macht sich die Zer-
setzungswärme des Humus dermaßen geltend, daß wir, selbst unter
Schnee verborgen, ein reiches Tierleben wahrnehmen können, das
durch keinen Frost beeinträchtigt wird. Der Wohnung entsprechend
sind auch die Bewohner, all die terri-, humi- und muscicolen Schnecken,
in ihrer Gesamtheit charakterisiert durch das Bedürfnis nach konstanten
und niederen Temperaturen, und es kann nicht sehr befremden, wenn
unsere Waldregion in bezug auf ihren Gastropodenbestand den Breiten
Lapplands und Nord-Rußlands gleichkommt, ist doch hier wie dort die
mittlere Jahrestemperatur 5-10°C. niedriger als im Freiland unserer
großen Täler. So finden wir heute inmitten blühender Kultur. klima-
tische Verhältnisse, wie sie während der Eiszeit in Nord- und Zentral-
Europa allgemein herrschend sein mochten, und der Gedanke an ein
Refugium für Glacialrelikte drängt sich unwillkürlich auf. Es sind vor
allem die Hyalinen, Vitrinen, Fruticicolen, die kleinen Pupen aus dem
Genus Vertigo und die Clausilien, die in ihrer Mehrzahl ein lichtscheues
Leben im kühlen Waldesgrunde führen.
— 117° —
Wie bereits angedeutet wurde, weist der Jura eigenartige hydro-
graphische Verhältnisse auf. Das reichlich fallende Wasser sickert
überall durch Spalten und Klüfte schnell zur Tiefe. Die hochgelegenen
Längstäler weisen gewöhnlich nur kleine Bäche und Rinnsale auf, die
von den mergeligen Comben spärlich hernieder rinnen und sich all-
mählich oder mitunter auch plötzlich im Boden veriieren. Weiter
unten treten sie dann als kräftige, sekundäre Quellen wieder hervor,
so daß sich im Gegensatz zur Höhe im Tale häufig ein Reichtum an
Wasser konstatieren läßt. Diese rasche Entwässerung des Gebirges
macht sich zunächst in seiner Vegetation bemerkbar. Auf der mit
Humus vermischten Masse unverbundener Steinsplitter gedeiht nur
ein dünner Rasen mit schmächtigen Kräutern und knorrigem Busch-
werk; der Laubwald lichtet sich, und der Tannenwald, der schon aus
Mangel an genügender Nahrung von den meisten Schnecken ge-
mieden wird, greift weiter um sich. In Parenthese seien hier die
Arten angeführt, die ich im Nadelwald vereinzelt sammelte; es sind
folgende:
Hyalina nitens. Fruticicola villosa. Tachea sylvatica.
Patula rotundata. Arianta arbustorum. Pupa secale.
Fruticicola incarnata. Chilotrema lapicida. Clausilia dubia.
» sericea. Helicodonta obvoluta. » laminata.
Neben dem langen und strengen Winter, der für die Mollusken eine
Verkürzung der Fraßperiode bedeutet, dürfte nun aber vor allem die große
Trockenheit und die damit kausal verbundene Eigenart der Vegetation
in Betracht kommen, wenn für die häufig beobachtete Reduktion der
Gehäusedimensionen im höheren Jura eine Erklärung versucht werden
soll. Das Gute, das den Gehäuseschnecken aus dem Dasein des Kalkes
erwächst, würde so wenigstens teilweise paralysiert durch die große
Trockenheit, die das stark Wärme absorbierende Gestein kennzeichnet.
Der eben skizzierte Werdegang der jurassischen Stromquellen hat
auch noch weitere faunistische Konsequenzen. Die unterirdischen Gänge
und Wasseradern mögen zunächst die lichtscheuen, in Felsspalten ver-
borgenen Tiere etwa zu einem Vorstoß in die Tiefe veranlassen, um
so mehr, da manche dieser terricolen Formen (Daudebardia, Hyalina
cellaria, Pupilla, Caecilianella u. a.) in ihrer Lebensweise tatsächlich
einen Übergang zum Troglodyten darstellen. Daß das Gebirge an
Höhlen sehr reich ist, weiß hierzulande jedes Kind, und die Lartetien-
funde, die bereits von verschiedenen Punkten gemeldet werden, scheinen
die Annahme eines sehr beachtenswerten cavicolen Tierbestandes im
Jura zu bestätigen. Wie im süddeutschen Jura und Muschelkalk, so
wird sich auch für unsere jurassischen Lartetien eine viel weitere
Verbreitung herausstellen, als sie für diese einstweilen sehr seltenen
und lokalisiert erachteten Höhlentiere allgemein angenommen wird.
In allgemein malakogeographischer Hinsicht stellt der Jura, soweit
er bei der vorliegenden Untersuchung in Betracht kommt, ein Gebiet
12
— 178 —
von ziemlicher Einförmigkeit dar. Er kann in seiner Gesamtheit auf-
gefaßt werden als eine Verbindungsbrücke und Völkerstraße, dievon den
Alpen hinüberführt in die süddeutschen Bergländer. Die rein alpinen
Elemente jedoch, die wir im Untersuchungsgebiete treffen, zeigen meist
schon weiteste Verbreitung. Es sei z. B. erinnert an Fruticicola eden-
tula, Fr. villosa, an Tachea sylvatica, Orcula dolium, Sphyradium eden-
tulum, Vertigo alpestris, Clausilia fimbriata u.a. Einzig Patula rude-
‚rata, Helicodonta holoserica, Clausilia orthostoma und etwa noch Fruti-
cicola unidentata zeigen ein sporadisches Auftreten, das sie zu Fremd-
lingen stempelt in unsern Wäldern. Die Erforschung des ganzen Wald-
gebirges ist aber noch zu wenig gediehen, als daß auf Grund alpiner
Eindringlinge, bezw.Relikte, eine regionale Gliederung versucht wer-
den dürfte.
Mit größerer Berechtigung ließen sich Marksteine setzen im
Hinblick auf die Verbreitung südlicher, mediterraner Arten, die vom
lemanischen Tor aus den Südabfall des Jura gewinnen. Wir haben
aber mehrfach gesehen, daß auch von anderer Seite der Vormarsch
dieser wärmebedürftigen Tiere geglückt ist, und daß die jurassische
Fauna auch vom Rheintal und der burgundischen Pforte her südlichen
Zuwachs gewärtigt. Es darf also bestenfalls von südlich-mediterranen
Oasen oder Enklaven gesprochen werden; da aber auch hier die Akten
über Vorkommen und Verbreitung keineswegs geschlossen sind, so
hindert nichts daran, diese südlichen Arten im Jura einstweilen als
Charaktertiere der ersten der drei vertikalen Regionen aufzufassen,
die ohne Gewalttätigkeit und in Übereinstimmung mit den Resultaten
der Botanik unterschieden werden können.
Die erste, untere Region umfaßt als eigentliche Talregion das
Kulturland, das Gebiet des Acker- und Weinbaues. Sie hat klimatisch
die größten Vorteile, teils infolge ihrer geringen Höhe über Meer, teils
durch ihre geschützte Lage überhaupt, die sich in der erhöhten mitt-
leren Jahrestemperatur z.B. des Rheintales und mancher warmen Süd-
halden deutlich kundgibt. Nördlich der Kämme erreicht sie selten
mehr als 500m, während sie in der Südwest-Schweiz bis 700m an-
steigt. Außer den zahlreichen von der Landwirtschaft beanspruchten
Talböden, die den Geröllen und Ablagerungen der Eiszeit ihr Dasein
verdanken, gehören hierher die Rebgelände längs der mittleren Ergolz,
an der Frenke und im Birstal. Eine Anzahl Schnecken ist hier heimat-
berechtigt oder geradezu auf diese Talzone beschränkt und läuft nur
ausnahmsweise höhere Regionen an, so Eulota fruticum, Fruticicola
strigella, Tachea nemoralis, Xerophila obvia, Helix aspersa, Carthu-
siana carthusiana, Buliminus detritus, Pupa frumentum, Chondrula
quadridens und Ericia elegans, die teilweise allerdings bei Basel
jurassischen Boden noch nicht betreten haben, die aber doch dem
Steilabfall der Kette gegen das Mittelland hin von Genf her ge-
folgt sind und sich nun auch vom Rheintal her der Schweiz nähern.
Zu dieser auserlesenen Gesellschaft treten natürlich noch weitere Ele-
— 1719 —
mente hinzu, die sich teils aus Ubiquisten der Palaearktis, teils aus
Wald- und Wiesenformen rekrutieren, die bei großem Anpassungs-
vermögen und bei weiter biologischer Amplitude mehr oder weniger
überall ein Plätzchen an der Sonne, oder besser, am Schatten finden.
Ich nenne beispielsweise Hyalina pura, Zonitoides nitidus, Euconulus
fulvus, Patula rotundata, Vallonia costata, pulchella, Arianta arbustorum,
Helix pomatia, Buliminus obscurus, Cochlicopa lubrica, Pupillamuscorum,
Isthmia minutissima, die Succineen und Carychium.
Die zweite, mittlere Region ist eine ausgesprochene Berg- und
Waldregion. Der Ackerbau wird von der Wiesenkultur mehr und mehr
verdrängt. Mächtige Buchenwälder beherrschen die Landschaft. Mit
zunehmender Höhe mischen sich Weiß- und Rottannen unter das Laub
und bilden einen unmerklichen Übergang zur obern, montanen Zone,
die in ihrem Nadelholzgewande innerhalb der zweiten Vertikalregion
einen Gegensatz zum untern Laubwald bildet. — Dieses ganze Wald-
gebiet umfaßt nicht nur den ausgedehntesten Teil des Jura überhaupt,
sondern ist in bezug auf die topographischen, floristischen und fau-
nistischen Verhältnisse auch weitaus die abwechslungsreichste und
mannigfaltigste Höhenzone. Ihre obere Grenze wird verwischt durch
die mehr und mehr auftretenden und ins Gehölz herabreichenden, reich
mit Steintrümmern und bunten Blumen besäten Weiden.
In dieser zweiten Region finden wir nun auch quantitativ und
qualitativ die reichste Entfaltung der Gastropodenfauna, und mit Aus-
nahme der wenigen oben erwähnten typischen Talformen begegnen
wir hier dem ganzen großen Haufen an Schnecken, den ein Kalkgebirge
_ beherbergen kann. Gleichwohl lassen sich auch hier einige Spezies
herausheben, die gerade für dieses Wald- und Berggebiet charakteri-
stisch sind, und die wir tiefer unten und höher oben vergeblich suchen.
In erster Linie gedenke ich dabei all der Tiere mit alpinem Anstrich,
wie Hyalina depressa, Fruticicola unidentata, coelata, villosa, Helicodonta
holoserica, Tachea sylvatica, Orcula dolium, Sphyradium edentulum,
Vertigo alpestris, dann einiger spezifischer Bergschnecken wie Fruti-
cicola edentula, Isognomostoma personatum, Acanthinula aculeata, Clau-
silia cruciata, fimbriata und orthostoma. Eine Aufzählung aller hier
hausenden Formen käme einem Artenverzeichnis des Jura überhaupt
sehr nahe und würde über 80 Landschnecken enthalten.
Die auf tectonischen Tatsachen beruhende Scheidung in einen
Tafel- und einen Kettenjura kommt für den Malakologen gar nicht in
Betracht. Sie beide fallen im Untersuchungsgebiet, d. h. im Basler
und Solothurner Jura, unter diese mittlere Region, deren obere Grenze
zugleich als Baumgrenze nach der Ansicht der Botaniker erst bei
1300 m erreicht wird. Bei ihrem unregelmäßigen Verlauf jedoch dürfen
wir trotz des Umstandes, daß unsere einheimischen Gipfel die Höhe
von 1100 m nur selten überragen, doch auch hier von einer dritten
Höhenregion sprechen, deren Weiden und Kämme entschieden subalpine
Verhältnisse zeigen.
—. 180° —
Die dritte, obere Region, von Godet die Weiden- oder Gipfel-
region genannt, zeichnet sich wesentlich durch negative Merkınale
aus. Sie besteht der Hauptsache nach aus Weideland und gewährt
einen recht einförmigen Anblick. Häufig reicht sie weit in die
Waldzone hinab, indem sich schon von 1000 m an aufwärts oft stunden-
lang Weide an Weide reiht und nur wenige kleine Tannenbestände
daran erinnern, daß die obere Waldgrenze noch nicht überschritten
ist. Das Klima in dieser luftigen Höhe ist rauher als in den ent-
sprechenden Lagen der Alpen. Kalte, lange Winter werfen gewaltige
Schneemassen nieder, die noch lange ins Tal hinunterleuchten, wenn
unten das junge Laub schon mächtig treibt. Die mittlere Jahrestemperatur
steht darum auch 4—5° hinter derjenigen der Niederungen am Rhein
zurück. All diese Momente üben auf den Schneckenbestand der Gipfel-
region einen entwicklungsfeindlichen Einfluß aus. Mit dem Schwund
des Waldes verarmt die Fauna auffallend, und nur wenige Arten fristen
unter Steinen und im Wurzelwerk der Gräser ein bescheidenes Dasein.
Etwa folgenden Formen kann man hie und da noch begegnen: Vitrina
pellucida, Hyalina radiatula, Pyramidula rupestris, Vallonia costata,
Fruticicola hispida, Tachea sylvatica, Arianta arbustorum, Xerophila
ericetorum, Cochlicopa lubrica, Pupilla muscorum und Clausilia parvula.
Sie bilden eine sehr bescheidene Auslese bekannter, teilweise weit
verbreiteter und eurythermer Arten ohne spezifischen neuen Zuwachs.
Daß an dieser Verarmung der Gastropodenfauna nicht in letzter Linie
auch der Wassermangel Schuld trägt, ist schon angedeutet worden,
aber auch die topographische Einförmigkeit im Verein mit den enormen
klimatischen Schwankungen, die täglich und jährlich dort oben herr-
schen, sind dafür verantwortlich zu machen.
Da der ganze schweizerische Jura im ee des Rheines
liegt, so ist es begreiflich, daß seine ganze Schneckenbevölkerung in
den Anspülungen dieses Stromes und seiner jurassischen Nebenflüsse
haufenweise gesammelt werden kann. Die Bedeutung dieser An-
schwemmungen darf nicht unterschätzt werden; sie orientieren den
Forscher trefflich über den Gastropodenbestand eines Entwässerungs-
gebietes und können ihm zugleich wertvolle Wegleitung bei seiner
Arbeit geben. So dürfte das Genist der Birs zum Ausgangspunkt der
schweizerischen Lartetienforschung werden, um ein Beispiel zu geben
für viele.
III. Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich
von Basel.
Das flache Hügelland, das sich zwischen die oberrheinische
Tiefebene und den Jura einfügt, verdient trotz der geringen Ausdeh-
nung der hier in Betracht kommenden Gebiete kurzer Erörterung.
Der tertiäre, sandige und mergelige Untergrund wird häufig von
— 181 —
fluvioglacialen Geröllen, dem sogenannten Deckenschotter und der
Hochterrasse und andern quartären Ablagerungen, überdeckt, deren
Entstehungsweise zum Teil heute noch Gegenstand heftigster Kontro-
verse bildet. Unter all den Hügeln sind am bekanntesten das zwischen
Birs und Birsig gelegene Plateau des Bruderholzes und die Allschwiler
Höhe, die beide ziemlich steil gegen das Rheintal hin abfallen und von
Löss und Lehm oft in beträchtlicher Mächtigkeit überdacht sind.
Dieser letzterwähnte Umstand, der dem Birsigtal den Namen Leimen-
tal eingetragen hat, mag für die Landwirtschaft bedeutsam sein, indem
er einen wertvollen Kulturboden schafft. Dem Schneckenleben ist aber
gerade die Kultur ein schlimmer Feind, und sie ist wohl zu einem großen
Teile schuld an der malakologischen Depression, die über diesem Gebiete
waltet. Aber auch das rein physikalische Verhalten dieses Lehmbodens ist
in mehrfacher Hinsicht für die Verbreitung der Landschnecken verhängnis-
voll. Dank seiner Porosität sickert das Regenwasser schnell zur Tiefe;
die oberen Schichten leiden daher unter dem Einfluß anhaltender Luft-
strömungen und unter der trocknenden Wirkung der Sonne sehr bald
in hohem Grade an Hydraporie, an Dürre und Härte. Mag auch der
Fuß des Wanderers bei naßkalter Witterung in dem trostlosen Morast
ausgetretener Lehmpfade beinahe stecken bleiben und auch für den
Augenblick in den Äckern zu beiden Seiten wenig Rettung finden aus
der locomotorischen Not, so spricht doch in kurzer Zeit aus den
weitklaifenden Rissen im Boden das Dürsten des Erdreichs, und
der Malakologe erkennt in diesen starken Schwankungen der Boden-
feuchtigkeit ein dem Molluskenleben gefährliches Moment. Dazu kommt
noch ein weiteres. Der kompakte Boden entbehrt all der Struktur-
verhältnisse, die wir beim Jura für das Leben und Gedeihen der Ge-
häuseschnecken schätzen gelernt haben. Der Aufenthalt im Gestein,
in Felsspalten und Rissen, an Schutthalden, im Mulme, an diesen treff-
lichen Wohnorten, die dem Bedürfnis nach Licht, Wärme und Feuchtig-
keit gleichermaßen gerecht werden, ist den Schnecken des Leimentals
versagt. Sie entbehren der ganzen ungeheuren Mannigfaltigkeit an
Wohnplätzen, die den Artgenossen im nahen Kalkgebirge in ver-
schwenderischer Fülle zur Verfügung steht, und genießen nur die be-
scheidenen Segnungen eines launischen Terrains. Seine Beschaffenheit
hat zudem eine auffallende Verarmung der Kryptogamenflora zur Folge,
und wirkt so auch nach dieser Seite hin mächtig auf die Gestaltung
der Fauna ein. So spähen wir zum Beispiel vergeblich nach den klei-
nen Pupen, denen ein satter Moosteppich soviel wie Lebensbedingung
ist. — Nur selten treten poröse, löcherige Süßwasserkalke und Kalk-
konkretionen in solcher Mächtigkeit ans Tageslicht, daß sie im Verein
mit andern lebenfördernden Momenten Anstoß zur Belebung der
Schneckenfauna werden könnten. — Endlich beherbergen auch die
nassen Wälder mit ihrem dichten Laubbelag nur eine ganz spärliche
Gastropodenfauna, wenngleich in ihrem Bereich die Wirkung xerothischer
Faktoren bedeutend abgeschwächt ist.
— 182 —
So führt uns eine einfache Überlegung in bezug auf den Schnecken-
bestand dieses Gebietes schon auf theoretischem Wege zu einem nega-
tiven Resultat, das durch die Tatsachen allerdings gestützt wird. Die
33 Arten, die ich hier erbeutete, dürften keinen wesentlichen Zuwachs
mehr erfahren, und es ist kaum ein Zufall, daß wohl ein Dutzend der
sonst überall in Basels Umgebung gefundenen Formen gerade in diesem
Lehmgebiet versagt.
Die Aufschlüsse, die uns die Petrefakten des Löß über die inter-
glaziale Schneckenfauna des Untersuchungsgebietes lieferten, fordern
zum Vergleich mit der Liste rezenter Arten heraus. Wenn ich im fol-
genden ein Verzeichnis der von den Herren Dr. Gutzwiller, Jenny und
Sarasin erbeuteten Lößschnecken gebe, so denke ich nur an die Funde,
die dem echten Löß entstammen, ohne die konchylienreichern, sandigen
und tonigen Schwemmprodukte zu berücksichtigen, die da und dort
den Kiesablagerungen vom Alter der Rhein-Niederterrasse aufliegen
und also bedeutend jüngeren Datums sind als diese. Das Verzeichnis
enthält folgende Landschnecken:
Vitrina diaphana. x Pupilla muscorum. Chondrula quadridens.
Hyalina nitens. O Sphyrad. columella. x Cochlicopa lubrica.
x Crystallus crystallina. Vertigo pygmaea. O Clausilia corynodes.
x Euconulus fulvus. O Vertigo substriata. Clausilia cruciata.
x Punctum pygmaeum. Vertigo parcedent.(?). Clausilia dubia (?).
x Vallonia costata. Fruticicola hispida. Clausilia parvula.
x Vallonia pulchella. Fruticicola sericea. Clausilia pumila (?).
x Caecilianella acicula. Fr. rufesc. v. mont. x Succinea oblonga.
© Orcula dolium. oO Fruticicola villosa. x Succinea putris.
Pupa secale. © Arianta arbustorum v. alpestris.
Es sind 29 Arten, die zunächst in ihrer Gesamtheit eine arm-
selige Fauna und kaum ein wahres Bild von dem Schneckenreichtum
darstellen, der damals schon geherrscht haben muß. Im Gebiete ganz
fremd ist heute nur Vertigo parcedentata, die vermutlich auch etwas
anderes sein könnte. Was unter Clausilia pumila von Gutzwiller selbst
als Lößschnecke etwas angezweifelt wird, dürfte zudem identisch sein
mit Jennys Claus. triplicata, der schönen jurassischen Normalform von
cruciata. Von den 27 übrigen Arten sind die 10 angekreuzten Ubiquisten
der Paläarktis; mehr alpinen Charakter besitzen die mit O versehenen
Formen, 6 an der Zahl; die noch verbleibenden schließen sich der Fauna
der zentraleuropäischen Gebirgswelt an und zeigen ebenfalls eine recht
bedeutende Verbreitung. Die ganze Liste fällt mehr auf durch die
fehlenden als durch die vorhandenen Arten, aber weder die einen noch
die andern tragen in ihrer Totalität ein Gepräge an sich, das auf be-
stimmte klimatische Verhältnisse von dazumal mit Sicherheit schließen
ließe. Die Mehrzahl obiger Arten bevorzugt kühle, schattige Woh-
nungen, was aber für die Vertreter unserer rezenten Fauna ganz gleich
zutrifft. Mehrere können als Belege für eine Temperaturerniedrigung,
— 183 —
einige für ein Steppenklima geltend gemacht werden, aber keine einzige
steht solchen oder auch andern Annahmen im Wege.
Bringen wir die Liste der Lößschnecken zur Konfrontation mit
derjenigen der heute im Gebiet lebenden Formen, so fällt in jener vor
allem die Beimischung echter Gebirgstiere auf. Es dürfte kaum ge-
lingen, heute im betreffenden Terrain Fruticicola villosa, Orcula dolium,
Pupa secale, Sphyradium columella und substriata, Claus. corynodes
und eruciata — um nur die typischen zu nennen — lebend zu erbeuten.
Es bedarf aber keiner kühnen Hypothesen, um dieses Manko zu er-
klären. Die oben skizzierte orographische Armut des Tertiärgebietes
darf voll und ganz dafür verantwortlich gemacht werden, um so mehr,
da offenbar auch das Gros der Lößfauna durch passive Verfrachtung aus
den nahen Bergwäldern heruntergetragen, bezw. angeschwemmt wurde.
Wenn wir nämlich auch an der äolischen Entstehung des Löß festhalten,
so kommen wir zur Erklärung der eingesprengten Konchyliennester doch
nicht um die Voraussetzung gelegentlicher Schlammströme und Hoch-
wässer herum, die den leeren Gehäusen als Vehikel dienten. Zwar
pflegt der Sammler aus Anschwemmungen SO reiche Beute zu holen,
daß er eine fluviatile Entstehungsweise obiger spärlich belebter Löß-
schichten eher abzulehnen geneigt ist; es muß aber betont werden, daß
eine möglicherweise damals vorhandene allgemeine Schneckenarmut
doch wohl auf Konto der jüngsten glazialen Geschehnisse gesetzt werden
darf und auch anderer Umstände halber nichts gegen unsere Annahme
beweist. Auch die relative Armut des Löß an Süßwassermollusken —
es sind daraus folgende bekannt: Limnaea peregra, truncatula, Pla-
norbis rotundatus, spirorbis, vortex und Pisidium fossarinum — darf
nicht gegen eine fluviatile Ablagerung ins Feld geführt werden. Im
Hügel- und Bergland sind all diese Formen überall und immer selten;
zudem ist für torrenticole Tiere die Gefahr des unfreiwilligen Trans-
portes an sich nicht sehr groß.
Es übersteigt den beabsichtigten Rahmen dieser Arbeit und ist
mehr Sache des Geologen, diese Verhältnisse eingehender zu prüfen und
auszuführen. Ich möchte im Hinblick auf die Rolle, die Succ. oblonga
und einige andere Arten im Lößproblem spielen, an Stelle einer längeren
Darlegung den Abschnitt mit der Bemerkung beschließen, daß bei
Rückschlüssen vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein gewisser
Tiere auf das Klima, trotz vielfacher Abhängigkeit derselben von klimati-
schen Faktoren, äußerste Vorsicht geboten ist, indem die AnpassungsS-
fähigkeit der meisten Organismen recht groß und sozusagen unbe-
rechenbar ist.
IV. Die Juratafeln der Rheinebene und das Muschelkalkgebiet.
Den von Norden nach Süden sich erstreckenden Massen alt-
krystalliner Gesteine, die in ihrer Gesamtheit den Schwarzwald auf-
bauen, sind einige Hügelzüge und Tafeln vorgelagert, die aus juras-
— 14 —
sischen und triasischen Sedimenten bestehen. Was erstere anbelangt,
so zeigen die hier in Betracht kommenden Juraplatten von Kandern-
Müllheim und vom Isteiner Klotz keine wesentlich andern Züge, als
wir sie für Kalkgebirge bereits kennen gelernt haben. Aus dem in-
timen Zusammenhang mit verwandten Formationen herausgerissen,
weisen sie nach Süden und Westen, dem milden Rheintal zu, Verhält-
nisse auf, wie sie am südlichen Steilabfall der Jurakette zur Förderung
des Weinbaues bestehen. Hier ist der Ort, wo Buliminus detritus,
Chondrula quadridens und Ericia elegans gedeihen, wo aber auch
manche, konstante Feuchtigkeit und Kühle liebende Formen nicht leben
können. Die 40 Landschnecken jener Malminseln stellen kaum die
Hälfte der jurassischen Fauna dar, und wir dürfen diese reduzierte
Artenliste, auch wenn sie durch weitere Untersuchungen nicht un-
wesentlich ergänzt werden sollte, auffassen als einen deutlichen Be-
weis für das Vorhandensein topischer Verhältnisse, die dem Weich-
tierleben nicht in allen Teilen zusagen. Worin allerdings diese Wirkung
begründet ist, dürfte einwandfrei schwierig zu sagen sein. Neben
den klimatischen Momenten, die in hohem Maße die Flora bestimmen,
ist wohl in erster Linie an die geologische Isolierung und erst zuletzt
an den Mangel geeigneter Wohnplätze zu denken.
Größeren Zusammenhang zeigt das Muschelkalkgebiet des Dinkel-
berges. Die liebliche Triaslandschaft hält auch in qualitativer Hin-
sicht, was ihr schrleckenholdes Gestein verspricht. Meine Liste zählt
60 terrestrische Arten, von denen ich die beiden Daudebardien, sowie
Pupa cupa und substriata linksrheinisch noch nicht erbeuten konnte.
Dazu gesellt sich das Genus Lartetia, das zwar dem Jura nicht fehlt,
aber darum um so schöner die engen faunistischen Beziehungen unter-
streicht, die zwischen beiden Gebirgen bestehen. Der Rhein scheint
tatsächlich der Verbreitung der Gehäuseschnecken nicht hemmend in
den Weg getreten zu sein, wenigstens läßt sich ein trennender Ein-
fluß seines heutigen Verlaufes nicht unbedingt nachweisen. — Pupa
substriata kenne ich nur aus dem Genist der Wiese, das ich zwischen
Maulburg und Steinen auf der linken Seite des Flusses siebte. Die
Frage bleibt darum .offen, ob die Heimat dieses reizenden Tierchens
nicht ganz wo anders zu suchen sei, als auf den warmen und trockenen
Höhen des Muschelkalkes.
Was nun aber die quantitative Seite der Gastropedenfauna an-
belangt, so bleibt das Dinkelbergplateau weit hinter den blauen Höhen
des Jura zurück. Die Reduktion der Individuenzahl ist auffällig selbst
an Orten, die manche Vorteile des Aufenthalts zu bieten scheinen.
Schuld daran tragen offenbar die topographischen Verhältnisse, die in
ihrer Einfachheit nur zwei Vegetationsformationen erkennen lassen, näm-
lich den dichten Hochwald und das Kulturland. Nur selten und besonders
da, wo die Schichten des Muschelkalkes steil gegen das Rheintal unter-
sinken, entwickeln sich namhafte Felspartien, die aber schon ihrer süd-
lichen Exposition wegen kaum allen Geschmäckern gerecht werden
— 15 —
können. Wo aber menschliche Kultur Boden gefaßt hat, da ist allem
Schneckenleben ein verhängnisvoller Krieg erklärt. Der Wald wiederum,
der in sanften Linien die weiten Höhen bedeckt, ist arm an Schutt-
und Steinhalden, entbehrt der schluchtenartigen Hochtäler und er-
schwert den Tieren durch eine mächtige Humus- und Laubschicht den
Zutritt zum Kalke. Damit gefährdet er in hohem Grade ihre Existenz,
und die Erscheinung, die uns im Jura nur mehr ausnahmsweise und
in dichten Nordwäldern begegnet, ist hier an der Tagesordnung. Wir
gehen kaum fehl, diesen Kalkentzug im Verein mit dem Mangel an
geeigneten Schlupfwinkeln in erster Linie verantwortlich zu machen
für die Individuenarmut des ganzen Muschelkalkgebietes.
V. Das Urgesteingebiet.
Es ist bereits hervorgehoben worden, daß zahlreiche Gehäuse-
schnecken so sehr auf kalkige Unterlage angewiesen sind, daß sie
ohne dieselbe bleibenden Schaden davontragen. Weder der Kalkgehalt
der Silikatgesteine, noch das Quantum, das mit der Pflanzennahrung
aufgenommen werden kann, genügt jenen Tieren. Diese Tatsache
wird aufs schönste illustriert, wenn wir unsere Schritte nach Norden
und Osten über die Grenze des Muschelkalkes hinauslenken und das
Urgestein des Schwarzwaldes betreten. Die Verarmung der Mollusken-
fauna ist hier eklatant, obschon mancher Umstand eher einen Auf-
schwung erwarten ließe in der Entwicklung und im Gedeihen der
Gastropoden. So erinnern die oft sehr günstigen Strukturverhältnisse,
die bewaldeten Schutthalden und Felspartien, die uns hier begegnen,
lebhaft an entsprechende Bilder aus dem Jura. An solchen Örtlichkeiten
ist denn auch tatsächlich, analog denjenigen im Kalkgebirge, etwas
reichere Beute zu machen als auf ungegliedertem, ungestörtem Terrain.
Meine Streifzüge ließen mich darüber nicht im Zweifel, daß von
den Kalkländern rundum eine konstante, wenn auch langsame Invasion
erfolge nach dem Silikatgebirge; die wichtigste Rolle fällt dabei der aktiven
Wanderung der Schnecken zu. Daß sie bei tiergeographischen Fragen
nicht außer acht gelassen werden darf, ist am schönsten daraus er-
sichtlich, daß heute all die großen Gebiete, die zur Glacialzeit von
mächtigen Eisströmen überflutet waren, von den verdrängten Tieren
völlig zurückerorbert worden sind, so sehr, daß im numerischen Be-
stand der rekonstruierten Faunen kaum noch eine Erinnerung an die
harte Zeit zurückgeblieben ist. Die passive Verbreitung darf zwar
auch nicht unterschätzt werden, doch tritt sie im Hinblick auf die
gleichmäßige Verteilung der Arten sehr in den Hintergrund. Auch im
Schwarzwald sehe ich eine Bestätigung dieser Tatsache. Jeder Ma-
lacologe weiß, wo er dort mit größtmöglicher Aussicht auf Erfolg seine
Schätze suchen muß. Stets bildet altes Mauerwerk selbst völlig isoliert
stehender Burgen, Ruinen, Höfe und Dörfer eine mächtige Attraktion
für Gehäuseschnecken, die im porösen Mörtel und Steinschutt den
— 186 —
wohlverdienten Lohn empfangen für ihre und ihrer Vorfahren mühselige,
beschwerliche und sehr riskierte Reise, deren Erfolg zum voraus nicht
abgesehen werden konnte. Denn ich halte es für außer Frage, daß
Tausende dieser Tiere denselben dornenreichen Pfad wandeln und sich
dabei dem blinden Geschick überlassen. Aber sie haben nicht alle Glück,
hängt doch ihre Ansiedelung in gleichem Maße vom Zufall ab, wie die
Besiedelung einer Insel durch Tiere, die des Schwimmens wenig kundig
sind. Viele, ja die meisten, verfallen durch mehrere Generationen hindurch
immer mehr der Degeneration und werden schließlich ein Opfer ihres
Wagemutes. Die relativ reiche und gleichartige Molluskenfauna, die
uns überall auf den Ruinen des Schwarzwaldes begegnet, wird doch
nur durch diese Annahme verständlich, und es ist nicht blindes Un-
gefähr, daß ausnahmslos alle jene kalksteten Arten, die weiter oben
genannt wurden, auch den Ruinen des Schwarzwaldes, soweit ich sie
nachprüfte, fehlen. Bei der Annahme einer vorwiegend passiven Über-
tragung sollten sie doch gelegentlich zu finden sein.
Für die mutigen Vorposten, die in geringerem Grade abhängig
sind von der mineralogischen Beschaffenheit des Bodens, wird der
gefahrvolle Pfad geebnet durch die schon erwähnten Strukturverhält-
nisse, sowie durch eine sehr beständige Feuchtigkeit, die auch den
Höhen des Gebirges eigen ist. Sie kommt besonders dem Bedürfnis
vieler Schnecken nach konstanter Kühle entgegen, und ein starkes
Übergewicht der schattensteten Arten (Hyalinen, Clausilien u. a.) läßt
sich in der Liste der Schwarzwaldmollusken nicht verkennen. Die
montane Region dieses Gebirges leidet nicht annähernd in demselben
Maße unter Trockenheit und Hitze, wie die Landschaften des hohen
Jura. Das Wasser fließt langsam ab und bildet oft in bedeutender
Höhe Tümpel und Rinnsale, die den kälteliebenden Bythinellen und
Pisidien eine willkommene Heimat bieten. Damit ist allerdings der
Kalkmangel nicht gehoben, und er wird uns von neuem sehr anschau-
lich vordemonstriert durch die Limnaeen der Hochmoore und Wiesen-
tümpel, die sich gegenseitig um Hab und Gut bringen. Besonders
ovata, die regelmäßige Verbreitung zeigt, nagt sich zu einem schönen
Analogon von peregra Var. blauneri aus. Der Zahn der Verwitterung macht
sich zudem bei Landschnecken häufig in frühester Jugend schon geltend
und läßt auf beschränkte Resistenz der Epidermis, also auf krankhafte
Entartung der Sekretionsprodukte schließen. Ein weiteres Moment,
das ebenfalls zu ungunsten der Schnecken ins Gewicht fällt, ist die
Laubdecke, weiche das an sich schon reichlich vorhandene Wasser
festhält und als stagnierende Hülle den Zutritt zu den Schlupfwinkeln
der Erde außerordentlich erschwert.
All diese Beziehungen, die in natura mannigfaltig ineinander
greifen, verursachen in ihrer Gesamtwirkung eine große Schnecken-
armut im Urgestein-Gebiet des südlichen Schwarzwaldes.
Wenn Geyer in jüngster Zeit in Übereinstimmung mit einigen
älteren Autoren die Behauptung auffrischt, der Grund für die Armut
— 197 —
an Gehäuseschnecken im Schwarzwald und für die Zartheit ihrer Ge-
häuse sei nicht in der chemischen Zusammensetzung des Substrates
zu suchen, sondern ausschließlich im Mangel an Sonnenbestrahlung,
so geht er dabei entschieden zu weit. Gleichsam resümierend sei nur
darauf hingewiesen, daß im Schwarzwald nicht allein die Land-, sondern
ebensosehr auch die Wasser-Gastropoden an Solidität hinter ihren
jurassischen Brüdern zurückstehen, ferner, daß das Vorhandensein
wirklich kalksteter Formen die Negierung des Kalkeinflusses zum vorn-
herein widerlegt, — es können bekanntlich alle Gehäuseschnecken auf
Kalk sehr wohl, viele aber auf Granit und Gneis einfach nicht be-
stehen —, daß zudem, wie Lang nachwies, der Kalk, den die Schnecken
durch die Nährpflanzen beziehen, zum Aufbau ihrer Gehäuse in der '
Regel nicht genügt, ein Kalkgebirge also der direkten Aufnahme des
Baumaterials nur förderlich sein kann, und endlich, daß auch die
jurassischen Tiere auffallend zarte und zerbrechliche Gehäuse zeigen,
sobald sie durch einen dichten Laubbelag am Zutritt zum Gestein ver-
hindert sind, während im tiefsten Fels- und Baumschatten bei An-
wesenheit von Gesteinstrümmern eine Degeneration im genannten
Sinn nicht zu konstatieren ist.
— 18 —
Übersichtstabelle der Landgastropoden aus Basels
Umgebung.
Rheinebene
Tertiär
und Diluvium
Rechtsrheinische
Juratafeln
Muschelkalk
Urgesteingebiet
Dandebardia brevipes Drp.
» rufa Drp. .
Vitrina diaphana Drp.
» pellucida Müll
Hyalina cellaria Müll...
» depressa Sterki.
draparnaldi Beck .
glabra Studer
nitens Mich. .
pura Alder
radiatula Alder .
subglabra B .
Zonitoides nitidus Müll. .
Crystallus crystallina Müll. al
» subrimataReinh.(andreaeiB.) |
> diaphana Studer
Euconulus fulvus Müll. .
Punctum pygmaeum Drp.
Patula rotundata Müll.
» ruderata Studer .
Pyramidula rupestris Drp. .
Eulota fruticum Müll...
Vallonia adela West. .
» costata Müll.
» pulchella Müll. .
Helicodonta obvoluta Müll.
> holoserica Stud. .
Fruticicola edentula Drp.
unidentata Drp.
hispida L..
rufescens Penn. a
sericea Drp. (plebeja Drp.).. |
coelata Stud. er
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Rheinebene
Tertiär
und DIyUER
| Rechtsrheinische
Juratafeln
Muschelkalk
Urgesteingebiet
I
|
Fruticicola strigella Drp.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapicida L. 5
Isognomostoma personatum Lam.
Helix aspersa Müll.
» pomatia L.
Tachea hortensis Müll. .
nemoralis L.
> sylvatica Drp.
Xerophila ericetorum Müll.
» obvia Hartm. .
» candidula Studer
Carthusiana carthusiana Müll.
Buliminus detritus Müll.
> montanus Drp.
» obscurus Müll.
Chondrula tridens Müll. .
» quadridens Müll.
Acanthinula aculeata Müll...
a lamellata Jeffr.
Cochlicopa lubrica Müll..
Caecilianella acicula Müll. .
Orcula dolium Drp.
Pupa frumentum Drp.
» secale Drp.
Modicella avenacea Brug.
Pupilla muscorum L. .
2 eupaslana.) ern.
» triplicata Studer
Sphyradium edentulum Drp.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo alpestris Alder
antivertigo Drp.
pygmaea Drp.
substriata Jeffr. .
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Balea perversa L. . f
Clausilia laminata Montg.
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Tertiär
und Diluvium
Rechtsrheinische
Juratafeln
Muschelkalk
Urgesteingebiet
Clausilia fimbriata Mühlf. .
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plicata Drp.
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Succinea oblonga Drp.
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Carychium minimum Müller
Acme lineata Drp. .
» polita Hartm. :
Pomatias septemspirale Raz. .
Fricia elegans Müll.
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Die mit (?) versehenen Funde stammen nur aus Anspülungen;
ihre Herkunft ist daher meist etwas ungewiß. Bei Clausilia itala trifft
das allerdings nicht zu; hier haben wir einen historischen Fall von
Verschleppung; die Art dürfte heute im Jura ganz fehlen.
Die erste Kolonne, welche die Formen der Rheinebene wieder-
gibt, enthält zum größern Teil Anschwemmungsmaterial; da es aber mit-
unter unmöglich ist, dasselbe vom eingebürgerten Schneckenbestand
zu unterscheiden, so wurden hier alle Funde notiert. Der Sachkundige
weiß ohnehin, wo er ein Fragezeichen hinzusetzen hat. Einige wichtige
nicht angespülte Formen sind mit (*) versehen.
In Prozenten der gesamten Landschneckenfauna ausgedrückt
verteilen sich die Arten auf die einzelnen Gebiete folgendermaßen:
Jura = 88°/o, Tertiär — 35,8 °/o, Rechtsrheinischer Jura — 43,4 °/o,
Muschelkalk = 65 /o, Urgestein — 38 °o.
Nach der Tabelle zeigen folgende Arten allgemeinste Verbreitung
in Basels Umgebung: ’
— 11 —
Vitrina pellucida Arianta arbustorum Clausilia laminata
Hyalina cellaria Isognom. personatum Clausilia lineolata
Hyalina nitens Helix pomatia Clausilia parvula
Hyalina radiatula Tachea hortensis Clausilia plicatula
‚ Patula rotundata Buliminus obscurus Succinea oblonga
Vallonia costata Cochlicopa lubrica Succinea putris
Helicodonta obvoluta Pupilla muscorum Carychium minimum
Fruticicola sericea — 24°
Nur dem Rheintal gehören an:
Fruticicola strigella _Xerophila obvia Chondrula quadridens
Helix aspersa Carthusiana carthusiana — 42%
Ausschließlich auf jurassischem Boden wurden erbeutet:
Hyalina depressa Fruticicola unidentata Sphyradium edentulum
Hyalina subglabra Fruticicola rufescens Vertigo alpestris
Patula ruderata Fruticicola coelata Clausilia orthostoma
Vallonia adela Fruticicola villosa Clausilia ventricosa
Helicodonta holoserica Tachea sylvatica Acme polita
Fruticicola edentula Acanthinula lamellata — 18,4 °/o
Dem Muschelkalk sind zwei, dem Urgestein ist bestenfalls eine
Art eigen, wenn wir von den Wasserschnecken ganz absehen. Alles
Nähere ist aus der Tabelle ersichtlich.
Zoogeographische Analyse.
Es ist schon zu Beginn des vorigen Abschnittes angedeutet
worden, daß die Gastropodenfauna der Umgebung Basels bei ihrer
ausschließlichen Zugehörigkeit zum palaearktischen Gebiet doch eine
Mischung heterogener Elemente darstellt. Nicht weniger als drei
Faunengebiete reichen sich am Rheinknie die Hand, indem sich Ver-
treter der borealen, der alpinen und der mediterranen Zone hier treffen
‘- und mischen. Sie tun das zwar in einem numerischen Verhältnis,
welches die letzteren zu einem mehr zufälligen und nebensächlichen
Glied unserer Schneckenfauna stempelt, während die beiden ersteren
den integrierenden Bestandteil derselben darstellen. Wollte man nun
aber auf Grund dieser Voraussetzung die ganze Sippschaft säuberlich
gruppieren, so würde der Versuch einer so einfachen Aufteilung gar
bald auf die größten Schwierigkeiten stoßen und uns zur Einsicht
zwingen, daß sich auch unter dem stillen und trägen Volk der Schnecken
lebhafte und polternde Opponenten verbergen gegen den Geist der
Synthesis im menschlichen Kopfe. Insbesondere ist es eine namhafte
er CS ce
— 192- —
Gruppe von Arten, die sich durch die unabsehbare Weite ihres Areales
auszeichnet und die den scheinbar scharf umschriebenen geographischen
Zonen völlig Hohn spricht. Rezente, aktive und passive Wanderung
reicht nicht aus,' um eine solche Verbreitung, die mitunter die ganze
Palaearktis oder gar Holarktis umfaßt, zu erklären. Wir werden nicht
fehlgehen, dafür in hervorragendem Maße das hohe geologische Alter
der betreffenden Formen verantwortlich zu machen. — Solche Ubi-
quisten der palaearktischen Region begegnen uns überall, kaum, daß
ihnen durch die topischen Verhältnisse Schranken gesetzt sind, und
erwecken durch ihr enormes Anpassungsvermögen berechtigtes Er-
staunen. Sie verfügen, daß ich so sage, über einen hohen Grad von
Lebensintensität, der in eigentümlichem Kontrast steht zu der Empfind-
lichkeit gewisser bodensteter, stenothermer und englokalisierter Tiere.
Nicht daß sie von der Vegetationsform oder von der Zusammensetzung
und dem Bau der Erdrinde in ihrer Verbreitung völlig unabhängig wären.
Das Wärmeleitungs- und Strahlungsvermögen, die Absorbtionsfähigkeit
für Wasser, die mechanische Zersetzbarkeit und Verwitterungsfähig-
keit, all diese physikalischen Eigenschaften, die für das Leben der
Pflanzen so wichtig sind, behalten auch für die an der Scholle kleben-
den Mollusken, selbst wenn sie dem Weltbürgertum fröhnen, direkt
und indirekt ihre hohe Bedeutung. Sie beeinflussen aber mehr nur
das mikrofaunistische Detailbild, als daß sie bei tiergeographischer
Umgrenzung ausschlaggebend sein könnten. Speziell den Wasser-
schnecken treten im zentraleuropäischen Gebirgsland oft Hindernisse
mannigfaltiger Art in den Weg, welche Formen, wie Planorbis corneus,
Vivipara contecta u. a., die sich sonst weitester Verbreitung erfreuen,
am Gedeihen und Vordringen verhindern. Sehen wir von solchen
lokalen Schattierungen ab, so sind folgende einheimische Arten als
Ubiquisten anzuführen:
Vitrina pellucida
Hyalina cellaria
Hyalina radiatula
Zonitoides nitidus
Crystallus erystallina
Euconulus fulvus
Punctum pygmaeum
Patula rotundata
Patula ruderata
Pyramidula rupestris
Eulota fruticum
Vallonia costata
Vallonia pulchella
Vallonia adela
Buliminus obscurus
Chondrula tridens
Acanthinula aculeata
Cochlicopa lubrica
Caecilianella acicula
Pupilla muscorum
Pupilla triplicata
Isthmia minutissima
Vertigo antivertigo
Succinea oblonga
Succinea pfeifferi
Succinea putris
Carychium minimum
Acme lineata
Acme polita
Limnaea stagnalis
Limnaea auricularia
Limnaea ovata
Limnaea peregra
Limnaea palustris
Limnaea truncatula
Planorbis carinatus
Planorbis marginatus
Planorbis rotundatus
Planorbis contortus
Planorbis complanatus
Planorbis nitidus
Ancylus fluviatilis
Vivipara contecta
Vivipara fasciata
Bythinia tentaculata
Bythinia leachiil
— 193 —
Es sind 46 Arten, die 37 °/o der ganzen einheimischen Gastro-
podenfauna darstellen. Zu ihnen gesellen sich einige weitere Formen,
die in ihrer südlichen Ausdehnung mehr oder weniger hinter obigen
zurückstehen, die aber selbst bei völligem Verzicht auf die mediterrane
Zone noch ein gewaltiges boreal-alpines Areal inne haben. Ich
denke an
Hyalina pura. Sphyradium edentulum. Physa hypnorum.
Crystallus diaphana. Vertigo pygmaea. Planorbis corneus.
Fruticicola hispida. Balea perversa. Planorbis vortex.
Fruticicola strigella. Clausilia laminata. Planorbis albus.
Modicella avenacea. Physa fontinalis. Planorbis crista.
Sie stellen mit den Ubiquisten zusammen 49 °/o der Gesamt-
fauna dar. Fassen wir nur die Wasserschnecken ins Auge, so zeigt
sich ein anderes Verhältnis. Die oben verzeichneten 23 Arten bilden
75°/ aller im Wasser lebenden einheimischen Formen. Sie erinnern
uns daran, daß unter allen Gastropoden die des süßen Wassers die
größte Verbreitung aufweisen. Es ist dies bei der großen Freizügig-
keit einerseits, die allen Wassertieren zustatten kommt, und bei der
häufigen passiven Verfrachtung durch reißende Wogen, Wasservögel
und andere Vehikel andererseits um so begreiflicher, als die Gattungen
all unserer Süßwasser-Gastropoden selbst bis vor die Kreidezeit zurück
- verfolgt werden können.
Hier der zoogeographischen Bedeutung des Wassers gedenkend,
mag auch die Tatsache Erwähnung finden, daß Entwässerungs-
systeme im großen und kleinen Stil die natürliche Begrenzung mala-
kologischer Linien fortwährend verwischen und stören; man denke bei-
spielsweise an die Wanderung von Tachea sylvatica oder Fruticicola
villosa längs des Rheines oder an das Vorkommen alpiner Formen und
Varietäten in der Ebene überhaupt.
Wenn schon angedeutet wurde, daß eine weite geographische
Verbreitung für ein hohes geologisches Alter spricht, so fällt bei den
meisten dieser ubiquistischen Formen doch ganz besonders die Un-
abhängigkeit ihres Areals von der mächtigen Scheidewand der Alpen
auf, und wir folgen gerne dem Palaeontologen, der die Wurzeln ihrer
Stammbäume weit zurück versetzt in tertiäre und vortertiäre Zeiten,
in denen die Verteilung von Land und Wasser, von Gebirge und Flach-
land, eine von der heutigen gänzlich verschiedene war. Sind wir uns
aber der gewaltigen geognostischen Geschehnisse, der topographischen
und der so rätselhaften klimatischen Umwälzungen im Verlauf der käno-
zoischen Erdperiode in ihrer ganzen faunistischen Tragweite bewußt,
so kann es nicht befremden, daß die Verbreitung der Gastropoden im
einzelnen sehr komplizierte Verhältnisse darbietet, Verhältnisse, die bei
tiergeographischen Untersuchungen zu großer Vorsicht mahnen. Gleich-
wohl soll im weitern der Versuch gemacht werden, die schon erwähnte
zonale Gliederung unserer einheimischen Schneckenfauna durchzu-
13
— 14 —
führen, soweit es sich nicht um die obigen Weltbürger handelt. Wir
dürfen aber zuvor nicht vergessen, jene weitverbreiteten Elemente noch
besonders zu begrüßen, die dem Nordrande des borealen Gürtels in
seiner ganzen Breite gefolgt sind und sich zu einem zirkumpolaren
Kranz verbunden haben, der heute den hohen Norden der alten und
der neuen Welt vereint. Es kommen da folgende Arten in Betracht:
Vitrina diaphana.
Vitrina pellucida. Buliminus obscurus. Limnaea peregra.
Hyalina radiatula. Acanthinula lamellata. Limnaea palustris.
Zonitoides nitidus. Cochlicopa lubrica. Physa hypnorum.
Euconulus fulvus. Succinea putris. Planorbis albus.
Patula ruderata. Limnaea stagnalis. Bythinia tentaculata.
Die vereinzelten hochnordischen Schnecken, die mehr oder weniger
endemischen Charakter tragen und der Annahme einer spezifisch ark-
tischen Zone den Schein der Berechtigung geben, haben sehr bald
ihre engen Beziehungen zum Hochgebirge nachgewiesen, was später
mit einigen Beispielen belegt werden soll.
Ein mächtiger Impuls zur Neubelebung der aus dem Tertiär über-
nommenen Molluskenfauna ging offenbar vom zentraleuropäischen Ge-
birgsland und insbesondere von den Alpen aus. Diese stellen wohl seit
ihrem Bestehen ein großes, selbständiges Entwicklungszentrum dar,
das zwar während der Eiszeit manchen Sturm erlebte, das aber trotz
des deletorischen Einflusses der großen Gletschermassen heute noch
manch eigene Züge zeigt. Für unsere West-Alpen trifft dies zwar
gerade am wenigsten zu. Die Zahl spezifisch alpiner Tiere ist gerade
hier eine geringe, und ich bin geneigt, nur für Fruticicola coelata und
Tachea sylvatica westalpinen Ursprung anzunehmen. Da aber gerade
in diesem Territorium die Vereisung während der Glazialzeit ihre ge-
waltigsten Dimensionen annahm, so ist es nicht verwunderlich, wenn
ihr vernichtender Einfluß hier heute noch nachklingt.
Mehr zentralalpinen Ursprungs sind:
Hyalina glabra. Fruticicola villosa. Clausilia corynodes.
Fruticicola edentula.. Orcula dolium. Pomatias septemspirale.
Fruticicola unidentata. Clausilia fimbriata.
Ihnen schließen sich in gesetzloser Folge mehr östliche Gebirgs-
formen an, zu denen ich Hyalina depressa, Crystallus subrimata, Heli-
codonta holoserica, Pupilla cupa und Clausilia orthostoma zähle.
Einige dieser Typen sind heute noch für das Hochgebirge oder
für ihre alpine Teilzone in hohem Grade charakteristisch, ich erinnere
nur an Fruticicola coelata, unidentata, villosa, Tachea sylvatica, Orcula
dolium, Pomatias septemspirale, während es andere verstanden haben,
ihr Gebiet auch auf ausgedehnte Vorgebirge zu erweitern. Sie sind
der alpinen Heimat in verschiedenem Grade entwachsen und bilden
einen wesentlichen Bestandteil der borealen Gastropodenfauna, welche
die zentraleuropäische Bergwelt bevölkert. Zu dieser spezifischen Berg-
— 15 —
fauna, wenn ich sie kurzweg so nennen darf, sind auch folgende Arten
zu rechnen:
Daudebardia brevipes. Helicodonta obvoluta. ‚Pupa secala.
Daudebardia rufa. Fruticicola sericea. Clausilia parvula.
Vitrina diaphana. Arianta arbustorum. Clausilialineolata.
Hyalina draparnaldi. Isognomostoma personatum. Clausilia plicatula.
Hyalina nitens. Helix pomatia. Lartetia häussleri.
Bythinella dunkeri.
Sie weiten ihr Areal nach den verschiedensten Richtungen aus;
allen aber ist die Zugehörigkeit zum Bergland im allgemeinen und die
Beschränkung auf die zentraleuropäischen Gebirgsländer im besondern
eigen. Eine nicht zu unterschätzende Zahl von Arten teilt mit ihnen
die gebirgige Heimat im Herzen Europas, gelangt aber in den roman-
tischen, schluchtendurchzogenen Landschaften Skandinaviens, sowie in
den Wäldern und an den Ufern Nord-Rußlands zu neuer Blüte, wobei die
nordeuropäischen Tiefländer mitunter eine völlige Trennung der beiden
Wohnräume veranlassen. Bei den einen dieser Arten steht die un-
geheure Ausdehnung des nördlichen Territoriums in keinem Verhältnis
zu der engen Lokalisation und dem dünngesäten, sporadischen Vor-
kommen im Gebirge. Ich denke z.B. an Patula ruderata und Vertigo
alpestris, die im Norden von der Ost-See bis zum Stillen Ozean reichen.
Andere zeigen in ihrer Verteilung auf die beiden Areale ein umgekehrtes
Verhältnis, wie Chilotrema lapicida, Buliminus montanus, Clausilia cru-
ciata; sie haben ihre Residenz im gebirgigen Süden und betreten
nordischen Boden nur in beschränktem Maße. Andere wiederum lassen
kaum eine durchgreifende Zweiteilung in ihrer Verbreitung erkennen.
Wenn auch vereinzelt, treffen wir sie doch ohne namhaften Unterbruch
auch im ganzen Übergangsgebiet; so: Fruticicola incarnata, Tachea
hortensis, Tachea nemoralis, Vertigo substriata, Vertigo pusilla, Clau-
silia dubia, Clausilia plicata, Clausilia ventricosa.
Wir dürfen in der Beurteilung solch eigenartiger Verbreitungs-
bilder die topographischen Verhältnisse nicht außer acht lassen. Tiere,
wie Chilotrema lapicida, Buliminus montanus und ähnliche, sind auf
ein reichbelebtes, steiniges Substrat angewiesen. Ein solches fehlt
ihnen aber gerade im Flachland, und eine gedeihliche Entwicklung ist
ihnen hier zum vornherein unterbunden, während Busch-, Wald- und
Wiesenschnecken schließlich überall noch Zuflucht und zusagende Woh-
nung finden. Damit sind aber nicht alle Schwierigkeiten beseitigt.
Bekanntlich hebt das Schwinden mancher Art nicht erst am Rand der
norddeutschen Hügel an; eine Verarmung der Populationen oder eine
Beschränkung der fraglichen Tiere auf die höheren Regionen läßt sich
schon verher, in den Mittelgebirgen oder bereits in den Alpenvorlän-
dern, erkennen. Es schweben mir hier besonders folgende Arten vor:
Patula ruderata. Acanthinula lamellata (harpa). Clausilia cruciata.
Vallonia adela. Sphyradium edentulum. Acme lineata (?).
Fruticicola edentula. Vertigo alpestris.
— "16 —
Sie alle besitzen eine alpine und eine nordische Heimat, und
man kann sich der Annahme nicht erwehren, daß außer topischen
noch ganz andere Faktoren bei der Entstehung ihrer heutigen eigen-
tümlichen Verbreitung die Hand im Spiel hatten und zur Erklärung
derselben herbeigezogen werden müssen. Es besteht bei dem meist
sehr hohen Alter dieser Tiere kein Zweifel darüber, daß sie die Eis-
zeit in der ganzen Fülle ihrer Erscheinungsformen miterlebt haben,
und nichts hindert uns daran, sie auch jener Mischfauna zuzuordnen,
die von den Gletscherfluten auf den nichtvereisten Gürtel zusammen-
gedrängt und zum Ausgangspunkt unserer heutigen Glazialrelikte
wurde. Nach Ablauf der Kälteperiode folgten manche dieser Misch-
formen beidseitig dem Rand der Gletscher und erreichten so ihre
heutigen Wohnräume im Norden und im zentraleuropäischen Gebirge,
die interglaziale Heimat preisgebend.
Nun aber betonen die Paläontologen, deren Befunde noch tabel-
larisch zusammengestellt werden sollen, in nicht mißzuverstehender
Deutlichkeit, daß die Glazialperiode jüngeren Datums sei als die Ver-
teilung unserer Schnecken, und daß es tatsächlich weitaus den meisten
einheimischen Gastropoden beschieden gewesen sei, das Joch der Eis-
zeit zu tragen. Es regt sich darum die Frage, warum es so vielen Formen
denn gelungen sei, sich den neuen Verhältnissen und besonders der
allmählichen Temperaturerhöhung anzupassen, ohne auf den erwärmten
Wohnort zu verzichten, während andere mit großer Zähigkeit fest-
hielten an ihrer stenotermen Eigenart. Solche Fragen muten uns
zwar immer etwas komisch an. Als ob der Siegeslauf des Lebens
halt machen müßte vor einer Temperaturschwankung! Dann ist aber
doch mit Nachdruck zu betonen, daß die erwähnte Anpassung großen-
teils nur eine scheinbare ist. Bedarf es zur Herstellung eiszeitlicher Ver-
hältnisse einer Herabsetzung der mittleren Jahrestemperatur um 4—5°,
und wird zudem ein hohes Gleichmaß der Temperatur gefordert, so
treffen wir tatsächlich rundum gar manche Örtlichkeit, die diesen Be-
dingungen völlig gerecht wird und uns bezüglich ihrer Fauna der
Annahme großzügiger Akkommodationen enthebt. Zschokke hat in glän-
zender Weise gezeigt, wo einer interessanten Gruppe von Tieren bei
ihrer Vorliebe für tiefe Temperaturen Rechnung getragen wird. Kalte
Gewässer, Höhlen, Seetiefen und freie, offene Seeflächen sind die ge-
eigneten Zufluchtsorte der bunt zusammengewürfelten, stenotermen
Tiergesellschaft, deren Glieder in ihrer Eigenschaft als Glazialrelikte
unter einen einheitlichen Gesichtspunkt gerückt werden. Diesen Re-
fugien ist noch ein weiteres beizufügen, nämlich der Wald. Nicht nur
zeigt er tatsächlich eine Erniedrigung der mittleren Jahrestemperatur
um 5—10° C., er kommt auch durch eng gezogene Temperaturgrenzen
der zweiten Forderung stenotermer Tiere nach. Wärmezufuhr und
-Ausstrahlung nehmen hier einen sehr verzögerten Verlauf, und die
direkte Sonnenbestrahlung des Bodens fällt ganz dahin. Dafür macht
sich die Verdunstungskälte mächtig geltend. Die Erfrischung, die ein
— 197 —
Gewitterregen an einem heißen Sommertag hervorbringt, charakterisiert
den Wald zu jeder Zeit. Die konstante Verdunstung und Wärme-
entbindung fächert ihm gleichsam beständig Kühle zu und hat zur
Sommerszeit eine starke Herabsetzung der Temperatur zur Folge. Im
Winter dagegen lagert dank der langsamen Verbrennung und Zer-
setzung der Laub- und Mulmdecke so viel Wärme über dem Boden,
daß sich selbst unter tiefem Schnee und bei sehr hoher Kälte noch
ein reiches Tierleben entfaltet. (Ich habe bei —7 bis —10° Luft-
temperatur unter dem Laube noch +2 und +3° gemessen.) Bedenkt
man ferner, daß der Großteil unserer Landschnecken nur bei nasser
Witterung seinen Schlupfwinkel verläßt oder seinen Auszug auf die
kühlen Abend- und Nachtstunden verspart und dabei häufig eine halb
subterrane Lebensweise führt, so werden durch diese biologischen
Momente in Verbindung mit den eben angedeuteten spezifisch forst-
lichen Verhältnissen all die Faktoren in idealer Weise vereinigt, die
das waldbewohnende Schneckenvolk zu einem stenotermen stempeln.
Dazu rechne ich die Mehrzahl aller Hyalinen und Vitrinen und all die
auf den moosigen und steinigen Waldboden beschränkten Arten:
Helicodonta obvoluta. Fruticicola villosa. Clausilia fimbriata.
Helicodonta holoserica. Chilotrema lapicida. Clausilia orthostoma.
Fruticicola edentula. Isognom. personatum. Clausilia cruciata.
Fruticicola unidentata.. Buliminus montanus. Clausilia dubia.
Fruticicola rufescens. Orcula dolium. Clausilia plicatula.
Fruticicola coelata. Sphyradium edentulum. Clausilia ventricosa.
Fruticicola incarnata. Clausilia laminata. Pomatias septemspir.
All diese spezifischen Waldmollusken leben mit vielen anderen
hygrophilen und verborgenen Tieren heute noch unter Verhältnissen,
wie sie während der Eiszeit allgemein bestanden haben mögen. Sie
bilden mit den kleinen musci- und humicolen Formen, die in ihrer
Mehrzahl auch hierher zu zählen sind, den Grundstock der ganzen ein-
heimischen Gastropodenfauna und bestätigen durch Wohnort und
Lebensweise die Ergebnisse der Paläontologie, welche sie alle als
Zeugen der Eiszeit vorgeladen hat.
In scharfen Gegensatz zu dieser alt ansässigen Fauna stellt sich
eine bescheidene Gruppe von Neulingen, die meist erst nach Verlauf
der letzten Vergletscherung borealen Boden betreten haben, oder die,
allerdings in starker Minorität, von der Eiszeit völlig verdrängt, heute
im Begriffe stehen, ihr altes Territorium zurückzuerobern. Sie stellen
zugleich den mediterranen Bestandteil unserer Fauna dar, und es ist
nicht zu leugnen, daß diese südlichen Elemente in neuerer Zeit intensiv
nordwärts vordrangen. Es handelt sich um folgende Arten:
Helix aspersa. Carthusiana carthusiana. Clausilia itala.
Xerophila candidula. Buliminus detritus. Ericia elegans.
Xer. ericetorum. Chondrula quadridens. Physa acuta.
Xerophila obvia. Modicella avenacea. Lithoglyphus naticoides.
— 18 —
Sie fallen heute noch auf, sei es durch ihre geringe biologische
Amplitude, sei es durch ihre Beschränkung auf warme Standorte oder
durch ihre eigentümlich lokalisierte Verbreitung überhaupt. Letztere
verrät uns dann und wann auch die Straße, die beim Vormarsch ein-
geschlagen wurde. Die Tiere folgen mit Vorliebe der französischen
Küste oder der Rhone nach aufwärts und erreichen teils direkt von
Westen oder Nordwesten, teils durch die burgundische Pforte das
milde Rheintal. Von hier dringen die Pioniere nach der Schweiz vor
aus gerade entgegengesetzter Richtung, als bei direktem Zutritt von
Süden zu erwarten wäre. Ein ebensoviel begangener Weg führt
durch das lemanische Tor und erreicht etwas schneller das schwei-
zerische Mittelland und den Südrand des Jura. Auch hier werden die
Alpen umgangen; sie bilden für moderne Einwanderung ein nahezu
unüberwindbares Hindernis (vgl. die allgemeine Verbreitung von Buli-
minus detritus, Ericia elegans, Carthusiana carthusiana u. a.).
Ich habe versucht, tabellarisch darzustellen, was sich über das
Alter unserer einheimischen Gastropoden feststellen läßt, soweit es ihr
Erscheinen auf boreal-alpinem Boden betrifft. Es kann sich dabei wirk-
lich nur um einen Versuch handeln, der den Tatsachen gerade so weit
gerecht wird, als das heute noch spärlich vorhandene fossile Material
einerseits, die mehr oder weniger lückenhafte Einsicht eines Nicht-
Paläontologen andererseits es gestatten. Das aber dürfte ohne weiteres
aus der Zusammenstellung ersichtlich sein, was Kobelt, Stoll und an-
dere Forscher längst in allen Einzelheiten nachgewiesen haben, daß
die Eiszeit für unsere Mollusken keine trennende Kluft zwischen zwei
verschiedenen Formationen, sondern nur eine, allerdings wenig erfreu-
liche Episode innerhalb der känozoischen Periode war. — Ich möchte
aber der Tabelle noch eine weitere Bemerkung vorausschicken. Ge-
lingt es, eine Art bis zu einem gewissen Punkte erdgeschichtlich zurück-
zuverfolgen, aber nicht darüber hinaus, so ist damit noch keineswegs
erwiesen, daß jener Ort zugleich ihr Schöpfungsherd bedeute Man
wird vielmehr mit Recht des weiten phylogenetischen Weges gedenken,
den das betreffende Tier bereits zurückgelegt haben mußte, als es dort
in seiner heutigen Gestalt erschien. So sehen wir uns genötigt, seinen
Ursprung in eine spätere Zeit zu versetzen, als der fossile Tatbestand
es zunächst fordert, oder mit andern Worten: die Art ist sicher älter
als die Versteinerung, und ein plötzliches Erscheinen auf bislang un-
bewohntem Boden kann doch bestenfalls nur dahin gedeutet werden, daß
unter dem Zwang veränderter Existenzbedingungen eine Zuwanderung
aus fremden Gebieten erfolgte. Darauf muß an dieser Stelle mit Nach-
druck hingewiesen werden, da die meisten unserer Gastropoden So-
zusagen unvermittelt zu Beginn des Pleistocäns auftauchen und aus
jungtertiären Schichten zum großen Teil unbekannt sind. Aber dort-
her müssen sie kommen, und wir werden wohl oder übel unsere
Schneckenfauna anzusehen haben als eine mehr oder weniger um-
geprägte Tertiärfauna, und dies um so mehr, als alle unsere modernen
HN
—:19 —
Gattungen des süßen Wassers und die meisten des Landes bis ins
Eocän und selbst weit ins mesozoische Zeitalter zurückverfolgt werden
können.
Zum Verständnis und als Legende der folgenden Übersichtstafel
schicke ich eine Zusammenstellung der wichtigsten fossilen Aufschlüsse,
soweit sie hier in Betracht fallen, voraus. Einige wenig bedeutende
Arbeiten lasse ich absichtlich außer acht, während südalpine Funde
eingeklammert und in der Tabelle durch Punktreihen angedeutet
worden sind.
I = Miocäne Schichten:
II = Pliocäne Schichten :
III = Unter Pleistocän:
IV. = Mittel Pleistocän:
V = Mittel Pleistocän:
VI = Ober Pleistocän:
VII = Ober Pleistocän:
Im Mainzer Becken (Sandberger).
Englisch und Norwich Crag (Kobelt).
[Villafranchiano in Oberitalien (Sacco,
Sandberger)].
[Mergel in S. O. Frankreich (Sandberger)].
Englische Forest beds (Sandberger.)
Mosbacher Sand (Sandb. und Brömme).
Travertin von Weimar und Taubach (Weiß).
Tuffe von Cannstatt (Sandberger).
Tufflager von Regensburg (Clessin).
Deckenschotter der Traun - Ennsplatte
(Penck).
Furlinger Kalktuffe (Penck).
Rheinhochterrasse (Gutzwiller.)
Echter Löß:
|Piemont (Sacco)|.
|Rhone- und Saönetal (Locard)].
Umgebung Basels (Gutzwiller).
vom Harz (Nehring).
Lößfauna (Sandberger).
Tallöß von Mosbach (Brömme).
> >» der mittl. Donau (Clessin).
am Oberrhein (Braun, Sandberger,
Jenny).
Tallöß im St. Galler Rheintal (Früh).
Diluviale Mergel von Cotta (Reibisch).
Kalktuffe Thüringens und Schlesiens
(Sandberger).
Rhein Niederterrasse (Gutzwiller).
Tuffe der fränkischen Schweiz (Jhering).
u Miocän | Pliocän
Daudebardia brevipes
> rufa .
Vitrina diaphana
pellucida
aa cellaria .
depressa
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B glabra .
» nitens
pura.
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> subglabra .
Zonitoides nitidus .
Crystallinus crystallinus . |
» subrimata
» diaphana.
Euconulus fulvus
Punctum pygmaeum .
Patula rotundata
ruderata .
Pyramidula rupestris .
Eulota fruticum .
Vallonia adela
costata
» pulchella .
Helicodonta obvoluta.
» holoserica .
Br ahcinola edentula
unidentata
hispida
rufescens .
sericea.
coelata ..
villosa . ,
incarnata .
> strigella
Arianta arbustorum
Chilotrema lapicida
Isognom. personatum
Helix aspersa
pomatia .
Tachea hortensis
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Succinea oblonga .
» pfeifferi .
» putris .
Carychium minimum .
Limnaea stagnalis .
ovata .
peregra
auricularia .
palustris .
» truncatula
Physa acuta .
» fontinalis
» hypnorum
Planorbis corneus .
carinatus
marginatus
rotundatus .
vortex
contortus
albus.
crista.
complanatus
nitidus
Ancylus fluviatilis .
Acme lineata.
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Pomatias septemspirale .
Ericia elegans
Vivipara contecta .
» fasciata
Bythinia tentaculata .
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Bythinella dunkeri
Lartetia häussleri .
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Lithoglyphus naticoides .
Valvata piscinalis .
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Es möchte endlich einem berechtigten synthetischen Bedürfnis
nachgegeben und der Versuch gemacht werden, die Schneckenfauna der
Umgebung Basels nach Lebensgemeinschaften zu gruppieren. Es ist
tatsächlich nicht zu bestreiten, daß die Beute eine recht verschiedene
sein kann, je nachdem man im Walde oder auf der Wiese, im Gebüsch
oder im Felsenmulm, am Bachrand oder auf der Steppe, im warmen
Tümpel oder im raschfließenden Bergbach nach ihr ausgeht. Bei dem
wohlmeinenden Versuch jedoch, jedem Schnecklein seine eigene Wohnung
anzuweisen, läuft man gerne Gefahr, dem Leben Gewalt anzutun und die
Schablone zu protegieren. Mehrjährige Beobachtung hat mich davon
überzeugt, daß die Fälle gezählt sind, wo eine Schnecke einer bestimm-
ten Vegetationsform oder einer topographischen Einheit ausschließlich
angehört, und wenn auch oft eine deutliche Vorliebe für die eine oder
andere Örtlichkeit nicht zu verkennen ist, so darf deshalb doch kein
Abhängigkeitsverhältnis künstlich geschaffen werden in dem Sinne, daß
das Vorkommen einer gewissen Art überall und zu allen Zeiten zugleich
auch das Vorhandensein einer bestimmten Bodenform oder Bodendecke
beweisen müßte. Ich habe da und dort den Eindruck erhalten, daß bei
der Beantwortung geologischer Fragen, insbesondere bei Rückschlüssen
von Petrefakten auf Facies und Klima, dem enormen Anpassungs-
vermögen vieler Schnecken nicht genügend Rechnung getragen wird.
Das Vorkommen gar mancher unserer Arten kann weder für das Substrat
noch für die Witterungsverhältnisse etwas Sicheres beweisen. Die Tiere
gedeihen wohl unter zusagenden Lebensbedingungen, halten aber bei
ihrer hohen Lebensenergie auch Trockenheit und Hunger wacker stand.
So trifft man häufig Schnecken, die, von der Sonne überrascht, bei
fortgesetzter Wanderung ihr Leben aufs Spiel setzen würden. Sie heiten
sich darum hermetisch fest und warten ruhig ab, bis die kühle Nacht
oder ein frischer Regen der gefährlichen Situation ein Ende bereitet.
Andere überdauern an der Unterseite aller möglichen Gegenstände die
Ungunst der Witterung. Kein Holzspan, kein Stein, kein alter Filz
liegt am Boden, unter dem nicht schon ein geängstigtes Schnecken-
herz Ruhe und Rettung vor den Strahlen des großen Gestirns gefunden
hätte. Häufig verfallen sie dabei in einen Zustand der Lethargie, und
entgehen so dem Leid der Erde durch den Schlaf des Gerechten. Ihre
Resistenz versetzt den denkenden Beschauer mitunter in helles Er-
staunen, ohne daß er gerade jener Eremia gedenken müßte, von der
Kobelt berichtet, daß sie vier Jahre lang im britischen Museum aus-
gestellt war, dann aber wieder zum Leben erwachte und das Täfel-
chen benagte, an dem sie befestigt war.
Ganz besonders auffällige, standortvage Schnecken sind 2. B.:
Euconulus fulvus Arianta arbustorum Isthmia minutissima
Vallonia costata Buliminus obscurus Clausilia parvula
» pulchella Cochlicopa lubrica Succinea oblonga
Fruticicola sericea Pupilla muscorum Carychium minimum
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und andere mehr. Sie sprechen weder für eine bestimmte Temperatur,
noch für ein spezifisches Klima, noch für eine eigenartige strukturelle
Beschaffenheit des Wohnortes; sie stehen aber in ihrer Charakter-
losigkeit auch keiner Hypothese in den Weg.
Die meisten unserer Gastropoden begeben sich aber grundsätzlich
ohne Not in keine Gefahr. Sie bewohnen kühle Orte mit möglichst
konstanter Temperatur und sind auf der feuchten Erde, in Löchern,
Höhlen, Spalten, im Walde, im Moos und Mulm, am Bachrand, in
nassen Wiesen, kurz überall da zu Hause, wo mikroterme Verhältnisse
bestehen. Die Anpassung an das den Südhängen eigene, wärmere Klima
ist von Fall zu Fall verschieden weit gelungen. Am ängstlichsten ver-
halten sich die relativ großen Arten der Gattungen Vitrina, Hyalina,
Crystallus und Fruticicola, die sich ohnehin durch ein dünnes Gehäuse
auszeichnen, die aber gleichwohl nicht als eigentliche stenotherme Tiere
den andern entgegengestellt werden dürfen. Sie alle bilden jedoch
einen scharfen Kontrast zu jener Minorität von Arten, die einen für
das hygrophile Volk der Schnecken auffallenden Wohnort ausschließlich
innehat, nämlich warme und trockene, südlich exponierte Halden. Die
xerothermen Elemente in unserer Schneckenfauna sind zwar keines-
wegs nur an die Namen weniger Gattungen geknüpft; es ist vielmehr
erstaunlich, wie viele Formen, die wir im schattigen Walde und an
kühlen, verborgenen Orten zu treffen gewohnt sind, sich auch auf die
heiß beschienenen Flächen hinauswagen. Ich brauche nur an die obigen
bodenvagen Landstreicher zu erinnern. Gleichwohl zeichnen sich einige
Typen durch die Konstanz ihrer sonnenholden Gesinnung so sehr aus,
daß sie einen entschiedenen Gegensatz zum Gros unserer Schnecken
darstellen. Schon ihr äußeres milchweißes, mattes Aussehen und die
Solidität ihrer Gehäuse zeichnet sie aus und läßt sie als etwas Fremd-
artiges erscheinen inmitten unserer borealen Gastropoden. Es kom-
men hier tatsächlich auch jene Neulinge in Betracht, die wir weiter
oben als mediterrane Einwanderer kennen gelernt haben. Sie haben
durch O. Stoll beim Ausbau der Nehringschen Steppentheorie eingehende
Würdigung erfahren. Ob sie als Beweise für das einstige Vorhanden-
sein einer interglazialen Steppen- und Tundrenperiode sehr ins Gewicht
fallen, scheint mir sehr zweifelhaft. Vermutlich ist der Unterschied
zwischen Nord- und Südhaldenklima, und somit auch derjenige zwischen
Nord- und Südhaldenflora und -Fauna so alt wie das Gebirge selbst,
und schon während der Interglazialzeiten war den südlichen Emigranten
der Weg nach Norden geebnet, indem das Wärmeverhältnis, wie es
damals zwischen den nordalpinen Südhalden einerseits und den Ländern
am Mittelmeer andererseits bestand, kaum wesentlich verschieden
gewesen sein dürfte vom rezenten. Damit soll keineswegs an den
Resultaten Nehrings und Stolls Kritik geübt werden; ich möchte
nur, mehr vom Standpunkt des Biologen aus, die konchyliologische
Beweiskraft im vorliegenden Problem auf ihr richtiges Maß gestellt
wissen.
— »209 „—
Die Scheidung in eurytherme und stenotherme Formen läßt sich
bei Wasserschnecken schon eher rechtfertigen. Die verborgene, kavi-
kole oder halbsubterrane Lebensweise in kalten Quellen, Rinnsalen
und Bächen, die für die kleinen Lartetien und Bythinellen charakte-
ristisch ist und die sie scharf abgrenzt gegen das gemeine Volk der
wechselwarmen Lachen und Tümpel, fordert zur Trennung in Kalt-
und Warmwasserbewohner geradezu heraus. Wenn es auch keines-
wegs erwiesen ist, daß sie alle nicht schon während und vor der
Eiszeit ihre ureigensten Quartiere bezogen haben, so kann man sich
doch sehr wohl den Forschern anschließen, die im heutigen Wohnort
der Lartetien und Bythinellen ein Refugium erblicken, das von den
Tieren nach Ablauf der Eiszeit auf der Flucht vor erhöhter und in-
konstanter Temperatur der Not gehorchend aufgesucht wurde. Nicht
nur ihre offenkundige Stenothermie, sondern auch ihre eigentümliche
Verbreitung verweist sie in das Gebiet der Glazialrelikte, wie schon
Zschokke dargelegt hat. Leider liegen über Fortpflanzung und Laich-
zeit dieser Schnecken immer noch keine endgültigen Daten vor, so dab
auf dieses Kriterium für ihr Reliktentum einstweilen verzichtet wer-
den muß.
Ganz entschieden geht aber Thieneman zu weit, wenn er Lim-
naea truncatula zum stenothermen Glazialrelikt erhebt. Limnaea trun-
catula ist der größte Vagabund und Wegelagerer unter den Wasser-
pulmonaten, der nicht nur die ganze Paläarktis durch dick und dünn
bewohnt, Nord-Afrika und die Levante inbegriffen, sondern der eben-
sowohl die warmen Tertiärtümpel bevölkerte, wie er heute in allen
überhitzten Straßenlachen und Lehmteichen ein genügsames Dasein
fristet. Keinen einzigen der von Zschokke geforderten Belege, die ihm
das Prädikat eines Glazialreliktes eintragen würden, hat er unein-
geschränkt erbracht.
Zusammenfassung.
1. Die Gastropodenfauna von Basels Umgebung wird nach meinen
Befunden durch 123 (124) Arten repräsentiert. Es dürfte ein Leichtes
sein, diese Zahl nach dem Muster der neuen französischen Schule be-
trächtlich zu erhöhen. Die Aufgabe des Biologen erblicke ich jedoch
weniger im Abspalten neuer Arten und Varietäten, als vielmehr in der
Darstellung ihrer natürlichen Zusammenhänge (Formenreihen.)
Auf dem Lande wohnen 91 (92), im süßen Wasser 32 Arten.
2. Die faunistische Gliederung des Untersuchungsgebietes geht
parallel mit seinem geologischen Aufbau. In bezug auf den Schnecken-
bestand unterscheiden wir demnach:
a) Das Rheintal oberhalb und unterhalb der Stadt.
b) Den Jura.
c) Das Diluvial- und Tertiärgebiet südlich und westlich von Basel.
d) Das Muschelkalkgebiet und die Juratafeln am Rand der Rüeinebene:
e) Das Urgesteingebiet.
3. Das Rheintal ist gekennzeichnet durch seinen Reichtum an
Wasserschnecken. Dem Charakter und der Ausdehnung der Wohn-
räume entsprechend herrschen oberhalb der Stadt die kleinern, unter-
halb derselben die größern Arten vor.
Faunistisch zeigt sich eine deutliche Verschiedenheit zwischen
den mit dem Strome korrespondierenden Tümpeln östlich vom Hüninger
Kanal und den meist im Schotter versickernden Quellbächen west-
lich davon.
Unter den Landschnecken herrschen wärmeliebende Formen vor.
4. Der Jura zeigt dank seiner reichen Gliederung die schönste
Entfaltung unsrer Gehäuseschnecken. Nach faunistischen Gesichts-
punkten läßt er sich gliedern in
a) eine Talregion.
b) eine Berg- und Waldregion.
c) eine Weiden- oder Gipfelregion.
Die letztere ist nur durch negative Züge charakterisiert.
5. Das Diluvial- und Tertiärgebiet ist arm an Mollusken. Der
Mangel an geeigneten Strukturverhältnissen und der Reichtum an Kul-
turland sind dafür verantwortlich zu machen.
u 147
— 20
6. Das Muschelkalkgebiet nähert sich bezüglich seiner Artenzahl
dem Jura, ist aber viel individuenärmer. Diese Tatsache ist auch hier
durch die eigenartigen topographischen Verhältnisse bedingt.
7. Das Urgesteingebiet ermangelt infolge seiner mineralogischen
Beschaffenheit aller kalksteten Schnecken. Seine Gastropodenfauna
ist sehr arm, entbehrt aber doch nicht eigener Züge.
8. Tiergeographisch setzt sich unsere Gastropodenfauna zu-
sammen
a) aus Ubiquisten der Paläarktis.
b) aus boreal-alpinen.
c) aus mediterranen Elementen.
Letztere stellen in der Hauptsache zugleich eine kleine Minorität
postglazialer Einwanderer dar, während die beiden ersteren schon
inter- und praeglazial unsern nord-alpinen Boden bewohnten.
9. Sie tragen heute die Spuren der überstandenen Glazialzeit
in verschiedenem Grade noch an sich.
a) Viele führen eine nächtliche halb subterrane Lebensweise.
b) Das Leben auf dem temperierten Boden des Waldes, im Moos
und Mulm, in Höhlen und Klüften, in Bächen und Quellen, be-
stätigt ihre Vorliebe für niedere und konstante Temperaturen.
Außer den xerothermen Formen unter 8. c) dürfen nahezu alle
unsere Landschnecken hier untergebracht werden. Besser läßt
sich die Trennung in eury- und stenotherme Arten bei den
Wasserschnecken durchführen.
Einige sind durch ihr Vorkommen im Norden einerseits und
im zentraleuropäischen Hochgebirge andererseits als Glazial-
relikte besonders deutlich gekennzeichnet.
or
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Die zahllosen Arbeiten der » Jahrbücher« und des » Nachrichtenblattes «
der deutschen malakozoologischen Gesellschaft, sowie der » Malakozoologischen
Blätter«, die dieses Verzeichnis ins endlose erweitern würden, sind nicht
einzeln aufgezählt worden.
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Inhaltsangabe.
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Rein faunistischer Teil.
I. Beschaffung und Bestimmung des Materials
II. Artenverzeichnis nach Fundorten gruppiert . . . . . 8
Speziell systematischer Teil.
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Il. Systematisches Verzeichnis der Arten, ihre Verbreitung
und*Lebensweise. „Bemerkungen . .. 2... ZN sn 2A
Zoogeographischer Teil.
Zur Charakteristik des hier berücksichtigten Faunengebietes 169
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Tafel I
Formenreihe Limnaea ovata-peregra.
Formenreihe Limnaea ampla-auricularia.
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1
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4,35
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Tafel II
Limnaea palustris, Typus (verschiedenaltrig).
Limnaea turricula (verschiedenaltrig).
Limnaea truncatula.
Formenreihe Limnaea ampla-ovata.