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ZUR GESCHICHTE
FRIEDENS VON AACHEN
IM JAHRE 1748.
D" ADOLF BEER.
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälfte
I.
Am 30. September 1747 machte Sandwich dem Marquis
de Puysieux die Anzeige, dass der König von England der
Ablialtung eines Congresses zu Aachen seine Zustimmung er-
theile. ' Es dauerte indess fast ein halbes Jahr, ehe sich die
Vertreter der betheiligten Mächte in der alten Kaiserstadt zusam-
menfanden. Die Erledigung blos formaler Fragen, über Pässe,
Couriere und Neutralität des "Berathungsortes nahmen eine ge-
raume Zeit in Anspruch ; daran reihte sich die Festsetzung und
Entwerfung der betreffenden Instructionen.
Es war von vornherein klar, dass ein etwaiger günstiger
Erfolg der Friedensverhandlungen von der Haltung dreier Mächte
abhängen würde. Die Entscheidung lag in den Händen Eng-
lands, Oesterreichs und Frankreichs. Kam zwischen diesen
drei Staaten eine Vereinbarung zu Stande, so mussten sich die
übrigen Mächte unbedingt fügen.
Dass ein tiefes Friedensbedürfniss allseitig vorhanden
war, ging aus mannigfachen Anzeichen hervor. Noch beim
Beginne des Feldzuges 1747 mochte man auf englisch-öster-
reichischer Seite sich den kühnsten Hoffnungen über einen
glücklichen Ausgang des Feldzuges hingeben. Wenigstens
machte man die energischesten Anstrengungen. Allein das Re-
sultat entsprach durchaus nicht den Erwartungen. Von keiner
Seite hatte man jene Punctationen eingehalten, welche gleich-
zeitig mit dem Congresse zu Breda im Haag vereinbart worden
waren. Die Hoffnungen, welche man auf die Statthalterschaft
gesetzt hatte, waren nicht in Erfüllung gegangen. Es war ihr
nicht gelungen, neue Hilfsmittel zur Weiterführung des Krieges
Vergleiche meine Abhiindlung : Holland und der österreicläsehe Erbfolge-
krieg, im Archiv für österreichische Geschichte Band XLVI. S. 299.
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flüssig zu machen. Auch Oesterreich blieb hinter den übernom-
menen Verpflichtungen zurück. Die auf dem Kriegsschauplatze
erschienene Anzahl von Truppen erreichte nicht jene Höhe, zu
welcher man sich verbunden hatte. Frankreich anderseits hatte
wohl Erfolge errungen, allein die Finanzen des Landes
waren erschöpft, Ludwig war des kriegerischen Ruhmes satt,
das Volk sehnte sich nach Ruhe ; auch blieb nicht unberücksich-
tigt, dass die erworbenen Lorbeeren leicht zerpflückt werden konn-
ten, wenn die russischen Hilfstruppen auf dem Kriegsschauplatze
erscheinen und die Reihen der Gegner verstärken würden.
Am meisten jedoch drängte Holland zum Frieden. Noch
vor wenigen Monaten war man daselbst in sehr gehobener
Stimmung und befürwortete die energischeste Fortsetzung des
Krieges. Die Zusammenkunft zwischen Sandwich und Puysieux
in Lüfctich war in den Kreisen der holländischen Staatsmänner
missliebig aufgenommen worden. ' Das Blatt hatte sich ge-
wendet. Der Statthalter hatte die Ueberzeugung gewonnen, dass
in den weitesten Schichten der Bevölkerung nur der Wunsch
nach Frieden vorhanden sei, und jene Stimmen, die bisher an
der Spitze der Kriegspartei standen, Hessen sich minder ener-
gisch vernehmen. Der Statthalter hatte nun die unangenehme
Aufgabe, die englischen Staatsmänner von der Nothwendigkeit
eines Friedensschlusses zu überzeugen und zugleich auf eine
Befürwortung der Forderungen Hollands auf dem Congresse von
Seite Englands hinzuwirken. Er entsendete den Grafen Charles
Bentinck, der gemeinschaftlich mit seinem bekannteren und be-
gabteren Bruder William zu den intimen Kreisen des Prinzen
von Oranien gehörte, nach England, um namentlich den er-
schöpften Stand der holländischen Finanzen den Staaatsmännern
Englands vor Augen zu legen. ^
Die Auffassung des französischen Cabinets lässt sich am
klarsten aus der dem Grafen St. Severin ertheilten Instruction
entnehmen. Sie machte ihm den Abschluss des Friedens nicht
unmöglich. Sie enthielt an der Spitze den Grundsatz, dass ein
irgendwie haltbarer und rascher Friedensschluss nur durch eine
vorhergehende Vereinbarung mit England erzielt werden könne.
1 Vrgl. meine Abhandlung: Holland und der österreichisclie Erbfolgekrieg,
Archiv für österreichische Geschichte Band XL VI. S. 383.
2 Die Instruction, welche demselben ertheilt wurde, befindet sich im königl.
Hausarchiv zu Haag.
Diese beiden Mächte müssten unter einander über die Präli-
minarartikel ins Reine kommen, wenn die g-anze Verhandlung
nicht in Sand verlaufen sollte. Der wichtigste Punkt, der Fra(nk-
reich am Herzen lag, betraf Dünkirchen ; den im J. 1712 und
1717 festgesetzten Bestimmungen hatte es sich nur nothgedrun-
gen gefügt. St. Severin war ermächtigt, so weit als möglich
der nationalen Eitelkeit des englischen Volkes Rechnung zu
tragen und schliesslich die Niederreissung der während des
Krieges aufgerichteten Fortificationen zuzugestehen, doch wurde
es als wünschenswerth bezeichnet, wenigstens jene zwei Forts,
welche auf der Strasse von Pierre St. Vicroix nach Dünkir-
chen, etwa eine Meile von dem letztgenannten Orte, entfernt
lagen, zu erhalten. Der Bevollmächtigte Frankreichs erhielt die
fernere Weisung, Furnes zu fordern, da dieser Ort zur Deckung
der I^andgrenze für Frankreich nothwendig sei. Bezüglich der
Enclaven von Hainault und der Abtei St. Hubert wurde er
beauftragt mit dem österreichischen Bevollmächtigten in Ver-
handlung zu treten, jedoch von dieser Forderung auch dem
englischen Minister Mittheilung zu machen. Dass die Rückgabe
der Insel Breton und aller in Ost- und Westindien gemachten
Eroberungen verlangt wurde, verstand sich von selbst; man
forderte indess das Cap Breton nicht wegen der grossen Be-
deutung, welche die französische Regierung diesem Orte bei-
legte, sondern blos aus Rücksicht für die öffentliche Meinung;
der König, hiess es in der Instruction, sei nicht darauf versessen
und würde ein Aequivalent in den Niederlanden vorziehen.
Frankreich war schliesslich nicht abgeneigt, dem Wunsche Eng-
lands in Bezug auf die Nachkommen des Prätendenten nach-
zugeben, allein der Gesandte erhielt doch eingeschärft, die Auf-
nahme einer solchen Bestimmung in den Vertrag auf jede
mögliche Weise zu verhindern. Für den Fall, als Holland die
Forderung wegen Erneuerung des Tractats vom J. 1739 erhe-
ben sollte, war St. Severin beauftragt, dies mit dem Hinweise
abzulehnen, dass dieser Punkt zwar keinen Gegenstand des
Friedensinstruments zu bilden habe, die französische Regierung
jedoch bereit sei, den Vertrag mit einigen Modifieationen zu
erneuern.
Waren diese Bedingungen im Wesentlichen fast dieselben,
welche auch bei den früheren Friedensverhandlungen von Frank-
reich gestellt wurden, so zeigte es sich in anderen Punkten
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recht nachgiebig. Die Angelegenheit seiner Bundesgenossen
gab es wenigstens theilweise preis, da es die Ueberzengung
erlangt hatte , dass die Bestimmungen des zwischen Spanien
und Frankreich im J. 174o geschlossenen Vertrages nicht ganz
durchführbar seien; für Don Philipp forderte es blos Parma
und Piacenza; Severin sollte zwar auf Toscana oder Savoyen
hinweisen, aber nicht ernstlich darauf bestehen ; es handle sich
blos daruiti, dem Könige von Spanien den Beweis zu liefern,
dass man sich seiner angenommen habe. Von Sardinien glaubte
die französische Regierung annehmen zu dürfen, dass es sich
mit dem Errungenen begnügen werde ; wolle England ihm mehr
verschaffen, werde Frankreich sich nicht dagegen stemmen;
man könnte ihm vielleicht das Pavesanische Gebiet und einen
Theil Piacenza's als Entschädigung für den Verlust Finale's ab-
treten. Für Genua und Modena sei unbedingte Restitution der
ehemaligen Besitzungen zu fordern, insbesondere wurde der Ge-
sandte darauf aufmerksam gemacht, dass Spanien vielleicht
nicht abgeneigt sein würde, Genua zu opfern, um selbst grössere
Vortheile in Italien für Don Philipp zu erlangen. Die An-
erkennung der kaiserlichen Würde unterliege keinem Anstände,
unter der Bedingung jedoch, dass die Abtretung Lothringens
von Seiten des Kaisers erneuert wird. Man erklärte sich auch
bereit die pragmatische Sanction zu garantiren, nur sollten
natürlich jene Gebiete ausgeschlossen bleiben, welche dem Kö-
nige von Preussen waren abgetreten worden.
England erth eilte seinem Bevollmächtigten, Lord Sandwich,
ähnliche Instructionen, ' wie sie für denselben bei seiner Sen-
dimg nach Lüttich festgesetzt worden waren. Insbesondere aber
wurde demselben in entschiedener Weise ein inniges Zusammen-
halten mit den holländischen Ministern aufgetragen. Zwischen
den Regierungen Hollands und Englands fanden über die ein-
zunehmende Haltung und die zu stellenden Bedingungen ein-
gehende Berathungen statt, welche zu einem vollständigen Ein-
verständniss führten. Die Republik hatte nur zwei Wünsche:
• Die Instruction ist vom '29. Feb. 1748 aus Versailles datirt. Ein Theil
dieser Instruction findet sich bei Flassan, Histoire generale et raison-
nee de la diplomatie fran^aise Tom. V p. 402. Ich habe auch das im
Staatsarchiv zu Wien befindliche Manuscript von Barre, Histoire de la
paix d'Aix la Chapelle du 18 octobre 1748 benutzt. Vi-gl. Arnetli Gesch.
Maria Theresia's, Bd. III. S, 484 Note 16.
Erneuerung der Handelsverträge mit Spanien und Frankreich,
ferner Aufnahme des Barrieretractats in den Friedenstractat.
Nur durch eine innige Verbindung mit England konnte sie
hoffen durchzudringen, und der König von England konnte
seinem Schwiegersohn diese Forderungen nicht versagen, da
er auf diese Weise zur Befestigung der Stellung des Statthal-
ters sein Scherflein beitrug.
Die Instruction an den Vertreter Oesterreichs, den Grafen
Kaunitz, ist mit jener minutiösen Umständlichkeit gearbeitet,
welche den meisten Actenstücken, die aus der Feder Barten-
steins flössen, eigen ist. Schon Ende December 1747 war sie
in den Händen des Bevollmächtigten. '
Die Hauptinstruction besteht aus zwei Theilen. Der erste,
der sogenannte narrative, gibt ein Resume der bisherigen Ver-
handlungen, der zweite ,oder dispositive TheiV erörtert die Vor-
schi-iften, was für das Zukünftige zu geschehen habe.
Der dispositive Theil macht sodann eine Unterscheidung
zwischen jenen Punkten, welche sich auf die Präliminarien be-
ziehen, und denjenigen Materien, welche den Hauptgegenstand
der Friedenshandlung abzugeben haben. Vor Allem wurde dem
Gesandten eingeschärft, in den Präliminarien und im Friedens-
tractat auf die Einverleibung der den beiden Majestäten ge-
bührenden Titel zu bestehen, dadurch, meinte man, wäre an
und für sich die kaiserliche Würde anerkannt, ohne dass es
noch einer anderweitigen speciellen Anerkennung bedürfe. Von
jenen Vorrechten, welche mit der kaiserlichen Würde verbunden
sind, sei schlechterdings nicht abzugehen, ,noch die sonst unter
gekrönten Häuptern übliche Alternativa anzunehmen'. Die kai-
serliche Majestät müsste allen Königen vorangehen, auch müsste
der Gesandte primo loco unterzeichnen. , Allein es hat', heisst
es in der von Maria Theresia unterzeichneten Instruction, ,mit
jenem, was von Unsertwegen abzuhandeln oder zu unterschrei-
ben , eine andere Bewandtniss , denn ob Uns zwar die kaiser-
liche Würde anklebet; so kombt Uns doch in dieser Eigen-
schaft nicht zu, Tractaten abzuhandeln oder zu schliessen, son-
dern wir können in all derley Begebenheiten änderst nicht,
als wie Königin von Ungarn angesehen werden'.
1 Die Instruction ist datirt v. 19. Dec. 1747, ein Appendix v. 29. Dec.
1747. Von der Hand des Grafen Kaunitz: accepi Vindob. 29, Dec. 1747,
(Im Wiener k. k. Haus- und Staatsarchiv.)
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Zur Zeit als die Instruction abgefasst wurde, ging man
von der Annahme aus, dass irgend einer Macht die Rolle des
Vermittlers zugedacht sei. Nur zwei Staaten scheinen in Be-
tracht gezogen worden zu sein : Portugal und Preussen. Für
die Regierungsmänner Maria Theresia's war von vornherein
kein Zweifel, wem der Vorzug zu geben sei. Hier war keine
Wahl, Je grösser nach den einlaufenden Berichten die Begierde
des Königs von Preussen war, sich in das P'riedensgeschäft ein-
zumischen, desto energischer musste man sich diesem Bestreben
widersetzen, denn Friedrich IL konnte nur zum Nachtheil des
Erzhauses thätig sein, insbesondere da die Vorliebe Englands
für Preussen als selbstverständlich angenommen wurde und die
Gesinnung des Prinzen von Oranien mindestens Verdacht zu
erwecken schien. Kaunitz sollte sich daher bezüglich der An-
nahme der portugiesischen Vermittlung nicht beeilen, mittler-
weile darauf hinweisen, dass man keines Zwischenhändlers
bedürfe, jedenfalls aber alles Mögliche thun, die preussische
Mediation hintanzuhalten.
Was nun das Friedensgeschäft an und für sich betrifft,
besagt die Insti'uction weiter, könnten zwei Fälle eintreten.
Entweder es handle sich um einen besonderen Frieden mit
Spanien und dessen Genossen, dem König beider Sicilien, oder
aber um einen allgemeinen Frieden mit sämmtlichen im gegen-
wärtigen Kriege begriffenen Mächten. ^ Zwar hatte der Congress
von vornherein die Aufgabe, eine Generalpacification zu be-
werkstelligen, allein in Wien nahm man auch darauf Rücksicht,
dass England auf ein Separatabkommen mit Spanien hinarbeiten
würde. Die Nachrichten, worauf sich diese Voraussetzung
gründete , waren zwar von älterem Datum , sie basirten näm-
lich auf einer Depesche Wasners vom 10. August 1747. Da-
mals befürwortete Lord Chesterfield allerdings ein Abkommen
mit Spanien, da er der Ansicht huldigte, dass es sodann weit
leichter sein würde, auch mit Frankreich zu einem Abschlüsse
zu gelangen, während der Herzog von Newcastle von dem Ge-
danken ausging, dass nach geschlossenen! Frieden mit Spanien
der Krieg gegen Frankreich mit grösserem Erfolge werde ge-
führt werden können.
Man nahm in Wien an, dass diese Anschauungen im eng-
lischen Cabinete noch vorherrschten, und ertheilte dem Grafen
Kaunitz die Weisung, für den Abschluss eines allgemeinen
Friedens in erster Linie thätig zu sein.
Nach Darlegung dieser einleitenden Gesichtspunkte schreitet
die Instruction zu jenen Materien, welche die Friedenshandlung
als solche selbst betreffen: ,Dieselben theilen sich', heisst es
daselbst, ,in die vorgesehen werden mögenden feindlichen
Verlangen, in die oh n mittelbaren Anlieg enheiten
unserer Bundesgenossen und sodann endlichen in jenen
Punkten worauffvon hieraus die Rücksicht zu
tragen ist/
Eine etwaige Erneuerung des Verzichts auf Neapel und
Sicilien könne anstandslos erfolgen, jedoch unter folgenden Be-
dingungen: diese Länder dürfen nie mit Spanien vereint wer-
den; im Falle der jetzt regierende Zweig der Bourbonen aus-
stürbe, sollen diese Königreiche Don Philipp oder dessen
männlicher Descendenz anheimfallen. Der Stato dei presidii
ist dem Grossherzogthume Toscana einzuverleiben. Nach dem
Aussterben der Linie Don Philipp's und des Cardinal-Infanten
sind Neapel und Sicilien an Oesterreich zurückzugeben, für
welchen Fall die Kaiserin die im Wormser Tractat blos ,even-
tualiter und conditionaliter' gemachten Cessionen zu erneuern
erbötig war. Im Falle es sich um einen 'Separatfrieden mit
Spanien handeln sollte, erklärte man sich bereit, darauf einzu-
gehen, wenn Toscana den Stato dei presidii und Mailand die
im Wormser Tractat an Sardinien abgetretenen Gebiete wieder
erhalte. Parma und Piacenza sollten an Don Philipp fallen,
jedoch habe sich Kaunitz zu bemühen, hiefür irgend eine Schad-
loshaltung auszuwirken. Worin diese bestehen sollte, ist nicht
angegeben.
Gerade in der Rückerlangung jener im Wormser Tractate
festgesetzten Abtretungen lag die Hauptschwierigkeit des
Friedenswei'kes. Dies verkannte man in Wien auch nicht, allein
man glaubte ein vollständiges Recht zu haben, auf der Un-
gültigkeit jener Bestimmungen bestehen zu sollen. Man nahm
von vornherein an, dass es unmöglich sein dürfte Sardinien zu
bewegen, dieser billigen Forderung nachzukommen. Man musste
daher demselben sogar den kleinsten Anlass benehmen, sich
über den Wiener Hof zu beklagen. Man wähnte dies Ziel er-
reichen zu können, wenn man beständig auf die Erfüllung des
Wormser Tractats drang und sich zu Allem und Jedem erbot.
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falls die Mitcontrahenten ebenfalls genau allen Bestimmungen
desselben nachlebten. Kaunitz sollte nie die einseitige Gültig-
keit der Abtretungen zugeben , wohl aber erhielt er die Er-
mächtigung zu der Erklärung, wie bereit man wäre alle Kräfte
aufzubieten, dem Könige von Sardinien sogar zu einem noch
grösseren Gebiete behilflich zu sein, wenn dies auf Kosten Frank-
reichs oder Genuas geschehen könnte. Diese Gesichtspunkte
sollten besonders bei dem englischen Minister geltend gemacht
werden.
Um den spanischen Bevollmächtigten für die österreichi-
sche Auffassung zu gewinnen , sollte Kaunitz darauf insbe-
sondere hinweisen , dass es im Interesse Spaniens läge , den
König von Sardinien nicht zu mächtig werden zu lassen, son-
dern dass darauf zu sehen sei, ein gewisses Gleichgewicht
zwischen dem Erzhause und Savoyen herzustellen. Bisher sei
es dem Könige von Sardinien gelungen, bei jedem Kriege auf
Unkosten seiner Nachbarn eine Vergrösserung seines Gebietes
zu erlangen.
Man hoffte in Wien mit derlei Auseinandersetzungen Ein-
druck zu machen. ,So stark auch in England die Vorliebe für
Sardinien eingewurzelt sein mag', heisst es in der Instruction,
,so ist doch nicht anzunehmen, dass alle übrigen am Kriege
betheiligten Mächte denselben wegen Befriedigung des ihnen
eigentlich fremden Eigennutzes Sardiniens werden verlängern
wollen.'
Es war nun die Frage, wodurch sollte man den König
von Sardinien schadlos halten, da England mit besonderem Eifer
sich desselben annahm. Oesterreich hatte nichts dagegen, dass
ihm Finale und Savona eingeräumt werden möge, wenn nur
desshalb der Krieg nicht verlängert würde und es selbst für
die Abtretung Parma's und Piacenza's irgend eine Entschädi-
gung erhielte. Andererseits war auch zu besorgen, dass Eng-
land an Maria Theresia die Zumuthung stellen würde, zur
Befriedigung des Königs von Sardinien Pavia abzugeben. Da-
gegen sollte sich Kaunitz mit aller Entschiedenheit stemmen.
Es wäre auch ganz unbillig, wurde ihm eingeschärft, wenn man
blos auf die Ansprüche Sardiniens Rücksicht nehmen und durch-
aus nicht auch für eine Entschädigung Oesterreichs Sorge tragen
wollte. Ohnehin habe Spanien bei früheren Verhandlungen zu-
gestanden, dass der österreichische Besitz in Italien wenn nicht
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eine Vergrössenmg-, doch keine 8climälciun<;' erfahren sollte.
Wenn nun eine feindliche Macht dies Zugeständnis« gemacht,
lim so mehr sei zu hoffen , dass ein Bundesgenosse, wie Eng-
Uind, keinen Anstand erheben werde. Wird die Forderung
principiell zugestanden, argunientirt die Instruction, so handelt
es sich blos darum, auf welche Weise sie zu erfüllen sei, wenn
man keine Verkürzung des sardinischen Gebietes erreichen könne,
bleibe nichts übrig, als Genua und Modena an Sardinien zu
geben. In der That wies man auf Genua als ein geeignetes
Entschädigungobject hin, Oesterreich wollte sich begnügen,
wenn für Parma und Piacenza Sarzana dem Grossherzogthum
Toscana, wozu es auch früher gehört hatte, Mirandola und
Novellana aber, welche der Vater des gegenwärtigen Herzogs
von Modena von dem Erzhause erhalten, der österreichischen
Lombardei einverleibt würden. Gegen das letztere werde Spa-
nien um so weniger etwas einzuwenden haben, als ja zwischen
demselben und Modena kein bindender Vertrag bestünde.
Sollte jedoch auf Basis derartiger Vorschläge Spanien
einem Friedensschlüsse die Hand nicht bieten wollen, erklärte
man sich befriedigt, wenn wenigstens der State dei presidii an
Toscana fallen und 'an Oesterreich die im W^ormser Tractate
gemachten Cessionen zurückgegeben würden , ohne ' dass von
Oesterreich irgend eine Entschädigung für Sardinien gefordert
werde.
Für den Fall als es sich aber um einen allgemeinen Tractat
handeln sollte, erhielt Kaunitz die Weisung, auf die Erwerbung
des Stato dei presidii zu verzichten; auch erklärte sich die
Kaiserin bereit, Furnes an Frankreich zu überlassen, wenn
dieses in eine Schleifung von Dünkirchen willigen würde, wo-
durch auch England überzeugt werden sollte, wie sehr man in
Wien dessen Interessen fortwährend berücksichtige. '
Erst in der zweiten Hälfte des Monats März langten die
Bevollmächtigten in Aachen an. Die Minister Englands und
Sardiniens , Lord Sandwich und der Graf Chavannes , fanden
sich bereits am 17. März ein. Tags darauf kam der öster-
reichische Gesandte, Graf Kaunitz, an, erst vier Tage später
erschienen die Bevollmächtigten Hollands, Graf Bentinck und
Hasselaer. Das verspätete' Erscheinen, des französischen Ge-
• Vergl. Arneth, Maria Theresia, Bd. III. S. 340.
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sandten erregte mancherlei Bedenken, man fürchtete schon,
Frankreich wolle sich auf Friede nsiinterhandlungen gar nicht
einlassen und habe nur Hoffnungen erweckt, um die Gegner
lässiger zu machen in den Vorbereitungen zu einem neuen
Feldzuge. Ein Alp fiel den Anwesenden von der Brust, als
sie die Kunde vernahmen, Graf St. Severin sei angelangt. ' Die
noch fehlenden Gesandten Hessen zum Theil noch lange auf
sich warten. Erst in der zweiten Hälfte des Monats April war
die Gesellschaft vollzählig, und zwar Jacob Masones de Lima
y Sottomayor als Vertreter Spaniens, Graf Monzone für Mo-
dena und Franz Doria für Genua. Ferner erschienen ausser
den erwähnten Abgesandten Hollands noch Graf Wassenaer,
Baron Brossele und Onno Zwier de Haren, von der Republik
entsendet; der eigentliche Vertrauensmann des Statthalters war
jedoch Gi'af Bentinck.
Die leidigen Fragen des Ceremoniells , welche auf den
früheren Congressen so viel Zeit in Anspruch genommen hatten,
schienen hier von vornherein abgethan. In Haag fand eine
Verabredung über diesen Punkt statt, man einigte sich allseitig
über das Vorgehen. Jeder neu angekommene Minister erhielt
von den bereits Anwesenden, nachdem er ihnen seine Ankunft
notificirt hatte, den ersteh Besuch und stattete dann seinen
Gegenbesuch ab. Auf diese Weise hatte es nicht den Anschein,
dass eine Frage der Etiquette die förmliche Eröffnung des
Congresses hinausschieben würde. Durch einen Zwischenfall
wurden diese guten Absichten zu nichte. Die Bevollmächtigten
der Grossmächte waren sämmtlich schon beisammen, die Minister
Genua's und Modena's fehlten noch. Da warf Kaunitz die
Frage auf, ob man es auch diesen Ministern gegenüber mit der
ersten Visite wie bisher halten solle, sie könnten doch nicht
ähnliche Ansprüche wie die Bevollmächtigten der gekrönten
Häupter machen. Man stimmte ihm bei; auch St. Severin
meinte, der Gegenstand sei der Erwägung werth, ohne sich
jedoch präcise auszusprechen.
Nach Ankunft des genuesischen Gesandten veranstaltete
Sandwich eine Zusammenkunft der sämmtlichen Minister. Der
Gegenstand wurde einer nochmaligen reiflichen Erwägung unter
zogen. Doria lehnte jedoch das ihm gemachte Ansinnen, den
1 Bentinck an Fagel, 24. März (Haager Archiv).
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ersten Besuch abzustatten^ ab. St. Severin wollte sich nicht
bewegen lassen, ohne vorhergehende Regelung dieser Ange-
legenheit zur Eröffnung des (^ongresses zu schreiten; Frank-
reich, so Hess er sich vernehmen, werde weder bei dieser, noch
bei anderen Gelegenheiten seinen Alliirten Gesetze vorschreiben.
Sandwich beantragte, dem Grafen St. Severin Vorstellungen
zu machen und sich daher in corpore zu demselben zu begeben.
Der Antrag fand Beifall, nur Kaunitz meinte, es genüge viel-
leicht, wenn ein Einziger sich zu St. Severin verfüge. Man
überlegte in mehreren Zusammenkünften, wie dieser wichtige
Fall zu behandeln sei, man wollte dem genuesischen Gesandten
die erste Visite abstatten, aber zugleich eine Protestation oder
Reservation für zukünftige Fälle ausstellen. Doria lehnte die
Annahme eines solchen Schriftstückes ab. Spaniens Minister
erklärte, in diesem Falle keine Verhaltungsmassregeln zu haben.
Der Antrag Severins, die näheren Weisungen der Höfe abzu-
warten, fand Anklang, ohnehin habe man mit der Entwerfung
des Reglements zu thun. ^
Die tiefsinnigen Erörterungen über diese futile Frage er-
wiesen sich für die Folge um so nutzloser, als auf dem Con-
gresse zu Aachen gemeinsame Zusammenkünfte in der Folge
überhaupt gar nicht stattfanden, da die Verhandlungen nur
zwischen den Ministern der hervorragendsten Mächte geführt
wurden, welche sich auch auf jene Punkte erstreckten, die die
kleineren Staaten betrafen, ohne dass den Bevollmächtigten
etwas Anderes, als die einfache Annahme übrig blieb.
Es vergingen mehrere Wochen, ehe die Verhandlungen
zwischen den Vertretern der verschiedenen Staaten in geregelter
Weise begannen. Die Zwischenzeit benutzte man zur Er-
ledigung formaler Fragen, welche hier zum Theil mit einer
ähnlichen Minutiosität wie bei den früheren Versammlungen
dieser Art erörtert wurden.
Doch war man mittlerweile nicht ganz unthätig mit ein-
zelnen Gesandten befreundeter und feindlicher Staaten Vorbe-
sprechungen zu halten, um auf diese Weise den Gegner aus-
zuholen, dessen Forderungen kennen zu lernen und womöglich
unter den Bundesgenossen eine Verständigung herbeizuführen.
Eine besondere Geschicklichkeit legte in dieser Beziehung
' Kaunitz Dep. am 24. April 1748 (Wiener Archiv).
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insbesondere St. Severin an den Tag. Von dem Grundsätze
ausgehend, welcher so oft der französischen Diplomatie das
Uebei-gewicht verschafft hat, dass man nicht mit der Gesammt-
heit der Feinde, sondern mit einzelnen derselben verhandeln
müsse, verstand es St. Severin die Wünsche und Forderungen
der Anderen kenneu zu lernen, ohne klar und bestimmt die
Grenze seiner Nachgiebigkeit zu bezeichnen und so mancherlei
Hoffnungen zu erwecken. Die zwischen Oesterreich vind den
Seemächten seit einiger Zeit andauernde Spannung erleicliterte
ihm allerdings das Spiel. Denn während Kaunitz dem Lord
Sandwich und Bentinck gegenüber gerade nicht seine liebens-
würdige Seite hervorkehrte, entwickelten sich zwischen ihm und
St. Severin bald freundlichere Beziehungen, welche von dem
Franzosen mit besonderem Geschick benutzt wurden, dem
österreichischen Vertreter glaubhaft zu machen, das es möglich
sein dürfte, eine den Wünschen des Wiener Hofes entsprechende
Vereinbarung zu Stande zu bringen.
Der Wiener Hof sah der Friedensverhandlung auf dem
Congresse nichts weniger als vertrauen voll entgegen. Man be-
\xrtheilte die Sachlage im Ganzen ziemlich richtig und hielt
sich für isolirt. Die bisherigen Bundesgenossen sehnten sich
nach Frieden, die Verhältnisse in Holland waren traurig, müh-
selig brachte man die Geldmittel zu den nothwendigen Rüstun-
gen zusammen, die Geldwelt verhielt sieh ziemlich spröde, die
Rufe nach Ruhe und Frieden Hessen sich in Wort und Schrift
mit erneuerter Vehemenz vernehmen, und insbesondere in ein-
zelnen Provinzen, die vom Anfang an eine grosse Abneigung gegen
die Führung des Krieges au den Tag gelegt hatten, mehrten sich
die Stimmen, welche um jeden Preis eine Beendigung des lang-
wierigen Streites heischten. Die Publicistik war schon damals
in Holland eine nicht zu unterschätzende Macht, die bei viel-
fachen Gelegenheiten ausschlaggebend war. In zahlreichen
Broschüren imd losen Flugschriften, die viel gesunden Sinn
bekundeten, wurde die Lage der Republik in eingehender Weise
erörtert. Die Beziehungen Oesterreichs zu England waren
äusserlich wohl ungetrübt, glatt und höflich in den Formen,
innerlich hatten sich die Wiener Kreise dem bisherigen Bun-
desgenossen längst entfremdet. Man nährte die Ueberzeugung,
dass man sich auf die gesammte Regierung Englands nicht
verlassen könne und bei streitigen Fragen die einzelneu
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englischen Staatsmänner mehr mit den Gegnern sympathisiren
und den Forderungen und Wünschen der Kaiserin wenig Rech-
nung tragen würden. Von Chesterfield glaubte man^ dass er
sich Preussen, von Newcastle, dass er sich Sardinien zuneige.
Und gerade diesen beiden Staaten gegenüber konnte der Wiener
Hof seine fast feindselige Abneigung nicht überwinden. Die
den englischen Staatsmännern zugeschriebenen Absichten basirten
nicht auf durchweg richtigen Voraussetzungen, auch die Gründe,
worauf man sich stützte, um die nicht vollkommen freundliche
Haltung Englands zu erweisen, waren nicht stichhaltig. Man
wähnte, dieses sei einer Garantie des Dresdener Friedens blos
aus feindseliger Gesinnung gegen die katholische Religion ge-
neigt. ,Es sei betrüblich sich in solchen Umständen zu befinden,
und noch betrüblicher, dass man das minder Schädliche eher
von den Feinden als von den Bundesgenossen erhoffen könne',
heisst es in einem Rescripte an Kaunitz. , Guter Rath ist
solchemnach theuer, dennoch aber nöthig keine gegen einander
streitende Entschliessungen, sondern das minder Schädliche vor
dem Uebelsten auszuwählen.' ^
Dieses , minder Schädliche' war die Anbahnung eines
Einverständnisses mit Frankreich. Die Berichte des säch-
sischen Gesandten in Paris, Loos, erregten die eitle Hoffnung
in Wien, dass man viel eher durch Abschliessung von Praeli-
minarien mit Frankreich, als in Verbindung mit den Seemächten,
einen genehmen Frieden erreichen werde. Bereits am 26. Fe-
bruar berichtete Graf Loos, dass St. Severin Mitte März in
Aachen eintreffen werde und den Aufti'ag habe die in Paris
zwischen ihm und den französischen Ministern vereinbarten
Präliminarien mit dem Grafen Kaunitz endgültig zum Abschluss
zu bringen. Diese sollten sodann als Grundlage weiterer Ver-
handlungen zwischen England und Spanien dienen, und auf
diese Weise das Friedenswerk seinem Abschlüsse zugeführt
werden. 2
In Wien wünschte man nun allerdings die Unterzeich-
nung in Paris, noch vor Eröffnung des Congresses zu Aachen,
zu bewerkstelligen. Noch ehe die Kunde von dem zwischen
1 Kais. Res. an Kaunitz vom 9. Januar 1748. (W. Arch.)
2 Vergleiche die Geheimnisse des sächsischen Cabinets, Stuttgart 1866
Band I. S. 191.
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Loos und dem französischen Ministerium verabredeten Ab-
machungen hieher gelangt war, ermächtigte ein kaiserliches
Handschreiben den sächsischen Gesandten in Paris, die ihm
überschickten Präliminarartikel zu unterzeichnen. (16. Febr.)
Sie beruhten auf jenen Grundsätzen, an welchen man in Wien
fortwährend mit grosser Zähigkeit festhielt. Einerseits aus-
nahmslose Rückstellung der österreichischen Niederlande von
Seiten Frankreichs, anderseits Verpflichtung der Kaiserin, der
etwaigen Forderung Frankreichs, Dünkirchen in dem Zustande
zu erhalten, in welchem es sich zur Zeit befindet, keine Schwie-
rigkeiten entgegenzusetzen. Die Kaiserin erklärte sich ferner
bereit Furnes abzutreten, die Differenzen bezüglich der Encla-
ven von Hainault und der Abtei St. Hubert auf das freund-
schaftlichste möglichst bald auszugleichen, endlich machte sie
sich anheischig, nebst der Rückgabe aller genuesischen und
modenesischen Gebiete, Parma und Piacenza an Don Philipp
abzutreten. '
Es war das Aeusserste, wozu man sich in Wien bequemen
wollte. Und doch zeigte es eine schiefe Beurtheilung der Sach-
lage, wenn man auch nur einen Moment wähnen konnte, dass
Frankreich bereit sein werde auf dieser Grundlage ein Ab-
kommen mit Maria Theresia zu treffen. Zwar war eine Con-
cession gemacht worden, welche zu gewähren man bisher stand-
haft verweigert hatte. Man bot Furnes freiwillig an, obwohl
Frankreich bei den zuletzt gepflogenen Verhandlungen schliess-
lich von der Rückgabe von Furnes und dessen Burgfriedens
abgegangen war, theils um klar an den Tag zu legen, dass
man nicht selbstsüchtig nur auf sein eigenes Interesse be-
dacht sei, jtheils um den französischen Hof von dem Ueber-
mass des guten Trauens und Glaubens zu überzeugen.^ Etwas
anderes vermochte man auch Frankreich nicht zu bieten. In
Bezug auf Dünkirchen und das Gap Breton enthielt der Ent-
wurf nur allgemeine Phrasen. Der Vortheil lag unstreitig nur
auf Seite Oesterreichs. Es sicherte sich die vollständige Rück-
gabe der Niederlande, ferner war der die italienischen Staaten
betreffende Artikel so gefasst, dass er einer Ueberlassung jener
Gebiete, welche im Wormser Tractate an Sardinien waren ab-
1 Vergl. Geheimnisse d. sächsischen Cabinets, Band I, 192 fg.
17
getreten worden, keine Handhabe bot. Die Garantie Schle-
siens war natürlich aust^eschlossen.^
Die französische Regierung lehnte die Unterzeichnung
von Praeliminarien iu Paris unter dem Vorwande ab, dass St.
Severin ohnehin vollständig instruirt sei, im Begriffe stehe ab-
zureisen und den Auftrag erhalte mit Kaunitz die nöthigen
Vereinbarungen zu treffen. In Wien witterte man die dahinter
verborgene Absicht nicht. ,Es sei ein gutes Kennzeichen,'
heisst es in einem Rescripte an Kaunitz, ,dass der französische
Hof antrage in zwei oder drei Unterredungen mit Dir Alles
zu schliessen.'
Kaunitz erhielt den Auftrag mit Frankreich ein Separat-
abkommen zu treffen. Nach allen Richtungen wird dieser
Gegenstand erörtert, jeder Einwand, den Frankreich etwa
machen könnte, im vorhinein behoben. Nach keiner Richtung
wollte man das Geheimniss verrathen, nui- dem treuesten Bun-
desgenossen glaubte man es mittheilen zu sollen. Der russische
Hof wurde von den Verhandlungen in Kenntniss gesetzt.
Fürchtend, dass Fi-ankreich sich dadurch vielleicht bestimmen
lassen könnte das Uebereinkommen fallen zu lassen, erliess
man an Kaunitz die Instruction, diesen Schritt zu rechtfer-
tigen. ,Man könne sich unmöglich von Russland trennen',
heisst es in einem Handschreiben vom 8. März 1748. ,Die
Wohlfahrt und Sicherheit der deutschen Erbländer, folglich des
Centri der österreichischen Monarchie, hängen von der Vereini-
gung mit demselben ab. Niemand werde durch dies Bündniss
bedrohet. Franki'eich habe keinen Grund deshalb eifersüchtig
zu sein. Man solle dafür einstehen, dass Schweden nichts zu
besorgen habe, falls es sich ruhig verhielte. Es könne Frank-
reich nicht gedient sein das Einverständniss zwischen Oester-
reich und Russland trüben oder schwächen zu wollen, ausser
es wollte sich zum Nachtheile Oesterreichs auch künftighin mit
Preussen verbinden. Abgesehen davon, dass dies unchristlich
wäre, stimme dies auch mit dem französischen Interesse nicht
überein.' Kaunitz wird angewiesen, alles Mögliche anzuwenden,
um Frankreich von Preussen abzuziehen, allein durchaus nicht
' Vergl. Geheimnisse des sächsischen Cabinets Band I, 192, wo jedoch dei-
Gegenstand nicht erschöpfend behandelt ist.
Archiv. Ba. XLVII. I. Hälfte. 2
18
etwa deu Argwohn Platz greifen zu lassen, als ob man in Wien
gegen Preussen irgend etwas im Schilde führe. '
Die Frage einer selbstständigen Vereinbarung mit Frank-
reich wurde in den Rescripten an Kaunitz zu wiederholten
Malen ausführlich erörtert, fortwährend der dringende Wunsch
ausgesprochen mit Frankreich zum Abschlüsse zu kommen.
Dem englischen Botschafter gegenüber wird ihm vorgezeichnet,
sich gleichförmig und ruhig zu verhalten, bis die Praeliminarien
mit St. Severin abgeschlossen seien.
St. Severin trat nicht auf Grundlage des von Wien nach
Paris gesendeten Entwurfes in Verhandlung, er übergab dem
Grafen Kaunitz am 29. März ein Gegenproject. Dieser fand
es hart und von jenen Versprechungen, welche man dem säch-
sischen Gesandten gemacht, ziemlich abweichend. Darauf erwie-
derte St. Severin : Frankreich habe sich gegen den sächsischen
Hof nicht offen herauslassen können, Brühl sei ein Spitzbube,
jetzt sei das Geschäft in bewährten Händen, an einem glück-
lichen Ausgange sei nicht zu zweifeln; er wünsche zum Ab-
schlüsse zu gelangen, ehe die spanischen, genuesischen und
modenesischen Minister ankämen. •^ Anfangs April fanden wei-
tere Besprechungen statt, St. Severin formulirte seine Bedin-
gungen. Dünkirchen müsse in dem gegenwärtigen Stande
bleiben, der König halte es für Ehrensache die Befestigungen
nicht schleifen zu lassen, Genua und Modena müssen vollstän-
dig restituirt werden, ob man Savoyen oder Parma und Pia-
cenza an den Infanten abtrete , sei dem französischen Hofe
gleichgültig, wenn letzteres der Fall sein sollte, müsste für
das Gebiet diesseits des Po ein zureichendes Aequivalent be-
willigt werden; es sei nicht daran zu denken, dass Spanien
und Frankreich die in dem Frieden vom J. 1738 gemachte
Renunciation bezüglich Neapels und Siciliens auf die Nach-
kommen des Don Carlos beschränken lassen werden ; bezüglich
des Cardinalinfanten erwarte er weitere Befehle, Pleystein sei
an Churpfalz zu restituiren, von einer Incorporation des Stato
degli Presidij wolle Frankreich nichts wissen, sie würde nur
bewilligt werden, im Falle Don Philipp in Neapel nachfolgen
1 Kais. Res. vom 8. März 1748.
2 St. Severin sagte zu Kaunitz: Nous sommes persuades de la probite du
Roi de Pologne, mais Mr. de Brühl est un fripon, il ne nous aime pas,
il nous liait et il est vendu k la Russie. Kaunitz an Uhlfeld 29. März 1748.
19
•
und die privative Verleihung des Toison von Seite Spaniens
bewilligt würde. ' Bezüglich der Durchführung der Prälimina-
rien sei ein zureichender Modus festzusetzen, die beiden von
Oesterreich vorgeschlagenen geheimen Artikel könne Frank-
reich nicht annehmen.
Diese Vorschläge wurden am Wiener Hofe nicht ganz ent-
schieden zurückgewiesen. Dagegen war man über das von
Sandwich ausgearbeitete Project ungemein erbittert.'^ Es sei so
beschaffen, ,dass man es eher zu Versailles oder Madrid, als
zu London verfasst worden zu sein , glauben solltet ,So un-
gereimt und schädliche Dinge^, heisst es in einem kaiserlichen
Rescripte vom 9. April, , gleich in dem französischen Projecte
einkommen, so sind sie jedoch mit jenen Bedingnissen, welche
uns von Engelland aufgedrungen werden sollen, keineswegs zu
vergleichen.' Besondern Eindruck machte, dass weder von einer
Einbeziehung des Königs von Preussen in die Garantie die
Rede war, und andrerseits auch der vorgeschlagene Modus eines
Etablissements für Don Philipp dem Wiener Hofe mehr be-
hagte. Kaunitz wurde daher angewiesen, für den Fall, als
Sandwich auf eine bestimmte Erklärung dringen sollte, eine
• ausweichende Antwort zu ertheilen, man müsse sich die Sache
wohl überlegen, da das Elaborat Englands bedenkliche Punkte
enthalte. Die Tendenz des Wiener Hofes war , , Zeit zu ge-
winnen, mittlerweile mit Frankreich zu einem Abschlüsse zu kom-.
men, um sodann England gegenüber , klarer sprechen zu könnend
Falls Kaunitz die Gewissheit habe , dass die Bundesgenossen
Oesterreich aufzuopfern bereit wären, habe er dem Grafen
St. Severin zu erkennen zu geben, dass er bezüglich Savoyens
Verhaltungsbefehle einholen wolle, und zwar in einer solchen
Weise, dass die grosse Wahrscheinlichkeit einer Annahme die-
ses Punktes dem französischen Gesandten ersichtlich wäre. Er
(habe demselben auch begreiflich zu machen, dass England und
Preussen um die Wette dahin arbeiten, die vornehmsten ka-
tholischen Mächte zu schwächen, mithin es im beiderseitigen
Interesse läge , sich gegen derartige Absichten miteinander zu
verbinden.
Die österreichische Regierung führte, trotz ihres lebhaften
Wunsches mit Frankreich eine Vereinbaruna; zu Stande zu brin-
' Depesche des Grafen Kaunitz v. 8. April 1748.
2 Kais. Kes. an Kaunitz v. 8. April 1748.
2*
20
g-en, in Bezug auf die Annahme oder Nichtannahme der fran-
zösischer Seits gemachten Bedingungen keine ganz klare Sprache
und band Kaunitz die Hände. Man wich immer nm' um einen
Schritt zurück. Die Verhandlungen mit Severin rückten daher
nicht von der Stelle und Hessen auf diese Weise dem französi-
schen Gesandten Zeit, sich auch der vollen Greneigtheit Englands
und Hollands zum Abschlüsse zu kommen zu versichern. Oester-
reich hatte nur die Restituirung der Niederlande im Auge,
welche nach Abschluss der Präliminai-ien erfolgen sollte. Darauf
wollte Frankreich nun nicht eingehen. Von seinem Standpunkte
mit vollem Rechte. Wie wenn England die Herausgabe des
Cap Breton verweigerte? Welche Garantie hatte Frankreich
durch den Abschluss von Präliminarien mit Oesterreich für die
Wiedererlangung dieses ihm so werthvollen Objectes? Frank-
reich wäre nicht in der Lage die Herausgabe durch einen ma-
ritimen Kampf zu erzwingen, bemerkte St. Severin dem Gra-
fen Kaunitz ; es müsste daher die eroberten Länder als Pfand
in Händen behalten. Selbst wenn England die zwischen Frank-
reich und Oesterreich vereinbarten Präliminarien annehmen
würde, war der französischen Regierung keine Handhabe gebo-
ten, die überseeischen Besitzungen zurück zu erhalten, denn
in denselben war des Cap's mit keinem Worte Erwähnung ge-
schehen. Auch der schliessliche Vorschlag des österreichischen
Ministers, bis zur Generalpacification die längs der Nordseeküste
gelegenen Plätze und Gebiete zu behalten, den Rest aber her-
auszugeben, half über die Schwierigkeiten nicht hinweg.
Kaunitz that alles mögliche zum Ziele zu kommen. Er
schlug vor, die Restitution der Niederlande von dem Beitritte
Hollands zu den Präliminarien abhängig zu machen. Auch die
Schwierigkeit mit Dünkirchen suchte er zu umgehen. Oester-
reich hatte kein Interesse an der Erhaltung oder Zerstörung
der dortigen Festungswerke , wenn es nur nicht verbindlich
gemacht wurde, eventuell gegen England eintreten zu müssen.
Auch dieser Punkt sollte mit Stillschweigen übergangen wer-
den, und da St. Severin hierauf nicht eingehen wollte , bot er
für den Fall, als die Seemächte die Demolirung unbedingt for-
dern würden, die Abtretung von Furnes an. An Genua und
Modena sollten die vei'lornen Gebiete rückerstattet werden ; der
Privatgüter geschah jedoch keine Erwähnung. Don Philipp sollte
Savoyen mit dem Rückfall an Sardinien erhalten, diesem wäh-
21
rend dieser Zeit Parma und Piaccnza eingeräumt werden. ' St.
Severin lehnte nicht ab, er wolle nur neue Verhaltungsbefehle
abwarten, Hess er sich vernehmen. Ob es ihm ernstlich um
eine Vereinbarung mit Oesterreich zu thun war, oder ob er
nur die Verhandlungen mit Kaunitz benützen wollte, um eine
Pression auf die Seemächte auszuüben? Gewiss, wenn sich
Oesterreich rasch entschlossen hätte, die von Fi'ankreich ge-
machten Vorschläge anzunehmen, war es allem Anschein nach
nicht zweifelhaft , dass ein Abkommen möglich gewesen wäre.
Aber Oesterreich hätte sich verbindlich machen müssen, even-
tuell zur Bekämpfung Englands mit Frankreich gemeinsame
Sache zu machen. Wie die Dinge lagen, hatte Oesterreich
Frankreich nichts zu bieten, und gerade jene Punkte, auf welche
es diesem zumeist ankam, waren unbefriedigend oder vollstän-
dig ungelöst geblieben.
Durch die von Oesterreich in Paris eingeleiteten Friedens-
verhandlungen hatte St. Severin vor den Bevollmächtigten der
Seemächte einen grossen Vortheil voraus. Er hatte sich nicht
erst zu bemühen, die Gegner zu entzweien, der Bruch war
vollzogen. Dass zwischen Oesterreich und seinen bisherigen
Bundesgenossen kein freundliches Einvernehmen obwalte, war
von vornherein klar. Die schon eingetretene Entfremdung wurde
durch die Beprechungen des österreichischen Ministers mit
den Gesandten der Seemächte nur noch gesteigei't. Sandwich
erfüllte nur seine Pflicht, wenn er fortwährend betonte, dass
man an den Frieden denken müsse, und den Weisungen seiner
Regierung gemäss Oesterreich zur Nachgiebigkeit zu bewegen
suchte. Er möge nur Kaunitz vorstellen, schrieb ihm Newcastle,
dass dieser Krieg der englischen Nation 20 Millionen gekostet
habe, um das Haus Oesterreich von weiterem Ruin zu erretten,
die Abtretungen an Preussen und Sardinien wären nothwendig
gewesen, den Rest zu erhalten, sonst hätte die Königin von
Böhmen und Ungarn alle italienischen und deutschen Besitzun-
gen verloren. 2
Allein Kaunitz setzte allen Auseinandersetzungen des eng-
lischen Ministers nur eine ablehnende Haltung entgegen. Auch
' Depesche von Kaunitz vom 8. und 18. April 1748, letzterer Depesche lie^t
auch ein Entwurf von Kaunitz bei.
2 Newcastle an Sandwich vom 29. März 1748. H. A,
22
in Wien nahm man von Seiten Frankreichs kommende Anträge,
und mochten sie auch noch so hart lauten, nicht mit solcher
Schroffheit auf, wie das geringste Ansinnen von englischer
Seite. Von dem Feinde Hess man sich Alles gefallen, während
man sich den Zumuthungen der bisherigen Bundesgenossen gegen-
über spröde erwies.
P]s ist zweifellos, es war den Seemächten ernstlich um
den Abschluss des Friedens zu thun. Nur sahen sie keine Mög-
lichkeit den Wirren ein Ende zu machen, wenn Oesterreich
sich weigerte einige Opfer zu bringen. Auch wünschten sie nicht
hinter dem Rücken desselben mit dem Gegner einig zu werden.
Nur ein festes Zusammenhalten sei die einzige Bürgschaft, dass
Frankreich seine Ansprüche nicht höher schraube. Nur durch
Ernst und Entschiedenheit werde Frankreich in einen Frieden
willigen. Man dürfe Frankreich nicht die geringste Möglich-
keit bieten, Zwiespalt unter den Bundesgenossen herbeizu-
führen. ' Mit grossem Misstrauen beobachteten sie die Schritte
des Grafen St. Severin. Sie fanden schon darin etwas Ver-
dächtiges, dass St. Severin ohne Mitcollegen angekommen sei
und sie waren der Ansicht, dass er blos die Zeit benützen
wolle, um jeden der Alliirten abgesondert zu sondiren. Man
witterte irgend einen Hintergedanken bei St. Severin's Vorgehen.-^
Bentinck trieb seine politischen Freunde im Haag an, die er-
forderlichen Vorbereitungen zu einem Feldzuge zu treffen, denn
es sei nur zu gewiss, dass Frankreich den Feldzng mit grösst-
möglicher Energie zu führen gesonnen sei ; man dürfe dem
Feinde nicht die geringste Schwäche zeigen, sonst sei Alles
verloren. ^ Nur durch eine einmüthige Haltung der Verbünde-
ten könne Frankreich von vornherein zur Ueberzeugung kom-
men, dass seine bisherige Taktik, Zwiespalt zu säen, erfolglos
bleiben werde.
Erst Ende März fanden die ersten eingehenderen Bespre-
chungen zwischen Frankreichs und Englands Vertretern statt,
ohne eine haltbare Handhabe zu liefern. Die französischen
Ansprüche hatten sich nicht ermässigt, sie waren sogar in den
' Bentinck an Fagel 31. März 1748. (Haager Archiv.)
2 II y a dans ce delai de la France quelque chose de cache que je ne pnis
pas demeler ni penetrer encore. Bentinck an Fagel 2. April 1748. (Haa-
ger Archiv.)
3 Bentinck an Fagel am 5. und 11. April 1748. (Haager Archiv.)
23
letzten Monaten emporg-eschnellt. Die kleineren nnd grösseren
Erfolge, welche Frankreichs Heere erfochten, die genaue Ver-
trautheit mit den gerade nicht bedeutenden Hilfsmitteln der
Gegner trugen naturgemäss zur Steigerung der französischen
Forderungen bei. Auch die mit Oesterreich eingeleiteten Ver-
handlungen blieben wahrscheinlich nicht ohne Einfluss. Am
meisten zeig-te sich dies bei dem Dünkirchen betreffenden Punkte.
Im Friedensproject des Marschalls von Sachsen, welches den
Besprechungen zu Lüttich zu Grrunde lag, war blos die Forde-
rung gestellt, dass Dünkirchen auf der Landseite befestigt wer-
den dürfe, während der Fortification der Seeseite keine Er-
wähnung geschah. ' Jetzt wurde auch diese verlangt. England
beharrte dagegen dabei , dass die auf der Land- und Seeseite
aufgeführten Befestigungswerke geschleift werden müssten. Auch
bezüglich der Wiedergabe von Furnes hatte Frankreich seine
Ansicht geändert; früher war es dazu bereit, jetzt überging es
diesen Punkt mit Stillschweigen. Bei der Forderung Englands
die Nachkommenschaft des Prätendenten betreffend, machte es
Schwierigkeiten. Ferner war es nicht geneigt seine Einwilligung
zur Ueberlassung von Finale an Sardinien zu geben, welche
England warm befürwortete. Die englischen Staatsmänner woll-
ten endlich klar sehen. Sandwich erhielt den Auftrag, ein
Project auszuarbeiten, dasselbe dem französischen Gesandten
zu übergeben und ein Gegenproject zu verlangen, damit man
endlich die Bedingungen Frankreichs kennen lerne!
In einer längeren Unterhaltung zwischen Sandwich und
St. Severin wurden die wichtigsten zu erledigenden Punkte zur
Sprache gebracht. Ueber das Don Philipp zu gewährende
Etablissement äusserte sich der französische Botschafter nicht
in bestimmter Weise, darauf hinweisend^ dass er in dieser Be-
* Geheimnisse des sächsischen Cabinets Band I. S. 189. Newcastle an Sand-
wich, Whitehall 5. April 1748. As to the Article relating to the cession
of Furnes and the fortifications of Dunkirk, there seems to be a very
material alteration, from that contained in Marshai Saxe's Plan. For tho
the cession in entirely drop'd (which undoubtedly is a very considerable
point) yet what is now demanded, with to Dunkirk, ext ends, not only the
fortifications to the Land, but gives France liberty to erect fortifications
to the Sea, and to restore the port, and Harbour of Dunkirk, in all re-
spects (if they think propre) to the State it was in before the treaty of
Utrecht, which can never be agreed to. (Mscr.)
2 Newc. an Sand. 29. März und 5. April 1748.
24
Ziehung nur im Einvernehmen mit dem spanischen Minister
vorgehen könne, indess seiner Meinung nach sei ein massiges
Gebiet alles, was billiger Weise gefordert werden könne ; Parma
allein würde jedoch nicht ausreichen, er könne nie einwilligen,
dass Finale an Sardinien komme , auf der Cession von Furnes
werde Frankreich nicht beharren, um so bestimmter und peremp-
torischer bezüglich Dünkirchens bei seinen Forderungen festhalten.
Ueber den Punkt, betreffend die Nachkommenschaft des Präten-
denten, gab St, Severin keine positive Antwort, doch empfing Sand-
wich einen solchen Eindruck, dass er berichten zu können glaubte,
dieser Punkt werde die Verhandlung nicht aufhalten. In gleichem
Sinne äusserte sich St. Severin zu Bentinck, nur machte er den
Zusatz, dass das Don Philipp einzuräumende Etablissement auf
Kosten der Königin von Ungarn gefunden werden müsse. '
Zwischen den Gesandten Englands, Hollands und Oester-
reichs war der Verkehr ein blos äusserlicher. Die schwebenden
Fragen wurden nicht eingehend erörtert, Kaunitz hoffte damals
auf einen vollständigen Erfolg seiner Verhandlungen mit Frank-
reich. Er stimmte mit Bentinck darin überein, dass alle mög-
liche Mittel angewendet werden müssten, den Krieg zu beenden,
um so mehr da letzterer grau in grau malte. Alle Bundes-
genossen Oesterreichs , sagte Kaunitz, seien ausgesogen, des
Krieges müde, es bleibe der Königin von Ungarn nichts übrig,
als Hand in Hand zu gehen mit den Verbündeten; die Hoff-
nung, Frankreich zurückzudrängen, müsse man leider aufgeben.
Nach solchen Erklärungen gaben sich die Gesandten Hollands
und Englands der Hoffnung hin, dass es ihnen doch möglich
sein werde, mit Oesterreich vereint zu bleiben. Man muthete
Maria Theresia die Abtretung eines Gebietes in Italien an Don
Philipp zu. Ihr Gesandter gab keine entschieden abwehrende
Antwort, nur wünschte er, dass nichts übereilt werde. Dies
stimmte auch ganz mit den Ansichten von Bentinck und Sand-
wich überein, und die beiden ergingen sich in Momenten, wo
sie sich in Uebereinstimmung mit Kaunitz wähnten, sogar in
grossen Lobeserhebungen über denselben.
Allein mancherlei Differenzen hinderten denn doch ein
einmüthiges Zusammengehen. Ueber den Turiner Hof sprach
sich Kaunitz zu wiederholten Malen in solch peremptorischer
' Bentinck an Fagel, 10, April 1748 (Haager Reichs-Archiv).
25
Weise aus, dass von vornherein mit einer gewissen Sicherheit
angenommen werden konnte, Oesterreich werde nicht gutwillig
in die Bestätigung der im Wormser Vertrage gemachten Ces-
sionen willigen, Chavannes machte in gleicher Weise seinem
Unmuthe über den Wiener Hof Luft. ' Die Gesandten der
Seemächte versuchten alles Mögliche, den Zwiespalt zwischen
Chavannes und Kaunitz zu beseitigen. Sie versuchten An-
fangs durch Ueberredung zu wirken, aber erfolglos.
Trotzdem im Haag noch vor Eröffnung des Congresses
zwischen den holländischen und englischen Ministern Con-
ferenzen abgehalten worden waren, denen auch der öster-
reichische Gesandte und Chavannes beigewohnt hatten, um sich
über die Art und Weise des Vorganges, über die ganze Haltung
Frankreich gegenüber zu verständigen , - bestanden selbst
zwischen den Vertretern Hollands und Englands mancherlei
abweichende Ansichten, welche nicht leicht ausgeglichen werden
konnten.
Einer dieser Punkte war die Garantie von Schlesien und
Glatz an den König von Preussen. England war von vornherein
dafür, durch eine Gesammtgarantie der europäischen Mächte
diese Gebiete Friedrich H. völkerrechtlich sicherzustellen und
etAvaigen Bestrebungen Oesterreichs um Wiedergewinnung der-
selben vorzubeugen. Die englischen Minister waren wohl von
der Opposition Maria Theresia's in dieser Beziehung unter-
richtet und witterten vielleicht nicht mit Unrecht in diesem
Widerstände geheime Absichten des Wiener Hofes. Die hol-
ländischen Minister ergriffen entschieden P-artei für die öster-
reichische Ansicht und sprachen sich gegen die geforderte Ga-
rantie aus. Am energischesten eiferte Bentinck dagegen,
Hasselaer stand ganz auf seiner Seite, der Prinz zeigte sich
unentschieden.
' Bentinck an Fagel, 10. April 1748. J'ai trouve Mr. de Chavannes aussi
pique contre la Coiir de Vienne,' que Mr. de Kaunitz contre celle de
Turin. In ähnlicher Weise Sandwich an Newcastle, 18. April 1748.
(Chavannes) he is persuaded, they will (the Court of Vienna) immediately
di'aw all their force towards Italy and fall upon the king of Sardinia,
who by what he has seen of their late conduct with regard to him, has
no favour to expect at their hands. Dasselbe berichtet Bentinck am 21.
April 1748.
- Reischach an Kaunitz, Haag, 3. April 1 748. Wiener Archiv.
26
Auch bei den Besprechungen in Aachen war eine Ueber-
einstimmung unter den Verbündeten über diesen Punkt nicht
erzielt worden. Kaunitz hielt an seinen Instructionen fest, Sand-
wich drang in ihn, neue Weisungen zu verlangen, er musste
sich jedoch bald überzeugen, dass der Wiener Hof nicht ein-
Avilligen werde, wenn nicht von Seiten Englands energische
Schritte geschähen. ' Andererseits konnte die Angelegenheit
bei den Mitgliedern des Congresses nicht zum Abschlüsse ge-
bracht werden, ehe eine Resolution der Republik vorlag. Und
da dieser Gegenstand der Zustimmung der Provinzen bedurfte,
gab sich Bentinck lebhaft der Hoifnung hin , dass diese
ihre Zustimmung versagen würden. ^ Indess hatte man sich
im Haag mit diesem Gedanken allmälig befreundet. Legge,
der sich über Holland nach Berlin begab, bemühte sich, eine
England zustimmende Entscheidung herbeizuführen. Die hol-
ländischen Staatsmänner machten wohl Schwierigkeiten, lehnten
jedoch nicht ab, sie wollten sich die Hände nicht eher binden,
ehe sie sich überzeugt hatten, dass auch der König von Preussen
zu Gunsten der Alliirten etwas thun werde. Sie wünschten,
er möge seinen Einfluss aufbieten, damit Frankreich in einen
ehrenvollen Frieden willige. Legge war beauftragt, am Ber-
liner Hofe in diesem Sinne zu wirken und Friedrich aufzu-
fordern, bei Frankreich Schritte zu thun, dass es einwillige,
auf Grundlage der Herausgabe aller Eroberungen den Frieden
abzuschliessen. , Reicht der Credit des Königs von Preussen
so weit', schrieb der Greffier Fagel an Bentinck, ,so könne
man ja eine gegenseitige Garantie mit demselben eingehen.
Und obwohl ich Ihre Ansicht theile, dass es besser wäre, wenn
Schlesien der Kaiserin gehören möchte, bin ich doch überzeugt,
dass, wenn der Wiener Hof dasselbe wieder erlangen will, er
ganz Europa in Brand stecken würde. '^
1 Sandwich an Newcastle, Aachen, 27. März N. S. 1748 (Mscrpt).
2 Je vouR prie de prendre bien garde k ce que nous faisons par rapport k
la garantie de Silesie — — j'espere que cette affaire, qui doit aller
aux Provinces, sera si bien examinee, qu'elle echouera. Bentinck an
Fagel 26. März 1748 (Mscr.).
3 Fagel an Bentinck, Haag, 9. April 1748. (Mscrpt.) D'un autre cote, heisst
es sodann, n'avons-nous aucun menagement avec le roi de Prusse?
N'est-il pas un voisin, qni nous peut dire le Holla, quand il verroit,
que nos affaires iraient trop bien. D'oü vient que l'Angleterre , qui cer-
27
So standen die Verhandlungen in dei^ zweiten Hälfte des
Monats April. Man war noch keinen Schritt weiter gekommen,
die geringen Resultate der bisherigen Verhandlungen zwischen
Kaunitz und St. Severin einerseits, sowie andererseits die
von den seemächtlichen Gesandten gewonnene Ueberzeugung,
dass es fast unmöglich sei, in Gemeinschaft mit Oesterreich
vorzugehen, wenn endlich ein Abschluss erzielt werden sollte,
führten eine Annäherung zwischen Frankreich und den See-
mächten herbei. Noch Anfangs April glaubte Puysieux an-
nehmen zu müssen, dass mit England nichts zu machen sein
werde , indem er der Ansicht huldigte , dass dieses nur dahin
arbeite, Spanien von Frankreich zu trennen. Die Instruction
St. Severins, welche dahin lautete, vornehmlich auf ein Ab-
kommen mit dem englischen Bevollmächtigten sein Augenmerk
zu richten, wurde dahin abgeändert, dass St. Severin die Wei-
sung bekam , mit Oesterreich abzuschliessen , sobald er die
Ueberzeugung- gewonnen zu haben glaube, dass es diesem efnst-
lich um den Abschluss eines Friedens zu thun sei.' Noch in
den letzten Tagen des Monats April hatte es allen Anschein,
dass zwischen Frankreich und Oesterreich ein Separatabkommen
werde getroffen werden. Puysieux sprach sich dahin aus, dass
der von Kaunitz vorgelegte Präliminarvertrag in vielen Punkten
angenommen wei'den könne, in anderen seien jedoch Abän-
derungen nothwendig. - Allein der französische Staatsmann
konnte sich doch nicht verhehlen, dass eine Vereinbarung mit
England viel sicherer Erfolg haben und rascher von Statten
gehen könnte. ^
Aehnliche Gesichtspunkte waren für St. Severin mass-
gebend, doch eher ein Abkommen mit England herbeizuführen.
tainement n'a pas autant k craindre de lui que la Eepublique, le veut
menager avec tant de precaution.
' Puysieux au Severin : Le Roi est persuade que vous ne feriez rien en
Angleterre — — — Dans les circonstances le Eoi m'ordonue de vous
mander, que vous n'avez rien de mieux k faire, que de finir avec la Cour
de Vienne si tant est qu'Elle le veuille et que ce soit en sürete.
2 Le nouveau projet de traite preliminaire qui vous a ete communique par
le Comte de Kaunitz peut etre adopte k certains egards, mais il renferme
des stipulations qui deniandent des eclaircissements et des modifications.
Puysieux an St. Severin, am 24. April 1748. (Mscr.)
3 Vgl. die bei Arneth angeführte Stelle aus einem Schreiben von Puysieux
an St. Severin III. 484, Note 17.
28
Oesterreich war nicht im Stande, allen Wünschen und For-
derungen Frankreichs gerecht zu werden, auch mochte ihm
die zögernde Nachgiebigkeit des Wiener Hofes die Ueber-
zeugung verschafft haben, dass ein gedeihliches Resultat nicht
zu erwarten sei. ^
Auch bei den Seemächten war eine Sinnesänderung ein-
getreten. Oesterreich zu einem gemeinsamen Vorgehen zu be-
stimmen, schien aussichtslos, so lange Kaunitz bei seiner Oppo-
sition in der italienischen Frage beharrte und sich immer mehr
herausstellte, dass eine Nachgiebigkeit von seiner Seite nicht
zu erwarten war. Von vornherein traute Sandwich dem Fran-
zosen keinen rechten Ernst zu und war desshalb nicht gewillt,
mit Oesterreich zu brechen. Nur allmälig vollzog sich der
Umschwung. Severin machte in verschiedenen Gesprächen An-
deutungen, dass Oesterreich mit Spanien separate Verhandlungen
pflege, auch Hess er mancherlei über seine Beziehungen zu
Kaünitz durchschimmern. Von London erhielt Sandwich Weisun-
gen, eventuell mit St. Severin Specialunterhandlungen einzuleiten.
Er entschloss sich die Initiative zu ergreifen, nachdem bereits
mehrere Wochen seit der Anwesenheit der Grafen Kaunitz und
St. Severin verstrichen waren, ohne dass das Friedenswerk
einen Schritt vorwärts gebracht worden wäre.
Am 2ö. April fand sich der englische Bevollmächtigte bei
St. Severin ein. Nach einigen allgemeinen Redensarten zog er
einen kurz gefassten Entwurf eines Präliminarvertrages aus
seiner Tasche, las denselben vor und fragte St. Severin, ob er
der Ansicht sei, dass auf dieser Basis eine Vereinbarung zu
Stande kommen könnte. Im Wesentlichen war den Forderungen
Frankreichs Genüge geleistet; der französische Minister lehnte
nicht entschieden ab, doch wurden an diesem Tage die ein-
zelnen Bestimmungen nicht eingehend erörtert, blos minder
wichtige Punkte kamen zur Sprache.
In den nächsten Tagen nahmen die Verhandlungen zwi-
schen St. Severin und Sandwich einen raschen Fortgang, die
Ce qui m'a encore determine k finir avec l'Angleterre, schrieb St. Severin
an Puysieux am 29. April, c'est qu'outre que je mets fin k tout en meme
temps, je me suis apercju par une conversation que j'ai eu hier avec
Mr. de Kaunitz que nous ne finirons jamais avec la Cour de Vienne qu'en
essuyant des chicanes k l'infini et aux conditions les moins decentes et
plus dures. (Mscr.)
29
wichtigsten Punkte waren bis zum 29. April vereinbart. St.
Severin meldete dem französischen Minister an diesem Tage,
er hoffe, binnen vieruudzwanzig Stunden mit Sandwich ins
Reine zu kommen.
Graf Bentinck, der einzige unter den Vertretern Hollands,
welcher in den Gang der Verhandlungen ganz eingeweiht war,
befürwortete einen einseitigen Abschluss mit Frankreich nicht.
Er war das retartirende Element der Verhandlungen , ohne
jedoch an denselben directen Antheil zu nehmen. ' Allein Ben-
tinck, mit Sandwich innig befreundet, übte indirect einen mass-
gebenden Einfluss, und seinen Bemühungen ist es zuzuschreiben,
dass die Präliminarartikel nicht schon früher zu Stande kamen.
Er warnte vor Uebereilung, schien den Mittheilungen St, Se-
verins über bevorstehende Abmachungen zwischen Oesterreich
und Spanien keinen Glauben beizumessen, hielt die Maaslinie
selbst nach dem Falle Mastrichts nicht für verloren und war
der Ueberzeugung , dass Frankreich nur aus Furcht vor den
anrückenden Russen den Friedensschluss ersehnte. Allein Sand-
Avich hatte ihn mit dem vollen Inhalte der eingelangten Wei-
sungen bekannt gemacht, und da er das innigste Einvernehmen
mit England für die einzig richtige Politik Hollands hielt, fügte
er sich nothgedrungen und Hess selbst jene Forderungen fallen,
die man holländischer Seits in die Präliminarien aufgenommen
* Ueber die Haltung der Holländer spricht sich Sandwich in einer Depesche
vom 5. Mai aus; ihre Instructionen lauteten auf ein Zusammengehen mit
Oesterreich, erst im Verlaufe der Verhandlungen hätten sie eingesehen
dass es nicht anders ginge. Ueber Bentinck's Ehrlichkeit und seine Hin-
neigung zu Oesterreich sprachen sich Bathyany und Reischach in ihren
Berichten an Kaunitz gleichmässig aus. Reischach an Kaunitz, 13. März
1748. Das Misstrauen zwischen Sandwich und Kaunitz war so gross, dass
letzterer dem Engländer durchweg nicht traute Sandwich tadelt die
Wahl Haren's zum Bevollmächtigten, Kaunitz findet nun, dass man sich
gerade dieses Mannes weide bedienen müssen, da Bentinck mit England
Hand in Hand zu gehen scheine. Kaunitz vom 23. März 1748. Bathyany
sah ganz richtig. Er schreibt: Haren macht kein Hehl daraus, qu'il est
mal intentionne pour nous que Bentinck Test Wen. In einem anderen
Schreiben vom 31. März sagt er von Bentinck, ,er sei ein Grund-Ehren-
Mann, er hat alleinig die Beförderung der gemeinsamen Interessen vor
Augen, scheint auch hierüber solid und aufrichtig zu werkh zu gehen'.
,Haren ist ein gefährlicher Mann und sucht Alles , was unsern Namen
führt, anzufeinden, er hat schlechte Principien, eine unanständige Lebens-
art' u. s w. Diese Charakteristik ist auch in der That zutreffend.
30
wünschte, nämlich die Reliabilitiriing- des Kaufvertrages vom
Jahre 1739 und die Gleichstellung Hollands mit England in
dem Verkehre mit den spanischen Colonien. '
Der Auftrag an Sandwich lautete schliesslich dahin, mit
St. Severin ein Uebereinkommen in den wichtigsten Punkten
zu treffen, hieven sodann den Bundesgenossen Mittheilung zu
machen, ihre Mitwirkung zu verlangen, im Weigerungsfalle
aber selbstständig vorzugehen und die Praeliminarien zu unter-
zeichnen. Sandwich war dadurch in eine schwierige Lage ge-
bracht. Einerseits sah er in der Annahme der Praeliminarien
die einzige Möglichkeit endlich einen Abschluss herbeizuführen,
andererseits wurde es ihm unmöglich gemacht die Alliirten von
dem Stande der Dinge in Kenntniss zu setzen. St. Severin
lehnte es entschieden ab mit einem anderen als mit Sandwich
zu verhandeln. Bentinck, der mehrmalige Versuche machte in
dieser Beziehung auf St. Severin einzuwirken, wurde von ihm
ganz einfach mit den Worten abgewiesen, dass Frankreich sich
nicht im Kriege mit Holland befände. Auch der König von
Sardinien sei in demselben Falle wie die Republik, es handle
sich blos darum die Angelegenheiten unter jenen Mächten zu
ordnen, die mit einander im Kriegsstande wären. St. Severin
vermied es mit Bentinck oder mit Chavannes irgendwie tiefer
einzugehen.
Am 30. April war man endlich so weit gekommen, dass
an die Unterzeichnung der Praeliminarien geschritten werden
konnte.
Was Kaunitz anbelangt, verstand es St. Severin vor-
trefflich ihn hinzuziehen. Noch am 25. April sprach Kaunitz
1 Bentincks Aufzeichnungen liefern in dieser Beziehung die sichersten An-
haltspunkte, um den Gang der Verhandlungen im Einzelnen zu verfolgen.
Das Urtheil, welches Arneth im dritten Bande seines Werkes über Ben-
tinck fällt, ist nicht richtig, er stützt sich zumeist auf die Berichte des
Grafen Kaunitz, der natürlich von der Haltung des holländischen Vertre-
ters keine genaue Kenntniss besass. Kaunitz beklagte sich nicht blos
in seiner Depesche an die Minister in Wien über Bentinck, auch in
seinen Briefen an Reischach, den Vertreter Oesterreichs im Ha.ag machte
er seinem Unmuthe Luft. ,Am meisten dürfte unsern Hof schmerzen, dass
Graf Bentinck, ohngeachtet meiner nachdrücklichsten Vorstellungen sich
bei einem so odiosen Geschäft so stark gegen Uns an den Laden gelegt,
und sich völlig von des Mylord Sandwich übereilten Maassnehmun^en,
ohne den geringsten Mittelweg einzuschlagen führen und leiten lassen.
Kaunitz au Reischach v. 1. Mai 1748. (W. A.)
31
seine volle Ueberzeugung aus, dass Frankreich die Kaiserin
bevorzuge, nur wünsche es die Abmachungen zu Stande zu
bringen, ehe es zur Eröffnung des Congresses käme. Die
Schwierigkeiten, welche St. Severin in der Frage über die
erste Visite an Genua und Modena machte, deutete Kaunitz
dahin, dass dies zu Gunsten Oesterreichs geschehe, es sei dies
nur ein Vorwand, um ihm selbst die nöthige Zeit zur Ein-
holung weiterer Verhaltungsbefehle zu lassen.' Der österrei-
chische Bevollmächtigte schöpfte auch dann noch nicht Ver-
dacht, als er am selben Tage von Sandwich erfuhr, St. Severin
hätte beantragt, an die Eröffnung der Conferenzen zu schreiten.
Um seine Meinung befragt, stimmte Kaunitz bei und begab
sich zu St. Severin gemeinschaftlich mit den anderen Bevoll-
mächtigten, die Eröffnung der Verhandlungen zu befürworten.
Er fand sich zu diesem Schritte lediglich bestimmt, um keinen
Verdacht zu erregen. 2 Am 28. bestärkte ihn ein Gespräch
mit St. Severin in seinen Aussichten, in kurzer Zeit definitiv
abzuschliessen. Noch am 30. erklärte ihm St. Severin, dass
er Verhaltungsbefehle über sein mit Kaunitz am 18. gepflo-
genes Gespräch erwarte. Einige Stunden darauf erhielt das
bisher fast unerschütterliche Vertrauen des österreichischen
Bevollmächtigten einen Stoss. ,Ich bin', schreibt er am selben
' Kaunitz an den Kaiser am 25. April 1748. Je pense que la France
desire de s'aecommoder par preference avec Sa Maj. l'Imperati'ice, j'y
vois meme de rempressement. Mr. de St. Severin a essaye, s'il pourrait
me faire expliquer plus favorablement, en m'intimidant par la considera-
tion, que la conclusion de notre negociation deviendi-oit impossible, si
Jamals on ^toit oblige d'ouvrir les Conferences, sans que nous fussions
d'accord auparavant.
Par ma fermete je suis parvenu k faire respecter ma Cour, et par ma
moderation ä augmenter le desir, de se reconcilier parfaitement avec nous.
Votre Majeste pouri-a en juger en partie, par la difficulte que Mr. de St.
Severin a mis sur le tapis par rapport k la premiere visite des Ministres
de Genes et de Modene, qui ne paroit qu'un pretexte, imagine pour dif-
f^rer Touverture des Conferences et laisser par Ik k Nos Cours le temps
de nous faire parvenir nos derniers Ordres.
2 P. S. zu dem angeführten Briefe an den Kaiser. Kaunitz an die Kaiserin
vom 20. April 174S; wobei mein Betragen dergestalt auszumessen mich
beflissen, dass eines Theils bei den alliirten Ministern keinen Verdacht
veranlasse, andern Theils aber die sich ergebende Gelegenheit, mehr Zeit
zu gewinnen, so viel als thunlich offen erhalten und hierin dem franzö-
sischen Minister nicht hinderlich fallen möchte.
32
Tage , eines andern überzeugt worden, denn da ich diesen Mit-
tag die sämmtlichen Minister beim Essen gehabt, so beobach-
tete ich, dass zwischen dem englischen und französischen Ge-
sandten etwas Besonderes abgehandelt wurde, zu dessen
Erläuterung ich ein Mehreres von dem Comte St. Severin zu
erforschen suchte." Kurz darauf erschien Sandwich bei Kau-
nitz, zeigte ihm die vereinbarten Punkte und forderte ihn zur
Mitzeichnung auf. Kaunitz verweigerte seinen Beitritt und
kündigte einen förmlichen Protest an. Auch Chavannes ver-
sagte seine Mitwirkung.
II.
Man kann nicht behaupten, dass Lord Sandwich über das
zu Stande gebrachte Werk sonderlich erbaut gewesen sei.-^
Noch am Tage der Unterzeichnung schwankte er , ob er ab-
schliessen oder abbrechen solle. St. Severin drohte, dass er,
wenn mau nicht zum Abschlüsse gelange, sich an nichts mehr
gebunden halten würde. Dies wirkte. Die Superiorität der
französischen Diplomatie trug den Sieg davon. Hatte doch St.
ScA^erin die Schwäche der Gegner, deren Uneinigkeit kennen
gelernt ; Sandwich hatte den Grafen St. Severin sogar im Vei--
dacht, dass er auf irgend eine Weise von dem Inhalte der ihm
ertheilten Instructionen sich Kenntniss verschafft habe.
Die von einigen Schriftstellern gegen Lord Sandwich
erhobene Anklage , dass er es gewesen , der mit besonderer
Lebhaftigkeit dem Abschlüsse zugedrängt habe, ist nicht richtig.''
' In einem Briefe an den Kaiser in der Nacht vom HO. April auf den 1. Mai
machte Kannitz seinem Unrauthe Luft. Apres mille et mille assurances
de bonne foi, de candeur et du desir le plus sincere de se reconcilier par-
faitement avec l'Auguste Maison d'Autriche la France vient de commettre
le trait du monde le plus noir mais tres digne d'elle. On est encore con-
venu avec moi avant-hier, que nous etions d'accord sur le fond de chose.
2 Vergl. den Brief von Sandwich vom 1. Mai 1748 bei Coxe Memoirs of
Pelham I 497. I cannot flatter myself that these preliminaries are, in
all respects, what could have been wished. They are formed and exe-
cuted in a hurry, and are, of course, not to clear and explicit, in many
places, as works of this delicate nature ought certainly to be. Eine aus-
führliche Rechtfertigung seines Verhaltens in einer noch ungedruckten
Depesche vom 5. Mai 1748.
3 Dieser Ansicht scheint Arneth zu sein. Bei einer genauen Durchsieht
der von Nevvcastle an Sandwich gesendeten Depeschen in den Monaten
33
Sandwich hielt sich genau an die ihm gegebenen Weisungen,
nur in einem Punkte überschritt er dieselben, indem er seine
Zustimmung ertheilte auch Guastalla an Don Philipp abzu-
treten. Dass Sandwich nicht anders handeln konnte, gibt auch
Bentinck zu, der vom Haag aus wiederholt auf die Nothwen-
digkeit mit Oesterreich gemeinschaftlich vorzugehen, aufmerk-
sam gemacht wurde.' Allein auch Bentinck, der bis zum 26.
April nur im Einverständniss mit Oesterreich den Frieden ab-
geschlossen wissen wollte, hatte sich in den letzten Tagen von
der Nothwendigkeit eines selbstständigen Vorgehens überzeugt
und suchte diese nun gewonnene Ansicht den holländischen Staats-
männern im Haag begreiflich zu machen. Die Ansicht, dass
Bentinck den englischen Interessen ganz ergeben gewesen sei
und sich, von Sandwich habe ins Schlepptau nehmen lassen,
ist durchaus unbegründet. Im Gegentheil, er verfocht auf das
entschiedenste ein inniges Zusammenwirken mit Kaunitz.
Allein er glaubte schliesslich an der Ueberzeugung festhalten
zu sollen, dass es dem Bevollmächtigten Oesterreichs eigentlich
nicht ernstlich um einen Frieden zu thun sei, — eine Ansicht,
welche er durch den Hinweis auf die Haltung des Grafen
Kaunitz den Ministern der Seemächte gegenüber zu rechtfer-
tigen suchte.
Zu dieser Wandlung in den Anschauungen Bentinck's
hatte auch der Umstand beigetragen, dass er aus den an Sand-
wich gelangten Weisungen entnahm, wie sehr England auf einen
Abschluss drängte. , Seitdem ich die letzten Ordres an Sand-
wich gesehen habe,' schreibt er am 28. April an Fagel, ,bin
ich in Verzweiflung dai"über, zu sehen, wie sich die Dinge prae-
cipitiren, allein ich sehe kein Heilmittel und glaube, es bleibe
nichts anderes übrig als mit England Hand in Hand zu gehen.'
Er wurde namentlich auch durch die Haltung Kaunitzens be-
März und April ergibt sich, dass dieser nur die ihm ertheilten Aufträge
auszuführen suchte. Copien von diesen zum Theil bisher nicht veröiFent-
lichten Schriftstücjcen finden sich im Haager Archiv.
1 Le prince a dit, schreibt Iddekinge noch am 29. April, qu'il etoit trop
dangereux de signer saus la Maison d'Autriche. Bentinck hatte allerdings
ein besonderes Interesse endlich etwas zu Stande zu bringen, auch
dachten nicht alle massgebenden Persönlichkeiten wie der Statthalter.
Einige wünschten überhaupt einen Abschluss, ganz gleichgültig ob mit
oder ohne Oesterreich. Iddekinge an Bentinck vom '^9. April. (Haager
Eeichsarchiv.)
Archiv. Bd. XLVJI. I. Hälfte. 3
34
stärkt, die Sache Hollands nicht von England zu trennen, da
er sonst keine Aussicht hatte mit den staatischen Forderungen
durchzudringen. ^
Nur die französischen und englischen Minister zu London
und Paris waren mit dem, wenn auch unvollkommenen Werke
zufrieden, obzwar England und Frankreich, ohne irgend welche
nennenswerthe Vortheile errungen zu haben, aus dem langjäh-
rigen Kriege hervorgingen. Puysieux nennt die Präliminarien
eine grosse- Arbeit. ^ Die Ansicht, dass es besser gewesen wäre
mit Oesterreich ein Abkommen zu treffen, hatte er ohnehin
schon längst aufgegeben. Auch gab man sich in Frankreich
der Hoffnung hin, dass es möglich sein dürfte, in dem defini-
tiven Verti'age mancherlei Aenderungen anzubringen.
Die Präliminarien entsprachen in der That nicht einmal
in formeller Beziehung den Anforderungen. Sie trugen das
Gepräge der Hast und Ueberstürzung an der Stirne. Erst in
den letzten Tagen hatte man sich endlich geeinigt und war
mit solcher Raschheit an die Formulirung der einzelnen Punkte
geschritten, dass man sich blos mit Allgemeinheiten begnügte
und auf eine präcise Ausdrucksweise nicht sonderlich viel
Mühe verwendete. Man war froh wenigstens etwas zu Stande
gebracht zu haben.
Die vereinbarten Bestimmungen boten der Kritik viele
wunde Stellen. Bartenstein Hess es sich nicht entgehen, in
einer vernichtenden Weise dieselben zu zergliedern und bioszu-
legen. In derartigen Dingen bewandert, wie selten einer der
damaligen Diplomaten, fand er augenblicklich heraus, dass noch
nicht Alles verloren sei und es vielleicht möglich sein dürfte
bei Festsetzung des Definitivtractats Manches zu retten.'' Wich-
tige Fragen waren durch die Präliminarartikel unentschieden
gelassen, und den Verhandlungen bei der Festsetzung eines
definitiven Tractats ein weiter Spielraum geöffnet. Manche Irr-
^ Ueber die Tactik des Grafen Kaunitz, Bentinck an Fagel vom 28. April:
Je vois que la Cour de Vienne reste dans les protestationes generale»
d'esprit pacifique, sans entrer en detail snr ancun point, et qu'au bout
du compte nous ne pouvons pas l'aider k soutenir des pretensions quel-
que justes ou fondees qu'elles soient.
2 Vergl. auch die bei Arneth Maria Theresia Band DI angeführten Stellen
von Puysieux.
3 Kais. Res. an Kaunitz vom 14. Mai 174S. (Wien. Arch.)
35
thümer waren so grell, dass sich die Unterzeichner genöthigt
sahen, in einer nachträglichen Erklärung die betreffenden Para-
graphe einer Correctur zu unterwerfen und dies damit zu moti-
viren, dass die Eilfertigkeit des Copisten daran Schuld trage.
Der zweite Artikel besagte, dass alle Eroberungen gegen-
seitig zurückgegeben werden sollten, und zwar in dem Zustande,
in welchem sie sich gegenwärtig befinden. An eine genauere
Bestimmung der Worte ,in dem Stande, in dem sie sich gegen-
wärtig befinden' (,dans l'etat oü elles sont actuellement'), welche
insbesondere hinsichtlich der überseeischen Plätze nothwendis:
war, schien Niemand gedacht zu haben. Das Wort ,actuellement'
bezog sich nach strengster Auslegung auf die Zeit des Ab-
schlusses der Präliminarien. Wie aber, wenn in den nächsten
Wochen die englische Seemacht in den indischen Gewässern
einen oder den andern Ort in Schutt und Asche legte, konnte
England nicht verhalten werden, den Schaden zu ersetzen?
Sandwich sah erst einige Wochen später ein, dass er sich in
der Fassung dieses Artikels übereilt habe. Im vierten Artikel
war normirt, dass die Herzogthümer Parma, Piacenza und Gua-
stalla an Don Philipp abgetreten werden sollten, ohne genauere
Bestimmung, in welcher Linie dieselben vererbt werden dürfen.
Nach einer strengen Interpretation war auch die weibliche Linie
successionsfähig. Dazu kam, dass nicht einmal alle schweben-
den Fragen ausgetragen wurden; die Ansprüche der Kurfürsten
von der Pfalz auf Pleistcin, die Ansprüche Oesterreichs und
Spaniens auf den Orden des goldenen Vliesses, die Streitfrage
über die Enclaven von Hennegau und die Abtei St. Hubert
wurden einem künftigen Congresse zur Schlichtung zugewiesen.
In Wien rechnete man mit Bestimmtheit auf ein Special-
übereinkommen mit Frankreich. Noch am 30. April lebte man
in dieser Täuschung.'
Indess so peinlich man auch durch den Abschluss der
Präliminarien berührt wurde, so sehr man insbesondere gegen
die Seemächte erbittert war, man wusste sich bald in das Un-
vermeidliche zu finden und dem Vertrage sogar einige gute
Seiten abzugewinnen. Man gab demselben vor dem englischen
Entwürfe den Vorzug. Der zweite Artikel in seiner allgemeinen
Fassung von der Rückgabe der Eroberungen sprechend, gab
' Kais. Res. an Kaunitz vom 30. April 1748. (Wien. Arch.)
3*
36
doch nocL der Möglichkeit Raum, die Rückgabe der g-esammten
Niederlande an Oesterreich zu bewirken und dadurch der Er-
neuerung des Barrieretractats auszuweichen, was nach dem eng-
lischen Projecte gänzlich ausgeschlossen war, indem dieses stipu-
lirte, dass jene Orte der österreichischen Niederlande, welche
bis zur Occupation durch französische Truppen holländische
Besatzung hatten, der Republik übergeben werden sollten.'
Der generelle Ausdruck, dass Guastalla an Don Philipp abge-
treten wird, umfasste nach österreichischer Auffassung nicht
jBozzolo, Sabionetta, Luzzara und Reggiola als ganz abgeson-
derter Corpora, Fürstenthümer und Lehen.' Auch der den König
von Sardinien betreffende Artikel behagte in Wien mehr nach
der Fassung in den Präliminarien, als nach jener in dem be-
sagten englischen Entwürfe, ,indem die angenommene Ausdrucks-
weise der Gültigkeit des Wormser Vertrages weder etwas bei-
lege noch abspreche und die Ansprüche O Österreichs wenigstens
in salvo erhalte.'
Sowohl die Wiener Staatsmänner als auch Kaunitz nährten
die Hoffnung, dass es möglich sein dürfte ihre besonderen
Wünsche realisirt zu sehen, wenn es gelänge Frankreich für
die österreichischen Ansichten zu gewinnen. In Wien war man
über das Vorgehen der englischen Staatsmänner derart erbit-
tert, dass man, wie nur irgend möglich, eine Verständigung
mit Frankreich anzustreben entschlossen war, und man wurde
in dieser Ansicht durch Kaunitz nur noch mehr bestärkt.'- Man
glaubte Frankreich um so leichter gewinnen zu können, als
die Rückgabe der überseeischen Besitzungen bereits festgestellt
war, wodurch Frankreich sein Schäfchen im Trockenen hatte
und auf England nicht mehr Rücksicht zu nehmen brauchte.
Vergebens suchte der Herzog von Newcastle die Gründe, welche
das englische Cabinet zum Abschlüsse getrieben, darzulegen.
Und Chesterfield gab unzweideutig zu erkennen, dass ja Oester-
' Kais. Res. an Kaunitz vom 14. Mai 1748.
2 Kaunitz an den Kaiser 16. Mai 1748. Je rends compte k la verite par
la depeche de ce jour, de quelques nouveaiix propos de Mr. St. Severin
qui pourrait faire croire qu'il reste encore ä la France l'intention de re-
nouer avec nous, mais ils sont si vagues, je ne vois jusqu'ici si peu de
jour, k faire quelque chose de solide, que je ne m'en promets pas grande
chose, car il ne me parait pas douteux que, si la France persiste k ne pas
vouloir s'ouvrir, ni s'expliquer sur les pretendiies grandes idees, eile ne
37
•
reich sich ebenfalls bemüht habe mit Frankreich ein Separat-
abkommen zu treffen. 1
Die Vorgänge zu Aachen blieben nicht ohne tiefern Ein-
druck auf die Wiener Kreise. Man fasste eine Aenderung
des bisherigen Systems ernstlich ins Auge. Colloredo, Barten-
stein und Harrach sprachen sich in selbstständigen Elaboraten
über die nunmehr zu befolgende Politik aus. Nur der letztere
hielt entschieden daran fest, dass man in Aachen sich fernerhin
der Art verhalten müsse, um nicht bei den Seemächten den
Verdacht zu erregen, als wollte man sich von ihnen trennen
und an Frankreich anschliessen. Die treulose Art Englands
bei dem Abschlüsse der Präliminarien sei allerdings nicht zu
rechtfertigen, indess ti'age man auch in Wien einen Theil der
Schuld. Man möge wohl berücksichtigen, dass man nicht zu-
letzt zwischen zAvei Stühlen auf die Erde zu sitzen komme. ^
Colloredo hielt sich in seinem Votum über diese Frage ganz
neutral, Ulfeid, der natürlich nur das Sprachrohr Bartensteins war,
redete einer Vereinbarung mit Frankreich entschieden das Wort. ^
peut avoir autre Intention que celle de nous amuser. Elle n'ignore pas
assurement qne nous avons eu deux objets principaux dans la negociation
qui a subsiste entre eile et nous, savoir plus de surete k l'egard du ßoi
de Prusse, et la restitution des cessions faites au Roi de Sardaigne. Am
6. Juni schreibt er an den Kaiser: Les raisons qu'allegue Mr. de St. Se-
verin de la preference que la France a donue k cette occasion k un accom-
modement avec l'Angleterre sur celui que nous lui proposions, sont aussi
fort vraisemblables, et il est certain que ce ministre a ete tres embarrasse
et tres presse de conclure au plutot des preliminaires. II est certain aussi
que la France craint beaucoup les forces maritimes de l'Angleterre et de
voir recommencer la guerre Pour parer le despotisme des Puissan-
ces maritimes il faut se servir utilement de la France sans jamais se fier
k eile plus que de raison. Les Puissances maritimes et l'Angleterre sur-
tout, ont ete trop persuadees jusqu'ici que nous ne pouvions ni nous passer,
ni nous separer d'elles, et qu'apres avoir beaucoup crie ne pouvions pas
nous disposer de nous preter k toutes leurs volontes.
^ Chesterfield sagte zu Wasner: qu'il a ete tres persuade que la Cour
de Vienne et celle de Turin negociaient chacune en particulier avec la
France et l'Espagne pour se procurer des avantages au prejudice l'une
de l'autre sans s'embarrasser de leurs allies. Wasner Depesche, Lon-
don 10. Mai 1748. (Wiener Archiv.)
2 Vrgl. meine Schrift: Aufzeichnungen des Grafen Bentinck über Maria
Theresia S. XVII fg.
3 Au reste il est encore problematique quel Systeme la France voudra se
proposer apres cela et c'est de \k que dependra, ob sie sich mit uns wird
38
Fast während des ganzen Sommers 1748 war der öster-
reichischen Politik ihr bisheriger Schwerpunkt abhanden ge-
kommen. Bisher wurzelte sie in dem Bündniss mit den See-
mächten, die als die treuesten, verlässlichsten Bundesgenossen
der österreichischen Monarchie galten. In fast allen wichtigen
Angelegenheiten war man mit England Hand in Hand gegangen,
und wenn auch bisweilen eine Trübung der freundschaftlichen
Beziehungen eintrat, fand man sich doch wieder zusammen.
Gegen die dominirende Stellung Frankreichs war England ein
verlässlicher Bundesgenosse.
Mit einem Schlage änderten sich die Dinge durch den
Abschluss der Präliminarien zwischen Frankreich und England ;
es wurde wieder offenbar, dass dieses nicht so sehr das öster-
reichische, sondern sein eigenes Interesse in den Vordergrund
stelle. Und es bleibt jedenfalls sonderbar, dass man durch
diese nunmehr gewonnene Einsicht ausser Rand und Band ge-
rieth. Vornehmlich die Unterstützung der Forderungen Sar-
diniens, die Bereitwilligkeit, die Garantie von Schlesien und
Glatz in das Friedensinstrument aufzunehmen, berührten die
Wiener Kreise sehr unangenehm. Nicht ohne Besorgniss blickte
man in die Zukunft, man sah neue Gefahren im Anzüge. Es schien
zweifellos, dass den veränderten Verhältnissen Rechnung ge-
tragen werden müsste. Man nahm an, dass nunmehr Frank-
reich, Preussen und Schweden, im Norden, in Polen und im
deutschen Reiche einen noch grössern Anhang als bisher finden
dürften, dass die Pforte sich bestimmen lassen werde, ihre bis-
herige Opposition gegen Frankreich fahren zu lassen, während die
Seemächte künftighin gar keinen Halt bieten würden, weder für
Oesterreich noch für Russland. Man wollte zwar mit England und
Holland nicht brechen, allein man glaubte sich auf sie auch nicht
vertrauensvoll verlassen zu können. Nur einen einzigen Bun-
wollen weiter einlassen. Sans quoy il y aui'oit du reraede k tout, si
apres avoir le consentement par ecrit de la France, vous conclues avec
l'Espagne d'autres preliminaires sur le pied de vos instructions et qiie la
France apres coup declara que les sentiments etant si partages, eile ne
poiivoit pas s'y opposer. Les Hollandais seront toujours insensibles pour
ce qui regarde l'Italie, und wie man es immer wird machen wollen, wird
es ihnen recht sein et alors' je ne crois pas que les Anglais recommence-
roient la guerre pour cela et la France sera assuree de la restitution de
Cap Breton. Ulfeid an Kaunitz, 13. Mai. (Wien. Arch.)
39
desgenossen hatte man aus dem Sturme der Zeiten gerettet —
Russland. Nur durch innigen Anschluss an dasselbe glaubte
man wenigstens vorläufig grösseren Gefahren vorbeugen zu
können. Man war nunmehr unermüdlich in Darlegungen an den
österreichischen Gesandten in Petersburg, dass Oesterreich und
Kussland eigentlich gleichartige Interessen zu vertreten hätten.
, Gleiche Gefahr stehet beiderseitigen Ländern bevor, das näm-
liche hat man ein und andern Orts von ungerechten, über-
müthigen und treulosen Feinden, also auch von falschen, oder
doch wenigstens in denen beherigen Massregeln irrgehenden
laulichten Freunden theils zu besorgen theils zu erwarten,'
hcisst es in einem Rescripte vom 14. Mai 1748 von Pretlack.
Man müsse daher in innigster Verbindung mit einander blei-
ben, sich gegenseitig vertrauen und unterstützen.
Die Allianz mit Russland nahm auch in der That, mehr
als es schon bisher der Fall gewesen, die österreichische Staats-
kunst in Anspruch. ' Ausführlicher Hess man sich in einem
Rescripte vom 31. Mai an den Grafen Börnes, der als Nach-
folger des Freiherrn von Pretlack nach Petersburg gesendet
wurde, vernehmen. ,In solange als einerseits die Verblendung
für Preussen fortdauert, anderseits Frankreich und Preussen
sich die Hände bieten, dürfte in keiner wichtigen Sache er-
spriessliches für Oesterreich zu erzielen sein. Es bleibe also
nichts anderes übrig, als sich von allen Irrungen und Ver-
wickelungen fern zu halten. Man wolle alle den Seemächten
gegenüber übernommene Verbindlichkeiten getreulich erfüllen,
insbesondere die Tractate von 1731 und 1732 einhalten, allein
wäre durchaus nicht gesonnen mehr zu thun, als man durch
die Verträge verpflichtet sei.'
Die Frage, ob Frankreich zu trauen, sei zweifelhaft. ,Nie
ist hiervon die Frage gewesen, annoch ist hiervon die Frage
nicht, und auch für das künftige wird und kann hievon nicht
1 Die österreichisch-i-ussischen Beziehungen in den Jahren 1748 — 1756 sind
für die gesammte Politik dieser Zeit von grosser Wichtigkeit. Sie haben
bisher eine eingehende Beleuchtung nicht gefunden. In meiner Schrift:
Aufzeichnungen des Grafen Bentinck über Maria Theresia habe ich es
versucht, das Verhältniss Oesterreichs zu Eussland übersichtlich darzule-
gen, eine eingehende Darstellung wird in einer demnächst erscheinenden
Abhandlung, der auch die erforderlichen Actenstücke beigegeben werden
sollen, erfolgen. '
40
die Frag-e sein.' Nur eines verdiene Berücksichtigung', ob die
Nothwendigkeit es nicht erheische, den veränderten Weltver-
hältniseen Rechnung- zu tragen. Es komme darauf an, zu er-
örtern, ob Oesterreich und Russland nicht einen nähern, ge-
fährlichem Feind haben und auf welche Weise sich gegen
denselben zu verwahren sei. Da nun nicht zu hoffen ist, die
englische Verblendung aufhören zu machen, so müsse die
französische Scheelsucht gegen Preussen unter der Hand zu
unterhalten und zu vermehren gesuchet werden. ,In so-
lange St. Severin in dem Punkte über die im Wormser
Tractate an Sardinien gemachten Cessionen sich nicht ganz
willfährig zeigt und sich blos in allgemeinen Ideen eines zwi-
schen Oesterreich und Frankreich anzubahnenden Bündnisses
ergeht, wollte man sich ganz verschlossen halten und statt
eines grossen Verlangens mit Frankreich wegen Preussen das
mindeste zu verabreden, vielmehr derenthalben sich ganz gleich-
gültig anstellen.' Allein man wollte sich Chursachsens vorläu-
fig bedienen, um Frankreichs Ansichten über die österreichi-
sche Politik zu rectificiren.
Die nachmaligen Bestrebungen Oesterreichs, an Frank-
reich gegen Preussen einen Stützpunkt zu finden, sind hier
schon angedeutet. Von nicht geringem Einflüsse auf diese
Wandlung war die momentane Annäherung zwischen England
und Preussen. Pelham und der Lordkanzler Hardwicke spra-
chen sich am entschiedensten dahin aus, ein vollständiges Ein-
vernehmen mit Friedrich II. anzubahnen.' Die Sendung Legge's
war die Folge davon. In Wien legte man diesem Schritte des
englischen Cabinets eine grosse Bedeutung bei. Man sah eine
englisch-preussische Allianz im Anzüge, und hielt es für noth-
wendig, sich gegen die Folgen eines derartigen Bündnisses
sicher zu stellen. Den Versicherungen der englischen Minister,
dass gegen Oesterreich gerichtete Bestrebungen diesem Schritte
ferne lägen, wurde kein sonderlicher Glauben geschenkt. Einige
Andeutungen über eine vollständige Aussöhnung Oesterreichs
mit Preussen fanden kein Gehör. Man hielt Friedrich II. viel
zu sehr für den erbittertsten Gegner Oesterreichs, um auch nur
die Möglichkeit eines Zusammengehens mit demselben eingehend
zu erörtern. Die Sendung Legge's sollte auch in Aachen bei
' Coxe Memoirs of Pelham I. 494.
41
St. Severin in entsprechender Weise beleuchtet werden, um
denselben für eine Verbindung mit Oesterreich zu gewinnen. ^
Schon im Mai, noch vor dem förmlichen Beitritte des
Grafen Kaunitz zu den Präliminarien, standen Oesterreich und
Frankreich in intimer Verhandlung miteinander. St. Severin
verstand es vortrefflich, die schwache Seite des österreichischen
Bevollmächtigten zu benützen und auszubeuten. Die Tinte auf
dem Vertrage war noch nicht trocken, und schon liess er sich
gegen den sächsischen Legationssecretär Kauderbach, der den
Vermittler abgab , vei'nehmen , wie es noch Zeit sei, den ge-
schlossenen Präliminarien eine andere Gestalt zu geben und
die Verwirklichung grosser Ideen anzubahnen. Die vereinbar-
ten Punkte wären der Art, dass sich alles aus ihnen machen
♦lasse. 2, Kaunitz hatte wohl die vollständige Unzuverlässigkeit
des französischen Gesandten kennen gelernt, allein seine Ueber-
zeugung, dass doch nur von Frankreich ,eine Verbesserung des
Vorganges' zu erwarten sei, brachte alle etwa aufsteigenden
Bedenken zum Schweigen; es war wenigstens mit keiner un-
gereimten Vorliebe für Sardinien und Preussen eingenommen.
^ Die oben erwähnte Depesche vom 31. Mai 1748 an Bernes wurde Kau-
nitz durch ein kaiserl. Res. vom 5. Juni als eine Art Instruction übersen-
det. In diesem Eescripte heisst es sodann: Um die französische Scheel-
sucht gegen Preussen gleichwohl zu unterhalten und zu vermehren, so
ist hiezu Kauderbach ganz wohl zu gebrauchen und derselbe zugleich
anzufrischen , dass er sowohl des Legge viele und lange geheime Unter-
redungen mit dem König von Preussen und dessen Ministris, als die von
England für das Interesse dieses Königs bezeugte grosse Parteilichkeit,
daini die Leichtigkeit, des Königs von Preussen Abgang theils durcli eine
solide Aussöhnung mit uns und theils diuxh ein näheres Einverständniss
mit Cursachsen imd Russland zu ersetzen, bei Graf v. Severin, auch ohne
dein Zuthun immerzu wohl geltend mache. Kaiiderbach sei mit-
zutheilen, ,dass wir ganz verlässlich wüssten, und die Proben dessen in
Händen hätten, dass nach einmal wiederhergestellter Ruhe Preussen sich
mit beeden Seemächten enge verknüpfen, und England Uns würde nöthi-
gen wollen, an solch gemeinsamer Verknüpfung mit und nebst Russland
Theil zu nehmen, als worauf sich das nunmehrige ganze englische Sy-
steme gründete; welches aber hinterstellig zu machen, dem französischen
Hof, wann er nur wollte, und Uns zu dessen Ergreifung nicht selbsten
nöthigte, nicht schwer fallen könnte.'
2 Les preliminaires', que je viens d'arreter, sont tels, que j'en ferai tout ce
que je voudrois, et je les regarde comme une cire molle, dont je ferai un
chien, un chat, un coq, un singe, enfin tout ce qui me plaira, sagte St.
Severin zu Kauderbach. Kaunitz, am 15. Mai 1748. (Wien. Arch.)
42
Von England schien in dieser Beziehung nichts zn erwarten.
Dieses günstige Vorurtheil wurde durch die Erklärungen des
Grafen St. Severin nur noch mehr befestigt. Nach dessen Ver-
sicherungen war Frankreich von der aufrichtigsten Absicht be-
seelt, Spanien und die Kaiserin zufrieden zu stellen und im
weiteren Verlaufe des Friedensgeschäftes in thunlichster Weise
jede Willfährigkeit an den Tag zu legen. Alle Mächte, fuhr
er fort, seien vom Kriege ermüdet, folglich noch Mittel vor-
handen, die im Wormser Tractate gemachten Abtretungen wie-
der zu erhalten; Sardinien werde sich fügen müssen. England
könne nichts thun, und Frankreich habe sich nicht erbötig
gemacht, gegen die Kaiserin Gewalt anzuwenden. Einer ge-
nauem Präcisirung der Bedingungen bei einer eventuellen Ver-
einbarung mit Oesterreich wich er behutsam aus; sein HoÄ
könne nicht den ersten Schritt thun, sondern müsse in dieser
Hinsicht die Anträge Maria Theresia's abwarten. '
Kaunitz glaubte diese günstige Stimmung St. Severin's
wenigstens einigermassen benützen zu sollen, er stellte den
Grafen sozusagen auf die Probe. Nachdem St. Severin das
Ansinnen, neue Präliminarien mit ihm festzusetzen, abgelehnt,
sprach er den Wunsch aus , St. Severin möchte wenigstens
,eine Gleichgültigkeitserklärung, wegen der an Sardinien im
Wormser Vertrage gemachten Cessionen ausstellen', und ihm
auf diese Weise die Möglichkeit bieten, den Präliminarien bei-
zutreten. Der Wormser Vertrag sei ja ohnehin nur zum Nach-
theile des bourbonischen Hauses zu Stande gekommen. "^
Kaunitz befolgte durchaus nur die ihm von Wien aus zuge-
sendeten Weisungen, er theilte St. Severin auch zuerst die Decla-
ration mit und berieth sich mit ihm über etwaige Aenderun-
gen. St. Severin fand sie ganz passend, und am 23. Mai sen-
dete Kaunitz dieselbe den Vertretern aller Mächte zu. Oester-
reich erklärte, den Präliminarien beitreten zu wollen, insoweit
sie die Differenzpunkte mit den kriegführenden Mächten be-
treffen. Hierin war natürlich weder die Garantie Schlesiens
noch die Abmachung mit Sardinien einbegriffen. Der Eindruck
dieses Rundschreibens Avar ein entschieden ungünstiger. Ben-
tinck und Sandwich verlangten nähere Erläuterungen, welche
1 Depesche von Kaunitz vom 15. Mai 1748. (Wien. Arch.)
2 Depesche vom 26. Mai 1748. (Wien. Arch.)
43
auch Kaunitz bereitwillig gab, dass es keineswegs in seiner
Gewalt stünde, ,von den durch flen Wormser Vertrag erworbe-
nen Gerechtsamen der Kaiserin das Mindeste zu entsagend Auf
diese Weise hatte es nicht den Anschein, als ob Oesterreich
den Präliminarien beitreten würde. Bald jedoch trat eine Sinnes-
änderung ein. St. Severin machte dem Grafen Kaunitz die
Mittheilung, dass dem Grafen Chavannes der Befehl zugekom-
men sei, die Präliminarien zu unterzeichnen. Nun entschloss sich
Kaunitz, den Ministern Frankreichs, Englands und Holland«
die Erklärung zuzusenden, dass er die Präliminarien annehme,
da die Declaration seiner Ansicht nach die Gerechtsame der
Kaiserin aufrecht erhalte und den wahren Verstand und die
Absicht des Beitrittes bekräftige. Sandwich forderte jedoch
die Zurücknahme der Tags zuvor abgegebenen Declaration,
ohne von St. Severin unterstützt zu werden. Kaunitz lehnte
das Ansinnen entschieden ab. Sandwich musste sich schliess-
lich fügen.' Am 31. Mai erfolgte die förmliche Beitrittserklä-
rung, nachdem noch Bentinck einen Versuch gemacht, den har-
ten Sinn des österreichischen Gesandten zu erweichen, indem
er demselben die geheimen Artikel des Präliminai'vertrages
zeigte, welche nicht gekannt zu haben Kaunitz vorgab. ^
Graf Kaunitz hatte sich also zum Theil auch deshalb bestim-
men lassen, endlich die Präliminarien anzunehmen, weil er er-
' K. Dep. 26. Mai 1748. Wie man in Frankreich die Declaration beur-
theilte, geht aus folgender Stelle einer Depesche Puysienx an St. Severin
hervor: J'ai lu et relu hier la declaration en forme d'accession de la
Cour de Vienne et plus je Tai reflechie, plus je la trouve singuliere, c'est
la plus captieuse piece qui soit encore sortie de la boutique de Mr. Bar-
tenstein; je ne sais si les Puissances maritimes en seront contentes. Le Koi
de Prusse et le Roi de Sardaigne ne doivent pas l'etre, cette piece est
tournee de fa^on, qu'en approuvant en apparence les traites de Breslau
et de Berlin et de Dresde eile ne leur donne guere moins d'atteinte qu'ä
celui de Worms. Die Ansicht des Wiener Hofes geht aus der Depesche
an Bernes vom 8. Juni klar hervor: Kaunitz habe dem Verlangen von
Sandwich, die Declaration zurückzuziehen, nicht nachgegeben, wodurch
also unsere Befugniss in Ansehung der darin erwähnten Punkte zu ge-
nügen, in salvo erhalten wird und Uns ganz freie Hand verbleibt, die
Ungültigkeit der Abgaben des Wormser Tractats, wann und wie wir es
für gnit befinden, ohne gegen die angenommenen Friedenspräliminarien
zu handeln, noch mit Frankreich und dessen Bundesgenossen in ein im-
pegno zu verfallen, der Erforderniss nach geltend zu machen. (Wien. Arch.)
2 Bentinck an den Prinzen von Oranien, 25. Mai 1 748. (Haager Archiv.)
44
fahren hatte , dass der sardinische Bevollmächtigte Graf Cha-
vannes die Weisung erhalten, dem Vertrage vom 30. April
beizutreten. ' Der sardinische Minister war mit dem Antheile, der
Piemont auf Grund der Wormser Verträge zugesprochen wor-
den war, nicht zufrieden, er hoffte bei den Friedensverhand-
lungen auch ein Stück des genuesischen Gebietes, worauf sein
Herr längst gierige Blicke geworfen hatte, zu gewinnen. Allein
dem stemmte sich Frankreich entgegen. Die Untheilbarkeit
der genuesischen Republik wurde von diesem mit Eifer und
Energie verfochten. 2 Deshalb unterzeichnete Graf Chavannes
nicht allsogleich den Präliminarvertrag ; bis zur letzten Stunde
gab er keine bestimmte Antwort, bald sagte er zu, bald wider-
rief er. Endlich willigte er ein. ^ Auch Modena nahm am
selben Tage die Präliminarien an. Dagegen verzögerte sich
der Beitritt Spaniens bis zum 28. Juni 1748 ; ^ an demselben
Tage erfolgte auch die Accession Genua' s. ^
III.
Die Beziehungen des Gi'afen Kaunitz zu St. Severin er-
litten hiedurch keine Störung. Der Franzose betheuerte, seine
bevorstehende Reise nach Paris habe nur den Zweck, seinem
Ministerium die Gründe für ein Abkommen mit 0 esterreich
darzulegen, nach seiner Rückkunft dürfte es sodann möglich
sein, rasch ein Uebereinkommen zu erzielen.
Am 20. Juni kehrte St. Severin von seinem Ausfluge
zurück. Kaunitz suchte denselben sogleich auf. Die ersten
Besprechungen erstreckten sich nur auf Allgemeinheiten. Sein
Hof, äusserte sich St. Severin, erkenne nun vollständig die
gegen die Kaiserin ergriffenen falschen Massnahmen, und
insbesondere der König gedenke nur mit grossem Aerger und
1 Dass Kaunitz sich aus dem angeführten Grunde mit bestimmen liess: St.
Severin an Puysieux am 27. Mai 1748. II a voulu gagner de vitesse.
- Bentinck an Fagel, 20. April 1748. (Reichsarchiv Haag.)
3 Bentinck schreibt: C'est la derniere scene de la comedie, car c'est le nom
qui convient ä ce qui s'est passe depuis dcux jours entre hii et nous.
^ Ueber den Beitritt Spaniens, Sandwich an Cumberland 23. Juni 1748,
woraus hervorgeht, dass Frankreich eine Pression auszuüben suchte.
^ Abgedruckt bei Wenk Codex juris Gentium etc. p. 327.
45
Widerwillen, zu welchen Schritten ihn das vorige Ministerium
gegen das eigentliche französische Staatsinteresse bewogen. Puy-
sieux und die Pompadour wären von aufrichtiger Gesinnung für
die Kaiserin durchdrungen. Man wolle sich nunmehr eifrigst
bemühen, nicht nur ein vollständiges Vertrauen zu erwerben,
sondern auch zu befestigen und beständig zu unterhalten ; man
werde bereit sein mit allen möglichen Mitteln zur Vergrössei'ung
des Erzhauses beizutragen. Die abermaligen Anläufe des Grafen
Kaunitz, eine Gleichgültigkeitsei'klärung und bestimmte Zu-
sicherungen bezüglich der Abtretung der Niederlande zu erhalten,
beantwortete St. Severin indess ausweichend. Frankreich, er-
klärte St. Severin, werde auf die Vollstreckung der Präliminarien
mit Nachdruck dringen, es könne davon nicht abgehen und die
Ausstellung einer Declaration wegen der Wormser Cessionen sei
mit der Ehre des Königs nicht vereinbar, auch wolle sich der
französische Hof keinen weitern Vorwurf wegen nicht beobach-
teten Trauens und Glaubens aussetzen. '
Um jedoch Kaunitz wenigstens einigermassen zu über-
zeugen, dass man in Paris die Interessen Oesterreichs im Auge
habe, regte St. Severin die Frage der Kaiserwahl bei Kaunitz
an. Er hoffte, einen Lieblingswunsch des Wiener Hofes zu
berühren. Die Sache fand keinen grossen Anklang. Zwar die
Angabe St. Severins, Preussen strebe die Kaiserkrone an, fand
in Wien nur allzuleicht Glauben, selbst die Beschuldigung,
Friedrich sei zu einem Religionswechsel geneigt, um sein Ziel
zu erreichen, wurde nicht unglaublich gefunden. Fand doch
das Gerücht, Friedrich wolle in den Schooss der katholischen
Kirche einkehren, auch an anderen Höfen leichtfertige Ohren. 2
^ Depesche des Grafen Kaunitz vom 29. Juni 1748. (Wien. Arch.)
2 Kaunitz an Uhlfeld, am 23. Mai 1748: ,Wie mich der französische Mini-
'ster versichert, hat der König in Preussen vom Pabsten verlanget, ihm
zwei Mis.sionäre zu schicken, die ihn in der katholischen Kirche unter-
weisen möchten.' Aehnliches findet sich fast in allen Berichten damaliger
Tage. So theilt Hyndford dem Herzoge v. Newcastle in einer Depesche
mit, der russische Kanzler habe ihm gesagt: That His Prussian Majesty
has with the Knowledge of France, given the Pope of ßome assurances
of His Disposition to embrace the Romish Religion upon certain condi-
tions, and to induce, and even force, His People to do the like, as much
as in Him lies. This the Empress has learned from intercepted Letters,
and as she can attribute tliis intended change of the King of Prussia to
nothing eise, than a view He has to the Crown of Poland, failing King
46
Man knüpfte in Wien an diese Mittheilung des Grafen
Kaunitz ,blos mehrere wichtige Betrachtungen^ ,Es sei zweifel-
los, dass Frankreich dem Erzhause die Kaiserkrone nicht gönne,
allein es könne demselben noch weniger genehm sein, wenn sie
dem Könige von Preussen nach einer verstellten Religions-
änderung zu Theil werden sollte, welcher sodann sicherlich das
allergefährlichste Oberhaupt sowohl für die Reichsgrund -Ver-
fassung, als die Crohn Frankreichs sein würde, der Gefahr
nicht zu gedenken, welcher solchenfalls die Religion ausgesetzt
wäre, massen Preussen derselben sich lediglich zur Verblendung
derer einen und Unterdrückung derer andern, ohne im Grund
sich im mindesten darumber zu bekümmern, bedienen würde/
Trotzdem ging man nicht auf den Vorschlag Frankreichs
ein. Mehrere Dinge auf einmal zu betreiben, ist das wahre
Mittel alle insgesammt zu verfehlen, heisst es in dem kaiser-
lichen Antwortschreiben auf die Mittheilungen des Grafen Kau-
nitz. Man trug ihm auf, zunächst und hauptsächlich die Ver-
besserung der Präliminarien bei den Verhandlungen mit Frank-
reich ins Auge zu fassen. Die Kaiserwahl solle er nicht anregen,
würde dies von französischer Seite geschehen, antworten, man
habe bisher an diesen Gegenstand noch nicht gedacht. Ehe
Frankreich der Declaration beigestimmt , könne man sich in
nähere Verhandlungen nicht einlassen, auch keine grossen Ideen
für die Zukunft festsetzen. Alles werde sich einfacher regeln,
sobald einmal das gegenseitige Vertrauen wieder hergestellt sei. '
Die Ansichten des Grafen Kaunitz über Frankreich be-
wegten sich in Widersprüchen. Einerseits glaubte er die Ueber-
zeugung gewonnen zu haben, dass es St. Severin nicht ernstlich
um eine Vereinbarung mit Oesterreich zu thun sei, andererseits
erörterte er jedoch wiederholt den Gedanken, dass es nicht
unmöglich sein dürfte, Frankreich zu Oesterreich herüber zu
ziehen. Er schenkte jenen Eröffnungen, welche ihm Kauder-
bach von Seiten St. Severins zutrug, bereitwillig Gehör und
erging sich in den verschiedenartigsten Combinationen, um den
französischen Ansprüchen Genüge zu leisten und dadurch der
österreichischen Anschauung zum Durchbruche zu verhelfen.
Augustus, she grows very jealous and uneasy (at) it, and indeed if that be
His aim, it is the Interest of all Powers in Europe to prevent Hirn. Disp.
of Hyndfort to Newcastle, St. Petersburg, June 28. 1748. (Haager Archiv.)
' Kais. Kescr. an Kaunitz vom 20. Juni 1748. (Wien. Arch.)
47
Ende Juni warf Kauderbach die Frage hin, ob nicht folgendes
Project realisirbar sei : der Kaiser behält die italienischen Län-
der, Parma, Piacenza und Guastalla, Don Philipp bekommt
Savoyen, Frankreich einige niederländische Städte, als Ypern,
Furnes und Mastricht. Dies sei nicht schwer zu bewerkstelligen,
wenn nur die Kaiserin auf russischen Beistand, allfälligen Be-
wegungen Preussens gegenüber, rechnen könne. Kauderbach
theilte Kaunitz mit, dass St. Severin diesen Gegenstand in
seinen Besprechungen mit ilim angeregt und ihn beauftragt
habe, den Grafen Kaunitz auszuholen, ohne ihn jedoch zu er-
mächtigen, diese Ideen als von Frankreich ausgehend zu be-
zeichnen. Der Legationssecretär forderte das strengste Geheim-
niss und rasche Entscheidung. Kaunitz lehnte ein näheres Ein-
gehen mit dem Maugel an Verhaltungsbefehlen ab.
So bereitwillig sich St. Severin nach den Versicherungen
Kauderbachs zeigte, ein näheres Verhältniss mit Oesterreich
anzubahnen, es gelang dem Grafen Kaunitz nicht, eine Nach-
giebigkeit in jenen Punkten zu erzielen, welche seiner Regierung
am Herzen lagen. St. Severin machte ihm allgemeine Ver-
sprechungen bezüglich der Abtretung der gesammten Nieder-
lande an Oesterreich, ohne sich jedoch zu etwas Positivem zu
verpflichten. Nach der Ansicht von Kaunitz war die ganze
Sache zwischen Sandwich und St. Severin verabredet, um
Oesterreich zur Annahme des Art. 27 der Präliminarien zu
zwingen. Kaunitz drang wenigstens auf die Restitution der
Niederlande vor dem Abschlüsse des Friedenstractats, allein
St. Severin gab keine bestimmte Einwilligung, er redete fort-
während ,in gebrochenen Worten^'
In Wien Hess man den Gedanken an ein Separatabkommen
mit Frankreich nicht fallen. Am 7. Juli ging der Entwurf
eines definitiven Friedenstractates an Kaunitz ab. Derselbe
war in lateinischer Sprache abgefasst. Als Grund gab man an,
dass dieses Idiom bisher bei allen Verträgen gebraucht worden
sei. 2 Kaunitz erhielt zugleich den Auftrag , den Entwu]-f an
St. Severin mitzutheilen, und die weitestgehende Vollmacht über
die Art und Weise, wie er bei den Verhandlungen vorzugehen
1 Kaunitz an Uhlfeld, 14. Juli 1748 in Chiffern. (Wien. Arch.)
2 weilen dieselbe bei denen vorhinigen Frieden nicht nur mit Römischen
Kaysern, und dem Reich, sondern auch mit andern Mächten üblich war.
Kais. Rescr. v. 7. Juli 1748.
48
habe. Das Wiener Project war auf einen einseitigen Friedens-
schluss mit Frankreich berechnet, andererseits wurde geflissent-
lich Alles vermieden, was etwa bei England Anstoss erregen
würde, wenn vielleicht der französische Gesandte dem eng-
lischen Minister Eröffnungen über die mit Oesterreich einge-
leiteten Verhandlungen machen würde. Mit Spanien sollte auf
Basis eines gleichen Friedensinstrumentes abgeschlossen werden,
man war auch erbötig, demselben so wie Genua und Modena
den Beitritt offen zu lassen.
Der Entwurf bestand aus 18 Artikeln, darunter zwei ge-
heime. In mannigfacher Beziehung zeigte man sich sogar zu
weitgehenden Coiicessionen bereit. ^ Man war geneigt, das
Erbfolgerecht in den italienischen Herzogthümern Parma, Pia-
cenza und Guastalla auch für die weibliche Linie zu gestatten.
Der Entwurf enthielt allerdings die Beschränkung auf den
Mannsstamm, allein man wies Kaunitz an, in dieser Beziehung
nachzugeben, wenn dadurch der Abschluss eines Definitiv-
tractates auch nur einen Augenblick verzögert würde. Savoyen
und Nizza sollten im Besitze des Königs von Sardinien bleiben.
Bezüglich des Wormser Verti'ages wurden jedoch solche Aus-
drücke gewählt, , welche der Gültigkeit oder Ungültigkeit der
daselbst gemachten Cessionen weder etwas zu- noch ablegeten^
Oesterreich willigte ein, dass bis zur Restitution der verlorenen
überseeischen Colonien an Frankreich , Ostende und Nieuport
im Besitze desselben bleiben sollten.
So sehr man sich gegen die Aufnahme jener Artikel des
Präliminarvertrages in den definitiven Tractat aussprach, welche
Sardinien und Preussen betrafen, so war man andererseits doch
bestrebt, die Präliminarien in anderen Punkten für sich geltend
zu machen. Man wusste in Wien, dass Kurpfalz bei Frank-
reich Schritte gemacht habe, um bei einem definitiven Frieden'
günstigere Bedingungen für sich zu erzielen. Dies wurde mit
dem Hinweis auf die Präliminarien abgelehnt. Der Artikel 14
der Präliminarien, die Anerkennung der kaiserlichen Würde
betreffend, war ganz eliminirt. Man war der Ansicht, , derselbe
' Arneth hat in dem dritten Bande S. 485 blos die beiden geheimen Artikel
mitgetheilt. Unter den Beilagen findet sich der ganze Entwurf sammt
den Anmerkungen abgedruckt, da dies Actenstück den Standpunkt der
österreichischen Regierung weit klarer darlegt, als es die wortreichste
Auseinandersetzung thun könnte.
49
sei gegen die kaiserliche und des Reichs Würde anstössig', und
man schrieb es blos der Unkenntniss und geringen Erfahrung
der englischen Staatsmänner in Reichssachen zu, dass er über-
haupt Aufnahme gefunden.
Von Wichtigkeit waren die beiden geheimen Separatartikel.
Frankreich sollte erklären, dass es sich etwaigen Bestrebungen
der Kaiserin, in den Wiederbesitz der im Wormser Vertrage
an Sardinien gemachten Cessionen zu gelangen, nicht entgegen-
stellen werde, ferner dass die in die Präliminarien aufge-
nommene Garantie von Schlesien und Glatz sich nicht blos
auf diese Gebiete erstrecke, sondern dass dadurch sämmtliche
Bestimmungen des Dresdener Friedens gleichmässig sicher ge-
stellt würden.
Kaunitz erhielt vollständig freie Hand bezüglich der Art
und Weise des Vorganges bei den Verhandlungen. Entweder
könne er in Gleichförmigkeit mit dem ihm zugesandten Auf-
satze schrittweise, oder, wie der officielle Ausdruck in dem
kaiserlichen Rescripte heisst, ,stafFelweise^ nachgeben, oder
gleich beim Beginne der Verhandlungen mit den letzten Pro-
positionen , wozu er überhaupt ermächtigt sei, hervortreten.
Hauptsache seien blos die beiden Declarationen und die baldige
Räumung der Niederlande, alles übrige Nebensache. Was die
Seemächte anbelange, so habe er sich in ähnlicher Weise ihnen
gegenüber zu benehmen , wie diese beim Abschlüsse der Prä-
liminarien gethan haben. Erst wenn er mit Severin Alles in
Sicherheit gebracht, könne er ihnen Mittheilungen machen.
Kaunitz theilte dem Grafen St. Severin den österreichi-
schen Entwurf am 16. Juli mit. Es vergingen einige Tage,
ehe sich der französische Botschafter in nähere Besprechungen
über den Inhalt desselben einliess ; er musste den Entwurf erst
ins Französische übertragen lassen. ,Ich lebe zwischen Furcht
und Hoffnung', schrieb Kaunitz in diesen Tagen an Uhlfeld ^
Seine Hoffnungen wurden indess nach der ersten Unterredung
mit St. Severin herabgestimmt. Dieser antwortete gerade in
jenen Punkten, welche in Wien zumeist ins Gewicht fielen und
die selbstständige Verhandlung mit Frankreich rathsam er-
scheinen Hessen, ausweichend; bezüglich der Rückgabe der
Niederlande und der beiden geheimen Artikel war er zu keiner
1 Am 18. Juli 1748 in Chiffern.
Archiv. Bd. XLVH. I. Hälfte.
50
bündigen Erklärung zu bringen. Am 22. Juli berichtete Kau-
nitz an Uhlfeld, dass St. Severin das Projeet an seinen Hof
gesendet habe und noch nicht jede Hoffnung aufzugeben sei. ^
Augenscheinlich war es dem gewandten Vertreter Frank-
reichs blos darum zu thun, die Ansichten des Wiener Hofes
genau kennen zu lernen. Er benützte daher die Gelegenheit,
über die einzelnen Punkte des Entwurfes mit Kaunitz ein-
gehende Besprechungen zu pflegen. Zunächst beanstandete er
die vielfach wiederkehrende Hinweisung auf die Declaration
vom 23. Mai, obwohl Kaunitz an mehreren Stellen dieselbe aus-
gemerzt hatte. Kaunitz erklärte sich zur Weglassung bereit,
wenn der französische Hof darauf bestünde, nur beharrte er
auf der Annahme der zwei geheimen Artikel. Indess erklärte
St. Severin rundweg, dass sein Hof schwerlich auf die beiden
geheimen Artikel eingehen dürfte, da er dadurch den Prälimi-
narien zuwider handeln würde. Die etwaigen Bedenken , dass
es Frankreich nicht ernstlich meine, brachte St. Severin durch
die Versicherung zum Schweigen, dass er in den ersten Tagen
des Monats August nach Compiegne gehen wolle, wo er Ge-
legenheit und Anlass haben werde, die Ansichten seines Hofes
zu erforschen. Eine definitive Entscheidung konnte Kaunitz,
bei allem Aufwände von Beredsamkeit, selbst in untergeord-
neten Fragen nicht herauslocken. Vergebens bemühte er sich,
die Noth wendigkeit eines raschen Abschlusses wiederholt zu
betonen. St. Severin hüllte sich in tiefes Schweigen.
Trotzdem wurde Kaunitz in dem Banne St. Severins fest-
gehalten. Obwohl er in manchen Stunden die Lage richtig und
klar beurtheilte, hoffte er dennoch mit den österreichischen
Propositionen schliesslich durchzudringen. ,Es könne dem
Grafen St. Severin', schrieb er am 30. Juli 1748, ,bei den Um-
ständen, in denen er und sein Hof sich befinden, nicht schwer
werden, zweideutige Erklärungen abzugeben, bestimmten, zu-
verlässigen Antworten auszuweichen und nach allen Seiten an-
scheinende gute Hoffnungen zu unterhalten, inzwischen aber
eine Aeusserung nach der andern herauszulocken und sodann
seinem Hof verschiedene Friedensvorschläge zur Auswahl
vorzulegen.'
1 Kaunitz an Uhlfeld am 22. Juli und seine Depesche vom 30. Juli 1748.
51
Wähi-end St. Severin Kaunitz hinzog und mit , zweideu-
tigen aufzüglichen auf Schrauben gestellten Reden', wie es in
einer Depesche Kaunitzens an Uhlfeld heisst, einer definitiven
Entscheidung auswich, stand er «mit den Seemächten seit seiner
Rückkehr in dem intimsten Verkehr, ohne dass Kaunitz von
dem Inhalte der gepflogenen Verhandlungen irgend eine Kunde
hatte. Er sprach zwar gelegentlich in seinen Depeschen die
Befürchtung aus, dass St. Sevei'in mit den Bevollmächtigten
Englands und Hollands im geheimen Einverständnisse stehe,
ohne jedoch genau angeben zu können, wie weit sich dieses
erstrecke. ' Erst am 4. August schimmerte bei ihm die Ahnung
durch, dass einseitige Verhandlungen im Zuge seien. 2 Damals
waren aber die Vereinbarungen zwischen St. Severin einerseits
und Bentinck und Sandwich andererseits ziemlich weit gediehen.
Man hielt Conferenzen über ein förmliches von Severin aus-
gearbeitetes Friedensproject.
Bis in die Mitte des Monats Juli betrafen die weiteren
Verhandlungen zwischen Frankreich und den Seemächten blos
die Durchführung der Bestimmungen der Friedenspräliminarien.
Es gab eine Anzahl sti'ittiger Punkte, die mittlerweile aufge-
taucht waren. Zunäclist machte der Waffenstillstand im Mittel-
meere mancherlei Schwierigkeiten. Der Commandant des eng-
lischen Geschwaders setzte auch nach Bekanntwerden der
Präliminarien die Feindseligkeiten fort und hielt sich hiezu,
auf eine Ordre des flerzogs von Bedford fussend, berechtigt.
Es handelte sich hiebei hauptsächlich darum : sollten Genua und
Spanien aller Vortheile des Waffenstillstandes in ähnlicher Weise
theilhaftig werden, wie jene Mächte, welche die Präliminarien
bereits unterzeichnet hatten, oder trat für diese der Waffen-
stillstand erst sechs Wochen nach ihrem Beitritt zu den
Präliminarien ein. St. Severin verlangte im Namen seiner
Regierung das erstere, sich hiebei vornehmlich auf den am
19. August 1712 zu Paris gezeichneten Vertrag berufend, und
' Depesche vom 29. Juni 1748.
2 Dep. V. 4. Aug. 1748. Batliy.any war es, der Kaunitz in Kenntniss setzte,
dass ein Friedenstractat ausgearbeitet werde. Das Schreiben desselben
aus Ruremonde, 3. Aug. 1748. Kaunitz befragte St. Severin, der platter-
dings Alles ableugnete, in Folge dessen nahm Kaunitz an, dass durch die
Mittheilung des Wiener Entwurfes die weiteren Verhandlungen ins Stocken
gerathen seien. An Uhlfeld vom 5. August.
4*
52
forderte in kategorischer Weise , dass dem eng-lisclien Admiral
hierauf bezüg-liche Weisungen ertheilt werden sollten. Die eng-
lischen Minister huldigten der zweiten Ansicht, nur Sandwich
befürwortete die Auffassung Sti Severins. '
Ein anderer weit wichtigerer Gegenstand kam ebenfalls
zwischen Sandwich und St. Severin zur Sprache : die Uebergabe
der eroberten und der nach den Bestimmungen der Präliminarien
abzutretenden Gebiete. St. Severin verlangte, dass Maria The-
resia sogleich die Investitur durch das Reich zu bewirken habe,
Don Philipp sei nach Ausfertigung des Diploms in den Besitz
dieser Gebiete zu setzen, hierauf Savoyen und Nizza an den
König von Sardinien, Modena und die genuesischen Gebiete
ihren früheren Gebietern zurückzugeben ; gleichzeitig wolle Frank-
reich einen Theil der Niederlande herausgeben, den Rest aber
zurückbehalten, um denselben erst später gegen die von Eng-
land etwa gemachten Eroberungen in Ostindien auszuwechseln.
Endlich sollte Holland in den Besitz von Bergen op Zoom und
holländisch Flandern gelangen. Seien diese Angelegenheiten
geregelt, so könne an die Ausarbeitung und den Abschluss des
definitiven Tractates geschritten werden. 2
Auch die Reduction der beiderseitigen Heere wurde zwi-
schen St. Severin und Sandwich eingehend erörtert. Ersterer
wies insbesondere auf die Unzukömmlichkeit der fortwährenden
Kriegsrüstungen hin. Frankreich, meinte er, habe allen Grund,
die Aufrichtigkeit Englands zum Frieden in Zweifel zu ziehen.
Sandwich betheuerte, dass England seit dem Abschlüsse der
Friedenspräliminarien an eine 'Vermehrung seiner Kriegsmacht
nicht denke. St. Severin forderte in kategorischer Weise Zurück-
ziehung der Truppen, ehe an eine Herausgabe des niederländi-
schen Gebietes gedacht werden könne, insbesondere aber müsse
der Weitermarsch des russischen Hilfscoi'ps sistirt werden.
Das Misstrauen gegen Frankreich war noch rege ; die
Ueberzeugung einzelner Mitglieder des Congresses, dass die
französische Regierung keinen Ernst bei dem Zustandekommen
des Friedens an den Tag lege, stand einer raschen Erledigung
der fraglichen Punkte im Wege, um so mehr als St. Severin
in seinen Besprechungen mit Sandwich der Rückgabe Masti'ichts
1 Lettre of Sandwich to Stone vom 23. Juni 1748. (Haager Archiv.)
2 Sandwich to Andrew Stone June 23, 1748. (K. H. A. Haag.)
53
gar nicht erwähnte, und auf die Anfrage, wie es denn in dieser
Beziehung stünde, eine unzweideutige Antwort zu geben nicht
in der Lage zu sein und weitere Weisungen abwarten zu müssen
erklärte. Während der beiden Monate Juni und Juli dauerten
die Verhandlungen über die angei-egten Punkte. Im Haag
fanden darüber Conferenzen statt; zu Nistelrode, im Haupt-
quartier des Herzogs von Cumberland, wo sich der Prinz von
Oranien, Newcastle, Sandwich und Bentinck einfanden, erörterte
man eingehend die künftige Haltung der Seemächte. Als Car-
dinalpunkt hielt man daran fest, dass England und Holland
auch fernerhin gemeinschaftlich vorgehen und die Vertreter
derselben bei den Conferenzen im innigsten Einverständnisse
mit einander auftreten sollten. Durch ein festes und energi-
sches Zusammenhalten versprach man sich eine rasche Förde-
rung des Friedenswerkes. Der Forderung St. Severin's um
Rückgabe und Uebergabe der eroberten und abzutretenden Ge-
biete glaubte man unter gewissen Bedingungen beistimmen zu
sollen. Einmal dass die französische Regierung jenen Theil
Belgiens klar bezeichne, welcher unmittelbar restituirt werden
solle, jedenfalls müsse derselbe im gleichen Verhältnisse stehen
mit denjenigen Ländertheilen, welche in Italien herausgegeben
würden. Um einen Beweis aufrichtiger Friedensliebe zu
gewähren, willigte man in den Rückmarsch der Russen, wenn
auch Frankreich einen grossen Theil seiner Truppenmacht aus
den Niederlanden herausziehe. Ohne dies Zugeständniss hielt
man es nicht für rathsam auf den Wunsch Frankreichs ein-
zugehen. Ohnehin wai'en die Vortheile doch nur auf Seite
desselben. Denn bei etwaigem Scheitern der Friedensunter-
handlungen und einem Wiederausbruche des Krieges konnte
Frankreich weit rascher seine Truppenmacht in den Nieder-
landen auf die bisherige Stärke bringen, als es den Ver-
bündeten möglich war die russischen Hilfstruppen an den Rhein
zu ziehen. Dagegen war man mit St. Severin bezüglich der
Einstellung der Feindseligkeiten im mittelländischen Meere ganz
einverstanden.
Gab es auf diese Weise zwischen den Seemächten einer-
seits und Frankreich andererseits in vielen Fragen divergirende
Ansichten, welche dem raschen Abschlüsse eines Vertrages nur
hindernd entgegentraten, so wurde die Anzahl der Schwierig-
54
keiten nur noch vermehrt, wenn man auch den speciellen An-
sichten der Wiener Staatsmänner Reclmung tragen sollte.
Auch bei der Erörterung der Frage über die Form der
%
Friedenstractate zeigten sich ^weichende Meinungen. St. Se-
verin befürwortete einen einzigen allgemeinen Tractat, in welchem
sämmtliche Punkte wie in den Präliminarien zusammengefasst
werden sollten. Die Seemächte stimmten dem bei. Kaunitz
sprach sich im Auftrage seiner Regierung für Specialverträge
aus, und wies zur Begründung dieser Ansicht auf den Utrechter
Frieden als mustergebend hin. So sollte England einen spe-
ciellen Vertrag mit Spanien schliessen, einen andei'n mit Frank-
reich, in ähnlicher Weise werde die Königin von Böhmen und
Ungarn mit allen Mächten, mit denen sie sich im Kriege be-
fände, abgesonderte Tractate vereinbaren.'
Der Streit über diesen Punkt zog sich längei-e Zeit hin.
Kaunitz bezeichnete es als eine Absurdität, einen gemeinschaft-
lichen Tractat für alle Mächte vereinbaren zu wollen. ,Kein
einziges Exempel ist zu finden, heisst es in einem Rescripte
Maria Theresias an Kaunitz, wo die Anlicgenhciten so vieler
in Krieg verwickelter Mächte in einen einzigen Tractat zusam-
mengezogen worden wären', und an dieser Auffassung hielt man
mit einer Zähigkeit, welche einer besseren Sache würdig ge-
wesen wäre, fest. Kaunitz drang mit seiner Ansicht nicht
durch. St. Severin verhielt sich später reservirt, Sandwich
erklärte: das englische Cabinet beharre auf einem gemeinschaft-
lichen Tractate, um Oesterreich zur Erfüllung des Wormser
Vertrages zu nöthigen.^
Die Restitvition der eroberten Länder war während der
ganzen Zeit seit dem Abschlüsse der Präliminarien Gegenstand
1 Man beschuldigte in Wien die englische Regierung die Idee eines gemein-
samen Vertrages aufs Tapet gebracht zu haben. Kaunitz erhielt zu wie-
derholten Malen die Weisung dem Project eines gemeinschaftlichen Trac-
tats nicht beizustimmen; auch in einigen Si^ecialschreiben Uhlfeld's wird
dieser Punkt betont. ,Finde uöthig E. Excellenz zu warnen', schreibt
Ulfeid am 2G. Juni 1748 ,dass es nicht auf einen Entwurf eines General-
Friedenstractats komme , sondern jeder Theil auf Grund der Prälimi-
narien seines Friedenstractats mit dem Theil, mit welchem er in Krieg
befangen gewesen, über die Punkte dieselbe anbetreffend mache. Wie
wir aber ohnmöglich in unserm Tractate etwas über die Schiffart oder
den Assiento können einfliessen lassen.'
2 Kaunitz an Uhlfeld 1. Aug. 1748.
55
eingehender Verhandlimgen. Auf den Wortlaut der Prälimi-
narien gestützt wünschte Maria Theresia sobald als möglich in
den Besitz der Niederlande zu kommen. Man war in Wien
gerade auch deshalb über Englaild erbittert, weil dieses das Ver-
langen Oesterreichs nicht eifrigst unterstützte^ allein man fürch-
tete in englischen Kreisen, dass man in Oesterreich sich mit
dem Abschlüsse des Vertrages nicht sehr beeilen werde, wenn man
einmal im Besitze der Niederlande sein würde. ' Auch St. Severin
wusste diesem allerdings gerechten Begehren fortwährend neue
Bedenken entgegen zu setzen. Die rasche Verwirklichung dieses
Wunsches war das Streben der Wiener Staatsmänner, und auch
mit ein Bestimmungsgrund, dass man einen Specialvertrag mit
Frankreich so gerne abgeschlossen hätte. Allein in Paris zögerte
man in dieser Beziehung sich zu einer definitiven Abmachung
herbeizulassen, weil man das einzige Pfand, welches man in
Händen hatte, nicht fahren lassen wollte, ehe man vollständig
in den Besitz der verlorenen überseeischen Besitzungen gelangt
war ; denn das gegenseitige Misstrauen wucherte fort. England
redete einer unverzögerten Rückgabe der Restitutionen und
Cessionen das Wort."^ Die gleichzeitige Verhandlung über den
Zeitpunkt der Einstellung der Feindseligkeiten in Italien, in
welchem Punkte eine Differenz der Ansichten zwischen England
und Frankreich hervortrat, hemmte die Erledigung dieser An-
gelegenheit um so mehr, als man im Juni 1748 von beiden
Seiten fast einem Wiederausbruche der Feindseligkeiten entge-
gensah. Wenigstens erhob man von beiden Seiten Beschuldi-
gungen, dass ein geringer Ernst vorhanden sei zum Abschlüsse
zu kommen.''
1 ßy my Lord Sandwichs letters , it looks , as if Count Kaunitz was desi-
rous, that the restitiitions and cessions, should precede the definitive treaty,
whereas the King's notion has always been that they should g'o hand
in hand and that nothing should delay the concluding the definitive treaty.
Mr. Kaunitz's difficulty upori his head , gives some suspicions that the
Court of Vienna only desires to be in Possession of the Low Countries
again, and than to find some pretence to delay and obstruct the conclu-
sion of the whole. Newcastle an Robinson , Hannover July 6 — 17 1748.
(Copie Haager Archiv.)
'■* Newcastle an Sandwich in einer aus dem Hauptquartier Nistelrode vom
21. Juny — 2. Jiily 1718 datirten Depesche. (Haus-Archiv Haag.)
' Sandwich an Cumberland, 23. Juni 1748 (Hausarchiv Haag) sich bekla-
gend über die bad consequences that will follow oiu- pushing things to
the extremities we seem inclined to do at present. Dagegen St. Severin
56
Die Garantie von Schlesien und Glatz an Preussen hatte
trotz der Aufnahme in die Präliminarien nicht aufgehört Gegen-
stand einer eingehenden Controverse zu sein. Dass sich
Oesterreich dagegen stemmte u^d theilweise aus diesem Grunde
für einen Separatvertrag mit Frankreich besondere Vorliebe
hegte, ist schon hervorgehoben worden. Allein auch das eng-
lische Ministerium hielt nicht consequent an der Ansicht fest, dass
diese Garantie auch im Definitivvertrag ausgesprochen werden
müsse. jDieser Punkt, schrieb Newcastle an Sandwich am 7/18.
Juli 1748, ist delicater Natur; früher ging man von der Vor-
aussetzung aus, dass der König von Preussen an dem Friedens-
vertrage Theil nehmen, also eine der contrahirenden Mächte
desselben sein werde. Wie die Dinge jetzt stehen, erhielte Frie-
drich eine Garantie für Schlesien und Glatz, bliebe aber ohne
alle Verpflichtung die andern Punkte des Vertrages einzuhalten.
Eine Reciprocität müsse auf die eine oder andere Weise Platz
greifen.' Aber wie das Ding zu bewerkstelligen sei, wussten
auch die englischen Minister nicht anzugeben, sie machten sich
daher die Sache so leicht als möglich; der König, hiess es,
überlasse es dem Lord Sandwich diesen Punkt auf die eine
oder andere Weise zu ordnen.' Allein schon nach einigen Ta-
gen hatte der Herzog von Newcastle seine Meinung geändert,
es schien ihm ausgemacht, dass der betreffende Artikel der Praeli-
minarien in den Friedensvertrag aufgenommen werden müsse. -
an Puysieux vom 26. Juni bei Bourre. La fa^on dont l'Angleterre se
condnit depuis la signatiire des Preliminaires, marque de la maiivaise foi,
ou toiit-au-moins qu'elle veut se rendre l'arbitre de Texecution des con-
ditions de la paix en donnant les interpretations les plus fausses et les
plus forcees aux articles stipules. Dass Frankreich im Besitze der Nie-
derlande bleiben wollte, bis alle Eroberungen in Indien zurückg-egeben
seien, geht aus der Depesche von Sandwich an Newcastle vom 3. Juli
1748 hervor.
' Eine Copie dieser Depesche im königl. Hausarchiv zu Haag.
2 Newcastle to Sandwich Hannover 18—29 July 1748 that the best way to
terminate that difficulty — — would be to insert a general article in the
definitive treaty, obliging all Powers, benefited thereby to perform the
Engagements of that treaty to all contracting Parties. Tt is certain, that
the article in the Preliminaries, relating to the King of Prussia, must be
renewed in the definitive treaty. But it is equally certain, that the King
of Prussia (if he would have any benefits of it) must give his reciprocal
guaranty, and the best way of bringing that about will be by the general
articles above mentioned.
57
Die innigen Beziehungen Oesterreichs zu Russland ver-
ursachten es auch, dass Graf Kaunitz angewiesen wurde, für die
Zulassung des russischen Ministers zum (]!ongresse thätig zu
sein. ' Holland und England wären nicht abgeneigt gewesen
darauf einzugehen. St. Severin beharrte mit Entschiedenheit
bei seinem Widerspruche; indem er vornehmlich auf die In-
convenienzen und Verzögerungen hinwies, welche dem Friedens-
werke dadurch erwachsen würden. Vergebens machte Kaunitz
alle möglichen Gründe geltend, um den sehnlichen Wunsch der
Kaiserin Elisabeth zu befriedigen. St. Severin lehnte es ab,
auf eine derartige Proposition einzugehen. Auch sah Kaunitz
bald ein, dass eine eifrige Befürwortung der Zulassung Russ-
lands nur jene Preussens zur Folge haben müsse, was zu ver-
hindern doch im österreichischen Interesse lag.^ Auch hatte
Elisabeth die Erklärung an die befreundeten Höfe abgegeben,
dass sie an dem Congresse nicht Theil nehmen würde, wenn
gleichzeitig die Zulassung Preussens erfolgen sollte. ^
Nicht alle diese strittigen Punkte konnten leicht ins Reine
gebracht werden. Die Convention über die Herausgabe der
überseeischen Besitzungen kam schon am 8. Juli zu Stande.
Beiläufig einen Monat später schloss m^ eine Vereinbarung
über den Rückmarsch der russischen Truppen ab, welche bis
nach Franken gekommen waren, wo sie Halt machen mussten.
Frankreich verpflichtete sich ebenfalls eine gleiche Truppenan-
zahl aus den Niederlanden zurückzuziehen. Dagegen ging die
französische Regierung auf einen Antrag Maria Theresias be-
hufs Abschliessung einer Uebereinkunft nicht ein, wornach jede
der beiden Regierungen ihre daselbst stehenden Streitkräfte um
30,000 Mann vermindern sollte. Die Annahme dieses Antrages
lag nicht im Interesse Frankreichs. Erst am 25. September,
als der definitive Frieden sschluss vor der Thüre stand, willigte
Frankreich ein, 30,0C0 Mann aus den Niederlanden zurück-
zuziehen.
1 Kais. Res. an Kaunitz, 17. Juli 1748.
- Kaunitz an Reischach, 2. Aug. 1748.
3 — — — the extraordinary note, which had been delivered to Your Exe. by
the Chancellor Bestuschef, arrived, by which the Czarina seems to declare
that, if the King of Prussia is invited, she will not, on any account, be
a Party. Newcastle an Hyndfort 12 — 23. Juli 1748. (Copie im k. Haus-
archiv, Haag.)
58
IV.
Seit Ende Juli kamen auch die eigentlichen Verhandlun-
gen über den definitiven Friedenstractat in Fluss. Bisher hatte
man sich nicht einmal über die Form des abzufassenden Ver-
trages geeinigt. Die Frage, ob ein gemeinsamer Tractat, oder
mehrere Verträge abgefasst werden sollen, war noch nicht ent-
schieden. Am 25. Juli übersendete Puysieux an St. Severin
ein Projet de Traite, jedoch mit der Weisung den Vorschlag
des Grafen Kaunitz, mehrere Tractate zu entwerfen, nicht ganz
abzulehnen.' Am 30. Juli übermittelte St. Severin den Ent-
wurf den Gesandten der Seemächte mit einem Schreiben, worin
er hervorhob, dass die Arbeit eine eilige sei und nur als Basis
der Verhandlungen dienen soll.- Bereits am ,3. August erhielt
St. Severin ein Gegenproject, welches Sandwich und Bentinck
gemeinschaftlich vereinbart hatten, und dem auch Motive über
die vorgenommenen Aenderungen beilagen. Bei der Kürze der
Zeit konnten diese Arbeiten nicht mit der erforderlichen Sorg-
falt verfertigt werden. Man glaubte nur den gegentheiligen
Standpunkt hervorheben zu sollen, wie er auf Basis der In-
structionen der betreffenden Minister praecisirt werden konnte. '
Der englische Gesandte schickte diese Elaborate an das
Ministerium nach London und erhielt Ende August ein neues
von dem englischen Cabinetc ausgearbeitetes Contraproject,
welches in einzelnen Punkten vielfach von jenem des Lord
Sandwich abweicht.'
Die differirenden Gesichtspunkte über den definitiven
Friedensvertrag, welche demnach vier Monate nach dem Ab-
schlüsse der Präliminarien noch vorhanden waren, lassen sich
' l'idee de Mr. de Kaunitz de faire tm traite entre chaque Puissance n'est
pas h rejeter, on sera peut-etre bien oblige d'y venir.
2 que cela ayant ete fait k la hüte ne peut etre regarde que eomme un
cannevas susceptible d'additions, de changements et de corrections etc
(Das Original im königlichen Archiv zu Haag.)
3 Contreprojet de traite definitif remis par messieurs les Comtes de Sand-
wich et de Bentink au Ministre de France le .3 aout 1748 im k. Haus-
archive zu Haag; eine Abschrift befindet sich im Reichsarchiv ebendaselbst
und im Wiener Staatsarchiv.
" Contreprojet de traite definitif revu et corrige par le Ministere d'Angle-
terre, re9U 29. Aug. 1748 im königl. Hausarchiv im Haag.
59
am geeig-netsten aus einer Veig-leichung dieser verschiedenen
Projecte entnehmen.
Schon die Anzahl der Artikel ist in den drei Entwürfen
eine verschiedene. Das französische Projcct bestand nebst
einem Freambule aus 25 Artikeln, diese schrumpften in dem
Klal)orate von Sandwich und Bentinck auf 22 zusammen. Das
Geg-enproject des englischen Ministeriums enthielt deren 23.
Bei dem Preambule warfen die Gesandten Hollands und
Eng-lands in Aachen die Fi-age auf^ in welcher Weise die Auf-
führung- der verschiedenen Mächte stattfinden solle, ob eine
Gruppeneinthciluug- vorzunehmen sei, also England und seine
AUiirten, Frankreich und dessen Verbündete aufzuzählen seien,
oder ob etwa die Namhaftmachung- der contrahireuden Staaten
nach der üblichen Rang-ordnung- zu erfolgen habe. Es war dies
eine formale Frage, auf welche wenig-stens von Seiten der eng-
lischen und holländischen Vertreter kein sonderliches Gewicht
g-elegt wurde.
Viel wichtiger waren die Differenzpunkte in den eigentlich
meritorischen Fragen. Es Avürde hier zu weit führen und hat
auch schliesslich ein geringes Interesse auf die einzelnen Ar-
tikel einzugehen, nur die wichtigsten strittigen Punkte ver-
dienen hervorgehoben zu werden.
Im Grunde genommen herrschte nur vollständige Ucber-
einstimmung über den ersten Artikel, der die übliche allge-
meine Phrase enthielt, dass ein ewiger Friede zwischen den
betreffenden Mächten stattfinden solle. Schon bei dem zweiten
Artikel, die Amnestie betreffend, kamen die Differenzen zu
Tage. Während der französische Entwurf sich blos in Allge-
meinheiten erging, wünschten Sandwich und Bentinck die Cor-
sicaner speciell gegen Genua sicher zu stellen. Das Londoner
Project liess diesen Zusatz fallen, forderte jedoch ausdrücklich
einen Hinweis auf den Artikel 3 des Utrechter Tractats.
Einen wichtigen Punkt bildeten die Restitutionen. Nach
dem Projecte St. Severin's sollte im Allgemeinen ein bestimmter
Termin fixirt werden, innerhalb dessen alle eroberten oder ab-
zutretenden Plätze herausgegeben werden sollten. Jedoch hätte
die gegenseitige Herausgabe dieser Gebiete in einer entspre-
chenden Ordnvuig und in einem gleichmässigen Verhältnisse zu
geschehen. Innerhalb eines bestimmten Termines seien Genua,
Modena und der Infant in den Besitz ihrer Länder zu setzen,
60
innerhalb derselben Zeit sollten die Generalstaaten Bergen op
Zoom, Mastricbt und alle jene Orte, welche sie in Holländisch-
Flandern und Brabant besessen, erhalten. Sobald Cap Breton
und die anderen etwa eroberten Orte und Plätze in Ost- und
Westindien an Frankreich zurückerstattet werden, sollten der
König- von Sardinien und Maria Theresia die ihnen nach dem
Vertrage zuzusichernden Gebiete erhalten. Die Auffassung des
englischen und holländischen Gesandten wich von diesem Vor-
schlage bedeutend ab. Sie unterschieden zwischen den europäi-
schen und aussereuropäischen Gebieten. Nach dem Austausche
der Ratificationen hätten Maria Theresia und der König von Sar-
dinien dem Infanten Don Philipp die Cessionsacten für Parma,
Modena und Guastalla zu übergeben. Zu gleicher Zeit seien
alle Truppen aus den nicht befestigten Orten zurückzuziehen,
fünfzehn Tage später müssen auch die befestigten Orte geräumt
sein. Nach Verlauf dieser Frist seien alle eroberten und ab-
zutretenden Plätze und Gebiete ihren Besitzern einzuräumen.
Ferner wurde die Rückgabe der in den eroberten Plätzen vor-
gefundenen Artillerie gefordert. Für die gegenseitige Heraus-
gabe aller überseeischen Eroberungen wurde ein bestimmter
Termin nicht festgesetzt, sondern dieselbe im Allgemeinen nur
ausbedungen. In den meisten Punkten wurde indess im Laufe
der Verhandlungen, die in den ersten Tagen des Monats August
zwischen St. Severin, Sandwich und Bentinck stattfanden, eine
Vereinbarung erzielt. Man sollte sich gegenseitig die Anord-
nungen mittheilen, welche von den betreffenden Regierungen
zur Vollziehung der Herausgabe erlassen würden; man kam
überein, genau die Orte zu bezeichnen, welche zunächst heraus-
gegeben werden sollen, und bestimmte Termine, innerhalb deren
die Restitutionen und Cessionen vollzogen sein müssen, festzu-
setzen. Fünfzehn Tage wurden als unzureichend befunden, St.
Severin forderte einen Monat.
Bezüglich der niederländischen Provinzen verlangten Ben-
tinck und Sandwich die Hinzufügung der Clausel, dass Maria
Theresia diese Gebiete nur unter denselben Bedingungen inne
haben solle, wie sie dieselben bis zum Ausbruche des Krieges
besessen. Augenscheinlich sollte durch diesen Zusatz stipulirt
werden, dass der Barrieretractat auch künftighin in Kraft zu be-
stehen habe. Mit Recht machte St. Severin aufmerksam, dass dies
soviel hiesse, als dass Frankreich die sogenannten Barriere-
61
Städte den Holländern übergeben müsste, und wies auf die
Schwierigkeiten der Durchführung hin. Träte die Königin von
Ungarn und Böhmen dem Frieden nicht bei, so könnte sie sich
weigern, in Italien die von ihren Truppen besetzten Gebiete
herauszugeben. Bentinck dagegen wies darauf hin, dass durch
Anerkennung des Vertrages vom J. 1717 Frankreich auch den
Utrechter Tractat vollinhaltlich erneuere, dessen siebenter Ar-
tikel von der Barriere handelt.
Die Bestimmungen über Pai-ma, Piacenza und Guastalla
waren in dem Entwürfe St. Severins ziemlich allgemein ge-
halten. Hiernach sollte Don Philipp diese Gebiete in derselben
Weise und derselben Ausdehnung besitzen, wie die bisherigen
Besitzer, und seine Nachfolger so lange die Herrschaft über die-
selben ausüben, bis sie auf den neapolitanischen oder spanischen
Thron gelangt sein würden. Für diesen Fall wurde das Heim-
fallsrecht an die gegenwärtigen Gebieter gewahrt. Endlich
sollte ein bestimmter Zeitraum für die Auslieferuns: der Ces-
sions- und Garantieacte fixirt werden.
Weit ausführlicher behandelt das Contraproject von Sand-
wich und Bentinck diesen Punkt. Ausdrücklich wird der Besitz
der Herzogthümer auf die männlichen, legitimen Kinder Don
Philipp's beschränkt, die gegenwärtigen Beamten und Würde-
träger sollen ihre Stellungen und Würden behalten. Denjenigen
Personen, welche auswandern wollen, wird das Recht ausdrück-
lich gewahrt, innerhalb eines Jahres ilir bewegliches Vermögen
mitzunehmen, ihr unbewegliches Eigenthum entweder zu ver-
kaufen, oder zu behalten und es durch Andere verwalten zu
lassen. Die Bevollmächtigten der Seemächte wiesen daraufhin,
dass es absolut nothwendig sei, den Besitz der Herzogthümer
auf. die männlichen Erben zu beschränken, obwohl dies in den
Pi-äliminarien nicht klar ausgesprochen sei. Sie wollten auch
für den Fall Vorsorge getroffen haben, wenn der neapolitanische
Zweig der Bourbonen zur Thronfolge in Spanien berufen und
seine Länder den Nachkommen des Don Philipp zufallen
würden. St. Severin berief sich auf die Präliminarien, welche
hierüber nichts enthielten, und lehnte es ab seine Zustimmung
zum Ausschlüsse der weiblichen Erbfolge zu ertheilen. Auch
wollte er dem Heimfallsrechte in der beantragten Weise keine
Folge geben.
62
Auch bei Modena erg-aben sich Differenzen. Der Entwurt
St. Severins enthielt nicht blos eine Bestimmung über die Rück-
gabe aller Gebiete in Italien;, welche der Herzog vor dem Aus-
bruche des Krieges besessen, sondern stipulirte auch, dass die
Königin von Ungarn und Böhmen ihm als Entschädigung für
die ungarischen Güter entweder eine bestimmte noch zu ver-
einbarende Geldsumme zu bezahlen oder die im modenesischen
Gebiete liegenden mantuanischen Enclaven abzutreten habe,
wenn sie es nicht vorzöge , die ungarischen Domänen zurück-
zuerstatten. Die Vertreter der Seemächte stimmten wohl dem
ersten Theile bei, bezüglich der ungarischen Güter wollten sie
aber blos die Alternative aufgenommen wissen : entweder Rück-
gabe derselben oder ein entsprechendes Geld-Aequivalent.
Dass Genua sein ganzes Gebiet zurückzuerhalten habe,
waren beide Theile einverstanden. Dagegen forderte St. Severin
auch Sicherstellung für jene Privaten, welche Forderungen an
die Wiener Bank hatten. Die schuldenden Beträge sollten
sammt den Zinsen rückgezahlt werden. Sandwich und Bentiuck
glaubten hiezu ohne Einholung von Instructionen ihre Zustim-
mung nicht ertheilen zu können.
Sardinien sollte nach dem Antrage von vSt. Severin alle
während des Krieges verlorenen Gebiete zurückerhalten, insbe-
sondere ihm der Besitz von Vigevanasco, der Paresanischen
Districte, der Grafschaft Anghiera zugesprochen werden. Ferner
sollte es eine Communication zwischen Piemont und Loan über
Pronaccio und Toiran erhalten. Die Republik sollte durch
anderweitige Abtretungen entschädigt werden. Commissäre sollten
zu diesem Behufe binnen drei Monaten ernannt werden.
lieber die Frage, wem das Recht gebühre, künftighin das
goldene Vliess zu vei'leihen, konnte eine Einigung nicht erzielt
werden. Frankreich beantragte, dies dem Könige von Spanien
zu vindiciren, wogegen dieser jene Ernennungen, welche von
Karl VI. und dem gegenwärtigen Kaiser waren vorgenommen
worden, anerkennen sollte. Die Bevollmächtigten der See-
mächte meinten, dass dieser Gegenstand zu vielen Discussioneu
Anlass geben würde, es sei daher wünschenswerth , hierüber
keine Vereinbarung zu treffen, sondern dieselbe den betreffenden
beiden Höfen zu übei'lassen. Auch bei den hierüber gepflogenen
mündlichen Verhandlungen wurde keine Uebereinstimmung
erzielt.
63
Dass der Assientotractat vom 26. März 1713 wieder in
Kraft zu treten habe, war schon durch die Präliminarien fest-
gesetzt worden. Nun handelte es sich blos um die Frage, ob
die letzten Jahre einer factischen Unterbrechung eingerechnet
werden sollten oder nicht. St. Severin bejahte, die Bevoll-
mächtigten der Seemächte verneinten dies. Letztere machten
geltend, dass der Verkehr der Compagnie nach den spanischen
Besitzungen unterbrochen gewesen sei. Als man auch bei den
mündlichen Verhandlungen kein Resultat erzielte, forderte St.
Severin den Lord Sandwich dringend auf, genaue Verhaltungs-
befehle einzuholen, da von der Regelung dieser Angelegenheit
das Schicksal der gesammten Verhandlungen abhängig gemacht
werden müsse.
St. Severin forderte ausdrücklich die Aufnahme eines Ar-
tikels über die Anerkennung der Kaiserwürde Franz I. Ben--
tinck und Sandwich lehnten dies ab und machten dies von der
Zustimmung des kaiserlichen Hofes abhängig. Man einigte
sich schliesslich dahin, dass, wenn dieser Artikel unterdrückt
werden sollte, der Kaiser seine Erwählung jenen Höfen anzu-
zeigen hätte, welche ihn bisher nicht anerkannt hatten.
Der Artikel 18 des Projectes lautete dahin, dass die con-
trahirenden Mächte dem Könige von Preussen den Besitz von
Schlesien und Griatz dauernd garantire^. Das Contreproject
änderte hieran nichts, nur bei den Conferenzen wurde als
zweckdienlich erkannt, dass der König von Preussen auch seiner-
seits zur Ertheilung einer Garantie verpflichtet werden solle.
Ein Zusatz , dessen Ausführung mit grossen Schwierigkeiten
verbunden war, da man in keinerlei Weise sich darüber klar
war, in welcher Form diese Garantie von Seite Preussens er-
theilt werden solle. Denn die Theilnahme Friedrich IL an den
Verhandlungen des Congresses wurde von Oesterreich von vorn-
herein perhorrescirt, und auch der holländische Gesandte konnte
sich mit der Zulassung Preussens durchaus nicht befreunden.
Man sieht, es waren noch Anfangs August mancherlei
unausgeglichene Differenzen vorhanden. Allein bei den münd-
lichen Verhandlungen, welche, wie schon erwähnt, in den ersten
Augusttagen zwischen St. Severin, I^ord Sandwich und Bentinck
stattfanden , gewann es doch den Anschein , dass eine Verein-
barung nicht unschwer zu erzielen sein werde. Ein Zwischen-
fall änderte die Sachlage. Die Stellung St. Severins schien den
64
englischen Staatsmännern in London zweideutiger Natur zu sein.
Seine Weigerung, die Niederlande an die Seemächte bis zur
Herstellung des Friedens zu übergeben, fachte das alte, ohnehin
nie erloschene. Misstrauen gegen Fi'ankreich an. Die Gefahr,
den Wiener Hof sich vollständig zu entfremden und dann den
Forderungen Frankreichs rettungslos preisgegeben zu sein, be-
reitete dem leitenden Staatsmanne Englands, dem Herzoge von
Newcastle, bittere Stunden. Easch fasste er einen Entschluss.
Der früher an Sandwich ertheilte Auftrag, eventuell mit Frank-
reich einen Sepai'atvertrag abzuschliessen , wurde widerrufen. '
Nun sollten wieder die Beziehungen zum Wiener Hofe in das
alte Geleise gebracht werden. Sandwich ei'hielt den Befehl,
mit Kaunitz intimere Beziehungen anzuknüpfen , ihn von den
bisherigen Verhandlungen in Kenntniss zu setzen und ihm auch
den eigenen Entwurf mitzutheilen. ^
Diese unerwartete Wendung machte auf die Bevollmäch-
tigten Hollands und Englands einen fast vernichtenden Ein-
druck. Bentinck gab Alles verloren. Ihm schien es unmöglich,
das Friedenswerk zu einem günstigen Abschlüsse zu bringen,
wenn solche plötzliche Gesinnungswechsel eintreten, wenn man
heute widerruft, avozu gestern die Zustimmung erfolgt war. Er
glaubte, endlich sei man dort angekommen, wohin man so lange
gesteuert, um ans Ziel kommen zu können, endlich habe man den
Wiener Hof mürbe gemacht und denselben so weit gebracht,
mit den Seemächten gleichen S(;hritt zu halten. Er betrachtete
die Ansicht als einen Irrthum, dass man sich dem Wiener
Hof entfremden würde, wenn man ohne den österreichischen
Minister den Vertrag abschliessen sollte. Er hielt Bartenstein
für den eigentlichen Urheber der ablehnenden Haltung des
österreichischen Gesandten. Die Folge werde dem Wiener Hofe
nun zeigen, dass die Pläne Bartensteins unausführbar seien,
zwar werde man Anfangs einigen Lärm machen, sich aber bald
beruhigen. Er bedauerte seine bisherige gemässigte Haltung,
1 Am 15./-J(3. Juli spricht Newcastle in einer Depesche an Sandwich seine
vollste Befriedigung darüber aus, dass die Verhandlungen mit St. Severin
einen entsprechenden Verlauf nehmen, am 17./28., also zwei Tage darauf,
widerruft er die Sandwich ertheilte Vollmacht, ohne Kaunitz den Tractat
zu zeichnen. (Mscr.)
- Newcastle an Sandwich, 26. Juli — 6. Aug. Vgl. auch Coxe, Memoirs of
Pelham, Band I., letztes Capitel.
65
er und Sandwich hätten schärfer ins Zeug gehen sollen. T"'^nd
nun erst die Weisung, den Grafen Kaunitz in alle bisherigen
Verhandlungen einzuweihen! Er fürchtete, dass man das Ver-
trauen St. Severins verscherzen werde, es sei besser, sogleich
zu brechen und den Krieg von Neuem zu beginnen. Er be-
urth eilte das factische Ueb ergewicht Frankreichs ganz richtig.
Wenn St. Severin kein National- oder Partei-Interesse habe,
die Sache zu endigen, nützen alle unsere Raisonnements nichts,
rief er aus. Will man den Frieden oder den Krieg? Wenn
man den Krieg will, führe man ihn, Avenn man kann. Ich
freilich sehe nicht ein, wie dies möglich, ohne Finanzen, ohne
Truppen, mit unzufriedenen Alliirten. Wenn man den Frieden
wünscht, muss man ihn schliessen, und wenn man ihn nicht
schliessen kann, wie man wollte, muss man ihn schliessen, wie
man kann. '
Bentinck entschloss sich nach dem Haag zu eilen, um
dort mündlich über die Lage zu berichten und eventuell durch
den Prinzen den Herzog von Newcastle umzustimmen. Mau
müsse endigen, zum Abschlüsse gelangen, die Ueberlegenheit
Frankreichs sei nun einmal im Felde und im Cabinete eine
unbestreitbare Tliatsache, und jedes weitere Hinausschieben der
Unterhandlungen komme schliesslich doch nur Frankreich zu
Gute, - In diesem Sinne schrieb er auch vom Haag aus an
Newcastle und erklärte ihm schliesslich rundweg, er werde
nicht eher nach Aachen zurückkehren, bis das englische Mini-
sterium die an Sandwich ertheilten Ordres werde widerrufen
haben. '■'• Andererseits war auch der Herzog von Newcastle
nicht uuthätig^ die Haager Kreise für seine Umkehr zu ge-
winnen, indem er darauf hinwies, dass mau bei der günstigen
Disposition Frankreichs, den Frieden abzuschliessen, durch ein
Hand in Handgehen mit Oesterreich bald ans Ziel gelangen
werde. Er hoffte, das offene Entgegenkommen von Seiten Eng-
lands und der Hinweis auf die Nothwendigkeit , endlich ein
Abkommen zu treffen, werde die österreichischen Staatsmänner
1 Bentinck an Fagel, theilweise abgedruckt bei Jonge, a. a. O. p. 163.
2 La France a sur nous tous les avantages de superiorite tant en cam-
pagne que dans le Cabinet, plus nous negotions longtemps avec eile, plus
cette superiorite ä ces deux egards se fera sentir ä son avantage et k
uotre detriment.
3 Vgl. Coxe, Memoirs of Pelham II. p. 1.
Aichiv. Bd. :üLV1I. I. Haltte. 5
66
von ihren vorgefassteu Meinung-en abbringen und eine voll-
ständige Umstimmung derselben herbeiführen. ^
Nicht blos Bentinck Hess seinem Unmuthe die Zügel
schiessen, auch Sandwich setzte alle Hebel in Bewegung, um
den Beschluss des Herzogs von Newcastle rückgängig zu ma-
chen. Er wendete sich an den Bruder desselben, Pelham, dessen
friedliche Tendenzen sich mehr einer endgültigen Lösung zu-
neigten. ^ Newcastle suchte demselben jedoch darzulegen, dass
der von ihm gefasste Entschluss, nunmehr mit Oesterreich ge-
meinschaftlich vorzugehen, der einzig richtige sei. Die Weige-
rung Frankreichs, die Niederlande herauszugeben, involvire eine
grosse Gefahr , und so wenig weitsichtig sich auch sonst der
englische Minister erwies, hier witterte er eine ganze Reihe
von Unzukömmlichkeiten. Die Stellung Bentinck's und Sand-
wich's suchte er dadurch zu erklären, dass diese sich allzuweit
mit St. Severin eingelassen hätten und daher ungehalten seien,
jetzt für ihr Vorgehen ein Dementi zu bekommen. Robinson,
der gerade kurz zuvor in Aachen angekommen war, goss Oel
ins Feuer, indem er in einer hinter dem Rücken seines Collegen
geführten Correspondenz mit dem Duc Newcastle die Situation
als eine trostlose bezeichnete, natürlich um sich das Verdienst,
an dem Friedensschlüsse einen hervorragenden Antheil zu haben,
beizulegen. ^
Der Herzog ging von der Voraussetzung aus, dass man in
Wien das Entgegenkommen Englands nur freudig begrüssen
werde. In dieser Beziehung täuschte er sich jedoch, wie schon
' qu'il y a tout Heu d'esperer, que, si la Cour de Vienne peut etre induite
ä concourir avec nous, cette grande affaire acquerra bient 6t un tel degre
de maturite, qu'on pourra passer k la signature du traite definitif et k
rexecution des restitutions respectives. Newcastle an Fagel 19/.S0 Aug.
1748. Haager Eeichsarchiv.
2 Vrgl. Coxe Memoirs of Pelham II. p. 2 fg. Newcastle hatte Saudwich
den Auftrag ertheilt, an Kaunitz die erforderlichen Mittheilungen zu ma-
machen. Hierüber schreibt nun Sandwich: but we imagine, that that is
on a supposition that he does not refuse to cooperate with us in the mea-
sure, otherwise it is piain, that we give him an advantage, in letting him
into cur whole secret, which it is not certain he will make the best use
of. Wenn schon alle Pläne dem Wiener Hofe zur Kenntniss gebracht
werden sollen, möge es durch Wasner geschehen.
3 Vrgl. das Schreiben von Newcastle an Pelham vom 14/25. August 1748
bei Coxe a. a. 0. p. 9 u. 15.
67
so oft; sein Bruder sah richtiger als er. Nicht die Seemächte
trifft daher der Vorwurf, dass der Gedanke einer Cooperation
mit Oesterreich bald fallen gelassen wurde. Kaunitz stand
nämlich noch immer in geheimer Verhandlung mit St. Severin,
er hatte die Hoffnung, von demselben manche Concession zu
erlangen noch nicht aufgegeben ; er rechnete auf dessen Unter-
stützung wenigstens in einigen Punkten. Er wurde in dieser
rosigen Auffassung durch hingeworfene Aeusserungen des fran-
zösischen Gesandten bestärkt. Severin setzte ihm auseinander,
dass die Absicht des französischen Hofes dahin ginge, der Ga-
rantie Schlesiens nicht anders als unter Gewährleistung der
sämmtlichen österreichischen Länder zuzustimmen. Kaunitz
zeigte sich sogar erbötig, bei einem etwaigen mit Frankreich
zu treffenden Abkommen auf die Aufnahme der beiden gehei-
men Artikel in den Vertrag zu verzichten. Aber hierauf ging
St. Severin nicht ein, auf die letzten ihm zugegangenen Depe-
schen hinweisend, welche ihm auch bei anderen Artikeln Aen-
derungen zu fordern vorschrieben. St. Severin machte jene
Bedingungen namhaft, unter welchen ein Separatabkommen
zwischen Spanien, Frankreich und Oesterreich zu Stande kom-
men könnte. Oesterreich solle die seit dem Jahre 1733 in der
Lombardei an Piemont abgetretenen Besitzungen zurücker-
halten, Savoyen und Nizza dem Infanten, die belgische Küste
und holländisch Flandern aber an Frankreich abtreten. Für
die Verluste in den Niederlanden könne Maria Theresia durch
Mas triebt schadlos gehalten werden.
Der sächsische Legationssecretär Kauderbach, der zwischen
Kaunitz und St. Severin hin- und herlief und den Vermittler
machte, da die beiden Gesandten selbst in allen diesen Fragen
nicht direct miteinander verkehrten, veranlasste in dem Gange
der Verhandlungen eine eigenthümliche Episode. Während er dem
Grafen Kaunitz blos die oben erwähnten Propositionen, als von
St. Severin herrührend, mittheilte, und von diesem die Antwort
erhielt, dass er nicht einmal wagen dürfe, ähnliche Anträge
ad referendum zu nehmen, enthielt eine an den sächsischen
Minister eingesendete Arbeit Kauderbach's auch noch den Vor-
schlag, dass Maria Theresia sich in den Wiederbesitz Schlesiens
setzen könnte, wenn sie einer Erweiterung Frankreichs auf
Kosten der Niederlande die Hand bieten wolle. Der sächsische
Minister theilte diese Schrift dem Wiener Cabinete mit. Hatte
5*
68
man auf Grundlage der Berichte des Grafen Kaunitz_, dessen
Antwort auf die Vorschläge St. Severin's gebilligt, so war die
Sachlage durch den Schlesien betreifenden Punkt mit einem
Schlage geändert. Man war allem Anscheine nach unter der
Bedingung einer Wiedererwerbung Schlesiens geneigt, auf der-
artige Vorschläge Frankreichs einzugehen. Die Mittheilung des
sächsischen Schriftstückes machte wenigstens sichtlichen Ein-
druck in Wien, und man konnte sich nicht erklären, wie es
komme , dass Kaunitz in seiner Depesche , worin er die ihm
durch Kauderbach übermittelten Vorschläge darlegte, gerade
diesen Punkt ausser Acht gelassen habe. Ein reger Brief-
wechsel zwischen Wien und Aachen war die Folge. Kaanitz
wurde angewiesen, der Sache nachzugehen. Die Wiederge-
winnung Schlesiens war ein zu verlockender Gedanke, als dass
man es nicht der Mühe hätte werth halten sollen, den Dingen
auf den Grund zu sehen. ^
Vergebens waren längere Zeit alle Bemühungen den Gra-
fen St. Severin zum Sprechen zu bringen. Er machte Anspie-
lungen allerlei Art, ohne dass der französische Gesandte darauf
einging. Severin betonte, sein Hof wolle nur den Frieden. Bis
' Vrgl. Ai-neth, Maria Theresia S. 381 — 383, der jedoch die Sache etwas
abweichend darstellt. Dass obige Darlegung die richtige ist, geht aus den
im Wiener Archiv befindlichen Papieren klar hervor. Am 31. Juli schi'eibt
Ulfeid an Kaunitz: mais j'ai remarque que la piece suppose que St. Se-
vei'in auroit dit ä Kauderbach : Du cote de la Franceon seconderoit l'Im-
peratrice de toutes ses forces, pour lui faire reprendre la Silesie, dont il
n'est pas fait mention dans votre relation apres cela: ,11 revieudroit h
France Ypern avec la Flandre hollandaise' ce qui n'est pas seulement in-
telligible. II s'agit apres cela d'une foi-te diversiou que la France ferait
avec ses allies contre le Roy de Prusse. Comme j'en ferai seulement uii
rapport exact k la Conference qui se tiendra demain k la Cour, il faudra
attendre ce qui sera decide. Hierauf antwortet Kaunitz an Ulfeid am
21. August: Mais ce dont je suis tres mortifie c'est de ce qui m'arrive
avec Kauderbach. II n'est pas trop tard encore k la verite, si le projet
est vrai et si reellement la France a peuse ainsi. Je ci'ois aussi avoir
conduit la chose de faQon k la ramener dans les voyes et k reparer le
temps perdu, mais il est cei'tain cependant que tous les moments sont
precieux, et qu'il est toujours difficile de raccommoder une affaire gätee:
En tout cas, si Kauderbach compte se tirer d'affaire par de menteries il
se trompe fort, puisque je trouverais assurement moyen de mettre la
chose au claii' des que je serois en etat de pouvoir paroitre et d'en par-
ier moi-meme avec M. de St. Severin. Vergleiche auch den in den Bei-
lagen abgedruckten Brief von Loos an Brühl vom 10. Aug. 1748.
69
in den September hinein kam man in Wien und Aachen auf
die Kauderbach'schen Ideen zurück. Schliesslich stellte sich
heraus, dass diese Projecte nur das eigenste Eigenthum des
sächsischen Legationssecretärs waren, in dessen Kopfe diese
Gedanken entsprungen waren. Er glaubte auf diese Weise ein
schönes diplomatisches Talent an den Tag gelegt zu haben und
hoffte bei seinem Hofe nur zu gewinnen.
Erst am 19. September war Kaunitz in der Lage, Auf-
schluss zu geben. ,Graf Severin^, heisst es in einer Depesche,
jbeharrt dabei, dass Kauderbach, um sich bei seinem Hof ge-
fällig zu machen, aus verschiedenen Aeusserungen, so Er Graf
von St. Severin auf den Fall, so die Alliirten am ersten ihrer
Verbindlichkeit entstehen und Prise geben würden, sich von
Zeit zu Zeit entfallen lassen, ein Ganzes geschmiedet und ein
förmliches Project formirt habe. Der französische Hof beharre
nach wie vor auf der uniformen Entschliessung vor allen
Dingen den Frieden zu Stand zu bringen und sich nachher
mit Eurer Majestät zu verknüpfen, die künftigen Umstände
würden das Nähere vielleicht in Kurzem eingeben; es Hessen
sich aber dergleichen Sachen nicht anders als de Cour k Cour
und keineswegs hier unter so vielen Augen abhandeln; seiner
Meinung nach komme es darauf an^, dass mein Hof vor allen
Dingen bei sich festsetze, ob das Entrissene am ersten bei
Preussen oder bei Sardinien zu suchen sei, denn beides
zugleich lasse sich nicht auf einmal bewerkstelligen und inmit-
telst seye Einer von Beiden nicht vor der Zeit in Harnisch
zu jagen.' '
Mittlerweile Avar das Verhältniss Oesterreichs zu den See-
mächten fortwährend ein gespanntes. Die Erbitterung gegen
England war im Laufe der letzten Wochen sogar beträchtlich
gestiegen. Hauptsächlich trug man demselben nach, dass es
mit ausserordentlicher Geschäftigkeit in Petersburg thätig war,
den russischen Hof für seine Auffassung der Sachlage zu gewinnen.
So berichtete wenigstens Bernes, der österreichische Vertreter
in Russland. Man beschuldigte England, dass es sich der un-
lautersten Erfindungen bediene, um dem Erzhause zu schaden
und demselben das letzte menschliche Hilfs- und Rettungsmittel,
Vergleiche die in den Beilagen abgedruckten Depeschen von Kaunitz vom
20. August und 23. September 1748.
70
nämlich die russische Freundschaft zu entziehen. Im Munde
führe mau immer die heiligsten und bündigsten Versicherungen
von Aufrechthaltung der alten Allianz , Befestigung des alten
politischen Systems und doch gehe man in einer solch unver-
antwortlichen Weise vor. Die Gegenbeschuldigung, dass auch
Oesterreich die russischen Kreise gegen England zu stimmen
suche, wies man mit dem Bedeuten zurück, dass zwischen dem
beiderseitigen Betragen denn doch ein grosser Unterschied be-
stehen war. Denn in Wien beabsichtige man nicht Russland von
England abzuziehen, sondern nur Russland durch England
zu rectificiren, was gewiss ein bedeutsamer in die Augen fallen-
der Unterschied sei.
Faktisch ging man in Wien zu weit, wenn man den eng-
lischen Ministern die Absicht unterschob, Russland von Oester-
reich abspenstig zu machen. Die Depesche von Bernes, auf
welche man sich bezog, gab zu einer solchen Auslegung keinen
Anhaltspunkt. England setzte dem russischen Hofe nur
die Gründe auseinander, welche für es massgebend waren,
den Präliminarvertrag abzuschliessen und zwar in ähnlicher
Weise, wie es in einer nach Wien gerichteten Depesche ge-
schehen war. Die an Hyndfort nach Petersburg und an Robinson
nach Wien gerichteten Schriftstücke gleichen sich wie ein Ei
dem andern. Es scheint, dass man in den massgebenden Krei-
sen Wiens sich damals mit besonderer Vorliebe darin gefiel,
die Farben allzuschwarz aufzutragen.
Aus Allem und Jedem schöpfte man Verdacht gegen Eng-
land. Die spanische Beitrittsurkunde wurde als ein mangel-
haftes und unvollkommenes Werk angesehen. Der englische
Bevollmächtigte erhob keine Bedenken, er mochte überhaupt
froh gewesen sein, dass Spanien beitrat, wenn auch die Form
nicht allen diplomatischen Anforderungen entsprach. Die
Hintergedanken der spanischen Regierung waren jedenfalls ganz
bedeutungslos. In Wien sah man die Sache anders an. Man
könne nun daraus wieder entnehmen, hiess es in einem Rescripte,
wie wenig auf England irgend ein Verlass sei, nachdem es in
einem Punkte, bei welchem die Nation am meisten interessirt
ist, von den Präliminarien abgehe und sich auch mit einer auf
Schrauben gestellten Beitrittsurkunde begnüge, i
1 Kais. Res, vom 17. Juli 1748. ("Wien. Ai-ch.)
71
Auch die Sendung Leg-ges von Seiten der englischen Re-
gierung nach Berlin gab Anlass zu mancherlei' Verdächtigun-
gen. In Petersburg wusste Bernes darauf aufmerksam zu
machen, dass England seiner bisher befolgten Politik untreu
werden und ein Bündniss mit Preussen suchen wolle. Zu
wiederholten Malen wurde dies von russischer und österreichi-
scher Seite dem Herzog von Newcastle vorgehalten, bis er sich
dazu entschloss, die an Legge gerichteten Depeschen der Peters-
burger Regierung mitzutheilen, um die Grundlosigkeit des gegen
England erhobenen Verdachtes auf das klarste darzulegen. '
Wenn diese Ansichten über die englische Politik unbe-
gründet waren, so hatte andererseits der Wiener Hof manchen
gerechten Grund zur Klage. Der allerdings hochmüthige Ton,
den namentlich Robinson in Wien anschlug, trug dazu bei, die
Anbahnung freundlicherer Beziehungen zu erschweren. Es konnte
nicht angenehm berühren, wenn der englische Gesandte bei Mit-
theilung der Vorschläge seiner Regierung die Motivirung jeder ab-
weichenden Ansicht mit der Bemerkung schloss, dass Maria There-
sia England doch so ungemein viel zu danken habe, und deshalb
ein jeder Widerspruch unbegreiflich sei, wenn ferner die zur Ver-
lesung gebrachten Depeschen in ganz unziemlichen Ausdrücken ab-
gefasst waren. 2 Am meisten verletzte in Wien die Nachricht, dass
England darauf hinarbeite, eine Verständigung zwischen Russ-
land und Preussen anzubahnen. Nun haben wir zwar zu glau-
ben Ursache, heisst es in einem Rescripte an Wasner vom
30. Juni 1748, dass mit dieser Bemühung so leicht zu Peters-
burg nicht auszulangen sein werde. Allein es erhellt daraus,
dass wir forthin, anstatt einer gedeihlichen Unterstützung lau-
ter widrige Dinge von England zu erfahren haben, wenn man
erwägt, dass, falls die Bemühungen Englands zu Petersburg
Eingang finden sollten, dies von allen Uebeln, die je unserem Erz-
hause bis nun von allen seinen Bundesgenossen widerfahren
sind, der empfindlichste Streich sein wunde, der es treffen könne.3
1 Wasner Dep. Hannover, 17. Juni 1748. (Wien. Arch.) Vergleiche über
die Sendung- Legge's, Schäfer Gesch. des siebenjährigen Krieges, S. 47.
Die Verhandlungen waren jedoch von einer grösseren Tragweite als man
bisher annahm.
2 Kais. Res. an Wasner vom 28. Juli 1748. (Wien. Arch.)
3 Mit derselben Angelegenheit beschäftigt sich auch das kais. Res. an
Kaunitz vom 31. Juli 1748, worin dargelegt wird, dass sich England be-
72
Endlich schien es in Wien ausgemacht, dass Sandwich
g-anz und gar von St. Severin eingenommen sei und auch
künftighin mit demselben in allen Punkten Hand in Hand ge-
hen werde, eine Ansicht, die indess durchaus nicht gerechtfer-
tigt war, und sich zumeist avif jene nicht ganz unbefangenen
Berichte stützte welche von Kaunitz in Wien einliefen. ^ Der
österreichische Bevollnitächtigte kam mit einer gewissen Vorein-
genommenheit gegen die Seemächte auf den Congress und konnte
dieselbe auch später nicht los werden. Schon während des
Aufenthaltes zu Aachen linden sich eben die Keime jener An-
tipathie, welche Kaunitz späterhin England gegenüber hegte.
V.
Während der zweiten Hälfte des Monats August ruhten
die Verhandlungen. Selbst nach der Rückkehr St. Severin's,
der am 21. Aug. in Aachen eintraf, wurde nichts Wesentliches
vereinbart. Schon vor seiner Abreise hatte St. Severin erklärt,
dass er du Theil mitbringen werde, welcher bei der endgülti-
miihe, bei dem russischen Hofe darzulegen, als ob man zu Gunsten Oester-
reichs Russland, Preussen und England vereinigen wolle. , Allein gleich-
wie', heisst es sodann, ,die Idee, sämmtliche in das Bündniss zu ziehen
antragende Mächte zu vereinbaren, an sich lächerlich und irrthümlich,
auch zugleich nach allen sie begleitenden Umständen ganz offenbar und
handgreiflich ist, dass sie allein dahin anzusehen sei, um dem hiesigen
Hofe einen blauen Dunst vor die Augen und demselben desto leichter
verschmerzen zu machen, dass ihn seine eigenen Bundesgenossen zugleich
an das Haus Bourbon, Sardinien und Preussen aufgeopfert haben.' Dass
man in England auf eine Einbeziehung Preussens in die bisherige alte
Allianz, wenigstens momentan gedacht, geht aus dem Eesc. an Wasner
vom 28. Juli, ferner aus einer Depesche von Newcastle an Robinson vom
5/16 Juni hervor. Auch bei Preussen scheint das Bemühen Englands
keinen sonderlichen Anklang gefunden zu haben, wenigstens berichtete
Wasner eine Aeusserung Friedrich's ,qu'il etoit surpris que l'Angleterre
voulait meler ces Barbares (die Russen) dans toutes les affaires de l'Europe. '
Auch glaubte man in Wien, dass England später von seinem Vorhaben,
und zwar in Folge der von Seite Eusslands gemachten Vorstellungen,
kommen sei. Kais. Resc. an Bernes vom 19. Aug. 1748.
^ Schreiben Ulfeld's an Kaunitz vom 23. Juli 1 748 : II me paroit que Sand-
wich en tont et partout est la dupe de St. Severin et Newcastle est la
dupe des relations de Sandwich.
73
gen Reduction des Vertrages verwendet werden sollte. Und
dass die Bevollmächtigten in dieser Hinsicht eine Unterstützung
bedurften, hatten die Präliminarien auf das Klarste erwiesen.
Ein ähnlicher Grund bestimmte wohl auch das englische Mini-
sterium zur Absendung des Gesandten am Wiener Hofe, Ro-
binson, nach Aachen. ^
Die Oesterreich freundliche Stimmung war mittlerweile
den englischen Staatsmännern abhandengekommen nicht ohne
Schuld der Wiener Regierung. Hier beharrte man trotz aller
Bemühungen der Seemächte dabei, in Wort und Schrift die
nun einmal vorhandene Erbitterung gegen England in unzwei-
deutiger Weise zu bekunden. Man glaubte in London, alles
Mögliche gethan zu haben, den Wiener Hof zur Nachgiebigkeit
zu bestimmen, und war schliesslich zu dem Entschlüsse gelangt,
eventuell auch ohne Zustimmung Oesterreichs endlich das Frie-
den swerk zu beendigen. -
1 Sandwich an Newcastle 4. Aug. 1 749 : He (Severin) intimated, that as our
business was now drawing towards a conclusion, and that it was necessary
to haTC some person present, who had thorough experience in forms of this
Short, he should bring Mr. du Theil back with him from Compiegne,
whose assistance would be of great use to us in the remaining part of
our business. I cannot say I think this proposition of bringing du Theil
in at this time, has a very good appearence, as it looks as if they meant
to enter into more discussions hereafter, than they have hitherto seem'd
disposed to do, but be that as it will, I am sure it will be a very for-
tunate cii'cumstance to me, to have the assistance of a person of Sir Robin-
sons knowledge et experience in business. (Königl. Hausarchiv Haag.)
Die Ansicht Arneths Bd. 3 dürfte hiernach zu berichtigen sein.
2 Herzog von Newcastle an den Greffier Fagel Hannover am 19/ .80 August:
Qu'il y a tout lieu d'esperer, que, si la Cour de Vienne peut etre induite
k concourir avec nous, cette grande affaire aequerra bientot un tel degre
de maturite qu'on pourra passer k la signature du traite definitif et ä
l'execution des Cessions et Restitutions respectives. Le Roi a cru qu'apr^s
avoir fait part au Ministre de l'Imp. Reine, d'une maniere si ample et si
confidentielle , que tout ce qui s'est passe Sa Majeste se trouvoit par \k
autorise k mettre devant les yeux k leurs Maj. Imp. EUes Memes la
veritable Situation, oü les Affiiires se trouvent presentement et k leur
representer de la maniere la plus forte la necessite de conclure le traite
definitif et d'accomplir les Cessions et les Restitutions avant l'hyver.
Mr. Keith a ordre faire entendre k Sa Maj. Imp. que, si l'Imp^r.
Reine refuse ou diifere ä concourir, le Roi se verra oblig^ (quoique
avec la derniere repugnance) de conclure le traite definitif avec les autres
Puissances.
74
Schon Anfangs August hatte man sich in Wien mit dem
Gedanken vertraut gemacht, dass schliesslich nichts erübrigen
werde, als auf allen Linien den Rückzug anzutreten und sich
die Bestimmungen der Präliminarien gefallen zu lassen. Die
Kaunitzischen Berichte Hessen darüber keinen Zweifel übrig,
dass Frankreich geneigter sei, mit England ein Uebereinkom-
men zu treffen. Die eigentliche Ursache dieser Hinneigung
zu den Seemächten lag nach den Ansichten der österreichischen
Regierungsmänner in der Ehrlichkeit der österreichischen Po-
litik. ' Kaunitz erhielt den Auftrag ,auf eine natürliche und
keine allzugrosse Unruhe entdeckende Art in pessimum dabilem
casum^ seine Bemühungen dahin zu richten, dass der definitive
Vertrag in den Sardinien und Preussen betreffenden Punkten kein
Wort mehr als die Präliminarien enthalte, ohne dass weitere Be-
stimmungen oder Erläuterungen hinzugefügt würden. Auch bezüg-
lich des Barrieretractats neigte man sich zu Concessionen. Während
man früher eine jede Erneuerung des Barrieretractats schlech-
terdings ausgeschlossen wissen wollte, erklärte man sich nun-
mehr bereit, einen Vergleich mit den Seemächten einzugehen
und gab auch in dieser Beziehung die bündigsten Erklärungen
ab. Allein man beharrte auf der sofortigen Rückgabe der
Niederlande an die Kaiserin, indem die Regelung dieser Ange-
legenheit mit dem Friedenstractat in keinerlei Weise in Ver-
bindung gebracht werden solle. ^
Mit dem Entwürfe des englischen Ministeriums waren in-
dess die österreichischen Staatsmänner ganz unzufrieden. 3 Er
sei schlechter als der französische, hiess es in einem Rescripte,
und jene Bemerkungen, welche gegen die früheren Projecte
* Kais. Kes. vom 10. Aug. 1748: Aus der von selbsten in die äugen, fal-
lenden ursach , dass wir unsere Bundesgenossen aufzuopfern oder ihnen
zu präjudiciren standhaft verweigern, beede Seemächte hingegen nicht
nur uns aufzuopfern sich auf das willfährigste erfinden lassen , sondern
sogar den französischen Ministrum immerzu ganz angelegentlich angehen,
sich mit ihnen gegen Uns zu vereinigen.
2 Kais. Res. 25. Aug. 1748.
3 Man ei-wartete in Wien nicht viel von dem ganzen Elaborate Englands.
, Gleichet es den Präliminarien,' liess sich Bartenstein in einem Rescripte
an Kaunitz vernehmen, ,so wird es ein seltsamer und solcher Aufsatz sein,
wovon kein Beispiel in allen actis publicis zu finden sein dürfte'. Eine
eingehende Kritik des englischen Entwurfes erhielt Kaunitz durch das
Rescript vom 9. Sept. 1748.
75
vorgebracht wurden, passten ebenfalls auf diesen neuen Entwurf.
Insbesondere missfielen der dritte und zehnte Artikel ; , letzterer
sei noch ärgerlicher, als ihn anfangs Lord Sandwich und Graf
Bentinck vorgeschlagen hätten^ Dieser Artikel handelte von
Sardinien. Auch die Hinzufügung des 23. Artikels wurde übel
vermerkt, ,da doch von allem diesem im französischen Projecte
nichts vorkommt^ Es sei nunmehr klar, dass die sogenannten
Bundesgenossen härtere Bedingnisse als die Feinde von Oester-
reich erzwingen wollen. Man trug sich mitMem Gedanken,
die öffentliche Meinung anzurufen, ,wenn man von so ärger-
lichen Unbilden nicht abstehen wollte', i
Keith war angewiesen worden, den Entwurf des englischen
Ministeriums dem Wiener Hofe mitzutheilen und kategorisch
Annahme oder Verwerfung zu fordern, zugleich aber hinzuzu-
fügen, dass England im letzteren Falle sich genöthigt sehen
würde, mit Frankreich abzuschliessen. Keith erhielt in Wien
keine bestimmte Antwort; man könne das Project weder an-
nehmen, noch ablehnen, wurde ihm gesagt, man fordere, dass
es verbessert werde und wünsche . dass die englischen Minister
sich über die einzelnen, einer Abänderung bedürftigen Punkte
mit dem Grafen Kaunitz besprechen sollen.
Es war klar, die Annäherung Englands an Oesterreich
hatte einen vollständigen Umschwung in den Ansichten der
Wiener Regierung nicht bewerkstelligt. Man wäre bereit ge-
wesen, die dargebotene Hand anzunehmen, wenn England in
den wesentlichsten Punkten der österreichischen Anschauung
Rechnung getragen hätte. Auch wirkte die Art und Weise,
wie die englische Regierung ihren Standpunkt geltend machte,
höchst verstimmend auf die Wiener Kreise. Allein anderer-
seits machte sich doch die Nothwendigkeit geltend, einen be-
stimmten Entschluss zu fassen. Von zwei Dingen eines, ent-
weder man musste in Gemeinschaft mit England den definitiven
Abschluss eines Friedens anzubahnen suchen, oder es blieb
nichts übrig, als sich Frankreich in die Arme zu werfen und
mit demselben, wenn es Noth that, auch einseitig abzuschliessen.
• Leid würde uns thun all Vorstehendes der Welt vorlegen zu müssen.
Sollte man aber anderseits wider besseres Verhoffen von so ärgerlichen
Unbilden nicht abstehen wollen, so würden wir uns zuletzt nicht ent-
schütten können extremis malis extrema remedia entgegen zu setzen.
Rescript vom 9. Sept. 1748.
76
insolange der letzte Hoffnungsschimmer einer speciellen Verein-
barung mit der französischen Regierung noch nicht erloschen
war. Der Lieblingswunsch damaliger Tage mündete allerdings
darin, mit Hilfe Frankreichs die Friedensverhandlungen einem
raschen Ende zuzuführen und sodann mit diesem eine Allianz
einzugehen. Die Schwenkung, welche sich seit 1755 in der
österreichischen Politik von den Seemächten zu Frankreich
vollzog, wurzelt in ihrem Keime im Jahre 1748. '
In einem kaiserlichen Rescripte vom 9. Sept. 1748 erhielt
Kaunitz genaue Anweisungen über sein nunmehriges Verhalten.
Hauptsache sei, die Zurückgabe der Niederlande und den Ab-
schluss des definitiven Tractates zu beschleunigen. Zur Er-
reichung dieses Zieles gebe es zwei Wege, einmal gemeinschaft-
lich mit den Seemächten mit Frankreich ein Uebereinkommen
zu treffen, oder aber ein einseitiger Abschluss. Das erstere
lasse sich wieder auf zweifache Weise erreichen; durch einen
gemeinsamen Vertrag oder durch mehrere Specialverträge. Es
sei keine leere Formalität, wenn man der Ansicht huldige, dass
mehrere Verträge geringere Schwierigkeiten böten, allein man sei
auch bereit, auf einen einzigen Tractat einzugehen, wenn man
den Beweis liefern könne, dass diese sich heben lassen. Kau-
nitz habe nun die Errichtung mehrerer Tractate zu beantragen
und den Nachweis zu liefern, dass sich die gesammte Ange-
legenheit auf diese Weise am leichtesten ordnen lasse , wenn
man sich nur mit der Versicherung begnügt, dass den Hollän-
dern das Besatzungsrecht in den Barriereplätzen eingeräumt
werden solle und man sich bezüglich Preussens und Sardiniens
auf die wörtliche Aufnahme des 7. und 12. Artikels der Prä-
liminarien beschränkt.
Reichen aber diese Vorstellungen bei den Seemächten
nicht aus — denn von Frankreich glaubte man mit Sicherheit
annehmen zu dürfen, dass es keine Einwendungen erheben
1 Die kaiserlichen Rescripte geben ein vollkommen klares Bild von dem
Zwiespalte, der in den Staatskreisen Wiens sich breit machte, wenn man
auch bemüht war, fortwährend darzulegen, dass man nur consequent
bleibe. In der That war eine grosse Inconsequenz in dieser Consequenz
vorhanden. Am Anfange des Rescr. vom 9. Sept. heisst es. ,man wolle
sich durchaus in keine Verbindlichkeit einlassen, wodurch das Band mit
den Seemächten zerrissen werden könnte', und im weiteren Verlaufe er-
hielt Kaunitz Instructionen, nöthigen Falls mit Frankreich abzuschliessen!
77
werde, — so bleibe nur der Abschluss mit Frankreich übrig.
Man sei der Ansicht, dies um so mehr thun zu können, als
dann das offenbare Unrecht Englands zu Tage läge. Auch
werde Frankreich dadurch so in die Enge getrieben sein, dass
es dem österreichischen Antrag beitreten müsse, da sonst seine
Absicht, länger in dem Besitz der Niederlande zu bleiben, offen-
bar würde."
Man rechnete in Wien mit Sicherheit nach Beendigung
des Friedesgeschäftes mit Frankreich auf den Beitritt Hollands,
welches an den Sardinien und Preussen betreffenden Punkten
absolut kein Interesse habe. Auch werde England von seinen
,ungereimten' Forderungen hinsichtlich dieser beiden Mächte
ablassen, da sich kein Minister getrauen würde, desshalb den
Abschluss des Friedens hinauszuziehen.
In den späteren Rescripten an Kaunitz wünschte man noch
eine Anzahl anderer Punkte in das Friedensinstrument aufge-
nommen oder durch eine sonstige Urkunde geregelt zu haben.
So z. B. beanspruchte man in Wien auf Grundlage der bis-
herigen Verträge die Bezahlung von Rückständen von Seiten
Englands im Betrage von 100.000 Pfund. Man wünschte nun
durch eine bündige schriftliche Erklärung oder sonstwie sicher-
gestellt zu werden, dass England sich dieser Leistung nicht
entziehen wolle.
Wir sehen, es hatte sich allmälig eine bedeutsame Wand-
lung in den Ansichten der Wiener Regierung vollzogen. Der
Widerspruch gegen einen gemeinsamen Vertrag wurde fallen
gelassen, bezüglich Sardiniens und Preussens hatte man sich
ebenfalls zur Nachgiebigkeit entschlossen, nachdem man endlich
die Ueberzeugung gewonnen, dass Frankreich den besonderen
Wünschen Rechnung zu tragen nicht gesonnen sei. Allein man
wich noch weiter zurück. Während noch in dem Rescripte
vom 9. Sept. ein Separatabkommen mit Frankreich nicht aus-
geschlossen war, erhielt Kaunitz am 26. Sept. die Weisung,
, derzeit sei von der geheimen Handlung mit Frankreich gar
nicht mehr die Rede^ Zugleich wurde die bündige Erklärung
hinzugefügt, dass, ,wofern nur wegen Sardinien und Preussen
ein mehreres als die Präliminarien vermögen nicht aufge-
drungen wird, man auch einen so gearteten, obschon in An-
sehung Unserer Bundesgenossen höchst unziemlichen Ausgang
sich gar wohl gefallen lassen könne*. Hiedurch war für Kau-
78
nitz die Möglichkeit vorhanden, mit den Seemächten Hand in
Hand zu gehen.
Kurz zuvor, ehe dies Rescript dem Grafen Kaunitz zuge-
kommen, war Bentinck nach Aachen zurückgekehrt. Die eng-
lischen Staatsmänner boten alle ihre Beredsamkeit auf, den
holländischen Staatsmann umzustimmen. Newcastle und Pelham,
welch letzterer seinem Bruder gegenüber Bentinck in Schutz
nahm, suchten ihn zu überreden, sich nicht schmollend fern zu
halten. Auch Sandwich trieb ihn an, am Congressorte einzu-
treffen, da seine Anwesenheit dringend nothwendig sei. Er
fand die Sachlage zum Theil verändert, und vielleicht mit Rück-
sicht darauf mochte er sich entschlossen haben, wieder an den
Verhandlungen Theil zu nehmen.
Die Bemühungen Englands, in Gemeinschaft mit Oester-
reich vorzugehen, waren resultatlos geblieben. In zwei Punkten
bewies sich das österreichische Cabinet noch immer widei'haarig.
Es hatte seinen entschiedenen Widerspruch gegen einen ein-
zigen Tractat damals noch nicht fallen gelassen; auch in der
Barrieresache sich nicht bereit gezeigt^ den Forderungen der
Seemächte Rechnung zu tragen. Und gerade das letztere lag
den englischen Staatsmännern, schon mit Rücksicht auf die
Wünsche des Königs, sehr am Herzen. Nun hielten sie sich
auch nicht mehr für gebunden , sie drängten zum Abschlüsse,
sei es auch ohne Mitwirkung Oesterreichs.
In der That waren die Vorarbeiten endlich so weit ge-
diehen, dass an eine Wiederaufnahme der Verhandlungen ge-
schritten werden konnte. Du Theil war in den letzten Wochen
damit beschäftigt gewesen, einen neuen Entwurf auszuarbeiten,
da die bisherigen Projecte ungenügend befunden wurden. Schon
am 22. Sept. begannen die Berathungen auf Grundlage der
Arbeit du Theil's, Dieser glaubte alle Schwierigkeiten dadurch
beseitigt zu haben, indem er sich so viel als möglich an die
Präliminarien hielt und nur dort Zusätze machte, wo dies zur
Klarstellung einiger Punkte besonders nothwendig schien. Den
Berathungen wohnten Sandwich, Robinson, Bentinck, St. Severin
und du Theil bei. Bei der zweiten Lesung begann die Dis-
cussion über die einzelnen Punkte.
Grosse Schwierigkeiten machte insbesondere der die
Assiento -Angelegenheit regelnde Paragraph. Die englischen
Minister waren angewiesen, die Forderung zu erheben^ dass
79
nicht blos des Vertrages vom J. 1713 Erwähnung geschehe,
sondern auch des Handelsvertrages vom Jahre 1715 und der
zu Madrid im Jahre 17 IG gezeichneten Convention, welch letz-
tere namentlich als eine Erläuterung des Assientovertrags be-
sonders wichtig schien. Die französischen Minister sträubten
sich gegen diesen Zusatz, darauf hinweisend, dass der spanische
Gesandte Sotto-Mayor sich wohl dürfte bereit finden lassen dem
Vertrage in seiner gegenwärtigen Form beizutreten, eine jede,
auch die kleinste Modification jedoch nur Verzögerungen zur Folge
haben werde. Der ängstliche spanische Gesandte werde eine
selbstständige Entscheidung zu treffen nicht wagen, Verhaltungs-
befehle abwarten und auf diese Weise die Erledigung des Ge-
schäftes nur hinausschieben. St. Severin betonte, dass der defini-
tive Abschluss dadurch wieder um sechs Wochen verzögert würde,
und was mehr in die Wagschale fiel, dass Frankreich über die
andern noch strittigen Punkte nicht in definitiver Weise sich
aussprechen könne, ehe hierüber eine Vereinbarung getroffen
worden sei. Von der Nachgiebigkeit Englands in dieser Frage
werde es abhängen, ob Frankreich sich in anderen Dingen
gefügiger zeigen oder entschieden bei seinen Anträgen beharren
werde. Die Regelung des Assientovertrages scheint dem fran-
zösischen Bevollmächtigten besonders am Herzen gelegen zu
sein; er kam am folgenden Tage in einem Privatgespräche mit
Bentinck wieder darauf zurück ; man möge nicht daran rütteln,
wenn man überhaupt wünsche, dass Spanien annehmen solle.
In einer zweiten Conferenz, am 23. Sept. begannen die
Debatten von Neuem. Insbesondere die Heftigkeit Robinson's
brachte die diplomatischen Gemüther in Aufregung. Eher
brechen als in einem so wichtigen der Nation so sehr am Her-
zen liegenden Punkte nachgeben, rief er aus, was nütze die
Restitution des Assientovertrages, wenn man nicht auch die
Giltigkeit der beiden andern Verträge ausspreche. Du Theil
bewies ihm ruhig, dass der eine dieser Tractate blos ein Han-
delstractat sei und kein Wort vom Assiento enthalte. Robinson
bestand sodann wenigstens auf der Inactivirung des zweiten Ver-
trages. Auch diese zweite Zusammenkunft endete resultatlos.
Das eigentlich calmirende Element war Bentinck. Den
beiden Bevollmächtigten Englands redete er scharf ins Gewissen.
Mit Ruhe und Klarheit machte er sie auf die Folgen ihrer
schroffen Haltung aufmerksam, und deutete ihnen die Conse-
80
quenzen an, wenn St. Severin und du Theil sie beim Worte
nehmen und die Verhandlungen wirklich abbrechen würden.
Weder die Alliirten, noch England allein, seien im Stande den
Krieg weiter zu führen, man werde sich nur später vielleicht
härtere Bedingungen gefallen lassen müssen. Auch Sandwich
sprach Bentinck gegenüber seine Ueberzeugung dahin aus, dass
Niemand in England es wagen würde die von St. Severin auf-
gestellten Friedensbedingungen zurückzuweisen, wenn im Falle
der Nichtannahme die Fortsetzung des Krieges unausweich-
lich sei.
Bisher hatte St. Severin den von du Theil ausgearbei-
teten Entwurf den übrigen Mitgliedern nicht schriftlich über-
geben. Bentinck suchte ihn zu bewegen, sich zu diesem Schritte
zu entschliessen, damit das Elaborat nach England zur Ein-
holung weiterer Instructionen geschickt werden könnte , er
möge aber auch zugleich erklären, dass an dem Assientoartikel
keine Aenderung vorgenommen werden dürfe. Bentinck stellte
ihm zugleich vor, dass Sandwich und Robinson an ihre Instruc-
tionen gebunden seien. Die englischen Minister würden sich
nach seiner Ueberzeugung schliesslich zur Annahme bequemen,
wenn Frankreich die feste Erklärung abgegeben haben würde,
dass an diesem Artikel nicht gerüttelt werden dürfe.
Mittlerweile, und zwar erst am 24. September, übergab
Kaunitz den Bevollmächtigten Englands und Hollands seine
Bemerkungen über die ihm mitgetheilten nun durch den Ent-
wurf du Theil's überholten Projecte eines Tractates. Das Operat
war in der Wiener Kanzlei gearbeitet, und dass Bartenstein die
Feder führte, ist aus jeder Zeile ersichtlich. Es war dies so
recht eine Arbeit, wie sie seinem Geiste zusagte. Mit beson-
derem Behagen kritisirt er die Entwürfe und legt hier und
da nicht ohne Schärfe die Mängel derselben blos. St. Severin
war gerade kein Meister in der Abfassung derartiger Acten-
stücke, Sandwich und Bentinck konnten bei der Kürze der
Zeit, welche sie auf die Durchsicht und Prüfung verwendeten,
kein tadelloses Werk liefern; es war daher kein Wunder, dass
Bartenstein in vielen Punkten den Nagel auf den Kopf traf.
Eine Anzahl von Einwendungen, welche Bartenstein macht,
ist nur eine stereotype Wiederholung bereits abgegebener Er-
klärungen. Einen und denselben Gedanken bis zum Ueber-
druss wiederkäuen lag ganz in der Manier des österreichischen
81
Greffiers. Er erhebt geg-en die Gesandten Hollands und Eng-
lands den Vorwurf, dass sie nicht auf der stricten Durchführung
der Friedenspräliminarien bestanden und Frankreich gegenüber,
insbesondere was die Rückstellung der Niedei-lande betrifft, all-
zu willfährig gewesen wären. Sei doch dies ein Punkt, der
nicht blos Oesterreich angehe, sondern auch im Interesse der
Seemächte ebenfalls gelegen sei ! Gerade der Verlust der Nie-
derlande sei das Motiv gewesen, welches man fortwährend zur
Rechtfertigung des Abschlusses und der Unterzeichnung der
Präliminarien vorgeschützt habe. Ohnehin habe man schon
viel gewagt, indem man die Rückgabe der Eroberungen von
dem Beitritte aller am Kriege betheiligten Regierungen abhän-
gig gemacht habe. Das Zögern eines einzigen würde genügt
haben, um Frankreich die Handhabe zu bieten, die Niederlande
zu behalten. Allein nachdem ja alle am Kriege betheiligten
Fürsten den Präliminarien beigetreten seien, hätte man doch
die genaue Durchführung des zweiten, siebzehnten und acht-
zehnten Artikels bewerkstelligen können, dies hätte durchaus nicht
gehindert, zugleich an dem definitiven Tractate in der her-
kömmlichen Weise zu arbeiten. Die Kaiserin habe diesen Weg
als den allein richtigen vorgeschlagen, und die erforderlichen
Entwürfe ausarbeiten lassen. Seit zwei Monaten sei Alles
bereit! Der Schade, welcher der Kaiserin durch den von Sand-
wich und Bentinck beliebten Weg erwachse, sei ein immenser;
er betrage mehrere Millionen. Die österreichischen Niederlande
seien vollständig zu Grunde gerichtet, und wenn auch Hollän-
disch-Flandern und Brabant nicht so hart betroffen wurden,
seien sie doch auch ins Mitleid gezogen. Man müsse in andere
Bahnen einlenken, die Durchführung der erwähnten Artikel
fordern, zu gleicher Zeit sich mit dem definitiven Tractate be-
schäftigen, ohne aber davon das in Krafttreten schon vereinbarter
Bestimmungen abhängig zu machen.
Das alte Lied wurde nun abermals gesungen, Bartenstein
besass in diesei- Hinsicht eine zähe Unermüdlichkeit. Ver-
sprach er sich davon irgend einen Erfolg? Man möchte es
bezweifeln. Denn dass Frankreich seinen Vortheil nicht fahren
lassen werde, musste jedem Unbefangenen klar sein. Neue end-
lose Debatten begannen von vorne und das so sehnsüchtig erwar-
tete Friedenswerk wurde demnach wieder hinausgeschoben, trotz-
dem man nicht müde wurde abermals und abermals zu betonen,
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälfte. 6
82
dass man nur mit Ungeduld auf den Friedensschluss harre.
Allein man konnte sich wenigstens damit brüsten, dass man
allein und ausschliesslich das Rechte getroffen habe, man trug
das Bewusstsein zur Schau, dass man längst am Ziele ange-
langt sein würde, wenn man sich die von Wien aus übermit-
telten Gesichtspunkte zur Richtschnur genommen hätte.
Auch darin, heisst es in der erwähnten kritischen Arbeit
weiter, habe man sich in Wien nicht geirrt, als man auf die
Schwierigkeiten eines einzigen Tractats aufmerksam gemacht.
Man wäre im Allgemeinen erstaunt zu sehen, wie weit man noch
von einem eigentlichen Abschlüsse entfernt sei, viel weiter als
im Monate Mai. Nicht einmal über die wichtigsten Artikel
sei man im Reinen. Die Schwierigkeiten, alles mit einem Trac-
tate abzuthun, zeigten sich schon in dem Preambule. Spanien
sei als Bundesgenosse Frankreichs angeführt, und doch habe
der Krieg zwischen Grossbritannien und Spanien lange vorher
begonnen, ehe noch irgend eine andere Macht in denselben ver-
wickelt war. Durch einen einzigen Gesammttractat scheine
man auch annehmen zu wollen, dass ein Herzog von Modena
an jenen Wirrnissen betheiligt wäre, welche Ost- oder West-
indien betreffen! Die Kaiserin sei als selbstständige Regentin
angegriffen worden und nicht als Alliirte Englands ; als Haupt-
person und nicht als Alliirte müsse sie den Frieden schliessen.
In vielen Punkten war die österreichische Kritik gewiss
zutreffend. Allein aus dem ganzen Actenstücke war eine
Erbitterung ersichtlich, die auf eine Nachgiebigkeit nicht hoffen
Hess. Das ganze Elaborat Bartensteins war um so überflüs-
siger, als man doch andererseits die Bereitwilligkeit, abzu-
schliessen und sich demnach in das Unvermeidliche zu fügen,
erklärt hatte. Selbst der wohlwollendste Beurtheiler kann in
dem ganzen Gebahren nur eitle Rechthaberei erblicken.
Die Stellung des Grafen Kaunitz war eine ungemein schwierige.
Seine bisherigen diplomatischen Bestrebungen, wenigstens in
einigen Fragen irgend welche Erfolge zu erzielen, waren ge-
scheitert. Länger Hess sich der Abschluss nicht hinausschieben,
allseitig brannte man vor Ungeduld, zum Ziele zu kommen.
Monate lang schleppte sich die Verhandlung nun hin, und
noch war ein Resultat nicht abzusehen. Kaunitz selbst war
einsichtig genug, die Sachlage klar zu beurtheilen und zur
Ueberzeugung zii gelangen, dass man den Rückzug auf allen
' 83
Linien antreten müsse. Man musste, so gut es ging, zum bösen
Spiele gute Miene machen. Andererseits wünschte er denn
doch auf irgend einen wenn auch winzigen Erfolg hinweisen
zu können. Von diesem Gesichtspunkte war seine nunmehrige
Haltung geleitet.
In einem einzigen Punkte erleichterten ihm die neueren
Weisungen seine Thätigkeit, er brauchte auf Frankreich keine
Rücksicht mehr zu nehmen.
Kaunitz erhielt am 25. Sept. den von du Theil ausgear-
beiteten Entwurf eines Friedensvertrages. Die Minister Hol-
lands und Englands überbrachten denselben. Er hatte, noch
ehe das oben erwähnte kaiserliche Rescript an ihn gelangt war,
jeden Gedanken an eine einseitige Vereinbarung mit Frankreich
bereits aufgegeben, die letzten Erklärungen St. Severins Hessen
keinen Zweifel darüber aufkommen, dass vorläufig bei der
französischen Regierung an einen Systemwechsel nicht zu denken
war. St. Severin floss über in Versicherungen, wie bereitwillig man
nach dem Friedeusschluss eine Annäherung an O esterreich
ersehne, allein den Frieden selbst wollte man nur mit England
herbeiführen. Es galt nunmehr zu retten, was noch zu retten
war. Kaunitz entwickelte eine sehr lebhafte Thätigkeit, um
wenigstens einzelne Punkte des Entwurfes in günstiger Weise
für Oesterreich erledigt zu erhalten. Unermüdlich suchte er
bald St. Severin und du Theil, bald die Holländer und Engländer
zu seiner Meinung zu bekehren und legte bei diesen Gelegen-
heiten ein schönes Talent für die Intrigue an den Tag. Die
französischen Ministei', mit denen Kaunitz am 7. October eine
eingehende Besprechung hatte, waren zu allen Concessionen
bereit, sie schoben bei allen Punkten, welche Frankreich nicht
betrafen, die Schuld auf die Holländer und Engländer, welche
gerade diese Artikel ausgearbeitet haben sollten. Abgesehen
von einzelnen kleinen Aenderuugen, die Kaunitz befürwortete,
hielt er insbesondere an drei Bedingungen fest, wenn Oester-
reich sich an dem Friedensschluss betheiligen sollte 5 es sind dies
die schon erwähnten Punkte : Uebergabe der Niederlande an
die Kaiserin, ferner wörtliche Aufnahme der Preussen und Sar-
dinien betrefi'enden Praeliminarartikel in den Vertrag.
Unstreitig der wichtigste Artikel, der sechste, gab zu fort-
währenden Debatten, von dem ersten Momente, als die franzö-
sischen Minister von dem Entwurf ihren Genossen Mittheilung
6*
84 '
machten, bis zum letzten Augenblicke Anlass. Er handelt von
den Restitutionen und Cessionen. In erster Linie rief die
Rückgabe der Niederlande die mannigfachsten Controversen
hervor. Die holländischen Minister hatten strenge Weisung,
aaf der Uebergabe der Barriereplätze an holländische Truppen
zu bestehen, Graf Kaunitz erklärte andererseits, die Kaiserin
würde unter keiner Bedingung einen Tractat unterzeichnen,
worin diese Stipulation festgehalten würde. Bald nach dem
Abschlüsse des Präliminarvertrages verhandelte Kaunitz über
diesen Gegenstand mit St. Severin. Dieser sagte Anfangs zu,
als aber Kaunitz eine schriftliche Declaration verlangte, schöpfte
St. Severin Verdacht und verweigerte die Erklärung. Kaunitz
bestritt dem Grafen Bentinck gegenüber die Validität des Bar-
rieretractats. Später zog er diese Behauptung zurück, beharrte
aber darauf, dass es dem Wiener Hofe unmöglich sei, den
Verpflichtungen nachzukommen, selbst wenn das Versprechen,
500.000 Thaler an Holland zu zahlen, gegeben würde, Oester-
reich werde nicht im Stande sein es zu halten ; es bestreite
nicht den Holländern das Recht, Garnisonen in den Barriere-
plätzen zu halten, allein alles Uebrige müsse auf irgend eine Weise
vereinbart werden.' Die englischen Minister unterstützten ener-
gisch den GrafcQ Bentinck'^; dieser war schliesslich wenigstens
dadurch beruhigt, dass Kaunitz die Gültigkeit des Barriere-
tractats nicht mehr vollständig in Abrede stellte und seine
bisherige Behauptung, der Barrieretractat stünde nicht mehr in
Kraft, fallen Hess '. Kaunitz, der von den holländischen Mini-
stern keine Nachgiebigkeit erwartete, suchte St. Severin für
seine Anschauimg zu gewinnen , er wünschte die Auslassung
jener Worte, welche die unmittelbare Uebergabe der betreffen-
den Plätze an die Holländer zu involviren schienen, denn mit
Rücksicht auf die einander entgegenstehenden Prätensionen
beider Parteien hatten Severin und du Theil diesem Punkte
eine etwas unklare Fassung gegeben. St. Severin lehnte das
an ihn gestellte Ansinnen ab ; Kaunitz möge dies mit den Hol-
ländern ins Reine bringen. Frankreich habe kein unmittelbares
Interesse an der Sache, es sei ihm gleichgültig, ob die Ange-
' In ähnlicher Weise lautete ein Memoire Wasners an den Herzog von
Newcastle vom 13. Sept. 1748. (Wien. Arch.)
2 Bentinck an Fagel, 28. September, R. A, Haag.
^ Bentinck an Fagel, 6. October 1748. R. A.
85
legenlieit so oder anders geregelt würde. Kaunitz nahm zu
einer Intrigue seine Zuflucht, um den Intentionen des Wiener
Cabinets gerecht zu werden. Er stellte dem Grafen Bentinck
vor, man biete dem französischen Hofe durch die Aufnahme
einer solchen Bestimmung eine Handhabe, sich in die Ange-
legenheiten der Niederlande einzumischen. Dies sei ganz un-
klug, bei der geringsten Aenderung, welche man würde vor-
nehmen wollen, könne sodann Frankreich Widerspruch erheben.
Dies leuchtet Bentinck ein, er kann zwar nicht zustimmen, allein
er erklärt sich wenigstens bereit, Verhaltungsbefehle abzuwarten. ^
Bentinck machte sich im Haag zum Anwalte dieser Auf-
fassung. ,Wenn der Wiener Hof^, schreibt er am 12. October
an Fagel, ,die Validität des Barrieretractates bestreiten würde,
dann wäre es nothwendig, Frankreich zu betheiligen (d'y meler
la France) , man müsste dann alle Inconvenienzen, die daraus
resultiren, über sich ergehen lassen, allein seitdem der Wiener
Hof die Gültigkeit des Vertrags nicht mehr bestreitet, wäre es
ein Verbrechen, Frankreich sich einmischen zu lassen.' Die
holländische Regierung ertheilte dem Grafen Bentinck den Auf-
trag, die Fassung des Entwurfes aufrecht zu erhalten. Kaunitz
war darüber sehr bestürzt. Bisher hatte er mit allen seinen
Anträgen Schiffbruch gelitten und er wollte wenigstens auf
irgend eine greifbare Errungenschaft seiner Bemühungen hin-
weisen können. Die englischen Minister legten sich ins Mittel,
Bentinck war bereit nachzugeben, allein er hatte die Hände
gebunden. Kaunitz konnte und wollte durchaus nicht seine Zu-
stimmung geben. Er zeigte sich erbötig, eine Declaration aus-
zustellen, nur in dem Vertrage sollte eine ähnliche Bestimmung
nicht aufgenommen werden. Bentinck entwarf schliesslich eine
Fassung, welche den Allüren seiner Regierung Rechnung zu
tragen schien und auch Kaunitz befriedigte. Er willigte ein,
unter der Bedingung jedoch, dass die Minister der Seemächte
den französischen Bevollmächtigten bestimmen würden, den
zwölften, den König von Sardinien betreffenden Artikel, nur in
der Fassung des Präliminarvertrages ohne irgendwelche Aen-
derung aufzunehmen. Bentinck seinerseits erbot sich, dies zu
bewerkstelligen. ^ ,
1 Kaunitz' Depesche vom 7. Oct. 1748. (Wien. Arch.)
2 Bentinck an Fagel, 12. Oct. (H. A.) Vgl. auch die Beilage, ferner De-
peschen von Kaunitz vom 7. u. 11. October 1748,
86
An dem Projecte du Theil's wurde sonst im Wesentlichen
nichts geändert, trotz aller Versuche, die in dieser Beziehung
gemacht wurden. Die vorgenommenen Modificationen berührten
in keiner Weise den Kern der Sache. Die französische Diplo-
matie trug einen vollständigen Sieg davon.
VI.
Die definitiven Vereinbarungen wurden endlich am 9. und
10. October in zwei Conferenzen zwischen Sandwich, Robinson,
St. Severin, du Theil und Bentinck getroffen. Hier kamen
alle Artikel zur Sprache, zwei ausgenommen, welche den König
von Sardinien und die Barriere-Angelegenheit betrafen. Die
Regelung dieser beiden Punkte wurde ausschliesslich den Be-
vollmächtigten Hollands und Oesterreichs überlassen, die Fran-
zosen erklärten von vornherein, dem zustimmen zu wollen, was
Bentinck und Kaunitz vereinbart haben würden. Denn Kaunitz
hielt sich von diesen Berathungen fern, nur in privaten Be-
sprechungen mit den einzelnen Gesandten machte er seine ab-
weichenden Ansichten geltend.
Das Preambule gab zu Bemerkungen wenig Anlass. Die
seemächtlichen Gesandten wiesen blos darauf hin, dass man
bei der Nennung Maria Theresia's den Titel ,Kaiserin' jenem
einer ,Königin von Ungarn und Böhmen' vorzusetzen habe.
(Imperatrice, Reine de Hongrie et de Boheme und nicht Reine
de Hongrie et de Boheme, Imperatrice). Severin meinte, an und
für sich sei die Sache gleichgültig, allein Frankreich zöge dies
vor, weil der erste Titel der hauptsächliche wäre und Frank-
reich wohl mit der Kaiserin, nicht aber mit der Königin von
Ungarn und Böhmen in einem Vertrage alternire. Es alternire
blos mit England, Spanien und Schweden, mit nichten aber
mit Dänemark, Böhmen, Ungarn, Preussen, Sardinien. Endlich
kam man über diese Formfrage hinweg. Man einigte sich
dahin, dass bei der ersten Aufführung der verschiedenen Mächte
der Titel lauten solle: Maria Theresia von Gottes Gnaden
Königin von Ungarn und Böhmen, Kaiserin, in allen übrigen
Fällen Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen.
Die ersten drei Artikel wurden fast ganz nach dem Ent-
würfe du Theil's angenommen, nur im ersten Artikel wurde
87
eine unbedeutende stylistische Aenderung- beliebt. ' Der zweite
Artikel stimmte ohnehin mit dem 21. Artikel des Präliminar-
vertrages_ wörtlich überein, im dritten Artikel waren im Wesent-
lichen der erste Artikel des Prcäliminarvertrages und die Decla-
rationen vom 21. Mai verschmolzen. Die früheren Erörterungen
über die während des Krieges verliehenen geistlichen Benefi-
cien wurden .mit Rücksicht auf die Opposition der österreichi-
schen Regierung ganz fallen gelassen. Im vierten Artikel,
welcher von der Rückgabe der Gefangenen handelt, war in
dem Entwürfe ein Termin von einem Monate ausbedungen,
man einigte, sich, hiefür eine sechswöchentliche Frist festzu-
setzen. 2 Der fünfte Artikel erlitt keine Aenderung, er wurde
aus dem englischen Contreprojecte herübergenommen, dagegen
entspann sich um den Artikel VI ein harter Kampf. In dem
Elaborate du Theil's war bei der Bestimmung der Rückgabe
der eroberten Niederlande ein Zusatz aufgenommen, welcher
die bisherigen Rechte Hollands ausdrücklich wahren sollte. Es
ist schon erzählt worden, dass lange Verhandlungen zwischen
Kaunitz und Bentinck gepflogen wurden, welche schliesslich
eine Eliminirung dieses Passus zur Folge hatten. ^ Im Artikel
Anstatt entre les huit Puissances ci-dessus nommees et entre leurs heritiers
etc. hiess es in dem Entwürfe: , entre Sa Sacree Majeste tres chretienne,
Sa Sacree Majeste catholique, Sa Sacree Majeste la Reine de Hongrie
et de Boheme, Imperatrice, Sa Sacree Majeste Britannique, Sa Sacree Maj.
le Roi de Sardaigne, Les Seigneurs Etats Generaux des Provinces Unies,
La Serenissime K^p. de Ggnes et le S^renissime Duo de Modene et entre
ses Heritiers' etc.
Anstatt ,seront restitues sans rangen dans six semaines ou plutot', hiess
es in dem Entwürfe: ,dans un mois ou plutot, s'il est possible, et tous
les vaisseaux tant de guerre que marchands', dagegen fehlten die Worte :
et Ton y procedera immediatement apres cet echange.
Dieser Satz lautete: le Roy tres chretien remettra tant k la Reine de
Hongrie et de Boheme, Imperatrice, qu'aux Etats Generaux des Provinces
Unies toutes les conquetes qu'il a faites dans les Pays-Bas catholiques pour
etre possedees par la Reine de Hongrie et de Boheme Imp. sur le meme
pied et sous les meines conditions qu'elle les a possedees ou du posseder
avant la presente guerre. Die zweite Hälfte dieses Satzes wurde ge-
strichen. In dem dritten Alinea des Vertrages (Wenk, Codex juris gen-
tium II. p. 344) wurden nach ,ailleurs', womit dasselbe im Tractate
schliesst, die Worte .pour en jouir comme ils en ont joui ou du jouir cy-
devant et conformement aux traites rapelles et confirmes par l'article ....
de celui-cy' weggelassen. Im letzten Alinea fehlte die Aufzählung der
VII wurde blos die Einschaltung' eines Alinea vorgenommen,
welches jedoch im Wesentlichen an dem eigentlichen Inhalte
nichts ändert. ' Eine bedeutsame Modification erlitt noch der
zwölfte, Sardinien betreffende Artikel."^ Die sonstigen Aen-
derungen erstrecken sich auf ganz belanglose Worte.
Von den beiden Separat-Artikeln fehlte der zweite im
Entwürfe, welcher bestimmt, dass aus dem Gebrauche der fran-
zösischen Sprache bei dem gegenwäi'tigen Tractate für die Zu-
kunft keiai Präjudiz geschaffen wird.
Das Project du Theil's hatte den grossen Vorzug, dass
es sich in den meisten Punkten ausschliesslich an die Prälimi-
narien hielt. Freilich wurde in manchen Streitfragen die Ent-
scheidung einfach vertagt. Die Ansichten standen sich am
Schlüsse der Conferenz eben so schroff gegenüber, wie beim
Beginne derselben, und man gab nur nach, weil man sich über-
zeugt zu haben glaubte , dass nur auf diese Weise eine Been-
digung der Verhandlungen herbeizuführen sei. ■' Ueber den
Orden des goldenen Vliesses wechselten Kaunitz und Sotto-
Mayor noch nach dem Abschlüsse des Friedens einige Schrift-
stücke. Die Fragen über die Zurückstellung der dem Herzoge
von Modena in Ungarn gehörigen Güter, sowie über die Frei-
gebung der Capitalien genuesischer Staatsangehöriger, welche
Plätze Mons, Ath, Ouden.arde und Menin. Bei Sardinien (Alinea 5) hiess
es blos entierement retabli, anstatt entierement retabli et maintenu. Die
übrigen Aenderungen sind unbedeutend und meist stylistischer Natur.
' Es fehlt nämlich in dem Entwürfe das gegenwärtige zweite Alinea ganz.
2 Er lautete im Entwürfe wie folgt: Le serenissime Roy de Sardaigne sera
maintenu dans la possession et continuera k jouir de tous les anciens
Etats et nouvelles acquisitions , nommement de celles qu'il a faites en
l'annee 1 748 , du Vigevanasque , d'une partie du Pavessan et du Comte
d'Anghierra de la meme maniere qu'il les possede aujourd'hui en vertu
des et conformement aux cessions, qui lui ont ete faites par la Reine de
Hongrie et de Boheme Imperatrice, lesquelles cessions seront tenues pour
renouvelees et confirmees par le present traite, specialement pour main-
tenir le dit Roy dans le droit de reversion k luy et k ses heritiers et
successeurs dans les cas prevus et eonvenus en l'article .... du present
traite k la Partie du Plaisantin qu'il cede au serenissime Infant de
l'Espagne Don Philippe.
3 Der Gang der Verhandlungen ist aus der in den Beilagen abgedruckten
Depesclie von Bentinck vom 10. October 1748 zu entnehmen, auch die
Depesche von Sandwich und Robinson vom 25. December gibt einige
Anhaltspunkte,
89
zumeist in der Wiener Staatsbank lag'en , wurden erst einige
Monate später durch specielles Uebereinkommen definitiv aus-
getragen.
So war man denn nach endlosen schwierigen Verhandhingen
ans Ziel gelangt. Ein mühseliges Werk war zu Stande ge-
kommen, ohne dass es gelungen wäre, alle Streitpunkte, die in
den letzten Jahren aufgetaucht waren, zu schlichten. So man-
cher Punkt, an dessen Lösung man seit Jahrzehenten arbeitete,
wurde künftiger Vereinbarung vorbehalten.
Der definitive Tractat wurde am 18. October von den
Gesandten Frankreichs, Englands und Hollands unterzeichnet.
Spanien, Genua und Modena traten am 20. bei. Kaunitz unter-
zeichnete erst am 23. October. In Wien hatte man sich schon
Anfangs October mit der Frage beschäftigt, ob man eventuell
dem Tractate blos beitreten , oder als eine mitcontrahirende
Macht unterzeichnen sollte. Es wurde beschlossen , sich auf
einen blossen Beitritt zu beschränken, wenn nicht einige Ver-
besserungen an dem Elaborate du Theil's vorgenommen würden.
Kaunitz erhielt jedoch die Ermächtigung, selbst wenn keine
Modificationen Platz greifen sollten , ohne Protestation oder
Declaration beizutreten. '
Die anderen betheiligten Mächte bequemten sich erst
später nothgedrungen zum Beitritte. Auch an Protesten eigen-
thümlicher Art fehlte es nicht. Zufrieden mit dem vollbrachten
Werke war eigentlich nur England, welches wenigstens einige
Handelsvortheile aus diesem Kampfe davontrug und der fran-
zösischen Seemacht tiefe Wunden beigebracht hatte.
' Kais. Rescr. vom 5. Oct. 1748. Welche Ansichten man überhaupt von
dem Friedenswerke hatte, zeigt ein Schreiben von Kaunitz an Uhlfeld
vom 19. Oct. 1748. Voilä donc k la fin le traite definitif dont on nous
menace depuis si longtemps signe. Je le regarde comme une Maison de
Carton et il faudra voir si dans la suite on pourra en faire quelque chose
de plus solide, car quant k present la France desiroit trop ardemment la
paix pour ecouter tout ce qui lui paroissoit pouvoir eloigner cet evene-
ment. Quant k nioi j'ai täche de tirer tout le parti possible de l'embarras
des Anglois et des Hollandois , et j'aurois pousse Ics choses encore plus
avant si je n'avois pas apprebende que les Ministres francjois ne fissent
k la fin cause commune contre raoi, car ils etoient si impatients de finir
qu'ils me pressoient presque plus que les Anglois. Das oben erwähnte Re-
script vom 5. Octbr. enthält eine eingehende Kritik des du Theil'schen
Elaborates. ,Der 12. Artikel ist der übelste', heisst es darin, ,und die
Hauptursache, warum wir partem principalem contrahentem nicht abgeben'.
90
Mit welchen Aussichten war Frankreich in den Kampf
gegangen ! Es wollte nicht mehr und nicht weniger als die Zer-
trümmerung der österreichischen Monarchie bewerkstelligen ;
die Suprematie des französischen Volkes über den europäischen
Continent wäre die unmittelbare Folge gewesen. So weit kamen
die Dinge nun nicht. Oesterreich erlitt zwar mancherlei
Verluste, allein im Grossen und Ganzen waren die Gebiets-
abtretungen doch nicht der Art, um die Stellung desselben als
Grossmacht zu schädigen. Unwillkürlich trug der König von
Preussen zu diesem Resultate des Krieges mit bei. Ob die
Erhaltung Oesterreichs in seinem politischen Systeme lag, mag
hier dahingestellt bleiben, gewiss ist es, dass eine active Be-
theiligung Friedrich IL an dem weiteren Verlaufe des Krieges
Maria Theresia noch mehr geschädigt haben würde.
Unstreitig das wichtigste Resultat des langjährigen Krieges
war die zunehmende Bedeutung Preussens und seine Stellung
in der europäischen Politik. Es war nun in fast allen Fragen
ein Factor, der in Betracht gezogen werden musste, insbeson-
dere von entscheidender Wichtigkeit für die politischen Ten-
denzen Oesterreichs.
Sardinien hatte in dem Kriege wieder einige Vortheile
erlangt, die österreichische Politik in Italien erhielt durch die
Vergrösserung dieses Staates ein entschiedenes Gegengewicht.
Die mächtige Unterstützung Englands, welches unermüdlich
für die savoyischen Fürsten auf dem Congresse eintrat und
eine Schmälerung ihres Gebietes in keiner Weise zugeben
wollte, war die Ursache, dass die im Wormser Vertrage ge-
machten Cessionen nicht rückgängig gemacht werden konnten.
Andererseits drang England mit seiner Befürwortung der sar-
dinischen Bestrebungen, schon damals am mittelländischen Meere
festen Fuss zu fassen, nicht durch. Frankreich widersetzte sich
dem auf das entschiedenste. ' Das Resultat war demnach, dass
1 England unterstützte bis zur letzten Stunde diesen Wunsch Sardiniens.
Newcastle an Sandwich, 12./23. Juli 1748: For a communication with the
Sea your Lordship did very rightly in supporting this Sardinian Ma-
jestys Pretension on that head, which you will eontinue to do, to the
utmost of yoiir Power. Ein prophetisches Wort sprach Newcastle aus:
the conduct of the Austrian Ministers upon this point should fling the
King of Sardinia entirely in the hands of France, whereby, sooner or later
the house of Austria would i-un great risk of losing all that they at pre-
sent possess in Italy. An Robinson, Ö./16. Juni 1748. (Mscr.)
91
Oesterreich in den deutschen Fragen an Preussen, in den ita-
lienisclien Angelegenheiten an Sardinien einen gewichtigen
Rivalen erhielt.
In Holland hatte man mancherlei, und in gewisser Be-
ziehung mit Recht, gegen den Friedensvertrag einzuwenden.
Auf die Wiederherstellung der alten Handelsverträge mit Spa-
nien und Frankreich, die Sicherung der Barriere, die Garantie
der mit Oesterreich bestehenden Tractate richtete die Staats-
kunst der alternden Republik ihr Augenmerk. Nach grossen
Opfern, welche sie im Laufe mehrerer Jahre gebracht, bot
ihr der Friede nicht die erwarteten Resultate. Auch das ent-
schiedene Zusammenhalten mit England trug keine Frucht.
Momentan war man noch nicht so weit gekommen^ um die Ur-
sache dieses Misslingens in den veränderten politischen und
wirthschaftlichen Verhältnissen Europa's zu sehen. Bentincks
persönliche Gegner, unter ihnen Haren, der Günstling der Prin-
zessin, obenan, schoben ihm alle Schuld zu. Der Prinz und
seine Räthe huldigten derselben Ansicht. ^ Die englischen Mini-
ster mussten eintreten und vorstellen , dass es ein Glück für
Holland gewesen sei, gerade den Grafen Bentinck als Vertreter
gehabt zu haben. ^ Nur schwer hatte man sich im Haag ent-
schlossen dem Grafen Bentinck die Weisung zu ertheilen, den
Frieden zu unterzeichnen, man tröstete sich wenigstens, dass
der Barrieretractat, trotz der ungenügenden Fassung des be-
treffenden Artikels, intact bleibe. ^ Indess mit dem Wahne, die
alte Handelssuprematie wenigstens einigermassen zu behaupten,
war es für immer vorbei.
Oesterreich hatte die geringste Ursache zufrieden zu sein.
Alle seine Bemühungen waren im Sand verlaufen. Es wollte
die Wormser Cessionen an Sardinien rückgängig machen, sie
wurden trotz aller Bestrebungen des Grafen Kaunitz in das
von den hervorragendsten Mächten Europa's unterzeichnete ge-
meinsame Friedensinstrument aufgenommen; es stemmte sich
gegen die Garantie von Schlesien und Glatz, sie erhielt ge-
1 neither the Prince of Orange nor any of his Councellors approve Mr.
Bentincks reasoning upon the point of the Barrier. Sandwich an New-
castle, Eyndhoven Oct. 29 N. S. 1748 (Haager königl. Archiv).
2 Ebendaseihst.
3 Fagel an Sandwich am 16. Oct. 1748. L'on veut bien supposer, qne le
traite de Barriere ne reste pas moins pour cela dans son entier.
92
wisseimassen eine europäische Sanction. Freilich, wenn die
Staatsmänner Maria Theresia's zurückgeblickt, die Lage der
Ding-e vor einigen Jahren ins Auge gefasst und damit den schliess-
lichen Ausgang des langwierigen Krieges verglichen hätten,
würden sie die Sachlage günstiger beurtheilt haben. Damals
riethen selbst erfahrene Staatsmänner , einige Ländertheile ab-
zutreten, um den Kest zu retten, nunmehr konnte man die Ver-
luste übersehen, die doch verhältnissmässig gering waren. So
nüchtern und unbefangen beurtheilte man in Wien die Dinge
nun nicht. Die österreichische Diplomatie konnte die Nieder-
lage, welche sie auf der ganzen Linie erlitten, nicht verschmerzen.
Nur Kaunitz suchte sich damit zu trösten, dass er alle Hülfs-
mittel seines Geistes aufgeboten , um zu erlangen , was zu er-
reichen war.
Die verhältnissmässig geringen Verluste, welche Maria
Theresia erlitten, fielen nicht so sehr in die Wagschale, als
dass durch dieselben die europäische Politik eine fast ganz
andere Gestalt annahm. In Wien empfand man die Rück-
wirkungen des Kampfes auf die veränderte politische Stellung
schon während des Krieges. Noch war er nicht ausgetragen
und schon beschäftigten sich die Staatsmänner Maria Theresia's
mit der Ej-örterung der Frage, welche Haltung man der neuen
Ordnung der Dinge gegenüber einnehmen solle. Wir haben
gesehen, welche Schwankungen die österreichische Politik
während der Verhandlungen zu Aachen durchmachte, wie sie
schon damals so zu sagen eine vollständige Frontveränderung
vornahm. Schon damals war man bereit, mit Frankreich in
ein inniges Allianzverhältniss zu treten und sich von den bis-
herigen Verbündeten, den Seemächten, zu trenneife
Man hat die Frage vielfach erörtert^ zu welcher Zeit diese
Schwenkung in dem politischen Systeme Oesterreichs eintrat.
Eine ganze I^iteratur ist hierüber erwachsen.
So viel ist gewiss, die ersten Ideen, in dem bisherigen
Allianzverhältnisse zu den Seemächten eine Aenderung eintreten
zu lassen und womöglich eine Verbindung mit Frankreich zu
vollziehen, sind schon im Jahre 1748 vorhanden. Damals war
man bereit, gegen Erreichung gewisser Vortheile mit Frankreich
Hand in Hand zu gehen. Auch der Plan einer Wiedergewinnung
Schlesiens tauchte damals schon auf. Allein es lässt sich nicht
nachweisen, dass die österreichische Politik in den Jahren
93
1749 — 55 sich in diesen Bahnen bewegte. Im Gegentheil, mit
strengster Evidenz lässt sich der Beweis führen, dass diese
politischen Ideen von den österreichischen Staatsmännern in
diesem Zeiträume waren fallen gelassen worden. ^
Von entscheidender Bedeutung waren und blieben die
Verhandlungen auf dem Congresse für Kaunitz. Wohl war er
schon bisher in diplomatischen Geschäften verwendet worden,
allein hier hatte er zum ersten Male Gelegenheit, einen tiefern
Einblick in die politischen Verhältnisse zu gewinnen und eine
genauere Bekanntschaft mit den Tendenzen der verschiedenen
Staaten zu machen. Die hier gemachten Erfahrungen bestimm-
ten wenigstens für die nächsten Jahre seine Auffassung von
der europäischen Politik. In jenem bekannten Gutachten, wel-
ches er kui'z nach seiner Rückkehr von dem Aachener Con-
gresse über das künftighin von Oesterreich zu befolgende poli-
tische System abgegeben, hat er zumeist jene Ideen verwerthet,
die theils in den an ihn während des Jahres 1748 erlassenen
Rescripten sich vorfanden, oder in Folge seiner Gespräche mit
St. Sevei-in sich ihm aufdrängten. Die Politik des Jahres 1755
schwebte dem Geiste des Grafen Kaunitz eigentlich schon
1748 vor.
' In meiner Schrift: Aufzeichnungen des Grafen Beutinck über Maria'
Theresia, Wien 1871, glaube ich diese Ansichten erhäi'tet zu haben.
BEILAGEN.
i.
Aus den Aufzeichnungen des Grafen William
Bentinck.
Königliches Hausarchiv Haag.
Aix, 21 avril 1748. — Apres ce que nous avions ^crit le
19, nous ne nous etions pas attendus a voir faire aucune dif-
ficulte sur le ceremonial, mais qu'hier Tun de nous s'etant
trouve en visite chez le comte de Chavannes, milord Sandwich
y etoit venu et y avoit dit que depuis l'arrivee du raarquis
Doria, ministre de Genes, M. de Saint-Severin changeoit de
langage sur l'article des premieres visites et disoit que le mi-
nistre de Genes croyoit ^tre en droit d'attendre la premiere
visite de tous les ministres ici, comme il avoit ete pratiqu^
parmi les autres avant son arrivee; que milord en son parti-
culier avoit fait tout son possible pour le faire revenir de
cette idee et pour lui faire sentir que cela ne pouvoit avoir
d'autre but que de remettre et differer des Conferences; que
c'etoit a lui a savoir si c'etoit la l'intention de la France
et si c'etoit aussi son interet; mais, que si ce ne l'^toit pas,
il ne doutoit nullement que M. de Saint-Severin ne trouvät
moyen de persuader le marquis Doria de s'arranger a ce qui
avoit ete convenu, apres ce que M. de Puysieux en avoit ^crit
a lui M. de Saint-Severin; qu'en tout cas on pourroit com-
mencer les Conferences sans le raarquis de Doria, et en atten-
dant aviser a ce qu'il y auroit a faire; que le ministre de
Genes pourroit en ecrire chez lui et les autres ministres a
leurs cours, sans pour cela retarder la tenue des Conferences;
95
qu'il ne parloit jusqu'alors qu'en son propre nom, mais qu'il
iroit incessamment chez les ministres des allies, leur diroit le
fait et ce qu'il apprendroit d'eux viendroit lui reparier a lui
M. de Saint- S^verin. Milord Sandwich ajouta qu'il venoit de
chez le comte de Kaunitz, qu'il ne l'avoit pas trouve, mais
avoit envoye oü il etoit pour demander a lui parier, et peu
apres entra un message du comte de Kaunitz pour faire savoir
qu'il alloit se rendre chez milord Sandwich. Le comte de
Chavannes, milord Sandwich et B. . . s'en allerent ensemble
chez le comte Sandwich attendre le comte Kaunitz, qui y vint
d'abord. II y fut r^solu d'aller d'abord tous ensemble chez M. de
Saint-Severin et de lui dire d'une commune bouche la chose
meme que milord Sandwich lui avoit dite et qui fut fort ap-
prouvee par les autres. Cela fut d'abord execute. Milord Sand-
wich donna occasion a M. de Saint-Severin de r^peter en
presence de tous ce qu'il lui avoit dit seul. Tous furent d'ac-
cord qu'ils seroient tres-fäches de donner occasion ä aucun
delai des confdrences et dirent a M. de Saint-Severin qu'il
n'avoit qu'a proposer quelque exp^dient, et que, pourvu que
lui et M. de Sotto-Mayor en fissent de meme, tout etoit trouve,
nonobstant qu'on ^toit convenu du contraire, et il n'y avoit
plus de difficulte; mais M. de Saint-Severin ne put s'ex-
pliquer la-dessus ni pour ni contre sans avoir un ordre de sa
cour. On lui fit sentir les longueurs que cela occasionneroit,
parce que les autres devroient tous ^crire aussi a Vienne, ä
Madrid, etc., et a la fin milord Sandwich proposa trois expö-
dients : le premier d'aller tous voir le marquis Doria, apres
avoir regu la notification de son arrivee, moyennant que le
marquis Doria donnät une declaration que ce serait sans con-
s^quence pour l'avenir; le second que l'on ouvrit les Confe-
rences sans le ministre de la republique de Genes, dont milord
Sandwich dit que les interets seroient tres-bien menages par
M. de Saint-Severin et recevroient fort peu d'augmentation de
poids par la presence du marquis Doria; le troisieme que
l'on allät tous voir le dit marquis Doria dans la supposition
que M, de Saint-Severin et M. de Sotto-Mayor en fissent de
meme. Le comte de Kaunitz, le comte de Chavannes et milord
Sandwich, qui l'avoient proposa, etoient prets a admettre Fun
de ces expedients au choix de M. de Saint-Severin; il n'y
avoit pas de difficultes pour les ministres de la Republique,
96
qui ne pcuvent pas se refuser de se souraettre a un cereino
nial auquel se soumetlent les rainistres des tetes couronnees,
surtout celui de la cour de Vienne, qui est la plus pointil-
leuse de toutes sur cet article. On eut beau representer a
M. de Saint-Severin que cet incident impi'^vu et auquel on
pouvoit encore moins s'attendre, apres ce qu'il avoit re9u de
M. Puyssiaux sur ce sujet (et dont nous avons fait mention
dans notre depeche du 19 courant), ne feroit que retarder les
affaires, quoique M. de Saint-Severin protestät que la cour
souhaitoit sincerement de les finir. M. de Saint-Severin n'osa
s'expliquer pour lui-meme ni s'engager pour M. de Sotto-Mayor,
sur quoi milord Sandwich dit a M. de Saint-Severin : „Mon-
sieur, nous (allies) sommes d'accord, et je crois etre en droit
de vous demander si vous insistez que l'ouverture des Confe-
rences soit reraise jusqu'a ce que ce point soit arrete, que nous
offrons d'arranger comme vous le souhaitez et de donner ou
d'attendre la premiere visite de la fagon que vous le ferez
vous-memc, ce qui rejeta tellement l'affaire chez M. de Saint-
Severin qu'il parut avoir quelque dessein de la terminer sans
ecrire a sa cour." Et apres bien des discours, il fut arrete
que le comte de Chavannes cherchoit des exeraples de l'une
ou de l'autre fa9on, ce que M. de Saint-Severin disoit avoir
fait sans avoir pu rien trouver ni pour ni contre; que M. de
Saint-Severin en parleroit a M. de Sotto-Mayor et que Ton en
reparleroit. M. de Saint-Severin dit aussi a cette occasion
qu'ayant ete a la maison de ville voir le Heu pour les Confe-
rences, il n'avoit pas trouve des chambres convenables, parce
qu'il n'y en avoit avec quatre portes, comme cela doit etre
deux a deux, vis-a-vis les unes des autres avec une table
ronde a laquelle on se mettroit vis-a-vis la porte oü l'on seroit
entre. Cela parut un peu singulier et extraordinaire, surtout
parce qu'il n'en avoit pas ete question auparavant, quoique
M. de Saint-Severin ait ete plus de quinze jours et que l'on
s'est vu journelleraent tantöt chez l'uu, tantot chez l'autre. On
lui fit observer que l'on etoit etonne de ce nouvel incident,
mais qu'on temoigneroit la meme facilit^ sur cela que sur
l'autre point, et le comte Kaunitz se chargea d'aller le lende-
main ä l'hotel de ville pour faire preparer la une chambre
teile que M. de Saint-Severin la souhaitoit.
97
Je vois que les ordres de M. de Saint-Severin du 8 sont
de regier les preliminaires et puis de les communiquer aux
ministres des alli^s en demandant leur concurrence.
Les ordres de signer sans les allies ne sont qu'en cas de
difficulte de leur cote.
Sur rarmistice il y a deux cas dans les ordres de M. de
Saint-S^verin : Tun si tous les allies concourent dans les pre-
liminaires, l'autre si la republique seule y eoncourt.
Au premier l'armistice gdneral tant par terre que par mer;
Au second l'armistice pour les Pays-Bas seuls.
Mes ordres sont sur tous les points de concerter avec
milord Sandwich et nommement qui donne quelque occasion a
reflexion en avoir la demande du concours de la cour de
Vienne, et enfin ordre de concerter avec lui et d'aj outer fina-
lement avec lui les articles preliminaires, de d^terminer de quel
sens et de quelle maniere il sera le plus convenable de pro-
c^der ä la conclusion et a la signature des preliminaires, soit
avec, soit sans le consentement des deux autres allies; ordre
de se joindre en tout a milord Sandwich et de signer avec
lui, en se servant du plein pouvoir et sans attendre d'autre
ordre; stipulant pour la republique le renouvellement du trait^
de commerce de 1739 et les avantages, excepte l'assiento et
le vaisseau annuel. Restitution de la Flandre hoUandaise.
Si le fait est vrai tel que M, de Saint-Severin le dit de
la negociation entre Vienne et Madrid, la communication ä
l'une de ces deux parties rompt la negociation entamee entre
milord Sandwich et M, de Saint-Severin, et supposant que ce
n'est qu'une fiction de M. de Saint-Severin, comme il ajoute
que la negociation etoit communiquee ä qui que ce soit, il ne
veut pas aller un pas plus en avant, milord Sandwich se
trouve dans la necessite d'agir contre ses Instructions, ou bien
de negliger une occasion qui parait favorable pour faire la
paix. Dans cette perplexite, il choisit le premier des deux
parties, quoique plus dangereux pour lui que le dernier.
Aix, ce 10 avril 1748. — Monsieur. Je vois avec douleur
que si les choses vont se precipiter a une soi-disant paix dont
on ne commence encore ä voir les maux et les inconvenients
que quand il sera trop tard pour y pouvoir porter aucun re-
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälfte. 7
98
mede. On aurait pu parvenir au meme but, c'est-a-dire a voir
finir les troubles d'une maniere plus avantageuse a la repu-
blique et ä ses allies et en soutenant l'honneur et la dignite
de la republique et de Talliance. Je vois par le tour que prend
cette affaire que le plan offensif et rultimatum arretes au
mois de novembre passe sont devenus des raorceaux de pa-
pier, servant ä la verit^ a constater les faits passes, mais
inutiles pour Tavenir. Rien ne me chagrine ni ne me tourmente
autant que de voir qu'on ne suit pas un plan trace, apres avoir
ete mürement et bien pese et considere.
3 aout 1748. — Pour bien juger de ce qui se fait a
present a Aix, il faut considerer l'etat oü en sont les choses
a la cour de France. J'ai eu avec M. de Saint-Severin plu-
sieurs conversations que j'ai soigneusement retenues pour voir
si elles cadroient toutes ensemble, et j'en ai tire les conclu-
sions suivantes : que la France a interieurement besoin de la
paix, que ses conquetes poussees plus loiu, au lieu de l'agrandir,
l'affaibliroient; que M. le comte de Saxe a occasionne a la
France de si immenses depenses que le ministre des finances
n'-y peut plus fournir sur ce pied, de sorte que son credit
tomberoit si M. de Saxe poussoit les choses plus loin; que
dans le militaire M. de Saxe a ete despotique, que M. d'Ar-
geuson, ministre de la guerre, autrefois ami et le soutien de
M. de Saxe, est a present son ennemi declare; que M. de
Saxe et M. de Lowendahl sont tous deux les objets de l'envie
et de la haine de toute la noblesse fran9aise; qu'outre ~ cela,
par leur rapacite et par leurs exactions, ils ont prostitue l'hon-
neur de la nation; que M. de Noailles, qui n'est pas eraploy^,
ne se soucie pas de voir briller Saxe et Lowendahl; que les fils
du duc de Noailles jettent feu et flamme contre Saxe et Lowen-
dahl; que M. de Noailles est le seul horame que le Roi considere
et qu'il consulte pour les affaires avec l'etranger, que M. de
Puysieux est intimement lie avec Noailles et concerte tout
avec lui, que M™" de Pompadour est d'intelligence avec eux
et les soutient; qu'elle est pour la paix; que le Roi n'aime
pas la guerre et n'a pas du goüt pour ce metier ni pour la
vie de campagne; que M"® de Pompadour l'entretient dans
cette id^e; que M. de Saint-Severin est un ancien ami de
]y[me ^e Pompadour, dont il dit mille biens.
99
Mercredi pass^ il me dit que M. de Puysieux lui mandoit
que M. d'Huescar hii avoit demande si on avoit signe a Aix,
a quoi M. de Puysieux avait repondu que non, raais qu'il ne
seroit pas etonne d'apprendre que M. de Saint-Sdverin eüt
signe; que le lendemain jeudi M. de Sotto-Mayor partiroit
pour allei' s'aboucher avec M. d'Huescar, qui viendroit a sa
rencontre a Valenciennes, et que M. de Sotto-Mayor seroit de
retour lundi. II m'a dit que Ton passeroit outre avec l'Espagne
ä sa cour, si l'on pouvait ajuster l'affaire de Vassiento selon
les iddes de l'Espagne, et qu'il se chargeoit de faire marcher
l'Espagne sur les autres points, mais que, si l'Angleterre insis-
toit sur la lettre des preliminaires, l'Espagne y insisteroit aussi,
et qu'en ce cas l'on ne pourroit rien changer ni aj outer ä
l'article qui regarde l'etablissement de Don Philippe et le cas
de reversion des duches de Guastalle* Parme et Plaisance au
sujet du defaut de lignee male que l'Espagne pretendroit et
pretendoit les posseder de droit et comme la reine de Hongrie
les avait possedes.
Il m'a dit sur la titulature du prince d'Orange qu'il avoit
regvL reponse de sa cour; qu'on lui avoit envoye un papier
qu'il m'a lu, rendant compte de tout ce qui s'etoit passe dans
cette affaire depuis la paix d'Utrecht, oü le Roi de Prusse
avoit acquis le droit de mettre le titre d'Orange sur la partie
de la Gueldre qui lui etoit venue par ce traite et de ce qui
s'etoit passe a La Haye entre le prince d'Orange et M. de
Fenelon, lors de la signature du traitö de partage avec le
Roi de Prusse, qui n'avoit pas ^te communique a la France;
que si la France reconnaissoit ce titre cela pourrait causer
quelque mecontentement de la part de la Prusse; que si le
prince d'Orange vouloit faire quelque demarche envers la
France de concert avecia Prusse, cela leverait des difficultes.
Je lui dis que pour aller droit au fait il falloit considerer les
temps et les circonstances; que quand le traite d'Utrecht
s'etoit fait, aussi bien que depuis jusqu'a la revolution ai-rivee
chez nous, on avait toujours pris ä täche de faire tout ce que
l'on pouvoit pour abaisser la maison d'Orange, et que la
France et ses ministres a La Haye et ailleurs s'y ^toient tou-
jours pretes pour faire les affaires du parti anti-stadhouderien,
que la France avait toujours soutenu de concert avec messieurs
d' Amsterdam, comme il le savoit mieux que moi; que ce qui
7*
100
pouvoit avoir ete de convenance alors ne l'etoit plus a pre-
sent et qu'il me paraissoit que, si la France avoit eu des rai-
sons pour menager autrefois le parti contraire du prince*), eile
en devoit avoir de bien plus fortes a present pour menager
le prince merae , qu'il etait a presumer que dans toutes les
transactions entre la France et la republique et dans les actes
publics la France ne pourroit pas eviter de nommer le prince,
et que si eile le nommoit eile ne pouvoit pas lui donner un
autre nom que celui que le prince signoit et qui lui etoit
donn^ par toutes les cours de l'Europe et par l'Etat, dont il
est le chef. M. de Saint- Severin convint de tout cela et dit
que ce n'etoit pas une affaire qui eüt rapport aux negocia-
tions ici, mais qu'apres la paix faite il ne doutoit pas qu'on
ne trouvät ä arranger cela d'une fa9on qui satisfait le prince,
me repetant qu'il falloifen ceci que le prince s'entendit avec
le Roi de Prusse, a qui la France avoit cede le droit de
porter le nom et les armes d'Orange. Je lui dis encore que
quand il y aurait un ambassadeur de France a La Haye cet
ambassadeur ne pouvoit pas qualifier le prince de prince de
Nassau -Frise, comme il etoit nomm^ dans le papier qu'il
m'avoit lu, pendant que les ministres d'Angleterre et d'autres
cours, aussi bien que toute la nation, l'appelleroient prince
d'Orange; qu'un ambassadeur se rendroit par la egalement
desagreable au prince et ä la nation et se priveroit par la
de bien des agremens qu'il auroit sur cela a La Haye. II me
dit qu'il ne pouvoit rien ajouter a ce qu'il m'avoit dit lä-dessus,
mais il m'assura en meme temps qu'il feroit de son cote tout
ce qui seroit en son pouvoir pour faciliter cette affaire et pour
temoigner au prince combien il etoit pret a faire ce que le
prince souhaitoit.
J'avoue que si c'etoit raon affaii*e, je la laisserois pro-
visionnellement la et je la prendrois avec un peu de froi-
deur; j'attendrois pour voir quel seroit l'effet de ce qui s'est
dit et dont il n'aura pas manque de rendre compte; je le
verreis un peu venir; je ne voudrois point faire de ceci un
point de negociation a Aix ni ailleux's, mais considerer la
*) Cela n'est pas vrai pourtant, car eile a encore les meines raisons
pour soutenir dans la republique le parti contre le prince; aussi le fait-elle
et le fera toujours, comme eile a toujours fait.
101
chose comme un droit, et si la France veut faire des avances
au prince ou menager par pr^ference le Roi de Prusse, j'ai-
merois savoir plus tot que plus tard oü j'en suis; je n'en
parlerai plus a M. de Saint-Severin jusqu'a ce que j'en aie de
nouveaux ordres du prince. Quant au titre d' Altesse, je lui ai
remis une traduction de la resolution de 1637 avec le discours
de Charnace, uniquement pour son inforraation et pour lui
prouver que c'est une demande sans difficulte et qui n'admet
aucune contradiction et non comme une demande nouvelle
ou un point de negociation.
Quant aux prdtentions sur l'Espagne, M. de Saint-Severin
me dit que c'etoit une affaire totalement etrangere aux preli-
minaires et nouvelle, que Ton proposoit des pretentions par-
ticulieres. II en avoit aussi toute une pile a proposer, qu'il en
avoit de la maison de Bouillon , de celle de Rohan et plu-
sieurs autres, dont il ne pouvoit se debarrasser qu'en n'en
point admettant d'autres, que si une fois Ton quittait la route
döja proposee, on tomberait dans des longueurs et dans des
discussions qui ne finiroient point et qui allongeroient nos
negociations.
10 aoüt 1748. — II n'est pas possible de continuer ä tra-
vailler du tout ni dans aucun concert, si dans le moment qu'il
faut agir l'on change de plan. Encore si ce que l'on appre-
hende a present de desobliger la cour de Vienne etoit quelque
chose de nouveau; patience, cela pourroit passer; mais c'est
un point deja debattu depuis longtemps.
Nous sommes parvenus au point oü il falloit que nous
fussions pour reussir, a savoir : d'avoir ebranle la cour de
Vienne et eile auroit marche de pair avec nous. II est ridicule
d'etre dupe a ce point, surtout quand on considere qu'il n'est
rien moins que decide qu'en poussant la chose jusqu'au bout
et meme en signant sans le ministre de Vienne on perdit par
la la cour de Vienne. Tout le monde sait le pouvoir de Bar-
tenstein a Vienne et quels ordres il donne. Les ministres de
Vienne ä Hanovre et ailleurs executent ces ordres, mais ils
voient trop clair l'interet de leur cour pour n'etre pas con-
vaincus que ces ordres sont contraires a cet interet. Le pis
qui puisse arriver a present, c'est que la cour de Vienne voie
que les plans de Bartenstein soient inexecutables. La conse-
102
quence en sera que Ton fera a Vienne du bruit, c'est-a-dire
Bartenstein en fera, mais la cour de Vienne suivra et s'arrangera.
Milord et moi avons tous deux tort d'avoir ete trop me-
sures dans nos expressions ä representer, lui ä sa cour et moi
a La Haye, Timpraticable idöe de faire remettre par la France
les Pays-Bas en entier aux puissances maritimes. Cet ordre
est contradictoire et se detruit lui-meme. II suppose deux choses
contradictoires :
1" Que les cessions en Italic n'auront pas Heu, car si les
cessions avaient lieu le cas de sequestre des Pays-Bas ne
pourrait exister;
2*^ Que ce sequestre a lifeu, et il ne peut avoir lieu que
dans un cas que je viens de faire voir impossible par la pre-
miere supposition.
Cette derniere supposition est contraire a la premiere, ce
qui est absurde.
L'idee de donner un terme a la cour de Vienne pour
acceder est gauche et incomplete; acceder suppose qu'on va
en avant sans eile et qu'elle doit suivre. C'est qu'on ne veut
pas a present, mais quand on le voudrait sur le pied regle
par les dits ordres on ne le pourrait pas, parce que le fonde-
ment sur lequel ces ordres sont donnes n'existe pas et ne peut
exister, comme je viens de le montrer ci-dessus. II n'est pas
conseillable ni possible de communiquer a Kaunitz le plan
sans lui mettre en main des armes pour nous combattre et pour
detruire tout ce que nous avons fait avec Saint-Severin, a quoi
nous avons ete encourages et animes par le duc de Newcastle
lui-meme. Saint-Severin est convenu avec nous que nous ne le
communiquerions point a Kaunitz, ni lui a Sotto-Mayor.
Si Ton veut perdre la confiance de Saint-Severin, on perd
tout, et alors il vaut mieux rompre et recommencer la guerre
que de det^riorer encore de plus en plus nos affaires en nego-
ciant; mais si Ton veut negocier, il faut aussi se souvenir que
nous negocions entre nous et quand la France insiste finale-
ment et pdremptoirement sur un point, il faut bien que nous le
cedions, Tel est l'inclusion des Russes^ le point de l'assient.
Si M. de Saint-Severin n'avoit pas un interet de parti,
aussi bien que national a soutenir en finissant la guerre, tous
nos raisonnements ne signifieroient rien. La question est donc
si nous devons profiter de cette circonstance ou non.
103
Veut-on la guerre ou veut-on la paix? Si on veut la
guerre, qu'on la fasse si Ton peut; je ne vois pas comment
Ton s'y prendrait a present, sans finances, sans troupes et avec
des allies mecontents, qui a present ne sont point des allies.
Si on veut la paix, il la faut faire, et si on ne la peut faire
comme on voudrait, il la faut faire comme on peut. Nous
sommes dans le cas d'une ville qui a battu la chamade, c'est-a-
dire que nous avons d^clare ä l'ennemi que nous ne pouvons
plus nous defendre, et il ne s'agit que des conditions de la
capitulation ; Tennemi est le maitre de les faire. Faut-il en
prendre de passables ou faut-il se rendre a discretion en re-
fusant les conditions que nous pouvons obtenir et qui, si nous
voulons etre de bonne foi, sont meilleures que nous n'avions
lieu d'esperer.
Le projet de Kaunitz laisse liberte entiere ä ses reserva-
tions sur le traite de Worms, et il est naturel que cela soit ainsi,
puisque c'est une partie du plan de Bartenstein autour de
Tun comme de l'autre, et que ce plan consiste a dire en meme
temps oui et non sur le meme sujet, afin de se prevaloir
apres cela des circonstances et reclamer le oui ou le non,
comme il voudra.
Le duc de Newcastle veut-il etre la dupe de cela? La
France ne le sera pas; eile voit trop clair et Saint-Severin a
trop son honneur a coeur pour faire un ouvrage qui ne serait
pas solide. II est trop expose k la vue du public et a la haine
d'un parti contraire pour leur fournir matiere ä le tourner en
ridicule. Outre cela la France a dans le subalterne d'excellents
ouvriers pour la partie mecanique de la politique. Saint-Severin
n'a pas signe encore, et avant qu'il signe, tout ce qui a ete
convenu sera encore examine de nouveau, et tous les cas
qu'il est possible de prevoir seront prevus et precaves.
Pour moi je declare que je regarde ce changement dans
les ordres de milord Sandwich comme contraire au concert
promis par le duc de Newcastle. Le premier plan etoit la
restitution des Pays-Bas par parties; ce plan a ete rejete de
l'avis du marechal Batthyany; on en a substitue un autre qui
en deux mots consiste en ceci : qu'on ferait d'abord et en
meme temps toutes les restitutions et cessions en Europe les
unes contre les autres, et que pour les Indes orientales et occi-
dentales la France se contenteroit de promesses et d'otages.
104
La France accepte cette proposition, Voilä donc l'affaire
des Indes a quartier; il n'en est plus question. II ne s'agit
plus que de l'Europe, et pendant qu'on est sur le plan de
s'entendre avec la France sur le pied convenu, regle et con-
certe ensemble, les impressions faites par la cour de Vienne
viennent a la traverse et nous sommes sur le point de desavouer
tout ce que milord Sandwich et moi avons fait.
Je ne puis pas aller en avant sur ce pied-la, et je suis
oblige de prier tres-instamment milord Sandwich de suspendre
l'execution des ordres regus hier jusqu'ä ce qu'il en ait rcQu
de nouveau. Je lui demande reponse categorique sur cette
question : oui ou non. S'il dit oui je continue; niais s'il dit
non je vais demain a La Haye faire rapport de l'etat actuel
des choses et remettre les affaires entre les mains de qui
voudra s'en charger, ne voulant m'exposer a etre la risee du
public. Quant aux lettres du greffier et l'avis du prince d'Orange,
je n'en suis pas en peine; le prince et le greffier suivront
mon opinion en ceci; j'en suis sur et l'evenement le fera voir.
II reste un point tres-important ä considerer, a savoir s'il faut
que milord parle a Saint-Severin ou non du refus du prince
Repnin.
Si Ton pouvoit se flatter avec quelque raison que Saint-
S^verin l'ignoreroit, il vaudroit certainement mieux le lui cacher
jusqu'ä ce qu'on eüt repare la chose; mais cette supposition
est destituee de tout fondement. Saint-Severin a eu jour par
jour des informations de Ratisbonne, Nuremberg, Prague, etc.,
de chaque pas que les Russes faisoient et de ceux qu'ils de-
voient faire. II ra'a dit une fois que je devois bien juger qu'il
etoit fort attentif et l'autre jour il y a bien paru, car il avoit
compte les jours et les heures qu'il falloit pour qu'ils eussent
re9u l'ordre du Hanovre et de La Haye, et il avoit tres-bien
remarque qu'ils marchaient encore le 31, quoiqu'ils eussent
pu et du recevoir le contre-ordre le 28. II sera informe de memo
du refus du prince Repnin; il ne croira jamais que milord Sand-
wich l'a ignore et il soup9onnera milord Sandwich de l'avoir
voulu tromper ou du moins de l'avoir voulu laisser dans l'er-
reur sur un point si essentiel et qui l'interesse tant; il le
repaiei-a au triple de la meme monnaie. Cela est-il prudent
dans les circonstances oii nous sommes? La bonne foi est
toujours louable; mais quand on est le plus faible, eile est
105
de necessite, et c'est ici le cas oü il faut faire de n^cessite
vertu.
Conclusion. Je suis absolument d'opinion qu'il faut dire ä
Saint-Severin la chose comme eile est et en meme temps lui
dire qu'on travaille avec sincerit^, et on espere efficacement
pour remedier a cet inconv^nient.
Si Saint-Severin part demain et qu'il apprenne non-seule-
ment la chose meme, raais qu'il apprenne de plus que Mor-
dant en a donne connaissance tel jour, il calculera d'abord si
milord Sandwich l'a pu savoir avant son depart pour Compiegne.
II trouvera qu'oui et ne le pardonnera jamais ni ä milord ni
a moi.
Mais je reviens a mon premier point. II faut continuer
dans la route et dans le plan concerte. Je n'y manquerai de
mon cote en rien, et je reponds pour la r^publique. Si l'An-
gleterre change de plan et de disposition dans le moment de
l'execution des mesures concertees, il ne m'est pas possible
d'aller du tout en avant, et je serai oblig^ d'etre a l'avenir
fort sur mes gardes avant d'entrer dans aucun concert.
J'oserois repondre de plus que nous serons exposes en
Angleterre comme des gens sans Systeme et sans r^solution,
aussi bien que dans toute l'Europe. Bartenstein lui-meme rira
sous cape de nous avoir fait peur.
21 septembre 1748. — Le samedi 21 septembre 1748 je
suis arrive ä Aix. J'en ai d'abord fait avertir milord Sandwich,
qui est venu chez moi. La premiere question que je lui ai faite
a 6ti si les affaires avoient souffert par le delai de mon re-
tour. II m'a dit que non; qu'il comptoit que les ministres de
France etoient prets et donneroient incessamment leur nouveau
projet. J'allai faire une visite a M. du Theil et au chevalier
Robinson. Le premier n'y etoit pas; je trouvai le second. Nous
ne parlämes d'aucune affaire a cette premiere entrevue. M. du
Theil m'avoit fait annoncer son arrivee apres que j'avois ete
chez lui et vint l'apres-midi me rendre la visite que je lui
avois faite avant que son arrivee m'eüt ^te annoncee, ce qui
fut fait par billet, parce que je n'y etois pas. II etoit accom-
pagne de M. de Saint-Severin. Au sortir de table chez milord
Sandwich, j'allai a la comedie, oü M. de Saint-Severin vint
d'abord dans ma löge. II me dit que le lendemain, vers '«
106
midi, il se trouveroit avec M. du Theil chez milord Sandwich
pour communiquer a lui et au Chevalier Robinson leur nou-
veau projet et me pria de m'y trouver; il me t^moigna qu'il
souhaiteroit de me parier premierement seul; sur quoi je lui
dis que je me rendrois le lendemain vers les dix heures
chez lui.
22 septembre. — Le 22 septembre j'y fus; j'y trouvai
M. du Theil et M. de Sotto-Mayor. Ce dernier resta assez
longtemps a parier de choses indifferentes, et quand il partit
M. de Saint-Severin l'accompagna et resta plus d'une demi-
heure avec lui dans une autre chambre, me laissant seul avec
M. du Theil. Notre conversation fut generale, et sans entrer
dans aucun detail sur les raisons que nous avions de part et
d'autre pour terminer au plus tot les affaires qui nous rete-
noient ici, M. du Theil me dit que quand il avoit pris conge
du Roi les dernieres paroles que le Roi lui avoit dites etaient :
„Monsieur, finissez vite." M, de Saint-Severin etant rentre me
demanda si je revenois avec la branche d'olive, temoigna etre
tres aise de mon retour, afin de pouvoir a present expedier
conjointement nos affaires. Nous ne pümes entrer dans aucun
detail, a cavise qu'il devoit aller a la messe. Je pris cette
occasion de lui parier sur les affaires qui regardent le prince
d'Orange, comme aussi sur la restitution des places et pays
appartenant en propre a la republique devant les autres et
dans le meme temps que nous engagerions a parier avec la
cour de Vienne sur le ton convenu. Je me rendis chez milord
Sandwich, apres avoir fait quelques visites, entre autres chez
Kaunitz, a qui je parlai de la barriere et de la piece venue
de Vienne, oü milord Sandwich et moi sommes si cruellement
daubes et exposes. Je lui en demandai copie; il me la promit.
M. de Saint-Severin et du Theil y etaient et Robinson. Milord
Sandwich lut d'un bout a l'autre le nouveau projet, et a une
seconde lecture Ton commenga a raisonner sur les differents
articles. Celui qui occasionna le plus de difficultös fut celui de
l'assiento. Les ministres anglais avoient re9u ordre de reclamer
dans l'article en question non-seulement le traite de 1713, mais
aussi celui de commerce de Madrid de 1715 et la Convention
sur l'explication de celui de l'assiento, signe a Madrid en
1716. Les ministres de France ne vouloient pas admettre cette
107
addition; ils disoient que de la fa^on que cela etoit couchö
presentement M. de Sotto-Mayor ne feroit pas de difficulte
de signer ou d'aeceder; que pour peu qu'on y cliangeät quoi
que ce soit il reculeroit et ecriroit ä sa cour, ne voulant rien
prendre surlui; que cela reculeroit de six semaines au moins
la conclusion; que jusqu'a ce que ce point füt ajuste, Ton ne
pourroit rien ddterminer sur les autres, sur lesquels la France
se relächeroit ou tiendroit forme selon le plus ou le moins
de facilite que l'Angleterre teraoigneroit sur celui-ci. II fut
remarque que dans ce nouveau projet la reciprocite de la
garantie du Roi de Prusse etoit omise, qu'il y avoit une nou-
velle demande du duc de Modene sur les biens allodiaux de
Guastalla, que l'article qui regardait notre barriere n'etoit pas
aussi clair ni aussi precis qu'il devoit etre et qu'il l'etoit dans
notre contre-projet. Les ministres de France disent que la
demande de la reciprocite devoit en tout cas venir de notre
cote; que le Roi de Prusse disoit que l'on ne lui garantissoit
que la Sil^sie et Glatz et qu'on exigeait de lui une garantie
generale. M. St-Severin dit qu'en toiit cas c'etoit de Hanovre
et non de la France que le Roi de Prusse etoit informe et
mis dans la confidence. Je pris les preliminaires qui etoient
sur la table; je lus l'article 23. Je demandai si le Roi de
Prusse etoit Interesse ou non dans les preliminaires; que s'il
l'etoit il ^toit oblige a la garantie generale stipulee par cet
article 23 non-seulement entre les puissances contractantes^
mais entre les puissances interessees; que si le Roi de Prusse
aimoit niieux declarer qu'il n'y etoit pas interesse, il en etoit
le maitre, mais qu'en ce dernier cas nous rayerions l'article
qui lui garantissoit la Silesie et Glatz. Ce raisonnement fut
trouve juste et concluant par tous les assistants. Je temoignai
6tre fort surpris de la nouvellc demande du duc de Modene,
et quant a l'article regardant la barriere, le droit de garnison
et la restitution a nous des places prises sur nous, l'article
tel qu'il etait dans notre contre-projet ayant ete approuve a
La Haye et celui-ci etant moins, je ne pouvais l'admettre.
Apres bien des discours sur ces points lä et sur plusieurs autres
moins importants, comrae par exemple s'il falloit mettre dans
l'article des pretentions de l'Electeur palatin le terrae vague
de pretentions ou bien specifier celles sur Pleistein, il ne fut
rien arrete, et comme il s'etoit fait tard et qu'on atten-
108
doit la compagnie chez le comte de Chavannes, Ton se sepai-a.
Milord Sandwich pressoit pour qu'on se retrouvät le soir, mais
M. de Saint-Severin refusa pour le soir et insista que ce füt
pour le lendemain matin a neuf heures. J'allai l'apres-midi
faire mes visites a M. de Saint-S^verin. J'y trouvai Monsieur,
qui resta avec moi apres que la compagnie fut partie; il me
parla avec beaucoup de force sur les delais occasionn^s par
la nouvelle methode qu'on avait prise pendant mon absence
et sur les inconvenients qu'il y avoit ä negocier tant de puis-
sances ensemble, qui ne s'entendoient pas entre elles, bien
loin d'etre pretes a s'entendre avec Celles contre lesquelles
elles avoient ete en guerre. II me dit que si la France n'avoit
pas sincerement envie de finir, rien ne lui seroit plus facile
que de profiter de la discorde qui regnoit entre les allies,
qui feroit que la partie seroit bien plus difficile a Her entre
eux, si Ton voulait continuer la guerre, qu'elle ne le seroit
entre la France et l'Espagne pour continuer la guerre; que
nous avions tous tres-grand tort de ne pas profiter au plus tot
et Sans perte de temps de la disposition favorable qui regnoit
en France. II ajouta qu'il n'avoit pris sur lui cette commis-
sion-ci que parce qu'il savoit que c'etoit l'intention de sa cour
de finir, qu'on avoit voulu l'envoyer a Breda, mais qu'il avoit
refuse a cause qu'il voyoit bien que ce n'etoit pas l'intention
de terminer ni d'un cote ni d'autre.
Nous etions a la fenetre. Le carrosse de Haren passa.
M. de Saint-Severin me dit qu'on ne le voyoit presque plus,
qu'il y avoit eu un bal ä l'hotel de ville oü Haren avoit
donne une scene de cheval de carrosse, qu'il avoit etd ä une
partie de cabaret, qu'il en etoit venu yvre au bal, qu'il avoit
voulu faire taire les violons au milieu d'une contredanse qu'il
avoit dansee en veste ; qu'en sortant il avoit fait hrutalites a
la porte. II me dit que dans toute cette afi'aire l'Angleterre
n'avait pas agi d'une fa9on aussi noble ni avec la candeur
qu'elle etoit accoutumee de faire; que, par exemple, les chi-
canes faites sur l'assiento n'etoient du tout point de saison,
mais que la France n'avoit pas voulu s'en prevaloir pour re-
tarder^ moins encore pour rompre la negociation; qu'il devoit
*) Cette reflexion je l'avois dejä faite ä M. Robinson, qui serabloit
vouloir donter que la France y allät tout de bon.
109
rendre justice a milord Sandwich, qui en avoit agi en galant
horame et avec franchise et que sa consideration pour lui
avoit fait passer bien des choses qu'il n'auroit pas passees
sans cela; que si Ton avoit voulu saisir les occasions natu-
relles de prolonger la negociation l'on auroit avec raison pu
s'arrlter a l'affaire du renvoi des Kusses, qui n'^toit point
execute selon la Convention, mais qu'on passoit par la-dessus
et qu'on faisoit la reforme en France, dont il attendoit le
detail pour nous le communiquer. 11 me dit que l'Espagne
iroit en avant le reste et seroit prete ä signer ou a acceder
si le point de l'assiento restoit comme il ^toit; mais que pour
celui-la il n'y falloit plus toucher; il me dit que par rapport
a l'article du traite de barriere, l'article qu'il avoit insere dans
son projet ^toit couche de cette facon pour le faire mieux
goüter a la cour de Vienne, et que dans le fond le tout y
etoit. Je lui dis que les raisons que la cour de Vienne pou-
voit avoir de changer celui de notre contre-projet dtoient preci-
s^ment les raisons pour lesquelles je souhaitois qu'il restät;
que j'etois instruit de passer cet article tel qu'il ^toit, mais
non de le changer. II me pria de m'entendre la-dessus avec
Kaunitz ; il me dit que la raison pour laquelle il aimoit mieux
travailler le matin que le soir ^toit qu'il avait trouve Robinson
plus froid le matin que le soir. Nous nous quittämes en nous
appointant pour le lendemain a neuf heures chez Sandwich.
23 septembre. — Le lendemain lundi 23 septembre j'allai
chez milord Sandwich, oü je trouvai le Chevalier Robinson, et
le comte de Saint-Severin et M. du Theil s'y rendirent. On
commen9a ä lire le projet, et les memes disputes recommen-
cerent surtout sur l'affaire de l'assiento. Les esprits s'y echauf-
ferent, ce qui fut surtout occasionne par les discours entre
M. Robinson et M. du Theil; le premier poussoit les choses
trop loin et parloit de rompre la negociation plutot que de
sacrifier un point national si important qui regardoit la com-
pagnie du Sud, chargee d'une dette nationale de 30 millions
Sterling, insistant que si on leur accordoit l'assiento sans leur
avouer les deux traites subsequents, ils ne tenoient rien, ne
pouvant pas avoir l'execution de l'assiento. M. du Theil leur
fit remarquer que le premier des deux traites qu'il reclamoit
etoit un traite de commerce oü il n'etoit pas question de
110
l'assiento; sur quoi M. Robinson se retrancha ou se borna au
second. Apres bien des debats, on s'entendoit encore moins.
A la fin je pris la parole et je demandai ä quoi tout ceci
aboutiroit; que je voyois qu'au lieu de se rapprocher on
s'^loignoit; qu'au bout du compte ceci ne devoit pas rompre
la negociation. Milord Saudwich parloit avec force en insistant
sur ses ordres, mais avec plus de sang-froid et dans des termes
plus mesures que M. Robinson. Je pris la plume et je dressai
un autre article qui repondoit aux vues des Anglais, tel qu'il
est ci-joint, et M. de Saint-Severin dit qu'il le proposeroit a
M. de Sotto-Mayor, mais refusa de douner son projet jusqu'ä
ce qu'on füt d'accord sur ce point-lä. Milord Sandwich et
M. Robinson tächerent de lui faire comprendre les mauvaises
consequences qu'on avoit lieu d'apprdhender, si ce projet
n'etoit pas communique, apres que, dans plusieurs lettres, ils
avoient fait esperer aux ministres a Hanovre que ce projet
le seroit incessarament. Tout cela fut inutile. M. de Saint-
Severin remit son projet en poches et s'en aila avec M. du
Theil. Apres qu'ils furent partis, je dis ä milord Sandwich et
a M. Robinson qu'ils alloient, selon moi, trop loin et qu'ils
risquoient trop et que surtout M. Robinson s'exprimoit en
termes beaucoup trop forts; que si M. de Saint-Severin les
prenoit au mot et disoit que peu lui importoit et qu'on re-
commenceroit donc la guerre, ils seroient fort embarrasses,
sachant tres-bien que ni l'alliance, ni bien moins l'Angleterre
seule, n'etoit pas en etat de faire la guerre; qu'ils seroient
meme peut-etre obliges de venir demander les conditions
qu'ils refusoient a present et de les accepter peut-etre
plus dures encore. Je leur fis sentir que c'^toit une chose
insoutenable qu'ils vouloient soutenir. Milord Sandwich savoit
aussi bien que moi et le dit, que si les choses en ^toient
reduites k ce point qu'on envoyät le projet de Saint-Severin
comrae les conditions auxquelles on pourrait avoir la paix,
personne en Angleterre n'oseroit se charger de la refuser
ä ce prix. Je me chargeai d'aller parier encore a M. de
Saint-Severin avant diner et de lui expliquer, comme de moi-
meme, les circonstances oü ces messieurs se trouvoient obliges
par leui's ordres de soutenir la these qu'ils soutenoient.
J'y allai. Je lui representai la v^ritable Situation des choses
et je l'assurai que s'il ne donnoit pas de projet apres qu'il
111
avoit ete si souvent promis, toutes les plus tristes consequences
etoient a craindre ; que , s'il le donnoit, il le pouvoit faire de
fa9on a ne point commettre sa cour; que, pour cet efFet, il
n'avoit qu'a aunoncer l'article de Fassiento comme invariable
et les autres comme des matieres a negociation. Apres bien
de raisonnements, il se rendit et me dit qu'il delivreroit donc
ce projet, et ce qui le determina fut que je l'assurai que,
nonobstant tout ce que ces messieurs avoient dit, l'article de
l'assiento seroit admis en Angleterre tel qu'il etoit si la France
declarait tout net qu'elle n'y changeroit rien. En sortant nous
trouvämes M, du Theil dans l'antichambre; nous renträmes
avec lui, et M. de Saint- Söverin lui dit en ma presence ce
qui s'etait passe entre nous et de quoi nous etions convenus,
ce que M. du Theil approuva. Durant le cours de cette
conversation avec M. de Saint-Severin, il se traita entre nous
plusieurs matieres. Le Roi de Prusse etant sur le tapis, il m'en
parla d'une maniere qui me confirma dans l'opinion que la
France n'a dans la realite d'egard pour le Roi de Prusse que
precisement ce qu'il faut en chaque occasion pour que la
France empeche que d'autres puissances ne se fassent un
merite aupres de lui, que par exemple dans la garantie de la
Silesie, si l'Angleterre n'avait pas pousse cette afFaire, la
France n'en auroit fait aucune mention, ce qu'elle n'a fait que
pour empecher que l'Angleterre n'en eüt le merite. M. de
Saint-Severin me dit qu'en France l'on ne regarde pas le Roi
comme une puissance : c'est un roi de filagramme; qu'il avoit
gagn^ cinq batailles," que s'il en avoit perdu une il n'existoit
plus et qu'il n'etoit plus question de lui; que sa politique est
fausse, qu'en un mot c'est un fripon ; que quand il avoit quitte
le parti de la France, bien des gens en avoient ete alarmes,
mais que les plus sages et avises avoient juge que cela n'etoit
pas ä beaucoup pres aussi mauvais que cela paraissoit au
premier coup d'oeil; que le role qu'il venoit de jouer le pri-
veroit de la confiance de l'autre parti, et que cette mefiance
lui oteroit le poids qu'il pourroit avoir dans l'autre bassin de
la balance. Je parlai a Saint-Severin de l'article qui regardoit
notre barriere. II me dit que peu apres la signature des preli-
minaires M. de Kaunitz l'avoit fort presse de restituer a l'Im-
p^ratrice-reine les places des Pays-Bas, quand il seroit question
d'executer les restitutions; que lui Saint-Severin, ne pensant
112
pas alors a la distinction des places oü la r^publique a droit
de garnison et qui ont ete prises aux troupes hollandaises, lui
avoit repondu que cela ne souffroit pas de difficulte et qu'il
pouvoit etre assure que cela se ferait ainsi; que M. de Kaunitz
l'ayant apres cela presse de lui en donner une deelaration
par ecrit, Saint-Severin. avoit commence a soupQonner qu'il y
avoit quelque vue cachee de Kaunitz et avoit pris du temps
pour y penser, et que, s'etant apergu de quoi il s'agissoit, il
avait declare tout net a Kaunitz que Fintention de la France
etoit de rendre a chaque puissance ce qui lui avoit ete pris;
que s'il y avoit quelque differend a regier ce devoit etre entre
la cour de Vienne et les autres puissances contractantes dans
le traite de bai'riere. J'alleguai ä M. de Saint-Severin la ga-
rantie de la France par la triple alliance. Non-seulement il
ne me la nia pas, mais il me dit qu'il aimoit beaucoup mieux
que la chose füt constatee, comme je la souhaitois, afin que
lors de l'execution des restitutions et ^vacuations il ne sur-
vint point de difficultes imprevues qui l'arretassent ou la retar-
dassent. II me dit aussi que quand nous nous retrouverions
ensemble nous n'avions qu'a le presser conjointement sur cet
article et que cela lui serviroit pour admettre l'article, comme
je le demandois vis-a-vis de Kaunitz. Je lui parlai de la forme
ä observer pour finir. II dit que cela lui etoit indifferent si
l'on signoit tout a la fois ou si les trois puissances qui avoient
signe les preliminaires signoient seules et que les autres acc^-
dassent immediatement apres ; qu'on feroit ce qui conviendroit
le mieux aux alli^s de part et d'autre et qu'on leur en lais-
seroit le choix; qu'il lui paroissoit pourtant que le plus exp^-
ditif seroit qu'on signät a trois, comme on avoit fait ces preli-
minaires; qu'en ce cas il ne s'agiroit plus de rien changer a
ce qui seroit ecrit et signe, mais simplement d'acceder; au
lieu que si on devoit signer tous ensemble, outre les autres
difficultes dans les alternatives du rang, nombre de copies, etc.,
il pourroit y avoir entre les parties qui devroient signer et
qui ne s'entendroient pas de nouvelles difficultes et des scenes
desagreables qui retarderoient ou previendroient la signature
nommement entre le comte de Kaunitz et M. de Chavannes,
qui sont a couteaux tires, dont Tun veut blanc, l'autre noir,
et entre autres le comte de Kaunitz et les ministres de la
republique; que le Roi de vSardaigne n'alterne pas avec la
113
France; que si lui (Saint-Sdverin) etoit dans le cas de la cour
de Vienne ou de Madrid il aimeroit mieux acceder que de
signer d'abord; qu'au bout du compte il falioit entre nous
parier clair, que la France donnoit la loi ä l'Espagne et les
puissances maritimes a la cour de Vienne et de Turin et les
trois ensemble a tous les autres; que dans les pr^lirainaires
cette route avoit ete prise et qu'on n'en pourroit guere sortir
Sans tomber dans des embarras terribles; qu'il etoit moins
humiliant pour les cours de Vienne et de Madrid de se sou-
mettre, faute de choix et par necessite des circonstances, a
une loi toute faite, quoique dure, que de l'imposer a elles-
memes et de se priver par la a jamais de l'excuse foud^e sur
la necessite. II me dit que M. de Sotto-Mayor pensoit de
meme sur cette matiere et que lui (Saint-Severin) ne doutoit
pas que l'Espagne n''accedät incessamment ä tout ce qui seroit
fait et conclu entre nous pour le reste, pourvu que le point
de l'assiento restät invariable, tel qu'il etoit dans leur nouveau
projet. J'allai chez M. de Sotto-Mayor, oii il y avoit uue fete,
pour la naissance du Roi d'Espague. Je dis ä milord Sandwich
et a M. Robinson ce qui s'etoit passe; que tout s'ajusteroit,
mais qu'ils ne parlassent plus de l'assiento, parce qu'il n'en
seroit rien; que je leur en repondois, qu'a cette condition-la
M. de Saint-Severin et M. du Theil se rendroient le lende-
main mardi matin chez milord Sandwich, oü je rae trouverois,
et qu'ils nous remettroient leur projet pour etre envoye a nos
cours et communique par nous k nos allies.
24 septembre. — Le mardi 24 j'allai chez le comte de
Kaunitz, lui demandai la piece qu'il m'avoit promise et qu'il
me donna. Je lui repetai ce que j'avois dit le dimanche que
je ne pouvois avaler un afFront pareil; qu'il en resulteroit sur
moi un air de sans consequence qui ne me convenoit pas et
que je ne souffrirois pas; que je me concerterois avec milord,
qui y ^toit impliqu^ comme moi, ce que nous devions faire
mais que certainement je ne laisserois pas tomber cela a
terre; que c'etoit un acte public et que je n'y voulois pas
rester marque d'une fagon directement contraire ä la verite
des faits; que je ne pouvois pas comprendre d'oü l'on pourroit
a Vienne avoir pris une idee si peu fondee, qu'il etoit certain
que la proposition de finir tout par un seul acte conjointement
Archiv. UU. XLVII. I. Hälfte. 8
114
avoit ete faite par M. de Saint-Severin et que je niois abso-
lument que jamais je m'en fusse glorifid. II nie dit que la
chose paroissoit par le titre des projets et du precis; que du
reste ce n'etait pas lui qui avoit ecrit, mais qu'il croyoit que
cela devoit venir de quelque ddpeche qui avoit ete commu-
uiqu^e a Vienne. Je lui demandai de qui etoit cette depeche?
II me dit qu'il ne le savoit pas. Je lui dis que je me ferois
une affaire d'eclaircir ce point-la et je lui parlai de la bar-
riere. Je lui dis que je me trouvois oblige de lui parier clai-
rement et explicitement sur ce point; qu'il s'agissoit de savoir
si la cour de Vienne avouoit ou n'avoueroit point ce trait^ ;
que si eile l'avouoit eile le devoit avouer en tous ses points;
que si eile ne l'avouoit point eile devoit dire pourquoi eile
invalidoit celui-lä plutot que les autres traites que la r^pu-
blique avoit avec eile ; que si eile avoit le droit de nier quand
il lui plairoit la validitd d'un traite, sans pouvoir alleguer au-
cune contravention de notre part qui la deliät, nous avions
aussi le meme droit et que nous ne nous tiendrions qu'autant
qu'il nous conviendroit a l'avenir a nos engagements avec la
cour de Vienne, pas meme a la garantie de la pragmatique;
que, dans ce cas-ci, la chose me paroissoit d'autant plus dure,
que tous les malheurs sous lesquels la republique gemissoit
^toient occasionnes par sa fid^lite a tenir ses engagements ;
que la France nous avoit assez souvent et assez instamment
presses d'accepter une neutralite contraire a nos engagements;
que si nous l'avions acceptee la cour de Vienne se seroit
plainte avec raison de nous ; qu'ä present eile se plaint parce
que nous ne l'avons pas fait ; que si la barriere a ete mal
defendue c'est le maiheur des temps; qu'on ne peut regarder
une perte pareille, qui retombe si pesamment sur la repu-
blique meme et qui a pense entrainer sa perte totale, comme
une contravention au traite ; qu'en un mot je lui devois dire
que nous ne pouvions admettre aucune mitigation ni expli-
cation au traite de barriere , mais que nous le reclamions en
tous ses points. Le comte Kaunitz me dit qu'a l'impossible nul
n'est tenu; que quand meme la cour de Vienne nous promet-
troit de nous donner le subside de 500,000 ecus, eile ne pou-
voit pas tenir sa parole; que les choses sont changees, que
le pays est ruin^ et ne peut plus fournir; qu'il ne nous dis-
putoit pas le droit de garnison, mais que pour le reste il falloit
115
s'arranger. Je lui dis que je ne comprenois pas ce qu'il vou-
loit dire par s'arranger; que Tarrangement etoit tout fait par
le traite de barriere, et qu'en tout cas, quand il seroit possible
de faire un autre arrangement, ce n'dtoit pas le moyen de s'y
prendre que de commencer par invalider le traite, qui etait
la base de tous nos engagements avec la cour de Vienne;
que les Pays-Bas etoient seuls ce qui nous lioit directement,
la cour de Vienne et nous; que de le nier ou d'affaiblir ces
liens, c'etoit agir contre l'intdret de sa cour meme et jou^ le
jeu de la France; que la France ^toit ddja trop informee de
notre difference d'opinion sur ceci, mais que nous insisterions
absolument et peremptoirement pour que les places qui avoient
etö prises aux troupes de la republique fussent aussi evacuees
aux troupes de la republique. Le comte Kaunitz dit que la
souverainet^ en ^toit a la Reine et que ce seroit un acte de
souverainete que de recevoir ces places de la France. Je lui
dis que je ne convenois pas que ce füt un acte de souverai-
nete, mais simplement une restitution; que la France restituant
ne pouvoit restituer qu'a ceux a qui eile avoit pris et non a
d'autres; que personne ne disputoit a l'Imperatrice-Reine la
souverainete des Pays-Bas, mais qu'il devoit se souvenir que
cette souverainete etoit limit^e et conditionnelle: que dans la
guerre de succession les puissances maritimes avoient recon-
quis les Pays-Bas sur la France; qu'a la paix d'ütrecht les
Pays-Bas Etoient restes aux puissances maritimes et n'avoient
et^ rendus a la maison d'Autriche que sous les conditions
stipulees par le traite de barriere, fait en vertu du traitd de
paix d'ütrecht avec la France. Le comte de Kaunitz r^pdta
en d'autres termes ce qu'il m'avoit deja dit, ajoutant que ce
seroit humiliant pour la Reine de voir rendre les places a
d'autres troupes qu'aux siennes. Je lui repondis a ses argu-
ments et finis en lui declarant que nous ne pouvions ni ne
voulions nous departir de notre droit a cet ^gard pour aucune
raison et que nous le soutiendrions jusqu'au bout devant la
France, et j'ajoutai que dans les points qui restaient encore a
regier touchant l'Italie, l'Angleterre et la republique seroient
moins prets et moins ardents ä seconder les vues de la
Reine pour l'Italie, si nous voyions qu'elle persistoit dans une
idee si injuste, si peu fondee et si nuisible a elle-meme et ä
nous par rapport aux Pays-Bas. Je m'en allai chez milord
8*
116
Sandwich, oü M. Robinson etoit. Peu apres M. de Saint-
S^verin arriva avec M. du Theil et le projet.
M. de Saint-Severin commen9a par nous dire qu'il venoit
de chez M. de Sotto-Mayor, a qui il avoit communique le
projet de changement dans Tarticle de l'assiento , que M. de
Sotto ne pouvoit pas prendre sur lui de changer une virgule
a l'article en question; que du reste il assuroit que Tinten tion
de la cour d'Espagne etoit de laisser TefFet en plein, aussi
bien* que le nom de la jouissance des quatre annees de l'as-
siento a l'Angleterre; qu'independamment de la mauvaise foi
qu'il y auroit de faire autrement l'Espagne sentoit que c'etoit
son intevet, puisque sans cela eile n'auroit jamais de paix
stable avec l'Angleterre, avec qui il ne lui convenoit nulle-
ment de chercher de nouvelles querelles. Le projet fut relu.
A l'article qui regardoit les restitutions a faire a la Reine
et a la republique, j'insistai encore sur ce que cet article fut
couclie comme dans notre contre- projet, qui etoit plus clair et
plus explicite que celui qui etoit alors produit, et je fus se-
conde par milord Sandwich et par M. Robinson. M. de Saint-
Severin et M. du Theil ne s'y opposoient pas, mais il n'y eut
pourtant rien de change a cet article-la ni ä aucun des autres
sur lesquels nous insistions. Le projet fut remis pour etre en-
voye aux cours et pour etre communique aux allies tel qu'il
etoit et pour recevoir des ordres ulterieurs sur tous les points,
hors celui de l'assiento, celui-ci devant rester invariablement
tel qu'il est couche dans le projet, et M. de Saint-Severin
ajoutant que pour les autres il ne s'opposeroit pas ä ce qu'on
y fit quelque changement dans le tour ou dans l'expression
pour faciliter les choses et les rendre plus agreables aux
cours respectives, mais que pour le fond il etait entendu qu'il
restoit. MM. de Saint-Severin et du Theil partirent, et il fut
convenu entre nous que le soir nous irions ensemble faire la
communication a M. de Kaunitz et ä M. de Chavanne. L'apres-
midi je me rendis ä l'heure marquee chez milord Sandwich,
qui me dit que M. Dammon sortoit de chez lui et qu'il lui
avoit parle de la reciprocite des garanties et dit que son maitre
n'entendoit pas etre lie ä cette reciprocite. Milord Sandwich
lui avoit rdpondu que par les preliminaires il l'etoit. Dammon
lui dit que si Ton s'en tenoit aux preliminaires, son maitre
seroit content, mais que cette reciprocite n'y etoit point stipulee.
117
Milord Sandwich lui dit qu'elle l'ötoit bien et ajouta que si
eile n'y avoit pas et4, notre republique n'auroit jamais consenti
a la garantie de la Sildsie et de Glatz, pour laquelle eile
n'avoit aueun engagement ulterieur. Daramon lui avoit repondu
que par la Convention de Hanovre l'Angleterre s'etoit engag^e
de procurer la garantie de la republique sans qu'il füt alors
question de reciprocite et qu'il entendoit que cette garantie
par les preliminaires etoit une suite et un effet de l'engage-
ment pris par la Convention de Hanovre. Milord Sandwich lui
dit qu'il se trompoit fort et que cette garantie dtoit censöe
et entendue r^ciproque. M. Robinson avoit etd present a
cette conversation et l'etoit au rapport que milord m'en fit,
M. l'envoy^ de Modene vint parier des allodiaux de Guastalla,
et apres bien des discours on lui fit comprendre que pour
avoir justice sur les allodiaux de Guastalla il fallait qu'il
s'adressät au possesseur, que ce possesseur etoit D. Phil,
qui du moins le seroit quand il devroit faire valoir ses de-
mandes; qu'ainsi il devoit s'adresser ä M. de Sotto-Mayor.
Comrae nous allions partir, Chavanne entra. Nous lui com-
muniquämes la piece et lui en remimes une copie. II chercha
d'abord les articles qui le regardoient, et ne trouvant pas le
tout ä son gre, il s'expectora en plaintes, auxquelles on ne fut
pas en peine de repondre. Quand, entre autres, il dit que la
France nous avoit divises et profitoit de notre division, on lui
demanda si la France avoit eu beaucoup ä mettre de la mesin-
telligence entre sa cour et celle de Vienne. Enfin il demanda
comment il devoit recevoir cette piece, si' c'etoit un projet a
n^gocier ou bien un Ultimatum. On lui dit que quoique le
nom d'ultimatum n'y fut pas annexe, dans le fond c'en etoit
un; que la France superieure proposoit ces conditions-lä a
ses allies inferieurs et divises, et que sa cour devoit voir si
eile les vouloit accepter ou bien si eile vouloit attendre son
sort. On dit la chose tres-fortement ä Chavanne, parce que
son tour d'esprit l'exige et afin qu'il n'allät pas encore retarder
la conclusion en flattant sa cour de quelque changement, ce
qui etoit tres-necessaire, comme on jugera par l'article ....
du projet. Nous allämes chez le comte de Kaunitz; il n'y etoit
pas. Nous allämes a la comädie, ou M. de Kaunitz nous fit
chercher une demi-heure apres. Nous lui remimes copie de
la piece qu'il lut pour la collationner avec celle de France,
118
que Robinson avait en poche. 11 la lut sans aucune remarque
et nous dit qu'il la reliroit seul, la compareroit avec ses instruc-
tions et que le lendemain il se rendroit chez milord Sandwich
et nous diroit ses remarques, s'il en avoit. Nous lui parläraes
tous trois sur l'article qui regarde la barriere, et les ministres
anglois traiterent la matiere tres-clairement, tres-fortement et
en lui declarant que la validite de ce trait^ ne pouvoit ni ne
devoit etre revoquee en doute.
25 septembre. — Le lendemain 25 septembre M. de Kau-
nitz se rendit ä midi chez milord Sandwich, oü je me trouvai.
M. de Kaunitz dit qu'il enverroit le projet a sa cour sans
entrer dans aucun detail. Nous reparlämes encore de la bar-
riere. Les ministres anglois voulurent s'entremettre, et M. Ro-
binson mit meme par ecrit un nouvel article forme des deux,
mais je le regrettai absolument et ne voulus rien recevoir
d'eux, non que ce qu'ils offroient ne füt bon, mais c'est que
je trouvois qu'il ne convenoit absolument pas d'accepter de
leur part rien qui eüt l'air d'un office passe par eux entre
la cour de Vienne et la republique touchant le trait($ de bar-
riere oü l'Angleterre est partie principale contractaute et au-
tant interessee que nous. Cette scene fut la plus vive que
j'aie eue a Aix; mais je restai ferme, je ne voulus admettre
aucun expedient, demandant avant tout reponse categorique
si la cour de Vienne admettoit ou non le traite de barriere
en tous ses points. Kaunitz ne repondoit pas categoriquement,
mais parloit de contirmer par un acte ou declaration le droit
de garnison et de regier les autres points a l'amiable entre
la cour de Vienne et la republique, comme par exemple si
l'evacuation devoit se faire d'abord aux troupes de la repu-
blique ou bien ä Celles de la Reine, pour remettre sur-le-champ
a Celles de la republique, a quoi je disois que je n'avois pas
besoin de cette confirmation; que toute deliberation , tout
expedient propose impliquoit de l'incertitude; que je n'en ad-
mettois aucune, que je m'en tenois a tous les points du traite
de barriere sans en excepter un, et que je les r^clamois tous,
ajoutant quej'etois lie par mes instructions; que j'enverrois le
projet a La Haye, qu'on en delibereroit la; que j'attendrois des
ordres, mais que je pr^voyois qu'on seroit aussi ferme la sur
ce point qu'on l'avoit ^te et qu'on devoit l'etre. Je laissai sur
119
la fenetre le papier que Robinson avoit couch^. Le soir j'allai
faire une visite a M, de Saint-Severin, qui me raontra la
Convention qu'il venoit de signer avec M. de Kaunitz pour
faire retirer de part et d'autre 30,000 hommes autrichiens et
frangais dans les Etats autrichiens d'Allemagne et en France,
dont personne n'avoit encore entendu parier ni qu'il en füt
question. II me dit que c'etoit Kaunitz qui Favoit propose, et
dans la piece il est dit que c'est sur les ordres de leurs mai-
tres. Par cela seul, il est manifeste qu'ils ont negocie ensemble
depuis plusieurs semaines. II me dit aussi que l'on retiroit
d'Anvers et de Maestricht Fartillerie de siege ; il dit aussi qu'il
avait d^clard ce soir-la ä Kaunitz, par rapport ä revacuation,
qu'il n'avoit qu'a prendre son parti la-dessus, mais que la
France rendroit les places aux puissances k qui elles avoient
6te prises, que les capitulations devoieut en faire foi. II me
demanda aussi pourquoi on n'expedioit pas M. de Larrey, a
quoi je repondis que j'en ecrirois. II me donna copie d'un
memoire de M. de Sechelles touchant la necessite de couper
les arbres du rempart et des avenues de Berg op Zoom
pour le chauffage, si l'on n'ouvroit pas la navigation; il me
dit aussi, en me priant de n'en point parier, qu'il avoit use
de ruse pour faire deguerpir M. de Saxe et Lowendahl en
faisant representer par un de leurs amis (que je crois etre
M. de Sechelles) qu' apres avoir conquis les Pays-Bas il ne
seroit guere honorable pour M. de Saxe de faire l'arriere-
garde a la retraite et me lut un morceau de lettre oü on lui
mandoit que M. de Saxe faisoit son paquet et qu'il seroit parti
avant le 8 octobre. II me dit qu'il avoit deux raisons pour
cela : la premiere qu'il apprehendoit que quand ces messieurs
etoient en Flandre ils feroient naitre des difficultes sur I'exe-
cution des evacuations, irrites comme ils le sont contre la
paix, et la seconde c'est, dit-il, qu'ils emporteroient, le diable
ra'emporte, le dernier clou; apres quoi il s'expectora contre
ces deux messieurs et contre leur capacite, surtout contre
M. de Lowendahl, dont il parloit avec le plus grand mepris
et la plus grande indignation; il me dit aussi qu'il comptoit
que tout pourroit etre fini et que nous pourrions etre de re-
tour chez nous vers Noel, et que si nous n'avions pas ete
deranges dans notre plan tout auroit et^ fini ä present ou tout
au plus tard en octobre. M. Robinson me dit qu'ayant et^ k
120
l'assemblee chez Kaunitz, celui-ci lui avoit coramunique la Con-
vention signee avec Saint- Sevei'in et lui avoit dit que ce qui
avoit engage sa cour a cette demarche etoit que la guerre
finiroit ou non; que si eile finissoit il falloit du temps pour
les troupes pour gagner leurs quartiers d'hiver en Boheme^
oü ils etoient prepares pour le l^^ novembre; que si eile ne
finissoit pas il falloit pourtant bien les retirer faute de sub-
sides. Robinson lui ayant demande comme il feroit pour la
forme, Kaunitz avoit repondu qu'il ne signeroit pas, mais qu'il
accederoit, que l'Espagne en feroit de memo et que le Roi
de Sardaigne l'aimeroit mieux aussi, a cause qu'il n'alterne
pas. M. de Saint-Severin m'avoit dit le meme soir a peu pres
la meme chose, et quand je lui avois demande quand il croyoit
que cette accession devoit se faire, il m'avoit repondu que
le plus tot seroit le mieux, le lendemain s'il etoit possible, de
Sorte que l'on attendra les ordres de Vienne avant de si^ner,
afin que tout se puisse finir presque a la fois.
26 septembre. — Jeudi 26 je fus le matin chez le comte
de Kaunitz lui dire que j'avois ^te la veille fort pique contre
les ministres anglais; qu'il savait ce qui s'etoit passe entre lui,
milord Sandwich et moi avant mon depart pour La Haye et
ce que milord Sandwich avoit ecrit au duc de Newcastle ; que
j'avois tres-fort presse pour que milord Sandwich vint a La
Haye, quand ce ne seroit que pour deux jours, pour voir ce
qu'on pourroit faire conjointement avec l'Angletei're pour sou-
lager la cour de Vienne dans l'entretien de la barriere ; qu'au
lieu de cela le duc de Newcastle avoit ordonne aux ministres
anglais ici d'interposer leurs bons offices; que ce n'avoit jamais
ete notre plan; que ces bons offices n'etoient pas ce de quoi
il s'agissoit; qu'il etoit question que l'Angleterre contribuät ä
la garde de la barriere et non qu'elle employät ses bons offices
entre Vienne et la republique; que nous ne pouvions admettre
ces bons offices en aucune fagon. Le comte Kaunitz convint
des faits tels que je les representois et prit ce que j'y ajoutois
fort bien et fort tranquillement. II me demanda si j'avois vu la
Convention qu'il avoit signee avec Saint-Severin. Je lui dis
qu'oui, que Saint-Severin me l'avoit montree. II me dit qu'il
l'avoit communiquee a Robinson et qu'il m'en enverroit une copie.
121
II.
Depeschen des Grafen William Bentinck.
(Reichsarchiv Haag.)
Monsieur
Noiis fümes hier au soir, Mylord Sandwich, le chevalier
Robinson et moi, chez Monsr. le Comte de Kaunitz. II y fut
question de trois points qui interressent le plus particulierement
la Cour de Vienne dans le traite definitif ä faire, savoir l'ar-
ticle qui regarde le ßoi de Sardaigne, celui de la prochaine
prise des Pays-Bas, et enfin ce qui regarde le Roi de Prusse.
Quant au premier, Monsr. le Comte de Kaunitz nous dit qu'il pre-
feroit l'article du contre-projet remis au Comte de St. Severin par
Mylord Sandwich et moi, a celui du dernier projet de France,
et demanda que nous consentissions ä substituer dans le ti-aite
definitif l'article 12 du contre-projet, pour autant qu'il regarde
rimperatrice-Reine ä l'article 12 du dernier projet de France.
Quant a ce qui regarde la restitution des Pays-Bas,
Monsr. le Comte de Kaunitz nous dit, ,qu'au cas que nous
consentissions ä conserver l'ai'ticle 12 de notre contreprojet,
qui est celui qui regarde le Roi de Sardaigne, dont je viens
faire mention, il prendroit sur lui de consentir de son cote, a
ce que les places de la Barriere, qui sont encore places soient
evacuees immediatement aux troupes de la Republique, ä la
prise des possessions, sans etre auparavant remises a celles de
l'Imperatrice, quoiqu'elles devroient assurement l'etre dans les
regles, parce qu'il s'agissoit d'exercer un acte de souverainete.''
Que du reste il lui paroissoit qu'il n'etait ni de l'interet ni de
la convenance commune de rien mettre dans un traite avec la
France, qui puisse l'autoriser a se meler des affaires domesti-
ques de l'Alliance, et a s'opposer memo a des arrangements,
que les allies entre eux pourroient croire utiles et necessaires
d'executer pour remettre les Pays-Bas demantibules et abimes
en etat de pouvoir redevenir un vrai rempart et une veritable
barriere pour les Puissances Maritimes. Ce qui arriveroit
pourtant, si dans un traite general et definitif, et dont la France
1 Tout ce qui est virgule, a ^te ecrit de la main propre de Monsieur le
Comte de Kaunitz.
122
seroit une des parties contractantes , il etoit stipule que les
Pays-Bas seroient possedes par la Reine, et par les Etats Ge-
neraux, sur le meme pied et aux memes conditions qu'ils
avoient ete ou du etre possedes avant la presente guerre. Que
du reste il ne disputeroit pas la validite du traite de Barriere,
et admettroit meme le point le plus essentiel, et qui nous
interessoit le plus, savoir que les places qui existoient encore
et oü la republique avoit le droit de garnison, seroient remises
ä ses troupes.
Le Comte de Kaunitz ajouta, qu'apres les changements
arrives dans les Pays-Bas il seroit absolument necessaire, que
les Puissances contractantes dans le traite de Barriere prissent
des nouveaux arrangements pour sa defense, mais que ce ne
devoit pas etre d'une faQon a y meler la France, comme on
faisoit, au moien de la stipulation susdite sur le meme pied
etc. Quant ä ce qui regarde le Roi de Prusse, Monsr. le
Comte de Kaunitz nous dit, qu'il etoit de l'avis, dont il savoit
que nous etions touts aussi bien que les Ministres de France,
savoir, que le Roi de Prusse etoit cense lie par l'article 23 ä
la garantie generale de tout le traite envers toutes les parties
contractantes. Qu'il etoit plus avantageux pour nous tous,
que cela restät ainsi sans entrer dans un detail plus particulier
et plus circonstantie, touchant la reciprocite de garantie de sa
part pour celle qu'on lui donnoit par l'article vingt et deux de
Silesie et de Glatz, parce que nous nous reservions par la le
droit d'expliquer les cas et faire l'application des conditions de
l'execution de la garantie. Je dis sur le premier point au
Comte de Kaunitz, que nous serions tres charmes de l'aider ä
regier de la facon qu'il le souhaitoit, l'article qui regarde l'Italie,
et il me semble qu'il nous convient a tous de donner ä la
cour de Vienne entiere satisfaction sur ce point, puisqu'aussi
bien le roi de Sardaigne est le seul qui gagne par cette guerre.
Quant au second il fut repondu au Comte de Kaunitz, que le
raisonnement qu'il faisoit sur les consequences qu'on avoit lieu
d'apprehender, si la France avoit un titre aussi legitime que
celui qu'elle acqueroit par un traite pour prendre connoissance
des diflferends qui pourroient survenir entre nous touchant 1' ex-
plication du traite de Barriere, que ce raisonnement dis-je
etoit juste, que si nous avions mis dans le contre-projet l'article
tel qu'il y etoit et specific nos droits, c'etait non par choix, mais
123
par necessite, et que les ministres de France etoient informes
de la difference des sentiments sur ce point entre la cour de Vienne
et nous, Sans l'avoir ete par nous. Je dis que j'avois envoye ä la
Haye le projet de France, que j'attendois reponse. Que je ne pou-
vois rien decider, mais que je me chargeois de donner connoissance
de ce qui venoit de se passer entre nous, et de rapporter ses
considerations, qui me paroissoient fondees en raison, que si
elles etoient goutees a la Haye on pourroit mettre dans le traite
tout ce qui regarde nos engagements mutuels par le traite de
Barriere y laissant seulement le point qui regarde la restitution
des places aux troupes de la Republique. Nous convinmes
tous ensemble que, quand tout seroit evacue, il seroit neces-
saire de prendre ensemble des arrangements communs pour la
defense des Pays-Bas calcules sur l'etat present de ce pays.
C'est aussi ce que personne ne peut nier. Mais il est vrai
aussi, qu'il faut que le traite de Barriere soit la base d'une
deliberation pareille, dont le but ne peut ni ne doit etre, que
de ramener les choses a l'intention et a l'esprit aussi bien qu'ä
la lettre de ce traite, qui est notre palladium, et sans lequel
toutes les liaisons entre la maison d'Autriche crouleroient faute
de base.
Pour ce qui regarde le roi de Prusse, nous etions tous
d'accord. En mon particulier je suis persuade que la meilleure
et la seule maniere de se tenir de ce mauvais pas, oü l'on
s'est engage en lui gai'antissant la Silesie et Glatz (ce qui n'a
ete fait de la Republique que conditionnellement) c'est de le
declarer lie par l'article 23 ä tout le contenu du traite, dont
les garanties fönt partie a moins qu'il n'aime mieux renoncer
a Celle de la Silesie. Et je suis persuade que si l'on regarde
un peu dans l'avenir et que l'on considere les consequences l'on
verra que le roi de Prusse sera plus tenu ou bride par cette
explication generale qu'il ne l'auroit ete par la clause de reci-
procite qui a ete remise dans le projet venu dernierement de
France.
Aix la Chapelle ce 6 8*"" 1748.
(Signe) W. Bentinck.
124
Aix, ce 10 oct. 1748.
Monsieur
Je ci'ois qu'il sera bon qua je repasse tous les articles
du traite, afin de suppleer k ce que je pourrois avoir omis dans
mes depeches precendentes, et en meme tems je rendrai compte
de ce qui s'est passe le 9 et 10 dans deux Conferences tenues
chez les ministres de France, auxquelles nous avons assiste,
les ministres Anglois et moi, et oü l'on a prepare, et pour
ainsi dire arrete tous les articles du traite excepte l'article du
Roi de Sardaigne, et celui qui regarde la Barriere, et la prise
de possession des Pays-Bas, que les ministres de France nous
prient de regier avec la cour de Vienne , ce qui fera beaucoup
de plaisir ä la France, qui ne veut desobliger ui les uns ni les
autres.
Pour commencer par le preambule, la seule Observation que
nous avions faite, etoit que la France y avoit transporte le
titre d'Imperatrice et l'a mis tel que l'Imperatrice le prend
elle-meme. Monsr. de St. S6verin dit, que cela etoit indiflferent
ä la France, et que, s'il y a du choix, la France aime tout
autant, que le titre d'Imperatrice precede, parceque le premier
titre etant le principal, la France en ce cas alterneroit avec
l'Imperatrice, au lieu que de l'autre fagon ce seroit avec la
Reine de Hongrie et de Boheme Imperatrice, ce qui pourroit
impliquer que la France alterne avec la Reine de Hongrie et
de Boheme, au lieu que la France n'alterne qu'avec l'Espagne,
l'Angleterre et la Suede et point avec le Danemarc ^ la Po-
lognC;, la Hongrie, la Boheme, la Prusse, ni Sardaigne. La
cour de Vienne a ses raisons pour aimer mieux conserver sa
titulature, dont eile se prevaudra en tems et lieu, mais ces
deux cours etant d'accord sur ce point la, et ne se disputant
pas l'alternative de rang avec cette titulature, nous n'avons
fait qu'observer la chose sans nous y arreter. Dans les autres
dernieres confei'ences il a ete arrete, que dans le preambule
la premiere fois le titre de l'Imperatrice doit etre Marie The-
rese par la Gräce de Dieu, Reine de Hongrie et de Boheme
Imperatrice des Romains, parce que Gräce de Dieu doit venir
au premier titre, et qu'elle n'est pas Imperatrice par la Grace
de Dieu, mais par la Gräce de Dieu Reine de Hongrie et de
Boheme. Dans tout le reste du traite, le titre doit etre selon
125
les Ministres de France, Tlmperatrice Reine de Hongrie et de
Boheme. Pour la titulature des Ambassadeurs on prend pour
modele la paix d'Utrecht. Je vois par votre lettre du 3, qua
l'on a fait une remarque sur ce que les Etats Generaux sont
nommes comme auxiliaires de la Grande-Bretagne et de l'Im-
peratrice -Reine dans la guerre entre toutes les Puissances
nomm^es dans le preambule, mais je ne vois pas que l'on
puisse remedier ä cet inconvenient. II subsistoit aussi dans le
preambule de notre contre-projet et quoique l'arrangement en füt
iin peu different on en pouvoit tirer la meme conclusion. II faut
en general remarquer sur ce traite-ci, que c'est un traite entre
toutes les Puissances Belligerantes ensemble, pour terminer
une guerre generale, que c'est un traite sans exemple et d'une
forme toute nouvelle qu'il y a certainement du pour et du
contre dans cette methode de terminer la guerre et que la
republique s'engage dans les affaires generales beaucoup plus,
qu'elle n'a jamais voulu faire, et plus peut-etre qu'il ne lui
convient. Mais comment l'eviter? J'avoue que je ne le vois
pas. Je serois bien aise si quelqu'un le voit, qu'il me dit.
Remontez jusques aux preliminaires et pensez comment ils ont
ete faits. Souvenez-vous qu'il falloit saisir ce moment-lä^ et
que, si l'on avoit perdu alors un jour, il ne se faisoit rien. J'ai
encore depuis appris de Monsr. de St. Severin et de Monsr. du
Theil des particularites , qui me coniSrment dans cette persua-
sion. Les preliminaires ont donne occasion a cette fagon-ci
de traite, Quand meme on se seroit tenu ä la lettre des pre-
liminaires, pour ce qui regarde Farticle de l'execution des resti-
tutions et cessions, immediatement apres l'accession de toutes
les parties (car c'est le seul point dans lequel on se soit ecart6
de la methode tracee dans les Preliminaires) quand meme dis-je
on se seroit tenu a la lettre, on n'auroit pas evite par lä les
inconvenients , qui resultent d'un seul traite definitif general
entre toutes les puissances contra ctantes et interessees. Encore
faut-il balancer les inconvenients de ce traite general contre
les avantages qui en peuvent revenir, mais c'est un sujet trop
long a traiter a present. Je ne saurois m'empecher de remar-
quer en passant, que si l'on s'etoit arrete en tout ä la lettre
des preliminaires, nous serions tombes dans des inconvenients plus
grands encore et qui auroient encore plus retarde la conclusion
de la negociation et rebute encore plus nos allies. Par exem-
126
ple les restitutions en Europe ne seroient faites qu'en meme
temps avec Celles de l'Asie et de l'Amerique, car selon les pre-
liminaires article 18 toutes les cessions et restitutions devoient
ruarcher d'un pas egal et se faire en meme tems. Comment
faire cadrer cela tout ensemble, vu la distance des lieux. Quand
aurions-nous eu l'effet des restitutions promises, et quand auroit-
on pu esperer de voir la conclusion. Si Ton avoit suivi la
lettre des preliminaires , les fiefs de Parme et de Plaisance
auroient passe aux descendents femelies aussi bien que des
mäles de Don Philippe, ce qui auroit eloigne la reversion aux
presents possesseurs et rebute nos allies. Enfin de quelque
fagon que vous tourniez la cbose^ nous avons ete obliges de
suivre dans toute l'affaire la route , qu'il a plu ä la France de
nous tracer. C'est un grand bonheur pour nous, qu'elle veuille
la paix a present. J'ai vu depuis mon retour le tout sur le
point a rompre, et j'avoue que jamais je n'ai passe de tems
dans une Situation plus violente que celle oü j'ai et6 dans cet
intervalle jusqu'a ce que la Negociation a ete remise en train.
Mais pour en revenir au ti'aite general considere sous ce point
de vue-lä seul, il me semble qu'a moins de n'y point entrer
du tout nous ne pouvons j entrer autrement, que nous ne fai-
sons dans le preambule^ et je doute, qu'il soit possible de re-
medier ä l'inconvenient indique dans votre depeche du 3.
Le 1" article du dernier projet de France est mot ä mot
celui de notre contre-projet. Dans les dernieres Conferences
on a juge a propos pour eviter les longueurs et les disputes
sur l'alternative du rang, de mettre les mots, ,les huit Puissances
ci-dessus nomm^es', au Heu de les enumerer. La France et
l'Espagne n'alternent pas avec le Roi de Sardaigne, l'Angleterre
l'a fait depuis le traite de Worms, et ne veut pas admettre
pour la couronne de France et d'Espagne, avec lesquelles
eile alterne, une preeminence, qu'elle n'a pas eile meme. Le
changement marque ci-dessus obvie a toutes ces difficultes.
L'ai'ticle deux est mot a mot le 21 des preliminaires. C'est
pour prevenir l'accumulation des declarations, dont toute cette
negociation n'a ete que trop embarrassee^ que les ministres de
France ont substitue cet article des preliminaires ä celui de
leur Premier projet et de notre contre-projet. Les ministres
Anglois auroient ete obliges d'en donner pour empecher, que
les rebelles d'Ecosse ne pussent tirer quelque avantage de l'ar-
127
1
ticle 2 du premier projet de France, au lieu que celui-ci a
ete ratifie tel qu'il est, par consequent il ne peut j avoir d'ob-
jection, et les ministres de France ont declare que la France
ne pretendoit en rien se meler de l'execution des loix d'aucun
autre etat.
L'article trois est tire des preliminaires, et de la decla-
ration du 21 mal, et tout ce qui avoit choque la cour de Vienne
(tant dans le premier projet de France art. 3 que dans notre
contre-projet) touchant les benefices ecclesiastiques conferes
pendant la guerre, est omis, ce qui est aussi ä notre avan-
tage pour ce qui regarde Maestricht.
L'article 4 les ministres Anglois avoient insiste forte-
ment, qu'on ajoutät apres les mots ,entiere liberte' les mots de
notre contre-projet , pour les frais de leur entretien et pour les frais
de leur transport/ Mais les ministres de France l'ont absolu-
ment refuse comme une chose nouvelle sans exemple et sans
droit. Quant aux termes de la restitution des prisonniers, il
y a eu de difference entre les ministres Anglois et moi. Je
m'etois ränge du cote des ministres de France, qui vouloient
que la restitution des prisonniers eüt lieu ä la signature, par
ce que nous aurions par lä nos prisonniers un mois plus tot,
que si ce n'etoit qu'a la ratification, comme le vouloient les mi-
nistres Anglois. Ceux-ci disoient meme que, quand ils le per-
mettoient, l'execution en seroit impossible, et seroit meme tres
difficile dans un mois apres la ratification. II est ä noter, que
la France (a l'article 8, qui regarde les restitutions) soutient,
qu'un traite n'est un traite qu'apres qu'il est ratifie quoi que
dans celui-ci ils veuillent en avoir l'efi'et ä la signature, sans
attendre la ratification. La restitution de 18000 matelots.
J'avoue, que pour nous en particulier il seroit a souhaiter,
que la restitution se fit le plus tot possible, mais a la fin il est
ä croire, que ce difFerend ne sera pas decide par nous. Dans les
deux Conferences, les ministres de France nous ont declare
que vu la saison avancee il n'etoit pas possible d'effectuer les
evacuations, cessions et restitutions en Italic dans le terme d'un
mois, et qu'il falloit au moins prendre six semaines, que le
Marechal de Bel-Isle avoit ecrit encore, que dans la belle
Saison la chose auroit ete possible dans un mois, qu'ä present
cela n'etoit plus et qu'il lui falloit au moins ce terme-ci. Que
l'on avoit dejk ecrit en Espagne pour gagner du tems, et faire
128
I
expedier les ordres eventuels au marquis de la Mina pour les
evacuations et restitutions. Voila un des mauvais effects de
touts ce delais, auxquels la Republique n'a point de part.
Cela retombe aussi sur les prisonniers,, ce qui a fait egalement
de la peine k tout le monde. Les ministres de France a ces
deux dernieres Conferences n'ont plus parle de rendre les pri-
sonniers ä la signature, mais ä la ratification, et c'est pour
racourcir le terme pour tous ceux, qui en souffrent, que j'ai
fort presse, qu'on y ajoutät la clause ,et l'on y procedera imme-
diatement apres cet echange.
L'art. 5 est mot a mot l'article G de notre contre-projet.
L'article 6 a ete si precisement examine dans mes pre-
cedentes depeches, que je n'y puis rien aj outer, mais depuis ma
derniere du 6 Monsr. le Comte de Kaunitz entre encore plus
dans nos idees. J'attends reponse sur cette derniere et je ne
desespere pas d'amener le Comte de Kaunitz a s'entendre
entierement avec nous sur ce point. II est certain que les re-
marques du Prince dans votre depeche du 3 sont tout-a-fait
justes et fondees. C'est l'article le plus essentiel pour nous, et
auquel il est necessaire que la plus grande attention soit don-
nee aussi est-ce lui sur lequel j'ai le moins pris sur moi.
Dans les dernieres Conferences il a ete arrete dans cet
article comme dans le precedent et dans tous les autres, le
terme d'un mois est prolonge a six semaines.
II est ä noter que le blanc de cet article doit etre rempli
des noms des cinq villes demantelees, savoir: Menin, Ath, Mons,
Oudenaarde et Charleroi. Les ministres Anglois auroient
prefere que la chose fut restee en termes generaux, sans spe-
cifier les noms des villes , parce que cette specification donne
en quelque sorte l'exclusion aux places, qui ne sont pas nom-
mees. En ce cas ils auroient eu droit de garder le canon,
qui se seroit trouve dans les places, qu'ils pourroient avoir
prises et ruinees dans les Indes, mais je juge que pour nous
il vaut mieux, comme il est ici, car de cette fa9on on nous
rendra le canon de toutes nos places, selon les inventaires,
excepte Menin seul. J'ai dejä dit dans une autre lettre, que je
ne croirois pas qu'on fit des difficultes d'admettre l'addition ,de
mfeme nombre et calibre ou poids en metal/ Je ne saurois m'em-
pecher de remarquer en passant, que, si la France execute de
bonue foi l'article, l'addition est assez inutile, puisque la resti-
129
tution doit se faire sur les inventaires donnes de bonne foi
N. B. de part et d'autre, et si la France ne veut pas en agir
de bonne foi, l'addition ne sert pas plus que le reste de l'ar-
ticle. Dans les dernieres Conferences le blanc a ete rempli
des noms des villes et les mots sousignes, calibre ou poids en
metal ont ete ajoutes.
L'article 7 de ce projet de France fait partie de l'article
7 de notre contre-projet, que les ministres de France ont se-
par6 en plusieurs autres. Cet article constate Fetablissement
de Don Philippe. Le mot ,Mäles* y est insere apres celui de
jdescendents' et le tout sur l'acte de cession de l'Imperatrice
Reine dont la traduction litt^rale est inseree dans l'article meme.
Quant ä l'acte de cession au Roi de Sardaigne les ministres
de France en ont retranche tout ce qui regarde les cas enu-
meres dans cet acte touchant les reversions et touts les d6tails
qui auroient clioque et revolte la cour d'Espagne. Dans le pre-
mier projet de France et dans le contre-projet, il y a prece-
dents possesseurs. La Cour de Vienne a objecte contre le
mot ,precedent' et dans celui-ci les ministres de France ont
substitue ,presents'. Les actes de cession doivent etre dans la
langue originale, ü y a dans l'acte de Turin ,Etats Generaux
d'Hollande', mais c'est une faute qui sera redressee.
L'article 8 regle le tems de l'execution ä un mois apres
la ratification, et pour gagner du tems il est stipule^ que quinze
jours apres la signature les generaux ou autres nommes par
les parties contractantes s'assembleront ä Bruxelles et a Nice.
Les ministres Anglois ont fort insiste, que l'execution eüt lieu
un mois apres la signature, mais les ministres Fran9ais ont
toujours fermement et constamment soutenu, que le traite
n'acqueroit sa validite, que par la ratification, comme j'en ai
dit quelque chose ä l'article 6. Outre cela les ordres venus
d'ici pour les ^vacuations n'auroient pas ete respectes. Dans
les dernieres Conferences le terme d'un mois a ete prolonge a
six semaines par les raisons, que j'ai dites ci-dessus, et aux-
quelles nous avons ete obliges de nous soumettre, quelque fächeux
que seit ce delai. II est a noter sur cet article, que j'ai re-
presente aux ministres de France, que, si on laissoit dans cet
article le mot ,interessees', ou il est sine nomine de , contractantes,'
le Roi de Prusse en pourroit tirer avantage pour l'explication
du meme mot ^interessees' ä l'article 23, ou il est distinct et
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälfte. 9
130
s6pare de ,contractantes^ et forme une autre classe de Puissances,
sur quoi les ministres de France ont change ce mot, et mis
toutes les huit Puissances.
L'artile 9 regarde les restitutions aux Indes Orientales et
Occidentales et les otages. Le silence des ministres de France
sur les otages de notre pai't fait voir qu'ils ne sont pas infor-
mes des ordres qui ont ete envoyes de Hollande a nos Gou-
verneurs- Toutes les fois que cette matiere a ete sur le tapis,
j'ai ete sur des epines. Dans les dernieres Conferences les
ministres de France ont insiste sur une addition pour rendre
plus clair et plus precis, ce qui regarde les restitutions aux
Indes et particulierement Cap Breton. Comme cette addition
est conforme a la declaration du 8 juillet, les Ministres Anglois
n'ont fait aucune difficulte. Cette addition apres les mots Orien-
tales et Occidentales est comme a la reserve cependant du Cap
Breton, qui sera rendu avec toute l'artillerie et munitions de
guerre, qui s'y seront trouvees au jour de sa reddition confor-
raement aux inventaires qui en ont ete dresses, et dans l'etat
oü etoit la dite place, le dit jour de sa reddition. Quant aux
autres restitutions, elles auront leur eflfet conformement a l'esprit
de l'article deux des preliminaires et des Conventions de 20 et
31 mai et 18 juillet, dans l'etat ou se seront trouvees les choses
l'onze Juin nouveau stile dans les Indes Orientales ,11 est en-
core a noter que pour laisser dans la plus parfaite indecision
les questions touchant St. Lucie et St. Vincent, l'on a substitue
les mots ,avant la presente guerre' au Heu des mots ,suivant les
anciens traites.'
L'article 10 ne m'a point satisfait du tout, j'aurois fort
souhaite que l'article du contre-projet füt reste. Mousr. du Theil
m'a dit, qu'il est copie de la Convention pour l'execution des
preliminaires de 1735 et quand j'ai presse pour faire chauger
cet article et pour faire cesser les impositions extraordiuaires
et qu'on n'en mette plus des nouvelles, Monsr. du Theil m'a
dit, Monsr. le Comte il faut finir.
Les ministres .de France m'ont aussi dit que si, de leur
cote ils ne produisoient pas des listes des plaintes d'exactions
enormes de la part des Autrichiens et des Piemontois, c'est
qu'il ne vouloient pas retarder la conclusion, que le roi de
Sardaigne avoit confisque des biens des particuliers conside-
rables depuis son accession et sa ratification des preliminaires.
131
L'article 1 1 a passe sans objection de notre part, mais
le Compte de Kaunitz ayant depuis temoigne qu'il souhaitoit,
que dans cet article Ton substituät les mots ,qui se sont trouves
dans les Pays' etc., au Heu du mot ,concernant^, cela a ete change
a la tournure de la periode pour former uii sens complet.
L'article 12 regarde le Roi de Sardaigne. J'ai appris des
ministres Anglois, que quelques jours avant mon arrivee, et avant
que ce traite nous füt remis, Monsr. de St. Severin leur avoit
montre l'article, et qu'alors les mots ,Bobbio et son territoire^
y etoient inseres et qu'il y avoit, lesquelles cessions seront
tenues pour renouvelees et confirmees irrevocablement par le
present traite. Effectivement ils ont demande la raison de ce
changement-ci (dont je n'ai pu comprendre le sens qu'apres
l'eclaircissemeut qu'ils m'en ont donne apres). Les ministres de
France ont repondu qu'ils l'avoient mis de cette fagon-ci uni-
quement pour ne pas choquer la cour de Vienne, et qu'en ge-
neral toute la piece etoit dressee de fa9on a faire la moindre
peine possible aux differentes parties , qui doivent signer ou
acceder, qu'il etoit suffisamment pourvu a la sürete du Roi Sar-
daigne qui restoit toujours de beaucoup superieur en Italic ä
rimperatrice Reine et que tout ce qu'on ajouteroit de plus ä
cet article, ne seroit que mecontenter et rebuter la Cour de
Vienne sans contenter pour cela le Roi de Sardaigne. Cet
article a ete passe dans les dernieres Conferences parce que
l'on attend le retour des courriers.
L'article 13 concerne la Republique de Genes et ne sera
sujet ä aucune objection d'aucun cote, puisque c'est la France
qui le propose, et que c'est d'ailleurs a peu de chose pres
l'article du projet latin du Comte de Kaunitz, principalement
pour ce qui regarde le terme de payement des interets dus
aux proprietaires des efFets de la banque de Vienne.
L'article 14 qui regarde le Duc de Modene est le plus
detaille de touts et je vois que la France se fait un point
d'honneur de remettre sur pied ce prince qui, pour s'etre em-
barque dans l'alliance, a ete depouille. Quant aux biens allo-
diaux de Guastalla, il est clair par le discours de son ministre,
que, quoiqu'il voudroit charger la Cour de Vienne de la justice
qui lui doit etre faite sur ces allodioux, c'est pourtant ä l'Infant
Don Philippe qu'il devoit avoir son recours. Nous avons touts
fortement objecto contre l'insertion de cette clause, mais sans
9*
132
succ^s. Quand j'ai insiste sur ce qu'on refusoit l'insertion d'aucune
clause relative aux pretentions du Prince d'Orange , pendant
qu'on ajoutoit une nouvelle demande en faveur du Duc de
Modene, les ministres de France m'ont repondu, que Tun
etoit entierement etrange aux preliminaires au lieu que ce qui
etoit insere ici etoit une suite naturelle de la restitution, qui
devoit etre faite au Duc de Modene et que sans la guerre il se
seroit mis lui meme en possession de ses allodiaux qui ne sont
devenus vacants, que par le deces du Duc de Guastalla, mort
depuis le commencement de la guerre. Dans les dernieres Con-
ferences on a ajoute ,et generalement de tout ce dont il jouis-
soit avant la guerre', les ministres de France ont insiste lä
dessus.
L'article 15 est destine ä prevenir toute dispute entre la
cour de Vienne, la cour de Sardaigne, l'Infant, le Duc de Modene
et la Republique de Genes, particulierement sur les confins et
sur la navigation libre du Po et pour faire rester a cet egard
les choses sur le meme pied, ou elles etoient avant la guerre.
L'article 16 touchant l'Assiento est reste, comme il avoit
ete regle entre la France et l'Espagne, non obstant tout ce
que les ministres Anglois ont fait pour le faire cbanger. Dans
les dernieres Conferences les ministres de France, apres en avoir
parle avec le ministre d'Espagne, ont de son aveu ajoute ,et seront
ex^cutes sur le meme pied et sous les memes conditions qu'ils
ont ete ou du etre executes avant la dite guerre^
L'article 17 touchant Duinkerke est mot k mot l'article
3 des preliminaires. II n'a pas ete question a cette occasion
de la lettre projetee pour etre ecrite par les ministres d'Angle-
terre et par ceux de la Republique sur le non envoi des com-
missaires.
L'article 1 8, si l'on regarde avec attention tout cet article,
l'on remarquera que les pretentions de Sa Majeste Britannique
comme Electeur de Hanovre sont renvoyees ä etre reglees par
des commissaires ou autrement avec les differends touchant l'Ab-
baye de St. Hubert, les enclaves du Hainault, les bureaux nou-
vellement etablis, les pretentions de l'Electeur Palatin et autres
articles, qui n'ont pu etre regles pour entrer dans ce traite.
J'ai parle plus d'une fois des pretentions du Prince d'Orange
non seulement dans les Conferences, mais aussi en particulier
aux ministres de France, et j'ai toujours eu la meme r^ponse
133
negative. Je le ferai encore par continuation, mais j'avoue que
je ne le fais qu'ä regret. Un refus formel et tout plat que
j'apprehende seroit un aflfront et si ces pretentions etoient ad-
mises dans cet article elles n'y signifieroient pas plus avec la
dignite convenable, que ne le fönt Celles du roi d'Angleterre
coinme Electeur. Et je ne saurois m'empecher de conseiller
de nouveau, comme je Tai fait dans ma lettre au Prince du 25
septemb. de se determiner ä faire donner a l'echange des ra-
tifications une declaration , par laquelle il reserve ses droits
et allegue les raisons pourquoi il n'a pas voulu passer cette
affaire aux Conferences pour la paix. Cela lui fera plus d'honneur
que d'avoir ses pretentions confondues dans la liste des points
qui sont enumeres dans cet article, pour etre renvoyes a des
commissaires, ou pour mieux dire aux Calendes des Grecs.
L'article 19 est mot a mot l'article 11 des preliminaires.
L'article 20 est aussi tire du 8 des preliminaires excepte
ce qui est soussigne, qui ne l'a pas 6te par moi, mais par les
ministres de France parce qu'ils attendoient encore des ordres.
C'est pour le marquer comme incertain, qu'ils l'avoient soussigne
eux-memes, mais depuis ils se sont determines a y laisser
ces mots : La reciprocite des engagements de la part de Ha-
novre pour ce qui regarde toutes les autres parties est stipu-
lee dans l'article 23 et cela ne peut admettre aucun doute de
la part d'une partie contractante comme Test le roi de la Grande-
Bretagne Electeur non plus que d'une Puissance interessee comme
Test le Roi de Prusse. Vous verrez par les remarques de Vienne
que c'est de lä qu'est venue l'idee d'etendre les engagements
a touts les etats du Roi d'Angleterre en Allemagne.
L'article 21 est mot a mot le 19 des preliminaires.
L'article 22 est le 20 des preliminaires. La France a omis
la clause qui etoit dans notre contre-projet et qui stipuloit la
reciprocite de la garantie. Ayant rcQu ordre de demander l'in-
sertion de cette clause omise, je Tai demandee, mais je vois que
ni la France, ni l'Angleterre ni meme la Cour de Vienne ne
la jugent necessaire, mais touts jugent que l'article 23 suffit.
J'ai deja pris la liberte de dire au long mon opinion lä-dessus.
L'article 23 a ete transpose a dessein par les ministres
de France et mis immediatement apres le 22, afin de mieux
marquer la connexion. II est mot a mot le 23 des preliminaires,
et il est entendu comme j'ai deja dit par touts les ministres
134
nommes ci-dessus, que le roi de Prusse comme puissance
int^ressee est lie comme toutes les autres reciproquement et
respectivement a la garantie de tout le traite, et l'on a juge
qu'il n'etoit pas conseillable d'entrer avec le roi de Prusse dans
un plus grand detail pour le present, pour les raisons que j'ai
deduites au long dans mes lettres. II est ä noter que ce meme
article 23 lie tout de meme le Roi d'Angleterre comme Electeur
d'Hanovre a la garantie reciproque en faveur de celle qu'il
obtient par l'article 20 des autres parties pour touts ses Etats
et possessions en Allemagne.
L'article 24 est de forme.
L'article 25 de meme et dans les dernieres Conferences
il est converti en article separe. Les ministres de France ont
absolument refuse d'admettre aucun article relatif ä l'Impera-
trice de Russie. Ils disent que de la fagon qu'elle y etoit com-
prise dans le projet venu d'Hanovre qui est tire d'un article
separ^ du projet latin de la cour de Vienne, cela ne faisoit
guere lionneur k l'Lnperatrice de Russie, qu'on y faisoit venir
comme faisant son apologie d'avoir envoye des troupes aux
puissances maritimes, en quoi ils n'ont pas tort, mais le refus
est marque pour etre venu d'eux, non obstant toutes les in-
stances faites de notre part pour son admission.
II est k observer que ce qui regarde la toison d'or est
mis, comme aussi tout ce qui avoit ete mis dans les projets
prec^dents pour annuler les declarations et les reserves de la
cour de Vienne, les ministres de France disent que c'est par
egard pour la Cour de Vienne qu'ils n'ont point insiste
sur la retraction de ces declarations, que toute retraction
meme devient inutile , d'abord que par un traite solennel
la Cour de Vienne prendra des engagements contraires au
conteiiu de ces declarations comme eile fera par ce traite,
a la signature duquel on n'admettra pas non plus qu'ä la ra-
tification aucune clause ni aucune reserve, qui puisse en rien
l'invalider ou en aflfoiblir les engagements. II n'a pas ete que-
stion non plus depuis mon retour de la Haye des deux articles
separes qix'on devoit projeter en cas que la Cour de Vienne
n'accedät pas. II est heureux, que nous avons pu esquiver ce
pas lä, quicertainement auroit aigri la Cour de Vienne contre
nous. Depuis que nous avons pu croire, que la Cour de Vienne
accederoit, d'abord cette precaution est devenue inutile. Par le
135
silence des ministres de France et l'air froid et tranquille qu'ils
avoieut, quand on leur a parle de ces deux articles, sur les-
quels Monsr. de St. Severin insistoit si fort auparavant, Ton
doit juger, que la France a ete assez informee de la resolution
de la Cour de Vienne d'acceder, pour etre tranquille la-dessus.
Sur le total vous remarquerez, que ce nouveau projet est
plus rapproche des preliminaires, qu' aucun des autres et que
partout oü l'on a pu l'on s'est servi mot ä mot des articles
memes des prelimiiiaires.
J'espere Monsieur que cette lettre aura suffisamment
^clairci non seulement les points sur lesquels vous me deman-
dez eclaircissement, mais plusieurs autres encore.
J'ai l'honneur d'etre etc.
(Signe) W. Bentinck.
Je vous envois aussi ci-joint les remarques de la cour
de Vienne sur le projet, contre-projet et precis, que le comte
de Kaunitz m'a communiquees.
III.
Aus den Papieren Bentinck's.
Königl. Haus-Archiv. Haag.
Que depuis mon retour il a ete facile de remarquer que
la France a eu beaucoup moins de doute et d'inquietude sur
la signature et sur l'accession de nos allies, qu'elle n'en avoit
avant mon depart que les ministres de France disent qu'il
s'agit de finir la guerre et non d'en changer l'objet.
Que dans toutes les Conferences que nous avons eues avec
Mr. de St. Severin et Mr. du Theil, il a manifestement paru
que les ministres de France etoient parfaitement informes des
sentiments tant de la cour de Vienne que de celle de Turin.
NB. La Toison d'or marque autre manqiie de consideration pour la cour de
Vienne, car celle d'Espagne insistoit fort lä-dessus.
136
Observations generales que ce projet approche beaucoup
plus des preliminaires qu'aucun des precedents et que meme
oü il a ete possible, l'on a insere les memes mots. Que Kaunitz
m'a parle le meme langage et reclamant toujours les preliminaires.
Mr. de St. Severin conduit la negociation et decide de-
vant du Theil qui ne le contredit point.
Que la France voyant que les Puissances du moins l'Angle-
terre varioit dans la methode, a voulu pourtant s'assurer de
la reussite et pour cet effet a negocie a part avec Kaunitz et
Chavanne.
Que pour cette raison ils n'ont pas encore mis sur le
papier les articles separes dont le precis fait mention pour
obliger en cas de refus la cour de Vienne a acceder.
Que quand j'ai propose a St. Severin et a du Theil de
rendre ä la Republique les places et pays qui lui appartiennent
en propre, avant les autres restitutions et pendant qu'on tra-
vailleroit a persuader ou a obliger la cour de Vienne h acceder,
St. Severin m'a repondu qu'il croyoit que ce cas n'auroit pas
lieu et que la cour de Vienne se rangeroit d'abord sans qu'il
füt necessaire d'en venir a cette extremite avec eile, que si on
faisoit une distinction en notre faveur cela seroit reculer la
cour de Vienne, que tant qu'on se renfermoit dans les prelimi-
naires, la cour de Vienne ne pourroit refuser d'aller en avant
avec nous.
I^e projet a ete dresse ici par les ministres de France
sur leurs Instructions dont ils ont pris sur eux de s'ecarter en
plusieurs points, comme sur celui de Dunkerque que St. Se-
verin vouloit faire fortifier du cote de la mer et par terre ; mais
sur les representations des Anglais avant mon arrivee il a
laisse l'article comme dans les preliminaires.
L'Espagne demandoit au commencement la Toscane pour
D. Phil. Gibraltar et Port Mahon. St. Severin mal avec
l'Espagne,
137
IV.
Point of business to be considered with the Prince
of Orange and H. Gr. H. the Duke of Cumberland
at the army.
Königl. Haus-Archiv Hang. Hague 17/28 June 1748.
The Prince of Orange's answers.
1.
His Highness was pleased to
give me the strongest assurances
of his firm resolution to act in
every thing in perfect concert
with His Majesty, and that or-
dres should be forthwith sent
to the Dutch Plenipot"*"' at Aix,
to concert and agree with Lord
Sandwich upon the measures
to be taken agreably to what
is proposed in this article.
2.
His Highness in general ap-
proves what is proposed in the
Duke's letter to Mylord Sand-
wich of the 25"' in' but wishes
that the stopping of the Rus-
sians might depend on the
French sending a proportio-
nable part of their force to the
Southern parts of France.
Vide H. R. Hs. Letter of the
25*" to Mylord Sandwich.
3.
That may be regulated accor-
ding to what is proposed by
the Counter declaration given
by Mr. St. Severin.
1.
To settle a perfect concert
between His Majesty and the
Prince of Orange, that all mea-
sures, to be taken for making
the reciprocal cessions and resti-
tutions and for the conclusion of
the definitive treaty, shall be
immediately and previously con-
certed between His Majesty's
Ministers and those of the States
General.
To consider what Mr. Ben-
tinck and the Duke of New-
castle may be authorised to
say on the part of the Prince
of Orange, upon the contents
of Lord Sandwichs letter of the
23'^ to Mr. Stone particularly
with regard to the restitutions
and the withdrawing the forces
on each side and the stopping
the Russians.
3.
The time of the cessation
of hüstilities taking place in the
mediterranean.
138
4.
According to what is propo-
sed in the Dukes letter to My-
lord Sandwich.
4.
The demand of Mr. St. Se-
verin that the king of Spain
and the Kepublick of Genoa
should have the benelit of the
cessation from the signing the
preliminaries.
The definitive treaty to be
made as soon as possible and
to be confined as Mr. Severin
proposes, to the points contai-
ned in the preliminaries and
even to postpone the adjuste-
ment of some immaterial ones
as proposed by Mr. St. Severin
Russia and Prussia the only
powers to be included there in
a projeet of a definitive treaty
upon this foot in conjunction
with the Ministers of the allies.
The comprehending the whole
in one treaty.
7.
As proposed in the Dukes
letter to Lord Sandwich.
The measures to be taken
about the definitive treaty and
the powers to be included
therein.
Lord Sandwich's difficulty in
preparing a projeet of a defi-
nitive treaty.
His distrust of any assis-
tance from the Austrian and
Sardinian Ministers. Count
Kaunitz's proposal to Mr. St.
Severin, kept secret from Lord
Sandwich and Mr. Bentinck both
by Ct. Kaunitz and Mr. St.
Severin.
Vid Sir Tho^ Robinsons let-
ters Ct. Uhlfeldt's remar kable
declaration about the treaties
of 1731 and 1732.
6.
The comprehending all the
Powers in one treaty, or ma-
king separate treaties, as was
done at the treaty of Utrecht.
The discharge of the Rus-
sion troops according to treaty
2 Whether they may not be
stopp'd where they are imme-
diately.
139
8.
Out of the question. To ap-
prove however what they have
clone, as that may have a good
effect with the court of Russia.
9.
The Prince of Orange
will
pay His fonrth part, and the
ratification of that treaty are
humbly proposed to be imme-
diately dispatched.
The other points regard His
Majesty singly.
10.
As is proposed iu the Dukes
letter to Mylord Sandwich.
11.
The Prince of Orange ex-
tremely wishes, that His Ma-
jesty could spare 3 or 4 Eng-
lish regiments to be employed
iu the garrisoning of some of
the barrier towns.
The Duke of New -Castle
could say nothing to this tili
he had consulted His R. H.
and known the King's pleasure
upon it.
12.
The 'Duke of New Castle
could say nothing to this, tili
Lord Hynford's niemorial
about an additional ^ nien.
9.
The subsidy to be paid to
the Queen of Hungary for the
4000 Austrian Horses and the
ratification of that treaty.
The remaining~L. desired
by Marsh'. Bathiany to be paid
to the Queen of Hungary.
The remaining subsidy due
to the King of Sardinia. 2
Whether that is conditional.
2 The Condition of the Austrian
army.
10.
The immediate restitution of
the Low Countries for the ease
of the Dutch and the support
of the Austrian army.
11.
Consideration of the State
and fortifications of the towns
in the Low Countries.
12.
The regulations and dispo-
sition of our own army and the
140
he had consulted His R. H.
and known the King's pleasure
upon it.
13.
The Prince of Orange would
submit it to His Majestys con-
sideration, whether the mari-
time powers might not continue
some small subsidy for secu-
ring the future use of these
troops, if there should be occa-
sion for thein.
The Duke of New -Castle
could say nothing to that pro-
position any thing of this kind
being entirely new in England.
14.
As many and in as good order
as they can.
NB. The Prince of Orange
is sorry to own that their Ad-
miralities are in the greatest
disorder, but He will endeavour
to redress them as soon as
possible.
15.
No objection to it.
These orders are said to be
sent.
No objection of the French
force be recalled also from
the East Indies.
The Prince of Orange excee-
dingly wishes it and there seems
to be no occasion for them
now, that Spain had acceded.
measure of sending them to
garrison the towns in Flanders.
2 When and for what time.
Vd.
The Hanoverians to return
before November.
14.
The keeping up of a suffi-
cient strength at sea and num-
ber of seamen.
20.000 seamen
8.000 with pay only with-
out extraordinaries.
2 What number the Prince
of Orange will keep up.
15.
Orders for recalling the
greatest part of the fleet in the
Mediterranean.
Orders to the east and west
Indies relating to the cessation
of Hostilities.
2 The recall of our squa-
dron in the East Indies.
2 The recall of our Western
squadron and of the Dutch
squadron.
141
16.
That the King is very glad
to find, that the King of Prus-
sia is in so good a disposition
to cultivate a strict Union and
correspondence with the mari-
time powers but that the great
work of the General pacifica-
tion must be first finished and
afterwards His Maj*'' will be
ready, jointly with the Repu-
blick of Holland and the other
allies to concert measures with
the King of Prussia for their
mutual security and the pre-
servation of the peace.
No answer to it.
17.
Extremelj approved by the
Prince of Orange.
16.
The answer to be returned
to Mr. Legge's long letter
about Prussia.
18.
The Duke of New -Castle
can say nothing to it, but that
he will acquaint the King
with it.
• 19.
Any negotiation with Spain
to be upon the principle of
the minute at the Duke of
Bedfords and for procuring
some future security for the
The Czarina's declaration 2
Whether any answer to it in
writing.
17.
When the definitive treaty
is concluded to consider of the
renewal of the old alliances
with the addition of Russia,
Prussia and Danemarck and
the accessions of the Emperor
and Empire.
18.
The Prince of Orange's Sug-
gestion about the election of
a King of the Romans.
19.
It is supposed that the ac-
cession of Spain has removed
the difi'iculties for the present
relating to the assiento contraet
and annual ship.
142
trade of the maritime powers
in the West Indies, as part of
the equivalent to the assiento
contraet annual ship.
This negotiation it is sup-
posed would be better carried
on, either at London or Ma-
drid than at Aix.
20.
Not the same Larrey, that was
formerly employed in France.
To submit to the King, who
may be a proper person for
His Maj. to send.
The Prince will not send
Larrey tili the King has a
proper person there.
2L
The Greffier has been di-
rected by the Prince of Orange
to give the Duke of New-
Castle an account of them which
the Duke of New -Castle has
sent in a letter to Mr. Stone.
22.
The Duke of New -Castle
will write in the strengest
manner.
23.
To be considered after the
definitive treaty is concluded
But that a negotiation for
settling all disputes with Spain
will be soon enter'd into, either
at London or Madrid.
Mr. Sotto Mayors proposal
to send a Minister to Madrid.
Videminutetaken at the Duke
of Bedfords.
Lord Sandwich's Expectation
to get from Spain some article
for the better security of our
trade in the West Indies. No
search.
20.
The Prince of Orange's de-
sign to send Mr. Larrey a per-
son he can depend upon, to
Paris, and His Highness desire
that the King would send some
proper person thither onhis part.
2. Mr. Anson now at Paris.
2L
State of the commotions in
Holland.
22.
Letter to the Duke of Bed-
ford, etc in relation to the Dutch
complaints about the prizes.
23.
The protestants in Hungary.
Wd
and when any particular ne-
gotiation will be set on foot
with the Empress Queen,
24. 24.
Lord Sandwich and the The case of the protestants
Dutch plenipotentiaries to be in France,
directed to tall strongly upon
it to Mr. St. Severin.
V.
Lettre du Comte de Sandwich ä Andrew Stone Esq.
(Copie königl. Hausarchiv Haag.)
Aix la Chapelle, June the 2S'^ 1748.
Sir
I informed you in the P. S. of my letter of the 20 that
Mr. Severin arrived here that day. I have since had several
conversations with him and, tho' I find him still in his former
good disposition in the main , yet I cannot help observing to
you that on our delay to order the cessation of hostilities
against the Genoese and our having declined to comply with
some other points that he had recommended to me, gives him
a good deal of uneasiness, and as he assures me makes a very
bad Impression at Ins court.
Admiral Bing had upon the receipt of my first letter
ordered that the Suspension of arms should begin six weeks
after the date of the preliminaries, but, in consequence of the
Orders he received from the Duke of Bedfort, thought himself
obliged to continue to act hostility for six weeks longer. This
Monsieur St. Severin says is notonly contrary to that good faith
(bonne foy) that ought to subsist between us and whicli in
every thing has been shown on their side, but is against the
express letter of the Convention signed at Paris the 19"' of August
1712. In the third article of which it is ascertained that the
Suspension of arms in the Mediterranean shall take place in
144
six weeks and not as it is now understood in three months.
This point is indeed not very clearly established in the Con-
vention itselrf, the third article of which seems susceptible of
more than one explanation. But, that matter is, I fear put
out of all dispute, by the Queen's proclamation which was
published in consequence of tliat Convention, in which as you
will observe it is ordcred that all the prizes, etc. taken every-
where on this side of the line after the space of six weeks,
shall be restored by each party. This, Mr. St. Severin says,
is a proof how this matter was understood on the former oc-
casion and he thinks he is thoroughly founded on his complaint
on account of its being interpreted difFerently in his Majestys
proclamation, which, he assures me, has done much hurt already
and he fears if not immediately rectified , will raise a mis-
trust between us, which will extremely embarrass us in the
future course of our affairs. He was excessively pressing for
me to write again to Admiral Byng to set him right by inclo-
sing to him a copy of the Convention of the year 1712 and of
the proclamation in consequence of it and to show him that
the third article was not susceptible of the interpretation put
upon it in England. This request perplexes me extremely for
though I see the importance of removing all cause of suspicion
of our want of sincerity yet the Duke of Bedforts Orders to
Mr. Byng are so positive that I do not well see how I can
take upon myself to give any advise that is contradictory to
them. I did not neglect the opportunity of my first interview
with the French minister, to endeavour to establish the affair
about the demolition of the towns, upon the principle of the
Instructions, I received from the Duke of Newcastle of the 31
of may and I told him that tili that matter was clearly ex-
plained, I should not be able to exchange the ratifications of
the several pieces which I expected every day. I found him,
I own, upon this point not so untractable as I thought I should.
For, tho' he said that the words of the original preliminaries
plainly ascertained that the towns should be restored in the
condition they were on the 30"' of April (1748) to which day
alone the words ,sont actuellement' could be construed to refer,
yet as a proof of their candour and to show them that they
did not mean to take advantage of the letter of the treaty he
would advise his court to consent to his joining in a declara-
145
tion iraporting- that, witli regnrd to the distant parts of the
World, wliere it would be some time before the news of the
Suspension of arms could arrive, it was understood that all de-
molitions should be allowed tili the first information of the con-
elusion of the preliminaries and of the cessation of arms was
received. That this however supposed that we had not lost
any time in sending- the necessary informations and instructions
to our respectice Commanders in the East and West-Indies,
that they had acted so fairly in that respect that they had im-
mediately despatched orders over land and by three difFerent
conveyances to Maddrass that things might be left there in the
condition they now were that he hoped we had done the same,
but that he could not help observing that our refusal to send
duplicates of our orders by her conveyance , which was always
usual upon these occasions, and was a point he had at first
earnestly recommanded to me had a very bad appearance and
could not but occasion a suspicion that we meant wherever we
had a power of doing it to take the utmost advantage of the
letter of the preliminaries and to continue the war and the
efFusion of blood as long as we could have any pretext to do
it, and he could not help adding to me that, if this was our
intention it would soon draw on a disposition to retaliate and
of course put an end to the harmony that had hitherto sub-
sisted between us, which was soon necessary to our bringing
the great work in hand to a happy conclusion.
I told him in answer to this, that it was far from being
our intentions to Extort any forced sense or to strain any ex-
pression in the preliminaries in order to make it turn to our
advantage. But, that I thought it for our mutual interest and
case to make a point of deviating as little as possible from
the letter of that treaty, that I could not understand how we
could ascertain the period in which the demolitions should be
allowable otherwise than by terms ascertained in the Conven-
tion for the Suspension of arms, that this was the most easy
and natural way and what was liable to the least objection and
that upon that principle, I had formed a project of a decla-
ration which I hoped he would agree should be executed at
the time of the exchange of the ratifications. This declaration
which is marked A. to distinguish it from the other after being
perused by Mr. St. Severin was declared by him to be what
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälltu. 10
146
he was sure his coui't would not agree to. But I told him,
I much insist upon his writing for Orders upon that subject,
as I was not authorised by my instructions to propose the
afFair upon any otTier footing- than that at present in question.
This is accordingly the piece he is formally in possession
of; but that the afFair might not admit of any unnecessary
delay, and that I might be able to lay before you the utmost
terms which I think we could obtain, I desired him to give
the turn to the thing himself, that he thought might render
the accommodation practicable. In consequence of which we
sketched out the other declaration, which, that he said, he
could not admit tili he had received Orders from his court yet
from his way of speaking I should imagine he thinks he shall
be authorised to agree tho' he says in that case it is necessary
we should ascertain the time and method of our having des-
patched the Orders into the distant parts in order to stop all
farther hostilities and I think he seemed even to expect that
we should give him copies Extracts of those orders as far as
they related to that point.
He then came to the question which I stated to you in
my letter of the 13"* of June. I am sorry to find that Mr. St.
Severin thinks that those powers that accede to the prelimi-
naries are intitled to all the advantages of those who signed
originally and particularly that all prizes made upon the Spa-
niards and Genoese, are to be restored after their accession if
they have been taken after the period ascertained in the year
1712 reckoning from the 30 of April, the day on which the
preliminaries were signed, I told him I understood this matter
very differently and that I much doubted whether this Inter-
pretation would be admitted at my court for, that in that case
it was plainly the interest of the court of Spain, not to accede
since she might have some hopes by delay of bettering her
conditions and risked nothing by standing out as all captures
that we made at sea were according to his Explanation to be
restored immediatly upon her accession, I said I had wrote for
Orders upon this point, for the regulation of my conduct with
regard to the Republick of Genoa, whose cause was the same
in this respect as that of Spain and that unless I was authori-
sed to do it by the instructions I expected every hour I could
not accept Mr. Doria's succession otherwise than sub spe rati,
147
or by accompanying it with a declaration explaining the sense
in which I imderstood the cessation of hostilities by sea with
regard to those powers who had delayed their accession. Not-
withstanding this and much more that I said upon the subjeet,
Mr. St. Severin adhered to bis point, said he could admit of
no acceptation, but purely and simply without exception or
reservation, and that he must abide by bis point in insisting
that those powers that were still to accede should enjoy the
entire benefit of the preliminaries from their original date. As
this is a matter of a good deal of importance and what will
become of much more consequence whenever the accession of
Spain comes in question, I must beg of you, that as little time
as possible may be lost in sending me bis Majesty's commands
how I am to behave for, without that assistance I shall be ex-
tremely at a loss, how to act and in danger one way or other
of doing prejudice to our affairs. I now come to the last point,
in which I talked to Mr. St. Severin, and that was what he
thought should be done to hasten towards a conclusion. He
Said that he had consulted the ministers at bis court and it
was their and bis opinion that he should proceed as soon as
possible to regulato the respective cessions and restitutions both
as to the time and manner in which they should be made and
that when that point was once settled, the definitive treaty would
be a work attended with very little difficulty, that he thought
we should form the treaty as nearly as possible upon the foot
of the preliminaries without admitting of any new matter what-
ever, nay, that we might even still contract the substauce of
them by entirely setting aside or referring to future discussions
some as the inferior articles, such as the pretensions of Spain
about the order of the golden fleece, the Elector palatins pre-
tensions about the fief of Pleistein, and some of their articles
of as little importance. That as to the great point of the resti-
tutions and cessions he had turned it a little in bis thoughts
and he judged it might be executed something in the following-
manner.
That the Empress Queen should begin demanding of the
empire the investiture of the Dutchies of Parma, Placentia and
Guastalla for the Infant Don Philipp, that as soon as the Im-
perial diploma was passed and delivered to the Infant he might
then immediatly enter into possession of bis new establishment
10*
148
and at the same time the dutchies of Savoy and the county of
Nice sliould be restored to the king of Sardinia, and the dutchy
of Modena, etc. and the couquests upon the Genoese to their
original sovereigns. That as by this arrangement no restitution
was made in favour of the empress queen which might give
her just cause of jealousy, part of the Austrian low Countries
should be restored at the same time and the remained kept
back to be set against any conquests, we might make in the
East Indies and be restored when we delivered up these Con-
quests to France or when we had certain news that no such
conquests were made. That, as to Louisbourch, that a commis-
sary ought to be appointed on each side to settle and regulato
that restitution and that as soon as they had received their
formal authorisation and were ready to set out on their voiage,
Bergen op Zoom and Dutch Flanders should be restored to
the Republic. I told him upon this, that I supposed he did
not confine that restitution to his direct expression and that I
took for granted he meant not only Bergen op Zoom and Dutch
Flanders, but, all the conquests, that had been made upon the
Republic, Maastricht particularly not excepted. He answered,
that he could not answer for Maastricht, tili he häd received
farther orders from his court. I then desired to know what
particular towns or part of Flanders he proposed to keep back
in Order to ensure the restitution of our conquest in the East-
Indies. But he gave me the same answer upon that point as
he did with regard to Maastricht by saying that he was not
able to enter any farther into those particulars, tili he knew
the precise opinion of his Court, that this was only a rough
idea of his own and that he shewed it to me as a first sketch
of a very great work which would deserve to be considered
on all sides with the utmost caution. He added, that there
was still an other point that would want regulation which is
the withdrawing part of our own force on each side, for, that,
while we remained ai'raed, as we now did and were even
increasing our strength dayly and at the same time stretching
the intei-pretation of the cessation of arms by sea explaining
everything to the utmost rigour without complying with any
of the very reasonable request that had been made us it was
natural to think, that his court had some little reason to doubt
our siucerity, the effect of which was too piain for to render
149
it necessary for him to say any thing upon that subject. I told
him that we had taken no new ineasures to increase our
strengtli since the conclusion of tlie preliminaries , but that
nothing was more just and reasonable than that the measures
ah'eady taken should be carried into execution and that indeed,
the contrary would be both imprudent and impracticablc;, as it
would in danger in thx'owing things into the utmost confusion.
He however still seemed to lay a good deal of stress upon
this point and to mention it as a matter that would be insisted
upon, that before the restitution of the low countries it should
be agreed what part of each army should be sent back into
their respective countries and that particularly the march of
the Russians shoiild be stopped , who certainly begin to give
umbrage and uneasiness to France, tho' nothwithstanding what
Mr. St. Severin says^ I cannot help making this single reflec-
tion that this very uneasiness on this subject plainly points
out to US the great advantages we shall have in the future
course of the negociation when wo are reinforced with this
great body of troops which it is to be hoped will give us a
superiority in the field. For this reason, I have been long
concerned that in the inferior points, among which I consider
the Suspension of arms in the Mediterranean they should think
they had reason to complain of our want of candour to be sure
their jealousy upon greater matters will be strenger or weaker
as they shall judge of us by our conduct in inferior points
and I own I have observed tili now with great satisfaction,
that their attention has beeu chiefly placed upon the points that
were not of the first importance.
This is as well as I can recollect the whole substance of
what has passed between Mr. St. Severin and me within these
two days and I believe you will think that the several matters
that we talked upon, are of such consequence as to require
that I should be fully instructed as to the language I am to
hold to him hereafter, on these subjects upon which the dis-
patch and even the success of the remainder of this negocia-
tion may in a great measure dopend.
As to the formal plan of a definitive treaty I make no
doubt but that Mr. St. Severin will have brought one with him
from Paris and indeed he dropped as much to me at our first
interview. But as we are not prepared with anything to
150
oppose such a project I thought it better for the present to
pass over that matter lightly withont enteriiig into discussion
about it particularly as I think it is piain that the chief sub-
stance of the intention of the court of France, may be seen in
what he said to me about the regulation of the cessions and
restitutions. In order to do as much as I could towards exe-
cuting the Orders I some time ago received from the Duke of
Newcastle to be endeavouring to prepare a project of a defi-
nitive treaty, I have talked both with Count Kaunitz and Cha-
vannes upon that subject and I find them both of opinion that
it will be very difficult without particular Orders and precise
instructions, from their courts to compose any formal plan to be
proposed to the French minister they however, do not seem
averse to the informing me in general of the manner in whicli
each of them wish to have those points settled in the definitive
treaty, which regard their respective interest and they have
promised to be turning the whole in their heads, in order to
apprize me of their sentiments before I set out to pay my duty
to H. R. H. and to meet the Duke of Newcastle at the army
which, I expect to do in a very few days, and if from those
materials, any project of a definitive treaty can be formed, it
will be still time to oppose it to Mr. St. Severin's project if
that measure shall be judged necessary as I should not think.
Mr. St. Severin will propose his piece in form tili either Spain
has acceded, or that we have concerted the measures, we are
to enter into, to force Her to comply, tho' I have the satis-
faction to teil you that I begin to hope we shall not have oc-
casion to proceed to extremities, as Mr. St. Severin dropped
to me in great confidence that he did not consider the accession
of Spain as a matter that was any great distance and from
several expressions of the same sort and the authority of Mr.
Sotto Mayors intercepted I shall every day be in expectation to
hear that the Spanish minister has agreed to accede to the
preliminaries.
As Count Bentinck and Mr. de Catwyk are both gone to
the Hague in consequence of an express from the greffier, who
Said that their advice was desired and absolutely wanted in
the present confused State of affairs in Holland, I shall not
ask the Minister, who are now here for any explanation of
their sentiments with regard to the definitive treaty, for, as
151
affairs tili the return of those two gentlemen will be in the
hands of Haren and Hasselaar, I am sure it is not now the
time for us to enter into business with them and, as Count
Bentinck has promised to come from the Hague with the Duke
of Newcastle to the army and that I shall meet them there no
time will be lost by this precaution ....
Sandwich.
P. S. I have just received the letter from admiral Byng,
of which the inclosed is a copy and I am glad to see that he
states the affair something differently from Mr. St. Severin as
it does not appear by bis present letter that he had ever con-
tradicted my Orders I had given but that he waited as I de-
sired him tili he received bis instruetions from England.
Lettre de TAmiral Byng au Comte de Sandwich.
Vadobay, the 2" June 1748 N. S.
I have received the honour of your Excellency's letter of
the 13"' past by way^of France, enclosed to me by the Mar-
shall Belisle, acquainting me that I may soon expect orders
not to act offensively against the Republic of Genoa, as the
French ministers give your Lordship formal assurances that
they would immediatly accede to the preliminaries but your
Excellency may be assured, I shall take no step in this affair
tili I receive directions from bis Grace the Duke of Bedfort
on that head: I have lately received several letters both from
the Marshall Belisle, and the Duke of Richelieu, desiring to
know my reasons for acting at this against the Republic of
Genoa, but my answers have always been that I could not
suspend my Operations against them, tili I received bis Majesty's
Orders to that purpose, which as soon as I was furnished with,
I should acquaint them therewith and give orders for all acts
of hostility to cease. I am greatly obliged to your Lordship
for the trouble you take in letting me know the State of your
affairs at Aix-la-Chapelle and the turn things are like to take,
which I shall consider only as for my information and shall
152
not alter my measures tili I receive instruction from England.
I liave not anything new to trouble your Excellency with
from these parts, and have only to add the assurauces, etc.
VI
(K. Hausarchiv in Haag.)
Lettre du duc de Cumberland au comte de Sandwich.
H. q'- at Nistelrode June 25«' 1748.
Mylord Sandwich, Thomson the messenger arrived late
last night with your several dispatches of the 23'^ instant,
which I have perused with great care and attention and have
for my further consideration taken copies of the dispatch to
Mr. Stone at Hanover, which is very material and should be
examined with the greatest attention. But, as I would not detain
the messenger too long here, I chose to send him back to you
directly with a packet from Mr. Stone (who imagined you
were already comc to the army) and with my first thoughts on
the several important points mentioned in your letter, tho' I
hope soon to have the satisfactiou of talking them over more
fully with you at my quarters. I observe from several different
points of your letters, that Mr. de St. Severin is very uneasy
and suspicious of our unfair proceeding in the Mediterranean,
than which nothing can be more ill founded as France herseif
had not gone on the least faster to a cessation of hostilities
than we have, not only in Europe, but likewise in the orders
sent to East- and West-Indies. I have wrote so fully and I tliink
materially to the afFair of the Mediterranean in my last letter
to you on the 23, which you will have received by this time
it is needless for me to say any thing further. A mistake we
allow it to be, but then we have both given into it and should
both set it right at the same time as they can have no pre-
tense to ask us to alter our proclamation or Orders if they con-
tinue theirs.
The counter project of a declaration, which Mr. St. Se-
verin delivered in to you as what he believed his court would
153
allow of, is not to bc objccted to, for it don't differ so much
from yours as to alter the Gen' Intention of what articles being
explained; to that I agree with yoii that this project niay be
aeeepted by us and I dare say bis court will make no difficulty
in allowing that interpretation.
The reciprocal communication of particular orders for the
cessation of hostilities in different parts of the world, can not
I should think, be attended with any difficulties or disadvantage
and I see no objeetion to delivering copies of such Orders to
Mr. St. Severin, thro' your hands for, as it is our intention
to act fairly and openly, the concealing Orders of that sort,
which are of no consequence, cannot be attended with any
disadvantage, and if they serve to shew France that we have
complyed strictly with the preliminaires, I am clear they should
be communicated.
I was a little surpriscd to find Mr. St. Severin had ex-
plained himself to you in such a manner as he did upon the
treatments to be given to the non acceding powers, who should
accede hereafter ; for, to allow Spain who has not yet come in
to enjoy the same benefits from the cessation of hostilities as
those who acceded immediately, is going farther than the preli-
minaires themselves allow of indeed, in the strict sense of the
secret and seperate article of the treaty. France herseif is
bound to treat the Spanjards if not as enemies, at least not as
friends, tili they shall have purely and simply acceded to the
preliminaries. And, as by that secret article, any power which
shall refuse to accede at all, shall not be entitled to the be-
nefits accruing to them by the treaty, it would be equally as
unreasonable that they should reap the same advantage by
Standing out, that other powers have done by complying
immediatly.
I come now to the conversation you had with the french
minister on the subject of gen' restitution as the basis of the
definitive treaty; and first, Avith regard to that Ministers pro-
posal that the empress queen should procure from the empire,
the investiture of the settlement ceded to Don Philip, in return
of which the Dutchy of Savoy and the county of Nico should
be restored to the king of Sardinia_, with the other conquest
to the several states of Italy concerned in the war and to the
empress queen a part of the Austrian Low Countries, this pro-
154
position appears to me a veiy desirable one, provided France
will consent to restoi'e a proper and sufficient part of the Ne-
therlands might be deamed an equivalent for the cession of
Italy and might be with honour compliod with by the allies,
in Order however to bring such restitutions about, to niutual
satisfaction, it is absolute necessary that France should imme-
diately declare what part they meant to restore, that the allies
might conie to some resolution about it amongst themselves,
which I thiuk they would do without much difficulty, as the
Austrians stand in great need of a further extent of country,
in Order to quarter and provide for the corps of troops they
have in this country, which without some such restitution, will
be greatly distress'd, I only mention this particular to you, for
your private information, in Order to shew you that difficulties
will not be shorted on our side provided the restitution pro-
posed can be complied with, with honour and security.
The next proposition made by Monsr. St. Severin, relates
to the exchange of cape Breton, against the conquests made
from the Dutch, which to me seems very reasonable and fair,
provided Maestricht is not excepted in that restitution and in-
cluding that place will admit of no difficulty.
The last material point in our conversation, regards the
march of the Russians, which seems to give great umbrage to
the court of France, and Monsr. St. Severin, by your accounts
lays a great stress on that affair; in my own private opinion,
I agree with Monsr. St. Severin that the best way of shewing
our sincerity on both sides, would be to withdraw a great part
of our force, but he could not expect that we should weaken
ourselves in this part of the World immediatly, whilst his court
maintained the same force in the lower countries, that she had
drawn together on the beginning of the year, but, if France
will consent on her side, to send back into their own dorai-
nions great part of the force, they have at present together,
I dont' imagine the halting the Russians would be refused without
such complyance on the french side, it would be unreasonable
that to considerable a reinforcement as that corps _, which we
may bring forward, should be halted at such a great distance,
when France has it in her power from the neighbourhood of
her own territories to this country, to bring back her troops in
much less time than we could possibly bring the Russians over
155
the Rhine. The withdrawing therefore a considerable part
of their strength frora this country, on Orders being sent to
stop the Russians, which in my opinion be the best only way
as equally disarming.
I am obliged to you for your attention in sending a copy
of count Caunitz's paper to Sir Thomas Robinson and tho' it
was natural to suppose Mr. Bartenstein shonld allow him to
copy a paper of that sort, when he communicated it, yet that
does not appear.
The particular account you give me of Mons. St. Severins
conversation with you gives me great pleasure and I hope you
will find him making fewer difficulties every day, as I am
convinced they will soon see we are acting very sincerely
by them.
You shall never find me backward to give my opinion
and advice where I possibly can and I hope you are convinced
of the freedom and sincerity with which I have always acted
with you, nothing is more agreable to me than the openess
with which you impart your sentiments to me and I shall
always be ready to give you proofs how truly I am your very
affectionate friend
Williams.
VII.
Pr61iminaires projetes ä Aix, 26. Avril 1748.^
Königl. Hausarchiv Haag.
1.
Renouvellement de tous les traites anterieurs et nomme-
ment celui d'Utrecht de 1713 et celui de 1717, aussi bien que
ceux de 1667 et 1670 entre l'Espagne et l'Angleterre.
Le renouvellement et l'execution du traite d'Assiento des
negres avec l'article du vaisseau annuel de permission.
' Von Sandwich entworfen und Severin am 24. April in dieser Form mit-
getheilt. Aus den Papieren Bentinck's im königlichen Hausarchiv Haag.
156
La France et l'Espagne etendront leurs engagements
deja contractes contre le pi-etendant a toute la posterite de la
dite personne de Tun et de l'autre sexe.
3.
Les Duches de Parme et de Plaisance seront cedes a
l'infant Don Philippe avec le droit de reversion aux possesseurs
presents apres la succession du Roi des Naples ä la Couronne
d'Espagne.
4.
On fera restitution de toutes les conquetes de part et
d'autre tant en Europe que dans les Indes Orientales et Occi-
dentales bien entendu qu'en rendant a la republique de Genes
tout CO qui a ete conquis sur eile, jusqu' a Final inclusivem ent,
le Roi de Sardaigne sera mis en possession de tout ce qui appar-
tient ä la dite republique depuis Final jusques au Corate de Nice.
5.
A la reserve des cessions et des restitutions mentionnees
dans ces precedents articles preliminaires, cliacun conservera
tout ce dont il se trouvera en possession le jour de sa signature
de ces presents articles preliminaires.
6.
Inclusion du Roi de Prusse avec la garantie de toutes
les puissances qui ont part a ce traite, du duche de Silesie et
du Comte de Glatz.
7.
Inclusion de l'Electeur et de l'Electorat de Hanovre.
8.
Comme 8. M. Britannique en qualite d'Electeur de Ha
novre a des pretentions justes et fondees de certaines sommes
d'argent sur la Couronne d'Espagne S. M. Tres-chretienne pro-
met par ses bons offices aupres de S. M. Catliolique, la liqui-
dation de ces m&mes pretentions.
9.
Suspension d'armes par terre immediatement apres la signa-
ture des preliminaires et par mer de la meme maniere qu'il
est stipule par le traite de 1712.
157
10.
Renvoyer ä un congres general la discussion des autres
articles.
Article secret.
En cas de refus ou de delai de la part de quelconque
des puissances interessees d'accepter les preliminaires, le Roi
d'Angleterre et le Roi de France s'engagent reeiproquement
de concerter ensemble les moyens d'ex6cuter les preliminaires
et si quelqu'une des puissances interessees refusoit absolument
d'y souscrire, cette puissance ne sera plus censee avoir droit
de jouir des avantages stipules par les presents preliminaires.
VIII.
Entwurf eines an Kaunitz gesendeten Tractates.^
(Original Haus- und Staatsarchiv in Wien.)
In nomine Sacro- sanctae et Individuae Trinitatis Pratris et Filii
et Spiritus sancti. Amen.
Notum sit Omnibus et singulis quorum interest aut quo-
modocunque interesse potest; jacto pro restaui'anda in Europa
quiete per articulos Praeliminares trigesima elapsi mensis
Aprilis die hujus anni^ inter Ministros Plenipotentiarios Sere-
nissimi et Potentissimi Principis Domini Ludovici Decimi Quinti
Franciae et Navarrae Regis Christianissimi, et Serenissimi et
Potentissimi Principis Domini Georgii secundi Magnae Britaniae
regis, ducis Brunsvicensis et Luneburgensis sacrique Romani
Imperii Electoris, nee non celsorum et potentium statuum Ge-
neralium Unitarum Foederati Belgii Provinciarum , Aquisgrani
conclusos fundamento , reliqui Belle impliciti principes, et inter
eos serenissima quoque et potentissima Princeps Domina Maria
Theresia Romanorum Imperatrix, Hungariae et Bohemiae Re-
Das Cursiv gedruckte ist in jenen Abschi'iften, welche Kaunitz den See-
mächten übermittelte, weggelassen.
158
gina, Archidux Austriae etc. ut illis accederet amice invitata
fuit: cumque modo fata sacra Caesarea Regiaque Majestas enixo
quantocius restaurandae publicae tranquillitatis desiderio ducta
praevie suo jussu et nomine vigesima tertia mensis Maji die ex-
tradita declaratione exinde vigesima quinta ejusdem mensis Maii
die per ministrum suum Plenipotentiai'ium ibidem pariter com-
morantem^ iisdem articulis praeliminaribus accesserit, pro acce-
lerando perficiendoque salutari Pacis opere e re visum fuit ad
normam et exemplum eorum quae in pari casu antehac usu
venerunt, solenni et uti vocant definitive tractatu inter altefa-
tam sacram Caesaream Regiamque Majestatem ex una, et sacram
Regiam Christiauissimam Majestatem ex altera parte conclu-
dendo, iis, quae acta sunt, consuetam formam dare cunctaque
quae eo coUimant, ita in unum congerere, ut nihil plane in-
decisi relinquatur; non quod ambo contrahentes ab opera cujus
fructus Omnibus communes cupiunt, alios Pi'incipes semotos,
aut a foederum, quae unumquemque ligant, nexu recedere ve-
lint, sed quod hac maxime ratione facillimum existimatum fuit,
una quadam ex parte ambages et scopulos, quibus tam arduum
opus suapte natura obnoxium est, tum confusiones et difficul-
tates quae non possunt non ex commixtione plurium materiarum
partim unum, partim alterum ex contrahentibus Principibus
haud respicientium enasci, evitare, altera vero ex parte iis
cunctis, quibus stabilis perennisque Tranquillitatis firmius
tutamen vere curae cordique est, viam sternere, ut in partem
soUicitudinis hujus veniendo, nihil omniao amplius desideratis-
simi operis complemento desit. Ad quod proinde peragendum,
Sacra Caesarea Regiaque Majestas illustrissimum et Excellentis-
simum Dominum etc. ponatur nomen et titulus domini comitis
a Kaunitz etc., Sacra vero regia Christianissima Illustrissimum
et excellentissimum Dominum et ponatur nomen et titulus do-
mini comitis a San Severin etc. nominaverunt, qui habitis inter
se colloquiis et permutatis invicem plenipotentiariorum tabulis,
in calce presentis Tractatus adjectis , de sequentibus articulis
convenerunt.
Articulus Primus.
Pax sit Christiana Universalis et perpetua, veraque ami-
citia inter sacram Caesaream Regiamque Majestatem Romanorum
Imperatricem, Hungariae Bohemiaeque Reginam, Archiducem
159
Austriae, ejusque Haeredes et successores, Regnaque et Ditiones
Haereditarias ac subditos, ex una, et sacram Regiam Majestä-
ten! Christianissimam ejusque Haeredes et Successores Ditiones
ac subditos, ex altera parte, eaque ita sincere servetur et co-
latur, ut neutra pars in alterius perniciem, vel detrimentum vel
quolibet colore quiequam moliatur, seu quodvis damnum inferre
volentibus uUum auxilium, quocumque nomine veniat, praestare,
alteriusve subditos rebelies seu refraetarios reeiperCj proteg-ere,
aut juvare qiiavis ratione possit aut debeat, sed potius utraque
pars alterius utilitatem, honorem ac commodum serio promoveat^
non obstantibus sed annullatis omnibus in contrarium facien-
tibus promissionibus, tractatibus et Foederibus quomodocunque
factis aut faciendis.
Articulus Secundus.
Oblivio omnium eorum quae ob causam vel occasione
praeteriti belli, quocumque modo locove, ultro citroque hosti-
liter facta sunt, seu perpetua amnestla, solita pacis sequela, sit
maneatque porro ita stabilita, ut nee eorum nee ullius alterius
rei causa \e\ praetextu alter alteri quiequam Inimicitiae directe
vel indirecte specie Juris aut via facti, neque intra neque extra
Regna, et Ditiones Haeredetarias utriusque contrahentium in-
ferat aut inferri patiatur, sed omnes et singulae hinc inde ver-
bis, scriptis, aut factis illatae injuriae et violentia absque omni
personarum rerumve respectu, adeo penitus abolitae sint, ut
quicquid eo nomine alter adversus alterum praetendere possit,
perpetua sit oblivione sepultum, omnesque et singuli utriusque
partis Vasalli ac subditi pi'istino, in quo iminediate ante Bellum
fuerunt, statu, quoad Honores, Dignitates, Bona, ac beneficio-
rum ecclesiasticorum fructus, ab eo tempore, quo mutuo ex-
traditis ratihabitionum tam accessionis quam acceptationis intru-
raentorum tabulis, Fax inter sacram Caesaream regiamque
Majestäten! et sacram regiam Majestatem Christianissimam, pro
plene conclusä habenda erat, restituantur , absque eo ut ulli
eorum noxae aut praejudicio sit, has vel illas partes secutum
esse, captivis pariter, si qui adhuc forent, absque lytro libei-tati
restituendis. Neque minus haec ipsa amnestia intuitu foedera-
torum utriusque contrahentium, ab eo pariter Tempore, quo
illorum consensu pacis conditiones fuerunt corroboratae^ locuui
inveuiat , executioni sine mora dandae , si quacumque in re
160
aut quocumque in loco implemento ejusdem quicquam desit.
Quod ipsum quoque de illis casibus dispositum censeri debet,
qui ultimo loco enatum bellum praecesserunt, si nimirum aut
quotiescumque amnestiae, quae tarn Praeliminaribus articulis
tertia Octobris die anuo 1735 Viennae conclusis, quam defi-
nitivo Pacis Tractatu ibidem 18. Novembris die anno 1738 Sub-
scripto sancita fuerat, ab ullo Principum bello ante hac impli-
citorum necdum factum sit satis.
Articulus Tertius.
Pacis hujus Basis et Fundamentum sit Pax Westphaliae,
Neomagensis, Rysvicensis, Badensis, Foedus vulgo Quadruplex
nuncupatum secunda Augusti die anni millesirai septingentesimi
decimi octavi Ijondini conclusum, et definitivus Tractatus Pacis
Vindobonae decima octava Novembris die anni millesimi septin-
gentesimi trigesimi octavi subscriptus et signatus. In iis ergo
quae per Praeliminares Pacis articulos 30""" Aprilis die hujus
anni conclusos, et praevia declaratione sacrae quoque caesareae
regiaeque Majestatis consensu et accessione firmatos, immutata
haud fuerunt, sartus tectus maneat tenor ante memora^orum trac-
tatuum inviolabiliter in posterum servandus et plenae exccu-
tioni dandus, si qua in re nondum eidem factum fuerit satis.
Articulus Quartus.
In quibus autem rerum capitibus Tractatum praesenti
Paci Basis loco intervenientium, tum eorum quorum interererat,
consensu fuerat immutatus, satis superquo manifestum reddunt,
partim Articuli Praeliminares modo citati, 30™" aprilis die con-
clusi^ partim subsecuta praevia declaratione sacrae caesareae re-
giaeque Majestatis accessio, et partim Principum, qui eosdem arti-
culos Praeliminares contraxerunt, acceptatio. Quae singula
proinde instrumenta hac ipsa de causa verbotenus hie inse-
runtur.
Fiat insertio articulorum praeliminarium subsecutorum
tum declarationis de die 23^'^ Maß neque minus correctionum tam
accessionis de die 25"" ejusdem mensis et tandem acceptationes
de die 26** Maji,
Cum proinde restaurata inter sacram Caesaream Regiam-
que Majestatem et Sacram regiam Majestatem Christianissimam
alma Pax his, quae modo recensita sunt fundamentis, super-
161
stnicta sit, Partes prausentein solennem et definitivum Pacis
Tractatum contralientes, denuo omnia et singula quae in prae-
insertis instrumentis clisposita reperiuntur, comprobant, seque
et suos Haeredes ac Successores ad ea optima fide - perpetuo
observanda quam validissime obstringunt, renovando disertim tum
promissa , quod nunquam iisdem ulla in re direete vel in-
directo sunt contraventuri nee permissuri ut a suis contrave-
niatur, tum etiam Sponsiones, vulg-o garantias, super iis quae
ab aliis adimplenda sunt, ad normani praecedentium Tracta-
tuum mutuo sibi factas.
Articulus Quintus.
Cum articulo secundo praeinsertorum Praeliminarium, Re-
stitutio 'omnium eorum quae hinc inde durante Belle tam in
Europa quam in Indiis Orientalibus et Occidentalibus oecupata
fuerunt, in eo statu, quo loca oecupata tempore subscriptorum
Praeliminarium fuerunt, sancita, neque minus articulo Decimo
octavo eorundem Praeliminarium cautum sit, ut haec ipsa mutua
restitutio, tum quae Articulo Quarte sub conditione Juris Rever-
sionis favore Serenissimi Hispaniarum Inftvntis Philippi, ejus-
demque Descendentium masculorum disposita reperiuntur, pari
passu executioni dentur, hinc est, quod pro tollende omni du-
bio, ambiguitate, ac remorä, quae contra mentem contrahentium
praesentem Pacis Tractatum Principum^ almam Pacem non modo
penitus assertam, sed et quantum penes ipsos est, quantocius
executioni datam cupieutium, hanc ipsam executionem ex aliena
culpa aut facto protrahere posset, desuper inter Sacram Caesa-
ream Regiamque Majestatem , et Sacram Regiam Christianis-
simam Majestatem conventum est ut die proximi subsecuturi
mensis una quidem ex parte, omnia
Loca et Ditiones, quae ante enatum bellum Imperio Sacrae Cae-
sareae Regiaeque Majestatis aut Divi ejusdem Genitoi'is suberant,
altefatae Sacrae Caesareae Regiaeque Majestati suae, altera
vero ex parte, omnia ab eadem durante hoc Bello oecupata
Loca et Ditiones, quae prius seu ad Serenissimam Genuen-
sium Rempublicam, seu ad Serenissimum Mutinae Ducem spec-
taverant, pristinis suis Possessoribus restituantur, neque minus
Parmae, Placentiae et Guastallae Ducatus eum in finem qui
quarto praeliminarium articulo memoratus est evacuentur , a
Gallicis copijs tam diu custodiendi, usque dum Sacra Regia
Arthiv Bd. XLVII. I. Hälfte. 11
162
Catholica Majestas praeinsertis ArticuHs Praeliminaribus pariter
accesserit.
Quemadmodum vero una perpensum fuit^ aequum haud
esse, ut vel ob ea quae in Indijs Orientalibus et Occidentalibus
executioni danda sunt, ae proiade longius temporis spatium re-
quirunt, contra receptum in praecedentibus Pacis Tractatibus
morem stabilitae in Europa Pacis conditiones haud adimpleantur
vel etiam Sacra Regia Christianissima Majestas omnia armis
suis occupata loca reddat, absque eo ut una sit de adimpletione
eorum, quae Ipsi in praeinsertis Articulis Praeliminaribus et
subsecutis declarationibus promissa sunt, penitus secura, ita
pro tollenda Lac difficultate Sacra Caesarea Regiaque Majestas
tarn superabundantem bonam fidem, quam enixum Studium
suum pro omnimodae quietis fructibus quantocyus asserendis
comprobare satagens, consentit, ut loca Belgij Austriaca mari-
tima Ostenda et Novus Portus Neuport tam diu a Gallico prae-
sidiario milite custodiantur , usque dum Coronae Gallicae loca,
quae durante hoc hello in alienam potestatem venerunt, fueriut
restituta.
Articulus Sextus.
Quo autem Serenissimus Hispaniarum Infans Phillippus
ejusque Descendentes Masculi, pro eo tempore, quo Ulis Du-
catus Parmae, Placentiae et Guastallae destiuati sunt, nempe
usque dum vel praefatus Serenissimus Infans, vel unus aut
una ex ejusdem Descendentibus, seu in utriusque Siciliae, seu
in Hispaniarum regna successerit , tanto sint securiores , Sacra
Caesarea Regiaque Majestas certa spe freta, praesentis Pacis
Conditiones tam a Sacra Regia Catholica Majestate, quam a
Sacra Regia utriusque Siciliae Majestate, et praefato Serenis-
simo Hispaniarum Infante Philippe, eorumque Haeredibus et
successoribus , pari bona fide , ac a se suisque Haeredibus et
Successoribus adimpletum iri, abdicat se et renunciat Omni-
bus Juribus, Actionibus et Praetensionibus, quae ipsi aut suis
Haeredibus et Successoribus quocumque titulo aut quacumque
demun de causa in supra memoratos Ducatus Parmae, Placen-
tiae et Guastallae competunt aut competere possunt, eademque
Jura, Actiones et Praetensiones in saepe fatum Serenissimum
Hispaniarum Infantem Phjlippum , ejusque Descendentes Mas-
culos et legitimo Matrimonio natos aut nasciturus ivann das
masculos aushleibt^ beizufügen natos aut natas, nascituros aut nas-
163
cituras, quo fieri potest, meliore et soleniniore modo, transfert,
absolvens una ab obsequio et jnramento, quod sibi praestiterunt,
praedictorum trium Ducatuum Incolas, qui id in postremum
Ulis, quibus Jura sua cessit, praestare tenebuntur. Quae omnia
tarnen nonnisi pro temporis intervallo intelligenda sunt quo vel
Serenissimus Hispaniarum Infans, vel unus ex Ejusdem Des-
cendentibus utriusque Siciliae vel Hispaniarum Thronum nec-
dum conscenderit, quippe pro quo tempore, tum et illo quo
Saepe memoratus Ser. Infans absque Descendentibus Masculis
decesserit, alte fata Sacra Caesarea Regiaque Majestas pro se
Suisque Haeredibus et Successoribus omnia Jura, Actiones et
Praetensiones quae Uli in eosdem Ducatus prius competierunt,
una cum Reversionis Jure per expressum reservat.
Articulus Septimus.
Quaecumque vel Articulis Praeliminaribus SO"* aprilis die
conclusis, vel presente Pacis Tractatu de Parmae, Placentiae et
Guastallae Ducatibus disponuntur, juxta mentem contrahentium
intelligenda "^amper sunt, salvo eoi'undem nexu et dependentia
a Caesare et Iraperio , qui nexus et dependentia idem plane
esse debet, qui usu fuerat receptus, cum Mediolanensis Ducatus
olim ab Hispaniarum Regibus possederetur. Neque minus pro
comprobanda filiali erga Sanctam Sedem Reverentia, conven-
tum inter alte fatam Sacram Caesaream Regiamque Majesta-
tem et Sacram Regiara Majestatem Christianissimam est, quod
ducatus Castri et Comitatus Ronciglionensis penes Sanctam Sedem
manere debeant, nuuquam ut vulgo loquuntur Desincamerandi.
Articulus Octavus.
Cum seria et enixa contrahentium Principum cura et sol-
licitudo eo tendat ut non modo in praesens desiderata in Europa
quies asseratur, sed et Dissensiones et Turbae, quantum fieri
potest in posterum praecaveantur , liinc pro assequendo tam
salutari scopo, quam non minus aliis quoque quietis amantibus
Principibus praecipue curae cordique fore dubitare prorsus ne-
queunt, inter eosdem conventum est, ut libera omnino sit re-
staurandi facultas opus per quod Aquae ex Ticino Flumine
mediante aquaeductu aut Fossa quae Naviglio vocatur, Medio -
lanum conducuntur: ut libera pariter utrinque sit in Padi Flu-
mine Navigatio , ut commercio inter Insubriam Austriacam et
11*
164
magnum Hetruriae Ducatum, tum Genuensis Reipublicae Ditio-
nes tum pariter ex parte Turinensis Aulae, quam Hispaniarum
Infantis Ejusdemque Descendentium Masculorum, nullum ob-
staculum aut impedimentum afferatur, Mercesque hinc inde
transiturae, quaecumque demum illae sint, haud plus quam huc-
usque usu venit^ onerentur, ut pi'aevia requisitione copiis
in magnum Hetruriae Ducatum conferre se volentibus innoxius
trausitus per Parmae Placentiae et Guastallae Ducatus conce-
datur id nova mrmimenta et propugnacula in ijsdem haud exstru-
antur, et ut Serenissimus Hispaniarum Infans Philippus, Ejus-
que Descendentes Masculi, quamdiu in possessione horum
ducatuum erunt, in se suscipiant solutionem Dotium et Dotalitio-
rum Serenissimarum quae in vivis sunt Viduarum hujus Homi-
nis Ducibus quondam nuptarum; tum etiam Debitorum, iisdem
Ducatibus ante Articulorum Praeliminarimii subscriptionem in-
haerentium, quorum genuina consignatio optima fide quantocyus
confieieter et communicabitur.
Articulus Nonus.
Hac ipsä quoque de causa e re esse judicarunt ambo con-
trahentes Principes indefessam operam suam eo impendere ut
congruum aequivalens pro exiguo illo Districtu eis Padum sito,
qui juxta articulum quartum Praeliminarium et sextum praesen-
tis Tractatus ad Serenissimum Hispaniarum Infantem modo uti
conventum est pervenire deberet, Eidem constituatur , sicque
cum Hispanae aulae et Illius consensu Permutatio inter eun-
dem Districtum et congruum aequivalens fiat, atque adeo pro
omni eo tempore, quod supradicto Ai'ticulo Quarto Praelimina-
rium et Sexto hujus Tractatus expressum est, Medietas Padi
Flumiuis Meta illa ex parte sit inter Insubriam Austriacam et
Ditiones ad saepe fatum Infantem et ejus descendentes masculos
spectaturas.
Articulus Decimus.
Sacra Caesarea Regiaque Majestas promittit, ultra ea,
quae supra jam de Restitutione Serenissimi Mutinensis Ducis
dicta sunt, quod Ejusdem Praerogativas et Dignitates ea plane
ratione, qua iisdem ante bellum gavisus est, agnoscere, tum
vel bona in Hungariä sita eidem restituere, vel receptum pro
iis pretium eodem quo supra conventum est die exsolvere
velit.
165
Articulus Undecimus.
Pariter Sacra Caesarea Regiaque Majestas, ultra ea quae
de Evacuatione et Restitutione Locorum suis armis occupato-
rum, et ante ultimo loco enatum Bellum ad Genuensium Rem-
publicam spectantium superius disposita sunt, spendet porro et
promittit, quod praefatae Serenissimae Reipublicae Privilegia et
Praerogativas, uti antehac agnoscere, eideraque Bona et Capi-
talia quae in Regnis et ditionibus suis Haereditariis anno
niillessimo septingentesimo quadragesimo possederat eodem quo
supra dictum est die reddere velit, ita ut ab eodem die fruc-
tus consuetos uti ante praedictum annum inde percipere possit
et debeat.
Articulus Duodecimus.
Tarn ea, quae Pleistinii Dominium, quam quae Supremum
Ordinis Aurei Velleris Magisterium concernunt amicä via dis-
cutiantur.
Articulus Decimus Tertius,
Controversiae super nonnullis in Hannonia sitis locis, super
Abbatia St. Huberti, et noviter post pacem Badensem ex parte
Belgii Austriaci erectis Teloniis exortae, aliaeque ejusdem na-
turae brevi via quantocyus terminentur.
Articulus Decimus quartus.
Sicuti cuncta ea, quae solenni Pacis Tractatu 1 8""* Novem-
bris anni 1738^' Viennae concluso disposita reperiuntur, in quan-
tum per articulos Praeliminares 30"'* Aprilis hujus anni con-
scriptos et praesentem Tractatum immutata haud fuerunt, et no-
minatim articulus praefatae Viennensis Pacis Decimus, haud
minus, ac si praesenti Tractatui verbotenus foret insertus,
pro renovatis censenda sunt; ita porro Sacra Caesarea Regia-
que Majestas et Sacra Regia Majestas Christianissiraa generatim
inter se convenerunt, xvt quaecumque saepe fatae Viennensis pa-
cis Conditiones nee dum fuerint Executioni datae, qua fieri
potest breviore via Executioni dentur.
Articulus Decimus Quintus.
Coramercio inter Sacrae Caesareae Re^iaeque Majestatis et
Sacrae Regie Majestatis Christianissimae subditos reponantur in
eam libertatem, quae prioribus Pacis Tractatibus fuit sancita.
166
Articulus Deeimus Sextus.
Pax hoc modo conclusa inter quatuor septimanarum spa-
tium ab hodierna die computandarum aut citius si fieri poterit,
nomine Sacrae Caesareae Regiaeque Majestatis tum Sacrae Re-
giae Christianissimae Majestatis ratihabebitur et ratihabitionum
Tabulae Aquisgrani permutabuntur.
Articulus separatus et secretus.
Cum maxima Süesiae Diicatus pars et Glacensis Comitaüis
vigore Dresdensis Pacis a Borusüae, Rege possideantur, hancqiie
Pacem sua ex parte optima fide adimplere Sacrae Caesareae Re-
giaeqtie Majestatis mens sit , vicissim vero aeqnitas et j^tstitia
liaud minus exposcant, ut omnlhus et singidis ejusdem Articidis
et conditionibus pari bona fide a praefato Borussiae Rege, uti
speratur, fiat satis: Hinc Sacra Regia Christianissima Majestas
declarat, non aliter quam hoc sensu intelligenda esse, et a Se in-
telligi, qttae Articido Praeliminarium vigesimo continentur , ac
proinde non minus a se sponsionem conditionum, sub quibxis pos-
sessio maximae Silesiae Ducatus partis, et Glacensis Comitatus in
saepe memoratum Borussiae Regem qtii in illas plene consensit,
et ad easdem adimplendas se und obstriitxit, translata fuit, quam
possessionis harum ditionnm quo fieri potest meliore et firmiore
modo suscipi.
Praesens Articulus secretus maneto etc.
Articulus separatus et secretus.
Sacra Regia Christianissima Majestas declarat se per Arti-
cidum septimum Praeliminarium trigesima Aprilis die hnjus anni
subscriptorimi contradictae ex parte Caesareae Regiaeque Majesta-
tis validitati cessionum ab Eadem anno 1743 Sardiniae Regi
factarum nee quicquam demere, nee quicquam addere voluisse,
nee proinde Pacem et amicitiam hodierna die cum Sacra Caesarea
Regiaque Majestate conclusam ullatenus interruptum iri, si cessa
loca vindicare mrsus velit modo fata Sacra Caesarea Regiaque
Majestas.
Praesens Articidtis Secretus maneto etc.
167
IX.
Anmerkungen so zu des Hrn. Grafen von Kaunitz
geheimer Anweisung zu dienen haben.
(Wiener Archiv.)
Zur Einleitung.
Wenn die hierorts unterstrichnen Wörter aus der mit
Frankreich auszuwechselnder Ratification wieder besseres ver-
hoffen selten ausbleiben müssen, So wäre weniger übel, sie
gleich anfangs aus dem Tractatsproject auszulassen, als nach-
hero davon abzustehen.
Diese Worte dienen zur begründung des hiesigen die
modalität des zu schliessenden besonderen Tractats betreffenden
antrags.
Eines Theils handelt man sich hierorts umb keinen, oder
minderen anstand bey Franckreich zu finden, in soweit es der
unterschied derer umbständen gestattet an die eignen Worte
des definitiv-Tractats vom Jahr 1738 gehalten; und anderen
theils beflissen, allem vorzukommen, wovon bey Engelland oder
sonsten einiger missbrauch gemacht werden könnte.
Ad Articulum Primum.
Weilen der erste Articul des Wiener Friedens vom jähr
1738 umb willen zwischen sammentlichen im Krieg verfangenen
Mächten, so viel diessorts wissend, noch nicht abgethan ist,
nicht wohl denen nunmehrigen umbständen applicirt werden
mag, bevorab da die Friedens Praeliminarien anjezo nicht
zwischen dem Wienerischen und französischem Hoff, wie da-
mahls geschlossen worden ; So hat man sich wegen mehrerer
gleichförmigkeit derer umbständen an den ersteren articul des
Rysswicker Friedens gehalten, mit alleiniger Auslassung derer
Wörter: totum Sacrum Romamim Imperium so ohnnöthig
sind , weilen das Reich im Krieg nicht mit verfangen , auch
ohnedas sich hiehero nicht schicken würden. Man ist hier-
nächst uhrbiethig enweder zu gleicher Zeit mit Spanien ein
gleiches Friedens Instrument zu errichten, oder dieser Cron,
dann der Republic Genua und des Herzogs von Modena ein-
168
begriff unter dem Frieden durch die gewöhnliche beytritts und
acceptations-uhrkunden zu versicheren : alles in dem supposito,
und vmter der ausdrucklichen bedingnus dass der fried mit
diesseitigen Alijrten, wenigstens soviel die Europaeische an-
liegenheiten betrifft, gleichfalls seine richtigkeit habe.
Ad Articuhim Secundum.
Bey dem zweyten Articul ist sich nach dem Wienerischen
definitiv friedens Tractat, mit auslassuug dessen, was darinnen
vom Reich einkombt, gerichtet worden. Und hat man sich an
dieses bey spiel umb so mehr gehalten, als dasjenige, was man
respectu des Modenesischen und Genuesischen hierunter ver-
lieret, durch die denen Niederlanden und dortigen innwohneren
früher angedeyhende erleichterung reichlich erseczet wird.
Frankreich hatte damahls alles, und der hiesige Hoff nichts in
Händen, dannoch hat jene Cron die würkung der amnestie vom
Tag der auswechslung derer ratifications uhrkunden nicht des
definitiv-Tractat's, sondern allein denen Praeliminarien ange-
deyhen zu lassen kein bedenken getragen. Nunmehr kombt
die festseczung dieses termins hinwiederumb auch dessem allijr-
tem zu gutem. Wie weit aber dessen ungehindert in pessimum
dabilem casum Hr. Graff von Kaunicz nachgeben möge, findet
sich in dessen Instruction und nachherigen Rescriptis ange-
merket. Und erhellet nicht minder aus seiner Instruction die
ursach, warumben zu ende des articuls mittelst derer unter-
striechenen worten dem lectzteren friedens Tractat etwas bey-
gerucket worden.
Ad Articulum Tertium.
Auch in diesem Articul hat man so viel möglich wäre,
nach dem Model des Wienerischen friedens Tractat's sowohl
in denen ausdruckungen als übrigen tournure sich gerichtet.
Nie wäre gewöhnlich, andere Tractaten zum grund zu legen,
als woran die Contrahenten theil gehabt, auch würden unend-
liche Verwirrungen und schwürigkeiten entstehen, wo sich än-
derst hierunter solte benohmen werden wollen.
Die Madrider Tractaten vom jähr 1667 und 1670 wie
auch der Utrechter frieden, und dreyfache Bündnus flehten der
Kayserin Maytt. weiter nicht an, als in so weit die lecztere
durch die Vierfache bündnus bekräfftiget worden. Billig ist
169
zwar 7 dass Sie sich die Vollziehung derer Praeliminarien in
allen Articlen mit angelegen seyn lasse, weilen die Tractaten
nicht zum theil bündig, und zum theil unbündig seyn können,
gleich erst seit wenigen jähren dieser höchst ungereimbter sacz
zum ersten mahl zum Vorschein gekommen. Dahero auch der
Kaiserin Maytt. nicht entgegen , sondreu uhrbiethig seind , an
der Vollziehung dessen was wegen Cap Breton und des Com-
mercij ausbedungen worden, in gleichförmigkeit derer Praeli-
minarien allen zur vollständigen beruhigung des französischen
Hoffs erforderlich seyn mögenden theil zu nehmen. Allein für
beständig auch in künfFtigen fällen neuerliche beaiigenehmung
derley Tractaten, woran allerhöchst dieselbe biss nun zu keinen
theil gehabt, vmd deren einige Ihre gancz unbekandt seind,
darzu Sich anheischig zu machen, folglich ihre Verbindlichkeiten
gegen beede See-Mächten ausser Europam zu erstrecken, kan
Ihro ohnmöglich zugemuthet werden, und ebenso wenig Frank-
reich anständig seyn, sich per indirectum mit der garantie
beeder Madrider Tractaten zu beladen. Umb also , wo diess-
falls in denen Praeliminai'ien auch quoad formale gefehlet wor-
den^ den fehler zu verbesseren, ohne der krafft ihrer derer
Praeliminarien das mindeste zu benehmen , ist kein anderes
mittel obhanden, als nach der bey allen vorhinigen friedens
Tractaten in Unterscheidung derer materien , so jeden Contra-
henten insbesondere angehen, beobachtet wordenen modalität
sich anwiederumb zu richten. Und wofern endlichen die wörter:
■praevia dedaratione, einen anstand oder schädlichen Verzug
verursachen solten; So haette die ad praeambulum gemachte
erste anmerkung hier gleichfalls statt.
Ad Articulum Quartum.
Hierorths ist sich abermahlen nach dem model des Wie-
nerischen friedens Tractat's, in so weit er gegenwärtigen umb-
ständen applicabel ist, gerichtet worden. Will man aber nebst
denen beytritts und acceptations uhrkunden derer contrahiren-
den Mächten auch die beytritts und acceptations uhrkunden
derer übriger im Krieg verwickleter Mächten diesem articul
einverleiben; So ist dagegen kein bedencken obhanden. Und
wofern endlichen die einverleibung der Declaration vom 23.
Maji nicht solte zugegeben , So köndte auch hierunter nach-
gegeben werden, so bald nur, auff was weiss es immer seye,
170
in andere weege zureichende Vorsorge getragen wird, dass man
hierorts in keinem anderem, als eben diesem Verstand, denen
Praeliminar Articlen pure und simpliciter bey getretten seye.
Ad Articulum Quintum.
Was man nur immer zur beschleunigung der friedens
Vollziehung aussinnen können, absonderlich nachdeme mittelst
des 17. Praeliminar Articul's Franckreich gleichsahm die Be-
fugnus eingeräumt worden, darmit nach gutdüncken zu ver-
weylen , das hat man in diesem articul auff das sorgfältigste
zusammen getragen, und der Sachen eine solche gestalt zu geben
sich beflissen, dass einestheils nach der bereits gethanen er-
kläi'ung, sich der im 17. Articul eingestandenen befugnus nicht
bedienen zu wollen, alle weitere scheinbahre ausflucht dieser
Cron abgeschnitten, und anderen theils ihre Bundsgenossen an-
gefrischet würden, von wegen ihrer Interesse Franckreich wegen
baldiger raumung derer Niedei'landen eyffrig mit anzugehen.
Hätten die Operationen in Italien sechs wochen früher
angefangen. So würde dieser cuneus ausgiebiger seyn. Inn-
z wischen muss man sich dessen bedienen, so viel man kan.
Wornebst das wort: masculorum diesen Articul nur auff den
fall beygerucket worden, da beede See-Mächten mit ihrem
dieserthalben zu späth gethanen antrag annoch auslangen solten,
massen ausser deme das wort ehender auszulassen, als derent-
halben der schluss des definitiv-Tractat's einen augenblick auff-
zuhalten wäre. Wornebst sowohl in diesem als in dem fol-
genden Articul sorge getragen worden ist, sich in ansehung
des ausbedungenen juris reversionis derley ausdruckungen zu
bedienen, welche der gültig- oder Ungültigkeit derer abgaben
des Wormser Tractats weder etwas zu- noch ablegeten; theils
umb allen anstand, so viel möglich, zu vermeiden ; und theils
weilen beobachtet worden, dass zwischen denen anfangs vom
Robinson mitgetheilten, und aus Achen eingeschickten abschriff-
ten derer Praeliminarien, dann denen in die beytritts uhrkunden
einverleibten Praeliminarien ein sehr nahmhaffter ja wesent-
licher unterschied sich äussere : indeme in denen ersteren bee-
den gestanden : avec le droit de reversion au present possesseur,
in denen leczteren aber es heisset: avec le droit de reversion
aux presents possessenrs.
171
Ad Articulum Sextum.
Piimö hat es hierorths wegen des beygefügten worts mas-
culi die nemblichc bewandnus, wie im vorhergehenden Articul,
Secundo Wann das wort mnsculi nicht ausbleibet, So ist
sodann nachhero allein zu seczen : vel imus ex Ejusdem descen-
dentibus. Bleibet es aber aus, So muss es heissen: vel unus
ant una ex -Ejusdem descendentibus.
Tertiö ist sich bey Übertragung diesseitiger juriuro aufF
Parma, Piacenza und Guastalla derer nemblichcn werten, wie
ehedessen bey Übertragung derer jurium auff Neapel und Sicilien
bedienet Avorden ; sowohl weilen solchergestalten die gerecht-
sahme eines dritten, unverleczt bleibt, und der Kayserin Maytt.
nicht beschuldigt werden können, von etwas zu disponiren, was
Ihre nicht zukombt, als auch weilen derzeit nicht wohl ein
mehrers an allerhöchst dieselbe anverlangt werden kan, als
wormit sich ehedessen, da Frankreich das hefft allein, und man
diessorts keines in banden gehabt, begnüget worden. Und dieses
zwar umb so mehr, als nach der Sachen selbst redender natur
ein mehrers an Allerhöchst dieselbe nicht gesonnen werden kann.
Es ist zwar quarto aus mehreren umbständen abzunehmen,
dass man vorläuffig die einwilligung des Reichs höchsten Ober-
haubt werde ausdingen, und so lang diessfalls der eventual-
Versorgung des Infanten die Sicherheit zu ermanglen geglaubet
werden solte, französischer seits mit raumung derer Niederlanden
verzögeren wollen. Allein hat hiervon zum ersten keine an-
regung zu beschehen. Weilen aber zu besoi'gen ist, dass an-
durch die friedens-Vollziehung mehr, als von wegen derer ab-
gaben des Wormser Tractat's, woran Frankreich so viel nicht,
als an der Sicherheit der Versorgung des Königl. Tochtermanns
gelegen seyn kan, auffgehalten werden dörffte, als wird Hr.
Graflfen Kaunicz mit ehistem eine ausführliche anweisung derent-
halben durch seine Behörde nachgesendet werden.
Endlichen und Quinto köndte vielleicht eingewendet wer-
den, dass bey Übertragung derer jurium auff Neapel und Sici-
lien zugleich auch deren gewehrung oder garantie zugesaget
worden. Allein ist solches beschehen, weilen reciproce auch
von Spanien und dem König beeder Sicilien die garantie
des damahls zum hiesigen behuff ausbedungenen übernehmen
worden.
172
Solte nun andererseits anverlangct werden, sicli nacli dem
nembliclien beyspiel auch anjeczo zu richten, so wäre man
diessorts niclit entgegen, und könnte solchenfalls nach Voraus-
seczung alles dessen, was Italien betrifi't, der ehemalige drey-
zehende Articul aus dem Praeliminarien auffsacz vom 16.
Februarij in das Lateinische überseczet, folgender massen bey-
gefüget worden: Omnes Principes qui in partera eorum quaa
quoad Italiam disposita sunt, venire volunt, non solum sponsionem
vulgb garantiam eorundem executionis , sed et post haec posses-
sionis ditiomim, quae unicuique ita uti conventum est, obvenerunt,
suscipere in se teneantur.
Sollte sich hingegen bey einverleibung dieses Articul's eine
schwürigkeit äusseren. So wäre von der garantie gänczlichen
zu abstrahiren : massen der Kayserin Maytt. keine einseitige
Verbindlichkeit zugemuthet werden kan, und allerhöclist dieselbe
dardurch, dass Sie wegen des reciproci anderen die wähl über-
lassen, alles erschöpffen, was zur erleichterung und beschleuni-
gimg des friedensgeschäffts, und dessen Vollziehung nur immer
diensahm erachtet werden kan.
Ad Articulum Septimum.
Der erste theil nebenstehende Articuls ist so gefast, umb
eines theils im Reich mehrers gelten gemacht werden zu können,
und anderen theils bey Frankreich und Spanien weniger Schwie-
rigkeit vorzufinden.
Bey dem zweyten aber ist sich nach dem beyspiel dessen
was der vierdte Articul des Wienerischen definitiv-friedens Trac-
tats vermag, gerichtet worden.
Solte jedoch ein und anderes einem nicht vorgesehen wer-
den mögenden anstand unterworfFen seyn, So köndte es ganz
ausbleiben, umb willen bey dei^arth, wie der Sechste articul
lautet, die jura Imperij ohnedas unverleczt verbleiben, und die
ausbedungene erneuerung des Wiener Tractats vom jähr 1738
ex indentitate rationis die desincameration von Castro und Rou-
ciglione ohnedas mit sich bringet.
Ad Articulum Octavum.
Der eingang dieses Articuls, worauff sich auch in dem
nachfolgenden bezogen wird, ist wohlbedächtlich so gefasset
173
worden, dass Frankreich ruiib so weniger anstand haben könne,
ohne auff des Spanischen Hoffs einwilligung- zu warten, den-
selben einzugehen. Die mehristen darinnen enthaltene beding-
nussen seind, in so weit sie Parma und Piacenza betreffen,
ohndessen vom Graffen St. Severin schon eingestanden worden,
ausser des verbotts einige neue vestungen zu errichten, wor-
gegen er zwar, als von Übertragung Parma und Piacenza an
Sardinien die frag wäre, nichts eingewendet. Allein fliesset
hieraus nicht, dass er sich eben so gleichgültig in ansehung
des Infanten äusseren werde. Wird also nöthig seyn, in dem
begleitungs Rescript an Hr. Graffen Kaunicz nach vorläuffig
erfolgter allerhöchster entschliessung , klar anzuführen, ob und
in wie weit von denen im gegenwärtigem Articul, dann in dem
nachfolgendem auszudingen, antragenden bedingnussen abge-
standen werden möge, oder nicht. Dass man aber in diesem
articul die puncten, so des commercij halber von Sardinien
ausbedungen werden wollen, zugleich mit einfliessen lassen, ist
die ursach, weilen der Infant ebenmässig seine anständigkeit
darbey findet, dass nicht der freye handel nach der Schweytz,
Teutschland und Holland durch Sardinien allen anderen ge-
spörret, mithin sich privative zugeeygnet werde. Welches mo-
tivum allein bey Frankreich mehr dann zureichend seyn solte,
umb den hiesigen antrag in puncto derer abgaben des Wormser
Tractats zu unterstüczen.
Ad Articulura Nonum.
Was bey dem vorhergehenden Articul angemerket worden,
schlägt in diesen gleichsfalls und noch mehrers ein, umb willen
durch derer Bundsgenossen übereylung das Verlangen, wai'um-
ben hier orths die frag ist, nachdeme Frankreich darein bereits
eingewilliget hatte, weit mehrers, als in ansehung derer vor-
hero angeführter puncten verleczet worden : derenwegen man
diese nur mit stillschweygen übergangen, hingegen alle drey Her-
zogthümer ohne ausnahm dem Infanten in denen Praeliminarien
zugetheilet hat.
Dahero diessfalls die auffmerksamkeit verdopplet worden,
umb so viel möglich Wörter auszusuchen, wordurch der schluss
nicht auffgehalten würde, das Verlangen aber dannoch in salvo
verbliebe.
174
Ad Articulum Decimum.
Da dieser Articul mit dem fünfFten derer Praeliminarien
übereinkombt, So kan nicht wohl eine i^chwürigkeit darbey ver-
nnithet werden.
Ad Articulum Undecimum.
Mit diesem Articul hat es die nemliche Beschaffenheit,
wie mit dem zeh enden.
Ad Articulum Duodecimum.
Aus mehreren zum theil auch geheimen nachrichten, w^are
abzunehmen, dass Frankreich denen weithäuffigkeiten eines Con-
gresses auszuweichen suche. Da nun allerseits anständig ist,
das friedenswerk kurcz und bald zu endigen, So ist in diesem
Articul nur in so weit von denen Praeliminarien abgewiechen
worden, dass man der Verweisung auff den Congress nicht ge-
dacht hat. Solte jedoch andererseits auff dem Inhalt derer Prae-
liminarien schlechterdingen bestanden werden; So köndte man
diessorts sich nicht wohl dai^gegen seczen. Wann aber nur
immer ein Congress vermieden werden kan; So ist es umb so
viel besser.
Wie Hr. Graffen Kaunicz vorhin wissend ist, hat Chur-
Pfalz den französischen Hoff angegangen, entweder den sein
Interesse betreffenden articul zu verbesseren, oder ihn gar aus-
zulassen. Das erstere kan um schlechterdingen nicht zugegeben
werden, umb willen von denen Praeliminarien anmit abgegangen
würde. Wachtendonck schmeichlet sich zwar, derenthalben
gute Versicherungen von Frankreich erhalten zu haben. Andere
geheime nachrichten aber zeigen an, das es nur Hoff bescheide
gewesen. Zu sein des Hr. Graffen Kaunicz direction werden
die eine sowohl, als die andere hier angefüget, umb in gegen-
haltung derer in loco vorfindender umbständen die eygentliche
absieht desto verlässlicher ausnehmen zu können. Warumben
aber auf die gänzliche auslassung der erwehnung von Pleystein
von Chur-Pfalz angetragen wird, ist, weilen man allda erkennet,
dass diese besondere ei-wehnung all-weiteres schadloshaltungs
begehren, ausschliesset, wie dann der von Menshengen hiehero
die rechtsregul applicirt : expressa nocent, quae non expressa haud
nocerent.
175
Solte aber gleichwohlen auch von Frankreich aufF die
gänczliche übergehung des puncts von Pleystein, oder auch
dieses ganczen Articuls angetragen werden, So könnte man es
diessorts geschehen lassen, umbwillen der hiesigen befugnus in
ein- und anderem andurch nichts entgienge. Mit einem wort
sobald nur ein mehreres, als die Praeliminarien vermögen,
hierunter nicht ausgedungen werden will; So werden dem
Hr. Graffen Kaunicz durchaus freye Hände gelassen.
Ad Articulum Decimum Tertium.
Hier orths hat man sich mit alleiniger auslassung der er-
wehnung eines Congresses wort für wort au die Verordnung
derer Praeliminarien gehalten ;, mithin ist die Anmerkung auff
den ohnniittelbar vorhergehenden Articul hiehero gleichfalls
applicabel.
Ad Articulum Decimum Quartum.
Mit einigem schein, weniger fug kann gegen diesen Ar-
ticul von Frankreich nichts eingewendet werden. Warumben
er aber beygefüget worden, fällt aus dessen innhalt in gegen-
haltung des Wienerischen finedens Tractats von selbsten in
die äugen.
Ad Articulum Decimum Quintum.
Ist dem Wienerischen friedens Tractat, mit auslassung
dessen, was das Reich betrifft, gemäss gefast.
Ad Articulum Decimum Sextum.
Der 14. Praeliminar- Articul, die anerkandtnus des Kaysers
Maytt. betreffend, ist ganz ausgelassen worden. Derselbe ist
gegen die Kaysers und des Reichs Würde anstössig, und be-
kandt, was für Vorstellungen derentwegen von Chur Maynz
beschehen, welche sambt der darüber durch seine behörde an
Graffen Cobenzel erlassenen verbescheidung sich hier angefügt
befinden, keineswegs dass Hr. Graff von Kaunitz einige er-
wehnung darvon gegen Grafen St. Severin zu thun hätte, son-
dern allein zu dessen geheimen Unterricht und direction.
Sowohl in dem hiesigen Project derer Praeliminarien als
in dem französischem gegenproject wäre dieser Articul gancz
ausgelassen. Er ist also aus dem in Engelland geschmidetem
176
entnohmen, und dortiger unerfalirung und Unwissenheit derer
Reichssachen zuzuschreiben. Zur Begründung dessen Auslas-
sung ist gegen Grafen St. Sevei'in vornemblich die ehemahlige
Observanz in gleichen Fällen, nerablichen sowohl bey dem
Münsterischen als Baadischen Frieden anzuziehen. Die umb-
ständen darvon seiud Hrn. GrafFen Kaunicz ohnedas bekandt.
Solte etwas mehrers boyzufügen für nöthig erachtet worden.
So wäre es an ihn durch seine behörde zu erlassen.
Ad Articulum separatum et secretum.
Man hat sich bey dem auffsacz dieses Ai'ticuls nach der
declaration vom 23. Maji gerichtet. Es schlägt aber dahin die
nembliche Anmerkung gleichsfalls ein , so in margine des
anderen Articuli separati et secreti stehet.
Ad articulum separatum et secretum.
Man kann nicht wissen, wie die declaration, worzu Hrn.
Graff. Kaunitz in seinem Schreiben vom 22. Juny Hoffnung
gibt, ausfallen werde. Nie hat man Frankreich wegen einer
mifwürchmg oder mitanwendung , sondern allein dass sich diese
Cron passive halten möge, angegangen. Man hat sich also be-
fliessen, diesen Artickul auf eine ganz simple arth zu fassen.
Die meynung ist aber nicht, den Hrn. Graffen von Kaimicz
daran zu binden, massen ganz gleichgültig ist, auff was weiss
obiger endzweck erreichet werde. So ihme besser bewust seyn
muss, als es ihme nicht von hieraus vorgeschrieben werden
mag. Wäre auch die mittlerweyl ausgestellte declaration all-
schon zureichend; So köndte von deren Wiederholung abstra-
hirt, oder sich nur darauf bezogen, u^nd selbe dem Tractat zu
ende gewöhnlicher massen beigefüget werden.
X.
Loos ä Brühl.
(Wiener Haus- und Staatsarchiv.) Vienne, 10 aoüt 1748.
En me parlant des consequences de ce qui pro quo fatal
Mr. le Oomte d'Ulfeld m'observa, qu'il causoit la difference du
177
tout au tout, si nous avions scu, me dit-il, le 7 juillet, oü nous
avons repondu aux depeches de Kaunitz du 29 juin, les idees
que Mr. de St. Severin avoit communiquees au Secretaire Kau-
derbach, nous aurions instruit le premier d'une fa9on tout-k-
fait difFerente sur la conduite^ qu'il auroit a tenir a l'egard de
Mr. de St. Severin et quelles explications il auroit eu a donner sur
les ouvertures de celui-cy. II continua qu'on se ressentoit deja a
present du prejudice, qui en resultoit a la Cour d'icy pour la
fagon d'agir de ce Ministre de France. V. E. aura vu par ma
derniere depeclie du 7 de ce mois, que Mr. de St. Severin et
de Kaunitz ayant confere seuls ensemble sur les affaires de la
Paix, le premier avoit depeche un Courier ä Sa Cour. Selon le
rapport du Comte de Kaunitz, arrive du depuis, ce Courier est
revenu, mais au Heu des reponses favorables, qu'il avoit espei'e,
qu'il apporteroit, lui Comte de Kaunitz, n'avoit obtenu de Mr.
de St. Severin que de vagues et telles reponses toucliant ces
matieres de la paix, qui ne luy permettoient pas de se flatter
de quelque succes satisfaisant. De la Mr. le Comte d'Ulfeld
infera que Mr. de St. Severin, persuade comme il devroit etre,
que Kauderbach auroit fait parvenir ä Mr. de Kaunitz les idees
qu'il luy avoit communiquees, et voyant cependant que le Comte
de Kaunitz ni ne s'approchoit luy-meme de luy, ni ne lui faisoit
savoir par Kauderbach la moindre chose d'y relatif, par oü il
pourroit juger que la Cour d'ici goütät en facon quelconque
les memes idees, ne pouvoit que conclure qu'on les auroit reje-
tees entierement icy et que consequemment il n'y auroit rien
a faire avec cette cour si bien qu'au Heu d'entrer avec Mr.
de Kaunitz sur les autres matieres concernant la paix, il aimoit
probablement mieux traiter avec l'Angleterre, en cons^quence de
quoy Mr. le Comte d'Ulfeld apprehende que Mr. de St. Severin
finira et signera avec Mylord Sandwich le traite de paix.
XI.
Extract aus der Relation des Grafen Kaunitz aus
Aachen den 20. August 1748.
Wiener Haus- und Staatsarchiv.
Weit verwickelter und wichtiger ist die Vorfallenheit mit
dem Sächsischen Legations-Secretario Kauderbach, so mich auf
Archiv. Bd. XLYII. I. Hälfte. 12
178
das empfindlicliste gerühret. Die grossen Folgen können meiner
wenigen Einsicht nicht entgehen, und Euer Kais. Königl. Mayj.
werden in dessen mildester Beherzigung, nicht in Ungnaden
vermerken, dass ich vordermahlen bis auf meine Gedancken
freymüthig allergehorsamst eröffne.
Ich stelle nicht in Abrede, dass ich dermahlen auf die
Vermuthung verfallen, als ob Kauderbach mir des Grafen Se-
verin Geheimes Project verstümmelt hinterbracht, und hiebey
einige Falschheit begangen habe. Es war solches um so we-
niger wahrscheinlich, da er auf der einen Seiten sein Glück
und auf der anderen Seiten die grösste Gefahr vor Augen ge-
sehen, und Er Mir seine Relation anvertrauet ; vielmehr musste
ich den Grafen St. Severin, nach reiffer Ueberlegung aller Um-
ständen, beargwöhnen, dass seine geheime Hoffnung dahin ab-
gezielet, Mir entweder einen Fallstrick zu legen, Oder aber
durch seinen unthunlichen, und in der That so viel sagenden
Vorschlag, dass die Zuruckbehaltung des Etablissements, wo
nicht die Niederlande mit einander jedoch einen nahmhafften
Theil davon, wie auch das Holländische Flandern, und die
ewige Trennung von den Alliirten, mithin nicht zu übersehende
wiedrige Folgen gekostet haben würde, einige Gelegenhait zu
finden, wie Er seine öfftere Aeusserungen von grossen Ideen
bemänteln, und dem billigen Vorwurff, ob habe Er sich unan-
ständiger Kunstgrieffe bedienet, ausweichen könne.
Ich kann ferner in aller Unterthänigkeit nicht bergen,
dass ich auf die vorläuffige von Grafen von Ulfeid erhaltene,
und durch die allergnädigste Resci-ipta bestättigte Nachricht,
wie der sächssische Hof das frantzösche Project auf Schlesien,
und die Massnehmungen gegen den König in Preussen erstrecket
habe, in der wahrscheinlichen Vermuthung gestanden, ob habe
der erwehnte Hof solches aus guter Absicht, und zur Rectifici-
rung des Projects, nach eigenem Gutbefinden, und auf die vor-
gängige Generale Aeusserungen des Grafen St. Severin, einge-
rucket, und hinzugefüget ; In welcher Meinung ich sowohl durch
die oberwehnte, als die fernere Betrachtungen bestärket worden,
dass es gegen des Grafen S. Severin gantze Natur, Gewonheit
und meine öfftere Erfahrung lauffe, sich ohne langen Umschweif
und Rückhalt, in so wichtigen Vorfallenheiten zu öffnen, und
dass Er sich hierunter keiner dritten Person bedienet, sonder
sich eine Freude daraus gemacht haben würde Selbsten von
179
diesem grossen Project Mir Nachricht zu geben^ und andurch
seine so vielmahl versicherte gute Gesinnung gelten zu machen.
Ueber dieses habe ich zwar nachhero, wie ich noch den
8. hujus Euer Kais. Königl. Maytt. Hof- und Staats Canzlern
Grafen von Uhlfeld in Ziffer berichtet, mit dem Kauderbach
verschiedene Unterredungen gepflogen, aber niemahlen von ihm
eine so positive Nachricht, wegen des frantzöschen Vorschlags
in Ansehung des Königs in Preussen erhalten, welche mit dem
Vorgeben des Sächssischen Hofs übereingekommen wäre.
Mit diesen Gedancken bin ich nach Spa abgereiset. Es
wäre aber meine Befremdung desto grösser, als ich daselbsten
die AUergnädigste Rescripten vom 5. dieses und mit Solchen
das Dechiflfrirte Bericht Schreiben des Kauderbachs zurecht
erhalten, maassen das letztere keinen Zweiffei mehr übrig ge-
lassen, dass hiemit die Oeffnung des Sächssischen Hofs voll-
kommen übereinstimme.
Dass nun mein kleinerer Bericht vom 30. Juny^ die reine
Wahrheit in sich hatte, und Kauderbach mir niemahlen die po-
sitive frantzösche Erklärung hinterbracht habe ,Que du cot6 de
la Prusse on seconderoit Sa Majeste l'Imperatrice de toutes les
forces, pour Lui faire reprendre la Silesie, et que la France
s'engageoit non seulement ä employer ses propres forces, pour
faire en sa faveur la plus puissante diversion contre le Roi de
Prusse, mais d'employer aussi tout son credit, pour Lui procurer
d'autres Amis tant en dedans, que hors de l'Empire etc. kan
Ich nicht nur auf meine theure Pflichten Allerunterthänigst ver-
sicheren, sondern ich trage auch nicht den gei^ngsten Zweiffei,
dass Euer Kays. Königl. Maytt. mir hierunter vollen Glauben
allergerechtest beymessen werden.
Die Wichtigkeit der Sachen : die vollständige Erkanntnuss,
wie tief die Wiederherbeybringung Schlesiens in die Aller-
höchste Staats- Verfassung einschlage : Meine verschiedene Aller-
unterthänigste Berichte: Und selbsten meine dem Kauderbach
gegebene, auch von mir, wie von Ihm gleichlautend vorgestellte
Antwort, sind ohnedem, nebst vielen anderen Umständen, gantz
offenbahre, und selbstredende Zeugenschafften auf meiner Seiten ;
Indem ich ja das frantzösche Project, wann nach des Kauder-
bachs Spi'ache gelautet hätte, immer mehr so weit ge-
worffen haben würde, dass ich solches auch nur ad Referendum
zu nehmen verweigern sollen, Und wie wäre dann von dem be-
12*
180
sagten Kauderbach eine so grosse Unbesonnenheit zu ver-
mutben, dass auch Er, in seiner eig-enen Relation ohngeachtet
ihm seines Hofs Interesse und Absichten bekannt seyn müssen,
den Bemerkten französchen Antra,g, als unproportionirt, und
unthunlich angesehen, keine Rectification an Hand gegeben, auch
meine ihm in Mund gelegte Antwort, im geringsten nicht miss-
billiget.
Diese Letztere, und die vorerwehnte Betrachtungen haben
mich also bey so verschiedenerley hier einschlagenden Muth-
massungen vorzüglich auf die folgende geführet: Dass der
französche Minister sich nicht so positive wegen Preussen, wie
Kauderbach vorgestellet, geäussert, sondern dieser die vorgän-
gige, gleichfalls in Meinen Allerunterthänigsten Berichten, be-
sondres aber in dem Grösseren vom 29. Juny, so nebst dem
Kleineren vom 30. mit dem nemlichen Courier abgegangen,
enthaltene General Aeusserungen zusammengefasst, in ein Sy-
stema verwandelt, und hiermit, wie auch durch die angebliche
Ausforschung des frantzöschen Secreti, sich bei Seinem Hof
gross zu machen, und den Bericht durch eigene Zusätze aufzu-
putzen, auch wohl gar das gantze geheime Negotium an sich
zu ziehen getrachtet habe, zumahlen Er nach den Umständen
vermuthen können, dass mir der erwehnte Bericht nicht zu
Gesicht kommen, und die Sach auf sich beruhen würde. Womit
ferners übereinzukommen scheinet, dass Er in der Chiffrirten
Stelle seines Berichts, sorgfältig dahin angetragen, ihn mit wei-
teren Instructionen zu versehen. Seinen Hof nicht zu compro-
mittiren, und alle Schuld des etwa misslingenden Ausschlags
auf sich zu nehmen.
Nebst deme habe ich bey verschiedenen Gelegenheiten
wahrgenommen, dass Er in seinen Relationen nicht exact, und
mir ein so anderes in den Mund geleget, so ich doch von ihm
in Erfahrung gebracht, Wie Er dann auch unter anderen. Seinen
Hof den Haupt-Umstand des frantzöschen Plans wegen Nieuport
und Ostende, mir aber des Grafen St. Severin angebliche Aeus-
serungen, dass die Niederlande zu einem Desert gemacht werden
müssen, verschwiegen gehalten hat.
Bey diesen Umständen scheinet sich der billige Verdacht,
als ob unter des Kauderbach's Betragen eine ungetreue Geheime
Verständnuss mit dem Englischen oder einem anderen Ministro
verborgeu stecke, auch dadurch zu vei*mindern, dass Er Meines
181
Wissens, keinen vertrauten Umgang- mit Mylord Sandwich, Grafen
Bentinck oder Comte Chavanne gepflogen, und diese vielmehr
einen alten Wiederwillen und Verachtung seiner Person, gleich
bei seiner Anherokunfft, und ferners hin zu erkennen gegeben.
Wann auch England den geheimen frantzöschen Vorschlag schon
in Erfahrung gebracht haben solte, so zweiffle ich sehr, dass
Milord Sandwich sich auf die Art, wie geschiehet, betragen, und
von des besagten Hofs aufi'ichtigen Absicht, den Frieden zu
beförderen, versichert halten würde. Gleichwohlen will dem
Kauderbach hierunter nicht das Wort reden, und muss ich
dahin gestellt seyn lassen, was Er desfalls auf dem Hertzen
habe. Allenfalls würde die Unvorsichtigkeit des Ihme bezeugten
allzugrossen Vertrauens nicht auf mich, sondern auf Grafen
St. Severin zurückfallen, da dieser und nicht Ich gedachten
Kauderbach am ersten in das Secretum gezogen.
Indessen ist meine grösste Sorgfalt dahin gegangen in
mehrere Clarheit zu setzen. Ob Graf St. Severin sich in der
That, so wie der Kauderbachische Bericht lautet, geäusseret
habe? Und wie das verabsäumte am füglichsten verbessert
und nachgeholet werden könne.
Zur Erreichung dieser Absichten habe Mich den 18. dieses
zu dem Kauderbach verfüget, meine innerliche Empfindlichkeit
auf das sorgfältigste zurückgehalten, und die Unterredung mit
einigen Umschweiff auf die Frage geführet, Ob Er noch keine
nähere Antwort von seinem Hof auf das Geheime Project er-
halten habe? Hiebey konnte Ich die nicht geringe Verlegen-
heit des Kauderbach's wahrnehmen, welches mich vermuthen
machen, dass Er bereits einige Auskunfft von seinem Hof,
wegen der Variation, überkommen müsse ; Da Er aber solches
gäntzlich in Abrede stellte, so äusserte Ich mich noch weiters :
Wie Ich dem Grafen St. Severin nicht verzeihen könnte, dass
Er sein Project nicht geschmackhaffter gemacht, noch eine po-
sitive Erklärung, Euer Kays, Königl. Maytt. wieder zu Schlesien
behülflich zu seyn, von sich gestellet hätte:
Allein Kauderbach erwiederte, dass solches Ja zu Genügen
geschehen, indem besagter Graf Severin, auf seine des Kauder-
bachs 3 mahlige Anfragen : ,Est-ce-que Vous Voulez donc vous
liguer avec la Cour de Vienne contre le Roi de Prusse? geant-
wortet hatte : ,Mais oui ! Mais pourquoi pas ? Mit dem ferneren
182
Beysatz. ,Que la France pourroit en ce cas faire iine puissante
Diversion en Westphalie/
Da ich nun mit aller Gelassenheit befragte ; Warum Er
Mir dann diese Umstände nicht eröffnet, noch mich in Stand
gesetzet hätte, der Sachen besser nachzudenken, massen die
Aeusserung wegen Preussen, dem gantzen Project eine andere
Gestalt gebe, und dieses vielleicht zum Vergnügen Meines und
Seines Hofs hätte rectificiret werden können, So Hesse Er sich
in Antwort vernehmen : Wie Er in dem ernsten Glauben ge-
standen seye, dass Er mir diesen besonderen Umstand wirklich
hinterbracht habe ; Er müsste also bedaueren , wann solches
wieder seinen Willen aus Vergessenheit, und bei seinen damahls
gehabten überhäufften Ideen, nicht geschehen seye, oder Er
sich nicht deutlich genug expliciret hätte.
Bey diesen häckelichten Umständen habe Ich also in Er-
wegung gezogen, dass, wann des Kauderbach's vorgeben gegrün-
det, auf die Verbesserung des verabsäumten ohne Zeit Verlust,
und noch vor der Zuruckkunft des Grafen St. Severin zu ge-
dencken, solches aber vor dermahlen, und da ich noch nicht
Selbsten in der Sach erscheinen kan, durch Niemand anderen,
als durch den Kauderbach zu bewerkstelligen seye. Solte hin-
gegen der Umstand wegen Preussen, in des Letzteren Bericht
erdichtet seyn, so wäre solches nicht füglicher als durch das
eigene Zeugnuss des frantzöschen Ministri zu bestättigen. Da-
her© Ich dem Kauderbach des mehreren vorgestellet : Wie mir
allerdings nöthig schiene, sich von der Frantzöschen Denkens-
art zu versicheren, zu dem Ende den Vertrauten Tercier zu sich
zu erbitten. Diesem aber das ganze Project, so wie ein solches
in Sein des Kauderbach's Bericht enthalten^ nochmalen vorzu-
tragen , und zu vernehmen. Ob Tercier hiebey etwas zu
erinnern oder in Abrede stellen würde? Diesem nächst wäre
dem Letzteren zu eröffnen. Er Kauderbach hätte nochmahlen
mit mir zu reden Gelegenheit gefunden, und von mir vernehmen
müssen, dass Er Mir aus Vergessenheit, Nichts von dem Preus-
sischen Umstand hinterbracht habe. Worauf meine deutliche
Erklärung erfolget seye : Dass, wann mir solches gleich Anfangs
bekannt gewest wäre, Ich das Project ad Referendum zu nehmen,
nicht verweigeret, sondern ohne Zeitverlust Meinem Hof ein-
berichtet haben würde, da dieser zwar nach Seiner gewohnten
Redlichkeit, keinem Dritten etwas von seinen Landen zu ent-
183
ziehen gedächte, Jedoch sonder Zweiffei im Fall man von der
Erfüllung" derer frantzöschen Anerbiethen sicher wäre, statt des
Holländischen Flandern das Aequivalent von eigenen Landen
eingestehen würde. '
Es hat auch Kauderbach solches zu bewerkstelligen, nicht
nur heilig versprochen, sondern auch noch selbigen Abends,
seiner Versicherung nach, meinem gantzen Vortrag dem Tercier
eröffnet. Dieser habe nun das Ihm wiederholte Project nicht
in Abrede gestellet, vielmehr eine besondere Freude über meine
Ei'klärung zu erkennen gegeben, wegen des Aequivalentis wo-
rinnen es bestehen solle, nachgeforschet, und völlig übernommen
hierüber Seinem Hof seinen ohngesaumten vertrauten Bericht
zu erstatten, und diesen durch einen eigenen Courier ablauffen
zu lassen; Wie dann solches verinög des Kauderbach's Versi-
cherung des 19. Moi'gens erfolgt ist; deme Kauderbach noch
beigefüget: Wie er wegen des Aequivalents dem Tercier be-
deutet habe, dass man vor dessen Benennung von der wahren
französischen Denckens-Art gesichert seyn müsse.
Bey allem dem ist mir noch nicht aller Zweiffei benom-
men Ob Graf St. Severin wegen Preussen so positive geäussert
habe, und ob nicht vielmehr Kauderbach sein erweitertes vor-
geben, mit guter Art zu verdecken, und zu verbesseren suche.
Es muss sich aber solches inner kurtzem, bey Zurückkunfft
der Antwort von Compiegne zuverlässig ergeben; Und da Ich
gantz deutlich, und zu wiederholten mahlen versichert, dass
mein Hof keineswegs der Republic Holland etwas zu entziehen
gedächte, So stehet auch. Meines Venigen Ermessens von der
vorbemerkten Öffnung, kein schädlicher Missbrauch zu besor-
gen; Hingegen ist Sie das eintzige Mittel gewesen, um Allen-
falls die Sache wieder in das rechte Gleiss einzuleiten.
Extract aus dem kaiserl. Rescripte an den Grafen
Kaunitz vom 9. Septb. 1748.
Solch schliessliche Anweisung nun hat zwey haubtgegen-
stände, nemblichen theils die ehebaldiste Vollziehung derer
Praeliminarien und vollkommene endschaft und friedenshand-
lung, und theils die geheime einverständnus mit Frankreich
über die dem Kauderbach beschehene Öffnung.
184
Ein objectum ist mit dem anderen nicht zu vermischen,
und vorzüglich auff das erstere zu dringen, als von welchem
das Zweyte eine folge zu sein hat, umb willen die Aussöhnung
vor der näheren Vereinigung, nach der Sachen natur vorhero-
gehen muss. Doch da man sich jederzeit an die Stelle dessen,
mit welchem die handlung gepflogen wii'd, zu seczen hat. So
ist dieser an sich unentbehrliche Vorzug auff eine solche arth
darzustellen, und zu erkennen zu geben, dass Frankreich auff
den argwöhn nicht verfallen möge, ob gedächten Wir nach
einmahl in der Friedenshandlung erreichten absieht das zweyte
objectum entweder ganz ausser acht zu lassen , oder doch auff
die lange banck zu schieben, So aber unsere meynung abso-
lute nicht ist, und Frankreich umb so leichter diessfalls ruhig
seyn kan, als Uns in dem Fall, da diese Cron es auffrichtig
meynet, an der zweyten handlung beförderung zum meisten,
gelegen ist. So sehr du dich also einerseits zu hüten hast, die
Vollziehung derer Praeliminarien und vollständige endschafft der
friedenshandlung von der näheren Vereinigung mit Frankreich
abhangen zu machen: So bereitwillig hast du dich untereinstem
zu bezeugen, dass nach mass, als Frankreich sich näher und
positiver öffnen wird, auch man hier im mindesten gewiss nicht
zurückbleiben würde : doch mit der jedesmahl beygefügten Ver-
wahrung, dass andurch kein Verzug dem ersteren objecto nemblich
der vollständigen endschafft der friedenshandlung zuwachse. Zu
welches antrags begi-ündung du dich auf das eigene zu steiffen
hast, was Graff St. Severin zu mehrmahlen nicht nur gegen
Kauderbach, nach dieses Manns voi'geben, sondern auch gegen
dir Selbsten angezogen hat, nemblichen, dass man vorhero hee-
derseits in solchen umhständen sich befinden müsse, umh in voll-
ständiger Offenherzigkeit sich gegen einander äusseren zu können.
Und dieses ist, was die modalität der fernerweiten hand-
lung betrifft. Die sach selbsten aber belangend, da seind, um
die Zurückgab derer Niederlanden nebst dem schluss des defi-
nitiv-Tractats zu beschleunigen, zwey weege obhanden, der eine,
dass man mit und nebst beeden Seemächten mit Frankreich
übereinkomme, und der andere, dass es einseitig beschehe.
Die erstere übereinkommung kan änwiederrumb auff zwey-
erley arth bewürket werden, entweder mittels eines gemeinsah-
men oder mittelst mehrerer besonderer definitiv-Tractaten.
185
Wegen einer leeren formalität würden Wir die zweite
arth der ersteren keineswegs vorziehen, noch Uns darbey einen
einzig-en augenblick auffhalten. Allein liegt klar vor äugen,
wie häuffige schwürigkeiten bey dem biss nun zu betriebenen
gemeinsahmen Tractat sich hervorthun. Und ist nicht minder
ganz offenbahr, aus was wiedriger ungerechter absieht beede
See Mächten so sehr darauff versessen seind. Wollen sie aber
von dieser absieht abstehen, und können Uns annebenst zeigen,
wie die des mehreren schon angedeutete schwürigkeiten sich
heben lassen; So wären wir solchen falls nicht entgegen, auch
an einem gemeinsahmen detinitiv-Tractat mit theil zu nehmen,
doch was wohl von dir zu merken ist, weder ehender noch änderst,
als unter ebenerwehnten zwey bedingnussen.
Nachdeme aber beede diese bedingnussen so leicht und
so geschwind nicht zu erfüllen seind, So ist je und allezeit
auff die errichtung mehrerer besonderer definitiv-Tractaten NB
vorzüglich von dir anzutragen : mit dem beisacz, dass bey solcher
modalität ganz und gar keine schwürigkeit sich äussere, sobald
nur wegen beseczung derer ehemaligen Barriere pläczen, so
annoch Vestungen seind, mit der hiesigen bündigsten Versiche-
rung, der Republic Holland das besatzungsrecht nach, wie vor,
darinnen einzugestehen , sich begnüget, dann wegen Sardinien
und Preussen ein mehreres nicht, als die wörtliche einverleibung
des Siebenden und Zwanzigsten Praeliminar Articul's anbegeh-
ret, und sich auch übrigens nach dem hiesigen beyspiel bey
dem Auffsacz solch besonderer definitiv-Tractaten gerichtet wird.
Gegen welchen Antrag, dass Frankreich in keinem punct etwas
einzuwenden habe, das eygene dir mitgetheilte Precis ausM^eiset ;
als nach welchem die von Frankreich gemachte Anstände gaucz
andere, als oberwehnte materien betreffen.
Woraus also sich der nothwendige schluss von Selbsten
ergiebet, dass man in ansehung oberwähnter dreyen haubtpuncten
keinen wiederspruch von Frankreich zu befahren habe, sondern
aller Verzug 'und anstand lediglich von beeden See-Mächten
auf Sardinisches Anstifften herrühren.
Solchergestalten die Vorstellungen denen Englischen und
Holländischen Ministris zu thun, ist aus der haubtbeti-achtung unent-
behrlich, weilen eines theils anmit alle ausflucht und Verdrehung
ihnen abgeschnitten wird, und wann man darmit auslangt, an-
durch den vorzüglich vor äugen habenden endzweck erreichet.
186
anderen theils aber, und wo man, wie zu besorgen ist, nicht
auslangen sollte, die sacb umb so mehrers zu dem Zweyten
obenerwehnten weeg eines einseitigen Schlusses mit Frankreich
einleitet: theils weilen nach allen dieseu vorhergehenden Vor-
stellungen und anerbiethen diesseitiger schluss umbso mehrers
gerechtfertiget, oder beede See-Mächten in das volle unrecht
geseczet werden; und theils weilen Frankreich Selbsten sich
dergestalten andurch in die enge getrieben befindet, dass es
entweder dem hiesigen antrag die bände biethen, oder die wiedrige
absieht, länger in dem Besiez derer Niederlanden verbleiben
zu wollen, ganczlichen auffdecken muss.
Wir haben nemblichen aus deinem Bericht vom 30. July
jüngsthin ersehen, dass GrafF St. Severin der hiesigen Latei-
nischen Ebauche so wenig auszustellen gewust, dass du sogleich
mit ihme hättest schliessen können, wann nicht entweder der
Vorwand, beede Seemächten zu befriedigen, ihme zum Deck-
mantel gedienet, oder die reale absieht, länger im Besiez derer
Niederlanden zu verbleiben, ihn Graffen St. Severin zurückge-
halten hätte. Will man nun die lecztere verdecken, So muss
sich forthin an jenem Vorwand gehalten werden, welcher hingegen
dardurch hinwegfällt, dass Wir den VII. und XX. Praeliminar-
Articul wort für wort der Lateinischen Ebauche beyzufügen uhr-
bietig sind, und der anstand einestheils wegen einschränkung
des Infanten Versorgung auf dessen Männliche descendenz
und anderen theils wegen einschränkung des nicht genusses
des jährlichen Schiffes auf vier jähr nach des Keith vorge-
ben bereits gehoben ist, alle übrige puncto aber, worinnen
Engelland was mehreres, als die Praeliminarien vermögen, er-
zwingen will, Frankreich sich dem antrag ohnedas wiedersezet,
mithin wo diese Cron nicht sogleich mit Uns solte schliessen
wollen, sie den schluss von wegen derley puncten aufhalten
würde, wo Wir mit ihr, und sie mit Uns bereits verstanden
seind. So die seltsamste begebenheit seym, folglich der ganzen
weit zu erkennen geben würde, das, was anderes hierunter ver-
borgen stecke.
Du hast also nach Vorausseczung dieser Anmerkung noch
mahlen in Graffen St. Severin zu dringen, die hiesige Ebauche
articul für Articul mit dir durchzugehen, und solchergestalten
der schon so lang gedauerten handlung ein ende zu machen:
umb so mehr, als er Graff. St. Severin ohnmöglich misskennen
187
kau, dass sobald Wir mit Frankreich geschlossen haben wer-
den, die Republic Holland umb zur zurückgab ihrer verlohrener
Landen zu gelangen, keinen augenblick säumen werde, noch
könne, von denen ungereimbten verlangen und schwürigkeiten
zum Behuff Sardinien und Preussen abzustehen, als zu deren
unterstüczung besagte Republic ohnedas nur durch die zwey
an Engelland ganz ergebene Gebrüder Bentinck gegen die ehe-
malige eygene meynung verleitet worden. Und eben dieses ist
auch das kürzeste mittel, Engelland selbsten von seinen unge-
reimbten verlangen zum behuff Sardinien und Preussen abzu-
bringen, nachdeme kein Englischer Minister sich getrauen wird,
noch kan, das friedens Geschafft NB. einseitig aus dieser ursach
auch nur einen augenblick auffzuhalten.
So natürlich und aneinanderhangend aber gleich alles,
was obstehet ist. So äussert sich jedoch dabey noch ein anstand,
so dahero entspringet, dass in der hiesigen an Graffen St. Severin
hinausgegebenen Ebauche sich anerbothen worden, Ostende und
Nieport biss zur Zurückstellung Cap Breton und anderer in denen
Indien ihr weggenohmen seyn dörffender örther dieser Cron in
bänden zu lassen. Wo hingegen in der dem Lord Sandwich
hinausgegebenen abschritt nur von aushändigung Englischer
Geissein biss zu solch erfolgter Zurückstellung meidung besche-
hen, welche aushändigung aber nicht statt haben könnte, wo
ohne Engelland geschlossen würde, folglich Frankreich seiner-
seits ohne aller Sicherheit verbleibe. Worzu diese Cron nie
einwilligen wird, auch in der That ihr ein solches nicht zuzu-
muthen ist. Umb solchemnach auch dieser schwürigkeit vor-
zukommen, und dem Englischen Hoff allen anlass zu benehmen,
sich zu beklagen, als ob man ihnen was anderes mitgetheilet,
und sodann was anderes mit Fi'ankreich geschlossen hätte: So
ist für den diensamsten ausweeg gehalten worden, dem V. Ar-
ticul der hiesigen Lateinischen Ebauche, ganz zu ende die
Wörter beyzurucken : aut de eorum restitutione per idoneos ohsi-
des cautum. Dann solchergestalten Frankreich auff die arth,
wie es selbsten eingewilliget hat, zufriedengestellet wird, umb
willen von keinen seinerseits auszulieffernden Geissein erweh-
nung beschiehet, und das wort idoneos auch auff Pairs dit Royaume
de la Grande Bretagne ausgedeutet werden kann, Engelland hin-
gegen sich im geringsten nicht beklagen mag, nachdeme ledig-
lich b«y dieser Cron beruhet, durch aushändigung derer Geissein
188
die Zurückgab von Ostende und Nieuport gleichfalls zu be-
schleunigen.
Und so viel schlüsslichen den zweyten oberwehnten Haupt-
gegenstand, nemblich die nähere einverständnus mit Frankreich
über die dem Kauderbach beschehene Öffnung anbelangt, da
können Wir zuvorderst anzumerken nicht umhin, dass man möge
gleich von sein des Kauderbachs gesinnung ein auch noch so
günstiges urtheil fällen, dannoch wenigstens so viel gewiss sein,
dass sich auif jenes, was er vermeldet, vom Graffen St. Severin
vernehmen zu haben, nicht verlassen werden möge. Wir wollen
gar gerne glauben, dass nicht alles unwahr seye. Allein kombt
in einer so häcklich- und Avichtigen anliege nheit auff jeden
umbstand dessen^ was dir hinterbracht wird, ungemein vieles
an. Obwohlen also ganz recht von dir beschehen, wort für
wort alles, was dir er gesagt, einberichtet zu haben. So ist doch
ein für allemahl ohnmöglich sich auff dessen äusserungen der-
gestalten zu verlassen, umb hiernach ein standhafftes urtheil
zu fällen. Die häuffige Dir mitgetheilte Geheime nachrichten
beweisen zur genügen das wiederspiel, mithin ist aus allen
dessen Öffnungen allein so viel zu schliessen, dass ihme GrafiP
St. Severin eine den König von Preussen und Schlesien be-
treffende Öffnung gethan haben müsse.
Gleichwie aber hiernächst in einer so wichtigen und häck-
lichen materie nicht allein auff die sach selbsten, sondern auch
auff jeden, den antrag begleitenden umbstand ungemein vieles
ankombt, und sich diessfalls auff des Kauderbachs erzehlungen,
sie seien gleich beschaffen, wie sie immer wollen, ohnmöglich
verlassen werden kan: also bleiben Wir bey dem vorhin dir
ttberschriebenen grundsacz, dass bevor Du dich nicht ohnmittel-
bar mit Grafen St. Severin darüber besprochen haben wirst,
nicht möglich seye dich mit einer zureichenden anweisung dei'ent-
halben zu versehen. Woraus also die nothwendigkeit fliesset,
sowohl dass du dich hierüber an ihn Grafen St. Severin mit
der nöthigen Vorsichtigkeit selbsten wendest, als auch dass du
ihnen mündlich zu erkennen gebest, was Uns und Dich von
einer näheren erklärung bissanhero zurückgehalten, folglich Uns
ausser stand sezet, nach Unserer gewöhnlichen aufrichtig- und
Offenherzigkeit so tieff, als Wir ansonsten keinen anstand haben
würden, in die materie einzugehen.
189
Inzwischen haben dannoch sein des Kauderbach's Öffnun-
gen darzu zu dienen, umb auf der huth gegen jenes zu seyn,
was dieselbe in dem fall, da sie vollständig gegründet wären,
besorgen machen, ohne jedoch vollkommen auff besagte Öffnun-
gen sich zu gründen. Welchem grundsacz zu folge mithin von
dir dem fallstrick sorgfältigst auszuweichen ist, den Graf St.
Severin alsdann gelegt hätte, wann er den Kauderbach ange-
gangen haben solte, die handlung so zu drehen, als ob der erstere
Vorschlag von hier entsprungen wäre; massen diesem antrag
nimmei'- und nimmermehr statt gegeben werden kan, zugleich
jedoch den mindesten argwöhn zu benehmen sorge zu tragen
ist, als ob diessorts der Vortrag dem fauzösischen Hoff beyge-
messen, und derselbe zu dessen nachtheil missbrauchet werden
dörffte.
Worüber, dass du den Graffen St. Severin vollkommen
beruhigest, Wir dir ausdrücklich aufftragen 5 doch dass es auff
eine arth beschehe, dass Frankreich darvon keinen missbrauch
bey Preussen machen könne, als welche Vorsorge Uns diese
Cron Selbsten nicht übel nehmen kan, folglich dieselbe auch
ihr nicht just zu verschweygen ist.
Ferners ist gar recht von dir beschehen, dem Kauderbach
bedeutet zu haben, dass von dir jenes missbilliget werde,
was er dem Graffen St. Severin geantwortet, als dieser ihn
befragt, ob Wir dann der innenbehaltung des holländischen Flan-
dern Uns mit gewalt wiederseczen würden. Dann ob Wir gleich
es zu thun nicht vermögen ; So ist jedoch zwischen der möglich-
keit es zu hintertreiben, und einer auch nur indirecten einwilli-
gung ein ungemein grosser untei'schied , und das letztere mit
Unserem Haubt systemate nicht vereinbahrlich, mithin beloben
Wir gar sehr, was hierüber von dir dem Kauderbach gemeldet
worden.
Und endlichen ist zwar gancz natürlich, dass bevor etwas
festgeseczet werden könne, Frankreich zu wissen verlange, worin-
nen das aequivalent für das holländische Flandern zu bestehen
habe; wie Wir Uns dann auch suppositis supponendis darüber
zu öffnen kein bedenken tragen. Allein müssen Wir vor allem
nicht nur von der wahren französischen Intention, sondern auch
von deren würckung dei-gestalten sicher seyn, dass das aequi-
valent ehender nicht, als biss Uns jenes zu theil wird, worfür
es gegeben wird, zugleich jedoch auch und untereinstem als Uns
190
die g-egeng-ab, der Cron Franckreich realiter zu gutem komme.
Woraus also die folge von Selbsten fliesset, dass Wir vor allem
von der aufrichtigen französischen meynung quoad quaestionem
a«? gesichert seyn müssen, bevor Wir uns über dem quomodo
näher öffnen können. Und ist nicht minder von Dir alles an-
zuwenden, umb vorläufig näher vom Graffen St. Severin suchen
auszunehmen, auff welcher selten das aequivalent der Cron Franck-
reich am anständigsten seyn dörffte, wohl verstanden je und
allezeit, dass, wie obgemeldet, sothanes aequivalent, es bestehe
gleich, worinnen es immer wolle, vor der realen würckung dessen,
was Uns dargegen versprochen wird, nicht statt zu haben hätte.
So kan es ohnmöglich bedenken tragen, den von Uns vorge-
schlagenen geheimen Articul wegen Preussen nebst der Latei-
nischen Ebauche zugleich einzugehen, wiewohlen Wir von wegen
dieses Articuls die unterschrifft sothaner Ebauche keinen augen-
blick auffhalten wollen. Wornach sich also von Dir zu achten
ist. Und Wir verbleiben Dir etc. etc. Geben in Unserer Statt
Wienn den 9. Septbr. im 1748 sten unserer Reiche im Achten
Jahre.
Extract aus der Relation des Grafen Kaunitz an
die Kaiserin, aus Aachen vom 23. September 1748.
Ich habe also die Gelegenheit nicht aus Händen gelassen,
mich mit dem Grafen St. Severin allein zu unterreden, und
Ihme gleichsam als eine Folge der vorbemelten Öffnungen vor-
dersamst die Versicherung zu geben, dass, wie ich gäntzlich
darvor hielte. Meines und des frantzösischen Hofs Absichten
nunmehro gar wohl und leicht vereinbahret, und erreichet wer-
den könnten, indeme man diesseits ebenfalls den Frieden vor-
züglich zu beförderen, aufrichtig gemeinet, und anbey erböthig
seye_, sich in solche Einverständnuss mit Franckreich einzu-
lassen, welche zugleich auf beyder Höfe wesentlichen Vortheil
begründet wären.
Wornächst Ich dem Grafen St. Severin freymüthig eröff-
nete, dass ich ihm etwas ohne längeren Rückhalt zu hinter-
bringen, und mir sein offenhertziges darfürhalten auszubitten
hätte. Ich brachte also nach seiner wahren Beschaffenheit,
191
mithin nach dem Inhalt meines Allerunterthänigsten Berichts
vom 30. Juny des mehrern in Vortrag, wie sich Kanderbach
damahlen gegen mich geäusseret, und ein Friedens-Project mir
vorgeschlagen habe, welches zwar von ihme herkomme und
ideirt seye, jedoch könne er zum voraus für die Begnehmung
des Frantzösischen Hofs gut stehen. Verraög dieses Projects
hätte Euer Kays. Königl. Maytt. freye Hände in Italien bleiben,
das Etablissement des D. Philippe blos auf kosten des Königs
von Sardinien erfolgen, auch in den Niederlanden Allerhöchst
Denenselben Mastricht : Hingegen der Cron Frankreich für seine
übernehmende Gefahr und Mitanwendung nebst Ypern etc. das
Holländische Flandern zu Theil werden sollen, wobey Kauder-
bach anfänglichen nichts von Schlesien, sondern nur so vieles
hinzugefüget hätte, dass es auf Gewinnung des Russischen Hofs
hauptsächlichen ankomme und fürzudencken ; Nun seye zwar
leicht begreiflicher massen, auf dieses rohe und unvollkommen
vorgebrachte Project, die Antwort erfolget, dass, so sehr gleich
Mein Hof mit dem frantzösischen sich näher zu vei'knüpfen
wünsche, ich jedoch in solche vorschlage nicht eingehen, noch
sie einstens ad Referendum annehmen könne, die über fremde
Lande disponireten, und überhaupt in unproportionirter gestalt
angebracht seyen; Nachdem aber Kauderbach sich nachhero
weiters vernehmen lassen, dass vermög des erwehnten Project's
Euer Kays. Königl. Maytt. Schlesien wieder zufallen und dem
König in Preussen entrissen, auch zu dessen Beförderung die
gantze frantzösische Macht und gute Freunde im Reich, ange-
wendet werden solte; So falle von selbsten in die Augen, dass
dieser Zusatz dem Project eine gantz andere und viel vortheil-
haftere Gestalt gegeben, und wann Kauderbach mir solches
gleich anfänglich auf diese Art vorgetragen hätte, ich es nicht
so schlechthin angesehen, noch ad Referendum anzunehmen
verweigert haben würde.
Dann, obschon Meines Hofs Gedenckens-Art mir dahin
bekannt seye, dass Er zu keinen, auch Ihm vortheilhafFten Vor-
schlägen, die Hände biethe, welche den Schaden eines Dritten,
und etwas, so dem Allerhöchsten Ansehen zuwieder lauffe, zum
Grunde hätten, So wäre doch nicht schwer gefallen, das ob-
erwehnte Project nach des Kauderbach's letzterem Vortrag zu
rectificiren, und durch Bewilligung eines, von Allerhöchst Dero-
selben eigenen Landen zu bestimmenden Aequivalents für das
192
Holländische Flandern, der Cron Franckreich anständig und
vortheilliafft zu machen, welches Er Graf St. Severin zwar
annoch als meinen privat Gedanken ansehen, jedoch zugleich
versichert seyn möchte, dass ich das weiters offenhertzig an
Hand geben würde, wann Er mir nunmehro in gleichem Ver-
trauen eröffnete, was Er von Besagtem Project vor ein Urtheil
fälle, und Ob Er solches, nach Beschaffenheit der jetzigen Um-
ständen vor thunlich und practicable hielte.
Nachdem nun Graf St. Severin die zu wiederholten mahlen
angebrachte Versicherungen, dass Mein Hof in den Seinigen
ein grösseres Vertrauen setze, als Er vielleicht vermuthen dörffte
freundschafftlich aufgenommen, so Hesse Er sich weiters ver-
nehmen; Er wolte gegen mich mit gleicher Vertraulichkeit zu
Werke gehen, und mir dahero nicht verhalten, dass Kauderbach
vor und nach dem Schluss der Pi-aeliminarien verschiedentlich
sich bey Ihme eingefunden, und in Conformitaet Seines Hofs
bekannter Gesinnung und Absicht, sich eines unangenehmen
Nachbarn zu entladen, so gut er gekonnt, und mit vieler An-
gelegenheit vorstellig gemacht hätte, wie Frankreich dermahlen
die erwünschte Mittel in Händen habe, sich Euer Kais. Königl.
May. vollständiges Vertrauen zu erwerben, und das beydersei-
tige Staats Systema in die Vortheilhafteste und gesicherste Mass-
nehmungen Vorschläge auf die Bahne gebracht, auch seine
Dienste und weitere Bemühung anerbotten; Dieses habe also
Ihn Grafen St. Severin veranlasset, dem Kauderbach einzusehen
zu machen, dass zwar Sein Hof, nachdem Er einmahl zur
Schliessung der Praeliminarien geschritten, nicht zum Ersten
davon abgehen, noch etwas so gegen seine Ehre und ansehen
lauffe, unternehmen würde ; Sollten jedoch die See-Mächte ihrer
Verbindlichkeit kein vollständiges Genügen leisten, und in etwas
davon abweichen, so hätte auch Frankreich wieder freye Hände,
und die füglichste Gelegenheit, das gantzeWerck umzugiessen,
und mit Euer Kays. Königl. Mayt. solche Massnehmungen zu
verabreden, welche dem beyderseitigen Interesse und Vortheil
gemäss wären.
Unter dieser Bedingnuss und im Verfolg der Unterredun-
gen, seye Er Graf St. Severin von Zeit zu Zeit mit dem Kau-
derbach weiters eingegangen, und wäre Beyderseits bald diess,
bald jenes in Vorschlag gekommen, was in dem obbemerkten
193
fall geschehen, und zum Beiderseitigen Vortheil ausbedungen
werden könnte.
Diese Stuckweise und conditionate auf als privat gedanken
erfolgte öflfnungen, müsse Kauderbach aufgefangen, zusammen
getragen, und hieraus das rohe Project forrairt haben, welches
Er mir hinterbracht hätte. Dass sich auch solches also in der
That, und nicht änderst befinde, ergebe sich bey bioser Ein-
sicht der Land Charte, massen ja das Holländische Flandern,
mit dem übrigen, so Franckreich nach dem Kauderbachischen
Antrag zu Theil werden solte, nicht zusammen hänge, mithin
von keinem sonderlichen Nutzen gewest wäre ; fast gleiche Be-
schaffenheit habe es mit Mastrich und stünde also nicht einst
zu vermuthen, dass ein so ungestaltes Project, von ihme Grafen
St. Severin herkomme.
Ob nun zwar dieses vorgeben, mich von deren vollstän-
digen Wahrheiten um so weniger überzeuget, da keineswegs
natürlich zu seyn scheint, dass Kaudersbach ohne speciale an-
leitung und vei'langen des französchen Ministri, alles aus seinem
finger gesogen haben, und so gar unvernünfFtig und keck ge-
west seyn solte, nicht nur die seinen Hof einberichtete beding-
nusse wegen Preussen , wie in der That geschehen , mir zu
verschweigen, sondern auch so viele andere in seinen Relatio-
nen und mündlichem Vortrag angegebene merckwürdige Um-
stände zu erdichten, und in einem Zusammenhang vorzustellen,
So habe doch die Schwäche des Grafen St. Severin's nunmeh-
rigen Vorgebens aufzudecken, und ihme hierunter vieles zu
wiedersprechen, Billiges und um so grösseres Bedencken getra-
gen, da die sehr wahrscheinliche Vermuthung obwaltet, dass
Er in seinen Aesserungen gegen den Kauderbach weiter als
des frantzöschen Ministerii Absichten gegangen, und desfalls
keinen Beyfall gefunden, wohl aber bey des du Theil anhero-
kunft gantz andere Anweisungen erhalten habe; Wie dann auch
solches insbesondere dadurch bestättiget wird, dass keine Ant-
wort auf den von Tercier, mittelst Abfertigung eines Eigenen
erstatteten Bericht, zum Vorschein gekommen ; Graf St. Severin
seither des du Theil anherokunfft, eine innerliche Unzufrieden-
heit deutlich zu erkennen gegeben, seine Sprache, dass der
Friede nicht so nahe seye, gähling abgeändert, und meinen
vorgesehenen näheren Öffnungen auszuweichen sich bemühet,
auch allem Ansehen nach, die dermahligen Massnehmungen des
Archiv. Bd. XLVII. I. Hälfte. 13
194
Frantzöschen Ministerii und der Generalitaet sehr unterschieden
seyn dörfften.
Gleich wohlen hat die obstehende Auskunfft des mehr-
ernannten Grafen S. Severin mich nicht abgehalten, in eine
nähere Öffnung, wegen seines Hofs führender Gesinnung freund-
schaftlich anzudringen, zumahlen du Theil sich bereits aller-
unterthänigst einberichteter massen, in so weit geöffnet, dass
Franckreich wenigstens für das Künfftige, auf dem so offt ver-
sicherten Vorhaben beharre, mit Euer Kays. Königl. May. in
eine nähere Gemeinerspriessliche Einverständnuss einzutreten;
Worauf dann der frantzösische Ministre die Versicherung erneuert,
dass sein Hof allerdings die bemerckten Absichten führe, und
darauf Staat zu machen seye : Allein dermahlen müsse aus
verschiedenen Ursachen, die mir nicht anzeigen, und nur meiner
Muthmassung überlassen könne, vordersamst der friede, durch
den eingeschlagenen Englischen Canal, zu Stand gebracht wer-
den, und demnächst werden die Mittel und wege nicht ent-
stehen, sondern sich vielleicht inner Kurtzem ergeben, sich mit
Euer Kays. Königl. Mayt. enger zu verknüpfen, und die Bey-
derseitige Anständigkeiten zu befördern; Es Hessen sich ohne-
dem dergleichen geheime anliegenheiten , nicht änderst als de
Cour ä Cour, und keines wegs auf dem hiesigen Friedens-
Theatro, unter so vielen Augen abhandlen, und schiene es
hauptsächlichen darauf anzukommen, dass von Seiten Euer Kay.
König. Mayt. das Künfftige Betragen des frantzöschen Hofs,
genau und ohnparteyisch beobachtet und zur Richtschnur ge-
nommen w^erde. Deme Er als eine Privat- Reflexion und Ge-
danken hinzugefüget : Die Könige von Preussen, und Sardinien
seyen von meinem Hof nicht änderst, als zwey (wann mich
mit Allergnädigster Erlaubnuss seines eigenen Worts bedienen
darf) Larrons, so in dem Trüben gefischet, anzusehen, welche
nicht zu gleicher Zeit gefangen werden könnten. Dahero von
Seiten Euer Kai. König. May. vor allen Dingen in Erwegung
gezogen, und bey Sich vestgestellet werden müsse, auf welchen
am Ersten die Hände zu schlagen, und wie ihme das entrissene
wieder abzujagen. Inmitteilst erfordere die Vorsicht den An-
dern sicher zu machen, und Ihn in guter Meinung zu unter-
halten, Wobey Er sich noch mit gebrochenen Worten entfallen
lassen, dass dieses Vorhaben gegen Preussen nur alsdann zu
bewerckstelligen, wenn man von der Russischen Mitwürckung
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versichert wäre, und die See-Mächten sich selbsten in solchen
Umständen befänden, dass Sie desfalls keine Hindernuss in
Weg- legen könnten.
Wie nun diese Aeusserungen so viel nur ohne zu besor-
genden Missbrauch g-eschehen können, mit freundschaftlichem
Beyfall, und Lobsprüchen erhoben, auch die Unterredung auf
die frantzösche Anständigkeiten geführet, so Hesse sich Graf
St. Severin weiters vernehmen. Wie seinem Hof ein Etablisse-
ment für den Don Phillippe in dem Luxenburgischen oder Henne-
gauischen, so nach dem Ertrag, Vier biss Sechsmahl weniger
als das jetzige Werth, auch eben nicht in Vestungen oder See-
plätzen zu bestehen hätte, sehr anständig seyn würde ; Und als
ich weiters durch verschiedene aus der Unterredung sich erge-
bene Anfragen, auszunehmen suchte; Ob Frankreich- nicht
seine Absichten auf Savoyen richtete; So wurde dieser Ge-
dancken von dem französchen Ministre auch nicht verworffen,
sondern für annemlich gehalten, und von Ihme in Vorstellung
gebracht, dass zu seiner Zeit die beyde Höfe sich vertraulich
gegeneinander zu öffnen hätten, wohin ihre Absichten sowohl
wegen der Anerbiethen, als Anforderungen eigentlich gerichtet,
und wie solche miteinander zu vereinbahren seyen.
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