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ZUR Textkritik und Biographie
Johann Christian Günther's
VON
Bhrthold Lttzmann.
Frankfurt */m.
Literarische Anstalt
rütten * i,()bn1n<1.
1880.
Druckerei von August Osterrieth in Frankfurt u. M.
Meinen Eltern.
VO R ß E M E R K U N G.
ie nachfolgenden Beiträge danken ihre Entstehung
einer mehrjährigen Beschäftigung mit dem Leben
und den Schriften des Dichters. Eine sorgfaltige
Vergleichung der Ausgaben führte sehr bald zu dem Ergeb-
niss, dass die in ihnen bereits vorhandenen Anhaltspunkte
für eine kritische Sichtung des überlieferten Textes von der
Wissenschaft bisher so gut wie gar nicht berücksichtigt wor-
den und erweckte den Wunsch an der Hand authentischer
Originalmanuscripte eine Reihe von, sämmtlichen Ausgaben
gemeinsamen, den Sinn entstellenden, offenbar fehlerhaften
Lesarten endgültig richtig zu stellen.
Anfangs schienen die Aussichten hierfür freilich recht
gering und die Antwort auf meine erste Anfrage in der Vater-
stadt (jünther's, in Striegau (October 1878) lautete nicht sehr
tröstlich. Mein dortiger Gewährsmann, der für Günther
speciell interessirte Dr. Rössler^^ schrieb mir, dass alle seine
bisherigen Nachforschungen nach Günther-Reliquien absolut
resultatlos verlaufen und dass weitere Versuche somit wol als
gänzlich aussichtslos anzusehen seien.
Erst im Januar 1879 ward mir auf eine Anfrage von
dem Director der Breslauer Stadtbibliothek, Dr. Markgraf^ die
Mittheilung, dass dort eine Mappe Günther' scher Original-
* »Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Familie Günther aus
Striegau«. Mitgetheilt von Dr. Robert Rössler i. d. »Breslauer Zeitung«
v. lo. Dec. 1879, n. 577.
VI Vorbemerkung.
manuscripte, zusammen mit einer Anzahl von Abschriften,
sowie mehreren Einzeldrucken aufbewahrt werde.
Ehe es mir jedoch möglich war dies Material an Ort
und Stelle zu verwerthen, hatte Herr M. Kalbeck in Breslau
bereits die Gelegenheit benutzt, die interessantesten Partien
der Handschrift zu collationiren und für eine selbständige
Publication vorzubereiten, welche letztere fast gleichzeitig
mit einem Aufsatze von mir, die Resultate meiner Unter-
suchungen vor der Benutzung der Breslauer Manuscripte zu-
sammenfassend, im Herbst des Jahres 1879 erschien*,'.
Die Kalbeck'sche Arbeit entspricht jedoch nicht den
Anforderungen, die man an eine wissenschaftliche Publication
zu stellen berechtigt ist. Sie macht den Eindruck des Un-
fertigen und Fluchtigen und bietet selbst in ihrer Beschrän-
kung keinen Abschluss. Es wird eine Reihe von Fragen
aufgeworfen, aber keine von Grund aus erledigt : ich erinnere
hi«r beispielsweise nur an die ungenügende, oberflächliche
Behandlling der Frage, ob wir zwischen zwei Leonoren, einer
in Schweidnitz, einer in Leipzig, zu unterscheiden haben.
Was den Anhang, die „Inedita", betriff't, so giebt er,
wie auch der Titel sagt, nur einen Theil des Breslauer
Materials, aber selbst diesen (abgesehen von den Briefen
P- 43—50 u. p. 65 — 82, desgl. p. 84—90) verstümmelt und
lückenhaft. Ich will nicht allzuviel Gewicht darauf legen,
dass er als „erstes Günther'sches Taschenbuch der Breslauer
Stadtbibliothek" (p. 51) jenes aus dem Jahre 17 19 bezeichnet,
und dass er es also gänzlich übersehen haben muss, dass
bereits eines aus dem Jahre 17 15 vorhanden, welches freilich
in einzelne Blätter zerrissen von mir erst wieder als solches
erkannt und zusammengestellt worden ist. Allein, dass er
* »Zur Biographie und Charakteristik Johann Christian Günther's«.
»Im Neuen Reich«, 1879, "• 4^- P- 5i7~53^-
3 »Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Johann Christian
Günther, nebst einem Anhange, welcher die wichtijgsten handschrift-
lichen Inedita der Breslauer Stadtbibliothek enthält. Herausgegeben von
Max Kalbeck.« Leipzig. Breitkopf u. Härtel. 90 pp. 8°.
Vorbemerkung. VII
sich bei der Mittheilung der beiden Taschenbücher von 1719
und 1722 die Sache so leicht gemacht hat, ein einfaches
Inhaltsverzeichniss zu geben, und von den ungedruckt darin
sich vorfindenden Fragmenten nur unvollkommen, je nach
Belieben, den Wortlaut zu reproduciren, ist nicht zu ent-
schuldigen. Seine Mittheilungen werden dadurch nahezu
werthlos, da sie das erste Erforderniss einer derartigen Publi-
cation, ein genaues Variantenverzeichniss, vermissen lassen.
Von einer Berücksichtigung der Abschriften, geschweige der
ersten Einzeldrucke, ist nun gar nicht die Rede.
Die vorliegende Arbeit hat den Zweck, diese von Kal-
beck gelassene Lücke auszufüllen, indem sie von den Original-
manuscripten und ersten Einzeldrucken Alles, von den Ab-
schriften diejenigen, welche nur irgendwie für Textkritik,
Chronologie oder sonst von Interesse sind, nach ihrer Ent-
stehungszeit geordnet, unter Verzeichnung der Varianten und
der (von (xünther selbst geänderten) ursprünglic.hen Lesarten
zusammenstellt. War nun auch hierbei die Entwickelung der
Geschichte und des Verhältnisses der verschiedenen Texte zu
einander auf der einen, die Feststellung der Entstehungszeit
<der Gedichte auf der andern Seite der Hauptzweck der vor-
liegenden Arbeit, so konnte und musste doch in den An-
merkungen auf das eigentlich biographische Element so viel
Rücksicht genommen werden, dass ich ohne Ueberhebung
sagen kann, das Material zu einer eingehenden Biographie
ist (mit den Verweisungen auf meine früheren Arbeiten) in
ihnen nahezu vollständig vorhanden. Einer solchen bedürfen
wir aber jetzt um so dringender, als die Ergebnisse der
neueren Untersuchungen, die in den Arbeiten von Hoffmann
V. Faller sieben ^^ Roquette * und Tittntann ^ herrschenden, noch
-* Spenden zur deutschen Literatur II. p. 1 1 5 fF.
> Leben und Dichten Joh. Christ. Günther's von Otto Roquette.
Stuttgart. Cotta. 1860. 8°. 20^ SS.
6 Gedichte von Johann Christian Günther. Herausgegeben von
Julius Tittmann. Leip/.ig. Brockhaus 1874. 8°. 264 SS. (Die Biographie
p. I-LXXIV.)
VIII Vorbemerkung.
unter dem Einfluss Steinbach's stehenden Anschauungen von
dem inneren und äusseren Entwicklungsgange des Dichters
wesentlich modificirt haben '. Der kurze Lebensabriss, den
ich als Einleitung meiner kleinen Güntherausgabe* voran-
geschickt habe, und der allerdings auf den neuesten Resul-
taten basirt, musste sich, um nicht aus dem Rahmen des
Ganzen zu sehr herauszutreten, auf das Allernothwendigste
beschränken. Ergänzungen und Berichtigungen hierzu, sowie
zu dem oben citirten Aufsatz, wird man übrigens, soweit sie
sich nicht unter die Bemerkungen zu den einzelnen Gedichten
einreihen lassen, in einem besondern Anhange finden.
Es bleibt mir nur noch übrig zu bemerken, dass an
ungedrucktem Material ausser den Breslauer Manuscripten
mir Extracte aus den Gränowitzer und Schweidnitzer Kirchen-
büchern, dem Album der Schweidnitzer Schule, sowie dem
Staatsarchiv zu Breslau vorgelegen haben. Ausserdem wurde
zur Feststellung von Personalien die Leipziger Matrikel aus
den Jahren 1714— 1719 benutzt.
Für die mir von den verschiedensten Seiten zu theil
gewordene freundliche Unterstützung in der Herbeischaffung
des Materials fühle ich mich verpflichtet an dieser Stelle
meinen verbindlichsten Dank auszusprechen; vor allem aber
gebührt derselbe Herrn Dr. Markgraf, dem Director der Bres-
lauer Stadtbibliothek, dessen liebenswürdiges Entgegenkommen
und hülfreiche Unterstützung besonders in den für den Nicht-
schlesier doppelt schwierigen Löcal- und Personalfeststellungen
nicht wenig zu dem Gelingen des Ganzen beigetragen haben.
Delft, Marienhof, im August 1880.
Berthold Litzmann.
7 cf. »Im neuen Reich« a. a. O. p. 5 18 ff.
•. 8 Gedichte von Johann Christian Günther, herausgegeben von
Berthold' Litzmann. Leipzig. Reclam (Universalbibl. n. 1295 -1296).
8°. 184 SS. (Die Biographie p. 1—26.)
^
Inhalt.
Seite
Vorbemerkung V
I. Ausgaben und Herausgeber i '
II. Die Originalmanuscripte Günther's auf der Breslauer
Stadtbibliothek 23
III. Die Abschriften Günther'scher Gedichte auf der
Breslauer Stadtbibliothek 89
IV. Einzeldrucke GUnther'scher Gedichte auf der Bres-
lauer Stadtbibliothek 124
V. Anhang :
Zusätze und Berichtigungen zur Biographie . . . 135
Alphabetisches Verzeichniss der in Hand-Abschrift
oder Einzeldruck vorhandenen Gedichte 153
i
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I. Ausgaben und Herausgeber.
GÜN THER selbst sorgte sich sehr um die Erhaltung
seiner Gedichte. In einer schweren Krankheit in Leipzig, als er
sein Ende nahe" glaubte ^ beauftragte er seinen Freufid
Brandenburg aus Mecklenburg mit der Sammlung der „zer-
streuten Musenkinder". Späterhin, in einem Briefe aus der
Laubaner Zeit*, trifft er die Anordnung, dass einer der
Leipziger Freunde, Marckard, von den tlbrigen sich die von
Günther an sie gerichteten Gedichte geben, dieselben ab-
schreiben lassen und mit den andern Scripturen (bis zu der
noch 1722 beabsichtigten Rückkehr Günther's nach Leipzig)
in Verwahrung halten solle; und in einem vermuthlich ein
paar Monate später entstandenen Fragment' ist dieser Sorge
um „die liebsten Kinder kluger Müh" ein neuer Ausdruck
gegeben. Trotzdem sollte er eine Sammlung seiner Gedichte
im Druck nicht mehr erleben. Dagegen hatte er zu Beginn
des Jahres 1722 noch Gelegenheit, die von den Herren v.
Beuchel veranlasste Abschrift eines grossen Theiles seiner
Gedichte persönlich theils selber vorzunehmen, theils zu
überwachen **.
' cf. die s. g. »Letzten Gedanken« p. 837 v. 165 ff. Ueber ihre
Entstehungszeit vgl. meine Güntherausgabe (p. 52 ff.).
* Kalbeck a. a. 0. p. 49 f.
5 cf. MB n. 39.
-* »Recepi manuscriptum Jauroviense et jani in describendo dies ac
noctes ad languorem usque corporis ex morbo nonduni eluctati desudo pre-
tium amanuensi Beuchelio solvente« (aus einem v. S.April 1722 ausLands-
LlTZMANN. I
Ausgaben und Herausgeber.
Bei seinem 1723 erfolgten Tode lag also gesammeltes
Material in genügender Menge eben in der von Beuchel
veranstalteten Abschrift vor. Gleichwol scheint dasselbe von
dem Herausgeber der ersten Ausgabe nicht benutzt worden
zu sein ; denn in der Zuschrift an Hans Gottfried von Beuchel
vor dem dritten Theil der Gedichte (der zweiten Fort-
setzung) erwähnt er ausdrücklich, dass er diesem „das Meiste
von denen in dem itzigen Theile befindlichen Güntherischen
Gedichten zu dancken habe."
Dieser ^rste H erai ^ebe r aber war Gottfried Fessel ^,
geb. 1691 zu Breslau, Sohn eines Bürger und Handelsmanns;
er bezog, nach Absolvirung des Elisabeth-Gymnasiums, die
Universität Leipzig, und scheint später als Privatgelehrter
anfangs in Breslau, darauf in Festenberg gelebt zu haben ^.
hut datirten Briefe. Kalbeck p. 76) »Capitis dolore (ex nimiis forte
vigiliis quas manuscriptis Taurovia receptis Beuchelio describendis im-
pendo coactus nondum libero aere post discessum tuuni frui potui«
(aus einem Brief an Seidel aus derselben Zeit. Kalbeck p. 80). Was
es mit dem »Manuscriptum Jauroviense« für nähere Bewandtniss hat,
habe ich nicht zu ergründen vermocht, cf. »Lebens- u. Reisebeschr.« p. 4.
> Als solchen nennt ihn bereits (was Roquette .und Tittmann, die
über die Persönlichkeit im Unklaren "Stnd; "übersehen haben) der Ygrr
^; fasser der Recension von »Johann Christian Günthers aus Schlesien
t \ cuirÜSuse und merkwürdige Lebens- und Reisebeschreibung etc.« in den
/ »Beyträgen zur critischen Historie d. deutschen Sprache, Poesie und
/ Beredsamkeit.« I. p. 248.
^ Von ihm:
I Gott gewidmete Sonn- und Festtägliche Lieder-Andachten ver-
fertiget von Gottfried Fesseln. Bresslau bey Michael Hubert.
1721. 8°. (Breslauer Stadtbibliothek. 8 E. 1395.)
2. Die Danckbarkeit als eine gegen Gott und Menscnen schuldige
Pflicht ... bei s. 51. Geburtstage 23. Nov. 1742 in Erwegung
fezoffen v. G. Fesseln. Breslau Strahowsky. 4°. (Bresl.
tadtbibl. 4 D. 439/ S-)
5. Die wahre und falsche Ehre, in gebundener Schreib- Art ent-
worffen von Gottfried Fesseln. Bresslau, Neue Buchhandlung
bei G. F. Heinrich. 1750. 4°. (4 E. i, 311.)
In einer Epistel des »Johannes Xtianus Schindel, Gymn. Reg. Pro-
Rector« gerichtet. »Ad virum G. Fesselium, philologum praestantissi-
mum, antea Vratislaviae nunc Festenbergae bonas literas omantem 1745
die VI. Martii sacra onomastica feliciter celebrantem.« (Brieg. G.
Tramp's Wwe.) gedenkt dieser Fesseis Thätigkeit (in Erwiderung eines
Carmen zum vorjährigen Geburtstag) mit ff. Worten : Venio nunc ad
Ausgaben und Herausgeber. 3
Er war also etwas älter als Günther, und wird vielleicht
diesen in Breslau persönlich kennen gelernt haben. Sein
Verdienst um die Herausgabe der GUnther'schen Gedichte
ist nahezu eben so fragwürdig wie das Steinbachs um die
AWassung semer üiograpnie. JLSe Ausgaben i— sd (vgl. unten)
leiden vor allem schon an der grenzenlos geschmacklosen
(damals freilich üblichen!) Eintheilung der Gedichte in
i) Lob- und Helden-, Geburts- und Ehren-, wie auch
andere Glück-wünschende Gedichte,
2) Vermählungsgedichte,
3) Leichengedichte,
4) Vermischte Gedichte,
5) Verliebte Gedichte.
Von dem Versuch einer einigermassen chronologischen
Ordnung, von dem Bestreben, einen nur leidlich correcten
Text zu bieten, ist bei ihm gar nicht die Rede; die „ver-
besserten" Auflagen wimmeln von immer neuen Druckfehler-
Spielarten 7. Einer etwas besseren Ordnung, sowie einer etwas
sorgfaltigeren Correctur befleissigte er sich in der zweiten
Serie der Sammlung (I— V) ^. Fessel benutzte für seine Aus-
/
id quod singillatim in speciminibus amicitiae meae collaudas officium
quoddam meum, quo facultatem tuam poeticam commoverim, aluerim,
imo expoliverim. Sane, ut verum fatear semper se mihi probavit Studium
tuum praeclarum, quod in nobilissimam illam disciplinam ita contulisti,
ut praecipue schedas Gtmtherianas ingenium spirantes immortal itate dignutn
ab mteriTu vmdicares'etc. etc. "" ' "^ "
7 Bezeichnend für seine Liederlichkeit ist folgendes: Man hatte
sich »über einige unflätige Passagen«, die im ersten Bande enthalten,
ereifert. In der Vorrede zur ersten Fortsetzung (2 b) versichert er
nun ganz ungenirt, man solle nicht etwa glauben, er haoe »solche mit
Fleiss nur zu seiner selbsteigenen Belustigung stehen lassen,« sondern
ywontehmlichu sei »die ihm so kurt:^^ abgemessene Zeit daran Schuld ge-
wesen, als die mir nicht so viel erlaubet, dass ich abgedachte Poesien
noch einmal durchgegangen wäre,« >
^ cf Die Recension von I in den »Beyträgen zur c ritischen Historie« ^;^" '' t 7 ^
IV p. 169 ff"., die Wunderlichkeiten der neuen Anordnung werden auf
p. 176 u. dort geziemend gerügt. Bei dem Tadel der Abtheiluns
»Tugendproben« nat übrigens der Recensent (es ist Gottsched selber
übersehen, dass Fessel mit seltener Kritiklosigkeit unter diese Rubrik
eine Reihe von Dichtungen aus den späteren Lebensjahren des Dichters
gebracht hat.
I*
Ausgaben und Herausgeber.
H gaben zum Theii Günther 'sehe Originahnanuscripte ^ die man
ihm auf seine in den „gelehrten Zeitungen" erlassenen Auf-
. Forderungen einsandte *°, doch gedenkt er ausser Hans Gottfried
V. BeuchePs, keines der Einsender mit Namen. Nur einmal (Vorrede
zu 5 d) erwähnt er „einen hochwehrtesten Gönner aus Ntlrn-
berg," aber auch ohne ihn zu nennen. Für die Mehrzahl der Gele-
genheitsgedichte zu Promotionen, Hochzeiten, Beerdigungen
etc. müssen ihm, wie die ausführlichen Ueberschriften in den
Ausgaben i — 5d. (In I und den folgenden Hess er sie weg)
beweisen, wol die betreffenden Einzeldrucke vorgelegen haben.
Der zweite, der sich mit der Herausgabe Günther'scher Ge-
/ dichte beschäftigte, war der Herausgeber der „Nachlese" (III b
^j/^!^^/c/jr V b.) Johann Caspa r Arlet (Arletius) geb. 1707 f 1784 als
^.^ I ^^^Rector des Elisabethanum's und Aufseher der v. Rhediger'
i^f/S}
^ sehen Bibliothek, zu seiner Zeit „eine gelehrte Notabilität
Breslaus" ". Seine Hauptwissenschaft war die Theologie ; da-
neben hatte er gründliches Geschichtsstudium getrieben. In
der Philosophie — ein Gegner der Leibnitz - Wolff 'sehen
Richtung — neigte er zum Mysticismus, der ihn zum Anhänger
Svedenborg's machte. Alehymistische Liebhabereien, sowie
juristische und medicinische Studien vollenden das Bild des
Polyhistors". Eine Zeitlang beschäftigte er sich mit der Ge-
schichte des Lebens und mit den Schriften von Martin Opitz,
und unterstützte Lindner in seiner Arbeit. Später wandte er
sich Simon Dach und Andreas Tscherning zu, über die er
9 In der Vorrede zu 5 d klagte er, dass er Günther's Schrift nicht
. habe lesen können und dass ihm andere Leute, die er hierbei zu Rathe
I gezogen, geantwortet hätten: »Davus sum, non Oedipus« hier hat er
j Recht ; Günther's, zu Zeiten gar nicht übel leserliche Hand, wird na-
I mentlich in seinen letzten Jahren ein schwer entzifferbares Hieroglyphen -
gewirr.
*° cf. die Anm. 9 erwähnte Vorrede u. »Gelehrte Neuigkeiten
Schlesiens«. Januar 1734. p. 18.
" Kahlert. Schlesiens Antheil an deutscher Poesie. Breslau 1835.
p. 94.
" cf. »Gedächtnissschrift auf den seeligen Herrn Rector Joh. Casp.
Arletius von Joh. Ephraim Schgibel« Elisabethanum 1789. Bresslau,
gedruckt mit Grassischen Scliriften^
Ausgaben und Herausgeber. 5
eifrig zu sammeln begann '5. So gerieth er auch an Günther,
und seinem Eifer verdanken wir jene Sammlung Günther'scher
Manuscripte, die sich jetzt auf der Stadtbibliothek zu Breslau
befindet***. Der Verleger der „Nachlese" Johann Jakob Korn
hatte bereits einige Jahre vor dem Erschetnen derselbefTTTTft*
Fessel die noch in dessen Besitz befindlichen ungedruckten
Manuscripte Günther's erworben *S dazu dann ;,von einem
Buchhändler" einundzwanzig Stück *^, von denen jedoch nur sieben
verwendbar waren, da die übrigen 14 bereits in der Sammlung
standen. Arletius selber trieb dann noch zwei Gedichte auf —
eines sandte man ihm aus Lübeck (III b. p. 72 V b p. 75), das
'5 Scheibel a. a. O. führt von ihm an :
a) »Zuverlässige Nachricht von der Ausgabe einiger trefflicher Dich-
ter des vor. Jahrhunderts«. (Dach und Tscherning.)
Im »Neuen Bücher saal der schönen Wissensch. u. fr. Künste.«
VII. 3. St. 1748.
b) »Alphabetisches Verzeichniss der deutschen und lateinischen Ge-
dichte von Simon Dach. Ebendas. Bd. IX. 4 St. 1750.
^•^ Scheibel a. a. O. : »Mit gleicher Sorgfalt sammlete er die Re-
liquien Günther's, der die letzte Epoche in der Schlesischen Dichtkunst
gemacht hatte, und ^ab sie, doch ohne seinen Namen als Nachlese, Breslau
1741 gr. 8° auf 220 Seiten heraus, von welcher 175 1 eine neue Auflage
besorgt ward.« (Beides ungenau vgl. u nten .)
'5 cf. für diese una aie 11. Angaben die Vorrede zu III b.
'6 Von Joh. Ge orge Böhm in Schweidnitz, dem Verleger der »Ge-
lehrten Neuigkeiten" Suilesieiisu; welcher gelegentlich der vorläufigen
Anzeige von I (Gel. Neuigk. Januar 1734 p. 18) bemerkt: »Von solchen
aber noch in keiner Sammlung stehenden, ist ein besonderer Vorrath
bey dem Verleger dieser Neuigkeiten, so aus sichern Händen eines
grossen und vertrauten Gönners dieses Dichters kommt, welches man
hierbei zu melden nöthig achtet.« Unter den Manuscripten der Bres-
lauer Bibliothek findet sich noch ein Fascikelumschlag mit der Notiz
von Arletius' Hand: »J. C. Güntheri carmina a Böhmio bibliopola
accepta atque spicilegio vel inserta vel denegata«. Zu dieser Böhm'schen
Sammlung gehörten zweifellos (die Papiere smd durcheinander gerathen):
a) Eine Abschrift in 4° 10 pp. (die Seiten sind 25 — 32 paginirt, die
beiden letzten ohne Zahl) von verschiedenen Schreibern. Sie
enthält 9 Gedichte Günther's, darunter die Gedichte V b p. 135,
p. 136, p. 205. •
b) Eine Abschrift in 4° (geheftet), enthaltend 8 Gedichte, darunter
V b p. 59. Ueber drei darin enthaltene weitere Gedichte zweifel-
haften Ursprungs vgl. BA. Anhang.
Ausgaben und Herausgeber.
andere fand er in einem ^Bticherschatz^ ; — handschriftliches
Material benutzte er für 26 Nummern seiner Ausgabe, wobei
er sich nicht scheute auch Fragmente — besonders aus dem
Schweidnitzer Taschenbuch von 1 7 1 5 — abzudrucken ^' . Aus
einer umfangreichen Abschrift ^^ entnahm er weitere 2 1 bisher
noch ungedruckte Gedichte. Desgleichen benutzte er zuerst
in einer Abschrift die an Birnbaum gerichteten Gedichte '9. Für
die zweite Auflage (V b) erhielt er einen neuen Zuwachs,
durch die Benutzung einer „halb vermoderten Hand- und Ab-
schrift"^, der er drei Gedichte entlehnte; desgleichen durch
IG Gedichte, welche er einer Sammlung von 23 Gedichten,
die der Verleger von einem Buchhändler aus Leipzig erhalten.
^" Wobei er fr eiliclijof t^ Fehlg riff, cf. MB n. 9 u. n. 12 a u. 12 b.
'8 Die Abschrift besteht
a) aus einem Manuscript von 16 Bogen in 4° mit der Ueber-
schrift: »Vermischte Gedichte«. Die sehr schöne, offenbar für
eine Ausgabe zusammengestellte, Abschrift enthält 69 Gedichte,
welche n. 158 — 226 nummerirt sind. Aus den noch ungedruckten
entnahm er für die Nachlese die 11 Gedichte p. 21, p. 24, 27,
31, 37, 41, 44, 46, 65, 135 (n. VI), 153, während er drei an-
dere, ebenfalls ungedruckte Gedichte, unberücksichtigt Hess. (Vgl.
dar. BA. Anhang.
b) Aus einem Mscr. v. 121 .. Bogen in 4° mit der Ueber-
schrift: »Verliebte Gedichte«. Die ebenfalls sehr schöne Ab-
schrift enthält 47 Gedichte, welche n. 227 — 273 nummerirt sind.
Aus ihnen entnahm er die Gedichte der Nachlese p. 93, 96, 97,
99, 102, 107, iio, 121, 198, 201. ' f (} (]( d
Die Art, wie Arletius das Mscpf . benutzte, ist nicht consequent. Während
er aus der Abschrift b ein Gedicht, das bereits in der Sammlung ge-
druckt war, neuabdruckte, weil es in derselben »defect« sei, (p. 107
»An die Phyllis«) Hess er andere, deren Text in dieser Abschrift fast
in jeder Zeile vom Texte der Ausgaben abweicht, ganz unberücksich-
tigt, (cf BA. n. 22, n. 33.) So ciruckte er auch aus der Handschrift
das Gedicht P. 235 neu ab, das bereits mit bedeutenden Abweichungen
in d. »Sammlung« p. 1121 stand, während er das ebenfalls sehr ab-
weichende Original des Briefes an Haas (Kalbeck p. 43 ff.) gar nicht
[berücksichtigte.
.*9 Es ist dies ein Heft in 4°, welches die 8 an Birnbaum gerichte-
ten Gedidhte enthält. VieUeicht ist es eine von diesem selbst hesorgte
Abschrift, cf Beyträge zur Critischen Historie. I. p. 254.
j *° Es ist dies das Mscpt. des Pfarrers Schlipalius. MB n. 42 a — g.
Ausgaben und Herausgeber.
entnahm **. Zugleich benutzte er in der Vorrede die Gelegen-
heit einige unächte Stücke der Fessel'schen Sammlung als
solche zu bezeichnen und ihre wahren Verfasser zu nennen".
Trotz seiner ausgesprochenen Absicht eine möglichst voll-
ständige Ergänzung zu der „Sammlung" zu geben, hat er
doch einige Gedichte, welche dieser Nachlese „einen recht-
mässigen Vorwurf oder Schandfleck zugezogen hätten," aus-
gemustert und unterdrückt ^^ Im Allgemeinen zeichnet sich
** Eine Sammlung von Einzeldrucken und Manuscripten, die wie
Arletius' Aufschrift auf dem betr. Fascikel »Vere et falso dicta Gün-
theriana a. J. G. Hamanno apud Blockbergerum oppignorata et quoad
posseni I spicilegii ii editioni inserta« beweist, von Johann George
Hamann herrührt. Hamann, ein geborner Schlesier, studirte in Leipzig,
später Redacteur des gelehrten Artikels im »Hamburgischen Correspon-
dente» und Herausgeber der 3 moralischen Wochenschriften, die »Ma-
trone«, d. »alten Deutschen« und d. »Vernünftigen Träumer«, be-
kannter Verfasser von Operntexten und Herausgeber von: »Johann George
Hamann's Poetisches Lexikon, oder nützlicher und brauchbarer Vorrath
von allerhand poetischen Redensarten , Beiwörtern , Beschreibungen
scharfsinnigen Gedanken, nebst einer kurzen Erklärung der mythologi-
schen Namen aus den besten neuesten deutschen Dichtern zusammen-
getragen und der studirenden Jugend zum bequemen Gebrauch mit
einer Anweisung zur reinen und wahren Dichtkunst an's Licht gestellet.
Neue verbesserte Auflage. Leipzig 175 1.« — In den Fortsetzungen der
Neukirch'schen Sammlung von des »Herrn v. Hofimannswaldau und
anderer deutschen Gedichten« findet sich eine Reihe von poetischen
Beiträgen Hamann's, die stellenweis lebhaft an Günther erinnern. Er
starb 14.. Tuli 17 ^^ zu Hamburg, vgl. über ihn Adelung- Jöcher. II
p. 1762. j. ü 'rniess »Versuch einer Gelehrtengeschichte von Ham-
Durg«. (2 Theile. Hamburg. Herold'sche Buchhandlung 1783.) I p. 281.
n. 239. Dan zel »Gottsched und seine Z eit«. (2. Aufl. Leipzig 1855.)
p. 119, rs^PiYi. Lharakteristiscli türmen" »liederlichen Gesellen«, von
dem Ludwig an Gottsched am 22. Juli 1733 berichtet: »er sei kürzlich
auf einer Bouteille Branntwein in's Reich der Todten gesegelt« (Danzel
a. a. O. p. 129), ist der dem Fascikel noch beiliegende, wie Figura
zeigt, nicht eingelöste Schuldschein. ( Kalbeck p. 62, n. i.) Von der
Sammlung benutzte Arletius einen Bogen m Fol.", (teTTlte' Abschrift von
4 Gedichten enthält: V b p. 249, 143, 180, 148. Ausserdem benutzte
er von den Einzeldrucken sechs, die Gedichte p. 78, 80, 83, 69, 15^, 172
enthaltend. Im Ganzen also 10 Gedichte, nicht, wie er irrthümlich m der
Vorrede angiebt, 11. Für die Einzeldrucke vgl. BD. n. 12, 13, 14, 15, 19, 20.
N ** Es sind die Gedichte p. 403 ff"., (als dessen Verfasser er Johann
jGottlieb Milich nennt) und p. p. 1145 u. 11 57 f n. XIX, XXIV, XXV
J(die er für C. G. v. Eben und Brunnen in Anspruch nimmt.)
*5 cf BA. Anhang.
•\
8 Ausgaben und Herausgeber.
die „Nachlese" vor den Fesserschen Sammlungen vortheilhaft
aus; die in der ersten Auflage untergelaufenen störenden
Fehler und Auslassungen sind in der zweiten sorgfältig corri-
girt, und abgesehen von einem allerdings zu Tage tretenden
Mangel an Consequenz bei der Benutzung der in verschie-
denen Bearbeitungen vorliegenden Gedichte (cf. Anm. i8)
sowie einer nicht glücklichen Combinationsgabe bei der An-
einanderreihung scheinbar zusammenhangloser Fragmente (cf.
Anm. 17) ist die Ausgabe in ihrer gediegenen Ausstattung
(Druck und Papier sind viel besser wie die Fessel'schen
Sammlungen im Hubert'schen Verlage) eine für die damalige
Zeit vortreffliche, in ihrer Art fast mustergültige Leistung.
Nur die Eintheilung lässt zu wünschen übrigv wenn auch in
ihr ein gewisser Fortschritt gegen die Fessel'sche nicht zu
*
leugnen ist.
Die „Nachlese^ von Arletius war die letzte Sammlung
Günther 'scher Gedichte, welche ungedrucktes Material benutzte.
Sie blieb auch wie es scheint eine Zeit lang überhaupt die letzte.
Erst 1764, 41 Jahr nach Günther 's Tode, unternahm der
Breslauer Verleger Johann Ernst Meyer eine neue Ausgabe,
mit deren Redaction er den Professor Gottlob Benjamin
Strau be betraute *"*. Seine Aufgabe unterschied sich wesentlich
^^ Strauber-^iottlob^Benjaminj geb. 171 5 zu Breslau, studirte Mitte
der drEssiger Jahre in Xeipzig und hielt daselbst 1736 und 1737 die
s. g. Agricolareden. (Jak. Leonh. v. Agricola auf öuckelwitz hatte
ein Stipendium für Breslauer gestiftet.) Schüler und eifriger Anhänger
Gottsched's betheiligte er sich an den Bestrebungen und Arbeiten des
Gottsched'schen Kreises in Bezug auf das Theater und versuchte in den
»kritischen Beyträgen« (VI p. 46^ u. VII p. 287) im Sinne Gottsched's
gegen seinen Freund Johann Elias Schlegel den »Beweis« zu führen,
»dass eine gereimte Komödie nicht gut sein könne«. Anfang der vier-
ziger Jahre nach Berlin übergesiedelt, schrieb er daselbst eine Zeit lang
die Haude'sche Zeitung. Bereits damals gerieth er wegen seines Um-
ganges mit Rost bei Gottsched vorübergehend in den Verdacht der
Abtrünnigkeit, lieferte jedoch für den ersten Band der »Schaubühne«
noch eine Uebersetzung von Du-Frenys »Spielerin« und betheiligte sich
auch anfangs noch an Schw.abe's »Belustigungen des Verstandes und
Witzes«. Allein bald darauif sagte er sich mit den Begründern der
Bremer Beiträge von Gottsched's Bevormundung los und schloss sich
den in der neuen Zeitschrift vertretenen Bestrebungen an, wenn auch
Ausgaben und Herausgeber.
von der seiner Vorgänger. Er hatte nicht mehr neues Ma-
terial herbeizuschaffen, sondern nur das bereits vorhandene
zu prüfen, zu sichten und ev. neu zu ordnen. Zunächst
schied er alles das aus, was von Steinbach bereits als
nicht von Günther stammend bezeichnet worden war. Ferner
veranlasste ihn die Rücksicht auf jugendliche I^eser, denen
er im übrigen die Leetüre Günthers „zur Bildung einer
Aussenden Schreibart" sehr empfahl, zur Unterdrückung eini-
ger anstössiger und schlüpfriger Stellen**. Auf diese Weise
schied er im Ganzen 48 Gedichte aus, darunter den „Theodosius"
als „den Versuch eines jungen Menschen, der auf der'ScItnk
weder genug Philosophie noch Kenntniss der Schaubühne und
der Welt hatte." Allein in dieser Purification des Inhalts, bei
der er sich theils von ästhetischen, theils von moralischen
Rücksichten leiten Hess, und die übrigens auch ziemlich ver-
geblich war, da die Verlagshandlung alles ausgeschiedene („um
denenjenigen Genüge zu leisten, welche gern alles, was unter
Günther's Namen ehemals bekannt gemacht worden, beysam-
men haben möchten." [Vorrede des Verlegers zum „Anhang
seine active Betheiligung daran sich nur auf ein Minimum beschränkte.
Wie gründlich seine Umwandlung war, beweist am besten seine Ueber-
setzung von Voltaire's Lustspiel »Nanine« oder »das besiegte Vor-
urtheil« in Versen (Leipzig 1750 8°. cf. Goedeke, Grundriss ifn. 443.)
Zu Ende der vierziger oder Anfang der fünfziger Jahre nach Breslau
übergesiedelt und am dortigen Elisabethaneum als Lehrer angestellt,
begrüsste er beim Erscheinen der Klopstock'schen Messiade dieselbe
mit Jubel und war einer ihrer begeistertsten Anhänger. Nachdem
er im Jahre 1757 zum zweiten Lehrer bei St. Magdalenen befördert
worden, starb er 1767 »als ausserordentlicher Professor und erster
Schulcollege im Magdalenischen Gymnasio, wie auch öffentlicher Lehrer
der französ. Sprache in beiden Bresl. Musensitzen und Mitglied der
gelehrten deutschen Gesellschaft in Leipzig«. j(cf. Breslauer Stadtbiblio-
thek. Sign.: 2. Gen. Straube; Danzel »Gottsched« p. 140. p. 151. 174.
p. 36J. Koberstein-Bartsch III b. 53. 59. Goedeke a. a. O. n. 425.
17. 16. Kahlert. a. a. O. p. 94. [dort werden Straubeauch »Komödien
für deutsche ^Schauspieler«. Breslau 1771 zugeschrieben.] Letzterer
sowol wie Koberstein-Bartsch geben als St raube^s To desjahr fälschlich
1773 an .) Als Herausgeber von VII a pefint ihn sein CoUege Sch'eiBel'
in der Anm. 12 cit. Gedächtnissschrift auf Arletius.
*> Ueber diese wie die folgenden Angaben cf. Straube's Vorrede
zu VII a. (datirt vom May 1763.)
10 Ausgaben und Herausgeber.
zu der sechsten Auflage" (VII b) datirt v. 22. Juli 1763.]
fein säuberlich in einem Anhang zusammen drucken liess^^
— besteht nicht das Verdienst des neuen Herausgebers,
sondern in seinem Bestreben einen möglichst authentischen
Text herzustellen. Zunächst ging er hierbei an die Aus-
merzung der gröbsten , durch alle Auflagen treulich be-
wahrten Druckfehler wie „Cares" und „Curtius'* für „Cartes"
und „Curius." Dann aber führte ihn die Unleserlichkeit der
Günther'schen Handschrift, von der er Proben bei Hofrath
V. Hahn, dem alten Schulfreund Günther's gesehen hatte,
sowie die Mittheilung Th. Speer' s, Bürgermeisters in
Landshut, gleichfalls eines Freundes von Günther, dass dieser
„wo ihm der Vers nicht gleich so ausfiel, wie er ihn haben
wollte, Lücken zu lassen pflegte," zu der doppelten Vermu-
thung, einmal dass der erste Herausgeber eine Reihe .von
Stellen nicht_glücklich entziffert habe und ferner, dass er viele
Lücken, nach seiner Ansicht .sdbst.. ausgefüllt habe". Die erste
Vermiithung ist zweifellos "richtig, und die Mühe die Straube
sich gegeben, die dadurch entstandenen fehlerhaften Lesarten
entweder richtig zu stellen, oder jedenfalls durch Bezeichnung
mit einem * als fehlerhaft zu kennzeichnen, verdient alle An-
erkennung. Dagegen beruht die zweite Vermuthung offenbar
auf einem Irrthum. Gerade das Beispiel, das Straube zur
Bestätigung anführt, spricht gegen ihn. Arletius hatte (in III b
p. 201. V b p. 2.^«^) ein Gedicht noch einmal nach dem
ersten Concept Günther's {MB n. 58) abdrucken lassen, da
dasselbe in dieser Gestalt wesentlich von der in den Fessel' -
sehen Sammlungen p. 1121 bereits abgedruckten endgültigen
Fassung abwich, (cf Anm. 18) Straube glaubt in letzterer
eine Verballhornisirung des echten Textes zu sehen, er
^6 Mit diesem Anhang enthält VII (a u. b) die gleiche Zahl Ge-
dichte wie II und die folgenden »Sammlungen«, nämlich 491. Uebrigens
hatte Str. selbst, trotz seiner gegentheiligen Versicherung in der Vorrede
TBI. I; b) auch in VII a aus den »Sammlungen« drei Gedichte ohne
\ Anstand aufgenommen, als deren Verfasser Arletius bereits nicht Günther,
Vsondern dessen Freund C. G. von Eben ^bezeichnet hatte (cf. Anm. 22).
Ausgaben und Herausgeber. ii
dmckt p. 500 und 501 beide Texte einander gegenüber ab,
und fordert zur Vergleichung auf. Dieselbe ergiebt aber nur,
dass wir ein und dasselbe Gedicht in zwei Entwickelungs-
stadien besitzen. Dass die erste — fragmentarische — Fassung
an manchen Stellen für unsere Begriffe präciser und präg-
nanter ist, beweist nichts, da Günther gerade im Aendern
nicht immer glücklich war.
Von Arletius' Nachlese benutzt die Ausgabe, die sich
nicht als eine selbständige, sondern nur als „Sechste, ver-
besserte und geänderte Auflage", also als directe Fortsetzung
der Fessel - Hubert'schen Sammlungen einführt , ausser dem
erwähnten Gedichte nichts.
In der Anordnung der Gedichte war Straube eben so
wenig glücklich, wie seine Vorgänger. Er rügt die Geschmack-
losigkeit FessePs, und setzt eine neue an die Stelle, die um
nicht Vieles besser ist. Allerdings ist sein Bestreben, die Ge-
dichte chronologisch zu ordnen, rühmend anzuerkennen, nur
folgt er hierbei leider blindlings Steinbach's Angaben, ohne
dieselben zu prüfen. Doch wenn er in der Vorrede sehr
I richtig fragt : „Welcher Leser kann zwei Gedichte neben-
einander deutlich verstehen, deren ersteres 8 Jahre vor dem
letzteren geschrieben?" und dabei betont, „die Gedichte
jmüssten in der Ordnung gelesen werden, in welcher sie auf-
.' gesetzt worden", so befolgt er in praxi das gerade Gegentheil,
indem er eine — und zum Theil recht wunderliche —
Anordnung „nach der Schreibart" der ganzen Sammlung zu
Grunde legt, und erst innerhalb der einzelnen durch sie ge-
gebenen Abtheilungen, soweit es geht, sich einer chronologi-
. sehen Ordnung befleissigt.
Ich komme jetzt an die Ausgaben selbe r ; Goedek e im
Grundriss (II p. 538) führt dieselben in 5 Absätzen auf. Ehe
lch"mein davon wesentlich abweichendes Ausgabenverzeichniss
gebe, wird es gut sein, diese Abweichungen zu begründen.
Zunächst bezweifle ich, dass der von G. unter i. aufgeführte
Einzeldruck des „Theodosius," Schweidnitz 17 15, je existirt
hat. Solche Schulcomödien wurden nicht gedruckt; wol aber
12
Ausgaben und Herausgeber.
/
war es üblich zu derartigen Vorstellungen eine Art Textbuch,
meist auf einem Bogen in folio, drucken zu lassen. Letzteres ent-
hielt den vollständigen Titel, ein Personenverzeichniss, sowie die-
jenigen Partien, die gesungen wurden. Ein solches ist auch
vom Theodosius vorhanden und von mir unter BD, n. 8 ver-
zeichnet und beschrieben, und ich vermuthe, dass die Angabe
Goedeke's auf einer Verwechslung mit diesem Textbuch beruht.
Hinsichtlich der unter dem Titel „ Sammlung von
Johann Christian Günthers theils noch nie gedruckten, theils
schon herausgegebenen Deutschen und Lateinischen Gedichten"
sowie der unter der Bezeichnung „Erste, zweite etc. Fort-
setzung" bis 1735 erschienenen Ausgaben, macht Goedeke in
den Rubriken 2 und 5 die Unterscheidung von echten und
vovi Nachdrucken^'^ ^ und setzt den ersten „echten" Druck in's
Jahr 1723. Als Kriterium der echten Ausgaben, abge-
sehen von den abweichenden Erscheinungsjahren, giebt er die
Bezeichnung „Breslau' s'^ als des Verlagsorts auf dem Titel an,
(mit Ausnahme der „dritten Fortsetzung oder vierdten Theils",
die die Bezeichnung : Breszlau und Leipzig hat) während die
„Nachdrucke" Frankfurt und Leipzig, also die Messorte, auf
dem Titel tragen. Diese ganze Unterscheidung ist meines Er-
achtens müssig, die s. g. Nachdrucke haben nie existirt, oder
richtiger, die von Goedeke als Nachdrucke bezeichneten sind
die Originaldrucke, und die s. g. „echten^, mit Ausnahme der
„dritten Fortsetzung^ Breszlau und Leipzig 1735, hat es nie
gegeben! Meine Gründe dafür sind folgende:
i) Ist, wie das Titelblatt der „dritten Fortsetzung" Bress-
lau und Leipzig, bey Michael Hubert zeigt, und wie Theoph.
Georgis Bücher -Lexicon (Lpzig 1742 fol. Th. 2. p. 192) be-
stätigt, Mich. Hubert der Original- Verleger, so können un-
möglich die von Goedeke unter n. 5 verzeichneten Ausgaben,
die sämmtlich die Bezeichnung: Frankfurt und Leipzig, bey
Michael Hubert tragen , als Nachdrucke bezeichnet werden ;
^7 G. stützt sich dabei, wie er mir s. Z. auf Befragen mittheilte,
auf die Angaben bei Joerdens.
Ausgaben und Herausgeber. 13
es liegt vielmehr die Vermuthung nahe, dass die Ausgaben
irgendwo nach dem Wohnort des Verlegers „Breszlau" citirt
worden, und dass so die Fabel von den s. g. „echten Drucken'^
entstanden.
2) Die erste „echte Ausgabe" soll IJ23 erschienen sein.
So steht es jedenfalls ausdrücklich in Th. loi der „Deutschen
ActaEruditorum", Leipzig 1724 p. 344. Burchard Mencke setzt
dort über seine Recension der Günther^schen Gedichte den
nachstehenden Titel: „Sammlung von J. C. Günther's theils noch
nie gedruckten, theils schon herausgegebenen Deutschen
(und Lateinischen Gedichten. Breszlau 17 2j. i Alphab.
i II Bogen in 80."
Diese Angabe scheint unanfechtbar, und doch hege ich
Bedenken gegen ihre Richtigkeit. Wenn sie nämlich nicht,
wie ich annehme, auf zwei sehr leicht erklärlichen Flüchtig-
keitsfehlern beruht, so wäre es ein ganz eigenthümliches
Zusammentreffen, dass bei dem s. g. Nachdruck der ersten
Ausgabe mit der Jahreszahl 1724 und Frankfurt und Leipzig
als Verlagsort, dasselbe merkwürdige Versehen untergelaufen
wäre, wie bei dem s. g. echten von 1723. Letzterer zählt
nämlich, wie Mencke's Citat zeigt, i, Alphabet und 11 Bogen,
d. h. genau so viel, wie der s. g. Nachdruck; während die
zweite Auflage des letzteren nur i. Alphabet und 8 Bogen
zählt. Diese Abweichung kommt aber daher, dass in der
ersten Auflage 39 Seiten doppelt gedruckt sind — p. 359—397
enthalten dasselbe,, wie p. 398^409 (Z. 8 v. oben) p. 330
(Z. 8 V. unten) — 359 (Z. 4 v. oben). (Dafür fehlen in der
ersten Auflage, die im Register derselben verzeichneten
6 Gedichte, die die zweite Auflage auf p. 218—240 enthält.)
Es erscheint mir nun unendlich viel wahrscheinlicher,
dass Mencke mit Rücksicht auf den Wohnort des Verlegers
als Verlagsort Breslau notirte, und, indem er den Umstand,
dass die Ausgabe, welche Ende 1723 erschien, auf dem
Titel , was schon damals , wie heute , üblich war *^, bereits
^^ Die »Gelehrten Neuigkeiten Schlesiens« berichten bereits 1734
14 Ausgaben und Herausgeber.
die Ziffer des folgenden Jahres zeigte, nicht so vor Augen
hatte, wie den wirklichen Zeitpunkt ihres Erscheinens^ 1723
als Verlagsjahr notirte , als dass ein so eigenthümliches
Zusammentreffen in einem so in die Augen fallenden Fehler
bei zwei Ausgaben obwalten sollte. Diese Annahme steht
auch nicht im Widerspruch mit der Angabe Steinbach's
(p. 168), dass die „erste Auflage vom ersten Theile 1723
bald nach des Verfassers Tode" herausgekommen sei. Wol
aber widersprechen die folgenden Angaben Steinbach's tlber
die folgenden Auflagen, direct denen von Goedeke , denn er
fährt fort: ^Nach der Zeit ist dieser mit dem andern Theile
wieder aufgelegt worden. Auch diese gingen bald wieder
weg, dass der Herr Verleger wieder auf einen neuen Druck
davon denken musste, bis 1730 der erste Theil zum vierten
male, der andere Theil aber zum dritten male gedruckt worden.
1731^^ erschien auch der dritte Theil, zu welchem der Herr
von Beuchell etc. etc. etc das meiste von seinen ge-
sammleten Sachen von Gtinthers Arbeit beigetragen. 1735
aber kam nicht allein auch der vierte Theil, sondern auch
das ganze Werk zusammen heraus". Bei Jördens, auf den
Goedeke sich stützt, heisst es: „Die Sammlung wurde bald
darauf mit einem zweiten Theil unter dem Titel „Fort-
setzung etc." vermehrt, ebendaselbst (d. i. Breslau) 1724.
Auch diese Auflage vergriff sich bald, so dass der Verleger
auf einen neuen Abdrück denken musste, welcher 1727 ver-
anstaltet und eine neue Fortsetzung oder dritter Theil hinzu-
gefügt wurde, bis 1730 der erste Theil zum vierten mal,
der zweite zum dritten mal, 1731 aber der dritte zum zweiten
mal gedruckt wurde. Im Jahr 1735 kam nicht allein ein
vierter Theil, sondern" (folgt das Verzeichniss der Samm-
lung^ seit 1735.)
im October (p. 375), dass die dritte Fortsetzung (oder 4ter Theil der
Sammlung), die auf dem Titel 1735 als Verlagsjanr zeigt, erschienen sei.
*9 Hier irrt Steinb'ach; s. unten.
Ausgaben und Herausgeber. 15
Man sieht sofort Jördens Angaben basiren auf denen
Steinbach's, nur dass er des gleichzeitigen Erscheinens der
zweiten Auflage des ersten Theils und der ersten des zweiten
nicht gedenkt, statt der unbestimmten Notiz über die Er-
scheinungsjahre der ersten und zweiten Auflage des zweiten
Theils, dafür die Jahre 1724 und 1727 giebt und (richtig)
das erste Erscheinen der zweiten Fortsetzung in's Jahr 1727
setzt, während er mit ihm 1730 den ersten Theil zum vierten,
den zweiten zum dritten mal erscheinen lässt.
Diese Angaben lassen sich aber — die Steinbach's ganz,
die von Jördens theilweise, nur auf die s. g. „Nachdrucke"*
Goedeke's beziehen, der übrigens abweichend von Jördens
(und Steinbach) — ich weiss nicht worauf gestützt — die
vierte Auflage des ersten Theils 1731 setzt, eine dritte Auf-
lage der Fortsetzung aber gar nicht notirt.
Halten wir uns an Steinbach und vergleichen damit die
Drucke bei Goedeke unter n. 5. Nach S. sind die zweite
Auflage des ersten und die erste des zweiten Theils zugleich
erschienen. Bei Goedeke 5 erscheint 1725 die zweite Auflage
des ersten Theils, für die erste des zweiten weiss er kein
Jahr anzugeben; das Exemplar der Berliner Bibliothek giebt
darüber Auskunft, es ist von 7725! Die Angabe Steinbach's
aber (wie auch Jördens) dass 1730 der erste Theil in vierter,
der zweite in dritter Auflage erschienen, stimmt genau mit
Goedeke's Angaben über die s. g. Nachdrucke. Ich glaube es
erhellt hieraus, auf wie schwacher Grundlage Goedeke's auf
Jördens gestützte und selbst von diesem, wo jener mit Stein-
bach übereinstimmt, abweichende Angaben ruhen. Dazu
kommt noch ein beachtenswerther Umstand.
3) Weder die königliche Bibliothek zu Berlin, noch die
Dresdener, noch die Goettinger, noch die Leipziger (Uni-
versitäts- wie Stadtbibliothek), noch endlich die Breslauer
Stadtbibliothek besitzen ein einziges Exemplar der von Goedeke
unter 2 aufgeführten Drucke, ausser der „dritten Fortsetzung,
Breszlau und Leipzig 1735^, Diese befindet sich in Berlin,
Dresden und Goettingen; und vor Kurzem ist auch ein
l6 Ausgaben und Herausgeber.
Exemplar derselben in meinen Besitz gekommen. Dagegen
besitzt die Mehrzahl von ihnen (Berlin, Dresden, Goettingen,
Breslau) eine Anzahl der s. g. Nachdrucke. Die königl.
Bibliothek zu Berlin hat dieselben sogar vollständige alle Auf-
lagen. Mir selbst ist es trotz mehrjährigen Suchens nicht
gelungen, einer der s. g. echten Ausgaben habhaft zu
werden. Auch ich habe nur — und mit grosser Mühe — einige
der bei Goedeke n. 5 verzeichneten Drucke erlangen können.
Nun wäre es aber doch, besonders bei der Vollzähligkeit
der Berliner CoUection, wahrhaft erstaunlich, dass keine der
erwähnten Bibliotheken auch nur einen der 8 s. g. echten
Drucke besitzen sollte. Besonders da die, doch nicht zufällig
von Steinbach und Jördens gleich datirte, dritte Fortsetzung
von 1735 3-^^ jeder einigermassen reichlich mit Gtlntheraus-
gaben versehenen Bibliothek nicht fehlt und zwar — das ist
zu beachten — gowol in Berlin wie in Dresden, wie in dem
in meinem Besitz befindlichen Exemplar — mit s. g. Nach-
drucken zusammengebunden. Verweisen wir also die echten
Drucke, die ihr Dasein nur einer Anzahl von ungenauen An-
gaben und Missverständnissen danken, dorthin, wohin sie
schon lange gehören, in's Reich der Fabel, und setzen wir
die fälschlich als Nachdrucke verleumdeten Originalausgaben
in ihr altes Recht wieder ein!
Zum Abschluss des Ganzen gebe ich hier ein vollstän-
diges, genaues Verzeichniss der Ausgaben, wie sie die König-
liche Bibliothek zu Berlin bietet.
A.
I. Sammlung | von | Johann Christian | Günthers | aus
Schlesien, | Theils noch nie gedruckten, | theils schon
heraus gegebener!, | Deutschen und Latei- ' nischen |
Gedichten. | Franckfurth und Leipzig, i Bey Michael
Hubert, | 1724,
8». 528 p.p. Vorr. 3 Bl. (yk. 3286)5°.
3° Die Notiz auf dem, Titel der Ausgaben 1-5, Sammlung von
theils noch nie gedruckten, theils schon herausgegebenen etc. Gedichten
bezieht sich offenbar auf die Einzeldrucke der Gelegenheitsgedichte.
Ausgaben und Herausgeber. 17
2 a. Sammlung etc.
Andere und verbesserte Auflage ''
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert 1725
488 pp. 8°
daran :
b. Fortsetzung | Der | Sammlung | von Johann Christian
Günthers, | aus Schlesien, | Theils noch nie gedruck-
ten, theils I schon herausgegebenen, Teut- | sehen und
Lateinischen | Gedichten. | Franckfurt und Leipzig,
Bey Michael Hubert, IJ25 \ .
250 pp. 8°. Vorr. 3 Bl.
daran :
Vc. Zweyte'^ | Fortsetzung | oder | Dritter Theil | Der
Sammlung | von | Johann Christian Günthers, | aus
Schlesien, | Theils noch nie gedruckten, theils | schon
heraus gegebenen | Teutschen | Gedichten. | Franckfurt
und Leipzig, | Bey Michael Hubert, | 172J, \
360 pp. 8°. Zuschr. u. Vorrede 4 Bl.
(yk. 3288)
,J} a. Sammlung von etc. Deutschen und Lateinischen
Gedichten
^ Dritte und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert. 1J26,
488 pp. 8".
daran :
b. Fortsetzung der Sammlung von ^^ etc. Teutschen und
Lateinischen Gedichten
5' cf. oben die Bemerkungen p. 13.
3^ Diese Ausgabe ist gewidmet : »Dem Wohlgebohrnen Ritter | und
Herrn, | HERRN | Hans Gottfried | von Beuchelt, | Als | Meinem sonders
Gnädigen | Herrn und Gönner.«
53 Auf p. 115 enthält diese zweite Auflage das in 2 b fehlende
Gedicht »Auf die Gerssdorff- und Richthoffische Liebes- AUiance« sowie
auf p. 182 das gleichfalls in 2 b fehlende Gedicht »Zuschrift an einen guten
Freund«. Der schliessliche Ausgleich der dadurch in der Paginirung
entstandenen Differenzen, wird durch compresseren Druck in 3 b erzielt.
Litzmann. 2
K^
l8 Ausgaben und Herausgeber.
Andere und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert. 1726.
250 pp. 8°.
daran : 1
c. = 2 c.
(yk. 3292.)
4 a. Sammlung etc.
Vierdte und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert. 1730.
488 pp. 8°.
daran :
b. Fortsetzung der Sammlung etc.
Dritte und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig
Bey Michael Hubert. 1730.
250 pp. 8^
c. Zweyte Fortsetzung ^ oder dritter Theil der Sammlung
von etc. etc Teutschen Gedichten.
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert. 1731-
360 pp. 8°. Zuschr. ü. Vorr. wie 2 c.
(yk 3294).
5 a. Sammlung von etc. Deutschen und Lateinischen Ge-
dichten:
Fünffte und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert. //JJ.
488 pp. 8°.
( 34 Diese Wiederholung von 2 c, ohne Auflagebezeichnung, ist
1; häufig, so auch von Steinbach, irrthümlich als die erste Auflage be-
j zeichnet worden.
Ausgaben und Herausgeber. 19
b. Fortsetzung der Sammlung von etc. , . . Teutschen
und Lateinischen Gedichten
Vierdte und verbesserte Auflage
Franckfurt und Leipzig.
Bey Michael Hubert, //JJ.
250 pp. 8°.
daran :
c. Zweyte Fortsetzung ^* oder dritter Theil der Sammlung
von etc Teutschen Gedichten.
Franckfurt und Leipzig
Bei Michael Hubert. 1733.
360 pp. 8°.
daran :
d. Der | Sammlung ^ | von | Johann Christian Gtlnthers, |
aus Schlesien, | Theils noch nie gedruckten, theils
schon I heraus gegebenen | Teutschen und Lateini-
schen I Gedichten 1 Vierdter Theil I oder I Dritte
55 Abermals mit 2 c. und 4 c übereinstimmende Wiederholung,
ohne Auflagebezeichnung. Die Widmung an Beuchel ist im Exemplar
der Berliner Bibliothek verbunden und steht vor 5 d.
36 Mit der Anm. 3 5 erwähnten Zuschrift an Beuchel ist dem Berliner
Exemplar seltsamerweise, ausser der dazu gehörigen Vorrede, die zu
2 b vorgebunden. In 5 d befinden sich j Gedichte :
^/"^p. 18. »Zur Xbendmusic (Auf eines Predigers Namensfest).
Anno 17 18.«
»Dein Ruhm gelehrter Gottesmann«
5 Str. — auch unter den Breslauer Manuscripten in einer Ab-
schrift mit der Bezeichnung: Günthersches Gedicht.
b) p. 211. »Ueber die Worte: Herr stärke uns den Glauben«:
»Herr stärke meinen schwachen Glauben etc.«
6 Str. ^
c) p. 414. »Aria K . . . an J . . . E . . . B . . . Als ihm dieselbe
das widrige Verhängniss nicht gönnte.«
So soll denn nun ein blosses Küssen
Der Lohn getreuer Liebe sein? etc.
m^Str.
^Dieselben müssen, da sie in die grosse Sammlung nicht aufgenommen
worden, von Fessel nachträglich als nicht Günther'sche erkannt worden
sein, da er in der Vorrede zu II Bl. 13 ausdrücklich erklärt, dass nur
solche von der Sammlung ausgeschlossen worden seien.
2*
20 Ausgaben und Herausgeber.
B.
Fortsetzung. | Breszlau und Leipzig, | bey Michael
Hubert, | 1735,
436 pp. 8°. Vorr. 3 El.
(yk. 3296)
I. Sammlung'' | von | Johann Christian Günthers, | aus
Schlesien, | bis anhero edirten | deutschen und | latei-
nischen I Gedichten, | Auf das neue übersehen, | wie
auch in einer bessern Wahl und Ordnung | an das
Licht gestellet. | Nebst einer Vorrede | von den so
nöthigen als nützlichen EigenschafFten der Poesie |
Breszlau und Leipzigs \ Bey Michael Hubert 173$
1102 pp. gr. 8°. Von*. 13 Bl. Titelk. u. Vign.
(yk. 3301.)
I. Sammlung ^ von etc. bis anhero edirten etc. Gedich-
ten , . . . Bey dieser zweyten Auflage mit einem An-
hang und Register vermehrt. Nebst etc. | Mit Königl.
Pohln. und Churfl. Sächsischen Allergnädl. Privilegio
Breszlau und Leipzig. Bey Michael Hubert. 173p
II 78 pp. gr. 8^ 2 Regg. Titelk. u. Vign.
(yk. 3306.)
37 Das Titelbild: zwei Satyrn mit einer Schaale Früchte; Unter-
schrift :
»Zwey Satyrn bringen hier auf einer Schaale Früchte:
»Von gleicher Gattung sind auch folgende Gedichte«.
Titelvignette: Eine Bärin leckt ihr Junges; Ueberschrift : Doctrina in-
genium sie format, ut haec fera foetum.
cf. die Recension in d. Bey trägen zur Grit. Historie IV. p. 169 ff.
Das Berliner Exemplar hat ausserdem noch das »Portrait von Johann
Friedrich Burg, Pastor an Maria Magdal. zu Bresslau« ; wol nur zufällig,
andere Exemplare v. I. haben es nicht, und sicher würde der Recensent
in d. Critischen ßeyträgen, falls es zur Ausgabe gehörte, seiner gedacht
haben, da er gerade Titelkupfer und Vignette genau beschreibt.
38 Titelkupfer und Vignette wie in I. Dies ist die erste vollständige
Sammlung; sie enthält mit Ausnahme der in Anm. 35 erwähnten Ge-
dichte Alles bisher in den 4 einzelnen Bänden von Günther Erschienene
j und ausserdem ein neues öedicht, p. 179. (Roquette a. a. O. p. 149
bezeichnet als erste 11 76 (!) Seiten zählende Ausgabe irrthümlicn erst
I die von 175 1.)
Ausgaben und Herausgeber. 21
III a. Sammlung '^ von etc. ... bis anhero herausgegebenen
.... mit einem Anhang und Register nebst etc. . .
wie auch bey dieser Dritten Auflage mit d. Autoris
Leben vermehrt. Mit Königl. Pohln. etc. etc.
Breszlau und Leipzig
Bey Michael Hubert. 1742,
II 78 pp. gr. 8^ Titelk. Vign.
W / b. Nachlese | zu | Johann Christian | Günthers, | von
Striegau aus Schlesien, | Gedichten, | welche aus lauter
in der vorigen Sammlung | nicht befindlichen Stücken
bestehet. | Breszlau ij 42 \ Verlegts Johann Jakob ^^r«.
234 PP- gr- 8- Vorrede 7 Bl.
(gedruckt Leipzig bey Bernhard Christoph Breitkopf)
(yk. 33 II).
I ' IIV. Sammlung '*° von etc. etc. . . .
Vierdte Auflage.
Breszlau und Leipzig
Bey Michael Hubert. 1746.
II 78 pp. 8°.
(yk. 3316)
\Sf a. Sammlung ^^
Fünfte Auflage
Breszlau und Leipzig
Bey Michael Hubert. 1751-
II 78 pp. gr 8°.
-* b. Nachlese'^ zu J. C. G etc. Gedichten
Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Breszlau 1745
verlegts Johann Jacob Korn.
59 Tirelkupfer: Im Vordergrunde an einem Wasser unter Büschen
zwei singende und spielende Frauengestalten, ein Satyr lauscht, Schwäne
ziehen vorüber, im Hintergrund em pallastarti^er Bau. Titelvignette
dieselbe wie in I. Des »Autoris Leben« ist ein kurzer Auszug aus
Steinbach's Biographie.
•♦° Titelkupfer und Vignette wie III a.
4' Titelkupfer wie in IV, die Vignette zeigte eine Minerva, ein
Buch in der Hand.
4^ Durch die Existenz dieser Auflage werden sowol die irrthüm-
liche Angabe ScheibePs (cf. oben Anm. 14) Wie die sonstigen wider-
22 Ausgaben und Herausgeber.
282 pp. gr. 8°. 2 Vorr. 9 Bl. 2 Regg.
(gedruckt Leipzig bei Johann Immanuel Breitkopf.)
(yk. 3322).
Via. = Va.
b. Nachlese zu etc Gedichten
Breszlau 1751*
282 pp. 8°. verlegts Johann Jacob Korn. ,
(yk. 3321).
^ ;- VII a. Johann Christian Günthers^' | Gedichte. | Sechste \
verbesserte und geänderte Auflage. | Breszlau und
Leipzig I Bey Johann Ernst Meyer, 1764 \
1006 pp. gr. 8. Vorr. 5 Bl. 2 Regg.
daran :
.. ; b. Anhang ^^ | zu | der sechsten Auflage | der | Güntheri-
schen I Gedichte. | Breszlau und Leipzig, | bey Johann
Ernst Meyer | 1764,
170 pp. 8^ 2 Regg. •♦^
(yk. 3326).
f
streitenden Angaben über die zweite Auflage der Nachlese endgültig
richtig gestellt. Diese den Auflagenvermerk auf dem Titel tragenae ist
unzweißlhaft der echte erste Druck der zweiten Auflage. Die Nach-
lese von 175 1 (VI b.), deren Inhalt mit dieser genau übereinstimmt,
die jedoch nicht als zweite Auflage auf dem Titel Dezeichnet ist (obwol
sie den »Vorbericht zu der zweyten Auflagec^ enthält) ist weiter nichts
als ein genauer Abdruck von V b.
^3 Titelkupfer: Günther's Portrait als Medaillon eingelassen in ein
Grabmonument, von einem Lorbeerkranz umgeben, mit der Unter-
schrift: J. C. Günther | gestorben in Jena 1723 | den 15 Mart: alt
26 (sie!) Jahr.« An der Basis des [Monuments die Verse Günther's
rp. 771): Hier starb ein Schlesier, weil Glück und Zeit nicht wollte |
aass seine Dichterkunst zur Reife kommen sollte: | Mein Pilger Hess
geschwind und wandre Deine Bahn, | sonst steckt Dich auch sem Staub
mit Lieb und Unglück an | «.
Die Vorrede enthält wie d. vorigen Auflagen einen kurzen Abriss
der Biographie nach Steinbach.
^^ cf p. 9.
+5 Von den bei Goedeke unter 4 verzeichneten späteren Drucken
der Nachlese besitzt die Berliner BibliothA nichts, dagegen ist in
Dresden ein Exemplar der Nachlese von 1760, welches ich jedoch nicht
gesehen habe.
Q _
II. Die Originalmanuscripte
GÜNTHER'S AUF DERBRESLAUER STADT-
BlBLIOTHEK.
In Nachstehendem gebe ich das Verzeichniss der Günther- ■
Manuscripte, soweit dies irgend möglich, in chronologischer
Ordnung. In den meisten Fällen glaube ich die Entstehungs-
zeit mit einiger Sicherheit bestimmen zu können, bisweilen
jedoch machten sich der Umstand, dass ich die Manuscripte
ungeordnet und mit den Abschriften vermengt vorfand, sowie
die in den verschiedenen Perioden sehr wechselnden Züge
der Handschrift Gllnther's, welche bei zeitlich einigermassen
au seinander liegenden Schriftproben sogar oft an der Identität
der Schreiber zweifeln Hessen, bei der endgültigen Feststellung
der Entstehungszeit mancher Gedichte störend bemerklich,
und ich halte die Möghchkeit nicht für ausgeschlossen, dass
meine Datirung eines oder des andern von den letzterwähnten
' vielleicht, falls sich etwa neue, bisher unbekannte Quellen
einmal eröffnen sollten, als irrthUmlich herausstellen könnte.
Im Princip die chronologische Ordnung befolgend, habe
ich mich doch nicht für berechtigt erachtet, zusammenhän-
gende Aufzeichnungen wie das Taschenbuch von 1719, das
noch im Jahre 1721 benutzt worden, dieser zu Liebe aus-
einanderzureissen und einzelne Dichtungen, deren Entstehnngs-
zeit zweifellos zwischen 1719 und 1721 fällt, zwischen ein-
zuschieben. Doch habe ich letztere, um andrerseits auch die
chronologische Ordnung nicht fallen zu lassen, nicht in der
24 ÜRIGINALMANUSCRIPTE GÜNTHER'S A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK.
Reihe weitergezählt, sondern mit der Nummer desjenigen
Gedichtes, dem sie ihrer Entstehungszeit nach am nächsten
stehen, und den dazu gesetzten Buchstaben a, b etc. auf-
geführt.
Die grenzenlose Druckfehler verwirnmg aller Ausgaben un-
tereinander habe ich bei der Verzeichnung der Varianten nicht
berücksichtigen können. Nur falls der erste Druck des
betreffenden Gedichtes oder die Lesart von VII a, resp. beide
zusammen von der Handschrift abwichen, habe ich die
Variante verzeichnet.
In Bezug auf meine Citirung der Ausgaben nach Ziffern
verweise ich auf das Verzeichniss derselben in I p. i6 — 22.
Die einfache Seitenbezeichnung ohne beigesetzte Ziffer der
Ausgabe bezieht sich stets auf die gleichlautenden , voll-
ständigsten und am häufigsten vorkommenden Ausgaben v. 1739,
/ 1742, 1746, 1751. (II, Illa. IV, Va). Der Einfachheit halber
citire ich ferner: Meinen Aufsatz über Günther (oben Vor-
bemerkung Anm. 2) als Z. G^, meine Ausgabe (a. a. O.
Anm. 8) als L G.^ ; die Originalmanuscripte Günther's als MB,
die Abschriften als BA, ; die Einzeldrucke als BD, • Die in
eckige Klammern [ ] eingeschlossenen Worte sind ursprüng-
liche von Günther selbst geänderte Lesarten. Ein beigefügtes *
bezeichnet, dass das Wort im Manuscript durchstrichen ist.
n. I. Ein halber Bogen in 4°,
alle 4 Seiten beschrieben.
p. 1095. zuerst 2 c. p. 183.
Ueberschrift: Monsieur mon Frere!
V. 93. Fleiss erregt (wie 2 c.)
V. 112. Von des Phöbus Hand zu
Lohne (wie 2 c.)
n. I Ein Originalbrief in Alexandrinern, gerichtet an Johann
Gottfried Hahn, geb. 1694 zu Schweidnitz (f 1753 in Breslau als an-
gesehener Arzt, preuss. Hofrath. 1748 in den erblichen Adelstand er-
I hoben). H. ^ a^ p;ig^ der ältesten und besten Freun de G's., cf. u. a.
BA. n. I. 4. 22. Er studirte v 1714— Tyiy in Lclpi^ig'. üeber die
Gedichte gelegentlich s. und seines Bruders Promotionen und ihre
Beziehungen zu Günther's Fehde mit Crusius-Crispin vgl. unten Anhang.
ÜRIGINALMANUSCRIPTE GÜNTHER'S A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK. 2j
V. 119. Solltu
V. 12 1. schaue;/
V. 122. hdiuen
unterzeichnet :
Svidnicii, die 2 1 Julii noctis a Monsieur mon Frere
hora undecima usque ad di- votre
midium quartae posteri da- tres humblement
tum in Musaeo 17 14. serviteur
Joh. Christian Günther.
n. 2 — 16. Ein defectes Octavheft, beste-
hend aus einem halben (be-
schriebenen) Bogen als Um-
schlag und einer Reihe loser
Blätter als Einlage. o. Bez.
Zu dem vorliegenden Brief, als eine Art postscriptum, gehört zweifellos
das vom 22. Juli 17 14 datirte Schreiben. BA. n. i. Zu dem Inhalt
des Briefes selbst ist zu bemerken, dass die v. 51 ff. erwähn-
ten Vorbereitungen zu einer Aufführung auf dem neu hergestellten
Schultheater sich nicht (wie Roquette p. 12 behauptet, unter aus-
drücklicher Beziehung auf diese Stelle und der gleichzeitigen Bemerkung,
dass die Vorbereitungen »ein halbes Jahra in Anspruch genommen
hätten, trotzdem dieser Brief vom 21. Juli 17 14 datirt, die Aufführung
dagegen im September 1715 stattfand) auf Günther's Schauspiel »Theo-
dosius« beziehen können, sondern nur auf die für die Aufführungen des
Jahres 17 14 von Günther projectirte Uebersetzung des »Cyrus« von
De la Rue (cf. v. 73 ff.) In dem erwähnten Jahre schemt jedoch
aus irgend einem Grunde die Aufführung nicht stattgefunden zu haben,
da das neue Theater erst 171 5, wie aus der Einladung des Rectors
Leubscher erhellt, mit Günther's »Theodosius« eröffnet wurde. Ueber
die Quelle und Entstehungsgeschichte des letzteren vgl. den Anhang.
Zur Erklärung von v. 46 sei bemerkt, dass am Ende von v. 45 in der
Handschrift em grosser Klecks ist. Die Versschlüsse schaue — bau^w
V. 121, 122, trotzdem an dieser Stelle, männlicher Versschluss (den
auch die Ausgaben zeigen) geboten, sind wol auf in der Eile unter-
gelaufene Sc&eibfehler zurückzufuhren. Orthographisch bemerkens-
werth ist in v. 97 die Schreibweise »Eiversucht«.
n. 2 — 16 Das in doppelter Beziehung fragmentarische Taschenbuch
stammt, wie eine Durchmusterung seines Inhalts klar ergiebt, aus dem
Sommer des Jahres 1715, dem letzten, welchen Günther als Schüler in
Schweidnitz verlebte. Dass diese losen Blätter wirklich ursprünglich
ein zusammenhängendes Ganze waren, dafür bürgt ausser der zweifel-
losen inneren Zusammengehörigkeit von n. 3, 8, 12 a, 12 b, 16 auch
der heute zum Theil nocn nachweisbare äusserliche Zusammenhang
I
26 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
m —
n. 2. o. Bez. Steh Du Pilger, dessen Fuss
Ueher meinen Schädel gleitet
6chau doch, wie der Schickung Schluss.
^' 3- P- 300- zuerst in 5 d p. 422. o. Bez.
Str. 3. V. 5, fehlt das zweite y>werii
V. 7—9
[Vielleicht wirst du in 40 Tagen
So lange bin ich noch bey Dir
Den Abschied . . .]
n. 4. o. Bez. «. Ich achte keinen Vers, der nicht von 50 Zeilen
ein auserlesner ist
Ein solches Werk gehört vor meine Feder
nicht,
^i. Aleides seinen Pappelbaum . . .
Ein frisches Epheublatt der Lohn gelehrter
Schläfe
Das Bacchus seinen Krug mit Epheu ziert
und schmückt.
der auseinandergerissenen Blätter. Mit Ausnahme von n. 13 — 15 und
Theilen von n. o und n. o ist alles von Günther's Hand, jedoch mit
verschiedenen Federn una verschiedener Dinte geschrieben. Wie viel
ivon dem ursprünglichen Inhalt durch die Zerreissung des Buches ver-
loren gegangen, ist nicht mehr festzustellen. Sicher ist nur, dass vor
n. 8 eme Lücke ist. Arletius, der zuerst für III b dies Taschenbuch
benutzte, hatte, wie seine Auseinanderzerrung zusammengehöriger Stro-
phen (v. n 9, n. 12 a und 12 b) beweist, keine Ahnung von dem ur-
sprünglichen Zusammenhang.
n. 2 Fragment eines akrostichischen Leichencarmens; die für die
übrigen (nicht vorhandenen) Verse bereits vorgeschriebenen Anfangs-
buchstaben ergeben (mit den obigen") den Namen: Susanna Euphro-
sina Luc. d. i. Lucassin, wie eine ernaltene Abschrift der 3 Verse die
Lücke deV"OriginaIs" ergänzt. Beziehungen unbekannt.
n. ? Trotz der für unsere Empfindungen widerwärtigen rohen
Sinnlichkeit, die in Str. 2 zu Tage tritt, muss mit Rücksicht auf Ort
und Zeit der Entstehung, Schweidnitz 171 5, doch wol dies Gedicht als
an Leonore gerichtet, gedacht werden; obwol im allgemeinen die
ihren Namen tragenden Gedichte von derartigen priapäischen Unarten
frei zu sein pflegen.
n. 4 a. ß. Zusammenhanglose, zum Theil unentzifferbare, stark corri-
girte Fragmente, deren Beziehungen zu enträthseln mir nicht hat ge-
lingen wollen.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 27
Dieweil das Nymphenvolk aus seiner Vater-
stadt
Viel Epheuranken um seine Wiege legte
Als ihn die Stiefmutter suchte
Er ging
Mehr Oel als Wein verbraucht . . .
Sieht Academus (?) doch die Wahrheit in
dem Walde.
n. 5. o. Bez. Cubito — ? ? — presso
Vultur gem . ? ? caput
Der Geyer frass zu viel und als er sich erbrach
Beklagt er seynen Darm, allein die Mutter
sprach
Mein Kind, was weinestu, das geht dir nicht
zu Schaden
Wer sich vom Raube nährt und draus sich
übergiebt
Der speit ein fremdes Gut.
n. 6. Illb. p. 173. Vb. p. 205. o. Bez.
Str. 6. V. 2. Womit das schwarze Haar
V. 4. Aus welchen seine Mutter lacht
Str. ft V. 5, Und spielt drauf auf mein Herz
n. 7. Französische Büchertitel.
n. 5 Die vorangehenden lateinischen Worte lassen in den nach-
folgenden Versen eine Uebersetzung vermuthen ; vielleicht eine metrische
Uebung für die Schule?
n. 6 Fragment eines Conceptes zu dem Gedichte »der Abriss seiner
Liebsten«; dasselbe beginnt bei Strophe 6 und zwar in einer fremden
Hand, dann folgen Str. 7, 8 und Str. 9 v. 1 — 4 von Günther's Hand,
der Rest von Str. 9 und Str. 10 wieder von einer neuen fremden Hand.
Vielleicht ist das schwülstige Product nicht nur in der Niederschrift
Compagnie2iX\i€\\„
n. 7 Die betreffenden Titel sind:
I. »Les Oeuvres de Mr. Regnard. ä Bruxelles 17 11, in 12°«
(folgt Inhaltsangabe der beiden Theile. Darin im 2. Theile »le
28 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 8. Illb. p. 185. V b. p. 217. o. Bez,
zu Str. I. * der einst in Schweidnitz
n. 9. lllb. p. 176 u. 177. V b. p. 208 u. 209. o. Bez.
n. 10. o. Bez.
Quid mea tarn (?) novus ostia pollice tundit
Hospes et adventat beat
legataire universel«, welches Stück im Jahre 171 2 von den
Schweidnitzer Schülern aufgeführt worden war.)
2. Trait^ de la satyre, ou Ton examine, comment on doit
reprendre son prochain et comment la satyre peut servir ä cet
usage. Suivant la copie ä Paris, chez Jean Anisson. 1695. 12°.
3. Satyres de Perse traduits en vers fran^ois et accommod^es
ä gout präsent par Mr. Noble avec quelques satyres sur le
th^atre. a Amsterdam 1706. in 12°.
n. 8 Die beiden Strophen sind als 8 und 9 nummerirt; danach
hätten wir in ihnen also den Schluss eines längeren verlorenen Ge-
dichtes zu sehen. Die in n. 8, 12 a u. 12 b übereinstimmende Strophen-
form, sowie die offenbare Verwandschaft des Gedankengangs in allen,
legen die Vermuthung nahe, dass wir es hier überhaupt nur mit Theilen
eines einzigen Gedichtes, resp. Entwürfen dazu zu thun haben. Doch
steht der immerhin denkbaren Möglichkeit, 12 a als die drei ersten
Strophen des Gedichtes, zu dem n. 8 die beiden letzten bildet, aufzu-
fassen und dazwischen eine Lücke anzunehmen, abgesehen von der in
diesem Fall befremdlichen Wiederholung desselben Gedankens in n. 12a
Str. 2 und n. 8 Str. i (8) das gewichtige äussere Bedenken gegenüber,
dass die Blätter, die 12 a u. 8 enthalten, auf keine Weise zusammen-
zulegen sind. Viel ungezwungener ergiebt sich dagegen eine Zusammen-
gehörigkeit von 12 a und 12 b. Man thut daher am besten diese fest-
zuhalten und n. 8 nur als das zu nehmen, als was es sich bietet, als
die beiden letzten Strophen eines verlorenen Gedichtes. — Str. i (8)
ist sehr stark corrigirt. Ob das Gedicht — wie 12 a u. 12 b — an
Leonore und ihre Freundin gerichtet, ist nicht mit Sicherheit zu ent-
scheiden, doch scheinen mir die beiden letzten Verse von Str. 2 (9)
dafür zu sprechen ; ich wüsste jedenfalls nicht, auf wen sie sonst zu
beziehen wären.
/ n. 9 Der Zusammenhang dieser 4 Strophen, die in III b so wunder-
lich auseinandergerissen worden, ist zweifellos. Was den Herausgeber
irre führte, war offenbar der Umstand, dass Str. 2 und v. i — 4 von
Str. 3 von fremder Hand sind. Gerade die fast verblüffende Wendung
der Stimmung in Str. 3 v. 5 ist äusserst charakteristisch für Günther.
Dergleichen schroffe Uebergänge sind bezeichnend für das Leben wie
das Dichten des »Sanguineo-Melancholicus«, wie ihn sein eigener Vater
nannte. Die fremde Hand in Str. 2 u. 3 lässt vermuthen, dass
Günther diese Verse einem Freunde in die Feder dictirte. Dass das
Gedicht sich auf einen Liebeszwist zwischen Günther und seiner Ge-
liebten (Leonore^ bezieht, ergiebt der Inhalt.
n. IG Offen Dar Fragmente einer freien lateinischen Uebersetzung
oder Bearbeitung der Ode (III) y^Eig *'EQ(oxa"' des Anakreon.
Origixalmanuscripte GCnther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 29
Ingredere et quisquis ocius inter
Non amat janua
Intrat carus puer spoliis et onustus opimis
Explico velatum ? ?
— — — — — gravibusque ? ?
mea vita
n. II. o. Bez.
Wie manchesmal mein Kind
Wird dich mein Abschied quälen
Und deine Gartenlust (?) die ....
n. 12 a. III b. p. 184. Vb. p. 2x6. o. Bez.
1 . * [Durchblättert meine Faust das Buch
2. Das * deine Hand[schrift] zum Denkmal traget
n. 1 1 Ein viel corrieirtes, schwer entzifferbares Concept. Der Ge-
danke erinnert an n. 3 Str. 3.
n. 12 a Die vv. 1—4 (v, i ist durchstrichen, desgl. in v. 2 »deine«
und ein urspr. hinter »Hana« folgendes »Schrift«) bilden, wie die urspr.
Lesart des v. 5 Str. i des Textes deutlich zeigt, einen Entwurf zu der
in III b vorliegenden Strophe i. Jener erste Entwurf richtet sich nur
an eine Person (die Geliebte): das deine Hand etc., während die Aus-
führung sich als an zwei Personen — Leonore und ihre Freundin —
gerichtet erweist. Vergleichen wir mit diesen 3 Strophen nun die von
mir als 12 b bezeichneten, von 12 a durch n. 13 — 15 getrennten,
Strophen, so ergiebt sich ein auffallend enger innerer Zusammenhang
zwischen 12 a u. 12 b, der mich veranlasst hat in meiner Günther-
Ausgabe (als n. 4 p. 33 f.) die 8 Strophen als ein zusammenhängendes
Gedicht aufzufassen. In Str. i — 3 (n. 12 a) wendet der Dichter sich
mit allgemeinen Klagen über das nahe bevorstehende Scheiden aus den
lieb gewordenen Schweidnitzer Verhältnissen an die Geliebte und die
Freundin zusammen, er gipfelt in der Bitte »Verändert nicht die reine
Treu I und steht mir bei dem Höchsten bei«. Daran schliesst sich vor-
trefflich der Anfang v. 12 b die Apostrophe an die Freundin und die
Bitte für die Geliebte zu sorgen, aenn (2. Hälfte von 12b): »Ich
gründe mich auf Deine Gunst etc.«; er bittet sie zu schreiben; dann
wendet er sich an Leonore selber »Du meines Herzens halber TheiJ (
Mein Kind, mein Schatz, mein Heil, mein Leben | wirst gleichfalls mir
in aller Eil etc.« mit der gleichen Bitte und schliesst mit der Anrufung
Gottes um Erhörung semer Wünsche. Der Zusammenhang scheint
hiemach auf der Hand zu liegen. Bedenken könnte nur die Trennung
^O Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
3. Der Gang des Hofes, wo wir oft
4. Den Mond zu unserm Wächter hatten]
>^ Str. I. V. 5.: [Der Gang des Hofes.]
p. 98. Vb. p. 108. o. Bez.
Stri 8. V. 3. : [Pralest du mit deiner Farbe]
V. 5.: [Ach die Rosen sterben bald]
Str. 9. V. 5. fehlt im Mscpt.
von 12^ u. 12 b durch die dazwischen liegenden nn. 13—15 erwecken,
(n. 12 a steht auf der ersten Seite eines Blattes, auf dessen Kehrseite
die 3 ersten Strophen von n. 13 stehen, deren 6 weitere Strophen auf
einem besonderen Blatte folgen.) Die Sache ist jedoch sehr einfach
zu erklären : n. 13 ist von fremder Hand, vermuthlich also von Günther
in die Feder dictirt worden. Der Schreiber schlug das Buch auf, und
ohne zu bemerken, dass die Seite, auf der jetzt n. 12 a steht, noch leer
sei, begann er auf der Rückseife und fuhr auf dem folgenden Blatte
fort. Dadurch irregeführt warf Günther auf einer folgenaen Seite (wol
mit derselben Feder und Dinte, mit der n. 13 geschrieben) n. 14 hin,
und auf derselben Seite schrieb dann wieder eme fremde Hand n. 15
nieder. Auf die so leergebliebene Seite schrieb Günther dann bei einer
andern Gelegenheit 12 a nieder, und fuhr, da er die folgenden Seiten
beim Umwenden bereits beschrieben fand, hinter n. 15, wo noch ein
leerer Raum auf der Seite war, mit 12 b fort und beendigte auf der
folgenden Seite in einem Zuge das (aus 12 a u. 12 b bestehende) Ge-
dicht. Abgesehen von dem oben abgedruckten Entwurf der ersten
Strophe von 12 a (welcher unten auf der 12 a vorangehenden Seite
steht), stimmen alle Theile von 12 a und 12 b in Dinte und Schrift,
die sonst häufig wechseln, genau überein. Die Abweichung der
erwähnten Strophe, die eine schwärzere Dinte hat, erklärt sich sehr
einfach (es ist aieselbe Dinte wie in n. 7) daraus, dass dieser Entwurf
niedergeschrieben worden, ohne dass aer Dichter sofort Gelegenheit
und Stimmung hatte, ihn auszuführen resp. fortzusetzen. Ja vielleicht
ist mit Rücksicht auf diesen Anfang die folgende Seite von dem
Schreiber von 13 mit Absicht freigelassen worden, er (oder Günther
selber) irrte sich jedoch über den event. Umfang des projectirten Ge-
dichtes, und so konnten dann durch das Dazwischentreten von 13 — 15
die zusammenhängenden Theile eines Gedichtes, als zwei (resp. drei)
verschiedene Gedichte angesehen werden. Ueber die ausser jedem
Zweifel stehende Zusammengehörigkeit der beiden Theile von 12 b vgl.
n. 12 b.
n. 13 Die Aufzeichnung des Gedichtes an dieser Stelle ist in mehr
als einer Beziehung interessant. Einmal_ wird dadurch Tiltmann's (a. a.
O. p. 41^ Datirung, (die übrigens^vonTder unrichtigen A uffas'sung d es
Vernältnisses zu Leonore ausgeht) der es in die WittenbefgCT Zöit 1716
se!zt7 richtig gestellt. Was seine veranlassung und Beziehung betrifft,
so erinnert es im Ton sehr an Str. i und 2 von n. 9 und man wird
wol nicht fehl gehen, es als bei derselben oder einer ähnlichen
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 3 1
i
Veranlassung an dieselbe Adresse gerichtet anzusehen. Weit inter-
essanter aber sind die beiden ursprünglichen Lesarten, die hierbei zu
Tage kommen, sofern sie noch mehr wie die schliessliche Textredaction
den entsprechenden Stellen in Wilhelm Hauff's »Morgenroth, Morgen-
roth« gleichen. Urspr. Lesart : Pralest du mit deiner Farbe [Text :
Kühnst du gleich von deiner FarbeJ. Hauff: Prahlst du gleich mit
deinen Wangen. Urspr. Lesart : Ach die Rosen sterben bald (Text : werden
alt), Hauff: »Ach die Rosen welken all.« Auf die ins Auge fallenden
Aehnlichkeiten beider Lieder ist bereits früher hingewiesen worden
(Tittmann a^a^O. Anm* M. Carriere in_^_))Gegenwart« 1878 n. 27.
pr-rj-br)^ Sl6 stimmen überein nicht iraTln der äusseren Fönürrsondern
auch an mehr als einer Stelle des Inhalts (cf. Carriere a. a. Ö.). Wo-
her kommt diese Uebereinstimmune? Nach dem von Carriere a. a. O.
dtirten Bericht Julius Klaiber's (»Nord und Süd« 1878 n. 14) über die
Entstehung des Hauffschen Gedichts ist in diesem die Idee dazu
durch die Melodie eines von Landmädchen gesungenen Liedes,
dessen »Text selbst nur wenig zu verstehen«, angeregt worden. Die
Frage Carrieres »Sind Klänge des Günther'schen Liedes zu Hauff ge-
drungen?« ist meines Erachtens zu bejahen. Ich nehme an, dass
Günther nach einer "Bekannten Mel od ie Jiüi tete ; dass ihm dies Ver-
fahren in späterer Zeit w^enigstens nicht fremd gewesen, entnehme ich
aus einer Stelle eines Briefes von ihm aus dem Winter 1722 (Kalbeck
p. 73.), die ich sonst nicht zu erklären wüsste: »Ein Dutzend neu ver-
fertigter Arien, Reiche schon fast wie die warmen Semmeln abgegangen,
und die dir auch insonderheit wegen etlicher :(äriltchen Melodien ge-
fallen werden, will ich bei nächster Gelegenheit dem Herrn v. Beuchelt
sowohl als dir zu geneigtem Urtheil übersenden.« Nehme ich hier-
• zu eine Notiz der »Ulla Potrida« von 1794 p. 47 (Berlin, Wever'sche
Buchhandlung, Herausgeber H. A. O. Reichard, cf. Goedeke, Grund-
' riss II, n. 462, 10), worin es von Günther heisst: »Noch lange nach
I seinem Tode sang das Volk seine Lieder mit vieler Theilnehmung«, so
['gestaltet sich für mich das Bild der Wanderung und Wandlung etwa
( so : Die Günther'sche Dichtung geht in den Mund des Volkes über,
I die getragene Melodie, sowie die Neigung des Volksliedes überhaupt
J lassen jedoch bald aus dem gesungenen Texte diejenigen Strophen, welche
den eigentlichen Kern des ganzen bildeten, die Vorwürfe und Angriffe
' gegen die Geliebte, und die schliessliche trotzige Abwendung des ver-
schmähten Liebhabers von ihr (Str. 2—7 und Str. 9), verschwinden,
i und es bleiben nur die beiden Strophen über die Flüchtigkeit der Liebe
wStr. i) und der Schönheit (Str. 8): die dem Volkslied eigenthümliche
j Vorliebe für derartige schwermüthige Klagen über Schwinden von
; Liebe, Jugend und Schönheit, hat sich hier Bahn gebrochen. Wahr-
' scheinhch ist dann weiter gedichtet worden, vielleicht das Motiv des
Soldatentodes bereits im Volksmund entstanden, und so klang Text
und Melodie an Hauff's Ohr, der offenbar auch von ersterem Anregung
empfing. Leider ist es mir nicht gelungen für diese Vermuthung einen
Beweis zu finden und vor allem des Liedes auf einer der Zwischen-
stationen zwischen Günther und Hauff habhaft zu werden. Zu dem
. hier gebotenen Texte selbst ist noch zu bemerken, dass der Vers
» »Aller Jungfern Hinterlist« von Günther's Hand geschrieben ist.
32 Originalmanuscripte Günther's a. d, Bresl. Stadtbibliothek.
n. 14. o. Bez.
Rosen sind der Schönheit Blüthe
Wenn du sie gebrauchen willt
So versäume nicht die Zeit
Ihrer Unbeständigkeit.
n. 15.* III b. p. 179. V b. p. 211.
Str. 3. V. 2. „Wann"
n. 12 b. III b. p. 180. p. 178, V b. p. 212. p. 210. o. Bez.
Str. 4. V. i. Denke [was du stets]
V. 5. urspr. statt „der mich um derentwillen":
a. den ich vor die, so
b. den meine Brust vor die
Str. 5. V. 5 u. 6 :
[Mein Hochzeitsrock, mein weisses Kleid
Ist wie gesagt Beständig — ]
Str. 7. V. I — 4:
[Mein Lenchen, meine werthe Braut
Die ich nun über alles schäle
Kein Reichthum hat dich mir vertraut
Mein Lenchen, meines . . . .]
n. 14 Diese 4 Verse unterscheiden sich, wie erwähnt, in Schrift
und Dinte sehr wesentlich von Günther's übrigen Aufzeichnungen in
diesem Taschenbuch.
n. 15 Das Gedicht ist von fremder Hand geschrieben und ganz
durchstrichen. In Str. 2 hat das Mscpt. eine Umstellung der Verse
derart, dass v. 3 und 4 des Textes der Ausgabe hier v. i und 2 sind
und vice versa. Die Lücke in v. 2 (4) ist unentzifferbar, vielleicht ist
»vilzger« zu lesen. Der Ton des Gedichtes erinnert an n. 3 ; das dort
gesagte gilt auch hier.
n. 12 b In Bezug auf die Zusammengehörigkeit von 12 a u. 12 b
muss auf das oben bereits zu 12 a gesagte verwiesen werden. Hier
handelt es sich nur darum die Zusammengehörigkeit der 5 Strophen
von 12 b, die III b ja ebenfalls in zwei Fragmente von je 2 und 3
Strophen zerlegt hat, zu beweisen. Abgesehen von dem bereits nach-
gewiesenen innem Zusammenhang der 5 Strophen ergiebt sich ein
solcher auch äusserlich dadurch, dass der letzte Vers der Strophe 8 von
12 b (»die Thränen nicht vergebens zählt«) auf dem Blatte, welches
die ersten 2 Strophen von 12 b enthält, abgedrückt ist. Beide Blätter
gehören also zweifellos zu einander. Günther legte das noch nicht
trockene Blatt in der Eile auf das andere, welches die vorangehenden
Strophen des Gedichtes enthält.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 33
n. 16. p. 1177. zuerst in 5 d. p. 434. o. Bez.
Str. I. V. 1—3. [Getreue Seele dein Magnet,
Der stets nach meinem Herzen geht
Zieht mich an diesem kühlen Morgen]
Str. 2. V. 5. Die Einsamkeit sitzt auf dem Steine
Str. 6. V. 6. Hier macht es Echo offenbar,
n. 17. Ein halber Bogen in 8°, auf dem sich auch
n. 22 a. befindet. o. Bez.
III b. p. 182. V b. p. 214.
Str. 4. V. 5 u. 6.
Wirst auch endlich du pfobiren
Die Beständigkeit zu zieren.
n. 18. Ein Blatt in fol. mit der Bez.: Dn. Gtln-
theri P. C. L. curriculum vitae
inb. p. 151. Vb. p. 183.
n. 16 Das Gedicht ist vermuthlich kurz nach n. 12 einstanden;
es steht auf der zweiten Seite des Blattes, das die letzten 3 Strophen
von 12 b enthält. Eine Vermuthung über die Entstehung von n. 12
u. n. 16 mag hier noch Platz finden. Ich möchte annehmen, n. 12
ist in der Nacht vor dem Scheiden aus Schweidnitz geschrieben, (cf.
Str. I u. 2 »Mein Zimmer, das nun wüste stehet«.) Am Morien darauf
(»Die Liebe weckt an diesem Morgen«) schreibt er auf das letzte Blatt
(dies ist nämlich die eine Hälfte des einzigen noch erhaltenen halben
Bogens — die erste Hälfte enthält n. 2 — 5 — des Taschenbuchs; dieser
^ halbe Bogen dient, wie erwähnt, als Umschlag) das Gedicht an die
i Freundin der Geliebten, an sie richtet er noch einmal die rührende
{Bitte, sich Leonoren's anzunehmen, sich der »flüchtigen Taube« zu
I erbarmen, . die »sich um ihren Gatten kümmert«. Damit schliesst das
' erste Taschenbuch.
n. 17 Ebenso entschieden wie der Inhalt dieses Gedichtes bes.
Str. 3. V. 6. ihm die gleiche Entstehungszeit wie das Schweidnitzer
Taschenbuch (n. 2—16) zuweist, ebenso entschieden gehört das auf
demselben Bogen verzeichnete Gedicht n. 22 a einer späteren Zeit an.
Das vorliegende Gedicht ist nicht vollendet, wenn auch das Mscpt. die
beiden — im Text von III b und Vb fehlenden — Schlussverse von
Str. 4 enthält. Der Vers: »O so kannst du leicht gedenken«, sollte
offenbar nicht den Anfang einer neuen -- fünften — Strophe bilden,
sondern mit einem zweiten die sehr matten vv. 5 — 6 d. Str. 4 ersetzen:
er ist nur zu erklären im engen Zusammenhang mit den hj'pothetischen
Vordersätzen der vv. 1—4 v. Str. 4.
n. 18 Dieses wie das folgende Gedicht sind geeignet in die bisher
noch nicht aufgeklärte Frage, wo und wann Günther zum Dichter ge-
krönt worden, (Tittmann und Roquette berühren das Thema gar nicht,
Litzmann. -i
34 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Ueberschr. : Vitae curriculum Guntheri P. L. Caes.
a se ipso scriptum A. 1716.
Unterschr. : Hoc intempestivo poeseos Latinae abortu
Viri magnifici Dni Decani Comitisque
Palatini jussui obtemperaturus Patriam
Parentes, natales vitaeque hucusque
ductae rationem profitetur
Johannes Christianus Gtintherus
Stregensis Silesius. Medicin. Stu-
diosus. /
und Kalbeck [p. 89] nimmt aufs geradewol an, Günther habe sich diesen
Titel auf Grund seines Gedichtes an den Prinzen Eugen angelegt \)
einiges Licht zu bringen. Nach n. 18 u. 19 muss die Krönung 17 16 in
Wittenberg erfolgt sein, und zwar liegt die Vermuthung nahe, dass
n. 18 mit derselben direct in Verbindung zu bringen ist. Entweder
erfolgte letztere darauf hin, oder das» Gedicht wurde bei Gelegenheit
derselben abgefasst. Der Krönende kann nur die philosophische
Facultät in Person ihres Decans gewesen sein. Allerdings habe ich das
Vorhandensein eines Oichterkrönungsprivilegs, wie solches später 1741
Kurfürst Friedrich August IL von Sachsen wahrend seines Reichs-
vicariats der philosophischen Facultät zu Leipzig ertheilte, für die Witten-
berger philosophiscne Facultät direct nicht nachweisen können. Ich
schliesse es aber aus der Betitelung des Decans als »comes palatinus«;
cf. die Hauptstelle des erwähnten Privilegs für Leipzig (Joh. Chr. Gott-
sched de poetis laureatis Lipsiae 1752. 4°.): »Ex certa nostra scientia
»de praesentis nostri vicariatus et potestatis in imperio plenitudine, De-
»cano, Seniori et professoribus reficjuis facultatis philosophicae in Aca-
»demia Lipsiensi expetitum istud privileg^ium, quod alias comüibus sacri
npalatü concedi solet, dedimus et elargiti sumus, ut dicta facultas possit
»et valeat personäs tdoneas in arte poetica excellentes, praevio consueto exa-
mmine et exhibitis sufficientibus et probatis documentis, per laureae im-
»positionem et annuli traditionem, Poetas laureatos creare et insignire.
»5i quidem tales per eos sie creati poetae laureati in omnibus civitatibus,
»universitatibus, coUegüs et studiis libere absque omni impedimento
»in praefatae artis poeticae scientia legere, repetere, scrtbere, tnter pretari
»ac ceteros poetices actus exercere nee non omnibus et singulis orna-
»mentis jurious et indultis uti, frui, potiri et gaudere debent, quibus
»caeteri poetae laureati gaudent, utuntur, fruuntur ex consuetudine et de
»jure« etc. etc. (die letzte Dichterkrönung in Deutschland fand 1802
4. März in Leipzig statt, wo Prof. Stockmann gekrönt wurde ; cf. Schulz,
Abriss einer Geschichte der Universität Leipzig, p. 406 f.). 1720 (in seiner
Entgegnungsschrift wider Pritsche. Kalbeck p. 84 ff.) gedenkt Günther mit
einer gewissen Beschämung des »gekrönten P.« das er »sich aus unbe-
dachtsamer Begierde an den Namen flicken lassen«, als einer Art Jugend-
thorheit, über die er Jetzt hinaus sei: trotzdem bediente er sich der
Titulatur noch auf Gelegenheitsgedichten aus späterer Zeit (cf. BD
n. 18, n. 26, n. 30).
Origin'almanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 35
n. 19. Stammbuchblatt.
Parturiunt montes nascetur ridiculus mus :
Foecundi calices carmina plura negant.
Nobilissimo mansuetiorumque musarum
felicissimo cultori nomen addebat
Vitembergae 17 16 Joh. Christ. Günther Streg.
die 3. Maji poet. Caes. med. stud.
n. 20. Ein halber Bogen in fol. gez. :
die VVirckung e. betrübten Post
von
dem Hintritte
des
äussert sich in schuldigem Mitleide
eines verbundenen Dieners
Witteüberg 171 7 Caji Wildhagens L. L. stud.
p. 678. zuerst in 5 d. p. 141.
n. 21. Ein Blatt in 4°. gez.:
Bey dem Grabe der
Edlen Stürtzkopßin
entvvarff diese Zeilen
J-
p. 674: zuerst 5 d- p. 149.
Str. 3. V. I. ^Kreisse
Str. 4. V. 6. fliegt
Str. 6. V. I. die Selige aber
n. 19 Aus dem Stammbuch Christian Weinisch's (Weinisius), geb.
1694 t 1755 als Rector von St. Magdalenen in Breslau. Er studirte
17 14 — 17 18 in Wittenberg (cf. Leuschner, Ad Cunradi Silesiam togatam
spicilegium 20). Die »Foecundi calices«, die carmina plura negant, sind
recht characteristisch für Günther.
n. 20 Ein, wie die Aufschrift besagt, in fremdem Namen ver-
fertigtes Leichencarmen. Die Aufschrift befindet sich auf S. i, S. 2 — 4
enthalten den Text des Gedichtes.
n. 21 Nach Steinbach, p. 27, sollen dies wie das folgende Gedicht
(n. 22) in Wittenberg »in der stillen Einsamkeit«, d. i. i m Schu ldj:.
j^efängn iss. gedichtet sein. Die 6 Verse d. Mscpts. sind stark durch-
corrigirt, quer sind einige Zahlen geschrieben.
36 Originalmakuscripte Güxther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 22. Ein halber Bogen in 4°.
Str. 4 u. 5 V. fremder Hand. o. Bez.
p. 645 zuerst 2 b p. 7.
Str. I. V. 8. Komm heute Poesie
V. 9. Was künstliches
V. IG. dass du doch ein Stiefkind
liehen
V. II. darfst Du Dich ja nicht
Str. 2. V. 3. Die Tugend hat genug
V. 4. Und darf sie nie das Oel
V. 5. so man rühmt
V, 6. Ein rein und guter Sect
V. 7. borgt niemals ihren Glantz
V. II. Geschickter Dichterkunst
V. 12. viel zu ^^naschen #
Str. 3. V. 2. Dein würdiges Verdienst
V. 3. Zung^ und Hertz
V. II. Das mittelländische Meer in
einen Löffel bringen
V. 12. einen Ceder^örww
Str. 4. V. I. Nun isfs kein Wunder
V. 2, So der Homer gesetzt
n. 22 Die Ueberschrift in 2 b (vvol nach dem ersten Einzeldruck,
vgl. oben p. 4) lautet: Lob und Danck-Altar, | welchen dem Hoch-
Ehrwürdigen und Hoch-gelahrten Herrn | Johann Hermann von Eiswich, |
Rendsburgens. Holsat. | Assessor! Facult. Philos. in Wittenberg, | Jetzo
beruffenem Hauptpredig^er an der Cosmae und Damiani | Kirche zu
Stade, I Als er vor semer Abreise den 27 May A. 17 17 den | wohl
verdienten Gradum eines Licentiati | Theologiae erhielt, | aufrichteten |
dessen bissher gewesene Auditores. | . Vielleicht wurde Günther durch
seinen ^reundPeters, einen speciellen Landsmann des Gefeierten, cf.
n. 34 e. v^efanläsSrr ^^s Gedicht im Namen der Zuhörer abzufassen.
Nur S. 3 u. 4 d. Mscpts. sind beschrieben; Str. 4 — 5 sind vermuthlich in
die Feder dictirt. Die zahlreichen Varianten vom Texte d. Ausgaben
zeigen deutlich, dass das Gedicht in der Gestalt, wie es in dem Mscpt.
vorliegt, noch nicht druckfähig befunden worden, dass wir es also hier
nur mit dem Concept des später gedruckten und in die Ausgaben auf-
genommenen Gedientes zu thun haben.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 37
Str. 4. V. 3. Weil man, was Morgenland,
Moni und Athen
V. 4. Nebst a/ler Wissenschaft in
deinem Haupte sieht
V. II. was Elswichs Fleiss
V. 12. des grossen Wernsdorffs lesen
Str. 5. V. I. dein Fleiss "in heiiger Schrifft
V. 8. Mit Recht ihr Beywort schencket
V. IG. fehlt im Mscpt.
V. 12. reiner Gunst
Str. 6. V. I. grosser Mann
V. 2. kluges Unterweisen
V. 4. baun dir schon den Grund von
deinem Danckaltar
^ V. 5. zersäget uns in Stücken
V. 9. Die Liebe wird nun hier ge-
weihte Kohlen
V. IG. ein Hoherpriester
Str. 7. V. 3. deinen Schweiss
V. 4. Mit allem, was du wünschst und
was deifi Hertz sich wählt
n. 22 a. (zusammen mit n. 17.) o. Bez.
p. 935. zuerst 5 d. p. 297.
Str. 2. V. 4. das Wort „Wesen" d. Textes
im Mscpt. unleserlich,
n. 23. Die Hälfte (quer durchgetheilt)
eines halben Bogens in Fol.
gez.: Auf das Absterben N. N.
p. 814. zuerst 5 d. p. 14Ö.
Str. 5. V. 5 und straftest
Str. 6. V. 6. Die dir.
n. 22 a Das Gedicht kann nicht vor 17 18 entstanden sein, da des
grossen Striegauer Brandes, der auch Günther's Vaterhaus in Asche
legte, darin Erwähnung gethan wird. Vermuthlich ist es sogar unter
dem unmittelbaren Eindruck dieses Ereignisses gedicHtet.
n. 23 Entstehungszeit und Beziehungen unbekannt, vermuthlich
jedoch aus der Leipziger Zeit.
38 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n, 24. Ein halber Bogen in 4°. o. Bez.
p. 760. zuerst 5 d p. 33.
n. 25—43.
Ein Heft in 8°. Auf der Innenseite gez. :
Johann Christian Günther von
Striegau aus Schlesien, phil. poes.
* 1719.
n. 25. gez.: Ode. Dressden den 10. August 1719.
p. 181. zuerst 5 d p. 318.
Str. 2. V. 5. [Ich schmeichle mich an keine Zofe]
V. 7. [bey dem Hofe]
n. 26. gez. : Auf der Abreise von Dressden
in sein geliebtes Schlesien
d. 2. Sept.
n. 24 Das Gedicht, wie der letzte Vers zeigt, im Namen eines
gewissen Pohl verfasst, möchte ich, da aus dem Inhalt hervorgeht, dass
letzterer €m Schlesier ist, als zum Anfang des Jahres 17 19 gedichtet
annehmen. In die Leipziger Matrikel von 17 18 ist (dicht vor Günther's
Namen) ein Sigismund Pohl, aus Breslau eingezeichnet. Wahrscheinlich
wird dieser also der Absender des Gedichtes sein. An wen es gerichtet,
bleibt im Unklaren; aus dem Zusammenhang erhellt nur, dass es ein
Arzt von bedeutendem Rufe und ein Verwandter Pohl's ist.
n. 25 — 43 Das zweite — leider ebenfalls nur lückenhaft erhaltene
(cf. n. 43) — Taschenbuch Günther's enthält Gedichte aus der Zeit vom
10. August 1719 bis zum i. April 1721. Die ersten Aufzeichnungen
stammen aus der Dresdener Zeit (n. 25 — 32), die nächsten datiren aus
dem ersten Aufenthalt in Breslau, aus dem December 1719 (n. 33 — 34).
Nach Lauban scheint Günther das Buch nicht mitgenommen zu haben,
denn aus der Zeit seines dortigen Aufenthalts, welche zugleich die
seiner grössten Productivität war, enthält es keine Zeile. Die Auf-
zeichnungen beginnen erst wieder im August 1720 in Breslau (ver-
muthlich war also dort das Buch zurückgeblieben) und zwar ziemlich
zahlreich (n. 35 — 40 u. n. 40 a), sie werden inBrieg fortgesetzt (n. 41);
dass Günther es von da mit nach Creuzburg genommen und dort
die letzten Aufzeichnungen gemacht, bezeugt n. 43. Alles im Taschen-
buch enthaltene ist von Günther selbst, doch — wie leicht be^eiflich
— mit verschiedener Dinte sowol wie verschiedenen Federn niederge-
schrieben. Trotzdem dass die nn. 25 — 32 im Taschenbuch, wie die
beigefügten Daten beweisen, nicht in der Reihe, wie sie gedichtet
worden, aufgezeichnet sind, habe ich doch, um den ursprünglichen
Zusammenhang des Heftes nicht zu zerreissen, die achronologische Ord-
nung nicht geändert.
n. 25 Str. I — 3 ist durchstrichen, vgl. L.G^ p. $27 f u. n. 26.
n. 26 Str. I — 2 des Gedichtes ist durchstrichen ; das folgende Blatt,
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 39
p. 183. zuerst 5d p. 321
Str. 2. V. I. Lenchens
Str. 3 — 8 fehlen im Mscpt.
Str. 10. V, 3. Lenchens
n. 27. gez.: Ode.
p. 289. zuerst 5 d p. 339.
*■ Str. I. V. I. Als Lenchen
Str. 2 vorgez. : Lenchen
Str. 2. V. 4. armen Lenchen
Str. 5. V. 2 [mein altes Licht]
Str. 5. V. 3. Mit neuer Reu und Huld
V. 6. Und Lenchen
Str. 6. V. I. [So gut ich seine Regung
kenne.]
welches die Strophen 5 — 8 enthielt, ist herausgerissen. Das Gedicht
ist wichtig für die Leonorenfrage (cf. L.G} p. 52^ Anm. i. L.G.^
p. 16.) Günther nennt hier seine Schw^hhriTzer Geliebte Letichen^ und
die verlassene Leipziger, wie die Ausgaben zeigen, in Str. 8 Lorgen
(soll vermuthlich Lorchen heissen). Kalbeck a. a. O. p. 51 Anm. i
bemerkt zu diesem Gedichte: »Günther schreibt, wie in den Ausgaben
zu lesen, Lehngenn etc., während er in directem Widerspruch damit
.p. 23 Anm. i (unter ausdrücklicher Verweisung auf die eben citirte
Stelle) gesagt hatte: »Auch hier ist deutlich in der ersten Zeile der
zweiten Strophe Lehnchen und nicht Lorchen zu lesen. w Beide Behaup-
tungen sind zum mindesten ungenau. Günther hat in den uns von
seiner Hand erhaltenen Gedichten nie weder nLehnchenn noch inLehngenn.
geschrieben, er schreibt stets klar und deutlich nLenchena (das ist dann
durch Abschreiber für den Text der Ausgaben zu »Lehngen« oder
»Lehnchen« geworden). Ja er schreibt sogar da zweifellos nLenchemi,
wo Kalbeck ihm dafür ein nLorchenv. imputiren will, (cf n. 35.) Len-
chen ist sonach, wie auch zweifellos aus n. 12 b Str. 7 erhellt, wo
deutlich »Lenchen« steht, weiter nichts als eine Abkürzung für Leonore,
die sich aus der Zwischenstufe Lenore sehr leicht erklärt. Die gebräuch-
lichere Abkürzung nLorchemi zeigt u. a. n. 34 v. 23.
n. 27 Str. I ist durchstrichen. Das Gedicht, Horaz bekannter Ode
(IIL 9.) »Donec gratus eram« nachgebildet, darf natürlich nicht, wie
auch Kalbeck richtig bemerkt, als eine treue Darstellung der Gefühle,
welche Günther in der Liebeskrisis zwischen Leonore in Schweidnitz
und Leonore in Leipzig bewegten, aufgefasst werden. Immerhin aber
ist es beachtenswert!!, dass er zu einer Zeit, wo er sich in ähnlicher
Stimmung und Lage befand, wie die, welche Horaz zu seiner Ode
begeisterten, nicht nur gerade diese nachzubilden begann, sondern
auch den für ihn so bedeutungsvollen Namen Eleonore mit offenbarer
Beziehung auf seine eigene Lage in zwei Formen, als »Leonore« und
als »Lenchen«, hineinverwob.
40 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 28. gez. : Ode.
p. 268. zuerst 5 d p. 337.
Str. I. V. I. [Ja fleuch nur]
Str. 2. V. 5. [Ich wach auf Eis]
Str. 4. V. I. [die überhäuften Gaben]
V. 2. [Der gütigen Natur.]
n. 29. gez.: An Herrn Brandenburg aus Mecklen-
burg S. S. Theol. stud. in Leipzig
Dressden d. 16. Aug. 17 19.
p. 577. zuerst 5 d p. 71.
V. 27. auf Rath und Rettung
V. 28. die Mittel
V. 29. der Sinnen Kräfte
V. 38. [So gern es selbst vergiebt]
V. 43. Tag und Nacht (wie 5 d)
V. 44. [güldnen st: weichen]
V. 59. Und glaube sonder Lust d
anzuhören.
V. 70. Durch viel Kreuz und Weh
(wie 5d)
V. 73. [gleicher Fleiss]
V. 75. Plaz in meinen Klageliedern
V. 85. [schlägt sich gleich der Kiel mit
tausend . Heldenthaten.]
n. 28 Dies Gedicht ist, was auch Kalbeck entgangen, wie das
vorige, freie Fachbildung einer hör arischen Ode »Extremum Tanain, si
biberes Lyce« (lU. 10 also auch bei Horaz die nächstfolgende.)
n. 29 Michael Christoph Brandenburg aus Boizenburg in Mecklen-
Iburg (Leipz. Matrikel) studirte seit 17 18 mit Günther zusammen in
Leipzig. Letzterer scheint viel Vertrauen in ihn gesetzt zu haben,
denn m den s. g. »letzten Gedanken« (cf. oben p. 1 Anm. i.
LG^ p. 59 f. V. 169. BA n. 14) beauftragte er ihn mit der Sammlung
seiner Poesien, wenn er gestorben. Nach Steinbach (p. 51) war er
später Pastor in Sterley in Mecklenburg (vgl. auch Tittmann a. a. O.
p. LIII). Beachtenswerth und charakteristisch für Günther ist, wie ver-
schieden er so kurz hintereinander (10 u. 16. August) —in n. 25 und
hier — über sein selbstverschuldetes Missgeschick am Dresdener Hofe
und dessen Folgen reflectirt. Dort ungeorochener Muth, fast] Jubel,
dem höfischen Zwange entronnen zu sein, und festes Vertrauen auf
seinen Stern, hier — 6 Tage später — gänzliche Muthlosigkeit, Ver-
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 41
n. 30. gez.: Ode.
p. 299. zuerst 5 d p. 330.
Str. I. V. 6. Lenchens Brust.
Str. 5. V. 6. Lenchens Gunst.
n. 31. gez.: An H. Gottlieb Milich
Kayserl. Rath und Mannrechts-
Assessorn in Schweidnitz.
III b. p. 196. V b. p. 230.
V. 3. Mus^
V. 23. [Und also hast auch]
V. 48. folgen im Mscpt. 4 im Text d. Ausgabe feh-
lende Verse:
Mein ganzer Vor t heil war ein leer und magres
Lohen,
Ein Kerl, der Reime quält und noch der Peitsche
misst
Kommt an^ und sticht mich ab, nicht wegen
netter Proben,
Nein, sondern tueil er nur ein bessrer Hof-
narr ist.
zweifelung und Verbitterung im höchsten Grade, »mit nachgestimmten
Saiten will er durch den Lorheerhran:^ der vorangehenden Freunde nur
sein »Epheu-Laub« erhöhn.« Die Varianten d. Mscpts. erklären sich
aus der Flüchtigkeit Fessel's, 'der sogar die richtige Lesart an 2 Stellen
der ersten Ausgabe in den späteren fallen Hess.
n. 30 Gleich n. 26 ist dies Gedicht, dessen v. i durchstrichen ist,
für die Klarlegung von Günther's Liebesverhältniss zu der Leonore in
Leipzig wichtig. Cf. LG^ j). 528, Anm. 3. LG* p. 77. In den Aus-
gaben ist die Ode überschrieben »Ode an sein Lehngen«; Kalbeck a. a.
O. p. 52 n. 6 betitelt sie ganz unberechtigt: »Ode an sein Lehnchen.n
n. 31 Augenscheinlich benutzte Arletius für III b das vorliegende
Mscpt., dessen erste Seite übrigens (v. i — 9) durchstrichen ist. Die
Abweichungen des Druckes vom Original sind nur unbedeutend, und
die Lücken des letzteren mit denen des ersteren genau übereinstimmend.
Auffällig ist in diesem Fall nur der Umstand, dass er die Lücke hinter
V. 48 nicht ausfüllte. Ein Zufall, durch Flüchtigkeit verschuldet, kann
es nicht sein, denn der Text von III b (u. V b) markirt ausdrücklich
eine Lücke. Wir haben es hier also mit einer absichtlichen Verstüm-
melung des Originals zu thun, und was Arletius dazu bewog, ist ziem-
lich klar. Er rechnete die vier Verse mit ihrem derben Ausfall gegen
den Dresdener Concurrenten Günther's, die nach der Ansicht aller Zeit-
42 Originalmanxscripte Günthers a. d. Bresl. Stadtbibuothek.
V. 64. Nichts desto weniger (im Mscpt. unterstrichen.)
V. 72. [„sollte" st: „wollte*"]
V. 90. Und dann des Nächsten Liebe
V. 117. [der um den Wucher flucht]
V. 118. [noch von dem Galgen]
V. 121. ein einsam Hertz
V. 126. [berühmter Schelm]
V. 129. [stellt st; legt]
V. 132. [den Ruhm]
V. 134. noch ]2i? frisch als
V. 159. [Du weisst ich sage stets die Wahrheit schlecht
und frey.]
n. 32. gez.: Cantate. Dressden in dem
Königl. Garthen gebracht
p. 354. zuerst 5 d p, 386.
V. 14. [die lass ich]
V. 29. Augen, Busen, Schooss (wie 5 d)
genossen nur auf den (wenigstens 1742) noch lebenden, in Ansehen
stehenden ]oh. Ulrich von Koenig bezogen werden konnten — offen-
bar unter jene »unflätigen und ehrenrührigen Einfällen , denen er in seiner
Ausgabe keinen Zugang verstattete. (Vorrede zu III b, Bl. 5 b). . Das
ganze Gedicht um der paar Verse willen zu missen, konnte er sich
nicht entschliessen, und so machte er sich kein Gewissen daraus in
dem ohnehin unvollständigen Gedicht eine Lücke zu lassen. Uebrigens
geht die Anspielung nicht auf Koenig, denn wie Kalbeck auf p. 47,
Anm. 3 zu einer Stelle des dort aus dem Original mitgetheihen ßriefes
an Haas (cf. MB n. 34 c u. d), welche jene Dresdener Vorgänge be-
rührt, selor richtig bemerkt, war p«? ^^rM ynpnj gr^ «tnndern ein unbekannter
Dritter, der Günther aus der erhofften Stellung verdrängte, und der
seinerseits wieder von Koenig, worüber Gynther in jener Stelle seine
ausdrückliche Freude ausspricht, ausgestochen wurde. Die Verse 133—140
sind gar nicht anders zu deuten. Und auf diesen Dritten, für dessen
Persönlichkeit sonst jeder weitere Anhalt fehlt, beziehen sich zweifellos
auch die vier unterdrückten Verse des vorliegenden Briefes. Gerichtet
ist derselbe an Günther's alten Schweidnitzer Gönner (cf. Steinbach,
3. 12 und ausser unserm Gedicht auch in den »letzten Gedanken«
p. 837, cf. BA n. 14, LG^ p. 56, v. 8j] erwähnt), den kaiserlichen
tath Gottlieb Milich (f 1720). Ueber dessen Sohn Joh. Gottlieb Mi-
lich und seine Beziehungen zu Günther's Fehde mit Crusius-Crispin cf.
den biographischen Anhang (ausserdem BD n. 23, BD Anhang n. i).
n. 32 Die subjectiv-individuelle Leidenschaft, die in dem Gedient
zu Tage tritt, sowie der Name Leonore in diesem Zusammenhang,
legen die Vermuthung nahe, dass wir es hier nicht, zu welcher Annahme
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 43
n. 33. gez.: An Leonoren Bresslau
December 17 19.
„als er sie nach 4 Jahren
„wieder das erste Mahl empfing" *
p. 557. zuerst 5 d p. 361.
n. 34. gez.: Bresslau d. 25. December 17 19
III b. p. 194. Vb p. 228.
^' 35- ge_Z' ' Vratislaviae
,,d. 10. August
1720.
„Als er im Garthen mit
„ihr spazieren ging"
III b. p. 164. Vb. p. 196.
* [Wer hätte das gedacht getreue Leonore]
Str. I. V. I, Ach liebstes Lenchen [sähstu doch hier]
V. 5, [denn dieser kommt aus wahrer Lieb und
Treu]
V. 6. [Dieweil ich dich vorher]
V. 7. Womit ich bey .... Zeit
der Titel verleiten könnte, mit einer bestellten Gelegenheitsdichtung
für den Dresdener Hof zu thun haben. Leonore ist hier offenbar die
Leipziger Geliebte. ^^•L^'^- 528, Anm. 3. — Von v. 8 an zeigt
die Handschrift andere*l5inte.
n. 33 Die Datirung bezieht sich offenbar nur auf die Zeit der
Njederschrift, da das Wiedersehen selber bereits im Herbst des Jahres
in Borau stattgefunden hatte, cf. LG^ p. 16 u. 86.
n. 34 Es liegt kein Grund vor das vorgeschriebene Datum nicht
auf die Entstehungszeit des Gedichtes zu beziehen. Es ist, abgesehen
von seinem poetischen Werth, interessant dadurch, dass es eines der
wenigen Streiflichter auf Leonorens persönliche Verhältnisse wirft.
n. 35 Die Dinte dieser Niederschrift ist stark verblichen und die
Handschrift sehr undeutlich und viel corrigirt. Bei Str. i v. i beschul-
digt Kalbeck (p. 14) den Herausgeber der »Nachlese«, er habe statt
des in der Handschrift eigentlich stehenden nLorchen« falsch »Lenchen«
gelesen und gedruckt. Nun hat jedoch Arletius gar nicht die Lesart
»Lenchen«, sondern in III b in der Ueberschrift sowol, wie im Text
»Lehnchen« in Vb in der Ueberschrift »Lehnten« im Text »Lehnchen«,
der Falschlesende ist aber in diesem Fall Kalbeck selber, denn die Les-
art der Handschrift ist zweifellos »Lenchen« und nicht »Lorchen.« Allein
Kalbeck glaubte die Lesart »Lorchen« nicht missen zu können, um seine
Darstellung des Verhälmisses zu Leonore dadurch zu stützen. Er
44 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
(hinter Strophe i) :
Um dich mein Kind — ? _ v _ ♦
Ich weine, weil ich seh ....
Deine Bahre
Str. 2. V. I. Fremde
V. 2. [Und werde dir nicht ♦[helfen] rathen
können]
Die ff. Verse in nachstehender Reihenfolge :
Die Armuth lässt es nicht geschehn
Und fremden Leuten lassen
Der Himmel stecke doch ein Ziel
Dich glücklich zu umfassen
Die andern, so mit mir studirt
Erlangen Ruh und Glücke
* [Ich dem sie vor ]
Und ob ... . gebierth
So bleib ich weit zurUcke.
spricht das ganz offen aus (p. 15): »Alle Zweifel darüber, ob Lenchen
oder Lorchen zu lesen sei, werden durch den zuerst geschriebenen,
vom Dichter aber wieder verworfenen Anfang des Gedientes gehoben:
j>Wer hätte das gedacht getreue Leonore« und fügt, um ja nicht miss-
verstanden zu werden, hinzu: oFür die Feststellung des wirklichen Sach-
verhalts sind diese Notizen wichtig.« Hat nun Kalbeck auch das Taschen-
buch von 171^ gar nicht odtr jedenfalls nur flüchtig angesehen, und
konnten ihn m Folge dessen nicht die beiden Stellen in n. 12 b des-
selben belehren, dass Güttther bereits, ehe er eine zweite Leonore in
Leipzig kennen lernte, für seine Schweidnitzer' Geliebte sich der Ab-
kürzung »Lenchen« bedient hat, so zeigte ihm doch im Taschenbuch v.
17 19 n. 26 deutlich diese Abkürzung für die Schweidnitzer Geliebte
verwendet. Man fragt sich also erstaunt, warum ihm an unserer Stelle
soviel daran Hegt, »Lorchen« statt »Lenchen« zu lesen; Kalbeck hält »Len-
chen« offenbar für einen besotideren Natnen^ dessen Günther sich nur in einer
gewissen Periode zur Bezeichnung der Geliebten bedient habe. Das beweist
einmal seine mit einer Ausnahme consequent durchgeführte Schreibart des
Namens als »Lehnchen« und zwar selbst da, wo wie in n. 26, 27 und
30 die Handschrift ihm deutlich »Lenchen« zeigt, und femer seine
Behauptung (p. 23) Günther's »Leonore heisse bis 17 16 Magdalis, bis
1718 abwechselnd Lehnchen und Lorchen, und bis 1722 dann wieder
ausschliesslich Eleonore.« So viel Worte so viel Ungenauigkeiten. Die
Datirung »bis 17 18« kann zuerst nur ein Druckfehler sein, denn Kal-
(leck weiss sehr gut, dass Lorchen und »Lehnchen« erst in den Ge-
tfichten aus dem Jahre 17 19 in ihrer Gegenüberstellung eine Rolle
Origikalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 45
Str. 3. V. I. [Um deinetwegen *geht mirs nah]
V. 6. [die Kräfte weichen]
V. 7. Die Besten (?)....
Str. 4. V. I. Was hat dein liebstes Herze
V. 3—4. Unleserliche Fragmente, durchstrichen
V. 3. Wenn wir von unserm .?...?? Gericht
V. 4 Plagen
Nach vielen unleserlichen und durchstrichenen Frag-
menten, darunter die Verse:
[Was hattest du nicht vor Gefahr]
[In Zedlitz auszubaden]
[Allwo ich dir]
folgt am Ende die Fassung d. vv. 5—8 des Textes.
Str. 5. V. I. Ach stürb ich tausendmahl vor dich
* [So könnt ich's nicht vergelten]
* [Es wäre nichts vergolten]
V. 2. Um deine sterben
V. 3. So wUrd ich doch
(Das tlbrige wie im Text.)
spielen; ja Kalbeck's Ansicht geht gerade dahin, dass der Name »Lehn-
chen» erst diesem Doppelvernältniss seinen Ursprung zu danken habe
und dass, nachdem die Leipziger Geliebte aus feüntner's Liedern, wie
aus seinem Herzen verschwunden, die Bezeichnung der Schweidnitzer
Leonore als »Lehnchen«, um sie von jener zu unterscheiden, müssie
geworden und ebenfalls verschwunden sei. Darum liegt ihm so viel
daran aus unserm, aus dem Jahre 1720 stammenden, Gedichte den,
seiner Ansicht nach in dieser Zeit nicht mehr verwendeten, Namen
»Lehnchen« auszumerzen und Lorchen an die Stelle zu setzen. Allein
auch die übrigen Angaben über die Benennungen Leonorens sind theils
falsch, theils ungenau. Allerdings kommt der Name Magdalis nach
dem 10. Juli 17 16 (wenigstens bestimmt nachweislich) mr Leonore
nicht mehr vor (cf. LG^ p. 526), wol aber der Name Lenchen früher
als 17 16 (cf. n. 12 b). Ebensowenig ist bis 1722 dann ausschliesslich
] die Benennung »Eleonore« die gebräuchliche. Ich erinnere nur an
; V. 7, Str. 7 des Gedichtes p. 321 »Mein Kummer weint allein um dich«,
' das Kalbeck ausdrücklich (p. 10) in's Jahr 1720 setzt. — Arletius' Wieder-
gabe des sehr schwer leserlicnen, fragmentarischen Textes verdient alle
Anerkennung, nur hätten, da alle übrigen Strophen aus 8 Versen be-
stehen, auch Dei der am meisten lückenhaften 6. Strophe ebenfalls 8 Verse
markirt werden müssen.
46 ÜRIGINALMANUSCRIPTE GÜNTHER's A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK.
Str. 6. V. 3. Und will mir . ? ? .
V. 4. Von deiner Liebe geben
folgen unleserliche durchstrichene Fragmente.
Str. 7. V. I. [Ich will ja gern]
V. 4. unleserlich, Fragment.
* V. 6. [den frohen Tag erleben]
n. 36. o. Bez.
p. 89. zuerst 2 b p. 153.
Str. I . V. I . [So will ♦ [ich] mich auch durchaus
nichts kränken]
V.. 3. Ich will
V, 4. Der Höchste thuts, er prüfet dich
V. 6. Doch auch die Ruthen nied. legt.
Str. 2. V. 2. Doch niemahls von voraus verstehn
V. 3. Wir fallen in Anfechtung Stricke
V. 4. *[Hingegen sucht uns Gottes Hand]
V. 5. Wir wehten selbst bisweilen blind
Str. 3. V. 3. [Dass Gottes Kinder weinen müssen]
Dass treue Seelen klagen müssen.
V. 5. Doch dass sie gar nicht Rath gesehn,
V. 6. Das ist wohl nimmermehr geschehn
Str. 4. V. I. *[Die Spötter können freilich mich
verdrängen]
Die Wetter stehn zwar ziemlich lange
V. 2, der Neid werden viel
V. 3. Es macht mir Feind und Missgunst
bange,
n. 36 Die zahlreichen Varianten vom Text der Ausgaben zeigen
deutlich, dass letzterem unmöglich das vorliegende Concept zu Grunde
liegen kann. Fessel, der ersichtlich dies Taschenbuch erst für 5 d ver-
werthet hat, muss die endgültige Fassung des Gedichts im Original
oder in einer Abschrift benutzt haben. Das Gedicht selber ist nicht
etwa aufGünther's persönliche Verhältnisse zurückzuführen, sondern ein
Gelegenheitsgedicht in fremdem Namen, und zwar diesmal einer weib-
lichen Person, wie aus Str. 5 und 6 unwiderleglich sich ei^iebt. Es ist
vermuthlich bei einer ähnlichen Gelegenheit entstanden, wie der zwei
Jahr später verfasste Leichentext der Frau Sparr, (MB n. 65) mit
dem es auch im Gedankengang eine gewisse Aehnlichkeit hat.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 47
V. 4. Und setzt mir ein . . , . . Ziel
V. 6. Versprechen Kronen auf den Streit.
Str. 5. V. I. Wer weis s^ wie unverhofft mein Glücke
V. 2. </fr keuschen Liehe Kränze flicht
V. 3. ? Spötter ^//V>&^
V. 4. Sie ? »«^/«^ Grossmuth nicht.
Str. 6. V. 3. die Hoffnung gieht
V. 4. ^^ schenckt mir einen Trostkelch ein
V. 5. /^r Winde bringt von mir den Kuss
V. 6. dem der mir doch noch werden muss
n. 37 gez. : Als Leonore nothwendig die
Unterredung unterbrach
So Elend werthes Kind ist allzeit unser
[♦Leben] Küssen
Das Zeit und Zwang und Uhr die Lust
verbittern müssen.
* Es klingt der Glockenschlag und lachen
wir auch fort
Wir haben kurze Zeit einander (?) noch
gesehn
*Und doch will nochmals
*und bitte
♦Der Vögel Fütterung begehrt so gar
n. 37 Man hat wol mit Kalbeck (p. 53, n. 13) in diesem Frag-
ment den ersten Entwurf des kleinen Gedichtes »Als Eleonore die
Unterredung eiligst unterbrechen musste« (p. 559), zu sehen. Die Ent-
stehungszeit dieses wie der beiden vorhergehenden Gedichte setze ich
in Uebereinstimmung mit dem vor n. 35 geschriebenen Datum in den
August 1720, nach Günther's Rückkehr von Lauban und nach seinem
abermals vereitelten Aussöhnungsversuch mit dem Vater. Ich nehme
alsounmittelbar vor dem Bruch des Verhälmisses ein letztes Zusamnien-
treggpTmit Xeonolg-an: — KaibecF" spricht sich über diesen Tunkt nicht
hinlänglich deutlich aus, doch schemt es fast (p. 14 u. p. 37) als ob
er das vorgeschriebene Datum nur auf die Zeit der Niederschrift be-
zöge, da er sich bei der Erwähnung des »letzten« Wiedersehns der
Liebenden au£ das Gedicht »an Herrn v. R.« (III b p. 50, V b p. 52),
das aus dem Anfang des Jahres 1720 stammt, und in dem ein Wieder-
sehen mit Leonore auf der Reise ijach Lauban (Str. 17 f.) erwähnt wird,
beruft. Mir scheint die Stimmung, die in n. 35 u. 37 zu Tage tritt.
48 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Statdbibliothek.
n. 38. o. Bez.
. . . bewies auch, wie keinem schimpflich — -
Wie hier der Himmel steht, so steht er überall.
— ?????????
etiam usque ad vitia imitatus est
? ? ? ?
Thema: Schluss ein. Gedichts,
n. 39. o. Bez.
1 a. Ihr liebsten Kinder kluger Müh
2 a. Seht, was ich mir an euch erzieh
3 a. Was werd ich . . . an euch erleben
2 b. Ihr die ich blos mit Liebe zieh
4. Doch könnt ihr auch ? ? geben.
I b. Ihr . . . Kinder kluger Müh
3 b. Was soll ich noch von euch erleben
I c. Ihr ? Kinder Müh
5. Ach komm, hör ? Calliope
6. Wie schlecht geräth uns unsre Liebe
7. Bey diesem längst gewohnten . . .
8. Wird mancher Vers zu einem Weh
— ? ? ? ?
9. Doch habe ich die lange Nacht
IG. Um unser .... Heil gewacht
vollkommen der durch Krankheit und die in Lauban und Striegau ver-
eitelten Hoffnungen getrübten Gemüthsverfassung und Rathlosigkeit
Günther's zu entsprechen, die ihn unmittelbar darauf bewogen Leonoren
ihr Wort zurückzugeben.
n. 38 In diese zum Theil unentzifferbaren, flüchtig hingeworfenen
Notizen irgend welchen Zusammenhang zu bringen, war mir nicht
möglich.
n. 30 Das' Fragment erklärt sich selbst; angesichts seiner trostlosen
Lage, semes heimathlosen Umherirrens im Lande sorgt sich der Dichter
um das Schicksal seiner Musenkinder, die hie und da im Lande zer-
streut, ihm allein das Sammeln fast unmöglich machen. Die Freunde
müssen helfen, dass die Lieder, die zukünftige Quelle seines Nachruhms,
. nicht in einem Winkel vermodern und vergessen werden, (cf. oben
1
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 49
II heut gedencken
12. Was bringen \nir die Lieder ein
13. Und (?) unsrer Liebe Zeugen sein
14. Und unsern Nachruhm .... sollen
15. Ach wird sie auch die Nachwelt sehn?
16. Ich furcht, es dUrffte nicht geschehn
17. — — — — nicht werden wollen
18. Die meisten, so die Welt erblickt
19. Sind mehrentheils obenhin ge-
kommen
20. Und die wir — — — — geschickt
21. Hat Glück und Zufall fortgenommen
22. — — — — Briefe ganz zerstreut
23. Der Himmel weiss viel Städten
24. Die besten stecken hier ver — — —
25. — — — ~ — — — — gestehn
26. als weystu in vor — — —
27. Und weil wir fliehn
28. So kann man ziehn
29. Gott weiss wie — _ _ — — —
30. Ach würden sie — — — — _ _
31. Von guten Freunden aufgehoben.
n. 40. o. Bez.
* Dein Scheiden, das mich zwar betrübet
* Die Trennung, so mich schwer betrübet
*Doch gleichwohl nicht befremden darf
* Dein kurz und unverhofftes Abschiednehmen
* Erlaubte mir kein Abschiedswort
* Ich zwang mich — — — — — —
* Und liessest
n. 40 Der Sinn des Fragmentes ist klar; doch bleibt es zweifel-
haft, welchem Freun4e diese herzlichen Abschiedsworte bestimmt waren.
Vielleicht ist es an Schubart gerichtet, an den er sich während seines
Laubaner Aufenthalts eng und innig angeschlossen. In diesem Falle
müsste man annehmen, dass Schuoart ihn nach Breslau begleitet
habe und dann wieder zurück nach Lauban gegangen sei; denn wie
aus dem Inhalt deutlich hervorgeht, ist der Freund plötzlich abgereist.
Litzmann. a
\
50 Origikalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
* Erlaubte meiner Angst kein Wort
* Ach liebster Freund nun bist du fort
* Nun fang ich an mich erst zu grämen
* Die treue Sehnsucht macht mich schwach
♦Nur dich noch einmal anzusehn
* — könnt' es möglich seyn
* Dich - — _ — — - — -
* Die Noth verbittert dein Entfernen
♦Nun hab ich nichts als Gott und mich.
D - - - -
* Das Elend, so mich erst — — —
♦Betrübter hat's wohl nicht gelassen
* Als David seinen verliess.
* ich halte, halte dich. — — — .
•n 41. gez.: d. 23. Aug. Brieg.
Hat dies noch meiner Noth gefehlt,
Schon gut, ihr falschen Castalinnen
Lebt wohl und lasst mich ungequält
Eilt Pfad
Wo Zucker — — — — — — rinnen
Schon gut ihr falschen Pierinnen.
moestus vir — — —
ad hoc fatum.
n. 41 Wie die Datirung zeigt, ist das Fragment auf einer — viel-
leicht der letzten — Station von Günther's Reise nach Creuzburg ent-
standen. Der Inhalt bekundet deutlich die wenig hoffnungsvolle Stim-
mung, mit der er nach so viel Täuschungen aufs neue in die Fremde
einer ungewissen Zukunft entgegen ging.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 5 1
n. 42. o. Bez.
Polychrestutn
Spodium
Rhabarber
Vitriol
C . . . (?) de China
Balsam, sam.
Millefol.
absinthius.
n. 40 a. g&z. : Hasio suo [Kalbeck p. 54 f.]
S. p. d.
Güntherus.
"• 43- " gez.: 1721
p. 626. zuerst 5 d. p. 356.
(a) ein Wiedergelt entrichten (107)
das allerhöchste Gut (108)
n. 42 Eine Hindeutung auf das Brodstudium des Dichters, die
Medicin. Vielleicht sollten die hier verzeichneten Arzneimittel den
Grundstock einer kleinen Hausapotheke bilden, die er sich vor seiner
Abreise nach Creuzburg an die polnische Grenze, um dort zu prakti-
ciren, vorsorglich zusammenstellte. Es sind meist damals allgemein,
heute noch zum Theil, gebräuchliche Arzneimittel. Poly ehrest (das in
Gedichten und Schriften jener Zeit, auch bei Günther, häufig erwähnte
Purgirmittel) eigentlich: Sal poljrchrestum Glaseri, so genannt nach
Glaser, der es (traitd de la chymie, 1663} durch Zusammenschmelzen
von Schwefel und Salpeter (also schwefelsaures Kali) bereiten Hess.
Man nannte es auch wol »Specificum purgans Paracelsi« (Groll, basilica
chymica, 1608) cf. Kopp, Geschichte der Chemie IV p. 20. — Spodium
ist unreines Zinhveiss, vermuthlich zu Salbe bestimmt: »Le pompholyx
et le spodium ne sont quo l'oxyde de zinc«. Hoefer, Histoire de'la
chimie I p. 133. cf. auch Plinius XXXIV 33. — Rhabarber ist noch
heute genugsam bekannt; auch Vitriol erklärt sich leicht. — Die
Chinarinde^ cortex Chinae, in Spanien 1639 (unter dem Namen pulvis
comitissae), in England 1671 beltannt geworden. — Balsam, sam. ver-
muthlich Balsamum Samaritanuniy ein Mittel dieses Namens findet sich
in arznei wissenschaftlichen Büchern damaliger Zeit. Millefol. ist Mille-
folium, Schafgarbe, noch heute zu Arzneizwecken viel verwandt. Des-
gleichen absinthius, Wermuth.
n. 40a Dies bei Kalbeck p. 54 f. bereits vollständig mitgetheilte
Concept eines Briefes an Haas (cf. MB n. 34 c— 34 d.) ist in Breslau,
wie aus dem Inhalt hervorgeht, geschrieben und also zeitlich vor
n. 41 f. zu setzen.
n. 43 Die beiden letzten Blätter des Heftes sind herausgeschnitten
A *
4
52 . Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
izt nicht im Lichten (105)
verliebte Nachreu thut (106)
(b) Von Schwager und Geschwister
dich bald daheim zu küssen (13)
♦vielen sehnlich
* in deines Vaters Haus
♦und finde grösser Qual (14)
♦ Auch keinen [Blick] Gruss
allein zu grössrer Qual (14)
dich meiner selbst entbrechen (15)
nicht einen holden Strahl (16)
ich lausche steh' und höre (17)
mit Furcht und Hoffnung aus (18)
viel Höflichkeit und Ehre (19)
ich ... . ins Marterhaus (20)
vor Wehmuth in dem Munde (21)
werde roth und bleich (22)
die Abschieds — ? — (23)
den Donnerstreich (24)
n. 33 a und 34 a.
Ein Blatt in 8°. o. Bez.
n. 33 a. o. Bez.
p. 693. zuerst 2 b. p. 215.
Str. 12. v. I. ♦Nur bitt ich traue . nächst . . sonst
keinem wohl als mir
wie die übrigen schmalen Streifen zeigen, waren sie eng beschrieben.
Die zweite Seite des ersten Streifens lässt die Jahreszahl 1721 und die
oben verzeichneten Versschlüsse erkennen. Man sieht daraus, dass
die fehlenden Seiten erst im Frühjahr 1721 ausgefüllt worden, denn
diese Versschlüsse stammen deutlich aus einem Conce'Jjt des Gedichtes
an Phyllis vom ersten April 172 1. Es sind die Verse 107, 108, 105,
106 und die Verse 13 — 24, die so erkennbar sind. Die, von dem Text
der Ausgaben sehr abweichende, Folge der Verse aufeinander lässt
darauf schliessen, eine wie gründliche Umwandlung dies Cöncept
erfahren haben muss, bis daraus das in den Ausgaben überliefert^ Ge-
dicht wurde.
n. 33 a Das Gedicht, von dem hier die 12. u. ij. Strophe im Cön-
cept erhalten, muss, wie der übrige Inhalt zeigt, vor dem ersten Wieder-
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 53
V. 2. Du bist mein Ruhm und Schatz, dich
will ich auch beschützen
V. 6. Wir werden uns auch ohne
ihren — finden.
Str. 13. V. I. Ach breite zum voraus Hand und Arm
V. 3. Dich längst entb ..... zu umfangen
V. 4. Und werde warm
V. 5. Ach — — — — — -??
V. 6. Vor zehlt' ich Jahr und Tag, jetzt sind
es Augenblicke,
n. 34 a. o. Bez.
III b. p. 205. V b. p. 239.
V. 24. von Gedichten
V. 25. Das aller h, (Abkürzung für: aller herrlichste)
n. 34 b. Ein halber Bogen in 4°. o. Bez.
p. 907. zuerst 5 d. p. 299.
(a) *Str. i. V. 10. So gleich ist
sehen mit Leonore in Borau (vermuthlich in Schweidnitz) entstanden
sein; also jedenfalls vor Günther's Reise nach Breslau.
n. 34 a Das Gedicht stammt vermuthlich aus dem November des
Jahres 17 19, aus der Zeit des ersten Breslauer Aufenthaltes. Der Ton
zeigt, dass es eines der ersten an Mariane von Bressler gerichteten Ge-
. diente ist. Mariane von Bressler geb. von Wierth, vermählt seit 17^2
\ mit Ferdinand Ludwig v. Bressler und Aschenburg (cf. BD n. 25)
\ von Günther hoch verehrt und als Dichterin gepriesen, (cf. LG^ p. 17.)
\lhre Gedichte sind nach Steinbach p. 56 f. n. g. »fast alle verloren
Wegangen«. Das Erhaltene lässt den Verlust der übrigen nicht allzu
Eehr bedauern, cf Herrn v. Hoffmannswaldau u. anderer Deutschen
Gedichte VII p. 210. »Als ihre kön. Hoheit der durchl. Fürst und
Herr, Herr Carl Friedrich, Erbe zu Norwegen etc. Herzog zu Schles-
wig-Holstein dero hohes Namensfest in Breslau begingen. 28. Jan. 1721.
V. M. C. V. Bresslerin, geb. v. Wirth, (»Durchlauchtigst grosser Prinz,
nachdem Du als ein Gast etc.«); p. 211. »Auf eben dieselben, als sie
dero Abreise von Bresslau nach Norden antraten. M. C. v. B. g. v.
W. 1721«; p. 269. »Auf das Ableben der Frau Regina von Bressler
(ihrer Schwiegermutter, t 17 12) (»Die Lieb' o Seeligste, womit ich dich
verehre.«) Auf der Breslauer Stadtbibliothek, Einzeldruck: An die
Churprinzessin von Sachsen, Gratulation über die Geburt »dero durch-
lauchtigsten Prinzen« (»Durchlauchtigste der Welt, erlaube meinem
Kiel«). In Menantes etc. auserlesne Gedichte XVI. I p. 491 f findet
sich ein Gedicht, an sie gerichtet, bei der Geburt ihres ersten
Kindes (2. Sept. 171 3) von Georg Heinrich Ayn.
n. 34b Die erste Seite (a) des Mscpts. enthält die 3 Strophen des
54 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
*Str. 2. V. 6. [das Glücke wird uns dienen
müssen]
(b) *
Auch will ich dieses noch nicht hoffen
Deinem
(c) Ein treuer Freund liebet mehr und stehet
fester bey denn ein Bruder.
Proverb. i8. 24.
n. 34 c.— 34 d. Ein halber Bogen in 4°.
gez.: An Hr. Haas, stud phil et theol.
nach Leipzig.
III b. p. 145. V b. p. 153. [cf. Kalbeck p. 43—50]
n. 34 e.— 34 f.
Ein Heft in 8^ o. Bez.
n. 34 e.
III b. p. 207. V b. p. 241.
Gedichtes, alle durchstrichen, die zweite (b) ein paar Worte, die dritte
(z. Th. abgerissen, resp. abgeschnitten) (c) einen Spruch, die vierte un-
leserliche, unzusaramennängende Notizen. Die erste Seite hat am Rande
zahlreiche 3i einmal: Johann. Die Entstehung des Gedichtes setze ich
in die Laubaner Zeit, der Freund, an den es gerichtet, ist Schubart.
(d. BA n. 22—24).
n. 34 c— 34 d Das Original des Briefes an Haas nebst einem latei-
nischen Anhang. Der Text (er weicht sehr von dem der Ausgabe ab)
ist vollständig abgedruckt bei kalbeck; letzterer sieht in den Abweichungen
des Textes der Ausgabe gutgemeinte Correcturen von fremder Hand. Ich
möchte eher annehmen, dass Günther selbst nach dem zurückbehaltenen
Concept (das Original ist offenbar Reinschrift) dem Gedicht die Fassung
gegeben, die der Text der Ausgabe aufweist, (cf. BA n. 21). Der Emp-
fänger des Briefes (cf. n. 40 a) scheint Günther in Leipzig nahe gestanden zu
haben. Er hiess mit vollem Namen Johann August Haas , war aus
Augsburg gebürtig und wurde im Wintersemester 1716,17 in Leipzig
immatriculirt (cf. Leipziger Matrikel). Näheres über ihn ist nicht bekannt.
n. 34 e — 34 f Auch dieses Taschenbuch ist nicht vollständig erhalten.
Es bestand ursprünglich aus 8 vollständig beschriebenen Octavblättern.
Doch sind die ersten 4 Blätter bis auf einen schmalen Streifen heraus-
geschnitten. Die übrigen 4 enthalten auf 7 Seiten das Concept des
riefes an Mencke; auf der letzten das Fragment des Briefes an Ma-
scov; wahrscheinlich fehlt übrigens auch am Schluss mindestens
eine Seite. Das letzte Wort des Briefes an Masco v »Exul« steht unten
rechts auf der Seite, was darauf deutet, dass dies Wort auf einer fol-
genden den Versanfang bilden sollte (oder gebildet hat).
n. 34 e Dem Text der Ausgaben liegt das Concept des Taschen-
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 55
gez.: An ihro Magnificenz Herrn Johann
Burchard Mencken S. M. Pol.
a consiliis et Reg (?) historiis
scribendis professor. publ.
nach Leipzig aus Lauban 14 April 1720
V. 15. Und zog
V. 32. Von Heuchlern
V. 36. der Moden
V. 53. Ach Freund, ach treuer Freund,
ach Peterss hättstu doch
V. 164. Je weiter wächst er (ihm?) auch
vom Laufen Gross und Flügel,
n. 34 f.
III b. p. 226. V b. p. 264.
gtz,\ Ad Dn. Doctorem Jacob Mascovium
professorm. Lipsiae extr. celeberrimum
die 22 April. CIDIDDCCXX Laubani
V. 5. Pauca querar
buchs zu Grunde; wo in jenem Lücken sind, zeigt auch dieses freige-
lassene Stellen. Das Schreiben selbst ist offenbar der erste neue An-
näherungsversuch Günther's an Mencke, seitdem er im Sommer 17 19
durch sein Betragen in Dresden dessen Empfehlungen so schlecht ent-
sprochen. Es ist interessant wegen der darm enthaltenen Aufklärungen
nicht nur über seine Beziehungen zu Mencke, sondern auch über seine
sonstigen Lebensverhältnisse.
n. 34 f Das Schreiben ist das einzige Zeugniss von Günther's Be-
ziehungen zu Johann Jacob Mascov, dem grossen Schüler und Nachfolger
Mencke's, dem gleich Günther von letzterem mannichfache Förderung und
Empfehlung zu Theil geworden war. Vermuthlich wird daher beider
Bekanntschaft durch das Mencke'sche Haus vermittelt sein. Mascov
(geb. 1689) ^^"^ ^7^^ ^^ Halle zum Doctor jur. promovirt und bald
darauf zum ausserordentlichen Professor der Rechtswissenschaft in
Leipzig ernannt worden. Die Anrede als »Maecenas« deutet darauf
hin, dass er wol bereits früher schon dem immer bedürftigen
Dichter hülfreich unter die Arme gegriffen, und vermuthlich hat auch
dies Gedicht, das zu der Uebernahme eines städtischen Ehrenamtes
(Masco v's Aufnahme in's Leipziger Collegium ?) gratulirt, keinen andern
Zweck, als werkthätige Aufmerksamkeit wieder auf den verschollenen
Dichter zu lenken, der anfangs seinen Laubaner Aufenthalt verborgen
wissen wollte, cf Kalbeck p. 4^: Nee locum ubi jam commoror,
nee literas ulli praeter supra nommatos indica. Diese Aeusserung und
dagegen gehalten die beiden Briefe an Mencke und Mascov lassen
$6 Originalmanuscripte Günthers a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 34 g— 34 h. Drei Viertelbogen in 4**. o. Bez.
n. 34 g. o. Bez.
inb p. 215. Vb p. 251.
V. 3. [Geist und Kiel, die nichts als Wahrheit[
V. 4. [abgerieben]
V. IG. [ihren Schimpf]
V. 12. [das, was sie höhnisch spricht]
V. 17. C/nd weiss
V. 22. [stellt sich klug]
V. 23. [beym Schmausse]
V. 25. [Fannin]
V. 26. [andre schlägt]
V. 29. [vielleicht so schwach]
(v. 30—34 d. Mscpts. fehlen im Text d. Ausgaben.)
* V. 30 a. Ich lass aus Selbstbetrug mein
mein Hertze nicht zur Ruh
* b. Jedoch vergeh ich gern, auch was .
* V. 31. Ich prtlf und seh' es ein und find in
meinen Sachen,
* V. 32. Bevor ich weiter geh, noch vieles
gleich zu machen.
* V. 33. Ich weiss, dass Adams Fluch sein
gantz Geschlecht verderbt.
* V. 34. Daher auch dies mein Fleisch viel
böse Lust geerbt
V. 30. tadelt (wie d. Text, offenbarer Schreib-
fehler st : adeU; eine übergeschriebene
("orrectur ist ausgeblichen
darauf schliessen, wie sehr sich seine Lage in Lauban inzwischen ver-
schlechtert haben muss'. Ueber Mascov cf. G. Voigt in Sybel's histor.
Zeitschr. XV p. ?27flf.
n. J4g— 34 h Das Mscpt. besteht aus einem Blatt und einem halben
Bogen m 4°. Der grösste Theil ist von fremder Hand geschrieben,
doch zeigt fast Vers für Vers Correcturen von Günther's Hand. Vom
Text selber ist in n. 34 g, v. 80—83, sowie v. 109—241 (Schluss) von
Günther's Hand. Desgleichen ist auch n. 34 h ganz von seiner Hand.
n. 34 g Die Güntner'schen Correcturen sind stark verblichen und
an manchen Stellen nicht mehr zu entziffern. Die Wiedergabe des
Originalmanusckipte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 57
V. 31. (Text) Unleserliche Correctur.
V. 33. [Man strait die Zärtlichkeit und hat am Blut
Schuld
V. 36. [Den plagt der Ehrsuchtswurm, der ist am
Geize krank]
V. 39. [wie viel Hohn der Narr]
V. 40. [was lachst du?]
V. 41. [der Balken]
V. 42. [dein unveischämter Blick]
V. 44. Unleserliche Correctur
V. 46. Wohin du wilt [du fändest deines Gleichen]
V. 47. [Die unsrer Poesie den Zunder häufig reichen]
(die Correctur ist unleserlich, doch scheint
der Text sie nicht genau wiederzugeben)
V. 57. [Glaubt nichts mehr]
(doppelte Correctur, die in den Text auf-
genommene steht am Rande und ist fast
ganz ausgeblichen)
V. 59. [Als wenn sie]
V. 60. Schilt jeglichen
V. 65. ivnXi}(in
V. 68. [der täglich Bänder kauft]
V. 75. [So muss er Wind und Staat]
V. 76. [Allein wer kann so viel]
V. 78. [Ich trau mir wenigstens noch eher zu
erzehlen]
Textes durch Arletius ist trotzdem nicht übel gelungen, nur an wenigen
Punkten las er nachweisbar falsch oder Hess selbstdichtende Conjectur
eintreten (v. 47). Die Entstehung des Pasauills trage ich kein Bedenken
in die Zeit des Laubaner Exils zu setzen. Wegen der darin enthaltenen
Angriffe auf Crusius-Crispin (cf. biogr. Anhang) muss es vor seinem
zweiten Aufenthalt in Breslau geschrieben sein, da Günther in seinem
von dort an Haas gerichteten Briefe (n. 40 a, cf. Kalbeck p. 54) aus-
drücklich die auf der Reise von Lauban nach Breslau in Schweidnitz
erfolgte förmliche Aussöhnung mit Krause erwähnt. Andrerseits ent-
spricht auch die im Gedichte zu Tage tretende Verbitterung vollkommen
seiner jammervollen Lage in Lauban. Ja, man geht vielleicht nicht
irre, wenn man die fremde Hand in dem Manuscript für die Schubart's
hält, denn wir wissen von Günther selbst, dass er jenem in die Feder
dictirte (ct. III b, p. 35, Vb p. 37).
58 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. 79. [Wie viele Stümper izt den armen Phöbus
quälen.]
V. 91. [jederzeit den Schein des Rechtes]
V. 92. [viel von solcher Art]
V. 93. [mit Wort und That]
V. 96. [denn hier versammeln sich die Mährchen]
V. 98. Drauf lermt der Eifer aus und mu^s die
Cantzel schmähten
V. 102. [Er trat auf fremden Grund]
V. 109. Man weiss wohl noch
V. 114. Da sitzt die kluge Frau [und schnattert oft
von Dingen]
mit viel verschwornen Schwestern
V. 115. [Die manchem Manne Schimpf, viel Frauen
Nachtheil bringen]
(Von den Versen 121 — 128 sind im Mscpt.
nur die nachstehenden zwei bewahrt)
V. 121. Die schilt den Prediger^ der spricht er . ?
sagen,
V. 122. Als was der Vater auf ihn täglich ein-
geschlagen
V. 153. so Virgil und Cicero
V. 162. von Haupt und Ansehn
V. 202. Straf wie Lohn
V. 229. Liebeszoll
n. 34 h. o. Bez.
p. 419. zuerst 5 d p. 88.
n. 42 a — 42 g.
Ein Heft in 8^ gtz.\
n. 34 h An wen das Gedicht, von dem an dieser Stelle die 10
ersten Verse handschriftlich erhalten, gerichtet, ist nicht mehr festzu-
stellen. Es ist ein Leipziger Universitätsfreund, Theologe, und ver-
muthlich aus Breslau stammend, darauf deutet die Erwähnung Stieff's,
seit 17 17 Rector an St. Magdalenen (cf. BD Anhang n. 2).
n. 42 a — 42 g Das Manuscript ist dasselbe, dessen bereits Arletius
in der Vorrede zu V b (cf oben p. 6) als einer »halbvermoderten Hand-
und Ahschriftn Erwähnung thut. Es ist wie die übrigen Günther'schen
I
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 59
Einige Güntherische Gedichte
vom
H. Schlipalius, Pfarrer
erhalten
durch seinen Sohn Christ. Wilh.
Schlipalius, discipulo iidi ord.
in Gyran. Mar. Magd.
A. 1744.
NB. Günther hat Alles selbst geschrieben
ausser den Brief, welchen er in die
Feder dictirt hat.
n. 42 a.
p. 207. zuerst 2 b p. 187. o. Bez.
Str. I. V. 4. Dass es
V. 6. Die ich stets
Str. 2. V. 4. Fliegen schneller bey der Qual
V. 9. mein Auge
Str. 3. V. 5. Sehnsucht zum Vergnügen
n. 42 b. o. ^^z.
Vb p. 218.
Str. 4. V. 4. zu Schanden geh
Taschenbücher angelegt, und allerdings trägt das zerfressene, von Stock-
flecken röthlich gefärbte, Papier deutliche Spuren von Moderund Schimmel ;
die Dinte ist zum Theil ganz ausgeblichen. Immerhin aber ist das
Mscpt. dafür, dass es bereits vor 140 Jahren »halb vermodert« war,
leidlich erhalten. Der Vermerk auf der Aussenseite rührt von Arletius
selber her. Caspa r _ Wf^iel ^ Schlipaliu s war in den Jahren 17 17 — 1736
Pfarrer in Wilmsdort unwert"t2reuzburg. Seines Verkehrs mit Günther
fedenkt Steinbach p. 75, und besonders ausführlich, die überhaupt über
ie Creuzburger Zeit Günther's anscheinend am besten unterrichtete (cf.
biogr. Anhang) »Lebens und Reisebeschreibung« (ed. 1732, p. 73,
ed. 1738, p. 97), wo er jedoch nSchlippeliusa heisst. Sein Sohn Christian
Wilhelm, durch den Arletius in den Besitz des Manuscriptes kam, war
1752 Pfarrer in Schön wald und Bergsdorf, 1775 Inspector des Kreises
Creuzburg. (cf KöUing, »Presbyterologie des Kirchen kreises Creuzburg«,
[als Manuscr. gedruckt] p. 108. iiq.)
n. 42 b Dieses wie die folgenden Gedichte beziehen sich auf Gün-
ther's Verhältniss zu Phillis. Sie war i^ach St einbach p. 73 die Tochter
des Pfarrers ^omoratius in Bis chdorf ^ wärirenT die »Leoens- und Reise-
beschreibung« ihtt (ecl. 17^!^ p. 79, ed. 1738 p. 106) Liitkemann nennt. Der
6o Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 42 c. o. Bez.
Und ob es noch so lange
Schick dich darein .......
Es darf dich mein Engel nicht
n. 42 d. o. Bez.
* Ei schaut welch' angenehmes Bild
♦Mein Auge kant dich vor noch nicht
Sagt ist dergleichen wohl geschehn,
Ich liebe, eh' ich noch gesehn
Und brenne schon vom Hörensagen,
n. 42 e. o. Bez.
V b p. 219.
Str. I. V. 6. „erwecke" fehlt im Mscpt.
n. 42 f. o. Bez.
(p. 684.)
Du Engel, welchen mir des Himmels Gunst
geschenkt
* Der mir noch auf der Welt
. . . auf der Erde des Himmels Vorschmack
Mein Herz .... Blut zu -— — — —
Du Engel , welchen mir Gott unverhofft
gesandt
— _ — —— ____ Vergnügen
wahre Name des Pfarrers von Bischdorf in den Jahren 1700— 1724 ist
Daniel^ L ittman n, seine (einzige) Tochter hiess Eva Christina mit Vor-
TianieiT und war 1721 c. 21 Jahre alt.
n. 42 c Ein zum Theil unentzifferbares Fragment.
n. 42 d Das Fragment ist eine Bestätigung für die Darstellung,
welche Steinbach und die »Lebens- und Keisebeschreibung« überein-
stimmend von der durch Freunde veranlassten und vermittelten An-
knüpfung des Verhältnisses zur Phillis geben.
n. 42 e Die zweite Strophe des Gedichts ist im Mscpt. fast ganz
unleserlich geworden.
n. 42 f Fragmente eines Conceptes zu dem Gedicht »Auf die Ver-
lobung mit seiner Phillis v (p. 684).
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibuothek. 6 1
Nimm hin . . . von meiner Hand
^ Eph. Rosina Chr. L ? ? —
n. 42 g. o. Bez.
Vb p. 260.
V. 30. Echo
V. 42. und heisst Schlipalius
n. 44— 73-
Ein Heft in 8°. gez. Landeshut d. 21. Juni 1722.
n. 44.
Hab ich Dich nicht
Register meiner besten carminum
H. V. Beuchel pro colenda memoria
aufzuschreiben. Loebin
Nickisch, Frau v. Bressler
n. 42 g Die Niederschrift (von Schlipalius' Hand) ist fast ganz ver-
modert und verblichen. Es ist eine offenbar von Günther dem Pfarrer
in die Feder dictirte Einladung desselben, an seinen Schwager und dessen
Frau in Brieg (cf. v., 25). Die »Lebens- und Reisebeschreibung« nennt
diesen Schwager Reichet, und weiss zu erzählen, dass er es war, der
Günther zuerst veranlasste, von Brieg aus Schlipalius in Wilmsdorf zu
besuchen, (cf ed. 1732 p. 72 f., ed. 1738 p. 96 f.; Die v. 21 erwähnte
»Basche« ist die Frau des Pfarrers Anna Barbara, und der schreiende
»Hansel« in v. 23 der damals 2 jährige älteste Sohn derselben Johann
Christoph, (cf. Kölling a. a. O.)
n. 44 — 73 Das letzte und zugleich umfangreichste Taschenbuch
Günther's, welches von Kalbeck (p. 56) bereits, als bestehend »aus
sechzehn in der Mitte zusammengefalteten und mit einem Seidenfaden
aneinandergehefteten Quartblättern, die ein Octavbüchlein von 64 Seiten
ausmachen«, beschrieben worden ist. Die Abreise Günther's aus Lands-
hut erfolgte Ende Juni 172 2 (nach Steinbach p. 89 »im Julio «, cf jed.
MB n. ^/[h^BÄ n. 33;; unmlftülbai vuilier ist däS BUcH angelegt
worden, das zeigt das Datum auf dem ersten Blatt, sowie der Inhalt
von 44 — 49: Memoranda, Notizen, Rechnungsabschlüsse, wie man am
Vorabend einer längeren Reise dergleichen eben vorzunehmen pflegt,
n. 44 V. Beuchefy Beuchell oder Beuchelt (alle Schreibarten finden
sich). Zwei Träger dieses Namens standen zu Günther in Beziehung:
Elias y. B.^ Kauf- und Handelsherr in Landshut, Erbherr auf Seiffers-
dorr und Ober-Kaufung , geb. 1660 f ^7 ^ ]i "^^ dessen Sohn Hans
Gß^ficLßik geb.' 1696. Er bereiste in den Janren 17 16 f. DeutschlanHJ
Holland und England und übernahm dann die Handlung des Vaters;
seit 1726 leidend, starb er 1727 (August 26.) an den Folgen eines
62 Originalmanlscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
H. V. Beuchel Aufz. meiner Poesien
H. Michael etl. Bücher,
andere meiner Sachen. Herrn Primario
Herrn Gottfried Rasper's Arie. H. Aide
in's Stammbuch
Herr Speer, — — hol ....
H. Reibnitz Stammbuch. H. Lieben wald
zum Abendmahl
H. V. Beuchel Stammbuch Montags •
NB! Kupfer abziehen
bey H. ? ?
Gütler. rationem per lectionem
H. Michael Abschied
Frau Dammin . . Arie . . . stellen
H. Speer Flinte. H. Speer Wäsche
Brustlatz, — Perruque
imprimis
den Beutel
Schlaganfalls. Besonders der letztere scheint sich iür den fast gleich-
altrigen Günther lebhaft interessirt und ihm sehr nahe gestanden zu
haben. (Die Angaben Steinbach's über sein Todesjahr [p. 86] und die
daraus gefolgerte Darstellung seines Verhältnisses zu Günther bei Kal-
beck [p. 56 Anm. i], welcher letztere ihn auch fälschlic h Christoph v. B.
[ebenso wie Roquette p. 136, p. 149; p. 54 nid(!hl diebüi ilni ÜÜgar
zu einem Leipziger Universitätsfreund G'sJ nennt, smd irrig, cf. Bresl.
Stadtbibliodi. Sign. 2 Gen. ßeuchellj) cf7 Kalbeck a. a. O. und oben
p. I f p. 17 Anmi 32. — Loehin cf BD n. 23. — Nickisch cf BD. n. 18.
— Frau V. Bressler MB n. 34 a — Michael, Kauf- und Handelsmann zu
Landshut, Freund des Beuchel'schen Hauses, Gönner des Dichters.
BA n. 33. — Rasper, Kaufmann in Landshut. cf Kalbeck p. 57
Anm. I. — Aide, Gottfried, später Rathsregistrator zu Breslau und
»der berühmteste Schönschreiber seiner Zeit in und ausser Schlesien«.
Er kam, nach Steinbach's Darstellung (p. 88 ff.), im Juni 1722 als
Schüler nach Landshut und verpflichtete sich feünther durcn seine
kalligraphischen Künste. Das betreffende Stammbuchgedicht steht p.88i.
cf n. 6g. — Steer, cf MB n. 54c. — Rähniti^, cf. n. 63. — Gütler,
ihm ist die falsche »Lebens- und Reisebeschreibung gewidmet (ed. 1732
p. 4, ed. 1738 p. 3); cf den Anhang. — Frau Klugin, Anna Rosina,
geborne v. Beuchel, Schwester Hans Gottfr. v. B.'s, verheirathet mit
dem Commerzienrath von Kluge, der sich gleichfalls für G. interessirte
(cf das »Musikalische Abendopfer« p- 337 und die prosaische Vorrede
dazu in i p. 45 5 f). — Dr. Sommer, cf; Kalbeck p. 67 n. 3. — Unter
Originalmanuscripte Günthers a. d. Bresl. Stadtbibliothex. 63
H. Wirth Andencken
Frau Klugin Leichentext
H. H. Dir.
H. Bartsch zum Andencken Ode
H. Dr. Sommer in's Stammbuch
Carmen vor H. v. Beuchel abgeschrieben, mei-
ne Abschiedsode an die Welt item (?) an ihn
gemacht.
n. 45-
n. 46.
n. 47.
H. Kühn 3 rthl. Barbier 2 gld. Wäscherin
22 Sgr. H . . . 7 Gulden ... 4 Gulden
Rasper 4 rthler i rthlr. Bothen
2 Gulden. Rasper junior 6 Sgl. Michael
2 . 7 Xr. Schreiber 25 Sgr 33 Gulden
Lieutenantin 32 i^ Gütler 2 Sgr. . . . 7 Xr.
Hr. Dr. Thebesius. H. Haude Leichentext
H . . . - hingegangen
H. Kretschmer weg nach Lemberg da bey H.
Feigen . H. v. Pohl bey Hirschberg zu
Eichberg.
z. H. V. Beuchel Geburthstag gewesen (?)
H. V. Beuchel indicem zu machen
So einsam und betrübt
abzuschreiben Du unverhofftes Todeszeichen
etc. Wie ist's Calliope sind wir auch nicht mehr
Freunde.
J. M. M.
)
der »Abschiedode an die Welt« hat man wol mit Kalbeck (p. 57) die »Ge-
danken bei Gelegenheit einiger schweren Leibeszufälle« (p. 1 14) zu verstehen.
n. 46 Thebesius, Dr. Adam Christian, angesehener Arzt in Hirsch-
berg, t 1732. cf. p. 393. Steinbach p. 84. — Kretschmer, der Name
kommt in (iem Hocnzeitscarmen p. 460 vor.
n. 47 Der »index«, vgl. oben n. 44, bezieht sich offenbar auf die
von Beuchel veranlasste Abschrift seiner Gedichte; »Du unverhofftes
Todeszeichen« ist wol das in n. 44 als »Abschiedsode« bezeichnete
Gedicht. »Wie ist's Calliope« steht p. 472. vgl. BA n. 31.
64 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 48.
n. 49,
Frau Sparrin Leichentext.
12 Tob. 13.
Und weil Du Gott lieb warst, symb. :
Herr nach Deinem Willen.
hier
? V
H. Latzke Hochzeitcarmen
Reichard cantate Jgfr. Herbst
Ziborius, Cantor Neidhard
in Lemberg. . . . Schmiedeberg
Gute Nacht verbante Leyer Sohn stud. theol.
Die mir Mark und Blut verzehrt in Engelland
? ? ich will Professor musices
Bis das Glück von meinen Jahren.
Es giebt wahrlich schlechte Freunde.
H. Latzke's carm. Nupt. meo nom.
Brautcantate Jgfr. Herbst
Brautcantate
Frau Sparrin Leichentext Tob. 12 v. 13
u. weil du Gott.
Symb : H. nach Deinem Willen
Jgfr. Damm in Aria. Geburthsfest
n. 48 Frau Sparrin aus Hirschherg, cf. n. 65. Das betr. Gedicht
ist in den Ausgaben als zur Feier des Namensfestes der Fr. Sp. ver-
fasst überschrieten ; was nicht, wie Kalbeck annimmt, im Widerspruch
zu der hier gewählten Bezeichnung »Leichentext« steht. G. machte
zum Namensfeste ein Gedicht über den von der Frau Sp. für sich be-
stimmten Leichentext, Tob. 12 v. 13.: »Und weil Du Gott lieb wärest,
so musste es so seyn; ohne Anfechtung musstest Du nicht bleiben,
auf dass Du bewähret würdest«. — Lat^e, Kauf- und Handelsmann
in Schmiedeherg. Seine Hochzeit mit Eva Rosina Herbst fand am
II. Jan. 1723 statt, cf. BD n. 30. vgl. auch Steinbach p. iio Anm. d.
— »Gute Nacht verbante« etc., offenbar Entwurf zu Str. 25 der »Ab-
schiedsgedanken« (p. 114). cf. BA n. 29.
n. 40 Jgfr. Dammin aus Hirschberg. cf. n. 66. Der Geburtstag
war d. 8. August 1722.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 65
Aria Herrn Cracau (?)- — — —
Federn, Arien, Noten,
n. 50. o. Bez.
p. 822. zuerst 5 d p. 128.
V 3. [Und füllt allhier dies Blatt mit treuer
Redlichkeit]
V. 5. [in fin: und grämst dich auch mit
Recht]
V. 6. [Es lässt sich Fleisch und Blut doch
nicht]
V. II. [zu grosser Pein]
V. 14. [Doch also dass dein]
zw. V. 19 und 20:
*Ach 1. was du glaubst, durch so viel
V. 20. fehlt „Ruh" im Mscpt.
V. 24. ihr falscher Schein
V. 27. ungerathne Zucht
V. 28. Durch * Sinnen^chMläi verführt Dein
Herz mit Angst versucht,
V. 38. Sein Schmertz, der Bein und Mark
durchschnitten
V. 39. [Kommt, was ich immer thu, mir . . .
erbermlich vor]
V. 43. [Dein allerliebstes Kind]
V. 47. [Er steht in Herrlichkeit, sein Mund
ist Lachens voll]
[Und schmeckt das Engelsbrot]
V. 49. [Wie freundlich wird er dich erst
dann umfangen]
[.Wenn dermaleins]
V. 50. [Dein sonst gelassner Geist] Du bringst
ihn nicht zurück und hast [auch]
hier zu versetzen.
\
n. 50 Ueber dieses und das folgende Gedicht und den Einfluss seiner
Datirung auf die Leonorenfrage vgl. LG^ p S27. Anm. 2. Kalbeck
p. 17 f. LG^ p. 23, p. 162 ff. vgl. auch das. p. ö5~n. 27.
Litzmann. -
66 Originalmanuscripte Günthers a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. 51. (Viel Versuche und Correcturen)
[Und wirst auch künftighin nach so viel
Angst und Flehen]
[Dein stets gelassner Geist ist alles
Segens werth]
V. 55. So ist es [zürne nicht]
* V. 57. (Viel, viel Ansätze und Correcturen,
schliesslich ist alles durchstrichen ;
doch sollte offenbar die in den Text
aufgenommene Lesart stehen bleiben, •
wie V. 58 zeigt.)
V. 64. Bett fehlt im Mscpt.
V. 70. [Gewalt] und Macht
V. 73. [Ach kam ein solches Kind mir ein-
mal in die Armen]
zw. V. 80 u. 8i :
[Das Glücke reisst mich izt aus meinem
Vaterlande]
[Und bin ich gleich izt nicht zu deinem
Dienst im Stande]
V. 83. [Geht es dir ewig wohl* und blüht
dein Heyl]
zw. V. 85 u. 86:
[Wir wollen uns entfernt und in Ge-
danken paaren]
n. 51. gez: Carl Willhelm (an der Seite :)
^p. 231. zuerst 2 c p. 157. C
A
R
L
Str. I V. I. [Crönt Eltern meinen Schlaf]
Str. 3 V. 3. starres Zücken
V. 4. Der Ewigkeit zu winken schien
V. 5. So gebt euch izt ja auch zufrieden
V. 6. Da meine Qual mit . ? . ver-
schieden
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 67
Str. 4 V. 2. [Die Unschuld will dergleichen
Schmuck]
V. 6. Und euch um meine Last nicht
grämen
Str. 5 V. I. [Was hätt' ich euch vielleicht auf
Erden]
V. 2. [Nicht einst vor Noth gemacht]
V. 4. Zu der Ruh
Str. 6 V. I (Wegen starker durch einander-
gehender Correcturen unleserlich)
Str. 7 V. 2. Der grössern (?) Hoffnung
Str. 9 V. 6. Die grössten Güter eingetragen
Str. II V. 2. Mein zeitlich Leid so früh ver
geht (?)
V. 5. [mit] aus dem reinsten
Str. 12 v. 5. [Und wollt ihr mehreres noch
hören]
Zuruf
aus der Ewigkeit
eines seligen Kindes
an seine
hochbetrübten Eltern. .
n. 52. o. Bez.
* Ich lege Dich auch nunmehr zur Ruh
n. 53. o. Bez.
* i. Ach Gott mich noch
* 2. Diese Seufzer, diese Zähren, diese
_
n. 55 DasConcept ist interessant, weil es gewissermassen einen
Einblick "gewährt in clie Werkstatt des Poeten. Gleich die ersten beiden
sofort fallengelassenen Ansätze (v. i, 2) deuten wie ein einleitender
Akkord die Grundstimmung und das Thema an : Reuige Zerknirschung
vor Gott; es folgen eine Reihe von Versuchen für den Gedanken den
adäquaten poetischen Ausdruck, für den Vers einen bequemen Rhyth-
mus zu finden. Nach dem trochäischen Ansatz (v. 2) wird jambisches
68 Originalmanuscripte Günther *s a. d. Bresl. Stadtnbliothek.
* 3. Ich bin schon wieder da, um Hülf und
Rath zu suchen
4. Ach Gott was vor ein schrecklich Bild
* 5. Erschreckt mein hochbesttirtzt Gemüthe
* 6. Thu was Du willst gerechter Gott,
* 7. Bestrafe mich durch Angst und Noth
8. Mit Thränen wasch' ich Deine Wunden
9. Ach [könnte] sollte doch mein Leib in
einen Strom zerfliessen
10. Ach, dass mir die Natur nicht tausend
Augen gab
* II. Ein ganzes Thränenmeer
12. ein ganzes Thränenmeer
13. Dein armer Dichter kommt schon wieder
14. Und fällt [*vor Deinem Kreuze] mit
seiner Bürde nieder.
15. Und sieht Dich, weil er sonst nichts kann
16. Mit [* ausgeweinten Augen] Augen voller
. Schwermuth an.
17. * Er hat kein Blut (?) mehr zu den Thränen
i8. Und kann vor Schwachheit nicht mehr
schreyn
19. Mein Heyland las das stumme Sehnen
20. Ein Opffer um Erbarmung seyn
Versmass versucht, zuerst im sechsfüssigen (v. 3), darauf im vier-
füssigen, schliesslich vneder im sechsfüssigen Jambus ; auch die Art der
Verwendung des Reimes wird probirt. Dabei klingen die beiden
Grundtöne aes Themas : Erkenntniss der eigenen Schuld und Schwäche,
und die Sehnsucht nach der Versöhnung mit Gott, immer deutlicher
an. Nach diesen Vorbereitungen (v. i*— 12), die etwa mit dem Stimmen
der Instrumente zu vergleicnen, bricht plötzlich das Versuchen und
Probiren ab, Form uud Gedankengang ist gefunden, und in naliezu
ununterbrochener Reihe wirft der Dichter die Verse aufs Papier (v. 1$
bis 24). Dann aber folgt wieder Schwanken, im Versmass wie im Ge-
danken (cf. V. 25 vor dem hosen Leben : schönen Jahren). Die Phan-
tasie schweift ab, der Dichter verliert die Geduld, und das Gedicht bleibt
f Fragment. — Diesen hier so äusserst anschaulichen Process poetischer
Production hat Kalbeck (p. 58 n. 4 u. 5) nicht genügend beachtet, da
er das Gedicht als zwei gesonderte Fragmente giebt.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 69
21. Izt schmerzt, izt fühP ich ein Gewissen
22,*lzt nagt es mit geheimen Bissen
23. * Den Geist der vor sich selbst [graut] er-
schrickt
24. Indem er rückwärts denkt und blickt.
25. Ach Gott izt graut mir vor dem bösen
[schönen Jahren] Leben.
26. In Reu der Weltlust hingerafft,
n. 54. o. Bez.
p. 552. zuerst 5 d p. 304.
V. 2. Wer aber will denn nun
n. 55. o. Bez.
p. 747. zuerst 2 c p. 72.
Den ersten Kunstgriff
z. I. Phoebus nedst der Müsenschaar
z. 2. In Zinken (?) so viel Zeit aufs Lernen
zu verschwenden
z. 3. unsrer Kunst nicht wenig Ruhm
[Hahn und Mond]
z. 4. kaum stehn
n. 56. o. Bez.
Gute Nacht du wüstes Leben,
Dem ich mich so lang ergeben,
Als der Jugend Unverstand
n. 57. o. Bez.
III b p. 89. V b p. 99.
Str. I. V. 5. nehmen will
n. 54 Mit Recht nennt Kalbeck (p. 59) den Cynismus dieses Epi-
gramms, gerade in seiner grellen Dissonanz zum Vorhergehenden, »erht
öüntherisch«.
n. 55 Welche weitere Beziehungen der Scherz, zu dem hier das
Concept geboten, noch haben mag, weiss ich nicht, p. 1125 steht ein
Akrostichon an »Ihro Gnaden Frau Barbara Elisabeth von ZettriiT^ geb.
V. Sindnü\n u. p. 17 ein ebeipfalls akrostichisches Gedicht, dessen An-
fangsbuchstaben den Namen: C C G. v. Studnit:^ ergeben.
n. 56 Der Gedanke erinnert sehr an n. 53 v. 25, 26.
n. 57 Die oben p. 6 Anm. 18 b citirte Abschrift hat zu diesem
70 ÜRIGINALMANUSCRIPTE GCNTHER'S A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK.
Str. 4. V. I. verletzt dein keusches Ohr
Str. 4. V. 4. als ich bey dir
Str. 5. V. 3. Dass wenn ich .?.?.. sollte
V. 5. Mein .?.?...
Str. 6. V. 3. unverfolgter (?) Liebe
Str. 7. V. 3. [Ich habe dein, du mein Gemüthe]
{dies macht die Gleichheit der Gemüther
denn diese stimmen überein]
V. 6. Rosenblüthe (?)
Str. II d. Mscpts. ist Str. 12 d. Textes und
vice versa
Str. 12 (Mscpt.) v. 5. Reizt jeden, der es sieht
n. 58. o. Bez.
Illb p. 201. V b p. 235.
v. I. Mit so viel Grüssen
V. 14. als [Mägdgen] Töchter unsrer
V. 26. „nicht" fehlt im Mscpt.
V. ^i. [Da seit die wilde Gluth mein Vater-
theil verbrannte]
Gedicht den Titel »An die Frau D. in Landshut«. Es ist eine Liebes-
erklärung in wahrhaft erschreckender Offenheit an eine verheirathete
Frau. An dieselbe sind offenbar auch die Gedichte III b p. 86, 87.
Vb p. 96, 97 gerichtet.
n. 58 Das Schreiben —1 hier Concept und danach in III b abge-
druckt — steht bereits in \anderer, späterer Fassung p. 1121. Straube
in VII a druckt beide nebeneinander (p. 500, 501) ab; -cf oben p. 6
Anm. 18; p. 10 f. — Arletius hat an einigen Stellen Lücken des Con-
ceptes offenbar aus der späteren Fassung ergänzt. — Das Schreiben
kann wol an keinen anderen als an Grossjahn gerichtet sein, der nacli
Steinbach (p. 89 f ) mit Günther befr^nnzref^amals Hauslehrer bei dem
Kaufmann Herbst in Schmiedeberg war; cf. v. 89, 90: »Mein Freund,
ich komme bald, mich noch mit dir zu letzen | Im Fall es dein Patron
und dessen Haus erlaubt.« VII a hat die Datirung: r>Hirschberg 1722.«
Mit Rücksicht auf v. 86 f möchte ich die Richtigkeit derselben bezwei-
feln, zumal auch Steinbach p. 89 berichtet, dass Günther von Landshut
aus \uerst nach Schmiedeberg gegangen sei. Straube ist vermuthlich irre
gefuhrt durch Steinbach's Aeusserung p. 91 f Anm. b in fin. — Sigis-
mund Grossiahn aus Hirschberg studirte 171 5 — 17 18 in Leipzig; (cf
Leipz. Matrikel) bei seiner Abreise von dort dichtete Günther an ihn
»im Namen anderer« (cf die Ueberschrift in 2 b p. 61) ein Abschieds-
gedicht (p. 656) cf auch Kalbeck p. 80 n. 13 in fin. Nach Steinbach
(p. 90) war er später »Schulcollege« in Hirschberg.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 7 1
V. 34. Ä?/;? Ort vergnüg uns
V. 37. Das liebe Schlesien
V. 43. und früh und späten
V. 49. mit Ruhm zu dienen
V. 58. missbraucht ^// das . ? . ? . so alle
V. 62. „denkt" fehlt im Mscpt.
V. 63. „bloss" fehlt im Mscpt.
V. 67. was nettes (wie III b)
V. 85. wie mich deucht, das Leid bald über-
standen
n. 59. o. Bez.
I. Was bringt ihr kleinen Weberinnen,
Ist's Unglück oder sagt ihr wahr?
Ich werd einmal nach viel Gefahr
Von Kummerfaden Seide spinnen.
5. Wo kommt ihr unvermuthet her
Gleich da ich mich . . ? . . kräncke
Und ängstlich hin und wieder dencke
Gewis dis unverhoft ist nicht von ohn-
gefehr.
Der Poebel macht euch zu Profeten
IG. Und wird bey eurer Ankunft froh
Verhält sich's in der Wahrheit so
So darf mein Abscheu euch nicht tödten.
Ja ja ihr bringt mir nach der Qual
Die Botschaft vom ersehnten (?) Glücke
n. 59 Kalbeck, der zuerst dies reizvolle Fragment (p. 59 f. n. 11)
abdruckte, vermuthet wol mit Recht in den »kleinen >Veberinnen«
Spinnen. Sie erscheinen dem Dichter in »gedritter« Zahl, und er be-
grüsst es als glückliches Omen. Die verstümmelte letzte Zeile »zu
3 Grauen werden« deutet darauf hin, dass der vorschwebende Gedanke
etwa war: Eure Dreizahl in ihrer glücklichen Vorbedeutung lässt den
Abscheu vor eurer Missgestalt, der euch tödten möchte verschwinden;
ich sehe in euch nicht mehr drei hässliche Spinnen, ihr werdet mir
zu drei Grauen.
72 Originalmanüscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
15. Und dass ich dies gewiss erblicke
Bestätigt die . . . gedritte Zahl.
(Die folgenden [3] Zeilen unleserlich, am Schluss
sind die Worte zu erkennen:) zu 3 Gratien
werden
n. 60. o. Bez.
* Gratiis
Lepores
Charites Charitumque
quisque suam venerem (?) commendat
et (at?) inter
n. 61. o. Bez.
So lebt sich's recht vergnügt
Wenn man Heirathsguth
Ein schönes Mädgen kriegt
Verliebt ,
Wittwenstand
an mich.
n. 62. Soll uns denn ach
Doch verbleib ich dir getreu
n. 60 Unentzifferbare Fragmente. Eine abgerissene Vershälfte scheint
dem Stammbuchvers für Aide anzugehören.
n. 61 Zusammenhang und Beziehungen des schwer leserlichen
Brouillons nicht zu ermitteln.
n. 62 An welche Adresse dies Gedicht, dessen Concept hier vor-
liegt, gerichtet war, ist nicht zu bestimmen. Ehe nicht etwa durch
neue Quellen Licht in die Liebeswirrnisse aus der La^dsh uter Zeit
gebracht wird, laufen alle Deuftlhgsve?§uche auf mehr oder minder vage,
werthlose Conjecturen hinaus.
ÜRIGINALMANUSCRIPTE GÜNTHER'S A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK. 73
.... Mein Vergnügen bleibt doch fest
Was du mir ....
Soll auch ewig mein sein
G. G. S. D. PATRO.
(etc.) Labore et. con ...
Soll ich dein so zärtlich Küssen
bald vermissen
Ach so fall ich lieber hin
. . . Dich zu meiden und zu lassen
ist mein allerschwerster Tod
ist der Grenzstein meiner Noth
Denn er führt mich von der Noth.
n. 63. o. Bez.
Reibnitziaeque olim gentis in orbe decus
n. 64. o. Bez. §
Corvin, der vor der Zeit der Bibel Bluhmen
stahl
Und das Haupt der Geilheit
auszuschmücken,
Erschien izt am Parnass und in des Phoebus
Saal,
Und liess den Korb voll Obst von reifen
Früchten blicken.
Wie nun die Mägdgen stets am ersten lü-
sternH sind
n. 63 Brouillon eines lateinischen Gedichtes an oder auf Reibnitz.
Ueber die drei Brüder dieses Namens cf. BA n. 3 BD n. 10.
n. 64 Kalbeck's Vermutnung, (p. 60 n. 17 Anm. i) dies Gedicht
habe eine Satire auf einen schlechten geistlichen Dichter werden sollen,
ist wol beizutreten. Welche Persönlichkeit aber gemeint sein kann,
weiss ich nicht. Uebrigens giebt Kalbeck das Gedicht ungenau und
unvollständig wieder.
74 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
So kam der Musen Schaar mit Vorwitz her-
gelaufen ^ /, 7/j
Jedoch ihr Appetit Hess hier zierfi- -
lieh blind.
Denn als sich nach und nach Bissen
Verlor sich der Geschmack und keine konnte
wissen
Von was vor Land die Art .... war
Die eine rieth und sprach von ohn-
gefähr,
Es müssen Mispeln sein und zwar aus diesem
Grunde,
Dieweil sie aussen Stroh und innen Steine fand.
Thalia ist schon längst durch ihren Hohn
bekand
Und darum sprach sie gleich mit .... Munde
Was braucht es denn hierzu der Gründe . . . fein
Ich fühl, es werden nichts als Plapperbeeren sein,
n. 65. gez. Symb. Herr nach Deinem Willen.
Wer nur den lieben Gott lässt walten,
p. 100. zuerst 2 b p. 75.
Str. I . [Mein Gott und Vater, dessen Liebe
[Auch mich zur Kindschaft aus-
erwählt
[Gib, dass ich mich im Glauben übe]
V. 4. Du tnusst und sollst geliebet seyn
Str. 2. V. I. Es ist noch
V. 4. Sich mit gelassncm Sinne
V. 5. Fresst auch der Kummer noch
so sehr
V. 6. er presst nicht mehr
n. 65 Concept des akrostichischen Gedichtes auf den Namen der Frau
Magdalena Sparrin^ gebohrene Mentielin cf. oben n. 48.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Zs
Str. 3. V. 1. Rizt gleich der Creutzdorn mein
Gemüthe
V. 2. mein Ehrenkleid
V. 3. Der * Allmacht Güte
V. 5. Gott führt ins . . ? . . und auch
heraus
V. 6. und bleibt nicht ewig aus
Str. 4. V. I. Bedenkt dis ihr gequälten Sinnen
V. 2. Ob Alles um euch kracht und
[bricht] fällt
Str. 5. V. I. Mit Hoffnung und^^a^/j'j'^w Glauben
V. 2. eine bessre Zeit
V. 4. Tod, Hölle. Satan
Str. 6. V. I. alle Freunde
V. 2. Ich nehme dis Verhängfiiss an
V. 5. schon in der Welt
V. 6. Warum? ich will, Ufas Gott gefällt.
n. 66. gez. Jgfer. Dammin
p. 175. zuerst 2 b p. 76.
Als dir Rosen im Gesichte
Und im Herzen Tugend blüth
Str. I. V. 6. Blut und Geister
Str. 2. V. 2. artig und galantes Kind
V. 6. dis fnein Blatt (wie 2 b)
V. 8. Deiner Schönheit Abriss hat
Str. 4. V. 8. Nach den süssen Früchten macht
Str. 5. V. 2. Zeigt der Himmel selbst sein Bild
V. 8. . . . ? . Sklaven an sich zieht
Str. 8. V. 2. Und welch keuscher LiebeszoW
V. 3 einmal
n. 66 Concept des Gedichtes zum Geburtstag von Regina Damm (in) ;
76 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibuothek.
V. 7 . Wenn so manches Liebsten Triebe
V. 8. Nach der schönen Tochter flehn
Str. 6. V. I. Bäume ziert der . . die (?) Blüthe
V. 6. in der Jahre May
Str. 7. V. 6. Und aus Missgunst dich ver-
schmähn
V. 7. Dir bleibt doch der Ruhm
n. 67. o. Bez.
III b p. 189. V b p. 223.
Str. I. V. 7. in dem . . ? . Lichte
Str. 3. V. 7. Des Heilands Joch dein* Schmuck
n. 68. o. Bez.
p. 1152. zuerst 5 d p. 76.
Str. I. V. I. jawohl auch Zeit
V. 2. treuer Redlichkeit
V. 3. Aus treuem Herzen anzubringen
Str. 2. V. 3. Von deiner Zärtlichkeit [empfangen]
Str. 3. V. I. Dein deutsches treu und ehrlich
V. 3. Und plagt mich oftmahls im Gewissen
V. 6. Die Wohlthat gern umsonst geniessen
Str. 4. V. 2. Kommt jemahls dein mir werthesYizMS
V. 3. Dur c h Undanck aus Gemüt h und Sinnen
V. 6 mehr gewinnen
Str. 5. V. 2. . . . mir noch des Glückes Strahl
V. 6. Sie einst
Str. 6. V. I. mir einen Herd
V. 4. Es sey, wohin es ... . will
V. 5. So will ich bey vertrautem Spiel
Str. 7. V. 2. Damit dein Lob
die Strophenordnung weicht von der des gedruckten Textes ab:
Nr. 1—5, 8, 6, 7, 9, IG.
n. 67 Auf wen dies Leichencarmen bezüglich, ist nicht festzustellen.
n. 68. Concept des Gedichtes zum Namenstag von Loren\ Krügelf
Bader und Wundarzt in Hirschberg, in dessen Hause GOfither häufig
einkehrte und mit dessen Schwiegersohn Jacobi er eng befreundet war.
cf. BA n. 32. Steinbach p. 92 ff. Kalbeck p. 80 n. 14. Der Namenstag
war am 10. Aug. 1722.
Originalmanuscripte Günther 's a. d. Bresl. Stadtbibhothek. 77
Str. 8. V. I. der Lohn
V. 2. Zehn gehen gleich gesund ....
V. 3. Kommt doch kaum einer danckbarwieder
Str. 9. V. I deine Müh
Str. 10. V. I. Dein Haus wird doch an Glücke
V. 2. Und auch dein
V. 4. Als reiche Mäkler [mit Geld und Bluth]
n. 69. o. Bez.
p. 351. zuerst 5 d p. 92.
(cf. BD n. 27.)
Aria i. v. i. [Schweigt]
V. 2. . . . gefahrliche Gesang
Recit. I. V. 2. Weg mit den Kohlen falscher G\M\ki
V. 4. Wo Geilheit und wo Aberglauben
V. 7. Sind Raben schwarzer Nacht
V. 8. Und Vögel, die in Abgrund locken
V. 12. Ihr Schein
V. 13. Entheiligt nur
V. 17. Erhöht mit hell und reinem Triebe
V. 18. Die wahre Liebe:
Aria
Aria 2. v. 8. macht die Lieb* ein Gosen
Recit. 2. V. I. Ja, ja
V. 7. Nur Tr eu und Eintrachtszunder gt\ytn
V. 15. Von gleicher Treu
Recit. 3. V. 4. Obgleich nur in Gedancken
V. 7. in den Z^^^wjschrancken
V. 8. Auf sichern Wegen gehn
Aria 4 fehlt im Mscpt.
n. 70. gez. Tod, Wahrheit, Glück und Liebe
p. 219. zuerst I p. 4.
(cf. BD n. 26)
n. 69 Concept zu dem Gedicht auf die Schäl- und Kirchhoffische
Hochzeit d. 25 August 1722. Vgl. n. 70 und III b p. 100. Vb. p. iio
n. 70 Concept zu dem zweiten Gedicht auf die Schäl- und Kirch-
yS Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Str. I V. 5. Die Göttinn sass
V. 7. Als welche sich
Srr. 2 V. 3. trotzt der
V. 6. Und reisst der List und Heucheley
Str. 2 a
*Die Blosse meiner reinen Glieder
bedarf
J.)ie Thorheit . . ? . . [mich] ich manchmal leide
])is ist das gröste Lob vor mich
Ich * brauche kein geborgt [es] [nicht mehr]
Geschmeide
Und bin schon von Natur so schön
[Das*] Diesz alle die mich recht
Bis in den Tod nicht von mir gehn
Mein Beistand giebt auch blöden Herzen
Krafft .... Geist und Tapfferkeit
Und schmückt (?) sie unter Angst und
Schmertzen
Mit Kronen der Beständigkeit.
Str. 3 V. I. Schweig
V. 2. schon bekannt
V. 3. [erschrickt vor] hasst
Str. 4 V. 4. Den kalten Gluth
V. 5. Sey Archimedes
Str. 5 V. 3. Geh, sprach sie, in die .... Zechen
V. 4. dis den Truncknen vor
V. 6. räumt mir nur den Siegesplatz
Str. 6 V. 3. wird Leid und Lust
V. 8. aus Thoren Weise macht
Str. 7 V. 5. Die Macht
V. 6. Besteht nur in geheimer Qual
Str. 8 V. I. [Und Euch nur recht zu überführen].
V. 4. herausgebracht
V. 5. und zeigt*
hMsche Hochzeit, cf. n. 69. — Die Strophenfolge weicht von der des
Textes d. Ausgaben ab: i, 2, 2 a, 3 — 13, 18, 14—17-
Originalmanüscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 79
Str. 9 V. I. zeigt*
V. 3. „nette" fehlt i. Mscpt.
V. 5. Der Mund ? ? ? ?
V. 6. Und war so willig als bereit.
Str. IG V. 6. Die Gabe
Str. II V. 3. Denn wo . (Rest fehlt)
V. 4. Da hei SS t es
V. 5. Das Glücke schwieg
Str. 12 V. 4. vor aller Welt erhöhn
V. 6. trug es in den Ehrensaal
V. 8. Wo bleibt den
Str. 13 V. 5. Nachdem der
Str. 14 V. 2. Erhellt ein Zeugniss kluger
V. 4. Und sehnen sich danach in Qual
V. 5. was eitles blenden
V. 7. mit beiden Händen
V. 8. harten Klotz zur Marter bey
Str. 15. V. I. Verfehlen sie die Bahne
Str. 16. V. 2. Vergiss
V. 4. von Scherz und Wollust
V. 7. Verlust
V. 8. Der aus dem ersten Ja
Str. 17. V. I. fehlt im Mscpt.
V. 2. geheime Kraft
V. 4. der heissen Flammen
V. 5. Liebt y lebt und scherzt (das übrige
unvollständig)
V. 8. So lasset bald
Str. 18. V. 4. sein Original
V. 5. Dort, wo der Bober mit der Zacken
V. 6. fehlt im Mscpt.
Zum Schluss noch folgende Versfragmente :
Gib den zwei vertrauten Herzen
Segen und Zufriedenheit.
Leite sie — — — — — Scherzen
An das Ziel der Eitelkeit
8o Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Lass sie — — — — — — —
An den Enkeln Freude sehn
Bis sie einst mit greisen Haaren
n. 71.
cf. Kalbeck p. 62 f. n. 24.
n. 72. o. Bez.
p. 248. zuerst 5 d p. 398.
Str. I. V. 2. wirkt das Lieben
Str. 2. V. I. Amarant he
Str. 3. V. I. Nächtlich seh ich in der Ferne
V. 2. Alle Sterne
V. 3. mein Herz
V. 4. Alle sehn es
V. 7. Ach, wen geh ich, ruf ich an"^.
Str. 5. V. 2, Schöner Wangen
V. 3. Raubt
V. 5. Durch ein plötzlich
V. 7. Ist er weiter nichts mehr werth
Str. 6. V. 4. Kost einmal nur
V. 7. der Macht der Zeit.
n. 73. o. Bez.
Liebster Gott, wie wunder[lich]bahr
* [Führt Dein Rath die Menschenkinder]
Sind .... Deine Wege
Wenn ich so von Jar zu Jar
Still und einsam überlege,
Und mein Leben eitler Müh
Heimlich in Betrachtung zieh
n. 72 Concept. In der oben p. 6 Anm. 18 unter b verzeichnete
Abschritt trägt das Gedicht die (auch in die Ausgaben übergegangene)
Datirung: 5 August i'j22.
n. 73 Der Gedanke des Fragments erinnert an n. 53 und n. 56.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 8l
n. 54 a. Ein Blatt in 4°. o. Bez.
III b. 195. Vb p. 229.
* V. 3. [Ein ungewaschen Maul hatt' mich be-
reits gezwungen]
* V. 4. [Dass wie . . . . ]
V. 2. an die Hand
V, 8. genug
V. II. [Ich glaube, wenn ich]
V. 16. [Doch wer]
n. 54 b. Ein Blatt in 4^.
p. 585. zuerst 5 d p. 54.
ein Billet ; auf der Aussenseite mit der Adresse :
A Monsieur
Monsieur Dressler
mon tres estime
Amy a
Schmiedeberg
Unterschr :
Monsieur
/ votre tres
Landeshut t d. 23. Jun. 1722 Günther
Würdigen Sie mich doch noch durch Gegen-
wärtigen einer Antwort, übermorgen geht die
Reisse fort.
n. 54 a Ein zügelloser Ausbruch der Verzweiflung des durch zum
Theil wol berechtigte, zum Theil sicher aber auch philiströs-engherzige
Hemmnisse und Beschränkungen des klein bürgerlichen Lebens ge-
peinigten Dichters. Die Anspielung v. 9 u. 10 legt die Vermuthung
nahe, dass es sich um eine Liebesaffaire handelt. Vgl. auch d. Ge-
dicht III b p. 86. V b p. 96. Str. i v. 5 ff. u. oben n. 57.
n. 54 c Das Schreiben ist zweifellos an Theodor Speer gerichtet, (cf.
V. 26 f. V. 52 f. V. 59 V. 65 ff.) mit dem er seit Anfang des Jahres
zerfallen war (cf. Kalbeck p. 65. n. i. p. 69 n. 6. p. 75 n. 11.): es ist
ein Aussöhnungsversuch vorm Scheiden. Theodor Speer geb. 1695. in
Schmiedeberg, besuchte zuerst die Goldberger, dann die Landshuter,
schliesslich die Breslauer Magdalenenschule ; studirte 17 16 — 1718 in Leipzig
jura, unterstützt und als contubernalis aufgenommen von Daniel Gott-
lob V. Nickisch und Roseneck (cf BD n. 18 n. 24); nachdem er seine
Litzmann. 6
82 Originalmanüscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 54 c. Ein halber Bogen in fol. o. Bez.
alle 4 Seiten beschrieben
III b p. 142. Vb p. 150.
V. 41. Topf von Glass
V. 63. [Worauf die Hoffnung schon die gröss-
ten Berge setzte]
V. 68. [O Beyfall seltner Art, zumahl in uns-
rer Zeit]
n. 74—76.
Ein Blatt in 4". o. Bez.
Sechs Verse von Günther, das übrige von fremder
Hand. Die 4 Zeilen auf der zweiten Seite unten
(n. 76) sind wieder von G. geschrieben,
n. 74. o. Bez.
III b p. 183 Vb p. 215
n. 75. o. Bez.
III b p. 181 Vb p. 213
Studien 1720 in Halle abgeschlossen, ward er gleich nach seiner Rück-
kehr vom Grafen von Hochherg in Landshut als »Ordinarius litium cau-
sarum patronus« angestellt. 1739 wegen muthiger Vertheidigung der
evangelischen Gemeinde 14 Tage gefangen gesetzt, ward er trotzdem
1740 Advokat beim Obergericht des Fürstenthums Schweidnitz-Jauer.
Von Friedrich dem Grossen zum dirigirenden Bürgermeister von Lands -
hut ernannt, blieb er in dieser Stellung bis zu seinem 1772 erfolgten
Tode. (cf. Leuschner Ad Cunradi Silesiam togatam spicilegium 46. p. 20. ;
Gel. Neuigkeiten Schles. 1741 p. 280). — Mit Günther bereits von
Leipzig her befreundet, war er es, der im Herbste 1721 jenen nach
Landsnut brachte und ihn im Beuchel'schen Hause einführte (cf. v. 26 f.
Steinbach p. 88. und damit übereinstimmend die »Lebens- und Reise-
beschreibung [ed. 1732 p. 113 ed. 1738 p. 154]); Veranlassung zum
Zerwürfniss gaben, nach der »Lebens- und Reisebeschr.«, wahrschein-
lich genug, Vorjwörfe^welche S^eer Günther, den er betrunkoi^ ge-
troffen, ^emacht^Jaße*. Von Gunther^s ticfier Erbitterung zeugen die
|oFeh"citirten-ftiefstellen — der Zwist veranlasste ihn Hals über Kopf
) mitten im Winter von Landshut nach Schmiedeberg zu gehen — und
' ein pöbelhaftes Pasquill (p. 484) gegen den ehemaligen Freund.
n. 74 — 76 Besonders wegen des Inhalts von n. 74, der lebhaft
an n. 72 erinnert, — auch der Gleichklang der Namen Amaranthe-
Amaryllis deutet auf ein und dieselbe Person — habe ich das Mscpt,
an dieser Stelle einreihen zu dürfen geglaubt. — Die von fremcler
Hand geschriebenen Verse zeigen ortho^aphische Fehler, z. B. »Louver«,
sind also vermuthlich einem ungebildeten amanuensis in die Feder
dictirt. —
ÜRiGINALMANLSCRIPTE GuNTHER'S A. D. BrESL. StADTBIBLIOTHEK. Sj
n. 76. o. Bez.
(p. 75. zuerst 2 b p. 147)
Abermahl ein Tag verflossen
Abermahl ein Tag vollbracht.
Aberraahl ein Bret zur Bahre
Und ein Schritt zur Gruft gemacht.
n. 77. o: Bez.
Ein halber Bogen in 4®.
Die beiden ersten Seiten beschrieben: auf der
dritten 4 Zeilen. Die vierte ist leer.
p. 152. zuerst 5 d p. GS.
Str. 2. V. I. wird Aür anders (wie 5 d)
Str. 3. V. 6. „sie" fehlt im Mscpt.
V. 7. umd deine
V. 8. Z>ass sie
St . 4. V. 5. Umbgang
Str. 6. V. 7. ihr . . . versichern
n. 78.
Ein Billet. gez. auf der Aussenseite :
A Monsieur
Monsieur de Eben
au Logis.
III p. 126. Vb p. 136.
n. 79 — 90.
Ein Bogen in 4°. ö. Bez.
Die ersten fünf Seiten sind beschrieben,
ebenso die letzte. Seite 6 u. 7 sind leer.
n. 77 Vielleicht an H. G. v. Beuchel gerichtet.
n. 78 An C. G. v. Eben. d. BD n. 10. BD Anhang n. 3. Aus der
letzten Jenaer Zeit.
n. 7^ — 90 Der Anhaltspunkte, welche das Manuscript für die Da-
tirung giebt, sind so wenige und selbst diese wenigen so unsicher,
dass darauf verzichtet werden musste, es in die chronologische Ord-
nung einzureihen. Ursprünglich der Ansicht, das Mscpt. datire aus der
Jenaer Zeit, wegen n. 83, wäre ich jetzt eher geneigt, es in's Jahr 1720
oder 1721 zu setzen; cf n. 84, 86. BA n. 27.
6'
84 ÜRIGINALMANÜSCRIPTE GÜNTHER 'S A. D. BRHSL. STADTBiBilOTHEK.
jr' — ■ ,1 . ■ ■
n. 79. o. Bez.
III b p. 159. Vb p, 191.
Str. I . V. 1—4 zuerst in 2 Langzeilen, dann
darunter in 4 Kurzverse zerlegt noch einmal ;
V. 1—3 durchstrichen.
Str. 2. V. 6. Jacobs Heiland
Str. 9. V. 5. [Gedulde dich nur kurze Zeit]
n. 80. o. Bez.
Der Hinnnel lasse doch, wofern ich je soll frein
Ein Kind von deiner Art mir auserwählet seyn
So sprach . ? . Mund, so bald er dich umfasste
so spricht auch die Vernunft
den W'erth zu unterscheiden.
Das Auge zeigt an dir was Grössers als ein Weib
Und du verdienest den gelehrten Zeitvertreib
Der auch bis in die Nacht gedehnten Lustgespräche.
n. 81. o. Bez.
p. 553. zuerst I p. 186.
* Bav spricht^ ich glaube nichts. Allein war B . .
wohl klug?
* Ich glaube .... aus Gnade Leib und Leben
* [Ihn aber uns aus Zorn zum Prediger gegeben]
* Ihm aber nur aus Zorn Edistens (?) Hand
gegeben.
Das glaub' ein jeder Christ und ich mit ihm.
genug.
n. 82. o. Bez.
p. 555. zuerst 5 d p. 286.
* Grimani [welchen man] macht mein Lob . . fliehn
* Und spricht y ich könne nichts als [Narren scheeren]
durch die Hechel ziehn
n. 7^ Das Gedicht ist vielleicht an Frau von Bressler gerichtet.
Bei der in Str. 9 v. 6 für den Namen gelassnen Lücke verlangt der
Vers ein viersilbio^es Wort, also : Marianen.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibli^dthek. 85
* Allein er stehet selbst fragen
* Ich kann noch mehr und was, den Thor vertragen,
n. 83. o. Bez.
p. 555. zuerst 5 d p. 285.
* Dass Polypragmon [nächst] sich ein alter Spiel-
mann [hiess] wiess
* Und vor dem General mann hiess
* Bewundern viel, nicht ich, warum? weil seine Gaben
* Den Titul warheit nicht blos vom Irr-
thum haben
* Denn obgleich . . . Tod und Gottes Langmuthstreu
* Ihn lang Zeit warnte so bleibt er dennoch heuer
*^o heut als übers Jahr an Geitz, Pedanterey
* List, Falschheit, Zorn und Groll bei seiner alten
Leyer.
n. 84. o. Bez.
p. 554. zuerst 5 d p. 285.
v. 15. Mit schmerzlichem
n. 85. o. Bez.
p. 553. zuerst I p. 187.
Mein Engel gleiche dich an dieser Grausamkeit
Womit des Henckers Hand dem armen Sünder ....
♦Er legt den Strick an Hals, du legst ihn an die
Herzen
Er handelt gegen dich noch gelinder
n. 83 Die Ausgaben haben hierzu die Ueberschritt : »Auf einen
Theologum in J.«, während in der p. 6 Anm, 18 sub a verzeichneten
Abschrift (n. 196) die Aufschrift j»Auf einen gewissen Theologum in
jenam lautet. Allerdings sind die Ueberschriften in dem erw. Mscpt.
von zweifelhaftem Werth. (cf. {BA n. 17, 18.) Vielleicht ist ]auer zu
ergänzen; cf. BA n. 27.
n. 84 In den Ausjg^aben trägt das Gedicht die Ueberschrift: in Auf
einen Pr. in B. sonst AiaTpn genannte ; in der p. 6 Anm. 18 sub a ver-
zeichneten Abschrift befindet sich ebenfalls eine Abschrift dieses Ge-
dichtes (n. 193) mit der Ueberschrift: »Auf Lachm. Fred, in Brieg
sonst Ala'^on genannt«. Ein Christian Lachmann ward 1721 Archidiakonus
:(« Brieg — vielleicht geht auf ihn auch n. 81. »Alazon« wird u. a.
auch erwähnt in dem Gedicht an seinen Vater p. 858 v. 87 ff.
86 Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Er legt den Strick an Hals, du legst ihn an die
Herzen,
Er endigt Angst und Qual, du machest neue Schmerzen
Und der d der hat .... klagen
Da die, so du ... . sich ohne Mitleid plagen.
Was siehst nun aber du
mit solchem Eifer zu
Mein Kind, du redest recht
n. 86. o. Bez.
III b p. 125. Vb p. 135.
(an der Seite) Das Buch muss recht ein Licht der
Weisheit sein
Man zwingt mich etc.
n. 87. o. Bez.
p. 551 (XIV) zuerst 5 d p. 303.
n. 88. o. Bez.
Warum man mich in keiner Kirche sieht?
Du weisst doch, dass mein Herz der Heuchler
Umgang flieht.
n. 89. o. Bez.
p. 551 (XV) zuerst 5 d p» 303.
aber mit Bedacht
Er habe Zeit Lebens nicht gelacht.
? . . . ich . . . . , angenommen
noch in keine Kirche kommen
n. 86. In den Ausgaben als »Auf Herrn Pr. M. philosophisches Buch.«
bezeichnet; in der n. 84 erwähnten Abschrift mit der Ueberschrift »Auf
Herrn Massiges philosophisches Buch.«; der nur mit B angedeutete
Name in v. 2 ist »Budaeus« ausgefüllt. — M3in}n_Musig,Jj[^J2^ stu-
dirte in /^«a^ ward' daselbst Magister und scKHeb später alsProfessor
der Philosophie am Gymnasium zu Brieg »Das Licht der Weisheit in
den nöthigsten Stücken der wahren Gelehrsamkeit \ur Erkenntniss mensch-
licher und gottlicher Dinge«, Zu diesem Buch hatte Joh. Franz Buddeus
(t 1729), Professor und Kirchenrath in Jena, die Vorrede oreschrieben.
Originalmanuscripte Günther's a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 87
n. 90. o. Bez.
p. 551 (XVI) zuerst 5 d p. 303.
Ich folg dem Meister nach, der Blut und Leben
n. 91. o. Bez.
Ein halber Bogen in 8^
Die Hälfte des zweiten Blattes
ist abgerissen.
p. 825. zuerst 5 d p. 144.
Str. I. V. 6. Was wird denn allererst dem Herbste
wohl geschehn,
Str. 2. V. 2. Die alle
Str. 4. V. I. zum Trost vermeynt
Str. 6. V. 8. So seh<? ich doch nicht
n. 92.
Ein Blatt in 8°, unten ein
Stück herausgeschnitten, o. Bez.
p. 272. zuerst I p. 249.
Thun Sie mir nur mit Gr. einen Gefallen.
Str. I. V. I. Soll Amarillis mein Vergnügen
V. 3. Las st du die Felder brache liegen,
V. 4. Und deinen Garten müssig stehn
V. 5. Was willstu
V. 6. Den schönen Leib so scharf casteyen
Str. 2. V. I. Ach armes Kind
V. 2. deiner Schönheit
V. 3. Hier rinnt des Fleisches Tod 2/ «öf Hölle
V. 4. Fast täglich zu dem Himmel ab
V. 5. Und in den dunipfigt bangen
n. 91 Entstehungszeit unbekannt.
n. 92 Str. 5 des Textes der Ausgaben fehlt, cf. BA n. 39. Ent-
stehungszeit unbekannt.
1
88 Originalmanuscripte Güntuer's a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Str. 3. V. I. Der C/osterhonig
V. 3. die Jungfrauschaf t kommt hier zu YiS^Q
V. 4. Und leidet ohne Leiden Noth.
Str. 4. Die Kutte deckt zwar ihre Füsse,
Doch nicht ihr ungemeines Weh,
Des heissen Wassers Thränenflüsse
Verstärken ihren Kummersee.
Oft muss, wenn sie den sanctus singen,
Erbarm dich mein, o Herr! erklingen.
Str. 5. V. I. in das Kloster
V. 2. zu dem ein Abt
V. 3. Wo Amor
V. 4, Diss mit
V. 5. Von unsrer
V. 6. dieser Ort genennet worden.
III. Die Abschriften Günther'scher
Gedichte auf der Breslauer
Stadtbibliothek.
Das nachstehende Verzeichniss von vierzig Abschriften
Günther'scher Gedichte aus der Sammlung der Breslauer
Stadtbibliothek macht nicht , wie das der Originalmanu-
scripte, Anspruch auf Vollständigkeit. Aus der Klasse des
sehr ungleichwerthigen Materials sind nur diejenigen Stücke
herausgehoben, die, sei es durch Varianten im Text, sei
es durch Datirungen, Ueber- oder Unterschriften oder
Zusätze irgend welcher Art, für Textkritik oder Chronologie
der Dichtungen neue Anhaltspunkte oder Aufklärung ge-
währten. Für die Textkritik sind gerade diese Abschriften
insofern von besonderer Wichtigkeit , als durch sie, wenigstens
meiner Ueberzeugung nach, eine bereits beim Erscheinen der
ersten Ausgabe gegen den Herausgeber erhobene Beschuldi-
gung, dass er den Günther'schen Text willkürlich geändert
habe, als hinfällig und nichtig erwiesen wird. Kein geringerer
als Burehard Menckt erhob in der p. 13 erwähnten Recension
der ersten Ausgabe diese schwer wiegende Anklage gegen
Fessel; ir sagt; „Im übrigen habe ich bemerket, dass der-
„jenige, welcher diese Gedichte herausgegeben, solche an
^unterschiedenen Orten geändert. Es macht aber der wenigste
^Theil dieser Aenderungen Herr Günthern Ehre; indem die
„meisten Stellen in dem ersten Druck der carminum, welche
90 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
„er selbst besorget, viel nachdrücklicher und besser als in
„dieser geänderten Auflage klingen."
Es würde nichts fruchten, zur Widerlegung, FessePs eigene
Aeusserung in der Vorrede zu 2 b Bl. 2 a anzuführen, in der
er sich gegenüber der Forderung „unflätige Passagen" zu
ändern, ausdrücklich dazu für nicht befugt erklärt; denn im
allgemeinen muss doch angenommen werden, dass ein Mann
in der Stellung Mencke's nicht unbedachtsam derartige Be-
schuldigungen öffentlich lautwerden lässt, und auf Fessel wäre
ausser seinen sonstigen Sünden auch dieser Makel haften
geblieben, wenn nicht die Abschriften eine sehr einfache
Lösung zu seinen Gunsten brächten : wol hatte Mencke Recht,
wenn er die Fassung einiger Gedichte im Text der Ausgabe
von der ihm bekannten abweichend fand, allein dies hatte
seinen Grund nicht darin, dass Fessel daran geändert, son-
dern dass er für seine Ausgabe eine ältere Fassung des
betreffenden Gedichtes benutzt hatte ; die unausgefeilten Wen-
dungen des Conceptes sah Mencke aber für „Verbesserungen"
eines unberufenen Herausgebers an. Dass sich so die Sache
einfach und ungezwungen erklärt, wird, glaube ich, bei einer
Durchmusterung der Abschriften jedem einleuchten. Eine
Anzahl Varianten übrigens hat ihre Ursache, abgesehen von
den durch Fessel's Nachlässigkeit verschuldeten zahlreichen
Druckfehlern, in der verhältnissmässig grossen Zahl von Ab-
schriften, in der eine Reihe von Gedichten existiren. Günther
selbst drang darauf, dass seine Freunde Abschriften nähmen,
diese wurden dann von mehr oder minder gebildeten Ab-
schreibern wieder weiter copirt, Abschrift von der Abschrift
genommen etc.: man begreift, dass auf diesem Wege der
ursprüngliche Text Entstellungen und Verstümmelungen aller
Art erleiden musste. —
Die Anordnung der Gedichte ist auch inrf diesem
Abschnitt, wie im vorigen, soweit möglich, eine chrono-
logische; nur dass hier die Rücksichten, welche dort
bisweilen zu einer Unterbrechung derselben nöthigten, aus
leicht erklärlichen Gründen nicht obwalten.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 91
n. I. p. 415. zuerst 2 c p. 48.
Mein Winckler nihm den Wunsch von einer FedeF an,
Die keinen zwar verletzt y doch wenig leiden kann;
- Zerreisst die Missgunst ihr hierüber gleich die Ficke,
So bleibet dennoch nicht mit seiner Pflicht zurücke
J. C. Günther.
V. 22. die Würmer bcissen
V. 28. zu eitel Huren
V. 39. Der Bienen Schwärm
V. 57. Wie aber reimt sich dies
V. 58. von keiner Lüg^
V. 59. durch ein wahrhafftig Lügen
V. 79. dein^« Balcken
V. 80. andr^ Blosse dich und deine Schaam
V. 85. von Missgunst zischt
V. 86. Glaubt dass Apollo vor euch die Klause räumt
V. 90. Nimm dieses werthe Pfand
v. 91. noch bis itzo
V. 92. mich durch dein Entbehren
V. 99. Wir lernten
n. i Die Abschritt steht auf einem halben Bogen in 4°, von anderer
Hand mit der Aufschrift versehen : »Als Mr. Winckler iji$ auf die
Universität Leipzig zog«. Dabei liegt ein kleiner Zettel, wieder von
einer anderen (dritten^ Hand, mit den oben verzeichneten 4 Versen.
Vermuthlich ist das Mscpt., d. h. das Gedicht selbst, von dem Dichter
oder Jemand, der im Besitze des Originalconcepts war, einem Ab-
schreiber in die Feder dictirt worden ; ich schliesse letzteres aus einem
in V. 115 stehen gebliebenen Schreibfehler : »oft ^i^rWelt« statt »After-
welta, der offenbar aus einem Verhören, nicht aus einem Verlesen ent-
standen. Die zahlreichen Abweichungen der Abschrift vom Text der
Ausgaben, die nicht alle in Druckfehlem ihre Erklärung finden, deuten-
darauf hin, dass später äne neue Redaction des Textes erfolgt sein muss,
welche u. a. auch die 4 Verse hinter v. 106 strich, und dass dieselbe
vorgenommen wurde für den ersten Ein:^eldruch des Gedichtes, welchen
dann Fessel för 2 c zu Grunde legte. Dass das Gedicht 17 14 wirklich ein-
zeln gedruckt wurde, ist zweitellos bei seiner doppelten Bestimmung
als Abschiedsgruss und als Pasquill; und wieder dass Fessel diesen
Druck benutzt, erhellt aus der Art, wie er die 4 Widmungsverse in 2 c
abdruckt: in dieser Form kann er sie nur dem Titelblatt eines solchen
Einzeldrucks entnommen haben : »Nimm, ; WINCKLER ! | nimm | den
Wunsch I von einer Feder an, ! die keinen zwar vergnügt, | doch lieb-
92 Abschrift. GüNTHER'scHtR Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek,
V. loo. Durch schlimme Räncke krumm und fün/if
grade mache
V. loi. Am Thale sahen wir, wie es am Bergen geh
V. I02. Und schauten manchen Greis, der 'kaum
V. 104. /a die Erfahrung wiess
V. 105. wahren Freund zu finden
V. 106. Ja diejw.
Nach V. 106. ff. Verse im Mscpt;
Hier zeigte Judas Kuss, dort ein verstellt Umfangen,
* Wie /oabs Hinterlist mit Abnern umgegangen ;
Und Hübner lass uns vor, dass eine Jede Stadt
Zwar oft gesunde Luft, doch böse Bürger hat.
V. 107. Verzeihe mir mein Freund, ich sage was
ich denke
V. 109. Zwar wer bey uns
V. HO. \Jndi gleichwohl
V. 114. Des Pöbels blinde Furcht
V. 124. auf deinen Abschied
n.' 2. p. 1047. zuerst 5 d p. 294.
V. I . Ich, Blass, Charisius und der verbuhlte Bock
V. 5. Herr Scharf
unterz. : den 22 Juli 17 14. Svidniz. in der Amtspredigt.
lieh reimen kan : | Zerreist | die Missgunst ihr { hierüber gleich die
Ficke, I so | bleibet dennoch nicht | mit [seiner Pflicht zurücke | Johann
Christian Günther, I Stregensis j.« Die Datirung der erwähnten Auf-
schrift, 1715, ist falsch: ^5tjgwa«^__^m;^/^r veniess bereits 17 14 zu-
sammen mit Joh. Gottfr. Pfahn^^cfTiTri^vr-T^. ; cf. desgl. Leipz. Matrikel
von 17 14) die Schweidnitzer Schule. Was den Inhalt betrifft, so ist
der Hauptzweck desselben nicht, dem Freunde eine Aufmerksamkeit zu
erweisen, sondern, wie schon die Widmung andeutet, ein Pasquill
wider einen literarischen Gegner, in dem wir wohl nicht ohne Grund
Theodor Krause-Crispin vermuthen, in die Welt zu senden. Wie v. 7 ff.
zeigt, hatte jener ihn — wol selber gereizt — in einem Gelegenheits-
fedicht angegriffen, und Günther benutzt hier die Gelegenheit, ihm mit
insen heimzuzahlen. Hierüber sowie über Steinbach s damit in Zu-
sammenhang stehende falsche Datirung des Gedichtes (er setzt es p. 24
in's Jahr 171 7 und ihm folgt Straube, der in VII a p. 736 das gleiche
thut), vgl. d. biogr. Anhang.
n. 2 Die Nacnschrift zu dem in MB n. i verzeichneten Briefe an
J. G. Hahn; wie Datum und Inhalt zeigt, Tags drauf mit drei be-
freundeten Mitschülern aufgesetzt: Joh. Ehrenfried Blass, Ehrenfried
Abschrift. Güntherscher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 93
n. 3. III b p. 126. Vb p. 136.
unterz: Wittenberg d. 16 X ber 17 15.
Wilhelm Charisius und Friedrich von Bock und Polach. Letzterer der
Sohn von Wolf Georg v. Bock und Polach, dem Besitzer von Rosch-
kowitz (cf. LG' p. 525, LG* p. 11; Gelegenheitsgedichte auf die Fa-
milie aus den Janren lyii—iyij. cf. p. 1131. 1129. 1130. 668. 672;
cf. auch BD n. 2 u. 3. — Roschkowitz ("heute Ruschkowitz) kam übri-
gens laut den Kauf- und Auflassungsurkunden (K. Staatsarchiv Bres-
lau. F. Brieg. III 23 yy. fol. 164 b— 168; 168 b— 170) erst im Juni lyiß
in den Besitz des Herrn y. Bock). — Charisius verliess 171 5 mit Günther
zugleich die Schule. Ein von ihm als »Schol. Svidn. alumnus« 17 12 bei
dem Tode Sigismund Ebershach's, Seniors der Kirche zur h. Dreifaltig-
keit in Schweidnitz, verfasstes Leichencarmen befindet sich mit andern
bei dieser Gelegenheit von Chr. Stieff, Benjamin Neukirch, Benj. Schmolck,
Balth. Scharff u. a. m. veröffentlichten Gedichten in einem Heft zu-
sammengedruckt auf der Stadtbibliothek zu Breslau, cf. auch »Herrn
v. Hoffmannswaldau und anderer Deutschen Gedichte« VII p. 284.
— G. B. Scharff war seit dem Altranstädter Frieden Diakon in
Schweidnitz; über seine weiteren Beziehungen zu Günther cf. p. 395,
p. 84 (Steinbach p. 124 ff.) III b p. 69. Vb p. 72. cf. auch III b p. 121.
Vb p. 131; Kahlert a. a. O. p. 61.
n. 3 Aus der p. 5 Anm. 16 sub a erwähnten Abschrift. Die Da-
tirung weicht von der der Ausgaben, die den jj^Seöi^mh^ haben, ab,
wird aber die richtige sein. Im September ägT'Jahres war Günther
noch in Schweidnitz; übrigens beweist die Datirung, dass G. bereits
^^^^^ ganzes
durch in Beziehungen. Drei Bruder ' des Namens: Georg Heinrich,
Georg Wilhelm, Georg Gotthardwaren 171 3 — 17 14 Schüler derSchweid-
nitzer Gnadenschule; als sie 17 14 nach Breslau übersiedelten, widmete
Günther der »Triga« ein langes lateinisches Abschiedsgedicht (p. 882).
Mit einem von ihnen traf er dann, wie unser Gedicht zeigt, wieder in
Wittenberg zusammen, vermuthlich mit Georg Wilhelm, da er in dessen
Namen 17 17 das Gedicht auf den Tod des Freiherrn Georg Friedr.
v. Eben und Brunnen verfasste. — cf. BD n. 10. — (Von Georg Wil-
helm werden erwähnt: vindiciae. Poeseos Silesiorum. vid. Miscell.
Lipsiens. Tom. V p. 278.) Nach Steinbach (p. 79) hielt Günther sich dann
im Herbst des J anres 172 1 bei Georg Hemrrch auf Ofierfeip'pe auf, der
1720 nach zweijähriger Kieise durcTiD"eutscfiIarid7TToIIahd und Frank-
reich' die Verwaltung seiner Besitzung übernommen hatte. (Die »Le-
bens- u. Reisebeschr.« ed. 1732 p. 112 f ed. 1738 p. 154 giebt —
fälschlich — an: die Bekanntschaft G.'s mit Reibnitz sei erst damals durch
Herrn. V. Stosch vermittelt worden, damit jener »an Hofe-Meisters statt«
in dessen Dienste träte.) cf Leuschner spicileg. ad Cunradi Silesiam
togatam XXIIL Im Taschenbuch von 1722 findet sich ebenfalls der
Name Reibnitz noch zweimal (MB n. 44. 63^ und vermuthlich ward auch
durch einen der Brüder die Bekanntschaft Günther's mit ihrem jüngeren
Vetter C. G. v. Eben und Brunnen, der sich seiner in Jena freundlich
annahm, vermittelt.
94 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 4. p. 619. zuerst 2 c p. 160.
V. 42. Verirrt sich
V. 50. Vergnüg ungsj/^'/V/^
V. 52. süsser Ruh
V. 54. viel 1000 Seufzer
V. 86. das man noch kein
n. 5. III b. p. 156. Vb p. 188.
n. 6. p. 553. (XXVII.) zuerst 5 d p. 284.
V. I. in Wittenberg
V. 4. Herr Wernsdorff aber schrie: Schlagt
todt er ist von Halle.
\
n. 4 Das Gedicht trägt in der Abschrift die Ueberschrift : »Ad
Hahnium natu maximum in obitum filiae Menckenianae desponsatae« ; da-
nach wäre also Toh. Gottfried Hahn mit einer Tochter Mencke*^ vy -
lobt gewesen , ^äS jedenfalls durch den Innalt des Lreaichtes nicht
^tdeiTCgf-wird. Die Lücke in v. 82 »Wodurch ich leben muss, da
meine M » » stirbt« ist sehr wol durch »Menckin« auszufüllen und
zugleich für Mencke's persönliches Interesse a n Günther, als einem der
ä ltesten un j beste n Freunde seines designirten Schwiegersohns ^ elß
iteiies Motiv _^efurideh. Vielleicht waren es gerade die " bei dieser
traurigen Veranlassung dem Freunde gespendeten poetischen Trost-
worte, die nicht nur das Herz des trauernden Vaters rührten^ sondern
auch die Aufmerksamkeit des Kunstrichters auf die junge poetische
Kraft lenkten, zwei Jahre früher, ehe er ihn persönlich kennen lernte.
— Uebrigens verlobte sich Hahn später wieder mit einer Jgfr. Zehmisch
in Breslau. Zu der am 20. Sept. 1720 stattfindenden Hochzeit sandte
Dan. Wilh. Triller, mit dem Hahn wol auch, wie Günther, in Leipzig
Beziehungen angeknüpft hatte, ein Gedicht.
n. 5 Aus der p. 6 Anm. 19 erwähnten Abschrift. Ueberschrieben :
»Pyrus a musis in Heliconem translata«, unterzeichnet Ho^ vaticinio etc.etc.
gratulatur: Johannes Christianus Günther Stregensis. Silesius poeta
Med. stud. Symb. Horat. od. 31. precor integra 1 cum mente nee
turpem senectäm | Degere nee cithara carentem. | Vitembergae ad Albim
Die IX Cal. Septembris A. R. S. cid id cc XVI. — III b und Vb haben
irrthümlich cididcc XXI. Ueber Birnbau m, mit dem Günther sowol in
Wittenberg wie in Leipzig viel verkehrte, cf LG^ p. 52. 149. Kalbeck
p. 50. BA n. 10. II. "
n. 6 Gottlieb V/ernsdorf F, geb. 1668 t 172 J al s Senior der theo-
logischen Facuhät und Pi'öfessor pfiinarlub m Wittenberg; ein streit-
barer und streitsüchtiger Verfechter der orthodoxen Lehre. Die Spitze
des Epigramms richtet sich wol gegen seine Verdächtigungen der
fietistischeii Bestrebungen als Heterodoxie. cf die beiden Schriften von
ihm : »De Osiandrismo in pietismo renato« ; »De Schwenckfeldismo in
pietismo renato«. (Ein Gedicht von ihm auf den Tod seines Bruders
steht in Menantes »auserles. Gedichte« XX. 2. p. 796.) Dies Gedicht wie
Abschrift. Günther'scher Gedichti- a. d. Bresl. Stadtbibltothek. 95
ri- 7- P- 554- zuerst 5 d p. 284.
V. 3. was macht er aber
n. 8, p. 641. zuerst 2 c p. 27.
Str. I. V. 8. uns/v Hoffnung sang st
n. 9. p. 1126. zuerst 2 c p. 31.
Recit. II V. 13. Und desto
V. 15. Uns von der (wie 2 c)
Recit. III V. 9. Lass deine Lüfte gleichfalls
n. IG. III b p. J31. Vb p. 141.
V. 9. einzig und allein
V. 21. schrecke dich nicht ab
n. II. III b p. 124. Vb p. 134.
V. II. den Weysen
das folgende finden sich in dem p. 6 Anm. 18 sub a beschriebenen
Mscpt. (als n. 190 u. 191). Dass die Ueberschrift des letzteren, sowol
dort wie in den Ausgaben, »Auf ebendenselben« die richtige, dass auch
dieser grobe Ausfall gegen Wernsdorff gerichtet sei, möchte ich be-
zweifeln, da Wernsdorff immerhin, nach Günther's eigenem Zeugniss,
eines der angesehensten Mitglieder der theol. Facultät zu Wittenberg
war. cf. oben MB n. 22 Str. 4 v. 12 (p. 37).
n. 8 und 9 Die Abschrift beider Gedichte steht auf einem halben
Bogen in fol., ersteres mit der Ueberschrift: »ßev Dr. Ettmüller's Ge-
burtsfest d. Tischcompagnieo. Eine ausführliche Ueberschrift (nach dem
ersten Druck) enthält 2 c. — Obwol nach de r Leipziger Matrikel Günthe r
erst 7um Sommer J 7fff ^)a<tplb<tt inscribirt word en! i st doch m MemPach's
Angabe, dass er i m Somm er i7J7^b'erert's'nacfi Leipzig gegangen, kein
Zweifel zu setzen, ^a seihe frühere Anwesenheit daselbst durch eine
Reihe zweifellos echter Gelegenheitsgedichte, die nur in Leipzig ent-
standen sein können, belegt ist. (cf. die Gedichte an Birnbaum.) Das
früheste Zeugniss für seine Anwesenheit in Leipzig sind die beiden
erwähnten Gedichte, deren vorliegende Abschrift einige, vielleicht schon
im ersten Einzeldruck untergelaufene, Druckfehler berichtigen hilft. —
Michael Ernst Ettmüller, geb. 1673, seit 1702 Professor med. extra-
ordin., seit 17 10 Assessor der medicin. Facultät, 17 19 Professor ordin.
t 1752. Eifriger Mitarbeiter der deutschen und lateinischen Acta
eruditorum.
n. 10 Ausser in der n. 5 erwähnten, noch in einer andern, unge-
zeichneten, Abschrift von i Bogen und i Blatt in 4° erhalten. Letztere
enthält sechs Gedichte an Birnbaum und die Abschrift b des Briefes
an Haas. cf. BA n. 21.
n. II Ebenfalls in beiden n. 10 erwähnten Abschriften enthalten.
In der zuerst genannten (p. 6 Anm. 19) ist das Gedicht unterzeichnet:
»Joh. Christ. Günther Poet. Stregensis Sil. Phil, et Medic. stud.« •
9^6 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 12. p. 171. zuerst 2 c p. 208.
Str. I V. 2. auf der Welt.
Str. 2 V. 5. und Last und Sünden (wie 2 c)
V. 6. Im Purpur
Str. 10 V. 2. selber
n. 13. p. 917. zuerst i p. 304.
Str. I. V. 2. Du mein Freudenmeister
V. 4. was man izund
V. 6. wieder Krafft
Str. 2. (Str. 10 d, Textes)
V. 4. wenn sie edler
V. 5. Den sie doch nicht rauchen können
Str. 3. (Str. 12 d. Textes)
V. I. den ecklen
V. 5. Wie ergötzt mich deine Pfeiffe
V. 6. Dass ich gleichfalls greiffe
Str. 4. (Str. 8 d. Textes)
V. 2. mit dem gelben
V. 3. nach Ambra /
V. 4. eh' es
V. 5. An den
V. 6. Rauch und
n. 12 In der p. 6 Anm. 18 sub a angeführten Abschrift (als n. 168)
unter dem Titel »Lob der Freundschaft;« in den Ausgaben »Philimen
an Herrn P.« überschrieben; vielleicht ist der Leipziger Freund Pfäfer
gemeint (cf. LG* p. 56, p. 72.)
n. 13 Die Strophenfolge in der Abschrift ist die nachstehende:
Str. i; als Str. 2: Str. 10 des Textes der Ausgaben; als Str. 3: Str. 12
d. T. d. A. ; Str. 4 : Str. 8 d. A. ; Str. 5 : Str. 7 d. A. ; Str. 6 : Str. o
d. A. ; Str. 7: Str. 13 d. A.; Str. 8: Str. 11 d. A.; Str. 9: Str. 14 cf.
A.; Str. 10: Str. 20 d. A. ; Str. 11: Str. 19 d. A. ; Str. 12: Str. 17 d.
A.; Str. 13: Str. 22 d. A. ; die übrigen 9 Strophen fehlen im Mscpt.
— Die Abschrift — auf einem Bogen in 4°, zusammen mit der Ab-
schrift b BA n. 20 — ist schlecht, manche Aenderungen wie Str. 12
V. 6 Str. 1 3 V. 2 Mr. 22 v. 4 sind geradezu sinnlos ; auch grobe ortho-
fraphische Fehler, wie in Str. 11 v. 4. Geld st: Gelt;^xx. 14 v. 2.
tambold st: Stambol, kommen vor.
Abschrift. Günther 'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 97
Str. 5 (Str. 7 d. Textes)
V. 5. Oder gar zum Satan
V. 6. was andres
Str. 6 (Str. 9 d. Textes)
V. 2. rauchet
Str. 7 (Str. 13 d. Textes)
V. 2. auf so theuren
V. 4. Hab ich w/>
Str. 8 (Str. 11 d. Textes)
Str. 9 (Str. 14 d. Textes)
V. 4. Ä?// ^2?4y// j^//Vs nach 2 ürkey gehn
V. 5. lass ihn doch
V. 6. des Tabacks
Str. 10 (Str. 20 d. Textes)
Str. II (Str. 19 d. Textes)
V. 2. Lasst den
V. 4. Brüder lasst uns umh den Herd
v; 5. Seynen Stoltz und kaltes IVüthen
Str. 12 (Str. 17 d. Textes)
V. 5. Blätter, so die
Str. 13 (Str. 22 d. Textes)
V. 2. Z/V^^j-Pflaster
V. 4. Dem, der es so
n. 14. p. 837. zuerst 5 d p. 195.
V. I. empfi;/^/ ich
V. 14. aus Furcht und Unmut h
V. 29. bin zufrieden
V. 40. Und auch selbst mit meinem Herren
n. 14 lieber die Entstehungszeit dieses, zuerst in den »Grit. Bey-
trägen« 17J2 (!) p. 254 ff. mitgetheihen und dann in 5 d aufgenom-
menen, Gedichts vgl. die Ausführungen LG* p. 52 ff ; es liegt in 2 Ab-
schriften vor a) in einem sehr schön geschriebenen Exemplar zusammen
mit der Abschrift a von n. 22 ; b) in einem sehr schlechten, voll ortho-
graphischer Fehler. Der Schreiber des ersten copirte augenscheinlich
ent^Ä^eder das Original-Manuscript oder eine Abschrift desselben. Wo
er vom Text der Ausgaben (wie von dem in den »Grit. Beytr.«) ab-
weicht, geben seine Varianten zum Theil sicher die richtige" - durch
Litzmann. 7
98 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. 42. Das^ worinnen sich mein Fuss irgend
dann und wann vergangen
V. 58. wollt' ich auch wohl
V. 59. Fleiss und Fortgang (wie in d. crit.
Beytr. u. 5 d)
V. 67. Beschuli//^««^
V. 76. Dem er, wo dir die nicht
V. 79. Nimm mitsammt der
V. 83. der gross te Name '
V. 96. Der uns jener Zeit
V. 105. an die zugebrachten Nächte
V. 107. an jene kurze Zeit
V. 108. Die wir dem
V. 147. Die doch
V. 173. dass ich doch nur izt
V. 174. gar so heftig
V. 176. reine Seele
V. 177. jedem (?) Antlitz
V. 178. an den Liebesseilen *
V. 186. weihisches Begehren
V. 191. sobald auch
V. 220. dein Leben,
n. 15. p. 287. zuerst 2 c p. 233.
Str. I. V. 2. Um die schattenreiche
V. 3. Sinn ich
Flüchtigkeiten anderer Abschreiber oder Druckfehler im Text der Aus-
gabe — entstellte Lesart: so in v. 76, 174, 176, 178; zum andern
Theil begeht er selbst neue sinnentstellende Flüchtigkeitsfehler, und bei
einer dritten Gruppe bleibt es zweifelhaft, ob hier der Schreiber will-
kürlich geändert oder wirklich im Original die abweichende Lesart ge-
funden habe. — Was den Inhalt betrifft, so ist es vielleicht psycho-
logisch nicht uninteressant, darauf hinzuweisen, dass er — in gleicher
Weise, wie auch n. 29 — hie und da an Frankens Corbuel Villon's
»Grand testament« (1461), von dessen Existenz Günther sicher keine
Ahnung hatte, erinnert.
n 15 In dem p. 6 Anm. 18 sub b erwähnten Mscpt. (als n. 250).
In 2 c trägt es in der Ueberschrift den Zusatz : »Im Namen eines guten
Freundes«. Das Mscpt. hat die Strophen — vom Text der Ausgaben
abweichend - in folgender Reihe: i -3. 5. 7. 4. 8; Str. 6 des Textes
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 99
V. 5. mich schar ff und zärtlich
V. 6. Da mir Etwas
V. 7. Was er mir entzückt vermählt
Str. 2. V. 2. O welch Anblick, welcher Schmuck
V. 4. Und da küsst* ich
V. 5. Als die Morgenröthe
V. 7. J^> j<? Lust als
Str. 3. V. 2. Zdijj ^/V^ ^<?M ^öA/
V. 3. Doch nach solchen JVollustSchäitzen
V. 4. Darff mein schlechter Geist nicht
V. 6. Schöne
V. 7. was ^r wachend thu.
Str. 4 (Str. 5 d. Textes)
V. I. Nenn es kein galantes Scher tzen,
V. 2. Sondern treue Redlichkeit
V. 3. Hätt' ich auch viel
V. 5. HaV ich
V. 7. Z^^w verzehre.
Str. 5 (Str. 7 des Textes)
V. 2. ist cf/;^ ungewisser
V. 3. Darum
V. 4. des Lebens Frühling
V. 5. der Haare Gold
V. 7. Ydixben
Str. 6 (Str. 4 d. Textes)
V. I. y/z^ spielt noch aus den Blicken
V. 2. Scher tz und Feuer und ein Geist
V. 4. Krafft und Klugheit
fehlt. Diese Umstellung sowie die zahlreichen Varianten des Mscpts.
zeigen deutlich, dass der in der Abschrift vorliegende Text auf ein
anderes, und zwar älteres Originalmanuscript zurückgeht, als die in
dem Text der Ausgaben überlieferte Fassung. Offenbar war auch dies
Gedicht in 2 Stadien der Entwickelung schriftlich vom Dichter fixirt,
im ersten Entwurf als Concept, und in der ausgefeilten endgültigen
Fassung. Letztere giebt der Text der Ausgaben, ersteren, wie eme
Vergleichung der Varianten überzeugend klar legt, der Text unserer
Abschrift.
r
lOO Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbiblitohek.
V. 5. Dieses wurd*
V. 7. Da dein
Str. 7. (Str. 8 d. Textes)
V, I. in Lebensschrancken
V. 2. Wünsch ich, dass die
V. 3. Durch dein
V. 5. Dass das Lob die
V. 6. fehlt i. Mscpt.
n. 16. p. 269. zuerst 5 d p. 384.
Str. 3. V. 2. an des Hofes Eis
Str. 4. V. I. wo ich itzo
n. 17. p. 308. zuerst 2 b p. 249.
Str. 2. V. 4. Damit bereits
V. 6. Wobey ich
Str. 3. V. 2. ^«^ ö« die schwere letzte Nacht
V. 3. In welcher wir ;;//V Angst und
V. 4. Die meiste?^
V. 5. theuren Schwur
V. 6. aus unsern Lippen
Str. 4. V. 3. in Kreutz und Sorgen
V. 4. kurz und leicht
V. 5. Verletzet dich der
Str. 5. V. I, Gedenke auch zugleich der
V. 2. Die //^^ noch in Zukunft
V. 3. sicher leiten
Str. 6. V. 2. «^/<f^ Kraft
V. 3. Es wird die Zeit ersetzen müssen
V. 4. Und nährt die stille
V. 5. denk auch letztlich
V. 6. ^/- allen Dingen stets
n. 16 In der n. 15 erwähnten Abschrift (als n. 242). Ueber Ent-
stehungszeit, \'cranlassung und Beziehungen des Gedichtes cf. LG^
p. 528 Anm. 2. LG* p. 15. 71.
n. 17 In der' n. " 1 5~"~'er\cähnten Abschrift (als n. 266) mit der —
sicher falschen — Aufschrift: »An Hannchen in Schw.« Ueber Datirung und
Beziehung d. LG^ p. 93. p. 17. Die Anzahl und Beschaffenheit
der Varianten macht, wie bei n. 15, das ursprüngliche Vorhanden-
sein von zwei verschiedenen Fassungen des Gedichtes aus verschiedenen
Abschrift. Günther 'scher Gedichte A. d. Bresl. Stadtbibliothek. loi
n. i8. p. 695. zuerst 2 b p. 230.
Str. I. V. I. was ist das vor (?)
\. 2. O Himmel gieb
V. 5. sonder diese Lust
V. 6. kein grösser
Str. 2. V. I. Wir schertzen ungestört
V. 3. Sklaven unsrer selbst
V. 6. Seelen reiner Art
Str. 3. V. I. Die Mode dar ff bey uns
V. 2. Geld beflecket unsre
V. 4. Und unser Ehrentag in Ausflucht
meiner Schriften
V. 5. Wodurch vielleicht dein Lob so lange
Kraft gewinnt^
V. 6. Als Lieb und Redlichkeit in Deutsch-
land Wohnung find.
Str. 4. V. I . Wir haben unsre Treu
V. 2. kein besser Hertz
V. 3. Die Welt entdeckt auch mir kein treuer
Hertz als dich
V. 4. Wir würden
V. 5. Wo eins dem andern fehlt
V. 6. Und wenn es auch das Volk der
reichsten Börse war*.
Str. 5. V. 2. seyn spanisch Erbrecht an
V. 3. lüie dein Hertz am besten glauben kann:
Entwickelungsstadien mehr als wahrscheinlich; und zwar so, dass auch
hier der Text der Ausgaben die letzte Redaktion wiedergäbe,
während die vorliegende Abschrift auf einen früheren Entwurf zurück-
zuführen wäre. Eine Vergleichung der Varianten lässt kaum einen
Zweifel an der Richtigkeit dieser Annahme zu.
n. 18 In der n. 15 erw. Abschrift (als n. 232) mit der, zweifellos
falschen, Ueberschrift »An die Phyllis«, wie schon die DatirllTig^-j^Von
Breslau Üen 22. Dec. 17 19« zeigt. Auch diese Abschrift muss nach
dem Concept genommen sein, während die Ausgaben eine spätere Fas-
sung des Gedichtes wiedergeben. Der_Jnhalt bezieht sich auf das
Zusammensein mit Leonore in Zedlitz' (cf MB n. ^5 cf. auch III b
pT 50. Vb p. 52. Str. 17 u. 18.)
1 02 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. 4. Ich ehre grosser Carl die heiPgen
Lorbeerreiser,
V. 5. Ich kuss' auch grosser Fr int z Dein
Schwert, das viel gewinnt
V. 6. Doch bleibet, wer Ihr seyd
Str. 6. V. I. Geheiligt sey hinfort der Platz der
stillen Kammer
V. 2. der unsern Schertz gehört
V. 3. Wer jene durch Verdruss und den
V. 4. Den führ ein böses Weib in Hertzeleid
und Jammer
V. 5. sey sogar die Feindschaft und der Neid
V. 6. mich innerlich erfreut
Str. 7. V. I. O könnt ich dich mein Kind
V. 2. Dies war Petrarchens Wunsch, dies
wünscht auch izt meyn Mund
V. 3. Ich thäte deinen Werth in allen Theilen
kund.
V. 4. Es möchf ein jedes Volk
V. 5. Die, glaub' ich, auch sogar die Wilden
ufu das Meer
V. 6. durch ihre Zärtlichkeit zu rühren
fähig wär\
Str. 8. V. 3. wird noch Geist
• V. 4. Und seiner Liebsten Hertz durch
unser Bey spiel leiten
V. 5. So merk' ich, wenn mein Blick der
Alten Feuer liest,
V. 6. Was vor ein stummer Zug des Neuen
Zunder ist,
Str. 9. fehlt im Mscpt.
n. 19. p. 310. zuerst 5 d p. 378.
Str. 2. V. 5. Und ob wohl
n. 19. In der mehrfach erw. Abschrift (als n. 244); die Varianten
corrigiren einige aus der ersten in die übrigen Ausgaben übergegangen
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. IO3
Str. 3. V. 3. erkenn' ich
Str. 5. V. 2. Und dies
Str. 10. V. 5. bey ihrem Spielen
Str. 15. V. 2. So bist du klug (wie 5 d)
n. 20. III b p. 44. V b p. 46.
Str. 2. V. 6. nennt er Heucheley
Str. 8. V. 8. ja wohl noch
n. 21. III b p. 145. Vb p. 153.
n. 22. p. 479. zuerst 2 b p. 162.
V. I. vor so viel Treu
V. 2. Ein zierlich Dichterblatt
Druckfehler. Das Datum »29. Februar« darf nicht befremden: 1720
war wirklich ein Schaltjahr.
n. 20 In der p. 6 Anm. 18 sub a verzeichneten Abschrift (als
n. 222). Ueber Ausi cf. die Briefe bei Kalbeck p. 44 v. 34. p. 49 f.
Mit dem dort mehrfach erwähnten Brief an Aust ist vermuthlich der
vorliegende gemeint.
n. 21 Von diesem Gedicht existiren nicht weniger als 4 Abschriften,
von denen zwei, a und b, mit dem Originalbrief (M5 n. 34 c — 34 d)
übereinstimmen ; und zwar so, dass a den deutschen und lateinischen Text,
dagegen nicht die Anmerkungen, b den deutschen Text mit den Anmer-
kungen, aber nicht den lateinischen Brief enthält, während die zwei
andern, c und d, den Text der Ausgaben (in c. fehlt v. 170—172)
bieten; d ist numerirt als n. 184. Bereits bei dem Originalbrief (p. 54
n. 34 c — d) habe ich darauf hingewiesen, dass die Varianten des Textes
der Ausgaben wol nicht, wie iGlbeck annimmt, auf eine fremde corri-
girende Hand zurückzufuhren sind. Vielmehr ist entweder das Ver-
hältniss beider Texte so zu denken, dass der Text der Ausgaben das
Concept, der wirkliche Ori^nalbrief eine ausgefeilte Reinschrift wieder-
giebt, oder, und letzteres ist das wahrscheinlichere, da in der That
einige Stellen des Textes der Ausgaben einen besseren Text bieten, wie
die Originalhandschrift, dass die Varianten der Ausgabe allerdings
Correcturen, jedoch nicht von fremder, sondern von Günther's eigener
Hand sind, die er später an dem zurückbehaltenen Concept für den ev.
Druck vornahm. Darauf deutet, dass, wie gesagt, ein Theil der Va-
rianten der Ausgabe wirklich Verbesserungen sind, cf v. 32. v. 67 f v.
88 — 110. V. 137. V. 148. V. 155 (die Verse sind nach dem Text der
Ausgaben gezälilt). An andern Stellen dagegen behielt er entweder
die Lesart des Conceptes bei oder, und daraus wird sich eine Anzahl
von jenen »Abschwächungen der ursprünglichen Fassung« (Kalbeck)
erklären, er änderte, traf jedoch nicht wieder die glückliche Fassung,
die er seiner Zeit für den Originalbrief gefunden hatte. Dass in v. 34
die Abschreiber aus dem Namen »Marckard«, dessen Inhaber ihnen
unbekannt war, den bekannteren »Mencke« herauslasen, darf nicht
Wunder nehmen, cf. auch BA n. 37.
n. 22 In der p. 6 Anm. 18 s. a erwähnten Abschrift (n. 208) mit
I04 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. 3. Und liebe dich gleichwohl
V. 4. Der schönste Wörterkram bezahlt kein Mass
voll Linsen
V. 5. Viel minder Trost und Rath
V. 6. Mein Zustand macht die Müh', das Leben,
nichts dabey
V. 7. Als Lehren zur Geduld, ist fast so leicht
zu tragen
V. 8. Als Adel ohne Geld U7id alter Weiber Klagen.
V. 10. viel Aehnlichkeiten gönnt
V. II. hoffen beyde blind
V. 13. Sohn des rechten
V. 16. Ihn krönt der Frantzen Wunsch,
V. 17. und dies zwar auf der Flucht
V. 19. Ihn nähret Kirchengut, ich habe noch aus
Jauer
V. 20. Zwölf Sekel auf den Weg, Gott gebe nur
die Dauer.
V. 21. und führt sie in der Still
V. 22. da meine nicht mehr will
V. 24. Der Wind verschlägt
V. 25. Dies weiss meyn Br esslau wohl (!)
V. 26. Und risse
der Bezeichnung: »An H. Dr. Joh. Gottfr. Hahn in Bresslau«. Es ist
offenbar eine nicht sehr accurate Abschrift des Originalbriefes, während
der in den Ausgaben überlieferte Text auf ein älteres Concept zurück-
feht. Die Varianten des Mscpts. geben überall die bessere, präcisere
assung, und wo dies nicht der Fall, liegen offenbar, wie in v. 17. v.
68. V. iio, 114 u. a. m. Flüchtigkeitsfehler des Abschreibers vor. Einen
Lese- resp. Schreibfehler seltsamer Art hat übrigens das Mscpt. mit
dem Text der Ausgaben gemein. Beide (die Ausgaben liefern auch
den übrigen Vers entstellt) haben in v. 24 ^yBresslaua; dass diese Les-
art aber falsch und dass statt dessen y>Bresslervi, nicht »vielleicht«, wie
Straube VII a p. 814 Anm. sich äussert, sondern zweifellos zu lesen,
ergiebt der Zusammenhang der folgenden Verse zur Evidenz. Leider
ist das Mscpt. nicht vollständig erhalten; in der erw. Abschrift fehlt
eine Lage, die den Schluss unseres Gedichtes von v. 114 an, und
ausserdem die drei ersten Strophen des Gedichtes »Als er zu sterben
wünschte« (p. 11?) enthält.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibuothek. 105
V. 27. Von nun an wolW ich ihn gewiss nicht
mehr beschweren^
V. 28. Noch, wie vordem geschehn, in Mangel Rath
begehren.
V. 29. der Wind wird endlich Wind
V. 30. Und bringt mir Blitz vor Trost , mein
Kertzenunschlitt schwindt,
V. 31. Und scheint mir- auch sogar die Freude
nicht zu lassen^
V. 32. Den Freundschaftsbrief an dich ausführlich
zu verfassen.
V. 34. Zum helfen wünschf ich
V. 38. Sitzt Phoebus (?) neben mir und schreibet
au ff dem Knie;
V. 39. Sonst weiter wird von uns wohl wenig
vorgenommen,
V. 41. Gleich, gleich, das Teufeist hier
V. 42. Entspringt mir aus der Hand. Es sind nun
fast und schier
V. 43. Drey Wochen in der Welt, seitdem ich
Lauban drücke
V. 44. Und weiter nichts davon als eine Gass'
erblicke ;
V. 45. Denn weiter hink ich nicht. Ich hab
V. 46. In dem mei?i Wechsel herrscht
V. 48. Der das mit Büchern (?) thut, Ufas Kutscher
• sonst den Ohren,
V. 50. Gieb Achtung wert her Freund:
V. 51. nicht mehr gewesen
V. 52. Um manches Schwagers Feld die Aehren
aufgelesen.
V. 53. Die lehnt mir
V. 55. So muss mich izt zu zieren
V. 56. So lange Zeit vorher August das Feld ver-
Hehren.
V. 58. Ja glaube, liebster Hahn
lo6 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtibliothek.
V. 59. Als Zancken in der Eh% Fluch, Elend und
Bereden
V. 60. Von Leinwand Zwirn und
V. 62. Dies Blatt
V. 63. vor zwey Tagen
V. 64. vom Trödel eingetragen
V. 66. Mit dieser Kleinigkeit des grossen Mannes
V. 67. kann es hoch betheuern
V. 68. Pßegt zehnmahl auszusteuern
V. 69. Ich finde mehr, als steht
V. 72. ungemeyn Vergnügen
V. 73. Hier kann ich nicht umhin, dich weiter zu
• bemühn
V. 74. Und, wenn du hören willst^ ein Laster
durchzuziehn.
V. 75. Bey so viel Qual und Schmer tz^ die mehr
als Messer schneiden
V. 76. Ist dies, was itzo folgt, mein allergrösstes
Leiden :
V. 77. Es ist ein Satanskind , ein ungezognes Weib
V. 80. Die Purpur Muschen sind und gut iwr
V. 81. doch da ihr arger Sinn
V. %t. von Andrer Lust
V. 87. Sie knirscht, sie beisst
V. ZZ, Und richtet, wen sie sieht
V. 89. Bald muss der Lands her r durch •
V. 90. Bald hält auch der Accis und seine Diener her
V. 91. Bald yftitert Zorn und Maul
V. 92. Als sie bey fauler Hand mit ungelerntem
Spinnen
V. 93. und ungesunder Mann
V. 94. der Alters wegen kaum
V. 95. was er gerne
V. 96. nach Geld und
V. 99. stünde gleich ihr dürrer Leib und Leben,
Abschrift. GüNTHER'scHER Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 107
*^
V. 100. Nicht eines Dreyers werth von ihrer Ar-
beit heben.
V. 10 1 u. 102 fehlen im Mscpt.
V. 103. Doch lecken kann sie gut und schmatzen
noch viel besser;
V. 104. Rührt jemand nur das Maul, so zieht sie
schon das Messer
V. 105. Und sieht gelüstig zu
V. 107. Respect und Furcht
V. 108. Erinnert sie
V. 109. und schmollt nnd heult und ruft
V. 110. zur Zeit (?) der bösen Eh'
V. 113. Was meinst du wert her Freund?
V. 114. Gewährt uns Gott (?) und Tisch.
^- 23. p. 583. zu4?rst 5 d p. 286.
V. 32. Ihr Aus^t\in (wie 5 d)
V. 62. Ihn wajfnet
V. 63. iti Fall und Flammen
n. 24. III b p. 35. Vb p, 37.
Str. 4. V. 5. kein höhnisch
n. 25. p. 628. zuerst 5 d p. 356.
V. 50. zu lindern recht verstehn (wie 7 d)
V. 97. Bedenck^ auch nur dann
V. 99. Wie werden wir dann nicht
n. 26. p. 281. zuerst 5 d p. 361.
Str. 2. V. 9. im treuen (wie 5 d)
n. 23 hl der p. 6 Anm. 18 sub a erw. Abschrift (11. 170). Das
Gedicht ist, wie so viele andere, an Schubart gerichtet; cl p. 113.
p. 208 (Str. 8 !) ; bes. auch III b p. 30. li^b p. 3 3 (str. 5 ff. !) cf. auch MB n.
40 (p. 49J n. 34 g (p. 56 ff.) und BA n. 24. Es ist unbegreiflich,
wie angesichts dieser zahlreichen Zeugnisse des innigen Danxes, den
jGünther Schubart für seine treue Freundschaft in trüben Tagen zollte,
Kalbeck (p. 38) behaupten ^lu, QQuilier sei in seiner Krankheit in
JLauban »obendrein noch den Vorwürfen seines Cumpans preisgegeben,
'der als Sohn vom Hause äen lästigen Gast gern wieder losgeworden wäre /«
n. 24 In der n. 23 erwähnten Abschrift (n. 212).
n. 25 In der p. 6 Anm. 18 sub b erw. Abschrift (n. 265). d.
MB n. 43. (p. 51 1.)
n. 26 In der erw. Abschrift (n. 262).
I08 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek
n. 27. p. 249. zuerst 2 c p. 237.
Str. I. V. 2. Schmer tz und Leben
V. 3. mir Gram und
Str. 2. V. 2. Diesen Brand mit Macht
V. 3. Sott es mich gleichwohl erfreu n
V. 4. Wenn du selber rathen
V. 5. Und genau erforschen
Str. 3. V. 4. unruhvoll Gemüthe
V. 5. Nach der
V. 6. i^ir^ und Geist nicht hemmen
Str. 4. V. I. oftmahls
V. 2. alles «//A-
V. 3. Und auch niemahls
V. 4. Weil du mir Vernunfft und
Str. 5. V. I. kräfftig zwingen
V. 3. Fühl' ich dennoch
V. 4. Darum glaub* ich, dich
V. 5. schon in's TTertz
Str. 6. V. I. Doch was hilft in^s Hertz
V. 6. noch so schmertzlich •
Str. 7. V. 5. Seufzer süsser
Str. 8. V. I. angenehmes Leiden
V. 2. in Wahrheit
V. 4. Vom Besten
V. 5. Schon verdient
V. 6. schon manchen
Str. 9. V. 4. Flammen sicher brennen
$
n. 27 In der n. 25 erw. Abschrift (als n. 251) mit der Bezeichnung
»Auf ein gewisses Frauenzimmer in Jauer.« Günther war, so viel wir
wissen, zweimal längere Zeit in Jauer, zu Beginn des Ja hj^es 1 720 auf
der Reise nach Lauban, und im Sommer 1721,' nach cferrPlülilui (per-
sönlichen) Aussöhnungsversuch ri^it seinem Vater. Mit Rücksicht auf
Günther's gerade zu Beginn_des Jahres 1720^ sehr inniges Verhältniss
zu Leonore möchte ich die Entstehong *ties" Tje'dichtes in die 2eit des
zweiten Aulenthaltes setzen. - Die Abschrift ist ersichtlich wieder nach
einem Concept genommen.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. ü. Bresl. Stadtbibliothek. 109
Str. 10. V. 2. doch schofi
V. 4. Wenn ich
V. 5. Dieses auch
n. 28. p. 237. zuerst 2 r p. 239.
Str. 2. V. I. Das Alter kommt mir vor den Jahren
V. 7. empfangen
Str. 4. V. I. Du bist gewehlt
Str. 8. V. 3. als «« Phoebus-Freund
n. 29. p. 114. zuerst i p. 85.
Str. I. V. 2. meine Liebe (!) nicht (c)
V. 3. Afi der Seite (c)
V. 6. kläglich schreyn (a)
n. 28 hl der p. 6 Anm. 18 sub a verz. Abschrift (n. 162;. Die
Variante Str. 2. v. i. ist vielleicht so zu erklären, dass es eine Cor-
rectur Günther's ini Originalmanuscript, die an Stelle der ursprüng-
lichen, von den Ausgaben angenommenen Lesart, treten sollte, war, und
dass dieselbe bei der Redaction oder Abschrift des Textes für 2c
übersehen worden. Wie leicht dergleichen möglich, zeigt ein Blick in
Günther'sche Concepte. Uebrigens erinnert der Anfang des Gedichtes
an den Anfang der ersten Ode des vierten Buches von Horaz: Inter-
niissa Venus aiu Kursus hellj mwes \ Kon sum qualis eratn honae Suh
regno Cynarae.«
n. 29 Diei Abschriften (a. b. c), die unter einander eben so vvol
wie vom Text der Ausgaben abweichen, sind vorhanden.
a hat im ganzen 44 Varianten, davon 7 mit h, 3 mit c, 5 mit b und
c zusammen gemeinsam. Von den mit b gemeinsamen enthäh
eine offenbar, gegen die Ausgabe und c, die bessere Lesart (21.6) ;
eine andere besteht nur in einer geringen orthographischen Eigen -
thümlichkeit (8. 8), die übrigen charakterisiren sich als mehr oder
minder grobe Schreib- resp. Lesefehler. Die drei mit c gemeinsamen
(2. 2 18. 7 21. 3) enthalten alle sicher die bessere Lesart ge^en /;
und den Text; [in einer — 21. 3 — findet zwischen beiden übrigens
eine kleine Abweichung statt, die jedoch an der betr. Stelle nicht
sehr in's Gericht fallen kann. cf. LG* p. 150. v. 163, wo jedocli
irrthümlich für die Lesart nur eine Abschrift angeführt wird]. Die
allen gemeinsamen (3. 8 [in c kleine Umstellung] 6. 5 11. 7 19. 5
22. 7) enthalten ebenfalls zweifellos gegen den Text die bessere
Lesart. Die übrigen 29, a allein eigenthümlichen, Varianten erklären
sich zum Theil aus der Unbeholfenheit des Abschreibers, undeut-
liche, durch Correcturen entstellte Stellen des Originals zu ent-
ziffern (2. V. 5 — 8; dass gerade an dieser Stelle eine Klippe für
den Entzifferer gelegen haben muss, beweist die Variante von r
zu V. 8 derselben Strophe, die sich, wie die 4 Varianten von a
nur aus einem Lese-, nicht Schreib- oder Flüchtigkeitsfehler
1 10 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Statdbibliothek.
(a)
Str. 2. V. 2. sind bald vollbracht (a und c wie i)
V. ^. Wo mich keine Furcht kann schrecken,
V. 6. Wo kein Unglück mich umschrenkt,
V. 7. Oder etwas kann erwecken,
V. 8. Was sich hier in Alles mengt
V. 8. Was noch etwan Lust erweckt (c)
Str. 3. V. I. Strebe nun (a. b)
V. 8. Lässt dadurch dein Lob (a. b.); dein lA>b
dadurch (c)
Str. 4. V. 3. Menschen Leibes (!) (a)
V. 8. ist sie (a)
erklären lässt. Aehnlich wird es sich verhalten i. 6; 6. 7; 7.
6, 8; 21. 7, 8; 23.7) zum Theil aus mehr oder minder leicht
entschuldbaren Schreib- und Flüchtigkeitsfehlern.
h Hat keine ihm allein eigenthümlichen Varianten, und ausser den
erwähnten mit a, und a und c zusammen gemeinsamen, nur eine
(18. 5) die in einem Verlesen oder Verschreiben ihren Grund hat,
mit c gemeinsam. Im ganzen 15 Varianten.
c Hat im ganzen 1^ Varianten, davon 10 ihm allein eigenthümlich,
die gegen den Text und die übrigen Abschriften keine Verbesse-
rungen enthalten. Sic erklären sich ^wie bei a) z. Th. aus miss-
glückten Entzifferungsversuchen des Abschreibers (i. 2, 3; [auch
diese Strophe muss schwer lesbar gewesen sein. cf. die Variante
von a zu v. 7] 2.8; 6. 7 ; [cf. oben a]) z. Th. aus mehr oder
minder leicht entschuldbaren Schreibfehlern.
Hieraus ist zu schliessen: alle drei Ahsclmften sind :(u versclnedenen
Zeilen, durch verschiedene Schreiber von ein und demselben Originalmanus-
cript, das durch die Flüchtigkeit der Handschrift und starke Correcluren
an einer Anzahl Stellen grosse ScJrwierigkeiten geboten haben muss, genommeti
worden.
Die Entstehung des Gedichtes ist wol in den Beginn des Jahres
1722 zu setzen, cf Kalbeck p. 3 f. MB n. 44. n. 47. Nach der »Olla
Potrida« (herausgeg. v. H. A. O. ReichardJ v. 1794 p. 49. sollte es
das nietete« Gedicht Günther's gewesen sein: »Freund Hain kam doch
nicht eher als bis Günther's poetisches Testament fertig war, wovon er
die letzten Strophen aus Mangel des Papiers mit Kreide auf den Tisch
schrieb; diese merkwürdige Stelle heisst so »Sage du begriffne Leier u (folgt
Str. 26). Wer zuerst cfiesen Mythus aufgebracht, weiss ich nicht (denn
ich nehme an dass der Referent der »O. P.«, D. Eschke, die Geschichte
nicht selbst erfunden hat) doch ist er charakteristisch, weil er zeigt,
wie die literarhistorische Mythenbildung die Figur Günther*s fast als
eine Art Typus des in Elend und Armuth untergegangenen »Poeten«
auffasste: Am Ende hat er nicht einmal mehr Feder und Papier um
seine Poesie der Nachwelt zu überliefern!
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. l i l
Str. 5. V. 7. hoch erheben (a)
Str. 6. V. I. öfters (a)
V. 5. wie vorher (a. b. c.)
V. 6. Dich dein (a)
V. 7. Von äem Pöbel (a)
V. 7. Dich von (c)
Str. 7. V. 6. Macht mich schon (a)
V. 8. der Wollust gar nicht (a)
Str. 8. V. 7. kann noch viel (c)
V. 8. Warum^ (a. b.)
Str. 10. V. 4. Als wohl Niemand (c wie i)
Str. II. V. 7. Bis ^j (a. b. c. wie i)
Str. 12. V. I. fange die mit Thränen (?) (a)
V. 2. So mir in den (a)
Str. 13. V. 2. <»/« Mann (a)
V. 5. Gefährten meiner (a)
V. 8. 6> wie dauret (a)
Str. 14. V. 6. Und des Joab Brüder (a)
V. 6. Und von Joa^ Brüdern (c)
V, 7. Bessrung statt gewinnt (a)
Str. 15. V. 8. zum Tyrannen (a)
Str. 16. V. 8. ohn' Ursach' (a. b. wie 1)
Str. 17. V. 8. Ehrsucht (!) (a. b.)
Str. 18. V. 5. Geh* nun (b. c.)
V. 7. zu grössrem (a. c.)
Str. 19. V. 5. mit meinem Segen (a. b. c.)
Str. 20. V. 5. beschei^/ ich (!) (a)
Str. 21. V. I. noch von (c)
V. 3. zwey (a) ; zween (c)
V. 6. euch in der Welt (a. b.)
V. 7. Bis dass einst en mein (a)
V. 8. Auch in (a)
Str. 22. V. 2. das Herz (!) (a. b. wie i) Haar (!) (c)
V. 7. Izo (a. b. c. wie i)
V. 8. fällt in Wind (a)
Str. 23. V. 5. die an Kunst (?) (a)
112 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek-
V. 6. Kraft als (a)
V. 7. ihr Mitleid (a)
Str. 24. V. 6. an mir (a. b.)
Str. 27. V. 7. friss in meinen (c)
«
V. 8. -A^r vers<:hone (a)
n. 30. p. 855. zuerst i. p. 333.
V. 6. was sind denn dis vor (wie i)
V. II. studirl
V. 25. ernährt (wie i)
V. 29. An dem grauen (wie i)
V. 41. Um Ä«/^
V. 55. lauft gar leicht
V. 69. 7^^// z/iV/ Erfahrung (wie i)
V. 70. meinen Sinn zur Unzucht (!)
V. 87. dass mich ärgert
V. 124. Eufig gleich und
V. 132. Ort und Mängel (!)
V. 143. Woc\izt\\.' Träume (wie i)
V. 152. recht mit Lust
V. 154. dessen Werth
V. 156. //// Erklären
V. 187. so nur einen
V. 204. die allzeit
V. 214. in der Wahl (wie i)
V. 223. Aber geh doch auch
V. 224. der Hoffnung
n. 50 Die Abschrift (ein Heft in fol.) ist eine kalligraphische
Musterleistung, jedoch voll von groben orthographischen Fehlern -
7.. B. : Plitze st. Blitze, N^jwgung st. Neigung, f«?/rig st. feurig, Fehes st.
Phoebus, — indessen giebt sie an einigen Stellen (oft übereinstimmend
mit i) die bessere Lesart. Zu v. 154 hat Straube (VII a p. 953) bereits
die richtige Lesart vermuthet, der übrigens weiterhin v. 293 auch mit
■ Recht das Wort y) GefährUchkeit a anzweifelte; i hat dafür: >>Ge/älH^-
keit V. — Ueber die Entstehungszeit des Gedichtes, sowie über Günther's
' Absicht dasselbe zugleich als eine Art Ultimatum an seinen Vater, und
als eine Art Manifest an's Publicum gerichtet, drucken zu lassen, geben
, die Briefe n. 12 — 14 b^' Kalbeck (p. 76 ff.) Auskunft, cf auch LG^
p. 156. n. 62^ ,
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 1 1 3
V. 240. den mein Leib dadurch (wie 1)
V. 280. Wüst' ich dir (wie i)
V. 281. noch im Leben (wie i)
V. 300. fehlt i. Mscpt.
V. 305. in'^ Bret (!)
V. 308. grösser Curen
V. 313. Pflegt man dir zur Perleninilch gantze
Schnuren mitzutheilen ?
V. 318. letzte J^uh (!)
' V. 360. im Schlagen
V. 367. zugleich
V. 368. in dem Gantzen
V. 377. und das nehmen
V. 380. verlorner Reu (!)
V. 388. Häusern
n. 31. p. 472. zuerst i p. 322.
V. 2. irgends auch
V. 12. beseufst
V. 13. /^^^rnommen
V. LJfT und lebt in Tag
V. i^ und fünfe grade
V. 72. von Noth, von Dürftigkeit
V. IOC. Was ist es, das
n. 3 1 In der im Anhang p. 1 22 Anm. 6 erwähnten Abschritt in 4**. (n. 1 2 5 )
mit der Ueberschrift : »An Herrn Hans Gottfried von Beuchel. Johann
Christian Günther«. Die Abschrift ist sehr sauber und correct, die Ab-
weichungen vom Text der Ausgabe geben in den meisten Fällen die bessere
Lesart. — Die Entstehungszeit des öedichtes erhellt aus einem Briefe an
H. G. V. Beuchel vom 28. Febr. 1722. (Kalbeck p. 75. n. 11. Letzterer
widerspricht sich übrigens. In einer Anmerkung zu dem erw. Brief,
bezieht er die Aeusserung allerdings ganz richtig auf unser Gedicht,
wogegen er eine Anzahl Seiten vorher (p. 28) eben dasselbe neines
der leiTfen Gedichte Günther' s vom Jahre 172 3 ff (!) nennt). Schon der
Inhalt dieses Gedichtes allein musste Kalteck überzeugen, dass Stein-
bach's Angabe über des jungem BeuchePs Lebensalter irrig und seine
eigene, darauf basirte, Hypothese, der junge Beuchel sei ein Schüler des
Dichters gewesen, haltlos sei. (cf Kalbeck. p. 56. Anm. i. u. oben
MB n. 44 p. 61 f).
Litzmann. • o
1 14 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
V. loi. maulst du? sprich (i maulst du doch)
V. 103. verstocktes Ding
V. 162. mein eignes
V. 178. müde Sehnsucht
V. 183. die dich schmähn (wie 1)
V. 197. edler Freund
V. 233. Nichts minder (wie i)
V. 263. Was am Menschen
n. 32. p. 158. zuerst 5 d p. 55.
Str. 6. V. 5. Nur Geduld
^' 33- P- 658. zuerst 5 d p. 15.
Str. I. V. 3. Ich solte
Str. 2. V. 5. vor diese
V. 6. Das wiederhohl^t itzt auch meiner
Flöte« Klang
V. 7. Und prangt fneinB. gleich, auf keinem
solchen Throne
Str. 3. V. 2. Mit Güte, Rath und Schutz so un-
verhofft
V. 3. mit Huld und Trost
V. 5. Doch wie Maecenas
V. 6. Brust stets zu erhalten
V. 7. vor vciQmen (wie 5 d)
V. 8. B. Hertz und Hand
Str. 4. V. 2. muss sich ziemlich
V. 3. Y^xdient ich
V. 4. sein ^^j^^luss
n. 32 In der p. 6. Anm. 18 sub a verz. Abschrift (n. 186); die
beiden ersten kurzen Verse jeder Strophe sind hier jedesmal zu einem
langen (am Ende jeder Strophe wiederholten) Verse ausgeschrieben. —
Ueber Jacobi cf. ooen MB n. 68 p. 76.
n. 33 In der n. n. 32 erw. Abschrift (n. 218) mit der Ueberschrift
»An einen guten Freund«. Wieder, wie bei den meisten Briefen, weisen
die Varianten darauf hin, dass zwei Fassungen des Gedientes existirt
haben müssen. Diejenige der Abschrift ist offenbar die ältere des
Conceptes. — Ueber Michael cf. Steinbach. p. 87. Anm. 7. und MB n. 44.
p. 62.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 1 15
V. 5. Dass noch manch redlich Hertz aus
meinen Liedern seh\
V. 6. Wie weh^ und unrecht mir anitzt mit
Spott gescheh' ;
V. 7. Und 7üie so gern mein Fleyss nach
abgeivorfner Bürde
V. 8. den Gönnern solcher Huld zu dienen
fähig wurde
Str. 5. V. 4. begleitet dich damit auf allen Vs'Qg^n
V. 5. Sieh alle
V. 6. Wohin mich auch der Rath der heiP-
gen Wächter bringt,
V. 7. da soll nun auch dein Bild mir oft
den Gram vertreiben
n. 34. p. 188. zuerst 5 d p. 20.
Str. 2. V. 6. an leerer
V. 8. aus Noth und
* Str. 4. V. 3. dass mich Sturm
V. 4. Von aussen nicht mehr rühren soll
Str. 5. V. I. nur so hold
Str. 6. V. 7. Mit dir die
Str. 7. V. 7. Und meinen
Str. 8. V. 3. Denn vor die Müh der keuschen ]ugQnd
V. 8. Auch dann und wann
^- 35- P- 214. zuerst i p. 39.
Str. I. V. 4. Ziel vorbey (wie i)
n. 34 In der n. 33 erw. Abschrift (n. 217) mit der üeberschrift :
»Als er das letzte Mahl aus seinem Vaterland reisete«. In 5 d lautet
dieselbe: »Als er fest resolviret war vom Kuckusbade nach Leipzig
zu reisen«. Die Entstehungszeit ist wpl mit Rücksicht auf eine
handschriftliche Notiz im Taschenbuch voii 1722 {MB n. 44 p. 62.) in
den Sommer dieses Jahres zu setzen. — Die Varianten der Abscnrift
brauchen hier nicht auf die Benutzung zwei verschiedener Original -
manuscripte zurückgeführt zu werden, sie lassen sich sehr wol aus
der Ungeschicklichkeit und Flüchtigkeit eines Abschreibers, dem die
Entzifferung der Günther'schen Handschrift schwer ward, erklären.
n. 35 In der n. 31 erw. Abschrift (n. 131). Es scheint dieselbe
zu sein, die Fessel für i benutzte, cf. Anhang und MB n. 48 p. 64.
8*
1 16 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Str. 3. V. 5. der reiche (wie i)
V. 8. Seg^«-Spur
Str. 4. V. 2. den zärtlichen (wie i)
Str. 9. V. 2. Und henck (wie i)
Str. 10. V. I. das lustige
V. 2. vergiss auch nicht
Str. 12. V. 4. Treu und Eintracht (wie i)
Str. 13. V. I. den Besten
Str. 14. V. 3. lieblich zugeschnitten (wie i)
Str. 16. V. 2. Bräu//gam nicht reun
V. 8. Den hier
Str. 19. V. 6. ein Genüge
^' 3^- P- 545- zuerst 2 b p. 142.
V. 29. Was ist die gantze Lust.
V. 32. Was bringt sie endlich
V. 33. Wo aber ist nun
V. 35. mich darum viel Jahr umsonst
V. 36. das Glück einst früher, blüht.
n. 37. p. 1105. zuerst i p. 177.
n. 2i^. p. III b p. 125. Vb p. 135.
V. 2. Budaeus will
V. 4. So musst du ja
n. 36 Aus einem Octavheft g^i. : Jenae, Aerae Christianae ciddccxxii
Mens, decembr. Dasselbe enthält, untermischt mit Excerpten und Notizen
verschiedenen Inhalts, auch 4 Gümher'sche Gedichte {BA n. 36, 37,
39, 40.). Das vorliegende trägt darin die Ueberschrift : »örthodoxissima
seculi nostri Paradoxa,« und am Ende die Unterschrift: J. C. Günther;
scheint aus einem Stammbuch excerpirt.
n. 37 In dem n. 36 erw. Heft. Das Gedicht trägt die Ueberschrift:
»Aurea nunc vere sunt secula« und ist unterzeichnet: Dole amice op-
time ! mercenarium istum seculi nostri, si Diis placet, Theologici genium
aut si mavis mecum, uti dignum est, ride. J. C. Günther.« Auch dies
ist offenbar Excerpt aus einem Stammbuch. Die betr. Verse sind aus
dem Brief an Haas (III b p. 145. Vb p. 153. v. 73—80.) und :^war ist
es nicht die Fassung des Textes des Originalbrie/es, die iviedergegeben wird,
sondern die des Textes der Ausgaben. Ein gewichtiger Grund mehr für
die Richtigkeit der von mir zu n. 21 entwickelten Hypothese über die
Entstehungsgeschichte und das Verhältniss beider Texte zu einander.
n. 38 In zwei Abschriften, cf. MB n. 86 p. 86.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 1 17
n. 39. p. 272. zuerst i p. 249.
Str. I. V. 3. der Acker
V. 4. Auf dem so schöne Früchte
V. 6. Den engelgleichen Leib
Str. 2. V. I. Ach armes Kind
V. 2. Ist deiner Frcyheit düstres Grab
V. 3. Hier schmeckst du zum voraus die Hölle
V. 4. nimmt dein Leben plötzlich ab
V. 5. Und in den bangen Clostermauern
V. 6. der Freudenwein,
Str. 3. V. 3. Kommt gleich die Keuschheit nicht zu
Falle,
V. 4. So leidet sie doch schmerzlich Noth.
V. 5. Und wirst du dann die hora singen
V. d. So wird ein miserere klingen.
Str. 4. V. 2. die Schlüssel ,
V. 4. mit erhabner Arbeit prägt
V. 6. geheiligt worden.
Str. 5. V. I. der Braut alt ar sind deine Brüste
V. 2. blüht dir in der Schooss
V. 5. Bis dass wir durch ein schwaches
Ktlssen
V. 6. Auch in's completum läuten müssen,
n. 40. p. 252. zuerst 2 b p. 207.
Str. I. V. 2. grausam ^uält.
n. 3^ In der n. 37 erwähnten Abschrift. Wir haben sonach das
Gedicht m drei Fassungen, in der des Textes, in der vorliegenden und
in einer von Günther eigenhändig aufgezeichneten, (cf. MB n. 92 p. 87.)
Alle weichen beträchtlich von einander ab. Da jedoch der ästhetische
Werth des Poems, das seinem Charakter nach in die pornographische
Literatur gehört, gleich Null ist, verlohnt es nicht der Mühe, das Ver-
fiältniss der verschiedenen Varianten zu einander kritisch zu prüfen. Es
genügt sie mitzutheilen.
^ n. 40 In der n. 37 erwähnten Abschrift, mit der Ueberschrift : »Aria
auf eine verbothene Schönheit.« Die Varianten können nur aus einem
undeutlichen, stark corrigirten Original erklärt werden. — Auf wen sich
der Inhalt bezieht, muss dahingestellt bleiben. Kalbeck p. 11 möchte
es mit einer Anzahl anderer aur Frau v. Breszler bezogen wissen. Das
Il8 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
Str. 3. V. 2. Martern mich auch gar so scharff
V. 3. €in Schaugerichte
V. 4. Das mein Mund
V. 6. verbot hne Bäume
Str. 4. V. 2. Mein ytxwegnes
V. 3. vergieb die schönen Sünden
Str. 5. V. 4. Unter Wort und Blicke
Str. 6. V. 6. Dir mit Ehrfurcht dienen mag.
Anhang.
Ausser den durch Aufnahme in die Ausgaben von den
Herausgebern als echt anerkannten Gedichten findet sich unter
den Abschriften der Breslauer Bibliothek auch eine Anzahl
solcher, zu deren Ausschliessung aus den Sammlungen jene
wol die Ueberzeugung, dass sie mit Unrecht Günther zuge-
schrieben würden, veranlasste. Von diesen Allen möchte ich
nur eines, das übrigens die Herausgeber sicher nur mit
Rücksicht auf seinen z. Th. anstössigen Inhalt unterdrückten,
nicht weil sie an Günther's Autorschaft zweifelten, ~ als
echtes Günther'sches Gedicht reclamiren und anerkannt sehn '.
„Als er durch mündlichen Trost bey der Unge-
duld gestärket wurde".
Geduld, Gelassenheit, treu, fromm und redlich seyn
Und, wie ihr Tugenden euch sonst noch alle nennet.
ist möglich; eben so gut kann es aber auch auf die Frau D. (cf. MB
n. 57 p.69f.) oder aufden Gegenstand einer anderen, früheren oder späteren,
Neigung des leicht entflammten Dichters bezogen werden.
' Es steht in der mehrfach erw. p. 6 Anm. 18 a verzeichneten Ab-
schrift, cf. LG^ p. 112 ff.; mit Rücksicht auf die weiteren Kreise, für
die jene Ausgabe bestimmt war, musste übrigens auch dort die sechste
Strophe, deren crasser Inhalt allen Gesetzen der Aesthetik — von der
Moral ganz zu schweigen — ins Gesicht schlägt, unterdrückt werden
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 1 19
Verzeiht es, doch nicht mir, nein sondern meiner Pein,
Die unaufhörlich tobt und bis zum Marke brennet:
5. Ich geb euch mit Vernunft und weisem Wolbedacht,
Merkt dieses Wort nur wohl, von nun an gute Nacht.
Und dass ich euch gedient, das nenn' ich eine Sünde,
Die ich mir selber kaum jemals vergeben kann.
Steckt künftig, wen ihr wollt, mit euren Strahlen an,
IG. Ich schwöre, dass ich mich von eurem Ruhm entbinde.
Ihr Lügner, die ihr noch dem Pöbel Nasen dreht.
Von vieler Vorsicht schwatzt, des Höchsten Gnad' erhebet.
Dem Armen Trost versprecht und wenn ein Sünder fleht
Ihm Rettung, Rath und Krafft, ja mit dem Maule gebet :
15. Wo steckt denn nun der Gott, der helffen will und kann,
Er nimmt ja, wie ihr sprecht, die gröbsten Sünder an:
Ich will der gröbste seyn, ich warte, schrey und leide;
Wo bleibt denn auch sein Sohn ? wo ist der Geist der Ruh ?
Langt jenes Unschuldskleid und dieses Krafft nicht zu,
20. Dass beider Liebe mich vor Gottes Zorn bekleide?
Ha blindes Fabelwerk! ich seh dein Larvenspiel;
Das geb' ich auch noch zu: es ist ein ewig Wesen,
Das seine grösste Macht an mir nur zeigen will
Und das mich obenhin zur Marter auserlesen;
25. Es führt, es leitet mich, doch stets auf meinen Fall,
Es giebt Gelegenheit, damit es überall
Mich rühmlich strafen kann und stets entschuldigt scheine.
Bisweilen zeigt es mir das Glücke recht zu gehn,
Bald lässt es mich in mir dem Guten widerstehn,
30. Damit die frömmste Welt das ärgste von mir meine.
Aus dieser Quelle springt mein langes Ungemach:
Viel Arbeit und kein Lohn, als Krankheit, Hassund Schande.
Die Spötter pfeiffen mir mit Neid und Lügen nach,
Die Armuth jagt den Fuss aus dem und jenem Lande.
35. Die Eltern treiben mich den Feinden vor die Thür
Und stossen mich, o Gott! gieb Acht, sie folgen dir!
1 20 Abschrift. Günther*scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothkk.
Ohn' Ursach in den Staub und ewig aus dem Hertzen.
Mein Wissen wird verlacht, mein ehrlich Hertz erdrüctkt,
Die Fehler, die ich hab, als I^raster vorgerückt,
40. Und Alles schickt sich recht, die Freunde zu verschertzen.
Ist einer in der Welt, er sey mir noch so feind,
An dem ich in der Noth kein Liebeszeichen thäte,
Und bin ich jedem nicht ein solcher wahrer Freund,
Als ich mir selbst von Gott, erhört er andre, bete,
45. Hat jemand auf mein Wort sein Unglück mehr gefühlt.
Hat bosheitsvoller Schertz mit fremder Noth gespielt,
Und hab ich unrecht Gut mit Vorsatz angezogen :
So greife mich sogleich der bösen Geister Bund
Mit allen Martern an, wovon der Christen Mund
50. Schon über tausend Jahr den Leuten vorgelogen.
Was wird mir nun davor? ein Leben voller Noth!
O dass doch nicht mein Zeug aus Rabenfleisch entsprossen,
O dass doch dort kein Fluch des Vaters Lust verbot,
O war' doch seine Kraft auf kaltes Tuch geflossen.
55. O dass doch nicht das Ey, in dem mein Bildniss hing.
Durch Fäulung oder Brand der Mutter Schooss entging.
Bevor mein armer Geist dies Angsthaus eingenommen.
Itzt lag' ich in der Ruh' bey denen, die nicht sind.
Ich dürft', ich ärmster Mensch und grösstes Elendskind,
60. Nicht stets bey jeder Noth vor grössrer Furcht umkommen.
Verflucht sey Welt und Licht! — Ach ewige (xeduld.
Was war das vor ein Ruck von deinem Liebesschlage!
Ach fahre weiter fort, damit die grosse Schuld
Verzweiflungsvoller Angst mich nicht zu Boden schlage.
65. Ach Jesu! sage selbst, weil ich nicht fähig bin,
Die Beichte meiner Reu ; ich weiss nicht mehr, wohin?
Und sincke Dir allein vor Ohnmacht in die Armen:
Von aussen quälet mich des Unglücks starke Fluth,
Von innen Schrecken, Furcht und "aller Sünden Wuth,
70. Die Rettung ist allein: mein Tod und Dein Erbarmen.
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. I2I
Von den übrigen, deren Sprache zuweilen allerdings an
Günther erinnern mag, muss ein blosses Verzeichniss der
Ueberschriften genügen, da siezumTheil sehr umfangreich sind.
Nur das Epigramm auf Scharff mag wegen seiner Kürze
ganz hier stehen:
a. „lieber Herrn Scharffens verkehrte Bibel der Gottlosen ^."
So oft mein Lob die Wahrheit zeigt,
So nimmt es Heucheley und Neid und Argwohn übel.
Drum sag ich itzo nichts, als was der Titel zeigt:
Du bist gelehrtes Buch, was? die verkehrte Bibel \
b. „Zur Abendfeyer auf eines Predigers Namensfest'* -.
„Dein Ruhm gelehrter Gottesmann
Klingt freilich heller als die Saite'' etc.
5 Str.
c. Einzelne Strophe von 9 Versen ^ :
„Erkenne mein erfreuter Geist
„Den Frühling deiner Jahre" etc.
* »Die verkehrt^ Bibel der Gottlosen in zwey und funffzig ehnials
»gehalternjn Wochenpredigten über so viel besondere biblische Sprüche
»eröffnet und nunmehr spöttischen Weltkindern die Thorheit ihrer
»sündlichen Entschuldigungen aufzudecken, Gottselige Gemüther aber
»vor aller Verleitung zum Argen möglichst zu bewanren auf Begehren
»und Unkosten einiger vornäimen Gönner in Druck übergeben von
»Af. Gottfried Balth Scharff Senior des evangelischen Ministerii zu
»Schweidnitz. Jauer, gedruckt bey Joh. Christ. Lorenzen 1717.« 4°.
Das darauf bezügliche Epigramm ist in 7wei Abschriften vorhanden,
einmal auf einem Blatt in 4° zusammen mit BA n. 38 (cf MB n. 86)
und dann in dem p. 6 Anm. 18 a er\\\ Mscpt. (als n. 105) ebenfalls
unmittelbar hinter BA n. 38. Arletius, der letzteres in III b aufnahm,
muss also sichere Anhaltspunkte für die Unechtheit des vorliegenden -
übrigens in der Form sehr mangelhaften — Epigramms gehabt haben.
3 Auf einem Blatte in 4° überschr. : »Güntherisches Gedicht«
(n. 119^. cf. dagegen oben p. 19 Anm. 36.
4 Aus einem Mscpt., welches aus einem halben Bogen in 4'' und
einem Blatt als Einlage besteht (n. 120, 121). Dasselbe enthält: i) das
Gedicht p. 1145, welches Arletius (cf oben p. 7 Anm. 22) als von C
G. V. Ehen herrührend bezeichnet hat. 2) das Gedicht p. 1175 (von
derselben Hand), w.elches, in dieser Nachoarschaft anzutreffen, meine
durch seinen Inhalt und seine Sprache angeregten Zweifel an seiner
Echtheit nur bestärkt. Vielleicht ist v. Eben und Erunnen ebenfalls der
Verfasser? 3) die einzelne Strophe (6 nummerirt.)
122 Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
d. ^Das beste SpieP. An "
im Thon: Ich armer Hausknecht habe nun etc.
„Die Mutter schläft, der Mann verreist ,
„Nun hat die Mauss frey tantzen" etc.
1 1 Strophen.
e. „Die verschwiegene und geduldige Liebe "^ ^.
„Also lieb ich und soll schweigen #
„Himmel ach, wie schwer bist du!** etc.
14 Strophen.
f. „Joh. tJhrist. Günther
Der verliebte Dafeus."
„Der Sirius verbrennt das Feld
„Und macht das Korn zu Staub und Aschen ** etc.
7 Strophen.
g. „Dubii auctoris."
„Drücke Schicksal mir die Augen
.,Aus Barmherzigkeit doch zu.**
8 Strophen.
h. „An die Frau Rittmeisterin von L. Frau in K. im Namen
des H. von N. aus W.*' ^
„Nun ist es Zeit Madame,
„Wofern nur guter Saame" etc.
> Ein Bogen in fol. von einer Canzlistenhand ; der masslos obscöne
Inhalt weist dem Verfasser einen Ehrenplatz in der pornographischen
Literatur an.
6 Dies und die beiden folgenden Gedichte finden sich mit Abschriften
echter Günther'scher Gedichte untermischt in einem Heft in 4° (ri. 125
bis 132), welches von zwei verschiedenen Schreibern gefüllt ist, und
zwar so, dass die n. i — 2 und 5 — 8 dieselbe sehr saubere Hand zeigen,
während n. 3 und 4 sehr viel schlechter geschrieben sind. Der Inhalt
ist folgender: i) BA n. 31. 2) das Gedicht III b p. 59. V b p. 59. (ct.
BD Anhang n. 2.) 3) die verschwiegene und geduldige Liebe (ver-
muthlich von einem geschickten Nachahmer Günther's). 4) der verliebte
Dafeus. 5) das Gecficht p. 226 (cf BD Anhang n. i). 6) »drücke
Schicksal mir die Augen« (der Verfasser wahrscheinlich identisch mit
dem von n. 3). 7) 8) die Gedichte auf die Herbst - Latzke'sche Hoch-
zeit p. 214 u. p. 787 (letzteres nur bis v. 56.)
" Das Gedicht ist einmal mit der .)Aria auf die Küsse« zusammen
auf 2 halben Bogen in 4° von derselben Hand erhalten; ausserdem
Abschrift. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 123
i. „Aria auf die Küsse."
„Frauenzimmer
„Liebt man immer,
„Weil sie voller Anmuth seyn" etc.
14 Strophen.
k. „Apollinis Bedrohungsschreiben an den Rübezahl. "* *
noch in dem p. 6 Anm. 18 a erw. Mscpt. allein (n. 160). Dass beide
unmöglich von Günther herrühren können, zeigen schon die citirten
Eingangsverse, cf. den Reim: Msidame: Saame und d. Gebrauch d. In-
finitiv »seyn« für die 3. Pers. Plur.
8 Ein Blatt in fol.
>«0«<>»0«-»»-»0«-»»fl«-«»«g««»»P«'«»-«g«-«>»fl«-'>»fl«'«»-»fl«->«0»-»'
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IV. Einzeldrücke Günther'scher
Gedichte auf der Breslauer
Stadtbibliothek.
Von Einzeldrucken zu Hochzeiten, Begräbnissen, Promo-
tionen und sonstigen festlichen Anlässen verfertigter Gelegen-
heitsgedichte, deren Autorschaft Günther zugeschrieben wird,
besitzt die Breslauer Stadtbibliothek im Ganzen vür und
dreissig, welche theils aus der HatnanrC sehen Sammlung (vi.
oben p. 7 Anm. 21) stammen, theils in den zahl- und umfang
reichen genealogischen Sammlungen der Bibliothek verstreut
sind. Kalbeck, der nur die 26 Drucke der ersteren gese-
hen hat, erklärt (p. 62 Anm. i) sechs derselben für unecht.
Trotzdem auch ich bei einigen der Gedichte die Autor-
schaft Günther's nicht als über jeden Zweifel erhaben
annehme, halte ich es doch für bedenklich, zumal ohne jede
weitere Specificirung oder gar Motivinmg, eine immerhin be-
trächtliche Anzahl von Gedichten kurzweg als untergeschoben
zu bezeichnen; ich wenigstens getraue mich nur bei drei
Gedichten, von vier und dreissig, — bei diesen allerdings mit
völliger Sicherheit — zu behaupten, dass sie fälschlich Günther
zugeschrieben worden sind; ich führe dieselben gesondert von
den übrigen unter b auf, und beschränke mich darauf, bei
einigen andern meine Zweifel an ihrer Echtheit motivirt an-
zumerken. Die Mehrzahl der Günther'schen Gelegenheits-
gedichte, deren Verfertigung auf Bestellung wol zu Zeiten
KiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 125
die einzige Einnahmequelle des Dichters gebildet haben mag,
ist sicher nach der Sitte damaliger Zeit — auch heute ist es
noch in einigen Gegenden Deutschlands, so besonders auch
in Schlesien tlblich, (Kahlert a. a. O. p. 98 f) — in derartigen
Einzeldrucken in 4** und fol. erschienen (ich habe bereits
mehrfach darauf hingewiesen, dass Fessel dieselben häufig
dem Text seiner Ausgaben zu Grunde legte). Weil nun in
Folge dessen in vielen Händen bereits gedruckte Exemplare
von (xedichten Günther's waren, fand man es für nöthig, die
Auflagen der ersten Serie (i — 5) als eine Sammlung von
„theils schon herausgegebenen" Gedichten auf dem Titel zu
bezeichnen. Lediglich auf diese ersten Einzeldrucke ist auch
Mencke's Aeusserung in seiner mehrfach erw. Recension zu
beziehen, wo er von ^^dem ersten Druck der carminum,
welche er (Günther) selbst besorget^ spricht.
n. I. p. 1075. zuerst 2 c p. 145.
n. 2. p. 1059. zuerst 2 b p. 87.
Str. 4. V. 6. ihr Zuckerkand
Str. 6. V. 7. Krankheit hebt
n. I Zur Beerdigung Theob. Gottfried Fuchsius f 29. Aug. 17 12.
^^^',\ Jahr alt. Bei dieser Gelegenheit erscheinen unter dem Titel:
»Als cfer | Hochwürdige, Grossachtbare und Hochgelahrte | Herr Gott-
fried Fuchsius, I der Evangel. Kirche und Schulen vor Schweidnitz ,
Hochverdienter Inspector | Pastor Primarius und Scholarcha, | Seinen
jüngsten Sohn, | Theobald Gottfried, | den 5. Sept. A. 17 12 beerdigen
Hess.« ff. Gedichte in einem Heft zusammen i. v. Joh. Christ. Leubscner
(dem Rector), 2. Gottfr, Balthasar Scharff. 3. Vom »sämmtlichen Schul-
collegium«: kl. Ged. v. Leubscher, Joh. Gottl. Assmann Prorector,
Christian Thilo, Joh. Peter Berger, Joh. Anton Lucas, David Rothe u.
Balthasar Winckler, Cantor. 4. Ihro Hochwürden gehorsamste Söhne
und des selig Verstorbenen wie im Leben in der ersten Classe gewesene
commilitones als auch nach dem Tode beständige Freunde. 5. Van des
seeligst verstorbenen treugewesenen Commilito Joh. Christian Günther Schol.
Svidn. Alumn..(( Schweidnitz. Ockel. cf. biogr. Anhang B.
n. 2 »Bey | des Wohlgebornen Herrn, | Herrn George Wilhelm von
I Schwänichen, \ und | der Wohlgebohrnen Fräulein, | Fräulein Helene
Elisabeth, gebohrner \ vonSeidlit^, \ den 21. November A. 171 3 vollzognen
I höchst vergnügten Verbindung. | gewidmet von Friedrich v. Bock.»
Striegau. Joh. Gottfr. Weber, et BA n. 2. p. 93.
126 EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n.
3-
n.
4-
n.
5-
n.
6.
n.
7-
n.
8.
n.
9-
p. 1083. zuerst I p. 516.
p. 904. zuerst I p. 502.
aus seinem Neste Hess.
p. 902. zuerst I p. 497.
p. 949. zuerst 2 c p. 8.
Recit. I. Elysien trotzet
p. 945. zuerst 2 c p. i.
p. 957. zuerst 2 c p. 244.
p. 905. zuerst 2 b p. 56.
n. 3 »Auf r den tödtlichen Hintritt des weyland | Wohlgebohrnen
Ritters und Herren \ Hr.Joach. Siegmund von Seidli% \ der beyden Fürsten-
thümer Schweidnitz und Jauer | Hoch-meritirten Landes-Eltisten | A.
1714 den 31. May. Friedr. v. Bock. Equ. 5/7. w Schweidnitz. Chrisian
Ockel.
n. 4 »Als I Schweidnitz einen | Hahn \ aus seinem Neste Hess | be-
fahl die Pallas ihn in ihrn Schoss zu jagen; | Weil nun | das Freund-
schaftsrecht ! mich Ihn begleiten hiess | So | dachte seine Schuld in
diesem abzutragen \ Joh. Christian Günther, Stregensis.« Schweidnitz.
Druckts Christian Ockel. Wabrscb««ilidi.au£. d^n Ahgang jr)|i_ Gott-___
fried Hahns zur Universität 17 14. cf. MB n. i. BA n. i. 2.
n. 5 »Als I Herr Benjamin Scbniolcke | Pastor Primarius | der Evan-
gelischen Kirchen | vor Schweidnitz 1 zum Inspectore der dasigen Schule
I A. 17 14 den 5ten Decembr. | introduciret wurde. Toh. Christian
Günther, Strig. Sil.« Schweidnitz. Ückel. Seh. kam an Stelle des am 16. Sept.
1714 verstorbenen Fuchsius. (vgl. p. 1079.)
n. 6 »Unterthänigstes Abend-Opffer, | Welches J Ihro Hoch-Reichs-
Gräfl. Excellenz | dem Hoch-Gebohrnen Herrn, | Herrn Hans Anton
Schaffgotsch, \ des Heil. Rom. Reichs Grafen etc. etc. ( Bey dem glück-
lich erschienenen Zeitwechsel | des 17 15 Jahres | in einer Cantata ; an-
zündeten ! Ihro Hoch-Reichs-Gräfl. Excellenz \ in der Evangelischen
Gnadenschule vor Schweidnitz I studierende | unterthänigste K.nechte.«
Schweidnitz. Ockel.
n. 7 »Die | an Ihro Kayserl. Majestät | bey denen | den 17, 18 u.
25 September i von der Schul- Jugend vor Schweidnitz | vorgestellten
Dramatibus | aogesungne unterthänigste | Gratulation.« Schweidnitz.
Christ. Ockel. 171 5. vgl. n. 8.
n. 8 »Die | von | Theodosio | bereute | und von der | Schul- Jugend
vor Schweidnitz | den 24 Sept. A. 171 5 | vorgestellte | Eifersucht.«
Schweidnitz. Ockel. Ein Textbuch enthaltend: den Vorbericht und die
Arien vor dem i u. 3 Act, sowie am Ende des 4 u. 5 ; cf. oben p. 1 1
f. und d. biogr. Anhang B.
n. 9 »Hier, SchweiÄiitz! | schenckendir | Drey Tugendhaffte Brüder,
I Als zeugen ihrer Pflicht, | die treuen Abschiedslieder; | Die Einfalt |
hat sie schlecht und eilends ausgedacht | Ja selbst durch ihren Sohn |
auf dieses Blatt gebracht. Joh. Christian Günther, Stregensis.« Schweid-
t
EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 127
n. 10. p. 666. zuerst 2 b p. 116.
n. II. p. 574. zuerst 2c p. 44.
n. 12. Vb p. 69.
n. 12 a. p. 754. znerst i p. 480.
nitz o. J. druckts Christian Ockel. Abschiedslied Günther's und zweier
Freunde beim Abgang von der Schule. September 171 5.
n. 10 »Kindliches Thränenopffer, welches bey der Grufft des Hoch- und
Wohlgebohrnen Herrn George Friedrich, Ffeyherrns von Eben und
Brunnen, Erbherr der freyen Herrschaft Königsberg, wie auch auf Ü ber-
und Nieder-Commerau vergossen wurde von des Hochseeligen Herrn
Barons Hinterlassenem andern Enckel George Wilhelm v. Reibnitz. Equ. Sil.
inf. d. 17 April A. 1717.« Wittenberg gedruckt mit Gardesischer Wittwe
Schriffien. Darauf der schriftliche Vermerk : »auctor verus Joh. Christ.
Günther.« cf. ßA n. 3. p. 93. Von Heinrich v. R. befindet sich ein Gedicht
zu derselben Gelegenheit (gedruckt Franckfurt a. O.) ebenfalls auf der
Breslauer Bibliothek.
n. II »Als der Hoch-Edle und Hochgelahrte Herr Herr Lic. Johann
Gottfried Hahn A. 171 7 d. 28 Octooer die Würde eines Doctoris
Medicinae in Leipzig erhielt.« Voran gehen griechische Verse von Joh.
Fr. Ortlob Lips. Das deutsche Gedient ist gezeichnet: J. C. G., in
dem einen Exemplar des Druckes ist der Name in »Goebel« ausgeschrieben
und dazu ein f gemacht, cf. BD n. 22. Trotzdem ist, da dieser Umstand
der einzige bleibt, der Günther's Autorschaft verdächtig macht, an der-
selben festzuhalten. Selbst wenn, wie ja anzunehmen, die Ausfüllung
richtig, kann Günther doch das Gedicht in Goebel's Namen verfertigt
haben.
n. 12 »Die Wirthschaft keuscher Liebe bey dem zu Bunzlau im
Jahre 17 17 den 10 November gefeyerten Lotigolius- und Kr aut:(i sehen
Hochzeitsfeste, entwarff. etc. finst Ludwig Krantz. C. M.« (aus der
Hamann'schen Sammlung) ; die Autorschaft Günther's ist immerhin
fraglich.
n. 12 a »Als Herr M. Christian Stieff, P. P. hi dem Gymnasio zu
St. Mar. Magd, in Bresslau Anno 1717 das Rectorat erhielt, wollte
fratuliren ein desselben entfernter doch wohlbekandter Diener und
reund T. S. J. u. c. Leipzig 1717.« Der Name ist mit Dinte aus-
geschrieben : Theodorus Speer. VII a. p. 739 hat dazu die Anmerkung:
;iSoll in Herrn Spore' s (?) Namen gemacht worden seyn, ist aber sehr
fehlerhaft und muss geänderte Stellen haben.« — Da Speer (cf. MB
n. 54 c p. 8 1 f.) ein Zögling der Breslauer Magdalenenschule gewesen war und
17 17 die Rechte in Leipzig studirte, wird die Ausfüllung des Namens
wol die richtige sein. Etwas anderes ist es dagegen, ob Sp. auch
der Verfasser des Gedichtes, das seinen Namen trägt, ist. Da Günther
nach seinem eignen Zeugniss um diese Zeit viel mit Speer verkehrte,
(cf. auch BD Anhang n. 2) andererseits nachweislich jederzeit gern
bereit war, seinen Pegasus in fremdem Dienste traben zu lassen, möchte
ich blos darauf hin, dass das Gedicht in Speer's Sinne geschrieben,
nicht Günther's Autorschaft anzweifeln. »Spore« in VII a ist offenbar
128 EiNZELDR. Günther 'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek
n. 13. V b p. 80.
Str. 8. V. 10. sein süsses Grab
n. 14. Vb p. 83.
Str. 8. V. 2. er zieht nicht,
n. 15. Vb p. 159.
V. 21. beschämt des Potosi.
n. 16. p. 651. zuerst 2 b p. 11.
Str. I. V. I. IVoAledler Freund
V. 7. so/W auch
V. 8. und Fehler
n. 17. p. 541. zuerst 2 c p. 112.
Str. I. V. 3. Flammen in die Schooss
Druckfehler; interessant aber ist es, wie Straube's Verdacht %'^%'t\\
Fessel, dass er Zusätze und Aenderungen gemacht (cf. oben p. 10 f.
cf. auch p. 89 f) hier durch den wörtlich übereinstimmenden
ersten Einzeldruck widerlegt wird. - Chr. Stieff (geb. zu Liegnitz 167$
t als Schulinspector zu Breslau. Verfasser des »historischen Labyrinths«
[Breslau 1738] cf. John. Parnass. Siles. c. I p. 179. Leuschner. Ad
Gunrad. Siles. togat. Spicileg. IX) wurde am 16 December 17 17 Rector
des Magda*enaeums. Einer seiner Vorgänger war — darauf spielt das
Gedicht mehrfach an — der jüngere Uryphius 1686 — 1706.
n. 13 »An Herrn Job. August Heinichen, Lips. Misn. als derselbe zu
Halle im Jahr 17 18 den jten Februar Licentiat in der Arzneykunst
w^ard. Im Namen vier aunrichtiger Freunde, Die es Mit /hm Hertzlich
Meinen« Leipzig. Christ. Scholvien.
n. 14 »Bey Herrn M. Johann Friedrich Freiesleben zu Erfurt im
Jahr 17 18 den 26 Sept. geschehener Erklärung zum Lehrer bey der
Rechte, suchte ihre Schuldigkeit abzulegen dessen Tischkompagnie.«
Leipzig gedruckt bey Fr. Rothen; schriftlicher Vermerk: A. Günther.
Ob dieser Freiesleben mit dem Verfasser der »Nachlese« zu Gottsched's
»Nöthigem Vorrath« identisch, weiss ich nicht.
n. 15 »Den in'^der Handelschafft der Liebe entstandenen, aber noch
nicht völlig erörterten Streit : Ob die Wittwen oder die Jungfern die
beste Wahre zum Heyrathen seyn, wollte bey Gelegenheit des Küster-
und Wilkischen Hochzeitfestes in Osterwyck im Jahre 17 18 den 18 des
Weinmonats aus den ihm zu Händen gekommenen Akten unparteyisch
referiren. Ein verbundener Diener und Vetter.« o. O. 1718. Schrift-
licher Vermerk: Aut. Günther.
n. 16 »Als der Wohl-Edle, Gross-Achtbahre und Hoch-gelahrte Herr
Christian Adam Gorn, Jaurov. Sil. A. 17 18 den 12 Octobr. Die Würde
eines Doctoris Medicinae auff der Universität Halle rühmlichst erhielt
gratulirte das Collegium disputatorium Svidnico-Jauroviense.« Leipzig.
Chr. Fleischers seel. Wwe. vgl. n. 21.
n. 17 »Bey der den 25 Octobr. A. 17 18 in Leipzig begangenen
EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 129
Str. 6. V. 6. schicktet ihr
Str. 8. V. 2. Reben-^MX.,
n. 18. p. 569. zuerst i p. 45.
V. 4. Schickung macht den schiefen Wechseltritt
V. 50. Und brächte
V. 54. der stärkste Wetterschlag
V. 58. Verstellter Feinde
V. 90. sein Glanz
V. 91. So zeugtest du gar bald, was ihm sein Lob
verlohr
. V. 99. kein andrer Rachel
V. 151. lässt dich, wo du wilt
V, 157. Deichse
n. 19. Vb p. 172. V. 20 welche letztern
n. 20. Vb p. 78.
n. 21, III b p. 137. Vb p. 175.
Winckler- und Kistnerischen Mariage überliefferten ihre Gratulation einige
gute Freunde.« Schriftl. Vermerk: Günther.
n. 18 »Den Abzug des Herrn Daniel Gottlob von Niecksch und
Roseneck, Erbherr auf Ober, und Nieder Adelsdorff etc. etc. begleitete
mit betrübter Feder seines hochadeligen Maecenaten ergebenster Diener
Johann Christian Günther, von Striegau aus. Schlesien, kayserl. gekrönter
roete.« Leipzig. Christ. Scholvien. Dan. Gottlob u. s. Bruder Ernst
Rudolph thaten sehr viel für ihre unbemittehen Landsleute (cf. MB
n. 54 c BD n. 24), besonders bezeugen das für Ernst Rudolph zahlreiche
Dankgedichte. Ueber die Titulatur als »kayserl. gekrönter Poete.«
cf. MB n. 18. >
n. 19 »Als Herr Magister Hank in Zdunjr sich vermählte mit seiner
Jungfer Braut der art'gen Klingnenn, so schickt ein naher Freund, der
bey dem Schmause fehlte, diss Blat aus fremder Lufft an seine Stelle
hin.« o. O. o. J. Ist Günther der Verfasser, so ist das Gedicht ver-
muthlich zwischen 17 17 — 1719 in Leipzig entstanden.
n. 20 »Bey dem zu Erfurt im Jahr 1718 den 4 October gefeyerten
Ziegler und Riedelischen Vermählungsfest brachte mit diesem Blatte etc.
des Herrn Bräutigams verbundenster Vetter Georg Heinrich Weiss.
Med. cand.«
n. 21 »An Herrn Christian Adam Gorn von lauer aus Schlesien
als er zu Halle den 14 October 1718 die höchste Würde in der Arznei-
kunst erhielt.« Leipzig. Im. Tietz. gtz.i D. L.
Litzmann. 9
130 EiNzELDR. Gükther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek.
n. 22, p. 750. zuerst i p. 207.
Str. 3. V. 6. grösser Kunst
Str. 10. V. I. der Römer pflegte
n. 23. p. 400. zuerst i p. 309.
V. 20. diss Fieckgen
V. 24. gerechtes Schwert
V. 27. bis an den Nabel
V. 70. der frechen Tadler
n. 24. p. 758. zuerst i p. 284.
n. 22 »Dem Hoch-Edlen und Hochgelahrten Herrn Herrn Christ.
Adam Gorn^ Med. Doctori bezeugt Bey dem A. 17 18 den 15 Nov.
geschehenen Abschiede von der Leipziger Universitaet Vor den in einer
gefährlichen Krankheit an eigener Person erfahrnen medicinischen Fleiss
seyne schuldige Dankbarkeit dessen allzeit ergebener Johann Christoph
Göebel, Probsthain. Siles.« Das Gedicht wird von sämmtlichen Ausgaben
(auch von VII a) als Günther'sches aufgenommen; desgl. erklärt sich
Steinbach (pag. 35) für seine Echtheit. Letzteres ist freilich bei
St. notorischer Unzuverlässigkeit von nicht allzu grosser Bedeutung.
Doch sprechen Form und Inlialt für Günther's Autorschaft, und dafür,
dass er dieses Gedicht im Namen Goebel's gedichtet. Ueber Letzteren
vgl. oben n. 11.
n. 23 »Herr Bruder Gotth(*)lf guck einmal auf diese späte Zeilen!
von Liegnitz bis in 's Jochimsthal sind 42 Meilen« o. O. o. J. Schrift-
licher Vermerk: D. Rivino A. Günther. Gratulationsgedicht zur
Magisterpromotion eines Juristen.
n. 24 »Als Herr Johann George Loehin nach vollendeter Studüs
Academicis Ao. 1721 in sein Vaterland zurückreisete begleitete ihn ....
ein aufrichtiger Schlesien« Leipzig, gedruckt bey Im. Tietz. Straube
in VII a p. 822 nimmt an, das Gedient sei »gewiss eben so wohl von
Günther's Schulfreunde (!) Herrn Milich, wie viele andere.« Abgesehen
davon, dass der jüngere Milich 17 Jahre älter war als Günther, also
nie sein »Schulfreund« gewesen ist, (er. biogr. Anhang B) ist die Annahme
Straube's eine ganz haltlose. Aus dem Inhalt geht hervor, dass das Ge-
dicht im Namen eines Liegnitzer Schulfreundes von Loebin gemacht
worden. Gegen Günther als Verfasser sprechen einige Wendungen, '
die ihm sonst nicht eigen, dafür, dass er sich gerade um die Zeit der
Abfassung in und bei Ltegnit:( aufhielt (cf Steinbach p. 78^) — Joh.
George Loehin (geb. 1696 zu Liegnitz t 175^ ^u Glogau als Preuss.
Oberconsistorialrath und Pastor primarius.« cf »Lebens- und Todes-
geschichte J. G. Loebin's.« Leipzig. Joh. Gottl. Im. Breitkopf 1752)
studirte in den Jahren 17 17 — 1721 in Leipzig Theologie, wie aus einem
Gedichte L's an Ernst Rudolph v. Ntckisch hervorgeht, von diesem und
seinem Bruder Daniel Gottloo v. N. unterstützt, (ct. BD n. 18 MB n. 54 c.)
EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliothek. 131
n. 25. p. 800. zuerst i p. 162.
Str. I. V. 8. Das Kunst und Wissen fast
Str. 3. V. 3. noch gute Christen
V. 9. den Grossen rathen half,
n. 26. p. 219. zuerst i p. 4. .
Str. 4. V. 2. Wunsch und Gluth
Str. 5. V. 6. gleich und gern
n. 27. p. 351. zuerst 5 d p. 92.
Recit. 3. V. 4. In Glauben
n. 28. p. 820. zuerst 5 d p. 137.
V. 23. die flieht
V. 50. im Knopf
n. 29. p. 1142. zuerst 2 c p. 120.
Str. 2. V. 7. ich kam
Str. 5. V. 5. auf den
Str. IG. V. 6. Vortheil, so du
n. 25 »Den entseelten Körper des weyland Hochgebohrnen Herrn
Ferdinand Ludwig von Bressler und Aschenburg, Ihre Rom. Kais. u.
Kathol. Maj. Rathes wie auch Hochverdienten Commercienraths im
Herzogthum Schlesien und der Stadt Breszlau Hochansehnlichen Raths-
verwandten und Cämmerers etc. begleitete bei dessen solennen Exequien
in Bresslau den 26 Mai 1722 Mit seyner betrübten Schuldigkeit des
Vornehmen Hochbestürtzten Hauses gehorsamster Johann Christian
Günther.« (vign. : Memento mori.) Brieg, druckts öottfried Tramp.«
Bressler war am 7 Mai 1722 gestorben. Von ihm findet sich ein
Gedicht in Menantes »auserlesene Gedichte« XIII. I p. 20of (cf. MB n. 34 a.)
n. 26 »Auf die den 25 Aug. 1722 in Hirschberg glücklich voU-
zogne Verbindung Herrn Gottlieb Schals mit JungfFer Johanna Christiane
Kirchhoffinn. J. C. G. poet. Caes. laur. med. cand.« Hirschberg.
Krahn. (vgl. MB n. 70.)
n. 27 »Cantata bey der Schäl- und Kirchhoffischen Verbindung«
gez.: Günther. HirschBers;. Dietr. Krahn. (vgl. MB n. 69.)
n. 28. »Bey dem Aosterben der Jungffer Sophia Margaretha
Henrietta Beckm 1722 14 Nov. wollten hierdurch ihre ergebenste
Condolenz bezeugen Ihro etc sämmtlich verbundenste Tisch-
compagnie.«
n. 29 »Bey dem frühzeitigen Absterben der Hoch Edelgebohrnen
Jungfer, JUNGFER Sophia Margaretha Henrietta Beckin, Herrn Caspar
Achatius Beck's, Bey der Rechten Hoch-berühmten Doctoris ältesten
Jungfer Tochter, so den 18 Aug. 1720 diese Welt erblickte und den
14 Nov. A. 1722 wiederum verschied wollten wehmüthigst condoliren
Ihro etc. etc. sämmtlich ergebenste Hauscompagnie.«
9*
132 EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. Stadtbibliother.
n. 30. p. 214. zuerst i p. 39.
b.
n. I. p. 403. zuerst 2 b p. 27.
n. 2. p. 1161. zuerst 5 d p. 133.
n. 3. p. 1139. zuerst 2 c p. 108.
n. 30 »Herbstgedanken bei der den 11. Tan. 1723 glücklich voll-
zogenen Verbindung Herrn Johann Gottfried Lat^kes in Schmiedeberg
mit Jungfer Eva Rosina Herbstin, ansehnlichen Kauff- und Handelsmanns
in Schnuedeberg ältesten Jungfer Tochter.« gez.: Joh. Christ. Günther.
Poet. caes. laur. Med. cand. Latzke, ein ICautmann in Schmiedeberg,
war mit Günther befreundet, (cf. MB n. 48.)
n. I »Auf Herrn Joh. Siegmund Hahn's Magisterpromotion« 171 7,
II Febr. In Glückwünschender Meinung.« Stnegau mit Weberischen
Schrifften. Bereits Steinbach p. 21. Anm. g. und später Arletius
Jcf. oben p. 7. Anm. 22.) haben als den Verfasser des Gedichtes
oh. Gottlieb Milich (geb. 1678 f ^7^6) geschwomer Advokat des
Amts- und Manngerichts des Fürstenthums Schweiduitz-Jauer , den
ältesten Sohn von Gottlieb Milich, Kais. Rath und Secretar des Mann-
gerichts, (cf. MB n. 31) genannt. Ueber die Beziehungen des Gedichtes
cf. den biogr. Anhang B.
n. 2 »Bey der Baare des weyland Wohl - Ehrwürdigen, Gross-
Achtbaren und Wohl-gelahrten Herrn Gotijried Kesslers, aer Evangel.
Gnaden-Kirchen von Landeshutt Wohl-Meritirten Herrn Senioris, Welcher
den 24 Januar. An. 1722. sanfft und seelig verschied, suchte sein
schuldiges Mitleid an den Tag zu legen Theodorus Speer. v Hirschberg.
Krahnen. Der Form wie dem Inhalt nach könnte das Gedicht sehrwol
von Günther im Namen Speer's gedichtet sein. Dagegen sprichtjedoch,
dass gerade um die Zeit, wo das Gedicht entstanden sein muss, uünther
mit Speer völlig lerf allen war; cf. MB n. 54c, Kalbeck p. 65 ff, Stein-
bach p. 88.
n. 3 »Dass es einem Schulmann nöthig und nützlich sey zu
heyrathen Wurde bev dem erfreulichen Hochzeitfeste Herrn Joh.
Caspar Kunty^s, wohlmeritirten Collegae des Gymnasii zu Brieg mit
der Jungfer Johanna Gottlieb, Herrn M. Andreae Weber' s. Weiland treu-
verdienten Pastoris in Bojanowna nachgelassenen jüngsten Jungfer
Tochter, Welches A. 172 ? den 9 Nov. in Strehlen geschan, entworften etc.
£in Gar Guter Bekannter.« Die dritte Ziffer der Jahreszahl ist unleserlich,
eine ursprüngliche & scheint mit Bleistift in / verändert. Trotzdem
alle Ausgaben (auch VII a) das Gedicht ohne Bedenken als Günther'-
sches aufnahmen, ist es zweifellos nicht von ihm, sondern erst nach
seinem Tode entstanden; cf. Schönwalder und Guttmann aGeschichte des
Königl. Gymnasiums ßrie^« ^Breslau 1869) p. 250; dort wird Kuntze
erst nach 1 224 als Mitglied des Brieg'schen Collegiums aufgeführt.
/
EiNZELDR. GüNTHER*scHER Gedichte A. D. Bresl. Stadtbibliothek. 133
Anhang.
Fünf Günther'sche Gedichte sind vor ihrer Aufnahme in
die Ausgaben bereits in andern Sammlungen erschienen, zwei
davon noch zu Lebzeiten des Dichters.
1. „Die gefährliche Lebensschule bey Beerdigung des
Herrn M. Christian Friedrich Kranewitters, der Witten-
bergischen Stadtschulen Rector, 171 7 d. 26 April."
p. 226. zuerst 5 d p. 160. (cf. p. 616); ohne Angabe
des Verfassers in y^Menantis auserlesene Gedichte,
unterschiedener berühmter und geschickter Männer*^
XXIIL IL p. 240 ff. Halle 1720.
2. „An Herrn T. S. als einen sehr werthea Freund und
Wohlthäter."' Illb p. 59. Vb ibid.; unter der Chiffre
J. C. G. in „ Menantes auserlesene Gedichte etc. ^
XXVL IIL p. 570 ff. Halle 1721.
3. „Auf Herrn Joh. Jak. Vogt's Apothekers in Jena
Beerdigung 1723 (24 Jan.)" * p. 815. zuerst S d p. 157 ;
mit der Bezeichnung : „ J. C. Günther im Namen anderer"
in yyHerrn von Hoffmannswaldau und anderer Deut-
schen Gedichte^ VII (herausgeg. von GottL Friedr,
Wilhelm Juncker^ Frankfurt und Leipzig. Paul Straube,
Buchhändler in Wien 1727. p. 318.
4. „Auf die Knörr- und Mercklein'sche Hochzeit p. 596.
zuerst Sd p. 123.; mit der Bezeichnung: „J. C. Günther
' Das Gedicht scheint an Theodor Speer gerichtet zu sein. cl.
Str. 5 und 9.
* Vermuthlich mit n. 4 zusammen von C G. v. lEhen^ von dem
sich im selben Bande p. 52 ein Gedicht befindet, in dem Günther's
besonders gedacht wird {in Ah mein geliebter Freund, mein werther Günther
fiel I so klagt* ich« etc.) eingesandt.
1 34 EiNZELDR. Günther'scher Gedichte a. d. Bresl. StadtbibIiothek.
1723", in „Herrn von Ho ffmannswaldau und anderer
Deutschen Gedichte'' VII p. 138.
5. „Letzte Gedanken" p. 837. zuerst 5 d p. 195 ; in den
„Bey trägen zur Cri tischen Historie der deutschen
Sprache etc." I, 2 p. 254 ff. Leipzig 1732. (cf. BA
n. 14, LG^ p. 52.)
V. Anhang.
Zusätze und Berichtigungen zur Biographie,
a. eltern und geburtsjahr.
Allerdings hat Kalbeck (p. i ff.) bereits durch Mittheilung
der betreffenden Stelle des Gränowitzer Kirchenbuchs die
von Tittmann s. Zeit' gegen das Jahr 1695 als Geburtsjahr
Günther's erhobenen Zweifel hinlänglich widerlegt, allein
einerseits ist seine Wiedergabe der betreffenden Urkunde
nicht ganz correct, andrerseits haben die von Dr. Rössler '
inzwischen zu Tage geförderten Urkunden aus den Tauf- und
Sterberegistern der Striegauer katholischen Gemeinde soviel
Neues und Berichtigendes zu meinen und Kalbeck's bisherigen
Angaben beigetragen, dass es sich wol verlohnt an dieser Stelle
noch einmal alles bisher über die Eltern und Familienver-
hältnisse des Dichters gesammelte Material zusammenzustellen
und diese Seite der Biographie damit ein ftlr allemal abzu-
schliessen. Der Name Günther kommt in den Striegauer
' a. a. 0. p. VI 1. und neuerdings in oErsch und Gruber's Encyklo- .
pädie« 07 p. 535.
' cf. den in d. Vorbemerkung p. V. citirten Aufsatz. Rössler be-
nutzte von Urkunden der Striegauer katholischen Pfarrgemdnde
i. das Todtenbuch, consignatio mortuorum (c. m.) von 1592—1714.
2. das Todteubuch, über niornjorum (1. m.) von 1715—1766.
}. das Taufbuch, liber baptizatorum (1. b.) von 1677- i7}a
Meine Angaben über dU Familie sind diesen Mitiheiluiigeti Rössler's intlehnt.
1^6
Anhang.
Kirchenbüchern vor 1690 nicht vor, sonach scheint Sfein-
bach's Angabe, dass der Vater des Dichters, Johann G., aus
Ascher sleben eingewandert sei, (p. 3- p. 106) richtig zu sein.
Aus dem genannten Jahre unterm 8. September wird
Iberichtet (1. m.) „Fraw Docterin Guntterin. Hinauss. f Zuvor
jihr 6 Wochen Kind. Beyde hinauss."
Das ist die erste Frau von Gunther's Vater. Bald darau
muss er sich zum zweitenmal vermählt haben. Unterm
' 23. Juli 1694 (1. b.) wird bei einer Taufe als Pathin „Frau
Anna Guntterin^ gebohr ene Eichbänder in allhier" erwähnt.
Das ist die Mutter des Dichters, nach Steinbach (p. 3) aus
Breslau gebürtig.
Die nächste Nachricht stammt aus dem Jahre 1695, es
ist der Taufvermerk im Kirchenbuch der evangelischen Kirche
zu Gränwitz (heute Gränowitz), in die bis 1742 die evange-
lischen Einwohner Striegau's eingepfarrt waren, sie lautet:
1695. „Avrily: den 8. früh gebohren, den(^ Johann Chris-
„tian getauft, der Hr. Vater Johan Günther Doctor Med.
„in Striga. Paten sindt F. Anna Rosina, Hr Carl Christian
„Roy Hr. auf Hanndorff, H. George Hänel Pf: alhir". '
Das katholische Taufbuch („bis zu der 1768 erfolgten
Aufhebung des Parochialnexus mussten an Orten, wo nur ein
katholisches Pfarrsystem bestand, die kirchlichen Acte der
Evangelischen auch in das Kirchenbuch der betr. katholischen
Kirche eingetragen werden" R.) enthält darüber folgendes:
1695. »Tag der Taufe: 14. April. Name: Joannes Christianus.
„Spender der Taufe: Praedikant in Granewicz. Eltern: Hr.
„Jonn Günther, Phisic et Medicinae Docter et Practicus all-
„ hier Undt Anna, seine Ehel. Pathen : Ihro Gestr engen, Herr
5 So wörtlich der erste von Herrn Lehrer Peterwitz in Gränowitz
gemachte und mir s. Z. im Original durch Dr. Roessler mitgetheilte
Auszug. Orthographisch weicht er sowol von dem von Rössler selbst,
wie auch von Kalbeck veröffentlichten Auszuge ab. Kalbeck hat übrigens
auch, wie Rössler bereits gerügt hat, nach dem Worte »Rosina« ein
»und« in den urkundlichen Text eingeschoben.
Eltern und Geburtsjahr. 137
„Carl Christian von Royhn ^ auf Haindorf, Frau Anna Resina
„Rhenin, die Apodeckerin ; Hr. George Hännel, Pfarr in
„Granewietz."
Wenn auch als Geburtstag nach diesen beiden — sich
auch sonst ergänzenden — Angaben der 8. April 1695 fest-
steht, so lassen die abweichenden Daten der Tauftage 9. und
14. April völlig im ungewissen, welches der richtige sei. Da
jedoch Gränowitz c. 3 Meilen von Striegau entfernt ist, so
hat Roessler wol Recht, wenn er daran zweifelt, dass man
das Kind im April am Tag nach der Geburt so weit würde
über Land getragen haben.
Drei Jahre später wurde Johann Günther ein zweites
Kind geboren, diesmal eine Tochter. Die betreffenden An-
gaben darüber sind folgende:
1) in Gränowitz:
1698. Martius. „d. 11. Mart: H. Johann Günther Medicus Zu
„Striegau eine Tochter und d. 12 Johanna Eleonora get. Die
„Pathen sind Tit: H. H. v. Roy H. auf Halbendorif, Tit:
„Fr: Anna Eleonora v. Richthoffen Fr: aufRauske, Hr: George
„Hänel Pfarrer allhier."
2) in Striegau (1. b.):
1698. «Tag II Martii. Baptizans: Predikant zu Jauer. Pa-
„rentes : Hr. Hannss Günther allhier, Doctor und Bürger, und
„Anna, seine Ehel. Pathen: dess gestrengen Herrn Pretory
„von Richthoffen aufRauske Frau Gemahlin, Anna Eleonora,
„geborene Reibnitzin. Der Edle Herr Carl Siegemund von
„Roy auf Hollendorf. Jungfrau Anna Dorothea "
Auch diese beiden Angaben enthalten Widersprüche,
allein es ist hier nicht der Ort dieselben zu lösen.
Der Geburt eines dritten Kindes aus der Ehe Johann
Günther's mit Anna Eichbänder gedenken weder die Strie-
gauer noch die Gränowitzer Taufregister. Da aber die Existenz
* Vermuthlich: »Roy Hr. auf Haindorf«, wie oben, zu lesen.
138 Anhang.
eines solchen, und zwar einer Tochter, sowol aus GUnther's
eigenen Angaben im curriculum vitae ^ als aus der weiter
unten folgenden Notiz des Striegauer evangel. Kirchenbuches
über den Tod des Vaters zweifellos hervorgeht, so ist anzu-
nehmen, dass jene zweite Tochter vor der Taufe, in, oder
l unmittelbar nach, der Geburt gestorben.
Von jetzt ab sind nur Todesfalle aus dem Hause und
der Familie zu verzeichnen.
1701 „Apriel 17. Hr. Johannes guentters schwigermutter ;
nauss** (c. m.)
171 1 „April. 3. Hr. günthers sein Haussweib, f." ^ (c. m.)
1724. „Martius 27. Herr Johann günthers seine Ehe-
wirthen; nauss f. (1. m.)
Günther's Mutter überlebte also ihren Sohn nur um ein
Jahr. Sie scheint schon längere Zeit vorher gekränkelt und
überhaupt neben der stark ausgeprägten Individualität ihres
Mannes eine selbständige Geltung kaum gehabt zu haben.
Im Streit zwischen Vater und Sohn hat sie sich anscheinend
völlig passiv verhalten. ^
Auch von der Persönlichkeit der Schwester wissen wir
so gut wie gar nichts. Sehr nah scheint ihr Verhältniss zum
Bruder jedenfalls nicht gewesen zu sein. ^ Ob sie sich ver-
/
5 cf. oben MB n. 18; die betr. Stelle über Eltern, Geburtsjahr und
Geschwister lautet:
Tempora, si quaeras: annorum pone his ocio
# Saecla, novem decades, quintus ah inde dabit.
Mense Venus natale suo mihi temperat astrum
Ac dedit octava cernere luce jubar.
Non genus Aerieadum: sed honestus contigit ortus
Atque salutari notus in arte parens.
Altera huic peperit post nie duo pignora conjux
De quihus iina jacet, vivü et una soror.
^ Roessler bemerkt dazu mit Recht, dass wir hierunter wol jemand
vom Gesinde Johann Günther's zu verstehen haben. Vielleicht ist es
die »alte Grethe«, deren Märchen und Lieder die Phantasie des Knaben
Günther entzückten und der er später in einem seiner schönsten Ge-
dichte ein Denkmal der Erinnerung gesetzt hat. cf. III b p. 20. Vb
p. 21. Str. 4.
7 cf. LG^ p. 522 Anm. i. LG^ p . 55.
8 Er gedenkt ihrer nur dreimaIp."Tfe4. 839. III b p. 52. Vb p. 54);
eAern und Geburtsjahr. 139
heirathet, (ein Trauungsbuch aus der betr. Zeit ist in Striegau
nicht vorhanden) wann sie gestorben, bleibt im Dunkel.
Die letzte Nachricht über die Familie Günther ist die
Notiz des Striegauer evangelischen Kirchenbuches über den
Tod Johann Günther's:
Anno 1745.
„Den 8. Novembr. ist Gestorben Tit. Herr Johann Günther,
„Alter Berühmbter Medicinae Practicus allhier, Er Hat in
„zweyfacher Ehe Gelebet 34 Jahr, Darinnen Gezeuget i Sohn
„und 3 Töchter, ein Wittiber ist er gewesen 24 Jahr, Sein
„Gantzes Alter hat er in dieser Sterbligkeit Gebracht, Auff
»86 Jahr, weniger 7 wochen und etliche Tage, und ist den
„II Dito mit der Gantzen Schule und einer Leichen Predigt
„Alhier Begraben worden." ^
Ueber sein Verhältniss zum Sohn ist soviel hin und her
vermuthet worden, seine unnatürliche Schroffheit und Grau-
samkeit, für die man unwillkürlich nach tieferliegenden, ge-
heimen Gründen sucht, ist immerhin noch so wenig auf-
geklärt, dass die Mittheilung jenes Urtheils, welches er selbst
bei Erscheinen der Steinbach*schen Biographie über des letz-
teren Darstellung des Verhältnisses, in den „Gelehrten Neuig-
keiten Schlesien*s" 1738 p. 263 f. veröffentlichen Hess, an
dieser Stelle, (Exemplare der erwähnten Zeitschrift sind ausser-
halb Schlesiens wol kaum noch vorhanden) nicht unwill-
kommen sein wird. Der Herausgeber (nach Kahlert a. a. O.
p. 4: G. B. Scharff) giebt den Protest gelegentlich der Be-
sprechung des Steinbach'schen Werkes in folgender Form:
„Eines können wir nicht umhin auf Bitte des Herrn
„ Vaters dieses Günther bey zufügen. Es ist ihm sehr nahe
„gegangen, dass unter andern mehreren besonders eine falsche
eine vierte Stelle, (III b p. 194. V b p. 228), die auf sie bezogen
werden könnte, lässt sich bei genauer Prüfung besser auf Leonoren's
Schwester deuten.
9 So wörtlich nach dem mir s. Z. durch Dr. Roessler übermittelten
ersten Originalatis:(ug des Herrn Cantor Zimmer in Striegau.
140 Akhaxg.
^Erzählung Bl. 54*^ sich befindet. Er erkläret es hiemit vor
^ein gantz und gar unwahrhafftiges Gedichte, indem zwischen
„ihm und seinem Sohne niemals so harte und schändliche
„Worte gefallen. Welches auch durch tüchtige Zeugnisse
„könnte dargethan werden. Er hat, als ihm sein Gewissen
„auch in einem hohen Alter Zeugniss giebet, an seinem Sohne
„als ein Vater, ja mehr als ein Vater gethan, indem er ihn
„selbst so treulich unterrichtet, dass er im Christenthum, in
„griechischer und lateinischer Sprache fester war, da er in
„die Schweidnitzische Schule kam, als die Mehrsten in seinen
„Jahren seyn können. Ueber dieses hat er ihn niemals so
jtgar Verstössen, dass er vielmehr fast alle sein Vermögen auf
„ihn nach und nach gewendet. Wie es ihm denn gar sehr
y^wehe thut, dass, da er nach allen Rechten seines Sohnes
„Erbe auch von seinen Gemüthsgütem seyn solle, vielmehr
„er Theil an seiner Schmach nehmen muss. Er zweifelte
„nicht, dass es H. Siebrand also bey gebracht worden ; doch hat
„er auch, weil es in öffentlichen Druck gekommen, sich ver-
„bunden geachtet, hiermit dagegen öffentlich die Wahrheit
y^zu eröffnen und hoffet, man werde es ihm nicht verargen,
„können."
Ich bemerke dazu weiter nichts, als dass diese Darstellung
bis in's kleinste tibereinstimmt mit derjenigen, welche der
Sohn an zahlreichen Stellen seiner Gedichte von seinem Ver-
hältniss zum Vater gegeben, und verweise im übrigen auf
die an anderer Stelle versuchte Motivirung der zeitweise
geradezu feindseligen Haltung des Vaters gegen den Sohn.
ZI
*° Der Vater habe einen Brief geschlossen: Vale bestia atheistica,
der Sohn darauf replicirt : Vale bestia superstitiosa.
" cf. LG* p. 523 f. LG" p. 9, 13, 21 f.
Die ScHWETONiTZER Gnadenschule. 141
B. DIE SCHWEIDNITZER GNADENSCHULE.
Eine bisher noch nicht benutzte und relativ reichhaltige
\ Quelle über Günther 's Schuljahre sind die Gelegenheitsschriften
der Schweidnitzer Gnadenschule aus den Jahren 1708— 17 15.
Die im Jahre 1708 erfolgte Gründung der letzteren war eine
der Folgen des für die Protestanten Schlesiens so segens-
reichen Altranstädter Friedens; sie wurde am 26. Januar 1708
durch Einführung des Rector Johann Christian Leubscher in
sein Amt eröffnet; das Collegium bestand ausser diesem aus
6 Mitgliedern, dem Prorector Joh, Gottl, Assmann^ den
Lehrern Christ, Thilo, Joh, Fet, Berger, /oh, Ant, Lucas,
David Roihe und dem Cantor Balthasar Winckler.
Von allen diesen ist kaum mehr als der Name bekannt,
welches Fach sie lehrten, ob und welchen Einfluss sie auf den
Knaben gewonnen, darüber ist nichts überliefert, um so schärfer
hebt sich von diesem dunkeln Hintergrund das charaktervolle
Profil Joh. Christ. Leubscher's, des Rectors, ab.
Es ist ein liebenswürdiges Bild, welches uns aus dem,
von ihm für die neu errichtete Schule entworfenen, Lehrplan
entgegentritt. " Vor allem besitzt er die beiden Haupteigen-
schaften eines Paedagogen: Liebe und Verständniss für die
Jugend; er tritt nicht mit einem fertigen Erziehungssystem
auf um die Folgerichtigkeit paedagogischer Theorien an seinen
Schülern zu erproben, im Gegentheil er stellt sich auf den
sicheren Boden der Erfahrung, er gesteht selbst zu, noch
) lernen zu müssen, j^äenn es lernet und siehet ein Schulmann
nicht nur alle Tage, sondern fast jede Viertelstunde Etwas
Neues von seinen Schülern.^
" »Entwurff derer in die von unserm grossmächt'gsten Kaiser
»allergnädigst verliehene Schule zur he/ligen Dreifaltigkeit vor Schweid-
»nitz einzuführen beliebten Lectionum .... aufgesetzet von Johann
»Christian Leubscher, Rector.« Schweidnitz. Ockeliscne Wittwe. o. J.
142 Anhang.
Einen Grundsatz stellt er als Angelpunkt des ganzen
Lectionsplanes hin: die Schule soll kein Ort der Angst und
des Schreckens sein, das kindliche Gemüth soll weder durch
Ueberhäufung mit Lehrstoff, noch durch Androhung grau-
samer Strafen vor der Zeit beunruhigt und erschüttert werden.
Die Zeit zur Absolvirung eines jeden Pensums soll so reich-
lich bemessen sein, dass es nicht unmöglich ist, „den Knaben
„den Verstand der Regeln so einzuprägen, dass er ohne
„grosse Marter, Verlust des Schlafes, Furcht einer blutigen
„Strafe und vielmaliger Entbehrung des Morgen- oder Abend-
„brotes selbige fassen können,^ *^ Die Besprechung des Lehr-
plans der drei oberen Klassen (die ganze Schule bestand aus
6 Klassen, wovon die drei unteren den Elementarklassen
unser Gymnasien entsprechen) bringt naturgemäss eine Auf-
zählung der Lehrbücher und der zu lesenden Schriftsteller
mit; dabei fallen einige Bemerkungen, die die Lebensfrische
des Mannes trefflich illustriren. Ueber Cornelius Nepos, der ja
noch heute zum eisernen Bestand der meisten Gymnasien gehört,
urtheilt er mit ketzerischem Bedauern: der j^auf tausenderlei
nArt erklärte, erläuterte^ übersetzte, anatomirte, in Fhrases
„und Imitat iones zum unglaublichen Trost so vieler elender
„Stümper fleisstg gebrachte Nepos kann wegen seines reinen
*5 Am 15. October 1709 führten seine Schüler ein, wie aus der
Einladungsschrift hervorgeht, von Leubscher selbst verfasstes, Stück
auf unter dem Titel : » Absurda quaedam Scholastica Disciplinae rectioris
usu profligata« (»Einfältige Unterredungen von unterschiedlichen unge-
reimten Dingen, die in Schulen pflegen vorzugehen.«) »Ich gebe«, sagt
er in der Einladung, »die Arbeit vor keine Comoedie aus Ich
habe auf der Kinder Nutzen, nicht auf die Neugierigkeit müssiger Leute
sehen müssen .... Wer sich mehr einbildet zu hören oder zu sehen,
dem rathe ich treulich, er bleibe lieber zu Hause und zähle, wie viel
Körner unterdessen durchs Glas in die Sanduhr fallen. ...... Eine
lebendige Vorstellung jaget manchem eine Röthe in's Gesicht, welcher
zwanzig gedruckte Satyren mit gelassenem Gemüthe lesen könne.« Die
satirisch-polemische Tendenz des Stückes richtet sich aber gegen Pe-
danterie und übermässig strenge Schulxuchtj als deren Vertreter der Pe-
dant Dokesisophomaiaeospermologus und Orhilius erscheinen. Ausserdem
traten auf ))ScJjweidnit:(<( (Joh. Gottfr. Hahn), der »Genius der Schulea
(Theob. Gottfr. Fuchsius. d. BD n. i). »Pieias« (Joh. Sigm. Hahn)
»Kainodoxia« (Charisius) der »Philosophusa (Blass) u. a. m.
Die Schweidnitzer Gnadenschule. 143
„netten und deutlichen Styli aus Schulen nicht gelassen
werden." Ein besonderes Gewicht wird auf „Excolirung des
Studii poetici** gelegt : Alte und neue Poeten sollen fleissig
gelesen und erklärt, „durch öftere variationes und Umgiessung
„in andere Genera der Genius und indoles Styli poetici be-
„kannt gemacht, die Imitation erstlich durch kleine
„parodias, dann durch Verkehrung des argumenti oder auf eine
„andere beyfallende Weise getrieben, auch dabey die deutsche
y^Poesie nickt vergessen werden.^ (Leubscher's eigene Gelegen-
heitsdichtungen sind herzlich unbedeutend; sein lebhaftes
Interesse für Poesie geht jedoch aus dieser wie andern Stellen
deutlich hervor.)
Bei den „Logica und Rhetorica" bemerkt er : „die The-
„mata et argumenta dispositionum werden wir nicht aus dem
„Crucio, ^^ Tesmaro *^ und andern borgen, sondern, so lange
jjeder Tag seine eigene Plage haben wird, kann es uns nie-
„mals an einer, alsdann um so angenekmer fallenden Materie
„feklen.^
Ein Mann, der aus so klugen hellen Augen in die Welt
schaute, der sich so frei zu machen gewusst hatte von der
trostlosen Pedanterei seiner zeitgenössischen Collegen, konnte
nicht ohne bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des
Knaben Günther bleiben, dessen glänzende äussere wie innere
Gaben wieder ihrerseits das besondere Interesse jenes erweckt
haben müssen. Dabei ist es allerdings auffallend, dass von
Leubscher*s Seite, ausser dem von Steinbach (p. 11), sicher
im wesentlichen wahrheitsgetreu, mitgetheilten Gespräch bei
der Aufnahme, und einer kurzen weiter unten zu erwähnenden
Notiz über den Theodosius, keine directe Aeusserung über sei-
nen begabtesten Schüler bekannt geworden ist, während in Gün-
ther's erhaltenen Gedichten kaum einmal der Name Leubscher's
'■* Crucius (van den Cruyce) Paedagog des 16. Jahrhunderts;
wahrscheinlich ist sein »Viridarium florum proceribus linguae latinae«
gemeint.
'> Tesmarus f 1641 als Professor in Bremen; er schrieb u. a. : De
eloquentia s.VlII libri institutionum Rhetoricar.; »Praecepta Rhetorica« etc.
144 Anhang.
erwähnt wird. Um so deutlicher ist indessen indirect eine
Bevorzugung Günther's durch Leubscher — nicht immer zum
Vortheil des Ersteren — nachzuweisen, wonach jedenfalls
Leubscher's Regiment als alles weniger als ein „strenges^ —
wie Kalbeck (p. 30) es nennt — bezeichnet werden muss.
Günther kam zu Beginn des Jahres 171Q auf die Schweid-
nitzer Schule, '^ nach Steinbach (p. 11) ward er gleich in die
oberste Klasse aufgenommen, darunter ist jedoch wol nur die
höchste damals bestehende Klasse der neu begründeten Schule
verstanden. Am 15. April dieses Jahres veranstaltete die Schule
eine Art geistliches Spiel. Der Prorector Assmann lud ein „zur
Betrachtung der höheren Weissheit des Kreuzes Christi, welche auf
dem Schauplatz der evangelischen Schule vor Schweidnitz . .
Nachmittags von i Uhr an durch derselben studirende Jugend
angestellet werden soll." Das Stück bestand aus 5 Abthei-
lungen und hatte, wie der Titel andeutet, zum Inhalt die
Verehrung des Kreuzes Christi durch Wissenschaften und
Künste. Aus dem Personenverzeichniss ersehen wir, dass
Günther den „VogleruSa. .fiLneii Naturku ndigen ", J. G. Hahn
die „Gelehrsamkeit", J. S. Hahn die „Ethica", Charisius die
„Gottesfurcht" etc. darstellten.
Ein ähnliches Spiel „in 7 Abtheilungen" ward das Jahr
darauf, am 23. März 171 1 veranstaltet. Der Titel war nach
Leubscher's Einladungsschrift : „Die hey dem Kreuze Christi
einem Schulmanne gewiesene Weissheit eines gesetzten Geistes
des aufsätzigen Poehels Anläufe damit abzulehnen.^
Es scheint also,, ähnlich wie die Aufführung vom Jahre
1709, eine. Art oratio pro domo des in seiner neuen Stellung
mancherlei Angriffen ausgesetzten Leubscher selbst gewesen
zu sein, die er nach seinem Grundsatz, eine lebendige Vor-
'6 Nach einer Mittheilung des Herrn Prorector Schmidt in Schweid-
nitz beginnt das Album der 3chweidnitzer Schule mit dem Jahre 17 10
eine neue Folioseite, als erster auf derselben steht:
»Joannes Christianus Güntherus
»Strigensis, aetat. i^ .._Patre Joanne medico.«
Gegen das Ende der Seite träg(t lüfte iimtragung ein Datum und zwar
das des 26. Jan.
Die Schweidnitzer Gnadexschule. 145
Stellung" wirke mehr als „zwanzig gedruckte Satyren**, in dra-
matische Form gegossen hatte. Nach dem Personenverzeich-
niss gab Günther einen ^Criticus ", J. G. Hahn die „Ge-
lassenheit", J. S. Hahn die „Honorata", Fuchsius „die gött-
liche Weissheit", Fr. v. Bock den „Ehrgeiz" ; mit Rticksicht
auf muthmasslichen Inhalt sind ausserdem noch die Rollen
eines „Theologus" und eines „Stoicus" hervorzuheben.
Sowol bei dem Publicum, wie bei den Schülern müssen
die Vorstellungen Anklang gefunden haben, denn bereits am
21. und 22. December desselben Jahres veranstaltete die
Schule zur Feier der Thronbesteigung KarPs VI, „unter An-
führung George Gottlieb Assmann's", des Prorectors, y^eine
deutsche Vorstellung von den Zeitungen'^ , bestehend aus einem
Pro- und Epilog und fünf Abtheilungen. Nach demPersonen-
verzeichniss gaben Günther einen „General", /, G. Hahn
den „Bibliander", J, S. Hahn einen „Orator", G. C. /ach-
mann einen „Cantzler", Laupitz einen „Staatsrath", Blass
einen „Passager", Marbach einen „Hofmeister", Ort einen
„Theologus", Charisius die „Fama" etc. Was der eigent-
liche Inhalt des Stückes war, geht ebensowenig aus dem
Titel, wie diesem Personenverzeichniss hervor.
Für das folgende Jahr aber hatte Leubscher seinen
Schülern eine besondere Freude, dem Schweidnitzer Publicum
eine besondere Ueberraschung vorbereitet : er Hess das auf-
zuführende Stück von seinen Schülern selbst schreiben.
Da nun unter den letzteren ein Günther sass, und zu-
gleich der gewählte Stoff in engstem Zusammenhang mit dem
von jenem später selbständig bearbeiteten „Theodosius" steht,
so geht der Schluss wol nicht fehl, dass nicht nur der Ge-
danke an die Ausführbarkeit einer solchen Compagniearbeit
durch das immer mehr zu Tag tretende hervorragende
Tajent eines unter ihnen in Leubscher angeregt, sondern
dass auch bei der Ausführung diesem einen^ Günther , ein
Haupttheil der Arbeit wie der Ehre zugefallen ist.
Die Art wie Leubscher in seiner Einladungsschrift:
„Die von der studirenden Jugend bey der Schule vor
Litzmax X. 10
146 Anhang.
„Schweidnitz auf oeffentlicher Schaubühne den 24. u.
„26. October dieses 1 7 1 2 Jahres kürzlich vorgestellete
„Athenais"
die Entstehungsgeschichte des Ganzen mittheilt, ist so cha-
rakteristisch für den Mann und giebt eine so anschauliche
Vorstellung von der geistigen Atmosphäre, in der Günther's
poetisches Talent zur Entfaltung kam, dass ich die Haupt-
stellen mit Leubscher's eigenen Worten wiedergebe; zuerst
spricht er sich über den gewählten Stoff, die Geschichte der
Athenais, aus:
„Ich habe diese anrauthige Geschichte unsern Zuhörern
„in den ausgesetzten griechischen Stunden bey Ermangelung
„anderer Bücher (?) aus dem Breviario Historico des Con-
„stantiniManassis erkläret, und weil unterschiedene bekümmerte
„Todesfälle *7 ihnen bisher die traurige Gelegenheit an die
„Hand gegeben, auf deutschen Vers zu denken, so sind sie
„auf die Gedanken gerathen, nach kürzlich vorgestellter Ein-
„nchtung das Werk unter sich zu t heilen und nach dem sehr
„verjüngten Massstabe ihrer poetischen Fähigkeit in deutsche
„Reime zu bringen" .... „Es ist schwerer," bemerkt er an
einer anderen Stelle, etwas kühn, aber mit Rücksicht auf den
Fall, den er im Auge hat, vollkommen richtig, „ein Lust- als
ein Trauerspiel zu schreiben, massen in dem ersteren jegliche
„Person recht lebhaft und natürlich muss abgemahlet werden,
„in dem letzteren aber es frey stehet, manchmal in die Höhe
„zu steigen und wider die Natur zu schreiben. Ich habe bey
„der Bemühung unserer Jugend selbst dann und wann heim-
„lich gelachet, und der gelehrte Leser könnte leichtlich
„errathen, was mir vor ein Sprüchwort aus dem Erasmo
„manchmal eingefallen."
„Ich werde", schliesst er nach längeren Ausführungen,
darunter einer sehr ergötzlichen Verbreitung über das Thema
*7 Am 5. September d. J. war Theoh. Gottfr. Fuchsius (cf. BD i)
und am 30. September der Senior der Dreifaltigkeitskirche Sigism
Ebershacb (cf. BA n. 2) gestorben.
Die Schweidnitzer Gnadenschule.
147
docirender Frauen, gelegentlich der Novella, Tochter des
Johannes Andrea von Bologna „von dem Ueberfluss der Ge-
„danken genöthiget abzubrechen und einer etc. etc. Versamm-
^lung nur das Vorhaben unserer Jugend aufs beste zu recom-
„mandiren, indem sie die gelehrte, gekränkte, reisende, be-
„ glückte und endlich verjüngte Athenais ihrer gnädigen Cen-
„sur in 5 Abtheilungen darstellet, weiter aber mit Entdeckung
„der mittleren Scenen und Auftritte entweder das Papier zu
., ersparen oder ihre Blosse zu decken mit Fleiss zurUcke hält.
„Doch hat sie sich bemühet die Ernsthaftigkeit der wirklichen
„Geschichte durch eingerückte wahrscheinliche Vorstellungen
„zu massigen und dUrffte sich fast wagen, wo es die Zeit und
„Geduld der erbetenen Zuhörer erlaubt durch wechselweise
„angestellete Aufführung des Kornblumischen Schauspiels (?)
„oder einer a»'tigen und durch eigenen Fleiss in unsere Mutter-
„ spräche übersetzten Piece des Msr. Regnard, le legataire
„universel, ihre Mängel versuchen zu ersetzen."
Der Auffuhrung des Drama*s ging eine musikalische Auf-
führung voran, in welcher „nach einer allgemeinen Ermahnung
.,eine Unterredung anstellen: die Natur, die Keuschheit
„Apollo (Sigm. Winckler), die Gelehrsamkeit."
Personen der Athenais waren:
Athenais .
Delicatula
Jocoserius .
Theodosius
Antenius .
I Obtrectator
Atticus . .
Eubulus
Callamisus
Paulinus
Charisius.
Orth.
"Günther.
Joh. Gottfr. Hahn.
Fr. v. Bock.
Blass.
Marbach.
Laupitz.
J. S. Hahn .
G. C. Jachmann.
Das ganze beschloss ein Epilogus musicus.
Wichtig sind diese Andeutungen für die Genesis des
„Thepdqsius" insofern, als wir einmal daraus ersehen, dass
die drei Hauptpersonen beiden Stücken gemeinsam sind :
10^
148 Anhang.
Athenais, später als Kaiserin £udoc:ia genannt, Theodosius
und Paulinus, und ferner, dass auch in der Athenais, wie im
Theodosius, in die tragische Haupthandlung burleske Inter-
mezzi zur Aufheiterung des Publicums eingeschoben warer^
Darauf beziehe ich wenigstens die „«w die Ernsthaftigkeit
der wirklichen Geschichte zu massigen eingerückten wahr-
scheinlichen Vorstellungen^ ; auf deren burlesken Charakter
auch der Name Jocoserius, der vielleicht ein Vorläufer des
„Polylogus" im ^Theodosius" ist, deutet.
Im Jahre 17 13 hat entweder gar keine Vorstellung statt-
gefunden oder die betreffende Einladungsschrift ist verloren
gegangen.
Zum Jahre 17 14 wurden dagegen, wie wir aus (jünther's
Brief an J. G. Hahn (cf. MB n. i. p. 25) erfahren, grosse
Vorbereitungen getroffen: man hatte ein neues Theater erbaut,
und Günther selbst arbeitete eifrig an einer Uebertragung
des „Cyrus" von De la Rue. Allein aus irgend einem Grunde
— Steinbach berichtet (p. 12) gelegentlich, dass in diesem
Jahre ein Schtller den andern im Streit erstochen — kam es
damals zur Einweihung des neuen Theaters nicht, vielmehr
fand dieselbe erst 17 15 statt.
In diesem Jahre erliess Leubscher wieder eine feierliche
Einladungsschrift :
^ „Satis magnum Alterum Alteri theatrum esse oder: Dass
„ein Mensch dem andern immer gar ein grosser Schauplatz
„und erbauliches Schauspiel sey, wird bey dem ersten Auf-
„ tritt auf das neue theatrum unserer in den Schulen vor
„Schweidnitz studirenden Jugend den 17 und 18 Sept. Anno
„171 5 in etlichen Unterredungen aufführen
Joh. Christ. Leubscher."
„Die tiefe Sehnsucht", sagt er im Eingang, „unserer
,. lieben Jugend sich wieder einmal auf einem öffentlichen
„Theatro sehen zu lassen, ist durch die milde Hand und
„hochgeneigte Vorsorge unserer höchst zu ehrenden Herren
„Praesidum abermals gestillet worden als bey der Weite und
Die Schweidnitzer Gnadenschule. 149
„Breite des verlegten und geänderten Theatri auch die von
„ihr geschöpfte weitläufftige Hoffnung zu erfüllen."
Am Schluss heisst es: „Leidet es die Geduld vornehmer
„Gönner, so hat ein fleissiger und in der deutschen und
„lateinischen Poesi bisher sich rühmlich übender alumnus
„unserer Schule, Joh. Christ. Günther von Striegau, die vor
„drei Jahren von uns angefangene Historie der Athenaidis
„vollends auszuführen über sich genommen, und nachdem
„sie nach ihrer Taufe und Vermählung Eudocia genennet
^worden, nunmehro dieser gelehrten Ka%erin fernere Unglück -
„liehe fata in einem kurzen gebundenen Trauerspiel vorzu-
„ stellen und zugleich, weil es die Zeit und etliche Umstände
„anders nicht zulassen wollen öffentlich von unserer Schule
„Abschied zu nehmen."
Leider ist nur zu dem ersten Stück ein Personenver-
zeichniss vorhanden, vom Theodosius dagegen, der auch erst
am 24. September aufgeführt wurde, nichts erhalten als der
BD n. 8 beschriebene Zettel.
Obwol Günther so mit Ehren überhäuft : auch die Can-
tate, welche bei dem Festspiel gesungen wurde (cf. BD n. 7.
cf. auch n. 8) war von ihm gedichtet, Schule und Stadt ver-
liess, hatte er doch in gewissen Kreisen der letzteren den Ruf
eines händelsüchtigen Pasquillanten nicht ganz mit Unrecht
zurück gelassen ; ja gerade im Theodosius hatte er nach seinem
eigenen Zeugniss noch einmal, um einen Ausdruck jener Zeit zu
brauchen, „seinem Satyr die Zügel schiessen lassen" und „die
Lästrer hin und her mit Hasenschrodt getroffen." (cf. MB
n. 34 e.) Hier ist der Punkt, wo der ungünstige Einfluss
von Leubscher 's Persönlichkeit zu Tage tritt ; wir haben oben
gesehen, wie bereit jener war durch den Mund seiner Schüler
sich gegen seine wahren oder vermeintlichen Feinde mit der
Waffe polemischer Satire zu vertheidigen. Kein Wunder, dass
der mit einem scharfen Blick für alle Lächerlichkeiten und
Schwächen seiner Umgebung begabte, reimgewandte Schüler
des Meisters Beispiel nachahmte und im Uebereifer jugend-
licher Unbesonnenheit weit übertraf. Leubscher muss aus
1 50 Anhang.
dem angegebenen Grunde dergleichen Ausschreitungen ent-
weder sehr milde beurtheilt oder gar gebilligt haben, denn
sonst ist es unerklärlich, wie Günther als Schüler es wagen
durfte, nicht nur Lokalsatire in den „Theodosius" zu verweben,
sondern auch vorher bei mehr als einer Gelegenheit satirisch -
polemische Ausfälle gegen, wenn nicht angesehene so doch
bekannte, Persönlichkeiten der Stadt in Druck zu geben. Ich
habe vor allem seine Fehde mit Theodor Krause^ dem Heraus-
geber der „Vergnügung müssiger Stunden oder allerhand .
nützliche zur heutigen galanten Gelehrsamkeit dienende An-
merkungen" (I— XX 17 13 — 32) im Auge. Wie bei den meisten
literarischen Fehden damaliger Zeit handelte es sich um
Lappalien, und die ganze Sache würde, da auch Günther's
Ausfälle, von denen seines Gegners zu schweigen, sich mehr
durch Grobheit als Geist auszeichnen, kaum der Erwähnung
Verth sein , wenn nicht einige dabei zu Tage kommende
Nebenumstände ein eigenthümliches Licht auf die damaligen
Schweidnitzer Verhältnisse und ihren Einfluss auf Günther's
Persönlichkeit werfen würden.
Es liegt mir fern, die unerquickliche Zänkerei durch
alle Stadien zu verfolgen, ich begnüge mich nur zu consta-
tiren, dass das erste nachweisbare Zeugniss derselben aus dem
Jahre 17 14 stammt, — es ist das Abschiedsschreiben an Winckler
{^BA n. I.), aus dem jedoch hervorgeht, dass mindestens ein-
mal vorher schon Angriff und Abwehr ausgetauscht worden
— und dass eine förmliche Aussöhnung der Gegner erst im
Sommer 1720 erfolgte (cf. MB n. 34g p. 57), der ganze
Streit mithin über 6 Jahr gewährt hat.
Interessant aber erscheint mir an der Fehde, ausser dem
Umstände, dass Günther bereits als Schüler in sie verwickelt
wurde, dass andere angesehene Schweidnitzer Persönlichkeiten
sich selbstthätig an ihr betheiligten. Bekanntlich war Günther
ein Schützling des alten Rath Milich (cf. MB n. 31), dessen
ältester Sohn Joh. Gottlieb M. damals geschworner Advocat
des Amts- und Manngerichts war. Letzterer stand in nahen
Beziehungen zu dem Schweidnitzer Stadtarzt Siegmund Hahn
Die Schweidnitzer Gnadenschule. 151
(geb. 1664 t 1742), dem Vater der beiden Schulfreunde
GUnther's, Johann Gottfried und Joh. Siegmund H. Nun
würde es nicht befremden, wenn die beiden Altersgenossen
.Günther's gelegentlich den Gegner ihres Freundes auch ange-
griffen, wie einer von ihnen auch wirklich gethan hat ^^ ;
wunderbarer aber berührt uns, dass der alte Doctor Hahn
und der Advocat Milich mit den Jünglingen darin wetteiferten.
Es geschah dies gelegentlich der Magisterpromotion Joh.
Siegmund Hahn's am 11. Febr. 1717, zu der Günther seine
Satire auf Krause „Apollo ein Patient" (p. 511) erscheinen
Hess. Milich richtete an den Vater des Promovenden jenes
Gedicht, dass man früher für eine Arbeit Günther's ansah
(cf. BD b. n. I.), in dem er den Namen desselben, Siegmund
H., als Anagramm in „Ghussmandi" umformte, und unter
demselben Anägramm richtete der Vater an den Sohn ein
Gratulationsgedicht („Ghussmandi gratulirt zur philosophischen
Krone" etc.), in dem der nachstehende Passus sich auf Krause
bezieht :
„So muss man vordersamst die Priester quelle ^'^ fragen
„Ob dein Geburtsstern auch zur Reverende passt."
Krause blieb übrigens die Antwort nicht schuldig in dem
Gedicht :
„Das verwegene Splitterrichten der heutigen Welt, wollte
„bey dem Gessner- und Crusiusischen Hochzeitsfestin in
„diesen kurtz gefassten Gedancken zjiif Bezeugung
*^ Joh. Siegm. H. in einem GratuUitionsgedicht zur Doctorpromo-
tipn seines Bruders Joh. Gottfr. am 28. Octob, 17 17. Die betreffende
Stelle heisst:
»Das erste so ich da in meine Hände nahm
»Das war ein schön Tractat, in Schweinshaut eingebunden,
»Sehr wol bei müss'ger Zeit und sonst verderbten Stunden,
»Zum Lesen eingericht, auch wol zu Titten gut,
»Zu Hüllen, darein man Stockfisch und Hering thut.«
^9 »Dieses sollen Lebens-Beschreibungen etlicher Theologen seynv,
safft Günther darüber in einer Anmerkung zum »entlarvten Crispinus«,
»aoer das Verdienst der wackern Leute ist auch erst nach ihrem Tode
unter den Händen eines solchen Stümpers zum Märtyrer worden.«
152 Anhang.
^seiner Ergebenheit freyinUthig entdecken Theodor
«Krause.
Plaut. : Istic est thesaurus stultis in Hngua situs
Ut quaestui habeant male loqui melioribus.
(Gedruckt im Jahre 1717, den 14 Aprill
..Cum censura et approbatione Senatus Svidnicensis."
12 pp. 4°.
Den Doctor Hahn nennt er darin „einen in der Einbil-
dung fast ersoffenen Stadtgalen^ und Günther einen „böoti-
sehen Schmierflegel.^ Gunther's Antwort darauf war die wirk-
lich etwas böotisch ausgefallene, weitschweifige Satire: „der
entlarvte Crispin oder die von den Musen gestriegelte Tadel-
.sucht" (p. 491 ; in i p. 416 ist auch die in den späteren Aus-
gaben weggelassene prosaische Vor- und Nachrede abgedruckt.)
Gerade zeitgenössische Stimmen haben Günther hart an-
gegriffen, als einen unfläthigen und masslos händelsüchtigen
Poeten ; sie thun aber unrecht ihm dies als Fehler seines
Charakters anzurechnen : mir scheint, wenn ein Stück, das so
von Zweideutigkeiten gröbster Art wimmelt, wie der ,,Theo-
dosius", unter Leubscher's Aegide vor den Augen der geist-
lichen Herren Schmolck und Scharff auf dem Schultheater,
ohne bei diesen Leuten Anstoss zu erregen, gegeben werden
konnte, utid wenn andrerseits Männer in Amt und Würden,
wie Hahn und Milicb, kein Bedenken trugen unter die Schaar
der Pasquillanten zu gehen, die Gründe für diese Erscheinung
nicht in dem Charakter des einzelnen Individuums, sondern
der ganzen Zeit zu suchen sind. Die Schwächen • und Fehler
(jünther's sollen damit nicht entschuldigt werden, wol aber
möchte zum bessern Verständniss seiner widerspruchsvollen
Persönlichkeit die Beobachtung dienen, dass, wie wir sahen,
auch die Keime zu jenen Fehlern, die so manches harte
Urtheil über ihn hervorgerufen, von denselben Händen, die
sein Bestes entwickeln halfen, wo nicht gelegt, so doch
gehegt wurden.
C'
Alphabetisches Verzeichniss
DER
IN Hand -ABSCHRIFT ODER EINZELDRUCK VOR-
HANDENEN Gedichte.
I. Aus den »Sammlungen«
(die eingeklammerten Ziffern beziehen sich auf die Seitenzahlen der
Sammlungen II — V)
Seite.
^^>Abermal ein Tag vom Jahre (75) 83
Ach Kind, ach liebstes Kind (695) 10 1
Albine wäre gern des Lehrers (554) 95
Allein und doch vergnügt (354) 42
Als Lenchen noch mit treuem (289) 39
Auf der blumen vollen Hey de (287) 98
Bav meint, ich glaube nichts (553) 84
Bedeute doch nur dein Gemüthe (907^ . . . . . 53
Begleitet, wen ihr wollt, ihr (569) 129
Bei so nahen Todeszeichen (114) 64, 109
Crönt werthen Eltern meine Leiche (231) 66
Das Leben gleichet einer Schule (226) 133
Dass noch die ganze Welt in ihren (1059) ^2>
Dass Polypragmon nächst ein alter (555) 85
Dein Fall Hochseeligster (678) 35
Dein Mund gelehrtes Haupt (820) , : . 131
Des Lebens saure Müh (1139) 132
Die Liebe weckt an diesem (1177) 3 5
Die Regung ist zu scharf (557) 43
Die Trennung dient zu grössrer (310) ......... . 102
154 Alphabetisches Verzeichniss.
Seite.
Die ungebunden Hand der ewigen (674) 35
Diss ist die Losung unsrer Pflicht (949) 126
Du bist Hochedler Freund (651) 128
Du Engel, den mir Gott (684) 60
Du erster Aufenthalt der (666) 127
Du Joseph meiner theuem (152) 85
Du meintest nächster Zeit (658) . . . . , 114
Ein Hund zu Wittenberg (553) 94
Ein jung und starkes Blut (554) 85
Ein Mensch, der mit Begier (814) 37
Entschuldige mein Freund (1095) 24
Erlaube meiner Pflicht (760) 38
Erschrick nicht vor dem (281) 107
Erwarte nicht mein Freund (479) ... 105
Erwäge dein Vergnügen (905) 126
Es rühme, wer da will (214) 115, 132
Es soll uns eine Frau (552) 69
Etwas lieben und entbehren (251) 117
Euch Musen dankt mein (181) 38
Freund, welchen Fleiss und Geist (577) 40
Friede, Friede die Losung ist nun (945) 126
Gedacht und auch geschehn (415) 91
Gedenk an mich und sei zufrieden (308) 100
' Gefällt die Dankbarkeit in ihrem (750) 130
G^hab dich wol du lieber Freund (188) 115
Grimani, welchen Gott (555) 84
Heisst diss mein Brüderchen (626) 51, 107
Hemmt ihr geilen Weltsirenen (351) 77, 131
Hilf oder tödte mich (1161) 132
Ich, Blass, Charisius und (1047) 92
Ich will schweigen, mags doch sein (158) 114
Ihr Sterne spart die Silberkerzen (1126) 9$
In Eil muss auch noch werther Freund (585) 81
Ist's möglich, dass du noch (403) 1 32
Kein Mensch hat von des Höchsten (171) 96
Komm Bruder auf mein Wort (583) ^ . . . 107
Alphabetisches Verzeichniss. 155
Seite.
Kommt tröstet mich ihr ahen Tage (183) ........ 38
Krönt werthen Ehern (231) • 66
Lass dich betrübter Freund (619) 94
Lasst sehn, wer unter euch (400) ,. ... 130
Man häh nicht Priesterwahl (1105) 116
Man strafte nächsten Tag den (551)- 87
Mein Engel fluche nicht der (553) 85
Mein Geist bereite dich im Stillen (100) : . 74
Mein Mitleid glaub es mir (822) 65
Molps ist ein Sauertopf (551) 86
Nach so viel Angst und Neid (693) 52
Nächst stritten Wahrheit, Glück und (219) yj, i}i
Nahrung edler Geister (917) 96
Nimm grosser Aaron (1075) 125
Nun empfind' ich's endlich auch (837) . , 97
Nun ist es wol auch einmal Zeit (1152) 76
Nun Kind ich kann dich nicht mehr (269) 100
Nur fort vergnügtes Paar (541) • . . 128
O geh nur harter Sinn (268) 40
O welch ängstliches Betrüben (248) 80
Reiss theurer Gryphius die (754) 127
Sage doch verstocktes Glücke (207) 59
Schönen Kindern Lieder singen (175) 75
So geht nun Lieb' und Tod (1142) 131
Soll kluge Schönheit dein Vergnügen (272) 87, 117
Sollt' ich der einzige von deinen Dienern (574) 127
So soll mich auch durchaus nichts (89) 46
So sollt und musst' es sein (299^ 41
So wenig eine junge Rebe (308) 26
Stille, Stille, dass kein Ton (965) 126
Und wie lange soll ich noch (855) 112
Vermöchten Uebung, Witz, Erfahrung (815) 133
Vertrauter Herzensfreund (758) 130
Von weiten fühlen wir (596) 133
Vor Wehmuth drückt man ja (641) 95
156 Alphabetisches Verzeichniss.
/
*
Seite.
Was ich in Gedanken küsse (249) 108
Was ist das beste Buch (S45) 116
Was Recht und Wahrheit liebt (800) 131
Welch Unglück wittert sich (1083) 126
Weil es nicht anders ist (645) 36
Weinet nicht verwaisten Kinder (902) 126
Wie aber werden denn auch Knospen (825) 87
Wie glücklich lebt doch eine Stadt (904) 126
Wie ist's Calliope! wie sind wir (42^) 113
Wie kannst du doch so viel (935) 37
Wie kommt es, dass ich nie (551) 86
Wie wird es dir nunmehr (419) 58
W^ir Phoebus und die Musenschaar (747) 69
Wo Amor kommst du denn erst heute (237) 109
II. Aus der »Nachlese«
Cdie eingeklammerten Ziffern beziehen sich auf die Seitenzahlen der
ersten und zweiten Auflage der »Nachlese« III b. V b.)
Seit«.
Ach liebstes Lenchen sähstu hier (164. 196) ■ . . . 43
Als Babels stolze Grausamkeit (159. 191) 84
Dein Landsmann ändert itzt (131- 141) 95
Der Liebe fruchtbar Reich (159) 128
Der Mensch das kleine Thier (83) 128
Der Phöbus hält ein grosses Buch (59. 59) 135
Die Feder ziert den Helm (126. 136) 93
Die Liebe gab mir nächst den Pinsel (173. 205) 27
Dir, der du aus bewiesenen Schlüssen (44. 46) 103
Du lockst mich kluger Freund mit (2or'. 235) 70
Du Sappho Schlesiens, du Laura (205. 239) 53
Du weisst mein Schwesterchen (260) 61
Edler Freund, ich traute mir (137. 175) 129
Ein jung und treues Blut (145. 153) 54, 105
Es sei nunmehr gewagt (195. 229) 81
Flieht nur ihr verwaisten (218) 59
Alphabetisches Verzlichniss. 157
Seite.
Gedächt auch die Natur (124. 134) 95
Gedenke von mir, was du willst (89. 99) 69
Göttin, deren Macht und Stärke (182, 214) T . 35
Hat jemals Furcht und Scham (183. 215) 82
Heic ubi Saxonici medius fere (156. 188) 94
Ich gründe mich auf deine Gunst (178. 210) 52
Ich soll vermählte Schwester Braut (69) 127
Im Fall du schwören kannst (207. 241) 54
Johannchen denke dieses Wort (180. 212) 32
Komm mein Engel lass uns (179. 211) 32
Man zwingt mich liebes Buch (125. 135) 86, 116
Me licet a panu (151. 183) 53
Mein Buch, das eure Feder kennt (184. 216) 29
Mein Herz, was fangen wir doch (194. 228) 43
Nun Bruder lass mich auch (142. 150) 82
Nur einen halben Topf (126. 136) 83
Nur fort verdrossner Gaul (172) 129
O lass dich doch nur nicht (35. 37) 107
Quam mihi fata negant (226. 264) )>
Schon wieder ein Pasquill (215. 251) 56
Schweig mein Herz und halt die Triebe (181. 213) 82
So ist nun endlich auch die Zeit (189. 225) 76
Vater nimm doch diesen Titel (219) 60
Verbanne den empfangnen Groll (177. 209) 28
Vergnügt dich theures Haupt (196. 230) 41
Verwandter Bräutigam ich komme (78) 129
Wie gedacht, vor geliebt (98. 108) 30
Wie gerne wollt' ich auch mit Blut (185. 217) 28
Wohin, erzürntes Frauenzimmer (176. 208) 28
Zu leugnen ist es nicht (80) 128
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