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Full text of "Zwei Kapitel der Kācikā"

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Seiner Excellenz 



Herrn Dr. Otto von Böhtlingk 



•widmet diese Zeilen 



als ein geringes Zeichen seiner Verehrung 



der Verfasser. 



Seiner Excellenz 



Herrn Dr. Otto von Böhtlingk 



•widmet diese Zeilen 



als ein geringes Zeichen seiner Verehrung 



der Verfasser. 



Einleitung. 



Zweck und Gebrauch der Übersetzung. 

Die nachstehnde Übersetzung ist der erste Versuch, 
einen zusammenhängenden Abschnitt der Kägikä Vritti in 
eine andre Sprache zu übertragen. Dass ein erster Versuch 
bei einem so spröden Stoffe vollkommen ausfalle, wird man 
nicht erwarten ; die Schwierigkeiten , die sich dem eignen 
Verständnis und der mündlichen Erklärung dieses Textes 
in den Weg stellen, treffen ja in noch höherem Masse für 
eine schriftliche Übersetzung zu, und sie waren an manchen 
Stellen so gross, dass ich den Versuch wohl aufgegeben 
haben würde, wenn mich nicht die Überzeugung, dass hier 
doch einmal ein Anfang gemacht werden müsse, und zwar 
ehe es zu spät ist, immer wieder zum Ausharren bewogen 
hätte. 

Die grammatischen Tractate der alten Inder, vor allem 
die Wortlehre des Panini und die beiden zu ihrer Er- 
klärung dienenden Werke, Mahäbhäshya und KäQikä, sind 
von Interesse sowohl für die indische Philologie als für die 
Sprachwissenschaft im allgemeinen. Während aber das, was 
der Linguist braucht, Kenntnis des Systemes in Anlage 
und Grundzügen zum Vergleich mit dem griechischen und 
Kenntnis des Inhalts, soweit dieser über die Sprache der 
uns erhaltenen Literatur hinausgeht, also direct ans den 

Liebich, Zwei Kapitel der Eä^ikä. i 



n 



Quellen nicht mehr gewonnen werden kann, — während 
alles dieses sich sehr wohl aus einer übersichtlichen Dar- 
stellung der panineischen Grammatik nach abendländischer 
Weise, ohne Kenntnis der Originaltexte, entnehmen Hesse, kann 
der eigentliche Indologe, ob Vedist oder Sanskritist, einige 
Vertrautheit mit der eigentümlichen grammatischen Sprache, 
also eine Beschäftigung mit den Originalen selbst, wie mir alle 
Fachgenossen bezeugen werden, nicht entbehren. Warum? 
Nicht sowohl wegen des erzieherischen Gewinnes, den das 
Studium Panini's für die Erfassung sprachlicher Formen 
gewährt, denn dieser Vorteil ist doch mehr subjectiv und 
kann durch glückliche Anlage ersetzt werden; auch nicht 
wegen der Bedeutung Panini's für die literarische Chrono- 
logie, denn die Feststellung aus sprachlichen Gründen, welche 
Werke der uns erhaltenen Literatur älter als Panini sind, 
bez. in ihrer heutigen Form in die Zeit vor Panini zurück- 
reichen, könnte von grammatischen Specialisten ausgeführt 
werden und ist, wenn einmal sorgfältig durchgeführt, eine 
abgeschlossene Thatsaehe. Aber es giebt einen sehr nüch- 
teiTien und zwingenden Grund, über den wir nicht hinweg- 
kommen: wir brauchen die Kenntnis der grammatischen 
Sprache zum Verständnis der einheimischen Commentare; 
und welche Rolle diese in der indischen Philologie spielen, 
ist bekannt. Manche Werke der späteren Literatur würden 
ohne Commentar wegen ihrer fortwährenden Wortspiele und 
versteckten Beziehungen völlig unverständlich bleiben, von 
den meisten übrigen könnten wir ohne sie nur mehr einen 
matten Abglanz als ein lebendiges Verständnis gewinnen. 
Die Sütratexte sind von vornherein von einer mündlichen 
Erklärung begleitet gewesen, welche ihre skelettartige Dar- 
stellung gewissermassen mit Fleisch und Blut bekleidete; 
diese Tradition ist uns ebenfalls grösstenteils in den Com- 
mentaren aufbewahrt. Den Nutzen der Commentare der 
Brähma^ia's wird jeder Forscher auf diesem Gebiet dank- 
bar anerkennen, und über Säya^a's Commentar zum Rigveda 



m 



mag man denken wie man will: um über ihn richtig zu 
urteilen, muss man ihn zuvor richtig verstehen, und darüber 
werden alle gewissenhaften Vedaforscher einig sein, dass 
man in jedem schwierigen Falle zuvor seine Erklärung 
ebenso gut wie die von Roth oder Ludwig nachzuprüfen 
habe, ehe man eine eigne neue aufstellt. 

Alle diese Commentatoren aber sind tüchtige Gramma- 
tiker gewesen, sie kennen ihren Panini gründlich und setzen 
dieselbe Kenntnis bei ihren Lesern voraus. Die einzelnen 
Worte führen sie auf die Wurzeln zurück, indem sie Panini's 
Regeln citiren oder noch öfter blos andeuten. In der Art 
der Auflösung (vigrdha) der grammatischen Funktionen halten 
sie sich gleichmässig und streng an den von den Gramma- 
tikern geschaffenen Sprachgebrauch. Die Commentatoren 
kann man daher niemals aus ihnen selbst, sondern nur aus 
den Grammatikern verstehen lernen, um die Wahrheit zu 
sagen, so kann man in Mallinätha's Commentaren zu Käli- 
däsa ohne Kenntnis Panini's nicht drei Zeilen verstehen, 
und auch bei Säya^ia wird man auf jeder Seite auf Stellen 
stossen, die dem Nichtgrammatiker halb oder ganz unver- 
verständlich bleiben. Einige Vertrautheit mit dem gramma- 
tischen Qästra, das heisst: Kenntnis der geläufigsten Kunst- 
ausdrücke und der häufigsten Regeln Panini's und die Fä- 
higkeit, die minder häufigen bei ihrem Vorkommen zu identi- 
ficiren, sollte daher als ein Postulat für jeden Indologen gelten. 

Freilich wird ein solches Postulat solange mehr theo- 
retische Geltung haben, als die Mühe, sich in den Besitz 
dieser Kenntnisse zu setzen, noch so gross ist, dass das 
grammatische Qästra fast ein Studium für sich erfordert. 
Die indische Grammatik hat einen ausgesprochen esoterischen 
Charakter; der Zugang ist schwierig zu erlangen, wenn aber 
diese formalen Schwierigkeiten einmal überwunden sind, so 
zeigt sich der Inhalt der Lehre wegen der vollkommenen 
Harmonie, in der sich alle Teile untereinander und zum 
Ganzen befinden, bei allem Reichtum übersichtlich und klar. 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. i« 



r^ 



Niemand hat sich um das Verständnis Panini's so grosse 
Verdienste erworben als unser allverehrter Böhtlingk; denn 
auch die grösste Leistung auf grammatischem Gebiete, die 
kritische Ausgabe des Mahäbhäshya durch Kielhorn, setzt zu 
ihrer Benützung schon eine gründliche elementare Kenntnis 
des Vyäkara^ia-Qästra voraus, die aus dem Mahäbhäshya 
selbst nicht zu erlangen ist. Vor der ersten Panini- Ausgabe 
Böhtlingks (1840) mit Indices und knappen Anmerkungen 
muss sein Studium in Europa einfach unmöglich gewesen 
sein; die wenigen Europäer, die ihn damals verstanden, 
hatten ihn unter der Beihülfe indischer Pandits kennen ge- 
lernt, die sich im Besitz der mündlichen Tradition befanden. 
Dieser ersten Ausgabe folgte 1887 eine zweite mit neuen, 
noch reicheren Indices und Übersetzung der Sütra. Dass 
diese Übersetzung, das Werk eines Mannes, der sich sein 
Leben lang mit den indischen Grrammatikern beschäftigt 
hat, nicht ganz frei von Fehlern ist, zeigt besser als alles 
Andere, welch ungewöhnliche Schwierigkeiten hier zu über- 
winden sind. 

Die nachstehnde Übersetzung stellt sich als ein be- 
scheidener Anhang zu diesem gewaltigen Werke dar. Den 
inneren Zusammenhang der Regeln untereinander, die gram- 
matische Methode mit Erklärung der Kegel, Beispiel und 
Gegenbeispiel, kurz die ganze grammatische Redeweise kann 
man nirgends besser als aus der Kägikä kennen lernen, 
sodass diese recht eigentlich den Schlüssel für ein tieferes 
Verständnis Panini's bildet. Bei der Gleichmässigkeit des 
Stiles lässt sich hoffen, dass, wer den hier übersetzten Ab- 
schnitt durchgearbeitet hat, auch alle übrigen Teile des 
Werkes ohne Mühe verstehen wird. Mein Zweck ist er- 
reicht, wenn es durch meine Übersetzung dem jungen Sans- 
kritisten etwas leichter als bisher gelingt, Panini soweit 
kennen zu lernen, dass ihm die Sprache der indischen Com- 
mentare verständlich wird. 

Ich gebrauchte oben (S. I) den Ausdruck: ehe es zu 



spät ist. Dies bezieht sich darauf, dass seit Einführung 
der abendländischen Unterrichtsmethode in Britisch - Indien 
die Kenntnis der alten mündlichen Tradition, die bisher die 
vorzüglichste, wenn auch nur wenigen zugängliche Quelle für 
ein vollkommenes Verständnis des Vyäkara^ia-Qästra war, 
immer seltener wird und voraussichtlich in nicht allzu ferner 
Zeit zugleich mit den letzten Vertretern der alten Richtung 
für immer dahingeschwunden sein dürfte. 

Der Gebrauch der Übersetzung ist in der Weise ge- 
dacht, dass man das Original dabei stets vor Augen hat. 
Für sich allein betrachtet, dürfte die Übersetzung kaum 
verständlich sein; andernfalls wären grosse Freiheiten im 
Ausdruck unvermeidlich gewesen, was mir als das grössere 
Übel erschien. Für die Verweisungen auf andre Teile der 
Grammatik, die nicht ganz zu umgehen waren, wird die 
eben erwähnte neue Panini - Ausgabe von Böhtlingk vor- 
treifliche Dienste leisten. Ihre reichen Indices verstatteten 
mir, die erklärenden Anmerkungen auf ein Minimum zu 
beschränken. 

Inhalt des übersetzten Abschnittes. 

Die übersetzten Kapitel, die beiden ersten des zweiten 
Buches, handeln von der Zusammensetzung der Nomina, ohne 
jedoch diesen Gegenstand zu erschöpfen. Andre Stellen der 
Grammatik, die sich mit demselben Redeteil beschäftigen, 
sind, von vereinzelten Regeln abgesehen, II, 4, 1 — 31 (Nu- 
merus und Genus der Composita), III, 2, 1—101 (Upapada- 
Composita, d. h. Composita, deren Hinterglied als selbstän- 
diges Wort nicht gebraucht wird), V, 4, 68—160 (Auslaut 
der Composita), VI, 2 (Accent der Composita) und VI, 3 
(Gestalt des Vordergliedes). 

II, 1, 1 kann als Überschrift für die ganze Syntax 
gelten, zu der in der einheimischen Grammatik die Compo- 
sition gehört, insofern hier die Composita (mit Ausnahme 
der Üpapada-Composita) nicht aus Stämmen oder Wurzeln, 



VI 



sondern aus fertigen Worten abgeleitet werden. II, 1, 2 
handelt vom Parängavadbhäva, einer Art Zusammenrückung, 
bei der ein Teil seinen Accent einbüsst, während die Ge- 
stalt der Worte unverändert bleibt. Der Parängavadbhäva 
stellt also eine losere Form, eine Vorstufe der eigentlichen 
Composition dar, und ist daher hier am richtigen Platze. 
11, 1, 3 kann als Überschrift für die beiden übersetzten 
Kapitel gelten, II, 1, 4 als Überschrift des ersten Ab- 
schnitts, der die Namen und Arten der indischen Composita 
aufzählt; und zwar handelt er der Reihe nach vom Avya- 
yibhäva (H, 1, 5—21), Tatpurusha (II, 1, 22—2, 22), Bahu- 
vrihi (II, 2, 23—28) und Dvandva (II, 2, 29). Der zweite 
Abschnitt, II, 2, 30—38, behandelt die Stellung der Glieder 
im Compositum. 

Einteilungsprincip der indischen Composita. 

Die von den einheimischen Grammatikern gefundene 
Einteilung der Composita nach ihrer Bedeutung ist seit 
ihrem Bekanntwerden durch Wilkins und Forster und nach 
ihrer Sanctionirung und Weiterverbreitung durch Bopp in 
alle späteren Darstellungen des Sanskrit und selbst anderer 
Sprachen übergegangen, da diesem Kapitel die abendlän- 
dischen Grammatiken bis dahin durchaus nichts Entspre- 
chendes an die Seite zu setzen hatten. Zuerst legte man 
die von Vopadeva und andern Nachzüglern vorgenommene 
Verschlechterung des panineischen Systems zugrunde, indem 
man die offenbaren Mängel dieser Einteilung in sechs Klassen 
von ganz verschiedenem Charakter so gut als möglich zu 
bessern suchte. Diejenigen abendländischen Grammatiker, 
die auf Panini selbst zurückgegangen sind, wie Benfey, 
Max Müller, Kielhom, geben sämtlich die richtige Ein- 
teilung in die eben genannten vier Hauptklassen, indem sie 
Karmadhäraya und Dvigu als Unterklassen des Tatpurusha 
behandeln. Das Princip aber, das dieser Vierteilung zu- 
grunde liegt, und 4as in der panineischen ScbiUe bis in die 



vn 



letzten Ausläufer hinein (vgl. Laghukaumudi ed. Ballan- 
tyne No. 961) treulich bewahrt worden ist, findet sich bisher 
nur in der Grammatik des zuletzt genannten Gelehrten, auch 
hier, wie es scheint, ohne Beachtung zu finden. Bei dem 
Sechsklassensystem ist es völlig .verwischt, und auch aus 
Panini selbst, ohne die Überlieferung der Commentatoren, 
wäre es schwer zu erkennen, da es im Sütra nur ange- 
deutet und überdies von Panini nicht gleichmässig durch- 
geführt worden ist. Ich habe es bereits (Panini S. 60) kurz 
erwähnt, will aber hier noch einmal ausführlicher darauf 
zurückkommen, da es, auch abgesehen von dem historischen 
Interesse, neben allen seinen späteren Abkömmlingen noch 
immer Beachtung, vielleicht sogar den Vorzug verdient. 

Dieses Princip, wie es im Bhäshya zu 11, 1, 6. 20 und 
49 ausgesprochen und discutirt wird, lautet: iha Jcagcü sam- 
äsah pürvapadärtJiapradhänah, kagcid uttarapadärthapradhä- 
nah, Jcagcid anyapadärthapradhänah, haqcid iibhayapadärtlia' 
pradhänah, pürvapadärthapradhäno 'vyaytbhävah , uUarapa- 
därthapradhänas tatpurushah, anyapadärthapnidhäno bakuvrlhih, 
ubhayapadärthapradhäno dvandvah 'in manchen Compositis ist 
der vordere Begriff die Hauptsache, in manchen der hintere, 
in manchen ein anderer, in manchen beide. Die ersten 
heissen Avyayibhäva, die zweiten Tatpurusha, die dritten 
Bahuvrihi, die vierten I)vandva\ 

Suchen wir uns dies zunächst durch je ein Beispiel aus 
dem Deutschen zu verdeutlichen: Vorhanden = vor den 
Händen; das Vorderglied regiert das Hinterglied: Avyayi- 
bhäva. Muttersprache = Sprache der Mutter; das Hinter- 
glied regiert das Vorderglied: Tatpurusha. Eotbart = ein 
Mann, dessen Bart rot ist oder der einen roten Bart hat; 
der Schwerpunkt liegt ausserhalb des Compositums: Bahu- 
vrihi. Schwarzweiss = Schwarz und Weiss; beide Glieder 
stehn gleichwertig nebeneinander: Dvandva. 

Da nach der Combinationslehre nicht mehr als diese 
vier Figuren: -| , f-, , + + möglich sind, so 



vm 



muss jede^ echte zweigliedrige Compositum in einer dieser 
vier Klassen Platz finden. Wo das Sprachgefühl nicht mehr 
deutlich empfindet, wie z. B. in Grummet = ahd. gruon-mät, 
entzwei = engl, in two, kann die historisch -vergleichende 
Grammatik Aufschluss geben. Was die mehrgliedrigen Cora- 
posita anlangt, so haben in den Dvandva auch hier alle 
Glieder gleiches Gewicht; vgl. Schwarzrotgold. Alle übrigen 
lassen sich auf zweigliedrige zurückführen. 

Diese Einteilung scheint mir, da der Einteilungsgrund 
angemessen und wesentlich ist, unsre Einsicht in das Wesen 
der Composition zu fördern, ohne dass wir uns von vorn- 
herein an eine bestimmte Theorie über die Entstehung dieser 
Bildungen zu binden brauchten, eine Gefahr, der die meisten 
modernen Einteilungen nicht entgehen. 

Aus einer wichtigen Stelle der KäQikä, I, 2, 57, er- 
fahren wir, dass Panini dieses Prinzip von den 'früheren 
Lehrern', seinen Vorgängern übernommen hat. Prüfen wir 
nun seine Ausführung des Princips im einzelnen, so er- 
kennen wir bald, dass Panini bei einer Klasse, nämlich bei 
den Avyayibhäva, dasselbe durchbrochen hat, indem er ein 
formales Element in die Klassifikation einführte. Er hat 
in dieser Klasse alle adverbialen (und, was damit in seinem 
System zusammenfällt, indeclinabeln) Composita vereinigt, 
und deutet dies schon durch den Namen an, denn avyayibhävah 
bedeutet : was aus einem Nicht- Avyaya durch die Composition 
zu einem Avyaya wird (Bhäshya zu II, 1, 5). Dadurch aber 
werden die Grenzen dieser Klasse, wenn sie auch in der 
Hauptmasse von vornherein aus Adverbien besteht, nach 
beiden Seiten hin etwas verschoben: es kommen Composita 
hinein, die zur zweiten Klasse gehören sollten, wie gäkaprati 
(1, 9), dvimuni (1, 19), saptagangam (1, 20), oder zu den 
Bahuvrihi, wie Lohitagangam (1, 21), nur weil sie indecli- 
nabel sind, (so z. B. LohUagangam vasati 'er wohnt in Lohi- 
tagangam', vgl. II, 4, 84 Vä. 1); auf der andern Seite 
werden Adjectiva wie saputrah 'mit dem Sohne' (2, 28), 



IX 



nishkaugämbih 'der aus KauQämbf (2, 18 Vä.) von den Avyayi- 
bhäva getrennt und müssen anderswo untergebracht werden. 
Diese Trübung des Princips hat dann auch in den übrigen 
Klassen einige weitere Verschiebungen zur Folge. 

Fragen wir nach dem Grunde der Abweichung von 
einem so schönen und klaren Princip, so werden wir gut 
thun, uns vor einer rasch absprechenden Verurteilung zu 
hüten. Deutet uns doch Panini durch den Zusatz anyapa- 
därthe in II, 1, 21 selbst an, dass er sich der innern Zu- 
gehörigkeit von Worten wie LohUagaügam zur Bahuvrihi- 
Klasse wohl bewusst war. Eher werden wir den Grund 
der Abweichung, wie so manches Andre, was uns in seinem 
Werke zuerst stutzen macht, in den äusseren Verhältnissen 
suchen dürfen, denen er Rechnung tragen musste. Diese 
Verhältnisse werden uns von Patanjali in der Einleitung 
des Mahäbhäshya vor Augen geführt. Panini befand sich 
in einer Zwangslage. Da aller Unterricht mündlich war, so 
hätten die grössten inneren Vorzüge seinem Werke nicht 
zur praktischen Einführung und damit zur Conservirung 
verhelfen können, wenn mit ihnen nicht gewisse äussere 
Vorzüge, die wir von unserem Standpunkt oft gar nicht als 
Vorzüge empfinden, vor allem grösstmögliche Kürze, Hand 
in Hand gegangen wären. Es ist nun offenbar bequemer 
und kürzer, alle indeclinabeln Composita in einer Klasse zu 
vereinigen und dann mit einem einzigen Worte (I, 1, 41) 
ihnen diese Eigenschaft mit den sich daraus ergebenden 
Folgerungen zu verleihen, als zu lehren: Zu den Avyaya 
gehören 1. alle Pürvapadärthapradhäna, mit Ausnahme von 
saputrah, nishkaugämhih etc.; 2. von den Uttarapadärthapra- 
dhäna gäkaprati, dvimuni etc.; 3. von den Bahuvrihi Lohita- 
gangam etc. Panini opferte also hier — vielleicht mit 
schwerem Herzen — die Wissenschaftlichkeit dem prak- 
tischen Bedürfnis. 

Für uns sind solche Gründe natürlich nicht massgebend, 
und e3 ist eine anziehende Aufgabe, die indischen Composita, 



X 



unbekümmert um ihre äussere Form, streng nach diesen 
logischen Kategorien zu sondern. Wir können uns dabei 
fast ausschliesslich an das von den einheimischen Gramma- 
tikern gebotene Material halten, da die in der Literatur 
sich findenden Zusammensetzungen sich an jene vortrefflich 
gewählten typischen Beispiele leicht anschliessen. Zweifel 
über die Zugehörigkeit zu dieser oder jener Klasse erheben 
sich nur in seltenen Fällen, wo wir unsicher sind, wie das 
Compositum in der lebenden Sprache empfunden wurde, sind 
also mehr subjectiver Art, als in einem Mangel des Princips 
begründet ^ 

Wenn wir auf diese Weise in die Masse der indischen 
Composita Übersicht und Gruppirung gebracht haben, ergiebt 
sich als weiteres Teilungsmoment von selbst das zunächst 
Wichtigste, der Charakter des Pradhäna oder regierenden 
Gliedes, also beim Tatpurusha des Hintergliedes, in der 
Pürvapradhäna-Klasse des Vordergliedes, beim Dvandva bei- 
der. Die hergebrachte Einteilung in Substantiva, Adjectiva 
(denen sich die Participia anschliessen) und Ädverbia ist 
ja nicht streng durchführbar, aber als secundärer Eintei- 
lungsgrund immerhin nützlich. Nur bei den Tatpurusha, der 
weitaus stärksten Klasse, schien es mir geboten, zwischen 
den oberen und unteren Einteilungsgrund (wiederum nach 
dem Vorbilde Panini's) einen anderen einzuschieben, nämlich 
die Beziehung zwischen regiertem und regierendem Gliede. 
Dieselbe kann imgrunde nur zweierlei Art sein, je nachdem 
das Vorderglied mit dem Hinterglied congruent oder zu ihm 
in dem Verhältnis eines Casus obliquus stehend zu denken 



^ So z. B. könnte das Adverb samabhümi (1, 17) a priori sowohl 
der Auflösung samam hhümyä *dem Erdboden gleich' als samäyäm bhü- 
mau *auf ebener Erde' entsprechen. Im ersteren Falle gehört es in die 
PüiTa-, im letzteren in die Uttara- Klasse. Hier spricht die Variante 
samambhümi bei Vardhamäua, die auch in der Literatur belegt ist, 
durch Form und Bedeutung für die erstere Auffassung. 



XI 



ist. Adverbiale Vorderglieder schliessen sich leicht dem 
einen oder dem anderen an\ 

Dieser selbe Einteilungsgrund, die Beziehung auf das 
regens, ergiebt sich naturgemäss als nächster Einteilungs- 
grund bei den Bahuvrihi's, die ja überhaupt kein Pradhäna 
enthalten. Hier kommt nur der zweite Fall vor: jeder 
Bahuvrihi lässt sich in einen Relativsatz auflösen, dessen 
Eelativpronomen in irgend einem obliquen Casus steht (vgl. 
die KäQ. zu 2, 24) 2. 

Den Einteilungsgrund der weiteren Subdivisionen wird 
man überall leicht erkennen. 

Zum Schluss noch einige Worte über Reihenfolge und 
Namen der vier Klassen. Ich habe die Reihenfolge + +, 
1-5 H , gewählt, da sie den allmählichen Über- 
gang von nicht mutirten zu mutirten, von substantivischen 
zu adjecti vischen Compositis am besten veranschaulicht'. 
Der Name Dvandva bedeutet Paar und erinnert daran, dass 
die zweigliedrigen Copulativcomposita den ältesten und zahl- 



^ Man könnte daher auch, da der Nominativ der Casus des Con- 
gruenz -Verhältnisses ist, die sämmtlichen Tatpurusha nach dem Casus 
des Vordergliedes in siehen Klassen teilen , Nominativ-Tatpurusha (= Ka- 
rmadhäraya), Accusativ-Tatpurusha u. s. w. Vgl. den Nachtrag S. XXXVIII. 

* Bopp und seine Nachfolger wollen in jedem Bahuvrihi den Be- 
griff des Hahens oder Besitzens erhlicken, nennen daher diese ganze 
Klasse possessive Composita, m. E. nicht ganz zutreffend. Wie ge- 
zwungen ist die Umschreihung z. B. von uddhritaudanä sthäU (2, 24) 
durch *ein Topf, der herausgenommenen Reis hesitzt* statt *ein Topf, 
aus dem der Reis herausgenommen wurde* ; und solche Bahuvrihi's finden 
sich schon m den ältesten Brähmaija's, lange vor jeder Beeinflussung der 
Sprache durch grammatische Reflexion. Man muss doch solche Worte 
aus dem Geiste der behandelten Sprache, nicht der unsrigen zu er- 
klären suchen, und da der Inder in seiner ganzen reichen Sprache kein 
Wort für "haben* besitzt, so hat er auch sicherlich nicht mit diesem 
Begriffe gedacht. 

' Panini lässt* die Bahuvrihi's und Dvandva's unmittelbar aufein- 
ander folgen, um einmal das Wovt ßnekam zu sparen. 



xn 



reichsten Bestand dieser Klasse bilden. Tatpurusha ('sein 
Diener') und Bahuvrihi (ein Land etc., 'in dem viel Reis 
wächst') sind typische Beispiele ihrer Klassen. Diese drei 
Namen aufzugeben, liegt kein Grund vor. Der Name Avya- 
yibhäva dagegen ist nach dem oben Gesagten nicht mehr 
zutreffend. 

A. Typus + +. 

Ubhayapadärthapradhäna, Ubhaya-Klasse oder 

Dvandva. 
Alle Glieder des Compositums haben gleiches 
Gewicht. Ihre Beziehung untereinander ist gewöhn- 
lich copulativ, zuweilen disjunctiv (vgl. dviträh) oder 
adversativ (vgl. Jcritäpakritah). 

L Substantiv und Substantiv. 

plaJcshanyagrodhau 'Plaksha und Nyagrodha' (2, 29. 34) 
grlshmavasantau (2, 34) mätäpitarau (2, 34) graddhämedhe 
(2, 34) dikshätapasl (2, 34) Äratväyanibandhakl (2, 31) snä- 
taJcaräjänau (2, 31) Vishvaksenärjunau (2, 31) Yndhishthi- 
rärjunau (2, 34) gabdärthau (2, 31) arthagahdau (2, 31) dha- 
rmärthau (2, 31) arthadharmau (2, 31) kämärthau (2, 31) 
arthdkämau (2, 31) citräsvätl (2, 31. 34) JcrittiJcärohini/au (2, 
34) hhäryäpatl (2, 31) jäyäpatl (2, 31) jampatl (2, 31) dampatl 
(2, 31) putrapatl (2, 31) gmagrukegau (2, 31) sarpirmadhum 
(2, 31) madhiisarpisM (2, 31) ädyantau (2, 31) antädl (2, 31) 
gunavriddhl (2, 31) vriddhigunau (2, 31) FatiLguptau (2, 32) 
Mridu^uptau (2, 32) Indrägni (2, 33) Indraväyü (2, 33) agvä- 
vrishau (2, 33) vrishägve (2, 33). 

dhavakhadirapalägäh 'Grislea, Mimose und Butea' (2, 29. 
34) Patumridugukläh (2, 32) Patuguklamridavah (2, 32) agva- 
rathendräh (2, 33) Indrarathägväh (2, 33) gankhadundubhivl- 
näh (2, 34) vmägankhadundubhayah (2, 34) hemantagigirava- 
santäh (2, 34) brähmanakshatriyavitgüdräh (2, 34). 

ulükhalamiisalam 'Mörser und Keule' ^2, 31) tandula- 
kifivam (2, 31) vöMvacam (2, 29) vägdrishadam (2, 29) dfir 



xm 



shadupdlam (2^ 31) CUrarathabälMkam (2, 31) Ävantyagma- 
Tcam (2, 31) güdräryam (2, 31) akshibhruvam (2, 31) däraga- 
vam (2, 31) Vaikärimatam (2, 31} gajaväjam (2, 31) gopäla- 
dhanlpüläsam (2, 31) püläsakakarandain (2, 31) sthülapüläsam 
(2, 31) uQirabljasinjäsiham (2, 31) putrapagu (2, 31) Äa^a- 
gmagru (2, 31) girobljam (2, 31) ushtrakharam (2, 33) tishtra- 
gagakam (2, 33) kugakägam (2, 34) garagädam (2, 34). 

IL Zahlwort und Zahlwort. 

navatigatam * hundertundneunzig' (2, 34) ehädaga (2, 34 
Bh.) dt;ädafa (2, 34 Bh.). 

dviträh 'zwei oder drei' (2, 26. 34) tricaturäh (2, 25. 34). 

in. Adjectiv und Adjectiv. 

krishnaguMah 'schwarz weiss' (1, 69 Har.) guklabdbhruh 
(1, 69 Har.) haritababhruh (1, 69 Bh.) harüaguklah (1, 69 
Har.) babhrukapilah (1, 69 Har.). 

snätänuliptah 'gebadet und gesalbt' (1, 49) krishtasaml- 
kritah (1, 49) dagdhaprarüdhah (1, 49) liptaväsitam (2, 31) 
siktasammrishtam (2, 31) bhrishtaluncüam (2, 31) arpi^o^am 
(2, 31). 

krüäkrüah 'gethan und zugleich nicht gethan' (1, 60) 
bhuktäbhuktah (1, 60) pttäpltah (1, 60) uditänuditah (1, 60) 
agüänagüah (1, 60) klüshtäkligüah (1, 60). 

gatapratyägatam 'ein Gehn und Kommen zugleich' (1, 60 
Vä.) yätänuyätam (1, 60 Vä.). 

kritäpakrüah 'gethan aber schlecht gethan' (1, 60 Vä.) 
bJmUavibhuktdti (1, 60 Vä.) p^tavipiltah (1, 60 Vä.). 

IV. Adverb und Adverb. 

uccävacam 'auf und ab' (1, 72)^ uccanlcam (1, 72) äco- 
pacam (1, 72) äcaparäcam (1, 72) nigcapracam (1, 72). 



^ Aus tid ca ava ca. Entsprechend bei den folgenden. 



XIV 



B. Typus 1-. 

Uttarapadärthapradhäna^ Uttara-Klasse oder 

Tatpurusha. 

Der Schwerpunkt ruht auf dem Hintergliede, das 

Vorderglied ist diesem untergeordnet. 

a. Congruente Tatpurusha (Karmadhäraya). 
Vorder- und Hinterglied stehn bei der Auflösung 

stets in demselben Casus. 

V. Hinterglied Substantiv. 

räjarshih 'ein König-Seher, königlicher Seher' räjadantah 
(2, 31) vlrapuriishah (1, 58) purushavyäghrah^ (1, 56) puru- 
shasimhah (1, 56) muJchapadmam (1, 56) muJchakamalam (1, 
56) karakisalayam (1, 56) pärthivacandrah (1, 56) govrindä- 
rakah (1, 62) agvavrindärakah (1, 62) gonägah (1, 62) a^a- 
nägdh (1, 62) goJcunjarah (1, 62) agvdkunjarah (1, 62) gopra- 
Jcändam (1, 66) agvaprakändam (1, 66) gomatallikä (1, 66) 
agvamatallikä (1, 66) gomacarcihä (1, 66) agvamacarcikä (1, 
66) ibhapotä (1, 65) ibhayuvatih (1, 65) gogrishtih (1, 65) 
godhenuh (1, 65) govagä (1, 65) govehat (1, 65) gobashkayam 
(1, 65) Kathapravaktä (1, 65) Kathagrotriyah (1, 65) Kathä- 
dhyäpakah (1, 65) kumäragramanä (1, 70)^ kumärakulatä (1, 
70) kumäratäpasl (1. 70) kumäradäsl (1, 70) kumärabandhakl 
(1, 70) kumärädhyäpakah (1, 70). 

Saptarshayah 'die sieben Rishi's' (1, 50) Pancämräh (1, 
50) ekabhikshä (1, 49) ekagätl (1, i9) pancaphall (1, 51) i^awca- 
jpwfö (1, 52) dagapüU (1, 51) pancakumäri (1, 51) dagaku- 
märi (1, 51) dvimuni (1, 19) trimuni (1, 19) ekavirngatibhärad- 
väjam (1, 19) saptagangam (1, 20) dviyamunam (1, 20) ^^ötwca- 
nadam (1, 20) saptagodävaram (1, 20). 

nilotpalam 'blauer Lotus' (1, 57) raktotpalam (1, 57) 
krishnasarpah (1, 57) hhitagälih (1, 57) JTn^Awavetiw« (1, 21) 



* Ein Tiger in Menschengestalt, ein menschlicher Tiger. 
' Eine, die als Kind Nonne wird. 



XV 



sarvadeväh (1, 49) sarvamanushyäh (1, 49) jaradähastl (1, 49) 
jaradgrishtih (1, 49) jaradvriUih (1, 49) puränännam (1, 49) 
navännam (1, 49) kevalännam (1, 49) puränävasatham (1, 
49) navävasatham (1, 49) Pürveshukämagami (1, 50) J.jpare- 
shukämagamt (1, 50) päpanäpitah (1, 54) päpakulälah (1, 54) 
anakanäpitah (1, 54) anakakulälah (1, 54) pürvapurushah (1, 
58) aparapurushah (1, 58) prathamapurushah (1, 58) cam- 
mapurushdh (1, 58) jaghanyapurushah (l, 58) samänapwrw- 
5ÄaÄ (1, 58) madhyapurushah (1, 58) madhyamapurushah (1, 
58) satpurushah (1, 61) mahäpurushah (1, 61) ^ammopwrw- 
5ÄaÄ (1, 61) uUamapurushah (1, 61) utkrishtapurushah (1, 
61) katarakathah (1, 63) katarakäläpah (1, 63) kafamakathah 
(1, 63) katamakäläpah (1, 63) kimräjä (1, 64) kimsakhä (1, 
64) kimgauh (1, 64) pürvakäydh (2, 1)^ aparakäyah (2, 1) 
adharakäydh (2, 1) uttarakäyah (2, 1) madhyähnah (2, 1) 
säydhnah (2, 1) ardhapippall (2, 2) ardhakogätakl (2, 2) di;i- 
tlyabhikshä (2, 3) tritlyabhikshä (2, 3) caturthabhikshä (2, 3) 
turyabhikshä (2, 3) turlyabhikshä (2, 3 Vä.) kadärajaiminih 
(2, 38). 

abrähmanah 'ein Nichtbrahmane' (2, 6) avrishalah (2, 6) 
kupurushah (2, 18) dushpurushah (2, 18) supurushah (2, 18) 
atipurushah (2, 18) präcäryah (2, 18) pränteväsl (2, 18). 

VI. Hinterglied Adjectiv. 

humärapatuh 'als Kind geschickt' (1, 70) kumäräbhirü" 
pakah (1, 70) kumärapravrajitä (1, 70) kumäragarbhinl (1, 
70) kumäramriduh (1, 70) kumärapandüah (1, 70) kumäraku- 



^ In den 2, 1 — 5 aufgezählten Compositis regiert nach Panini das 
Vorderglied, z. B. pürvaMyali = pürvatß käyasya 'der Vorderteil des 
Leihes'. Vom streng logischen Standpunkt aus ist es in der That richtig, 
pürvapurushaii * Vordermann' und pürväkäyobti 'Vorderleih', die ja zwei 
ganz verschiedene Vorstellungen involviren, voneinander zu trennen. Hi- 
storisch hetrachtet dürften aber doch beide zur Uttara-Klasse gehören, da 
man bei Bildung dieser Worte schwerlich den Unterschied bereits deut- 
lich empfunden hat. Vgl. pürvakäyab, und Vorderleib ^ ar(ZÄa|wi)pa?i und 
Halbmond, madhyähnai^ und Mittag. 



XVI 



gdldh (1, 70) humäracapalah (1, 70) kumäranipunah (1, 70) 
grenikritäh (1, 59) ükakrüäh (1, 59) Tcumudagyenah (1, 55) 
gastrlgyämah (1, 55) hamsagadgaddh (1, 55) nyagrodhaparima- 
ndaldh (1, 55) chättravyamsakah (1, 72) mayüravyamsakah 
(1, 72) Kambojamundah (1, 72) Yavanamundah (1, 72). 

krishnalohitah 'dunkelrot' ^ dakshinapürvah (2, 26) pürvo- 
ttarah (2, 26) uttarapagdmah (2, 26) pagcimadakshinah (2, 26) 
yuvakhalatih (1, 67) yuvapalitah (1, 67) yuvavalinah (1, 67) 
yuvajaran (1, 67) krishnasärangah (1, 69) lohitasärangah (1, 
69) krishnagabalah (1, 69) lohitagabalah (1, 69) wi^Äanwa- 
gyämah (1, 72) nagnamushitah (2, 31) avaklinnapakvah (2, 31). 

äpingalah 'etwas braun' (2, 18) sarvakrishnah (2, 35) 
tulyagvetah (1, 68) tulyamdhän (1, 68) sadrigagvetah (1, 68) 
sadrigamahän (1, 68) vispashtapatuh (2, 32) sämikritah (1, 
27) sämipltdh (1, 27) sämibhuktah (1, 27) ishadraktah (2, 7) 
Ishatpltah (2, 7) Ishadunnatah (2, 7) ishadvikatdh (2, 7) ^5Äa^ 
pingalah (2, 7) tshcUkadärah (2, 7) snätväkälakah (1, 72) 
pUtvästhvrakah (1, 72) bhuktväsuhitah (1, 72) proshyapäpiyän (1, 
72) utpatyapäkalah (1, 72) nipatyarohitah (1, 72) koshnah (2, 18) 
kadushfiah (2, 18) kavoshnah (2, 18) urarlkritah (2, 18) dushkri- 
tah (2, 18) atistutah (2, 18) äbaddhah (2, 18) dvidagäh (2, 25). 

VII. Hinterglied Adverb (bez. indeclinabel). 
äyatisamam 'im kommenden Jahre' (1, 17) aparasamam 

(1, 17) päpasamam (1, 17) punyasamam (1, 17). 

sushamam 'bei gutem Wetter' (1, 17) vishamam (1, 17) 
mAsÄamam (1, 17) duhshamam (1, 17) asamprati (1, 17) 
punardäya (1, 72). 

b. Das Vorderglied entspricht einem Casus obliquus. 

VIII. Hinterglied Substantiv. 

räjapurushah 'des Königs Diener' (2, 8)^ brahmanaka- 



* Die innere Verschiedenheit von den Farhcompositis der Dvandva- 
klasse ist wohl einleuchtend. 

• Die von mir gewählte Reihenfolge der Casus ist: Genitiv, Loca- 
tiv, Ablativ, Dativ, Instrumental, Accusativ. 



xvn 



mbalah (2, 8) candanagandhah (2, 9) kapiUharasah (2, 9) grä- 
märdhah (2, 2) nagarärdhah (2, 2) bhikshädvülyam (2, 3) 
bhikshätrUlyam (2, 3) bhikshäcaturtham (2, 3) bhikshäturyam 
(2, 3) bhikshäturlyam (2, 3 Vä.). 

aranyemäshäh *Waldbohneii' (1, 44) aranyetüdkäh (1, 44) 
vanekimgukäh (1, 44) vanebüvakäh (1, 44) küpepigäcakäh (1, 
44) galecopakah (1, 32) akshaküavah (1, 40) cahrabandhah 
(1, 41) tlrthadhväükshah (1, 42) tlrthahäkah (1, 42) för^Äat;ä- 
yasdh (1, 42) nagarakäkah (1, 48) nagaraväyasah (1, 48) 
udumbaramagakah (1, 48) tidarakrimih (1, 48) küpakacchapah (1, 
48) Ä^paoeirnoifcai^ (1, 48) küpamandükah (1, 48) avatakacchor 
pah (1, 48) kumbhamandükah (1, 48) ««(2aj9anamant2«?A:a% (1, 48) 
mätaripurushah (1, 48) pindlgürah (1, 48)5reA^fwmÄ (1, 48) jre- 
hevyädah (1, 48) äkhanikabakah (1, 48) goshthegürah (1, 48) 
karnetirifirih (1, 48) karnecurucuruh (1, 48) rätrivrittam (1, 45) 
sandhyägarjitam (1, 45) avataptenakulasthitam (1, 47) udakevir 
glrnam (1, 47) praväkemiUritam (1, 47) bhasmanihiUam (1, 47). 

vrikabhayam 'Gefahr vor Wölfen' (1, 37) caurabhayam 
(1, 37) dasyubhayam (1, 37) vrikabhltih (1, 37 Vä.) vrikabhlh 
(1, 37 Vä.) pädaharakah (1, 32). 

yüpadäru 'Holz zu einem Opferpfahl' (1, 36) kundala- 
hiranyam (1, 36) Kuberabalih (1, 36) mahäräjabalih (1, 36). 

dhänyärihah 'Reichtum an Getreide' (1, 30) asikalahdh 
(1, 31) vakkalahah (1, 31) chöUrdhasitam (2, 12) dadhyodor 
nah (1, 34) kshlraudanah (1, 34) gtidadhänäh (1, 35) jrtida- 
prühukäh (1, 35) gäkapärthivah (1, 60 Vä.) ktUapasaugnUah 
(1, 60 Vä.) ajätaulvalih (1, 60 Vä.). 

muhürtasukham 'Glück, das einen Augenblick währt' 
(1, 29) idhmapravragcanah (2, 8) palägagätanah (2, 8) 6ra- 
hmanayäjakah (2, 9) ^ kshatriyayäjakah (2, 9) ikshubhakshikä 
(2, 15) iiddälakapushpabhanjikä (2, 17) varafiapwÄÄpapracä- 
yiÄö (2, 17) dantalekhakah (2, 17) nakhalekhakah (2, 17) Ä;w- 
wftAoÄJäraÄ (2, 19) nagarakärah (2, 19). 



i = brähmai^aip yäjayati yah sah. 
Liebich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. ^ 



xvm 

IX. Hinterglied Adjectiv. 

sarvamahän 'der allergrösste' (2, 9) sarvagvetah (2, 9) 
sarvaguMah (2, 9). 

ätapagushkah Mn der Sonne getrocknet' (1, 41) ckäyä- 
gushJcah (1, 41) sthällpakvah (1, 41) kumbhipakvah (1, 41) 
akshagatindah (1, 40) alcshadhmiah (1, 40) brähmanädhtnah 
(1, 40) Sämkägyasiddhah (1, 41) Kämpilt/asiddhah (1, 41) mä- 
sadeydh (1, 43) samvatsaradeyah (1, 43) tryahadeyah (1, 43) 
pürvähnegeydh (1, 43) pürvähnakritah (1, 45) aparähnakrüah 
(1, 45) pürvarätrakritah (1, 45) apararätrakritdh (1, 45) 2>«- 
tresamitäJi (1, 48) pätrehahulah (1, 48) gehenardl (1, 48) gre- 
Jiekshvedl (1, 48) gelieuijitl (1, 48) gehetriptah (1, 48) ^reÄe- 
dhrishtah (1, 48) gehemehl (1, 48) garbhetriptdh (1, 48) gro- 
shthekshvedi (1, 48) goshthevijitl (1, 48) goshthepatuh (1, 48) 
goshthepanditah (1, 48) goshthepragalhhah (1, 48), prätara- 
dhyeyah (1 , 43) tairabhuktah (1 , 46) tatrakritah (1 , 46) ^örfra- 
jpf^aÄ (1, 46). 

svargapatitah 'vom Himmel gefallen' (1, 38) tarangäpa- 
trastah (1, 38) sukhäpetah (1, 38) kalpanäpodhah (1, 38) 
cakramuktah (1, 38) vrikabhUah (1, 37 Vä.) grämanirgatah 
(1, 37) adharmajugupsuh (1, 37) mäsajätah (2, 5. 36) samva- 
tsarajätah (2, 5. 36) dvyahajätdh (2, 5) tryahajätah (2, 5) 
stokänmuktah (1, 39) antikädägatah (1, 39) abhyägädägatah 
(1, 39) dürädägatah (1, 39) viprakrishtädägatah (1, 39) Ä;ri- 
cchränmuktah (1, 39), kricchrällabdhdh (1, 39). 

gohitah 'gut für Kühe' (1, 36) agvahitah (1, 36) 6rä- 
hmanärthah (1, 36) gosukhah (1, 36) agvasukhah (1, 36) ^röra- 
kshitdh (1, 36) agvarakshitah (1, 36). 

ahihatah 'von einer Schlange getödtet' (1, 32) nakhanir- 
bhinnah (1, 32) paragucchinnah (1, 32) käkapeyah (1, 33) 
gvalehyah (1, 33) bäshpacchedyah (1, 33) kantakasamceyah (1, 
33) brähmanakartavyam (2, 4) gailkuläkhandah (1, 30) fcin- 
kändh (1, 30) mätrisadrigah (1, 31) pitrisadrigah (1, 31) mä- 
trisamah (1, 31) pitrisamah (1, 31) ?;ä^mjpwnaÄ (1, 31) äcära- 
nipunah (1, 31) gudamigrah (1, 31) tilamigrah (1, 31) äcära- 



XIX 



glakshnah (1, 31) agvakrUah (2, 19) dhanakrUah (2, 19) 
mäsapürvah (1, 31) mäsävarah (1, 31 Vä.) samvatsarapürvah 
(1, 31) samvatsarävarah (1, 31 Vä.) mäshonah (1, 31) Jcärshä- 
panonah (1, 31) mäshavikalah (1, 31) Jcärshäpanavikalah (1, 
31) svayamdhautah (1, 25) svayamvillndh (1, 25). 

grämagatah 'ins Dorf gegangen' (1, 24) kashtagritah (1, 
24) narakagrüah (1, 24) käntärätUah (1, 24) narakapatUdh 
(1, 24) tarangätyastah (1, 24) tuhinätyastah (1, 24) sukha- 
präptah (1, 24) sukhäpannah (1, 24) duhkhäpannah (1, 24) 
jlvikäpräptah (2, 4) jlvikäpannah (2, 4) grämagaml (1, 24 Vä.) 
grämagäml (1, 24 Vä.) odanabubhukshuh (1, 24 Vä.) khatvä- 
rüdhdh (1, 26) khatväplutah (1, 26) aharatisritah (1, 28) rätrya- 
tisritah (1, 28) ahassamkräntah (1, 28) rätrisamkräntah (1, 28) 
mäsapramUah (1, 28) sarvarätrakalyänah (1, 29) sarvarätra- 
gobhanah (1, 29). 

X. Hinterglied Adverb. 

vanäntah 'im Walde' (1, 40) hastegrihya (1, 72) ^ade- 
grihya (1, 72) längülegrihya (1, 72). 

akshapari 'um einen Würfel' (1, 10) galäkapari (1, 10) 
ekapari (1, 10) dvipari (1, 10) tripari (1, 10) catushpari 

(1, 10). 

gäkaprati 'etwas Gemüse' (1, 9) süpaprati (1, 9) svädum- 
käram (2, 20) sampannamkäram (2, 20) lavanamkäram (2, 
20) mülakopadamgam (2, 21) uccaihkäram (2, 21) uccaihkrüya 
(2, 21). 

C. Typus H . 

Pürvapadärthapradhäna oder Pürva-Klasse. 

Der Schwerpunkt ruht auf dem Vordergliede, das 

Hinterglied ist diesem untergeordnet. 

XI. Vorderglied Substantiv. 

Jaiminikadärah 'der lohfarbene Jaimini' (2, 38) ^rö^ra- 
rJAim (1, 71) ajägarbhinl (1, 71) udagvükatipayam (1, 65) 
agnistokdh (1, 65) Käthadhürtah (1, 65) vaiyäkaranakhasücih 
(1, 53) yäjnikaküavah (1, 53) mlmämsakadurdurütdh (1, 53). 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Eä^ikä. n* 



XX 



Xn. Vorderglied Adjectiv. 

hhojyoshriah 'warm zu geniessen'^ (1, 68) bhcjycdavanah 
(1, 68) pänlyagUah (1, 68) haranlyacürnah (VI, 2, 2). 

bhütapürvah * früher gewesen'^ (VI, 2. 22) ädhyapürvah 
(VI, 2, 22) uptagädhah (2, 31). 

hharadväjdh 'die Beute davontragend' jdhatsvärthah 'die 
eigne Bedeutung aufgebend' (Bhäshya I S. 364). 

Xni. Vorderglied Adverb. 

yathägakti 'wie die Kraft, nach Kräften' (1, 6) yathä- 
vfiddham (1, 7) yathädhyäpakam (1, 7) yävadamatram (1, 8). 

madhyegatigam 'in der Mitte der Gahgä' (1, 18) pärega- 
ngam (1, 18) agrevanam (2, 31) tatpänini (1, 6) Uipäfiini (1, 6). 

antarvanam 'im Walde' (1, 40) adhistri (1, 6) adhiku- 
märi (1, 6) upakunibham (1, 6) upamatiikam (1, 6) upadagäh 
(2, 25) upavimgäh (2, 25) äsannadagäh (2, 25) ä^annai;i9^^ä% 
(2, 25). 

äpätaliptdram 'bis Pätaliputra' (1, 13) äkumäram (1, 13) 
apatrigartam (1, 12) apadakshinam (1, 17) parUrigartam (1, 
12) bahirgrämam (1, 12) präggrämam (1, 12) nirmakshikam 
(1, 6) mrma^oÄJam (1, 6) nirhimam (1, 6) nihgUam (1, 6) 
nishkaugämbih (2, 18 Vä.) mV^ämwoÄtÄ (2, 18 Vä.) pa/ragga- 
täh (1, 39 Vä.) parassahasräh (1, 39 Vä.) adhikadagäh (2, 
25) aähikavirjfigäh (2, 25) adüradagäh (2, 25) adüravimgäh (2, 25). 

sumadram 'gut für die Madrer' (1, 6) sumagadham (1, 6) 
durgabdikam (1, 6) duryavanam (1, 6) alamkumärih (2, 18 Vä.) 
paryadhyayanah (2, 18 Vä.) 

samabhümi 'dem Erdboden gleich' (1, 17) samapadäti 
(1, 17) sacakram (1, 6) sasakhi (1, 6) sabrahma (1, 6) sa- 
kshatram (1, 6) satrinam (1, 6) sabusam (1, 6) «ä^fni (1, 6) 
seshfipagubandham (1, 6) «apw^raÄ (2, 28) sacchäUrah (2, 28) 
sakarmakarah (2, 28) sakarmakah (2, 28) sdlomakah (2, 28) 
sapakshakdh (2, 28) avakokildh (2, 18 Vä.). 



1 = fisA^m hhojyali. 
8 == pürvam bhütaf^. 



XXI 



pmratham 'vor dem Wagen' (1, 17) pramrigam (1, 17) 
prähnam (1, 17) praäakshinam (1, 17) anuratham (1, 6) anu- 
rüpam (1, 6) anujyeshtham (1, 6) anuvanam (1, 15) anugangam 
(1, 16) anuyamunam (1, 16) abhyagni (1, 14) pratgagni (1, 
14) pratyartham (1, 6) atitaisrikam (1,6) atikhatvah (2, 18 Vä.) 
atimälah (2, 18 Vä.) 

D. Typus . 

Anyapadärthapradhäna, Anya-Klasse oder 

Bahiivrihi. 
Der Schwerpunkt liegt ausserhalb des Compositums. 

XIV. Genitiv-Bahuvrihi's. 

suvarnälamltärak (suvarnam alamkäro yasya) 'einen Gold- 
schmuck habend' (2, 24 Vä.) Jcegacüdah (2, 24 Vä.) susü- 
Jcshmajatakegah (2, 24) sulabhäjinaväsäh (2, 24). 

citraguh (cürä gaur yasya) 'einer der eine bunte Kuh 
hat' (2, 23. 24. 35) gabalaguh (2, 23. 35) krishnottaräsangah 
(2, 23) priyagtidah (2, 35 Vä.) avamuktopänatlcah (2, 36) jäta- 
putrah (2, 37) jätadantah (2, 37) jätagfnagruh (2, 37) gatä- 
rthah (2, 37) avidyamänaputrah (2, 24 Vä.) avidyamänabhä- 
ryah (2, 24 Vä.) 

aputrah (na putro yasya) 'einer der keinen Sohn hat' 
(2, 24 Vä.) abhäryah (2, 24 Vä.) akimcanah (1, 72) uccair- 
mukhah (2, 24 Vä.) nlcairmukhah (2, 24 Vä.) 

ttshtramukhah (ushtrasyeva mukliam yasya) 'ein Kamel- 
gesicht habend' (2, 24 Vä.) Jcharamukhah (2, 24 Vä.) 

urasilomä (urasi lomäni yasya) 'einer der auf der Brust 
Haare hat' (2, 24 Vä. 2, 35) JcantheJcälah (2, 24 Vä. 2, 35) 
vahegdäuh (2, 35). 

gtidapriyah (gudah priyo yasya) 'ein Zuckerfreund' (2, 
35 Vä.) sukhajätah (2, 36 Vä.) duhkhajätah (2. 36 Vä.) ptUra- 
jätah (2, 37) dantajätah (2, 37) gmagrujätah (2, 37) artha- 
gatah (2, 37) astikshirä (2, 24 Vä.). 

dandapänih{dandahpänauyasyay einer deremenStock in der 
Hand hat' (2, 36 YQgadukanthah (2, 35 Vä.) gadugiräh (2, 35 Vä.). 



xxn 



XV. Locativ-Bahuvrihi's. 

utpatanipatä (utpata nipateti yatra) 'ein Auf- und Nieder- 
fliegen' (1, 72) utpacanipacä (1, 72) ävapanishkirä (1, 72) 
äharanivapä (1, 72) uddharotsrijä (1, 72) vddhamavidhamä 
(1, 72) agnUapibatä (1, 72) pacatabhrijjatä (1, 72) khädata- 
modatä (1, 72) khädatäcämatä (1, 72) ^ 

vlrapurushakdh (viräh purushä yasmin) 'ein Dorf etc., 
wo die Männer Helden sind' (2, 24). 

bahuvrlhih (bahur vrlhih oder bahavo vrthayo yatra) 'ein 
Land etc., wo viel Reis ist' (2, 23) kadärapurushah (2, 38) 
Qlghragangdh (1, 21) dviguklah (2, 35 Vä.) dvikrishnah (2, 
35 Vä.) tishthadgu (1, 17) vahadgu (1, 17) äyatlgavam (1, 17) 
lünayavam (1, 17) lüyamänayavam (1, 17) pütayavam (1, 17) 
püyamänayavam (1, 17) samhritayavam (1, 17) satrihriyamä- 
nayavam (1, 17) samhritabusam (1, 17) samhriyamäriabtisam 
(1, 17) ünmattagangam (1, 21) Lohitagangam (1, 21) JTn- 
shnagangam (1, 21). 

Qanavrga'iigam (ganair Gangä yatra) ' wo die Gangä lang- 
sam fliesst' (1, 21). 

dvyanyah (dväv anyau yasmin) 'selbdritt' (2, 35 Vä.) 
tryanyah (2, 35 Vä.) 

khaleyavam (khale yavo yasmin käle) 'wenn die Gerste 
auf der Tenne liegt' (1, 17) khalebusam (1, 17). 

ihapancamt (iha pancaml tithvr yasyäm kriyäyäm) 'ein 
Werk an dem den fünften Tag gearbeitet wird' (1, 72) 
ihadvitlyä (1, 72). 

ehldam (ehi ida iti yatra) 'Hochzeit' (1, 72) ehiyavam 
(1, 72) ehivänijä (1, 72) apehivänijä (1, 72) prehivänijä (1, 
72) ehidvitlyä (1, 72) apehidvitlyä (1, 72) apehipraghasä (1, 
72) krintavicakshanä (1, 72) chinddhivicakshanä (1, 72) ehi- 
svägatä (1, 72) apehisvägatä (1, 72) prehisvägatä (1, 72). 

jahijodah (jahi jodam iti yasmin) 'ein Schlagdaskinn' (1, 
72) ujjahijodah (1, 72) jahistambah (1, 72) ujjahistambah (1, 



* Diese Composita sind sozusagen mutirte Verbal-Dvandva's. 



xxin 

72) prohakatä (1, 72) apohakatä (1, 72) prohakardamä (1, 
72) apohakardamä (1, 72) tiddharacüdä (1, 72j äharacelä (1, 
72) äharavasanä (1, 72) äharavanitä (1, 72) bhinddhilavanä 
(1, 72) pacalavanä (1, 72) pacaprakütä (1, 72). 

XVI. Ablativ -Bahuvrihi 's. 

tiddhrüaudanah (uddhrita odano yasmät) 'ein Topf etc., 
aus dem der Reis herausgenommen ist' (2, 24) prapatUa- 
parndh (2, 24 Vä.) prapatUapalägah (2, 24 Vä.) 

praparnah (pra parnäni yasmät) 'ein Baum etc., von 
dem das Laub fort ist' (2, 24 Vä.) prapalägah (2, 24 Vä.) 

XVII. Dativ-Bahuvrihi's. 

upahritapaguh (upahrüäh pagavo yasmai) 'dem Tiere ge- 
opfert werden"* (2, 24). 

XVIII. Instrumental-Bahuvrihi's. 

üdharathah (üdho ratho yena) 'von dem der Wagen ge- 
zogen wird' (2, 24) präptajlvikah (2, 4) äpannajlvikah (2, 4) 
kriktkatah (2, 36) bhikshitabhikshah (2, 36) ähütasubrahmor 
nyah (2, 36) bhuktaudanah (2, 36 Vä.) udyatäsih (2, 36 Vä.) 
udyatagaddh (2, 36 Vä.) ähitägnih (2, 37) pltatciildh (2, 37) 
jQltaghritah (2, 37) üdhabhäryah (2, 37). 

paländubhakshüah (paländur bhakshüo yena) 'ein Zwiebel- 
esser' (2, 36 Vä.) gärngajagdhah (2, 36 Vä.) asyndyatah (2, 
36 Vä.) agnyähüah (2, 37) tailapUah (2, 37) ghritapltah (2, 
37) bhäryodhah (2, 37). 

XIX. Accusativ-Bahuvrihi's. 

präptodakah (präptam udakam yam) 'ein Dorf etc., bis 
zu welchem die Flut gedrungen ist' (2, 24). — 

Von den in dem tibersetzten Abschnitt behandelten Com- 
positis bleiben jetzt nur noch wenige tibrig. dandädandij 
musalämusalij kegäkegi, kacäkaci (1, 17. 2, 27) würde ich 
lieber in die Lehre von der Wortdoppelung (Ämredita, VIII, 
1, 1—15) verweisen, ebenso krayäJcrayikä, putäputikä, pha- 
läphalikäj mänonmänikä (1, 60 Vä.). päncanapUih, pancaka- 
pälah (1, 51) gehören in die secundäre Wortbildung, panca- 
gavadhanah (1, 51) ist ein Bahuvrihi wie suvarnälatnkärdhy 



XXIV 

dessen Vorderglied aus dem coiigruenten Tatpurusha panca- 
gavam besteht. Die Slang-Form apacasi (2, 6 KäQ.) schliesst 
sich an congruente Tatpurusha's wie abrähmanah, asamprati an. 
Wenn sich auch dieses oder jenes Compositum vielleicht 
noch besser wird placiren lassen, so wird doch die obige 
Skizze hinreichen, um die Durchführbarkeit und die Vorteile 
jenes uralten, von den voi-panineischen Grammatikern auf- 
gestellten Einteilungsprincips darzuthun. 

Panini's Verhältnis zur indischen Sprache. 

Zu dem von mir Panini S. 47—50 Gesagten erlaube 
ich mir noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. 

a) Als ich mich bemühte, aus den Werken der früheren 
Gelehrten ein klares Bild über den Charakter der Sanskrit- 
sprache, über ihren Ursprung, ihr Verhältnis zu Panini einer- 
seits, zu den Dialekten andrerseits, über die Zeit und Dauer 
ihrer Verwendung als wirkliche Volkssprache zu gewinnen, 
schien mir die Frage hoffnungslos verwickelt. Die wider- 
sprechendsten Hypothesen kreuzten sich bunt durcheinander, 
alle mit grosser Geschicklichkeit und plausiblen Gründen 
verteidigt. Ich entschloss mich daher, die Antwort durch 
ein directes Studium der Quellen zu suchen, und begann 
damit, die Lehre Panini's mit der Sprache der verschiedenen 
Gruppen von Literaturdenkmälern möglichst sorgfältig zu 
vergleichen. Die Arbeit war mühsam und zeitraubend, und 
das Resultat konnte nicht durch Neuheit und Originalität 
belohnen, da ja eigentlich alle denkbaren Antworten schon 
früher gegeben waren. Aber nachdem ich für mich selbst 
eine, wie ich glaube, sichere Antwort gefunden hatte, dachte 
ich, dass es vielleicht auch andern wünschenswert sein werde, 
über eine so fundamentale und so oft discutirte Frage die 
ziflfernmässigen Belege zu erfahren. Die von mir auf diese 
Weise gefundene Antwort kommt unter den früheren An- 
sichten über das Verhältnis von Bhäshä, Panini und der 
Literatursprache^ soviel ich sehe, der von Weber (Indische 



XXV 



Literaturgeschichte S. 192 (167 der älteren Auflage)) am 
nächsten. 

b) Die älteren Ansichten über das Verhältnis des Sans- 
krit zu den Dialecten finden sich bei Muir (Orig. Sanskrit 
Texts II, Chapt. I. Sect. 8) vortrefflich zusammengestellt 
und discutirt. Nach meinen bisherigen Beobachtungen scheint 
mir die von Lassen die zutreffendste. 

c) Der Versuch Franke's \ zwischen der Lehre Panini's 
und der Bhäshä zu seiner Zeit einen Unterschied zu machen, 
scheint mir mit den Thatsachen nicht vereinbar. Da Panini 
das, was zu seiner Zeit nicht mehr gesprochen wurde, durch 
chandasi und ähnliche Zusätze kennzeichnet, so ist nicht ab- 
zusehen, worin das 'todte linguistische Material', das den 
Unterschied bilden soll, bestehen könnte. Die abweichenden 
Ansichten andrer Autoritäten, die Panini citirt, beziehen 
sich auf feine Nuancen und Schwankungen, wie sie in jeder 
lebenden Sprache vorkommen. 

d) Zu Paninfs Zeit war der alte musikalische Accent 
in der indischen Hochsprache noch lebendig. Besonders 
deutlich beweisen dies Stellen wie Pan. VI, 1, 181. 209. 
Zur Zeit der KäQikä dagegen war der Accent todt, bez. 
wohl durch den heutigen quantitativen, dem lateinischen 
ähnlichen ersetzt. Um den Accent eines Wortes festzu- 
stellen, über das Panini keine Regel giebt, citirt sie die 
U^ädi-^ oder Phit-'Sütra, und gelegentlich finden sich auch 
Bemerkungen wie: einige überliefern dieses Wort mit dem, 
andre mit jenem Accent*. Die untere Grenze des lebenden 
Accentes scheint zwischen Kätyäyana und Patanjali hin- 
durchzugehn, doch bedarf diese Frage noch genauerer 
Prüfung. 



* 0. Franke, Was ist Sanskrit? Bezz. Beitr. XVII S. 64—90. 
« Vgl. KäQ. VI, 2, 1—5. 7. 20 n. a. 

8 Vgl. VI, 1, 172. 2, 13. 32. 33. 51. 

* Vgl. VI, 2, 8. 48. 



XXVI 

e) Die Fragen nach dem localen Ursprung der indischen 
Hochsprache und nach ihrer Lebensdauer über Panini hinaus 
halte ich noch nicht für spruchreif. 

f) Über die Natur des bei den Grammatikern sich fin- 
denden, aus der Literatur nicht zu belegenden Sprachgutes 
ist viel gestritten worden. Für Erörterung dieser Frage 
ist die gegenwärtige Einleitung ein geeigneter Ort, da die 
beiden übersetzten Kapitel an solchem Sprachgut besonders 
reich sind. Der erste der übersetzten Ga^a's z. B., tishthad- 
guprabhrüi (1, 17), enthält unter 32 Worten nur 8, die 
in derselben Form und Bedeutung in der Literatur wieder- 
kehren. Von den 31 Compositis des zweiten, pätresamitädi 
(1, 48), ist gar nur ein einziges, Jcüpamandükah, in einem nicht- 
grammatischen Werke nachgewiesen, alle übrigen sind im 
Petersburger Wörterbuch mit dem bekannten Sternchen be- 
zeichnet. An *todtes linguistisches Materiar ist hier nicht 
zu denken, da diese Worte in den älteren und ältesten 
Texten ebenso wenig auftreten wie in den jüngsten. Die 
Hoflfhung, mit der sich seiner Zeit Westergaard und andre 
Verehrer Panini's trösteten, dass diese Worte bei fortge- 
setztem Studium der indischen Literatur schon zum Vor- 
schein kommen würden, ist durch das Petersburger Wörter- 
buch endgültig zerstört. 'Eins oder das andre erscheint von 
Zeit zu Zeit\ bemerkt Whitney richtig, ' aber was ist das unter 
so viele ! ' Auch der Hinweis auf den ungenügenden kritischen 
Zustand des Dhätu- und Gai:iapätha reicht zur Erklärung 
nicht hin. Von der KäQikä, die den Gai:iapätha mit enthält, 
wird sich mit Benützung aller vorhandenen Hülfsmittel eine 
kritische Ausgabe herstellen lassen, die allen Ansprüchen 
genügt, und durch diese wird das Aussehen der Kägikä im 
grossen und ganzen keinesfalls verändert werden. Von den 
14 Compositis, die in den Sütra's des übersetzten Ab- 
schnittes selbst genannt sind, sind ebenfalls nur 3 ander- 
weitig nachgewiesen, — also dasselbe Verhältnis. Ein blosser 
Notbehelf endlich ist die wunderliche, früher mehrfach ge- 



xxvn 

äusserte Vermutung, dass man es hier gradezu mit gram- 
matischen Fictionen zu thun habe. Wer, wie Panini, seinen 
ganzen Scharfsinn aufbieten muss, um durch Kürze und Ge- 
drungenheit des Lehrstoffes der Aufnahmefähigkeit seiner 
Schüler möglichst entgegenzukommen, der wird sich wohl 
hüten, durch Erfinden neuer Worte (kein Mensch weiss 
warum) jene Bemühungen auf der andern Seite selbst wieder 
zu durchkreuzen. Den Kennern der Verhältnisse ist diese 
Idee von jeher als widersinnig erschienen, und sie darf jetzt 
auch allgemein als abgethan gelten. 

Woher hat nun aber Panini diese Worte? Wenn wir 
uns erinnern, dass Panini's Quelle in erster Linie nicht die 
geschriebene, sondern die gesprochene Sprache war (Panini 
S. 48), und wenn wir weiter den Charakter dieser in der 
Literatur unbelegten Worte und Phrasen ins Auge fassen, 
so scheint mir eine natürliche Erklärung nahezuliegen. Die 
Composita des Ga^a pätresamüädi z. B. sollen sämtlich einea 
Tadel enthalten; wo werden nun solche Worte ausschliess- 
lich oder vorzugsweise gebraucht worden sein? Ich meine, 
in der eigentlichen Umgangssprache, der Sprache des 
alltäglichen Lebens, also in demjenigen Idiom, das, weder 
Schriftsprache noch Dialect, zwischen beiden in der Mitte 
steht, das der Engländer mit dem Worte slang bezeichnet, 
während wir einen eigenen Namen dafür noch nicht besitzen. 

Dass Panini die Hochsprache in ihrer vollkommensten 
Gestalt darzustellen wünschte, ist nach dem Excurs Patanja- 
li's über Qabda's und ApaQabda's (Mah. I S. 5) ausser 
Zweifel; aber welche Grenze sollte er im einzelnen Falle 
für Aufnahme oder Nichtaufnahme eines Wortes ziehen? 
Eine Schriftsprache in dem heutigen Umfange, nach der er 
sich hätte richten können, gab es nicht; die vorhandene, 
vorwiegend sacrale Literatur stellte doch nur einen sehr 
kleinen Ausschnitt der gesamten Sprachsphäre dar, war 
vielleicht handschriftlich noch gar nicht vorhanden und 
jedenfalls nicht allgemein zugänglich. An der berühmten 



xxvm 

stelle, wo Patanjali die seiner Zeit vorhandene Literatur auf- 
zählt (Mah. I S. 9), nennt er als Gebrauchssphäre des Wortes 
an erster Stelle nicht ein Literaturwerk, sondern 'die Erde 
mit ihren sieben Inseln', an zweiter die drei Welten und 
erst an dritter Stelle die vier Veden. Die Dialecte grenzten 
sich scharf ab schon durch ihren Lautstand; eine Beschrän- 
kung auf die Hochsprache im engsten Sinne aber (die sich 
mit unsrer Schriftsprache decken würde) musste ihm, selbst 
wenn er sie beabsichtigt hätte, unter den Händen zerrinnen, 
und unmerklich mussten sich Bildungen einschleichen, die 
man in der ernsten Literatur (und eine andere Gattung 
besitzen wir aus jener Zeit nicht) niemals verwendet, nach 
deren Bestätigung wir daher dort immer vergebens suchen 
werden. 

Der Unterschied des Slang von der Schriftsprache be- 
ruht weniger auf Formeubildung und Syntax, als auf Wort- 
schatz und Phraseologie; und hierin liegt eine neue Bestä- 
tigung unserer Auffassung. Die genaue Uebereinstimmung 
zwischen Panini und der Literatursprache in einem Kapitel 
der Syntax (Bezz. Beitr. XI) und in der Conjugation (Pa- 
nini Kap. 3) habe ich statistisch nachgewiesen. Der Wort- 
schatz aber des Sütra, der Beispiele, des Ga^apätha ist 
kaum zur Hälfte nachweisbar, und wir können nun be- 
greifen warum; auch gegen den Dhätupätha mag Edgren's 
und Whitney's Urteil, da sie den obigen Gesichtspunkt ganz 
unberücksichtigt lassen, zu engherzig ausgefallen sein. 

Sprache kommt her von sprechen, nicht von schreiben, 
und je mehr wir heutzutage in der 'Qual unsres papierenen 
Zeitalters' uns nach dem frischen Quell der natürlichen, ge- 
sprochenen Sprache sehnen, ihren Wert für die Sprach- 
wissenschaft schätzen lernen, um so dankbarer werden wir 
Panini sein, dass er es nicht verschmäht hat, auch solche 
Worte uns aufzubewahren, die er nicht in Texten, auch 
nicht in den theologisch -philosophischen Disputationen der 
Brahmanen fand, sondern bei den Hirten auf dem Felde 



XXIX 

(VI, 3, 115), oder selbst bei den Würfelspielern in der 
Schenke (II, 1, 10). Vom Standpunkt eines Puristen mögen 
Worte wie pacatüaräm (V, 3, 56), apacasi (II, 2, 6), agnl- 
tapibatä (II, 1, 72) als Barbarismen erscheinen, dem Sprach- 
forscher sind sie dafür um so wertvoller. 

Aber welche Gewähr besitzen wir im einzelnen Falle, 
dass Panini das, was er hörte, richtig aufgefasst und wieder- 
gegeben hat? 

Zunächst werden wir, wenn wir erst seine Lehre nach 
den besten Quellen genau und übersichtlich dargestellt haben, 
und diese systematisch mit der unabhängigen Literatur ver- 
gleichen, noch manches Wort, manche Wendung bezeugt 
finden, die bisher übersehen wurde, nicht nur in den zur 
Zeit nur handschriftlich vorliegenden Brähma^a's, Sütra's 
etc., deren Inhalt noch fast unbekannt ist, sondern auch in 
den gedruckten Texten. 

Einen andern, vielleicht noch grösseren Teil seiner 
Lehre werden wir bestätigt finden in der reichen dialek- 
tischen Literatur; natürlich nur in der Weise, dass Worte 
und Phrasen hier und dort, vom Lautstande abgesehen, 
einander entsprechen. So beweist das Pali-Wort haüacchi- 
nno Messen Hände abgeschnitten sind' = Skr. hastacchinnah^ 
das Franke (Gott. gel. Anz. 1891 S. 966) anführt, dass 
solche Composita, bestehend aus einem Wort für einen 
Körperteil und einem Part. Perf. Pass., mit abnormer Stel- 
lung der Glieder, wie ganJchahhinnah j ürubhinnahy gdUxTcotkrir 
Uah, kegcUünah, die die Grammatiker aufführen (vgl. Panini 
Anh. II § 21), während sie sich in der Sanskritliteratur nicht 
nachweisen lassen, — dass solche Composita dem indischen 
Sprachgeist nicht widerstrebten. Hier finden Palisten und 
Prakritisten ein dankbares Feld, das bisher noch kaum in 
Angriff genommen wurdet Die gefundenen Concordanzen 



^ Ich kenne ausser dem eben genannten Anfsatz von Franke, der 
mehreres derart enthält, nur desselben Verfassers 'Casuslehre des Panini 



XXX 



werden gleichmässig das Verständnis der Grammatiker wie 
der Dialecte fördern. 

Wie aber der Slang manches enthält, das weder der 
Schriftsprache angehört, noch in einem Dialect seine Ent- 
sprechung findet, so wird auch bei Panini's Lehre ein Rest 
bleiben, für den sie die alleinige Quelle bildet. Bei diesem 
müssen wir die überall geltenden Grundsätze vorsichtiger 
Kritik walten lassen. Blindes Vertrauen und unbedingtes 
Verwerfen wäre hier gleich verfehlt; und wenn wir die 
zu weit gehende Negirung einzelner vortrefflicher Gelehrten 
auf ihr richtiges Mass zurückzuführen suchten (Panini Kap. 5), 
so werden wir darum nicht in den Fehler derjenigen zu- 
rückverfallen, die durch ihr sorgloses Etymologisiren mit 
Hülfe der ersten besten Wurzel des Dhätupätha in der 
Sprachvergleichung Schaden gestiftet und dadurch zum Teil 
jene Reaction hervorgerufen haben. 

Verhältnis des übersetzten Teiles zum Ganzen. 

Zum Schluss einige Worte über die Stellung des Ab- 
schnittes im ganzen System und über dieses selbst. 

Um das System Panini's in seiner Einheitlichkeit rich- 
tig zu erfassen, empfiehlt es sich, das dritte Buch und 
speciell das Sütra dhatoh (III, 1, 91) als eigentlichen An- 
fang, das Vorhergehnde als Einleitung anzusehen. Durch 
dieses Sütra wird der gesamte Wurzelschatz der altindischen 
Hochsprache, dessen vollständige Aufzählung Panini unter- 
nommen hat, als Basis des ganzen Systemes in den Sütra- 
pätha eingeführt. Die primären Wurzeln sind enthalten im 
Dhätupätha, der * Wurzellese ', die abgeleiteten lernen wir 
in der Einleitung, III, 1, 5 — 31, kennen. Die Wurzeln im 
Dhätupätha sind nicht alphabetisch, sondern systematisch 
nach ihrer formalen Zusammengehörigkeit angeordnet. Jeder 



verglichen mit dem Gebrauch der Casus im Pali und in den A^oka- In- 
schriften* (Bezz. Beitr. XVI, S. 64—120). 



XXXI 

Wurzel ist eine Definition ihrer Hauptbedeutung oder Haupt- 
bedeutungen oder der Gattungsbegriff, unter den sie ihrer 
Bedeutung nach fällt, beigefügt. — Es folgen nun in langer 
Reihe die Suffixe, durch deren Anfügung zunächst aus den 
Wurzeln die Verbalstämme und die primären Nomina (Kyit), 
sodann aus den primären die secundären Nomina (Taddhita) 
hervorgehn. Jenen ist das dritte, diesen das vierte und 
fünfte Buch gewidmet. Von jedem Suffix wird dreierlei 
augegeben: Form, Accent, Bedeutung. Die Verbaladjectiva, 
Participia, Gerundia und Infinitive finden unter den Kyit's, 
die Steigerung der Adjectiva, Bildung der Ordinalzahlen u. 
a. unter den Taddhita's ihre natürliche Stellung. Die Per- 
sonalendungen der Conjugation (III, 4, 77 — 112), die Casus- 
endungen der Declination (IV, 1, 2) und die Femininsuffixe 
(IV, 1, 3—81) bilden den Übergang von den Kyit zu den 
Taddhita, ohne aber selbst zu einer dieser Klassen zu 
gehören. Mit den Samäsänta's, Suffixen, die nur ans 
Ende von Compositis treten, schliesst am Ende des 
fünften Buches die Aufzählung der Taddhita und der Suf- 
fixe überhaupt. 

Die bisher sozusagen in Grundstrichen entworfene 
Zeichnung wird nun in den folgenden drei Büchern im 
einzelnen ausgeführt und vollendet. IV, 1, 2 war z. B. für 
jeden Casus zunächst nur eine Endung, die am häufigsten 
vorkommende, gegeben worden, es folgen hier alle die 
grossen und kleinen Variationen der Declination und ebenso 
der Conjugation. Wir lernen die Gesetze kennen, unter 
denen der Antritt der Suffixe erfolgt, den Einfluss, den 
Stamm und Suffix aufeinander ausüben, wie Stärkung und 
Schwächung der Wurzel, Keduplication , Gu^a und Vyiddhi, 
Samprasära^a , Cerebralisirung , inneren Sandhi u. a. Nach- 
dem so das einzelne Wort fertig gebildet worden ist, lernen 
wir endlich seine Zusammen fügung zum Satze kennen. Den 
breitesten Raum beansprucht hier der Wortsandhi; doch 
fehlt es auch nicht an Regeln über den Satzaccent, über 



xxxn 

Verdoppelung der Worte (Ämre^ita), über Pluti oder Deh- 
nung der Voeale in Frage- und anderen Sätzen u. a. m. 

Alles, was in Buch III — V zum Verständnis notwendig 
ist, dort aber, ohne den Gang der Darstellung zu unter- 
brechen, nicht Platz finden konnte, ist in die Einleitung 
verwiesen. Hier finden wir daher unsre Lehre über die 
Composition, die Lehre vom Gebrauch der Numeri und 
Casus beim Nomen, der Numeri, Personen, Genera beim 
Verbum, und die meisten Interpretationsregeln und tech- 
nischen Ausdrücke. 

Grundidee des panineischen Systemes. 

Man hat in jüngster Zeit erkannt, dass die logische und 
grammatische Einheit, von der die Sprachwissenschaft aus- 
zugehn hat, nicht das Wort, sondern der Satz ist. Denn 
das Wort ist für sich allein genommen bedeutungslos und 
ebenso eine blosse Abstraction wie Stamm oder Wurzel. 

Es ist dies eine der Wahrheiten, die wieder entdeckt 
werden mussten, nachdem sie schon früher einmal vom 
menschlichen Geiste gefunden, aber nicht Gemeingut der 
Wissenschaft geworden waren. In Bhartrihari's Väkya- 
padiya (um 650 n. Chr.) findet sie sich mit voller Klarheit 
ausgesprochen, und in Panini's QabdänuQäsana, also noch 
ein Jahrtausend früher, ist sie zwar nirgends ausgesprochen, 
aber praktisch durchgeführt. Denn wir können als Grund- 
idee seines Systemes bezeichnen die synthetische Dar- 
stellung der von ihm behandelten Sprache, soweit 
sie sich durch Gesetz und Regel erfassen lässt, be- 
wirkt durch Herleitung und Entwicklung von den 
letzten erreichbaren Elementen, den Wurzeln, bis 
zur logischen Einheit, dem Satze. 

Wie der Chemiker seine durch unzählige analytische 
Processe gefundene Einsicht in das Wesen der Dinge in der 
Weise synthetisch vorführt, dass er uns zuerst mit einer 
Anzahl von Elementen bekannt macht, aus diesen dann die 



xxxm 

lange Reihe der anorganischen und zuletzt der organischen 
Körper herleitet, und so gewissermassen die ganze belebte 
und unbelebte körperliche Welt vor unsern Augen aus jenen 
sechzig und einigen Elementen hervorgehn lässt, in ähn- 
licher Weise entwickelt Panini aus einigen hundert Wurzeln 
(die er übrigens auch Elemente, Dhätu, nennt) zunächst 
eine vielfach grössere Anzahl von Stämmen (Prätipadika), 
und daraus eine fast unendliche Reihe von Worten (Pada), 
die sich wieder in unzähligen Variationen zu Sätzen (Väkya) 
verbinden lassen, welche Sätze infolge ihrer mannigfaltigen 
Organisation fähig sind, das ganze unendliche Gebiet des 
menschlichen Denkens zum getreuen Ausdruck zu bringen. 

Vergleich des indischen Systems mit dem 

griechischen. 

Das System, nach dem wir in der Schule die eigne und 
fremde Sprachen kennen gelernt haben, ist bekanntlich das 
griechische; die jedermann geläufigen lateinischen Kunst- 
ausdrticke sind aus griechischen tibersetzt. Die heutige 
Dreiteilung, Lautlehre, Wortlehre, Satzlehre, können wir in 
langer Entwicklung zurückverfolgen bis auf die 18 Bücher 
der Grammatik des Priscian, und diese wieder entsprechen 
fast genau eben so vielen einzelnen Werken (wir würden 
sagen Essays) des alexandrinischen Gelehrten ApoUonios 
Dyskolos. ünsre Grammatik ist daher noch heut mehr eine 
Sammlung von Monographieen über verschiedene sprachliche 
Gegenstände, die in drei Kategorien untergebracht sind, als 
ein eigentliches, in sich geschlossenes System. Die erste 
Forderung der Methodenlehre lautet, dass im System das in 
der Wissenschaft enthaltene Mannigfaltige zu einer orga- 
nischen Einheit verbunden sei. Unsre Grammatik aber ent- 
hält genau genommen zwei verschiedene Disciplinen, die Laut- 
lehre auf der einen, die Wort- und Satzlehre auf der andern 
Seite; beide haben zwar die Sprache zum Gegenstand ihrer 
Betrachtung, stehn sich aber ähnlich gegenüber wie Anatomie 

Lieb ich. Zwei Kapitel der Kä^ikä. Ill 



XXXIV 

(bez. Morphologie) und Physiologie, die auch als besondere 
Wissenschaften behandelt werden, obwohl sie beide vom 
menschlichen Körper handeln. 

Die Lautlehre löst die Sprache in Laute auf, die Wort- 
lehre in Worte, die sie auf Stämme und Wurzeln zurück- 
führt; jene muss daher bei einer synthetischen Darstellung 
mit dem Alphabet, diese mit den Wurzeln beginnen. Die 
Lautlehre untersucht den Laut an sich, die Bedingungen 
seiner Entstehung, seines Wandels, seines Verlustes, unbe- 
kümmert ob und welcher Bedeutungsttbergang damit ver- 
knüpft ist. Die Wortlehre hat nur mit bedeutsamen Lauten 
zu thun und betrachtet diese stets vonseiten der Bedeutung, 
der Lautwandel interessirt sie also nur, insofern er mit 
einem Bedeutungsübergang Hand in Hand geht. Beide 
Wissenschaften haben Gebiete für sich allein, z. B. die 
Lautlehre das Kapitel von der Hervorbringung der Laute, 
die Wortlehre die ganze Syntax; und auch wo beide das- 
selbe Object haben, in der Wortbildung im weitesten Sinn, 
beim Sandhi, beim Accent, sind die Fragen, die sie an ihr 
Object richten, stets verschiedener Art, sodass eine sichere 
Scheidung überall durchführbar ist. 

Der allgemeine Name Grammatik oder Sprachlehre er- 
leichtert diese Vereinigung von zwei verschiedenen Disci- 
plinen in einem Lehrbuch, deren Beibehaltung bisher wohl 
hauptsächlich aus praktischen Gründen erfolgt ist, indem 
derjenige, der eine Einzelsprache zum Verständnis ihrer 
Literatur lehrt, die Lautlehre dieser Sprache mit bearbeitet. 
Neben diesen speciellen Lautlehren hat sich aber in unserm 
Jahrhundert eine allgemeine Phonetik kräftig entwickelt, 
die durch die Lautlehren der einzelnen Sprachen nach der 
historischen Seite hin ergänzt wird. Die Scheidung der 
Grammatik in eine Laut- und in eine Wortlehre ist daher 
vielleicht nur noch eine Frage der Zeit^ 



^ An die Wortlehre, die mit dem fertigen Satze schliesst, schliessen 



XXXV 

In Indien ist diese Scheidung in Laut- und Wortlehre 
seit alter Zeit durchgeführt. Panini nennt sein Werk Qa- 
bdänuQäsana, 'Wortlehre' {gabda = bedeutsame Lautgruppe), 
die Lautlehre ist Sache der Qikshä und der verschiedenen 
PrätiQäkhya's , welche beiden sich wieder zueinander ver- 
halten ähnlich wie die allgemeine Phonetik zu den speci- 
ellen Lautlehren der Einzelsprachen. Eine nähere Prüfung 
zeigt, dass die Grenzen streng in der oben formulirten 
Weise innegehalten sind. Von der Svarabhakti z. B., die 
auf die Bedeutung keinen Einfluss ausübt, ist in der 
Grammatik nirgends die Rede, wohl aber in allen Prä- 
ti^äkhya's. Da die 14 Qivasütra's an der Spitze von Pani- 
ni's Grammatik die Annahme erwecken könnten, als habe 
Panini mit ihnen eine Aufzählung der Laute, ein Alphabet 
zu geben beabsichtigt, so fügt Kätyäyana (Mah. I S. 13) 
einige Anmerkungen hinzu, um diese Annahme zu zerstören 
und den wahren Zweck der Qivasütra's aufzuzeigen. Die 
Elemente der Phonetik, soweit sie für die Wortlehre not- 
wendig sind, werden von den Commentatoren in Form einer 
Anmerkung zu Pan. I, 1, 9 beigefügt. 

Sehen wir also von der Lautlehre ab, so enthält unsre 
abendländische Grammatik im wesentlichen nur noch Decli- 
nation, Conjugation und Satzlehre. Eine Stammbildungslehre 
fehlt den Grammatiken älteren Stiles gänzlich, die neueren, den 
linguistischen Standpunkt vertretenden enthalten zwar meist 
ein Kapitel darüber, nach dem Vorbild der indischen Gram- 
matik, doch spielt dieser Teil gewöhnlich noch eine ziemlich 
bescheidene Rolle ^ Dafür fehlt diesen modernen Sprach- 



sich dann weiter Rhetorik und Poetik an, die die Comhination von ein- 
zelnen Sätzen zu grösseren literarischen Ganzen lehren. 

* Als ein drastisches Beispiel für den Unterschied der heiderseitigen 
Auffassung nenne ich die auf der Höhe der abendländischen Wissenschaft 
stehende 'Bibliothek indogermanischer Grammatiken*. In dem Vorwort 
einer von ihnen, der griechischen Grammatik von Gustav Meyer, lesen 
wir (S. VIII): 'Stammbildungslehre und Syntax sind nach dem Plane 

Liebich, Zwei Kapitel der Eä^ikä. m* 



XXXVI 

lehren meistens die Syntax, allerdings nicht, weil diese als 
nicht zur Grammatik gehörig betrachtet würde, sondern weil 
man zur Bearbeitung der Satzlehre vom neueren Stand- 
punkt in den meisten Sprachen noch nicht gelangt ist. 

Ein vollständiges Wurzelverzeichnis endlich, bei Panini, 
wie wir sahen, das Fundament des ganzen Gebäudes, ist in 
keiner mir bekannten abendländischen Grammatik — mit 
einer einzigen glänzenden Ausnahme^ — auch nur versucht; 
um die nur aus Gründen der Flexion aufgeführten 'un- 
regelmässigen' oder 'starken' Verba handelt es sich hier 
nicht. Von einem constructiven Aufbau der Wissenschaft 
kann daher in unsern Grammatiken nirgends die Kede sein. 

Schluss. 

Ein gutes System schärft die Einsicht in den inneren 
Zusammenhang der gefundenen Wahrheiten und legt zu- 
gleich die schwachen Punkte bloss, weist also auf die rich- 
tige Bahn des Fortschritts und trägt somit viel zum Ge- 
deihen der Wissenschaft bei. Nachdem Linne das mensch- 
liche Wissen von Tier- und Pflanzenwelt in ein System 
gebracht hatte, wiesen Darwin und Wallace die Veränderlich- 
keit der Arten nach und gelangten so zur Erkenntnis der Ur- 
sachen dieser Verschiedenheit. Da nun von allen uns be- 
kannten Völkern Indien allein eine von Griechenland völlig 
unabhängige Grammatik hervorgebracht hat (vgl. Steinthal, 
Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und 
Kömern I^ S. 25. 26), so bedarf die ihrem System ge- 



der ganzen Bibliothek ausgeschlossen worden*. Diese Worte würden in 
einem indischen Pandit, wenn man ihm obendrein sagte, dass ein Wurzel- 
verzeichnis diesen Grammatiken ebenfalls fehle, ungefähr die Vorstellung 
des berühmten Messers ohne Heft und Klinge erwecken. 

^ Ich meine die Sanskritgrammatik von Whitney mit ihrem An- 
hang II: The roots, verb-forms and primary derivatives of the Sanskrit 
langnage. 



xxxvn 

schenkte Aufmerksamkeit keiner Rechtfertigung; ja man 
könnte fragen, ob nicht das panineische System in seinen 
Grnndztigen, wenigstens zunächst für die indische Sprache, 
noch heut mit Vorteil zu verwenden wäre. Für eine Utopie 
wird man diesen Gedanken nicht mehr halten, nachdem 
Whitney bereits thatsächlich dem Ziele so nahe gekommen 
ist, als es im Rahmen einer auch zum praktischen Ge- 
brauch bestimmten Grammatik möglich ist. Der Anhang II 
brauchte dort nur mit der übrigen Grammatik organisch 
verbunden zu sein, d. h. er müsste den ersten Teil des 
Werkes bilden, an den sich der Reihe nach Stammbildung 
(primäre, secundäre und Femininsufflxe) und Wortbildung 
(Conjugation und Declination) anschlössen; fügen wir dann 
im Geiste noch Delbrücks Syntax hinzu, so hätten wir unge- 
fähr eine 'synthetische Wortlehre', wie ich sie mir nach dem 
Vorbilde Panini's denke. Es fragt sich also nur, ob dieses 
System Vorzüge besässe, die ihm neben dem bisher bei uns 
allein herrschenden einen ebenbürtigen Platz zu erringen 
vermöchten. Ich wünsche hier mehr eine Discussion über 
diese interessante Frage anzuregen als sie zur Entscheidung 
zu bringen. Es scheint mir aber, dass die systematische 
Entwicklung einer selbständigen Bedeutungslehre, die der 
rein formalen Lautlehre ein kräftiges Gegengewicht zu bieten 
vermöchte, die Sprachwissenschaft vor Einseitigkeit bewahren 
und ihrer höchsten Aufgabe, der Entwicklungsgeschichte des 
menschlichen Geistes zu dienen, näher führen würde. 

Ich habe schon oben angedeutet, dass ich hier nur eine 
höhere, wissenschaftliche Sprachlehre im Auge habe, die die 
elementare Kenntnis des Sanskrit schon voraussetzt. Zur 
ersten Einführung in eine Sprache, bei der in erster Linie 
pädagogische Gesichtspunkte inbetracht kommen, wird die 
analytische Darstellung, die von aussen nach innen führt, 
wohl immer ihren Platz behaupten. 



Nachtrag (zu Seite XI Anm. 1). 

Gegen den Namen Nominativ -Tatpuruslia kann man 
einwenden, dass zwar im Nominativ mahäräjah 'der Gross- 
könig' das Vorderglied einem Nominativ entspreche, im Ge- 
nitiv dagegen einem Genitiv u. s. w. Vielleicht lässt sich 
aber das Verhältnis so auffassen, dass die beiden Begriffe 
'gross' und 'König' zuvor zu einem einzigen zusammen- 
wachsen, ehe die Suffixe, die die obliquen Casusverhältnisse 
ausdrücken, antreten, und dass in mahato räjnah purushah 
'der Vasall des grossen Königs' jeder der beiden Genitive 
für sich durch die Beziehung auf purushah veranlasst werde. 
Dann kämen wir, wie gesagt, zu einer noch einfacheren 
Einteilung der zweiten und dritten Klasse, die ich im 
folgenden Schema andeuten will, worin jedes Beispiel die 
ganze Gruppe vertritt, an deren Spitze es oben steht. Für 
die Pürva-Klasse wage ich hier den barbarischen, aber be- 
zeichnenden Namen Antitatpurusha. 

B. Tatpurusha. 

Nominativ-Tatpurusha : 

räjarshih 'ein König-Seher'. Saptarshayah 'die sieben 
Rishi's'. nihtpalam 'blauer Lotus', abrähmanah 'ein Nicht- 
brahmane '. 

JcumärapatuJi 'als Kind geschickt'. Jcrishxialohitah 'dunkel- 
roth'. äpingdlah 'etwas braun'. 



XXXIX 

äyatlsamam 'im kommenden Jahre \ sushamam 'bei 
gutem Wetter \ 

Genitiv-Tatpurusha : 
räjapurushah 'des Königs Diener\ 
sarvamahän 'der allergrösste\ 

Locativ-Tatpurusha : 
aranyemäshäh ' Waldbohnen \ 
ätapagushJcah 'in der Sonne getrocknet'. 
vanäntah 'im Walde \ 

Ablativ-Tatpurusha : 
vrikahhayam 'Gefahr vor Wölfen'. 
svargapatüah 'vom Himmel gefallen'. 

Dativ-Tatpurusha : 
yüpadäru 'Holz zu einem Opferpfahl'. 
gohüah 'gut für Kühe'. 

Instrumental-Tatpurusha : 
dhänyärthah 'Reichtum an Getreide'. 
ahihatah 'von einer Schlange getödtet'. 
akshapari 'um einen Würfel'. 

Accusativ-Tatpurusha : 
muhürtdstikham 'Glück, das einen Augenblick währt'. 
grämagatah 'ins Dorf gegangen'. 
gäkaprati 'etwas Gemüse'. 

C. Antitatpurusha. 

Nominativ- Antitatpurusha : 
Jaiminikadärah 'der lohfarbene Jaimini'. 
bhojyoshnah 'warm zu gemessen'. 
yathägaUi 'wie die Kraft, nach Kräften'. 

Genitiv- Antitatpurusha : 
madhyegaiügam 'in der Mitte der Gangä'. 

Locativ- Antitatpurusha : 
bhütapürvah 'früher gewesen'. 
antarvanam 'im Walde'. 



xxxx 

Ablativ- Antitatpurusha : 
äpätaliptäram 'bis Pätaliputra'. 

Dativ-Antitatpurusha : 
sumadram 'gut für die Madrer\ 

Instrumental- Antitatpurusha 
samabhümi 'dem Erdboden gleich'. 

Accusativ- Antitatpurusha : 
hharadväjah 'die Beute davontragend\ 
praratham 'vor dem Wagen \ 



Uebersetzung. 



Hier (beginnt) des zweiten Buches erstes Kapitel. 

samarthah padavidhih (1) 

Dies ist eine Interpretationsregel. Jedwede Pada-Regel, 
die in diesem Lehrbuch gehört wird, ist als samartha zu 
verstehen. Regel, Vorschrift ist das, was vorgeschrieben 
wird. Pada-Regel ist eine Regel, die sich auf Pada's (fer- 
tige Worte) bezieht; solche aber sind die Regeln über Com- 
Position und andere, samartha bedeutet 'imstande'; was im- 
stande ist, den Sinn des zur Auflösung (des Compositums etc.) 
dienenden Satzes wiederzugeben, das ist als samartha zu ver- 
stehen. Oder aber es wird ^awar^Äa (zusammengehörig) genannt, 
weil es sich auf zusammengehörige Worte bezieht. Es ist also zu 
verstehen: (eine Pada-Regel muss sein) eine Regel, die sich 
auf zusammengehörige Worte bezieht, d. h. auf solche, deren 
Bedeutung entweder zusammengebunden oder zu einer ein- 
zigen vereinigt ist.* 

Er wird sagen: dvitlyä gritätUapatitagatätyastapräptäpa' 
nnaih 'ein Accusativ wird verbunden mit grita, atUa, patita, 
gata, atyasta, präpta und äpanna (II, 1, 24). Z. B. Tcashtarjfi 
gritah 'ins Unglück geraten' (ergiebt) Icashtagritah, Wozu 
hier das Setzen von samartha? (Damit man nicht dieselben 
beiden Worte componire in folgendem Falle:) pagya Deva- 
doMa kashtam, grito Vishnumitro gurukulam 'schau, o Deva- 
datta, das Elend; Vish^umitra ist in das Haus des Lehrers 
gegangen . 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. i 



(Panini wird ferner lehren:) trUlyä tatkritärthena gima- 
vacanena *ein Instrumental wird verbunden mit einem Eigen- 
schaftsworte, wenn das mit diesem Ausgedrückte durch jenen 
(Instrumental) bewirkt worden ist' (IL 1, 30). Beispiel: 
gankulayä hhandah 'mit der Zange ^ verwundet, verstümmelt' 
= gaükuläkhandah. Wozu das Setzen von samartha? kariA 
shyasi gankulayäy khando Devadntta upalena Wn wirst mit der 
Zange arbeiten; Devadatta ist durch einen Stein verletzt 
wordetf. 

caturtM tadarthärthabalihüasukharakshüaih 'ein Dativ wird 
verbunden mit dem, was dazu tauglich ist, mit artha, bali, 
hita, sukha und rakshita (II, 1, 36). yüpäya däru 'Holz zu 
einem OpferpfahF = yüpadäru. Wozu das Setzen von sam- 
artha? gaccha tvam yüpäya, däru Devadattasya gehe 'geh 
du zum Opferpfahl, das Holz ist im Hause des Devadatta'. 

pancaml bhaymia 'ein Ablativ mit hhaya^ (II, 1, 37). 
vrikebhyo bhayam 'Furcht vor Wölfen' = vrikabliayam. Wo- 
zu das Setzen von samartha? gaccha tvam mäm vrikebhyo, 
bhayam Devadattasya Yajnadattät 'komm du zu mir von den 
Wölfen weg; die Furcht des Devadatta vor Yajüadatta'. 

sha^hthl 'ein Genitiv (kann mit einem Nomen componirt 
werden)' II, 2, 8. räjnah purushah 'ein Diener des Königs' 
= räjapurushah. Wozu das Setzen von samartha? bhäryä 
räjnah^ purusho Devadattasya 'die Gemahlin des Königs, der 
Diener des Devadatta'. 

saptaml gauridaih 'em Locativ mit gaunda u. s. w.' (11, 1, 
40). aksheshu gaundah 'auf Würfelspiel versessen' = aksha- 
gaundah 'ein Würfelnarr'. Wozu das Setzen von samartha? 
gaktas tvam aksheshu, gaundah pibati pänägäre 'du verstehst 
dich auf die Würfel; der Schlemmer trinkt in der Schenke'. 

Wozu endlich das Setzen von pada? Damit die sam- 
ar^Äa-Regel nicht gelte inbezug auf die Lautlehre, tishthatu 
dadhy, agäna tvam gäkena 'die saure Milch soll bleiben, iss 
du (den Reis) mit Gemüse', tishthatu kumäric, chattram hara 
Devadattät 'das Mädchen soll bleiben, nimm den Sonnenschirm 



vom Devadatta\ Hier tritt (obwohl die Worte dadhi — agä- 
na und kumart — chattram nicht samartha sind), die Substi- 
tution des Halbvocals für i (VI, 1, 77) und die nicht not- 
wendige Hinzufügung des t (VI, 1, 76) * (dennoch) ein. 

^ Jenes bezieht sich auf die logische Verbindung der 
einzelnen Worte im Satze untereinander, dieses auf die Com- 
position, secundäre Wortbildung etc. väkye sambaddhärthcUä, 
vyapekshä hi tatra sämarthyam . . . vrittau tu samsrishtärthatäj 
eJcärthibhävo hi tatra sämarthyam. Haradatta. 

^gankulä Aufrecht Glossary zu TJjjvaladatta 'a pair of 
scissors\ PW. 'Scheere oder Dolch\ pw. 'Scheere oder ein 
anderes Schneideinstrument\ Vgl. aber Ujjval. zu ü^ji. I, 
37: ganhupürväl later äto ^nupasarge Tcah (HI, 2, 3) üi ke 
gankulä kartari. 'Nägelziehend' kann doch wohl nur die 
Zange genannt werden. 

^Lies yanädego 'nityag ca. Dieses ^-Augment geht liinter- 
drein durch VIII, 4, 40 in c über. Die Beispiele geben hier 
wie immer die definitive Form. 

sub ämantrite paräfigavat svare (2) 

Ein Nomen ^ ist vor einem Vocativ wie ein Glied des 
folgenden (also des Vocativs), inbezug auf den Accent, 
d. h. wenn die inbetracht kommende Accentregel festzu- 
stellen ist. Dies ist eine Erweiterung des Vocativbegriffs : 
das Nomen tritt in den Vocativ mit ein. Er wird sagen: 
ämantritasya ca 'von einem Vocativ ist die erste Silbe 
udätta' (VI, 1, 198). (Unsere Regel ist gegeben), damit 
dies auch für den mit einem Nomen verbundenen (Vocativ) 
gelte. (Beispiele :) kündenätan 'du mit dem Almosentopf um- 
herwandernder', päragunä vrigcan 'du mit dem Beile spal- 
tender'. Mddränät^ räjan 'o König von Madra'. Kägmlrä- 
näm räjan 'o König von KaQmir'. 

Warum heisst es (im Sütra): ein Nomen? (Weil eine Verbal- 
form nicht Glied des Vocativs wird, z. B.) pidye pidyamäna ich 
'werde gequält, o Gequälter', (d.h. durch deine Qual leide ich aus 

Liebich, Zwei Kapitel der KäQikä. i* 



Mitgefühl selber mit). ^ Warum: vor einernY ocsitiv? gehe Gärgy ah 
'Gärgya ist im Hause\ Warum: des folgenden? Damit das No- 
men nicht als Glied eines vorhergehenden (Vocativs) verstan- 
den werde (etwa in folgendem Falle:) DevadaUa kündenätan 'o 
Devadatta! o du mit dem Almosentopf umherwandernder!' 
Warum: ein Glied? Damit es zum Lehmkloss geworden den 
Accent empfange^, und nicht beide (das Nomen und der 
Vocativ) auf der ersten Silbe betont werden. Warum heisst 
es: wie (ein Glied)? Damit das Nomen auch (in gewisser 
Hinsicht) selbständig bleibe, am kündenätan 'ah du mit dem 
Almosentopf umherwandernder'. Hier gilt der Vocativ als 
durch ein Wort von am getrennt, sodass die Kegel äma 
ekäntaram ämantritam anantike (VIII, 1, 55) zur Anwendung 
kommen kann. Warum heisst es: in Bezug auf den Accent? 
küpe sincan *du in den Brunnen giessender'. cärma naman 
' du vor dem Fell dich neigender'. In Bezug auf Cerebrali- 
sirung des s^ und n'' ist (das vorangehnde Nomen) nicht 
wie ein Glied des folgenden. 

Bei der Lehre vom parängavat- Sein eines Nomons ist 
hinzuzufügen, dass auch ein zweites, mit dem andern in 
Congruenz stehendes Nomen als Glied des Vocativs gilt. 
(Dies muss ausdrücklich hinzugefügt werden), weil dieses 
zweite Nomen nicht mehr unmittelbar vor dem Vocativ steht 
(Kätyäyana Värttika 4)*^. tikshnai/ä süci/ä slvyan 'du mit 
spitzer Nadel nähender', tikshnena pnragunä vri^can 'du mit 
scharfem Beile spaltender'. 

Bei den Indeciinabilia ist eine Ausnahme zu statuiren 
(vgl. Kätyäyana Vä. 7). uccair adlmjäna 'du laut studiren- 
der'^. nleair adhlyäna 'du leise studirender'^ 

^ suhantam sc. padam oder gabdarüpam^ eig. ein Wort, 
das auf sup endigt, d. h. auf eine der im Pratyähära sup 
(IV, 1, 2) enthaltenen Oasusendungen oder deren Substitute. 

2 Hier ist nach VIII, 1, 19 der Vocativ, weil nicht am 
Anfang des Satzes stehend, ganz unbetont. 

' tatra subantasya mritpindätmanä parinämäsambhaväd eki- 



hhäva iti pratipüdanaparam etat. mrUpinda ivaikatäm äpanmi 
ity arthah. H. 

^Vlil, 3, 59. 

n^III, 4, 2. 

^D. h. also: Als Teil des Vocativs gilt ein vor ihm 
stelnides, zu ihm gehöriges Nomen mitsamt seinen etwai- 
gen Attributen. 

präh hadärät samäsah (3) 

Bis zu der Stelle, wo kadära vorkommt (II, 2, 38), ist 
für alle (Bildungen) S die wir von hier ab besprechen wer- 
den, der technische Name Samäsa (Compositum) zu verstehen. 
Er wird sagen: vathä 'sädrigt/e (II, 1, 7). yathävriddham 
brähmanän ämcintrayasva 'lade alle alten Brahmanen ein*. 
Das Wort präk ist in dieser Regel hinzugefügt, damit die 
Namen (z. B. in II, 1, 7 Samäsa und Avyayibhäva) zusam- 
men eintreten (beide Geltung erlangen) ^ Die Stellen, an 
denen der Name Samäsa zur Anwendung kommt, sind trül- 
tjäsamäse (I, 1, 30) u. a. 

^ Zu yän ist wohl gabdän zu ergänzen. 

^ Sonst würde nach I, 4, 1 immer nur der engere Name 
gelten. 

saha supa (4) 

sup gilt fort (aus II, 1, 2), saha und supä^ alle drei 
Worte sind (als Adhikära) vorangestellt zu verstehen. Bei 
allem, was wir von hier ab besprechen werden, sind diese 
als dabeistehend anzusehen. Er wird sagen: dvitlyä grüa 
u. s. w. (II, 1, 24). (Das bedeutet demnach:) Ein auf einen 
Accusativ endendes Nomen wird mit grita u. s. w. zusammen- 
gesetzt, hashtam gritah 'ins Unglück geraten' = kashtagn- 
tah. saha 'zusammen mit' ist gesetzt um die Kegel zu teilen \ 
damit es auch Composita mit einer Verbalform gebe: anur 
vyacalat 'er folgte nach', anuprävigat^ 'er trat hinter ihm 
ein'. 



6 



^Nämlich a) saha sc. samarthena 'ein Nomen wird ver- 
bunden mit etwas dem Sinne nach Verwandtem'; b) supä 
'(ein Nomen wird verbunden) mit einem Nomen\ Dies ist 
natürlich nachpanineische Weisheit. 

*So mit dem Bhäshya zu lesen für das in der Ausgabe 
stehnde anuprävarshat. — Als Composita werden diese Ver- 
balformen angesehen, weil nach VIII, 1, 70 die Präfixe zu- 
sammen mit dem Verbum, den Nominalcompositis gleich, nur 
einen Accent haben {anuvyäcalat, anuprdvigcU). Vgl. Bhäshya 
zu II, 2, 18 am Ende. 

avyaylhhävah (5) 

Das Wort Avyayibhäva ist als Adhikära ^ zu verstehen. 
Für die Worte, die wir von hier ab besprechen werden, ist 
der Name Avyayibhäva zu verstehen. Er wird sagen : yathä 
^sädrigye (II, 1, 7). yathävriddham brähmanän ämantrayasva 
'lade alle alten Brahmanen ein\ Und dieser lange Name 
ist dem Sinn entsprechend gewählt und zeigt an, dass im 
Avyayibhäva der Begriff des Vordergliedes die Hauptsache 
ist. Die Stellen, an denen Avyayibhäva zur Anwendung 
kommt, sind avyaylbhävag ca (I, 1, 41) u. a. 

^Wenn man den Ausdruck nicht beibehalten will, kann 
man ihn durch Überschrift oder Leitregel wiedergeben. 

avyayam vibhahtisamipasamriddhivyriddhyartkä' 
bhävätyayäsampratigabdaprädurhhävapagcädyatkänu- 
pürvyayaugapadyasädrigyasampattisäkalyäntavacane- 
shu (6) 

Die Worte 'ein Nomen' (aus II, 1, 2) und 'mit einem 
Nomen' (aus II, 1, 4) gelten fort. Ein Indeclinabile , das 
eine der Bedeutungen hat, von denen die erste 'Casusen- 
dung' ist, wird mit einem logisch mit ihm verbundenen 
Nomen zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Avya- 
yibhäva. Das Wort 'bezeichnend' {vacana, am Schluss des 
Sütra) wird mit jedem Begriffe einzeln verbuudeu. 



Zunächst wenn es eine Casuseudung bezeichnet: strlshv 
adhikritya kathä pravartate *die Geschichte verbreitet sich 
bei den Frauen'. 'Bei den Frauen' (kann ausser durch den 
Locativ auch bezeichnet werden durch das adverbiale Com- 
positum) adhistri. adhikumäri 'bei den Mädchen' ^ Ein In- 
declinabile, das im Sinne des Locativs steht, bezeichnet eine 
Casusendung. 

Wenn es die Nähe bezeichnet: Icumhhasya samlpam 'bei 
dem Topfe' = upahumbham,^ upamanikam 'bei dem Zuber'. 

samriddhi 'Glück' ist ein hoher Grad von Gedeihen. 
samriddhir Madränäm vartate 'das Glück der Madrer währt 

• • • 

fort' (kann auch ausgedrückt werden durch) sumadravß va- 
rtate 'es geht gut für die Madrer'. sumagadham 'gut für 
die Magadher'. 

vi/riddhi 'Unglück' ist Nichtvorhandensein des Gedeihens. 
Gahdikänäm riddher abhävo vartate 'es geht den Gabdika's 
schlecht' = durgahdikam vartate.^ duryavanam 'schlecht für 
die Yavana's'. 

arthäbhäva ist Nichtvorhandensein eines Gegenstandes. 
abhävo makshikänäm vartate 'es giebt keine Fliegen' = nir- 
makshikam vartate. nirmagakam 'ohne Muskito's'. 

atyaya bedeutet Gewesensein, das Vorübergehn. ailtäni 
himäni 'der Schnee ist vergangen' (kann auch ausgedrückt 
werden durch) nirhimam vartate, nihgltam vartate 'die Kälte 
ist vorüber'. 

asamprati 'nicht jetzt' bezeichnet das Ausschliessen der 
Gegenwart von dem Gebrauch eines Dinges, aivtaisrikarji 
{vartate). taisrika (in Tisrikä verfertigt) ist der Name eines 
Kleidungsstückes, 'dieses zu tragen ist jetzt nicht die Zeit' 
ist der Sinn. 

gabdaprädurbhäva ist Berühmtheit eines Wortes, üipä- 
nini 'so laut Panini'. tatpänini 'das (meint) Panini'. 'Der 
Name Panini ist in der ganzen Welt berühmt' ist der Sinn. 

pagcät 'hinter', anuratham pädätam 'das Fussvolk steht 
hinter den Wagen', 



8 



Ferner wird componirt ein Indeclinabile, das im Sinne 
von yathä steht. Die Bedeutungen von yathä sind: Ange- 
messenheit, Wiederholung, Nichthinausgehn über den Begriff 
eines Wortes und Gleichheit. Angemessenheit: anurüpam 
(bhavaii), 'Es geschieht der Form angemessen' ist der Sinn. 
Wiederholung: artham artham prati 'für jedes Diog' (kann 
in einem Worte ausgedrückt werden durch) pratyartham. 
Nichthinausgehn über den Begriff eines Wortes: yathägakti 
'nach Kräften \* 

änupürvya bedeutet Eeihenfolge. anujyeshtham pravigantu 
bhavantah 'die Herren mögen ihrem Alter nach eintreten \ 
'Nach der Reibenfolge der Altesten mögen die Herren ein- 
treten' ist der Sinn. 

yaiigapadya bedeutet Gleichzeitigkeit, sacakraffi dheki. 
yugapaccakram dhehi 'setze zugleich mit dem Rade' ist der 
Sinn. 

sädrigya ist Gleichheit. Weswegen wird dieses gesagt? 
Es ist ja schon durch yathärthe 'im Sinne von wie' mit ge- 
lehrt. Damit (die Compositiou) stattfinde, auch wenn die 
Gleichheit eine Eigenschaft ist. sadrigah sakhyä 'gleich 
einem Freunde, wie ein Freund' = sasakhi. 

sampatti ist ein angemessener Zustand seiner selbst, aber 
in anderm Sinne als samriddhi 'Glück', sabrahnia Bähkra- 
vänäm, sakshatraf]i Qälankäyanänäm 'den Bäbhrava's kommt 
die Brahmanen würde zu, den Qälankäyana's der Adel'.^ 

säkalya ist Vollständigkeit, satrinam abhyavaharati 'er 
isst es auf mitsamt dem Kraut', sabif^am 'mitsamt der 
Spreu'. 'Er lässt nichts Geniessbares übrig' dieser Sinn 
wird hyperbolisch ausgedrückt. 

Wenn das Ende bezeichnet wird. Mit anta 'Ende' ist 
gemeint Vollendung mit dem Nebenbegriff des Umfassens. 
sägny adhUe 'er studirt bis zum (Kapitel von) Agni inclu- 
sive '. seshiipagubandham ' mitsamt der Anbindung des Opfer- 
tieres'. 'Er studiert mit dem Tieropfer endend' ist der 
Sinn, Diese Endigung ergiebt sich auch wenn das Studium 



noch nicht vollendet ist, darum wird dieser Fall getrennt 
von säJcaiya 'Vollständigkeit' aufgeführt. 

^Kürzung der Endungen von stn und kuman duich II, 
4, 18 + I, 2, 47. 

*Über die Endung am s. 11, 4, 83. 

^ Jinendrabuddhi schreibt zweimal deutlich durgahdikam. 
Vgl. Gapa sindhvädi zu Pan. IV, 3, 93 (Gabdikä), Hara- 
datta liest duhgakafn duryavanam. 

*Die vierte Bedeutung von yathä wird durch das fol- 
gende Sütra ausgeschlossen. 

^sabrahfna Bäbhravänäm iti. teshäm anurüpo brähmana- 
bhäva üy arthdh. H. 

yathä 'sädrigye (7) 

Das Indeclinabile yathä 'wie' wird, wenn es nicht Gleich- 
heit ausdrückt, mit einem Nomen verbunden, und das Com- 
positum ist ein Avyayibhäva. yathävriddham brähnianän 
ämantrayasva 'lade alle alten Brahmanen ein\ yathävfi- 
ddham heisst soviel als ye ye vriddhäh'sille welche alt sind*.* 
yathädhyäpakam 'alle (Brahmanen), welche Lehrer sind\ 
Warum 'wenn es nicht Gleichheit ausdrückt'? yathä Deva- 
dattas tathä Yajnadattah 'wie Devadatta so Yajnadatta'. (Hier 
kann eine Composition von yathä und Devadatta nicht statt- 
finden.) Während das Compositum schon durch die Worte 
der vorigen Regel: 'ein Indeclinabile im Sinne von yatliä^ 
zustande gebracht wird, ist diese Regel hinzugefügt, um die 
'Gleichheit' auszuschliessen. 

*Hier hat also yathä die Bedeutung vlpsä (s. die vorige 
Regel). 

yävad avadhärane (8) 

Das Indeclinabile yävat wird, wenn eine Beschränkung 
ausdrückend, mit einem Nomen verbunden, und das Compo- 
situm ist ein Avyayibhäva. avadhärarui, 'Beschränkung', ist 
die Umgrenzung der Quantität, yävadamatram hrähmaifiän 



10 



ämantrayasva 'den Schüsseln entsprechend lade Brahmanen 
ein \ So viel als Schüsseln vorhanden sind, fünf oder sechs, 
so viele lade ein. Warum: wenn eine Beschränkung aus- 
drückend? yävad dattam tävad bhuJctam 'wieviel du mir ge- 
geben hast, soviel habe ich gegessen'. Nicht gebe ich genau 
an, wieviel ich gegessen habe. 

sup pratinä mäträrthe (9) 

maträ 'Atom', hhidu 'Tropfen', stoha 'Tropfen', alpa 
'wenig', das sind Synonyma. Mit jpm^i, wenn es im Sinne 
von 'ein wenig' steht, wird ein Nomen zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Avyayibhäva. asty atra Mm cit 
gäJcam 'ist hier etwas Gemüse?' (Für Mm cit gäkam kann 
man auch sagen) gäJcaprati. süpaprati 'ein wenig Suppe'. 
Warum: im Sinne von wenig? vriksham prati vidyotate vi- 
dyiit ' der Blitzstrahl fährt nach dem Baume hin '. (Hier be- 
zeichnet prati nach I, 4, 90 die Richtung und kann nicht 
mit vriksham componirt werden.) Da das Wort sup (aus II, 
1, 2) fortgilt, hat das noclimalige Setzen von sup den Zweck, 
den Begriff Indeclinabile (der aus II, 1, 6 bis zur vorigen 
Regel fortgalt) abzuwenden. 

alcshagaläkäsamlchyäh parinä (10) 

Das Wort ahsha 'Würfel', das Wort galäka 'Stäbchen' 
und ein Zahlwort werden mit pari 'um' zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Avyayibhäva. Inbezug auf das 
Spielerhandwerk wird dieses Compositum gewünscht. Es 
giebt ein Spiel, Pancikä mit Namen, das mit fünf Würfeln 
oder Stäbchen gespielt wird; wenn bei diesem alle (mit dem 
Bilde) nach oben oder nach unten fallen, dann siegt dieser 
Würfler, desselben Niederlage findet statt, wenn der Wurf 
anders ausfällt, akshenedam na tathä vrittam yathä pürvam 
jaye ' um einen Würfel ist dieser Wurf nicht so ausgefallen 
wie vorher beim Gewinnen'. (Für alcshe^^ kann man auch 



11 



sagen) akshapari. galäkäpari 'um ein Stäbchen'. eJcapari 
'um eins\ dvipari 'um zwei\ tripari 'um drei'. Höchstens 
ccUushpari 'um vier\ Wenn aber fünf ein und dieselbe Form 
zeigen, dann wird eben der Sieg stattfinden. 

(Dasselbe besagt folgender dem Mahäbhäshya entlehnter 
Vers:) 

akshädayas tritlyäntäh pürvoMasya yathä na tat, 
küavavyavahäre ca, ekatve ^kshagaläkayoh, 

'aksha u. s. w. stehn im Instrumental (und geben an), 
um wieviel der Wurf geringer ist als der vorhergehende. Sie 
werden inbezug auf das Spielerhandwerk gebraucht; aksha 
und galäkä stehn dabei stets im Singular'.^ 

^Z. B. akshähhyäm 'um zwei Würfel' kann nicht ausge- 
drückt werden durch akshapari, sondern nur durch dvipari. 

vibhäshä (11) 

vibhäshä 'oder nicht' ^ ist als Adhikära zu verstehen. 
Was wir von hier ab besprechen werden, das tritt nicht 
notwendig ein. Er wird sagen: apaparibahirancavah pa- 
ncamyä (II, 1, 12). apatrigartam vrishto devah oder apaTri- 
gartebhyah 'der Gott hat regnen lassen ausser in Trigarta'. 

^ Vgi. I, 1, 44. 

apaparibahirancavah pancamyä (12) 

apa, pari, bahis und die mit der Wurzel anc zusammen- 
gesetzten (vgl. in, 2, 59), diese Nomina werden mit einem 
auf Ablativ endenden Nomen optioneil verbunden, und das 
Compositum ist ein Avyayibhäva. apatrigartam oder apa 
Trigartebhyo vrishto devah 'der Gott hat geregnet ausser in 
Trigarta'. paritrigartam oder pari Trigartebhyah 'rings um 
Trigarta'. bahirgrämam oder bahir grämät 'ausserhalb des 
Dorfes', präggrämam oder präg grämät 'östlich vom Dorfe' 
oder 'vor dem Dorfe'. Diese Regel allein zeigt an, dass in 
Verbindung mit dem Worte bahis der Ablativ steht. ^ 



12 



* Für apa und pari folgt der Ablativ aus II, 3, 10, f ür 
die mit afw zusammengesetzten aus II, 3, 29. 

an maryädäbhividhijoh (13) 

an (d. i. die Präposition ä 'bis'^), wenn die exclusive 
oder die inclusive Grenze bezeichnend, wird mit einem auf 
Ablativ endenden Nomen optionell zusammengesetzt, und 
das Compositum ist ein Avyayibhäva. äpätaliputram oder ä 
Pätaliputräd vrishto devah *der Gott hat geregnet bis Päta- 
liputra\ (Ein Beispiel für die) inclusive Grenze: äkumäram 
oder ä kuniärebhyo yagah Pänineh 'bis zu den Knaben ist 
der Ruhm Panini's gedrungen'. 

^Der Anubandha n wird hinzugefügt, um die Präposi- 
tion ä von der gleichlautenden Partikel zu unterscheiden. 
Vgl. I, 1, 14 KäQ. 

lakshanenäbhipratl ähhimuhhye (14) 

lalcshana heisst 'Ziel'. Mit einem dieses bezeichnenden 
Nomen werden die Worte abhi und prati^ wenn sie das Zu- 
gekehrtsein bezeichnen, optionell zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Avyayibhäva. abhyagni oder agnim abhi 
galabhäh patanti 'die Motten fliegen zum Feuer', pratyagni 
oder agnim prati 'gegen das Feuer'. Das Feuer zum Ziel 
nehmend fliegen sie mit hingewandtem Gesicht, das ist der 
Sinn. Warum 'mit dem Ziele'? Smghnam pratigatah 'er 
ist nach Srughna zurückgekehrt'. Umwendend ist er auf 
Srughna zu gegangen. Warum 'abhi und prati^? yenägnis 
tetm gatah 'wo das Feuer ist, dorthin ist er gegangen'. 
Warum* wenn sie das Zugekehrtsein bezeichnen'? abhyanka 
gävah, pratyanM gävah, 'Neugezeichnete Rinder' ist der 
Sinn! 1 

^Hier sind abhi und prati auch mit einem lakshana (in 
diesem Falle = Merkmal, Note) verbunden, aber ohne eine 
Richtung zu bezeichnen. 



13 



anur yat samayä (15) 

samayä bedeutet 'nahe'. Dessen Nähe anu bezeichnet, 
mit diesem, wenn es das charakteristische Merkmal ist, wird 
anu Optionen zusammengesetzt, und das Compositum ist ein 
Avyayibhäva. anuvanam aganir gatah *nahe dem Walde ist 
ein Meteor niedergegangen'. Warum anw? vanam samayä 
'nahe dem Walde' (wird nicht componirt). Warum 'mit 
dem, dem es nahe ist'? vrilcsham anu vidyotate vidyut 'der 
Blitz fährt nach dem Baume hin'. Da das Compositum 
schon durch die Eegel avyayam vibhaUisamlpa u. s. w. (II, 
1,6) gegeben wäre, wird es hier wiederum gelehrt der 
Vibhäshä wegen. * 

^Die II, 1, 6 — 10 gelehrten Composita sind nüyasamä- 
sah, 'feste Composita', d. h. sie können nicht mit denselben 
Worten, ohne Zuhülfenahme anderer, aufgelöst werden. 

yasya cäyämah (16) 

lakshanena gilt fort, äyäma bedeutet 'Länge'. Dessen 
Ausdehnung anu bezeichnet, mit dem, wenn es das charak- 
teristische Merkmal ist, wird (anu) optionell zusammenge- 
setzt, und das Compositum ist ein Avyayibhäva. amtgangam 
Väränasl 'Benares liegt längs der Gangä'. anuyamunam 
Mathurä 'Mathurä liegt längs der Yamunä'. Durch die 
Längsrichtung der Yamunä wird die Längsrichtung von 
Mathurä charakterisirt. Warum äyämah? vrilcsham anu 
vidyotate vidyut 'der Blitz fährt nach dem Baume hin'. 

tishthadguprahhfitlni ca (17) 

tishthadgu u. s. w. werden schon zu einem Ganzen ver- 
einigt (als fertige Composita) niedergesetzt. Die Wortformen, 
deren erste tishthadgu ist, heissen Avyayibhäva. tishthadgu 
ist eine Zeitbestimmung. Die Zeit, in der die Kühe zum 
Melken stehn, diese heisst tishthadgu. Die mit hhaleyavam 
beginnenden sind Nominative, werden nie mit einer andern 



14 



Casusendung verbunden und bezeichnen einen andern (ausser 
ihnen liegenden) Begriff, und zwar eine Zeitangabe. Das 
Wort ca im Sütra ist gesetzt der Beschränkung wegen. 
Ein neues Compositum wie paramatishthadgu 'es ist hohe 
Zeit zu melken' ist nicht gebräuchlich. 

tishthadgu 'in der Melkzeit'. 

vahadgii 'wenn die Einder in der Arbeit sind'. 

äyoMgavam 'wenn die Kühe von der Weide kommen'. 

Ichaleyavam 'wenn die Gerste auf der Tenne liegt'. 

khalebusam 'wenn die Spreu auf der Tenne liegt '.^ 

lünayavam 'wenn die Gerste gehauen ist'. 

lüyamänayavam 'wenn die Gerste gehauen wird'. 

pütayavam 'wenn die Gerste gereinigt ist'. 

püyamänoyavam 'wenn die Gerste gereinigt wird'. 

samhritayavam 'wenn die Gerste eingesammelt ist'. 

samhriyamänayavam'wenii die Gerste eingesammelt wird'. 

samhritabKsam 'wenn die Spreu aufbewahrt ist'. 

samhriyamänabusam 'wenn die Spreu aufbewahrt wird'. 
Alles dieses sind Zeitbezeichnungen. 

samabhümi 'dem Erdboden gleich'. 

samapadäti 'einem Fussgänger gleich'. 

smhamam 'bei gutem Wetter'. 

vishamam 'bei schlechtem Wetter'. 

nihshamam dass. 

duhshamam dass. 

■ 

aparasamam 'im folgenden Jahre '.^ 
äyatlsamam 'im kommenden Jahre'. 
prähnam 'vor Tagesanbruch'. 
praratham 'vor dem Wagen'. 
pramrigam 'vor dem Wild'. 
pradakshinam 'nach rechts'. 
apadakshinam 'von rechts her'.^ 
samprati 'jetzt'. 
asamprati 'nicht jetzt'. 
päpasamam 'in einem schlimmen Jahre'. 



15 



punyasamam *m einem guten Jahre'. 

(Endlich das Suffix) ic (-i), wenn Gegenseitigkeit der 
Handlung bezeichnet wird. Z. B. dandädandi * Stock gegen 
Stock, mit Stöcken', musalämusali 'mit Keulen'.* 

^ So die Reihenfolge bei H. und J. 

^ H. liest apasamam^ J. aparasamam, 

^So lese ich mit Vardhamäna Gaparatnamahodadhi 94 
für aparadaJcshinam der Ausgabe, da aparadakshinam 'süd- 
westlich' nach II, 2, 26 ein Bahuvrihi ist. 

* Vgl. V, 4, 127. Das Suffix ic ist hier nur aufgeführt, 
damit diese Worte als Indeclinabilia behandelt werden; die 
Composita selbst heissen nach II, 2, 27 Bahuvrihi. 

päre madhye shashthyä vä (18) 

Während sonst ein Genitivcompositum sich ergeben 
würde (II, 2, 8), wird als Ausnahme davon ein Avyayibhäva 
hinzugefügt. Und infolge des Setzens von vä (im Sütra) 
wird auf der andern Seite das Genitivcompositum obendrein 
gestattet. Die Worte pära und madhya werden mit einem 
im Genitiv stehnden Nomen optionell zusammengesetzt, und 
das Compositum ist ein Avyayibhäva. Und in Verbindung 
mit diesem (Nomen) werden diese beiden auf e auslautend 
niedergesetzt, paregangam 'jenseits der Gangä'. madhye- 
gangam 'mitten in der Gangä'. Im Falle des Genitivcompo- 
situms: Gangäpäram 'das andre Ufer der Gangä'. Gailgä- 
madhyam 'die Mitte der Gangä'. Durch die grosse Vibhäshä 
(aus II, 1, 11) wird die Auflösung durch einen Satz ge- 
stattet (nämlich drittens päram Gaügäyäh, madhyam Ga- 
ngäyäh), 

samhhyä vamgyena (19) 

Continuität lebender Wesen durch Wissenschaft oder 
Geburt in einer Richtung hin wird vamga genannt. Der 
darin befindliche heisst vamgya. Mit einem Nomen , das 
einen solchen bezeichnet, wird eine Zahl zusammengesetzt, 



16 



und das Compositum ist ein Avyayibhäva. Für 'die beiden 
Muni's, die sich in der Linie der grammatischen Tradition 
befinden' (kann man kurz sagen) dvimuni vyäharanasya 'die 
beiden Muni's der Grammatik \^ trimuni vyäharanasya 'die 
drei Muni's der Grammatik'. Wenn man aber durch eine 
Wissenschaft die diese besitzenden ohne Unterscheidung (von 
andern) bezeichnen will, dann stehn (Subject und Prädicat) 
in gleichem Casus. Z. B. dvimuni vyäkaranam [zwei Muni's 
repräsentiren die Grammatik'.^ trimuni vyäkaranam 'drei 
Muni's repräsentiren die Grammatik'. (Continuität) durch 
Geburt: ehavimgatibhäradväjam 'die einundzwanzig Bhärad- 
väja's \ 

^ vyäkaranasyeti sambandhalakshariä shashthi. J. — H. 
bemerkt: dvau munl iti Päninikätyäyanaii, trimunlti tau ca 
bhäshyaJcärag ca. 

^ tadvatäm iti Päniniprahhritinäm. abhedavivaksheti yau 
tau dvau munl täv eva vyäkaranam iti, J. 

nadlbhig ca (20) 

saf^ikhyä, 'eine Zahl', gilt fort. Mit Worten, die einen 
Fluss bezeichnen, wird eine Zahl zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Avyayibhäva. Und dieses wird in der 
Bedeutung des Zusammenfassens gewünscht, saptagangam 
'die sieben Gangä's (in ihrer Vereinigung)', dviyamunam 'die 
beiden Yamunä's'. pancanadam 'die fünf Ströme' (pavcan und 
nadi^ cf. V, 4, 110). saptagodävaram 'die sieben Godävari's'. 

anyapadärthe ca samjnäyäm (21) 

samkhyä ist abgewendet, das Setzen von nadl gilt fort. 
Mit Flüssen wird ein Nomen, das einen andern Begriff be- 
zeichnet, wenn es sich um einen Eigennamen handelt, zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Avyayibhäva. 
Obgleich Vibhäshä vorangestellt ist (II, 1, 11), ist dies ein 
festes Compositum: denn nicht wird durch einen Satz ein 



1^ 



Name verstanden. ühmaUagangam ('wo die Gangä tobt'), 
Name eines Ortes. (Desgleichen) Lohitaga'ügam ('wo die 
Gangä rot ist'). Krishnagangam ('wo die Gangä schwarz 
ist'). Qanairgangam ('wo die Gangä langsam fliesst'). Wa- 
rum 'wenn ein andrer Begriff bezeichnet wird'? Kfishtia- 
vennä 'die schwarze Vemiä' (ist nicht Avyaylbhäva, sondern 
Tatpurusha). Warum 'in Eigennamen'? glghragango degah 
'eine Stelle, wo die Gangä reissend ist' (ist nicht Avyayl- 
bhäva, sondern Bahuvrihi). 

tatpurushah (22) 

Der Name Tatpurusha wird als Adhikära vorangestellt 
bis zum Bahuvrihi (II, 2, 23). Für die Composita, die wir 
von hier ab besprechen werden, ist der Name Tatpurusha 
zu verstehen. Er wird sagen: dvitlyä grüätUapatita u. s. w. 
(II, 1, 24). hashtagritah 'ins Unglück geraten'. Und dieser 
lange Name stammt von den früheren Lehrern; sein Bei- 
behalten hat den Zweck, auch die sich an ihn knüpfende 
Bedingung mit zu umfassen: im Tatpurusha ruht das Haupt- 
gewicht auf dem letzten Gliede. Die Stellen, an denen der 
Name Tatpurusha Anwendung findet, sind tatpurushe Jcfüi 
bahulam (VI, 3, 14) u. a. 

dviguQ ca (23) 

Auch ein Dvigu-Compositum hat den technischen Namen 
Tatpurusha. Der Zweck, weswegen die Dvigu Tatpurusha 
heissen, sind die Samäsänta- Suffixe.^ pancaräjl 'eine Ver- 
sammlung von fünf Königen', dagaräjl 'eine Versammlung 
von zehn Königen' (V, 4, 91). dvyahah 'eine Periode von 
zwei Tagen' (V, 4, 89), pancagavam 'eine Herde von fünf 
Kühen . dagagavam 'eine Herde von zehn Kühen' (V, 4, 92)*. 

^ D. h. Suffixe, die nur ans Ende von Compositis treten. 
Sie werden gelehrt V, 4, 68—160. 

2 Die Regeln V, 4, 86 -105 beziehen sich nur auf Tatpu- 

Liebich, Zwei Kapitel der Kägikä. ^ 



18 



rusha, dürften also ohne unsere Eegel auf Dvigu's nicht an- 
gewendet werden. 

dvitlyä gritätUapatitagatätyastapräptäpannaih (24) 

'Nomen mit Nomen' gilt fort. Als nähere Bestimmung 
zu diesem wird hier hinzugefügt 'ein Accusativ\ Ein auf 
Accusativ endendes Nomen wird mit grita 'geraten' und den 
folgenden zusammengesetzt, und das Compositum ist ein 
Tatpurusha. Jcashtam gritah 'ins Unglück geraten' = Jcashta- 
Qritah} nardkagrüdh 'in die Hölle geraten*, atlta 'hindurch- 
gegangen*: härvtäram atltah 'einer, der den Wald durch- 
schritten hat* = käntärätUah. patita 'gefallen*: narakam 
patitah 'in die Hölle gefallen' = narakapatitah. gata 'ge- 
gangen': grämam gatah 'ins Dorf gegangen' = grämagatah. 
atyasta 'hinübergeworfen, hindurchgebracht'^: tarangän atya- 
stak 'durch die Wellen getragen' = tarangätyastah, tuhinä- 
tyastdh 'über den Schnee hin weggetragen', präpta 'gelangt': 
sukham präptah 'zu Wohlstand gelangt' = sukhapräptah. 
äpanna 'geraten': sukham äpannah 'zu Wohlstand gelangt' 
= sukhäpannah. duhkhäpannah 'ins Unglück geraten'. 

Bei den Worten, deren erstes grüa ist, sind gamin, 
gämin und andere hinzuzufügen (Kätyäyana Vä. 1). grämam 
gaml 'der ins Dorf gehen wird' = grämagamt. grämam gäml 
'der ins Dorf gehen muss' = grämagäml. odanam bubhukshuh 
'der Brei essen will' = odanabubhukshuh, 

^ Wenn die Worte kashtam gritah componirt werden, 
fällt die Casusendung von kashtam ab durch I, 2, 46. 
II, 4, 71. Desgleichen büsst es durch VI, 1, 223 seinen 
Accent ein. 

^Nach H. ist atyasta = vyatikränta 'hindurchgeschritten'. 

svayam ktena (25) 

Das Indeclinabile svayam steht in der Bedeutung von 
ätmanä 'durch sich selbst'. Eine Verbindung desselben mit 



19 



einer Accusativendung kommt nicht vor, daher gilt das 
Setzen von dvülyä der folgenden Regeln wegen fort. Das 
Nomen svayam wird mit einem Participium Praeteriti Passivi 
zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
svayanidhatitau pädau * selbstgewaschene Füsse\ svayamvi- 
linam äjyam 'von selbst zergangene Butter'. Infolge der 
Composition bilden beide ein Wort und haben nur einen 
Accent. 

khatvä kshepe (26) 

Das Wort khatvä * Bettstelle', auf Accusativ endend, 
wird mit einem Participium Praeteriti Passivi zusammen- 
gesetzt, wenn ein Vorwurf gemeint ist, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha. ksliepa * Vorwurf ist soviel als nindä^ 
'Tader, und dieses ist der Sinn des ganzen Compositums, 
darum ist dieses trotz des Vibhäshä-Adhikära's (II, 1, 11) 
ein festes Compositum, denn nicht wird (bei der Auflösung) 
durch einen Satz ein Tadel verstanden. Und das Besteigen 
der Bettstelle deutet hier das auf einem Abwege Sichbe- 
finden an. Jeder schlecht Erzogene wird khatvärüdha ge- 
nannt, khatvärudhah (eig. 'auf dem Bette liegend', soviel als) 
jähnah 'ein verächtlicher Mensch'. Ebenso khatväplutah (eig. 
*aufs Bett gesprungen'). 'Er befindet sich auf schlechtem 
Wege' ist der Sinn. Warum kshepe? (Ohne Nebensinn wird 
nicht componirt, also) khatväm ärüdhah 'nachdem er die Bett- 
stelle bestiegen hat'.^ 

^Vgl. ahd. petti-riso, mhd. bette-rise 'der aufs Bett 
gesunken ist, bettlägerig'. 

sämi (27) 

Das Indeclinabile sämi ist ein Synonym des Wortes 
ardha 'halb'. Von diesem, da es nicht ein Ding bezeichnet, 
kommt Verbindung mit der Accusativendung nicht vor. Dieses 
Nomen wird mit einem Participium Praeteriti Passivi zu- 

Liebich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. 2* 



äo 



sammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. sämi- 
Jcritam ^halb gethan\ sämipitam 'halb getrunken', sämibhu- 
Uam *halb gegessen'. Infolge der Composition bilden beide 
ein Wort und haben nur einen Accent. 

käläh (28) 

*Ein Accusativ mit einem Participium Praeteriti Pas- 
sivi' gilt fort. Worte, die eine Zeit bezeichnen und im 
Accusativ stehen, werden optioneil mit einem Participium 
Praeteriti Passivi zusammengesetzt, und das Compositum ist 
ein Tatpurusha. Die Regel bezieht sich auf nicht voll- 
ständige Verbindung (s. d. folgende). Das Wort käläh ist 
nicht in seiner eignen Form zu nehmen ^ — Sechs Stunden 
des Tages sind beweglich; manchmal (im Uttaräyaija) treffen 
sie auf den Tag, manchmal (im Dakshii;iäyana ) in die 
Nacht. (Man sagt daher:) aharatisritäh oder dhassamhräntä 
muhürtäh 'auf den Tag fallende Stunden', rätryatisrüäh oder 
rätrisamkräntä muhürtäh 'auf die Nacht fallende Stunden'. 
mäsapramitag candramäh 'der den Monat begrenzende Mond'. 
'Der den Monat zu durchmessen beginnende Mond, der Mond 
am ersten Tage der lichten Hälfte' ist der Sinn. 

^D. i. die Regel bezieht sich nicht auf das Wort käla 
selbst. 

atyantasamyoge ca (29) 

käläh (aus 28) gilt fort, ktena (in 25) ist abgewandt. 
atyantasamyoga bedeutet vollständige Verbindung, Umfassung 
des Zeitabschnittes durch den auf ihn bezogenen BegriflF. 
Worte, die eine Zeit bezeichnen und im Accusativ stehn, 
werden, wenn ununterbrochene Fortdauer verstanden wird, 
mit einem Nomen optioneil verbunden, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha. muhürtam sukham 'ein Glück, das nur 
einen Augenblick währt' == muhürtasukham. sarvarätrakch 
lyätn 'ein Mädchen, das die ganze Nacht hindurch angenehm 
ist', sarvarätragobhanä dass. 



21 



tritlyä tatkritärthena gunavacanena (30) 

'Nomen mit Nomen' gilt fort, dazu ist dieses eine nähere 
Bestimmung. Ein auf Instrumental endendes Nomen wird 
mit einem Eigenschaftswort und mit dem Wort artha zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. Mit 
einem wie beschaffenen Eigenschaftswort? Mit einem von 
diesem bewirkten, durch dessen Begriff bewirkten, das heisst 
soviel als mit einem durch den Begriff des im Instrumental 
stehenden Wortes bewirkten, gankulayä khandah 'mit der 
Zange verstümmelt' = gankuläkharidcih» kirinä kändh 'am 
Staar erblindet* = kirikänah *staarblind*. Mit dem Worte 
artha: dhänyenärthah 'Reichtum an Getreide' = dhänyärthah. 
Warum 'mit einem dadurch bewirkten'? akshnä känah 'blind 
auf ein Auge* ^ Warum 'mit einem Eigenschaftswort' ? gohhir 
vapävän 'durch die Kühe fett geworden ^. 

^Instrumental nach II, 3, 20. 

^D. i. durch die von den Kühen stammende Nahrung. 
gosambandhidadhyädyupayogäd Devadattasya vapävaMvam plva- 
ratvam ity asti tatkritatvam na tv asau gunavacanah. H. 

pur vas adrig as am onärthakal ahanipunamigra- 

glakshnaih (31) 

pürva 'vorhergehend', sadriga 'ähnlich', sama 'gleich', was 
im Sinne von üna 'vermindert* steht, kalaha 'Streit', nipuna 
'geschickt', migra 'vermischt', glakshna 'zierlich', mit diesen 
wird ein auf Instrumental endendes (Nomen) zusammenge- 
setzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. Nur infolge 
dieser Regel steht in Verbindung mit pürva und den fol- 
genden der Instrumental, oder er ist als Instrumental des 
Grundes (II, 3, 23) anzusehen, mäsena pürvah *ura einen 
Monat früher* = mäsapürvah. samvatsarapürvah 'um ein 
Jahr früher, sadriga: mätrisadrigah 'der Mutter ähnlich*. 
pitrisadrigah 'dem Vater ähnlich', samah: mätrisamah 'der 
Mutter gleich*, pitrisamah 'dem Vater gleich*, üna mit Syn- 



22 

onymen: mäshonam 'um ein Lot weniger', kärshäpanonam 
*um ein Pfund weniger . mäshavikalam 'um ein Lot weniger . kä- 
rshäpanavikalam *um ein Pfund weniger, kalaha: asikalahah 
'Schwertstreit*, väkkalahah 'Wortstreit*, nipuna: vägnipunah 
'redegewandt*, äcäranipunah 'geschickt im Benehmen*, mi- 
gra: gudamigrah 'mit Melasse vermischt*, tilamigrah 'mit Se- 
sam vermischt*, glakshna: äcäraglakshnah 'zierlich im Be- 
nehmen*. 

Bei pürva und den folgenden ist avara 'nachfolgend' 
hinzuzufügen (Kätyäyana Vä. 1). mäsenävarah 'um einen 
Monat später' = mäsävarah, samvatsarävarah ' um ein Jahr 
später* . 

kartrikarane kritä bahulam (32) 

Das Wort tritlyä gilt fort. Ein Nomen, das auf einen 
Instrumental endet, der den Agens oder das Instrument be- 
zeichnet, wird mit einem primären Nomen in mannigfacher 
Weise zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpu- 
rusha. Das Setzen von hahiila hat den Zweck des (gelegent- 
lichen) Uebertretens aller Bedingungen. Beispiel für den 
Agens: ahinä hatah 'von einer Schlange getödtet* = aJiihcUah, 
Beispiele für das Instrument: nakhair nirbhinnah ' mit Kä.ge\n 
zerkratzt' = nakhanirbhinnah. paragunä cJiinnah 'mit der 
Axt gespalten* = paragucchinnah. Warum 'wenn Agens 
oder Instrument bezeichnet wird'? bhikshäbhir ushüah 'er 
verweilte hier der Almosen wegen* ^ 

Wozu das Setzen von bahula 'mannigfaltig'? dätrena 
lünavän ' er hat mit der Sichel geschnitten' . paragunä chinnavän 
'er hat mit der Axt gespalten'. In diesen Fällen findet eine 
Composition nicht statt ^. Und in pädahäraka und galecqpaka 
tritt sie ein ^. 

^Hier bezeichnet der Instrumental den Grund nach II. 
3, 23. 

^ Ohne bahulam müssten in jedem in der Regel bezeich- 
neten Falle die componirte und die nicbtcomponirte Form 



23 



gleichberechtigt nebeneinander stehn. Auch dcUrena lünavän 
und paragtmä chinnavän fallen unter die Regel, da in beiden 
ein Karaija mit einem Krit in Beziehung steht; hier aber 
verbietet der Sprachgebrauch die Composition. Durch 
den Zusatz bahulam werden die strengen B-nde der Regel 
soweit gelockert, dass sie den Sprachthatsachen nicht wider- 
streitet. 

^ pädahäraka erklärt Patanjali zu II, 1, 33 durch padä- 
bhyäm hriyate 'was von den Füssen gezogen wird' (Kaiyata: 
apädäne pancmni), galecopaka durch gaU copyate *was man 
am Halse kriechen lässt'; welche Dinge oder Geschöpfe spe- 
ciell so bezeichnet werden, wird nicht gesagt, und Vermu- 
tungen sind wertlos. Hier wird also die Bedingung über- 
schritten, dass das Vorderglied ein Instrumental sein solle 
Die liocativendung des Vordergliedes erhält sich in galeco- 
paka nach VI, 3, 12. 

krityair adhikärthav acane (33) 

adhikärthavacana ist Aussprechen eines gesteigerten Be- 
griffes, verwendet zu Lob oder Tadel. Wenn ein Instrumen- 
tal Agens oder Instrument bezeichnet, so wird ein darauf 
endendes Nomen optioneil mit Kyitya's ^ verbunden , wenn 
ein hyperbolischer Sinn gemeint ist, und das Compositum ist 
ein Tatpurusha. Beispiel mit Agens: käkapeyä nadl *ein 
Fluss, den eine Krähe austrinken kann\ gvdlehyah küpah 
*ein Brunnen, den ein Hund auflecken kann'. Beispiel mit 
Instrument: bäshpacchedyäni trinäni 'Gras, das mit Thränen 
zerschnitten werden könnte', kantakasatjfhceya odanah 'Mus, 
der mit einem Dorn (als Löffel) aufgerafft werden kann\ Zu 
der vorigen Regel ist dieses ein Zusatz. 

Beim Setzen von kritya ist dafür einzusetzen: yat oder 
nyat^. Damit man in diesem Falle kein Compositum bilde: 
käkaih pätavyä '(ein Fluss,) der von Krähen ausgetrunken 
werden kann\ 



24 



^Die Kritya (Verbaladjectiva) bilden die erste Klasse 
der Kfifs oder primären Nomina. Sie werden III, 1, 95 bis 
132 gelehrt. 

* Durch diesen Zusatz wird das Gebiet der Regel ver- 
engert, indem die übrigen Kvitya- Suffixe: -tavt/at, -tavya, 
-anlyar und -hyap ausgeschlossen werden. 

annena vyanjanam (34) 

'Ein Instrumental' gilt fort. Ein auf Instrumental 
endendes Wort, das eine Zuthat bezeichnet, wird mit einem 
Nomen, das eine Speise bezeichnet, optionell verbunden, und 
das Compositum ist ein Tatpurusha. anna \Speise' ist das 
Zuzubereitende, vyanjana^7j\xt\\2ii* das, womit man zubereitet. 
dadhnä upasiUa odanah 'mit saurer Milch übergossener Reis- 
brei' = dadhyodanah, kshlraudanah '^Reishvei mit süsser Milch'. 
Weil in der Bedeutung eine Handlung (das Übergiessen) im- 
plicite enthalten ist, ergiebt sich eine Beziehung zwischen 
Speise und Zuthat. 

bhakshyena migrlkaranam (35) 

Ein ein Gewürz bezeichnender Instrumental wird mit 
einem Nomen, das etwas Essbares bezeichnet, zusammen- 
gesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. bha- 
kshya ist trockne feste Speise ^, das , womit man dieses 
versetzt, ist migrikarana. gudena niigrä dhänäh 'geröstete 
Gerstenkörner mit Zucker vermischt' = gudadhänäh. giida^ 
prithtikäh 'gequetschter Reis mit Zucker'. Weil in der Be- 
deutung eine Handlung implicite enthalten ist, ergiebt sich 
eine Beziehung zwischen Vorder- und Hinterglied. 

^Die gekaut werden muss, nicht weiche feste und nicht 
tropfbar flüssige; Fat. zu VII, 3, 69. anna dagegen in der 
vorigen Regel bezeichnet in erster Linie die indische Speise 
xar i^oxrjVy gekochten Reis, als Suppe oder Brei; AK. II, 9, 48, 



25 



caturthl tadartharthabalihitasukharakshitaih (36) 

' Nomen mit Nomen' gilt fort, dazu ist dieses eine nähere 
Bestimmung. Mit dem Pronomen tad wird auf den Begriff 
des im Dativ stehenden Wortes hingewiesen. tadartJiam ist 
soviel als tasmaiidam 'wasfür dieses bestimmt ist', tadartha 
'das dazu Dienende', artha 'für jem. bestimmt', bali 'Opfer, 
Tribut', Ai^a'gut', sukha 'angenehm', raA^Ai^a 'geschont', mit 
diesen wird ein Nomen im Dativ zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Tatpurusha. Mit dem dazu Dienenden 
wird hier die Composition gewünscht, wenn es sich um eine 
Grundform (Rohmaterial) und deren Variation handelt: yüpäya 
däru 'Holz für einen Opferpfahl' = yüpadäru. hundaläya 
hiranyam ' Gold für einen Ohrring' = kundalahiranyam ^ Hier 
(dagegen) tritt die Composition nicht ein: randhanäya sthäll 
'ein Topf zum Kochen', avahananäyolükhalam 'ein Mörser zum 
Stampfen' ^. Und der Dativ bezeichnet das dazu Dienen 
nur infolge eben dieses Jnäpaka ^ 

Mit artha 'für jem. bestimmt' ist feste Composition und 
adjectivische Verwendung zu lehren (vgl. Kätyäyana Vä. 4 
und 5). brähmanärtham payah 'Milch für einen Brahmanen'. 
brähmanärthä yavägüh 'Reisbrühe für einen Brahmanen'. 

bali: Kuberäya balih 'ein Opfer für Kubera' = Kuber a- 
balih. mahäräjabalih 'ein Tribut für den Grosskönig', hüa: 
gohitam 'gut für Rinder', agvahüam 'gut für Pferde', sukha: 
gosukham 'den Rindern angenehm', agvasukham 'den Pferden 
angenehm', rakshita: gorakshitam 'für die Rinder geschont'. 
agvarakshitam 'für die Pferde geschont'*. 

^Vgl. Fensterglas, Brotmehl. 

^ Abweichend vom Indischen sind grade diese Composita 
bei uns beliebt; vgl. Kochtopf, Lesezimmer, Wartesaal. 

^ Der Gebrauch des Dativs im Sinne von tadartha ' dazu 
dienend' wird in keiner Regel Panini's besonders gelehrt. 
Kätyäyana macht in der Casuslehre (II, 3, 13) die Anmerkung : 
caturthwidhäne tädarthya upasamkhyänam; dieser Zusatz wird 



26 



von Patanjali mit Hinweis auf unsre Regel als entbehrlich 
zurückgewiesen. 

*Z. B. ein Weideplatz. Vgl. Käg. VI, 2, 45 vanam 
täpcLsarakshitam 'ein für Asketen reservirter Wald'. 

pancaml hhayena (37) 

'Nomen mit Nomen' gilt fort, dazu ist dieses eine nähere 
Bestimmung. Ein auf Ablativ endendes Nomen wird mit 
dem Nomen bhaya 'Furcht, Gefahr' optioneil zusammenge- 
setzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. vrikebhyo 
bhayam 'Furcht vor Wölfen' = vrikabhayam, caurabhayam 
'Furcht vor Dieben', dasyubhayam 'Furcht vor Feinden' ^ 

Es sollte heissen : mit bhaya^ bhlta, bhlti und bhl (Bhäshya). 

vrikebhyo bhUah 'vor Wölfen sich fürchtend' = vrikabhUah, 

vrikabhltih 'Furcht vor Wölfen', vrikabhih dass. 
. . . . 

Die Regel ist nur ein Zusatz zu dem früheren Setzen 
von bahula (II, 1, 32). Und darum sind auch grämanirgatah 
'aus dem Dorfe herausgegangen', adharmajitgiipsuh 'vor Un- 
recht sich hütend' und andre Composita richtig gebildet. 

^Vgl. Wasserscheu. 

apetäpodhctiHuktapatitäpatrastair alpagah (38) 

apeta 'weggegangen', apodha 'weggetragen', muUa 'ge- 
löst', patita 'gefallen', apatrasta 'geflohen', mit diesen wird 
ein auf Ablativ endendes Nomen verbunden, und das Com- 
positum ist ein Tatpurusha. apäa: sukhäpetah 'einer, der 
auf die Weltlust verzichtet hat', apodha: kalpanäpodhah 'der 
seinen Phantasien entrückt, entrissen wird'. muJäa: cakror 
muktah 'vom Rade befreit', patita: svargapatitah 'vom Himmel 
gefallen', apatrasta: tarailgäpatrastah 'vor den Wellen ent- 
flohen'. Der Zusatz alpagah zeigt an, dass die Composition 
sich nur auf kleine Worte erstreckt. Ein kleiner Ablativ 
wird componirt, nicht jeder, präsädät patitah 'vom Dache 
gefallen', bhojanad apatrasta^ 'vom Mahle entflohen', in die- 



27 



seil UDd ähnlichen Fällen findet eine Zusammenzielmng nicht 
statt. Zu der Regel Jcartrikarane Ijitä bahulam (II, 1, 32) 
ist dieses eine Ergänzung. 

stokäntikadürärthakricchräni ktena (39) 

stoha 'wenig', antika 'nahe\ dura 'fern'; Worte, die diese 
Bedeutung haben, und das Wort kricchra 'schlimm' werden, 
wenn sie im Ablativ- stehn, mit einem Participium Praeteriti 
Passivi zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpu- 
rusha. stoka: stokänmuktah 'mit geringer Mühe befreit'. 
antika: antikädägatah 'von nahe herbeigekommen', alhyä- 
^ädägatah dass. dürädägatah 'von fern gekommen', vipra- 
krishtädägatah dass. kricchränmuktah 'mit Mühe befreit'. 
kricchrällahdhah 'mit Mühe erlangt'. Nach der Regel pa- 
ncamyäh stokädibhyah (VI, 3, 2) fällt die Ablativendung nicht ab. 

Es ist (ferner) zu sageu: gata und sahasra (im Ablativ 
werden verbunden) mit para. gatät pare 'mehr als hundert' 
= paraggatäh. sahasrat pare 'mehr als tausend' == parassa- 
hasräh. Das Setzen (des Upasarjana) hinter (den Haupt- 
begrifif) folgt aus der Zugehörigkeit (dieser beiden Composita) 
zum Gai;ia räjadantädi (s. II, 2, 31). Das Augment s ergiebt 
sich aus der Niedersetzung in dieser Form. 

saptaml gaundaih (^40) 

Ein auf Locativ endendes Nomen wird mit gaunda 'auf 
etw. versessen' und den darauf folgenden zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Tatpurusha. aksheshu gaundah 
'auf Würfelspiel versessen' = akshagaundah 'ein Würfelnarr'. 
akshadhürtah 'ein Betrüger im Würfelspiel', akshakitavah 
'ein Würfelspieler'. 

gaunda 'versessen', dhürta 'Betrüger'. Maya 'Spieler'. 
vyäda 'Raubtier', pravina 'geschickt', sat^wtta 'gehüllt in 
etw.' antar 'drinnen'. Das Wort antar aber wird hier nur 
dann gelesen, wenn man den Nachdruck auf den Locativbe- 



28 



griff legen wilP. adhi 'unter' ^. patu 'geschickt'. pandUa 
'gelehrt*. Jcttgala 'geschickt'. ca^aZa 'unbeständig', nipuna 
'gewandt*. Weil in der Bedeutung die Thätigkeit des Daran- 
hängens implicite enthalten ist, steht bei aJcsha u. s. w. die 
Locativendung im Sinne des Adhikarai;ia (II, 3, 36). 

^ Man kann z. B. sowohl sagen antarvanam als vanäntah 
'im Walde*. Jenes ergiebt sich aus II, 1, 6 (vibhaktivacane). 
Um auch dieses zu lehren, wird antar in den Gaija der Lo- 
cativtatpurusha eingefügt. 

'^ Dies bezieht sich auf Bildungen wie brähnianädhtnah 
'unter den Brahmanen stehend', was aufgelöst wird durch 
hrähmaneshv adhi. An das hieraus zunächst sich ergebende 
brähmanädhi tritt dann noch durch V, 4, 7 das Suffix Ina. 

siddhagushkapakvabandhaig ca (41) 

'Ein Locativ' gilt fort, siddha 'vollendet', gushka 'ge- 
trocknet*, pakva 'gekocht*, bandha 'das Binden', mit diesen 
wird ein Locativ zusammengesetzt, und^ das Compositum Ist 
ein Tatpurusha. Samkägyasiddhah 'im SäipkäQya -Walde zur 
Vollkommenheit gelangt'. Kämpilyasiddhah 'in Kämpilya 
vollendet'. ^ gushka: ätapagushkah 'in der Sonne getrocknet'. 
chäyägushkah 'im Schatten getrocknet', pakva: sthällpakvah 
'im Topfe gekocht', kumbhlpakvah dass. bandha: cakraba- 
ndhdh 'das Binden ans Rad'. Dies ist ein Anhang von Bei- 
spielen zu dem Setzen von bahula (II, 1, 32). 

^ Samkägyasiddhah Kämpilyasiddha iti. Samkägena nir- 
vrittam vanam Sämkägyam. Kampilena Kämpilyam. cätur- 
arthikah Samkägädibhyo nyah (IV, 2, 68. 80). tatra tapasä 
siddha üy arthah. H. 

dhvänkshena kshepe (42) 

Mit dhvänksha ist gemeint: was die Bedeutung von 
dhväüksha hat (Kätyäyana Vä. 1). Mit einem Wort, das 
eine Krähe bezeichnet, wird ein auf Locativ endendes No- 



29 



men zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpu- 
ruslia, wenn ein Tadel gemeint ist. tlrthe dhväiiJcsha iva 
*wie eine Krähe im Badeplatz' = ttrthadhvänkshah. * Unbe- 
ständig' ist der Sinn, tirthakäkdh dass. tlrthaväyasah dass. 
Warum kshepe? tlrthe dhväiikshas tishthati 'im Badeplatz 
befindet sich eine Krähe'. 

Jcrityair fine (43) 

'Ein Locativ' gilt fort. Mit Worten, die auf ein Kri- 
tya-Suffix enden (III, 1, 95 — 132), wird ein Nomen im Loca- 
tiv zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpuru- 
sha, wenn eine Schuld gemeint ist. Nur mit dem Suffix 
yat (III, 1, 97 — 106) wird die Composition gewünscht (vgl. 
Kätyäyana Vä. 1). mäse deyam rinam 'eine in einem Monat 
zu zahlende Schuld' = masadeyam. samvatsaradeyam 'inner- 
halb eines Jahres zu bezahlen', tryahadeyam 'binnen drei 
Tagen zu zahlen'. Das Setzen von rina hat den Zweck, die 
Notwendigkeit anzudeuten, darum findet auch hier Composi- 
tion statt: pürvähnegeyam säma 'ein Lied, das am Vormittag 
gesungen werden muss'^. prätaradhyeyo 'nuvaikah 'ein Ka- 
pitel, das frühmorgens studirt werden muss'. Warum rine'f 
mäse deyä bhikshä 'ein in einem Monat zu gebendes Almosen'. 

^Zur Locativendung vgl. VI, 3, 14. 

samjnäyäm (44) 

In einem Namen als Gebrauchssphäre (d. i. wenn das 
Compositum ein Name ist) wird ein Locativ mit einem No- 
men zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpuru- 
sha. Der Name ist Bedingung des Ganzen, darum ist dieses 
ein festes Compositum, denn nicht wird durch einen ganzen 
Satz ein Name verstanden, aratiyetilakäh 'Waldtilaka's'. aror 
nyemäshäh 'Waldbohnen', vanekin^ukäh 'Waldakazien', va- 
nebüvakäh 'Waldorangen', küpepigäcaküh 'Brunnenkobolde'. 



30 



Nach der Regel haladantät saptamyäh samjnäyäm (VI, 3, 9) 
bleibt die Locativendung, 

ktenähoräträvayaväh (45) 

Teile des Tages und Teile der Nacht, die auf Locativ 
enden, werden mit einem Participium Praeteriti Passivi zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
pürvähnakritam *das am Vormittag Gemachte, Vormittags- 
arbeit\ aparähnaJcritam ' Nachmittagsarbeit', pürvarätror- 
kfitam *das vor Mitternacht Gethane\ apararätrakritam 
*das nach Mitternacht Gethane'. Wozu das Setzen von ava- 
yava? ahani bhuJctam *am Tage gegessen \ rätrau vrittam 'in 
der Nacht geschehen'. Infolge des Setzens von bahula (in 
II, 1, 32) auch rätrivrittam 'in der Nacht geschehen', san- 
dhyägarjitam 'das Donnern in der Dämmerung' u. a. 

tatra (46) 

Das Wort tatra 'dort', das auf einen Locativ endet, ^ 
wird mit einem Participium Praeteriti Passivi zusammen- 
gesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. tatrdbhu- 
Jctam 'dort gegessen', tatraJcritam 'dort gethan'. tatrapttam 
'dort getrunken'. Infolge der Composition bilden beide ein 
Wort und haben nur einen Accent. 

' Vgl. V, 3, 10 u. V, 3, 1. 

kshepe (47) 

kshepa bedeutet Tadel. Wenn ein Tadel verstanden 
wird, wird ein Locativ mit einem Participium Praeteriti 
Passivi zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tat- 
purusha. avataptenakulasthüam tavaüat 'dieses dein wie ein 
Ichneumon auf heissem Boden Stehen'. 'Dieses unstäte 
Wesen, diese deine Unbeständigkeit' ist der Sinn, ndakevi- 
Qlrnam 'ins Wasser verstreut', pravähemütritam 'das Harnen 
in fliessendes Wasser', bhasmanihutam 'in die Asche ge- 
opfert'. Was resultatlos gethan wird, das wird so genannt. 



31 

Nach der Regel tatpurushe kriti hahulam (VI, 3, 14) fällt 
die Locativendung nicht ab. 

pätresamitädayag ca (48) 

Hier werden fertige Composita niedergesetzt. Die Worte, 
deren erstes pätresamita ist, heissen Tatpurusha, wenn ein 
Tadel verstanden wird. Und die hier als Composita mit 
einem Participium Praeteriti Passivi aufgeführt werden, 
deren nochmalige Lesung, da (ihre Zusammensetzung) schon 
durch die vorige Regel zustande kommt, hat den Zweck, sie 
in den Gaija yuktärohyädi (VI, 2, 81) mit einzuschliessen, 
damit sie den Ton auf der ersten Silbe des Vordergliedes 
tragen. Denn unter den mit yuktärohin anfangenden werden 
sie mit den Worten pätresamitädayaQ ca mit aufgeführt. In 
pätresamitäh und pätrebahuläh wird durch die Beschränkung 
ein Tadel verstanden: 'die nur bei der Schüssel sich ein- 
finden,^ nicht aber bei irgend einer Arbeit'. Bei ndumlaror 
magaka und den darauf folgenden liegt der Tadel im Ver- 
gleich ; bei mätaripurusha im verbotenen geschlechtlichen Ver- 
kehr; bei pindlgüra und den folgenden in dem mangelnden 
Ehrgeiz. Und weil er nicht als abgeschlossen bezeichnet 
ist^, ist dieses ein Äkvitigaija. 

pätresamitäh 'nur bei der Schüssel sich einfindend'. 

pätrebahuläh 'nur bei der Schüssel zahlreich'. 

väumbaramagahah 'eine Mücke auf einem Feigenbaum'. 

ttdarahrimih 'ein Wurm im Bauche'. 

küpakacchapah 'eine Schildkröte im Brunnen'.^ 

avatakacchapah 'eine Schildkröte in einer Grube'. 

küpamandükah 'ein Frosch im Brunnen'. 

kumbhamandükah 'ein Frosch im Wasserkrug'. 

udapänamandükah 'ein Frosch im Brunnen'. 

nagarakäkah 'eine Stadtkrähe*.* 

nagaraväyasah dass. 

mätaripurushah 'ein Mann bei der Mutter*. 

pifidigürah 'ein Knödelheld'. 



32 



gehegürah 'ein Held im Hause'. 

gehenardl 'der nur im Hause brüllt'. 

gehekshvedl * im Hause schwitzend \ 

gehevijiti 'im Hause Siege erkämpfend'. 

gehevyädah 'ein reissendes Tier im Hause \ 

gehetriptah 'nur zu Hause satt geworden'. 

gehedhrishiah 'im Hause tapfer'. 

garbhetriptah 'nur im Mutterleib satt geworden'.^ 

akhanikabakdh 'ein Reiher im Kanal'. 

goshßegürah 'ein Held im Kuhstall'. 

goshthevijitt 'im Kuhstall siegreich'. 

goshthekshvedl 'im Kuhstall schwitzend'. 

gehemehl 'der ins Haus pisst'. 

goshthepatuh 'im Kuhstall geschickt'. 

goshthepanditah 'im Kuhstall gelehrt'. 

goshthepragalbhah 'im Kuhstall selbstbewusst'. 

karnetiritirih 'Schall von Worten im Ohr'. 

karnecurucuruh dass.^ 

Das Wort ca im Sütra ist gesetzt der Beschränkung 
wegen, darum ist ein neues Compositum wie paramapätresa- 
mitäh (II, 1, 61) nicht gestattet. 

^Die Lesart mit einem m wird bei Vardhamäna (102) 
durch das Metrum bestätigt. 

^ Durch die Silbe vrü. Lies avrükrüatvcU. 

'Nach Vardh. zur Bezeichnung eines Menschen, der 
nichts von der Welt sieht. Das folgende Wort, küpacürria- 
kdhj fehlt in Mss. 

* Nach Vardh. im Sinne von zudringlich und verschmitzt. 

^ Vardh. garbhetripto daridrdh. 

^ Vardh. cii/rucurv iti väkyänukaranam. 

pürvakälaikasarvajaratpuränanavakevaläh 
samänädhikaranena (49) 

'Nomen mit Nomen' gilt fort, dazu ist dieses eine nä- 
here Bestimmung. Ein Nomen, das zeitlich vorangeht, eka 



38 

'eins^ sarva 'jeder, alle\ jarat'ali\ pwröna 'alt\ nava ^neu\ 
kevala 'allein, bloss', diese Nomina werden mit einem con- 
gruenten Nomen zusammengesetzt, und das Compositum ist ein 
Tatpurusha. Congruenz ist das in ein und demselben Sinne Stehn 
eines Wortes mit einem andern, während seine Entstehungsur- 
sache eine verschiedene ist.^ Bei pürvakala ist der in dem Worte 
liegende Begriff gemeint, die übrigen Worte sind in ihrer eignen 
Gestalt zu nehmen. Ein zeitlich vorangehndes (Nomen) wird 
mit einem, dessen Zeit später liegt, componirt: snätänuliptah 
'gebadet und gesalbt', krishtasanükrüam 'gepflügt und ge- 
eggt', dagdhaprarüdham 'niedergebrannt und wieder empor- 
gewachsen*. ekagätt 'eine Leibbinde', ekabhikshä 'ein Al- 
mosen', sarvadeväh 'alle Götter'. sarvamanushyäh 'alle 
Menschen', jaraddhastt *ein alter Elefant', jaradgrishtih 
'eine alte Färse', jaradvrittih *ein veraltetes Verfahren'. 
pmänännam *alte Speise', puränävasatham (!) *alte Her- 
berge', navännam * frische Speise', navävasatham (!) 'neue 
Herberge', kevalännam 'die blosse Kost'. Warum 'mit einem 
congruenten Nomen'? ekasyäh gätl 'die Leibbinde einer Frau 
(wird nicht componirt). 

^ bhinnagrahanam paryäyanivrittyartham, ekagraJianam 
gaur agva ityädinivrittyartham. H. 

diksamkhye samjnäyäm (50) 

Das Wort samänädhikaranena gilt fort bis zum Ende 
des Kapitels. Worte, die eine Himmelsrichtung bezeichnen, 
und ein Zahlwort werden mit einem congruenten Nomen zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha, in 
einem Namen als Gebrauchssphäre. Pürveshtücämagaml ' Ost- 
IshukämaQami' . Äpareshtikämagaml * West - Ishukäma^ami * . ^ 
Eine Zahl: Pancämräh *die fünf Mangobäume'.^ Saptarshor 
ydh 'die sieben ßishi's' (der grosse Bär)^ Warum: in einem 
Namen? uttarä vrikshäh 'die nördlich stehnden Bäume*. 
panca hrähmaftäh 'fünf Brahmanen'. 

^Vgl. Ostpreussen, Hinterpommem. 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. 



34 



*Vgl. Ortsnamen wie Dreilinden, Fttnfeichen. 
^Vgl. Siebenschläfer. 



taddhitärthottarapadasamähäre ca (51) 

'Ein Richtungs- und ein Zahlwort' gilt fort. In einem 
Worte, das ein Taddhita- Suffix oder seine Bedeutung ent- 
hält, vor einem (im Compositum) folgenden Worte, und 
wenn eine Zusammenfassung bezeichnet werden soll, werden 
Richtungs- und Zahlworte mit einem congruenten Nomen 
zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
Zunächst, wo ein Taddhita oder seine Bedeutung vorliegt: 
pürvasyäm gäiäyäm bhavah Mn der östlichen Halle befindlich' 
(kann nach der Regel) dikpürvapadäd asamjnäyäm nah (IV, 
2, 107) (in einem Worte ausgedrückt werden durch) pau- 
rvagalah. äparagälah 'in der westlichen Halle befindlich'. Vor 
einem (im Compositum) folgenden Worte: purvagäläpriyah 
•dem die Östliche Halle angenehm ist', aparagäläpriyah 'dem 
die westliche Halle angenehm ist'. In zusammenfassenden 
Compositis kommt ein Richtungswort nicht vor. Eine Zahl, 
wenn das Compositum die Bedeutung eines Taddhita enthält : 
päncanäpüih 'der Nachkomme von fünf Barbieren' ^ panca- 
kapälah 'in fünf Schüsseln zubereitet' ^. Vor einem (im Com- 
positum) folgenden Worte: pancagavadhanah 'dessen Besitz 
in fünf Kühen besteht'^, dagagavadhanah 'dessen Besitz in 
zehn Kühen besteht'. Wenn eine Zusammenfassung ausge- 
drückt werden soll: pancaphall 'die fünf Früchte', dagapüli 
'zehn Büschel Getreide', pancakumäri 'eine Gruppe von fünf 
Mädchen', dagakumäri 'eine Gruppe von zehn Mädchen'. 
Nach der Regel sa napumsakam (II, 4, 17) tritt Neutrum ein, 
und nach hrasvo napumsake prätipadikasya (I, 2, 47) die 
Kürzung des Auslauts. 

^IV, 1, 92. 95. 

*IV, 2, 16. 1, 88. Die Ausgabe liest fiÜscblichpäncakapälah 

^gava für go durch V, 4, 92. 



35 

samJchyäpürvo dviguh (52) 

Wo iu der vorigen Regel eine Zahl das Vorderglied 
bildet, ein solches Compositum heisst Dvigu. Zunächst, wenn 
das Compositum die Bedeutung eines Taddhita-Suffixes ent- 
hält: pancasu kapäleshu samskrüdh 'in fünf Schüsseln zu- 
bereitet' = pancakapälah, dagakapälah 'zehnschüsselig\ Nach 
der Eegel samslcrüam bhaJcshäh (IV, 2, 16) ergiebt sich hier 
(das Taddhita-Suffix) an, dieses fällt nach dvigor lug ana- 
patye (IV, 1, 88) wieder ab. Vor einem (im Compositum) 
folgenden Worte: patlcanävapriyah *dem fünf Schiffe lieb 
sind'. Nach der Regel nävo dvigoh (V, 4, 99) tritt (an nau) 
das Samäsänta-Suffix {tac) an. Zusammenfassend: pancapüll 
*fünf Büschel Getreide'. Nach der Regel dvigoh (IV, 1, 21) 
tritt (das Feminin -Suffix) nip an. Die Stellen, au denen 
Dvigu gebraucht wird, sind dvigph (IV, 1, 21) und andere. 

kutsitäni kutsanaih (63) 

Nomina, die etwas bezeichnen, das getadelt wird, werden 
mit Nomina, die Tadelworte sind, zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Tatpurusha. Dieses Compositum wird 
gewünscht, wenn die Ursache der Anwendung des Wortes 
getadelt wird (d. h. wenn z. B. ein Grammatiker in seiner 
Eigenschaft als Grammatiker getadelt wird). Da sich aus 
vigeshanavjft vigeshyena (II, 1, 67) das Setzen des näher zu 
bestimmenden Gliedes an die zweite Stelle ergiebt, wird diese 
Regel hinzugefügt, um dasselbe an die erste Stelle zu bringen. 
vaiyäkarafiakhasücih 'ein Grammatiker, der nach dem Himmel 
zeigt' ^ 'Der nicht begreift, einfältig' ist der Sinn, yäjnika- 
kitavah 'ein Opferpriester, der sich wie ein habgieriger Spieler 
beträgt'; einer, der sehr geldgierig ist, da er für Leute 
opfert, für die man nicht opfern solP. mlmämsakadurdurütah 
'ein verdorbener Logiker'; ein Atheist ^ 

Warum ktUsüäni? vaiyäkaranag caurah 'ein Grammatiker, 
der ein Dieb ist'. (Hier darf nicht componirt werden,) 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. s« 



36 



denn hier wird nicht seine grammatische Thätigkeit ge- 
tadelt. Warum kutsanaih? kutsito brahmanah *ein schlechter 
Brahmane'. 

^ sücayater ic ca (vgl. Ui;i. IV, 138) itlkärah, yah prishtah 
San pragnam vismärayüum kham sücayaii ninkshate: aho nir- 
malam gaganam üi, sa evam ucyate. H. Ahnlich J. und 
Vardhamäna 114. 

^Wie mir Herr Prof. Kielhorn mitteilt, sind die Les- 
arten der Mss. ayäjyayäjanät trishnäparah und ayäjyayäjanäd 
dhanatrishnäparah. Haradatta liest ayäjyayäjakas tfishnä- 
parah. 

^ mlmämsakadurdurüta üL dula utkshepe (Dh. 10, 60) 
duhpürvah, aunädikah kütapratyayah. bahulam anyaträpUi 
niluh ralayor ekavishayatvasmaranät durdurüta iti hhavati. 
H. mimämsakadurdurütaka iti. mlmämsädhyayanaphalam ana- 
väpya nästiko jäta iti pratlycfte. J. — Vgl. Vardhamäna 114. 

papäfiake kutsitaih (64) 

Die Worte päpa und anaka bezeichnen einen Tadel. 
Durch die vorige Regel ergäbe sich für diese beiden im 
Compositum das Setzen an zweite Stelle. Um sie an erste 
Stelle zu setzen, wird diese (Regel) hinzugefügt, päpa 
* schlecht', anaka 'gering', diese beiden Nomina werden mit 
Nomina, die das Getadelte ausdrücken, zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Tatpurusha. päpanäpitah 'ein 
schlechter Barbier', päpakuläldh 'ein schlechter Töpfer'. 
anakanapitah 'ein elender Barbier', an^kakidölah *ein elen- 
der Töpfer'. 

upamänäni sämänyavacanaih (55) 

upamana, 'Bild, Gleichnis', ist das , womit etwas verglichen 
wird. Nomina, die ein Gleichnis ausdrücken, werden mit 
Nomina, die das beiden Gemeinsame (das Tertium compara- 
tionis) bezeichnen, zusammengesetzt, und das Compositum ist 



37 



ein Tatpunisha. Das Tertium ist die dem Bilde und dem 
zu Vergleichenden gemeinsame Eigenschaft; die Compo- 
sition findet hier statt durch die Worte, welche das Ver- 
glichene als durch das Tertium näher bestimmt bezeichnen. 
gastriva gyämä = gastngyämä DevadaMä 'Devadattä ist blau 
wie Stahl = stahlblau', kumtidagyem 'lotusweiss\ hamsa- 
gadgada 'plaudernd wie ein Flamingo', nyagrodhaparima- 
ndalä 'rund wie ein Feigenbaum '^ Warum upamänäni? 
Bevadattä gyäma 'Devadattä ist bläulich'. Warum: 'mit 
Gleichungsworten'? phalä iva tanduläh^ 'Reiskörner (so gross) 
wie Citronenkerne'. parvata iva balähakäh 'Wolken wie 
Berge'. 

^Vgl. eiskalt, grasgrün. 

^Die Ausgabe schreibt tanduläh. 

upamitam oyäghrädibhih sämänyäprayoge (56) 

upamita 'das Verglichene' ist soviel als upameya 'das zu 
Vergleichende', ein dieses bezeichnendes Nomen wird mit 
vyäghra und den darauf folgenden, die infolge ihres Zu- 
sammenhangs (mit einem Upameya) ein Upamäna (Bild oder 
Gleichnis) ausdrücken, zusammengesetzt, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha, wenn das die Gleichung (das Tertium) 
enthaltende Wort dabei nicht verwendet wird. Da sich 
durch die Regel vigeshanam vigeshyena (67) das Setzen des 
näher zu Bestimmenden an zweite Stelle ergeben würde, so 
wird dieser Zusatz gemacht, um dasselbe voranzustellen. 
purusho 'yam vyäghra iva 'dies ist ein Mann wie ein Tiger' = 
purushavyäghrah, purushasimhah 'ein Mannlöwe'. Warum 
'bei NichtVerwendung der Gleichung'? pwmsho vyäghra iva 
gürah 'ein Mann, mutig wie ein Tiger' (kann nicht compo- 
nirt werden). 

vyäghra 'Tiger', simha 'Löwe', riksha 'Bär', rishdbha 
'Stier', candana 'Sandel'. vnka 'Wolf'^ vrisha 'Stier'. 
varäha 'Eber'. hoMin 'Elefant', kunjara 'Elefant', nmi 



38 

'Antilope', prislmta 'Gazelle', pundarika 'Lotus'. kalävUca 
'Hahn\ Und dies ist ein Äkritigai:ia ^. Darum findet 
sich auch folgendes: muJchapadmam 'Gesichtslotus'; mu- 
Tchahamalam dass.; karakisalayam 'eine Hand wie eine Blatt- 
knospe' ; pärthivacandrah * ein Fürst (strahlend) wie der Mond' 
u. s. w. 

*Die Ausgabe liest vriksha. Vgl. Vardhamäna 108. 

*'^ Äkyitigatia , Formgai:ia, zu dem die Zugehörigkeit an 
der äusseren Form des Wortes erkennbar ist. Panini hat 
diese Ga^a's nicht abgeschlossen (vgl. KäQ. zu II, 1, 48), 
damit sie durch weitere Sprachbeobachtungen oder der Wei- 
terentwicklung der Sprache entsprechend ergänzt werden. 

vigeshanam vigeshyena bahulam (57) 

vigeshanct * nähere Bestimmung' ist das Spaltende (der 
Artunterschied, differentia specifica), vigeshya 'das näher zu 
Bestimmende' ist das zu Spaltende (der Gattungsbegriff). 
Ein Nomen, das eine nähere Bestimmung bezeichnet, wird 
mit einem ein näher zu Bestimmendes bezeichnenden con- 
gruenten Nomen mannigfach zusammengesetzt, und das Com- 
positum ist ein Tatpurusha. mlotpalam 'blauer Lotus', ra- 
Motpalam * roter Lotus'. Das Setzen von bahula ist der 
Vyavasthä^ wegen. Manchmal ist nur festes Compositum: 
krishnasarpah 'die Schwarzschlange, Coluber Naga'. lohi- 
tagälih 'roter Reis'. Manchmal tritt die Composition gar 
nicht ein: Eämo Jämadagnyah 'Räma, der Nachkomme des 
Jamadagni' (der ParaQuräraa). Arjundh Kärtamryah 'Arjuna, 
der Sohn des Kritavirya'. Manchmal hat man die Wahl: 
nilam utpalam oder mlotpalam 'blauer Lotus'. Warum *eine 
nähere Bestimmung'? Takshakah sarpah 'die Schlange Ta- 
kshaka'. Warum 'mit einem näher zu Bestimmenden'? to- 
hitas Takshakah 'der rote Takshaka'. 

^ Vyavasthä «oder Vyavasthitavibhäshä ist diejenige Form 
der Vibhäshä (Alternative), bei der man nicht in jedem Falle 



39 



die Wahl hat zwischen zwei Möglichkeiten, sondern wo in 
manchen Fällen nur die eine Form richtig ist, in andern 
nur die andere. 

pürväparaprathamacaramajaghanyasamäna' 
madhj/afnadhf/amavlräfj ca (58) 

pürva 'der vordere', apara 'der hintere', prathama 'der 
erste', mrama 'der letzte', jaghamja 'der hinterste', samäna 
'gleich', maähya und nmdhyama 'der mittelste', mra 'Held', 
diese Nomina werden mit einem congruenten Nomen zusam- 
mengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. pürva- 
purushah 'Vordermann', aparayurushah 'Hintermann', pra- 
thamapurushah 'der erste Mann', caramapurushah und ja- 
ghanyapurushdh 'der letzte Mann', samänapurushah 'ein (an 
Grösse etc.) gleicher Mann', madhyapumshah und madhya- 
mapurushah 'der mittelste Mann', virapurtishah 'ein Held'. 
Zu der vorigen Regel ist dies eine weitere Ausführung. 

rrenyädayah Jcritädibhih (69) 

Die Nomina, deren erstes greni ist, werden mit den mit 
krita beginnenden, wenn sie in Congruenz stehn, zusammen- 
gesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. Bei den 
mit greni beginnenden ist die Bedeutung von cvi ^ zu lehren 
(Kätyäyana Vä. 1): agrenayah grenayah kfUäh '(Leute etc.,) 
die zuvor keine Reihen bildeten, in Reihen aufgestellt' = 
greriikrUäh, ükakritah^ 'zu Gruppen gebildet, gruppirt'. Die 
mit greni beginnenden werden gelesen, kfüädi (dagegen) ist 
ein Akritiga^iia (Bhäshya). Wenn (die mit greni beginnenden) 
aber auf -cvi * selbst enden, so bilden sie durch die Regel 
kugatiprädayah (II, 2, 18) feste Composita: greriikfitäh 'in 
Reihen aufgestellt'. 

freni 'Reihe, Innung'. Ote^ 'Gruppe'. jp%a 'Haufe', ku- 
nda 'Grube', rägi 'Haufe', vigikha 'kahl', nicaya 'Schicht'. 
nidhana^ 'Veniichtung'. Indra 'Indra'. deva 'Gott', w«*- 



40 



nda 'kahr. hhüta 'Dämon'. Qramana^ 'ein buddhistischer 
Möiich\ vadänya 'freigebig', adhyäpaka 'Lehrer', brähma- 
na 'Brahmane'. kshatriya 'ein Adliger', patu 'geschickt'. 
pardita 'gelehrt', kugäla 'geschickt', capdla 'unbeständig'. 
nipuna 'höflich', kripana 'unglücklich'. (Dies ist der Ga^ia) 
greriyädi. 

krüa 'gemacht', müa 'abgemessen', mata 'für etwas 
gehalten', bhüta 'geworden', ukta 'genannt', samäjnäta 
'anerkannt', samämnäta 'überliefert', samäkhyäüt 'als etw. 
geltend', sambhavita 'geehrt', avadhärita 'festgesetzt, für 
gewiss angenommen', niräkrita 'Verstössen, verworfen'. 
avakalpita 'eingerichtet', upakrita 'unterstützt', upäkrüa 
'herbeigeholt' u. s. w. (Dies ist der Ga^iia) krüädi. 

ly, 4, 50. 

^Die Ausgabe liest hier eka, vgl. aber Käg. VI, 2, 46 
und VI, 2, 32. Vardhamäna 109 üko rägisthänam. 

^Die Ausgabe liest hier nidhäna, vgl. aber Kä^. VI, 2, 
46 und VI, 2, 32. Vardhamäna 109 nidhanakritäh gatravah, 

*Die Ausgabe schreibt gravana, eine auch sonst vor- 
kommende Variante zu gramana, Vardhamäna hat letztere 
Form. 

ktena nanvigishtenänan (60) 

Dessen Besonderheit nur in dem (vorangestellten) nctu 
liegt, während alles Andere, Grundform u. s. w,, gleich ist, 
das ist nanvigishta, mit diesem durch nan unterschiedenen 
Participium Praeteriti Passivi, wenn es in Congruenz steht, 
wird ein Participium Praeteriti Passivi ohne nan zusammen- 
gesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. kritam ca 
tad akrUam^ ca 'dies ist gethan und zugleich nicht gethan' = 
kritäkritam. bhuktäbhuktam 'gegessen und nicht gegessen, 
halbgegessen', pltäpztam 'nicht ganz ausgetrunken'. udUä- 
nvditam 'gesagt und nicht gesagt'. Die Augmente n und i^ 
machen keinen Unterschied, da sie zu jenen (Participien) 
gehören, von ihnen abhängig sind: agüänagitena ßvati 'er 



41 



lebt von Nahrung, die eigentlich keine Nahrung ist'. Mi- 
shtäkligüena vartate 'er leidet an Schmerzen, die eigentlich 
keine Schmerzen sind'. 

Es ist eine Hinzufügung zu machen von den mit krüä- 
pcikrüa beginnenden (vgl. Kätyäyana Vä. 3 und 5). kritäpa- 
kritam 'schlecht gemacht', hhuktavibhuktam 'gegessen und 
nicht gegessen \ pÜapipUam 'getrunken und nicht getrun- 
ken'. gatapratf/ägcUam 'Gehen und (sofortiges) Zurück- 
kommen', yätänuyätam 'Gehen und wieder Gehen' ^. hraijä- 
krayika 'ein Kauf, der nur ein kleiner Kauf ist'*, putäpu- 
tikä 'eine Tasche oder vielmehr Täschchen', phaläphalikä 
'ein unbedeutender Erfolg', mänonmanikä 'ein geringes (?) 
Mass'. 

In dem Kapitel von den congruenten Compositis (Ka- 
rmadhäraya's) sind gäkapärthiva und andere hinzuzufügen 
mit Abfall des zweiten Gliedes (Kätyäyana Vä. 8 zu II, 1, 
69). gäkapradhänah pärthivah 'ein Fürst, für den Gemüse 
die Hauptsache ist' = Qäkapärthivah 'ein Krautprinz', kur 
tapasaugrutah 'der Ziegenpelz -Saugruta'. ajätaulvalih 'der 
Ziegen-Taulvali'^. 

^ Vgl. II, 2, 6. 

2 Vgl. VI, 3, 74. VII, 2, 50. 

^ yätam ca tad anuyätcim ca tadänim eva pimar gamanät, H. 

^Kaiyata: krayiketyädav alpe (V, 3, 85) iti kapratyayas 
tadantoQ ca svabhävät kvacit striyäm vartate, krayäkrayikety 
anyeshäm api (VI, 3, 137) iti dlrghah. 

^ Patanjali erklärt diese Composita so : gäkapärthivah ist 
ein Fürst, der Gemüse isst, kutapasaugrutah der in eine Decke 
von Ziegenhaaren sich kleidende SauQruta, ajätaulvalih der 
mit Ziegen handelnde Taulvali. 

sanmahatparamottamotkrishtäh püjyamänaih (61) 

sat 'gut', mahat 'gross', parania 'vortrefflich', tdtama 
'vorzüglich', tUkrishta 'ausgezeichnet', diese werden mit (Be- 



42 



griffen), die gelobt werden, zusammengesetzt, und das Com- 
positum ist ein Tatpurusha. Infolge des Ausdrucks 'mit 
Begriffen, die gelobt werden', werden sat und die darauf 
folgenden als ein Lob bezeichnend verstanden. satpurusJiah 
'ein guter Mensch', mahäpurushah *ein grosser Mann', pa- 
ramapuntshah 'ein vortrefflicher Mann'. uUamapurushah " ein 
vorzüglicher Mann'. utkrishtapurusJmh 'ein ausgezeichneter 
Mann\ Warum 'mit Bogriffen, die gelobt werden*? utkri- 
shto gauh kcirdamät 'ein aus dem Schlamm gezogener Bulle'. 

vrindärakanägakunjaraih püjyamänam (62) 

vrindäraka 'der beste in seiner Art' (eig. Name einer Klasse 
von Göttern), näga 'Elefant', Imnjara 'Elefant', mit diesen 
wird ein Nomen zusammengesetzt, das etwas bezeichnet, das 
gelobt wird, und das Compositum ist ein Tatpurusha. In- 
folge des Ausdrucks 'etwas, das gelobt wird', werden vri- 
ndäraka und die folgenden als ein Lob bezeichnend ge- 
nommen, govrindärakah 'ein Stier, der beste in seiner Art*. 
agvavrindärakah *das beste aller Rosse \ gonägah 'ein Ele- 
fant in Gestalt eines Stieres, ein Elefant von einem Stiere \ 
oQvanägah 'ein Elefant von einem Pferde', gokunjarah = 
gonägah. agvakunjarah = agvanägah. Warum 'was gelobt 
wird'? Suslmo nägah 'ein Elefant mit Namen Susima'^ 

^Die Commentare lesen beide Sushima: sushima iti, sam- 
jneyam nägavigeshasya, H. sushimo näga iti. nanu vige- 
shanam vigeshyeneti vartate. na cct nägah sushhno ^stL safj%- 
jnä hy eshä nägasya u. s. w. J. 

katarakatamau jätiparipragne (63) 

katara 'welcher von beiden?"* und katama 'wer (unter 
mehreren)?' werden, wenn sie die Frage nach der Art ent- 
halten, mit dem zugehörigen Nomen zusammengesetzt, und 
das Compositum ist ein Tatpurusha. kataraJcathah katarakä- 
läpah 'welcher von beiden ist der Katha und welcher der 



43 



Käläpa?' katamakaihdh 'wer von euch ist ein Katha?' kor 
tamakäläpah 'wer von euch ist ein Käläpa?' Nun wird doch 
die Bildung zunächst von Jcatama überhaupt nur in der Be- 
deutung 'Frage nach der Art' gelehrt (V, 3, 93), das Wort 
kcitara seinerseits wird, da es hier (mit katama) zusammen- 
steht, in derselben Bedeutung genommen werden, wozu also 
der Zn^eilz jätiparipragne? Nun denn, (Panini) zeigt dadurch 
folgendes an: das Wort katama steht auch in andrei' Be- 
deutung. Und so lautet das Gegenbeispiel: kataro bhavator 
Devadattdh 'wer von Ihnen beiden ist Devadatta?' katamo 
bhavatäm Devadattdh 'wer unter Ihnen ist Devadatta?' 

kifjfi kshepe (64) 

kim 'was?' wird, wenn ein Tadel verstanden wird, mit 
einem Nomen zusammengesetzt, und das Compositum ist ein 
Tatpurusha. kimräjä, yo na rakshati 'was ist das für ein 
König, der (seine Unterthanen) nicht schützt'. kimsaJchä, yo 
'bhidruhyati 'was ist das für ein Freund, der betrügt', kirn- 
gauh, yo na vahati 'was ist das für ein Stier, der nicht 
zieht'. Nach der Regel kimah kshepe (V, 4, 70) tritt kein 
Samäsänta- Suffix an. Warum kshepe? ko räjä Pätaliputre 
'wer ist König in Pätaliputra?' 

potäyuvatistokakatipayagrishtidhenuvagä- 
vehadbashkayanlpravaktrigrotriyädhyäpakadhürtair 

jätih (65) 

Ein Geschöpf, das beiderlei Geschlechtsmerkmale hat, 
wird pota genannt, grishti ist ein Weibchen, das einmal 
geboren hat; dhenu, die neuerdings geboren hat. vagä ist 
eine Unfruchtbare; vehat eine Abortirende. bashkay am heisst 
eine, deren Junges noch klein ist. Mit den mit pota be- 
ginnenden wird ein eine Gattung bezeichnendes Nomen zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
ibhapotä 'ein Elefantenzwitter' ^ ibhayuvatih 'ein junges 



44 



Elef an teu Weibchen' ^ agnistokah 'ein kleines Feuer', uda- 
gvitkatipayam 'ein wenig verdünnte Buttermilch', gogrishtih 
'eine Färse', godhmuh 'eine Milchkuh', govagä 'eine un- 
fruchtbare Kuh', govehat ' eiuc Kuh, die zu verwerfen pflegt'. 
göbaslikayanl 'eine Kuh, die ein Kalb hat'. Jcathapravaktä 
' ein Katha - Recitator '. Icathcigrotriyah ' ein Katha - Vedist '. 
kathadhyäpakah 'ein Katha-Lehrer, ein Lehrer, der zur Schule 
der Katha gehört', kathadhürtah 'ein listiger Katha*. Warum 
'ein Gattungswort'? DevadaUah pravaktä 'der Recitator Deva- 
datta' (wird nicht componirt). Das Wort dhürta drückt hier 
keinen Tadel aus (zum Unterschiede von II, 1, 53). 

^?Vgl. Mahäbhäshya ed. K. I p. 403 1. 11 nebst den 
variae lectiones. 

pragamsävacanaig ca (66) 

'Eine jäti' gilt fort. Ein Nomen, das eine Gattung be- 
zeichnet, wird mit Lobesworten zusammengesetzt, und das 
Wort ist ein Tatpurusha. Rüdhi- Worte \ die ein Lob aus- 
drücken, sind hier gemeint, mcUallikä und andere, und diese, 
da sie ein bestimmtes Genus haben, behalten ihr Geschlecht 
bei, auch wenn das Gattungswort ein anderes Geschlecht 
hat, und stehen mit ihm in Congruenz. goprakändafn, goma- 
tallikä, gomacarcikä, 'eine vortreffliche Kuh*, agvaprakändam, 
agvamatalUkä, agvamacarcikä 'ein prächtiges Pferd'. Warum 
'eine jäti? kumäri matallikä *ein junges schönes Tier'. 

^Rüdhi-Worte sind solche, die keine erkennbare Ety- 
mologie haben, und die daher nach dem Ausdruck der 
indischen Grammatiker in dieser Bedeutung gewachsen 
(rüdha) sind. 

yuvä khalatipalitavalinajaratlbhih (67) 

Mit den mit khalati beginnenden, wenn sie in Congruenz 
stehn, wird das Wort yuvan *jung' zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Tatpurusha. Das Aussprechen im Femi- 



45 

ninum: jaratlbhih hat den Zweck, folgende (Paribhäshä) an- 
zudeuten: Beim Setzen eines Stammes ist zugleich derselbe 
Stamm im Femininum gemeint (Nägojibhatta Paribhäshendu- 
Qekhara 71). yuvä khalaiih 'ein junger Kahlkopf = j/uva- 
hhalatih, yuvatih khalatt *eine junge Kahlköpfige' = yuva- 
khaldtl. yuvä palUah 'ein junger Graukopf' = yuvapalüah. 
yuvatih palüä *eine junge Frau mit grauen Haaren' = yuvor 
palitä. yuvä valinah 'ein junger Mann mit Runzeln' = yu- 
vavalinah. yuvatir valinä 'ein junges Mädchen mit Runzeln' 
= yuvavalinä, yuvä jaran 'ein junger Greis' = yuvajaran. 
yuvatir jaratl 'eine junge Greisin' = yuvajaratl. 

krityatulyäkhyä ajätyä (68) 

Nomina, die auf ein Kritya-Suffix enden, und Synonyma 
von tulya 'gleich' werden mit einem Nomen, das nicht eine 
Gattung bezeichnet, zusammengesetzt, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha. bhojyoshnam (sc. annam) 'eine heiss zu 
geniessende Speise', hhojyalavanam' ge^dlz^n zu essen', pänlr 
yagitam 'kalt zu trinken'. Bezeichnungen für 'gleich': tulya- 
gvetah 'gleich weiss', tulyamahän 'gleich gross', sadrigagvetah 
'gleich weiss', sadriganiahän 'gleich gross'. Warum 'nicht 
mit einem Gattungsbegriff'? bhojya odanah 'essbarer Reis'. 

varno varnena (69) 

Ein Nomen, das eine bestimmte Farbe bezeichnet, wird 
mit einem (zweiten) Nomen, das eine bestimmte Farbe be- 
zeichnet, und das mit ihm in Congruenz steht, zusammen- 
gesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. , kriskna- 
särangah 'schwarzscheckig', lohitasärangah 'rotscheckig', krir 
shnagabalah * schwarzscheckig', lohitagabalah ' rotscheckig'. 
Da ein Wort, das ein Ganzes bezeichnet, auch im Sinne 
seiner Teile steht, ist das Wort 'schwarz' hier mit dem 
Hintergliede congruent. 



46 

^ Ich füge hier eine interessante Stelle aus der Padama- 
iljari zu diesem Sütra bei, welche zeigt, dass es im Indischen 
auch adjectivische Composita nach Art unseres 'schwarz- 
weiss' gab, für die es in der Literatur, soviel ich weiss, 
keine Belege giebt: idam (sc. sütram) api vaUavyam ihäpi 
yathä syät: guklababhruh, haritababhruh, krishnaguklo, Imrita- 
gtMah^ babhrukapilah. yasya kagcid avayavah guklah kagcid 
babhruh, samudäyo 'vayavagabdäbhyäm tathocyata üL 

kumärah gramanädibhih (70) 

Das Wort kumära 'Kind' wird mit den mit gramanä 
'buddhistische Nonne' beginnenden zusammengesetzt, und das 
Compositum ist ein Tatpurusha. Die hier als Feminina ge- 
lesen werden, gramanä^ pravrajüä, kulatä u. s. w., mit denen 
wird das Wort kumära nur als Femininum componirt, die 
aber als Masculina, adhyäpaka, abhirüpaka, pandüa u. s. w., 
mit denen in beiderlei Art, gemäss (der Paribhäshä): Beim 
Setzen eines Stammes ist zugleich derselbe Stamm im Femi- 
ninum gemeint (Nägojibhatta Paribh. 71). kumärl gramanä 
*eine Nonne im Kindesalter' = kumäragramafiä. 

gramanä 'buddhistische Nonne', pravrajüä 'Asketin', kulatä 
'Hure', garbhinl 'Schwangere', täpasl 'Büsserin'. däsl 'Skla- 
vin', bandhakl * Dirne', adhyäpaka 'Lehrer'. abhirüpaJca 
'schön', pandita 'gelehrt', patu 'scharfsinnig', mridu 'zart'. 
kugala 'geschickt', capala 'beweglich, unbesonnen', nipuna 
'liebenswürdig'. 

catushpädo garbhinyä (71) 

Nomina, die einen Vierfüsser bezeichnen, werden mit 
dem Wort garbhinl 'trächtig' zusammengesetzt, und das Com- 
positum ist ein Tatpurusha. gogarbhinl *eine tragende Kuh'. 
ajägarbhim 'eine trächtige Ziege*. 

Es sollte heissen : ein Wort, das eine Gattung von Vier- 
füssern bezeichnet (Bhäshya). Damit man in folgenden Fällen 



47 



kein Compositum bilde: Tcälakshl garbhinl *die schwarzäugige 
tragende (Kuh)\ svastimatl garbhinl 'die glückbringende 
tragende (Kuh)' ^ 

Warum ccUushpädah? brähmani garbhinl '^ eine schwangere 
Brahmanin*. 

^Käläkshi und Svastimati sind wohl als Namen zu ver- 
stehen. Vgl. II, 1, 62. 

mayüravt/amsakädayag ca (72) 

Fertige Composita werden (hier) niedergesetzt, mayü- 
ravyatßsaka und die darauf folgenden Lautgruppen heissen 
Tatpurusha. Das Wort ca (im Sütra) ist gebraucht der Be- 
schränkung wegen : ein neues Compositum, wie paramamayü- 
ravyamsaka ist nicht gestattet. 

mayüravyarnsakah * einer der betrügt wie ein Pfau' ^ 
chättravyamsakah 'schlau, wie ein Schfiler\ 
Kambojamunddh 'kahl wie ein Kamboja\ 
Yavanamundah 'kahl wie ein Yavana\ 

• • • 

Im Veda ^ : 

hastegrihya 'an der Hand fassend'; 

pädegrihya 'am Fusse fassend'; 

längülegrihya 'am Schwänze packend'; 

punardäya 'zurückgebend'. 

Die mit ehlda beginnenden bezeichnen einen ausserhalb 
von ihnen liegenden Begriff: 

ehldam vartate 'es findet eine Hochzeit statt' (eig. hier 
heisst es: komm o Weib. Vgl. Vardh. 118). 

ehiyavaffi vartate 'es geht so, dass man sagen muss: 
komm Gerste' (Nahrungsmangel?) 

ehivänijä hriyä ' ein Geschäft, bei dem man sagen möchte : 
komm Kaufmann' (eine Gelegenheit zu einem guten Han- 
del). Nach andrer Erklärung (vgl. Vardh. 116): ehivänijä 
sc. tUhih 'der Tag, an dem die Kaufleute von der Reise 
heimkehren'. 



48 



apehivänijä (Gegensatz zum vorigen) *mach dich fort, o 
Kaufmann'. Oder: 'der Auszugstag der Kaufleute'. 

prehivänijä = apehivänijä. 

ehisvägatä 'wo es heisst: komm in willkommener Weise' 
(wo man mit offnen Armen empfangen wird). 

apehisvägatä 'ziehe hin als ein Willkommener'. 

p7'ehisvägatä dass. 

ehidvitiyä 'wo es heisst: komm o Genosse' (Gefahr?)^ 

apehidvitiyä 'geh fort, o Freund'. 

prohakaiä 'wo es heisst: schiebe die Matte fort'. 

apohakatä dass. 

prohakardamä 'wo es heisst: schaffe den Schmutz fort'. 

apohakardamä dass. 

uddharacüdä 'wo es heisst: richte die Scheitellocke in 
die Höhe' (Sieg, Triumph). 

äharacelä '(eine Gelegenheit oder ein Mädchen,) bei der 
man denkt: bring ein Kleid her'. 

äharavasanä dass. 

äharavanitä 'wo man sagt: hole die Geliebte'. 

Jcrintavicakshanä 'schneide o Weiser'. 

uddharotsrijä 'ein Emporheben und Fortschleudern'. 

uddhamavidhamä 'ein Empor- und Auseinanderblasen'. 

titpacanipacä 'ein Auf- und Niederkochen'. 

utpatanipatä 'ein Auf- und Niederfliegen'. 

uccävacam 'auf und ab', 

uccanlccim *auf und nieder. 

äcopacam 'schwankend'. 

äcaparäcam 'her und hin'. 

nigcapracam 'hinaus und fort'. 

akimcanah 'arm'. 

snätväkälakah 'einer, der nach dem Bade schwarz ist'. 

pltvästhirakah 'einer, der nicht schwankt, wenn er ge- 
trunken hat'. 

hlmUväsuhüdh 'der mit jeder Speise vorlieb nimmt' (Vardh.) 

proshyapäplyän 'nach der Reise (zum Wallfahrtsort etc.) 
sündiger als vorher'. 



49 



utpatyapäJcalä im Auffliegen schwarz \ 

nipatyarohinl 'im Niederfliegen rot\ 

nishannagyänia *im Sitzen dunker. 

apehipraghasä 'wo man denkt: geh weg, du Fresser \ 

ihapancami 'ein Werk, an dem nun den fünften Tag 
gearbeitet wird\ 

ihadvitiyä 'ein Werk, an dem nun den zweiten Tag 
gearbeitet wird\ 

jahi 'schlage' wird mit einem Object mannigfach ver- 
bunden zur Bezeichnung der Wiederholung, und (das Com- 
positum) drückt den Agens aus: 

jdhijodah 'Schlagdaskinn' (Raufbold?)* 

ujjahijodah 'Schlagdaskinnempor\ 

jahistamhdh 'Schlagdenpfahl*. 

ujjahistambah dass. 

Verbum wird mit Verbum verbunden zur Bezeichnung 
der Dauer der Handlung: 

agnltapibatä *wo es immer heisst: esst und trinkt; wo 
fortwährend geschmaust wird*. 

pacatabhrijjatä *ein ewiges Kochen und Braten*. 

khädatamodatä 'wo es heisst: kaut und lassts euch 
schmecken*. 

khädatäcämatä *wo man immer abwechselnd kaut und 
den Mund ausspült*. 

äharanivapä *ein beständiges Bringen und Hinschütten*, 

ävapanisJikirä *ein beständiges Aufschütten und Ausein- 
anderstreuen.* 

utpacanipacä s. oben. 

ihinddhilavanä *das Spalten eines Salzkornes* (ähnlich 
unserm Ausdruck: Haarspalterei?) 

chmddhivicakshanä 'spalte, o Weiser', oder 'spalte ver- 
ständig \ 

pacalavanä *wo man Salz kocht*. 

pacaprakütä ? 

Jeder Tatpurusha, dessen charakteristische Merkmale 

Liebich, Zwei Kapitel der Eä^ikä. 4 



50 

nicht besonders gelehrt werden, ist im Gava mayüravya- 
fjfisdkääi zu suchen. 

^ Nach Vardh. 115 sind zur Jagd abgerichtete Pfaaen ge- 
meint, die durch ihr Geschrei andere herbeilocken. 

* Dieser Zusatz bezieht sich, wie der Vergleich mit Gava- 
ratnam. lehrt, auf die vier folgenden Worte. 

* Man vergleiche hier ähnliche Bildungen im Deutschen, 
wie: das Geratewohl, das Stelldichein u. a. 

*Vgl. unser: Springinsfeld, Störenfried, und Familien- 
namen wie Schlagintweit, Griepenkerl u. a. 

Zur Rechtfertigung meiner Übersetzung und einiger 
Textänderungen gebe ich die Commentare zu dieser Regel 
vollständig : 

Haradatta. mayüra. mayüravyamsaka üi. vyafjtsako 
dhürtah. mayürag cäsaic vt/amsakag ceti. vyamsaJcagabdasya 
gunavacanatvät pürvanipäte präpte vacanam, evam chäüravyor 
msakädinäm Yavanamundaparyantänäm. anye tv ähuh: ma- 
yüra iva vyamsakah, chäUra iva vyamsdicah. Kamboja iva 
mundcthy Yavana iva munäalu upamänasamäso 'yam, tatrch 
pamänäni sämänyavacanaih (II, 1, 55) ity eva siddhe punar- 
vidhänam tatpur ushe tulyärthcdritlyä (VI, 2,2) iti pürvapada- 
prakritisvaro mä bhüd iti. sa hy tipamänasamgabdanena vihüe 
samäse vidhtyata iti. punardäyeti. pimagcanasau chandasi 
(I, 4, 60 Vä. 2) iti gatisamjnä värttikakärlyeti ganakäreriedam 
pathitam, ehi ideti yasmin karmani tad ehidam, evam ehiyor 
vam, ehi vänijeti yasyäm kriyäyäm sä ehivänijä. evam ope- 
hivänijä prehiväriijä. ehi svägatam iti yasyäm kriyäyäm sä 
ehisvägatä, üha vitarke. lorimadhyamaikavacanam. proha kor 
ratam iti yasyäfp^ sä prohakaratä. evam prohakardamädayah 
äharavasanäntäh. kritl chedane tad eva vacanam mucädUvän 
num. krinta vicakshatieti yasyätn kriyäyäm sä krintavicor 
ksJiariä. vddliara utsrijeti yasyäm kriyäyäm sä itddharotsrijä. 
äkhyätam äJchyäteneti siddhe asätatyärtham vacanam, evam 
uddhamavidhamä, utpacanipacä, utpatanipatä. vdak ca aväk 
ca uccävacam. uccaig ca nlcaig ca uccanlcam. ädtarji copaci- 



51 



tarn ca äcopacam. nigcitam ca pracitam ca nigcapracam. sarva 
ete nipätyante. na Jcimcana vidyaie yasyäsau akimcanah, snä- 
tväJcälaka üyädishu samasäntodäUatvam lyababhävag ca nipäta- 
not pratlyamänakriyäpeksham ca samänaJcartrikatvam. sncUvä 
kälakah sampanna iti. jahi karnianeti. hUi lonmadhyamaika- 
vacanam. tadantam harmafiä baJiulam samasyate äbhlkshnye 
gamyamäne, samäsena cet hartäbhidhlyate. jahi jodam ity ä- 
bhikshriyena ya äha sa jahijodah. agnlta pibatety evam yatra 
satatam abhidhlyate sä a^Uapibatä, evam pacatabhrijjatä, 
bhrasja pake, bhinddhi lavanam iti yasyäm abhidhlyate sä 
bhinddhilavanä, evam pacalavanä, avihitalakshanas tatpurusha 
iti. yasya tatpurushasya Idkshanam na kritam äptaprayogag 
ca bhavati sa mayüravyamsakäder äkritiganatvät tatraiva dror 
shtavya ity arthah. iti griharadattaynigraviradtäyäm padama- 
njaryäm dvitlyasyädhyäyasya prathamah pädah. 

Jinendrabuddhi. muyüravyam. mayüravyafnsaka iti. 
mayürag cäsau vyamsakag ceti mayüravyamsdkah. vyamsaka- 
gabdasya pürvanipäte präpte paranipätärtha iha päthah. (evam) 
chättravyamsakädlnäm Yavanamundäntänäm. chandasi haste- 
grihyetyädi. samäse ^nanpürve ktvo lyap (VII, i, 37). bhä- 
shäyäm tu: haste grihUvä punar daüvety evam bhavati. ehldä- 
dayo ^nyapadärtha iti. ehi ideti yatra karmani vartate tad w- 
cyate ehidarjfi vartata iti. ehi yava yasmims tad ehiyavam. ehi 
vänijeti yasyätn kriyäyäm sä ehivänijä. evam apehivänijä pre- 
hivänijä. ehi svägaiam iti yasyäm kriyäyätn sä ehisvägatä. 
evam apehisvägatä. proha katam iti yasyäm sä prohakatä. 
evam prohakardamädaya äharavasanäntäh. kfinddhi vicaksha- 
nam iti yasyärjfi, sä krinddhivicakshanä. tiddharotsrijeti tiüa- 
ntayoh samäsah. äkhyätam äkhyätena kriyäsätatya iti siddhe 
asätatyärtham punarvacanam. kriyäpradhänag cäyam samä- 
sah. uddharotsrijeti yasyäm kriyäyäm uddharotsrijä kriyä. 
evam tcddhamavidhamä, utpacanipacä, tdpatanipatä. adak ca 
aväk Ceti vigrihya uccävacam iti nipätyate. tcccaig ca mcaig 
Ceti vigrihya äcopacam. äcitatji ca paräcitam ceti vigrihya äca- 
paräcam. nigdtavjfi ca pracitavjft ceti vigfihya nigcapracam. 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kä^ikä. 



52 



akimcanah snäiväkälakah pltvästhirakah hhuktväsuhita ity ete- 
shäm antodättärthdh päthah. hjahabhävag ca nipätyate, pro- 
shijapäpvyän iti. aikapadyam aikasvaryam ca bhavatL evam 
utpatyapäkalädlnäm. nipatyarohinl nishannagyämä apehipra- 
ghasä ihapancaml ihadvitlyä, aikapadyam aikasvaryam (ca) 
bhavatL jahi karmanä bahulam äbhikshnye kartäram cäbhida- 
dhäti. jahUi lonmadhyamapurushaikavacanam. tadantam kar- 
manä bahulam samasyate äbhikshnye gamyamäne, samäsena 
kartäbhidhlyate. jahi jodam ity äbhikshnyena ya äha sa u- 
cyate jahijodah, evam jahistamba iti, hanter jah (VI, 4, 36) 
iti jädegah* jodäder agrakarmabhävah. äkhyätam ityädi. tina- 
ntam tinantena saha samasyate kriyäsätatye gamyamäne, agnlta 
pibata ity evam yatra satatam abhidhlyate, tatragnitapibateti 
prayujyate kriyäpradhänag cäyam samäsah, evam pacatabhri- 
jjatä ityevamädayo veditavyäh, bhinddhi lavanam iti yaträbhi- 
dhlyate sä bhinddhilavanä, evam pacalavanä iti. iti bodhi- 
sattvadeglyäcäryajinendrabuddhiviracitäyäm Kägikävivaranapa- 
njikäyäm dvitlyasyädhyäyasya praÜiamah pädah. 

Vgl. Vardhamäna's Ga^aratnamahodadhi ed. Eggeling 
115—123. 



So lautet in der von dem berühmten Jayäditya 
verfassten KäQikä Vvitti des zweiten Buches erstes 
Kapitel. 



•«^»««^4- 



Nun des zweiten Buches zweites Kapitel. 

pürväparädharottarani ekadeginaikädhikarane (1) 

ekadegin ist etwas, das Teile hat, also ein Ganzes; 
mit einem dieses bezeichnenden Nomen werden die Worte 
pürva 'der vordere', apara 'der hintere^ adhara *der^ 
untere' und iittara *der obere*, welche infolge ihres lo- 
gischen Zusammenhanges einen solchen Teil bezeichnen, 
zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
ekädhikarane ist gesetzt als nähere Bestimmung zu 
dem Begriff *ein Ganzes'; (man hat also zu interpre- 
tiren:) wenn das Ganze ein und dieselbe Basis, also nur 
ein einziges Ding ist. Diese Regel ist eine Absprechung 
des Genitivcompositums (II, 2, 8). (Beispiele:) pürvam ka- 
yasya 'das Vorderteil des Leibes' = pürvakäyah *der Vor- 
derleib*, aparakäyah 'der Hinterleib', adharakäyah 'der 
Unterleib'. uttardkayah 'der Oberkörper'. Warum: mit 
etwas, das aus Teilen besteht? (Weil man z. B. in folgen- 
dem Falle nicht componirt:) pürvam nähheh käyasya 'der vor 
dem Nabel (d. i. oberhalb des Nabels) liegende Teil des 
Körpers' ^ Warum : wenn es sich um einen einzigen Begriff 
handelt? pürvam chättränäm ämantraya 'rede den vordersten 
der Schüler an'. Wie erklärt man madhyähna 'Mittag', sä- 
yähna 'Abend'? Infolge des Jnäpaka samkhyävisäyapürva- 
syähnasya u. s. w. (VI, 3, 110) ist die Composition von 
ahan *Tag* mit jedem beliebigen Teilwort gestattet*. 



54 



^näbher üi digyogdlakshanä paflcaml. näbher uparishtät, 
nabher yat pürvam tat käyasyety esho 'rtJio vivakshitah. J. 
*Für ahan wird dabei nach V, 4, 88 ahna substituirt. 

ardham napumsakam (2) 



• ) 



Die Worte: *mit einem Ganzen bei einer einzigen Basis 
gelten fort. Wenn es sich um gleiche Verteilung handelt, 
ist das Wort ardha ein Neutrum und von constantem Ge- 
schlecht, dieses ist hier gemeint. Das Wort ardham *halb' 
wird, wenn es Neutrum ist, mit einem Ganzen, das ein In- 
dividuum bezeichnet, zusammengesetzt, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha. Diese Regel ist eine Absprechung vom 
Genitivcompositum. ardham pippalyäh *die Hälfte einer 
Pfefferschote' = ardhapippall 'eine halbe Pfefferschote*. 
ardiiakogätakl *eine halbe Gurke*. Warum: wenn es Neu- 
trum ist? grämärdhah *ein Dorf bezirk*, nagarärdhah *ein 
Stadtbezirk*. Der Zusatz: mit einem Ganzen ist notwendig, 
(denn in dem Beispiel) ardham pagor Devadattasya * die Hälfte 
der Herde des Devadatta* darf mit dem Begriff Devadatta 
nicht componirt werden. Desgleichen nur *bei einem Indi- 
viduum*; (Gegenbeispiel) ardham pippalinäm *die Hälfte der 
Pfefferschoten'. 

dvitlyatritlyacaturthaturyäny anyatarasyäm (3) 

Die Worte: *mit einem Ganzen bei einer einzigen Basis' 
gelten fort. Diese Regel ist eine Absprechung vom Genitiv- 
compositum. Infolge des Setzens des Wortes: optioneil ist 
dieses auch gestattet. Und das aus der Regel pürana u. 
s. w. (n, 2, 11) sich ergebende Verbot gilt hier nicht, da 
sonst das Setzen von anyatarasyäm unnütz wäre. Die mit 
dvitlya beginnenden Lautgruppen werden mit einem Ganzen, 
das ein Individuum bezeichnet,^ optionell zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Tatpurusha. dvitlyam bhiksha- 
yäh 'die Hälfte des Almosens* = dvitlyahhiksha oder, im 



55 



Falle des Genitivcompositums, bhikshädvülyam, tfülyam bhi- 
Jcshäyäh *ein Drittel des Almosens' = tritlydbhikshä oder ihi- 
Jcshätritlyam, caturtham bhikshäyäh 'ein Viertel des Almo- 
sens' = caturthahhikshä oder hhikshäcaturtham, turyam bhi- 
kshäyäh dass. = turyabhikshä oder bhikshäturyam. 

Auch für das Wort turtya wird (diese Regel) gewünscht. 
tmlyam bhikshäyäh *ein Viertel des Almosens' = tunyabhi- 
kshä oder bhikshäturlyam. 

Nur *mit einem Ganzen*: dvUiyam bhikshäyä bhikshuka- 
sya *die Hälfte des Almosens des Bettelmönches'. Nur *bei 
einem einzigen Individuum': dvitlyam bhikshänäm *die Hälfte 
der Almosen' ^ 

^Über die Bedeutung von dvitlya, tritlya u. s. w. vgl. 
V, 3, 48. 

präptäpanne ca dvitlyayä (4) 



•_•> 



Die Worte: 'mit einem Ganzen bei einer einzigen Basis 
sind weggewandt. Während sonst ein Accusativcompositum 
sich ergeben würde (aus II, 1, 24), wird dieses gelehrt. Weil 
die Regel (II, 1, 24) einen Zweck haben muss, ist auch 
jenes (Accusativcompositum) gestattet. Die beiden Worte 
präpta und äpanna werden mit einem Nomen im Accusativ 
zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. 
präpto jwikäm 'der einen Lebensunterhalt gefunden hat' =* 
präptajlvikah oder jlvikäpräptah. äpanno jlvikäm dass. = 
äpannajwikah oder jlvikäpannah. 

käläh parimäninä (5) 

parimänin ist einer, der gemessen wird, mit einem einen 
solchen bezeichnenden Nomen werden Zeitbenennungen, die 
infolge der logischen Zusammengehörigkeit das Mass be- 
zeichnen, zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Tat- 
purusha. Dies ist eine Zusatzregel im Gebiet des Genitiv- 
compositums. mäso jätasya *ein Monat ist (das Zeitmass) 



56 



des Geborenen, ein Monat ist seit seiner Geburt verstrichen' 
= mäsajätah * einen Monat alt*, samvatsarajätah *ein Jahr 
alt*, dvyahajätah *zwei Tage alt', tryahajätah *drei Tage 
alt'. 

nan (6) 

nan (na) 'nicht' wird mit einem dem Sinne nach ver- 
bundenen Nomen zusammengesetzt, und das Compositum ist 
ein Tatpurusha. na brähmanah * nicht ein Brahmane* = 
abrähmanah *ein Nichtbrahmane' ^ avrishalah *ein Nicht- 

• • • • 

vrishala*. 

nan verliert sein n vor einer Verbalform in tadelnder 
Bedeutung (vgl. Kätyäyana Vä. 1 zu VI, 3, 73). apacasi 
tvam jälma *du kochst ja nicht, Schurke*. 

^n in nan ist Anubandha nach I, 3, 3, fällt ab nach 
I, 3, 9. Das anlautende n fällt ab nach VI, 3, 73. 

Ishad akritä (7) 

ishat * etwas, ein wenig', dieses Wort wird mit einem 
nicht auf ein Kyit-Suffix endenden Nomen zusammengesetzt, 
und das Compositum ist ein Tatpurusha. 

(Das Sütra) sollte lauten: ishat mit einem Eigenschafts- 
wort (vgl. Kätyäyana Vä. 1). 

Ishatkadärah * etwas lohfarben'. ishatpingalah * bräun- 
lich'. Ishadvikatah 'etwas ungewöhnlich*. ishadunnatnh 
* etwas hoch*. IshatpUam 'gelblich*. Ishadraktam 'rötlich*. 
Warum 'mit einem Eigenschaftswort'? Hier tritt (die Zu- 
sammensetzung) nicht ein: ishad Gärgydh *er ist nur in 
geringem Masse ein Gärgya, hat nur wenig von einem 
Gärgya an sich'. 

shashthl (8) 

Ein im Genitiv stehendes Nomen wird mit einem logisch 
verbundenen Nomen zusammengesetzt, und das Compositum 
ist ein Tatpurusha. räjnah piirushdh 'der Diener des Königs' 



57 



= räjaptirushah, brähmanakambalah 'der Rock des Brah- 

manen' ^ 

Auch ein mit einem Krit-Nomen in Verbindung stehender 
Genitiv wird zusammengesetzt, so ist hinzuzufügen (vgl. 
Kätyäyana Vä. 1). idhmapravragcanah 'eine Holzaxt', pdlä- 
gagätanah *ein Werkzeug zum Abschlagen des Laubes'. Aus 
welchem Grunde wird dieses gesagt? 'Ein in einer Special- 
regel gelehrter Genitiv wird nicht componirt' wird er (Kä- 
tyäyana) ^ sagen, davon ist dieser Fall eine Vorwegnahme. 

^ Vgl. Vaterhaus, Muttersprache. 

2 Vgl. Vä. 1 zu II, 2, 10. Der in den beiden obigen 
Beispielen inbetracht kommende Genitiv des karman wird 
II, 3, 65 gelehrt. 

yäjakädihhig ca (9) 

Durch die vorige Regel ist die Zusammensetzung schon 
berechtigt; da sich aber aus (dem 16. Sütra) kartari ca ein 
Verbot derselben ergiebt, wird diese Regel hinzugefügt der 
Wiedererzeugung wegen. Mit den mit yäjaka beginnenden 
wird ein Genitiv zusammengesetzt, und das Compositum ist 
ein Tatpurusha. brähmanai/äjakah 'für einen Brahmanen 
opfernd', kshatriyayäjakah 'für einen Kshatriya opfernd'. 

«^ö/afca 'opfernd'. ^wyaÄa 'Verehrer', jpancärafca 'Diener*. 
pariveshaka ^ ' Aufwärter' , snäpaka ^ * Bader' . adhyäpaka 
*Lehrer'. utsädaka 'vertreibend, vernichtend', ttdvartaka 
'fortschaffend', vartaka^ 'studirend'. hotri 'opfernd', potri 
* Reiniger' (Name eines Priesters), bhartri 'Gatte', ratlta- 
yanaka 'Wagenzähler', pattiganaka 'Zähler des Fussvolks'. 

Und es sollte heissen: ein Genitiv wird componirt mit 
darin befindlichen Eigenschaften (vgl. Kätyäyana Vä. 2 zu 
II, 2, 8). candanagandhah 'der Duft des Sandeis'. kapiUha- 
rasah *der Geschmack der Feronia*. 

Es sollte heissen: (ein Genitiv wird componirt) mit tara, 
welches folgt auf ein Eigenschaftswort, wobei tara selbst 
abfällt (vgl. Kätyäyana Vä. 1 zu VI, 2, 93). sarveshäm 



68 

gväatarah ^ 'weisser als alle andern' = sarvagvetali 'der aller- 
weisseste'. sarveshäm mahaUarah - *der allergrösste* = sarva- 
mahän. Da aus na nirdhärane (10) sich ein Verbot ergäbe, 
wird dieses (ausdrücklich) gelehrt, sarvaguklä gauh *die 
allerweisseste Kuh'. 

^Vgl. Vardhamäna 99. 

^Vgl. 'der allerliebere , der allerschönere' in nieder- 
bairischer Mundart. 

na nirdhärane (10) 

Während durch das Vorhergehende ein Compositum sich 
ergiebt, wird hier ein Verbot hinzugefügt. Ein Genitiv, der 
eine Absonderung bezeichnet, wird nicht zusammengesetzt. 
Absondern ist Abseitsstellen eines Teiles von einer Mehrheit 
durch Art, Eigenschaft oder Handlung, kshatriyo manushyä- 
fiäm güratamah *der Kshatriya ist unter den Menschen der 
tapferste', krishnä gaväm sampannakshlratamä *die schwarze 
giebt unter den Kühen die wohlschmeckendste Milch', dhä- 
van nadhvagänam glghratamah *der Läufer ist der schnellste 
der Wanderer'. 

'Und ein ausdrücklich gelehrter Genitiv wird nicht com- 
ponirt' ist zu sagen (vgl. Kätyäyana Vä. 1). sarpisho jM- 
nani *das Hantiren mit Butter*, madhuno jnänam *das Han- 
tiren mit Honig' ^ 

^Vgl. II, 3, 51. Unter 'ausdrücklich gelehrt' ist jeder 
Genitiv zu verstehen, der sich nicht aus der Hauptregel 
shashtM geshe (II, 3, 50) ergiebt. 

pürariagunasuhitärthasadavyayatavyasamänädhika' 

ranena (11) 

Was den Sinn einer Ordinalzahl, einer Eigenschaft oder 
des Wortes suhita 'gesättigt' hat, ein Participium Praesentis 
oder Futuri, ein Indeclinabile, einVerbaladjectivum auf -tavya, 
ein congruentes Nomen: mit (allen) diesen wird ein Genitiv 



59 

nicht zusammengesetzt. Das Wort artha 'Sinn' wird mit 
jedem (der ihm vorangehenden Worte) verbunden, dadurch 
kommt die Svarüpa-Regel (I, 1, 68) nicht zur Geltung. Vor 
einem Wort in der Bedeutung einer Ordinalzahl: chätträriäm 
pancamah 'der fünfte der Schüler \ chättränäm dagamah 'der 
zehnte der Schüler'. Eigenschaft: haläkäyäh gauklyam 'die 
Weisse des Kranichs'. käJcasya Jcärshnyam 'die Schwärze 
der Krähe'. Worte im Sinne von suhita sind solche, die 
eine Sättigung bezeichnen, phalänäm suhitah 'an Früchten 
gesättigt', phalänäm triptdh dass. Participium Praes. oder 
Fut.: brähmanasya kurvan 'für einen Brahmanen arbeitend'. 
hrähmanasya kurvänah dass. Indeclinabile : brähmanasya kri- 
tvä 'für einen Brahmanen gearbeitet habend', brähmanasya 
hritvä 'für einen Brahmanen genommen habend'. tavya: 
brähmanasya kartavyam 'das von einem Brahmanen zu thun- 
de'. Mit dem mit Anubandha versehenen tavyat tritt das 
Compositum ein: brähmandkartavyam 'die Pflicht eines Brah- 
manen' ^ Congruentes Nomen: gukasya Märävidasya 'des 
Papageis mit Namen Märävida'. räjnah Pätaliputrakasya 
'des Königs von Pätaliputra '. Pänineh sütrdkärasya 'des 
Sütraschreibers Panini'. Und was träte ein (ohne dieses 
Verbot)? Die Stellung beider Glieder zu einander wäre 
unbeschränkt. Nachdem aber die unterschiedslose Geltung 
aufgehoben ist, tritt das Compositum ein durch die Regel 
vigeshariam vigeshyena (II, 1, 57). Und alsdann ergiebt sich 
aus den Vorschriften^ das Voranstehen des Attributs allein. 

^Der Unterschied liegt nur im Accent: kartavyam und 
Jcartavyäm. 

2 1, 2, 43 und H, 2, 30. 

ktena ca püjäyäm (12) 

'Anwurzeln in den Bedeutungen : suchen, kennen, ehren 
(tritt 'ta in praesentischer Bedeutung)' wird er sagend auf 
diese Regel wird hier Bezug genommen. Das Setzen des 



60 

Wortes 'ehren' (allein) hat den Zweck, die andern beiden 
mitanzudeuten. Mit demjenigen Ua (-^a^), das bei dem Be- 
griff 'ehren' gelehrt wird, wird ein Genitiv nicht ver- 
bunden, räjnäm matdh 'er gilt etwas bei den Königen'. 
räjnäm buddhah 'er ist bei den Königen bekannt', räjnäm 
püjitah ' er wird von den Königen geehrt'. Warum : bei dem 
Begriff 'ehren'? chättrasya hasüam 'das Lachen des Schü- 
lers' = chättrahasüam, 

^ III, 2, 188. Der Genitiv bei diesen Participien ergiebt 
sich aus II, 3, 67. 

^A; in Ua ist Anubandha. Vgl. I, 3, 8. 

adhiJcaranaväcinä ca (13) 

'-ta bezeichnet auch den Ort bei Verben des Verharrens, 
des Gehens und des Essens' wird er sagen (III, 4, 76), dar- 
auf wird hier Bezug genommen. Mit Ma {-ta), das den 
Ort bezeichnet, wird ein Genitiv nicht zusammengesetzt. 
idam eshäm yätam 'dies ist der Ort ihres Gehens', idam 
eshäm hhuJctam 'dies ist der Ort, wo sie gegessen haben'. 

Jcarmani ca (14) 

Das Wort Jcte^ia (in 12) ist weggewendet. Das Wort 
Tcarman ist hier gesetzt als nähere Bestimmung des Genitivs. 
Auch ein das Object bezeichnender Genitiv wird nicht zu- 
sammengesetzt. Hier ist gemeint der aus der Kegel uhha- 
yapräptau karmani ( II , 3 , 66 ) ^ sich ergebende Genitiv. 
äQcaryo gaväm doho 'gopälakena 'wunderlich ist das Melken 
der Kühe durch einen, der nicht Kuhhirt ist', rocata oda- 
nasya hhojanam Devadattena 'mir gefällt das ßeisessen des 
Devadatta'. sädhu Jchalu payasah pänam Devadattena 'treff- 
lich fürwahr ist das Milch trinken des Devadatta'. vidlrä 
sütrasya kritih Pänininä 'reich an Abwechselung ist das 
Sütrawerk des Panini'. 

^Der Sinn dieser Regel ist: wenn bei einem primären 



61 



Nomen Agens und Object zusammentrcifen , so tritt 
nur das Object in den Genitiv, der Agens bleibt In- 
strumental. 

trijahäbhyäni kartari (15) 

Das Wort hiHri 'Agens' ist hier gesetzt als nähere 
Bestimmung des Genitivs. Ein Genitiv, der den Agens be- 
zeichnet, wird mit Nomina auf tric {-tri)^ und aka nicht 
zusammengesetzt, bhavatah gäyiJcä 'die Reihe des Schlafens 
ist an dir'^. bhavata äsikä 'das Sitzen ist au dir', bhavato 
'gragämika 'das Vorangehn ist an dir', tric wird selbst nur 
in der Bedeutung des Agens gelehrt, in Verbindung mit ihm 
kommt daher ein Genitiv des Agens nicht vor. Darum steht 
^nc hier nur des folgenden wegen. Warum: der den Agens 
bezeichnet? ikshublidkshikäm me dhärayasi 'du schuldest mir 
ein Zuckerrohrkauen' (der objective Genitiv wird componirt). 

^c in tric ist Anubandha und bezieht sich auf den 
Accent. Vgl. I, 3, 3 und VI, 1, 163. 

2 Vgl. III, 3, 111. 

kartari ca (16) 

Und wenn tric {-tri) und aka den Agens bezeichnen, so 
wird mit ihnen (d. h. mit den darauf endenden Nomina) ein 
Genitiv nicht zusammengesetzt. Um einen guten Sinn zu 
erhalten, muss man das Wort kartri 'Agens' als nähere 
Bestimmung zu aka (allein) fassen, da bei dem andern ein 
Überschreiten nicht vorkommt (d. h. da tric immer den 
Agens bezeichnet), apäm srashtä 'der Entsender des Was- 
sers', puräm bhettä 'der Städtezerstörer', vajrasya bhartä 
'der Träger des Donnerkeils'. Nun wird doch dieses Wort 
bhartri unter den mit yäjaka beginnenden (9) gelesen? Dort 
ist das Verwandtschaftswort, das Synonym von pati gemeint. 
aka natürlich auch: odanasya bhojakah 'der Reisesser', sa- 
ktünüm päyakaji 'der Grützetrinker'. 



62 



nityam JcridäjlviJcayoh (17) 

na 'nicht' (in 10) ist weggewandt, nicht aber tric und 
aka. Das Compositum wird als fest bezeichnet. Wenn es 
sich um ein Spiel oder ein Gewerbe handelt, wird der 
Genitiv stets verbunden, und das Compositum ist ein Tatpu- 
rusha. Das Suffix tric (-tri) kommt bei Spiel und Gewerbe 
nicht vor, darum wird nur ein Suffix exemplificirt. vddäla- 
Jcapushpabhanjikä 'das Brechen von üddälaka -Blumen', vä- 
ranapushpapracäyiJcä das Pflücken von Värai;La-Blumen\ Bei 
einem Gewerbe: dantaleJchaJcah'Zaiinhemsiler''. nahTmUTchakdhk 
'Nägelmaler'. Warum: bei Spiel und Gewerbe? odanasya 
hhojakah 'ein Reisesser'. 

hugatiprädayah (18) 

nityam 'stets' gilt fort. Das Wort Tcu wird als Inde- 
clinabile genommen, wegen seiner Vergesellschaftung mit 
gati u. s. w., nicht als ein Ding bezeichnend, hu, eine Gati 
(I, 4, 61 — 79) und die mit pra beginnenden (I, 4, 58) wer- 
den mit einem logisch verbundenen anderen Worte fest com- 
ponirt, und das Compositum ist ein Tatpurusha. hu im 
Sinne von 'schlecht': hupurushah 'ein schlechter Mensch'. 
Gati: urarihritam 'erlaubt', yäd ünharoti 'wenn er ge- 
stattet' ^ Die mit pra beginnenden: dus in tadelndem Sinne; 
dushpurushah 'ein schlechter Mensch', su und ati in loben- 
dem Sinne; supurushah 'ein guter Mensch', atipurushaifi 'ein 
hervorragender Mensch', an (ä) im Sinne von etwas, ein 
wenig; äpingalah 'etwas braun'. Und diese Bedingungen 

treffen für die meisten Fälle zu (aber nicht für alle), denn 
auch unter andern Bedingungen wird Zusammensetzung 

wahrgenommen: hoshriam, hadushriam und havoshnam 'etwas 
warm, lau', dushhritam 'Missethat'. atistutam 'zuviel ge- 
lobt', äbaddham 'angebunden' u. a. 

pra u. a. im Sinne von gata u. s. w. mit dem Nomina- 
tiv: pragata äcärya^t 'ein früherer^ Lehrer' = präcärya^. 



63 



pränteväsl ' ein früherer Schüler', ati u. s. w. im Sinne von 
Jcränta u. s. w. mit dem Accusativ: cUikräntah Jchatväm 'auf 
dem Bette liegend' = atiJchatvalL atimähh 'einen Kranz 
tibertreffend', ava u. s. w. im Sinne von krushta u. s. w. 
mit dem Instrumental: avakrushtah koJcilayä 'vom Kuckucks- 
weibchen verkündet' = avakokilah^. pari u. s. w. im Sinne 
von glana u. s. w. mit dem Dativ: parigläno 'dhyayanäya 
'zu müde zum Studiren' = paryadhyayanah. alam kumäryai 
'einem Mädchen gewachsen' = alamkumärih. nis u. a. im 
Sinne von kränta u. s. w. mit dem Ablativ: nishkräntah 
Kaugämhyäh 'aus KauQämbi herausgegangen' = nishkaugä- 
mhih. nirväränasih 'aus Benares herausgegangen'. (Bhäshya). 

Mit iva 'wie' ist Composition zu lehren, wobei das Vor- 
derglied seine Casusendung und seinen ursprünglichen Accent 
behält (vgl. Kätyäyana Vä. 2 zu II, 1, 4). väsasliva 'wie 
zwei Kleider'. 

Wenn eine Gelegenheit für pra u. s. w. ( zur Composi- 
tion) sich bietet, so muss dieselbe unterbleiben, wenn jene 
als Karmapravacaniya* fungiren (vgl. Kätj^äyana Vä. 1 zu 
II, 2, 18). vriksham prati vidyotate vidyiU 'der Blitz fährt 
zum Baume hin', sädhur DevadaUo mätaram prati 'Devadatta 
ist gut gegen seine Mutter'. 

^Vgl. Vni, 1, 71. 

^ ?Ballantyne (Laghu Kaumudi S. 337) übersetzt 'a here- 
ditary teacher' (like Vasishtha in the family of Räma). Pa- 
tau jali giebt als drittes Beispiel prapitämahah ' Urgrossvater'. 

^Ein Beiwort des Frühlings. 

*I, 4, 83—98. 

upapadam atiti (19) 

nityam 'stets' gilt fort. Ein Beiwort, das nicht eine 
Verbalform ist, wird mit einem logisch verbundenen anderen 
Worte fest componirt, und das Compositum ist ein Tatpu- 
rusha. kmnbhakärah ' Topf macher ' ^ nagarakärah ' Städte- 
erbauer'. Warum * nicht ein Verbum'? edhän ähärako vrajati 



64 



•er geht, um Brennholz zu holen' 2. Nun gilt doch sup supä 
'Nomen mit Nomen' fort, woher kommt da die Gelegenheit 
eines Compositums mit einem Verbum? So also giebt er zu 
erkennen: In diesen beiden Regeln (18 und 19) werden die 
Worte sup supä nicht hinzuergänzt. Daraus ergiebt sich (die 
Interpretationsregel): Die Composition von Gati's, Käraka's 
und Upapada's mit primären Nomina ist vorzunehmen vor 
dem Antritt der Casusendungen, agvalcrltl ' eine für ein Pferd 
gekaufte (Sklavin)', dhanahrltl 'für Geld gekauft' ^. 

^Vgl. III, 1, 92. 2, 1. — III, 2, 1—101 handeln nur 
von Upapada-Compositis. 

^III, 3, 10. In diesem Beispiel heisst das Verbum 
vrajati nach III, 1, 92 ebenfalls Upapada. 

»IV, 1, 50. 

amaivävy ayena (20) 

Während die Composition sich schon aus dem vorigen 
(Sütra) ergiebt, dient diese Regel zur Einschränkung. Was 
ein Compositum eines Beiworts mit einem Indeclinabile ist, 
das ist nur mit (einem Gerundium auf) am gestattet, nicht 
mit einem andern (Indeclinabile). svädumkäram bhunkte 'er 
isst, nachdem er (die Speise) süss gemacht hat, er isst süss '. 
sampannamMram bhunMe 'er isst (alles) stark gewürzt'. 
lavanamkäram bhuMe 'er isst (alles) gesalzen' ^ Warum: 
nur mit am ? 'Wenn Icäla, samaya und vela Beiworte sind, 
tritt das Suffix tumun {-tum) an die Wurzel' (III, 3, 167). 
Mio bhoMum 'es ist Zeit zu essen'. Das Wort eva ist ge- 
setzt der näheren Bestimmung von upapada wegen: es sollen 
nur solche Beiworte coraponirt werden, die zugleich mit am 
allein, nicht die mit am und einem andern Suffix zugleich 
gelehrt werden, agre bhuMvä oder agre bhojam 'zuvor ge- 
gessen habend'^. 

' Vgl. III, 4, 26. 

^Vgl. in, 4, 24. Dort wird agre zugleich mit -am und 
'tvä gelehrt, daher kein Compositum. 



65 



tritiy äprabhfittny anyatarasyäm (21) 

amaiva 'nur mit am'' gilt fort. Die Beiworte, welche 
von upadamgas tritlyäyäm (III, 4, 47) an gelehrt werden 
(III, 4, 47 — 66) \ werden mit dem Indeclinabile auf am Optio- 
nen verbunden, und das Compositum ist ein Tatpurusha. Dies 
ist eine Ubhay atravibhäshä *, da für ein Beiwort, welches 
nur zugleich mit am gelehrt wird, (die Composition) sich 
auch sonst ergeben würde , wie in der Regel : upadamgas 
tritlyäyäm (III, 4, 47); während für ein Beiwort, das mit 
am und dem andern zugleich gelehrt wird, (die Composition) 
sich sonst nicht ergäbe, wie in der Regel: avyaye 'yathäbhi-^ 
pretäkhyäne Jcrinah Mvänamulau (III, 4, 59)'. mülakopada- 
mQam bhunkte oder mülakenopadamgam bhuükte 'er isst, indem 
er einen Rettig dazubeisst\ uccaihkäram oder uccaih käram 
äcashte 'er verkündet mit lauter Stimme'. Auch hier gilt 
der Zusatz: nur mit am (III, 4, 47 — 64). (Denn es wird 
nicht componirt bei Regel III, 4, 66, welche lautet:) 'Wenn 
alam und seine Synonyma in der Bedeutung 'imstande sein' 
als Beiworte fungiren, so tritt tumun (-tum) an die Wurzel'. 
paryäpto bhoktum 'er ist imstande zu essen', prdbhur bho- 
ktum dass. 

^ni, 4, 66 schliesst die Aufzählung der Krit- Suffixe. 
Für unsre Regel kommt aber nur inbetracht III, 4, 47—64, 
da 65 und 66 von dem Infinitiv auf -tum handeln. 

^ Ubhayatravibhäshä, beiderseitige Vibhäshä, d. h. Prä- 
ptavibhäshä und Apräptavibhäshä zugleich. Die Präptavi- 
bhäshä stellt eine Form ins Belieben, die sonst durch eine 
andre Regel notwendig eintreten würde. Die Apräptavibhä- 
shä lehrt eine Form als möglich kennen, die man ohne diese 
Vibhäshäregel überhaupt nicht bilden würde. 

'Die Regeln III, 4, 47—64 zerfallen in zwei Gruppen. 
Die erste (47 — 58) lehrt nur Bildungen mit dem Gerundium 
auf am, die zweite (59 — 64) solche mit den Gerundien auf 
am und tva. In der ersten Gruppe würde ohne Regel 21 

Liebich, Zwei Kapitel der Eä^ikä. 5 



66 



notwendig componirt werden (nach II, 2, 20), in der zweiten 
ohne dieselbe überhaupt nicht. Durch unsre Regel werden 
für beide Gruppen beiderlei Formen als richtig anerkannt. 

ktvä ca (22) 

amaiva 'nur mit am'* galt in der vorigen Regel (aus 20) 
nach, inbezug auf ein anderes (Suffix) ergiebt sich durch die- 
selbe (die Composition) nicht, darum wird diese Lehre hinzu- 
gefügt. Mit dem, was auf das Suffix ktvä {-tvä) endet, 
werden die Beiworte, vom Instrumental (III, 4, 47) an ge- 
rechnet, optioneil zusammengesetzt, und das Compositum ist 
ein Tatpurusha^ ticcaihkritya oder uccaih kritva 'laut'. Das 
Suffix ktvä tritt an nach der Regel avyaye 'yathähhipretä- 
khyäne etc. (III, 4, 59). Im Fall der Composition wird 
(durch VII, 1, 37) lyap (-ya) substituirt. Die Regel gilt 
nur für die mit dem Instrumental (III, 4, 47) beginnenden: 
alam kritvä und khalu kritvä 'genug gethan!' (III, 4, 18) 
(werden darum nicht componirt). 

^ Wie sich aus Anm. 3 zum vorigen Sütra ergiebt, be- 
zieht sich diese Regel auf III, 4, 59—64. 

gesho hahuvrthih (23) 

gesha 'übrig' ist ein anderes als das sonst Verwendete. 
(Jedes) übrigbleibende Compositum heisst Bahuvrihi. Und 
welches bleibt übrig? Wofür ein andrer Name (wörtl. ein 
andres Compositum) nicht gelehrt wird. Er wird sagen: 
anekam anyapadärthe 'melirere Nomina treten zum Composi- 
tum zusammen, wobei ein anderes Ding bezeichnet wird' 
(II, 2, 24). citraguh 'einer der bunte Kühe hat'. gabcUoffuh 
'einer der gefleckte Kühe hat'. krishnottaräsangah 'ein 
Schwarzrock'. Warum 'ein übrigbleibendes'? UnmaUaga- 
ngam 'wo die Gai;Lgä tobt'. Lohitagangam 'wo die Ga^gä 
rot ist'^ Die Stellen, wo Bahuvrihi vorkommt, sind na ha- 
huvrlhau (I, 1, 29) u. a. 



67 



^ S. n, 1, 21. Für diese Composita, obgleich auch 
anyapadärthe, ist schon der Name Avyayibhäva gelehrt. 

aneJcam anyapadärthe (24) 

Mehr als ein Nomen, einen andern Begriff bezeichnend, 
wird zusammengesetzt, und das Compositum ist ein Bahu- 
vrihi. Allein den Sinn des JJominativs ausgenommen, kommt 
der Bahuvrihi in allen Bedeutungen der Casusendungen vor. 
präptam tidakatn grämam (yam sah) 'ein Dorf, das die Flut 
zu erreichen beginnt^ = präptodako grämdh (Accusativ nach 
II, 3, 2). üdharatho 'nadvän 'der Ochs, von dem der Wagen 
gezogen wird' (Instrumental nach II, 3, 18). upahritapagü 
BtMlrah 'Rudra, dem Tiere dargebracht werden' (Dativ nach 
II, 3, 13). tiddhrüaudafiä sthäli 'der Topf, aus dem der 
Reisbrei herausgenommen ist' (Ablativ nach II, 3, 28). d- 
tragur BevadaUah 'Devadatta, dessen Kühe bunt sind' (Ge- 
nitiv nach II, 3, 50). vlra]^rushako grämah 'ein Dorf, in 
dem die Männer Helden sind' (Locativ nach II, 3, 36). Im 
Sinne des Nominativs aber entsteht kein (Bahuvrihi): vrishte 
deve gatah 'er ging, als der Gott regnete' (Locativ nach II, 
3, 37). Wozu das Setzen von aneka 'mehr als eins'? Da- 
mit sich auch für eine Vielheit (nicht nur für zwei, wie bei 
den bisher betrachteten Compositis) die Zusammensetzung 
ergebe. (Z. B.) 

susükshmajatakegena sulabhäjinaväsasä 

putrl parvataräjasya Jcuto hetor vivähitä 

'warum hat sich die Tochter des Bergkönigs heimführen 
lassen von einem, dessen Haar aus einem dünnen Zopf be- 
steht, und dessen Kleid ein wohlfeiles Ziegenfell bildet?' 

Es ist zu sagen: ein Bahuvrihi muss aus congruenten 
Gliedern bestehen (vgl. Kätyäyana Vä. 10). Damit es nicht 
aus incongruenten gebildet werde: pancabhir bhuktam asya 
'sein Speisen mit fünf (Gästen)' (ergiebt kein Compositum)- 

Und mit Avyaya's ist ein Bahuvrihi zu lehren (vgl. 

Lieb ich, Zwei Kapitel der Kägikä. 5* 



6d 



Käty. Vä. 11). uccairmukhah 'mit emporgerichtetem Antlitz'. 
nlcairmukhah *mit gesenktem Antlitz'. 

Es ist zu lehren ein Bahuvrihi mit einem Locativ und 
mit einem Vergleich als Vorderglied, und Elision des Hinter- 
gliedes (vgl. Käty. Vä. 12). kanthe sthUah käh 'sya 'an seiner 
Kehle befindet sich ein schwarzer Fleck' =- kanthekälahK 

• • • 

urasilomä 'einer, der auf der Brust Haare hat^ ushtrasya 
mukham iva mukham yasya sah 'einer, dessen Gesicht dem 
Gesicht eines Kameeies gleicht' — ushtramuJchah. kharamu- 
khah 'Eselskopf'. 

Und es ist zu lehren : Bahuvrihi mit Genitiv einer Menge 
und mit Genitiv einer Umbildung, und Elision des Hintergliedes 
(vgl. Käty. Vä. 13). kegänäm samghätah ' eine Vereinigung von 
Haaren' = kegasamghätah ; kegasamghätag cüdäsya 'er trägt 
einen Haarzopf' = kegacüdah. suvarnasya vikäro 'lamkäro 
'sya 'sein Schmuck ist eine Modification des Goldes' = su- 
varnälamkärah 'einen Goldschmuck tragend'. 

Es ist zu lehren Bahuvrihi eines Nomen verbale nach 
pra u. s. w. (I, 4, 58) und optioneller Abfall des Hinter- 
gliedes (vgl. Käty. Vä. 14). prapatitam parnam asya 'sein 
Laub beginnt zu fallen' = praparxidh. prapatüam paiägam 
asya dass. = prapalägah^. 

Es ist zu lehren Bahuvrihi von Verben des Seins nach 
nan {na) und optioneller Abfall des Hintergliedes (vgl. Käty. 
Vä. 15). avidyamänah putro yasya 'der keinen Sohn hat' = 
aputrah^, avidyamänabhäryah oder abhäryah 'unbeweibt'. 

Im Sup-Adhikära (II, 1, 2) ist der Name Bahuvrihi zu 
lehren für astikshlra u. ä. (vgl. Käty. Vä. 21). ast^hirä 
brähmam 'eine Brahmanin, die Milch hat', asti u. s. w. 
sind dabei als Partikeln zu betrachten. 

^ Die Locativendung erhält sich nach VI, 3, 12. 

^Die nach dem Wortlaut des Värttika ebenfalls rich- 
tigen volleren Formen prapatüaparnah y prapatitapalägah und 
avidyamänaputrah stehn im Mahäbhäshya und fehlen in der 
gedruckten Ausgabe der Kä^. wohl nur aus Versehen. 



69 



sarjfikhyayävyayäsannädürädhikasarjfikhyäh 

samkhyeye (25) 

Mit einer Zahl, welche das Zusammenzuzählende (die 
Summe) angiebt, werden ein Indeclinabile, äsanna 'nahe\ 
adüra 'nicht fem', adhika 'überschüssig' und eine Zahl zu- 
sammengesetzt, und das Compositum ist ein Bahuvrihi. Ein 
Indeclinabile: upadagäh 'nahe an zehn', upavirjfigäh 'nahe an 
zwanzig', äsannadagäh 'nahe an zehn', äsannavimgäh 'nahe 
an zwanzig', adüradagäh 'nahe an zehn', adüravimgäh'nahe 
an zwanzig', adhikadagäh 'über zehn', adhikavimgäh 'über 
zwanzig'. Eine Zahl: dvüräh 'zwei oder drei', tricaturäh 
'drei oder vier', dvidagäh 'zweimal zelin'\ Warum 'mit 
einer Zahl'? panca hrahmariäh 'fünf Brahmanen'. Warum: 
ein Indeclinabile, äsanna, adüra, adhika und eine Zahl? 
brähmanäh panca 'fünf Brahmanen'. Warum: wenn die Ge- 
samtsumme angegeben wird? adhika vimgatir gaväm 'zwan- 
zig Kühe sind überschüssig'. 

^Die formelle Veränderung der Zahlworte ergiebt sich 
aus V, 4, 73 in Verbindung mit VI, 4, 142 und 143. Zur 
Bedeutung von dvidagäh vgl. Bhäshya: ko 'sya vigrahah? 
dvir daga dvidagä üi. 

dinnämäny antaräle (26) 

dignämäni sind Namen der Weltgegenden. Nomina, die 
Namen von Weltgegenden sind, werden, wenn eine Zwischen- 
gegend zu bezeichnen ist, zusammengesetzt, und das Compo- 
situm ist ein Bahuvrihi. Die Weltgegend, welche den 
Zwischenraum bildet zwischen Süden und Osten, heisst da- 
kshinapürvä dik 'Südost'. pürvoUarä 'Nordost'. tUtarapagd- 
mä 'Nordwest', pagdmadakshina 'Südwest'. Bei den der 
pronominalen Declination folgenden Worten tritt die mascu- 
line Form ein (statt der femininen), aber nur, wenn sie in 
einer Funktion stehn (als Composita, Taddhita u. s. w.) ^ 



70 



Das Wort näman (im Sütra) ist beigefügt, damit nur die- 
jenigen Weltgegendworte verslanden werden, welche in 
dieser Bedeutung gewachsen sind (nicht die durch deutlich 
erkennbare Ableitung dazu gelangten). Damit hier nicht 
componirt werde: der Zwischenraum zwischen der Welt- 
gegend des Indra und des Kubera (Osten und Norden). 

^ dakshifiapürvä ist zusammengesetzt aus den beiden 
Femininis dakshirtä und pürvä; im Compositum aber erscheint 
das Vorderglied in der männlichen Form. 

tatra tenedam iti sarüpe (27) 

Mit tatra 'dort' ist ein Wort im Locativ gemeint, mit 
tena 'damit' ein solches im Instrumental. Das Wort sarüpa 
wird mit jedem einzeln verbunden, tatra d. h. zwei im 
Locativ stehnde, gleichlautende Worte, und tena d. h. zwei 
im Instrumental stehnde, werden in dem Sinne idam Mies' 
zusammengesetzt, und das Compositum heisst Bahuvrihi. Und 
das Wort üi (im Sütra) bedeutet hier: 'wenn man — aus- 
drücken wiir und weist auf den im gewöhnlichen Leben bräuch- 
lichen Sinn hin. Darum wird Ergreifen, Schlagen, Gegensei- 
tigkeit der Handlung und Kampf, alles dieses als Sinn des 
Compositums aus dem Wort iti erschlossen (in folgender Weise) : 
wenn das mit tatra Bezeichnete ein Ergreifen ist, das mit 
tena Bezeichnete eine Waffe und das mit idam Bezeichnete 
ein Kampf. 'Indem sie einander an den Haaren fassten, 
fand dieser Kampf statt = kegäJcegi, Tcacähaci dass. 'Hier 
fand ein Kampf statt, wobei sie mit Stöcken auf einander 
losschlugen' = daridädandi, musalämusali 'Keule gegen 
Keule'. Nach ic karmavyatihäre (V, 4, 127) tritt ic (-i) ans 
Ende des Compositums, und dieses ist indeclinabel (vgl. 11, 
1, 17). Nach anyeshäm api drigyate (VI, 3, 137) haben wir 
Länge (des Auslauts) im Vordergliede. Warum der Zusatz 
5ar%e 'zwei gleichlautende'? halaig ca musalaig ca prahfüya 
idarjfi ytiddham vfittam 'sie kämpften, mit Pflugscharen und 
Keulen auf einander losschlagend', 



71 



tena saheti tulyatjoge (28) 

Die Lautgruppe saha 'mit' wird, wenn gleiche Bezie- 
hung (zur Handlung) ausdrückend, tena, d. h. mit einem 
auf Instrumental endenden Nomen zusammengesetzt, und 
das Compositum ist ein Bahuvrihi. saha putrenägaiah 'er 
ist mit seinem Sohne gekommen' = sapiUrahK sacchättrah 
'mit seinem Schüler'. saJcarmaJcarah 'mit seinem Knecht'. 
Warum: bei gleicher Beziehung auf die Handlung? sahaiva 
dagabhih putrair bhäram vahati gardabhi 'mit ihren zehn 
Jungen trägt die Bürde die Eselin'. 'Begleitet von ihren 
zehn Jungen trägt sie die Bürde' ist der Sinn. Wie ver- 
hält es sich mit sakarmaTcah 'mit Object versehen, transitiv', 
salomakah 'behaart', sapakshakah 'geflügelt' u. a.? Denn 
nicht wird hier gleiche Beziehung aufs Verbum verstanden. 
Was denn? Die blosse Existenz (von karman, loman etc.). 
Für die meisten Fälle gilt eben die nähere Bestimmung 
tulyayoge, aber auch ohne diese kommt (zuweilen) ein Compo- 
situm vor. 

^ sa für saha nach VI, 3, 82. 

carthe dvandvah (29) 

anekam 'mehr als eins' gilt fort. Mehrere Nomina, die 
zu einander im Sinne von 'und' stehn, werden zusammen- 
gesetzt, und Dvandva heisst das Compositum. Die Bedeu- 
tungen von 'und' sind 1. samuccaya, Verbindung von (zwei 
oder mehreren) Begriffen, die mit einander nichts zu thun 
haben, aber zu ein und derselben Handlung in Beziehung 
stehn ^; 2. anväcaya, Verbindung von Begriffen, die mit 
einander nichts zu thun haben und zu verschiedenen Hand- 
lungen in Beziehung stehn ^; 3. üaretarayoga , Verbindung 
von zusammengehörigen Begriffen, wobei aber die Individua- 
lität jedes von ihnen gewahrt bleibt; 4. samähara, Zusam- 
menfassung von zusammengehörigen Begriffen zu einer Ein- 
heit^. Hierbei giebt es iji den Bedeutungen sa/muccaya und 



72 



anväcaya kein Compositum, weil bei diesem die Begriffe 
nicht logisch verbunden sind (11, 1, 1). In den Bedeutungen 
itaretarayoga und samähära wird die Composition gelehrt. 
plaJcshag ca nyagrodhaQ ca 'Ficus infectoria und Ficus in- 
dica' = plakshanyagrodhau, dhavag ca khadirag ca palägag 
ca 'Grislea, Mimose und Butea' = dhavakhadirapalägäh, vä- 
ktvacam 'Rede und Haut**, vägdrishadam 'Rede und Mahl- 
stein'*. Die Stellen, wo Dvandva vorkommt, sind dvandve 
ca (I, 1, 31) u. a. 

^Beispiel (aus der Siddhäntakaum.): igvaram gurum ca 
bhajasva 'glaube an Gott und an deinen Lehrer'. 

* Beispiel: bhikshäm ata gäm cänaya 'geh jetzt nach Al- 
mosen und dann hole die Kuh herein'. 

^ Itaretarayoga und Samähära unterscheiden sich ausser- 
lieh durch verschiedenen Numerus. 

*Vgl. V, 4, 106. 

upasarjanam pürvam (30) 

samäsah (in II, 1, 3) gilt fort. Was den Namen upa- 
sarjana 'Accedens' führt, ist im Compositum als voranste- 
hend zu verwenden. Das als voranstehend Lehren hat den 
Zweck, die Verwendung als Hinterglied abzuwenden. Denn 
(ohne diese Regel) würde keine Beschränkung existiren. 
(Z. B.) dvitlyü 'ein Accusativ' (in II, 1, 24): kashtagrüd^ 
'ins Unglück geraten', trittyä 'ein Instrumental' (II, 1, 30): 
ganktääkhandah 'mit der Zange verwundet'. caturtM 'ein 
Dativ' (II, 1, 36): yüpadäru 'Holz für einen Opferpfahl', 
pancaml 'ein Ablativ' (II, 1, 37): vrikabhayam 'Furcht vor 
Wölfen', shashthl 'ein Genitiv' (II, 2, 8): räjapurushah 'der 
Diener des Königs', saptaml 'einLocativ' (II, 1, 40): dksha- 
gaundah 'ein Würfelnarr '^ 

^Nach I, 2, 43 ist immer dasjenige der beiden zusam- 
menzusetzenden Glieder als Accedens zu betrachten, welches 
im Sütra durch einen Nominativ bezeichnet wird. Man be- 
greift jetzt ohne weiteres, warum sich aus II, 1, 6 ac^istri^ 



73 



aus II, 1, 9 dagegen gäkaprati, aus II, 1, 11 wieder apatrir 
gartam ergiebt. 

räjadantädishu param (31) 

Während sich sonst Voranstellung ergeben würde, be- 
wirkt diese Regel Verwendung an zweiter Stelle. Bei den 
mit räjadanta beginnenden ist das Accedens als Hinterglied 
zu verwenden. Das Setzen an zweite Stelle wird als Aus- 
nahme gelehrt nicht allein für das Accedens, sondern auch 
für jede andere Voransteliung , die in den verschiedenen 
Regeln (32 fgg.) gelehrt wird, dantänäm räja 'der König 
der Zähne' = räjadantah *der Künigszahn\ vanasyägre *vor 
dem Walde' = agrevatiam. Aus der Niedersotzung in dieser 
Form ergiebt sich der Nichtabfall (der Locativendung). 

räjadantah 'Eckzahn, Augenzahn\ 

agrevanam 'vor dem Walde \ 

liptaväsitam 'Parfümiren und Salben \ 

nagnamushitam 'nackt ausgeplündert, das Nacktaus- 
plündern'. 

siktasammrishtam 'Fegen und Besprengen*. 

hhrishtaluncUam 'Rupfen und Braten '^ 

avoMinnapakvam * weichgekocht'. 

arpitotam 'Weben und Fertigmachen' ^ 

uptagädham 'tiefgesät'. 

(Bei den vorangehenden von Uptaväsüam an) steht das 
zeitlich Frühere an zweiter Stelle (gegen II, 1, 49.) 

ulükhalamusalam 'Mörser und Keule'. 

tandulaMnvam 'Reis und Hefe'. 

drishadupalam 'der untere und der obere Mühlstein' ^ 

Äratväyanihandhakl 'der Sohn des Äratva und Bandha- 
ki'^ 

Oitraraihahälhtkam 'die Citraratha's und Bälhika's'. 
AvantyoQmakam 'die Avanti's und die Agmaka's'*. 
Qüdräryam 'Arier und Qüdra's'. 
snätäkaräjänau 'der Snätaka und der König'. 



74 



VishvaJcsenärjunau 'Vishvaksena und Arjuna\ 

akshibhruvam 'Augen und Brauen \ 

däragavam 'Weib und Herde'. 

gabdärthau 'Wort und Sinn'. 

dharmärthau 'religiöses Verdienst und irdischer Besitz'. 

kämärthau 'Liebe und Besitz'. 

Und bei diesen (dreien) wird Nichtbeschränkung ge- 
wünscht: arthagabdau, arthadharmmi, arthakämau (kann man 
auch sagen). In welcher Weise ist dies zu lehren? 'Bei 
den mit dharma beginnenden beides' (Kätyäyana Vä. 9 zu 
n, 2, 34). 

Vaikärimatam 'der Sohn des Vikära und Mata'. 

gajaväjam 'Elefanten und Rosse'. 

gopälddhämpüläsam 'Hirtenhaus und Stroh werf er '•'^. 

püläsakakararidam 'kleiner Stroh weif er und Korb'. 

sthülapüläsam 'der Dicke und der Strohwerfer' ^ 

uglrahijasinjästham 'U^irabija und Siüjästha' (nach Qä- 
katäyana Namen von zwei Bergen). 

cUräsvätl 'Citrä und Sväti' (die zwölfte und dreizehnte 
Mondstation, Spica und Arctur). 

hhäryäpatl 'Mann und Frau'. 

jäyäpati dass. 

jampatt und dampcUl dass. Für das Wort jäyä wird 
das Eintreten von jam und dam niedergesetzt. 

ptUrapatl 'Mann und Kind'. 

putrapagu 'Kinder und Herde'. 

kegagmagru und gmagrukegau 'Haupthaar und Bart'. 

girobljam 'Anfang und Kern' (eines Spruches etc.)^ 

sarpirmadhunl und madhusarpishl 'Honig und Butter'. 

ädyantau und antädl 'Anfang und Ende'. 

gunavfiddhl und vriddhigunau 'Guija und Vriddhi'. 

^Vgl. Vardharaäna 78. ♦ 

^ Nach den Commentatoren haben drishadupahm und sthü- 
lapüläsam irrtümlich in diesem Gaija Platz gefunden, da die 
Stellung ihrer Glieder schon durch II, 2, 34 bestimmt werde. 



75 



^Vgl. Vardh. 83. Dieses und einige der folgenden 
Composita haben wir vielleicht als Titel von Erzählungen 
zu betrachten. 

^Vgl. Vardh. 82. 

5 Vgl. Pan. III, 3, 117 und Vardh. 81. Vielleicht ent- 
halten dieses und die beiden folgenden Composita Namen 
von Bergen oder Gestirnen. 

^ ?Vardh. 80 liest dafür giroviju und erklärt dieses als 
'Kopf und Hals' oder 'Kopf und Schulter". Falsch wäre die 
Conjectur girogrlvam, da dieses völlig regelmässig gebildet, 
also hier nicht am Platze ist. 

dvandve ghi (32) 

purvam 'vorn"* gilt fort. In einem Dvandvacompositum 
ist ein auf ghi^ endendes Nomen als Vorderglied zu ver- 
wenden. Patuguptau 'Patu und Gupta'. Mriduguptau "Mxidxi 
und Gupta\ 

Wo sich für mehrere die Möglichkeit des Voranstehns 
ergiebt, tritt dadurch für eines Beschränkung ein, die Stel- 
lung der übrigen aber bleibt unbeschränkt (vgl. Kätyäyana 
Vä. 2 zu II, 2, 34). PatumriduguJcläh oder Pafuguklamrida' 
vdh 'Patu, Myidu und Qukla\ 

Warum: in einem Dvandva? vispashtapatuh *von offen- 
kundig scharfem Geschmack \ 

^D. h. ein Nomen auf -i oder -w. Die genaue Defini- 
tion s. I, 4, 7—9. 

ajädyadantam (33) 

'Im Dvandva' gilt fort. Eine mit Vocal beginnende, 
mit kurzem ^ a schliessende Lautgruppe ist im Dvandva- 
compositum als Vorderglied zu verwenden. ushtraJcharam 
*Kameel und Esel', ushtragagakam *Kameel und Häs'chen'. 
Bei mehr als zwei Gliedern findet keine Beschränkung statt. 
agvarathendräh oder Indrarathägväh 'Indra, der Wagen und 
das Pferd', 



76 



Im Dvandva steht ein mit Vocal beginnendes, mit kur- 
zem a schliessendes Nomen vor einem ghi infolge des Gegen- 
verbotes ^ (Kätyäyana Vä. 5 zu II, 2, 36). Indrägni ^Indra 
und Agni\ Indraväyü 'Indra und Väyu\ 

Wozu ist (im Sütra) das a mit t dahinter verfügt wor- 
den? (Weil die Regel nicht gilt für Nomina auf lang a, 
z. B.) agvävrishau oder vrishägve 'Hengst und Stute\ 

' Vgl. Pan. I, 1, 70. 

»Vgl. Pan. I, 4, 2. 

alpäctaram (34) 

'Im Dvandva"* gilt fort. Eine aus weniger Silben be- 
stehende Lautgruppe ist im Dvandvacompositum als Vorder- 
glied zu verwenden, plakshag ca nyagrodhag ca *Ficus in- 
fectoria und Ficus indica' = plakshanyagrodhau. dhavakha- 
dirapalägäh 'Grislea, Mimose und Butea\ Bei mehreren 
keine Beschränkung: gankhadundubhivmäh oder mitä^ailMa- 
dundubhayah 'Muschel, Trommel und Laute\ 

Bei Jahreszeiten und Mondhäusern sind gleichsilbige 
nach ihrer natürlichen Aufeinanderfolge zu ordnen (vgl. 
Kätyäyana Vä. 3). hemantagigiravasantäh 'Winter, kühle 
Zeit und Frühling", citräsvätl 'Citrä und Sväti' (die zwölfte 
und dreizehnte Mondstation, Spica und Arctur). JcrtUiMro- 
hifiyau 'Krittikä und Rohii^r (die erste und zweite Mond- 
station, Plejaden und Hyaden). Warum: gleichsilbige? grt- 
shmavasantau 'Frühling und Sommer'. 

Es ist zu sagen: ein Nomen mit leichten Silben tritt 
nach vorn (vgl. Kätyäyana Vä. 5). kugakägam 'Poa und 
Saccharum'. garagädam 'Rohr und Gras\ 

'Und das höher Geehrte tritt voran' ist zu sagen (vgl. 
Kätyäyana Vä. 4). mätäpitarau 'Mutter und Vater\ grad- 
dhämedhe 'Glaube und Opfer', dlkshätapasl 'Weihe und 
Busse'. 

Die Kasten sind nach ihrer natürlichen Reihenfolge za 
ordnen (vgl. Kätyäyana Vä. 6). hrähmanakshahriyavitgüdrak^ 



7? 

'Klerus, Adel, Volk und Unfreie'. Der Zusatz 'gleichsilbige* 
gilt hierbei nicht. 

Und das Vorangehn des älteren Bruders ist zu lehren 
(vgl. Kätyäyana Vä. 7). Yudhishthirärjunau * Yudhishthira 
und Arjuna\ 

Es ist zu lehren das Vorangehn der kleineren Zahl 
(vgl. Kätyäyana Vä. 8). dvüräh 'zwei oder drei' tricaturäh 
'drei oder vier\ navatigatam 'hundertundneunzig'. 

saptamtvigeshane bahuvrlhau (35) 

Da im Bahuvrihi jedes Glied Accedens ist (vgl. 30 Anm.), 
so würde sich dafür keine Beschränkung ergeben, darum 
folgt diese Regel der Beschränkung wegen. Ein Locativ 
und eine nähere Bestimmung sind im Bahuvrihicompositum 
als Vorderglied zu verwenden, kanthekälah 'an der Kehle 
schwarz', urasilomä 'an der Brust behaart'. Nähere Be- 
stimmung: cüraguh 'der bunte Kühe hat', gabalaguh 'der 
gefleckte Kühe hat'. 

Pronomina und Zahlworte sind (als vorangehend) hin- 
zuzufügen (vgl. Kätyäyana Vä. 1). sarvagvetah 'ganz weiss'. 
sarvakrishnah 'ganz schwarz'. dviguJclah 'mit zwei weissen 
Flecken', dvikrishnah 'mit zwei schwarzen Flecken'. Wenn 
diese beiden (Pronomen und Zahlwort) untereinander in 
Frage kommen, so tritt das Zahlwort voran, weil es (im 
Värttika) an zweiter Stelle steht ^ dvymyah 'selbdritt'. 
tryanydh 'selb viert'. 

priya 'lieb' tritt optioneil voran (vgl. Kätyäyana Vä. 2). 
gudapriydh oder priyagiidah 'ein Zuckerfreund'. 

Während sich für den Locativ (aus dem Sütra) das 
Voranstehn ergiebt, folgt bei gadu 'Kropf, Auswuchs' 
u. s. w. der Locativ nach (vgl. Kätyäyana Vä. 3). ga^uka- 
nthah 'einen Kropf am Halse habend', ga^ugiräh 'einen 
Auswuchs am Kopfe habend'. Wie verhält es sich mit 
vahegaduh 'einen Höcker auf der Schulter habend'? Man 



78 



muss erklären, dass auch die (aus dem Sütra) sich erge- 
bende Stellung (durch das Värttika) nicht aufgehoben wird 
(d. h. dass beide Stellungen richtig sind). 
' Vgl. I, 4, 2. 

nishthä (36) 

Und ein Participium Praeteriti ist im Bahuvrihicompo- 
situm als Vorderglied zu verwenden, kritakatah 'von dem 
die Matte gemacht worden ist\ bhihshitabhikshah^ *der um 
Almosen gebettelt hat\ avamuktopänatkah 'der seine San- 
dalen abgelegt hat\ ahütasubrdhmanyah 'der die Einla- 
dungsformel gerufen hat\ Nun ist doch aber das Partici- 
pium Praeteriti auch eine nähere Bestimmung (fällt also 
schon unter 35)? Dies bildet keine Beschränkung, da hier 
das Vorhandensein von näherer Bestimmung und näher Be- 
stimmtem von dem Willen des Sprechers abhängt. (Denn) 
man kann auch auflösen: kate kritam anena 'er hat an der 
Matte gearbeitet\ 

Bei der Lehre von der Voranstellung des Participium 
Praeteriti muss es heissen: es steht nach einem Gattungs- 
wort, einer Zeitbezeichnung und einem Worte des Ga^a su- 
khädi^ (Kätyäyana Vä. 1). gärngajagdU 'eine die Qärnga- 
Fleisch gegessen hat', paländubhakshitl 'eine Zwiebelesse- 
rin' ^ mäsajätah 'einen Monat alt', samvatsarajätah 'ein 
Jahr alt', sukhajätah 'einer, dem Freude zuteil geworden 
ist. duhkhajätah 'einer, dem Leid widerfahren ist'. Wie 
steht es nun mit kritakatah 'der eine Matte gemacht hat', 
bhuktatidanah 'der Reis gegessen hat'? (da kata und odana 
auch Gattungsworte sind.) Man muss erklären u. s. w. (wie 
in 35). 

Und es ist zu sagen: nach Worten, die eine WaflFe 
bedeuten, folgen Participium Praeteriti und Locativ nach 
(vgl. Kätyäyana Vä. 4). asyudyatah 'mit erhobenem 
Schwerte', dandapänih 'mit einem Stock in der Hand'. 
Wie erklärt man dann tidyatagadah 'mit erhobener Keule', 



79 

udyatäsih *mit erhobenem Schwert'? Man muss erklären 
u. s. w. (wie oben). 

^ Die Ausgabe liest bhikshüabhikshih. 

2S. VI, 2, 170. 

^ Diese Beispiele sind im Fem. gegeben, um daran zu 
erinnern, dass in diesem Falle nach IV, 1, 53 das Fem. 
auch auf i lauten kann. S. Panini S. 110. 

vähitägnyädishu (37) 

Während sich durch die Regel nishthä (36) das Voran- 
stehn ergeben würde, wird hier die Alternative gelehrt. Bei 
den mit ähitägnih beginnenden ist das Participium Praeteriti 
Optionen als Vordei'glied zu verwenden. 

agnyähitah oder ähitägnih 'einer, der das heilige Feuer 
angelegt hat\ 

jätaputrah oder ptUrajätah *dem ein Sohn geboren wor- 
den ist\ 

jätadantah 'bei dem die Zähne gekommen sind\ 

jätagmagruh 'dem der Bart gewachsen ist'. 

tailapUah 'einer, der Sesamöl getrunken hat'. 

ghrüapUdh 'einer, der Ghee getrunken hat'. 

üdhabhäryah 'der ein Weib genommen hat*. 

gatärthah 'zwecklos'. 

Und dies ist ein Äkfitigatia (vgl. Anm. 2 zu II, 1, 56). 
Darum sind gadukanthah 'einen Kropf am Halse habend' und 
die übrigen eben hier zu suchen. 

Tcadäräh karmadhäraye (38) 

Während für die Eigenschaftsworte, da sie nähere Be- 
stimmungen sind, das Voranstehn sich ergäbe (aus II, 1, 
57), wird die Alternative gelehrt, kadära und die darauf- 
folgenden Worte sind im Karmadhärayacompositum ^ optioneil 
als Vorderglieder zu verwenden, kadärajaiminih oder Jaimi- 
nikadärah 'der lohfarbene Jaimini'. 



80 



Jcadära 'lohfarben\ gadula 'backlig\ J:d«?a 'einäugig' 
Jchanja Miinkend\ huntha 'stumpf. Jchanjara wohl = JUb- 
nja. khalati 'kahr. gaura 'gelb\ vfiddha 'alt\ hhikshuka 
'religiöser Bettler \ pitigala 'rotbraun', tanu 'dOnn\ vata- 
ra 'einfältig'^. 

Warum: im Karmadhäraya? (Im Bahuvribi ist die 
Stellung dieser Worte nicht unbeschränkt, z. B.) ka^rapu- 
rusho grämah 'ein Dorf mit lohfarbenen Bewohnern'. 

^Karmadhäraya heissen nach I, 2, 42 die in II, 1, 
49 —72 behandelten Tatpurusha. 

^ Ich lasse hier die Beispiele Vardhamäna's (89. 90) mit 
seinen Lesarten folgen: Jccidärajaiminihy gadulagälavdh^ känor 
dronahj khafijavätsyah (Patanjali khandavätsyäh), kufitamäntih, 
khalatikhärapäyanah, gauragotamah, vriddhamanuh, bhikshuka- 
däkshih, pingälamändavydh, tantärinabinduh, batharacchäfidasah. 



So lautet in der von Jayäditya verfassten Kä- 
Qikä Vritti des zweiten Buches zweites Kapitel. 










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